Aktuelle Ausgabe - Feed Magazin
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<strong>Ausgabe</strong> 02 /2011<br />
Verkaufspreis: 0,00 Euro // It´s werbefinanziert, you know?<br />
ein <strong>Magazin</strong> über Die bunte<br />
Vielfalt Des WorlD WiDe Web<br />
WWW.feeD-<strong>Magazin</strong>.De<br />
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„feed“ zum nulltarif! Wir<br />
liefern frei Haus! Wer sicher<br />
gehen will, dass er die nächste<br />
ausgabe erhält: einfach auf<br />
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auf´s nächste Heft<br />
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Unerhört gUt: Unser Band-<br />
Contest / 4 JUlia ProBst kämPft<br />
für Barrierefreiheit / 28 oliver<br />
fritsCh: hartPlatzhelden Und<br />
re:PUBliCa / 38 CUrrentgame<br />
weiss, was dU zoCkst / 47
WWW.PUTPAT.TV
editorial /<br />
„Was denn – schon Wieder eine ausgabe …<br />
Wir bedanken uns herzlich bei der Firma<br />
Gravis, die uns zur Verlosung im Rahmen<br />
unseres Band-Wettbewerb einen iPod und<br />
eine iTunes-Karte zur Verfügung stellte.<br />
1 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
…des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s? Das ist ja schon die<br />
zweite dieses Jahr! Ist es geplant, regelmäßig <strong>Magazin</strong>-<strong>Ausgabe</strong>n<br />
herauszubringen; quasi in periodischen<br />
Abständen?“ – Im Prinzip schon. Und es<br />
ist sogar geplant, sie termingerecht erscheinen zu<br />
lassen. Nächstes Mal dann.<br />
<strong>Feed</strong> ist ein kostenloses Printmagazin<br />
für Webinhalte. Ein Medium für Blogger, soziale<br />
Netzwerker und Online-Medien aller Art – den<br />
Bloggern und Netzwerkern ein Forum, um auf<br />
sich aufmerksam zu machen; den Lesern ein<br />
Wegweiser zu attraktiven Inhalten im World<br />
Wide Web. Damit soll auch gemeint sein, dass<br />
wir unbedingt auf Eure Mitwirkung zählen:<br />
Weist uns auf spannende Inhalte hin, sagt uns,<br />
was Euch gefällt oder was Ihr bislang bei uns vermisst<br />
habt. Schlagt uns vor, selbst etwas für uns<br />
zu schreiben. Oder beteiligt Euch an einem der<br />
Facebook-Wettbewerbe, die wir in relativ regelmäßigen<br />
Abständen veranstalten.<br />
die titelstory der hier vorliegenden<br />
<strong>Ausgabe</strong> beschäftigt sich beispielsweise mit dem<br />
Facebook-Contest, in dessen Rahmen wir im<br />
März/April die beste Newcomer-Band des Jahres<br />
ermittelten. Unser nächster Facebook-Wettbewerb<br />
startet im August; das Thema geben wir im<br />
Juli auf feed-magazin.de bekannt. Stattet doch<br />
unseren Online-Kanälen (http://feed-magazin.de/<br />
oder auch http://www.facebook.com/feedmagazin)<br />
mal einen Besuch ab und informiert Euch über<br />
Themen und Termine. Denn ich möchte mal so<br />
sagen – ganz abgesehen davon, dass es für Teilnehmer<br />
wie abstimmende Fans wieder etwas zu<br />
gewinnen geben wird: Die Veranstaltungen<br />
haben doch irgendwie einen gewissen Unterhaltungswert.<br />
Übrigens kann Man das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
auch gratis abonnieren. Und gratis heißt: für in<br />
Worten nullenulle. Auch Porto fällt keines an.<br />
Wir liefern frei Haus. Bei Interesse einfach auf<br />
http://feed-magazin.de/abo/ gehen, anmelden und<br />
auf die <strong>Magazin</strong>-<strong>Ausgabe</strong>n freuen. Die nächste<br />
<strong>Ausgabe</strong> erscheint dann am 23. September. Und<br />
zwar so pünktlich, dass Ihr die Uhr danach stellen<br />
könnt!<br />
so. dann wÜnsche ich euch – auch im<br />
Namen der ganzen <strong>Feed</strong>-Mannschaft – viel Spaß<br />
beim Schmökern!<br />
Herzlichst,<br />
Euer<br />
karsten Marowski<br />
Der Teamchef
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Praktisches / Modisches / technisches<br />
iMPressuM / inhalt /<br />
Das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> erscheint im Verlag<br />
activist media GmbH<br />
inhaber und geschäFtsFÜhrer:<br />
Karsten Marowski<br />
PostanschriFt: Friedrichstraße 90, 10117 Berlin<br />
tel.: 030 / 202 536 01<br />
Fax: 030 / 202 533 33<br />
e-Mail: verlag@feed-magazin.de<br />
internet: feed-magazin.de<br />
Handelsregister: Amtsgericht Charlottenburg<br />
HRB 122949 B<br />
herausgeber und cheFredakteur:<br />
Karsten Marowski<br />
redaktion: Simon Grünke, Tommy Heyn<br />
autoren und kontributoren der<br />
redak tionellen beiträge dieser ausgabe:<br />
Petra Hassan, Dana Li Evers / Dawanda, Sandra<br />
Prüßmeier / Lila-Lotta, Anissa Stettner, Dirk Baranek<br />
(/Fünf Bücher), Sina Hawk / Litheart, Alexander Endl,<br />
Oliver Fritsch, Max Wittrock / mymuesli, Alexander<br />
Kasbohm und Andrea Thode / Effilee, Redaktion<br />
currentgame.de, Johannes Knapp / newgadgets.de,<br />
Adrian Schneider / Telemedicus, Lothar Lochmaier,<br />
Simon Grünke, Karsten Marowski<br />
cartoons (3): Johannes Kretzschmar / beetlebum.de<br />
rätsel: Presse Service Stefan Heine<br />
gestaltung und art-direktion:<br />
Hakotowi GmbH, www.hakotowi.com<br />
druck:<br />
Möller Druck und Verlag GmbH<br />
vertreten durch Jürgen Korn, Daniela Möller<br />
Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde<br />
zentraler anzeigenservice:<br />
Tel.: 030 / 202 536 01;<br />
E-Mail: anzeigen@feed-magazin.de<br />
Simon Grünke, Tommy Heyn, Karsten Marowski<br />
Friedrichstraße 90, 10117 Berlin.<br />
2 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
geräuschvolles<br />
4 – 6: Titelstory: Der Band-Contest<br />
7 – 13: Die Porträts der zehn bestplatzierten Bands<br />
14 – 17: Audiomagnet, 1inch.tk, GTownMusic OWL, Bonedo<br />
Modisches<br />
22 – 23: Dawandas Modische Weltreise<br />
24 – 25: Lila Lotta: Schatz, wir müssen renovieren…<br />
26 – 27: Manomama: Eine gesunde Portion Wahnsinn
lebenserhaltendes technisches / Praktisches<br />
18 – 21: Wo bitte liegt denn Algier? Fernweh-Rubrik<br />
32 – 35: Bücherecke: Fünf Bücher, Fitz-Rezension, Litheart<br />
38 – 39: Oliver Fritsch: Hartplatzhelden und Re:publica<br />
40 – 41: Frühstück mit mymuesli und Oh!Saft. Kulinarik<br />
42 – 44: Lahma Mafruma belBamia / Effilee. Kulinarik<br />
45 – 49: Games: Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle,<br />
Currentgame-Reviews<br />
52 – 53: Spüren, dass Sommer ist. Starcar-Cabrios<br />
54 – 56: Schwarwels Schweinevögel und Seelenfresser. Comix<br />
35, 47, 64: Jojo-Cartoons und Rätsel. Comix etc.<br />
28 – 31: Julia Probst. Die Welt mit den Augen sehen<br />
36 – 37: Ich klick mir die Welt wie sie mir gefällt<br />
50 – 51: iPad 1, 2 oder was anderes?<br />
57 – 59: Internetrecht: Tracking, Telemedicus<br />
60 – 62: Crowdfunding, Finanzen im Netz<br />
63: personal.de. Die faire Jobbörse im Web<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 3
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
SIMON GRüNKE<br />
unerhört im netzVON<br />
ihr habt keine ahnung, was es in deutschland für<br />
großartige bands gibt! Mehr als eine ahnung hatte<br />
das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> vor dem Facebook-Wettbewerb<br />
um die beste newcomer-band 2011 auch nicht.<br />
Die zehn Bands der Finalrunde. Von oben links nach unten rechts: Die Sieger Timeline, Kabana, Stefany June,<br />
die Zweitplazierten So Kind Stacy, 2:38, Newage, Fox Named King, Public Address, Baru (im Contest noch<br />
als Neon Pingu Pussys) und Die Ewige Vorband.<br />
4 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
es ist ein oFFenes geheiMnis, dass PR-<br />
Agenturen richtig gutes Geld verdienen. Dort sitzen<br />
hochqualifizierte Werbe-Strategen in ihren<br />
gläsernen Think-Tanks und brüten monatelang<br />
über der perfekten Kampagne. Ein harter und anspruchsvoller<br />
Job, der entsprechend bezahlt sein<br />
will. Schaut man sich dann aber beispielsweise die<br />
ideenlose und träge TV-Werbung in Deutschland<br />
an, fragt man sich, ob diese selbsternannten Kreativen<br />
immer alles richtig machen.<br />
das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> verFolgt da einen<br />
ganz anderen Ansatz. Wir brauchen eigentlich nur<br />
ein paar Stunden in einer konspirativen Wohnung<br />
in Berlin-Wedding an einem kalten und regnerischen<br />
Februartag. Und drei Redakteure in Bierlaune.<br />
Das allein waren die Zutaten für die Idee, einen<br />
Band-Wettbewerb bei Facebook ins Leben zu rufen.<br />
In diesem Moment konnten wir natürlich noch<br />
nicht ahnen, wie grandios die Aktion laufen würde.<br />
zugegeben, aM anFang waren wir uns<br />
nicht sicher. Durch den mehr als erfolgreichen Foto-Wettbewerb<br />
vom vergangenen Dezember, mit<br />
dessen Hilfe wir das Cover für unsere Premierenausgabe<br />
gesucht und gefunden hatten (siehe <strong>Feed</strong>-<br />
<strong>Magazin</strong> 01/2011), lag die Messlatte sehr hoch.<br />
Konnte man das wirklich mit einem Contest für<br />
Newcomer-Bands noch toppen?<br />
die regeln waren schnell festgelegt:<br />
Alle Bands ohne Plattenvertrag durften mitmachen.<br />
Um einen visuellen Eindruck zu bekommen,<br />
sollten die Bands ein Musikvideo hochladen – die<br />
Qualität des Clips spielte dabei keinerlei Rolle.
Wir einigten uns schnell auf das Prozedere mit Vorrunde und Finale, in dem<br />
dann die bis dahin besten zehn Bands noch einmal gegeneinander antreten<br />
sollten. Und darauf, dass diesmal allein die Anzahl der Fan-Votes entscheiden<br />
sollte. Im Gegensatz zum Foto-Contest würden wir uns diesmal also völlig<br />
raushalten und die Aktion lediglich kommentierend begleiten.<br />
der startschuss für den <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Wettbewerb 2011 fiel<br />
am Samstag, den 5. März. Und in den ersten Tagen tat sich – nichts! Unsere<br />
schlimmsten Befürchtungen schienen sich an diesem ersten Wochenende zu<br />
bewahrheiten. Doch dann kam irgendwo her ein helles Licht in unser Dunkel;<br />
und dieses Licht hieß „The Captain Waterproof Groove II“. Mit einem<br />
skurrilen 90er-Jahre-Clip, dafür aber mit einem richtig groovigen Smooth-<br />
Jazz-Stück machte die Berliner Kombo den Anfang. Herzlichen Dank nochmal<br />
an den Captain und seine Crew – ihr wart der Eisbrecher!<br />
iM Übrigen hat die nuMMer von allen(!) Redaktionsmitgliedern ein<br />
„Like“ bekommen, das ist anschließend im Verlauf des Wettbewerbs nicht<br />
mehr so häufig vorgekommen. Die musikalischen Geschmäcker innerhalb<br />
der <strong>Feed</strong>-Redaktion sind doch recht verschieden – so gesehen war es wohl weise,<br />
auf eine einheitliche Redaktionsstimme als eine Art Jury zu verzichten.<br />
Das hätte Mord und Totschlag gegeben!<br />
nachdeM wir dann iMMer exzessiver die Werbetrommel in verschiedenen<br />
Musik-Foren, bei Facebook und E-Mails gerührt hatten, startete<br />
der Contest plötzlich so richtig durch. Einer der allerersten Beiträge war der<br />
Song „Start Again“ von Newage, die es letztlich auch bis ins Finale und dort<br />
auf Platz sieben schafften. Der Clip – offenbar im Bällchen-Pool des nächsten<br />
Ikea-Kinderparadieses gedreht – trug den Untertitel: „Wenig Handlung, einfach<br />
Party“. Dem ist nichts hinzuzufügen.<br />
dann erinnern wir uns gerne an den Beitrag von Christoph<br />
Bubeck und seiner Band, die das Video zum Titel „Future“ in der Stuttgarter<br />
Mercedes-Benz-Arena aufgenommen hatten. Crayfish aus Frankfurt hatten<br />
als erste die Idee, unter ihren Votern einen Preis zu verlosen: eine Sticky<br />
Sweet Sins Gold Edition ihres aktuellen Albums. Für den Finaleinzug hat es<br />
trotzdem nicht gereicht.<br />
das erste Mal so richtig heMMungslos begeistert war die<br />
Redaktion dann beim Auftritt des Provinztheaters und ihrer Nummer „Wie<br />
schön“. Die Kapelle inszenierte ihr Stück im Stile eines Kasperle-Theaters und<br />
war komplett anders, als alles was vorher oder nachher im Wettbewerb lief.<br />
Eine wirklich außergewöhnliche Performance – leider mit nur kümmerlichen<br />
acht „Likes“ bedacht. Was uns ein wenig zynisch werden ließ: Tatsächlich<br />
bekamen am Anfang fast alle Beiträge, die der Redaktion sympathisch<br />
waren, kaum Stimmen. Glücklicherweise sollte sich das schnell ändern.<br />
Die offizielle Grafik des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contests 2011.<br />
Design: Zweisatz Berlin. Programmiert wurde die Contest-Plattform von der Firma Webteilchen.<br />
denn Plötzlich tauchte das grosse auge auF. Timeline hatten<br />
mit der knapp acht Minuten langen Hymne „Fuck all that“ ihren Hut in den<br />
Ring geworfen. Zwar ohne echtes Video – stattdessen ein Standbild der Nahaufnahme<br />
eines Auges – dafür aber absolut überzeugend mit ihrer selbsternannten<br />
Mischung aus Stoner-, Progressive-, Art- und Post-Rock. Überhaupt<br />
hatte es das Ende der ersten Wettbewerbs-Woche in sich. Kabana und Fox<br />
Named King waren nun am Start, denen in der Vorrunde dank eingängigem<br />
Sound und professionellem Video die Stimmen nur so zuflogen.<br />
die gesaMte Qualität des contests erhöhte sich außerdem nochmal<br />
schlagartig, als die grandiosen So kind Stacy ihren Beitrag hochgeladen<br />
hatten. Die siebenköpfige Kombo aus Krefeld begeisterte mit ihrer Mischung<br />
aus Soul, Funk und Pop zumindest einen Teil der <strong>Feed</strong>-Redaktion – und jede<br />
Menger Voter, die die groovige Nummer „Too Weak“ ins Finale und dort letztlich<br />
bis auf den Silberrang wählten! Stefany June – der heimliche Favorit des<br />
Chefredakteurs – wären mit ihrem hit-verdächtigen Titel „Summer“ sicher<br />
ebenfalls ein würdiger Sieger gewesen, waren am Ende der Vorrunde auch<br />
ganz vorne dabei, erst im Finale ging ihnen etwas die Luft aus.<br />
langsaM wurde es dann unÜbersichtlich. Nach einer Woche<br />
hatten wir schon die Marke von 3.000 Facebook-Friends erreicht. Spätestens<br />
jetzt waren alle Zweifel beseitigt: Ja, die Aktion war eine geile Idee. Der Platz<br />
hier würde bei Weitem nicht ausreichen, um all die Bands zu erwähnen, die<br />
es trotz beträchtlicher Stimmenzahl nicht ins Finale geschafft oder zumindest<br />
bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.<br />
da wären zuM beisPiel noch die Prog-Metal-Jungs von Blyndfold, die<br />
immerhin 129 Votes in der Vorrunde eingestrichen haben oder die Kultband<br />
Cowboys on Dope, die „beste Band Kölns“, mit der großartigen Live-Nummer<br />
„Holiday from myself“ – warum hatten die eigentlich nur zwei ganze „Likes“?<br />
Oder der einzige, echte Elektro-Dancefloor-Titel im Wettbewerb: „Dencer“<br />
des Berliner Komponisten Kondaiy. Die Elektro-Glam-Metal-Rocker von Sexx<br />
Action gaben ihre Akustik-Version von „I still bleed“ zum Besten. Richtig unglücklich<br />
lief es für Florian Walz alias Ein toter Dichter, der nach der Vorrunde<br />
auf Platz elf lag und das Finale um lediglich zwei Stimmen verpasste.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 5
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
erwähnen MÜssen wir unbedingt auch die faszinierenden Klang-<br />
und Bilderwelten von Imago und die sympathischen Jungs von Another Systematic<br />
Mess, die mit einer Acoustic-Gitarre, viel Frühlingssonne, einem Dach<br />
und einem vorbeifahrenden Zug eines der authentischsten Videos hochgeladen<br />
hatten. Highlights waren auch Beatshock mit dem kraftvollen Live-Stück<br />
„Music“ und natürlich das Video zum Song „BVG“ der Band Wrong – gedreht<br />
in einem Original Berliner Nahverkehrsbus. Und kurz vor Ende der Vorrunde<br />
selbstverständlich noch der Beitrag der Herren von Mr. Winterbottom. Ihr<br />
Video zu „Air“ ist preisverdächtig!<br />
und sind es nicht gerade auch die grotesken beiträge, die<br />
so einem Wettbewerb die Würze geben? Die bayerische Rockband „Hoaß“,<br />
fest entschlossen das Niveau in Ballermann-Untiefen zu drücken, nahm<br />
mit dem Wiesn-Hit „Fassl voll Bier“ teil. Auch die Nummer „Leben“ von<br />
Marion Dallapozza (MerRyansMusic) ließ uns ratlos zurück. Ihr wisst<br />
schon: Die Frau am Friedhof („Ich bin müdeeee, traurig und verleeeetzt“) –<br />
da weiß man dann wirklich nicht mehr, ob man sich amüsieren oder einen<br />
Nervenarzt losschicken soll.<br />
insgesaMt hat uns besonders geFreut, wie vielfältig die Beiträge<br />
doch waren. Gab’s zu Beginn doch sehr viel Punkrock und Metal zu<br />
begutachten, hatten wir am Ende Bewerber aus fast allen erdenklichen Musikgenres.<br />
Vom Möchte-Gern-Eminem Maveryk Chea bishin zur „lyrischen“<br />
Darkwave(?)-Nummer „Atem der Sehnsucht“ von Joachim Poppschütz. Letztere<br />
fand in der Redaktion übrigens Anklang und Verachtung zugleich.<br />
dann Fiel der vorhang FÜr die vorrunde – und vorne lagen Fox<br />
Named King mit deutlichem Vorsprung vor Kabana und Stefany June. Dahinter<br />
folgten stimmenmäßig eng beieinander So kind Stacy, Die Ewige Vorband,<br />
die Neon Pingu Pussys, Timeline, 2:38, Public Address und Newage. Zu diesem<br />
Zeitpunkt konnte noch niemand wissen, dass dieses Ranking im Finale nochmal<br />
kräftig durcheinander gewirbelt werden würde.<br />
6 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
eigentlich ist die geschichte des Finals auch schnell erzählt: An<br />
den ersten Tagen setzten sich die vier jungen Wiener von der Ewigen Vorband<br />
an die Spitze, es war ein knappes und spannendes Rennen – bis zum Montag<br />
der Entscheidungswoche. Die Jungs von Timeline hatten in einer beispiellosen<br />
Aktion um Stimmen geworben, sich die Finger wundgetippt und alle<br />
erdenklichen Hebel in Bewegung gesetzt. Mit dem Resultat, dass die Band aus<br />
Neu-Isenburg an besagtem Montag fast minütlich davonzog. 200, 300, 400,<br />
500 Stimmen, es schien kein Ende zu nehmen.<br />
die ersten konkurrenten und deren Fans witterten Betrug –<br />
und artikulierten diese Verdächtigungen auf unserer Facebook-Seite auch ziemlich<br />
deutlich. Keine Frage, auch wir haben die Entwicklung am Anfang etwas<br />
skeptisch registriert. Nach Rücksprache mit unserem System-Administrator<br />
und einem Telefonat mit der Band waren wir uns dann aber ganz sicher, dass<br />
alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Am Ende lag Timeline mit insgesamt<br />
über 1.100 Stimmen ganz weit vorne – eine beachtliche Leistung, die Anerkennung<br />
verdient. Was die Gewinner zum Ablauf des Finals und ihrer gigantischen<br />
Anzahl an Votes sagen, könnt ihr in ihrem Band-Kurzportrait (Seite 7 f.) lesen.<br />
bleibt noch, uns bei allen knaPP 150 bands und sämtlichen<br />
Votern aufs Herzlichste zu bedanken – Ihr habt dafür gesorgt, dass unsere<br />
kühnsten Erwartungen übertroffen wurden. Und wenn Euch die ganze Aktion<br />
nur halb so viel Spaß gemacht hat wie uns, seid Ihr defintiv auf Eure Kosten<br />
gekommen. Der nächste Termin in der Weddinger Wohnung ist gebucht,<br />
Bier ist geordert. Seid Euch sicher: Der nächste Contest kommt bestimmt!<br />
ach ja: das interne Pr-ziel haben wir nebenbei auch erfüllt, unser<br />
kleines aber feines <strong>Magazin</strong> hat inzwischen die magische Schallmauer<br />
von 5.000 Facebook-Friends längst durchbrochen. Das hilft uns beim Kampf<br />
um Anzeigenkunden spürbar weiter. Also: Kampagne geglückt, Mission erfüllt.<br />
Und jetzt warten wir auf lukrative Beraterjobs in der PR-Branche. Ist<br />
schließlich gut bezahlt, das Business.<br />
