FRATERNITAS - Ordo Fratrum Minorum
FRATERNITAS - Ordo Fratrum Minorum
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<strong>FRATERNITAS</strong><br />
Dt. XLII. Nr. 150 — OFM Rom — E-Post: rbahcic@ofm.org — 01. 01. 2009<br />
<strong>FRATERNITAS</strong> | OFM | DOCUMENTI | ALBUM<br />
Auf dem Weg zum Generalkapitel 2009<br />
W<br />
ir befinden<br />
uns in der<br />
Phase der<br />
unmittelbarenVorbereitung<br />
auf<br />
das Generalkapitel und der Generalminister<br />
hat inzwischen seinen Bericht<br />
fertig gestellt, der nun übersetzt<br />
und dann an die Mitglieder des<br />
Generalkapitels 2009 und an den<br />
gesamten Orden verschickt werden<br />
muss.<br />
Wie das Generaldefinitorium entschieden<br />
hat, soll der Bericht des<br />
Ministers als Instrumentum Laboris<br />
für das Kapitel dienen. In den kommenden<br />
Monaten werden alle Kapitulare<br />
dazu aufgefordert, ihn zu lesen<br />
und zu studieren, um dann seine<br />
Inhalte auf dem Kapitel diskutieren<br />
zu können. Der Bericht besteht aus<br />
fünf Teilen:<br />
Die Präsentation des für dieses Generalkapitel<br />
gewählten Themas: unser<br />
Auftrag der Evangelisierung als<br />
Minderbrüder.<br />
Wie sind die Vorschläge realisiert<br />
Termine des<br />
Generalministers<br />
► 6. Januar: Erscheinung des<br />
Herrn, Santa Maria in Aracoeli, Rom.<br />
► 7. bis 9. Januar: Besuch in der<br />
Provinz „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“<br />
(Albuquerque, USA).<br />
► 12. bis 16. Januar: Tempo forte<br />
des Definitoriums in der Generalkurie<br />
in Rom.<br />
► 16. Januar: Fest der Universität<br />
und des Großkanzlers in der PUA in<br />
Rom.<br />
► 19. bis 24. Januar: Treffen mit<br />
den neuen Provinzialministern in der<br />
Generalkurie in Rom.<br />
► 27. bis 29. Januar: Besuch in<br />
der Römischen Provinz von den Heiligen<br />
Aposteln Petrus und Paulus.<br />
und die Aufträge, die das Generalkapitel<br />
2003 dem Generalminister und<br />
dem Generaldefinitorium anvertraut<br />
hat, in die Tat umgesetzt worden?<br />
Wie haben der Generalminister und<br />
das Generaldefinitorium ihren Einsatz<br />
der Animation und der Leitung<br />
des Ordens im zurückliegenden Sexennium<br />
erlebt?<br />
Wie ist die heutige Lage des Ordens<br />
im Lichte der Prioritäten für das Sexennium,<br />
unter besonderer Berücksichtigung<br />
der missionarischen und<br />
der evangelisierenden Dimension<br />
unserer Berufung?<br />
Einige Vorschläge für die Zukunft.<br />
Sobald der Bericht übersetzt ist, wird<br />
er die Gelegenheit bieten können,<br />
über den Weg des Ordens nachzudenken<br />
in seiner Dimension der Bruderschaft,<br />
die zur Verkündigung des<br />
Evangeliums berufen ist, in einem<br />
universalen und gleichzeitig lokalen<br />
Horizont. Die Lektüre und das Studium<br />
des Berichtes in den Entitäten<br />
wird besonders wichtig sein, um sich<br />
in jeder Gemeinschaft des Ordens<br />
auf engagierte Weise an der Vorbereitung<br />
auf das Generalkapitel zu<br />
beteiligen.<br />
Eine neue Fraternität im<br />
Kolleg St. Isidor in Rom<br />
E<br />
ine neue Fraternität im<br />
Kolleg St. Isidor in Rom:<br />
Am 18. Dezember 2008 hat<br />
der Generalminister, Fr. José<br />
Rodríguez Carballo, im Anschluss an<br />
die Vesper die renovierten Räume<br />
des Kollegs St. Isidor in Rom gesegnet<br />
und damit die neue Fraternität<br />
von St. Isidor offiziell eröffnet. Die<br />
Brüder von Grottaferrata, die berühmten<br />
Herausgeber von Quaracchi<br />
oder vom Kolleg St. Bonaventura,<br />
sind, zusammen mit der Bibliothek,<br />
in dieses neue Forschungszentrum<br />
