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Aktuelle Ausgabe - Feed Magazin

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<strong>Ausgabe</strong> 02 /2011<br />

Verkaufspreis: 0,00 Euro // It´s werbefinanziert, you know?<br />

ein <strong>Magazin</strong> über Die bunte<br />

Vielfalt Des WorlD WiDe Web<br />

WWW.feeD-<strong>Magazin</strong>.De<br />

abonnieren sie<br />

„feed“ zum nulltarif! Wir<br />

liefern frei Haus! Wer sicher<br />

gehen will, dass er die nächste<br />

ausgabe erhält: einfach auf<br />

feed-magazin.de gehen, als<br />

abonnent eintragen und<br />

auf´s nächste Heft<br />

freuen...<br />

Unerhört gUt: Unser Band-<br />

Contest / 4 JUlia ProBst kämPft<br />

für Barrierefreiheit / 28 oliver<br />

fritsCh: hartPlatzhelden Und<br />

re:PUBliCa / 38 CUrrentgame<br />

weiss, was dU zoCkst / 47


WWW.PUTPAT.TV


editorial /<br />

„Was denn – schon Wieder eine ausgabe …<br />

Wir bedanken uns herzlich bei der Firma<br />

Gravis, die uns zur Verlosung im Rahmen<br />

unseres Band-Wettbewerb einen iPod und<br />

eine iTunes-Karte zur Verfügung stellte.<br />

1 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

…des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s? Das ist ja schon die<br />

zweite dieses Jahr! Ist es geplant, regelmäßig <strong>Magazin</strong>-<strong>Ausgabe</strong>n<br />

herauszubringen; quasi in periodischen<br />

Abständen?“ – Im Prinzip schon. Und es<br />

ist sogar geplant, sie termingerecht erscheinen zu<br />

lassen. Nächstes Mal dann.<br />

<strong>Feed</strong> ist ein kostenloses Printmagazin<br />

für Webinhalte. Ein Medium für Blogger, soziale<br />

Netzwerker und Online-Medien aller Art – den<br />

Bloggern und Netzwerkern ein Forum, um auf<br />

sich aufmerksam zu machen; den Lesern ein<br />

Wegweiser zu attraktiven Inhalten im World<br />

Wide Web. Damit soll auch gemeint sein, dass<br />

wir unbedingt auf Eure Mitwirkung zählen:<br />

Weist uns auf spannende Inhalte hin, sagt uns,<br />

was Euch gefällt oder was Ihr bislang bei uns vermisst<br />

habt. Schlagt uns vor, selbst etwas für uns<br />

zu schreiben. Oder beteiligt Euch an einem der<br />

Facebook-Wettbewerbe, die wir in relativ regelmäßigen<br />

Abständen veranstalten.<br />

die titelstory der hier vorliegenden<br />

<strong>Ausgabe</strong> beschäftigt sich beispielsweise mit dem<br />

Facebook-Contest, in dessen Rahmen wir im<br />

März/April die beste Newcomer-Band des Jahres<br />

ermittelten. Unser nächster Facebook-Wettbewerb<br />

startet im August; das Thema geben wir im<br />

Juli auf feed-magazin.de bekannt. Stattet doch<br />

unseren Online-Kanälen (http://feed-magazin.de/<br />

oder auch http://www.facebook.com/feedmagazin)<br />

mal einen Besuch ab und informiert Euch über<br />

Themen und Termine. Denn ich möchte mal so<br />

sagen – ganz abgesehen davon, dass es für Teilnehmer<br />

wie abstimmende Fans wieder etwas zu<br />

gewinnen geben wird: Die Veranstaltungen<br />

haben doch irgendwie einen gewissen Unterhaltungswert.<br />

Übrigens kann Man das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

auch gratis abonnieren. Und gratis heißt: für in<br />

Worten nullenulle. Auch Porto fällt keines an.<br />

Wir liefern frei Haus. Bei Interesse einfach auf<br />

http://feed-magazin.de/abo/ gehen, anmelden und<br />

auf die <strong>Magazin</strong>-<strong>Ausgabe</strong>n freuen. Die nächste<br />

<strong>Ausgabe</strong> erscheint dann am 23. September. Und<br />

zwar so pünktlich, dass Ihr die Uhr danach stellen<br />

könnt!<br />

so. dann wÜnsche ich euch – auch im<br />

Namen der ganzen <strong>Feed</strong>-Mannschaft – viel Spaß<br />

beim Schmökern!<br />

Herzlichst,<br />

Euer<br />

karsten Marowski<br />

Der Teamchef


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Praktisches / Modisches / technisches<br />

iMPressuM / inhalt /<br />

Das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint im Verlag<br />

activist media GmbH<br />

inhaber und geschäFtsFÜhrer:<br />

Karsten Marowski<br />

PostanschriFt: Friedrichstraße 90, 10117 Berlin<br />

tel.: 030 / 202 536 01<br />

Fax: 030 / 202 533 33<br />

e-Mail: verlag@feed-magazin.de<br />

internet: feed-magazin.de<br />

Handelsregister: Amtsgericht Charlottenburg<br />

HRB 122949 B<br />

herausgeber und cheFredakteur:<br />

Karsten Marowski<br />

redaktion: Simon Grünke, Tommy Heyn<br />

autoren und kontributoren der<br />

redak tionellen beiträge dieser ausgabe:<br />

Petra Hassan, Dana Li Evers / Dawanda, Sandra<br />

Prüßmeier / Lila-Lotta, Anissa Stettner, Dirk Baranek<br />

(/Fünf Bücher), Sina Hawk / Litheart, Alexander Endl,<br />

Oliver Fritsch, Max Wittrock / mymuesli, Alexander<br />

Kasbohm und Andrea Thode / Effilee, Redaktion<br />

currentgame.de, Johannes Knapp / newgadgets.de,<br />

Adrian Schneider / Telemedicus, Lothar Lochmaier,<br />

Simon Grünke, Karsten Marowski<br />

cartoons (3): Johannes Kretzschmar / beetlebum.de<br />

rätsel: Presse Service Stefan Heine<br />

gestaltung und art-direktion:<br />

Hakotowi GmbH, www.hakotowi.com<br />

druck:<br />

Möller Druck und Verlag GmbH<br />

vertreten durch Jürgen Korn, Daniela Möller<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde<br />

zentraler anzeigenservice:<br />

Tel.: 030 / 202 536 01;<br />

E-Mail: anzeigen@feed-magazin.de<br />

Simon Grünke, Tommy Heyn, Karsten Marowski<br />

Friedrichstraße 90, 10117 Berlin.<br />

2 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

geräuschvolles<br />

4 – 6: Titelstory: Der Band-Contest<br />

7 – 13: Die Porträts der zehn bestplatzierten Bands<br />

14 – 17: Audiomagnet, 1inch.tk, GTownMusic OWL, Bonedo<br />

Modisches<br />

22 – 23: Dawandas Modische Weltreise<br />

24 – 25: Lila Lotta: Schatz, wir müssen renovieren…<br />

26 – 27: Manomama: Eine gesunde Portion Wahnsinn


lebenserhaltendes technisches / Praktisches<br />

18 – 21: Wo bitte liegt denn Algier? Fernweh-Rubrik<br />

32 – 35: Bücherecke: Fünf Bücher, Fitz-Rezension, Litheart<br />

38 – 39: Oliver Fritsch: Hartplatzhelden und Re:publica<br />

40 – 41: Frühstück mit mymuesli und Oh!Saft. Kulinarik<br />

42 – 44: Lahma Mafruma belBamia / Effilee. Kulinarik<br />

45 – 49: Games: Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle,<br />

Currentgame-Reviews<br />

52 – 53: Spüren, dass Sommer ist. Starcar-Cabrios<br />

54 – 56: Schwarwels Schweinevögel und Seelenfresser. Comix<br />

35, 47, 64: Jojo-Cartoons und Rätsel. Comix etc.<br />

28 – 31: Julia Probst. Die Welt mit den Augen sehen<br />

36 – 37: Ich klick mir die Welt wie sie mir gefällt<br />

50 – 51: iPad 1, 2 oder was anderes?<br />

57 – 59: Internetrecht: Tracking, Telemedicus<br />

60 – 62: Crowdfunding, Finanzen im Netz<br />

63: personal.de. Die faire Jobbörse im Web<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 3


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

SIMON GRüNKE<br />

unerhört im netzVON<br />

ihr habt keine ahnung, was es in deutschland für<br />

großartige bands gibt! Mehr als eine ahnung hatte<br />

das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> vor dem Facebook-Wettbewerb<br />

um die beste newcomer-band 2011 auch nicht.<br />

Die zehn Bands der Finalrunde. Von oben links nach unten rechts: Die Sieger Timeline, Kabana, Stefany June,<br />

die Zweitplazierten So Kind Stacy, 2:38, Newage, Fox Named King, Public Address, Baru (im Contest noch<br />

als Neon Pingu Pussys) und Die Ewige Vorband.<br />

4 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

es ist ein oFFenes geheiMnis, dass PR-<br />

Agenturen richtig gutes Geld verdienen. Dort sitzen<br />

hochqualifizierte Werbe-Strategen in ihren<br />

gläsernen Think-Tanks und brüten monatelang<br />

über der perfekten Kampagne. Ein harter und anspruchsvoller<br />

Job, der entsprechend bezahlt sein<br />

will. Schaut man sich dann aber beispielsweise die<br />

ideenlose und träge TV-Werbung in Deutschland<br />

an, fragt man sich, ob diese selbsternannten Kreativen<br />

immer alles richtig machen.<br />

das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> verFolgt da einen<br />

ganz anderen Ansatz. Wir brauchen eigentlich nur<br />

ein paar Stunden in einer konspirativen Wohnung<br />

in Berlin-Wedding an einem kalten und regnerischen<br />

Februartag. Und drei Redakteure in Bierlaune.<br />

Das allein waren die Zutaten für die Idee, einen<br />

Band-Wettbewerb bei Facebook ins Leben zu rufen.<br />

In diesem Moment konnten wir natürlich noch<br />

nicht ahnen, wie grandios die Aktion laufen würde.<br />

zugegeben, aM anFang waren wir uns<br />

nicht sicher. Durch den mehr als erfolgreichen Foto-Wettbewerb<br />

vom vergangenen Dezember, mit<br />

dessen Hilfe wir das Cover für unsere Premierenausgabe<br />

gesucht und gefunden hatten (siehe <strong>Feed</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> 01/2011), lag die Messlatte sehr hoch.<br />

Konnte man das wirklich mit einem Contest für<br />

Newcomer-Bands noch toppen?<br />

die regeln waren schnell festgelegt:<br />

Alle Bands ohne Plattenvertrag durften mitmachen.<br />

Um einen visuellen Eindruck zu bekommen,<br />

sollten die Bands ein Musikvideo hochladen – die<br />

Qualität des Clips spielte dabei keinerlei Rolle.


Wir einigten uns schnell auf das Prozedere mit Vorrunde und Finale, in dem<br />

dann die bis dahin besten zehn Bands noch einmal gegeneinander antreten<br />

sollten. Und darauf, dass diesmal allein die Anzahl der Fan-Votes entscheiden<br />

sollte. Im Gegensatz zum Foto-Contest würden wir uns diesmal also völlig<br />

raushalten und die Aktion lediglich kommentierend begleiten.<br />

der startschuss für den <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Wettbewerb 2011 fiel<br />

am Samstag, den 5. März. Und in den ersten Tagen tat sich – nichts! Unsere<br />

schlimmsten Befürchtungen schienen sich an diesem ersten Wochenende zu<br />

bewahrheiten. Doch dann kam irgendwo her ein helles Licht in unser Dunkel;<br />

und dieses Licht hieß „The Captain Waterproof Groove II“. Mit einem<br />

skurrilen 90er-Jahre-Clip, dafür aber mit einem richtig groovigen Smooth-<br />

Jazz-Stück machte die Berliner Kombo den Anfang. Herzlichen Dank nochmal<br />

an den Captain und seine Crew – ihr wart der Eisbrecher!<br />

iM Übrigen hat die nuMMer von allen(!) Redaktionsmitgliedern ein<br />

„Like“ bekommen, das ist anschließend im Verlauf des Wettbewerbs nicht<br />

mehr so häufig vorgekommen. Die musikalischen Geschmäcker innerhalb<br />

der <strong>Feed</strong>-Redaktion sind doch recht verschieden – so gesehen war es wohl weise,<br />

auf eine einheitliche Redaktionsstimme als eine Art Jury zu verzichten.<br />

Das hätte Mord und Totschlag gegeben!<br />

nachdeM wir dann iMMer exzessiver die Werbetrommel in verschiedenen<br />

Musik-Foren, bei Facebook und E-Mails gerührt hatten, startete<br />

der Contest plötzlich so richtig durch. Einer der allerersten Beiträge war der<br />

Song „Start Again“ von Newage, die es letztlich auch bis ins Finale und dort<br />

auf Platz sieben schafften. Der Clip – offenbar im Bällchen-Pool des nächsten<br />

Ikea-Kinderparadieses gedreht – trug den Untertitel: „Wenig Handlung, einfach<br />

Party“. Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />

dann erinnern wir uns gerne an den Beitrag von Christoph<br />

Bubeck und seiner Band, die das Video zum Titel „Future“ in der Stuttgarter<br />

Mercedes-Benz-Arena aufgenommen hatten. Crayfish aus Frankfurt hatten<br />

als erste die Idee, unter ihren Votern einen Preis zu verlosen: eine Sticky<br />

Sweet Sins Gold Edition ihres aktuellen Albums. Für den Finaleinzug hat es<br />

trotzdem nicht gereicht.<br />

das erste Mal so richtig heMMungslos begeistert war die<br />

Redaktion dann beim Auftritt des Provinztheaters und ihrer Nummer „Wie<br />

schön“. Die Kapelle inszenierte ihr Stück im Stile eines Kasperle-Theaters und<br />

war komplett anders, als alles was vorher oder nachher im Wettbewerb lief.<br />

Eine wirklich außergewöhnliche Performance – leider mit nur kümmerlichen<br />

acht „Likes“ bedacht. Was uns ein wenig zynisch werden ließ: Tatsächlich<br />

bekamen am Anfang fast alle Beiträge, die der Redaktion sympathisch<br />

waren, kaum Stimmen. Glücklicherweise sollte sich das schnell ändern.<br />

Die offizielle Grafik des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contests 2011.<br />

Design: Zweisatz Berlin. Programmiert wurde die Contest-Plattform von der Firma Webteilchen.<br />

denn Plötzlich tauchte das grosse auge auF. Timeline hatten<br />

mit der knapp acht Minuten langen Hymne „Fuck all that“ ihren Hut in den<br />

Ring geworfen. Zwar ohne echtes Video – stattdessen ein Standbild der Nahaufnahme<br />

eines Auges – dafür aber absolut überzeugend mit ihrer selbsternannten<br />

Mischung aus Stoner-, Progressive-, Art- und Post-Rock. Überhaupt<br />

hatte es das Ende der ersten Wettbewerbs-Woche in sich. Kabana und Fox<br />

Named King waren nun am Start, denen in der Vorrunde dank eingängigem<br />

Sound und professionellem Video die Stimmen nur so zuflogen.<br />

die gesaMte Qualität des contests erhöhte sich außerdem nochmal<br />

schlagartig, als die grandiosen So kind Stacy ihren Beitrag hochgeladen<br />

hatten. Die siebenköpfige Kombo aus Krefeld begeisterte mit ihrer Mischung<br />

aus Soul, Funk und Pop zumindest einen Teil der <strong>Feed</strong>-Redaktion – und jede<br />

Menger Voter, die die groovige Nummer „Too Weak“ ins Finale und dort letztlich<br />

bis auf den Silberrang wählten! Stefany June – der heimliche Favorit des<br />

Chefredakteurs – wären mit ihrem hit-verdächtigen Titel „Summer“ sicher<br />

ebenfalls ein würdiger Sieger gewesen, waren am Ende der Vorrunde auch<br />

ganz vorne dabei, erst im Finale ging ihnen etwas die Luft aus.<br />

langsaM wurde es dann unÜbersichtlich. Nach einer Woche<br />

hatten wir schon die Marke von 3.000 Facebook-Friends erreicht. Spätestens<br />

jetzt waren alle Zweifel beseitigt: Ja, die Aktion war eine geile Idee. Der Platz<br />

hier würde bei Weitem nicht ausreichen, um all die Bands zu erwähnen, die<br />

es trotz beträchtlicher Stimmenzahl nicht ins Finale geschafft oder zumindest<br />

bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.<br />

da wären zuM beisPiel noch die Prog-Metal-Jungs von Blyndfold, die<br />

immerhin 129 Votes in der Vorrunde eingestrichen haben oder die Kultband<br />

Cowboys on Dope, die „beste Band Kölns“, mit der großartigen Live-Nummer<br />

„Holiday from myself“ – warum hatten die eigentlich nur zwei ganze „Likes“?<br />

Oder der einzige, echte Elektro-Dancefloor-Titel im Wettbewerb: „Dencer“<br />

des Berliner Komponisten Kondaiy. Die Elektro-Glam-Metal-Rocker von Sexx<br />

Action gaben ihre Akustik-Version von „I still bleed“ zum Besten. Richtig unglücklich<br />

lief es für Florian Walz alias Ein toter Dichter, der nach der Vorrunde<br />

auf Platz elf lag und das Finale um lediglich zwei Stimmen verpasste.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 5


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

erwähnen MÜssen wir unbedingt auch die faszinierenden Klang-<br />

und Bilderwelten von Imago und die sympathischen Jungs von Another Systematic<br />

Mess, die mit einer Acoustic-Gitarre, viel Frühlingssonne, einem Dach<br />

und einem vorbeifahrenden Zug eines der authentischsten Videos hochgeladen<br />

hatten. Highlights waren auch Beatshock mit dem kraftvollen Live-Stück<br />

„Music“ und natürlich das Video zum Song „BVG“ der Band Wrong – gedreht<br />

in einem Original Berliner Nahverkehrsbus. Und kurz vor Ende der Vorrunde<br />

selbstverständlich noch der Beitrag der Herren von Mr. Winterbottom. Ihr<br />

Video zu „Air“ ist preisverdächtig!<br />

und sind es nicht gerade auch die grotesken beiträge, die<br />

so einem Wettbewerb die Würze geben? Die bayerische Rockband „Hoaß“,<br />

fest entschlossen das Niveau in Ballermann-Untiefen zu drücken, nahm<br />

mit dem Wiesn-Hit „Fassl voll Bier“ teil. Auch die Nummer „Leben“ von<br />

Marion Dallapozza (MerRyansMusic) ließ uns ratlos zurück. Ihr wisst<br />

schon: Die Frau am Friedhof („Ich bin müdeeee, traurig und verleeeetzt“) –<br />

da weiß man dann wirklich nicht mehr, ob man sich amüsieren oder einen<br />

Nervenarzt losschicken soll.<br />

insgesaMt hat uns besonders geFreut, wie vielfältig die Beiträge<br />

doch waren. Gab’s zu Beginn doch sehr viel Punkrock und Metal zu<br />

begutachten, hatten wir am Ende Bewerber aus fast allen erdenklichen Musikgenres.<br />

Vom Möchte-Gern-Eminem Maveryk Chea bishin zur „lyrischen“<br />

Darkwave(?)-Nummer „Atem der Sehnsucht“ von Joachim Poppschütz. Letztere<br />

fand in der Redaktion übrigens Anklang und Verachtung zugleich.<br />

dann Fiel der vorhang FÜr die vorrunde – und vorne lagen Fox<br />

Named King mit deutlichem Vorsprung vor Kabana und Stefany June. Dahinter<br />

folgten stimmenmäßig eng beieinander So kind Stacy, Die Ewige Vorband,<br />

die Neon Pingu Pussys, Timeline, 2:38, Public Address und Newage. Zu diesem<br />

Zeitpunkt konnte noch niemand wissen, dass dieses Ranking im Finale nochmal<br />

kräftig durcheinander gewirbelt werden würde.<br />

6 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

eigentlich ist die geschichte des Finals auch schnell erzählt: An<br />

den ersten Tagen setzten sich die vier jungen Wiener von der Ewigen Vorband<br />

an die Spitze, es war ein knappes und spannendes Rennen – bis zum Montag<br />

der Entscheidungswoche. Die Jungs von Timeline hatten in einer beispiellosen<br />

Aktion um Stimmen geworben, sich die Finger wundgetippt und alle<br />

erdenklichen Hebel in Bewegung gesetzt. Mit dem Resultat, dass die Band aus<br />

Neu-Isenburg an besagtem Montag fast minütlich davonzog. 200, 300, 400,<br />

500 Stimmen, es schien kein Ende zu nehmen.<br />

die ersten konkurrenten und deren Fans witterten Betrug –<br />

und artikulierten diese Verdächtigungen auf unserer Facebook-Seite auch ziemlich<br />

deutlich. Keine Frage, auch wir haben die Entwicklung am Anfang etwas<br />

skeptisch registriert. Nach Rücksprache mit unserem System-Administrator<br />

und einem Telefonat mit der Band waren wir uns dann aber ganz sicher, dass<br />

alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Am Ende lag Timeline mit insgesamt<br />

über 1.100 Stimmen ganz weit vorne – eine beachtliche Leistung, die Anerkennung<br />

verdient. Was die Gewinner zum Ablauf des Finals und ihrer gigantischen<br />

Anzahl an Votes sagen, könnt ihr in ihrem Band-Kurzportrait (Seite 7 f.) lesen.<br />

bleibt noch, uns bei allen knaPP 150 bands und sämtlichen<br />

Votern aufs Herzlichste zu bedanken – Ihr habt dafür gesorgt, dass unsere<br />

kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Und wenn Euch die ganze Aktion<br />

nur halb so viel Spaß gemacht hat wie uns, seid Ihr defintiv auf Eure Kosten<br />

gekommen. Der nächste Termin in der Weddinger Wohnung ist gebucht,<br />

Bier ist geordert. Seid Euch sicher: Der nächste Contest kommt bestimmt!<br />

ach ja: das interne Pr-ziel haben wir nebenbei auch erfüllt, unser<br />

kleines aber feines <strong>Magazin</strong> hat inzwischen die magische Schallmauer<br />

von 5.000 Facebook-Friends längst durchbrochen. Das hilft uns beim Kampf<br />

um Anzeigenkunden spürbar weiter. Also: Kampagne geglückt, Mission erfüllt.<br />

Und jetzt warten wir auf lukrative Beraterjobs in der PR-Branche. Ist<br />

schließlich gut bezahlt, das Business.<br />

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and the Winner is...<br />

die band timeline<br />

gewinnt den<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>band-contest<br />

2011<br />

… and the winner is: tiMeline! So hieß es<br />

jedenfalls am Ende des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contests<br />

im April. Die fünfköpfige Band aus dem hessischen<br />

Neu-Isenburg hatte im Finale eine regelrechte PR-<br />

Offensive um Votes gestartet und lag zum Schluss<br />

mit ihrem Song „Fuck all that“ deutlich vorne. Und<br />

das alles ohne echtes Video – die Musik wurde lediglich<br />

von der beeindruckenden Nahaufnahme eines<br />

Auges als Standbild untermalt. Das brachte der Band<br />

vereinzelt Kritik ein. Unsere Aktion war jedoch ausdrücklich<br />

kein Video-Contest, sondern ein Band-<br />

Wettbewerb. Es sollten auch Newcomer mitmachen<br />

können, die noch keinen professionellen Clip haben.<br />

die ursPrÜnge der siegerband liegen<br />

im Jahr 2007. Jörg Fetz (Gesang/Gitarre) und Fabian<br />

Schöfer (Keyboard/Gesang) wollten ein neues Bandprojekt<br />

schaffen, nachdem sie vorher in diversen anderen<br />

Bands zusammen Musik gemacht hatten. Der<br />

Name TIMELINE ist ein Relikt aus dem Ursprungskonzept<br />

des Projekts, dessen Idee es war, eine durchkonzipierte<br />

Performance zu erschaffen, welche<br />

nicht strikt in Songs unterteilt ist, sondern versucht,<br />

eine durchgehende musikalische Geschichte zu erzählen.<br />

Der Bandname ist dabei keine Anlehnung<br />

an das Buch bzw. den Film; gemeint ist die Zeitleiste<br />

in der Postproduktion von Filmen, welche den chronologischen<br />

Ablauf des Videomaterials darstellt.<br />

Der angestrebte Sound des Projekts orientierte sich<br />

am Anfang stark an dem populären Album „The<br />

Wall“ von Pink Floyd: Sphärische Klangteppiche,<br />

durchbrochen von Gitarrenriffs, die eine gewisse<br />

Stimmung erzeugen sollen, um diese dann durch<br />

harte musikalische Brüche wieder zu zerstören.<br />

erst iM januar 2011 war die Gruppe dann<br />

nach mehreren Neubesetzungen komplett. Neben<br />

Fetz und Schöfer sind jetzt Dario Trumpp (E-Gitarre),<br />

Fabian Dührssen (Drums) und Christian Beier<br />

(Bass) TIMELINE. In den vier Jahren, die die Band<br />

brauchte, um die passenden Musiker zu finden, veränderte<br />

sich mit der Aufstellung auch der Sound:<br />

Zu wichtigen musikalischen Einflüssen, wie eben<br />

„Pink Floyd“, aber auch „Archive“ oder „Porcupine<br />

Tree“ stießen mit den neuen Bandmitgliedern auch<br />

andere musikalische Einflüsse („Tool“, „Queens of<br />

the Stone Age“, „Rage Against The Machine“) hinzu,<br />

welche sich in die psychedelische Stimmungsidee<br />

eingliederten. Der stark balladenlastige Art-Rock<br />

hatte sich zu einer Fusion unterschiedlichster<br />

Stilrichtungen entwickelt. Die Idee des nicht unterbrochenen<br />

Konzerts hat sich in der Länge der<br />

Songs am Leben erhalten – die Stücke von TIME-<br />

LINE sind nicht selten bis zu 15 Minuten lang.<br />

derzeit beschäFtigt sich die Band mit<br />

dem Recording der aktuellen Songs. Diese werden<br />

komplett in Eigenregie in der Wohngemeinschaft<br />

von Keyboarder und Schlagzeuger aufgenommen.<br />

Im Sommer soll die erste CD erscheinen.<br />

Danach sind Konzerte in ganz Deutschland und<br />

dem nahen Ausland geplant. Man darf gespannt<br />

sein! Alle weiteren Infos über die Band findet<br />

man auf www.timeline-music.de.<br />

wie in der titelstory erwähnt gab es in<br />

der Finalrunde einige Aufregung um TIMELINE:<br />

Der massive Stimmenzuwachs kam manchen Konkurrenten<br />

verdächtig vor – und das wurde bei Facebook<br />

auch mehr als deutlich artikuliert. TIMELINE<br />

selbst hat den Contest so erlebt:<br />

„Ursprünglich wollten wir nur den ersten aufgenommenen<br />

Song der kommenden EP verbreiten,<br />

unter anderem auch in bestimmten Musiker-<br />

Foren. In einem dieser Foren stießen wir auf<br />

Werbung für den <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contest<br />

und meldete uns an. In der Vorrunde hielten wir<br />

uns erst einmal zurück. Es galt zunächst ja nur,<br />

unter die besten zehn Bands zu kommen. In der<br />

Finalrunde [...] entschlossen wir uns, das Ganze<br />

ein wenig „aggressiver“ anzugehen und schickten<br />

Rundmails an alle Leute in unseren Kontaktlisten<br />

und machten in vielen Foren Werbung für<br />

uns und unseren Song. Am Montagmorgen der<br />

Entscheidungswoche kam dann für uns – und<br />

wohl auch für die anderen Bands – die Überraschung:<br />

Die Leute reagierten auf unsere Nachrichten<br />

und gaben ihre Stimme für uns ab. Und<br />

VON SIMON GRüNKE<br />

nicht nur das: Viele Menschen aus unserem engeren<br />

Freundeskreis hatte das Wettbewerbsfieber<br />

mitgerissen. Sie begannen auch, Rundmails zu<br />

schreiben und ihre Freunde zu kontaktieren.<br />

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön<br />

an Lisa, Meera, Fabian, Steffan und alle<br />

anderen, die uns unterstützt haben. Wie wir<br />

später erfuhren, wurde für uns sogar international<br />

Werbung gemacht. Der Link ging kam wohl<br />

unter anderem in Algerien, Indien, Frankreich,<br />

England, Norwegen, Italien, Bayern, Australien<br />

und Indonesien an. Alles in allem war der Wettbewerb<br />

eine klasse Erfahrung, hat er uns doch<br />

tolle gemeinsame Abende beschert an denen<br />

wir gemeinsam in der WG saßen und uns immer<br />

neue Dinge haben einfallen lassen.“<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 7


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

so kind stacy – Funk `n´ soul aus kreFeld<br />

oFtMals bekaMen bands, die nach Redaktionsmeinung Finalrunden-Qualitäten<br />

aufwiesen, kaum Likes von den Fans. Das änderte sich spätestens<br />

mit dem herausragenden Beitrag von SO KIND STACY, die auch bei<br />

Facebook die verdiente Zustimmung erhielten und sich am Ende nur der Siegerband<br />

TIMELINE geschlagen geben mussten.<br />

gegrÜndet 2008, hat sich die band Ende 2009 endgültig zu folgender<br />

Formation zusammengefunden: Sara Platen (Vocals), Max Kalda (Bass), Mathias<br />

Oymans (Drums), Andreas Bacht (Sax), Michael Hoefels (Keys), Christian<br />

Taubert (Guitar) und Fabian Schmidt (Trumpet). Seitdem groovt sich SO KIND<br />

STACY melodiös und funkig vor allem durch die Clubs in NRW. Die erste Pro-<br />

bescheidenheit ist eine grosse tugend der EWIGEN VORBAND,<br />

heißt es doch zur Begrüßung auf der Band-Website: „Wir machen den besten<br />

jungen Rock aus Wien – und nebenbei die beste Musik der Welt!“ Die wohl mit<br />

Abstand jüngsten Teilnehmer bei unserem Contest gaben vor allem in der Finalrunde<br />

richtig Gas, mobilisierten eine Menge Fans und schafften es zur Belohnung<br />

aufs Treppchen – Platz drei wurde es am Ende für die Kids aus Österreich.<br />

8 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

mo-EP „So kind Stacy“ wurde Anfang Februar 2010 über Dooload.com und dem<br />

eigenem NetLable „Hot Beat Records“ weltweit veröffentlicht und kann online<br />

auf allen gängigen Musikbörsen herunter geladen werden.<br />

bei unsereM contest trat SO KIND STACY mit „Too Weak“ an, einem<br />

der ersten Songs der Band überhaupt. Die Nummer handelt von unerfüllter Liebe<br />

und dem Mut zu Neuem. Dazu lieferte die Band ein überaus professionelles<br />

Video: „Wir hatten das große Glück, dass wir mit Moritz Krämer nicht nur einen<br />

Fan & Freund, sondern auch einen ideenreichen Kreativkopf an unserer Seite<br />

hatten, der mit viel Know-How, Engagement und professionellem Equipment<br />

unseren Song in Szene gesetzt hat. Auch die Unterstützung am Drehort (Kulisse/Fabrik<br />

Heeder, Krefeld) und die Mithilfe vieler Freunde waren großartig.“<br />

uM genÜgend stiMMen einzufahren, hat die Band alle Register gezogen:<br />

„Wir haben zunächst natürlich alle Freunde und Fans über Facebook<br />

und andere Online-Wege informiert. Aber auch „offline“ haben wir häufig die<br />

Werbetrommel gerührt, beispielsweise bei unseren Konzerten auf den Wettbewerb<br />

hingewiesen. Der Erfolg war jeweils am nächsten Tag deutlich sichtbar.“<br />

Der Lohn für soviel Engagement war am Ende ein herausragender zweiter<br />

Platz im Finale. „Das Ergebnis der Finalrunde hat uns besonders gefreut. Da<br />

entscheidet eben nicht nur die eigene Fanbase, sondern eben auch die Voting-<br />

Teilnehmer, die in der Vorrunde vielleicht noch eine andere Band unterstützten.<br />

Dies ist eine sehr schöne Bestätigung für unsere musikalische Arbeit.“<br />

iM herbst beginnt SO K I N D S TAC Y m it den Au f n a h men f ü r ei ne neue E P,<br />

bis dahin grooven sie beim c/o pop in Köln (22.-26. Juni), am 22. Juli bei „Bochum<br />

Total“ und am 10. September beim Free Fall Festival in Moers. Hingehen lohnt<br />

sich ohne Zweifel! Weitere Infos und Tourdaten unter www.sokindstacy.com..<br />

„die eWige vorband“ aus Wien auF der drei<br />

die ewige vorband – in der Besetzung Julian Probst (Gitarre, Gesang),<br />

Lukas Falmbigl (Gitarre, Background), Nicci Winkler (Drums) und<br />

Dimas Lapuh (Bass, Background) – ist seit 2009 aktiv und hat sich in ihrer<br />

Heimatstadt Wien bereits einen Namen mit ihrer jungen, energiegeladenen<br />

Punkrock- und Rockmusik gemacht. Im April 2011 erschien das aktuelle<br />

Album, „Hütte 3“, welches – charakteristisch für die Band – sowohl<br />

nachdenkliche und ruhige Songs, als auch Lieder „bei denen einfach die<br />

gute Laune im Vordergrund steht“ beinhaltet.<br />

wie hat die ewige vorband den <strong>Feed</strong>-contest erlebt?<br />

„Der Wettbewerb des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s passte zeitlich perfekt zum Release des<br />

neuen Albums, um die Fans noch einmal richtig zu mobilisieren und das Interesse<br />

zu wecken. Dank der Hilfe unserer treuen und engagierten Fans, die<br />

jeweils die Bitte mitzuvoten an ihre Freunde weiterschickten, konnte trotz<br />

des relativ späten Einstiegs in den Wettbewerb ein sicherer Platz im Finale erreicht<br />

werden. Dort verlief der Start perfekt, am zweiten Tag hatten wir sogar<br />

zwischenzeitlich den ersten Platz inne. Nachdem aber die Gruppe „Timeline“<br />

schon zu Beginn der Finalwoche davonzog, haben wir nur kurz versucht mitzuhalten.<br />

Danach wurde ein Platz unter den Top 3 als Ziel angestrebt, das wir<br />

ja schließlich auch erreicht haben.“


Fox naMed king – energiegeladener Punk<br />

sie legten los wie die Feuerwehr, gewannen souverän die Vorrunde<br />

und landeten am Ende auf einem respektablen vierten Platz: FOX NA-<br />

MED KING. Die Band wurde im Februar 2009 gegründet. Bereits neun Monate<br />

später konnte man nach intensiver Arbeit die erste Demo-EP „Helden“<br />

inklusive Musikvideo veröffentlichen. Seither begeistert die junge Kombo<br />

die Punkrockszene der Region um Würzburg bis Heidelberg. FOX NAMED<br />

KIND, das sind Pierre Fugger (Bass / Leadvocals), Simon Goeltl (Guitar / Vocals),<br />

Nick Schwarzer (Guitar / Vocals) und Miroslaw Brodzinski (Drums).<br />

FOX NAMED KING beschäftigen sich in deutschsprachigen Texten mit<br />

den Gedanken und alltäglichen Problemen ihrer Generation und schaffen<br />

es diese in energiegeladenen, schweißtreibenden Punkrock zu verpacken.<br />

Man kann Public address, die bei unserem Contest am Ende auf einem<br />

exzellenten fünften Platz landeten, sicher nicht vorwerfen, dass sie sich<br />

keine Gedanken um die Inhalte ihrer Songs machen. Der Beitrags-Song „Long<br />

live the! world“ ist der zweite von drei Songs, in denen es um die Geschichte des<br />

Prometheus geht (der den griechischen Göttern das Feuer stahl); um den Egoismus<br />

der Menschnen, aber auch um ihre Unfähigkeit, die Welt zu retten. Public<br />

wie kaM es zur eigentlichen bandgrÜndung? „Pierre, Mirek<br />

und Nick waren zuvor in einer anderen Band, bei der die allgemeine Situation<br />

ziemlich verkorkst war. Probleme mit dem weiteren Bandmitglied,<br />

unterschiedliche Vorstellungen in allen Bereichen (auch sprachlich, wir<br />

hatten damals englischsprachige Songs) waren oft Auslöser für hitzige Debatten.<br />