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and the Winner is...<br />
die band timeline<br />
gewinnt den<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>band-contest<br />
2011<br />
… and the winner is: tiMeline! So hieß es<br />
jedenfalls am Ende des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contests<br />
im April. Die fünfköpfige Band aus dem hessischen<br />
Neu-Isenburg hatte im Finale eine regelrechte PR-<br />
Offensive um Votes gestartet und lag zum Schluss<br />
mit ihrem Song „Fuck all that“ deutlich vorne. Und<br />
das alles ohne echtes Video – die Musik wurde lediglich<br />
von der beeindruckenden Nahaufnahme eines<br />
Auges als Standbild untermalt. Das brachte der Band<br />
vereinzelt Kritik ein. Unsere Aktion war jedoch ausdrücklich<br />
kein Video-Contest, sondern ein Band-<br />
Wettbewerb. Es sollten auch Newcomer mitmachen<br />
können, die noch keinen professionellen Clip haben.<br />
die ursPrÜnge der siegerband liegen<br />
im Jahr 2007. Jörg Fetz (Gesang/Gitarre) und Fabian<br />
Schöfer (Keyboard/Gesang) wollten ein neues Bandprojekt<br />
schaffen, nachdem sie vorher in diversen anderen<br />
Bands zusammen Musik gemacht hatten. Der<br />
Name TIMELINE ist ein Relikt aus dem Ursprungskonzept<br />
des Projekts, dessen Idee es war, eine durchkonzipierte<br />
Performance zu erschaffen, welche<br />
nicht strikt in Songs unterteilt ist, sondern versucht,<br />
eine durchgehende musikalische Geschichte zu erzählen.<br />
Der Bandname ist dabei keine Anlehnung<br />
an das Buch bzw. den Film; gemeint ist die Zeitleiste<br />
in der Postproduktion von Filmen, welche den chronologischen<br />
Ablauf des Videomaterials darstellt.<br />
Der angestrebte Sound des Projekts orientierte sich<br />
am Anfang stark an dem populären Album „The<br />
Wall“ von Pink Floyd: Sphärische Klangteppiche,<br />
durchbrochen von Gitarrenriffs, die eine gewisse<br />
Stimmung erzeugen sollen, um diese dann durch<br />
harte musikalische Brüche wieder zu zerstören.<br />
erst iM januar 2011 war die Gruppe dann<br />
nach mehreren Neubesetzungen komplett. Neben<br />
Fetz und Schöfer sind jetzt Dario Trumpp (E-Gitarre),<br />
Fabian Dührssen (Drums) und Christian Beier<br />
(Bass) TIMELINE. In den vier Jahren, die die Band<br />
brauchte, um die passenden Musiker zu finden, veränderte<br />
sich mit der Aufstellung auch der Sound:<br />
Zu wichtigen musikalischen Einflüssen, wie eben<br />
„Pink Floyd“, aber auch „Archive“ oder „Porcupine<br />
Tree“ stießen mit den neuen Bandmitgliedern auch<br />
andere musikalische Einflüsse („Tool“, „Queens of<br />
the Stone Age“, „Rage Against The Machine“) hinzu,<br />
welche sich in die psychedelische Stimmungsidee<br />
eingliederten. Der stark balladenlastige Art-Rock<br />
hatte sich zu einer Fusion unterschiedlichster<br />
Stilrichtungen entwickelt. Die Idee des nicht unterbrochenen<br />
Konzerts hat sich in der Länge der<br />
Songs am Leben erhalten – die Stücke von TIME-<br />
LINE sind nicht selten bis zu 15 Minuten lang.<br />
derzeit beschäFtigt sich die Band mit<br />
dem Recording der aktuellen Songs. Diese werden<br />
komplett in Eigenregie in der Wohngemeinschaft<br />
von Keyboarder und Schlagzeuger aufgenommen.<br />
Im Sommer soll die erste CD erscheinen.<br />
Danach sind Konzerte in ganz Deutschland und<br />
dem nahen Ausland geplant. Man darf gespannt<br />
sein! Alle weiteren Infos über die Band findet<br />
man auf www.timeline-music.de.<br />
wie in der titelstory erwähnt gab es in<br />
der Finalrunde einige Aufregung um TIMELINE:<br />
Der massive Stimmenzuwachs kam manchen Konkurrenten<br />
verdächtig vor – und das wurde bei Facebook<br />
auch mehr als deutlich artikuliert. TIMELINE<br />
selbst hat den Contest so erlebt:<br />
„Ursprünglich wollten wir nur den ersten aufgenommenen<br />
Song der kommenden EP verbreiten,<br />
unter anderem auch in bestimmten Musiker-<br />
Foren. In einem dieser Foren stießen wir auf<br />
Werbung für den <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Contest<br />
und meldete uns an. In der Vorrunde hielten wir<br />
uns erst einmal zurück. Es galt zunächst ja nur,<br />
unter die besten zehn Bands zu kommen. In der<br />
Finalrunde [...] entschlossen wir uns, das Ganze<br />
ein wenig „aggressiver“ anzugehen und schickten<br />
Rundmails an alle Leute in unseren Kontaktlisten<br />
und machten in vielen Foren Werbung für<br />
uns und unseren Song. Am Montagmorgen der<br />
Entscheidungswoche kam dann für uns – und<br />
wohl auch für die anderen Bands – die Überraschung:<br />
Die Leute reagierten auf unsere Nachrichten<br />
und gaben ihre Stimme für uns ab. Und<br />
VON SIMON GRüNKE<br />
nicht nur das: Viele Menschen aus unserem engeren<br />
Freundeskreis hatte das Wettbewerbsfieber<br />
mitgerissen. Sie begannen auch, Rundmails zu<br />
schreiben und ihre Freunde zu kontaktieren.<br />
An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön<br />
an Lisa, Meera, Fabian, Steffan und alle<br />
anderen, die uns unterstützt haben. Wie wir<br />
später erfuhren, wurde für uns sogar international<br />
Werbung gemacht. Der Link ging kam wohl<br />
unter anderem in Algerien, Indien, Frankreich,<br />
England, Norwegen, Italien, Bayern, Australien<br />
und Indonesien an. Alles in allem war der Wettbewerb<br />
eine klasse Erfahrung, hat er uns doch<br />
tolle gemeinsame Abende beschert an denen<br />
wir gemeinsam in der WG saßen und uns immer<br />
neue Dinge haben einfallen lassen.“<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 7
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
so kind stacy – Funk `n´ soul aus kreFeld<br />
oFtMals bekaMen bands, die nach Redaktionsmeinung Finalrunden-Qualitäten<br />
aufwiesen, kaum Likes von den Fans. Das änderte sich spätestens<br />
mit dem herausragenden Beitrag von SO KIND STACY, die auch bei<br />
Facebook die verdiente Zustimmung erhielten und sich am Ende nur der Siegerband<br />
TIMELINE geschlagen geben mussten.<br />
gegrÜndet 2008, hat sich die band Ende 2009 endgültig zu folgender<br />
Formation zusammengefunden: Sara Platen (Vocals), Max Kalda (Bass), Mathias<br />
Oymans (Drums), Andreas Bacht (Sax), Michael Hoefels (Keys), Christian<br />
Taubert (Guitar) und Fabian Schmidt (Trumpet). Seitdem groovt sich SO KIND<br />
STACY melodiös und funkig vor allem durch die Clubs in NRW. Die erste Pro-<br />
bescheidenheit ist eine grosse tugend der EWIGEN VORBAND,<br />
heißt es doch zur Begrüßung auf der Band-Website: „Wir machen den besten<br />
jungen Rock aus Wien – und nebenbei die beste Musik der Welt!“ Die wohl mit<br />
Abstand jüngsten Teilnehmer bei unserem Contest gaben vor allem in der Finalrunde<br />
richtig Gas, mobilisierten eine Menge Fans und schafften es zur Belohnung<br />
aufs Treppchen – Platz drei wurde es am Ende für die Kids aus Österreich.<br />
8 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
mo-EP „So kind Stacy“ wurde Anfang Februar 2010 über Dooload.com und dem<br />
eigenem NetLable „Hot Beat Records“ weltweit veröffentlicht und kann online<br />
auf allen gängigen Musikbörsen herunter geladen werden.<br />
bei unsereM contest trat SO KIND STACY mit „Too Weak“ an, einem<br />
der ersten Songs der Band überhaupt. Die Nummer handelt von unerfüllter Liebe<br />
und dem Mut zu Neuem. Dazu lieferte die Band ein überaus professionelles<br />
Video: „Wir hatten das große Glück, dass wir mit Moritz Krämer nicht nur einen<br />
Fan & Freund, sondern auch einen ideenreichen Kreativkopf an unserer Seite<br />
hatten, der mit viel Know-How, Engagement und professionellem Equipment<br />
unseren Song in Szene gesetzt hat. Auch die Unterstützung am Drehort (Kulisse/Fabrik<br />
Heeder, Krefeld) und die Mithilfe vieler Freunde waren großartig.“<br />
uM genÜgend stiMMen einzufahren, hat die Band alle Register gezogen:<br />
„Wir haben zunächst natürlich alle Freunde und Fans über Facebook<br />
und andere Online-Wege informiert. Aber auch „offline“ haben wir häufig die<br />
Werbetrommel gerührt, beispielsweise bei unseren Konzerten auf den Wettbewerb<br />
hingewiesen. Der Erfolg war jeweils am nächsten Tag deutlich sichtbar.“<br />
Der Lohn für soviel Engagement war am Ende ein herausragender zweiter<br />
Platz im Finale. „Das Ergebnis der Finalrunde hat uns besonders gefreut. Da<br />
entscheidet eben nicht nur die eigene Fanbase, sondern eben auch die Voting-<br />
Teilnehmer, die in der Vorrunde vielleicht noch eine andere Band unterstützten.<br />
Dies ist eine sehr schöne Bestätigung für unsere musikalische Arbeit.“<br />
iM herbst beginnt SO K I N D S TAC Y m it den Au f n a h men f ü r ei ne neue E P,<br />
bis dahin grooven sie beim c/o pop in Köln (22.-26. Juni), am 22. Juli bei „Bochum<br />
Total“ und am 10. September beim Free Fall Festival in Moers. Hingehen lohnt<br />
sich ohne Zweifel! Weitere Infos und Tourdaten unter www.sokindstacy.com..<br />
„die eWige vorband“ aus Wien auF der drei<br />
die ewige vorband – in der Besetzung Julian Probst (Gitarre, Gesang),<br />
Lukas Falmbigl (Gitarre, Background), Nicci Winkler (Drums) und<br />
Dimas Lapuh (Bass, Background) – ist seit 2009 aktiv und hat sich in ihrer<br />
Heimatstadt Wien bereits einen Namen mit ihrer jungen, energiegeladenen<br />
Punkrock- und Rockmusik gemacht. Im April 2011 erschien das aktuelle<br />
Album, „Hütte 3“, welches – charakteristisch für die Band – sowohl<br />
nachdenkliche und ruhige Songs, als auch Lieder „bei denen einfach die<br />
gute Laune im Vordergrund steht“ beinhaltet.<br />
wie hat die ewige vorband den <strong>Feed</strong>-contest erlebt?<br />
„Der Wettbewerb des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s passte zeitlich perfekt zum Release des<br />
neuen Albums, um die Fans noch einmal richtig zu mobilisieren und das Interesse<br />
zu wecken. Dank der Hilfe unserer treuen und engagierten Fans, die<br />
jeweils die Bitte mitzuvoten an ihre Freunde weiterschickten, konnte trotz<br />
des relativ späten Einstiegs in den Wettbewerb ein sicherer Platz im Finale erreicht<br />
werden. Dort verlief der Start perfekt, am zweiten Tag hatten wir sogar<br />
zwischenzeitlich den ersten Platz inne. Nachdem aber die Gruppe „Timeline“<br />
schon zu Beginn der Finalwoche davonzog, haben wir nur kurz versucht mitzuhalten.<br />
Danach wurde ein Platz unter den Top 3 als Ziel angestrebt, das wir<br />
ja schließlich auch erreicht haben.“
Fox naMed king – energiegeladener Punk<br />
sie legten los wie die Feuerwehr, gewannen souverän die Vorrunde<br />
und landeten am Ende auf einem respektablen vierten Platz: FOX NA-<br />
MED KING. Die Band wurde im Februar 2009 gegründet. Bereits neun Monate<br />
später konnte man nach intensiver Arbeit die erste Demo-EP „Helden“<br />
inklusive Musikvideo veröffentlichen. Seither begeistert die junge Kombo<br />
die Punkrockszene der Region um Würzburg bis Heidelberg. FOX NAMED<br />
KIND, das sind Pierre Fugger (Bass / Leadvocals), Simon Goeltl (Guitar / Vocals),<br />
Nick Schwarzer (Guitar / Vocals) und Miroslaw Brodzinski (Drums).<br />
FOX NAMED KING beschäftigen sich in deutschsprachigen Texten mit<br />
den Gedanken und alltäglichen Problemen ihrer Generation und schaffen<br />
es diese in energiegeladenen, schweißtreibenden Punkrock zu verpacken.<br />
Man kann Public address, die bei unserem Contest am Ende auf einem<br />
exzellenten fünften Platz landeten, sicher nicht vorwerfen, dass sie sich<br />
keine Gedanken um die Inhalte ihrer Songs machen. Der Beitrags-Song „Long<br />
live the! world“ ist der zweite von drei Songs, in denen es um die Geschichte des<br />
Prometheus geht (der den griechischen Göttern das Feuer stahl); um den Egoismus<br />
der Menschnen, aber auch um ihre Unfähigkeit, die Welt zu retten. Public<br />
wie kaM es zur eigentlichen bandgrÜndung? „Pierre, Mirek<br />
und Nick waren zuvor in einer anderen Band, bei der die allgemeine Situation<br />
ziemlich verkorkst war. Probleme mit dem weiteren Bandmitglied,<br />
unterschiedliche Vorstellungen in allen Bereichen (auch sprachlich, wir<br />
hatten damals englischsprachige Songs) waren oft Auslöser für hitzige Debatten.<br />
Es kam soweit, dass wir uns zu dritt heimlich getroffen haben um<br />
endlich Musik zu machen, die uns selbst pusht.<br />
der erste song, den wir daMals geschrieben haben, war „Zeit<br />
für Neues“ – mit dem wir auch beim <strong>Feed</strong>-Contest angetreten sind. Wir haben<br />
das Ding in 30 Minuten geschrieben und es hatte eine unglaublich befreiende<br />
Wirkung. Wir trennten uns vom anderen Gitarristen und drei Monate später<br />
stieß Simon dann dazu.“ Eine glückliche Fügung, denn sonst wäre der <strong>Feed</strong>-<br />
Band-Wettbewerb um einen sehr starken Beitrag ärmer gewesen!<br />
das video zuM wettbewerbs-beitrag „Zeit für Neues“ wurde<br />
ebenfalls im Sommer 2009 produziert, gemeinsam mit zwei Freunden der<br />
Band. Da Teile von FOX NAMED KING im Skateboardbereich aktiv sind und<br />
dort wiederum gerne Skate-Filme veröffentlicht werden, war der nächste<br />
Schritt – nämlich ein Musikvideo zu produzieren – schnell klar. In zweimonatiger<br />
Vorbereitung hat die Band dann an nur einem einzigen, nervenaufreibenden<br />
Wochenende alle Szenen abgefilmt in weiteren zwei Monaten wurde<br />
der Clip geschnitten und nachbearbeitet.<br />
inzwischen stehen Fox naMed king unmittelbar vor dem Release<br />
ihrer zweiten EP „Mitten ins Herz“. Die Platte wurde im März 2011 in der Überwälder<br />
Klangdressur von Jens Siefert und der Band selbst produziert. Alles<br />
weitere hier: www.foxnamedking.de<br />
Public address und der ProMetheus-zirkel<br />
Address, das sind Timo mit Gitarre, Bass und Gesang, Tobse an der Gitarre und<br />
Marius am Schlagzeug. Eigentlich gehört auch Multiinstrumentalist Thomas<br />
zur Band, der weilt aber derzeit in den USA, weswegen PUBLIC ADDRESS<br />
bei Live-Auftritten im Moment auf externe Bassisten angewiesen sind.<br />
Public address Über den <strong>Feed</strong>-band-contest: „Für uns war<br />
die Vorrunde sogar spannender als die Endrunde. Gegen Ende der Vorrunde<br />
wurde es nämlich richtig knapp und die letzten Minuten saßen wir alle vor<br />
dem Rechner und haben dauernd auf „Refresh“ geklickt, um zu sehen, ob es<br />
für uns immer noch reicht. In der Endrunde sind „Timeline“ ja dann recht<br />
früh sehr weit weggezogen, aber wir wollten trotzdem alles geben, zumindest<br />
unter die besten Fünf zu kommen - was schlussendlich dank der vielen Likes<br />
ja auch geklappt hat!“<br />
Public address sucht nach einem Label und Möglichkeiten für Gigs:<br />
„Wir sind derzeit dabei, unseren Prometheus-Zirkel aufzunehmen. Da wir<br />
nicht gesignt sind, suchen wir nach einem schönen Indie-Label, welches den<br />
Zirkel dann veröffentlicht (gerne auch als Split-7” oder so).“ Die Jungs können<br />
richtig was, also meldet euch unter der einprägsamen Adresse www.derdickebassist.de,<br />
wenn ihr Konzerte für PUBLIC ADDRESS in Aussicht stellen könnt.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 9
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
kabana, der cary grant unter den bands<br />
„in einer welt voller jaMes bonds ist diese Band der Cary Grant“,<br />
so heißt es im Presse-Release von KABANA. Tja, was gibt es dem noch hinzuzufügen?<br />
Zumindest mal, dass die vier Jungs unseren Band-Contest<br />
grandios bereichert haben. Die druckvolle Nummer „Sand in meinen Schuhen“,<br />
laut Frontmann Christoph ein Song von „positiver Selbstvergessenheit<br />
und freier Phantasie“ stieß von Anfang an auf riesige Resonanz. Nach<br />
der Vorrunde lag KABANA auf einem aussichtsreichen 2. Platz – dass man<br />
am Ende noch vier Ränge nach hinten rutschte, dürften die vier Kölner verschmerzen<br />
können. „Wir hätten eine Vorauswahl durch die Jury gut gefunden“,<br />
teilt uns die Band im Rückblick mit. Die konstruktive Kritik ist angekommen,<br />
beim nächsten Mal werden wir bestimmt ein paar Dinge anders<br />
machen – dieses Mal war es auch für die <strong>Feed</strong>-Redaktion ein spannendes<br />
Experiment, aus dem wir unsere Erfahrungswerte ziehen.<br />
10 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
kabana ist nicht nur eine aussergewöhnlich gute band,<br />
sie bietet ihren Fans auch etwas ganz Besonderes: Das eigene Bier! Passend<br />
zur aktuellen Debüt-EP „Die Reise“ wurde der Gerstensaft „Wegbier<br />
für die Reise“ getauft. So ist das nämlich in Köln: Da geht am Wochenende<br />
niemand ohne sein Wegbier in der Hand auf die Piste. Das offizielle<br />
Band-Bier kommt aus der kleinsten Brauerei Kölns, der „Braustelle“. Jetzt<br />
ist alles zusammen, was man für eine erfolgreiche Tour brauchen: EP seit<br />
März (erhältlich bei iTunes, Amazon und allen einschlägigen Download-<br />
Portalen – aber natürlich auch physisch als gute alte CD), Videoclip im Gepäck<br />
und sogar ein eigenes Bier – was will eine Band mehr? Wer jetzt noch<br />
überzeugt werden muss, schaut sich am besten noch mal den Videoclip<br />
zu „Sand in meinen Schuhen“ an, für den der Kölner Filmemacher Erim<br />
Giresunlu KABANA vor seine Linse gestellt hat. Zu sehen nach wie vor auf<br />
www.feed-magazin.de/bandcontest. Alle Konzertdaten finden sich unter<br />
www.kabanamusik.de.<br />
die band zur ihrer PhilosoPhie:<br />
„KABANA lebt von den Bandmitgliedern (Neben Sänger und Gitarrist Christoph<br />
sind das Stephan an der Gitarre, Jonas am Bass und Felix am Schlagzeug),<br />
jeder hat seinen eigenen musikalischen Background – und das alles fließt zu<br />
unserem Sound zusammen. Und wir hoffen sehr, dass unsere Melodien bei<br />
den Menschen hängen bleiben. Vor kurzem haben wir uns in Hamburg auf<br />
der Straße einspielt für einen Auftritt bei „Balcony TV“. Da war ein Altenheim<br />
in Steinwurf-Entfernung – und plötzlich hat eine Oma vom Balkon bei<br />
unserem Song mitgegrölt. Das war irgendwie surreal, aber auch schön.“<br />
neWage – die drei aus deM bällchen-Pool<br />
einer der allerersten beiträge bei unserem Contest kam von<br />
NEWAGE – ihr Video zum Song „Start Again“ war bis zum Schluss einer der<br />
besten und unterhaltsamsten Clips. Er entstand in einem kleinen Schwimmbad,<br />
das kurzerhand zum „Bällchen-Bad“ umgebaut wurde. Wie man sieht,<br />
hatten die Jungs beim Dreh auch eine Menge Spaß.<br />
nachdeM newage zu beginn gleich ganz vorne lagen, wurde es am<br />
Ende der Vorrunde noch mal so richtig eng. In einem dramatischen Kopf-an-<br />
Kopf-Rennen mit dem Songwriter-Projekt „Ein toter Dichter“ zog NEWAGE<br />
ganz knapp mit zwei Stimmen Vorsprung ins Finale ein. Am Ende reichte<br />
es immerhin zu Platz sieben! Vielleicht wäre sogar noch mehr drin gewesen,<br />
aber die Band spielte in der Finalphase einige Gigs und verbrachte viel Zeit<br />
im Proberaum für die bald erscheinende neue Platte. Da kam die Eigen-Promotion<br />
für den Contest wahrscheinlich ein bisschen kurz. Das Album wurde<br />
Ende April in den Dailyhero Recording Studios in Berlin aufgenommen, im<br />
Sommer erscheint die erste Single als Video – dann folgt die CD.<br />
newage ist eine klassische 3er-koMbo, existiert seit 2006 und<br />
besteht aus Kevin (Gitarre/Gesang), Tobi (Bass/Gesang) und Timo (Drums).<br />
Alle Infos zur Band, dem neuen Album und den nächsten Konzerten findet<br />
man unter www.newage-music.de.