mit großzügigen Räumlichkeiten zum<br />
Studium und zum wissenschaftlichen<br />
Forschen im Zentrum von Rom umgezogen.<br />
„<br />
Die Armut bekämpfen,<br />
den Frieden schaffen<br />
Wie mein verehrter Vorgänger<br />
Johannes Paul II. bereits<br />
betont hat, offenbart<br />
die Globalisierung «eine ausgeprägte<br />
Charakteristik der Ambivalenz» und<br />
muss deshalb mit umsichtiger Klugheit<br />
gelenkt werden. Zu dieser Form von<br />
Klugheit gehört es auch, vorrangig die<br />
Bedürfnisse der Armen der Erde zu<br />
berücksichtigen, indem der Skandal<br />
des bestehenden Missverhältnisses<br />
zwischen den Problemen der Armut<br />
und den Maßnahmen, welche die Menschen<br />
vorsehen, um ihnen entgegenzutreten,<br />
überwunden wird. Das Missverhältnis<br />
besteht sowohl auf kultureller<br />
und politischer als auch auf geistiger<br />
und ethischer Ebene. Man bleibt nämlich<br />
oft bei den äußeren und praktischen<br />
Ursachen der Armut stehen,<br />
ohne zu denen vorzudringen, die im<br />
menschlichen Herzen wohnen wie die<br />
Habgier und die Begrenztheit der Horizonte.<br />
Die Probleme der Entwicklung,<br />
der Hilfen und der internationalen Zusammenarbeit<br />
werden manchmal ohne<br />
eine wirkliche Einbeziehung der Menschen<br />
als rein technische Fragen angegangen,<br />
die sich in der Planung von<br />
Strukturen, im Abschluss von Tarifverträgen<br />
und in der Bereitstellung anonymer<br />
Finanzierungen erschöpfen. Die<br />
Bekämpfung der Armut ist dagegen auf<br />
Männer und Frauen angewiesen, die<br />
zutiefst die Mitmenschlichkeit praktizieren<br />
und fähig sind, Einzelpersonen,<br />
Familien und Gemeinschaften auf Wegen<br />
authentischer menschlicher Entwicklung<br />
zu begleiten.“ (13)<br />
(Botschaft Seiner Heiligkeit Benedikt XVI.<br />
zum Weltfriedenstag, 1. Januar 2009)<br />
Regulam sanctam approbavit et<br />
penitentiam predicare mandavit!
Regula et vita <strong>Minorum</strong> <strong>Fratrum</strong> haec est, scilicet Domini nostri Jesu Christi sanctum Evangelium observare (RB I,1)<br />
M<br />
ein Name ist Juan Oliver Climent.<br />
Ich gehöre zur Provinz<br />
von Valencia, Aragón und den<br />
Balearen (Spanien) und bin seit vier Jahren<br />
Bischof des Apostolischen Vikariats<br />
von Requena, das von der Provinz vom<br />
hl. Franziskus Solanus in Peru betreut<br />
wird. Das Vikariat von Requena, das im<br />
Nordosten Perus liegt, im so genannten<br />
Amazonasbecken, umfasst eine Fläche<br />
von 80.000 km 2 und zählt etwa 170.000<br />
Einwohner. Die einzigen Kommunikationswege<br />
bilden die zahlreichen Flüsse,<br />
die das Territorium durchziehen. Es gibt<br />
Mgr. Juan Oliver Climent OFM erzählt<br />
viele Schwierigkeiten und Herausforderungen,<br />
die jeden Tag in Angriff genommen<br />
werden müssen: die extreme Armut,<br />
die fehlenden Kommunikationsmittel,<br />
die geringen Aussichten auf Arbeit,<br />
der Anstieg der Bevölkerung und die<br />
Entfernung zwischen den Siedlungen.<br />
Mein Tagesprogramm ist reich an vielfältigen<br />
Verpflichtungen im Dienst der Mission,<br />
besonders im Bereich der Erziehung<br />
und der sozialen Pastoral. Ich nehme<br />
am Leben der Gruppen und der Pfarreien<br />
teil und begleite die Besuche der<br />
Missionare in den Ortschaften.<br />
Als die Kirche mir diese Mission übertragen<br />
hat, war es eines meiner ersten Anliegen,<br />
Gott zu danken, da er mir die<br />
Möglichkeit gegeben hat, als Minderbruder<br />
unter den Ärmsten zu leben und die<br />
Freude dessen zu erfahren, der die franziskanische<br />
Lebensform gewählt hat und<br />