Es kam soweit, dass wir uns zu dritt heimlich getroffen haben um<br />

endlich Musik zu machen, die uns selbst pusht.<br />

der erste song, den wir daMals geschrieben haben, war „Zeit<br />

für Neues“ – mit dem wir auch beim <strong>Feed</strong>-Contest angetreten sind. Wir haben<br />

das Ding in 30 Minuten geschrieben und es hatte eine unglaublich befreiende<br />

Wirkung. Wir trennten uns vom anderen Gitarristen und drei Monate später<br />

stieß Simon dann dazu.“ Eine glückliche Fügung, denn sonst wäre der <strong>Feed</strong>-<br />

Band-Wettbewerb um einen sehr starken Beitrag ärmer gewesen!<br />

das video zuM wettbewerbs-beitrag „Zeit für Neues“ wurde<br />

ebenfalls im Sommer 2009 produziert, gemeinsam mit zwei Freunden der<br />

Band. Da Teile von FOX NAMED KING im Skateboardbereich aktiv sind und<br />

dort wiederum gerne Skate-Filme veröffentlicht werden, war der nächste<br />

Schritt – nämlich ein Musikvideo zu produzieren – schnell klar. In zweimonatiger<br />

Vorbereitung hat die Band dann an nur einem einzigen, nervenaufreibenden<br />

Wochenende alle Szenen abgefilmt in weiteren zwei Monaten wurde<br />

der Clip geschnitten und nachbearbeitet.<br />

inzwischen stehen Fox naMed king unmittelbar vor dem Release<br />

ihrer zweiten EP „Mitten ins Herz“. Die Platte wurde im März 2011 in der Überwälder<br />

Klangdressur von Jens Siefert und der Band selbst produziert. Alles<br />

weitere hier: www.foxnamedking.de<br />

Public address und der ProMetheus-zirkel<br />

Address, das sind Timo mit Gitarre, Bass und Gesang, Tobse an der Gitarre und<br />

Marius am Schlagzeug. Eigentlich gehört auch Multiinstrumentalist Thomas<br />

zur Band, der weilt aber derzeit in den USA, weswegen PUBLIC ADDRESS<br />

bei Live-Auftritten im Moment auf externe Bassisten angewiesen sind.<br />

Public address Über den <strong>Feed</strong>-band-contest: „Für uns war<br />

die Vorrunde sogar spannender als die Endrunde. Gegen Ende der Vorrunde<br />

wurde es nämlich richtig knapp und die letzten Minuten saßen wir alle vor<br />

dem Rechner und haben dauernd auf „Refresh“ geklickt, um zu sehen, ob es<br />

für uns immer noch reicht. In der Endrunde sind „Timeline“ ja dann recht<br />

früh sehr weit weggezogen, aber wir wollten trotzdem alles geben, zumindest<br />

unter die besten Fünf zu kommen - was schlussendlich dank der vielen Likes<br />

ja auch geklappt hat!“<br />

Public address sucht nach einem Label und Möglichkeiten für Gigs:<br />

„Wir sind derzeit dabei, unseren Prometheus-Zirkel aufzunehmen. Da wir<br />

nicht gesignt sind, suchen wir nach einem schönen Indie-Label, welches den<br />

Zirkel dann veröffentlicht (gerne auch als Split-7” oder so).“ Die Jungs können<br />

richtig was, also meldet euch unter der einprägsamen Adresse www.derdickebassist.de,<br />

wenn ihr Konzerte für PUBLIC ADDRESS in Aussicht stellen könnt.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 9


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

kabana, der cary grant unter den bands<br />

„in einer welt voller jaMes bonds ist diese Band der Cary Grant“,<br />

so heißt es im Presse-Release von KABANA. Tja, was gibt es dem noch hinzuzufügen?<br />

Zumindest mal, dass die vier Jungs unseren Band-Contest<br />

grandios bereichert haben. Die druckvolle Nummer „Sand in meinen Schuhen“,<br />

laut Frontmann Christoph ein Song von „positiver Selbstvergessenheit<br />

und freier Phantasie“ stieß von Anfang an auf riesige Resonanz. Nach<br />

der Vorrunde lag KABANA auf einem aussichtsreichen 2. Platz – dass man<br />

am Ende noch vier Ränge nach hinten rutschte, dürften die vier Kölner verschmerzen<br />

können. „Wir hätten eine Vorauswahl durch die Jury gut gefunden“,<br />

teilt uns die Band im Rückblick mit. Die konstruktive Kritik ist angekommen,<br />

beim nächsten Mal werden wir bestimmt ein paar Dinge anders<br />

machen – dieses Mal war es auch für die <strong>Feed</strong>-Redaktion ein spannendes<br />

Experiment, aus dem wir unsere Erfahrungswerte ziehen.<br />

10 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

kabana ist nicht nur eine aussergewöhnlich gute band,<br />

sie bietet ihren Fans auch etwas ganz Besonderes: Das eigene Bier! Passend<br />

zur aktuellen Debüt-EP „Die Reise“ wurde der Gerstensaft „Wegbier<br />

für die Reise“ getauft. So ist das nämlich in Köln: Da geht am Wochenende<br />

niemand ohne sein Wegbier in der Hand auf die Piste. Das offizielle<br />

Band-Bier kommt aus der kleinsten Brauerei Kölns, der „Braustelle“. Jetzt<br />

ist alles zusammen, was man für eine erfolgreiche Tour brauchen: EP seit<br />

März (erhältlich bei iTunes, Amazon und allen einschlägigen Download-<br />

Portalen – aber natürlich auch physisch als gute alte CD), Videoclip im Gepäck<br />

und sogar ein eigenes Bier – was will eine Band mehr? Wer jetzt noch<br />

überzeugt werden muss, schaut sich am besten noch mal den Videoclip<br />

zu „Sand in meinen Schuhen“ an, für den der Kölner Filmemacher Erim<br />

Giresunlu KABANA vor seine Linse gestellt hat. Zu sehen nach wie vor auf<br />

www.feed-magazin.de/bandcontest. Alle Konzertdaten finden sich unter<br />

www.kabanamusik.de.<br />

die band zur ihrer PhilosoPhie:<br />

„KABANA lebt von den Bandmitgliedern (Neben Sänger und Gitarrist Christoph<br />

sind das Stephan an der Gitarre, Jonas am Bass und Felix am Schlagzeug),<br />

jeder hat seinen eigenen musikalischen Background – und das alles fließt zu<br />

unserem Sound zusammen. Und wir hoffen sehr, dass unsere Melodien bei<br />

den Menschen hängen bleiben. Vor kurzem haben wir uns in Hamburg auf<br />

der Straße einspielt für einen Auftritt bei „Balcony TV“. Da war ein Altenheim<br />

in Steinwurf-Entfernung – und plötzlich hat eine Oma vom Balkon bei<br />

unserem Song mitgegrölt. Das war irgendwie surreal, aber auch schön.“<br />

neWage – die drei aus deM bällchen-Pool<br />

einer der allerersten beiträge bei unserem Contest kam von<br />

NEWAGE – ihr Video zum Song „Start Again“ war bis zum Schluss einer der<br />

besten und unterhaltsamsten Clips. Er entstand in einem kleinen Schwimmbad,<br />

das kurzerhand zum „Bällchen-Bad“ umgebaut wurde. Wie man sieht,<br />

hatten die Jungs beim Dreh auch eine Menge Spaß.<br />

nachdeM newage zu beginn gleich ganz vorne lagen, wurde es am<br />

Ende der Vorrunde noch mal so richtig eng. In einem dramatischen Kopf-an-<br />

Kopf-Rennen mit dem Songwriter-Projekt „Ein toter Dichter“ zog NEWAGE<br />

ganz knapp mit zwei Stimmen Vorsprung ins Finale ein. Am Ende reichte<br />

es immerhin zu Platz sieben! Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen,<br />

aber die Band spielte in der Finalphase einige Gigs und verbrachte viel Zeit<br />

im Proberaum für die bald erscheinende neue Platte. Da kam die Eigen-Promotion<br />

für den Contest wahrscheinlich ein bisschen kurz. Das Album wurde<br />

Ende April in den Dailyhero Recording Studios in Berlin aufgenommen, im<br />

Sommer erscheint die erste Single als Video – dann folgt die CD.<br />

newage ist eine klassische 3er-koMbo, existiert seit 2006 und<br />

besteht aus Kevin (Gitarre/Gesang), Tobi (Bass/Gesang) und Timo (Drums).<br />

Alle Infos zur Band, dem neuen Album und den nächsten Konzerten findet<br />

man unter www.newage-music.de.


aru – die indie rock-hoFFnung aus sachsen<br />

einen der syMPathischsten beiträge in unserem Wettbewerb lieferte<br />

die Band „Neon Pingu Pussys“ mit einer knapp zehnminütigen Dokumentation<br />

ihrer Reise zum Reeperbahn Festival 2010, inklusive Gig bei „Balcony TV“<br />

und finalem Auftritt. Dank atmosphärischem Sound und einer Menge Charme<br />

Hat mehr zufriedene Kunden als<br />

andere auf Facebook Freunde.<br />

apple<br />

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Reseller<br />

Beratung inklusive. Wenn es um Apple & Co. geht, sind Sie bei uns an der richtigen<br />

Adresse. Wir analysieren Ihre Bedürfnisse genau und verkaufen Ihnen<br />

nur das, was Sie auch wirklich brauchen. Digitale Ideen erleben.<br />

28x in Deutschland und im Internet: www.gravis.de<br />

zog die Indie-Rock-Hoffnung aus Sachsen dann auch ins Finale des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Wettbewerbs<br />

ein, am Ende reichte es immerhin zu Platz acht.<br />

ganz wichtig: die band heisst inzwischen baru! Seit 2007 sind<br />

die Mitglieder Ferdinand Weigel, Andres Seidel, Jacob Feustel und Ronny<br />

Haberer gemeinsam musikalisch unterwegs. Herausragendes Merkmal der<br />

Kombo ist laut eigener Aussage die Liebe zum Detail.<br />

der <strong>Feed</strong>-contest hat den vier jungs von BARU offenbar richtig<br />

Spaß gemacht. Das dokumentierte nicht zuletzt ein eigens kreierter Video-<br />

Clip, in dem die Bandmitglieder ihren Fans Schritt für Schritt das Voting<br />

erklären. „Wir haben wirklich einiges in Bewegung gesetzt. Es war faszinierend<br />

zu sehen, wie man in kurzer Zeit so viele Menschen erreichen und<br />

für eine Sache gewinnen kann“, so die Band rückblickend.<br />

Mit deM neuen naMen koMMt auch ein neues Musikvideo zur ersten<br />

Single „Open Ears“ heraus. Alles dazu unter www.barumusic.de. Das<br />

neue Album (produziert von Tobias Siebert und Nikolai Potthof) ist inzwischen<br />

eingespielt, wer es nicht abwarten kann, geht am besten am 11. Juli<br />

zum Hanseat Salzwedel, am 30. Juli zum Rocken am Brocken Festival oder<br />

am 15. Oktober zum Lauter Festival in Zwickau.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 11


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

alPhaville und<br />

knochenFabrik –<br />

2:38 auF der 9<br />

auF Platz neun landete im Abschlussranking unseres Wettbewerbs<br />

das Duo 2:38 mit ihrer Hymne „Punkerjugend“. Wir zitieren an dieser Stelle<br />

einfach mal den Eintrag zu ihrem Beitrags-Video: „Wir sind zwei Idioten aus<br />

Würzburg/Heilbronn, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben die Electroszene<br />

gründlich zu verwirren! Wer Bock auf Randale auf Electrosounds<br />

hat – anhören und liken. Wir freuen uns über jeden Klick, den wir bekommen.<br />

Und selbst wenn wir nicht gewinnen hoffen wir doch, dass wir hier<br />

ein paar neue Fans finden können.“ Das hatte in der Vorrunde auch super<br />

geklappt, im Finale war die Euphorie dann offenbar vorbei und 2:38 kamen<br />

auf weit weniger Stimmen als im Vorentscheid.<br />

2:38 zu ihreM wettbewerbs-song „Punkerjugend“: Der Song<br />

entstand in der Entstehungsphase von 2:38. Es war nach „Horrortrip“ und<br />

„Könige von Deutschland“ der erst dritte Song, den wir jemals aufgenommen<br />

haben. Und er ist eine - wie sollen wir das ausdrücken? – Hommage an unsere<br />

Jugend, welche eben gefüllt war mit Sex, Drugs und Punkrock. Mit dem<br />

Track wollen wir uns immer ein wenig in diese Zeit zurückdenken, was auch<br />

sehr gut funktioniert. Den Leuten, welche den Track immer am meisten abfeiern,<br />

sieht man ihre Punkerjugend regelrecht an. Genauso wie man sie uns<br />

mit Sicherheit noch ein wenig ansieht. „Punkerjugend“ ist einfach eine Mischung<br />

aus Alphaville und Knochenfabrik!<br />

12 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

last but not least:<br />

steFany June<br />

einen kuriosen verlauF nahm der Beitrag von STEFANY JUNE bei<br />

unserem Contest. Die eingängige Pop-Nummer mit erhöhtem Ohrwurm-<br />

Potenzial „Summer“ legte eine bärenstarke Vorrunde hin – auf Platz drei<br />

ging es ins Finale und wir in der Redaktion hätten dem Titel, den man als<br />

klassischen Sommer-Hit einordnen kann, zu diesem Zeitpunkt durchaus<br />

den ganz großen Wurf zugetraut. Aber irgendwie müssen die Fans von<br />

STEFANY JUNE verschlafen haben, dass die eigentliche Finalrunde noch<br />

kommen würde, denn „Summer“ bekam im Finale nicht mal die Hälfte der<br />

Stimmen aus der Vorrunde. Resultat: Platz zehn.<br />

das ändert aber nichts daran, dass das „Projekt STEFANY JUNE“<br />

– so muss man es wohl nennen – riesiges Potenzial besitzt und gerade dabei<br />

ist, international durchzustarten. Im September 2009 verkroch sich die<br />

Blondine erstmals im Proberaum, um ihre Songs zu arrangieren und den<br />

richtigen Sound zu finden. 2010 folgten dann bereits über 70(!) Auftritte in<br />

Deutschland und den Niederlanden, im Winter belegte „Summer“ Platz drei<br />

beim deutschen Pop&Rock-Preis.<br />

auFgewachsen iM Würzburger<br />

Großraum haben sich die langjährigen<br />

Freunde 2009 schließlich ihrem Wunsch<br />

nach musikalischer Selbstverwirklichung<br />

hingegeben und stehen jetzt<br />

mittlerweile seit eineinhalb Jahren auf<br />

der Bühne. Nach dem ersten Album „Demotape<br />

1.0“ erschien im November 2010<br />

mit der Single „Kaputtalismus“ der erste<br />

Vorgeschmack auf das nächste Album,<br />

an dem derzeit gearbeitet wird. Mit dicken<br />

Synthies, Kick & Snare im Gepäck<br />

kann wohl kaum einer zum Off-Beat von<br />

2:38 still stehen bleiben, die totale Anarchie<br />

wird ausgerufen & jede Party zum<br />

Erfolg. 2:38 sind nach eigener Aussage<br />

„jung, abgefuckt, laut und wissen sogar<br />

was wir tun.“ Wenn das kein Erfolgsrezept<br />

ist! Weitere Infos zu der interessanten<br />

Elektro-Rap-Punk-Mischung unter<br />

www.zweidreiacht.de.


steFany june und ihre band sehen sich gern als multikulturelles<br />

Häufchen. Zwei Indonesier spielen an den Gitarren, ein Holländer an den<br />

Keys, dazu schwedische Beats und deutsche, pünktliche Drums. Und Achtung<br />

– ihr Management macht es spannend – Stefanys Nationalität „ist<br />

noch nicht bekannt“. So so!<br />

die single bekoMMt Man Über itunes, das erste Album steht in<br />

Kürze an. Bis dahin steht für STEFANY JUNE ein ganz besonderer Juni an:<br />

Sie wird diesen Monat ihr Studium abschließen, ihre Lieblingsband aus Dä-<br />

nemark („The Asteroids Galaxy Tour“) supporten und beim Hard Rock Calling<br />

einen Gig im Londoner Hydepark spielen! Wow! Rot anstreichen sollten<br />

sich alle Fans auch den 13. August, dann kommt STEFANY JUNE zum Set Us<br />

On Fire Festival nach Berlin! Alle Infos unter http://stefanyjune.nl/.<br />

steFany june zuM <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-contest und zuM song „suMMer“:<br />

„Ich bin über Facebook auf den Contest aufmerksam geworden, durch befreundete<br />

Bands, die ebenfalls an dem Contest teilgenommen haben. Eigentlich mögen<br />

wir Voting-Contests nicht besonders, weil wir immer verlieren und unsere<br />

Fans so langsam genervt sind von den ständigen Voting-Aufrufen. Aber wir<br />

fanden das Angebot des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s doch sehr verlockend, so dass wir noch<br />

einmal bei einem Contest dieser Art mitgemacht haben.<br />

Der Song „Summer“ entstand im frühen Herbst 2009. Der Sommer war vorbei<br />

und irgendwie wollte man es nicht wahrhaben. Man wünschte sich die lauen<br />

Sommerabende, die Nächte am Lagerfeuer, den Sonnenbrand, die Sommersprossen<br />

und den Geruch des Sommerregens zurück. An einem regnerischen<br />

und dunklen Herbstabend setzte ich mich ans Piano und schrieb diesen Song.<br />

Das Video haben wir der Kunsthochschule Enschede (NL) zu verdanken. Sie<br />

ermöglichten uns den Dreh und wir hatten einen tollen Tag mit dem ganzen<br />

Kunstteam auf den Sanddünen in Soest (NL).“<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 13


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

dann Machen<br />

Wir ` s halt selbst!<br />

ein interview mit der band carla5000, die vormachen,<br />

wie man sich ohne Plattenvertrag selbst vermarkten kann.<br />

Karla5000<br />

von Musik leben zu können und mit seiner eigenen Musik die Fans<br />

begeistern: ein Traum! Doch wie wird dieser Traum für Newcomer zu Realität?<br />

Früher war dieses Ziel ohne einen Vertrag mit einem Musiklabel kaum zu erreichen.<br />

In Zeiten der Krise der Musikindustrie führen heute viele Wege nach<br />

Rom. Drei Fragen an eine Band, die es selbst macht: Karla5000 aus Hamburg.<br />

ihr startet eure karriere selbst. wieso tut ihr das allein und<br />

was erwartet/erhoFFt ihr euch davon?<br />

Wir haben den Anspruch, professionell Musik zu machen und immer unser<br />

Bestes zu geben. Da ein Angebot von einem Label einfach nicht vorhanden war,<br />

haben wir unsere Karriere eben erst mal selbst in die Hand genommen. Unsere<br />

Fans haben immer öfter und lauter nach einer CD gefragt und das hat den<br />

Anstoß gegeben, über Möglichkeiten einer CD-Produktion nachzudenken,<br />

die in unserem finanziellen und technischen Rahmen liegen. In erster Linie<br />

erhoffen wir uns von dem Album natürlich, dass wir mehr Leute auf unkomplizierte<br />

Art erreichen. Die, die unsere Musik mögen, können sie nun endlich<br />

täglich hören und vor allem anderen vorspielen. Darum geht es erst mal.<br />

was hat euch bewogen, die cd auF einer selbstverMarktungs-<br />

PlattForM zu veröFFentlichen?<br />

Mit audiomagnet.com konnten wir einfach die fertigen Masters innerhalb<br />

von ein paar Tagen auf eine fertige CD mit Labelcode und Barcode bringen,<br />

14 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

VON SIMON GRüNKE<br />

ohne gleich 500 CDs zu produzieren. Es gibt keine lange Bindung an ein Label<br />

und wir sind weiterhin frei und unabhängig. Toll ist auch, dass die CD in<br />

allen relevanten Downloadportalen verfügbar ist – das ist uns eigentlich am<br />

wichtigsten. Wir haben eine Freundin in den USA und die hat uns geschrieben,<br />

dass sie das Album toll findet und sich runtergeladen hat. Dass ist doch<br />

echt klasse, dass das so einfach geht, weltweit!<br />

Also: Wir haben eigentlich nur Musik und das Artwork für das Cover gemacht,<br />

hochgeladen und ein paar Tage später hatten wir eine CD. Natürlich<br />

ist es pro CD weitaus teurer, als sie selber in ein Presswerk zu geben. Dann<br />

wäre aber kein Barcode drauf, kein Labelcode und wir wären nicht in iTunes<br />

bzw. der ganze bürokratische Aufwand wäre für uns zu hoch, weil wir uns<br />

eben noch um alles selber kümmern. So haben wir alles aus einer Hand… und<br />

wir haben dafür keinen Vertrag geschlossen, der uns unsere Freiheit nimmt<br />

und auch nicht Schulden für unsere eigene Produktion machen müssen –<br />

und wir hatten eigentlich keinen Aufwand mit der Abwicklung. Die Türen<br />

für eventuelle Verträge mit anderen Labels bleiben dabei offen.<br />

welche rolle sPielen labels FÜr newcoMer, wollt ihr auF<br />

kurz oder lang von eineM label gesignt werden?<br />

Auf dem Level, auf dem wir im Moment Musik machen, können wir uns noch<br />

selbst um die Vermarktung von Karla5000 über Homepage, Facebook usw.<br />

kümmern. Natürlich kann uns ein Label mit professionellerer Pressearbeit<br />

und Booking helfen – das muss dann aber schon eines sein, welches wirklich<br />

Geld und viel Arbeit in die Band investiert und auch die Aufgaben eines Managements<br />

wahrnimmt. Wahrscheinlich ist eine Karriere ohne klassisches<br />

Label schwierig. Aber vorher steht aus unserer Sicht eine solide Basis. Wir machen<br />

seit anderthalb Jahren zusammen Musik. Die Basis haben wir jetzt. Und<br />

eine vorzeigbare CD und das erste Erscheinen auf dem Markt mit Hilfe von<br />

audiomagnet ist ein Teil dieser Basis. Jetzt kann es weiter gehen und natürlich<br />

wäre es toll, über kurz oder lang gesignt zu werden.<br />

Die Frage ist nur, ob es ein klassischer Deal sein muss oder ob man Verträge<br />

mit jemandem macht, der einem den organisatorischen Part (Management,<br />

Booking, PR usw.) abnimmt und der Vertrieb dann getrennt davon geregelt<br />

wird, also z.B. weiterhin über audiomagnet. Wir sind für gute Angebote offen<br />

und sind gespannt, wie sich alles entwickeln wird.<br />

Nächster Termin: Fr., 05.08.2011, CSD Hamburg, Straßenfest (ca. 20 Uhr),<br />

Jungfernstieg/Hamburg. audiomagnet.com/karla5000


danke<br />

audiomagnet<br />

als sponsor<br />

beim <strong>Feed</strong>bandcontest<br />

audiomagnet ist eine Selbstvermarktungsplattform<br />

für ambitionierte Musiker, die ihre Werke<br />

selber veröffentlichen, selber promoten und selber<br />

vermarkten möchten, ohne dabei die Umwege<br />

über eine Platten- oder Vertriebsfirma zu<br />

gehen. audiomagnet ist kein Internet-Ableger<br />

großer Musikkonzerne, sondern unabhängig<br />

und inhabergeführt. Für den <strong>Feed</strong>-Wettbewerb<br />

hat audiomagnet der Siegerband ein Komplett-<br />

Veröffentlichungspaket für ein Album im<br />

Wert von 197,00 Euro zur Verfügung gestellt.<br />

Das beinhaltet: Digitalen Vertrieb, CD on Demand<br />

oder CD Mailorder Einrichtung und CD<br />

Distribution via Amazon.de und Tonträgerhandel<br />

aka Plattenhändler. Darüber hinaus haben<br />

die Bands auf den Plätzen zwei bis fünf jeweils<br />

ein Vertriebspaket nach Wahl gewonnen; Wert<br />

ca. 49,00 Euro, bei CD on Demand Einrichtung<br />

sogar 99 Euro. Das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> und die Bands<br />

sagen DANKE!<br />

VON SIMON GRüNKE<br />

1inch-buttons Fair gedealt<br />

es war einMal eine handvoll Darmstädter<br />

Studenten, die allesamt in der Musikszene<br />

unterwegs waren und sich jedes Mal ärgerten,<br />

wenn sie sich die bei Bands und Fans beliebten<br />

Buttons bestellten: Lange Lieferzeiten, schlechte<br />

Qualität, wenig Auswahl, wenig Motiv-Vielfalt,<br />

Mindestbestellmengen, hohe Preise, hohe Versandpauschalen.<br />

Und was ein echter „Heiner“<br />

(Für Nicht-Hessen: so nennt man die Einwohner<br />

Darmstadts) ist, der meckert nicht lange, sondern<br />

geht selbst ans Werk und macht es besser.<br />

so in etwa ist das Projekt 1inch.tk in<br />

diesem Jahr entstanden. Bei der Idee geht es einerseits<br />

darum, Bands einen so noch nie da gewesenen<br />

Service zu bieten. Zum anderen wollen<br />

die Gründer Markus, Moritz und Vera (u.a.) nach<br />

eigener Aussage „mal ausprobieren, wieviel ein<br />

Haufen Studenten leisten kann und wie schnell<br />

sich guter Service und gute Preise herumsprechen<br />

– ohne dabei in Werbung zu investieren.<br />

Das ganze ist Hobby, Experiment und Idealismus<br />

gleichzeitig.“ Um die Bekanntheit zu steigern, bieten<br />

sich Kooperationen an. So geschehen im Rahmen<br />

unseres Band-Contests, bei dem das 1inch.<br />

tk-Team allen teilnehmenden Bands einen satten<br />

20%-Rabatt einräumte. Ein Angebot, das dankbar<br />

und zahlreich angenommen wurde.<br />

1inch.tk sPezialisiert sich auf kleine<br />

Auflagen mit großer Motiv-Vielfalt. Warum 500mal<br />

das gleiche Motiv bestellen, statt fünf Motive<br />

á 100 Buttons? Mit solchen oder ähnlichen Wünschen<br />

beißt man bei Massenproduzenten auf Granit<br />

oder stolpert zumindest über unbezahlbare<br />

Preis-Kalkulationen – nicht so bei 1inch.tk. Denn<br />

trotz Kundennähe und Auflagen schon ab einem<br />

Stück kann der Preis großer Firmen deutlich<br />

unterboten werden. Dort will nämlich niemand<br />

reich werden, die 1inch.tk-Crew will vielmehr<br />

eine Alternative bieten, die sie selbst seit Jahren<br />

vermisst haben. Die durchschnittliche Lieferzeit<br />

beträgt momentan bei Selbstabholung einen Tag<br />

und bei Versand zwei bis drei Tage. Ganz getreu<br />

dem Motto: Buttons. Schnell. Gut. Günstig. Einfach<br />

mal reinschauen: www.1inch.tk.<br />

Übrigens: Es gibt noch immer einen <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Rabatt!<br />

Wer bei seiner Bestellung im Mitteilungsfeld<br />

das Wort „<strong>Feed</strong>“ erwähnt, bekommt 5%<br />

Rabatt angerechnet.<br />

wie genau läuFt eine bestellung<br />

bei 1inch.tk ab? das teaM erklärt’s:<br />

a) Bei einer Bestellung kannst Du via Homepage<br />

zunächst online den Preis berechnen (und ausprobieren,<br />

welche Auflage mit welchem Button wieviel<br />

kostet). Es gibt zwei verschiedene Nadelsorten<br />

(siehe Homepage). Ansonsten haben wir wenig<br />

Auswahl, nur 1inch-Buttons (ein Grund dafür, warum<br />

wir so günstig sein können: Wir sind Spezialisten,<br />

keine Allrounder!).<br />

b) Anschließend erhältst Du eine E-Mail mit allen<br />

Infos zur Motiverstellung und sendest uns die notwendigen<br />

Motive per E-Mail zurück.<br />

c) Wir checken das ganze auf maximale Qualität<br />

und drucken nur, wenn alles perfekt ist (ansonsten<br />

helfen wir, damit es das wird). Der Check und<br />

die Anpassung an unser System ist relativ zeitaufwendig<br />

für uns, aber die Grundlage für ein anständiges<br />

Endergebnis.<br />

d) Wir drucken anschließend mit modernster Lasertechnik<br />

die Bögen aus.<br />

e) Die Buttonvorlagen müssen dann ausgestanzt<br />

werden, hierzu verwenden wir einen Stanzring in<br />

der entsprechenden Größe.<br />

f) Ausgestanzte Vorlage und Rohling-Material werden<br />

anschließend von einer halbautomatischen<br />

Buttonmaschine zum Endprodukt verarbeitet.<br />

In einem ersten Schritt werden Motiv, Glanzfolie<br />

und darunter liegend ein Metallplättchen zusammengestanzt.<br />

In Schritt zwei wird ein Metallring<br />

mit der entsprechenden Nadel auf die Rückseite<br />

gepresst.<br />

g) Der Kunde wird über jeden Schritt (Grafik-Check,<br />

Geldeingang, Fertigstellung, Versand) sofort per E-<br />

Mail unterrichtet und kann dementsprechend mitverfolgen,<br />

wie weit die Produktion ist.<br />

h) Zuletzt kann der Kunde ein <strong>Feed</strong>back-Formular<br />

ausfüllen, den Link erhält er per E-Mail.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 15


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

Provinz-hochburg<br />

ostwestfalen lippe?<br />

gtownMusic oWl erfindet<br />

Musikförderung und szenegefühl neu<br />

Das GTownMusic-Team. Von links nach rechts:<br />

Jan Hendrik teKaat, Ben Hensdiek und Carsten Huhn.<br />

junge bands haben es nicht leicht –<br />

vor allem dort, wo es keine deutlich sichtbare Musikszene<br />

gibt und erst recht, wenn sie dort zu Hause<br />

sind, wo niemand eine hochwertige Bandszene<br />

erwartet. Das beschauliche Ostwestfalen Lippe ist<br />

so ein Ort. Natürlich gibt es namhafte Vertreter<br />

aus der Region, die es auf das nationale und internationale<br />

Parkett geschafft haben. Dann meist<br />

aber verbunden mit einem Umzug in die Metropolen<br />

des Musikbusiness. Das junge Unternehmen<br />

GTownMusic OWL setzt nun alles in Bewegung,<br />

die Musikszene vor Ort mächtig in Schwung zu<br />

bringen und nachhaltig zu verändern.<br />

„die Qualität der hiesigen bands ist<br />

enorm hoch, es fehlt aber vor allem an einem<br />

gemeinsamen Auftreten nach außen, so dass die<br />

Nachbarregionen wenig davon mitbekommen“,<br />

fasst mit Carsten Huhn einer der Firmengrün-<br />

16 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

der zusammen. Mit seinen beiden Kollegen Jan<br />

Hendrik teKaat und Ben Hensdiek zielt er darauf,<br />

die Bands auf ihrem Weg zu begleiten und<br />

gemeinsam zu schauen, wohin der Weg führen<br />

kann. Angeboten wird den vor allem jungen<br />

Musikern nach dem Prinzip „alles aus einer<br />

Hand“ tatsächlich alles, was Bands brauchen,<br />

um weiter zu kommen. Neben der Erarbeitung<br />

von Pressematerialien können das auch Musikaufnahmen,<br />

Layouts, Merchandising oder auch<br />

komplette Video-Drehs sein.<br />

einen besonderen stellenwert genießt<br />

natürlich die Vermittlung der Bands an<br />

Veranstalter, denn vor allem das Spielen vieler<br />

Gigs bringt die nötige Erfahrung. Allerdings<br />

wird hier vor allem auf eins Wert gelegt: „Ohne<br />

einen guten Support vor Ort werden wir keine<br />

Bands vermitteln“, sagt Jan Hendrik teKaat. Ge-<br />

VON SIMON GRüNKE<br />

meint ist damit vor allem auch die Technik, die<br />

passen muss. Die Musiker sollen als Künstler<br />

ernst genommen werden.<br />

Präsentiert werden die bands im<br />

„GTownMusic OWL Bandpool“, der Achse, um die<br />

sich alles dreht. Einheitlich, übersichtlich, kurz<br />

und präzise ist hier die Devise – entsprechend den<br />

Wünschen der meisten Veranstalter. Im Pool sind<br />

ausschließlich Bands, die die hohe Qualität der regionalen<br />

Musikgruppen widerspiegeln. Mit vielen<br />

anderen Bands wird zudem nachhaltig daran gearbeitet,<br />

dass sie es ebenfalls so weit schaffen. Vor allem<br />

Vertrauen und Persönlichkeit bieten hier eine<br />

gesunde Grundlage.<br />

in der region hat GTownMusic OWL innerhalb<br />

kürzester Zeit bereits viel erreicht, nun<br />

soll das wachsende Selbstbewusstsein der Szene<br />

auch nach außen getragen werden. „Die Bands<br />

müssen natürlich raus aus OWL, um die Region<br />

auch andernorts zu vertreten“, sind sich die Macher<br />

einig. Die ersten Schritte sind getan – und<br />

Ostwestfalen Lippe ist dabei, sich einen Namen<br />

in der Branche zu machen.<br />

www.gtownmusic.de<br />

www.facebook.com/gtownmusic


onedo.de – das <strong>Magazin</strong><br />

von Musikern Für Musiker<br />

bonedo.de schaFFt seit Januar 2009 Mehr auFMerksaMkeit Für das MusikMachen – Mit vielen<br />

neWs, testberichten, WorkshoPs, intervieWs und Features zur Musikerkarriere. alle relevanten<br />

theMenbereiche von instruMenten über das recording bis zuM dJing Werden koMPetent auFbereitet:<br />

alle autoren sind FachJournalisten oder ProFiMusiker. das <strong>Magazin</strong> ist kostenlos<br />

iM Web verFügbar. Mit über 100.000 besuchern Jeden Monat ist bonedo.de iM gitarrenbereich<br />

nach nur zWei Jahren bereits das grösste deutschsPrachige <strong>Magazin</strong>.<br />

bonedo.de testet das neueste MusikersPielzeug<br />

Auf bonedo.de findet sich nicht nur ein Haufen Testberichte zu angesagten<br />

Instrumenten und Zubehör, sondern mit dem sogenannten „Testmarathon”<br />

auch großangelegte Testreihen, in der vergleichbare Produkte gegeneinander<br />

antreten. Über neueste Entwicklungen und Technologien rund<br />

ums Musizieren halten beispielsweise die Reports von den größten Musikmessen<br />

der Welt auf dem Laufenden: Der Frankfurter Musikmesse und der<br />

NAMM Show in Los Angeles.<br />

Im Falle der ersteren befand sich auch 2011 das ganze Team in Aufruhr,<br />

um die neuesten Entwicklungen aus der Schmiede der Hersteller zu entdecken<br />

und auf Video zu bannen. Um sich nicht im Dickicht der Messe zu<br />

verlieren, holte sich die Redaktion diesmal tatkräftige Unterstützung von<br />

zwei Gästen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Zum Einen „Schwiegermutters<br />

Liebling“ und ZDF-Moderator Ingo Nommsen, zum anderen die<br />

Berliner Rocker- und Körperkunst-Freunde von Haudegen.<br />

die bonedo.de-workshoPs bauen auF<br />

Weiteres Herzstück der Seite sind die zahlreichen Video-Workshops, die sowohl<br />

Anfängern als auch Profis bei der persönlichen Weiterentwicklung<br />

helfen. Hier kann man beispielhaft den mehrteiligen Vocalworkshop nennen,<br />

in dem von der richtigen Haltung bis zu wichtigen Aufwärmübungen<br />

die Basics und weiterführendes Know-How verständlich erklärt werden.<br />

Auch Stars und Virtuosen zeigen ihre Tricks vor laufender Kamera: Von<br />

Drummer-Legende Dennis Chambers, über die Gitarren-Götter Joe Satriani<br />

und Dave Mustaine haben sich schon viele von bonedo.de auf die Finger<br />

schauen lassen.<br />

neue wege FÜrs MusikMachen<br />

Bei dem schwierigen Weg nach oben hilft auch der bonedo.de-Podcast, der<br />

versucht ein wenig Licht ins oft schummrige Dunkel des Musikmarktes<br />

zu bringen. Dafür werden etablierte Musiker, Manager und Labelmacher<br />

nach ihren „Rezepten” befragt. So sprach bonedo.de unter anderem schon<br />

mit Unheilig, den Beatsteaks, Kim Wilde, dem Label Roadrunner oder dem<br />

Manager von Jan Delay. Mittlerweile wird der Podcast von gut 100.000 Interessierten<br />

monatlich gehört.<br />

alles neu Macht der Mai<br />

VON SIMON GRüNKE<br />

Ständige Verbesserung ist die Devise bei bonedo.de. In diesem Sinne unterzog<br />

sich das <strong>Magazin</strong> im Mai 2011 einer selbstverordneten Frischzellenkur.<br />