aru – die indie rock-hoFFnung aus sachsen<br />
einen der syMPathischsten beiträge in unserem Wettbewerb lieferte<br />
die Band „Neon Pingu Pussys“ mit einer knapp zehnminütigen Dokumentation<br />
ihrer Reise zum Reeperbahn Festival 2010, inklusive Gig bei „Balcony TV“<br />
und finalem Auftritt. Dank atmosphärischem Sound und einer Menge Charme<br />
Hat mehr zufriedene Kunden als<br />
andere auf Facebook Freunde.<br />
apple<br />
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Beratung inklusive. Wenn es um Apple & Co. geht, sind Sie bei uns an der richtigen<br />
Adresse. Wir analysieren Ihre Bedürfnisse genau und verkaufen Ihnen<br />
nur das, was Sie auch wirklich brauchen. Digitale Ideen erleben.<br />
28x in Deutschland und im Internet: www.gravis.de<br />
zog die Indie-Rock-Hoffnung aus Sachsen dann auch ins Finale des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Band-Wettbewerbs<br />
ein, am Ende reichte es immerhin zu Platz acht.<br />
ganz wichtig: die band heisst inzwischen baru! Seit 2007 sind<br />
die Mitglieder Ferdinand Weigel, Andres Seidel, Jacob Feustel und Ronny<br />
Haberer gemeinsam musikalisch unterwegs. Herausragendes Merkmal der<br />
Kombo ist laut eigener Aussage die Liebe zum Detail.<br />
der <strong>Feed</strong>-contest hat den vier jungs von BARU offenbar richtig<br />
Spaß gemacht. Das dokumentierte nicht zuletzt ein eigens kreierter Video-<br />
Clip, in dem die Bandmitglieder ihren Fans Schritt für Schritt das Voting<br />
erklären. „Wir haben wirklich einiges in Bewegung gesetzt. Es war faszinierend<br />
zu sehen, wie man in kurzer Zeit so viele Menschen erreichen und<br />
für eine Sache gewinnen kann“, so die Band rückblickend.<br />
Mit deM neuen naMen koMMt auch ein neues Musikvideo zur ersten<br />
Single „Open Ears“ heraus. Alles dazu unter www.barumusic.de. Das<br />
neue Album (produziert von Tobias Siebert und Nikolai Potthof) ist inzwischen<br />
eingespielt, wer es nicht abwarten kann, geht am besten am 11. Juli<br />
zum Hanseat Salzwedel, am 30. Juli zum Rocken am Brocken Festival oder<br />
am 15. Oktober zum Lauter Festival in Zwickau.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 11
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
alPhaville und<br />
knochenFabrik –<br />
2:38 auF der 9<br />
auF Platz neun landete im Abschlussranking unseres Wettbewerbs<br />
das Duo 2:38 mit ihrer Hymne „Punkerjugend“. Wir zitieren an dieser Stelle<br />
einfach mal den Eintrag zu ihrem Beitrags-Video: „Wir sind zwei Idioten aus<br />
Würzburg/Heilbronn, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben die Electroszene<br />
gründlich zu verwirren! Wer Bock auf Randale auf Electrosounds<br />
hat – anhören und liken. Wir freuen uns über jeden Klick, den wir bekommen.<br />
Und selbst wenn wir nicht gewinnen hoffen wir doch, dass wir hier<br />
ein paar neue Fans finden können.“ Das hatte in der Vorrunde auch super<br />
geklappt, im Finale war die Euphorie dann offenbar vorbei und 2:38 kamen<br />
auf weit weniger Stimmen als im Vorentscheid.<br />
2:38 zu ihreM wettbewerbs-song „Punkerjugend“: Der Song<br />
entstand in der Entstehungsphase von 2:38. Es war nach „Horrortrip“ und<br />
„Könige von Deutschland“ der erst dritte Song, den wir jemals aufgenommen<br />
haben. Und er ist eine - wie sollen wir das ausdrücken? – Hommage an unsere<br />
Jugend, welche eben gefüllt war mit Sex, Drugs und Punkrock. Mit dem<br />
Track wollen wir uns immer ein wenig in diese Zeit zurückdenken, was auch<br />
sehr gut funktioniert. Den Leuten, welche den Track immer am meisten abfeiern,<br />
sieht man ihre Punkerjugend regelrecht an. Genauso wie man sie uns<br />
mit Sicherheit noch ein wenig ansieht. „Punkerjugend“ ist einfach eine Mischung<br />
aus Alphaville und Knochenfabrik!<br />
12 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
last but not least:<br />
steFany June<br />
einen kuriosen verlauF nahm der Beitrag von STEFANY JUNE bei<br />
unserem Contest. Die eingängige Pop-Nummer mit erhöhtem Ohrwurm-<br />
Potenzial „Summer“ legte eine bärenstarke Vorrunde hin – auf Platz drei<br />
ging es ins Finale und wir in der Redaktion hätten dem Titel, den man als<br />
klassischen Sommer-Hit einordnen kann, zu diesem Zeitpunkt durchaus<br />
den ganz großen Wurf zugetraut. Aber irgendwie müssen die Fans von<br />
STEFANY JUNE verschlafen haben, dass die eigentliche Finalrunde noch<br />
kommen würde, denn „Summer“ bekam im Finale nicht mal die Hälfte der<br />
Stimmen aus der Vorrunde. Resultat: Platz zehn.<br />
das ändert aber nichts daran, dass das „Projekt STEFANY JUNE“<br />
– so muss man es wohl nennen – riesiges Potenzial besitzt und gerade dabei<br />
ist, international durchzustarten. Im September 2009 verkroch sich die<br />
Blondine erstmals im Proberaum, um ihre Songs zu arrangieren und den<br />
richtigen Sound zu finden. 2010 folgten dann bereits über 70(!) Auftritte in<br />
Deutschland und den Niederlanden, im Winter belegte „Summer“ Platz drei<br />
beim deutschen Pop&Rock-Preis.<br />
auFgewachsen iM Würzburger<br />
Großraum haben sich die langjährigen<br />
Freunde 2009 schließlich ihrem Wunsch<br />
nach musikalischer Selbstverwirklichung<br />
hingegeben und stehen jetzt<br />
mittlerweile seit eineinhalb Jahren auf<br />
der Bühne. Nach dem ersten Album „Demotape<br />
1.0“ erschien im November 2010<br />
mit der Single „Kaputtalismus“ der erste<br />
Vorgeschmack auf das nächste Album,<br />
an dem derzeit gearbeitet wird. Mit dicken<br />
Synthies, Kick & Snare im Gepäck<br />
kann wohl kaum einer zum Off-Beat von<br />
2:38 still stehen bleiben, die totale Anarchie<br />
wird ausgerufen & jede Party zum<br />
Erfolg. 2:38 sind nach eigener Aussage<br />
„jung, abgefuckt, laut und wissen sogar<br />
was wir tun.“ Wenn das kein Erfolgsrezept<br />
ist! Weitere Infos zu der interessanten<br />
Elektro-Rap-Punk-Mischung unter<br />
www.zweidreiacht.de.
steFany june und ihre band sehen sich gern als multikulturelles<br />
Häufchen. Zwei Indonesier spielen an den Gitarren, ein Holländer an den<br />
Keys, dazu schwedische Beats und deutsche, pünktliche Drums. Und Achtung<br />
– ihr Management macht es spannend – Stefanys Nationalität „ist<br />
noch nicht bekannt“. So so!<br />
die single bekoMMt Man Über itunes, das erste Album steht in<br />
Kürze an. Bis dahin steht für STEFANY JUNE ein ganz besonderer Juni an:<br />
Sie wird diesen Monat ihr Studium abschließen, ihre Lieblingsband aus Dä-<br />
nemark („The Asteroids Galaxy Tour“) supporten und beim Hard Rock Calling<br />
einen Gig im Londoner Hydepark spielen! Wow! Rot anstreichen sollten<br />
sich alle Fans auch den 13. August, dann kommt STEFANY JUNE zum Set Us<br />
On Fire Festival nach Berlin! Alle Infos unter http://stefanyjune.nl/.<br />
steFany june zuM <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-contest und zuM song „suMMer“:<br />
„Ich bin über Facebook auf den Contest aufmerksam geworden, durch befreundete<br />
Bands, die ebenfalls an dem Contest teilgenommen haben. Eigentlich mögen<br />
wir Voting-Contests nicht besonders, weil wir immer verlieren und unsere<br />
Fans so langsam genervt sind von den ständigen Voting-Aufrufen. Aber wir<br />
fanden das Angebot des <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>s doch sehr verlockend, so dass wir noch<br />
einmal bei einem Contest dieser Art mitgemacht haben.<br />
Der Song „Summer“ entstand im frühen Herbst 2009. Der Sommer war vorbei<br />
und irgendwie wollte man es nicht wahrhaben. Man wünschte sich die lauen<br />
Sommerabende, die Nächte am Lagerfeuer, den Sonnenbrand, die Sommersprossen<br />
und den Geruch des Sommerregens zurück. An einem regnerischen<br />
und dunklen Herbstabend setzte ich mich ans Piano und schrieb diesen Song.<br />
Das Video haben wir der Kunsthochschule Enschede (NL) zu verdanken. Sie<br />
ermöglichten uns den Dreh und wir hatten einen tollen Tag mit dem ganzen<br />
Kunstteam auf den Sanddünen in Soest (NL).“<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 13
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
dann Machen<br />
Wir ` s halt selbst!<br />
ein interview mit der band carla5000, die vormachen,<br />
wie man sich ohne Plattenvertrag selbst vermarkten kann.<br />
Karla5000<br />
von Musik leben zu können und mit seiner eigenen Musik die Fans<br />
begeistern: ein Traum! Doch wie wird dieser Traum für Newcomer zu Realität?<br />
Früher war dieses Ziel ohne einen Vertrag mit einem Musiklabel kaum zu erreichen.<br />
In Zeiten der Krise der Musikindustrie führen heute viele Wege nach<br />
Rom. Drei Fragen an eine Band, die es selbst macht: Karla5000 aus Hamburg.<br />
ihr startet eure karriere selbst. wieso tut ihr das allein und<br />
was erwartet/erhoFFt ihr euch davon?<br />
Wir haben den Anspruch, professionell Musik zu machen und immer unser<br />
Bestes zu geben. Da ein Angebot von einem Label einfach nicht vorhanden war,<br />
haben wir unsere Karriere eben erst mal selbst in die Hand genommen. Unsere<br />
Fans haben immer öfter und lauter nach einer CD gefragt und das hat den<br />
Anstoß gegeben, über Möglichkeiten einer CD-Produktion nachzudenken,<br />
die in unserem finanziellen und technischen Rahmen liegen. In erster Linie<br />
erhoffen wir uns von dem Album natürlich, dass wir mehr Leute auf unkomplizierte<br />
Art erreichen. Die, die unsere Musik mögen, können sie nun endlich<br />
täglich hören und vor allem anderen vorspielen. Darum geht es erst mal.<br />
was hat euch bewogen, die cd auF einer selbstverMarktungs-<br />
PlattForM zu veröFFentlichen?<br />
Mit audiomagnet.com konnten wir einfach die fertigen Masters innerhalb<br />
von ein paar Tagen auf eine fertige CD mit Labelcode und Barcode bringen,<br />
14 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
VON SIMON GRüNKE<br />
ohne gleich 500 CDs zu produzieren. Es gibt keine lange Bindung an ein Label<br />
und wir sind weiterhin frei und unabhängig. Toll ist auch, dass die CD in<br />
allen relevanten Downloadportalen verfügbar ist – das ist uns eigentlich am<br />
wichtigsten. Wir haben eine Freundin in den USA und die hat uns geschrieben,<br />
dass sie das Album toll findet und sich runtergeladen hat. Dass ist doch<br />
echt klasse, dass das so einfach geht, weltweit!<br />
Also: Wir haben eigentlich nur Musik und das Artwork für das Cover gemacht,<br />
hochgeladen und ein paar Tage später hatten wir eine CD. Natürlich<br />
ist es pro CD weitaus teurer, als sie selber in ein Presswerk zu geben. Dann<br />
wäre aber kein Barcode drauf, kein Labelcode und wir wären nicht in iTunes<br />
bzw. der ganze bürokratische Aufwand wäre für uns zu hoch, weil wir uns<br />
eben noch um alles selber kümmern. So haben wir alles aus einer Hand… und<br />
wir haben dafür keinen Vertrag geschlossen, der uns unsere Freiheit nimmt<br />
und auch nicht Schulden für unsere eigene Produktion machen müssen –<br />
und wir hatten eigentlich keinen Aufwand mit der Abwicklung. Die Türen<br />
für eventuelle Verträge mit anderen Labels bleiben dabei offen.<br />
welche rolle sPielen labels FÜr newcoMer, wollt ihr auF<br />
kurz oder lang von eineM label gesignt werden?<br />
Auf dem Level, auf dem wir im Moment Musik machen, können wir uns noch<br />
selbst um die Vermarktung von Karla5000 über Homepage, Facebook usw.<br />
kümmern. Natürlich kann uns ein Label mit professionellerer Pressearbeit<br />
und Booking helfen – das muss dann aber schon eines sein, welches wirklich<br />
Geld und viel Arbeit in die Band investiert und auch die Aufgaben eines Managements<br />
wahrnimmt. Wahrscheinlich ist eine Karriere ohne klassisches<br />
Label schwierig. Aber vorher steht aus unserer Sicht eine solide Basis. Wir machen<br />
seit anderthalb Jahren zusammen Musik. Die Basis haben wir jetzt. Und<br />
eine vorzeigbare CD und das erste Erscheinen auf dem Markt mit Hilfe von<br />
audiomagnet ist ein Teil dieser Basis. Jetzt kann es weiter gehen und natürlich<br />
wäre es toll, über kurz oder lang gesignt zu werden.<br />
Die Frage ist nur, ob es ein klassischer Deal sein muss oder ob man Verträge<br />
mit jemandem macht, der einem den organisatorischen Part (Management,<br />
Booking, PR usw.) abnimmt und der Vertrieb dann getrennt davon geregelt<br />
wird, also z.B. weiterhin über audiomagnet. Wir sind für gute Angebote offen<br />
und sind gespannt, wie sich alles entwickeln wird.<br />
Nächster Termin: Fr., 05.08.2011, CSD Hamburg, Straßenfest (ca. 20 Uhr),<br />
Jungfernstieg/Hamburg. audiomagnet.com/karla5000
danke<br />
audiomagnet<br />
als sponsor<br />
beim <strong>Feed</strong>bandcontest<br />
audiomagnet ist eine Selbstvermarktungsplattform<br />
für ambitionierte Musiker, die ihre Werke<br />
selber veröffentlichen, selber promoten und selber<br />
vermarkten möchten, ohne dabei die Umwege<br />
über eine Platten- oder Vertriebsfirma zu<br />
gehen. audiomagnet ist kein Internet-Ableger<br />
großer Musikkonzerne, sondern unabhängig<br />
und inhabergeführt. Für den <strong>Feed</strong>-Wettbewerb<br />
hat audiomagnet der Siegerband ein Komplett-<br />
Veröffentlichungspaket für ein Album im<br />
Wert von 197,00 Euro zur Verfügung gestellt.<br />
Das beinhaltet: Digitalen Vertrieb, CD on Demand<br />
oder CD Mailorder Einrichtung und CD<br />
Distribution via Amazon.de und Tonträgerhandel<br />
aka Plattenhändler. Darüber hinaus haben<br />
die Bands auf den Plätzen zwei bis fünf jeweils<br />
