19 - Steinway in Austria

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Liebe Leserinnen und Leser, Christoph Koller, Geschäftsführender Gesellschafter von Steinway in Austria Unser „natürliches Arbeitsumfeld“ ist zu unserer Freude zu einem Großteil im Bereich Kunst und Kultur. Wir arbeiten mit Pianisten auf Bühnen und mit Veranstaltern auf der ganzen Welt. Und in jedem Fall steht einzig und allein ein Ziel im Vordergrund: das Streben nach Perfektion – nach möglichst viel „Klavierklang“, um den Professionisten auf der Bühne alles anzubieten, damit sie ihrerseits ihre Kunst zum ultimativen Ausdruck bringen können. Das tut Steinway & Sons weltweit seit 154 Jahren und Steinway in Austria nun seit 10 Jahren in Wien, seit 7 Jahren in Salzburg und nun auch in Innsbruck – lesen Sie mehr über die österreichweite Präsenz von Steinway in Austria auf Seite 14. Im Inserat auf der linken Seite zeigen wir Ihnen, wie oft die wichtigsten Orchester weltweit einen Steinway-Flügel und wie oft sie andere Marken bei Klavierkonzerten wählen. Wie Sie sehen, hat sich unser Einsatz also gelohnt; die Künstler haben ihre Wahl getroffen, und darauf sind wir stolz. Insbesondere, weil auch wir manchen Herausforderungen ausgesetzt sind, sei es durch die Politik oder sei es durch „begeisterte“ Zuhörer auf der Bühne, wie unser Cheftechniker auf Seite 17 berichtet. Einen Steinway wählt auch die erfolgreiche russische Pianistin Elisabeth Leonskaja für ihre Konzerte. Wir freuen uns darüber ebenso wie über die Tatsache, dass sie uns für diese Ausgabe des Magazins Einblicke in ihr Spiel und ihr Leben gewährt hat. Viele Anregungen beim Lesen des neuen Steinway-Magazins wünscht Ihnen Ihr Christoph Koller Steinway in Austria koller@steinwayaustria.at panorama 10 Wirtschaftskrise und Weltkrieg Wie die Steinway-Dynastie ihr Schiff wieder auf Erfolgskurs brachte inhalt interview Elisabeth Leonskaja 04 über Kindheit, Heimat und Erfolg experts.corner Univ. Prof. Klaus Kaufmann 07 Universität Mozarteum Salzburg thema 100 Prozent Steinway 08 „auch nach einer Reparatur“ panorama Steinway trotzt erfolgreich der Krise 10 in den 30er und 40er Jahren standpunkte Musik-Festival Grafenegg 12 Was spricht für das neue Festival? inside Neue Steinway-Niederlassung 14 in Innsbruck events 16 stimmungs.sache Cheftechniker Stefan Knüpfer über den richtigen Platz für einen Flügel 17 konzert.vorschau 17 porträt Joanna Jimin Lee will mit ihrem Spiel berühren 18 meister.tipps 19 von Prof. Stefan Arnold und Prof. Hans Leygraf impressum 19 steinway.tipps auf den Seiten 07, 15, 19 03
interview 04 Elisabeth Leonskaja zählt seit Jahren zu den großen Interpretinnen unserer Zeit. Sie gastiert weltweit mit führenden Orchestern als Solistin, ist eine begehrte Kammermusikpartnerin und hat zahlreiche CDs eingespielt. Wie aber begann die Karriere der erfolgreichen russischen Pianistin? Vom ersten Klavier, dem ersten Konzert und der ersten Zeit in Wien erzählte sie dem Steinway-Magazin: Wie war das, als Sie Ihr erstes Klavier bekamen? Leonskaja: Ich war im Kindergarten, Papa hat mich abgeholt und gesagt: „Zu Hause wartet eine Überraschung auf dich.