Der aufwendige Relaunch der Seite umfasst viele Optimierungen. Vor allem<br />

die Userfreundlichkeit steht mit einer verbesserten Suchfunktion und<br />

einem deutlich aufgeräumteren Design im Mittelpunkt. Überzeugt Euch<br />

selbst und schaut rein bei bonedo.de.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 17


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

„Wo liegt denn<br />

bitte Algier?...“<br />

Petra hassan unternahm im Januar dieses<br />

Jahres eine lang ersehnte reise ins herz der<br />

sahara. begleitet von befreundeten tuaregs.<br />

in einer region, die das auswärtige amt als<br />

nicht eben vertrauenserweckend einstuft...<br />

wo liegt denn bitte algier? Mit dieser Frage am Flughafen-Checkin<br />

fing alles an. Nein eigentlich begann die Reise schon vor über 20 Jahren<br />

in meinem Kopf; mit einem Buch, das mir eine Freundin meiner Eltern geschenkt<br />

hatte; mit einer Freundschaftsanfrage auf Facebook und mit dem<br />

dringenden Bedürfnis einer Auszeit von allem und jedem. Mein Ziel sollte<br />

auch nicht Algier sein, sondern die Oase von Djanet, tief im Südosten von<br />

Algerien, nahe der Grenze zu Libyen, im Herzen der Sahara. Ein Ort, der<br />

auf einer Seite im Netz auch mal in einer „Hitliste“ der zehn gefährlichsten<br />

Orte der Welt auftaucht und auf der Seite vom Auswärtigen Amt als nicht<br />

wirklich vertrauenserweckend beschrieben wird; aber genau dort wollte<br />

ich hin. Vier Flughäfen, drei Flugzeuge, Verspätung, lauwarmer Kaffee und<br />

18 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

VON PETRA HASSAN<br />

Koffer-Suchen inklusive - *ürks* - landete ich dann 20 Stunden später in<br />

Djanet. Einen Tag später war Nordafrika in den Medien der ganzen Welt;<br />

aber davon wusste ich damals noch nichts.<br />

der erste eindruck war ein Hauch trockener und eisiger Wüstenluft<br />

mitten in der Nacht, das Gefühl endlich dort angekommen zu sein, wo ich<br />

schon immer hinwollte und ein Paar dunkler Augen, die mich aus einem indigoblauen<br />

Turban anschauten: Die Augen von Mohammed, einem befreundeten<br />

Tuareg, den ich durch Freunde über Facebook ein dreiviertel Jahr früher<br />

kennengelernt hatte, der sich um die erforderlichen Formalitäten gekümmert<br />

und es möglich gemacht hatte, dass ich endlich mitten in der Wüste war.


aM zweiten tag zog ich das erste Mal alleine<br />

in Djanet los, um zu sehen wo ich denn überhaupt<br />

bin. Ich fand mich mitten im Gemüse Souk (Souk<br />

= arabisch für Markt) wieder, denn Mohammed<br />

musste diverse Erledigungen für unsere Tour auf<br />

das Tassili Plateau erledigen. Trotz aller Erfahrungen,<br />

die ich auf Reisen im Mittleren Osten und<br />

Marokko gesammelt hatte, war alles komplett<br />

neu und anders... ich war in einer anderen Welt<br />

angekommen. Frauen in eleganten, traditionellen<br />

Wickelgewändern in wunderbaren Farben und<br />

Männer mit eindrucksvoll geschlungener Kopfbedeckung<br />

und Gesichtsschleier.<br />

aM nächsten tag ging´s dann los Richtung<br />

Tassili Plateau. Den Schlafsack, meinen alten<br />

Bundeswehrrucksack mit dem Nötigsten für die<br />

nächsten sieben Tage - was Frau eben so braucht<br />

- eine mobile Küche & Verpflegung in Kisten verpackt<br />

und zwei Freunde von Mohammed, die outfitmäßig<br />

eher an Rapper aus der Bronx erinnerten<br />

als an Wüstensöhne, samt Zupfinstrument im Gepäck<br />

in den Toyota gepackt. Am Fuß des Plateaus<br />

trafen wir dann unsere zwei „Donkey Driver“ mit<br />

den wirklich wunderschönsten Packeseln, die ich<br />

jemals gesehen habe. Knisterndes Feuer, leckeres<br />

Dinner aus der Wüstenküche und schaumig, bittersüß<br />

schmeckender Tee, eine Sprache, die ich bis<br />

dahin nur vom Lesen kannte, und nun endlich im<br />

Stereo-Sound hören konnte: Tamashek, die Sprache<br />

der Tuareg.<br />

die erste nacht unter FreieM hiMMel<br />

und die bange Frage, ob da nicht doch irgendwo<br />

die Skorpione rumkriechen? Sonnenaufgang, eisige<br />

Luft und es hatten sich keine Skorpione in<br />

meinen Schlafsack verirrt. Aber ich hatte nachts<br />

wohl auf englisch geträumt und gesprochen - haben<br />

mir jedenfalls lachend die anderen morgens<br />

erzählt – mit meinen alten Doc-Martens-Stiefelchen<br />

an den Füßen - natürlich mit Stahlkappe.<br />

Felsmalereien in einer Wohnhöhle im Tadrat-Gebiet.<br />

die eselchen wurden beladen und<br />

schon ging es los mit der Kraxelei auf das Plateau.<br />

Über Stock und Stein, durch einen ausgetrockneten<br />

Wadi in einem noch eindrucksvolleren<br />

Canyon kletterten wir über eine sehr schmale<br />

Geröllhalde mit riesigen Granitbrocken samt<br />

Zupfinstrument in der Hand bis wir oben auf dem<br />

Tassili Plateau an einem Ort der „Tamrit“ genannt<br />

wird ankamen... nach einer Frau benannt die dort<br />

„damals“ gelebt hat. Zeitangaben existieren nur<br />

in ungefähr im Land der Tuareg. Nach weiteren<br />

Stunden Marsch über das sehr windige Plateau bei<br />

strahlendem Sonnenschein erreichten wir nachmittags<br />

unseren zweiten, fast windstillen Schlafplatz.<br />

Ich erhielt einen ersten Eindruck davon,<br />

wie es wohl in vergangenen Zeiten gewesen sein<br />

muss, als man wochenlang zu Fuß unterwegs war.<br />

Das Gefühl für Zeit und Raum<br />

ging mir allmählich verloren.<br />

Auf dreiviertel Strecke haben uns<br />

unsere Eselchen mit klappernden<br />

Hufen überholt, die nicht über die<br />

Geröllhalde geklettert sind, sondern<br />

einen leichteren, aber länger<br />

dauernden Aufstieg genommen<br />

hatten. Irgendwie hatte ich die<br />

ganze Zeit den Eindruck dass sie<br />

permanent gelächelt haben.<br />

vor sonnenuntergang<br />

ging ich noch im Zypressen-Wadi<br />

(Wadi = ausgetrocknetes Flussbett)<br />

spazieren, erste beeindruckende<br />

Felsmalereien, die tausende<br />

von Jahren alt sind in live<br />

Drei von Petra Hassans Begleitern: Die Tuareg Boubacar, Cheikh und Saghad. Outfitmäßig<br />

eher an Rapper aus der Bronx erinnernd als an Wüstensöhne. Alle Fotos: Petra Hassan.<br />

und Farbe bestaunen und in einen tiefen Canyon<br />

blicken... angeblich wagte sich einmal eine Touristin<br />

zu nah an die Kante, stürzte in die Schlucht, um<br />

dann in Einzelteilen im Turban nach Djanet zurücktransportiert<br />

zu werden; wurde mir erzählt,<br />

nur so als Randnotiz!<br />

die Mittlerweile weltberÜhMten prähistorischen<br />

Felsmalereien und Gravuren im<br />

Tassili nÀjjer in der Region Djanet sind in den<br />

1950er Jahren durch den Franzosen Henri Lothe<br />

(1903-1991) dokumentiert worden. Tassili nÁjjer<br />

ist eine ungefähr 500km lange Gebirgskette die<br />

im Südosten von Algerien verläuft und in großen<br />

Teilen Nationalpark und als Weltkulturerbe geschützt<br />

ist. Es ist unglaublich faszinierend durch<br />

die Landschaft auf dem Plateau mit verschiedenen<br />

Sandfarben, beeindruckenden Felsformationen,<br />

Gesteinen in unendlich vielen Farbschattierungen<br />

und grandiosen Lichtverhältnissen zu wandern<br />

und dort überall Spuren aus vergangener Zeit<br />

zu entdecken.<br />

FÜnF eisige nächte, strahlender Sonnenschein<br />

tagsüber, Wolkenformationen, die wunderbare<br />

Muster in den weiten Himmel zauberten, die<br />

lokale Tierwelt, die nächtliche Parties in unserer<br />

Wüstenküche zu feiern pflegte, unendliche Stille,<br />

entspannende Stunden mit Betrachtungen aller<br />

Art und der Erkenntnis, dass ich von sofort an unbedingt<br />

jeden Tag „Tagella“ essen möchte: traditionelles<br />

Brot, das im heißen Sand unter glühenden<br />

Kohlen gebacken, dann zerkleinert und mit Sauce<br />

aus Gemüse und manchmal Trockenfleisch mit<br />

wunderbar scharfem Harissa serviert wird. Nach-<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 19


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

Petra Hassans Begleiter<br />

Mohammed mit einem Apfel-<br />

Telefon. Touristen sind immer<br />

wieder erstaunt darüber,<br />

wie gut man vernetzt ist<br />

im Tuaregland.<br />

Rechts: Uralte Tonscherbe<br />

im Morgenlicht<br />

dem ich eher unentspannt und ausgelaugt in der<br />

Sahara angekommen war, waren die Tage auf dem<br />

Plateau für mich der erste Schritt zurück in die Normalität;<br />

aber es kam noch besser!<br />

zurÜck FÜr knaPPe zwei tage in Djanet,<br />

war ich auf Erkundungstour im Souk wo ich mit<br />

Herzklopfen wunderbar metallic-schillernde<br />

Indigostoffe in den Händen hielt – und danach<br />

blaue Hände hatte – was ich aber natürlich ganz<br />

toll fand. Ganz klar haben es mir besonders die<br />

Textilien angetan, hinter all den Polyesterstoff-<br />

Importen aus Asien findet sich immer irgendwo<br />

ein besonderer Schatz in schönen Farben und<br />

tollen Mustern; man muss ihn nur suchen, sehen<br />

und finden wollen .<br />

in und uM djanet herum wird rein modisch<br />

gesehen einen Mix aus traditioneller mit<br />

westlicher Kleidung getragen. Männer tragen farbenprächtige,<br />

gewachste Tuniken aus Baumwolldamast<br />

– die meist im Set mit Hose so um die €<br />

100,- kosten – aber manchmal ganz schön krumm<br />

und schief genäht sind *kicher*...kombiniert mit<br />

cooler Sonnenbrille, Lederjacke und natürlich einem<br />

riesigen teils bis zu 10 Meter langem Schal,<br />

der kunstvoll um den Kopf als Turban inkl. Gesichtsschleier<br />

getragen wird. Je größer der Turban<br />

und leuchtender die Farben, desto beeindruckender<br />

kommen die Kerle des Weges.<br />

die älteren Frauen tragen Meist die<br />

traditionelle Bekleidung in wunderbaren Farben,<br />

Gewänder in leuchtendem Smaragdgrün<br />

und schimmerndem Königsblau darüber einen<br />

indigogefärbten, schimmernden Schal oder auch<br />

schlicht in Schwarz teils mit Stickerei, der meist<br />

nur die Haare, aber oft nicht die wirklich wunderschönen<br />

Gesichter bedeckt. Die jüngeren Frauen<br />

tragen neben westlicher Kleidung ebenso traditi-<br />

20 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

onelle Wickelgewänder in den allerschönsten Farben<br />

und Mustern, als auch Kapuzenkaftane wie in<br />

Marokko üblich. Komplette Verschleierung wie<br />

ich es in Marokko und auch im Mittleren Osten<br />

viel gesehen habe, erblickt man eher selten.<br />

da ich selber nicht wirklich im typischen<br />

„Sahara Safari Abenteuer“ Touristenoutfit – Hose<br />

mit mindestens 25 Taschen, abnehmbaren Beinen<br />

und 27 Reißverschlüssen – herumlaufe, sondern<br />

sowieso am liebsten weitere Kleider und traditionelle<br />

„Sarrouel“ Hosen trage und fast nie ohne<br />

meterweise Schal um den Hals aus dem Haus<br />

gehe, war ich ganz gut angepasst und bin lustigerweise<br />

im Souk meistens auf arabisch und sehr<br />

selten auf französisch angesprochen worden.<br />

ich bin iMMer wieder erstaunt darüber,<br />

wie viele westliche Frauen jenseits vom Strand<br />

mit extrem freizügiger Kleidung, egal ob in Marokko<br />

oder auch jetzt in Algerien zu sehen, herumlaufen.<br />

Letztendlich braucht man sich dann<br />

nicht wundern, wenn man erstens permanent<br />

von Kerlen angegraben wird, zweitens im Souk<br />

total überhöhte Preise bezahlt und drittens zwar<br />

von der lokalen Bevölkerung toleriert wird – „es<br />

sind ja nur Touristen“ – einem aber kein ehrlicher<br />

Respekt entgegengebracht wird. Natürlich<br />

tragen Mädchen und Frauen in arabischen Ländern<br />

auch normale und teils auch extrem körperbetonte<br />

Kleidung, aber Frauen aus Europa bzw.<br />

den westlichen Ländern haben leider auch mitten<br />

in der Wüste teilweise schon einen gewissen<br />

Ruf weg. Eine Sache, die ich nie verstehen werde:<br />

Warum sich z.B. ein 22-Jähriger eine 50-jährige<br />

Freundin aus Europa anlacht; ja, es geht um<br />

Geld, natürlich. Eine Art käuflicher Liebe, an der<br />

auch immer öfter junge Tuareg, die im Tourismus<br />

arbeiten, Geschmack finden. Naja, es muss<br />

jeder selber wissen, was er macht.<br />

die ersten anderthalb wochen war<br />

ich offline unterwegs und habe erst irgendwann<br />

im Internetcafé in Djanet – wo die Verbindung<br />

übrigens erstaunlich schnell ist – von den Ereignissen<br />

in Tunesien, Ägypten und auch von Unruhen<br />

im Norden gelesen, davon hatte man offline<br />

überhaupt nichts mitbekommen; generell werden<br />

in Djanet spätestens um 20 Uhr die Bürgersteige<br />

hochgeklappt. Nachdem ich dann noch erfolgreich<br />

einen Tag mit Mokthar und dreien seiner<br />

Dromedare irgendwo außerhalb von Djanet verbracht<br />

hatte – und endlich(!!!) damit jemanden<br />

gefunden hatte, der mir beibringt, wie man einen<br />

Sattel auf das Tier schnallt, aufspringt, ohne dass<br />

man runterfällt und anschließend das Tier dazu<br />

bewegt, sich auch zu bewegen - sind wir am nächsten<br />

Tag insgesamt zu fünft Richtung Tadrart aufgebrochen.<br />

Das Gebiet Tadrart ist Richtung Libyen<br />

gelegen und Teil des Nationalparks.<br />

auF der strasse richtung libysche Grenze<br />

ging es dann irgenwann mal rechts weg in eine<br />

Landschaft die an überdimensionale Kiesgruben<br />

erinnert, unterbrochen von grandios geschichtetem<br />

Schiefer links und rechts der Piste - die man<br />

sich aber vorstellen muss, weil für den normalen<br />

Mitteleuropäer außer ein paar halb verwischter<br />

Autospuren nix erkennbar ist. Hier und da tauchen<br />

wie aus dem Nichts auf dem Boden bittere<br />

Wüstenmelonenkolonien in saftigen Grüntönen,<br />

ausgebleichte Kamelgrasbüschel, stachelige Akazien<br />

und Tamarisken auf, bis man über erste, größere<br />

Dünen in einen weiten und viele Kilometer<br />

langen Wadi fährt.<br />

von dieseM wadi ausgehend sind wir täglich<br />

in eine andere, atemberaubende Landschaft<br />

eingetaucht. Orte mit noch mehr jahrtausendealten<br />

Steingravuren und filigranen Felsmalereien,<br />

durch einen Wadi, in dem die Rosen von Jericho


wachsen; Dünen, die wie gigantische Wellen die<br />

Berge hoch schlagen, vorbei an Felsen „made by<br />

mother nature“ in Formen von Igeln, Kamelen<br />

oder Hubschraubern; sanfte Ebenen, in denen<br />

man, wenn man sehr viel Glück hat, Gazellen<br />

grasen sehen kann; unberührte Dünen die bis<br />

zu 400m hoch sind, Sand und Gestein in allen erdenklichen<br />

Farben und Formen. Sehr speziell sind<br />

dort einige Orte an denen sich mehr als 2000 Jahre<br />

alte Tonscherben finden lassen – die man besser<br />

in Algerien lässt – aber die sich auch sehr nett fotografieren<br />

lassen, besonders im Licht kurz nach<br />

Sonnenaufgang. Das war ein bisserl wie Schatzsuche;<br />

und Archäologin wäre vielleicht auch ein<br />

passender Job für mich gewesen...<br />

ein eher seltsaMes geFÜhl hatte ich, als<br />

auf einmal ein paar Pick-Ups mit sonnenbebrillten<br />

Kerlen, Turban auf dem Kopf und Waffen in Griffweite<br />

auf uns zukamen und mich als erstes fragten,<br />

wo mein Reisepass ist und mir am liebsten sofort<br />

meinen Schal über den Kopf gezogen hätten...<br />

aber nur für ein paar Augenblicke, bis ich gemerkt<br />

habe, dass es die Spezialeinheit ist, die zum Schutz<br />

der Besucher, etc. in der Region patrouilliert.<br />

Kommentar von Mohammed: „Ach, die waren eh´<br />

letzte Nacht ganz in unserer Nähe, die haben auch<br />

Nachtsichtgeräte…“. Na toll,... wenn man dann mal<br />

hinter die Düne geht, *ahem*!<br />

gesProchen habe ich meistens eine Art<br />

„Wörtersalat“ aus meinen arabisch & marokkanisch<br />

Sprachkenntnissen, gespickt mit einzelnen<br />

Wörtern französisch, da diese Sprache wenigstens<br />

in geschriebener Form für mich halbwegs<br />

verständlich ist, deren Aussprache für mich allerdings<br />

noch ein Buch mit sieben Siegeln ist;<br />

dann Englisch, was aber außer Mohammed niemand<br />

wirklich gesprochen hat, und Tag für Tag<br />

kamen immer mehr Wörter in Tuareg-Sprache<br />

„Tamashek“ dazu... eine vom Sound her für meine<br />

Ohren total faszinierende Sprache<br />

ach ja, die töchter und söhne der Wüste<br />

von heute sind übrigens genauso im Web 2.0 unterwegs<br />

wie wir, nutzen Facebook & Twitter, und<br />

auch das Apfeltelefon hat den Weg in die Weiten<br />

der Wüste gefunden. Auf Facebook kann man offene<br />

Gruppen finden und beitreten, wenn man den<br />

Begriff „Tuareg“ eingibt. Musiker wie Bambino,<br />

Atri NÁssouf oder Bands wie Tianriwen, Tamikrest<br />

oder Terakaft haben Fanseiten auf Facebook<br />

und sind auch auf YouTube zu finden. Eine sehr interessante<br />

Seite im Netz ist www.temoust.org die<br />

auf französisch und teilweise englisch lesbar ist.<br />

Bei traditionellen Tuareg-Festivals wie z.B. dem<br />

„Sebeiba“ in Djanet kann man ab und an Jungs<br />

in wunderbar traditioneller Kleidung auf noch<br />

prächtiger geschmückten Dromedaren beobachten<br />

– Szenen wie aus einer anderen Zeit. Und auf<br />

einmal wird das Phone aus einem bestickten Ledertäschchen<br />

gezückt, was für uns ziemlich amüsant<br />

aussieht, dort aber völlig normal ist. Mohammed<br />

erzählte mir von einer Begegnung mit einem<br />

seiner Gäste, der erstaunt war Netbook & iPhone<br />

vorzufinden und kommentierte dies mit: „Technik<br />

kann man auch mit unserem Geld kaufen...“<br />

eine reise in die sahara ist auch in der<br />

heutigen Zeit immer noch ein Abenteuer. Mit einer<br />

Portion Gelassenheit und Humor für manche<br />

Dinge, die so anders sind, dass wir sie oft nicht auf<br />

Anhieb verstehen, kann es aber zu einer wunderbaren<br />

Zeit werden. Es gibt einen Spruch der heißt<br />

„Wer in die Wüste geht, wird nicht mehr derselbe<br />

sein wenn er aus der Wüste wieder herauskommt“...<br />

da ist wirklich was Wahres dran.<br />

Fazit Meiner reise: Es ist gut, mindestens<br />

einen Tuareg seines Vertrauens zu kennen und ich<br />

kann sagen, dass ich mich die gesamte Zeit weder<br />

in irgendeiner Form unsicher noch unwohl gefühlt<br />

habe. Mir sind alle Leute, mit denen ich unterwegs<br />

war und die ich getroffen habe mit viel<br />

Würde, Anstand und Respekt begegnet und ja....<br />

über die autorin:<br />

Aufgewachsen unter bayrisch blau-weißem<br />

Himmel, wohnhaft im Mittelnorden<br />

Deutschlands lebt Petra Hassan ein Leben<br />

zwischen Orient und Occident. Ranipink ist<br />

der Name ihres kleinen Labels unter dem sie<br />

ihren permanenten *Inspirationssalat* (O-<br />

Ton Petra Hassan) im Kopf in Kleidung, Accessoires<br />

und Wohnaccesoires umsetzt und<br />

verkauft. Als Kontrast- und Entspannungsprogramm<br />

arbeitet sie noch für H&M, wenn<br />

sie nicht gerade mal wieder auf dem fliegenden<br />

Teppich unterwegs ist. www.ranipink.de<br />

ich werde da auf jeden Fall wieder hinreisen. Die<br />

ersten persönlichen Kontakte in die Sahara haben<br />

mit Facebook angefangen, ich weiß nicht ob es Instinkt<br />

oder Glück war die richtigen Leute zu treffen,<br />

Freundschaft aufzubauen und anzufangen zu vertrauen;<br />

was ist schon sicher in der heutigen Zeit?<br />

Eines weiß ich aber sicher: Da ist jemand, der immer<br />

die Hand über mich hält, egal wohin ich gehe<br />

und egal was ich mache und ich bin dankbar dafür,<br />

jeden Tag! Mehr Informationen unter:<br />

http://www.ranipink.blogspot.com/<br />

http://www.temoust.org/<br />

http://www.desertconvoy.com/<br />

http://www.sandmeere-reisen.de/<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 21


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

daWandas<br />

Modische<br />

Weltreise<br />

iMMer Mehr internationale anbieter nutzen den deutschen<br />

online-MarktPlatz daWanda, uM ihre Produkte zu Präsentieren.<br />

auF deM daWanda-blog konnte Man Jüngst eine ausWahl<br />

der internationalen label bei daWanda beWundern.<br />

zuerst begeben wir uns auf eine kleine<br />

Reise nach Prag, wo das junge Label Sistersconspiracy<br />

zu finden ist. Jung und unverbraucht kommen<br />

die Designs daher. Die graphischen Elemente<br />

und frischen Farben sind meisterlich kombiniert<br />

und wirken stylisch, ohne aufdringlich zu sein.<br />

22 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

Foto links und oben: Sisterconspirancy<br />

VON DANA LI EVERS<br />

weiter geht es auf unser modischen Weltreise<br />

nach Israel: Hierher kommt Gal Stern, die mit<br />

ihrem Slogan “Dare to Wear” genau ins Schwarze<br />

trifft. Oder ins Goldene? Denn die junge Designerin<br />

schmiedet uns allen Ernstes Edelmetalle ans<br />

Bein! Ihre Strumpfhosen werden aufwendig per<br />

Hand bedruckt und machen auch ein schlichtes<br />

Outfit zu einem echten Fashion-Highlight, auf das<br />

man bestimmt angesprochen wird.<br />

Foto unten und ganz oben: Gal Stern


Foto links<br />

und unten:<br />

Three Little Ducks<br />

unsere nächste station ist Australien: Denn da<br />

kommen die drei kleinen Enten, Verzeihung, die Three Little<br />

Ducks her, hinter denen die Designer Katherine Humphery<br />

and Patrick McDermott stehen. Ihre Mode ist klassisch, modern<br />

und clean. Mit einer seltenen Perfektion entwerfen sie<br />

ihre Kleider, die zu jedem Anlass passen, bei dem es etwas<br />

chicer sein soll. Und auch mit Mustern und Farben können<br />

sie sehr gut umgehen, wie Ihr oben und unten seht.<br />

nun sind wir wirklich schon rum gekommen auf<br />

unser virtuellen Reise, lasst uns also nach Deutschland<br />

zurückkehren, genauer gesagt nach Berlin. Die letzte Designerin,<br />

die wir Euch heute vorstellen, heißt Adriana Rica.<br />

Ihre Mode ist etwas für jeden Tag, sie ist feminin und bezaubernd.<br />

Adriana mixt unifarbene Baumwolle mit kleinen<br />

Blütenmustern und arbeitet in ihre Designs so unverwechselbare<br />

Details ein. Die Sonne darf scheinen, die heißen<br />

Tage dürfen kommen – outfitmäßig sind wir bereit.<br />

Fotos unterliegend<br />

und ganz oben:<br />

Adriana Rica<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 23


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

schatz,<br />

Wir Müssen<br />

renovieren ...<br />

24 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

VON SANDRA PRüSSMEIER<br />

der vorliegende innendekorations-vorschlag staMMt von deM blog „lila-lotta“, den sandra<br />

PrüssMeier betreibt. sie beschreibt sich und ihr PrograMM selbst so: „bunt, leidenschaFtlich<br />

und turbulent geht es hinter den kulissen Meines blogs „lila-lotta“ zu. drei kinder, ein liebevoller<br />

Mann und hund hugo halten Mich körPerlich Fit. als reMscheider Frohnatur und iM bergischen<br />

land auFgeWachsen, lebe ich seit FünF Jahren Mit Meiner grossFaMilie in der nähe von her-<br />

Ford. nähen, FotograFieren, graFiken erstellen und bloggen sind Wundervolle Möglichkeiten,<br />

bei denen ich Mich so richtig austoben kann...“. text und alle Fotos: sandra PrüssMeier.<br />

„schatz, wir MÜssen renovieren!“ – Das ist mittlerweile bei mir<br />

zu Hause und auf meinem Blog zu einem geflügelten Wort geworden. Aber<br />

dieser Satz löst ganz unterschiedliche Reaktionen bei den Beteiligten aus:<br />

Ich bin begeistert, denn ich kann nun wieder meiner Phantasie freien Lauf<br />

lassen und aus Altem und Neuem, aus Stoffen und Farben, aus Krimskrams<br />

vom Boden und Schrott aus dem Keller etwas Neues und Schönes entstehen<br />

lassen. Die Mitglieder der Community, die mal oder auch regelmäßig meinen<br />

Blog besuchen, freuen sich über die neuen Ideen, die ich wieder verwirklicht<br />

habe und dass sie verfolgen können, wie etwas entsteht. Unsere Haus- und<br />

Hofhandwerker reiben sich die Hände, dass sie wieder bei uns Hand anlegen<br />

und Unmengen von Rechnungen schreiben können. Unsere Kids sind entsetzt,<br />

denn jetzt heißt es wieder früher aufstehen, weil die „Arbeitsmänner“<br />

im Anmarsch sind. Und mein Mann? Mein Mann bekommt die Krise... Denn<br />

eigentlich ist „Schatz, wir müssen renovieren...“ eine never ending story.


gerade jetzt ist auF MeineM blog<br />

sozusagen Volume 4 zu bewundern und man kann<br />

mitverfolgen, wie ich meine Ideen umsetze. Ein<br />

kleiner Auszug gefällig? Kein Problem! Schatz, wir<br />

müssen renovieren 4.... Das ganze Renovierungsprozedere<br />

hatte vor Weihnachten angefangen und<br />

war nach vielen Schwierigkeiten, Problemen und<br />

Verzögerungen am 9.Mai (!!!) endlich und zum<br />

Glück beendet worden. Aber dann war es soweit:<br />

Der Hausflur war fertig! Die neuen Fliesen lagen,<br />

und die Treppe war vom Teppich und von diversen<br />

Lackschichten aus acht Jahrzehnten befreit. Die alten<br />

Dielen und das ganze Holz strahlten. PUUUH!<br />

Aber ich glaube, es hat sich gelohnt:<br />

das schliMMste war: Ich konnte eine<br />

ganze Weile nicht in mein Arbeitszimmer, da<br />

die Stufen zwischen Wohnung und Arbeitszimmer<br />

frisch lackiert bzw. versiegelt waren. Und da<br />

musste ich doch dringend hin, um meine Deko-<br />

Ideen zu verwirklichen. Die Wartezeit habe ich<br />

dann aber genutzt und viele Boards von Pinterest<br />

durchkreuzt. Ich konnte mich kaum trennen von<br />

so vielen genialen DIY-Ideen. Aber endlich ging es<br />

los, das Bastelfieber erreichte seinen Höhepunkt.<br />

Die bebilderte Entstehungsgeschichte für die neue<br />

Wand- Deko kann man hier ringsum sehen.<br />

der zusPruch in MeineM blog war riesig<br />

und hat mich sehr gefreut. Und motiviert, denn<br />

was kommt nach Vol.4 ??? Na klar, Vol. 5! Ich habe<br />

das Gefühl, als bräuchte unser Schlafzimmer eine<br />

neue farbliche Alltagskultur. Und natürlich neue<br />

Wand-Deko....<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 25


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

eine gesunde<br />

Portion Wahnsinn<br />

sina trinkwalder ist nicht einmal Mitte<br />

dreißig. Aber sie ist bereits weit gekommen:<br />

mit rund zwanzig Jahren gründete sie ihre eigene<br />

Agentur in Augsburg, war dreizehn Jahre lang<br />

Vollblutwerberin. Und entschloss sich dann, das<br />

Agenturleben beiseite zu schieben und erneut zu<br />

gründen – und zwar ausgerechnet in einer Branche,<br />

die in Augsburg als erledigt gilt: der Beklei-<br />

26 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

dungsbranche. Es war der Ärger über grenzenlosen<br />

Konsum, über Verschwendung wertvoller<br />

Ressourcen, der schamlose Umgang mit Arbeitskraft<br />

und soziale Ungerechtigkeiten, die so nicht<br />

sein müssten. Um diesen Ärger ein Stück weit aus<br />

der Welt zu räumen und aufzuzeigen, dass etwas<br />

bewegt werden kann, wenn man nur will, wagte<br />

Sina das, was sonst keiner mehr wagen wollte.<br />

VON ANISSA STETTNER<br />

in augsburg wird wieder kleidung produziert. und<br />

das ökologisch und sozial korrekt. an einem textilstandort,<br />

der bereits für tot erklärt wurde, setzt sina<br />

trinkwalder mit ihrem jungen startup Manomama<br />

ein Projekt um, das viele für undurchführbar hielten.<br />

Bei Manomama herrscht ein angenehmes Betriebsklima; das rührt nicht zuletzt daher, dass den<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angemessene Löhne bezahlt werden. Foto: Manomama.<br />

augsburg war einMal ein wichtiger<br />

Standort der deutschen Textilindustrie. Das textile<br />

Handwerk trug bereits vor der Industrialisierung<br />

zur Blüte und zum Wohlstand der Stadt bei<br />

und prägte im weiteren 19. Jahrhundert sogar ein<br />

ganzes Stadtviertel Augsburgs. Schwere Zeiten<br />

brachen an, als ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

Krisen und billigere Produktionsstandorte<br />

eine Textilfabrik nach der anderen in die Knie<br />

zwangen. Zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es<br />

in Augsburg gerade einmal ein trauriges Restchen<br />

dessen, was einmal war. Aber zurück zu Sina.<br />

drei jahre beFand sich Sina Trinkwalders<br />

Projekt in der Planungsphase, dann war es im<br />

April 2010 soweit: Manomama ging an den Start.<br />

Mit Bekleidung, die nicht nur direkt in Augsburg<br />

produziert wird, sondern auch noch ökologisch<br />

korrekt ist. Korrekt bis hin zum Nähzwirn und<br />

dem Wäscheetikett. Denn die Rohstoffe und Materialien<br />

werden von regionalen Produzenten<br />

bezogen. Im Fall der Bio-Baumwolle reichen die<br />

veranschlagten 250 Kilometer nicht mehr aus; die<br />

Baumwolle wird aber dennoch vom nächstmöglichen<br />

Produzenten bezogen, und der sitzt in der<br />

Türkei, nicht in Indien. Alle Rohstoffe lässt Manomama<br />

in der Region verarbeiten und veredeln. So<br />

wird zum Beispiel für eine neue Produktlinie, die<br />

im Juli startet, Denim aus echtem Zwirn gewebt.<br />

Nicht in Übersee, sondern ganz nah und auf Webstühlen,<br />

die eigentlich schon im Museum stehen:<br />

nämlich im Augsburger Textilmuseum.


der nachhaltigkeitsgedanke hört bei Manomama aber nicht bei<br />

Produkten, Zulieferern und Rohstoffen auf. Zur Unternehmensphilosophie<br />

der Manufaktur gehört außerdem, Angestellten einen angemessenen Lohn<br />

zu zahlen - zwischen elf und zwölf Euro verdienen die Näherinnen und Näher<br />

-, das Arbeiten in einer für alle angenehmen Umgebung stattfinden zu lassen<br />

und besonders denen einen Job zu bieten, die einen Wiedereinstieg in die<br />

Arbeitswelt wollen. Das Team besteht aus Fachkräften, die allesamt aus der<br />

Textilindustrie kommen und reichlich Erfahrung mitbringen.<br />

„die gesunde Portion wahnsinn,<br />

die uns dinge erreichen lässt,<br />

die wir als unMöglich erachteten.“<br />

[sina trinkwalder]<br />

weiteren Fachlichen rat holt sich Sina Trinkwalder immer dann<br />

dazu, wenn sie etwa ein neues Produkt einführen möchte, aber noch ein paar<br />

Tipps in Sachen Technik braucht. Und dazu sucht sie ausschließlich Handwerker<br />

und Meister auf, die oft längst im Ruhestand und manchmal auch schon<br />

fast die letzten ihres Standes sind. Von denen lässt die Chefin sich dann persönlich<br />

erklären, wie die Dinge funktionieren, legt selber Hand an und fragt nach.<br />

stichwort „ProduktionsuMstände“ – Transparenz wird<br />

bei Manomama groß geschrieben. Dazu gibt es nicht nur die Kommunikationskanäle<br />

im Social Web (Twitter, Facebook, manomama-Blog), über<br />

die Sina und ihr Team Fangemeinde mit News, Fakten und Hintergrundgeschichten<br />

auf dem Laufenden halten und persönlich mit ihren Kunden im<br />

Dialog stehen. Jedes Kleidungsstück hat ein sogenanntes „Sauberes Etikett“,<br />

Die Autorin betreibt den Blog handmade2.0 (http://handmadezwonull.blogspot.com/)<br />

auf dem genau steht, was verwendet wurde. Ein weiteres Novum: der Kunde<br />

erfährt, wer das Kleidungsstück gefertigt hat und kann sich auf der Manomama-Webseite<br />

sogar direkt bedanken. Somit bekommt das Kleidungsstück<br />

ein Gesicht und eine Geschichte, die der Kunde dann selber weiterschreibt.<br />

die so entstehenden kollektionen können Kunden über drei Vertriebskanäle<br />

beziehen. Da wäre zunächst der Onlineshop, in dem die gesamte<br />

aktuelle Kollektion angeschaut und bestellt werden kann. Mehr noch, fast alle<br />