diese konsequent leben will. Als Bischof<br />
und Minderbruder hoffe ich, dass dieses<br />
Spanien - Versammlung des Internationalen<br />
Rates für Ausbildung und Studien<br />
V<br />
om 24. November bis 3. Dezember<br />
2008 fand in Murcia (Spanien) die<br />
12. Versammlung des Internationalen<br />
Rates für Ausbildung und Studien statt.<br />
Gastgeber waren die Franziskanerprovinz<br />
von Cartagena und das Theologische Institut<br />
von Murcia, das der PUA angegliedert ist.<br />
Das Thema, das die 14 Delegierten der Konferenzen<br />
und die Leiter von einigen franziskanischen<br />
Studienzentren beschäftigt hat,<br />
die zu dieser Versammlung eingeladen waren,<br />
war das Zusammenspiel von Grundausbildung<br />
und Studium. Auf der Grundlage der<br />
Referate der Delegierten und nach Anhören<br />
einiger Experten nahm man eine vertiefte<br />
Analyse der Schwierigkeit vor, mit der unsere<br />
Gesellschaften heute den jungen Generationen<br />
das Wissen vermitteln, und der Notwendigkeit<br />
einer neuen Synthese von Gebet,<br />
Studium und Praxis für unser franziskani-<br />
sches Leben. Darüber hinaus wurde die Bedeutung<br />
der franziskanischen intellektuellen<br />
Tradition vertieft, die auf lebendige und<br />
zeitgemäße Art zu vermitteln ist, sowie das<br />
Wachstum, das in vielen Entitäten des Ordens<br />
in der für alle Brüder, ob laikaler oder<br />
priesterlicher Option, gemeinsamen franziskanischen<br />
Ausbildung nach dem Noviziat<br />
noch gefördert werden muss. Die Versammlung<br />
des Rates fand in einem Klima der Brüderlichkeit<br />
und der engagierten Mitarbeit<br />
aller statt, zugunsten einer Dimension, die<br />
immer notwendiger wird, um das Evangelium<br />
in unserer Welt zu verkünden, fähig zur Begegnung<br />
mit den Kulturen und den Männern<br />
und Frauen anderer religiöser Glaubensüberzeugungen.<br />
In Kürze werden die Akten der<br />
Versammlung des Rates veröffentlicht und<br />
den Entitäten zugeschickt.<br />
Siehe: http://www.ofm.org<br />
Jalisco (Mexiko) – 100-jähriges Provinzjubiläum<br />
D ie<br />
Minderbrüder der Provinz vom hl.<br />
Franziskus und vom hl. Jakobus in<br />
Mexiko haben im Jahr 2008 das 100jährige<br />
Jubiläum der Gründung ihrer Provinz<br />
gefeiert, mit verschiedenen Veranstaltungen<br />
an unterschiedlichen Orten der Provinz.<br />
Am feierlichen Abschluss der Zentenarfeier,<br />
der vom 6. bis 8. Dezember 2008 im Kloster<br />
„Unsere Liebe Frau von Zapopan“ stattfand,<br />
nahmen außer zahlreichen Brüdern der Provinz<br />
der Generalminister, Fr. José Rodríguez<br />
Carballo, die Generaldefinitoren, Fr. L. Cabre-<br />
ra und Fr. I. Muro, Kardinal Don Juan Sandoval<br />
Iñiguez, Erzbischof von Guadalajara,<br />
verschiedene Bischöfe, die Provinzialminister<br />
der mexikanischen Provinzen, die Ordensfrauen,<br />
der OFS und zahlreiche Laien teil.<br />
Zum Abschluss der Feier lud der Provinzialminister,<br />
Fr. Antonio González Porres, die Anwesenden<br />
dazu ein, Dank zu sagen für all die<br />
Gunsterweise, die die Provinz in diesen 100<br />
Jahren vom Herrn, dem Spender aller guten<br />
Gaben, erhalten hat.<br />
Volk ein immer würdigeres und menschlicheres<br />
Leben erringt. Das „Personal“ ist<br />
knapp, vor allem, wenn man die Bedürfnisse<br />
und die Entfernungen berücksichtigt.<br />
Denn wir sind nur sieben Priester<br />
(sechs Franziskaner), sechs Ordensbrüder<br />
(zwei Franziskaner und vier La-Salle-<br />
Brüder) und 23 Franziskanerinnen. Wir<br />
Franziskaner, Ordensbrüder und Ordensschwestern,<br />
sind seit der Gründung der<br />
verschiedenen Dörfer präsent und stets<br />
