Leseprobe aus "Astronomie" - Scinexx
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2<br />
36 2 Gravitation und Planetenbewegung<br />
3. Vom Punkt 6 bis zum Punkt 9<br />
scheint sich der Mars – von der Erde<br />
<strong>aus</strong> gesehen – vor den Hintergrundsternen<br />
erneut nach Osten zu<br />
bewegen (rechtläufige Bewegung).<br />
weit<strong>aus</strong> langsamer als die scheinbare tägliche Bewegung<br />
(Drehung) der ganzen Himmelskugel, die von<br />
der Erdrotation herrührt. Die relativen Planetenbewegungen<br />
überlagern sich dabei der scheinbaren Drehung<br />
der Himmelskugel. Daher gehen die Planeten,<br />
wie auch die Fixsterne, immer in der östlichen Hälfte<br />
des Himmels auf und in der westlichen Hälfte unter.<br />
? Warum<br />
Osten<br />
8<br />
9 4<br />
Umlaufbahn der Erde<br />
2. Wenn die Erde den Mars<br />
zwischen den Punkten 4 und 6<br />
passiert, scheint sich der Mars –<br />
von der Erde <strong>aus</strong> gesehen – vor den<br />
Hintergrundsternen nach Osten zu<br />
bewegen (rückläufige Bewegung).<br />
5 4 3<br />
5 4 3 2<br />
2<br />
ist der Planet Mars manchmal oberhalb<br />
und manchmal unterhalb der Ekliptik zu sehen?<br />
Beim Bemühen, die Bewegungen der Planeten – insbesondere<br />
deren rückläufige Anteile – zu erklären,<br />
wurde das Modell, das die Erde im Zentrum vor<strong>aus</strong>setzte,<br />
immer komplizierter. Doch schon im 3. Jahrhundert<br />
v. Chr. schlug der griechische Astronom<br />
Aristarch eine viel einfachere Erklärung der Planetenbewegungen<br />
vor. Dabei nahm er an, dass sich alle Planeten,<br />
einschließlich der Erde, um die Sonne drehten.<br />
Die rückläufige Bewegung des Mars rührt bei diesem<br />
heliozentrischen (sonnenzentrierten) Ansatz daher,<br />
dass sich die Erde schneller bewegt und dabei den roten<br />
Planeten überholt (Abb. 2.3). Die gelegentliche<br />
3<br />
8<br />
8<br />
7<br />
7 6<br />
6<br />
9<br />
9<br />
Sonne<br />
5<br />
7<br />
6<br />
2<br />
1<br />
1<br />
1. Vom Punkt 1 bis zum Punkt 4<br />
scheint sich der Mars – von der Erde<br />
<strong>aus</strong> gesehen – vor den Hintergrundsternen<br />
nach Osten zu bewegen<br />
(rechtläufige Bewegung).<br />
1<br />
Westen<br />
Umlaufbahn des Mars<br />
Abb. 2.3 Eine heliozentrische Erklärung der Planetenbewegungen. Die Erde umläuft die Sonne mit höherer Geschwindigkeit<br />
und mit kürzerer Umlaufdauer als der Mars. Infolgedessen überholt die Erde ihn von Zeit zu Zeit, wobei er sich einige Monate lang<br />
vor den Hintergrundsternen rückläufig zu bewegen scheint (hier zwischen den Punkten 4 und 6).<br />
rückläufige Bewegung eines Planeten rührt also von<br />
der Veränderung unseres Standorts her, während die<br />
Erde die Sonne umläuft. Diese Vorstellung ist von<br />
wunderbarer Einfachheit, wenn man sie mit dem geozentrischen<br />
System vergleicht, das ja viele komplizierte<br />
Planetenbewegungen vor<strong>aus</strong>setzt. (Streng genommen<br />
ist der Ausdruck heliozentrisch irreführend. Zwar<br />
umlaufen unsere Planeten, deren Monde und sehr<br />
viele kleine Bruchstücke unsere Sonne, aber die Sterne<br />
sowie unzählige andere Objekte im Weltraum umlaufen<br />
sie nicht. Vielmehr bewegt sich das gesamte<br />
Sonnensystem – mit der Sonne in der Mitte – um das<br />
Zentrum unserer Galaxis, der Milchstraße.)<br />
Weil Einfachheit und Genauigkeit für die Wissenschaften<br />
kennzeichnend sind, wurden die komplexen<br />
geozentrischen Modelle letztlich durch das einfachere<br />
und auch elegantere heliozentrische Modell ersetzt.<br />
Aber das Entthronen der Erde, d. h. die Vertreibung<br />
<strong>aus</strong> dem Zentrum des Kosmos, konnte nur allmählich<br />
durchgesetzt werden. Schließlich schien es doch klar<br />
zu sein, dass sich die Erde nicht bewegt! Der von Aristarch<br />
schon im Altertum vorgeschlagene Ansatz, dass<br />
die Sonne im Zentrum steht, fand daher lange Zeit