NFV_01_2009 - Rot Weiss Damme
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Bulgarien-Reise/Jahrgangsporträt<br />
16<br />
Das Feld ist bestellt<br />
Seit 1997 fliegt ein Juniorenteam des <strong>NFV</strong> jeweils im Herbst<br />
nach Bulgarien. In diesem Jahr löste der Jahrgang 1992 die<br />
Tickets. MANFRED FINGER war mit an Bord und zeichnet das<br />
Porträt einer Auswahl, die den DFB-Länderpokal holen kann.<br />
Zlatan Ibrahimovic ist immer bei ihm. In<br />
seiner Umhängetasche bewahrt Kevin<br />
Scheidhauer ein Bild des Fußballstars<br />
auf. Sicher aus Verehrung, vielleicht aber<br />
auch als Motivation für die eigenen Ziele.<br />
Wie der bei Inter Mailand unter Vertrag stehende<br />
Schwede ist der 16-jährige Internatsschüler<br />
aus Wolfsburg groß gewachsen,<br />
wie „Ibra“ ist „Scheide“ Stürmer und<br />
wie sein Vorbild verfügt auch er über jene<br />
Explosivität, die gegnerische Abwehrketten<br />
sprengen lässt.<br />
Seit dem Juli 2008 bewohnt Kevin<br />
Scheidhauer eines der 26 Appartements im<br />
Nachwuchsleistungs-Zentrum des VfL. Er<br />
kommt aus Leipzig, genauer aus dem Südosten<br />
der sächsischen Messestadt. Dort, wo<br />
auch der ehemalige Europapokalteilneh-<br />
Januar <strong>2009</strong><br />
mer 1. FC Lokomotive beheimatet ist. Im<br />
Stadtteil Meusdorf liegt Kevins Elternhaus<br />
nur eine Straße entfernt von dem des heutigen<br />
Leverkuseners René Adler. Doch statt<br />
Bälle zu fangen, entschied er sich bereits als<br />
Knirps, selbige lieber ins Tor zu schießen.<br />
Mit sechs Jahren fing er bei „Lok“ an, mit<br />
16 erreichte ihn im Frühjahr 2008 das Angebot<br />
aus der Volkswagenstadt. „Ich habe<br />
mir während der gesamten Kindheit gewünscht,<br />
dass ich einmal ein Angebot von<br />
einem großen Verein bekommen würde.<br />
Da konnte ich nur zusagen“, schmeichelt<br />
der Dortmund-Fan auf der VfL-Homepage<br />
seinem neuen Klub.<br />
In den ersten vier Spielen der laufenden<br />
Bundesliga-Saison Nord/Nordost erzielt<br />
der Neuzugang für die „Wölfe“ gleich<br />
Ein Stürmer von der Klasse eines Dimitar Berbatov<br />
möchte Kevin Scheidhauer gerne werden. In<br />
Sofia bezog der <strong>NFV</strong> dort Quartier, wo sich Bulgariens<br />
Nationalelf auf ihre Spiele vorbereitet.<br />
neun Treffer und bestätigt eindrucksvoll,<br />
warum VfL-Nachwuchsscout Stefan Meißner<br />
auf ihn aufmerksam geworden war.<br />
Meißner, früher selbst ein überaus passabler<br />
Bundesliga- und Zweitliga-Stürmer, hatte<br />
Scheidhauer beim DFB-Länderpokal in<br />
Duisburg beobachtet, wo er für den sächsischen<br />
Verband stürmte.<br />
Dass der Wechsel des Vereinstrikots<br />
auch einen Wechsel des Auswahldresses<br />
mit sich brachte, lag bei dem Potenzial des<br />
1,90 Meter großen Angreifers auf der<br />
Hand. Und so brauchte <strong>NFV</strong>-Verbandscoach<br />
Wulf-Rüdiger Müller nicht lange zu<br />
überlegen, um Kevin nach nur einem Testwochenende<br />
mit Spielen gegen den VfL<br />
Osnabrück und Blau-Weiß Tündern für einen<br />
der Höhepunkte in der Karriere eines<br />
jeden niedersächsischen Auswahlspielers<br />
zu nominieren: Die Bulgarien-Reise.<br />
Seit 1997 fliegt die jeweils aktuelle<br />
U 17-Auswahl (frühere Bezeichnung U 16)<br />
in den Herbstferien auf die Balkanhalbinsel.<br />
Hieß das Ziel bis vor wenigen Jahren fast<br />
ausschließlich Plovdiv, das mit seiner achttausendjährigen<br />
Geschichte zu den ältesten<br />
Städten in Europa zählt, so gehört inzwischen<br />
auch die Metropole des 7,7 Millionen<br />
Einwohner zählenden Landes zum Programm,<br />
Sofia.<br />
„Das Ziel der Reise, eine Mannschaft<br />
zu werden, ist erreicht“, wird Müller am Ende<br />
der diesjährigen Woche bei der Abschlussbesprechung<br />
sagen. Vor wenigen<br />
Stunden hat seine Mannschaft gegen die<br />
ein Jahr jüngere U 16-Nationalmannschaft<br />
Bulgariens trotz einer 2:0-Führung und<br />
drückender Überlegenheit „nur“ 2:2 gespielt<br />
(siehe Seite 23). Trotzdem ist der Trainer<br />
zufrieden, denn er tritt den Rückflug<br />
mit der Erkenntnis an, dass er in den vergangenen<br />
Tagen das Feld für eine gute Ernte<br />
bestellt hat. Eine Ernte, die der Qualität<br />
dieses Jahrganges angemessen ist.<br />
Dass der seit Sommer 2004 unter Müller<br />
gereifte 92-er Jahrgang aus Niedersachsen<br />
ein guter bis sehr guter ist, zeigt allein<br />
ein Blick auf den Kader der deutschen<br />
U 17-Nationalmannschaft. Mit Willi Evseev<br />
(Hannover 96) sowie dem Osnabrücker<br />
Gerrit Nauber (seit Juli 2008 in Leverkusen)<br />
und Lennart Thy (wechselte 2007 aus Norden<br />
zu Werder Bremen) gehören gleich drei<br />
aktuelle bzw. ehemalige Müller-Schützlinge<br />
zur Stammelf von DFB-Trainer Mario<br />
Pezzaiuoli. Doch was fehlt, im Sport zählen<br />
nun einmal die Ergebnisse, ist ein Titel im<br />
Vergleich mit den übrigen Landesverbänden<br />
des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).<br />
Zweimal hintereinander war er für<br />
Müllers Jungs zum Greifen nah. Sowohl<br />
beim DFB-Schülerlager im Juli 2007 als<br />
auch beim Junioren-Länderpokal im April<br />
2008 standen sie vor dem letzten Spieltag<br />
an der Spitze – und verloren. Erst gegen<br />
Württemberg, neun Monate später gegen<br />
Westfalen. „Das ist das Roger-Müller- ➤