darum bemüht, Wege des Fortschritts<br />
und der Zukunft zu eröffnen. Schließlich<br />
haben wir einen großen Wunsch: dass<br />
der Orden und die Franziskanische Familie<br />
uns weiterhin Brüder und Schwestern<br />
schenkt, um mit uns das Leben und den<br />
Auftrag der Evangelisierung zu teilen,<br />
den die Kirche uns in dieser Region der<br />
Amazonaswälder anvertraut hat.<br />
Siehe Foto<br />
Korea –<br />
Interreligiöser Dialog<br />
V<br />
om 24. bis 29. November 2008<br />
hat sich die Kommission des<br />
Dienstes für den Dialog des Ordens<br />
im Franziskanischen Pastoralzentrum<br />
in Seoul (Korea) getroffen, um ihre zweite<br />
Jahresversammlung abzuhalten.<br />
Die ersten Tage galten dem Thema der<br />
Ausbildung. Es gab verschiedene Referate.<br />
Erwähnung verdienen unter anderen<br />
die Beiträge des Bischofs von Taejon,<br />
Beauftragter der Bischofskonferenz für<br />
den Dialog, von Fr. M. Vallecillo, Leiter<br />
des „Dienstes für den Dialog“, und von Fr.<br />
Tecle Vetrali, von zwei Exponenten der<br />
protestantischen Welt, eines Vertreters<br />
des Schamanismus und von zwei buddhistischen<br />
Mönchen. An dieser Versammlung<br />
nahmen etwa 400 Personen teil, vorwiegend<br />
Mitglieder der franziskanischen Familie<br />
und Vertreter der anderen Konfessionen.<br />
Am 27. und 28. November gab es einen<br />
direkten Kontakt mit der Welt der buddhistischen<br />
Mönche, mit Besuchen in verschiedenen<br />
Klöstern, männliche und weibliche,<br />
darunter im großen Komplex von<br />
Tongdosa und von Bulguksa, der besten<br />
Schule für koreanische Zen-Meditation.<br />
Es war eine beeindruckende Erfahrung<br />
der Weiterbildung und des Einfühlungsvermögens.<br />
Abschließend kann man sagen,<br />
dass wir Franziskaner die Gelegenheit<br />
gehabt haben, die Erfahrung zu machen,<br />
dass es möglich ist, Brücken der<br />
Sympathie und der Zusammenarbeit mit<br />
den Brüdern der buddhistischen Welt zu<br />
bauen.<br />
2<br />
F R A T E R N I T A S
Regula et vita <strong>Minorum</strong> <strong>Fratrum</strong> haec est, scilicet Domini nostri Jesu Christi sanctum Evangelium observare (RB I,1)<br />
Deutschland – Besuch in den Ausbildungshäusern<br />
V<br />
om 8. bis 12. Dezember haben der<br />
Generaldefinitor, Fr. Jakab Várnai,<br />
und der Generalsekretär für Ausbildung<br />
und Studien, Fr. Massimo Fusarelli, den<br />
drei interprovinziellen Ausbildungshäusern<br />
der vier deutschen Provinzen einen brüderlichen<br />
Besuch abgestattet und sich mit den<br />
Auszubildenden und den Ausbildern der jeweiligen<br />
Etappe getroffen. Das Postulat befindet<br />
sich in Berlin mit derzeit sechs Kandidaten.<br />
Das Noviziat ist in Wiedenbrück, im<br />
Nordwesten des Landes, mit zurzeit zwei<br />
Novizen; dieses Haus beherbergt auch das<br />
Zentrum für Berufungspastoral. Für das Juniorat<br />
dient das Haus in Großkrotzenburg als<br />
Bezugspunkt, wo die 12 Einfachprofessen<br />
Franziskanische Literaturhinweise<br />
► Il felice transito del beato Pietro da<br />
Mogliano, Camilla Battista da Varano (Der<br />
glückliche Heimgang des seligen Petrus von<br />
Mogliano, Camilla Battista von Varano),<br />
(bearbeitet von A. Gattucci), Florenz 2007,<br />
170 S.<br />
Zum 550. Geburtstag (1458–2008) der<br />
seligen Camilla Battista von Varano wurde<br />
obiges Buch am 5. Dezember 2008 in Rom<br />
vorgestellt.<br />
Der vorliegende Band enthält die kritische<br />
Edition des zum großen Teil autographischen<br />
Werkes, das die Mystikerin von Camerino<br />
(Italien), die selige Battista von<br />
Varano, für Elisabeth Gonzaga, der Herzogin<br />
