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Bohlens Sprüche, Klums Tipps – Der Umgang Heranwachsender ...

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www.mediaculture-online.de<br />

gen in Schule und Medien zwar die Vorstellung, dass Respektlosigkeit bei Schwachen<br />

(Schüler bzw. Kandidaten) sanktioniert und bei Starken (Lehrer [108] bzw. Juroren)<br />

toleriert wird, als Gegenentwurf dazu wird aber die persönliche Idealvorstellung von<br />

einem freundlichen zwischenmenschlichen <strong>Umgang</strong> gestärkt.<br />

Konstruktive Kritik statt Beleidigungen gewünscht<br />

«Die werden also total fertiggemacht da von dem Bohlen, und, also wenn die<br />

mal Sänger werden und eigentlich total gut singen und viel leicht nur ´n paar<br />

Töne zu hoch, könnte der Bohlen denen mal sagen, was die falsch machen,<br />

ich mein, was sie, also was die richtig machen, anstatt was die immer falsch<br />

machen, muss er auch mal ´n bisschen positiv betonen das Ganze, was die da<br />

machen. [...] Also erst mal sollte der daran arbeiten, [...] sich zu mäßigen, die<br />

Leute nicht zu beleidigen, dann sollte der sie auch richtig wahrnehmen, und er<br />

sollte denen sagen, was falsch ist <strong>–</strong> und was gut ist» (m, 11).<br />

Anhand dieser Interviewpassage lässt sich erkennen: Nicht konstruktive Kritik, wohl<br />

aber Beschimpfungen und Beleidigungen werden als grundsätzlich kontraproduktiv<br />

für das soziale Miteinander gewertet (vgl. Hackenberg et al. 201b). Das eigene Wertesystem<br />

der Befragten gerät also nicht durch das prominente (Negativ-) Beispiel ins<br />

Wanken, vielmehr dient Bohlen als medial transportierter Sparringspartner: «Wir<br />

schalten´s an, gucken und wenn da was Blödes kommt, geben wir auch Kommentare<br />

dazu wie: Boah, ist Dieter echt blöd, der beleidigt schon wieder» (w, 14). Gerade bei<br />

der gemeinsamen Rezeption scheint es vor dem Fernseher zur Bildung einer Art Gegenjury<br />

zu kommen. Die Aussage «er sollte denen sagen, was falsch ist <strong>–</strong> und was gut<br />

ist» drückt die Forderung nach konstruktiver Kritik aus. In der Werteskala der jungen<br />

Zuschauer werden demnach ehrliche und konstruktive Urteile als wichtiger erachtet<br />

als witzig-fiese oder zu harte Formulierungen. Letztere tragen dazu bei, dass sich die<br />

Zuschauer in der Auseinandersetzung über das Gesehene gemeinsamer Werte und<br />

Normen vergewissern (vgl. Lünenborg/Töpper 2011) und diese gegebenenfalls neu<br />

verhandeln (vgl. Hill 2005).<br />

DSDS bietet den jungen Zuschauern auch die Möglichkeit, die Auseinandersetzung der<br />

Juroren untereinander bzw. das Verhandeln eines Kandidatenurteils mitzuverfolgen.<br />

Auch wenn Dieter Bohlen von vielen die «Bestimmer»-Rolle zugesprochen wird:<br />

«Es geht darum, dass sie sich dann erst mal einig werden und darüber sprechen,<br />

wie sie die halt erst mal fanden, und dann wird darüber gesprochen:<br />

Naja, die war eigentlich gut, die nicht, naja, vielleicht sollte [109] sie doch<br />

raus, darüber wird dann halt gesprochen <strong>–</strong> und dann werden sie sich irgendwie<br />

dann einig, wer bleibt und wer geht» (w, 14).<br />

Konstruktive Kritik durch die Jurys der Castingshows ist auch den jungen Zuschauern<br />

von GNTM wichtig. Einerseits erkennen sie an, dass Heidi Klum und die anderen Juro-

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