ein Vertriebspaket nach Wahl gewonnen; Wert<br />
ca. 49,00 Euro, bei CD on Demand Einrichtung<br />
sogar 99 Euro. Das <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> und die Bands<br />
sagen DANKE!<br />
VON SIMON GRüNKE<br />
1inch-buttons Fair gedealt<br />
es war einMal eine handvoll Darmstädter<br />
Studenten, die allesamt in der Musikszene<br />
unterwegs waren und sich jedes Mal ärgerten,<br />
wenn sie sich die bei Bands und Fans beliebten<br />
Buttons bestellten: Lange Lieferzeiten, schlechte<br />
Qualität, wenig Auswahl, wenig Motiv-Vielfalt,<br />
Mindestbestellmengen, hohe Preise, hohe Versandpauschalen.<br />
Und was ein echter „Heiner“<br />
(Für Nicht-Hessen: so nennt man die Einwohner<br />
Darmstadts) ist, der meckert nicht lange, sondern<br />
geht selbst ans Werk und macht es besser.<br />
so in etwa ist das Projekt 1inch.tk in<br />
diesem Jahr entstanden. Bei der Idee geht es einerseits<br />
darum, Bands einen so noch nie da gewesenen<br />
Service zu bieten. Zum anderen wollen<br />
die Gründer Markus, Moritz und Vera (u.a.) nach<br />
eigener Aussage „mal ausprobieren, wieviel ein<br />
Haufen Studenten leisten kann und wie schnell<br />
sich guter Service und gute Preise herumsprechen<br />
– ohne dabei in Werbung zu investieren.<br />
Das ganze ist Hobby, Experiment und Idealismus<br />
gleichzeitig.“ Um die Bekanntheit zu steigern, bieten<br />
sich Kooperationen an. So geschehen im Rahmen<br />
unseres Band-Contests, bei dem das 1inch.<br />
tk-Team allen teilnehmenden Bands einen satten<br />
20%-Rabatt einräumte. Ein Angebot, das dankbar<br />
und zahlreich angenommen wurde.<br />
1inch.tk sPezialisiert sich auf kleine<br />
Auflagen mit großer Motiv-Vielfalt. Warum 500mal<br />
das gleiche Motiv bestellen, statt fünf Motive<br />
á 100 Buttons? Mit solchen oder ähnlichen Wünschen<br />
beißt man bei Massenproduzenten auf Granit<br />
oder stolpert zumindest über unbezahlbare<br />
Preis-Kalkulationen – nicht so bei 1inch.tk. Denn<br />
trotz Kundennähe und Auflagen schon ab einem<br />
Stück kann der Preis großer Firmen deutlich<br />
unterboten werden. Dort will nämlich niemand<br />
reich werden, die 1inch.tk-Crew will vielmehr<br />
eine Alternative bieten, die sie selbst seit Jahren<br />
vermisst haben. Die durchschnittliche Lieferzeit<br />
beträgt momentan bei Selbstabholung einen Tag<br />
und bei Versand zwei bis drei Tage. Ganz getreu<br />
dem Motto: Buttons. Schnell. Gut. Günstig. Einfach<br />
mal reinschauen: www.1inch.tk.<br />
Übrigens: Es gibt noch immer einen <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong>-Rabatt!<br />
Wer bei seiner Bestellung im Mitteilungsfeld<br />
das Wort „<strong>Feed</strong>“ erwähnt, bekommt 5%<br />
Rabatt angerechnet.<br />
wie genau läuFt eine bestellung<br />
bei 1inch.tk ab? das teaM erklärt’s:<br />
a) Bei einer Bestellung kannst Du via Homepage<br />
zunächst online den Preis berechnen (und ausprobieren,<br />
welche Auflage mit welchem Button wieviel<br />
kostet). Es gibt zwei verschiedene Nadelsorten<br />
(siehe Homepage). Ansonsten haben wir wenig<br />
Auswahl, nur 1inch-Buttons (ein Grund dafür, warum<br />
wir so günstig sein können: Wir sind Spezialisten,<br />
keine Allrounder!).<br />
b) Anschließend erhältst Du eine E-Mail mit allen<br />
Infos zur Motiverstellung und sendest uns die notwendigen<br />
Motive per E-Mail zurück.<br />
c) Wir checken das ganze auf maximale Qualität<br />
und drucken nur, wenn alles perfekt ist (ansonsten<br />
helfen wir, damit es das wird). Der Check und<br />
die Anpassung an unser System ist relativ zeitaufwendig<br />
für uns, aber die Grundlage für ein anständiges<br />
Endergebnis.<br />
d) Wir drucken anschließend mit modernster Lasertechnik<br />
die Bögen aus.<br />
e) Die Buttonvorlagen müssen dann ausgestanzt<br />
werden, hierzu verwenden wir einen Stanzring in<br />
der entsprechenden Größe.<br />
f) Ausgestanzte Vorlage und Rohling-Material werden<br />
anschließend von einer halbautomatischen<br />
Buttonmaschine zum Endprodukt verarbeitet.<br />
In einem ersten Schritt werden Motiv, Glanzfolie<br />
und darunter liegend ein Metallplättchen zusammengestanzt.<br />
In Schritt zwei wird ein Metallring<br />
mit der entsprechenden Nadel auf die Rückseite<br />
gepresst.<br />
g) Der Kunde wird über jeden Schritt (Grafik-Check,<br />
Geldeingang, Fertigstellung, Versand) sofort per E-<br />
Mail unterrichtet und kann dementsprechend mitverfolgen,<br />
wie weit die Produktion ist.<br />
h) Zuletzt kann der Kunde ein <strong>Feed</strong>back-Formular<br />
ausfüllen, den Link erhält er per E-Mail.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 15
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
Provinz-hochburg<br />
ostwestfalen lippe?<br />
gtownMusic oWl erfindet<br />
Musikförderung und szenegefühl neu<br />
Das GTownMusic-Team. Von links nach rechts:<br />
Jan Hendrik teKaat, Ben Hensdiek und Carsten Huhn.<br />
junge bands haben es nicht leicht –<br />
vor allem dort, wo es keine deutlich sichtbare Musikszene<br />
gibt und erst recht, wenn sie dort zu Hause<br />
sind, wo niemand eine hochwertige Bandszene<br />
erwartet. Das beschauliche Ostwestfalen Lippe ist<br />
so ein Ort. Natürlich gibt es namhafte Vertreter<br />
aus der Region, die es auf das nationale und internationale<br />
Parkett geschafft haben. Dann meist<br />
aber verbunden mit einem Umzug in die Metropolen<br />
des Musikbusiness. Das junge Unternehmen<br />
GTownMusic OWL setzt nun alles in Bewegung,<br />
die Musikszene vor Ort mächtig in Schwung zu<br />
bringen und nachhaltig zu verändern.<br />
„die Qualität der hiesigen bands ist<br />
enorm hoch, es fehlt aber vor allem an einem<br />
gemeinsamen Auftreten nach außen, so dass die<br />
Nachbarregionen wenig davon mitbekommen“,<br />
fasst mit Carsten Huhn einer der Firmengrün-<br />
16 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
der zusammen. Mit seinen beiden Kollegen Jan<br />
Hendrik teKaat und Ben Hensdiek zielt er darauf,<br />
die Bands auf ihrem Weg zu begleiten und<br />
gemeinsam zu schauen, wohin der Weg führen<br />
kann. Angeboten wird den vor allem jungen<br />
Musikern nach dem Prinzip „alles aus einer<br />
Hand“ tatsächlich alles, was Bands brauchen,<br />
um weiter zu kommen. Neben der Erarbeitung<br />
von Pressematerialien können das auch Musikaufnahmen,<br />
Layouts, Merchandising oder auch<br />
komplette Video-Drehs sein.<br />
einen besonderen stellenwert genießt<br />
natürlich die Vermittlung der Bands an<br />
Veranstalter, denn vor allem das Spielen vieler<br />
Gigs bringt die nötige Erfahrung. Allerdings<br />
wird hier vor allem auf eins Wert gelegt: „Ohne<br />
einen guten Support vor Ort werden wir keine<br />
Bands vermitteln“, sagt Jan Hendrik teKaat. Ge-<br />
VON SIMON GRüNKE<br />
meint ist damit vor allem auch die Technik, die<br />
passen muss. Die Musiker sollen als Künstler<br />
ernst genommen werden.<br />
Präsentiert werden die bands im<br />
„GTownMusic OWL Bandpool“, der Achse, um die<br />
sich alles dreht. Einheitlich, übersichtlich, kurz<br />
und präzise ist hier die Devise – entsprechend den<br />
Wünschen der meisten Veranstalter. Im Pool sind<br />
ausschließlich Bands, die die hohe Qualität der regionalen<br />
Musikgruppen widerspiegeln. Mit vielen<br />
anderen Bands wird zudem nachhaltig daran gearbeitet,<br />
dass sie es ebenfalls so weit schaffen. Vor allem<br />
Vertrauen und Persönlichkeit bieten hier eine<br />
gesunde Grundlage.<br />
in der region hat GTownMusic OWL innerhalb<br />
kürzester Zeit bereits viel erreicht, nun<br />
soll das wachsende Selbstbewusstsein der Szene<br />
auch nach außen getragen werden. „Die Bands<br />
müssen natürlich raus aus OWL, um die Region<br />
auch andernorts zu vertreten“, sind sich die Macher<br />
einig. Die ersten Schritte sind getan – und<br />
Ostwestfalen Lippe ist dabei, sich einen Namen<br />
in der Branche zu machen.<br />
www.gtownmusic.de<br />
www.facebook.com/gtownmusic
onedo.de – das <strong>Magazin</strong><br />
von Musikern Für Musiker<br />
bonedo.de schaFFt seit Januar 2009 Mehr auFMerksaMkeit Für das MusikMachen – Mit vielen<br />
neWs, testberichten, WorkshoPs, intervieWs und Features zur Musikerkarriere. alle relevanten<br />
theMenbereiche von instruMenten über das recording bis zuM dJing Werden koMPetent auFbereitet:<br />
alle autoren sind FachJournalisten oder ProFiMusiker. das <strong>Magazin</strong> ist kostenlos<br />
iM Web verFügbar. Mit über 100.000 besuchern Jeden Monat ist bonedo.de iM gitarrenbereich<br />
nach nur zWei Jahren bereits das grösste deutschsPrachige <strong>Magazin</strong>.<br />
bonedo.de testet das neueste MusikersPielzeug<br />
Auf bonedo.de findet sich nicht nur ein Haufen Testberichte zu angesagten<br />
Instrumenten und Zubehör, sondern mit dem sogenannten „Testmarathon”<br />
auch großangelegte Testreihen, in der vergleichbare Produkte gegeneinander<br />
antreten. Über neueste Entwicklungen und Technologien rund<br />
ums Musizieren halten beispielsweise die Reports von den größten Musikmessen<br />
der Welt auf dem Laufenden: Der Frankfurter Musikmesse und der<br />
NAMM Show in Los Angeles.<br />
Im Falle der ersteren befand sich auch 2011 das ganze Team in Aufruhr,<br />
um die neuesten Entwicklungen aus der Schmiede der Hersteller zu entdecken<br />
und auf Video zu bannen. Um sich nicht im Dickicht der Messe zu<br />
verlieren, holte sich die Redaktion diesmal tatkräftige Unterstützung von<br />
zwei Gästen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Zum Einen „Schwiegermutters<br />
Liebling“ und ZDF-Moderator Ingo Nommsen, zum anderen die<br />
Berliner Rocker- und Körperkunst-Freunde von Haudegen.<br />
die bonedo.de-workshoPs bauen auF<br />
Weiteres Herzstück der Seite sind die zahlreichen Video-Workshops, die sowohl<br />
Anfängern als auch Profis bei der persönlichen Weiterentwicklung<br />
helfen. Hier kann man beispielhaft den mehrteiligen Vocalworkshop nennen,<br />
in dem von der richtigen Haltung bis zu wichtigen Aufwärmübungen<br />
die Basics und weiterführendes Know-How verständlich erklärt werden.<br />
Auch Stars und Virtuosen zeigen ihre Tricks vor laufender Kamera: Von<br />
Drummer-Legende Dennis Chambers, über die Gitarren-Götter Joe Satriani<br />
und Dave Mustaine haben sich schon viele von bonedo.de auf die Finger<br />
schauen lassen.<br />
neue wege FÜrs MusikMachen<br />
Bei dem schwierigen Weg nach oben hilft auch der bonedo.de-Podcast, der<br />
versucht ein wenig Licht ins oft schummrige Dunkel des Musikmarktes<br />
zu bringen. Dafür werden etablierte Musiker, Manager und Labelmacher<br />
nach ihren „Rezepten” befragt. So sprach bonedo.de unter anderem schon<br />
mit Unheilig, den Beatsteaks, Kim Wilde, dem Label Roadrunner oder dem<br />
Manager von Jan Delay. Mittlerweile wird der Podcast von gut 100.000 Interessierten<br />
monatlich gehört.<br />
alles neu Macht der Mai<br />
VON SIMON GRüNKE<br />
Ständige Verbesserung ist die Devise bei bonedo.de. In diesem Sinne unterzog<br />
sich das <strong>Magazin</strong> im Mai 2011 einer selbstverordneten Frischzellenkur.<br />
Der aufwendige Relaunch der Seite umfasst viele Optimierungen. Vor allem<br />
die Userfreundlichkeit steht mit einer verbesserten Suchfunktion und<br />
einem deutlich aufgeräumteren Design im Mittelpunkt. Überzeugt Euch<br />
selbst und schaut rein bei bonedo.de.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 17
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
„Wo liegt denn<br />
bitte Algier?...“<br />
Petra hassan unternahm im Januar dieses<br />
Jahres eine lang ersehnte reise ins herz der<br />
sahara. begleitet von befreundeten tuaregs.<br />
in einer region, die das auswärtige amt als<br />
nicht eben vertrauenserweckend einstuft...<br />
wo liegt denn bitte algier? Mit dieser Frage am Flughafen-Checkin<br />
fing alles an. Nein eigentlich begann die Reise schon vor über 20 Jahren<br />
in meinem Kopf; mit einem Buch, das mir eine Freundin meiner Eltern geschenkt<br />
hatte; mit einer Freundschaftsanfrage auf Facebook und mit dem<br />
dringenden Bedürfnis einer Auszeit von allem und jedem. Mein Ziel sollte<br />
auch nicht Algier sein, sondern die Oase von Djanet, tief im Südosten von<br />
Algerien, nahe der Grenze zu Libyen, im Herzen der Sahara. Ein Ort, der<br />
auf einer Seite im Netz auch mal in einer „Hitliste“ der zehn gefährlichsten<br />
Orte der Welt auftaucht und auf der Seite vom Auswärtigen Amt als nicht<br />
wirklich vertrauenserweckend beschrieben wird; aber genau dort wollte<br />
ich hin. Vier Flughäfen, drei Flugzeuge, Verspätung, lauwarmer Kaffee und<br />
18 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
VON PETRA HASSAN<br />
Koffer-Suchen inklusive - *ürks* - landete ich dann 20 Stunden später in<br />
Djanet. Einen Tag später war Nordafrika in den Medien der ganzen Welt;<br />
aber davon wusste ich damals noch nichts.<br />
der erste eindruck war ein Hauch trockener und eisiger Wüstenluft<br />
mitten in der Nacht, das Gefühl endlich dort angekommen zu sein, wo ich<br />
schon immer hinwollte und ein Paar dunkler Augen, die mich aus einem indigoblauen<br />
Turban anschauten: Die Augen von Mohammed, einem befreundeten<br />
Tuareg, den ich durch Freunde über Facebook ein dreiviertel Jahr früher<br />
kennengelernt hatte, der sich um die erforderlichen Formalitäten gekümmert<br />
und es möglich gemacht hatte, dass ich endlich mitten in der Wüste war.
