Mit nur 11 Weinbaudörfern und 1.800 Hektar ist das Priorat eine <strong>der</strong> kleinsten Weinbauregionen Spaniens. Hier „hinter den Bergen“ entstehen interessante Weine für freunde des Außergewöhnlichen. Die Region liegt nur zwei Autostunden von <strong>der</strong> pulsierenden Metropole Barcelona entfernt. Und doch glaubt man, auf einem an<strong>der</strong>en Planeten zu sein. Die Landschaft ist rau, gebirgig, im Sommer unerträglich heiß, im Winter unwirtlich, bis auf wenige Dörfer menschenleer. Und dennoch: Aus dem Priorat kommen einige <strong>der</strong> besten Weine Spaniens. 1194 gründeten Kartäuser-Mönche hier das Kloster Priorat d’Escaladei, das <strong>der</strong> ganzen Region ihren Namen gab, und machten das Priorat im Mittelalter zu einem <strong>der</strong> wichtigsten Weinbaugebiete Spaniens. Jahrhun<strong>der</strong>te später ließen zwei Ereignisse diese Blüte welken: 1835 verließen die Mönche auf politischen Druck hin die Gegend, und 60 Jahre danach vernichtete die Reblaus 17.000 Hektar Weinbaufläche: Heute umfasst die DOC-Region Priorat nur 1.800 Hektar. Ende <strong>der</strong> 1980er-Jahre wurde das mystische, von Mönchen und Klöstern geprägte, dennoch gottverlassen scheinende Priorat von jungen, „zugereisten“ Winzern aus dem langen Dornröschenschlaf geweckt. Sie erkannten das enorme Potenzial, das in den Böden und in den bis zu 100 Jahre alten Garnacha- und Versteckt, dennoch weltweit bekannt: das Priorat Carineña-Reben steckte, bauten kleine Weingüter, brachten neues, französisch inspiriertes Wein-Denken mit, konzentrierten sich auf kleine Mengen und hohe Qualität. Sie pflegten die alten und bepflanzten neue Weingärten, führten Stahltankgärung und das Barrique zur Reifung und Verfeinerung <strong>der</strong> Weine ein: Gab es bis 1990 im Priorat nur eine einzige flaschenfüllende Bodega, sind es heute mehr als 40. Die Weinberge liegen auf sonnigen Hängen bis in 1.000 m Höhe und sind häufig terrassiert. Das Klima ist heiß und trocken – mit 3.000 Sonnenstunden pro Jahr. Große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sorgen für den Aromareichtum <strong>der</strong> Trauben. Der Boden ist karg, besteht hauptsächlich aus Schiefer („Llicorella“), verwittertem Vulkangestein und Quarz – ideal für den Weinbau. Die Priorat-Weine zählen auf Grund dieses Terroirs, <strong>der</strong> Qualität, intensiver Handarbeit, alter Weinstöcke, oft extremer Ertragsbeschränkung und entsprechend geringer Mengen zu den gefragtesten Spaniens: reif, aromareich, würzig, konzentriert, dabei mineralisch – und sehr lange lagerfähig. 17
Das Betongewölbe ahmt das Innere eines Holzfasses nach: im Barrique-Keller von Alvaro Palacios in Gratallops, Priorat.