Rundbrief_2009_4.pdf
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Reiseberichte<br />
Besuch eines blinden diabeteskranken Mannes ohne Beine<br />
Verirrten und Verlorenen zu tragen,<br />
verspüren. Und wir spürten tatsächlich<br />
den Herzschlag der für uns betenden<br />
Gemeinde in den schwierigen<br />
Augenblicken der Mutlosigkeit angesichts<br />
der fruchtlosen Bemühungen<br />
wenigstens einen Funken Interesse<br />
am Wort Gottes in den harten und<br />
gleichgültigen Herzen zu wecken.<br />
Dieses Gefühl des völligen geistlichen<br />
Einsseins mit der Gemeinde gab uns<br />
Kraft und Lebensmut, veranlasste<br />
uns, überzeugendere und effektivere<br />
Zeugnismöglichkeiten von der großen<br />
Liebe Gottes zu den Menschen und<br />
Seinem Rettungsweg zu suchen.<br />
Der Abschied am Morgen des<br />
14. November verlief herzlich und<br />
lebhaft, aber das Lächeln der Kinder<br />
und Erwachsenen konnte die leise<br />
Besorgnis um die lieben Freunde<br />
und Verwandten vor der verantwortungsvollen<br />
und aufopfernden<br />
Trennung und unsere Unruhe wegen<br />
des bevorstehenden Dienstes nicht<br />
verbergen.<br />
Nach dem glücklich verlaufenen<br />
Flug Hannover-Novosibirsk und der<br />
zehnstündigen Überfahrt im Kleinbus<br />
bis zum Einsatzort wurden wir im<br />
gemütlich eingerichteten Haus der<br />
Missionsstation des Dorfes Wodino,<br />
das zwölf Kilometer von Bagan entfernt<br />
ist, herzlich empfangen.<br />
Am ersten Abend besprach die<br />
Gruppe ausführlich und gründlich<br />
den Plan der bevorstehenden Verkündigung<br />
und die vielen organisatorischen<br />
Fragen, einschließlich des<br />
geistlichen Wohlergehens der Grup-<br />
pe und geordneten<br />
Alltags.<br />
Deshalb konnten<br />
wir schon am<br />
nächsten Tag einen<br />
vollwertigen<br />
Gottesdienst im<br />
Dorf Woskresenka<br />
durchführen.<br />
In den nächsten<br />
Tagen, in denen<br />
wir zwei bis drei<br />
Gottesdienste<br />
täglich durchführten,<br />
konnten<br />
wir den Dienst<br />
der Herolde der<br />
Gnade Gottes in<br />
noch elf Dörfern des Rayons durchführen,<br />
und im Dorf Wodino zwei<br />
sonntägliche Gottesdienste, zu denen<br />
alle am Wort Gottes interessierten mit<br />
zwei Kleinbussen gebracht wurden.<br />
Außerdem besuchte die Gruppe einige,<br />
nach der massenhaften Auswanderung<br />
der Dorfbewohner, einsam<br />
gewordene Gläubige, und elende,<br />
einsame, bedürftige behinderte Ungläubige,<br />
die nicht nur moralischer,<br />
sondern auch materieller Unterstützung<br />
bedürfen.<br />
Ein besonderes,unauslöschlichesBedauerns-<br />
und<br />
Mitleidsgefühl<br />
erfüllte unsere<br />
Herzen nach<br />
dem zweimaligen<br />
Besuch des<br />
Altenheims in<br />
Kasanka. Etwa<br />
ein Dutzend siecher,<br />
von Sünde<br />
und Krankheit<br />
g e z e i c h n e -<br />
ter Greise und<br />
Greisinnen fristen<br />
ein elendes<br />
Dasein, trotz der Bemühungen der<br />
Mitarbeiter der „Barmherzigkeitsabteilung“.<br />
Man sollte meinen, dies sind<br />
die Menschen, die am meisten Trost,<br />
Ermutigung, Stärkung und Gottes<br />
Beistand und Liebe benötigen, doch<br />
uns begegneten erschreckend leere<br />
und gleichgültige Blicke der Zuhörer,<br />
die unseren Zeugnissen und den Zu-<br />
rufen Gottes zur Errettung lauschten.<br />
Nur bei den geistlichen Liedern kam<br />
etwas Leben in sie, und ihre Augen<br />
füllten sich mit Tränen – ob aus<br />
Mitleid zu sich selbst oder auch aus<br />
Rührung. Aber alle Zurufe sich um<br />
ihre verlorene Seele zu kümmern, sich<br />
dem Herrn anzuvertrauen und den<br />
ersehnten Seelenfrieden vor dem offensichtlichen<br />
und unvermeidlichen<br />
Ende zu finden, wurden nur mit<br />
schweren Seufzern beantwortet.<br />
Täglich trafen wir eine Vielzahl<br />
von Menschen, die genauso gleichgültig<br />
ihrer Ewigkeit entgegensahen.<br />
Meistens gingen wir eine Stunde vor<br />
dem Gottesdienst zu zweit in jedes<br />
einzelne Haus im Dorf, um die Erwachsenen<br />
und Kinder einzuladen.<br />
In den meisten Fällen versprachen<br />
die Leute ihre Hausarbeit und Fernseher<br />
für kurze Zeit zu verlassen und<br />
zu kommen, um das Wort Gottes<br />
zu hören. Sie versprachen – aber sie<br />
kamen nicht. Seltener klang uns ein<br />
gleichgültiges „Mal sehen“ entgegen,<br />
und verriet den selbstbewussten<br />
„Schmied“ des eigenen Glücks, und<br />
manchmal ein kategorisches „Für<br />
solche Dinge haben wir keine Zeit.“<br />
Die Frohe Botschaft wurde mit Interesse aufgenommen<br />
Wir stießen auch auf die „Früchte“<br />
des pseudogeistlichen Wirkens der<br />
orthodoxen Kirche, deren Diener<br />
die Dörfer nur zur Durchführung<br />
der Taufzeremonie besuchen, und<br />
dadurch in die Seelen der Menschen<br />
die falsche Heilsgewissheit pflanzen.<br />
Deshalb antworteten manche auf<br />
unsere Einladung den Gottesdienst<br />
8 Aquila 4/09