Teile sind individualisierbar. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen<br />

Farbtönen und kann zum Beispiel Ärmel auch kürzer oder länger bestellen,<br />

denn jedes Teil wird nach Kundenauftrag zugeschnitten und gefertigt.<br />

neben deM onlineshoP gibt es das Netzwerk der Manomamas und<br />

Manopapas - engagierte Menschen vor Ort in der gesamten Bundesrepublik,<br />

die auf Wunsch zu den Kunden zu einem sogenannten „Mittmachtreff“ nach<br />

Hause kommen, die aktuellen Kollektionen vorstellen und Bestellungen aufnehmen.<br />

Auf Wunsch nehmen die Mitarbeiter Maß, helfen beim Aussuchen<br />

der Farben und Modelle und bringen außerdem Stoffproben und Muster mit.<br />

Manomama-Stationen, der dritte Vertriebskanal, sind noch in Planung. Sie<br />

sollen einmal in ausgesuchten Partnerläden aufgestellt werden und ausgestattet<br />

sein mit Beispielen und Proben der aktuellen Kollektionen, also ähnlich<br />

wie die Mittmachtreffen funktionieren.<br />

als ManoMaMa ganz am Anfang stand, wurde das Projekt vielfach<br />

belächelt und für unmöglich erklärt. Sinas Vorteil lag eindeutig darin, dass<br />

sie komplett privat gründete und nicht darauf angewiesen war, an Türen zu<br />

klopfen und um Gehör zu betteln. Das und das web2.0, welches zum starken<br />

Kommunikationskanal für die Marke manomama wurde: Über Facebook,<br />

Twitter und nicht zuletzt auch über das hauseigene Blog macht Sina vieles aus<br />

dem Gründungsalltag sichtbar und steht im Dialog mit Unterstützern und<br />

Kunden genauso wie mit Kritikern und den ewigen Nörglern.<br />

ein erster beweis, dass Manomama keine naive Weltverbessererträumerei<br />

ist: die Kunden, das <strong>Feed</strong>back, die Unterstützung aus vielen Ecken<br />

der Gesellschaft. Ein weiterer Beweis, dass Sina mit ihrer Manufaktur einen<br />

guten Weg eingeschlagen hat: Auszeichnungen, noch bevor Manomama ein<br />

Jahr alt wurde. Im Juni 2010 gab es den KarmaKonsum Gründer-Award; im<br />

Februar 2011 wurde das junge Unternehmen „Ausgezeichneter Ort“ im Rahmen<br />

des Wettbewerbs „Deutschland, Land der Ideen“. Ebenfalls im Februar<br />

nahm der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung Manomama in die Liste<br />

der Aktion „Werkstatt N“ auf. Passend zum Einjährigen gab es just im April<br />

den „e-Star 2011“ in der Kategorie E-Fashion.<br />

Shop: manomama.de<br />

Manomama-Gründerzeitenblog: manomama.de/blog<br />

Twitter: twitter.com/manomama<br />

Facebook: facebook.com/manomama<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 27


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

die Welt mit<br />

KARSTEN MAROWSKI<br />

den augen sehenVON<br />

die bloggerin Julia Probst ist<br />

von geburt an gehörlos. im Web<br />

ist sie bekannt für den ableseservice<br />

während der Fußball-WM<br />

2010, bei der die lippenleserin<br />

aussprüche von spielern, trainern<br />

und schiedsrichtern twitterte<br />

sowie für diverse körperspracheanalysen<br />

von Politikern. aufmerksamkeit<br />

erregte auch ihr auftritt<br />

bei der diesjährigen re:publica in<br />

berlin. alles gründe genug sie hier<br />

etwas ausführlicher vorzustellen.<br />

zwischen deM 13. und 15. aPril fand in Berlin die Re:publica 2011,<br />

das „Klassentreffen der deutschen Blogosphäre“, statt. Am zweiten Tag der<br />

Veranstaltung stand im großen Saal des Friedrichstadtpalastes die Session<br />

„Blogger_innen im Gespräch“ auf dem Programm. Diskussionsleiter war der<br />

vor allem durch bundesradio.de bekannte Journalist und Podcaster Philip<br />

Banse; als Gesprächsgäste geladen waren der allseits berüchtigte René Walter,<br />

dessen Domain „Nerdcore“ ihm zu Jahresanfang zwischenzeitlich „abhanden<br />

kam“ (lange Geschichte; mal googeln...), der Blogger und freie ARD-Reporter<br />

Richard Gutjahr, der dieses Jahr vor allem durch seine Berichterstattung vom<br />

Tahrir-Platz in Kairo für Aufmerksamkeit sorgte, die feministische Bloggerin<br />

„Frau Lila“ aka Katrin Rönicke; und eine gewisse Julia Probst.<br />

als banse julia ankÜndigte: „...Mein nächster Gast ist von Geburt<br />

an gehörlos...“, wird sich mancher mit fein dosiertem Ausdruck der Betroffenheit<br />

gedacht haben: das stehen wir jetzt auch durch - die spannenden<br />

28 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

Foto: Sina Trinkwalder<br />

Gäste kommen ja gleich. Und dann kam Julia auf die Bühne: erfrischend<br />

unprätentiös, leidenschaftlich ihre Sache vortragend, vermittelte sie in<br />

wenigen Minuten ein unglaubliches Verständnis für die Bedürfnisse der<br />

Gehörlosen. Sicher auch dank Banses angenehm unaufgeregter Gesprächsführung<br />

und der sympathisch-souveränen Gebärdensprach-Dolmetscherin<br />

entwickelte sich ihr Auftritt zu einem der echten Highlights der diesjährigen<br />

Re:publica.<br />

julia nahM sich Mehrere stunden zeit für einen Skype-Chat, in<br />

dem sie mich zudem reichlich mit Links versorgte, die ich für diesen Beitrag<br />

nutzen konnte. Wörtliche Zitate aus dem Chat-Stream wie Zitate aus den<br />

Einträgen von Julias Blog sind in zwanglosem Wechsel in den Text eingeflochten.<br />

Die Catch Phrase ihres Blogs schien mir irgendwie sehr passend,<br />

weshalb sie hier als Artikelüberschrift auftaucht ;-). Zunächst wollte ich von<br />

Julia wissen, wie es denn zu dem Auftritt bei der Re:publica-Auftritt kam.


Wie wird man<br />

speaker bei<br />

der re:publica?<br />

„Das war eine reichlich lustige Sache. Ich wollte<br />

schon 2010 zur Republica gehen, aber sie war nicht<br />

barrierefrei. Im Herbst 2010 bat ich dann die Orga<br />

der Republica darum, sich für 2011 um Barrierefreiheit<br />

zu bemühen. Die Orga reagierte auf meine<br />

E-Mails und die Vorschläge darauf, und fragte, wie<br />

man das bestmöglichst gestalten könnte. Leider<br />

hat es dann für 2011 noch nicht geklappt.<br />

Im März 2011 hab ich dann kackdreist angefragt,<br />

ob ich Freikarten für die Republica kriegen<br />

könnte, weil sie ja nicht barrierefrei ist. Da kam<br />

dann die Mail zurück, dass man mich sowieso noch<br />

als Speakerin einladen wollte, da ich im Netz für<br />

meinen Ableseservice und für die Interpretation<br />

der Westerwelle-Rede bekannt bin. Da hat´s mich<br />

schon ziemlich vom Hocker gehauen. Ich mein –<br />

da bewerben sich doch alle möglichen Leute als<br />

Speaker für die Republica und MICH laden sie ein.<br />

Ich hatte bei den Call-for-Papers überlegt, ob<br />

ich selbst eine Bewerbung als Speakerin einreiche,<br />

aber den Plan doch wieder verworfen, weil ich es<br />

mir nicht zugetraut habe, vor sovielen Menschen<br />

zu reden. Als es dann doch dazu kam, war es gar<br />

nicht so schlimm, wofür ich Philip Banse sehr<br />

dankbar bin, denn mit seiner unaufgeregten Art<br />

die Fragen zu stellen, war es ein Selbstläufer.“<br />

Was ist eigentlich<br />

ein cochleaimplantat?<br />

Bei ihrem Re:publica-Auftritt wurde Julia<br />

von einer Gebärdensprachdolmetscherin unterstützt.<br />

Im Grunde benötigt Julia aber keinen Dolmetscher<br />

um sich mit hörenden Menschen zu verständigen.<br />

J.P.: „Die Gebärdensprache ist nicht meine Muttersprache;<br />

das ist die Lautsprache. Ich bin zwar<br />

gehörlos, habe aber eigentlich keine echte Gehörlosen-Identität.<br />

Ich fühle mich in der Welt der Hö-<br />

renden zu Hause. Ich bezeichne meinen Hörstatus<br />

immer so: Ohne Cochlear-Implantat gehörlos, mit<br />

Cochlear-Implantat schwerhörig. Also von der kulturellen<br />

Identität her als hörend. Das CI erleichtert<br />

mir die Kommunikation in einer größeren Gruppe,<br />

obwohl es mir nur selten ein freies Hörvermögen<br />

ohne Lippenlesen ermöglicht. Im Kino oder in<br />

der Disco habe ich es gerne an, Aber ich bin nicht<br />

darauf angewiesen.“<br />

Ein Cochlea-Implantat (kurz CI) ist grob gesprochen<br />

eine relativ komplexe Apparatur, die<br />

Betroffenen implantiert werden, um ihnen im<br />

günstigsten Fall den Gehörsinn zu induzieren (wer<br />

Genaueres wissen möchte mal den entsprechenden<br />

Wikipedia-Artikel lesen). Da die Gerätschaft in Teilen<br />

implantiert wird ist Julia also strenggenommen<br />

ein Cyborg, wie sie in ihrem Blogeintrag „Hoppla<br />

ich bin ja ein Cyborg“ augenzwinkernd feststellt.<br />

In den Medien vielfach einseitig als Wundermittel<br />

angepriesen, wird es von Betroffenen zwiespältig<br />

gesehen. Einerseits können im Einzelfall<br />

außerordentliche Erfolge konstatiert werden - Fälle,<br />

in denen Betroffene durch das CI ein fast normales<br />

Gehör erlangten - andererseits gibt es auch Fälle, in<br />

denen das CI nichts gebracht hat und darüber hinaus<br />

mit einer Schmerz-Leidensgeschichte verbunden<br />

war, da die medizinischen Risiken der Operation<br />

oft unterschätzt bzw unterschlagen werden.<br />

Betroffene, bei denen die Implantation nicht zum<br />

gewünschten Erfolg geführt hat, werden mit ihren<br />

Problemen oft allein gelassen, weil in den Medien<br />

und von verantwortlichen Politikern eine geradezu<br />

euphorische Propaganda für das CI betrieben wird<br />

(nicht zuletzt hängt auch eine Industrie hinter der<br />

Cochlea-Implantations-Medizin).<br />

Schließlich impliziert und verfestigt die einseitige<br />

Kampagne für das CI die Sichtweise, dass Gehörlosigkeit<br />

etwas Minderwertiges und ganz Schreckliches<br />

für die Betroffenen sei und man den armen<br />

Menschen helfen müsse; und da es ja diese Lösung<br />

gibt, muss man sich keine Gedanken mehr um Fragen<br />

der gesellschaftlichen Inklusion von Gehörlosen<br />

oder um Fragen der Barrierefreiheit machen.<br />

In ihrem Blogeintrag „Danke, ich habe es doch<br />

schon“ beschreibt sie, wie sie, ihr Freund und ihre<br />

Dolmetscherin von einer gut meinenden aber aufdringlichen<br />

Dame belästigt wird, die ihr wiederholt<br />

nahelegt sich doch ein CI zuzulegen. Julia hatte den<br />

externen Teil der Apparatur abgenommen und in<br />

der Tasche verstaut; das Teil stört beim Knutschen...<br />

die gehörlose<br />

in der<br />

ersten bank<br />

Julia bewegt sich von klein auf ganz selbstverständlich<br />

in der Welt der Hörenden – 80 % ihres<br />

Freundeskreises sind normal Hörende. Das hat sicher<br />

auch mit dem Umstand zu tun, dass sie ihre<br />

Kindheit auf einer „normalen“ Schule verbracht<br />

hat. Mit der Einschulung stand die Frage an: Geht´<br />

s auf eine Regel- oder eine Schwerhörigenschule?<br />

Auf ihrem Blog beschreibt Julia anschaulich die<br />

Umstände ihrer Einschulung. Nachdem Ihr zunächst<br />

der Besuch einer Gehörlosen-Schule nahegelegt<br />

wurde, bekam sie dann doch die Chance,<br />

die ersten drei Schuljahre eine Regelschule zu besuchen.<br />

Julia schreibt:<br />

„Mein Platz war übrigens ganz vorne, direkt<br />

am Pult des Lehrers. In dieser Zeit wurde auch der<br />

Grundstein gelegt für meine Liebe zur Sprache<br />

und dem Schreiben im besonderen, aber auch die<br />

Ablesefähigkeit und Beobachtungsgabe konnte<br />

ich dort trainieren, denn ich passte scharf auf wie<br />

ein Schießhund, welche Bücher gerade angesagt<br />

waren und welche Hefte, denn das Klingeln der<br />

Schulglocke hörte ich ja nicht, sondern erkannte<br />

an den wechselnden Bücher und der Heften, welche<br />

ich gerade heraus holen sollte. (...) Ich bin mir<br />

heute sicher: Wäre ich gleich von Anfang an auf<br />

eine Schwerhörigenschule gegangen, hätte sich<br />

mir wohl die Schönheit der deutschen Sprache in<br />

Wort und Schrift nicht so erschlossen wie dort auf<br />

der hörenden Schule.“<br />

Allgemein hinkt Deutschland, was die schulische<br />

Inklusion von Gehörlosen angeht, im europäischen<br />

Vergleich weit hinterher. Während im Rest<br />

Europas 80 % der Gehörlosen auf eine Regelschule<br />

gehen, ist es in Deutschland genau umgekehrt:<br />

80 % der deutschen Gehörlosen besuchen Sonderschulen.<br />

Das ist nach Julias Meinung die Wurzel<br />

allen Übels:<br />

Barrieren in den Köpfen der Menschen entstehen<br />

dadurch, dass Menschen mit Behinderungen<br />

aus der Gesellschaft aussortiert werden. Würden<br />

die Kinder von Anfang von Kindesbeinen an gemeinsam<br />

aufwachsen und in den Kindergarten<br />

und zur Schule gehen, würden durch das gelebte<br />

Miteinander die Barrieren in den Köpfen ver-<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 29


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

schwinden. 80 % aller Kinder mit Behinderungen<br />

gehen auf die Sonderschule oder in einen Sonderkindergarten<br />

– alles in dieser kostbaren Zeit, wo<br />

Kinder noch keine Scheu zeigen, wo sie unbefangen<br />

auf andere Kinder zugehen und Freundschaften<br />

für das Leben schließen. ...] Wir Erwachsenen<br />

müssen dafür sorgen, dass Kinder gemeinsam beschult<br />

werden.<br />

Deutschland ist überhaupt nicht eben flächendeckend<br />

mit Angeboten für Gehörlose versorgt.<br />

Julia stammt aus einem kleinen Nest im<br />

schwäbischen Bayern Nähe Neu-Ulm. Auf die Frage,<br />

ob ihre geographische Herkunft für sie irgendeine<br />

Rolle spielt, und ob es bei ihr so etwas wie ein schwäbisches<br />

Heimatgefühl gibt, schreibt sie:<br />

Ich mag meine Heimatstadt sehr, jeder kennt<br />

hier jeden. Aber die Stadt ist halt auch tiefste Provinz.<br />

Selbst Ulm, die nächstgrößere Stadt, hat<br />

kaum Angebote für Gehörlose. Wenn ich ins Kino<br />

gehen will, dann muss ich entweder nach Stuttgart<br />

oder nach München fahren, um einen Film mit<br />

OMU [Original mit Untertiteln] anzugucken. Oder<br />

ich lese eben das Buch zum Film, aber auf diese elegante<br />

Lösung kann eben nicht jeder Gehörlose ausweichen,<br />

was an der schlechten Bildungspolitik für<br />

Gehörlosenschulen liegt. Und im Moment zieht es<br />

mich nach Berlin und ich hoffe, dass dieser Umzug<br />

klappen wird, denn Berlin ist MEIN Place to be!<br />

Es ist eigentlich merkwürdig: Ich bin ein Naturmensch,<br />

ich brauche die Natur. Und Berlin ist aber<br />

die einzige Großstadt, in der ich mich auf Anhieb<br />

wohlfühlte, was vermutlich daran liegt, dass Berlin<br />

ein bisschen kaputt ist. Unverstellter. Also quasi<br />

wie ich: Unverstellt, geradeaus und etwas kaputt. :D<br />

Julia und<br />

das internet<br />

Julia erkannte schnell die großartigen Möglichkeiten<br />

des Internets für Gehörlose. Ihre ersten<br />

Schritte ins Netz unternahm sie 1995/96 – da war<br />

sie 14/15. Damals nutzte man noch AOL. ;-) Über<br />

die Chat-Funktion nutzte sie das Internet als „Telefon“.<br />

Ihr erstes eigenes Handy bekam sie erst mit<br />

17. In einem Blogeintrag vom April 2009 schreibt<br />

Julia dazu:<br />

„Im Sommer vor meinem 18. Geburtstag kriegte<br />

ich endlich mein eigenes Handy und es war opti-<br />

30 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

mal, weil wirklich jeder ein Handy hatte und meine<br />

Mutter zurück in ihre alte Heimat zog und ich<br />

ins Münchner Internat kam. Mein eigenes Handy<br />

bedeutete für mich grenzenlose Freiheit, selbständig<br />

Termine ausmachen und eben mal nur schnell<br />

nachfragen können ohne große Umstände.<br />

Heute ist immer noch das Handy von elementarer<br />

Bedeutung, aber das Internet mit seinen<br />

Kommunikationsmöglichkeiten wie E-Mailaustausch,<br />

Chat und unzähliger Kommunikationsplattformen<br />

vereinfachten das Leben der Gehörlosen<br />

wirklich auf einen Schlag. Noch nie war es so<br />

einfach wie heute in Kontakt zu treten miteinander<br />

und in Kontakt zu bleiben.“<br />

Dann wollte ich wissen, wie ihre publizistischen<br />

Anfänge im Netz aussahen. Seit wann gibt es<br />

Blog und Twitterkanal und wie kam´ s dazu?<br />

„Ich hatte erst Twitter für mich entdeckt. Dann<br />

sagte man mir: Du solltest ein Blog darüber schreiben,<br />

wie dein Leben so ist, ohne zu hören. Das war<br />

der Anstupser für den Blog.<br />

Den Twitteraccount @EinAugenschmaus gibt<br />

es seit der Fußball-WM. Ich habe davor schon unter<br />

meinem anderen Twitteraccount den Ableseservice<br />

aufgemacht und wollte aber einen eigenen<br />

Account dafür. Ich habe zuvor eine Umfrage unter<br />

Re:publica 2011; Session „Blogger_innen im Gespräch“. Von links nach rechts: Julia Probst,<br />

Philip Banse und die Gebärdensprach-Dolmetscherin, die auf eine Frage aus dem Publikum nach<br />

ihrem Namen erklärte: Gebärdensprach-Dolmetscher seien eigentlich gar nicht da. Foto: Re:publica.<br />

meinen Followern erstellt, ob sie den Ableseservice<br />

bei jedem Spiel von Deutschland haben wollen.<br />

Und die Reaktion war eindeutig: „Ja klar.“ Also hab<br />

ich den Account aufgemacht und den Ableseservice<br />

zu jedem Spiel von Deutschland angeboten.<br />

Der Blog ist also etwas älter als der Ableseservice<br />

in seiner heutigen Form.“<br />

deutschland,<br />

land der<br />

barrieren<br />

Julia versorgte mich im Chat ständig mit Links.<br />

So kopierte sie mir einen Link von einem Obama-<br />

Video in den Chat-Stream. Ein TV-Mitschitt einer<br />

Rede des US-Präsidenten – mit Untertitel und Gebärdensprach-Dolmetscher-Einblendung:<br />

„Schau Dir<br />

mal an wie selbstverständlich die mediale Inklusion<br />

inden USA ist“, während Deutschland in der Beziehung<br />

wirklich eine Insel der Unseeligen ist:<br />

„BBC hat 100% Untertitel und Gebärdensprachdolmetschereinblendung.<br />

Wie auch die<br />

USA. Kanada. usw. Selbst die Niederlande ist bereits<br />

bei 80% Untertitel angelangt. Österreich hat<br />

50-60 %. In China wird alles auf mandarin unter-


titelt. In Japan war bei der Tsunami-Katastastrophe selbstverständlich alles<br />

mit Untertitel und Dolmetscher. In Australien bei der Pressekonferenz zu<br />

dem Zyklon Yasni stand selbstverständlich eine Gebärdensprachdolmetscherin<br />

bei der Pressekonferenz neben der australischen Ministerin. In<br />

Neuseeland ist die Gebärdensprache offizielle Amtssprache.<br />

Sogar bei der Revolution in Ägypten wurden im dortigen Fernsehen<br />

Untertitel und Gebärdensprachdolmetscher eingeblendet. Warum ist das<br />

Deutschland nicht möglich, wenn das ein Schwellenland wie Ägypten hinkriegt?<br />

In Deutschland sieht es mit der Barrierefreiheit wirklich erbärmlich<br />

aus. Gehörlose können im Notfall die Polizei oder einen Krankenwagen<br />

nicht mal simpel über eine SMS bestellen.“<br />

Unter der aktuellen Bundesregierung hat sich die Behindertenpolitik eindeutig<br />

verschlechtert, sagt Julia. Am deutlichsten zeigt sich das in dem Plan, ab<br />

2013 eine Rundfunkgebühr auch von Gehörlosen zu verlangen, ohne im Geringsten<br />

das Angebot für die betroffene Gruppe zu verbessern:<br />

J.P.: „Die Änderungen treten am 1. Januar 2013 in Kraft, wenn bis spätestens<br />

zum 31. Dezember 2011 eine Ratifizierung durch alle Bundesländer<br />

stattfindet. Die dürfen das nicht ratifizieren. Und wenn doch: Ich zahle nicht.<br />

Ich sehe nicht ein, warum ich zahlen soll – für welche Leistung? In England<br />

zahlen Gehörlose wie jede andere auch die Gebühren und bekommen dabei<br />

aber auch eine gleichwertige Leistung für ihr Geld.<br />

Das Fernsehen ist für Gehörlose ein unschlagbares Informationsmedium,<br />

weil Gehörlose ja an sich sehr visuelle Menschen sind. Im Grunde kommen<br />

die Fernsehanstalten ihrer Pflicht nicht nach, die in der Verfassung garantierte<br />

Grundversorgung zu gewährleisten.<br />

Julias rolle als sprachrohr<br />

für barrierefreiheit<br />

und was sie sich von<br />

der zukunft erhofft<br />

Julia ist eigentlich keine typische Vertreterin der Gehörlosen-Kultur. Sie<br />

bewegt sich von klein auf in der Welt der Hörenden und fühlt sich dieser<br />

zugehörig. Insofern wundert sie sich selbst, darüber, dass ausgerechnet sie<br />

zum Aushängeschild des Kampfes für bessere Inklusion und Barrierefreiheit<br />

wurde.<br />

J.P.: „Eigentlich ist es schon sehr ironisch, dass ich als eigentlich Außenstehende<br />

für eine bessere Inklusion der Gehörlosen sowie Barrierefreiheit für<br />

Gehörlose im Fernsehen kämpfe. Ich habe nicht das Gefühl, dass es für mich<br />

automatisch vorgegeben war, dass ich zu einer Speerspitze werde im Internet<br />

werde, was die Barrierefreiheit und Inklusion der Gehörlosen angeht. Es hat<br />

sich so ergeben und ich bin mit dieser Rolle sehr zufrieden.“<br />

KM.: Du kriegst ja – vorher schon – aber sicher erst recht nach Deinem Auftritt<br />

bei der Republica viele Anfragen zu den Themen, mit denen Du bekannt ge-<br />

worden bist. Könntest Du Dir vorstellen, dass Dir das irgendwann mal auf den<br />

Wecker geht, immer dieselben Fragen gestellt zu bekommen und lieber über<br />

ganz andere Dinge sprechen willst? Im Moment noch nicht, wie es scheint.<br />

J.P.: Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass es mir irgendwann auf den<br />

Wecker gehen wird, immer wieder die gleichen Fragen gestellt zu bekommen,<br />

aber ich tröste mich damit, dass es nie genug Aufklärung geben kann.<br />

Ewig werde ich sicher nicht die Aufklärungsarbeit betreiben, das weiß ich<br />

jetzt schon. Aber so lange ich Spaß daran habe, werde ich das weiterhin tun<br />

und eine Ansprechpartnerin sein.<br />

Auf meine Abschlussfrage, was die Zukunft bringen wird; was ihre Pläne<br />

und Träume sind antwortetet Julia:<br />

„Ich hoffe sehr, dass ich am Ende des Jahres 2011 in Berlin wohne und dort<br />

glücklich werde. :) Ich wünsche mir, dass meine Aufklärungsarbeit nicht<br />

umsonst war, dass ich wirklich irgendwann mal zu meinen Kindern, die ich<br />

hoffentlich mal habe, sagen kann: „Gut, es kommt alles mit Untertitel und<br />

Gebärdensprache im Fernsehen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du<br />

jeden Scheiß angucken musst im Fernsehen!“ Und dass ich als Mutter echte<br />

Wahlfreiheit habe, auf welche Schule ich mein Kind schicken werde – auf die<br />

normale Schule oder auf die Gehörlosenschule. Und es eigentlich egal ist, ob<br />

mein Kind dort oder dort auf die Schule geht, weil die Bildung gleich gut ist.“<br />

Man findet Julia im Web unter:<br />

http://meinaugenschmaus.blogspot.com/<br />

http://twitter.com/#!/einaugenschmaus<br />

Julia Probst. Foto: privat.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 31


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

dirk baraneks<br />

„FünF bücher“<br />

bei „FünF bücher“ geht es uM bücher, ihre haPtische Qualität und uM Menschen, denen bücher<br />

etWas bedeuten. Melanie voss und PhilliPe Wyssen, die initiatoren dieses neuen sPannenden Webangebots,<br />

bitten Menschen, ihnen ihre FünF bücher vorzustellen, die sie nie durch digitalisierte<br />

Fassungen ersetzen Würden. unter andereM Wurde der Freie online-Journalist dirk baranek<br />

nach seinen toP Five beFragt.<br />

JENSEITS VON GUT UND BöSE.<br />

ZUR GENEALOGIE DER MORAL.<br />

jenseits von gut und böse – Als ich<br />

mich durch dieses Traktat mit 17 durchgewühlt<br />

hatte, sah die Welt da draußen auf einmal völlig<br />

anders aus. Dieser Text zertrümmert die Götzen<br />

letztlich menschenfeindlicher Moralisierei und<br />

hinterließ bei mir ein Gefühl<br />

endloser Freiheit. Endlich<br />

die Panzer des kleinbürgerlichen<br />

Umfeldes abgestreift.<br />

Seitdem komme ich mit dionysischem<br />

Humor besser<br />

durchs Leben.<br />

32 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

Autor: Friedrich Nietzsche<br />

KüHE IN HALBTRAUER<br />

kÜhe in halbtrauer – Schmidt Romane<br />

müssen zwar unter Einbeziehung der soziokulturellen<br />

Bedingtheiten der bundesdeutschen Gesellschaft<br />

der 50/60er gelesen werden, denn manches wirkt heutzutage<br />

etwas seltsam verschwiemelt und verdruckst.<br />

Viel wichtiger für mich aber: die Schmidt’sche Kühnheit,<br />

mit der er Sprache aufdröselt,<br />

neu zusammenbaut und sich dabei<br />

einfach alles rausnimmt. Mit<br />

dieser Grundhaltung geht man<br />

ganz anders an die Textarbeit. Es<br />

macht mehr Spaß.<br />

Autor: Arno Schmidt<br />

zur person<br />

Dirk Baranek ist für diverse Unternehmen<br />

als Freier Online-Journalist tätig und lebt in<br />

Stuttgart. Nach einer Jugend in Ostwestfalen<br />

hat er in Berlin Geschichte und Spanisch<br />

studiert und sich in der deutschen Comic-<br />

Szene mit JOCHEN Enterprises als ambitionierter<br />

Verleger versucht. Inzwischen als<br />

Autor vor allem bei Twitkrit präsent – „zum<br />

total unambitionierten Privatvergnügen”.<br />

Foto: Flickr / Mario Sixtus.<br />

TyRANN BANDERAS. ROMAN<br />

DES TROPISCHEN AMERIKA.<br />

tyrann banderas: roMan des troPischen<br />

aMerika – Ein hierzulande völlig unbekannter<br />

spanischer Autor. Gewalttätig, obszön und absurd<br />

ist die 1926 erschienene Geschichte eines Diktators<br />

und seines Untergangs. Erscheint angemessen angesichts<br />

brutaler Machtverhältnisse,<br />

deren Zeuge Valle-Inclán in<br />

Mexiko hautnah wurde. Davon<br />

abgesehen ein sprachlich immer<br />

wieder überraschendes und mit<br />

einem unerbittlichen Humor ausgestattetes<br />

Meisterwerk.<br />

Autor: Ramón del Valle-Inclán


die idee hinter<br />

„FünF bücher“<br />

in seiner koluMne „daily dueck“ hatte sich Gunter Dueck vor einiger<br />

Zeit einem sehr spannenden Thema gewidmet: Der Möglichkeit des Tauschs<br />

von „echten“ Büchern gegen digitale, die einige Verlage gerade testen. Melanie<br />

Voß und Philippe Wyssen fanden den Gedanken, in den Bücherregalen<br />

Platz zu schaffen, ohne dabei ihre angesammelten Schätze ganz aufgeben zu<br />

müssen, faszinierend. „Aber schnell fragten wir uns, ob wir das wirklich wollen,<br />

also keine Bücher mehr im Regal stehen zu haben,“ so Melanie. „Obwohl<br />

wir viele Bücher in 'haptischer' Form verzichtbar fanden, gab eben auch einige,<br />

die uns beiden als so wichtig erschienen, dass wir sie gerne hin und wieder<br />

aus dem Regal nehmen und anfassen und darin blättern wollten. Ob das nun<br />

fünf wären oder acht oder auch 13 spielte da erstmal keine Rolle."<br />

„da wir nun beide gerne lesen und uns bei der Auswahl der Lektüre<br />

auch gerne von anderen inspirieren lassen, lag die Idee zu 'Fünf Bücher' auf<br />

einmal einfach vor uns und wir mussten nur noch zugreifen. Wenn man die<br />

Menschen fragt, welche Bücher in ihrem bisherigen Leben die allerwichtigsten<br />

waren und auf welche sie niemals verzichten würden, dann können dabei<br />

- so dachten wir uns - am Ende nur die authentischsten und besten Lesetipps<br />

rauskommen, die man sich wünschen kann."<br />

zunächst haben Melanie und PhiliPPe „Fünf Bücher“ am 17. Mai<br />

als Kategorie im „Blog mit Speck" gestartet, dafür ein paar spannende Leute<br />

angeschrieben, die ihnen gerade einfielen und dafür ein bisschen Werbung<br />

auf Twitter und Facebook gemacht. Über die vielen positiven Reaktionen waren<br />

die beiden selbst überrascht." Uns ist schnell bewusst geworden, dass das<br />

ein richtig tolles Projekt werden kann! Ungefähr gleichzeitig kam uns aber<br />

ED THE HAPPy CLOWN<br />

ed the haPPy clown – Der erste Comicroman, den wir<br />

1995 herausgegeben haben. Abgesehen von der verstörenden,<br />

kafkaesken Geschichte, erzählt in schlichten Bildern<br />

und einer verwirrenden Abfolge der Ereignisse, ein weiterer<br />

Beleg dafür, dass im Kopf<br />

alles möglich ist. Bis heute<br />

ein Klassiker des modernen<br />

Autorencomic – oder Graphic<br />

Novel, wie es jetzt heißt. Die<br />

Übersetzung war eine Herausforderung.<br />

Autor: Chester Brown<br />

Philippe Wyssen und Melanie Voß,<br />

die beiden Initiatoren von Fünf Bücher. Foto: privat.<br />

die Erkenntnis, dass es eigentlich innerhalb des „Blog mit Speck" nicht so<br />

richtig gut aufgehoben ist und dass das Projekt ein eigenes Blog verdient hat.<br />

Wir haben unsere Leser befragt und die sahen das ähnlich.<br />

also wurde die doMain reserviert und in einer Hau-Ruck-Aktion<br />

das Blog „Fünf Bücher“ (http://fuenfbuecher.de) aus dem Boden gestemmt.<br />

Eröffnungstag war der 21. Mai! Die einzelnen Buchvorstellungen enthalten<br />

übrigens auch immer Affiliate-Links zu Amazon. Jeder Klick in diese Richtung<br />

bringt eine obligatorische Provision, die die beiden Initiatoren von<br />

„Fünf Bücher“ einem guten Zweck zukommen lassen wollen, den sie gemeinsam<br />

mit ihren Lesern auswählen werden.<br />

die Macher von „FÜnF bÜcher“ kennen sich seit fünf Jahren und teilen<br />

seitdem Tisch, Bett und eben auch seit einiger Zeit Blog miteinander. Philippe<br />

ist Schweizer und arbeitet als Online-Manager bei einem kleinen Fachbuchverlag,<br />

Melanie ist Rheinländerin und ist in der Kundenberatung einer Agentur<br />

für digitale Kommunikation tätig. Bei „Fünf Bücher" ist Philippe der Techniker<br />

und Grafiker, Melanie ist für die Autorenbetreuung und den Text zuständig.<br />

Neben „Fünf Bücher“ und „Blog mit Speck“, die die beiden gemeinsam betreiben,<br />

gibt es noch Melanies persönliches Blog Mellcolm (http://mellcolm.de).<br />

KOCHEN. DIE NEUE GROSSE SCHULE.<br />

kochen. die neue grosse schule – Mein zweites<br />

Kochbuch, mit dem ich es wirklich kapiert habe. Es ist nämlich<br />

so, dass man etwa zwanzig Grundtechniken braucht und für den<br />

Rest lässt man sich spontan vom aktuellen Angebot an Frischwaren<br />

inspirieren. Mit diesem Buch,<br />

das alle Klassiker der modernen deutschen<br />

Küche beschreibt und leider nur<br />

noch antiquarisch zu haben ist, lernt<br />

jede/r, etwas vernünftiges auf den Teller<br />

zu bringen. Grund: gut beschrieben,<br />

vor allem aber wegen der Schrittfür-Schritt-Fotos.<br />

Nutze ich bis heute.<br />

Autor: Arnold Zabert<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 33


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

der angezogene Wahnsinn:<br />

Jan-uWe Fitz’ „entschuldigen<br />

sie Meine störung“ VON SINA HAWK<br />

eine buch-rezension des<br />

online-kultur<strong>Magazin</strong>s lithe:art<br />

jan-uwe Fitz ist völlig wahnsinnig.<br />

(Man wird sich nun fragen, wieso ich den zu rezensierenden<br />

Autor bereits an dieser Stelle beleidige,<br />

aber glauben Sie mir ruhig.) Sein Erstlingswerk<br />

„Entschuldigen Sie meine Störung“ handelt nämlich<br />

von seinem Alter Ego, das sich nicht einmal<br />

die Mühe macht, einen abweichenden Namen<br />

zu tragen. Und dieser Jan-Uwe Fitz ist noch viel<br />

schlimmer, als der, welcher das Buch geschrieben<br />

hat, falls Sie noch mitkommen.<br />

der leser und so auch der rezensent<br />

wird allerdings schon früh gewarnt, dass Herr Fitz<br />

mit Kritik nicht umgehen kann und eine schlechte<br />

Rezension des Buches den psychisch arg labilen<br />

Paranoikerzustand nicht wesentlich bessert.<br />

Ich muss an dieser Stelle jedoch gestehen, dass es<br />

leider auch gar keine schlechte Rezension geben<br />

wird, nicht einmal gedanklich, doch der Untertext<br />

„Ein Wahnsinnsroman“ trifft es ganz gut.<br />

jan-uwe Fitz leidet unter allerlei Ticks,<br />

Phobien und Zweifeleien. Was heißt „leidet“? Er<br />

entwendet Balkone, führt Selbstgespräche, damit<br />

sein Gegenüber nichts dazu sagen muss und<br />

versteckt sich auf Parties unter Sesseln, um zur<br />

Tür zu robben. Er hat sich also arrangiert, könnte<br />

man sagen, bis eines Tages seine Eltern vor der Tür<br />

stehen. Und egal, wie lange er hinter der Tür still<br />

wartet, sie scheinen nicht eher gehen zu wollen,<br />

als dass sie sich versichert haben, dass ihr Sohn<br />

wie bei seiner Geburt prognostiziert in seinem Leben<br />

absolut nichts erreicht hat. Dieses Urteil würde<br />

Herr Fitz auch zu gern unterstreichen, wenn er<br />

Gespräche nicht so hassen würde. Und Menschen.<br />

Und das Öffnen seiner Wohnungstür.<br />

34 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

doch während die beiden mittlerweile<br />

im Hausflur tanzen, sieht er es ein. Er stellt sich<br />

kurz der Konfrontation und stolpert dann um<br />

sein Leben, bis er in einem Waldstück landet.<br />

Und dann sieht er sie – die Privatklinik seiner<br />

Träume. Jan-Uwe Fitz weiß sofort: Dort und nur<br />

dort möchte er geheilt werden oder zumindest<br />

Urlaub machen und nimmt sich fest vor, ohne<br />

Geld und nur mit seinen Störungen zu punkten.<br />

wenn jeMand den ich-erzähler kann,<br />

dann ja wohl Jan-Uwe Fitz. Also der Autor, nicht<br />

die Figur. Das ist zwar für die Leser seines erfolgreichen<br />

Dialogfetzen-Blöggchens keine wirkliche<br />

Neuigkeit und auch die knapp 30.000 treuen<br />

Follower des Taubenvergrämers (oben stehend<br />

Autor genannt) sprechen da ihre eigene Sprache,<br />

aber es muss ja doch noch einmal betont werden.<br />

Ich würde so weit gehen, mich gerade noch am<br />

Fenstersims festklammernd aus selbigem zu lehnen<br />

und dieses Buch eines der wohl unterhaltsamsten<br />

des Jahres zu nennen. Und das nicht nur<br />

für Leser, die ungefähr gleichwertig gestört sind,<br />

sondern auch für den Hausgebrauch. Ich möchte<br />

es noch einmal alleinstehend betonen:<br />

eines der wohl unterhaltsaMsten<br />

Bücher des Jahres. Gern auf die Wiese mitnehmen<br />

oder beim Grillen fünfzig Freunden vorlesen, in<br />

der U-Bahn den Mitreisenden das Ende verraten<br />

oder einfach mal selbst nachspielen! „Entschuldigen<br />

Sie meine Störung“ ist im Dumont-Verlag erschienen<br />

und für 8,99 Euro käuflich zu erwerben.