aM zweiten tag zog ich das erste Mal alleine<br />
in Djanet los, um zu sehen wo ich denn überhaupt<br />
bin. Ich fand mich mitten im Gemüse Souk (Souk<br />
= arabisch für Markt) wieder, denn Mohammed<br />
musste diverse Erledigungen für unsere Tour auf<br />
das Tassili Plateau erledigen. Trotz aller Erfahrungen,<br />
die ich auf Reisen im Mittleren Osten und<br />
Marokko gesammelt hatte, war alles komplett<br />
neu und anders... ich war in einer anderen Welt<br />
angekommen. Frauen in eleganten, traditionellen<br />
Wickelgewändern in wunderbaren Farben und<br />
Männer mit eindrucksvoll geschlungener Kopfbedeckung<br />
und Gesichtsschleier.<br />
aM nächsten tag ging´s dann los Richtung<br />
Tassili Plateau. Den Schlafsack, meinen alten<br />
Bundeswehrrucksack mit dem Nötigsten für die<br />
nächsten sieben Tage - was Frau eben so braucht<br />
- eine mobile Küche & Verpflegung in Kisten verpackt<br />
und zwei Freunde von Mohammed, die outfitmäßig<br />
eher an Rapper aus der Bronx erinnerten<br />
als an Wüstensöhne, samt Zupfinstrument im Gepäck<br />
in den Toyota gepackt. Am Fuß des Plateaus<br />
trafen wir dann unsere zwei „Donkey Driver“ mit<br />
den wirklich wunderschönsten Packeseln, die ich<br />
jemals gesehen habe. Knisterndes Feuer, leckeres<br />
Dinner aus der Wüstenküche und schaumig, bittersüß<br />
schmeckender Tee, eine Sprache, die ich bis<br />
dahin nur vom Lesen kannte, und nun endlich im<br />
Stereo-Sound hören konnte: Tamashek, die Sprache<br />
der Tuareg.<br />
die erste nacht unter FreieM hiMMel<br />
und die bange Frage, ob da nicht doch irgendwo<br />
die Skorpione rumkriechen? Sonnenaufgang, eisige<br />
Luft und es hatten sich keine Skorpione in<br />
meinen Schlafsack verirrt. Aber ich hatte nachts<br />
wohl auf englisch geträumt und gesprochen - haben<br />
mir jedenfalls lachend die anderen morgens<br />
erzählt – mit meinen alten Doc-Martens-Stiefelchen<br />
an den Füßen - natürlich mit Stahlkappe.<br />
Felsmalereien in einer Wohnhöhle im Tadrat-Gebiet.<br />
die eselchen wurden beladen und<br />
schon ging es los mit der Kraxelei auf das Plateau.<br />
Über Stock und Stein, durch einen ausgetrockneten<br />
Wadi in einem noch eindrucksvolleren<br />
Canyon kletterten wir über eine sehr schmale<br />
Geröllhalde mit riesigen Granitbrocken samt<br />
Zupfinstrument in der Hand bis wir oben auf dem<br />
Tassili Plateau an einem Ort der „Tamrit“ genannt<br />
wird ankamen... nach einer Frau benannt die dort<br />
„damals“ gelebt hat. Zeitangaben existieren nur<br />
in ungefähr im Land der Tuareg. Nach weiteren<br />
Stunden Marsch über das sehr windige Plateau bei<br />
strahlendem Sonnenschein erreichten wir nachmittags<br />
unseren zweiten, fast windstillen Schlafplatz.<br />
Ich erhielt einen ersten Eindruck davon,<br />
wie es wohl in vergangenen Zeiten gewesen sein<br />
muss, als man wochenlang zu Fuß unterwegs war.<br />
Das Gefühl für Zeit und Raum<br />
ging mir allmählich verloren.<br />
Auf dreiviertel Strecke haben uns<br />
unsere Eselchen mit klappernden<br />
Hufen überholt, die nicht über die<br />
Geröllhalde geklettert sind, sondern<br />
einen leichteren, aber länger<br />
dauernden Aufstieg genommen<br />
hatten. Irgendwie hatte ich die<br />
ganze Zeit den Eindruck dass sie<br />
permanent gelächelt haben.<br />
vor sonnenuntergang<br />
ging ich noch im Zypressen-Wadi<br />
(Wadi = ausgetrocknetes Flussbett)<br />
spazieren, erste beeindruckende<br />
Felsmalereien, die tausende<br />
von Jahren alt sind in live<br />
Drei von Petra Hassans Begleitern: Die Tuareg Boubacar, Cheikh und Saghad. Outfitmäßig<br />
eher an Rapper aus der Bronx erinnernd als an Wüstensöhne. Alle Fotos: Petra Hassan.<br />
und Farbe bestaunen und in einen tiefen Canyon<br />
blicken... angeblich wagte sich einmal eine Touristin<br />
zu nah an die Kante, stürzte in die Schlucht, um<br />
dann in Einzelteilen im Turban nach Djanet zurücktransportiert<br />
zu werden; wurde mir erzählt,<br />
nur so als Randnotiz!<br />
die Mittlerweile weltberÜhMten prähistorischen<br />
Felsmalereien und Gravuren im<br />
Tassili nÀjjer in der Region Djanet sind in den<br />
1950er Jahren durch den Franzosen Henri Lothe<br />
(1903-1991) dokumentiert worden. Tassili nÁjjer<br />
ist eine ungefähr 500km lange Gebirgskette die<br />
im Südosten von Algerien verläuft und in großen<br />
Teilen Nationalpark und als Weltkulturerbe geschützt<br />
ist. Es ist unglaublich faszinierend durch<br />
die Landschaft auf dem Plateau mit verschiedenen<br />
Sandfarben, beeindruckenden Felsformationen,<br />
Gesteinen in unendlich vielen Farbschattierungen<br />
und grandiosen Lichtverhältnissen zu wandern<br />
und dort überall Spuren aus vergangener Zeit<br />
zu entdecken.<br />
FÜnF eisige nächte, strahlender Sonnenschein<br />
tagsüber, Wolkenformationen, die wunderbare<br />
Muster in den weiten Himmel zauberten, die<br />
lokale Tierwelt, die nächtliche Parties in unserer<br />
Wüstenküche zu feiern pflegte, unendliche Stille,<br />
entspannende Stunden mit Betrachtungen aller<br />
Art und der Erkenntnis, dass ich von sofort an unbedingt<br />
jeden Tag „Tagella“ essen möchte: traditionelles<br />
Brot, das im heißen Sand unter glühenden<br />
Kohlen gebacken, dann zerkleinert und mit Sauce<br />
aus Gemüse und manchmal Trockenfleisch mit<br />
wunderbar scharfem Harissa serviert wird. Nach-<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 19
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
Petra Hassans Begleiter<br />
Mohammed mit einem Apfel-<br />
Telefon. Touristen sind immer<br />
wieder erstaunt darüber,<br />
wie gut man vernetzt ist<br />
im Tuaregland.<br />
Rechts: Uralte Tonscherbe<br />
im Morgenlicht<br />
dem ich eher unentspannt und ausgelaugt in der<br />
Sahara angekommen war, waren die Tage auf dem<br />
Plateau für mich der erste Schritt zurück in die Normalität;<br />
aber es kam noch besser!<br />
zurÜck FÜr knaPPe zwei tage in Djanet,<br />
war ich auf Erkundungstour im Souk wo ich mit<br />
Herzklopfen wunderbar metallic-schillernde<br />
Indigostoffe in den Händen hielt – und danach<br />
blaue Hände hatte – was ich aber natürlich ganz<br />
toll fand. Ganz klar haben es mir besonders die<br />
Textilien angetan, hinter all den Polyesterstoff-<br />
Importen aus Asien findet sich immer irgendwo<br />
ein besonderer Schatz in schönen Farben und<br />
tollen Mustern; man muss ihn nur suchen, sehen<br />
und finden wollen .<br />
in und uM djanet herum wird rein modisch<br />
gesehen einen Mix aus traditioneller mit<br />
westlicher Kleidung getragen. Männer tragen farbenprächtige,<br />
gewachste Tuniken aus Baumwolldamast<br />
– die meist im Set mit Hose so um die €<br />
100,- kosten – aber manchmal ganz schön krumm<br />
und schief genäht sind *kicher*...kombiniert mit<br />
cooler Sonnenbrille, Lederjacke und natürlich einem<br />
riesigen teils bis zu 10 Meter langem Schal,<br />
der kunstvoll um den Kopf als Turban inkl. Gesichtsschleier<br />
getragen wird. Je größer der Turban<br />
und leuchtender die Farben, desto beeindruckender<br />
kommen die Kerle des Weges.<br />
die älteren Frauen tragen Meist die<br />
traditionelle Bekleidung in wunderbaren Farben,<br />
Gewänder in leuchtendem Smaragdgrün<br />
und schimmerndem Königsblau darüber einen<br />
indigogefärbten, schimmernden Schal oder auch<br />
schlicht in Schwarz teils mit Stickerei, der meist<br />
nur die Haare, aber oft nicht die wirklich wunderschönen<br />
Gesichter bedeckt. Die jüngeren Frauen<br />
tragen neben westlicher Kleidung ebenso traditi-<br />
20 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
onelle Wickelgewänder in den allerschönsten Farben<br />
und Mustern, als auch Kapuzenkaftane wie in<br />
Marokko üblich. Komplette Verschleierung wie<br />
ich es in Marokko und auch im Mittleren Osten<br />
viel gesehen habe, erblickt man eher selten.<br />
da ich selber nicht wirklich im typischen<br />
„Sahara Safari Abenteuer“ Touristenoutfit – Hose<br />
mit mindestens 25 Taschen, abnehmbaren Beinen<br />
und 27 Reißverschlüssen – herumlaufe, sondern<br />
sowieso am liebsten weitere Kleider und traditionelle<br />
„Sarrouel“ Hosen trage und fast nie ohne<br />
meterweise Schal um den Hals aus dem Haus<br />
gehe, war ich ganz gut angepasst und bin lustigerweise<br />
im Souk meistens auf arabisch und sehr<br />
selten auf französisch angesprochen worden.<br />
ich bin iMMer wieder erstaunt darüber,<br />
wie viele westliche Frauen jenseits vom Strand<br />
mit extrem freizügiger Kleidung, egal ob in Marokko<br />
oder auch jetzt in Algerien zu sehen, herumlaufen.<br />
Letztendlich braucht man sich dann<br />
nicht wundern, wenn man erstens permanent<br />
von Kerlen angegraben wird, zweitens im Souk<br />
total überhöhte Preise bezahlt und drittens zwar<br />
von der lokalen Bevölkerung toleriert wird – „es<br />
sind ja nur Touristen“ – einem aber kein ehrlicher<br />
Respekt entgegengebracht wird. Natürlich<br />
tragen Mädchen und Frauen in arabischen Ländern<br />
auch normale und teils auch extrem körperbetonte<br />
Kleidung, aber Frauen aus Europa bzw.<br />
den westlichen Ländern haben leider auch mitten<br />
in der Wüste teilweise schon einen gewissen<br />
Ruf weg. Eine Sache, die ich nie verstehen werde:<br />
Warum sich z.B. ein 22-Jähriger eine 50-jährige<br />
Freundin aus Europa anlacht; ja, es geht um<br />
Geld, natürlich. Eine Art käuflicher Liebe, an der<br />
auch immer öfter junge Tuareg, die im Tourismus<br />
arbeiten, Geschmack finden. Naja, es muss<br />
jeder selber wissen, was er macht.<br />
die ersten anderthalb wochen war<br />
ich offline unterwegs und habe erst irgendwann<br />
im Internetcafé in Djanet – wo die Verbindung<br />
übrigens erstaunlich schnell ist – von den Ereignissen<br />
in Tunesien, Ägypten und auch von Unruhen<br />
im Norden gelesen, davon hatte man offline<br />
überhaupt nichts mitbekommen; generell werden<br />
in Djanet spätestens um 20 Uhr die Bürgersteige<br />
hochgeklappt. Nachdem ich dann noch erfolgreich<br />
einen Tag mit Mokthar und dreien seiner<br />
Dromedare irgendwo außerhalb von Djanet verbracht<br />
hatte – und endlich(!!!) damit jemanden<br />
gefunden hatte, der mir beibringt, wie man einen<br />
Sattel auf das Tier schnallt, aufspringt, ohne dass<br />
man runterfällt und anschließend das Tier dazu<br />
bewegt, sich auch zu bewegen - sind wir am nächsten<br />
Tag insgesamt zu fünft Richtung Tadrart aufgebrochen.<br />
Das Gebiet Tadrart ist Richtung Libyen<br />
gelegen und Teil des Nationalparks.<br />
auF der strasse richtung libysche Grenze<br />
ging es dann irgenwann mal rechts weg in eine<br />
Landschaft die an überdimensionale Kiesgruben<br />
erinnert, unterbrochen von grandios geschichtetem<br />
Schiefer links und rechts der Piste - die man<br />
sich aber vorstellen muss, weil für den normalen<br />
Mitteleuropäer außer ein paar halb verwischter<br />
Autospuren nix erkennbar ist. Hier und da tauchen<br />
wie aus dem Nichts auf dem Boden bittere<br />
Wüstenmelonenkolonien in saftigen Grüntönen,<br />
ausgebleichte Kamelgrasbüschel, stachelige Akazien<br />
und Tamarisken auf, bis man über erste, größere<br />
Dünen in einen weiten und viele Kilometer<br />
langen Wadi fährt.<br />
von dieseM wadi ausgehend sind wir täglich<br />
in eine andere, atemberaubende Landschaft<br />
eingetaucht. Orte mit noch mehr jahrtausendealten<br />
Steingravuren und filigranen Felsmalereien,<br />
durch einen Wadi, in dem die Rosen von Jericho
wachsen; Dünen, die wie gigantische Wellen die<br />
Berge hoch schlagen, vorbei an Felsen „made by<br />
mother nature“ in Formen von Igeln, Kamelen<br />
oder Hubschraubern; sanfte Ebenen, in denen<br />
man, wenn man sehr viel Glück hat, Gazellen<br />
grasen sehen kann; unberührte Dünen die bis<br />
zu 400m hoch sind, Sand und Gestein in allen erdenklichen<br />
Farben und Formen. Sehr speziell sind<br />
dort einige Orte an denen sich mehr als 2000 Jahre<br />
alte Tonscherben finden lassen – die man besser<br />
in Algerien lässt – aber die sich auch sehr nett fotografieren<br />
lassen, besonders im Licht kurz nach<br />
Sonnenaufgang. Das war ein bisserl wie Schatzsuche;<br />
und Archäologin wäre vielleicht auch ein<br />
passender Job für mich gewesen...<br />
ein eher seltsaMes geFÜhl hatte ich, als<br />
auf einmal ein paar Pick-Ups mit sonnenbebrillten<br />
Kerlen, Turban auf dem Kopf und Waffen in Griffweite<br />
auf uns zukamen und mich als erstes fragten,<br />
wo mein Reisepass ist und mir am liebsten sofort<br />
meinen Schal über den Kopf gezogen hätten...<br />
aber nur für ein paar Augenblicke, bis ich gemerkt<br />
habe, dass es die Spezialeinheit ist, die zum Schutz<br />
der Besucher, etc. in der Region patrouilliert.<br />
Kommentar von Mohammed: „Ach, die waren eh´<br />
letzte Nacht ganz in unserer Nähe, die haben auch<br />
Nachtsichtgeräte…“. Na toll,... wenn man dann mal<br />
hinter die Düne geht, *ahem*!<br />
gesProchen habe ich meistens eine Art<br />
„Wörtersalat“ aus meinen arabisch & marokkanisch<br />
Sprachkenntnissen, gespickt mit einzelnen<br />
Wörtern französisch, da diese Sprache wenigstens<br />
in geschriebener Form für mich halbwegs<br />
verständlich ist, deren Aussprache für mich allerdings<br />
noch ein Buch mit sieben Siegeln ist;<br />
dann Englisch, was aber außer Mohammed niemand<br />
wirklich gesprochen hat, und Tag für Tag<br />
kamen immer mehr Wörter in Tuareg-Sprache<br />
„Tamashek“ dazu... eine vom Sound her für meine<br />
Ohren total faszinierende Sprache<br />
ach ja, die töchter und söhne der Wüste<br />
von heute sind übrigens genauso im Web 2.0 unterwegs<br />
wie wir, nutzen Facebook & Twitter, und<br />
auch das Apfeltelefon hat den Weg in die Weiten<br />
der Wüste gefunden. Auf Facebook kann man offene<br />
Gruppen finden und beitreten, wenn man den<br />
Begriff „Tuareg“ eingibt. Musiker wie Bambino,<br />
Atri NÁssouf oder Bands wie Tianriwen, Tamikrest<br />
oder Terakaft haben Fanseiten auf Facebook<br />
und sind auch auf YouTube zu finden. Eine sehr interessante<br />
Seite im Netz ist www.temoust.org die<br />
auf französisch und teilweise englisch lesbar ist.<br />
Bei traditionellen Tuareg-Festivals wie z.B. dem<br />
„Sebeiba“ in Djanet kann man ab und an Jungs<br />
in wunderbar traditioneller Kleidung auf noch<br />
prächtiger geschmückten Dromedaren beobachten<br />
– Szenen wie aus einer anderen Zeit. Und auf<br />
einmal wird das Phone aus einem bestickten Ledertäschchen<br />
gezückt, was für uns ziemlich amüsant<br />
aussieht, dort aber völlig normal ist. Mohammed<br />
erzählte mir von einer Begegnung mit einem<br />
seiner Gäste, der erstaunt war Netbook & iPhone<br />
vorzufinden und kommentierte dies mit: „Technik<br />
kann man auch mit unserem Geld kaufen...“<br />
eine reise in die sahara ist auch in der<br />
heutigen Zeit immer noch ein Abenteuer. Mit einer<br />
Portion Gelassenheit und Humor für manche<br />
Dinge, die so anders sind, dass wir sie oft nicht auf<br />
Anhieb verstehen, kann es aber zu einer wunderbaren<br />
Zeit werden. Es gibt einen Spruch der heißt<br />
„Wer in die Wüste geht, wird nicht mehr derselbe<br />
sein wenn er aus der Wüste wieder herauskommt“...<br />
da ist wirklich was Wahres dran.<br />
Fazit Meiner reise: Es ist gut, mindestens<br />
einen Tuareg seines Vertrauens zu kennen und ich<br />
kann sagen, dass ich mich die gesamte Zeit weder<br />
in irgendeiner Form unsicher noch unwohl gefühlt<br />
habe. Mir sind alle Leute, mit denen ich unterwegs<br />
war und die ich getroffen habe mit viel<br />
Würde, Anstand und Respekt begegnet und ja....<br />
über die autorin:<br />
Aufgewachsen unter bayrisch blau-weißem<br />
Himmel, wohnhaft im Mittelnorden<br />
Deutschlands lebt Petra Hassan ein Leben<br />
zwischen Orient und Occident. Ranipink ist<br />
der Name ihres kleinen Labels unter dem sie<br />
ihren permanenten *Inspirationssalat* (O-<br />
Ton Petra Hassan) im Kopf in Kleidung, Accessoires<br />
und Wohnaccesoires umsetzt und<br />
verkauft. Als Kontrast- und Entspannungsprogramm<br />
arbeitet sie noch für H&M, wenn<br />
sie nicht gerade mal wieder auf dem fliegenden<br />
Teppich unterwegs ist. www.ranipink.de<br />
ich werde da auf jeden Fall wieder hinreisen. Die<br />
ersten persönlichen Kontakte in die Sahara haben<br />
mit Facebook angefangen, ich weiß nicht ob es Instinkt<br />
oder Glück war die richtigen Leute zu treffen,<br />
Freundschaft aufzubauen und anzufangen zu vertrauen;<br />
was ist schon sicher in der heutigen Zeit?<br />
Eines weiß ich aber sicher: Da ist jemand, der immer<br />
die Hand über mich hält, egal wohin ich gehe<br />
und egal was ich mache und ich bin dankbar dafür,<br />
jeden Tag! Mehr Informationen unter:<br />
http://www.ranipink.blogspot.com/<br />
http://www.temoust.org/<br />
http://www.desertconvoy.com/<br />
http://www.sandmeere-reisen.de/<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 21
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
daWandas<br />
Modische<br />
Weltreise<br />
iMMer Mehr internationale anbieter nutzen den deutschen<br />
online-MarktPlatz daWanda, uM ihre Produkte zu Präsentieren.<br />
auF deM daWanda-blog konnte Man Jüngst eine ausWahl<br />
der internationalen label bei daWanda beWundern.<br />
zuerst begeben wir uns auf eine kleine<br />
Reise nach Prag, wo das junge Label Sistersconspiracy<br />
zu finden ist. Jung und unverbraucht kommen<br />
die Designs daher. Die graphischen Elemente<br />
und frischen Farben sind meisterlich kombiniert<br />
und wirken stylisch, ohne aufdringlich zu sein.<br />
22 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
Foto links und oben: Sisterconspirancy<br />
VON DANA LI EVERS<br />
weiter geht es auf unser modischen Weltreise<br />
nach Israel: Hierher kommt Gal Stern, die mit<br />
ihrem Slogan “Dare to Wear” genau ins Schwarze<br />
trifft. Oder ins Goldene? Denn die junge Designerin<br />
schmiedet uns allen Ernstes Edelmetalle ans<br />
Bein! Ihre Strumpfhosen werden aufwendig per<br />
Hand bedruckt und machen auch ein schlichtes<br />
Outfit zu einem echten Fashion-Highlight, auf das<br />
man bestimmt angesprochen wird.<br />
Foto unten und ganz oben: Gal Stern
Foto links<br />
und unten:<br />
Three Little Ducks<br />
unsere nächste station ist Australien: Denn da<br />
kommen die drei kleinen Enten, Verzeihung, die Three Little<br />
Ducks her, hinter denen die Designer Katherine Humphery<br />
and Patrick McDermott stehen. Ihre Mode ist klassisch, modern<br />
und clean. Mit einer seltenen Perfektion entwerfen sie<br />
ihre Kleider, die zu jedem Anlass passen, bei dem es etwas<br />
chicer sein soll. Und auch mit Mustern und Farben können<br />
sie sehr gut umgehen, wie Ihr oben und unten seht.<br />
nun sind wir wirklich schon rum gekommen auf<br />
unser virtuellen Reise, lasst uns also nach Deutschland<br />
zurückkehren, genauer gesagt nach Berlin. Die letzte Designerin,<br />
die wir Euch heute vorstellen, heißt Adriana Rica.<br />
Ihre Mode ist etwas für jeden Tag, sie ist feminin und bezaubernd.<br />
Adriana mixt unifarbene Baumwolle mit kleinen<br />
Blütenmustern und arbeitet in ihre Designs so unverwechselbare<br />
Details ein. Die Sonne darf scheinen, die heißen<br />
Tage dürfen kommen – outfitmäßig sind wir bereit.<br />
Fotos unterliegend<br />
und ganz oben:<br />
Adriana Rica<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 23
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
schatz,<br />
Wir Müssen<br />
renovieren ...<br />
24 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
VON SANDRA PRüSSMEIER<br />
der vorliegende innendekorations-vorschlag staMMt von deM blog „lila-lotta“, den sandra<br />
PrüssMeier betreibt. sie beschreibt sich und ihr PrograMM selbst so: „bunt, leidenschaFtlich<br />
und turbulent geht es hinter den kulissen Meines blogs „lila-lotta“ zu. drei kinder, ein liebevoller<br />
Mann und hund hugo halten Mich körPerlich Fit. als reMscheider Frohnatur und iM bergischen<br />
land auFgeWachsen, lebe ich seit FünF Jahren Mit Meiner grossFaMilie in der nähe von her-<br />
Ford. nähen, FotograFieren, graFiken erstellen und bloggen sind Wundervolle Möglichkeiten,<br />
bei denen ich Mich so richtig austoben kann...“. text und alle Fotos: sandra PrüssMeier.<br />
„schatz, wir MÜssen renovieren!“ – Das ist mittlerweile bei mir<br />
zu Hause und auf meinem Blog zu einem geflügelten Wort geworden. Aber<br />
dieser Satz löst ganz unterschiedliche Reaktionen bei den Beteiligten aus:<br />
Ich bin begeistert, denn ich kann nun wieder meiner Phantasie freien Lauf<br />
lassen und aus Altem und Neuem, aus Stoffen und Farben, aus Krimskrams<br />
vom Boden und Schrott aus dem Keller etwas Neues und Schönes entstehen<br />
lassen. Die Mitglieder der Community, die mal oder auch regelmäßig meinen<br />
Blog besuchen, freuen sich über die neuen Ideen, die ich wieder verwirklicht<br />
habe und dass sie verfolgen können, wie etwas entsteht. Unsere Haus- und<br />
Hofhandwerker reiben sich die Hände, dass sie wieder bei uns Hand anlegen<br />
und Unmengen von Rechnungen schreiben können. Unsere Kids sind entsetzt,<br />
denn jetzt heißt es wieder früher aufstehen, weil die „Arbeitsmänner“<br />
im Anmarsch sind. Und mein Mann? Mein Mann bekommt die Krise... Denn<br />
eigentlich ist „Schatz, wir müssen renovieren...“ eine never ending story.