“ Als ich zu Hause ankam, habe ich das Klavier erst auf den zweiten Blick gesehen. Das war so ein freudiger Schock, dass ich in Tränen ausgebrochen bin. Ich wusste nicht, dass sie mir ein Klavier kaufen wollten. Damals war ich 6 Jahre alt. Ich war in die Musikschule aufgenommen worden, ohne dass ich eine Note spielen konnte. Kommen Sie aus einer musikalischen Familie? Meine Mutter hat Klavier und Gesang gelernt, aber die Zeit, in der Sie gelebt hat, war keine gute. Als sie studiert hat, hat man ihr Klavier konfisziert. So hatte sie keine Möglichkeit, ihr Studium weiterzuentwickeln. Schon mit sieben Jahren hatten Sie Ihr erstes Konzert. Können Sie sich daran noch erinnern? Schon zwei Monate, nachdem ich angefangen habe Klavier zu spielen, habe ich bei einem öffentlichen Konzert gespielt. Ich war furchtbar aufgeregt und hatte Magenschmerzen. Meine Mama hat gesagt: „Wenn du auf die Bühne gehst, stell dir vor, du bist zu Hause.“ Ich aber dachte: „Wieso höre ich dann nicht ,eins und zwei und …‘?“ (Anm.: Macht den Rhythmus nach, wie ihn ihre Mutter vorgegeben hatte.) Ich kann mich noch genau erinnern, ich komme auf die Bühne und setze mich an den Flügel – fragen Sie mich nicht, welcher es war, wahrscheinlich war es schon ein alter Blüthner oder Bechstein – und ich habe natürlich vor lauter Angst einen Fehler gemacht. Meine Lehrer saßen alle in der ersten Reihe und sie sagten, ich soll einfach noch einmal von vorne anfangen, und dann hab ich ganz gut gespielt. Hat es dann einen Zeitpunkt gegeben, wo aus dem Spielerischen Ernst wurde? Ja, natürlich. Bis 11 habe ich bei einer alten Dame gelernt, die in St. Petersburg ausgebildet war. Danach wechselte ich zu einer sehr strengen Lehrerin, die mein systematisches Arbeiten und meine Virtuosität sehr gefördert hat. Wenn man nicht sechs Stunden am Tag geübt hatte, sollte man gar nicht erscheinen. Sie wollte sofort, dass ich bei einem Klavierabend spiele; meine Mutter wollte es aber nicht, weil sie dachte, ich wäre damit überfordert, und ich habe das wirklich sehr zu schätzen gelernt, denn ich wollte das auch nicht. Irgendwann um diese Zeit hab ich dann verstanden, dass es ernst ist. Mit 11 Jahren hab ich dann mit einem Symphonieorchester, mit 13 Jahren schon bei Soloabenden gespielt. Haben Sie in dem Alter auch daran gedacht, dass Sie einmal berühmt werden könnten? Nein, also so etwas war bei mir nie im Leben. Ich glaube, das ist immer umgekehrt: Es gibt den Wunsch, möglichst gut zu spielen, und die Verantwortung, aber ich habe nie gedacht, dass ich berühmt oder ein Star werde. Gibt es auch Momente, wo Sie sich sogar davor gefürchtet haben, berühmt und erfolgreich zu sein? Ja, denn das bedeutet ja Verantwortung und man hat daher Angst, dem Anspruch nicht gewachsen zu sein. Wie ein Lehrer von mir einmal sagte: „Wenn Sie an sich zweifeln, passen Sie auf, das ist die wachsende Meisterschaft.“ Wie oft zweifeln Sie? Nonstop …! (Lacht.) Und das verändert sich auch nicht im Laufe der Jahre? Nein, ich finde nicht. Ich arbeite an mir, ich arbeite die Texte durch und versuche, mich immer tiefer in diese großen Texte hineinzudenken. Und es gibt ja so ein großes Repertoire, da kommt man gar nicht nach. Man muss viel arbeiten, irgendwann kann man auf einem Konzert vielleicht zufrieden sein, aber nie selbstzufrieden. Steinway-Magazin in einem Interview. Je mehr man gibt, umso mehr hat man Sind Sie auch heute noch nervös vor einem Konzert? Man kann ruhig nervös sein. Ich bin gerne drei Stunden vor dem Konzert im Saal und übe ein bisschen. Wichtig