die köPFe<br />

dahinter<br />

das nonProFit-kultur<strong>Magazin</strong> lit:hea:rt, iM aPril 2010 von der leiPziger<br />

autorin sina haWk gegründet, Will auch Weniger bekannten<br />

autoren eine chance geben. Wichtig ist ihr die koMMunikation Mit<br />

den autoren. sie erklärt es aM besten selbst:<br />

Wichtig sind die Köpfe hinter den Büchern. Foto: Sina Hawk.<br />

was unterscheidet lit:hea:rt (kurz<br />

für „Literatur, Theater und Kunst“) von anderen<br />

Kulturmagazinen? Diese Frage musste ich mir<br />

bereits vor der Gründung der Website im April<br />

2010 stellen. Die Antwort war schnell gefunden:<br />

Gleichstellung bekannter und weniger bekannter<br />

Künstler in den Artikeln und Porträts, so wie eine<br />

stetige Aufrechterhaltung von Kontakt mit den<br />

zu rezensierenden und beschreibenden Autoren,<br />

Fotografen, Musikern und Malern. Uns sind die<br />

Köpfe hinter en Büchern wichtig.<br />

wir wollten nie eines dieser Blogs werden,<br />

die sich ihren Stoff aus dem Netz zusammen suchen<br />

und persönliche Favoriten promoten. So entstand<br />

schnell eine Nachfrage nach unserem Programm<br />

sowohl von Seiten der Leser, als auch seitens der<br />

Interviewten. Unser heutiges Programm hat seinen<br />

Schwerpunkt mittlerweile auf den ersten<br />

Teil unseres Namens, Literatur, verlagert. Dabei<br />

stellen wir sowohl Bestsellerautoren als auch Lokalpoeten<br />

vor, Qualität vor Erfolg. Zu zweit haben<br />

im ersten Jahr der Wahlwiener Michael Beisteiner<br />

und ich, Sina Hawk, neben unseren Haup-<br />

terwerbstätigkeiten als freiberufliche Autoren<br />

ein Kontingent von über achtzig Artikeln produziert,<br />

damit um die 50 Kulturschaffende und<br />

Projekte in ihrer Arbeit unterstützt und einem<br />

breiteren Publikum von derzeit ca 1500 monatlichen<br />

Lesern bekannt gemacht; Tendenz steigend.<br />

Wir haben mit Musikern wie Jens Friebe und Ja,<br />

Panik zusammengearbeitet und Rezensionen von<br />

Carlton Mellick III bis Harald Nicolas Stazol im<br />

Programm. Martin Neuhof, mit dessen Fotos wir<br />

die Seite feierlich eröffneten, ist mittlerweile mit<br />

seinen Ausstellungen auf der Leipziger Buchmesse<br />

vertreten.<br />

auF werbeeinblendungen und bezahlte<br />

Rezensionen haben wir dabei stets bewusst verzichtet,<br />

wir wollen Kultur nicht verkaufen, sondern<br />

dafür begeistern. Und das Konzept scheint<br />

auch außerhalb der Besucherzahlen aufzugehen,<br />

die Kommunikation mit den Lesern mittlerweile<br />

gefunden und auch gerne die Diskussion. Was<br />

wir uns für die Zukunft wünschen? Mehr Raum<br />

für unbekanntere Künstler, mehr Interesse am<br />

kleinstverlegten Autor und mehr Plattformen wie<br />

die unsere, die sich für beides einsetzen.<br />

Sina Hawk<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 35


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

ich klick Mir die Welt,<br />

so Wie sie Mir geFällt VON<br />

36 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

ALExANDER ENDL<br />

als auF der re:Publica‘11 in berlin iM aPril dieses Jahres thoMas PFeiFFer (social-Web-exPerte,<br />

Webevangelisten.de) die session „Wenn linke linke verlinken“ eröFFnete, zielte sein vortrag<br />

zunächst Mehr auF die zunehMende transParenz der eigenen PrivatsPhäre durch soziale<br />

verknüPFungen. Wer „linke verlinkt“ ist iM zWeiFel ein linker, auch Wenn er selbst nichts<br />

dazu Je äusserte, so der tenor - eine einFache erkenntnis, Mag Man Meinen, aber ein Wissen,<br />

dass Man sich in der Werbung iM internet längst ProFitabel zu nutze Macht.<br />

als Man Mitten in der blÜtePhase des Modeworts „Web 2.0“ schon<br />

nach dem „Next Big Thing“ gefragt wurde, fiel einem eigentlich nur das naheliegende<br />

ein, einfach weiterzuzählen zum „Web 3.0“. Aber Web 3.0 war da<br />

bereits mit dem Begriff „Semantisches Web“ verbunden, allerdings in einer<br />

eher sperrigen und technischen Art und Weise. Es ging um nackte Informationsgewinnung<br />

nach den Grundsätzen der Semantik und das eher technisch<br />

verstanden als inhaltlich. Es ging um die Beziehungen der virtuellen Objekte<br />

zueinander, nicht um die Beziehungen der Nutzer.<br />

„Web 2.0 schreit ja geradezu nach einem “Sequel“, nach einem Web<br />

3.0 und 4.0. Aber so richtig ist das noch nicht greifbar. Web 3.0 liest<br />

man gern im ironischen Sinne, in der Art ‚es gibt immer ein Danach‘,<br />

oder in Bezug auf das Semantische Web (Semantic Web), wie es von<br />

Tim Berners-Lee gepredigt wurde.“<br />

„Die Zukunft im Web 3.0 – Eine Vision“, 2006,<br />

http://www.drweb.de/magazin/die-zukunft-im-web-30-eine-vision/<br />

heute, 5 jahre danach, ist Semantik in der Tat zu einem wichtigen<br />

Baustein für die Evolution des Webs geworden. Allerdings sind es die<br />

semantischen Verbindungen der Menschen zueinander. Erkenntnisgewinne<br />

aus der Analyse sozialer Kontakte lassen enorme Rückschlüsse auf<br />

sogar zukünftige Bewegungen und Stimmungen der jeweiligen „Gruppe<br />

von Gleichgestellten“ (Peer-Group) zu, was nicht nur für die Werbung interessant<br />

ist. Wer lesen und verstehen kann, wie Verknüpfungen zu bewerten<br />

sind und die dahinterstehenden Informationen in Kontext bringt,<br />

kann fehlende Informationen selbst herstellen. „Die Bank bricht bald zusammen“<br />

kann den Zusammenbruch eines Bankhauses meinen oder den<br />

fortschreitenden Zerfall der Sitzgelegenheit im Park - wer weiß, dass die<br />

Aussage aus der Peer-Group von Brokern kommt, schließt mit Semantik die<br />

Wissenslücke – der „Semantische Relativismus“.<br />

KEINE ANGST VOR MORGEN,<br />

DIE ZUKUNFT WIRD GEMACHT<br />

wer seine zielgruPPe kennt und definieren kann kann nicht nur<br />

in die Zukunft gerichtet die richtigen Schlüsse ziehen, er kann die Zukunft<br />

sogar beeinflussen, er muss nur die richtigen Schlüsse aus dem Wiederhall<br />

der Informationen aus diesem Umfeld zieht. Steve Jobs wird attestiert, diese<br />

Instrumentarien hervorragend zu beherrschen und dies auch zum Erfolg<br />

seines Unternehmens zu nutzen<br />

„Apple beherrscht wie kaum eine andere Organisation die Inszenierung<br />

und Integration von Technologien ohne jede Scheu davor, Ideen von<br />

außen zu nutzen und sie mit den eigenen Kniffen zu veredeln. [...] Die<br />

Kunst des Gerüchts wird im Internet zum Prinzip, meint Hans-Joachim<br />

Neubauer [...] Die Nachricht nährt das Gerücht, und das Gerücht nährt<br />

die Nachricht“<br />

„Steve Jobs und die Echokammer des Hörensagens“, 2011, http://www.service-insiders.de/<br />

artikel-itk/show/502/Steve-Jobs-und-die-Echokammer-des-Hoerensagens<br />

Thomas Pfeiffer während seines Vortrags<br />

„Wenn Linke Linke verlinken“ auf der Re:publica in Berlin. Foto: Re:publica.


die Methode ist dabei einFach wie Überzeugend: Hat man seine<br />

Zielgruppe definiert, eruiert man aus den Stimmungen die Trends, gleicht die<br />

Erkenntnisse ab und präsentiert am Ende das ideale Produkt zum perfekten<br />

Zeitpunkt. Besser kann man die Erwartungen der Zielgruppe nicht erfüllen,<br />

denn das Ergebnis ist die Erfüllung der Erwartung. Um das Bild abzurunden<br />

und auch stets innovativ zu sein, streut man zudem gezielt Gerüchte zu möglichen<br />

Entwicklungen und erhält so nicht nur ein fundiertes Meinungsbild,<br />

sondern erfährt auch Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten. Im<br />

Falle Apple scheint die Sache aufzugehen, auch weil man bei einer derart euphorischen<br />

Kundenklientel, die bisweilen fast Nahe der Jüngerschaft angesiedelt<br />

wird, fast ideale Bedingungen vorfindet für entsprechende Feldstudien.<br />

WIE HEISST DER BüRGERMEISTER VON WESEL?<br />

ein echorauM oder hallrauM (echo chaMber) ist in der Akustik<br />

ein Raum, der so gestaltet ist, dass Schall von den Wänden möglichst lange<br />

reflektiert und wahrnehmbar ist. Die Qualität eines Hallraums wird daran gemessen,<br />

wie gleichmäßig und nachhaltig sich Schall erhalten lässt; dazu wird<br />

vor allem die hermetische Abschottung und die Vermeidung von Störfaktoren<br />

als Diffusor beitragen. In der Kommunikation ist das nicht anders. Je ungestörter<br />

man die Ausbreitung eines Impulses und seines Widerhalls, dem Echo,<br />

beobachten kann, desto geringer die Fehlinterpretationen. Das unterscheidet<br />

den „kommunikativen“ Echo-Raum vom Echo in freier Wildbahn, wo aus dem<br />

„Bürgermeister vom Wesel“ wie im Rheinwiederhall (Melodie Friedrich Gernsheim)<br />

der „Esel“ wird und aus den „gelahrten Doktoren?“ die Toren.<br />

KLEINE-WELT-PHäNOMEN<br />

so viel der theorie. aber wie baut Man nun (s)einen Echo-Raum<br />

und treibt die Schäflein hinein? Antwort: Man muss sie nicht bauen, man muss<br />

sie nur suchen. Die Auseinandersetzung mit Echoräumen aus gesellschaftlicher<br />

Sicht beschrieb Stanley Milgram bereits 1967 mit einem „Kleine-Welt-Phänomen<br />

(engl. small world phenomenon)“, und erforscht dies aus sozialpsychologischer<br />

Sicht. Der Mensch neigt dazu, sich in einen Mikrokosmos zu verschanzen.<br />

Sich mit Gleichgesinnten zu umgeben empfindet man schlicht als angenehmer<br />

denn sich beständig mit „Andersgläubigen“ und deren Thesen auseinanderzusetzen.<br />

„Unter sich“ zu sein ist ein natürliches Bedürfnis und sorgt für Zusammenhalt<br />

durch Bestätigung des eigenen Verhaltens und der eigenen Denkweise.<br />

Der (virtuelle) Stammtisch macht stark und schafft Wohlbefinden.<br />

SORTIERT, VERMESSEN UND MEISTBIETEND VERKAUFT<br />

gruPPendynaMische Prozesse sowie deren Instrumentalisierung<br />

und Manipulierung ist keine neue Erkenntnis und auch kein neues Phänomen<br />

des Internets. Neu im digitalen Zeitalter sind jedoch die Möglichkeiten der<br />

Analyse und Auswertung in Echtzeit sowie die Herstellung von eingangs beschriebenen<br />

Zusammenhängen jenseits des vordergründigen Verhaltens. Sich<br />

an einer Protestaktion gegen ein Thema zu beteiligen und entsprechend einer<br />

Meinungsgruppe zusortiert zu sein, ist das eine, aber aufgrund der reinen Konstellation<br />

von „Wer kennt wen?“ gruppiert zu werden, nebst eines Algorithmus<br />

von „Likes“ und „Dislikes“ hat eine neue Qualität, deren Auswirkungen heute<br />

nur erahnt werden können. Wenn also „Linke Linke verlinken“, sind sie sich<br />

im Zweifel ihrer Rolle bewusst, wer aber nur aufgrund seiner Vorliebe für<br />

bestimmte Kräuterliköre, aufgrund der Analyse von Zusammenhängen<br />

und diversen Auswertungen, zur Gruppe potenzieller Interessenten von<br />

Steuerabschreibungsmodellen sortiert wird, wird das wohl nur indirekt an<br />

der Konfrontation mit entsprechenden Angeboten erfahren. Das Geschäft<br />

mit den Auswertungen und Analysen ist längst ein Milliarden-Business.<br />

unternehMen, koMMunikatoren und werbetreibende haben<br />

ein veritables Interesse, den Einzelnen in Echoräumen zu identifizieren, aber<br />

auch sie dort zu erhalten und idealerweise sogar eigene zu schaffen, wenn<br />

möglich. Viele Nutzer haben auch gar nichts dagegen und sind selbst aktiv<br />

am Aufbau in ihrem digitalen Umfeld beteiligt. So tritt man fleißig in Gruppen<br />

zum Lieblingsverein bei, belohnt artig alle Artikel des sympathisierten<br />

Meinungsführers mit „Gefällt mir!“ und zögert nicht selbst aktiv zu werden,<br />

wenn es die bisher schmerzlich vermisste „Interessensgemeinschaft zur Erhaltung<br />

der alten Kneipe im Kleingartenverein Blaue Blume“ noch nicht gibt.<br />

Dass man dabei so praktisch technisch unterstützt wird von Social Community-Plattformen<br />

wie Facebook, sollte einen nicht wirklich verwundern.<br />

KLEINSTADT-ATMOSPHäRE IM GROSSEN WEITEN WEB<br />

die welt zieht sich zurÜck - so könnte man einen aktuellen Trend<br />

im WWW beschreiben. Ein Rückzug in begrenzte und von Freundschafts- und<br />

Bekanntsschaftskontakten geprägte Communities. Was relevant ist, bestimmt<br />

der eigene Schwarm. Was einen aufregt, muss man erst gar nicht mehr lesen,<br />

was witzig und sehenswert ist, erfährt man schnell genug. Das Internet der<br />

Empfehlung: praktisch, wenn das auch noch der eigenen Neigung gleich entspricht.<br />

Vielen scheint das vollends zu genügen. Wurde früher die AOL-Welt,<br />

eine abgeschottete Nutzergemeinde, noch als zu begrenzt gebrandmarkt und<br />

dann aufgebrochen, scheint heute im Rückblick der Entwicklung das alte AOL-<br />

Konzept vielleicht einfach nur „einen Schritt zu weit voraus“ gewesen zu sein.<br />

„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können,<br />

muß man vor allem ein Schaf sein.“ Albert Einstein<br />

kontroverse hat Man ja genug in beruF, Schule oder Alltag; in der<br />

digitalen Welt soll vor allem Bestätigung der eigenen Denkweise, Belohnung<br />

des eigenen Konsumverhaltens durch Zustimmung und eine weiche Diskussionen<br />

der Trending Topics im geneigten Freundeskreis für Entspannung und<br />

Zufriedenheit sorgen. Pfeiffer beschrieb es auf der re:publica als den „Weg zum<br />

Dumm 3.0“ - wenn eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Denkmustern<br />

und widersprüchlichen Ansichten fast vollends ausgeblendet wird. Die<br />

Welt der eigenen Echoräume verblendet die Wahrnehmung der Realität. Wenn<br />

der Informationszufluss nur noch aus einer Art Widerhall von Meinungen und<br />

Stimmen besteht, die im Kern der eigenen Denke entspricht, fehlt die 3. Dimension,<br />

der andere Blickwinkel auf eine Sache. Wenn man zehn Artikel zu einer<br />

Thematik liest, die alle des gleichen Geistes Kinde sind, ist man am Ende nicht<br />

besser informiert und nicht in der Lage, sich ein eigenes Bild zu machen.<br />

PFeiFFer eMPFahl daher einen regelmäßigen Blick über den Tellerrand<br />

hinaus, aber ob solche gelegentlichen Ausflüge reichen, ist fraglich.<br />

Noch mehr aber, ob es überhaupt gewollt ist, denn nicht umsonst nennt man<br />

diese Gesellschaft die Konsumgesellschaft und wie Rudi Dutschke schon<br />

feststellte: „Auch wenn man gut konsumiert, kann man dahinvegetieren.“<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 37


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

hartplatzhelden<br />

und re:publica<br />

Fritsch ist Trainer der SV Blankenese. Im Abstiegkampf (2010) versprach er<br />

seiner Mannschaft: Halten wir die Klasse, Jungs, besorge ich Euch Pferdchen.<br />

Mit der rePublica verbinde ich eine witzige,<br />

bewegende und einschneidende Anekdote. Es<br />

war im April 2009, ich besuchte das Panel Blog und<br />

Recht. Es ging um Persönlichkeitsrecht, Bildrecht,<br />

Zitatrecht, Urheberrecht. Die zwei Referenten<br />

spulten das Programm (im besten Sinne) souverän<br />

und mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis<br />

ab. Gegen Ende fragte ein Zuhörer die beiden, ob<br />

sie den Fall Hartplatzhelden kennen würden. Einer,<br />

Thorsten Feldmann, änderte spontan seinen<br />

Aggregatzustand. „Allerdings!“, sagte er mit drei<br />

Ausrufungszeichen, „ich will eins vorwegschicken:<br />

Ich glaube an die deutsche Justiz.“ Und sagte<br />

damit, dass er den Glauben ein wenig verloren<br />

hat. Er fuhrt fort: „Aber wie diese beiden Urteile<br />

zustande kamen, das ist ...“ Feldmann schickte<br />

hinterher, dass man die Worte, mit denen er seiner<br />

Entrüstung ausdrückte, nicht zitieren möge.<br />

38 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

Mit diesen beiden urteilen meinte Feldmann<br />

die Urteile des Landgerichts und des Oberlandesgerichts<br />

Stuttgart, die beide dem Württembergischen<br />

Fußballverband Recht gaben und<br />

der Website hartplatzhelden.de verboten hatten,<br />

von Privatleuten gedrehte Videos von Amateur-<br />

und Jugendfußballspielen im Internet zu zeigen.<br />

Das sei angeblich unlauterer Wettbewerb, weil<br />

ein Fußballspiel eine Leistung des Verband sei.<br />

Dem DFB soll also der Fußball gehören. Feldmann<br />

hielt diese Entscheidungen für skandalös,<br />

es war der erste Fall, zu dem er gleich zwei Aufsätze<br />

in Fachpublikationen geschrieben hatte.<br />

Beides Verrisse. Am Ende seiner mehrminütigen<br />

Suada fragte Feldmann, ob jemand die Seite kennen<br />

würde. „Ja“, sagte ich aus der letzten Reihe,<br />

„ich habe sie gegründet.“ Applaus, fast schon Jubel<br />

aus dem Plenum.<br />

VON OLIVER FRITSCH<br />

oliver Fritsch Wurde vor alleM als gründer von hartPlatzhelden.de bekannt, einer aMateurFussball-video-PlattForM,<br />

Für die er einen dreiinstanzlichen rechtsstreit Mit deM WürtteMbergischen<br />

Fussballverband auszuechten hatte und schliesslich vor deM bgh sPektakulär geWann. als teilneh-<br />

Mer der diesJährigen re:Publica hatte er anlass die ganze geschichte revue Passieren zu lassen...<br />

das tat gut, denn wir, die Hartplatzhelden<br />

GmbH, hatten wenige Wochen zuvor die zweite<br />

juristische Niederlage hinnehmen müssen. Uns<br />

blieben noch zwei Wochen, um in Revision zu<br />

gehen – vor den Bundesgerichtshof. Eine schwere<br />

Entscheidung, denn es ging auch um viel Geld. Inzwischen<br />

ist alles gut ausgegangen, der BGH entschied<br />

im Oktober 2010, dass die beiden Urteile aus<br />

Stuttgart das Papier nicht wert sind, auf dem sie<br />

gedruckt sind. Experten sprechen von einem Satz<br />

Ohrfeigen für die Stuttgarter Richter. Das Filmen<br />

von Amateurspielen, so der BGH, ist nicht verboten,<br />

daher ist es auch nicht verboten, die entsprechenden<br />

Videos im Internet zu zeigen. Die Hartplatzhelden<br />

ahmen keine fremde Leistung nach,<br />

schon gar nicht welche des Verbands. Wettbewerb<br />

muss er hinnehmen, Wettbewerb muss frei sein.<br />

seitdeM verbinde ich angenehMes<br />

mit der republica. Denn ohne diese unerwartete<br />

Motivationsrede von Thorsten Feldmann, den ich<br />

vorher nicht kannte, wäre ich vielleicht nicht in<br />

Revision gegangen. Zwei völlig falsche und ungerechte<br />

Urteile hätten noch heute Bestand. Urteile,<br />

die nicht nur für mich, nicht für die Hartplatzhelden<br />

Konsequenzen gehabt hätten. Jeder Zeitungsredaktion<br />

hätten die Verbände verbieten können,<br />

Videos vom Kreisligaschlager zu senden. Jedem<br />

stolzen Vater hätten sie untersagen können, den<br />

gefilmten Sololauf auf Youtube hochzuladen. Oder<br />

gegen Lizenzgebühren zu erlauben. Vielleicht<br />

klingt das absurd, aber genau das führten die kleinen<br />

Sepp Blatters aus dem Ländle im Schilde. Und<br />

wer weiß, ob sich nicht andere Sportverbände ein<br />

Beispiel daran genommen hätten?<br />

und wer weiss, ob sich dieses Rechtsverständnis<br />

auf Sport beschränkt hätte? Eventuell wäre<br />

es auch irgendwann verboten worden, ein Feuer-


Die Session „Vom Supporter zum Reporter“ auf der diesjährigen Re:publica in Berlin. Im Bild u. a.:<br />

Alexander Endl ganz links stehend und rechts daneben sitzend Oliver Fritsch. Foto: Re:publica.<br />

werk am Brandenburger Tor zu filmen, weil die Stadt<br />

Berlin sich in ihrer Funktion als Veranstalter in ihrer<br />

Vermarktungspolitik eingeschränkt sieht. Doch<br />

der BGH hat dem Treiben ein Ende gesetzt, hat Veranstalterrechten<br />

und Leistungsschutzansprüchen<br />

Grenzen gezogen. Der BGH hat dem Internet ein<br />

großes Stück Freiheit geschenkt. Der BGH versteht<br />

das Internet. Ist das nicht ein beruhigendes Zeichen?<br />

das internet ist die ideale PlattForM<br />

für Amateursport, weil er (ökonomisch gesprochen)<br />

ein Long-Tail-Produkt ist: viele tausende<br />

kleine Zielgruppen. Und gerade bei Bewegtbildern<br />

spielt der Sport seine Vorteile aus, selbst<br />

wenn oder gerade weil sie nicht im Hochglanz<br />

produziert sind wie in der sterilen Bundesliga.<br />

Im Jahr 2006, als wir hartplatzhelden.de „launchten“<br />

war die Praxis, Fußballspiele zu filmen und<br />

zu veröffentlichen, noch nicht verbreitet. Heute<br />

setzt sie sich zunehmend durch, auch wenn<br />

die meisten Spiele noch nicht gefilmt werden.<br />

Doch der Sport an der Basis sollte es als Chance<br />

begreifen, als Chance zur Vermarktung und zur<br />

Verbreitung. Eine Erkenntnis aus der Mediengeschichte<br />

besagt: Worüber geschrieben wird, was<br />

gesendet wird, gewinnt an Bedeutung. Und wer<br />

sich ab und an im Amateurfußball herumtreibt,<br />

wer auf Deutschlands Hartplätzen zugegen ist,<br />

weiß, dass dieser Sport an Bedeutung zulegen<br />

muss. Es kommen kaum noch Zuschauer.<br />

das war auch ein theMa auf der republica<br />

11, ich war dort mit einigen anderen aus der<br />

Fußballwelt auf dem Panel „Vom Supporter zum<br />

Reporter“, moderiert von Alexander Endl, dem<br />

Blogger von Clubfans United. Fußball spielt ja eher<br />

untergeordnete Rolle auf der republica. Auch auf<br />

dem Podium war Katharina Wildermuth, die attraktive<br />

Pressesprecherin des 1. FC Nürnberg. Sie<br />

hatte keine rechte Antwort auf die Frage, warum<br />

deutsche Profivereine das Internet und die Kanä-<br />

über den autor:<br />

le der sozialen Medien so vernachlässigen und<br />

geringschätzen. Ich glaube, das liegt daran, dass<br />

der ökonomische Vorteil noch nicht erkennbar ist.<br />

Den Bundesligavereinen geht es gut, vielleicht zu<br />

gut. Die Leute rennen ihnen die Bude ein.<br />

ganz anders iM aMateurFussball.<br />

Daher finde ich folgende Frage viel erklärungsbedürftiger:<br />

Warum macht der Amateursport, der<br />

auf jeden Zuschauer und jeden Euro angewiesen<br />

ist, so wenig auf Facebook, Twitter und Youtube?<br />

Wo die Produktion doch so einfach und billig ist.<br />

Vielleicht ist das ja ein spannendes Thema für eine<br />

der nächsten republicas.<br />

ob sPort und Fussball kÜnFtig eine<br />

größere Rolle auf der republica spielen oder nicht<br />

– ich werde die Entwicklung dieser Tagung verfolgen,<br />

denn ich verbinde mit ihr eine sehr angenehme<br />

Erfahrung. Allerdings hätte mich eine Niederlage<br />

vor dem BGH enorm viel Geld kosten können.<br />

Offen gesprochen hätte ich mir von der digitalen<br />

Szene in der Zeit der Ungewissheit mehr Unterstützung<br />

gewünscht, gar nicht mal finanziell, sondern<br />

in der Währung Aufmerksamkeit. Aber es ging ja<br />

auch so, dank neutraler Schiedsrichter.<br />

Oliver Fritsch, Jahrgang 1971, Gründer der Fußball-Presseschau indirekter-freistoss.de<br />

(2001) Gründer der Video-Plattform für Amateurfußball<br />

hartplatzhelden.de (2006) freier Mitarbeiter in der Sportredaktion von<br />

Zeit Online (seit 2008) Trainer der SV Blankenese, Landesliga Hammonia<br />

(seit 2010) lebt in Hamburg. Foto: Nele Heitmeyer.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 39


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

Frühstück aus dem<br />

World Wide Web<br />

mymuesli und oh!saft machen’s möglich<br />

Ein Frühstück mit Müsli aus per Mausklick selbst zusammeengestellten biologischen Zutaten<br />

und Orangensaft aus online georderten Saftorangen frisch gepresst. Der Tag kann beginnen.<br />

FÜr den gesunden start in einen<br />

frühsommerlichen Tag ist ein ausgiebiges Frühstück<br />

Pflicht. Brötchen vom Bäcker, Müsli aus dem<br />

Supermarkt, dazu frisches Obst vom Bioladen um<br />

die Ecke. Was aber viele (noch) nicht wissen: In Zeiten<br />

des Web 2.0 muss das nicht mehr so ablaufen.<br />

Schon ein paar Klicks genügen und Frühstücksfans<br />

können sich gesunde Zutaten ganz einfach<br />

aus dem Internet auf ihren Frühstückstisch holen.<br />

Ohne Tütenschleppen und immer frisch.<br />

vorgeMacht hat das MyMuesli. Den<br />

„Jungs“, wie sich die drei mymuesli-Gründer Hubertus<br />

Bessau (30), Max Wittrock (28) und Philipp Kraiss<br />

(30) nennen, war die Müsliauswahl im herkömmlichen<br />

Supermarkt nicht genug. Sie wollten mehr und<br />

40 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

entwickelten das weltweit erste Online-Angebot<br />

für individuelles Müsli. „Wir wollten einfach ein<br />

besseres Müsli als andere machen“, sagt Max. „Biologisch<br />

sollte es sein, ohne zugesetzte Aroma- oder<br />

Farbstoffe, außerdem zuckerfrei. Vor allem aber individuell<br />

zusammenstellbar. User konnten online<br />

schon lange selbst über die Inhalte bestimmen, warum<br />

also nicht auch auf dem Frühstückstisch?“ Das<br />

war vor genau vier Jahren. Und noch immer finden<br />

„Muesliholics“ auf www.mymuesli.com rund 80<br />

biologische Zutaten, aus denen sie ihr eigenes, ganz<br />

individuelles Müsli zusammenmixen können.<br />

geschätzte 566 billiarden varianten<br />

lassen sich so zusammenstellen. Kein Wunder,<br />

dass dabei kein Geschmack zu kurz kommt: Wer<br />

VON EVA DINJEL<br />

konventionell auf Haferflocken, Schokostückchen<br />

oder Rosinen steht wird ebenso fündig, wie<br />

exotischere Genießer, die Gojibeeren, Hanfnüsse<br />

oder Gummibärchen bevorzugen. User-generated-Frühstück<br />

aus dem Internet also, das keine<br />

Wünsche offen lässt. Der Weg zum persönlichen<br />

Müslimix ist einfach: Müslibasis auswählen, Extrazutaten<br />

aussuchen und bestellen.<br />

der bestellvorgang ist kinderleicht.<br />

Jede Zutat, jedes Extra erscheint rechts neben dem<br />

Auswahlmenü in einer Müslirolle. So verliert<br />

niemand den Überblick, wie sein Wunsch-Müsli<br />

gerade aussieht und wie viel es kostet. Wem die<br />

Entscheidung bei all dem Variantenreichtum<br />

schwer fällt, kann aber auch auf die Mischkünste<br />

der Jungs zurückgreifen. Neben individuellen Mischungen<br />

gibt es nämlich auch ein großes Angebot<br />

an Fertigmixen. So lassen zum Beispiel Früchte-<br />

und Balancemüslis die Herzen vieler Kundinnen<br />

höher schlagen. Echte Sportskanonen beziehen<br />

ihre Energie aus Sportlermüslis. Und auch an die<br />

Kleinsten wurde gedacht. Speziell für Kinder ab<br />

18 Monaten gibt es seit kurzem Bio-Müslibrei in<br />

den drei leckeren Sorten Erdbeer-Himbeer, Apfel-<br />

Erdbeer und Apfel-Banane.<br />

nach online-MÜsli gibt es seit 2010 auch<br />

Online-Saft. Oder besser gesagt „Oh!Saft“. Hinter<br />

diesem Namen verbirgt sich ein Web 2.0-Startup,<br />

das seinen Kunden täglich frisch gepressten Orangensaft<br />

bietet – und das für weniger als einen Euro<br />

am Tag. So muss niemand mehr auf frisch gepressten<br />

Orangensaft verzichten. Das Prinzip dahinter<br />

ist simpel: Saftliebhaber wählen auf www.oh-saft.<br />

de das Orangenabo ihrer Wahl aus und müssen<br />

sich dann sechs, beziehungsweise zwölf Monate<br />

lang keine Sorgen mehr um Nachschub machen.<br />

Die Orangen werden alle zwei Wochen bequem per<br />

Post nach Hause geliefert. 100 % frisch und 100 % lecker.<br />

Und eine Saftpresse liefert Oh!Saft gratis dazu.