gerade jetzt ist auF MeineM blog<br />
sozusagen Volume 4 zu bewundern und man kann<br />
mitverfolgen, wie ich meine Ideen umsetze. Ein<br />
kleiner Auszug gefällig? Kein Problem! Schatz, wir<br />
müssen renovieren 4.... Das ganze Renovierungsprozedere<br />
hatte vor Weihnachten angefangen und<br />
war nach vielen Schwierigkeiten, Problemen und<br />
Verzögerungen am 9.Mai (!!!) endlich und zum<br />
Glück beendet worden. Aber dann war es soweit:<br />
Der Hausflur war fertig! Die neuen Fliesen lagen,<br />
und die Treppe war vom Teppich und von diversen<br />
Lackschichten aus acht Jahrzehnten befreit. Die alten<br />
Dielen und das ganze Holz strahlten. PUUUH!<br />
Aber ich glaube, es hat sich gelohnt:<br />
das schliMMste war: Ich konnte eine<br />
ganze Weile nicht in mein Arbeitszimmer, da<br />
die Stufen zwischen Wohnung und Arbeitszimmer<br />
frisch lackiert bzw. versiegelt waren. Und da<br />
musste ich doch dringend hin, um meine Deko-<br />
Ideen zu verwirklichen. Die Wartezeit habe ich<br />
dann aber genutzt und viele Boards von Pinterest<br />
durchkreuzt. Ich konnte mich kaum trennen von<br />
so vielen genialen DIY-Ideen. Aber endlich ging es<br />
los, das Bastelfieber erreichte seinen Höhepunkt.<br />
Die bebilderte Entstehungsgeschichte für die neue<br />
Wand- Deko kann man hier ringsum sehen.<br />
der zusPruch in MeineM blog war riesig<br />
und hat mich sehr gefreut. Und motiviert, denn<br />
was kommt nach Vol.4 ??? Na klar, Vol. 5! Ich habe<br />
das Gefühl, als bräuchte unser Schlafzimmer eine<br />
neue farbliche Alltagskultur. Und natürlich neue<br />
Wand-Deko....<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 25
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
eine gesunde<br />
Portion Wahnsinn<br />
sina trinkwalder ist nicht einmal Mitte<br />
dreißig. Aber sie ist bereits weit gekommen:<br />
mit rund zwanzig Jahren gründete sie ihre eigene<br />
Agentur in Augsburg, war dreizehn Jahre lang<br />
Vollblutwerberin. Und entschloss sich dann, das<br />
Agenturleben beiseite zu schieben und erneut zu<br />
gründen – und zwar ausgerechnet in einer Branche,<br />
die in Augsburg als erledigt gilt: der Beklei-<br />
26 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
dungsbranche. Es war der Ärger über grenzenlosen<br />
Konsum, über Verschwendung wertvoller<br />
Ressourcen, der schamlose Umgang mit Arbeitskraft<br />
und soziale Ungerechtigkeiten, die so nicht<br />
sein müssten. Um diesen Ärger ein Stück weit aus<br />
der Welt zu räumen und aufzuzeigen, dass etwas<br />
bewegt werden kann, wenn man nur will, wagte<br />
Sina das, was sonst keiner mehr wagen wollte.<br />
VON ANISSA STETTNER<br />
in augsburg wird wieder kleidung produziert. und<br />
das ökologisch und sozial korrekt. an einem textilstandort,<br />
der bereits für tot erklärt wurde, setzt sina<br />
trinkwalder mit ihrem jungen startup Manomama<br />
ein Projekt um, das viele für undurchführbar hielten.<br />
Bei Manomama herrscht ein angenehmes Betriebsklima; das rührt nicht zuletzt daher, dass den<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angemessene Löhne bezahlt werden. Foto: Manomama.<br />
augsburg war einMal ein wichtiger<br />
Standort der deutschen Textilindustrie. Das textile<br />
Handwerk trug bereits vor der Industrialisierung<br />
zur Blüte und zum Wohlstand der Stadt bei<br />
und prägte im weiteren 19. Jahrhundert sogar ein<br />
ganzes Stadtviertel Augsburgs. Schwere Zeiten<br />
brachen an, als ab Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />
Krisen und billigere Produktionsstandorte<br />
eine Textilfabrik nach der anderen in die Knie<br />
zwangen. Zu Beginn dieses Jahrhunderts gab es<br />
in Augsburg gerade einmal ein trauriges Restchen<br />
dessen, was einmal war. Aber zurück zu Sina.<br />
drei jahre beFand sich Sina Trinkwalders<br />
Projekt in der Planungsphase, dann war es im<br />
April 2010 soweit: Manomama ging an den Start.<br />
Mit Bekleidung, die nicht nur direkt in Augsburg<br />
produziert wird, sondern auch noch ökologisch<br />
korrekt ist. Korrekt bis hin zum Nähzwirn und<br />
dem Wäscheetikett. Denn die Rohstoffe und Materialien<br />
werden von regionalen Produzenten<br />
bezogen. Im Fall der Bio-Baumwolle reichen die<br />
veranschlagten 250 Kilometer nicht mehr aus; die<br />
Baumwolle wird aber dennoch vom nächstmöglichen<br />
Produzenten bezogen, und der sitzt in der<br />
Türkei, nicht in Indien. Alle Rohstoffe lässt Manomama<br />
in der Region verarbeiten und veredeln. So<br />
wird zum Beispiel für eine neue Produktlinie, die<br />
im Juli startet, Denim aus echtem Zwirn gewebt.<br />
Nicht in Übersee, sondern ganz nah und auf Webstühlen,<br />
die eigentlich schon im Museum stehen:<br />
nämlich im Augsburger Textilmuseum.
der nachhaltigkeitsgedanke hört bei Manomama aber nicht bei<br />
Produkten, Zulieferern und Rohstoffen auf. Zur Unternehmensphilosophie<br />
der Manufaktur gehört außerdem, Angestellten einen angemessenen Lohn<br />
zu zahlen - zwischen elf und zwölf Euro verdienen die Näherinnen und Näher<br />
-, das Arbeiten in einer für alle angenehmen Umgebung stattfinden zu lassen<br />
und besonders denen einen Job zu bieten, die einen Wiedereinstieg in die<br />
Arbeitswelt wollen. Das Team besteht aus Fachkräften, die allesamt aus der<br />
Textilindustrie kommen und reichlich Erfahrung mitbringen.<br />
„die gesunde Portion wahnsinn,<br />
die uns dinge erreichen lässt,<br />
die wir als unMöglich erachteten.“<br />
[sina trinkwalder]<br />
weiteren Fachlichen rat holt sich Sina Trinkwalder immer dann<br />
dazu, wenn sie etwa ein neues Produkt einführen möchte, aber noch ein paar<br />
Tipps in Sachen Technik braucht. Und dazu sucht sie ausschließlich Handwerker<br />
und Meister auf, die oft längst im Ruhestand und manchmal auch schon<br />
fast die letzten ihres Standes sind. Von denen lässt die Chefin sich dann persönlich<br />
erklären, wie die Dinge funktionieren, legt selber Hand an und fragt nach.<br />
stichwort „ProduktionsuMstände“ – Transparenz wird<br />
bei Manomama groß geschrieben. Dazu gibt es nicht nur die Kommunikationskanäle<br />
im Social Web (Twitter, Facebook, manomama-Blog), über<br />
die Sina und ihr Team Fangemeinde mit News, Fakten und Hintergrundgeschichten<br />
auf dem Laufenden halten und persönlich mit ihren Kunden im<br />
Dialog stehen. Jedes Kleidungsstück hat ein sogenanntes „Sauberes Etikett“,<br />
Die Autorin betreibt den Blog handmade2.0 (http://handmadezwonull.blogspot.com/)<br />
auf dem genau steht, was verwendet wurde. Ein weiteres Novum: der Kunde<br />
erfährt, wer das Kleidungsstück gefertigt hat und kann sich auf der Manomama-Webseite<br />
sogar direkt bedanken. Somit bekommt das Kleidungsstück<br />
ein Gesicht und eine Geschichte, die der Kunde dann selber weiterschreibt.<br />
die so entstehenden kollektionen können Kunden über drei Vertriebskanäle<br />
beziehen. Da wäre zunächst der Onlineshop, in dem die gesamte<br />
aktuelle Kollektion angeschaut und bestellt werden kann. Mehr noch, fast alle<br />
Teile sind individualisierbar. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen<br />
Farbtönen und kann zum Beispiel Ärmel auch kürzer oder länger bestellen,<br />
denn jedes Teil wird nach Kundenauftrag zugeschnitten und gefertigt.<br />
neben deM onlineshoP gibt es das Netzwerk der Manomamas und<br />
Manopapas - engagierte Menschen vor Ort in der gesamten Bundesrepublik,<br />
die auf Wunsch zu den Kunden zu einem sogenannten „Mittmachtreff“ nach<br />
Hause kommen, die aktuellen Kollektionen vorstellen und Bestellungen aufnehmen.<br />
Auf Wunsch nehmen die Mitarbeiter Maß, helfen beim Aussuchen<br />
der Farben und Modelle und bringen außerdem Stoffproben und Muster mit.<br />
Manomama-Stationen, der dritte Vertriebskanal, sind noch in Planung. Sie<br />
sollen einmal in ausgesuchten Partnerläden aufgestellt werden und ausgestattet<br />
sein mit Beispielen und Proben der aktuellen Kollektionen, also ähnlich<br />
wie die Mittmachtreffen funktionieren.<br />
als ManoMaMa ganz am Anfang stand, wurde das Projekt vielfach<br />
belächelt und für unmöglich erklärt. Sinas Vorteil lag eindeutig darin, dass<br />
sie komplett privat gründete und nicht darauf angewiesen war, an Türen zu<br />
klopfen und um Gehör zu betteln. Das und das web2.0, welches zum starken<br />
Kommunikationskanal für die Marke manomama wurde: Über Facebook,<br />
Twitter und nicht zuletzt auch über das hauseigene Blog macht Sina vieles aus<br />
dem Gründungsalltag sichtbar und steht im Dialog mit Unterstützern und<br />
Kunden genauso wie mit Kritikern und den ewigen Nörglern.<br />
ein erster beweis, dass Manomama keine naive Weltverbessererträumerei<br />
ist: die Kunden, das <strong>Feed</strong>back, die Unterstützung aus vielen Ecken<br />
der Gesellschaft. Ein weiterer Beweis, dass Sina mit ihrer Manufaktur einen<br />
guten Weg eingeschlagen hat: Auszeichnungen, noch bevor Manomama ein<br />
Jahr alt wurde. Im Juni 2010 gab es den KarmaKonsum Gründer-Award; im<br />
Februar 2011 wurde das junge Unternehmen „Ausgezeichneter Ort“ im Rahmen<br />
des Wettbewerbs „Deutschland, Land der Ideen“. Ebenfalls im Februar<br />
nahm der Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung Manomama in die Liste<br />
der Aktion „Werkstatt N“ auf. Passend zum Einjährigen gab es just im April<br />
den „e-Star 2011“ in der Kategorie E-Fashion.<br />
Shop: manomama.de<br />
Manomama-Gründerzeitenblog: manomama.de/blog<br />
Twitter: twitter.com/manomama<br />
Facebook: facebook.com/manomama<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 27
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
die Welt mit<br />
KARSTEN MAROWSKI<br />
den augen sehenVON<br />
die bloggerin Julia Probst ist<br />
von geburt an gehörlos. im Web<br />
ist sie bekannt für den ableseservice<br />
während der Fußball-WM<br />
2010, bei der die lippenleserin<br />
aussprüche von spielern, trainern<br />
und schiedsrichtern twitterte<br />
sowie für diverse körperspracheanalysen<br />
von Politikern. aufmerksamkeit<br />
erregte auch ihr auftritt<br />
bei der diesjährigen re:publica in<br />
berlin. alles gründe genug sie hier<br />
etwas ausführlicher vorzustellen.<br />
zwischen deM 13. und 15. aPril fand in Berlin die Re:publica 2011,<br />
das „Klassentreffen der deutschen Blogosphäre“, statt. Am zweiten Tag der<br />
Veranstaltung stand im großen Saal des Friedrichstadtpalastes die Session<br />
„Blogger_innen im Gespräch“ auf dem Programm. Diskussionsleiter war der<br />
vor allem durch bundesradio.de bekannte Journalist und Podcaster Philip<br />
Banse; als Gesprächsgäste geladen waren der allseits berüchtigte René Walter,<br />
dessen Domain „Nerdcore“ ihm zu Jahresanfang zwischenzeitlich „abhanden<br />
kam“ (lange Geschichte; mal googeln...), der Blogger und freie ARD-Reporter<br />
Richard Gutjahr, der dieses Jahr vor allem durch seine Berichterstattung vom<br />
Tahrir-Platz in Kairo für Aufmerksamkeit sorgte, die feministische Bloggerin<br />
„Frau Lila“ aka Katrin Rönicke; und eine gewisse Julia Probst.<br />
als banse julia ankÜndigte: „...Mein nächster Gast ist von Geburt<br />
an gehörlos...“, wird sich mancher mit fein dosiertem Ausdruck der Betroffenheit<br />
gedacht haben: das stehen wir jetzt auch durch - die spannenden<br />
28 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
Foto: Sina Trinkwalder<br />
Gäste kommen ja gleich. Und dann kam Julia auf die Bühne: erfrischend<br />
unprätentiös, leidenschaftlich ihre Sache vortragend, vermittelte sie in<br />
wenigen Minuten ein unglaubliches Verständnis für die Bedürfnisse der<br />
Gehörlosen. Sicher auch dank Banses angenehm unaufgeregter Gesprächsführung<br />
und der sympathisch-souveränen Gebärdensprach-Dolmetscherin<br />
entwickelte sich ihr Auftritt zu einem der echten Highlights der diesjährigen<br />
Re:publica.<br />
julia nahM sich Mehrere stunden zeit für einen Skype-Chat, in<br />
dem sie mich zudem reichlich mit Links versorgte, die ich für diesen Beitrag<br />
nutzen konnte. Wörtliche Zitate aus dem Chat-Stream wie Zitate aus den<br />
Einträgen von Julias Blog sind in zwanglosem Wechsel in den Text eingeflochten.<br />
Die Catch Phrase ihres Blogs schien mir irgendwie sehr passend,<br />
weshalb sie hier als Artikelüberschrift auftaucht ;-). Zunächst wollte ich von<br />
Julia wissen, wie es denn zu dem Auftritt bei der Re:publica-Auftritt kam.