ist: Man muss schon die erste Note des Konzertes so spielen, als wäre es die letzte. Als Student war das natürlich unbegreiflich, weil man so durcheinander war vor dem Konzert. Was ist das für ein Gefühl, auf der Bühne zu sein und den Applaus zu hören? Ich merke den Applaus gar nicht, für mich zählen im Konzert wirklich Aufmerksamkeit, die Qualität der Stille und die Konzentration im Publikum. Und nach dem Konzert? Fällt man da nach dem ganzen Applaus, nach all der hohen Konzentration nicht in ein Loch? Man hat so viel Adrenalin nach einem Konzert! Manche Kollegen trinken dann Alkohol, das ist ein bisschen gefährlich. Ich liebe es am meisten, wenn man nach dem Konzert zu Fuß nach Hause gehen kann. Durch die frische Luft wird man wieder ruhiger. Als junger Mensch hatte man noch am nächsten Tag dieses Adrenalin. Das macht einen kaputt, wenn man nicht weiterarbeitet, weil diese Energie ja noch da ist. Denn je mehr man gibt, umso mehr hat man. Machen Sie auch manchmal Pausen vom Klavierspielen? Wenn ich etwas erlerne, das kommt dann in mich rein. Dann ist es nicht mehr wichtig, am Klavier zu sein. Das arbeitet dann schon in mir. Sie haben lange Zeit mit Svjatoslav Richter künstlerisch zusammengearbeitet. Welche Rolle spielte er in Ihrem Leben? Eine entscheidende. Ich durfte sehr viel bei ihm zu Hause sein, als in meinem Leben eine schlechte Zeit war. Ich war wie ein Boot in einem großen Gewässer ohne Wind. Und er war wie ein richtig eingestellter Kompass, natürlich habe ich absolut seine Weltanschauung übernommen. In gewisser Weise war es auch furchtbar, Augenzeugin von so großem Können zu sein und selbst so wenig zu können. Wie ist der Weg von Tiflis/Georgien, wo Sie aufgewachsen sind, nach Wien, das Sie 1978 als Zweitheimat gewählt haben, gegangen? Ich hatte ja in Wien schon dreimal gespielt, zum ersten Mal war das 1974 im Konzerthaus, 1977 war ich bei den Festwochen. Im Frühjahr 1978 habe ich mit den Symphonikern gespielt, da war es schon problematisch, eine Ausreisegenehmigung zu bekommen. Neun Tage vor meiner Abreise habe ich alles annulliert, meine Wohnung usw. aufgegeben. Meinen Reisepass habe ich dann ca. zwei Stunden vor meinem Abflug bekommen. Wie war dann Ihre erste Zeit in Wien? Wenn man dreimal irgendwo war, hat man auch schon Bekannte. Im damaligen Generalsekretär des Konzerthauses, Prof. Peter Weiser, habe ich einen großen Freund und Förderer gehabt. Man kann sich das aber nicht vorstellen, wie es ist, in einem fremden Land zu leben. Obwohl ich deutsch gesprochen habe, ist es ja doch ein ganz anderes kulturelles Leben, jeder Schritt ist anders. Wichtig ist: man Mittlerweile leben Sie schon sehr lange in Wien. Verändert sich da das Heimatgefühl? Schwer zu sagen. Die russische Vergangenheit kommt mir sehr viel länger vor als die Zeit in Wien, obwohl es natürlich stimmt, dass ich nirgends solange wie hier in Wien gelebt habe. Besuchen Sie noch manchmal Ihre Heimat? Ich bin schon nach einem Jahr hingeflogen, habe meine Schwester und Freunde besucht. Dann war Schluss, mit Gorbatschow ist es wieder leichter geworden. Ich bin heute regelmäßig in Tiflis, vergebe dort auch ein Stipendium und helfe jungen Künstlern, wenn sie Hilfe brauchen. muss schon die erste Note des Konzertes so spielen, als wäre es die letzte. 05
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