waruM gerade Frisch gePresster<br />

Orangensaft den gesündesten Start in den Tag<br />

verspricht, wird im Vergleich mit den Alternativen<br />

deutlich: Handelsübliche Sorten wie Orangensaftgetränk,<br />

Fruchtnektar und Orangensaft<br />

aus Konzentrat enthalten weit weniger natürliche<br />

Vitamine wie frisch gepresster Oh!Saft. So ist laut<br />

Oh!Saft-Homepage zum Beispiel der Saftanteil<br />

beim Orangensaftgetränk sehr gering. Meist beträgt<br />

er lediglich 6%. Der Rest besteht aus gezuckertem<br />

Wasser. Auch der Fruchtnektar ist ein<br />

mit Wasser verdünnter Saft. Sein Fruchtanteil<br />

liegt durchschnittlich zwar immerhin bei 50%,<br />

aber auch hier ist die andere Hälfte aus Wasser<br />

und Zucker. Ebenso sind Saftkonzentrate nicht<br />

fehlerlos: Hier gehen bei der Herstellung wichtige<br />

Vitamine und Mineralstoffe verloren.<br />

Oh!Saft liefert Dir alle zwei Wochen eine Box<br />

mit besten Saftorangen. Genug für täglich ein<br />

Glas frisch gepressten Orangensaft.<br />

Und wenn Du jetzt probierst, schicken wir Dir<br />

unsere elektrische Saftpresse gleich mit.<br />

www.oh-saft.de/probieren<br />

wer Frisch Presst, gewinnt also! – alle<br />

natürlichen Vitamine, Aromen und Mineralstoffe<br />

bleiben erhalten. Stephan Schwarz (24), CEOh!, sieht<br />

das genauso: „Es gibt nichts besseres als frisch gepressten<br />

Orangensaft! Denn schon mit einem Glas<br />

pro Tag deckt man fast den ganzen Tagesbedarf an<br />

natürlichem Vitamin C, Vitamin B1 und Mineralstoffen<br />

ab.“ Um das ganze Jahr über nur die besten<br />

Saftorangen liefern zu können, wandert das junge<br />

Unternehmen mit den Jahreszeiten um den Globus.<br />

Immer entlang des orangenreichen Zitrusgürtels,<br />

welcher sich zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten<br />

Breitengrad nördlich und südlich des Äquators<br />

befindet. „So können wir unseren Kunden das<br />

ganze Jahr lang die beste Qualität garantieren. Auch<br />

im Sommer, wenn es hier besonders schwierig ist, die<br />

perfekten Orangen zu bekommen“, erklärt Stephan.<br />

Alle Zutaten aus biologischem Anbau.<br />

Öko-Kontrollstelle DE-ÖKO-037<br />

wo genau ihre saFtorangen aktuell<br />

herkommen, können interessierte Kunden online<br />

mitverfolgen: im Oh!Saft-Blog. Derzeit stammen<br />

die Oh!rangen aus Marokko. Dort gibt es<br />

noch Valencia-Late Orangen, die späteste Ernte<br />

im Jahr. Im Sommer geht’s dann weiter nach<br />

Südafrika - stets auf der Suche nach den saftigsten<br />

Oh!asen. Dank unbegrenzter Möglichkeiten<br />

des Internets füllt sich der Frühstückstisch heutzutage<br />

also fast vollautomatisch. Tischlein deck<br />

dich 2.0 irgendwie. Ein modernes Märchen, das<br />

laut Max aber noch in den Kinderschuhen steckt:<br />

„Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren<br />

gerade im Online-Food-Bereich noch unzählige<br />

kreative Angebote dazu kommen werden. Auch<br />

wir haben noch viele Ideen. Die werden aber erstmal<br />

nicht verraten.“<br />

www.mymuesli.com/2go<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 41


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

lahMa MaFruMa<br />

belbaMia<br />

die ägypterin lana Ferara kocht einen auflauf<br />

aus tomaten, okraschoten und rinderhack<br />

Lahma Mafruma Belbamia ist ein typisches Ramadan-Essen.<br />

MÜde warte ich vor der Haus tür mit Blick<br />

auf den Sport platz des USC Paloma. Foto graf Andrea<br />

kurvt noch durchs Vier tel, weil er sich zwar<br />

Haus num mer und Uhr zeit rich tig notiert hat,<br />

nicht aber die Straße. Seit Tagen ist es nass und<br />

grau und kalt. End lich hat Andrea es geschafft.<br />

„Ich bin gerä dert“, sage ich, „ich habe bis fünf wach<br />

gele gen.“ Andrea schaut mich müde an. „Nur bis<br />

fünf?“ Wir klin geln bei Lana Fer ara.<br />

es öFFnet uns ein beein dru cken des Bün del<br />

dich ter schwar zer Haare. „Kommt her ein.“ Lana<br />

wohnt hier mit zwei Mit be woh nern. „Ich räume<br />

42 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

mal eben ein paar Sachen zur Seite, wir waren<br />

ges tern bis fünf auf.“ Sie nimmt eine Zei tung vom<br />

Tisch, wäh rend ich in der Küchen couch versinke.<br />

„Ich bin erst vor drei Jah ren nach Deutsch land<br />

gekom men. Ich bin zwar in Kiel gebo ren, aber<br />

gleich mit mei ner Mut ter nach Ägyp ten gezo gen.“<br />

Dort ging Lana in eine deut sche Schule, anschließend<br />

stu dierte sie Kunst de sign. „Es war nicht einfach<br />

in Ägyp ten. Ich stand immer zwi schen den<br />

Kul tu ren. An der Schule wurde ich west lich erzogen,<br />

aber das Umfeld war sehr tra di tio nell. Gerade<br />

für Frauen gel ten sehr strenge Regeln. Aber die<br />

fängt man irgend wann an, zu hinterfragen.“<br />

halb sit zen, halb lie gen wir um den<br />

Küchen tisch, in unter schied li chen, aber durchweg<br />

nied ri gen Gra den der Wach heit. Als Lana<br />

nach Deutsch land kam, fand sie für acht Monate<br />

bei ver schie de nen Freun den Unter schlupf, bis<br />

sie in diese Woh nung zog. Dann wurde es das<br />

erste Mal rich tig kalt und sie floh für drei Monate<br />

nach China. „Diese Kälte kannte ich nicht.<br />

Aber China war für mich nichts, noch weni ger<br />

als der deut sche Win ter. Letz tes Jahr habe ich<br />

das erste Mal Schnee gese hen. Natür lich habe<br />

ich mich gleich hin ge legt. Jetzt habe ich mir<br />

Spikes gekauft.“<br />

wäh rend ihrer kur zen zeit in Deutschland<br />

hat sie schon aller hand aus pro biert: eine<br />

Au s bi l du n g i n p s y c ho a n a ly t i s c he r Ku n s t t he r a pie<br />

und einige Monate als Hel fe rin in einer Zahn arztpra<br />

xis. „Das gefiel mir aber über haupt nicht. Der<br />

Zahn arzt hat mir dann emp foh len, eine Aus bildung<br />

zur Ergo the ra peu tin zu machen. Die mache<br />

ich seit zwei Jah ren und die ist rich tig toll.“ Lana<br />

ver teilt die Zuta ten auf dem Küchen tisch. „Das<br />

sind Okra scho ten. Diese hier sind rie sig, ich kenne<br />

die sonst höchs tens halb so groß. Die klei nen<br />

schme cken auch bes ser.“<br />

sie legt toMa ten, Brühe und Gewürze<br />

auf den Tisch. Und ein Kilo Rin der hack. „Meine<br />

Mut ter sagte, ich soll ein hal bes Kilo neh men,<br />

aber ich dachte, ich mache eine große Por tion.“<br />

Sie liest sich noch mal das Rezept ihrer Mut ter<br />

durch. Dann wäscht sie die Okraschoten. „Ich<br />

koche gerne gemüt lich. In Ägyp ten ist alles viel<br />

lang sa mer. Die Leute bewe gen sich auch anders,<br />

ihre Ein stel lung über trägt sich auf den gan zen<br />

Kör per. Ägyp ter den ken auch nicht dar über<br />

nach, dass sie älter wer den. Ich habe hier damit<br />

ange fan gen, aber das ist Quatsch.“


T E x T: A L E x A N D E R K A S B O H M<br />

FOTOS: ANDREA THODE<br />

BEITRAG VON EFFILEE.DE<br />

sie schnei det die stiele ab und brät die Scho ten in einer gro ßen<br />

Pfanne an, würzt sie mit Salz und Pfef fer und rührt ein mal durch. Ein frischer,<br />

gemü si ger Duft zieht durch die Küche. Im Ganzen sehen die Okraschoten<br />

besser aus, aber klein geschnitten lassen sie sich besser essen. Lana reibt<br />

eine Aufl auf form mit Öl aus. „Eigent lich ist das Gericht ganz ein fach. Erst<br />

eine Schicht Toma ten, dann eine Schicht Okra scho ten, dann das Hack.“ Sie<br />

rührt die Scho ten noch ein mal durch. „Da kann man jetzt kleine Fäden sehen.<br />

Okra scho ten haben Schleim zel len, und das ist der Schleim, der austritt.“<br />

Die Toma ten schnei det Lana in dünne Schei ben, mit denen sie den Boden der<br />

Aufl auf form aus klei det. Ich rühre noch mal die Okras um, um eine wei tere<br />

Nase des Geruchs zu neh men.<br />

„ich wollte das gericht erst mit Auber gi nen machen“, sagt Lana.<br />

„Aber ich dachte, Okra scho ten sind inter es san ter.“ Sie pols tert die letz ten<br />

Leer stel len auf dem Boden der Form mit klei nen Toma ten schei ben aus, dann<br />

gibt sie die Okras dar über. „So, jetzt kommt das Hack. Dafür brau che ich die<br />

Zwie beln. Und Knob lauch. Ich liebe Knoblauch.“ Lana schält und wür felt die<br />

Zwie beln. „Sonst bin ich immer ziem lich auf ge dreht, aber heute habe ich so<br />

wenig geschla fen.“ Ich schaue vom Sofa zu ihr rüber. „Ach, du wirkst eigentlich<br />

recht leb haft.“ „Echt? Ich bin halb tot!“ Sie schält und hackt drei Knoblauch<br />

ze hen. „Wenn ich alleine bin, hau ich viel mehr rein.“<br />

in einer zwei ten PFanne erhitzt sie die Zwie beln in Öl. „Wenn jetzt<br />

noch der Knob lauch dazu kommt – es gibt nichts Schö ne res.“ Sie schiebt den<br />

Knob lauch vom Schnei de brett in die Pfanne und holt das Fleisch. „Oha, das ist<br />

viel Fleisch!“ Wäh rend das Hack in der Pfanne vor sich hin schmur gelt, würzt<br />

Lana es mit Salz, Pfef fer und Kreuz küm mel. Dann drückt sie eine Tube Tomaten<br />

mark dazu und gießt die Gemü se brühe an. „Eigent lich ist Fleisch brühe<br />

bes ser, aber ich habe gerade keine im Haus. Ihr könnt ruhig pro bie ren.“ Lana<br />

winkt mit dem Löf fel. „Aber es kom men noch Zitrone und Joghurt dazu, der<br />

Geschmack ändert sich also noch.“<br />

lana drÜckt Mit der hand zwei halbe Zitro nen über dem Hack<br />

aus und gibt den Groß teil eines Halb li ter be chers Joghurt in die Pfanne. Sie<br />

rührt um, lässt alles ein wenig ein ko chen und pro biert. „Hm, genau richtig.<br />

So soll es schme cken.“ Lana füllt das Hack ge misch auf die Okra schoten,<br />

gießt noch etwas Zitro nen saft dar über und schiebt alles in den Ofen.<br />

Wir bege ben uns wie der in Ruhe po si tion. „Meine Hob bys sind Essen und<br />

Schla fen. Ich finde es schade, dass man immer so wenig Zeit zum Kochen<br />

Mit den Tomaten wird der Boden der Auflaufform<br />

ausgelegt. Darüber kommt eine Lage Okraschoten.<br />

hat.“ Lanas Mut ter ist Medi zi ne rin, also eine gut aus ge bil dete Frau. „Aber<br />

in vie len Din gen ist sie sehr tra di tio nell. Das ist manch mal schwer zu verste<br />

hen. Über haupt sind im ara bi schen Raum man che Dinge nicht mit dem<br />

w e s t l i c h e n D e n k e n z u s a m m e n z u b r i n g e n . D e r I s l a m s a g t z u m B e i s p i e l ,<br />

wenn du Mos lem bist, musst du an alle Reli gio nen glau ben und tole rant<br />

sein. Aber viele sind es über haupt nicht.“<br />

sie schaut zuM oFen. „Fünf Minu ten noch.“ Lana stellt die Form auf<br />

den Tisch und gießt noch etwas Zitrone über den Aufl auf. Sie tut uns großzü<br />

gig auf. „Das isst man bei uns im Rama dan ganz oft.“ Ich dachte, im Ramadan<br />

wird gefas tet. „Im Rama dan darf man nur nach Son nen un ter gang essen<br />

und soll an die Armen den ken. Aber oft wird dann von Son nen un ter gang bis<br />

in den Mor gen wahn sin nig viel geges sen. Wenn der Rama dan vor bei ist, machen<br />

viele Frauen erst mal eine Diät.“<br />

wir essen in stil leM ver gnÜ gen. Das Hack hat durch die Zitrone<br />

eine unge wohnte Fri sche, der Knob lauch, und vor allem der Kreuz küm mel,<br />

geben eine unver wech sel bar ara bi sche Note. „Wenn man so große Okrascho<br />

ten nimmt, sollte man sie klein schnei den“, meint Lana. Die Scho ten<br />

las sen sich tat säch lich bis wei len schwer zer tei len, aber sie haben einen<br />

schö nen grü nen Gemü se ge schmack. Zusam men mit den Toma ten und dem<br />

Hack bil den sie am Gau men eine Ahnung der woh lig sat ten Ent spannt heit,<br />

die uns gleich über fal len wird. Im ägyp ti schen Som mer würde man wohl<br />

deut lich klei nere Por tio nen essen, aber im Ham bur ger Win ter geht auch der<br />

zweite Nach schlag gut rein. Wir lun gern noch eine Weile herum, neh men<br />

uns immer wie der löf fel weise aus der Aufl auf form und erzäh len von Plä nen<br />

und Ideen, von regio na lem Essen und Dorfkrügen.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 43


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

lahma Mafruma<br />

belbamia<br />

ein hackfleisch-<br />

rezept aus ägypten<br />

zuta ten Für 6 Personen:<br />

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1 kg Rinderhack<br />

400 g Okraschoten<br />

Salz, Pfef fer<br />

3 große Tomaten<br />

2 kleine Zwie beln, gehackt<br />

3 K nob l auc h z e he n , ge h ac k t<br />

1 Tube Tomatenmark<br />

1 TL Kreuzkümmel<br />

1 1/2 Zitronen<br />

400 ml Brühe<br />

400 ml Joghurt<br />

zube rei tung:<br />

Okra scho ten waschen und gege be nen falls klein schnei den, mit etwas Salz und Pfef fer<br />

anbraten. Die Toma ten in Schei ben schnei den und den Boden der Aufl auf form damit<br />

auslegen. Hack in einer Pfanne mit Zwie beln, Knob lauch und Toma ten mark anbra ten,<br />

mit Kreuz küm mel, Salz und Pfef fer wür zen. Wenn das Hack gebräunt ist, den Saft einer<br />

Zitrone, Brühe und Joghurt hinzugeben. Okra scho ten auf die Toma ten legen, dann<br />

das Hack als dritte Schicht dar über aus brei ten. Eine halbe Zitrone über dem Hack ausdrü<br />

cken. Die Form in den auf 180 Grad vor ge heiz ten Ofen geben. Den Aufl auf etwa 45<br />

Minu ten im Ofen las sen. Fer tig ist er, wenn die Ober flä che tro cken ist.<br />

44 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

<strong>Magazin</strong> für Essen und Leben<br />

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Welche Funktion haben<br />

alterskennzeichnungen<br />

von Pc- und videosPielen?<br />

Felix Falk (oben) ist seit 2009 Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), einer<br />

von den Verbänden der Computerspielewirtschaft getragenen Institution, die alle in Deutschland auf<br />

den Markt kommenden PC- und Videospiele überprüft und bewertet. Foto: USK Presse.<br />

coMPuter- und videosPielen sind heute ein<br />

selbstverständlicher teil unserer alltagskultur<br />

geWorden. gesPielt Wird allein, Mit<br />

FaMilie und Freunden oder online Mit anderen.<br />

die sPiele bieten nicht nur eine Fülle an sPielsPass,<br />

sondern Mindestens ebenso viele lern-<br />

Möglichkeiten. Wie bei JedeM anderen MediuM<br />

sind Mit coMPutersPielen Jedoch auch Wirkungsrisiken<br />

und geFahren verbunden sein – bei coM-<br />

PutersPielen etWa die detaillierten darstellungen<br />

von geWalt oder die theMatisierung von<br />

krieg. die unterhaltungssoFtWare selbstkontrolle<br />

(usk) ist die verantWortliche stelle Für<br />

die alterskennzeichnung von coMPutersPielen.<br />

inWieFern tragen aber alterskennzeichnungen<br />

von sPielen dazu bei, Mögliche schädliche ein-<br />

Flüsse von coMPutersPielen zu verhindern?<br />

deutschland hat weltweit die verbindlichsten regeln bei<br />

der Prüfung und beim Verkauf von Computerspielen auf Bildträgern (z. B.<br />

DVDs, Blu-ray, Module) an Kinder und Jugendliche. Rechtsgrundlage ist<br />

das Jugendschutzgesetz (JuSchG), das auch die Alterskennzeichnung von<br />

Kinofilmen und Filmen auf Bildträgern regelt, die in der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden sollen. Wenn mit Computerspielen programmierte<br />

Datenträger einem Kind oder Jugendlichen in der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden sollen, müssen sie gem. § 12 Absatz 1 JuSchG für<br />

deren Altersstufe freigegeben sein. Das heißt, sie dürfen ihnen ohne Alterskennzeichnung<br />

weder verkauft noch ausgehändigt oder auf Bildschirmen<br />

vorgeführt werden.<br />

die unterhaltungssoFtware selbstkontrolle (usk) ist eine<br />

von den Verbänden der Computerspielewirtschaft getragene Institution.<br />

Die USK sorgt dafür, dass die Spiele technisch und inhaltlich für die vielfältigen<br />

Spielplattformen geprüft werden können. Seit ihrer Gründung<br />

1994 hat die USK rund 30.000 Verfahren zur Bewertung von Spieleinhalten<br />

durchgeführt. In ihrer Geschäftsstelle in Berlin arbeiten momentan neun<br />

feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen sechs ehrenamtliche<br />

Spielesichter und über 50 unabhängige Jugendschutzsachverständige.<br />

Mit mehr als 17.000 Titeln beherbergt die USK eines der größten Archive für<br />

Computer- und Videospiele weltweit.<br />

FÜr die alterseinstuFung von coMPutersPielen gibt es festgelegte<br />

Kriterien, die in Zusammenarbeit mit der USK, den Obersten Landesjugendbehörden<br />

und unter Berücksichtigung der Spruchpraxis der Bundesprüfstelle<br />

für jugendgefährdende Medien (BPjM) entwickelt wurden. Seit<br />

2003 besteht ein Prüfgremium bei der USK aus vier Sachverständigen für<br />

den Jugendschutz und einem Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden<br />

(OLJB). Die Sachverständigen sind sowohl von der USK als<br />

auch von der Industrie unabhängig, sie dürfen nicht in der Computerspielewirtschaft<br />

beschäftigt sein. Die Sachverständigen empfehlen dem Ständigen<br />

Vertreter der OLJB eine Alterseinstufung.<br />

WELCHE ALTERSKENNZEICHEN UND KRITERIEN GIBT ES?<br />

geMäss des juschg §14 gibt es fünf Alterskennzeichnungen für<br />

Computer- und Videospiele: Freigegeben ohne Altersbegrenzung, „enthalten<br />

keine Gewaltdarstellungen; konfrontieren Kinder nicht mit nachhaltig<br />

ängstigenden Situationen. Bei den Kinderspielen wird die Spielatmosphäre<br />

häufig durch eine freundliche und farbenfrohe Grafi k geprägt. Der<br />

ruhigere Spielaufbau setzt auch jüngere Kinder nicht unter einen hohen<br />

Handlungsdruck....“. Freigegeben ab 6 Jahre, „familienfreundliche Spiele,<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 45


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

die bereits spannender und wettkampfbetonter<br />

ausfallen dürfen – z. B. durch höhere Spielgeschwindigkeiten<br />

und komplexere Spielaufgaben<br />

–, wie Rennspiele („Racer“), Simulationen, Jump<br />

’n’ Runs“. Freigegeben ab 12 Jahre (solche Spiele<br />

können bereits deutlich kampfbetonter sein. Die<br />

Spielszenarien sind in einem historischen, futuristischen<br />

oder märchenhaft-mystischen Kontext<br />

angesiedelt, sodass sie ausreichend Distanzierungsmöglichkeiten<br />

für den Spieler bieten. Unter<br />

diese Altersfreigabe fallen Arcade-, Strategieund<br />

Rollenspiele sowie bereits einige militärische Simulationen.<br />

Freigegeben ab 16 jahre: Spiele mit einer<br />

Altersfreigabe ab 16 Jahren zeigen auch Gewalthandlungen,<br />

so dass ganz klar auch Erwachsene<br />

zur Käuferschicht gehören. Häufig handeln die<br />

Spiele von bewaffneten Kämpfen mit einer Rahmenhandlung<br />

(Story) und militärischen Missionen.<br />

Zu den Genres zählen Action-Adventures,<br />

militärische Strategiespiele und Shooter. Schließlich:<br />

Keine Jugendfreigabe (freigegeben ab 18). Da<br />

diese Spiele nahezu ausschließlich gewalthaltige<br />

Spielkonzepte thematisieren und häufi g eine<br />

düstere und bedrohliche Atmosphäre erzeugen,<br />

sind sie ausschließlich für Erwachsene. Zu den<br />

Genres gehören Ego-Shooter, Action-Adventures<br />

und Open-World-Games.<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN<br />

HABEN DIE ALTERSKENNZEICHEN?<br />

Mit den alterskennzeichen regelt der<br />

Staat, ob ein Computerspiel an Kinder und Jugendliche<br />

in der Öffentlichkeit abgegeben werden<br />

darf. Der Handel muss sich an die mit den<br />

Kennzeichen verbundenen Abgabebeschränkungen<br />

halten. Ein Spiel, das ab 12 Jahren freigegeben<br />

ist, darf einem 10-Jährigen nicht verkauft werden.<br />

Verstöße gegen diese Regelungen werden gem.<br />

§ 28 JuSchG als Ordnungswidrigkeit geahndet<br />

und können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro<br />

belegt werden.<br />

eltern schreiben alterskennzeichen<br />

nicht vor, wie und welche Medieninhalte sie zu<br />

Hause ihren Kindern zugänglich machen, bieten<br />

ihnen aber eine Orientierung, welche Spiele als<br />

unbedenklich für ihr Kind einer betreffenden<br />

Altersstufe sind und welche nicht. Die Alterskennzeichen<br />

sind jedoch kein Hinweis auf die<br />

pädagogische Eignung für eine Altersgruppe<br />

oder auf die Qualität eines Spiels. Informationen<br />

46 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

zur pädagogischen Eignung eines Spiels finden<br />

sich u. a. im Internet unter: www.spieleratgebernrw.de,<br />

www.spielbar.de www.internet-abc.de.<br />

DIE GRENZEN DER FREIEN<br />

MEINUNGSäUSSERUNG<br />

sind aber staatliche Alterseinstufungen,<br />

die in der Konsequenz die Abgabe an die<br />

entsprechende Zielgruppe unter Strafe stellen<br />

nicht faktisch Zensur? Nach Artikel 5 Absatz<br />

2 des Grundgesetzes finden die Rechte aus der<br />

Freiheit der Meinungsäußerung „ihre Schranken<br />

in (...) den gesetzlichen Bestimmungen zum<br />

Schutze der Jugend“, also im Jugendschutzgesetz<br />

(JuSchG). Deutsche Alterskennzeichnungen für<br />

Computer- und Konsolenspiele gelten somit als<br />

Zugangsbeschränkung ausschließlich für Kinder<br />

und Jugendliche.<br />

Felix Falk von der usk dazu: „Erwachsene<br />

können in Deutschland alle Spiele kaufen, die<br />

nicht beschlagnahmt sind. Das heißt, der Handel<br />

könnte unter den festgelegten Werbe- und Angebotseinschränkungen<br />

für Erwachsene auch indizierte<br />

Spiele bereithalten, denn der legale Kauf ist<br />

auch für Erwachsene möglich.“<br />

VERBINDLICHE VORSCHRIFTEN<br />

IM ZEITALTER ES INTERNETS?<br />

welchen nutzen haben Altersfreigaben<br />

heutzutage konkret, wenn sich Jugendliche (legal<br />

oder illegal) Spiele aus dem Internet herunterladen<br />

oder aus Österreich importieren können,<br />

wo der Jugendschutz weniger streng ist?<br />

Felix Falk: „Die beiden wichtigsten Funktionen<br />

des USK-Kennzeichens sind die Bindungs-<br />

wirkung für den Handel und die Information für<br />

Eltern. 98 Prozent aller Spiele im Handel haben<br />

ein USK-Kennzeichen und soweit ich das mitbekomme,<br />

achtet das Verkaufspersonal sehr darauf.<br />

Ansonsten würden Bußgelder bis zu 50.000 Euro<br />

drohen. Ich denke dies macht deutlich, dass die<br />

USK-Kennzeichen dem Jugendschutz gerade an<br />

den Orten, an denen die meisten Spiele verkauft<br />

werden, sehr nutzen. Natürlich kann jede Regel<br />

auch umgangen werden, erst recht in Zeiten des<br />

Internet. Aber letztendlich bleibt die Kontrolle<br />

der Mediennutzung von Kindern immer eine der<br />

wichtigsten Aufgaben der Eltern. Das kann ihnen<br />

kein Gesetz und kein Kennzeichen abnehmen.<br />

Dafür bietet das Kennzeichen wichtige Informationen<br />

und auf unserer Webseite sind zu den Themen<br />

Jugendschutz und Computerspiele noch viele<br />

weitere zu finden.“<br />

wie koMMt es eigentlich, dass Altersfreigaben<br />

in unterschiedlichen Ländern mitunter so<br />

stark voneinander abweichen? Felix Falk: „In vielen<br />

Ländern der Welt existieren unterschiedliche<br />

Normen, Werte und Ansichten, welche Inhalte<br />

Kinder und Jugendliche beeinträchtigen könnten.<br />

In Australien wird in Computerspielen beispielsweise<br />

das Thema Drogen als besonders gefährdend<br />

angesehen, in England ist es das Fluchen, in Griechenland<br />

das Glückspiel, in den USA ist es Sex und<br />

in Deutschland ist es das Thema Gewalt. Damit variieren<br />

auch die Systeme des Jugendschutzes und<br />

damit die Höhe der Einstufungen.“<br />

Weitere Informationen zu den Alterskennzeichnungen,<br />

Hilfestellungen für Eltern oder Anbieterberatung<br />

finden sich auf der Webseite der<br />

USK: http://www.usk.de/


gaMesrevieW<br />

das online-gaming-<br />

<strong>Magazin</strong> currentgame.de<br />

stellt drei im Juni neu<br />

erschienene spiele vor<br />

duke nukeM Forever<br />

seit knaPP 14 jahren ruht sich der Duke jetzt auf seinem Ruhm aus<br />

und wenn es nach der Regierung geht, darf er das auch weiter tun. Wie sich<br />

jedoch herausstellt, hat man damit mehr als falsch gelegen. Wieder einmal<br />

liegt das Schicksal der Erde in den Händen von Duke Nukem – wem auch<br />

sonst? Im ersten Moment mag man denken „Hey, das kennen wir doch<br />

alles schon!“, und damit soll man vorerst auch Recht behalten, doch sind<br />

wir mal ehrlich: „Wer will ein Duke Nukem mit verstrickter Story, komplizierten<br />

zwischenmenschlichem Beziehungsgefasel, inneren Monologen,<br />

völlig unvorhersehbaren Twists und dem ganzen anderen unwichtigen<br />

Kram? Richtig, niemand. Denn das wäre einfach nicht Duke Nukem.<br />

> FORTSETZUNG AUF DER FOLGENDEN SEITE<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 47


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

> FORTSETZUNG VON DUKE NUKEM FOREVER<br />

natÜrlich gibt es wieder hübsche Mädels,<br />

dicke Wummen und eine ganze Menge<br />

Blut, allerdings will Duke Nukem auch noch auf<br />

einer ganz anderen Ebene überzeugen. Neben<br />

brutalen Boss-Kämpfen und coolen Sprüchen<br />

erwarten uns in Duke Nukem Forever auch<br />

Passagen, die Köpfchen erfordern. Doch auch<br />

wenn das alles ganz löblich klingt, leidet Duke<br />

Nukem Forever unter einer weniger prächtigen<br />

Optik, die sieht nämlich aus, als würde man<br />

einige Jahre nach hinten katapultiert – leider.<br />

auch wenn laut gearbox-ceo Randy<br />

Pitchford die PC-Version die schönste von allein<br />

l.a. noire<br />

rockstar gaMes hat einen Faible für<br />

Bösewichter, Schattengestalten und vor allen<br />

Dingen Verbrecher. Wer jemals Grand Theft<br />

Auto oder Red Dead Redemption gespielt hat,<br />

weiß was gemeint ist. Mit L.A. Noire hätte man<br />

diesen Trend fortsetzen können, doch der Titel<br />

ist nicht was er auf den ersten Blick zu sein<br />

scheint. Unser Protagonist Cole Phelps, Kriegsveteran<br />

und mittlerweile Polizist in Los Angeles<br />

hat es nicht leicht. Die Nachkriegszeit und die<br />

verruchte Stadt sind für die meisten anderen<br />

Cops Grund genug so korrupt wie nur möglich<br />

zu agieren.<br />

lediglich PhelPs scheint das nicht so<br />

zu sehen und beharrt auf seinem ausgeprägten<br />

Gerechtigkeitssinn und Ehrlichkeit. Noch relativ<br />

weit unten auf der Karriereleiter gilt Phelps trotzdem<br />

schon als das Aushängeschild des LAPD, was<br />

den meisten seiner Kollegen nicht sonderlich<br />

zusagt. Doch auch wenn Phelps auf den ersten<br />

Blick erscheint wie ein Vorzeige-Cop, der vom<br />

Rest seines Berufszweig nur noch angewidert ist,<br />

birgt auch er ein dunkles Geheimnis, das sich im<br />

Spielverlauf Stück für Stück offenbart.<br />

eine so iMMens grosse welt, wie sie<br />

L.A. Noire bietet birgt ohne Frage ihre Tücken.<br />

Viele Spiele, die den Open World-Ansatz verfolgten,<br />

sind genau daran gescheitert. Es gilt stets darauf<br />

zu achten die Welt nicht mit Side Quests zu<br />

überladen, sondern den Fokus auf das Wichtigste<br />

48 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

sein soll, merkt man, dass der Titel dank ewiger<br />

Entwicklungszeit ein wenig in die Jahre gekommen<br />

ist. Einige rucklige Animationen, und eine<br />

deutlich sichtbare Polygon-Armut vermögen den<br />

Spielspaß jedoch nicht zu schmählern, denn alles<br />

andere scheint nahezu so, wie es sich Duke-Fans<br />

in 14 Jahren nicht hätten ausmalen können.<br />

zwar wÜrde es deM duke nicht gefallen<br />

das zu hören, aber um ganz oben mitzuspielen<br />

braucht es mehr als nur ein Namen. Gut, Duke<br />

Nukem ist nicht nur ein Name, sondern „der“<br />

Name, dafür muss man sich trotz allem Gejubel,<br />

der fast schon unerträglichen Vorfreude und dem<br />

zu richten – die Haupthandlung. Genau daran will<br />

sich Rockstar mit L.A. Noire jedoch halten. Zwar<br />

dürfen wir uns ohne Einschränkungen in Los Angeles<br />

bewegen, Sehenswürdigkeiten besuchen, ein<br />

Eis essen gehen und 40 spannende Zusatz-Fälle lösen,<br />

die Haupthandlung hat jedoch immer oberste<br />

Priorität. Mit knapp 50 Stunden Dialog und einer<br />

packenden Story, die uns immer weiter in die Abgründe<br />

der Stadt und auch unsere eigenen treibt,<br />

wird es ziemlich schwierig werden den roten Faden<br />

zu verlieren.<br />

unsere auFgabe in l.a. noire ist natürlich<br />

das Lösen von Kriminalfällen, doch wie setzt<br />

man Befragungen und die Inspektion des Tatorts<br />

in einem solchen Spiel um? Das haben sich<br />

die Jungs von Rockstar wohl auch ziemlich lang<br />

gefragt. Herausgekommen ist eine Art Echtzeit-<br />

Puzzle bei dem man ähnlich einem Adventure<br />

nach Beweisstücken sucht. Allerdings werden die-<br />

obligatorischen Duke-Hype einmal zurücklehnen<br />

und das Ganze objektiv betrachten.<br />

duke nukeM Forever ist keine grafische<br />

Glanzleistung und bietet auch keine<br />

allzu innovativen Spielelemente. Auch wenn<br />

die Umsetzung völlig sauber und gelungen ist,<br />

und sich das Spiel zu 120% nach Duke Nukem<br />

anfühlt, wird es schwierig für den Kaugummi<br />

kauenden Weltretter gegen seine Genre-Konkurrenten<br />

anzukommen. Das einzige was ihm<br />

bleibt: die immerwährende Treue seiner zahlreichen<br />

Fans – und die werden sich in jedem<br />

Fall über seine Rückkehr freuen. FSK 18<br />

se nicht besonders hervorgehoben oder uns unter<br />

die Nase gehalten, sondern vielmehr nur leicht<br />

angedeutet. Kommen wir einem Beweisstück näher,<br />

vibriert der Controller und die Musik wird<br />

lauter oder intensiver. Auch in Sachen Befragung<br />

hat man sich einiges einfallen lassen. Die Dialoge,<br />

die wir mit den Verdächtigen und zeugen<br />

führen haben ihren ganz eigenen Charme. Dank<br />

spezieller Motion Capturing-Techniken werdet<br />

die Gesichtszüge so detailliert wie nie zuvor in<br />

einem Spiel dargestellt. Ob jemand lügt oder die<br />

Wahrheit sagt, kann nur unser gesunder Menschenverstand<br />

herausfinden.<br />

ausser Frage – l.a. noire hat das Potenzial<br />

das Genre zu revolutionieren, wenn<br />

nicht sogar ein gänzlich neues zu schaffen. Das<br />

Konzept stimmt, grafisch macht der Titel einiges<br />

her und auch die Handlung vermag zu fesseln<br />

– Daumen hoch! FSK 16


alice: Madness returns<br />

„viel glÜck zuM nicht-geburtstag!<br />

FÜr Mich? FÜr dich!“ – Bei diesem Zitat klingeln<br />

bei den meisten schon die Kindheitsglocken.<br />

Jeder kennt Lewis Carrols Alice in Wunderland,<br />

oder die Disney-Verfilmung. Auch die<br />

Matrix-Macher bedienten sich zahlreicher Analogien<br />

aus dem Alice-Universum, doch American<br />

McGee’s Alice aus dem Jahre 2000 gehört<br />

wohl zu den kuriosesten Wiederverwertungen<br />

des psychedelischen Märchen-Klassikers. Zwar<br />

ist Alice: Madness Returns anders als andere<br />

Spiele, doch das reicht noch lange nicht um als<br />

Alleinstellungsmerkmal zu fungier,en, denn<br />

um aus der plumpen Masse von Action-Spielen<br />

herauszuragen muss auch die eigenen Vergangenheit<br />

überwunden oder neu erfunden werden.<br />

Im Sequel zu American McGees Alice verlässt<br />

man sich jedoch auf Altbewährtes – von<br />

Innovation keine Spur.<br />

die gestalterische uMsetzung dieser<br />

noch so einfallslosen Story ist jedoch alles andere<br />

als langweilig und wiederverwertet, denn Alice:<br />

Madness Returns glänzt mit liebevoll gestalteten<br />

Spielwelten, fantastischem Charakter-Design<br />

und einer Atmosphäre, von der andere Spiele sich<br />

eine Scheibe abschneiden sollten. Dumm nur,<br />

wenn man sich so darauf konzentriert ein Spiel<br />

gut aussehen zu lassen und dabei das Gameplay<br />

völlig vernachlässigt. Schließlich geht es hier um<br />

ein Spiel und nicht um einen Film. Auch wenn Alice:<br />

Madness Returns das Genre an sich nicht neu<br />

erfindet, kann man zumindest erwarten, dass die<br />

Kämpfe und Rätsel den Spieler in gewisser Weise<br />

fordern.<br />

doch die herausForderung bleibt leider<br />

aus. Vielmehr beschäftigen wir uns mit banalem<br />

Platforming, und hämmern so lang auf<br />

die Knöpfe, bis unsere Gegner aus den Latschen<br />

kippen – unsere Gehirnwindungen bleiben hier<br />

„Wir wissen, was du gerade zockst“ –<br />

currentgame.de über currentgame.de<br />

wir könnten hier im Business-to-Business-<br />

Jargon daherschwafeln, oder völlig abgehacktes Gamer-Vokabular<br />

an den Tag legen, aber das wäre nicht<br />

Currentgame. Wir sind keine Groß-Unternehmer<br />

mit dem Ziel den Markt zu überrennen, und wir<br />

sind auch keine besessenen Hardcore-Gamer, die<br />

ihren Tag damit verbringen Monster zu schlachten<br />

und Münzen zu sammeln. Aber was sind wir dann?<br />

Mit eineM gesunden hauch huMor,<br />

einer gehörigen Portion Kritik und vor allem<br />

strenger Objektivität berichten wir täglich über<br />

einschneidende Ereignisse in der Branche, sowie<br />

brandaktuelle Neuerscheinungen und vergessen<br />

dabei nie, dass es nicht nur um Publisher, Entwickler,<br />

Verträge, Franchises und Marken geht,<br />

sondern um das Spielen, das so viel mehr sein<br />

kann als plumpes Knöpfe-drücken.<br />

hinter videosPielen steckt Mehr als<br />

nur ein interaktiver Entertainment-Gedanke, der<br />

immer mehr zu banaler Berieselung verkommt,<br />

mehr als das steinzeitliche jagen und sammeln. Videospiele<br />

verbinden Individuen unterschiedlichster<br />

Herkunft und Ansichten, fördern lebenswichtige Fähigkeiten<br />

und können vor allen Dingen begeistern.<br />

verschont. Immerhin bleibt so mehr Zeit die ach<br />

so schönen Effekte und das spritzende Blut im<br />

Kampf zu bewundern<br />

in der test-version wird alice: Madness<br />

Returns noch von zahlreichen Kinderkrankheiten<br />

geplagt, die es baldmöglichst auszumerzen<br />

gilt. Ebenso hoffen wir auf eine Erhöhung<br />

des Schwierigkeitsgrades in späteren Leveln,<br />

denn sonst könnte das durch Absurdität und<br />

Grausamkeiten geprägte Psycho-Wunderland<br />

eher zur Lachnummer werden als zum Grusel-<br />

Abenteuer. FSK 16<br />

Genau diesen Moment der Begeisterung wollen wir<br />

mit Currentgame festhalten und vermitteln. Irgendwo<br />

zwischen unzähligen jährlichen Veröffentlichungen<br />

von Fortsetzungen, Wiederverwertungen<br />

und dem Landwirtschafts-Simulator gibt es immer<br />

wieder Innovation, Neuartigkeit und Besonderes.<br />

als vollzeit-Projekt stecken wir all<br />

unsere Energie in Currentgame, um unseren eigenen<br />

Idealen gerecht zu werden, sowie unseren<br />

Lesern das zu bieten, was sie verdienen - ein unabhängiges<br />

Gaming-<strong>Magazin</strong>, das ebenso wie die<br />

Spiele, die wir lieben, begeistert.<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 49