von Urbino, an den letzten Lebenstagen<br />
des seligen Petrus von Mogliano geschrieben<br />
hat. Das Buch enthüllt uns eine komplexe<br />
herrschaftliche Welt der zweiten Hälfte<br />
des 15. und der ersten Jahrzehnte des<br />
16. Jahrhunderts und die explosionsartige<br />
Entwicklung der franziskanischen Bewegung,<br />
auf dem Hintergrund der mitreißenden<br />
Redekunst des hl. Bernhardin von Siena.<br />
► VERITATEM<br />
SAPIENTIS<br />
ANIMUS NON<br />
RECUSAT. Testofraticellesco<br />
sulla povertà<br />
contro<br />
Giovanni XXII.<br />
Studio ed edizione<br />
critica,<br />
Filippo Sedda<br />
(Medioevo, 17),<br />
Edizioni Antonianum, Rom 2008, 339 S.<br />
In einem bereits aufgeheizten Klima, aufgrund<br />
der Entscheidungen von Papst Johannes<br />
XXII. (1316-1334), die mit den Hinrichtungen<br />
der franziskanischen Rigoristen auf<br />
dem Scheiterhaufen von Marseille im Jahre<br />
sich regelmäßig mit ihren Ausbildern treffen,<br />
während sie normalerweise in verschiedenen<br />
Häusern der Provinzen leben, wo sie sich<br />
dem Studium widmen oder anderen Aktivitäten<br />
nachgehen. Der gemeinsame Weg in der<br />
Grundausbildung begleitet und erleichtert<br />
den Prozess des Zusammenschlusses der<br />
vier Provinzen zu einer einzigen deutschen<br />
Provinz, der im Jahre 2010 abgeschlossen<br />
sein soll. Die Ausbildung in einem Kontext<br />
starker Veränderungen von Gesellschaft,<br />
Kirche und Orden in diesem Land sieht sich<br />
mit neuen Herausforderungen konfrontiert,<br />
um heute auf neue Art und Weise das Wesentliche<br />
des franziskanisch-evangelischen<br />
Lebens zum Ausdruck zu bringen.<br />
1318 ihren Höhepunkt erreichten, kommt es<br />
zu einer mehr theologischen und gelehrten<br />
Streitfrage. Eine Gruppe von franziskanischen<br />
Dissidenten, die so genannten<br />
„Fraticelli de opinione“ oder Michaelisten,<br />
abgeleitet vom Namen ihres Förderers Michael<br />
von Cesena, vertrat die Meinung, dass<br />
Christus und die Apostel nichts zu Eigen<br />
hatten und über keine Besitztümer verfügten,<br />
sondern in absoluter Armut lebten.<br />
Michael und seine Gefährten (Bonagratia<br />
von Bergamo, Wilhelm von Ockham und<br />
Franziskus von Ascoli), die bei Kaiser Ludwig<br />
dem Bayern in München Unterschlupf<br />
gefunden hatten, begannen ein systematisches<br />
Werk theologischer Anfechtung, der<br />
Anschuldigung der Häresie und der kanonischen<br />
Gesetzwidrigkeit gegen den Papst.<br />
Neben der umfangreichen polemischen<br />
Literatur, die in modernen Editionen noch<br />
nicht veröffentlicht wurde, spiegelt das<br />
Werk Veritatem sapientis diese Debatte<br />
vollständig wider, als Rundbrief, der eine<br />
weite Verbreitung fand in den Kreisen der<br />
franziskanischen Dissidenz. Ihre polemische<br />
Kraft, die sich auf rigorose Weise auf die<br />
mittelalterliche Exegese und auf das Kirchenrecht<br />
stützt, stellt sich als ein vademecum<br />
der Dissidenz selbst dar, unter Bereitstellung<br />
von Argumenten zur Polemik gegen<br />
die zeitliche Macht des Papstes und gegen<br />
den Reichtum einer Kirche, die nicht mehr<br />
den Wert der Armut des hl. Franziskus vertreten<br />
konnte. Die Bedeutung des Werkes<br />
erhält noch eine zusätzliche Bestätigung<br />
durch die Verleihung des anerkannten<br />
„Paul-Sabatier-Preises“, aus eben diesem<br />
Grund, an Filippo Sedda – von der Scuola<br />
Superiore di Studi Medievali e Francescani<br />
der Päpstlichen Universität Antonianum –<br />
anlässlich des Internationalen Kongresses<br />
für franziskanische Studien 2008.<br />
Koper (Slowenien) – 780<br />