Wie wird man<br />
speaker bei<br />
der re:publica?<br />
„Das war eine reichlich lustige Sache. Ich wollte<br />
schon 2010 zur Republica gehen, aber sie war nicht<br />
barrierefrei. Im Herbst 2010 bat ich dann die Orga<br />
der Republica darum, sich für 2011 um Barrierefreiheit<br />
zu bemühen. Die Orga reagierte auf meine<br />
E-Mails und die Vorschläge darauf, und fragte, wie<br />
man das bestmöglichst gestalten könnte. Leider<br />
hat es dann für 2011 noch nicht geklappt.<br />
Im März 2011 hab ich dann kackdreist angefragt,<br />
ob ich Freikarten für die Republica kriegen<br />
könnte, weil sie ja nicht barrierefrei ist. Da kam<br />
dann die Mail zurück, dass man mich sowieso noch<br />
als Speakerin einladen wollte, da ich im Netz für<br />
meinen Ableseservice und für die Interpretation<br />
der Westerwelle-Rede bekannt bin. Da hat´s mich<br />
schon ziemlich vom Hocker gehauen. Ich mein –<br />
da bewerben sich doch alle möglichen Leute als<br />
Speaker für die Republica und MICH laden sie ein.<br />
Ich hatte bei den Call-for-Papers überlegt, ob<br />
ich selbst eine Bewerbung als Speakerin einreiche,<br />
aber den Plan doch wieder verworfen, weil ich es<br />
mir nicht zugetraut habe, vor sovielen Menschen<br />
zu reden. Als es dann doch dazu kam, war es gar<br />
nicht so schlimm, wofür ich Philip Banse sehr<br />
dankbar bin, denn mit seiner unaufgeregten Art<br />
die Fragen zu stellen, war es ein Selbstläufer.“<br />
Was ist eigentlich<br />
ein cochleaimplantat?<br />
Bei ihrem Re:publica-Auftritt wurde Julia<br />
von einer Gebärdensprachdolmetscherin unterstützt.<br />
Im Grunde benötigt Julia aber keinen Dolmetscher<br />
um sich mit hörenden Menschen zu verständigen.<br />
J.P.: „Die Gebärdensprache ist nicht meine Muttersprache;<br />
das ist die Lautsprache. Ich bin zwar<br />
gehörlos, habe aber eigentlich keine echte Gehörlosen-Identität.<br />
Ich fühle mich in der Welt der Hö-<br />
renden zu Hause. Ich bezeichne meinen Hörstatus<br />
immer so: Ohne Cochlear-Implantat gehörlos, mit<br />
Cochlear-Implantat schwerhörig. Also von der kulturellen<br />
Identität her als hörend. Das CI erleichtert<br />
mir die Kommunikation in einer größeren Gruppe,<br />
obwohl es mir nur selten ein freies Hörvermögen<br />
ohne Lippenlesen ermöglicht. Im Kino oder in<br />
der Disco habe ich es gerne an, Aber ich bin nicht<br />
darauf angewiesen.“<br />
Ein Cochlea-Implantat (kurz CI) ist grob gesprochen<br />
eine relativ komplexe Apparatur, die<br />
Betroffenen implantiert werden, um ihnen im<br />
günstigsten Fall den Gehörsinn zu induzieren (wer<br />
Genaueres wissen möchte mal den entsprechenden<br />
Wikipedia-Artikel lesen). Da die Gerätschaft in Teilen<br />
implantiert wird ist Julia also strenggenommen<br />
ein Cyborg, wie sie in ihrem Blogeintrag „Hoppla<br />
ich bin ja ein Cyborg“ augenzwinkernd feststellt.<br />
In den Medien vielfach einseitig als Wundermittel<br />
angepriesen, wird es von Betroffenen zwiespältig<br />
gesehen. Einerseits können im Einzelfall<br />
außerordentliche Erfolge konstatiert werden - Fälle,<br />
in denen Betroffene durch das CI ein fast normales<br />
Gehör erlangten - andererseits gibt es auch Fälle, in<br />
denen das CI nichts gebracht hat und darüber hinaus<br />
mit einer Schmerz-Leidensgeschichte verbunden<br />
war, da die medizinischen Risiken der Operation<br />
oft unterschätzt bzw unterschlagen werden.<br />
Betroffene, bei denen die Implantation nicht zum<br />
gewünschten Erfolg geführt hat, werden mit ihren<br />
Problemen oft allein gelassen, weil in den Medien<br />
und von verantwortlichen Politikern eine geradezu<br />
euphorische Propaganda für das CI betrieben wird<br />
(nicht zuletzt hängt auch eine Industrie hinter der<br />
Cochlea-Implantations-Medizin).<br />
Schließlich impliziert und verfestigt die einseitige<br />
Kampagne für das CI die Sichtweise, dass Gehörlosigkeit<br />
etwas Minderwertiges und ganz Schreckliches<br />
für die Betroffenen sei und man den armen<br />
Menschen helfen müsse; und da es ja diese Lösung<br />
gibt, muss man sich keine Gedanken mehr um Fragen<br />
der gesellschaftlichen Inklusion von Gehörlosen<br />
oder um Fragen der Barrierefreiheit machen.<br />
In ihrem Blogeintrag „Danke, ich habe es doch<br />
schon“ beschreibt sie, wie sie, ihr Freund und ihre<br />
Dolmetscherin von einer gut meinenden aber aufdringlichen<br />
Dame belästigt wird, die ihr wiederholt<br />
nahelegt sich doch ein CI zuzulegen. Julia hatte den<br />
externen Teil der Apparatur abgenommen und in<br />
der Tasche verstaut; das Teil stört beim Knutschen...<br />
die gehörlose<br />
in der<br />
ersten bank<br />
Julia bewegt sich von klein auf ganz selbstverständlich<br />
in der Welt der Hörenden – 80 % ihres<br />
Freundeskreises sind normal Hörende. Das hat sicher<br />
auch mit dem Umstand zu tun, dass sie ihre<br />
Kindheit auf einer „normalen“ Schule verbracht<br />
hat. Mit der Einschulung stand die Frage an: Geht´<br />
s auf eine Regel- oder eine Schwerhörigenschule?<br />
Auf ihrem Blog beschreibt Julia anschaulich die<br />
Umstände ihrer Einschulung. Nachdem Ihr zunächst<br />
der Besuch einer Gehörlosen-Schule nahegelegt<br />
wurde, bekam sie dann doch die Chance,<br />
die ersten drei Schuljahre eine Regelschule zu besuchen.<br />
Julia schreibt:<br />
„Mein Platz war übrigens ganz vorne, direkt<br />
am Pult des Lehrers. In dieser Zeit wurde auch der<br />
Grundstein gelegt für meine Liebe zur Sprache<br />
und dem Schreiben im besonderen, aber auch die<br />
Ablesefähigkeit und Beobachtungsgabe konnte<br />
ich dort trainieren, denn ich passte scharf auf wie<br />
ein Schießhund, welche Bücher gerade angesagt<br />
waren und welche Hefte, denn das Klingeln der<br />
Schulglocke hörte ich ja nicht, sondern erkannte<br />
an den wechselnden Bücher und der Heften, welche<br />
ich gerade heraus holen sollte. (...) Ich bin mir<br />
heute sicher: Wäre ich gleich von Anfang an auf<br />
eine Schwerhörigenschule gegangen, hätte sich<br />
mir wohl die Schönheit der deutschen Sprache in<br />
Wort und Schrift nicht so erschlossen wie dort auf<br />
der hörenden Schule.“<br />
Allgemein hinkt Deutschland, was die schulische<br />
Inklusion von Gehörlosen angeht, im europäischen<br />
Vergleich weit hinterher. Während im Rest<br />
Europas 80 % der Gehörlosen auf eine Regelschule<br />
gehen, ist es in Deutschland genau umgekehrt:<br />
80 % der deutschen Gehörlosen besuchen Sonderschulen.<br />
Das ist nach Julias Meinung die Wurzel<br />
allen Übels:<br />
Barrieren in den Köpfen der Menschen entstehen<br />
dadurch, dass Menschen mit Behinderungen<br />
aus der Gesellschaft aussortiert werden. Würden<br />
die Kinder von Anfang von Kindesbeinen an gemeinsam<br />
aufwachsen und in den Kindergarten<br />
und zur Schule gehen, würden durch das gelebte<br />
Miteinander die Barrieren in den Köpfen ver-<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 29
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
schwinden. 80 % aller Kinder mit Behinderungen<br />
gehen auf die Sonderschule oder in einen Sonderkindergarten<br />
– alles in dieser kostbaren Zeit, wo<br />
Kinder noch keine Scheu zeigen, wo sie unbefangen<br />
auf andere Kinder zugehen und Freundschaften<br />
für das Leben schließen. ...] Wir Erwachsenen<br />
müssen dafür sorgen, dass Kinder gemeinsam beschult<br />
werden.<br />
Deutschland ist überhaupt nicht eben flächendeckend<br />
mit Angeboten für Gehörlose versorgt.<br />
Julia stammt aus einem kleinen Nest im<br />
schwäbischen Bayern Nähe Neu-Ulm. Auf die Frage,<br />
ob ihre geographische Herkunft für sie irgendeine<br />
Rolle spielt, und ob es bei ihr so etwas wie ein schwäbisches<br />
Heimatgefühl gibt, schreibt sie:<br />
Ich mag meine Heimatstadt sehr, jeder kennt<br />
hier jeden. Aber die Stadt ist halt auch tiefste Provinz.<br />
Selbst Ulm, die nächstgrößere Stadt, hat<br />
kaum Angebote für Gehörlose. Wenn ich ins Kino<br />
gehen will, dann muss ich entweder nach Stuttgart<br />
oder nach München fahren, um einen Film mit<br />
OMU [Original mit Untertiteln] anzugucken. Oder<br />
ich lese eben das Buch zum Film, aber auf diese elegante<br />
Lösung kann eben nicht jeder Gehörlose ausweichen,<br />
was an der schlechten Bildungspolitik für<br />
Gehörlosenschulen liegt. Und im Moment zieht es<br />
mich nach Berlin und ich hoffe, dass dieser Umzug<br />
klappen wird, denn Berlin ist MEIN Place to be!<br />
Es ist eigentlich merkwürdig: Ich bin ein Naturmensch,<br />
ich brauche die Natur. Und Berlin ist aber<br />
die einzige Großstadt, in der ich mich auf Anhieb<br />
wohlfühlte, was vermutlich daran liegt, dass Berlin<br />
ein bisschen kaputt ist. Unverstellter. Also quasi<br />
wie ich: Unverstellt, geradeaus und etwas kaputt. :D<br />
Julia und<br />
das internet<br />
Julia erkannte schnell die großartigen Möglichkeiten<br />
des Internets für Gehörlose. Ihre ersten<br />
Schritte ins Netz unternahm sie 1995/96 – da war<br />
sie 14/15. Damals nutzte man noch AOL. ;-) Über<br />
die Chat-Funktion nutzte sie das Internet als „Telefon“.<br />
Ihr erstes eigenes Handy bekam sie erst mit<br />
17. In einem Blogeintrag vom April 2009 schreibt<br />
Julia dazu:<br />
„Im Sommer vor meinem 18. Geburtstag kriegte<br />
ich endlich mein eigenes Handy und es war opti-<br />
30 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
mal, weil wirklich jeder ein Handy hatte und meine<br />
Mutter zurück in ihre alte Heimat zog und ich<br />
ins Münchner Internat kam. Mein eigenes Handy<br />
bedeutete für mich grenzenlose Freiheit, selbständig<br />
Termine ausmachen und eben mal nur schnell<br />
nachfragen können ohne große Umstände.<br />
Heute ist immer noch das Handy von elementarer<br />
Bedeutung, aber das Internet mit seinen<br />
Kommunikationsmöglichkeiten wie E-Mailaustausch,<br />
Chat und unzähliger Kommunikationsplattformen<br />
vereinfachten das Leben der Gehörlosen<br />
wirklich auf einen Schlag. Noch nie war es so<br />
einfach wie heute in Kontakt zu treten miteinander<br />
und in Kontakt zu bleiben.“<br />
Dann wollte ich wissen, wie ihre publizistischen<br />
Anfänge im Netz aussahen. Seit wann gibt es<br />
Blog und Twitterkanal und wie kam´ s dazu?<br />
„Ich hatte erst Twitter für mich entdeckt. Dann<br />
sagte man mir: Du solltest ein Blog darüber schreiben,<br />
wie dein Leben so ist, ohne zu hören. Das war<br />
der Anstupser für den Blog.<br />
Den Twitteraccount @EinAugenschmaus gibt<br />
es seit der Fußball-WM. Ich habe davor schon unter<br />
meinem anderen Twitteraccount den Ableseservice<br />
aufgemacht und wollte aber einen eigenen<br />
Account dafür. Ich habe zuvor eine Umfrage unter<br />
Re:publica 2011; Session „Blogger_innen im Gespräch“. Von links nach rechts: Julia Probst,<br />
Philip Banse und die Gebärdensprach-Dolmetscherin, die auf eine Frage aus dem Publikum nach<br />
ihrem Namen erklärte: Gebärdensprach-Dolmetscher seien eigentlich gar nicht da. Foto: Re:publica.<br />
meinen Followern erstellt, ob sie den Ableseservice<br />
bei jedem Spiel von Deutschland haben wollen.<br />
Und die Reaktion war eindeutig: „Ja klar.“ Also hab<br />
ich den Account aufgemacht und den Ableseservice<br />
zu jedem Spiel von Deutschland angeboten.<br />
Der Blog ist also etwas älter als der Ableseservice<br />
in seiner heutigen Form.“<br />
deutschland,<br />
land der<br />
barrieren<br />
Julia versorgte mich im Chat ständig mit Links.<br />
So kopierte sie mir einen Link von einem Obama-<br />
Video in den Chat-Stream. Ein TV-Mitschitt einer<br />
Rede des US-Präsidenten – mit Untertitel und Gebärdensprach-Dolmetscher-Einblendung:<br />
„Schau Dir<br />
mal an wie selbstverständlich die mediale Inklusion<br />
inden USA ist“, während Deutschland in der Beziehung<br />
wirklich eine Insel der Unseeligen ist:<br />
„BBC hat 100% Untertitel und Gebärdensprachdolmetschereinblendung.<br />
Wie auch die<br />
USA. Kanada. usw. Selbst die Niederlande ist bereits<br />
bei 80% Untertitel angelangt. Österreich hat<br />
50-60 %. In China wird alles auf mandarin unter-
titelt. In Japan war bei der Tsunami-Katastastrophe selbstverständlich alles<br />
mit Untertitel und Dolmetscher. In Australien bei der Pressekonferenz zu<br />
dem Zyklon Yasni stand selbstverständlich eine Gebärdensprachdolmetscherin<br />
bei der Pressekonferenz neben der australischen Ministerin. In<br />
Neuseeland ist die Gebärdensprache offizielle Amtssprache.<br />
Sogar bei der Revolution in Ägypten wurden im dortigen Fernsehen<br />
Untertitel und Gebärdensprachdolmetscher eingeblendet. Warum ist das<br />
Deutschland nicht möglich, wenn das ein Schwellenland wie Ägypten hinkriegt?<br />
In Deutschland sieht es mit der Barrierefreiheit wirklich erbärmlich<br />
aus. Gehörlose können im Notfall die Polizei oder einen Krankenwagen<br />
nicht mal simpel über eine SMS bestellen.“<br />
Unter der aktuellen Bundesregierung hat sich die Behindertenpolitik eindeutig<br />
verschlechtert, sagt Julia. Am deutlichsten zeigt sich das in dem Plan, ab<br />
2013 eine Rundfunkgebühr auch von Gehörlosen zu verlangen, ohne im Geringsten<br />
das Angebot für die betroffene Gruppe zu verbessern:<br />
J.P.: „Die Änderungen treten am 1. Januar 2013 in Kraft, wenn bis spätestens<br />
zum 31. Dezember 2011 eine Ratifizierung durch alle Bundesländer<br />
stattfindet. Die dürfen das nicht ratifizieren. Und wenn doch: Ich zahle nicht.<br />
Ich sehe nicht ein, warum ich zahlen soll – für welche Leistung? In England<br />
zahlen Gehörlose wie jede andere auch die Gebühren und bekommen dabei<br />
aber auch eine gleichwertige Leistung für ihr Geld.<br />
Das Fernsehen ist für Gehörlose ein unschlagbares Informationsmedium,<br />
weil Gehörlose ja an sich sehr visuelle Menschen sind. Im Grunde kommen<br />
die Fernsehanstalten ihrer Pflicht nicht nach, die in der Verfassung garantierte<br />
Grundversorgung zu gewährleisten.<br />
Julias rolle als sprachrohr<br />
für barrierefreiheit<br />
und was sie sich von<br />
der zukunft erhofft<br />
Julia ist eigentlich keine typische Vertreterin der Gehörlosen-Kultur. Sie<br />
bewegt sich von klein auf in der Welt der Hörenden und fühlt sich dieser<br />
zugehörig. Insofern wundert sie sich selbst, darüber, dass ausgerechnet sie<br />
zum Aushängeschild des Kampfes für bessere Inklusion und Barrierefreiheit<br />
wurde.<br />
J.P.: „Eigentlich ist es schon sehr ironisch, dass ich als eigentlich Außenstehende<br />
für eine bessere Inklusion der Gehörlosen sowie Barrierefreiheit für<br />
Gehörlose im Fernsehen kämpfe. Ich habe nicht das Gefühl, dass es für mich<br />
automatisch vorgegeben war, dass ich zu einer Speerspitze werde im Internet<br />
werde, was die Barrierefreiheit und Inklusion der Gehörlosen angeht. Es hat<br />
sich so ergeben und ich bin mit dieser Rolle sehr zufrieden.“<br />
KM.: Du kriegst ja – vorher schon – aber sicher erst recht nach Deinem Auftritt<br />
bei der Republica viele Anfragen zu den Themen, mit denen Du bekannt ge-<br />
worden bist. Könntest Du Dir vorstellen, dass Dir das irgendwann mal auf den<br />
Wecker geht, immer dieselben Fragen gestellt zu bekommen und lieber über<br />
ganz andere Dinge sprechen willst? Im Moment noch nicht, wie es scheint.<br />
J.P.: Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass es mir irgendwann auf den<br />
Wecker gehen wird, immer wieder die gleichen Fragen gestellt zu bekommen,<br />
aber ich tröste mich damit, dass es nie genug Aufklärung geben kann.<br />
Ewig werde ich sicher nicht die Aufklärungsarbeit betreiben, das weiß ich<br />
jetzt schon. Aber so lange ich Spaß daran habe, werde ich das weiterhin tun<br />
und eine Ansprechpartnerin sein.<br />
Auf meine Abschlussfrage, was die Zukunft bringen wird; was ihre Pläne<br />
und Träume sind antwortetet Julia:<br />
„Ich hoffe sehr, dass ich am Ende des Jahres 2011 in Berlin wohne und dort<br />
glücklich werde. :) Ich wünsche mir, dass meine Aufklärungsarbeit nicht<br />
umsonst war, dass ich wirklich irgendwann mal zu meinen Kindern, die ich<br />
hoffentlich mal habe, sagen kann: „Gut, es kommt alles mit Untertitel und<br />
Gebärdensprache im Fernsehen, aber das bedeutet noch lange nicht, dass du<br />
jeden Scheiß angucken musst im Fernsehen!“ Und dass ich als Mutter echte<br />
Wahlfreiheit habe, auf welche Schule ich mein Kind schicken werde – auf die<br />
normale Schule oder auf die Gehörlosenschule. Und es eigentlich egal ist, ob<br />
mein Kind dort oder dort auf die Schule geht, weil die Bildung gleich gut ist.“<br />
Man findet Julia im Web unter:<br />
http://meinaugenschmaus.blogspot.com/<br />
http://twitter.com/#!/einaugenschmaus<br />
Julia Probst. Foto: privat.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 31
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
dirk baraneks<br />
„FünF bücher“<br />
bei „FünF bücher“ geht es uM bücher, ihre haPtische Qualität und uM Menschen, denen bücher<br />
etWas bedeuten. Melanie voss und PhilliPe Wyssen, die initiatoren dieses neuen sPannenden Webangebots,<br />
bitten Menschen, ihnen ihre FünF bücher vorzustellen, die sie nie durch digitalisierte<br />
Fassungen ersetzen Würden. unter andereM Wurde der Freie online-Journalist dirk baranek<br />
nach seinen toP Five beFragt.<br />
JENSEITS VON GUT UND BöSE.<br />
ZUR GENEALOGIE DER MORAL.<br />
jenseits von gut und böse – Als ich<br />
mich durch dieses Traktat mit 17 durchgewühlt<br />
hatte, sah die Welt da draußen auf einmal völlig<br />
anders aus. Dieser Text zertrümmert die Götzen<br />
letztlich menschenfeindlicher Moralisierei und<br />