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

aPPle iPad 1 oder<br />

aPPle iPad 2 oder<br />

doch Was anderes?<br />

iPad 2, Samsung Galaxy tab, WeTab und Motorola Xoom. Was man eben<br />

so da hat an Arbeitsgeräten. Alle Fotos: Johannes Knapp / newgadgets.de<br />

50 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

VON JOHANNES KNAPP<br />

Johannes knaPP von neWgadgets.de hatte vor einiger zeit Mal ein Paar Produkte der<br />

FirMa Mit deM aPFel getestet und seine einschätzungen auF seineM blog veröFFentlicht.<br />

Wir dürFen diesen instruktiven beitrag hier dankensWerter Weise zWeitverWerten.<br />

nach einer woche intensiver auseinandersetzung mit dem<br />

neuen Apple iPad 2 erlaube ich mir einmal eine kleine Kaufempfehlung bzgl.<br />

der beiden verfügbaren Apple Tablets iPad 1 und iPad 2 zu geben. Ich besitze<br />

das erste Tablet von Apple seit April 2010, also schon seit einiger Zeit und kenne<br />

so die Vor- und Nachteile beider Tablets.<br />

seit aPril letzten jahres laufe ich also schon mit einem Apple<br />

iPad herum, dem ersten wirklich erfolgreichen Tablet für den Consumermarkt.<br />

Ich muss sagen, dass ich die ersten paar Monate das Tablet wirklich<br />

oft benutzt habe, da es ja etwas Neues war und man auch die ganzen neuen<br />

Apps ausprobieren wollte. Aber dann kam irgendwann die Zeit an der ich<br />

das Interesse an dem iPad verloren habe, es wurde immer seltener mit auf<br />

die Reise genommen und verstaubte auch mal einige Wochen unterm Bett,<br />

weil ich es überhaupt nicht mehr nutzte. Was ich aber als sehr positiv empfand<br />

war die Tatsache, dass das Tablet immer einsatzbereit war, also immer<br />

noch genügend Saft hatte, auch nach Wochen im Standby. So etwas kennt<br />

man ja schon Notebooks garnicht mehr, denn dort saugt sich der Akku ja<br />

schon leer obwohl man es nicht nutzt.<br />

aber wieso habe ich mein erstes iPad am Ende so selten genutzt, war<br />

ich doch am Anfang so euphorisch. Das Tablet wurde mir einfach zu groß<br />

und zu schwer um immer und überall damit zu arbeiten (auch wenn es eigentlich<br />

recht leicht ist). Ich habe mir in der Zwischenzeit das Dell Streak<br />

zugelegt, welches mit 5-Zoll einfach viel portabler war, denn wer es noch<br />

nicht mitbekommen hat, ich reise überdurchschnittlich viel und brauche<br />

es so mobil wie möglich. Dann kam das Samsung Galaxy Tab welches mit<br />

7-Zoll immer noch angenehm handlich war, ausserdem ist Android für mich<br />

einfach das bessere Betriebssystem, denn es ist einfach „mächtiger”. Das waren<br />

dann die beiden Tablets, die mich regelmäßig begleitet haben und das<br />

iPad sozusagen als mobilen Begleiter ablösten. Ich habe das iPad dann nur<br />

noch zu Hause als Couchsurfing Tablet genutzt, so wie auch das WeTab. Für<br />

mich sind also Tablets ab ca. 10-Zoll eher die Tablets für den Heimgebrauch<br />

im Wohnzimmer oder kurz vorm Schlafengehen. Natürlich hat da jeder seine<br />

eigene Meinung, für mich ist es eben so :)<br />

Mit der einFÜhrung des iPad 2 wollte ich natürlich Apple nochmal<br />

die Chance geben mich erneut von dem Tablet zu überzeugen. Die neuen<br />

Features haben sich ja ganz gut angehört, 1/3 dünner als der Vorgänger,<br />

etwas leichter, dank Dual-Core Prozessor auch schneller und das alles bei<br />

einer Akkulaufzeit die bei ungefähr 10 Stunden liegt. Also habe ich mir das


Tablet zugelegt, wieder in der preiswertesten Version<br />

mit 16GB und ohne UMTS. Nun fragen sich<br />

vielleicht einige wieso jemand wie ich, der immer<br />

unterwegs ist, sich ein Modell ohne UMTS<br />

zulegt. Eigentlich ist es ganz einfach. Ich wollte<br />

eigentlich diesmal beim iPad 2 die UMTS Version<br />

kaufen, aber Apple hat ja kurz zuvor mit iOS 4.3<br />

das WLAN Tethering eingeführt und da ich auch<br />

ein iPhone 4 besitze und dieses immer bei mir<br />

habe, hat sich auch die Frage erledigt welche Variante<br />

des iPad es wird. Das Tethering zwischen<br />

dem iPhone 4 und dem iPad 2 funktioniert wunderbar<br />

und so habe ich auch noch Geld gespart.<br />

479€ kostet die Version die ich habe und das ist<br />

eigentlich ein ganz guter Preis.<br />

ich habe nun beide tablets und kann<br />

nur sagen das ich derzeit natürlich lieber mit dem<br />

iPad 2 arbeite, aber nicht wegen den beiden neuen<br />

Kameras oder weil es ja jetzt über einen Apple<br />

A5 Dual-Core Prozessor verfügt. Ich arbeite derzeit<br />

sehr gerne damit, da es sich wirklich schön<br />

dünn anfühlt (und es ja auch ist) und auch nicht<br />

so schwer ist. Es ist zwar immer noch so groß wie<br />

sein Vorgänger, aber das stört mich derzeit komischerweise<br />

nicht so sehr, das „Gesamtpaket”<br />

macht es wohl aus. Ich hatte mich eigentlich direkt<br />

nach der Vorstellung am 2. März sehr auf die<br />

eingebaute Kamera gefreut, da ich wirklich sehr<br />

oft Bilder und Videos mit meinem Smartphone<br />

mache und vielleicht dies auch mit dem Tablet<br />

fortsetzen wollte. Da die Qualität der beiden eingebauten<br />

Kameras sich aber leider in Grenzen<br />

hält und wirklich nur für Schnappschüsse taugt,<br />

habe ich meine ursprüngliche Idee nun natürlich<br />

wieder fallen gelassen, zudem sieht es irgendwie<br />

doof aus mit dem großen iPad irgendwo zu stehen<br />

und Bilder zu machen, mir geht es dabei nicht um<br />

die Meinung der anderen, ich selber komme mir<br />

einfach irgendwie „doof” vor :)<br />

Mir geFällt das iPad 2 vor alleM, weil<br />

es sich so dünn anfühlt, ich habe bisher nicht<br />

wirklich gemerkt dass ein Dual-Core Prozessor<br />

eingebaut ist und das die Grafikleistung so viel<br />

besser ist als beim Vorgänger. Es müssen da einfach<br />

mehr Apps, vor allem Spiele, kommen, die<br />

wirklich die gravierenden Unterschiede aufzeigen.<br />

Ich weiß nicht ob man sich als iPad 1 Besitzer<br />

noch zusätzlich ein iPad 2 zulegen sollte, ich glaube,<br />

ich würde es eher nicht empfehlen. Vielleicht<br />

vorher das erste Tablet verkaufen oder warten bis<br />

das iPad 3 irgendwann auf den Markt kommt. Die<br />

neuen Features sind zwar cool, aber auch nicht<br />

atemberaubend wie ich finde. Wer jedoch noch<br />

kein Tablet besitzt und es schön einfach und<br />

schnell haben möchte, der kann sich das zweite<br />

Apple Tablet aber auf jeden Fall mal anschauen<br />

und dann entscheiden ob es das richtige Tablet<br />

für einen ist. Wer also keine Kamera in seinem<br />

Tablet benötigt, der fährt auch mit diesem Tablet<br />

wunderbar.<br />

wer FÜr gÜnstiges geld ein gutes Tablet<br />

haben möchte, der sollte sich auch unbedingt das<br />

„alte” iPad anschauen, denn das wurde passend<br />

zum Start des Nachfolgers im Preis reduziert und<br />

ist nun wirklich sehr attraktiv. Es bietet eigentlich<br />

alles was man derzeit benötigt und ist noch lange<br />

nicht weg vom Fenster, es war eine sehr gute Idee<br />

von Apple auch noch die erste Version zu behalten<br />

und diese günstiger zu verkaufen.<br />

Das iPad1<br />

2011 ist einFach das jahr des tablets<br />

(nicht unbedingt das Jahr des iPad 2 wie Apple<br />

das gerne hätte) und viele Hersteller haben ja<br />

auch bereits ihre Produkte vorgestellt und werden<br />

diese im Sommer auf den Markt bringen.<br />

Es ist schön, dass Apple so früh mit der zweiten<br />

Version seines Tablets auf den Markt gekommen<br />

ist, denn so kann die Konkurrenz immer noch<br />

reagieren und es „besser” machen. Am Beispiel<br />

von Samsung hat man ja gesehen wie schnell reagiert<br />

werden kann. Nur ca. drei Wochen nach<br />

der Apple Keynote hat Samsung auf der CTIA<br />

2011 in Orlando eine neue Version seines auf dem<br />

Mobile World Congress im Februar vorgestellten<br />

Samsung Galaxy Tab 10.1 vorgestellt. Konkurrenz<br />

belebt das Geschäft und es gibt einen, der<br />

profitiert davon, nämlich wir :)<br />

Das iPad2<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 51


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

sPüren,<br />

dass soMMer ist<br />

Wind in den haaren, hiMMel über<br />

deM koPF – die neuen cabrios sind da<br />

Was braucht der Mensch zum Fliegen? – der neue SLK steht bereit.<br />

Mercedes skl roadster<br />

Mit deM völlig neu entwickelten slk<br />

startet einer der aufregendsten und erfolgreichsten<br />

Sportwagen in die dritte Runde. Der neue<br />

Roadster hebt Fahrvergnügen und Open-Air-Genuss<br />

auf ein neues Niveau. Er vereint leichtfüßige<br />

Sportlichkeit mit stilvollem Komfort, markantes<br />

Sportwagen-Design mit absoluter Alltagstauglichkeit,<br />

Spitzenperformance mit beispielhafter<br />

Ökologie.<br />

die designer haben deM neuen slk ein<br />

Kleid angemessen, das klassische Roadsterproportionen<br />

betont. Einer langen Motorhaube folgen ein<br />

nach hinten versetztes kompaktes Passagierabteil<br />

52 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

sowie ein kurzes Heck. Erster Blickfang ist eine<br />

aufrecht im Wind stehende Kühlermaske. Sie ermöglicht<br />

die lange und wohlproportionierte Motorhaube<br />

und deutet mit nach hinten fluchtenden<br />

Lichtkanten bereits die dynamischen Qualitäten<br />

des Roadsters an. Das Gesicht des neuen SLK erinnert<br />

an den legendären 190 SL der 1950er-Jahre,<br />

der vielen als „Ur-SLK“ gilt. Allerdings hatten die<br />

Designer nicht nur die Vergangenheit im Fokus,<br />

sondern schufen mit dem neuen SLK-Gesicht auch<br />

bewusst eine enge optische Verwandtschaft zum<br />

neuen „Flügeltürer“ Mercedes-Benz SLS AMG und<br />

zum neuen CLS. Erstaunlich und messbarer Beweis<br />

akribischer Detailarbeit: Trotz markanterer,<br />

steilerer Front und größerer Stirnfläche sank der<br />

cW-Wert auf den für Roadster glänzenden Wert<br />

von 0,30 (Vorgänger 0,32).<br />

der slk hat bei den kompaktesten Abmessungen<br />

seiner Klasse einen beispielhaft großen<br />

Innenraum. Dafür haben die Designer eine Innenausstattung<br />

entwickelt, die Fahrer und Beifahrer<br />

Behaglichkeit vermitteln. Das Interieur ist geprägt<br />

von sportlicher Kultiviertheit, durchdachter<br />

Ergonomie und hochwertigen Materialien, die mit<br />

Liebe zum Detail und handwerklichem Können<br />

verarbeitet sind. Bereits in der Basisversion schimmern<br />

die Mittelkonsole und weitere Zierelemente<br />

in blankem Aluminium. Optional stehen Holzausführungen<br />

in Wurzelnuss dunkelbraun glänzend<br />

oder Esche schwarz glänzend zu Wahl.<br />

das neue Modell verFÜgt Über eine<br />

Reihe innovativer Assistenzsysteme sowie über<br />

die neue Generation der Telematiksysteme. Das<br />

Multimedia-System Comand Online bietet erstmals<br />

einen Internetzugang. Kunden können entweder<br />

im Stand frei im Internet oder während<br />

der Fahrt zu Mercedes-Benz-Online-Diensten surfen.<br />

Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einzelne<br />

Ziele und Routen über Google Maps zu erstellen<br />

und an das Fahrzeug zu senden. Als Weltneuheit<br />

ist optional das Panorama-Variodach „Magic Sky<br />

Control“ lieferbar. Es lässt sich auf Knopfdruck<br />

hell oder dunkel schalten. Alternativ gibt es ein<br />

in Wagenfarbe lackiertes Dach sowie eine Panoramoversion.<br />

Serienmäßig an Bord ist unter<br />

anderem die von Mercedes-Benz entwickelte Müdigkeitserkennung<br />

Attention Assist. Auf Wunsch<br />

sind das weltweit einzigartige vorausschauende<br />

Insassenschutzsystem Pre-Safe, der Abstandsregeltempomat<br />

Distronic Plus sowie weitere Fahrerassistenzsysteme<br />

erhältlich.


Mazda Mx 5<br />

so können sich kritiker irren. Als Mazda 1989 seinen kleinen<br />

Roadster namens MX 5 vorstellte, applaudierten zunächst nur wenige<br />

Experten. Zu wenig Klasse nach Art eines Alfa Romeo, lautete ein Einwand.<br />

Billiger Lotus-Verschnitt, ein anderer. Der rasant wachsenden Fan-<br />

Gemeinde waren solche kleinliche Anmerkungen egal. Mazda kam mit<br />

der Produktion kaum nach. Inzwischen, rund 22 Jahre nach dem Debüt<br />

läuft bereits die dritte Generation vom Band und erfreut sich ungebrochener<br />

Beliebtheit. Mit mehr als 900.000 Exemplaren gilt der MX 5 als das<br />

erfolgreichste Cabrio überhaupt. Das mag auch daran liegen, dass der MX<br />

5 nicht nur echtes Roadster-Gefühl bietet, sondern auch ein sehr zuverlässiger<br />

Begleiter ist.<br />

www.starcar.de<br />

solide wie das gesaMte Fahrzeug ist die Motorisierung. Zum<br />

Einsatz kommen vorzugsweise ein 1,8 Liter Motor mit 126 PS und ein Zweiliter-Motor<br />

mit 160 PS. Dank Hinterradantrieb und straffem Fahrwerk stellen<br />

sich dabei auch schon mit dem kleineren der beiden Motoren sportliche<br />

Fahrgefühle ein. Schnell erzählt ist das Kapitel Nutzwert: Zwei Sitze, 144<br />

Liter Kofferraum - viel mehr ist nicht. Die Karosserie ist, bis auf Korrosion,<br />

gut verarbeitet und also nahezu klapperfrei. Prima zu bedienen ist das Verdeck.<br />

Der MX 5 bietet im Roadster-Segment ein ziemlich einmaliges Preis-<br />

Leistungsverhältnis. So beginnen die Preise für MX-5-Modelle, Baujahr<br />

2006 mit etwa 60.000 Kilometer, bei knapp über 10.000 Euro. MX 5 aus den<br />

neunziger Jahren sind bereits für einen Preis um 5000 Euro zu bekommen.<br />

FAHRSPASSBRINGER!<br />

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<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 53


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

über schWeinevögel<br />

und seelenFresser<br />

den leiPziger thoMas Meitsch, besser bekannt unter seineM künstlernaMen schWarWel,<br />

darF Man getrost als allroundkünstler bezeichnen. schWarWel ist coMiczeichner, illustrator,<br />

graFiker, aniMator, regisseur, art director, veranstalter Für sPecial events, Produzent, soWie der<br />

schöPFer des coMic-kosMos rund uM die Figur schWeinevogel. seit 1993 ist schWarWel ausserdeM<br />

haus-graFiker der rockband „die ärzte“. lange Jahre standen die schWeinevogel-FunnyWelten iM<br />

zentruM seines schaFFens - in schWarWels neueM ProJekt „seelenFresser“ tauchen schWei<br />

schWei und Freunde nur noch iM dekobereich auF.<br />

54 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

als art-direktor des leiPziger Grafik- und Multimedia-Studios<br />

„Glücklicher Montag“ hat Schwarwel in den letzten Jahren eine schier unübersehbare<br />

Menge an Projekten betreut. Unter anderem zeichnet er für die<br />

Regie und Animationssequenzen von Musikvideoclips (die Ärzte, Rosenstolz)<br />

sowie bei diversen Spielfilmen („Max & Moritz Reloaded“) und TV-Episoden<br />

(„GZSZ“, „SOKO Leipzig“ u. a.) verantwortlich.<br />

karikaturen von schwarwel erscheinen deutschlandweit bei Financial<br />

Times Deutschland, im Handelsblatt, bei tagesspiegel.de, zitty Berlin<br />

sowie in der sächsischen Regionalpresse. Seine Illustrationen erscheinen u.<br />

a. bei KI.KA oder Capital. Schweinevogel-Strips erscheinen jede Woche auf<br />

liz.de, HalleForum.de, tagesspiegel.de und fanclubalex.de, der Witz der Woche<br />

auf schweinevogel.de sowie 3-wöchentlich der Cartoon „Herr Mauli“ auf<br />

CULTurMAG.de. In unregelmäßigen Abständen bringt „Glücklicher Montag“<br />

neue Schweinevogel Heftserien heraus.<br />

seit 1993 ist schwarwel ausserdeM Hausgrafiker der Rockband<br />

„Die Ärzte“, für die er seither bis auf eine Ausnahme alle Album- und Singlecover<br />

und so ziemlich alle Druck- und Weboptiken schuf. Mit Ärzte-Schlagzeuger<br />

Bela B gründete er 1996 den Comicverlag EEE – Extrem Erfolgreich<br />

Enterprises – in dem neben den Schweinevogel-Veröffentlichungen weitere<br />

Serien und Einzelgeschichten wie wie „Reformer“, „Geschichten aus der Die<br />

Ärzte“ oder Kurzgeschichten im Comicmagazin „Extrem“ erschienen.<br />

einMal iM Monat dÜrFen sich die schwarwel-Fans auf seine Radio-Sendung<br />

„Kunst & Schund“ freuen (Radio Blau auf UKW 99,2 MHz). In regelmäßigen<br />

Abständen gibt er Zeichenkurse in der Leipziger Volkshochschule;<br />

zuletzt der Kurs „Comics + Manga richtig machen“, in dessen Rahmen ein von<br />

den Teilnehmern des Kurses gezeichnetes Comic-Heft entstand. Im November<br />

beginnt der neue Kurs „Comic + Illustration“; Interessenten können sich<br />

noch bei der vhs-leipzig anmelden. Wer ihn auf einem seiner Events erwischt,<br />

hat die Chance sich von ihm ein Schnellzeichner-Porträt anfertigen zu lassen.<br />

angeFangen hat alles Mit den striPs seiner bekanntesten Figur,<br />

dem subversiven „Schweinevogel“, die erstmals 1988 in der Leipziger<br />

Undergroundzeitschrift „Messitsch“ und ab 1989 in der Leipziger Volkszeitung<br />

erschienen. Nach der Wende in den gesamtdeutschen Comicmarkt<br />

gerettet, stand das Undergrund-Phänomen Schweinevogel lange Jahre im<br />

Zentrum des Schaffens.


in schwarwels neuen Projekt, der<br />

Graphic Novel „Seelenfresser“ ist die eigene<br />

Funnywelt in den Dekobereich verbannt. In<br />

Seelenfresser sind Schwei-Schwei und Freunde<br />

Plüschtiere auf Betten oder Aufdrucke auf Kaffeebechern.<br />

„Seelenfresser“ ist eine spannungsreiche<br />

Bilderzählung im Stil des Realismus<br />

amerikanischer Vorbilder wie Abel Ferrera,<br />

Withley Srieber, Mike Mignola oder Charles<br />

Burns: ausdruckstark, effektvoll, realistisch<br />

und fantastisch zugleich; Gothic-Elemente und<br />

Anlehnungen an das Horror-Genre lassen eine<br />

düstere Atmosphäre entstehen; gleichzeitig<br />

sind die detailreich gezeichneten Illustrationen<br />

traumhaft schön.<br />

das ganze Projekt ist als Tetralogie angelegt.<br />

Die Seiten des ersten Bands „Liebe“ wurden<br />

seit Januar 2010 kontinuierlich auf www.<br />

comiccombo.de und auf www.seelenfresser.net<br />

veröffentlicht. Pünktlich zur Leipziger Buchmesse<br />

im März dieses Jahres lag er auch in der Druckausgabe<br />

als großformatiges, 84-seitiges Album<br />

vor. Der überspannende Bogen wird sich in den<br />

weiteren drei Büchern „Glaube“, „Hoffnung“ und<br />

„Barmherzigkeit“ schließen.<br />

erzählt wird von der seltsaMen Liebe<br />

zwischen einem schmierigen Fernfahrer und<br />

einem jungen namenlosen Mädchen, das mit<br />

ihrem Schäferhund im Wald nahe der Autobahn<br />

haust. Offen bleibt (noch), wie die beiden zusammengefunden<br />

haben und was die junge Frau bei<br />

dem räudigen Kerl hält. Nicht viel, lässt der Einstieg<br />

vermuten, der den Trucker beim Sex und<br />

Saufen mit einer Bardame zeigt, während sein<br />

„Baby“ ihn durchs Fenster beobachtet. Vieles<br />

bleibt am Ende des ersten Bands in rätselhaftem<br />

Dunkel.<br />

Die allmonatliche Radio-Sendung Kunst & Schund<br />

läuft auf Radio Blau (UKW 99,2 MHz). Die Mp3s der<br />

einzelnen Sendungen sind auf schwarwel.de verfügbar.<br />

die idee zur seelenFresser-story<br />

begleitete Schwarwel schon seit Jahren. Der<br />

Wechsel von den täglichen Karikaturen und den<br />

Schweinevogel-Funnywelten zum Realismus<br />

geschah auf ganz natürliche Weise und keineswegs<br />

so abrupt wie es vielleicht scheinen mag,<br />

sagt Schwarwel. Einzelarbeiten und Aufträge<br />

in realistischem Stil gab es immer wieder mal<br />

beim EEE-Verlag, auch einige Kurzgeschichten<br />

für „Extrem“ und die Miniserie „Reformer“. Ansonsten<br />

wurde der Realismus aber lange sträflich<br />

vernachlässigt, wie Schwarwel selbst meint.<br />

die hinwendung zuM realistischen<br />

Bilderzählstil habe auch etwas<br />

mit der Erkenntnis zu tun, dass<br />

der Mensch sterblich ist und dass das<br />

keine Sache sei, die irgendwann erst<br />

passiert, sondern allgegenwärtig ist.<br />

Gefragt, ob er so langsam in ein Alter<br />

komme, in dem er die „letzten Dinge“<br />

angehen will, antwortet Schwarwel:<br />

„In dem Alter wähne ich mich schon<br />

länger als mein halbes Leben. Nur dass<br />

ich mich jetzt in dem Alter weiß, wo<br />

ich die Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

erlangt habe, die notwendig sind, um<br />

die letzten Dinge auch ausdrücken zu<br />

können. Handwerk eben.“<br />

der weg zur graPhic novel<br />

gestaltete sich als Zickzack-<br />

Kurs. Erst gab es eine Idee einer<br />

Im Rahmen des Zeichenkurses “Comics+Manga<br />

richtig machen” der Volkshochschule Leipzig ent-<br />

stand von März bis Mai 2011 ein Comic-Heft aus den<br />

Arbeiten der Kursteilnehmer.<br />

Idee, später einen Plot für eine etwa vierzig Seiten<br />

lange Geschichte, geradlinig und eher Horror-lastig,<br />

dann ein Drehbuch für einen Trickfilm, für<br />

den man keine Förderung erhielt und mit dem<br />

Schwarwel inzwischen sehr glücklich ist, weil<br />

es eine großartige Vorlage für die Graphic Novel<br />

abgibt.<br />

die Figuren der geschichte sind für<br />

einen (im weitesten Sinne) realistischen Horror-<br />

Comic durchaus stilgerecht, der „Böse“ – der<br />

brutale Trucker – und das Mädchen – weiblich,<br />

um besser in die Opferrolle zu passen; jung, um<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 55


weniger erfahren als ihr Umfeld zu sein; zart, um schwächer als ihre Gegner<br />

zu sein – sind typische Protagonisten dieses Genres. Doch das erschien<br />

Schwarwel zu dünn und es schlichen sich autobiographische Schlieren in<br />

das Skript. Als er sechzehn war, fasste er zusammen mit seinem Vater und<br />

einem Nachbarn einen Sexualtäter. Mitten in der Nacht um halb vier. Der<br />

Anblick des vergewaltigten Mädchens sei ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen.<br />

Letztlich sei viel in die Geschichte gerutscht, das er ursprünglich<br />

sehr gut vergraben glaubte.<br />

geFragt, ob Man denn noch erFahre, wo die junge Frau herkommt<br />

und wie sie in die Beziehung mit Hardy, dem Trucker geraten ist, antwortet<br />

Schwarwel: „Ja, sicher, irgendwie schon. Ich hasse Geschichten, die<br />

solche Fragen nicht beantworten.“<br />

auF deM 20. wave gotik treFFen in der Kulturfabrik Leipzig gab<br />

es jüngst (8.-13. Juni) in der Ausstellung „Seelenfresser - Titten + Ärsche<br />

+ Über-Ich“ neben vielen Originalen aus dem 80-seitigen Album,<br />

„SEELENFRESSER“-Arbeiten zu sehen, die während der Arbeit an der Graphic<br />

Novel entstanden, jedoch nicht in die Geschichte eingebettet sind, sondern<br />

für sich stehen. Auf comiccombo.de und seelenfresser.net erscheint<br />

jede Woche eine neue Seite des nunmehr zweiten Bands der Seelenfresser-<br />

Tetralogie, der den Titel „Glaube“ trägt. Die Druckfassung soll dann im März<br />

2012 erscheinen - „dann hat man noch neun Monate Zeit, ihn zu lesen, bevor<br />

die Welt untergeht“, merkt Schwarwel augenzwinkernd an.<br />

neben den arbeiten rund uM das Projekt seelenFresser<br />

entsteht derzeit bei Glücklicher Montag auch der Zeichentrickfilm „Herr<br />

Alptraum und die Segnungen des Fortschritts!“ (Drehbuch, Storyboard,<br />

Regie, Animation & Art Direction: Schwarwel). Jeden dritten Sonntag im<br />

Monat kann man Schwarwel in seiner Sendung Kunst & Schund im Radio<br />

(Radio Blau auf UKW 99,2 MHz) hören. Im September erscheint schließlich<br />

ein neuer Schweinevogel-Comic.<br />

56 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

Schwarwel „SEELENFRESSER – Erstes Buch: Liebe“: Album, A4, 84 Seiten, s/w mit<br />

Farbcover. Erschienen bei Glücklicher Montag. Erhältlich im Schwarwel Shop un-<br />

ter www.schwarwel-shop.de, in der Comic Combo Leipzig und bei Amazon. Ebenso<br />

im Schwarwel-Shop erhältlich: S/W-Original-Zeichnungen von „SEELENFRESSER“<br />

sowie farbige Canvas-Bilder.<br />

Die farbigen Seelenfresser-Kunstdrucke auf der<br />

Ausstellung in der Leipziger Kulturfabrik Ende März<br />

anlässlich der Veröffentlichung des ersten Bands.<br />

Auszug bisheriger Veröffentlichungen: Schwarwel u. A. „Schweinevogel Total-O-<br />

Rama: Die Flegeljahre“, Alle Comics 1987 – 2007, TPB, 616 Seiten, Holzhof Verlag,<br />

2010 • Christian von Aster und Schwarwel – „Herr Alptraum und die Segnungen des<br />

Fortschritts“, geb. Taschenbuch, Midas Publishing, 2007 • Schwarwel, Thomas Reichl,<br />

Simon Bisley – „Reformer“, 2-teilige Heftserie, Ami-Format, je 36 Seiten, EEE, 2000 •<br />

Schwarwel, Belafarinrod, Thomas Reichl – „Geschichten aus der Die Ärzte“ #1: An-<br />

griff der Fett-Teenager, TPB, 52 Seiten, EEE, 2001. Seine Graphic Novel „SEELENFRES-<br />

SER“ erscheint seit dem 7. Januar 2010 regelmäßig bei comiccombo.de und seelenfres-<br />

ser.net. Weitere Infos unter www.schwarwel.de und www.gluecklicher-montag.de<br />

War bei der Verkaufsausstellung „Titten + Ärsche + Über-Ich“ zu Pfingsten ebenfalls<br />

zu bewundern: „Latex“ auf Canvas, erhältlich im Schwarwel-Shop.


tracking<br />

VON ADRIAN SCHNEIDER<br />

Welche regelungen wären sinnvoll?<br />

Es geht wieder rund im Datenschutzrecht.<br />

Schon seit einiger Zeit steht erneut das „Tracking”<br />

von Internet-Besuchern auf der Agenda deutscher<br />

Datenschützer. Seit der Düsseldorfer Kreis, eine<br />

Konferenz der Landesdatenschutzbeauftragten,<br />

Ende letzten Jahres beschlossen hat, Google Analytics<br />

und andere Tracking-Tools als rechtswidrig<br />

einzustufen, wird der Ton rauer und erste rechtliche<br />

Konsequenzen drohen. Aber ist ein Verbot<br />

von Tracking-Mechanismen wirklich realistisch?<br />

Könnte das deutsche Datenschutzrecht einen Ausweg<br />

schaffen?<br />

SO FUNKTIONIERT TRACKING<br />

der begriFF des trackings ist nicht<br />

ganz eindeutig. Wörtlich übersetzt heißt es soviel<br />

wie „das Verfolgen”, was technisch gesehen aber<br />

nicht ganz genau ist. Meist wird Tracking eher<br />

als Oberbegriff für Statistik-Software benutzt,<br />

die dazu dient, den Erfolg und die Reichweite einer<br />

Webseite zu messen. Viele solcher Programme<br />

versuchen, einzelne Benutzer einer Webseite zu<br />

„identifizieren”, um festzustellen, wie viele einzelne<br />

Personen eine Webseite aufgerufen haben, wer<br />

sie bereits früher schon einmal besucht hat und<br />

wie oft einzelne Personen eine Webseite regelmäßig<br />

aufrufen. Eine solche „Identifizierung” sollte<br />

man allerdings auch nicht wörtlich nehmen. Ziel<br />

der Software ist es nicht, herauszufinden, welche<br />

natürliche Person eine Webseite aufgerufen hat. Es<br />

geht vielmehr darum, einzelne Personen abstrakt<br />

zu unterscheiden – nicht aber festzustellen, ob diese<br />

Personen nun Herr Müller oder Herr Mayer heißen.<br />

uM diese abstrakte unterscheidung<br />

vorzunehmen, setzt die Tracking-Software einen<br />

Cookie beim jeweiligen Internetbenutzer, um ihn<br />

später wieder zu erkennen und festzustellen, ob der<br />

Besucher bereits zuvor die Webseite aufgerufen hat.<br />

Außerdem werden die IP-Adresse, der verwendete<br />

Browser und allerhand weitere Meta-Daten des Nutzers<br />

übertragen und statistisch ausgewertet.<br />

DATENSCHUTZRECHTLICHE<br />

PROBLEME<br />

datenschutzrechtlich stellen sich<br />

dabei gleich mehrere Probleme. Schon das Setzen<br />

der Cookies kann zu Problemen führen. Wird eine<br />

Tracking-Software nicht auf dem Server des Webseitenanbieters<br />

betrieben, sondern wird externe<br />

Software wie Google Analytics oder IVW benutzt,<br />

kann die Software webseitenübergreifend messen.<br />

Google erfasst kann also nicht nur die Besuche auf<br />

einer Webseite, sondern auf allen Webseiten erfassen,<br />

die Google Analytics einsetzen. Die Masse<br />

der Daten kann zu einem sehr umfassenden Profil<br />

eines Internetnutzers führen. Ob Google tatsächlich<br />

webseitenübergreifend misst, ist mir nicht<br />

bekannt. Google selbst gibt an, dies technisch<br />

weitgehend auszuschließen. Jedenfalls ist ein<br />

webseitenübergreifendes Tracking bei externen<br />

Diensten aber möglich.<br />

das datenschutzrechtliche Hauptproblem<br />

ist jedoch die Übertragung der IP-Adresse.<br />

Denn mit der IP-Adresse ist ein Internetanschluss<br />

eindeutig identifizierbar, theoretisch sogar mit<br />

Namen des Inhabers. Die IP-Adresse ist damit das<br />

Einfallstor für den „Personenbezug”, an den das<br />

gesamte deutsche Datenschutzrecht anknüpft.<br />

Wird also die IP-Adresse übertragen und kann mit<br />

der IP-Adresse eine natürliche Person identifiziert<br />

werden, liegt damit eine Übertragung personenbezogener<br />

Daten vor. Und eine solche benötigt<br />

eine spezielle Erlaubnis – entweder in Form einer<br />

Einwilligung des Nutzers oder in Form einer gesetzlichen<br />

Ausnahme. Ist beides nicht vorhanden,<br />

ist die Übertragung der Daten rechtswidrig.<br />

SINNVOLLER EINSATZ VON TRACKING<br />

allerdings darF Man auch nicht vergessen,<br />

dass es für Tracking eine Fülle von sinnvollen<br />

Einsatzmöglichkeiten gibt. Kein Online-Shop<br />

kommt ohne eine Messung der Reichweite und<br />

eine Analyse des Nutzerverhaltens aus: An welcher<br />

Stelle brechen Nutzer regelmäßig ihren Einkauf<br />

ab? Woran liegt das und kann man den Shop<br />

an dieser Stelle verbessern? Welche Produkte werden<br />

besonders häufig angesehen aber nicht verkauft?<br />

Muss man das Portfolio ausbauen?<br />

und auch die werbung – der mit Abstand<br />

wichtigste Weg zur Refinanzierung im Internet<br />

– kommt ohne eine entsprechende Analyse nicht<br />

aus. Reichweite und Zielgruppe einer Internetseite<br />

bestimmen den Preis, die Aufzeichnung von<br />

Klicks ermöglicht die Messung des Erfolgs einer<br />

Werbekampagne.<br />

aber auch FÜr Private betreiber von<br />

Webseiten gibt es durchaus ein berechtigtes Interesse,<br />

die Besucherstruktur einer Webseite auszuwerten.<br />

Wer etwa ein Weblog betreibt, gibt unter<br />

Umständen viele persönliche Fakten aus dem eige-<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 57