Jahre franziskanische<br />
Präsenz<br />
I n<br />
der wichtigsten Stadt des slowenischen<br />
Teils von Istrien, Capodistria<br />
oder Koper, haben sich die Minderbrüder<br />
an zwei Orten niedergelassen: im Kloster<br />
vom hl. Franziskus (1229) und im Kloster<br />
von der hl. Anna (1460). Ersteres wurde<br />
im Jahre 1806 von Napoleon aufgehoben,<br />
während das zweite mehr Glück hatte.<br />
Ungeachtet der verschiedenen Schicksalsschläge,<br />
die das St. Anna-Kloster im Laufe<br />
der Jahrhunderte erlitt, wurde es im Jahre<br />
1919 der Venezianischen Provinz zugeschlagen<br />
und von dieser nach dem zweiten<br />
Weltkrieg an die Provinz von Slowenien<br />
abgetreten, welche es am 28. November<br />
1953 rechtmäßig erwarb. Im Jahre 1954<br />
jedoch hat das kommunistische Regime<br />
von Ljubljana das Kloster beschlagnahmt<br />
und in ein Gefängnis verwandelt. Im Jahre<br />
2004 kam es erneut in den Besitz der slowenischen<br />
Franziskanerprovinz. Der teilsanierte<br />
Konvent ist heute Sitz einer franziskanischen<br />
Fraternität, beherbergt ein<br />
Wohnheim für Studenten und dient als<br />
Kulturzentrum, „Rotunda“ genannt, und<br />
steht für Begegnungen unterschiedlicher<br />
Art zur Verfügung. Siehe Foto<br />
Kurs für Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Integrität der Schöpfung<br />
im April 2009<br />
D<br />
as Büro für Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Integrität der Schöpfung in<br />
Rom bereitet, in Zusammenarbeit<br />
mit der PUA, einen neuen Kurs für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Integrität der<br />
Schöpfung an der Päpstlichen Universität<br />
Antonianum vor, der vom 20. bis<br />
30. April 2009 stattfinden soll.<br />
An den Vormittagen der ersten Woche<br />
sollen praktische Fragen für unsere Aufgabe<br />
als Animatoren für Gerechtigkeit, Frieden<br />
und Integrität der Schöpfung behandelt<br />
werden, während an den Nachmittagen<br />
die theologischen und franziskanischen<br />
Grundlagen der Arbeit für Gerechtigkeit,<br />
Frieden und Integrität der Schöpfung auf<br />
dem Programm stehen.<br />
An den vier Tagen der zweiten Woche soll<br />
ein gründlicheres Studium der Umweltfragen<br />
vorgenommen werden: biblische, theologische<br />
und franziskanische Grundlagen<br />
unseres Interesses für die Umwelt, ein Blick<br />
auf die aktuellen ökologischen Probleme,<br />
wie Klimawandel, Energien, Wasser, Lebensmittel<br />
und Agrar-Brennstoffe, und eine<br />
praktische Reflexion über die Frage, wie<br />
man auf diese Probleme antworten kann.<br />
Nähere Informationen gibt Fr. Vicente Felipe:<br />
vfelipe@ofm.org<br />
3<br />
F R A T E R N I T A S
Regula et vita <strong>Minorum</strong> <strong>Fratrum</strong> haec est, scilicet Domini nostri Jesu Christi sanctum Evangelium observare (RB I,1)<br />
Missionare inmitten der Welt als Minderbrüder, die dem Herrn zugewandt sind<br />
Was verstehen wir unter Mission? Unter den vielen Auffassungen von<br />
Mission möchte ich jene aufgreifen, die uns Don Helder Cámara<br />
anbietet, denn mir scheint, dass diese einige Aspekte der Mission<br />
zusammenfasst. Don Helder Cámara sagt: «Mission bedeutet aufbrechen,<br />
sich auf den Weg machen, alles zurücklassen, aus sich<br />
selbst heraustreten, die Schale des Egoismus aufbrechen, der uns in<br />
unserem Ich gefangen hält; aufhören, uns um uns selbst zu drehen, als ob wir<br />
der Mittelpunkt der Welt und des Lebens wären; uns nicht von den Problemen<br />
der kleinen Welt, der wir angehören, vereinnahmen lassen: die Menschheit ist<br />
viel größer. Mission meint stets aufbrechen, aber nicht viele Kilometer zurücklegen.<br />
