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Expertise: Rechtspopulismus in Gestalt einer „Bürgerbewegung“

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Strategie und Propaganda<br />

Strategie und Propaganda<br />

Die durchaus geschickt gewählte Namensgebung spielt e<strong>in</strong>e nicht unerhebliche Rolle bei dem<br />

Versuch, sich populistisch als sche<strong>in</strong>bar kommunale Interessenvertretung bürgerschaftlicher<br />

Anliegen zu verkaufen. Während etwa bei Unterschriftensammlungen der NPD auf den ersten<br />

Blick erkennbar ist, dass es sich hierbei um e<strong>in</strong>e Wahlpartei der extremen Rechten handelt, suggeriert<br />

das „PRO“ politisch unverfängliche Bürgernähe. Dies ist für die Strategie dieser Gruppierung<br />

von immenser Bedeutung, da das Sammeln von Unterschriften e<strong>in</strong>en wichtigen Stellenwert<br />

<strong>in</strong> deren politischer Methodik e<strong>in</strong>nimmt. Das Gleiche lässt sich zu der Bezeichnung<br />

<strong>„Bürgerbewegung“</strong> sagen.<br />

PRO NRW tritt <strong>in</strong> der Tradition Freier Wählergeme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung, um sich als e<strong>in</strong>e<br />

neue und „seriöse“ Kraft von Rechts zu <strong>in</strong>szenieren.<br />

In e<strong>in</strong>em der ersten Werbeblätter von PRO NRW nach deren Konstituierung als Partei heißt das<br />

Motto: „Vom Erfolgsmodell pro Köln (…) zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Neuanfang <strong>in</strong> ganz NRW!“ Das<br />

Kölner „Erfolgsmodell“ wird als exportfähig e<strong>in</strong>geschätzt: „Mit der Bürgerbewegung pro NRW<br />

wird dieses Erfolgsmodell jetzt auf andere Städte Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens übertragen. Ziel ist es, bei<br />

der Kommunalwahl 2009 und danach bei der Landtagswahl 2010 für e<strong>in</strong> politisches Erdbeben an<br />

Rhe<strong>in</strong> und Ruhr zu sorgen.“<br />

Auch wenn im aktuellen Landtagswahlprogramm e<strong>in</strong>ige Stichpunkte ergänzt worden s<strong>in</strong>d,<br />

erschöpft sich die politische Programmatik von PRO NRW <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ansammlung von<br />

Stammtischparolen. Probleme, Ängste und Vorurteile werden schlagwortartig zugespitzt, undiffferenziert<br />

mite<strong>in</strong>ander vermischt und Fe<strong>in</strong>dbilder aufgebaut, um sich selbst als moralische<br />

Instanz und politische Ordnungskraft <strong>in</strong>szenieren zu können, welche die Sorgen der Bevölkerung<br />

aufzunehmen bereit ist: „Massenzuwanderung trotz millionenfacher Arbeitslosigkeit, immense<br />

Staatsverschuldung, hohe Krim<strong>in</strong>alität und arrogante Entscheidungen wider den Volkswillen –<br />

das hat Unmut hervorgerufen. Die Bürgerbewegung pro NRW tritt an, um der ‚schweigenden<br />

Mehrheit’ wieder e<strong>in</strong>e Stimme zu geben.“<br />

Mit derartigen Plattitüden wird versucht, komplexe Probleme <strong>in</strong> nationalistischer Manier zu<br />

vere<strong>in</strong>fachen.<br />

Anhand des Parteiprogramms von PRO NRW lassen sich nur rudimentär Rückschlüsse auf die<br />

realpolitische Ausrichtung dieser Partei ziehen. E<strong>in</strong>e fundierte Bewertung der politischen<br />

Ausrichtung von PRO NRW bedarf der E<strong>in</strong>beziehung der politischen Methodik und Praxis wie des<br />

politischen Kontextes der Aktionsformen.<br />

Der Aufbau von Kreisverbänden, die als sche<strong>in</strong>bar lokale „Bürgerbewegungen“ antreten, orientiert<br />

sich an der Strategie der rechtspopulistischen Zuspitzung sensibler Themen, wie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Anschreiben des PRO-KÖLN-Vorsitzenden Beisicht deutlich wird:<br />

„Mit unseren Schwerpunkten – Kampf gegen Multikulti-Auswüchse, Krim<strong>in</strong>alität und<br />

Korruption – haben wir e<strong>in</strong>e ernstzunehmende, seriöse Opposition von rechts aufbauen können.“<br />

Um vor Ort Wirkung entfalten zu können, fordert der Parteichef von se<strong>in</strong>er Gefolgschaft e<strong>in</strong><br />

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