WARNER BROS. PICTURES präsentiert eine ... - Babylon Kino
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sieht auch k<strong>eine</strong>s unserer Kostüme so aus, als ob es morgens aus dem Fundus geliefert wurde: Alle<br />
Kleidungsstücke in unserem Film wurden künstlich patiniert, damit sie so wirken, als ob die<br />
Filmfiguren sie schon lange getragen haben. Der Zuschauer soll nicht über Museumsbilder staunen,<br />
sondern merken, dass er <strong>eine</strong>n modernen, unterhaltsamen und trotzdem historischen Film sieht. An<br />
diesem Eindruck liegt uns sehr viel – deswegen legen wir großen Wert auf Sorgfalt in Ausstattung<br />
und Kostümen.“<br />
Stölzl berichtet weiter: „Die damalige Zeit stellt, was die Kostüme angeht, für Filmemacher<br />
ein großes Problem dar: Viele damalige Menschen trugen noch Perücken, andere hatten die<br />
sprichwörtlichen „alten Zöpfe“ bereits abgeschnitten und zeigten ihr eigenes kurzes Haar. Männer<br />
mit den damals üblichen Kniebundhosen und Perücken sehen an sich oft etwas lächerlich aus – wir<br />
hatten entsprechend große Probleme, die Kostüme so zu gestalten, dass sie ernsthaft überzeugen. Es<br />
ist uns schließlich aber gelungen.“<br />
Über s<strong>eine</strong> Arbeitsweise sagt Stölzl: „Ich lege Wert darauf, dass alles so authentisch wie<br />
möglich aussieht. Mit dem wunderbaren Szenenbildner Udo Kramer, der schon ‚Nordwand‘ betreut<br />
hat, recherchierten wir das 18. Jahrhundert, orientierten uns als Vorbild an den Gemälden von<br />
Canaletto: Wie sahen die Städte und Häuser damals aus? Wie durchmischt war die Architektur?<br />
Wie waren die Innenräume gestaltet? Die meisten der in unserem Sinne geeigneten Schauplätze<br />
fanden wir im Osten Deutschlands, in Thüringen und Sachsen, auch unter dem praktischen<br />
Gesichtspunkt: Wo finden wir möglichst viele Locations auf engem Raum? Wir gingen immer von<br />
Originalschauplätzen aus, die wir dann im Einzelfall für unsere Zwecke von der Ausstattung her<br />
ergänzten: In die vorhandenen Räume baute das Team alles hinein, was fehlte, um das Bild<br />
abzurunden. Diese von Udo erfundene ‚Mischtechnik‘ ist mir die liebste, denn den r<strong>eine</strong>n<br />
Studiobauten fehlt immer die letzte Authentizität, und wenn man <strong>eine</strong> Original-Location verwendet<br />
– Sofia Coppolas ‚Marie Antoinette‘ entstand beispielsweise im echten Schloss Versailles – dann<br />
kommt man sich oft vor wie im Museum, weil man als Filmemacher nichts verändern oder für die<br />
Kamera anpassen darf. Die Mischtechnik fordert vom Ausstatter viel ergänzende Arbeit, aber das<br />
Resultat ist runder.“<br />
Die beiden Hauptmotive des Films sind das Gerichtsgebäude in Wetzlar und das Haus der<br />
Familie Buff. Als Motiv „Buff“ wählten die Filmemacher das ziemlich verfallene Wasserschloss<br />
Tauchritz bei Görlitz an der polnischen Grenze. Das Motiv wurde deutlich verändert, <strong>eine</strong> Treppe,<br />
<strong>eine</strong> Küche und ein Kamin eingebaut. Die Patina der Mauern blieb erhalten, aber dennoch war viel<br />
Farbe nötig, um es als Filmschauplatz einzurichten. Generell gilt: 60 Prozent <strong>eine</strong>s Sets bietet der<br />
Originalraum, 40 Prozent haben Udo Kramer und sein Ausstattungsteam hinzugefügt.<br />
Als Gerichtsgebäude wählte das Team <strong>eine</strong>n gewöhnlich leer stehenden Renaissancebau in<br />
Görlitz, in dem die Ausstatter viele Mauern und Fußböden übernahmen und die Inneneinrichtung<br />
ergänzten, um die richtige Mischung zu erreichen. Die Dichterlesung im Rokoko-Ambiente<br />
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