Und vor allem, sich für die anderen als Brüder öffnen, sie entdecken und<br />
ihnen begegnen. Und wenn es nötig ist, die Meere zu überqueren und über den<br />
Himmel zu fliegen, um ihnen zu begegnen und sie zu lieben, dann heißt Mission,<br />
bis an die Enden der Erde gehen«. Generalminister OFM<br />
Große und kleine Neuigkeiten<br />
► Indien: zwei neue Entitäten: Vom 29.<br />
November bis 2. Dezember 2008 hat die<br />
Provinz vom hl. Apostel Thomas in Indien<br />
in Palmaner (Andhra Pradesh) ein geistliches<br />
Kapitel gehalten, das vom Generaldelegaten,<br />
Fr. Mathias Doyle, geleitet<br />
wurde. Im Verlauf dieses Kapitels wurden<br />
zwei neue Entitäten errichtet. Die erste,<br />
eine abhängige Kustodie, trägt die Bezeichnung<br />
„Maria, Mutter Gottes“ und<br />
befindet sich im Norden des Landes, die<br />
zweite ist die Fundation vom hl. Franziskus<br />
von Assisi im Nordosten des Landes.<br />
Zum Kustos der Kustodie hat der Generalminister<br />
Fr. Leos Ekka ernannt, zu Mitgliedern<br />
des Rates die Brüder Fidelis<br />
D’Lima, Sushil Beck, Francis Rozario und<br />
Thaddeus Baxla.<br />
Fr. Babu Jose Pamplany wurde zum Präsidenten<br />
der Fundation ernannt, die Brüder<br />
Soosai Raj und Stephen Barla stehen ihm<br />
als Räte zur Seite.<br />
► Versöhnungsstimmung zwischen den<br />
beiden Teilen Koreas: Der Generalminister,<br />
Fr. José Rodríguez Carballo, gab<br />
bekannt, dass im Januar 2009 im Gebiet<br />
von Pyöngyang ein neues „Zentrum für<br />
Friedensdienste“ eröffnet wird, in dem<br />
auch ein Minderbruder mitarbeiten wird:<br />
Fr. Paul Kim Kwon-soon, aus der Franziskanerprovinz<br />
von Südkorea. Das Zentrum<br />
wird mittags eine warme Mahlzeit anbieten<br />
und 1.500 Arbeitern bei der Beschaffung<br />
von Lebensmitteln zur Seite stehen,<br />
die nicht über ausreichende Mittel verfügen<br />
zum Unterhalt ihrer Familien; Fr. Paul<br />
wird sich in erster Linie um die Leitung<br />
einer Ambulanzstation kümmern, die vor<br />
allem den Schwächsten und den Anfälligen<br />
eine kostenlose medizinische Versorgung<br />
anbieten wird. Es handelt sich ohne<br />
Zweifel um ein Zeichen der Solidarität der<br />
Kirche von Südkorea mit den Brüdern im<br />
Norden und um ein positives Signal der<br />
Öffnung der Autoritäten Nordkoreas. Dieses<br />
ist außerdem eine typisch franziskanische<br />
Mission, denn sie enthält viele Elemente,<br />
die für unser Charisma bezeich-<br />
nend sind: Dienst an den Armen, Verkündigung<br />
des Friedens, brüderliche Präsenz<br />
und Annahme des Nächsten. Wenn es sich<br />
auch nur um ein schlichtes Zeichen handelt,<br />
besteht die Hoffnung, dass es mit der<br />
Zeit immer aussagekräftiger wird und dass<br />
ein weiterer Bruder Fr. Paul in dieser Initiative<br />
unterstützen kann, um damit dieser<br />
Mission auch eine wahrhaft brüderliche<br />
Prägung zu verleihen. Wir begleiten dieses<br />
Projekt und seine Entwicklung mit<br />
unserem Gebet und bitten alle, sich uns in<br />
diesem Anliegen anzuschließen: der Herr<br />
möge das Gebet des koreanischen Volkes<br />
erhören, das mit aufrichtigem Herzen um<br />
Frieden, Versöhnung und Einheit bittet!<br />
(siehe auch FIDES)<br />
► Drei Filmreportagen über die franziskanischen<br />
Stätten: Aus Anlass der<br />
800-Jahrfeier des Ordens ist ein Fernsehteam<br />
der TVE (Spanien) nach Italien gereist,<br />
um drei Filmreportagen über die<br />
franziskanischen Stätten zu produzieren,<br />
in Zusammenarbeit mit Fr. Emérito Merino.<br />
Ein Bericht befasst sich mit Greccio, um<br />
an die franziskanische Weihnachtsfeier zu<br />
