Bohlens Sprüche, Klums Tipps – Der Umgang Heranwachsender ...
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wahrgenommen werden: «Zwei sind immer nett», Nina Eichinger beispielsweise «ist<br />
sehr lieb» (w, 8), «die verhält sich gut, die sagt erst mal, was sie schlecht fand, so in<br />
einem netten ruhigen Ton, und was sie gut fand, und dass sie halt vielleicht nächstes<br />
Mal besser oder verbessert sein könnte» (w, 14). Volker Neumüller, «der ist so ruhig<br />
und nicht so aufgedreht» (m, 13), «der verhält sich eigentlich auch ruhig» (w, 14).<br />
In klarer Abgrenzung zu Bohlen wird an der Art und Weise, wie die beiden anderen Juroren<br />
Kritik gegenüber den Kandidaten äußern, geschätzt: «Dass sie nicht so ´ne <strong>Sprüche</strong><br />
ablassen, sondern auch nur sagen: Tut mir leid, das reicht nicht, oder so» (m, 13).<br />
Letztlich stellt deren zurückhaltende und respektvolle bzw. freundliche Art für viele<br />
Heranwachsende einen positiven Gegenentwurf zu Bohlen dar: «Gut find ich, dass die<br />
anderen Juroren [...] nicht so sind, also nicht so sehr, sagen wir, aggressiv oder so» (m,<br />
13). Wie stabil die jeweiligen Wertesysteme der Befragten sind, kann natürlich nicht<br />
abschließend beurteilt werden. Es lässt sich jedoch feststellen, dass sie sich mit ihren<br />
Überzeugungen deutlich positionieren: Sie vergleichen das Verhalten und kritisieren<br />
es gegebenenfalls, eine Autoritätenhörigkeit in einem problematischen Sinne ist nicht<br />
erkennbar.<br />
Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass die fachlichen Qualitäten und die<br />
Kompetenz zur Beurteilung der Kandidaten von Bohlen und den anderen Juroren zwar<br />
durchaus thematisiert werden, wesentlich auffälliger ist aber, dass alle Befragten auf<br />
die menschlichen Qualitäten der Juroren eingehen. Die bereits ausgeführte Fokussierung<br />
auf die populären Köpfe lässt sich auch bei den zuweilen vorgenommenen<br />
Vergleichen von DSDS- und GNTM-Jury beobachten. Letztere wird von den befragten<br />
Heranwachsenden mehrheitlich als «nett» und «kompetent» wahrgenommen, wobei<br />
Heidi Klum eine Sonderrolle zugesprochen wird, die der von Bohlen gleicht <strong>–</strong> allerdings<br />
mit einem entscheidenden Unterschied: [111]<br />
«Wie Heidi Klum da ihre Witzchen macht, sag ich mal, macht das Dieter Bohlen<br />
auch, nur dass Dieter Bohlen eben da natürlich ´n bisschen heftiger und<br />
so, naja also: Hasenfurz hat mehr Power als deine Stimme, und sowas, also so<br />
übertrieben jetze macht es Heidi Klum eben nicht» (m, 13).<br />
Eine 12- und eine 13-Jährige waren sich in einem Doppelinterview beim Vergleich der<br />
Jury-Protagonisten einig: «[Heidi Klum] sollte mal Dieter Bohlen Unterricht geben, wie<br />
man das macht.» Es zeigt sich also, dass die Nutzung selbst mehrerer in der öffentlichen<br />
Kritik stehender Formate nicht nur Nachteile haben muss: Ein Vergleich der <strong>Umgang</strong>sweisen<br />
ermöglicht den jungen Zuschauern, Handlungsalternativen zu erkennen.<br />
Fazit<br />
Die mit Prominenten besetzten Jurys sind für die jungen Zuschauer ein wichtiges und<br />
genau beobachtetes Inszenierungselement von Castingshows. Ihr Blick richtet sich dabei<br />
nicht nur, aber hauptsächlich auf deren Protagonisten, die für die Zuschauer aller