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

nen Leben preis. Da macht es schon einen Unterschied,<br />

ob die eigene Webseite täglich von 10 oder<br />

von 10.000 Besuchern genutzt wird und wie sich<br />

diese Leser statistisch zusammensetzen.<br />

DIE IP-ADRESSE ALS<br />

WURZEL DES üBELS<br />

wurzel allen, oder zuMindest des<br />

größten Übels ist der Personenbezug der IP-<br />

Adresse. Ob eine IP-Adresse Personenbezug hat<br />

oder nicht, ist auch unter Juristen nach wie vor<br />

umstritten. Die wohl herrschende Meinung<br />

nimmt einen Personenbezug jedoch an. Die<br />

Konsequenz daraus ist bitter: Wo auch immer<br />

eine IP-Adresse übertragen wird, muss eine Einwilligung<br />

oder gesetzliche Ausnahme her. An<br />

die Einwilligung sind im Datenschutzrecht sehr<br />

große Anforderungen gestellt und sie muss vor<br />

der Übertragung eingeholt werden. In der Praxis<br />

ist das kaum umzusetzen. Gesetzliche Ausnahmen<br />

sind hingegen spärlich gesät und allesamt<br />

nicht auf die Übertragung solcher technischen<br />

Nebenprodukte ausgelegt.<br />

die konseQuenzen eines solchen Personenbezugs<br />

sind dagegen gewaltig: Sobald eine Internetseite<br />

Inhalte von einem anderen Server aus<br />

einbindet, findet eine Übertragung der IP-Adresse<br />

statt – das ist systemimmanent. Ob die IP-Adresse<br />

auf dem anderen Server gespeichert wird, lässt<br />

sich meist gar nicht sagen.<br />

ein beisPiel: Viele Internetseiten binden<br />

ein Logo von Creative Commons ein, um ihre Inhalte<br />

als frei zu deklarieren. Oft ist dieses Logo<br />

nicht direkt auf der jeweiligen Seite gespeichert,<br />

sondern wird von creativecommons.org aus eingebunden.<br />

Bei jedem Aufruf der Webseite findet<br />

daher eine Übertragung der IP-Adresse an creativecommons.org<br />

statt. Ob die IP-Adresse dort<br />

gespeichert wird, weiß man nicht und man hat<br />

auch keinen Einfluss darauf.<br />

creative coMMons kann auch herausfinden,<br />

von welcher Webseite die Grafik eingebunden<br />

wurde und könnte – theoretisch – diese<br />

Daten aufzeichnen. Datenschutzrechtlich haben<br />

wir hier also fast das selbe Problem wie beim Tracking:<br />

Mit der IP-Adresse wird ein personenbezogenes<br />

Datum übertragen und dazu brauchen wir<br />

eine Einwilligung oder eine gesetzliche Erlaubnis.<br />

Ob es sich hier wirklich um eine Übertragung der<br />

Daten durch den Webseitenbetreiber handelt, ist<br />

58 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

sicher nicht ganz eindeutig. Dennoch: Der Personenbezug<br />

von IP-Adressen macht in der Praxis an<br />

allen Ecken und Enden Probleme.<br />

und in der Praxis kommen solche Konstruktionen<br />

sehr oft vor. Kaum eine Webseite<br />

kommt heute ohne externe Ressourcen aus.<br />

Seien es Youtube-Videos, externe Javascript-Dateien<br />

oder Amazon S3, wo statische Inhalte ausgelagert<br />

werden: Überall werden IP-Adressen<br />

an externe Server übertragen, häufig ohne dass<br />

klar ist, ob die Adressen gespeichert werden, oft<br />

sogar ohne dass genau bekannt ist, welcher Server<br />

von welchem Standort die Daten ausliefert<br />

und entsprechend die Daten speichern kann.<br />

Tracking ist also nicht nur ein Problem von<br />

Google Analytics. Die datenschutzrechtlichen<br />

Grundlagen betreffen viele, viele andere Dienste<br />

im Internet genauso.<br />

EIN KOMPROMISS MUSS HER<br />

es Muss also ein koMProMiss her.<br />

Dass sich selbst die Datenschutzbehörden selbst<br />

nicht immer an ihre eigenen Regeln halten, ist<br />

ein eindeutiges Indiz dafür, wie weltfremd die<br />

datenschutzrechtlichen Regelungen eigentlich<br />

sind. Gleichzeitig darf man auch nicht übersehen,<br />

dass von Tracking-Technologien tatsächlich<br />

eine Gefahr ausgeht. Bei allen berechtigten Interessen<br />

am Tracking: Die Masse der gesammelten<br />

Daten kann zu erschreckend genauen Nutzerprofilen<br />

führen. Ein Freischein für Tracking kann<br />

entsprechend auch nicht das Ziel sein.<br />

dennoch: Die Speicherung oder gar nur<br />

Übertragung von IP-Adressen ist nicht das Problem<br />

beim Tracking. Eine IP-Adresse ist bei Weitem<br />

nicht so gut zur Identifizierung einzelner<br />

Nutzer geeignet, wie man denkt. Dynamische IP-<br />

Adressen wechseln ungefähr täglich, viele Nutzer<br />

gehen über die selbe IP-Adresse ins Netz. Die<br />

IP identifiziert lediglich einen Internetanschluss<br />

– das ist für Tracking-Technologien nützlich, aber<br />

alles andere als entscheidend.<br />

wenn das deutsche Datenschutzrecht<br />

also an die IP-Adresse anknüpft, um mit Tracking-<br />

Technologien umzugehen, dann verursacht das<br />

nicht nur Probleme bei vielen anderen Anwendungsbereichen<br />

im Internet, sondern geht völlig<br />

am eigentlichen Problem vorbei: Das Datenschutzrecht<br />

regelt einen Nebenkriegsschauplatz, der<br />

beim Tracking nicht das Hauptproblem darstellt<br />

und verursacht damit unabsehbare Auswirkungen<br />

an anderen Stellen.<br />

ALTERNATIVE: LEx TRACKING<br />

bislang wurden diese juristischen Probleme<br />

so gelöst, dass das Gesetz einfach nicht konsequent<br />

angewendet wurde. Google Analytics existiert<br />

schon seit vielen Jahren, doch erst jetzt konnte<br />

sich der Düsseldorfer Kreis zu einer gemeinsamen,<br />

offiziellen Position durchringen. Am Bundesdatenschutzgesetz<br />

hat sich freilich nichts geändert,<br />

auch die Auslegung des Gesetzes was Personenbezug<br />

von IP-Adressen und Cookies betrifft, ist nach<br />

wie vor die selbe. Einzig die Tatsache, dass Verstöße<br />

künftig auch verfolgt werden, ist neu.<br />

eine lösung FÜr all diese Probleme wäre<br />

eine technische Datenschutzregelung, ein „lex<br />

tracking”: Welche Daten darf man im Internet<br />

von seinen Nutzern erheben und welche nicht?<br />

Welche Sicherheitsvorkehrungen muss man treffen,<br />

welche vertraglichen Absprachen sind mit<br />

externen Anbietern nötig? Zu welchen Zwecken<br />

dürfen IP-Adressen gespeichert werden? Darf<br />

man IPs erheben, aber nur in pseudonymisierter<br />

Form speichern? Kurz: Was muss ein Webseitenbetreiber<br />

speichern dürfen, welche Rechte der<br />

Nutzer muss er dabei wahren?<br />

diese entscheidungen über Abstufungen<br />

unseres sehr strengen Datenschutzrechtes muss<br />

der Gesetzgeber treffen und damit Klarheit schaffen<br />

– für die Nutzer genauso wie für die Anbieter.<br />

Ein striktes Verbot von Tracking-Tools wie Google<br />

Analytics ist jedenfalls weltfremd und dauerhaft<br />

nicht durchsetzbar.


Wussten sie eigentlich...?<br />

... dass der streit uM google street view eigentlich ein alter<br />

Hut ist? Bereits im Jahr 1999 hat das Landgericht Waldshut-Tiengen über ein<br />

„System zur digitalen Erfassung von Hausfassaden“ zu entscheiden gehabt -<br />

und es für zulässig erachtet (Az. 1 O 200/99). Und auch im Jahr 2010 gab es<br />

bereits ein Urteil zu einem ähnlichen Projekt. Im Streit um das Foto-Projekt<br />

„Bilderbuch Köln“ hat das Landgericht Köln entschieden, dass das Fotografieren<br />

von Hausfassaden zulässig ist (Az. 28 O 578/09). Soll nochmal jemand<br />

sagen, Google hätte die Welt neu erfunden.<br />

… dass es auch iM internet ein hausrecht gibt? Es ist zwar<br />

juristisch nicht unumstritten, aber die meisten Gerichte sprechen auch den<br />

Betreibern von Internetforen ein eigenes Hausrecht zu, das sie auch mit virtuellen<br />

Hausverboten durchsetzen können (so z.B. OLG Hamm, Az. 4 U 99/07).<br />

Auch im Netz gilt also: Wer sich daneben benimmt, fliegt raus.<br />

... dass die brÜste von Manchen weiblichen ProMinenten<br />

eher fotografiert werden dürfen, als von anderen? Ganz recht: Eine Prominente,<br />

die ihre Brüste der Öffentlichkeit bereits in verschiedenen Zusammenhängen<br />

bewusst präsentiert hat, muss auch unfreiwillige Fotos<br />

hinnehmen, entschied das Landgericht Hamburg (Az. 324 O 859/06). Im<br />

konkreten Fall hatte die betroffene Person auf ihrer Internetseite „mit entblößter<br />

Brust“ für ihr Bühnenprogramm geworben und wollte Paparazzi-<br />

Fotos derselben verbieten lassen – ohne Erfolg. „Sex sells“ gilt vor deutschen<br />

Gerichten also nur bedingt.<br />

… dass die PrivatkoPie nicht FÜr coMPuterPrograMMe gilt?<br />

Für Software kennt das Urhebergesetz in § 69d eigene Regelungen. Danach<br />

dürfen Sie von Ihren Programmen lediglich eigene Sicherheitskopien anlegen.<br />

Anders als etwa bei Musik-CDs dürfen Sie aber keine Kopien für Freunde<br />

anfertigen. Also Vorsicht: Wenn Sie Ihre Word-Version vom Arbeitskollegen<br />

„privatkopiert“ haben, ist das keinesfalls legal.<br />

… wie viele verwertungsgesellschaFten es in Deutschland<br />

gibt? Jeder kennt sich, nur wenige mögen sie: Die GEMA ist die wohl bekannteste<br />

Verwertungsgesellschaft. Sie vertritt in Deutschland Komponisten und<br />

Musikverlage. Doch sie ist bei weitem nicht die einzige: Die VG Wort vertritt<br />

die Rechte von Autoren, die VG Media die von Medienunternehmen. Und selbst<br />

die Pornoindustrie hat mit der „Gesellschaft zur Übernahme und Wahrnehmung<br />

von Filmaufführungsrechten“ eine eigene Verwertungsgesellschaft.<br />

… dass die bezeichnung „arschloch“ nicht zwingend eine Beleidigung<br />

sein muss? So sah das Landgericht Köln darin eine „pointierte Äußerung<br />

des Missfallens“, die so gerade eben noch zulässig sei (Az. 28 T 8/01).<br />

Doch wer nun glaubt, mit wilden Beschimpfungen auf der sicheren Seite zu<br />

sein, der irrt. Denn die Beleidigung im Fall des LG Kölns erfolgte im Schriftsatz<br />

eines Anwalts. Und dort ist mehr erlaubt, als im normalen Leben.<br />

VON ADRIAN SCHNEIDER<br />

über den autor und<br />

das Portal telemedicus<br />

Adrian Schneider ist nicht nur Jurastudent,<br />

sondern auch Technikspezialist.<br />

Schon mehrfach haben Unternehmen<br />

aus der Wirtschaft versucht, ihn als<br />

Programmierer abzuwerben – nichtsdestotrotz<br />

ist er der Rechtswissenschaft<br />

immer treu geblieben. Wenn er nicht<br />

gerade am Programmcode von Telemedicus<br />

schreibt, arbeitet er hauptsächlich<br />

im Internetrecht und im gewerblichen<br />

Rechtsschutz – seine Seminararbeit entstand zum Thema „Markenrechtshaftung<br />

im Internet bei Suchmaschinen und Foren“.<br />

Telemedicus ist ein juristisches Blog, das sich mit allen Fragen der Informationsgesellschaft<br />

befasst. Es wurde 2007 von Münsteraner Studenten<br />

gegründet. Mittlerweile gehören auch Rechtsanwälte, Volljuristen, Referendare<br />

und Journalisten zum Autorenteam. Telemedicus bietet neben<br />

Fachartikeln auch eine kostenlose Urteilsdatenbank mit weit über 1000<br />

Urteilen seinen Lesern an. Weil es sich um ein gemeinnütziges Projekt<br />

handelt, ist der hinter dem Blog stehende Telemedicus e.V. auf Unterstützung<br />

aller Art angewiesen.<br />

www.telemedicus.info<br />

redaktion@telemedicus.info<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 59


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

es Funktioniert so ähnlich wie das Social<br />

Lending (siehe <strong>Feed</strong> <strong>Magazin</strong> erste <strong>Ausgabe</strong>),<br />

wenngleich es auch fundamentale Besonderheiten<br />

und Unterschiede gibt. Machen wir den aktuellen<br />

Trend deshalb an einem praktischen Beispiel fest:<br />

Die in Szenekreisen bekannte New Yorker Futuristin<br />

Venessa Miemis warb bei der weltweit führenden<br />

Plattform Kickstarter.com um Unterstützung<br />

für ihr Vorhaben. Über ein professionelles Video-<br />

Testimonial präsentierte sie es als The Future of<br />

Facebook Project. http://www.kickstarter.com/<br />

projects/1125835313/the-future-of-facebook-project.<br />

Das Spendenziel lag bei 5.000 US-Dollar. Binnen<br />

weniger Wochen kam jedoch deutlich mehr<br />

Geld zusammen. Laut Projektbeschreibung sollen<br />

Experten und andere Interessierte die nicht nur<br />

geschäftlichen Zukunftsperspektiven des sozialen<br />

Netzwerks Facebook ausloten.<br />

60 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

VON LOTHAR LOCHMAIER<br />

croWdFunding – die soziale<br />

Finanzierungsalternative<br />

croWdFunding-varianten entWickeln sich allMählich zu ernsthaFten teilnehMern an den<br />

FinanzMärkten. eine internetbasierte PlattForM bzW. ein it-dienstleister Fungiert dabei als<br />

MittelsMann gegen eine verMittlungsProvision. selbst in der verMeintlich konservativen<br />

schWeiz küMMern sich ProFessionelle dienstleister Wie c-croWd oder coFundit uM unternehMen.<br />

auch die WagniskaPitalFinanzierung Wird von deM trend also bereits erFasst.<br />

da gibt es viel nachzudenken. Schließlich<br />

könnte Facebook etwa mit Hilfe seiner virtuellen<br />

Währungseinheit Facebook Credits das<br />

Bankwesen revolutionieren. Oder Mark Zuckerberg<br />

könnte mit Hilfe der Erlöse aus dem bald anstehenden<br />

Börsengang das Social Banking mit Finanzapps<br />

neu bereichern. Überhaupt: Nach Mafia<br />

Wars, Farmville & Co würden soziale Finanzprodukte<br />

gut zu Facebook passen, spekuliert Nicholas<br />

Carlson vom „Alley Insider“. Noch ist vieles offen<br />

und denkbar – aber Projekte wie The Future of Facebook<br />

faszinieren so manchen Vordenker und sie<br />

elektrisieren die Internetbranche.<br />

was aber genau ist crowdFunding,<br />

von dem einige Experten behaupten, es hätte das<br />

Potential zu einer Art neuer „Zyngbank“, also einer<br />

massenhaft verbreiteten „sozialen“ Spielvari-<br />

ante. Immerhin gewann Zynga 100 Mio. Nutzer<br />

von Cityville in nur sechs Wochen hinzu. Klar ist:<br />

Beim Crowdfunding dürfte die Entwicklung nicht<br />

ganz so rasant verlaufen. Als Kapitalgeber fungiert<br />

nämlich die nicht ganz so leicht anzuzapfende<br />

„Crowd“, die anonyme Masse der Internetnutzer.<br />

Eine Aktion ist durch eine Mindestkapitalmenge<br />

gekennzeichnet, die durch die Masse fremdfinanziert<br />

sein muss, bevor die Aktion startet. Im Verhältnis<br />

zur Mindestkapitalmenge leistet jedes Mitglied<br />

der Masse (Crowdfunder) nur einen geringen<br />

finanziellen Anteil.<br />

in der breiten öFFentlichkeit bekannt<br />

wurde Crowdfunding durch Projekte mit populären<br />

Künstlern wie der Band Public Enemy, die ihr<br />

neues Album durch Fans mitfinanzieren ließ. Werbewirksam<br />

Furore machte im Juni 2010 auch das<br />

Projekt Diaspora. Vier Studenten benötigten für<br />

die Entwicklung einer neuen Internetplattform<br />

rund 10.000 US-Dollar. Die Plattform Diaspora sollte<br />

dabei als anwenderfreundliche Alternative zum<br />

sozialen Netzwerk Facebook aufgebaut werden,<br />

insbesondere durch mehr Datenschutz und eine<br />

dezentrale Speicherung der Nutzerdaten direkt<br />

auf dem Rechner des Anwenders. Mehr als 200.000<br />

US-Dollar kamen zusammen. Unter den Spendern<br />

befand sich eben auch besagter Facebook-Gründer<br />

Mark Zuckerberg. Anders ausgedrückt: Der Markt<br />

für Social Sponsoring und Fundraising verändert<br />

sich dynamisch. Neue Internetportale zur Unternehmensfinanzierung<br />

übernehmen eine wichtige<br />

Zusatz- wenn nicht sogar Ersatzrolle im Aktiv- und<br />

Passivgeschäft von traditionellen Geldhäusern<br />

und Kreditvermittlern.<br />

crowdFunding birgt neben risiken<br />

auch neue Chancen, wenn Mitarbeiter etwa darüber<br />

nachdenken, über das Netz nach Unterstützern<br />

für neue Produktentwicklungen zu fahnden. Neue<br />

und bislang als exotisch angesehene Finanzierungs


wege gewinnen an Boden, bei denen eine größere<br />

Masse an Interessierten durch kleinere Beträge den<br />

Initiatoren frischen Schwung verleiht. Der Reiz:<br />

Die anonyme Masse begutachtet ein vorgeschlagenes<br />

Projekt direkt im Netz und unterstützt es mit<br />

einer Spende oder einem Darlehen. Der weltweit<br />

populärste Vertreter ist die amerikanische Plattform<br />

kickstarter.com. Aber auch andere Namen<br />

kursieren in der lokalen Szene, wie das deutsche<br />

Portal Pling, auf dem beispielsweise der Leipziger<br />

Spieleentwickler Firehazard die selbst avisierte<br />

Spendenmarke von 10.000 Euro deutlich übertraf.<br />

das bei kickstarter erfolgreich finanzierte<br />

Projekt Tiktok http://www.kickstarter.com/<br />

projects/1104350651/tiktok-lunatik-multi-touch-<br />

watch-kits) zeigt das Potential von virtuellen Finanzgemeinschaften<br />

jenseits von „Peanuts“ auf.<br />

Eine kleine US-Firma http://lunatik.com/ bat im<br />

Netz um Unterstützung für ein neues Produkt -<br />

und zwar für eine Halterung, um den iPod Nano<br />

als Multitouch-Armbanduhr zu konstruieren. Der<br />

Erfolg der Aktion ließ nicht lange auf sich warten:<br />

13.512 Geldgeber spendeten 941.718 Dollar. Die<br />

Entwickler hatten ursprünglich nur 15.000 Dollar<br />

als Spendenziel veranschlagt. Ist der Stein aber<br />

einmal ins Rollen gekommen und finden viele aus<br />

der Internetgemeinde die Idee sexy, dann ist der<br />

Umweg über eine derartige Plattform im Netz für<br />

Unternehmen nicht nur eine gute Methode zum<br />

Geldeintreiben. Den Werbe- und Marketingeffekt<br />

gibt es gleich noch kostenlos hinzu.<br />

deutschsPrachige<br />

crowdFunding PlattForMen:<br />

Soziales: betterplace.org; reset.to<br />

Business: seedmatch.de<br />

Kreativ- und Kulturszene: startnext.de;<br />

mysherpas.de; visionbakery.de; pling.de<br />

Musik: sellaband.com<br />

Gesellschaftliches Engagement: respekt.net<br />

Weitere Infos: http://crowdfunding.startnext.de/<br />

Alle Plattformen weltweit in einem (vorläufigen)<br />

Überblick: http://leanderwattig.de/index.<br />

php/2010/10/22/liste-mit-crowdfunding-plattformen-wer-kennt-noch-andere/<br />

Finanzberatung iM netz<br />

Welche angebote gibt es? Wie sind die unter-<br />

schiedlichen Plattformen einzuschätzen?<br />

Der Handlungsbedarf in der nach wie vor provisionsgesteuerten<br />

Finanzbranche scheint groß.<br />

Denn nicht mal jedes fünfte Produkt trifft den<br />

realen Bedarf des Kunden. <strong>Feed</strong> <strong>Magazin</strong>-Autor<br />

Lothar Lochmaier gibt deshalb einen Überblick<br />

über die wichtigsten Internetportale. Das Leitmotiv:<br />

Hier sollen die Kunden einen Blick hinter die<br />

Black Box der Banken und Versicherungen werfen<br />

und die Anbieter selbst bewerten. Ob dies gelingt,<br />

entscheiden am Ende nicht nur die Nutzer.<br />

BAFIN: DIE LANGSAMEN<br />

MüHLEN DES STAATES<br />

in eineM zentralen Register der Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-<br />

Fin) www.bafin.de sind seit diesem März rund<br />

300.000 Berater von Banken und Sparkassen<br />

registriert. Nicht vom Gesetz erfasst werden jedoch<br />

die so genannten freien Finanzvermittler.<br />

Hierfür soll es ein eigenes gesetzliches Regelwerk<br />

geben und die Überwachung soll durch<br />

die Gewerbeaufsichtsämter erfolgen. Fazit: Das<br />

klingt nach viel Bürokratie und noch mehr oberflächlichem<br />

Aktionismus.<br />

DER MARKTFüHRER WHOFINANCE<br />

auF der internetPlattForM whofinance<br />

www.whofinance.de können sich kritische Verbraucher<br />

bundesweit ein umfassendes Bild über die von<br />

Kunden bewertete Qualität einzelner Finanzberater<br />

machen. Kunden bewerten ihren jeweiligen Berater<br />

anhand eines neutralen Fragebogens, was die Transparenz<br />

bei finanziellen Anlageentscheidungen erhöhen<br />

soll. Rund 14.000 Berater sind in der Datenbank<br />

bislang erfasst. Fazit: Das in Deutschland bekannteste<br />

Bewertungsportal scheint sich allmählich zu<br />

etablieren. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die<br />

die Unabhängigkeit der Bewertungen aufgrund des<br />

Finanzierungsmodells in Frage stellen.<br />

CENSUM MIT QUALITäTSBAROMETER<br />

auch der neue Marktanbieter Censum<br />

www.censum.de wirbt mit einem „Qualitätsbarometer<br />

für Finanzberatung“. Fazit: Den „idealen“ Bewertungsalgorithmus<br />

für Finanzberater zwischen<br />

Schwarzbuch und Persilschein wird es freilich<br />

kaum geben. Der Kunde sollte also derartige Bewertungen<br />

nur als ergänzenden Maßstab heranziehen.<br />

Und: Eigene Kompetenz in Geldfragen aufzubauen,<br />

um an der einen oder anderen Stelle mal auf den Rat<br />

anderer zu verzichten, das kann nie schaden.<br />

MyBANKRATING MIT FAIRRATE<br />

relativ neu aM start ist das Online-Portal<br />

mybankrating www.mybankrating.de. Mit Hilfe<br />

von fairRate soll der Kunde eine erfolgte Finanzberatung<br />

anhand von acht Kriterien bewerten. Er kann<br />

seinen eigenen Risikotyp nach dem Wertpapierhandelsgesetz<br />

ermitteln und damit das Endergebnis<br />

indirekt beeinflussen. Das Bewertungssystem,<br />

also der Algorithmus „FairRate“, erfragt etwa bei<br />

Anlageentscheidungen den persönlichen Risikotyp<br />

des Kunden. Ist dieser unklar, kann ihn der Nutzer<br />

auch über die Plattform ermitteln. Fazit: Ambitionierter<br />

Ansatz, der seine Funktionstüchtigkeit in<br />

der Praxis aber erst noch unter Beweis stellen muss.<br />

FIDOR’S COMMUNITy LEBT<br />

VOM FEED BACK<br />

auF der eigenen webPräsenz sowie den<br />

Comnunity-Seiten im Kontaktnetzwerk Xing präsentiert<br />

die erste Web2.0-basierte deutsche Bank,<br />

die Fidor Bank AG bereits mehr als 1.000 Ratings<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 61


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />

über die Beraterszene, plus einer angeregten Diskussion<br />

um neue Konzepte und Ansätze zwischen<br />

Honorar- und Provisionsberatung. Fazit: Wer den<br />

aktiven Dialog mit anderen Interessierten und<br />

Gleichgesinnten sucht, ist hier goldrichtig.<br />

VERSICHERUNGSBRANCHE<br />

MIT VOTE4U<br />

auch in der versicherungsbranche<br />

gibt es mit Vote4U https://www.vote4u.de/ bereits<br />

ein Portal, über das Kunden ihre Vertreter bewerten<br />

können. Das sagt der Betreiber: „Wir wollen damit<br />

auch dazu beitragen mehr Transparenz in den Vermittlermarkt<br />

zu bringen, denn was nutzt das beste<br />

Versicherungsprodukt, wenn der Vermittler Ihnen<br />

die falsche Lösung für Ihren Bedarf verkauft, oder<br />

der hoch qualifizierte Vermittler nicht den passenden<br />

Kunden mit entsprechendem Bedarf findet.“<br />

gesaMtFazit: Es bleibt fraglich, ob die Kundenbewertungen<br />

zu den Finanz- und Versicherungsberatern<br />

ein wirklich fundiertes Gesamtbild zur inhaltlichen<br />

Performance abgeben. Weiche Kriterien<br />

wie Freundlichkeit oder Zeitaufwand sind zwar<br />

wichtig, aber nicht unbedingt entscheidend. Provokant<br />

ausgedrückt wäre so manchem Kunden ein Berater<br />

lieber, der unfreundlich ist, aber dafür „reinen<br />

Wein“ einschenkt, über seine Provisionen und über<br />

die Risiken und Chancen, die in dem liegen, was er<br />

gerade mit eindrucksvollen Charts präsentiert hat.<br />

62 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

FINANZPRODUKTE VIA BANKING-<br />

CHECK DURCHLEUCHTEN<br />

das unternehMen hat kÜrzlich die<br />

Plattform bankingcheck www.bankingcheck.<br />

de ins Leben gerufen. Dort werden keine Berater<br />

beurteilt, da diese nicht eindeutig vergleichbar<br />

und bewertbar seien, sagen jedenfalls die Macher.<br />

Stattdessen werden Banken und einfache<br />

Finanzprodukte erfasst, wie Tages- und Festgeld,<br />

Girokonto, Kreditkarte, Depot, Raten- und Autokredit.<br />

Fazit: Auf bankingcheck.de können die<br />

Nutzer sowohl registrierte als auch anonyme Bewertungen<br />

abgeben. Jedoch lässt erst eine breite<br />

Marktabdeckung vergleichende Bewertungen<br />

über den gesamten Markt der standardisierten<br />

Produkte zu.<br />

DAS KLEINE UND GROSSE<br />

FINANZ-ABC<br />

Mit deM Finanz abc www.finanzabc.de steht<br />

schon die nächste Plattform am Start, die das bunte<br />

Einmaleins von Vorsorge, Sparen, Krediten bis<br />

hin zum Bauen und Wohnen durchleuchtet. Und<br />

auch hier geben die Kunden und Nutzer durch ihre<br />

kollektive Bewertungsintelligenz ein Urteil ab, ob<br />

der jeweilige Anbieter ihren Ansprüchen genügen<br />

kann. Fazit: Ein weiterer kreativer Neueinsteiger,<br />

der sich am Markt noch behaupten muss.<br />

über den autor:<br />

Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und<br />

Wirtschaftsjournalist in Berlin. Zu seinen<br />

Schwerpunkten gehören Umwelttechnik, Informationstechnologie<br />

und Managementthemen.<br />

Mit Kommunikationsabläufen und neuen Organisationsformen<br />

in der Bankenszene hat sich<br />

der Autor in zahlreichen Aufsätzen beschäftigt.<br />

Im Mai 2010 erschien von Lothar Lochmaier<br />

das Telepolis-Buch: http://www.dpunkt.de/<br />

buecher/3270.html Die Bank sind wir – Chancen<br />

und Zukunftsperspektiven von Social Banking.<br />

Er betreibt außerdem das Weblog Social<br />

Banking 2.0 http://lochmaier.wordpress.com/.


eine faire<br />

stellenbörse für<br />

Pr- und social<br />

Media Jobs<br />

Wer iM Medienbereich nach Jobangeboten<br />

sucht, Muss geduld Mitbringen. nicht selten<br />

sind grosse stellenbörsen Mit Meist kostenlosen<br />

Praktika überFüllt, die Wirklichen<br />

„Perlen“ sind nur schWer zu Finden. das neue<br />

Pr-JobPortal Personal.de setzt genau da an.<br />

seit Mitte aPril können Unternehmen und Agenturen auf der Seite<br />

PRsonal.de ihre Stellenangebote in den Bereichen PR, Redaktion, Marketing<br />

und Social Media eintragen. Die Webseite veröffentlicht gezielt nur bezahlte<br />

Stellen, kostenlose Praktika sind tabu. „Ich glaube an den Wert von guter<br />

Kommunikation“ sagt Rico-Thore Kauert, Gründer der PR-Stellenbörse. Er<br />

ist sich sicher: „Praktikanten leisten nicht selten einen spürbaren Mehrwert<br />

für Unternehmen und arbeiten fast immer Vollzeit. Daher sollten diese Stellen<br />

in jedem Fall vergütet werden, dafür setzt sich PRsonal.de ein indem wir<br />

gezielt nur bezahlte Stellen zulassen“.<br />

die webseite beFindet sich derzeit in der kostenlosen Test-Phase;<br />

Stellenanzeigen werden ohne Gebühr eingestellt. Das gelingt nach einer kurzen<br />

Anmeldung mit ein paar Handgriffen, die Anzeige wird dann in der Regel<br />

innerhalb von wenigen Stunden freigeschaltet. Die Stellenanzeigen sind jedoch<br />

nicht nur auf PRsonal.de zu sehen. Um die Reichweite für die Unternehmen<br />

zu erhöhen, sind die Stellen auch in soziale Netzwerke und auf anderen<br />

Webseiten eingebunden. So laufen die Jobangebote z.B. im Businessnetzwerk<br />

XING auf, in medienrelevanten Gruppen wie z.B. dem Berliner Medienforum<br />

mit über 3.000 Mitgliedern. Jede Anzeige wird zudem über Portale wie Facebook<br />

und Twitter platziert, was den einzelnen Stellenanzeigen schon in dieser<br />

frühen Phase meist dreistellige Abrufzahlen beschert. Auch auf der Agenturseite<br />

von Rico-Thore Kauert unter www.PRonline.de und dem gut besuchten<br />

Studentenblog hu-studenten.de sind die Jobanzeigen zu sehen. Jeder der seine<br />

Webseite mit frischem Content aufwerten will, kann den RSS-<strong>Feed</strong> in seine<br />

Internetseite einbinden, die Jobs laufen dann automatisch dort ein.<br />

„wir sind gut vernetzt in der PR-Agentur-Szene und halten bundesweit<br />

Kontakt zu bekannten Gesichtern der Branche“ sagt Kauert. So könne<br />

man die Jobanzeigen gezielt in der Kommunikationsbranche unterbringen<br />

und Streuverluste großer Stellenbörsen vermeiden. Nach der kostenlosen<br />

Beta-Pha se sollen die Anzeigen Geld kosten. Kauert denkt aber auch darüber<br />

nach, einen Sponsor für die Seite zu suchen. „Dann könnten die Anzeigen<br />

dauerhaft kostenfrei bleiben“, so Kauert. Geld aber sei nötig um den Qualitätsstandard<br />

zu sichern und die Stellenbörse weiter bekannt zu machen.<br />

PRESSEMITTEILUNGEN<br />

VERSCHICKT MAN HEUTE SO.<br />

Wir versenden Ihre Pressemitteilungen<br />

an über 80 kostenlose Social Media-<br />

und PR-Portale: www.PRonline.de<br />

Sobald Einnahmen fließen, will Gründer Kauert auch einen sozialen Beitrag<br />

leisten: „Von den Einnahmen möchte ich gern einen kleinen Betrag an soziale<br />

Projekte geben, die auf der Webseite betterplace.org platziert sind. Die Möglichkeit<br />

über soziale Netzwerke zu helfen fasziniert mich und PR-Leute reden<br />

so oft von Nach haltigkeit und Corporate Social Responsibility – Mit PRsonal.<br />

de will ich diesen Ansatz leben und einen Teil der Einnahmen spenden“.<br />

Über Prsonal.de<br />

Die Stellenbörse PRsonal.de wurde von Rico-Thore Kauert gegründet. Der<br />

28-jährige Kommunikationswirt arbeitet als freier Kommunikations- und<br />

PR-Berater und konzentriert sich dabei auf den Bereich der Online-Kommunikation.<br />

Mit seinem Netzwerk aus Freelancern unterstützt er mit seinem<br />

Angebot www.PRonline.de kleine und mittelständische Unternehmen z.B.<br />

in der Gestaltung von Webseiten, im Schreiben von Texten oder in der Umsetzung<br />

multimedialer Beiträge wie Image- und Werbefilme. Mit PRsonal.de<br />

kommt nun ein eigenes Projekt im Bereich der PR-Dienstleistungen hinzu.<br />

Rico-Thore Kauert.<br />

Foto: Sebastian Noack<br />

<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 63


inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Praktisches / Modisches / technisches<br />

rätselhaFt<br />

bis lachhaFt<br />

waagerecht: 1. Auch das produziert der Wohlstandsstaat. – 4. Ein Stück Zitatensammlung in tropischer<br />

Frucht. – 7. „Weiß“ hier angehängt: an ein Körperteil man denkt! – 8. Er kann abgrundtief sein. – 9. Blaublütiger<br />

Brite mit grafologischer Einfärbung. senkrecht: 1. Angehöriger eines Indianerstammes mit Filmruhm.<br />

– 2. Sie zieren die Jeans der Teens (Singular). – 3. Untere Abteilung der Juraformation, geologisch gesehen. –<br />

5. Amerikanische Behörde, die gern in die Luft geht. – 6. Dieses braucht der Akrobat, wenn er seinen Auftritt hat.<br />

9<br />

11<br />

10<br />

9<br />

3<br />

15<br />

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9<br />

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9<br />

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64 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />

4<br />

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17<br />

15<br />

10<br />

15<br />

In jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem 3x3-Block kommen die Ziffern von 1 bis 9 nur jeweils ein-<br />

mal vor. Die kleinen Zahlen geben die Summen der jeweils in den umpunkteten Bereichen ste-<br />

henden Zi f fer n a n . I n nerh a lb ei nes u mpu n k teten Bereiches d a r f sich kei ne Zi f fer w iederholen .<br />

7<br />

5<br />

11<br />

10<br />

7<br />

17<br />

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12<br />

Der Cartoon hier – ebenso wie die auf Seite 35 und 47 – stammen von Johannes<br />

„Jojo“ Kretzschmar. Auf seinem Blog beetlebum.de „verwurstet“<br />

er (im besten Sinne), mehr oder weniger so geschehene Alltagsbegebenheiten<br />

um seinen Arbeitskollegen und chronischen Handy-Verlierer<br />

Freddi, seine Freundin, einer angehenden Infektionsbiologin und natürlich<br />

den Haushamster Snickrz. Hochoriginell und ziemlich lustig!<br />

5<br />

8<br />

4<br />

2<br />

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1<br />

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1<br />

5


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