erinnern, die anderen beiden beleuchten<br />
Assisi und La Verna. Den Abschluss der<br />
Gesamtproduktion bildet ein Interview mit<br />
dem Generalminister in der Kurie.<br />
Die Sendungen dauern jeweils 30 Minuten.<br />
Die Reportage über Greccio wurde<br />
vom zweiten Kanal der TVE am Sonntag,<br />
dem 21. Dezember um 10 Uhr übertragen,<br />
die beiden anderen werden am 1. und 8.<br />
Februar gesendet.<br />
Am 15. Februar wird auch eine heilige<br />
Messe aus der Basilika „San Francisco el<br />
Grande“ in Madrid unter der Leitung des<br />
Generalministers übertragen.<br />
► Neue franziskanische Wege in Europa:<br />
Im Seminar über neue Formen der<br />
Evangelisierung und neue Fraternitäten in<br />
Sendung, das im Jahre 2006 in Assisi<br />
stattfand, war sich die Mehrheit der Teilnehmer<br />
bei der Formulierung von Emp-<br />
fehlungen und Vorschlägen am Ende darüber<br />
einig, dass ein ähnliches Treffen<br />
noch einmal durchgeführt werden sollte.<br />
Bei der Gelegenheit wurde eine Kommission<br />
einberufen, um zusammen mit dem<br />
Generalsekretariat für Evangelisierung<br />
und Mission ein solches Treffen vorzubereiten.<br />
Das zweite europäische Treffen über<br />
neue Formen der Evangelisierung und<br />
neue Fraternitäten in Sendung, das vom 7.<br />
bis 10. Januar 2009 in Frascati bei Rom<br />
stattfindet, wird eine Gelegenheit zum<br />
Austausch, zur Überprüfung, zur Vertiefung<br />
und zur Schaffung eines Netzes der<br />
Kommunikation und der Zusammenarbeit<br />
unter den Fraternitäten sein, die sich im<br />
Bereich der neuen Formen der Evangelisierung<br />
in Europa engagieren. Das Treffen<br />
wäre auch eine Mitbeteiligung am Prozess<br />
der Vorbereitung auf das Generalkapitel<br />
2009.<br />
Der Austausch der Erfahrungen wird anhand<br />
von drei Fragen vorgenommen: a)<br />
wie und aus welchem Grund ist die Initiative<br />
entstanden? b) Wer sind die Adressaten<br />
eurer Mission? c) Wie evangelisiert ihr<br />
(Formen, Sprache, Inhalte, Methode, Mittel<br />
und Wege usw.)?<br />
Die Fraternitäten schicken die Ergebnisse<br />
ihres Austausches an die Vorbereitungskommission,<br />
die dann eine Zusammenfassung<br />
erstellt. Im Seminar wird die Zusammenfassung<br />
präsentiert und es wird ein<br />
vertieftes Studium vorgenommen, mit<br />
Hilfe eines Experten für diese Thematik,<br />
wobei jedoch der Inhalt des Austausches<br />
als Ausgangs- und Bezugspunkt dienen<br />
soll. Es wird auch Raum gelassen, besondere<br />
Aspekte auszutauschen und eine<br />
Überprüfung der Erfahrungen vorzunehmen.<br />
Siehe: http://www.ofm.org<br />
► Internationales Mattenkapitel: Die<br />
Generalminister des Ersten Ordens und<br />
des TOR planen ein Internationales Mattenkapitel<br />
zur Feier des 800-jährigen Jubiläums<br />
der Gründung des Minderbrüderordens,<br />
der mit der Bestätigung der Protoregel<br />
im Jahre 1209 ins Leben gerufen wurde.<br />
Das Kapitel findet vom 15. bis 18.<br />
April 2009 in Assisi statt und es ist vorgesehen,<br />
dass sich die Kapitelsteilnehmer<br />
am 18. April nach Rom begeben, zu einer<br />
Audienz beim Heiligen Vater, um in seine<br />
Hände die Ordensprofess zu erneuern. Am<br />
Kapitel werden Brüder aus dem Franziskaner-,<br />
dem Konventualen-, dem Kapuzinerorden,<br />
des TOR und Mitglieder der<br />
ganzen Franziskanischen Familie teilnehmen.<br />
Siehe: www.capitolostuoie2009.org/<br />
Fraternitas - OFM - Rom<br />
►Redakteur: Robert Bahčič<br />
►http://www.ofm.org/fraternitas<br />
►E-Post: rbahcic@ofm.org<br />
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F R A T E R N I T A S