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Rundbrief_2009_4.pdf

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Auf den Spuren unserer Geschichte<br />

Gemeingut zu sein scheint.“<br />

In der Tat war die Freude am<br />

Gesang vorhanden und wirkte<br />

evangelistisch und erbaulich<br />

auf Nachbarn, Kinder und<br />

Jugend.<br />

In der Sonntagschul- und<br />

Jugendarbeit (die damals neu<br />

war), sang man gute christliche<br />

Lieder (oft) mit Musikbegleitung.<br />

So erzog man eine<br />

neue Generation zum Gesang.<br />

Bernhard B. Dück (geb.<br />

Nov. 1869) aus Friedensfeld<br />

war der erste Dirigent, der zu<br />

einem Dirigentenkurs nach<br />

Zyrardow geschickt wurde.<br />

Schon mit 22 Jahren hatte<br />

die Mennoniten-Brüdergemeinde Friedensfeld ihn zum<br />

Chordienst berufen. Er war ein begabter und auch ein<br />

frommer Diener. In Zyrardow hatte er einen sehr guten<br />

Eindruck hinterlassen, durch<br />

„die herrlichen Lieder, die<br />

der liebe Bruder Dück (Südrussland)<br />

mit Begleitung auf<br />

seiner Gitarre sang“.<br />

Recht bald nach der Rückkehr<br />

unterrichtete Dück in<br />

Friedensfeld 18 Dirigenten.<br />

Er lehnte sich an die „Gesangschule“<br />

von E. Gebhardt an<br />

und nutzte, was er in Zyrardow<br />

bei Friedrich Schweiger<br />

gelernt hatte.<br />

Großen Wert legte Dück<br />

auf Aussprache, Betonung und<br />

richtiges Dirigieren. Besonders<br />

nachhaltig aber wirkte seine persönliche Gottesfurcht<br />

und die strengen moralischen Erfordernisse an christliche<br />

Dirigenten.<br />

Er lehnte sich an das an, was Schweiger 1893 dazu<br />

zusammengefasst hatte:<br />

„1. Vor allem soll der Dirigent eines christlichen Gesangvereins<br />

ein lebendiger und<br />

entschiedener Christ sein und<br />

als solcher den Verein unablässig<br />

auf betendem Herzen tragen und<br />

in steter Selbstzucht stehen. [...]<br />

2. Allen Vorkommnissen in<br />

der Übungsstunde begegne er<br />

mit Weisheit und Unparteilichkeit.<br />

[…]<br />

3. Er sei begeistert für seinen<br />

herrlichen und schönen Beruf.<br />

Nie darf er den Mut verlieren; er<br />

muss sich stets das Ziel vor Augen<br />

stellen: Ein Werk für den Herrn<br />

zu thun. […] Thun wir unsere Arbeit für Gott, so wird sie stets<br />

Bernhard B. Dück (1869-1936) mit seinem Familienorchester.<br />

Er organisierte die ersten Dirigentenkurse<br />

unter den Mennoniten in Russland.<br />

Ein Chor in den 1860ern mit dem Dirigenten Heinrich<br />

Franz. Eines der wenigen erhaltenen Fotos aus der<br />

Anfangszeit der MBG.<br />

den Stempel der Göttlichkeit an<br />

sich tragen, uns mit einem Genuss<br />

lohnen und Ihm wohlgefallen.<br />

4. Er halte die Freude am<br />

Herrn für seine Stärke. […]<br />

5. Er halte sich oft seine große<br />

Verantwortlichkeit vor und dass<br />

er auch als Dirigent und Leiter<br />

eines Vereins einmal Rechenschaft<br />

ablegen muss.“ 16<br />

Das mennonitische Chorwesen<br />

in Südrussland hat sehr<br />

viel seinen geistlichen und<br />

weitsichtigen Gründungsvätern<br />

zu verdanken. Ohne es<br />

zu wissen, haben sie für die<br />

Gemeinden, die in die unheimlichen<br />

Stürme des 20. Jahrhunderts<br />

gerieten, einen unbezahlbaren Wert geschaffen. Es<br />

sind Hunderte von Liedern in Gemeinden und Chöre aufgenommen<br />

worden, die von geistlich denkenden Dichtern<br />

und Komponisten stammten.<br />

Ein Großteil dieser Lieder blieb<br />

über Generationen hinaus sehr<br />

gut brauchbar. Sie erfüllten<br />

die dazu notwendigen Voraussetzungen:<br />

Sie waren klar,<br />

biblisch, mit zentralen Themen<br />

des christlichen Glaubens und<br />

Lebens; dichterisch anspruchsvoll,<br />

aber doch einfach und<br />

gemeindenah; melodisch und<br />

mit natürlich-harmonischem<br />

Wohlklang.<br />

Die Mennoniten-Brüdergemeinde<br />

übernahm bis<br />

zum 1. Weltkrieg die meisten<br />

Lieder, die auch im „Christlichen Sängerbund“ gesungen<br />

wurden. Dieser hatte damals eine Zielrichtung, mit der<br />

man sich gut und gern identifizieren konnte. Man wollte<br />

eine „heilige Kunst“, im Gegensatz zu den vielen weltlichen:<br />

„Man sollte nicht versuchen, mit den großen Chancen<br />

des weltlichen Chorgesangs Schritt zu halten, sondern man<br />

wähle einfache Lieder, die die<br />

Leute ansprechen und die sie<br />

singen können.“<br />

Mit solcher Zielsetzung<br />

konnten die Gemeinden und<br />

ihre Chöre gut leben und<br />

wachsen. Das Anliegen nach<br />

Einfachheit schloss nicht aus,<br />

dass auch kompliziertere<br />

Werke gesungen wurden. Im<br />

Band II der „Liederperlen“,<br />

der 1896 in Ziffern erschienen<br />

war, findet sich z. B. das<br />

große „Halleluja“ aus Händels<br />

„Messias“.<br />

24 Aquila 4/09

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