hinterließ bei mir ein Gefühl<br />
endloser Freiheit. Endlich<br />
die Panzer des kleinbürgerlichen<br />
Umfeldes abgestreift.<br />
Seitdem komme ich mit dionysischem<br />
Humor besser<br />
durchs Leben.<br />
32 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
Autor: Friedrich Nietzsche<br />
KüHE IN HALBTRAUER<br />
kÜhe in halbtrauer – Schmidt Romane<br />
müssen zwar unter Einbeziehung der soziokulturellen<br />
Bedingtheiten der bundesdeutschen Gesellschaft<br />
der 50/60er gelesen werden, denn manches wirkt heutzutage<br />
etwas seltsam verschwiemelt und verdruckst.<br />
Viel wichtiger für mich aber: die Schmidt’sche Kühnheit,<br />
mit der er Sprache aufdröselt,<br />
neu zusammenbaut und sich dabei<br />
einfach alles rausnimmt. Mit<br />
dieser Grundhaltung geht man<br />
ganz anders an die Textarbeit. Es<br />
macht mehr Spaß.<br />
Autor: Arno Schmidt<br />
zur person<br />
Dirk Baranek ist für diverse Unternehmen<br />
als Freier Online-Journalist tätig und lebt in<br />
Stuttgart. Nach einer Jugend in Ostwestfalen<br />
hat er in Berlin Geschichte und Spanisch<br />
studiert und sich in der deutschen Comic-<br />
Szene mit JOCHEN Enterprises als ambitionierter<br />
Verleger versucht. Inzwischen als<br />
Autor vor allem bei Twitkrit präsent – „zum<br />
total unambitionierten Privatvergnügen”.<br />
Foto: Flickr / Mario Sixtus.<br />
TyRANN BANDERAS. ROMAN<br />
DES TROPISCHEN AMERIKA.<br />
tyrann banderas: roMan des troPischen<br />
aMerika – Ein hierzulande völlig unbekannter<br />
spanischer Autor. Gewalttätig, obszön und absurd<br />
ist die 1926 erschienene Geschichte eines Diktators<br />
und seines Untergangs. Erscheint angemessen angesichts<br />
brutaler Machtverhältnisse,<br />
deren Zeuge Valle-Inclán in<br />
Mexiko hautnah wurde. Davon<br />
abgesehen ein sprachlich immer<br />
wieder überraschendes und mit<br />
einem unerbittlichen Humor ausgestattetes<br />
Meisterwerk.<br />
Autor: Ramón del Valle-Inclán
die idee hinter<br />
„FünF bücher“<br />
in seiner koluMne „daily dueck“ hatte sich Gunter Dueck vor einiger<br />
Zeit einem sehr spannenden Thema gewidmet: Der Möglichkeit des Tauschs<br />
von „echten“ Büchern gegen digitale, die einige Verlage gerade testen. Melanie<br />
Voß und Philippe Wyssen fanden den Gedanken, in den Bücherregalen<br />
Platz zu schaffen, ohne dabei ihre angesammelten Schätze ganz aufgeben zu<br />
müssen, faszinierend. „Aber schnell fragten wir uns, ob wir das wirklich wollen,<br />
also keine Bücher mehr im Regal stehen zu haben,“ so Melanie. „Obwohl<br />
wir viele Bücher in 'haptischer' Form verzichtbar fanden, gab eben auch einige,<br />
die uns beiden als so wichtig erschienen, dass wir sie gerne hin und wieder<br />
aus dem Regal nehmen und anfassen und darin blättern wollten. Ob das nun<br />
fünf wären oder acht oder auch 13 spielte da erstmal keine Rolle."<br />
„da wir nun beide gerne lesen und uns bei der Auswahl der Lektüre<br />
auch gerne von anderen inspirieren lassen, lag die Idee zu 'Fünf Bücher' auf<br />
einmal einfach vor uns und wir mussten nur noch zugreifen. Wenn man die<br />
Menschen fragt, welche Bücher in ihrem bisherigen Leben die allerwichtigsten<br />
waren und auf welche sie niemals verzichten würden, dann können dabei<br />
- so dachten wir uns - am Ende nur die authentischsten und besten Lesetipps<br />
rauskommen, die man sich wünschen kann."<br />
zunächst haben Melanie und PhiliPPe „Fünf Bücher“ am 17. Mai<br />
als Kategorie im „Blog mit Speck" gestartet, dafür ein paar spannende Leute<br />
angeschrieben, die ihnen gerade einfielen und dafür ein bisschen Werbung<br />
auf Twitter und Facebook gemacht. Über die vielen positiven Reaktionen waren<br />
die beiden selbst überrascht." Uns ist schnell bewusst geworden, dass das<br />
ein richtig tolles Projekt werden kann! Ungefähr gleichzeitig kam uns aber<br />
ED THE HAPPy CLOWN<br />
ed the haPPy clown – Der erste Comicroman, den wir<br />
1995 herausgegeben haben. Abgesehen von der verstörenden,<br />
kafkaesken Geschichte, erzählt in schlichten Bildern<br />
und einer verwirrenden Abfolge der Ereignisse, ein weiterer<br />
Beleg dafür, dass im Kopf<br />
alles möglich ist. Bis heute<br />
ein Klassiker des modernen<br />
Autorencomic – oder Graphic<br />
Novel, wie es jetzt heißt. Die<br />
Übersetzung war eine Herausforderung.<br />
Autor: Chester Brown<br />
Philippe Wyssen und Melanie Voß,<br />
die beiden Initiatoren von Fünf Bücher. Foto: privat.<br />
die Erkenntnis, dass es eigentlich innerhalb des „Blog mit Speck" nicht so<br />
richtig gut aufgehoben ist und dass das Projekt ein eigenes Blog verdient hat.<br />
Wir haben unsere Leser befragt und die sahen das ähnlich.<br />
also wurde die doMain reserviert und in einer Hau-Ruck-Aktion<br />
das Blog „Fünf Bücher“ (http://fuenfbuecher.de) aus dem Boden gestemmt.<br />
Eröffnungstag war der 21. Mai! Die einzelnen Buchvorstellungen enthalten<br />
übrigens auch immer Affiliate-Links zu Amazon. Jeder Klick in diese Richtung<br />
bringt eine obligatorische Provision, die die beiden Initiatoren von<br />
„Fünf Bücher“ einem guten Zweck zukommen lassen wollen, den sie gemeinsam<br />
mit ihren Lesern auswählen werden.<br />
die Macher von „FÜnF bÜcher“ kennen sich seit fünf Jahren und teilen<br />
seitdem Tisch, Bett und eben auch seit einiger Zeit Blog miteinander. Philippe<br />
ist Schweizer und arbeitet als Online-Manager bei einem kleinen Fachbuchverlag,<br />
Melanie ist Rheinländerin und ist in der Kundenberatung einer Agentur<br />
für digitale Kommunikation tätig. Bei „Fünf Bücher" ist Philippe der Techniker<br />
und Grafiker, Melanie ist für die Autorenbetreuung und den Text zuständig.<br />
Neben „Fünf Bücher“ und „Blog mit Speck“, die die beiden gemeinsam betreiben,<br />
gibt es noch Melanies persönliches Blog Mellcolm (http://mellcolm.de).<br />
KOCHEN. DIE NEUE GROSSE SCHULE.<br />
kochen. die neue grosse schule – Mein zweites<br />
Kochbuch, mit dem ich es wirklich kapiert habe. Es ist nämlich<br />
so, dass man etwa zwanzig Grundtechniken braucht und für den<br />
Rest lässt man sich spontan vom aktuellen Angebot an Frischwaren<br />
inspirieren. Mit diesem Buch,<br />
das alle Klassiker der modernen deutschen<br />
Küche beschreibt und leider nur<br />
noch antiquarisch zu haben ist, lernt<br />
jede/r, etwas vernünftiges auf den Teller<br />
zu bringen. Grund: gut beschrieben,<br />
vor allem aber wegen der Schrittfür-Schritt-Fotos.<br />
Nutze ich bis heute.<br />
Autor: Arnold Zabert<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 33
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
der angezogene Wahnsinn:<br />
Jan-uWe Fitz’ „entschuldigen<br />
sie Meine störung“ VON SINA HAWK<br />
eine buch-rezension des<br />
online-kultur<strong>Magazin</strong>s lithe:art<br />
jan-uwe Fitz ist völlig wahnsinnig.<br />
(Man wird sich nun fragen, wieso ich den zu rezensierenden<br />
Autor bereits an dieser Stelle beleidige,<br />
aber glauben Sie mir ruhig.) Sein Erstlingswerk<br />
„Entschuldigen Sie meine Störung“ handelt nämlich<br />
von seinem Alter Ego, das sich nicht einmal<br />
die Mühe macht, einen abweichenden Namen<br />
zu tragen. Und dieser Jan-Uwe Fitz ist noch viel<br />
schlimmer, als der, welcher das Buch geschrieben<br />
hat, falls Sie noch mitkommen.<br />
der leser und so auch der rezensent<br />
wird allerdings schon früh gewarnt, dass Herr Fitz<br />
mit Kritik nicht umgehen kann und eine schlechte<br />
Rezension des Buches den psychisch arg labilen<br />
Paranoikerzustand nicht wesentlich bessert.<br />
Ich muss an dieser Stelle jedoch gestehen, dass es<br />
leider auch gar keine schlechte Rezension geben<br />
wird, nicht einmal gedanklich, doch der Untertext<br />
„Ein Wahnsinnsroman“ trifft es ganz gut.<br />
jan-uwe Fitz leidet unter allerlei Ticks,<br />
Phobien und Zweifeleien. Was heißt „leidet“? Er<br />
entwendet Balkone, führt Selbstgespräche, damit<br />
sein Gegenüber nichts dazu sagen muss und<br />
versteckt sich auf Parties unter Sesseln, um zur<br />
Tür zu robben. Er hat sich also arrangiert, könnte<br />
man sagen, bis eines Tages seine Eltern vor der Tür<br />
stehen. Und egal, wie lange er hinter der Tür still<br />
wartet, sie scheinen nicht eher gehen zu wollen,<br />
als dass sie sich versichert haben, dass ihr Sohn<br />
wie bei seiner Geburt prognostiziert in seinem Leben<br />
absolut nichts erreicht hat. Dieses Urteil würde<br />
Herr Fitz auch zu gern unterstreichen, wenn er<br />
Gespräche nicht so hassen würde. Und Menschen.<br />
Und das Öffnen seiner Wohnungstür.<br />
34 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
doch während die beiden mittlerweile<br />
im Hausflur tanzen, sieht er es ein. Er stellt sich<br />
kurz der Konfrontation und stolpert dann um<br />
sein Leben, bis er in einem Waldstück landet.<br />
Und dann sieht er sie – die Privatklinik seiner<br />
Träume. Jan-Uwe Fitz weiß sofort: Dort und nur<br />
dort möchte er geheilt werden oder zumindest<br />
Urlaub machen und nimmt sich fest vor, ohne<br />
Geld und nur mit seinen Störungen zu punkten.<br />
wenn jeMand den ich-erzähler kann,<br />
dann ja wohl Jan-Uwe Fitz. Also der Autor, nicht<br />
die Figur. Das ist zwar für die Leser seines erfolgreichen<br />
Dialogfetzen-Blöggchens keine wirkliche<br />
Neuigkeit und auch die knapp 30.000 treuen<br />
Follower des Taubenvergrämers (oben stehend<br />
Autor genannt) sprechen da ihre eigene Sprache,<br />
aber es muss ja doch noch einmal betont werden.<br />
Ich würde so weit gehen, mich gerade noch am<br />
Fenstersims festklammernd aus selbigem zu lehnen<br />
und dieses Buch eines der wohl unterhaltsamsten<br />
des Jahres zu nennen. Und das nicht nur<br />
für Leser, die ungefähr gleichwertig gestört sind,<br />
sondern auch für den Hausgebrauch. Ich möchte<br />
es noch einmal alleinstehend betonen:<br />
eines der wohl unterhaltsaMsten<br />
Bücher des Jahres. Gern auf die Wiese mitnehmen<br />
oder beim Grillen fünfzig Freunden vorlesen, in<br />
der U-Bahn den Mitreisenden das Ende verraten<br />
oder einfach mal selbst nachspielen! „Entschuldigen<br />
Sie meine Störung“ ist im Dumont-Verlag erschienen<br />
und für 8,99 Euro käuflich zu erwerben.
die köPFe<br />
dahinter<br />
das nonProFit-kultur<strong>Magazin</strong> lit:hea:rt, iM aPril 2010 von der leiPziger<br />
autorin sina haWk gegründet, Will auch Weniger bekannten<br />
autoren eine chance geben. Wichtig ist ihr die koMMunikation Mit<br />
den autoren. sie erklärt es aM besten selbst:<br />
Wichtig sind die Köpfe hinter den Büchern. Foto: Sina Hawk.<br />
was unterscheidet lit:hea:rt (kurz<br />
für „Literatur, Theater und Kunst“) von anderen<br />
Kulturmagazinen? Diese Frage musste ich mir<br />
bereits vor der Gründung der Website im April<br />
2010 stellen. Die Antwort war schnell gefunden:<br />
Gleichstellung bekannter und weniger bekannter<br />
Künstler in den Artikeln und Porträts, so wie eine<br />
stetige Aufrechterhaltung von Kontakt mit den<br />
zu rezensierenden und beschreibenden Autoren,<br />
Fotografen, Musikern und Malern. Uns sind die<br />
Köpfe hinter en Büchern wichtig.<br />
wir wollten nie eines dieser Blogs werden,<br />
die sich ihren Stoff aus dem Netz zusammen suchen<br />
und persönliche Favoriten promoten. So entstand<br />
schnell eine Nachfrage nach unserem Programm<br />
sowohl von Seiten der Leser, als auch seitens der<br />
Interviewten. Unser heutiges Programm hat seinen<br />
Schwerpunkt mittlerweile auf den ersten<br />
Teil unseres Namens, Literatur, verlagert. Dabei<br />
stellen wir sowohl Bestsellerautoren als auch Lokalpoeten<br />
vor, Qualität vor Erfolg. Zu zweit haben<br />
im ersten Jahr der Wahlwiener Michael Beisteiner<br />
und ich, Sina Hawk, neben unseren Haup-<br />
terwerbstätigkeiten als freiberufliche Autoren<br />
ein Kontingent von über achtzig Artikeln produziert,<br />
damit um die 50 Kulturschaffende und<br />
Projekte in ihrer Arbeit unterstützt und einem<br />
breiteren Publikum von derzeit ca 1500 monatlichen<br />
Lesern bekannt gemacht; Tendenz steigend.<br />
Wir haben mit Musikern wie Jens Friebe und Ja,<br />
Panik zusammengearbeitet und Rezensionen von<br />
Carlton Mellick III bis Harald Nicolas Stazol im<br />
Programm. Martin Neuhof, mit dessen Fotos wir<br />
die Seite feierlich eröffneten, ist mittlerweile mit<br />
seinen Ausstellungen auf der Leipziger Buchmesse<br />
vertreten.<br />
auF werbeeinblendungen und bezahlte<br />
Rezensionen haben wir dabei stets bewusst verzichtet,<br />
wir wollen Kultur nicht verkaufen, sondern<br />
dafür begeistern. Und das Konzept scheint<br />
auch außerhalb der Besucherzahlen aufzugehen,<br />
die Kommunikation mit den Lesern mittlerweile<br />
gefunden und auch gerne die Diskussion. Was<br />
wir uns für die Zukunft wünschen? Mehr Raum<br />
für unbekanntere Künstler, mehr Interesse am<br />
kleinstverlegten Autor und mehr Plattformen wie<br />
die unsere, die sich für beides einsetzen.<br />
Sina Hawk<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 35
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ich klick Mir die Welt,<br />
so Wie sie Mir geFällt VON<br />
36 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
ALExANDER ENDL<br />
als auF der re:Publica‘11 in berlin iM aPril dieses Jahres thoMas PFeiFFer (social-Web-exPerte,<br />
Webevangelisten.de) die session „Wenn linke linke verlinken“ eröFFnete, zielte sein vortrag<br />
zunächst Mehr auF die zunehMende transParenz der eigenen PrivatsPhäre durch soziale<br />
verknüPFungen. Wer „linke verlinkt“ ist iM zWeiFel ein linker, auch Wenn er selbst nichts<br />
dazu Je äusserte, so der tenor - eine einFache erkenntnis, Mag Man Meinen, aber ein Wissen,<br />
dass Man sich in der Werbung iM internet längst ProFitabel zu nutze Macht.<br />
als Man Mitten in der blÜtePhase des Modeworts „Web 2.0“ schon<br />
nach dem „Next Big Thing“ gefragt wurde, fiel einem eigentlich nur das naheliegende<br />
ein, einfach weiterzuzählen zum „Web 3.0“. Aber Web 3.0 war da<br />
bereits mit dem Begriff „Semantisches Web“ verbunden, allerdings in einer<br />
eher sperrigen und technischen Art und Weise. Es ging um nackte Informationsgewinnung<br />
nach den Grundsätzen der Semantik und das eher technisch<br />
verstanden als inhaltlich. Es ging um die Beziehungen der virtuellen Objekte<br />
zueinander, nicht um die Beziehungen der Nutzer.<br />
„Web 2.0 schreit ja geradezu nach einem “Sequel“, nach einem Web<br />
3.0 und 4.0. Aber so richtig ist das noch nicht greifbar. Web 3.0 liest<br />
man gern im ironischen Sinne, in der Art ‚es gibt immer ein Danach‘,<br />
oder in Bezug auf das Semantische Web (Semantic Web), wie es von<br />
Tim Berners-Lee gepredigt wurde.“<br />
„Die Zukunft im Web 3.0 – Eine Vision“, 2006,<br />
http://www.drweb.de/magazin/die-zukunft-im-web-30-eine-vision/<br />
heute, 5 jahre danach, ist Semantik in der Tat zu einem wichtigen<br />
Baustein für die Evolution des Webs geworden. Allerdings sind es die<br />
semantischen Verbindungen der Menschen zueinander. Erkenntnisgewinne<br />
aus der Analyse sozialer Kontakte lassen enorme Rückschlüsse auf<br />
sogar zukünftige Bewegungen und Stimmungen der jeweiligen „Gruppe<br />
von Gleichgestellten“ (Peer-Group) zu, was nicht nur für die Werbung interessant<br />
ist. Wer lesen und verstehen kann, wie Verknüpfungen zu bewerten<br />
sind und die dahinterstehenden Informationen in Kontext bringt,<br />
kann fehlende Informationen selbst herstellen. „Die Bank bricht bald zusammen“<br />
kann den Zusammenbruch eines Bankhauses meinen oder den<br />
fortschreitenden Zerfall der Sitzgelegenheit im Park - wer weiß, dass die<br />
Aussage aus der Peer-Group von Brokern kommt, schließt mit Semantik die<br />
Wissenslücke – der „Semantische Relativismus“.<br />
KEINE ANGST VOR MORGEN,<br />
DIE ZUKUNFT WIRD GEMACHT<br />
wer seine zielgruPPe kennt und definieren kann kann nicht nur<br />
in die Zukunft gerichtet die richtigen Schlüsse ziehen, er kann die Zukunft<br />
sogar beeinflussen, er muss nur die richtigen Schlüsse aus dem Wiederhall<br />
der Informationen aus diesem Umfeld zieht. Steve Jobs wird attestiert, diese<br />
Instrumentarien hervorragend zu beherrschen und dies auch zum Erfolg<br />
seines Unternehmens zu nutzen<br />
„Apple beherrscht wie kaum eine andere Organisation die Inszenierung<br />
und Integration von Technologien ohne jede Scheu davor, Ideen von<br />
außen zu nutzen und sie mit den eigenen Kniffen zu veredeln. [...] Die<br />
Kunst des Gerüchts wird im Internet zum Prinzip, meint Hans-Joachim<br />
Neubauer [...] Die Nachricht nährt das Gerücht, und das Gerücht nährt<br />
die Nachricht“<br />
„Steve Jobs und die Echokammer des Hörensagens“, 2011, http://www.service-insiders.de/<br />
artikel-itk/show/502/Steve-Jobs-und-die-Echokammer-des-Hoerensagens<br />
Thomas Pfeiffer während seines Vortrags<br />
„Wenn Linke Linke verlinken“ auf der Re:publica in Berlin. Foto: Re:publica.
die Methode ist dabei einFach wie Überzeugend: Hat man seine<br />
Zielgruppe definiert, eruiert man aus den Stimmungen die Trends, gleicht die<br />
Erkenntnisse ab und präsentiert am Ende das ideale Produkt zum perfekten<br />
Zeitpunkt. Besser kann man die Erwartungen der Zielgruppe nicht erfüllen,<br />
denn das Ergebnis ist die Erfüllung der Erwartung. Um das Bild abzurunden<br />
und auch stets innovativ zu sein, streut man zudem gezielt Gerüchte zu möglichen<br />
Entwicklungen und erhält so nicht nur ein fundiertes Meinungsbild,<br />
sondern erfährt auch Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten. Im<br />
Falle Apple scheint die Sache aufzugehen, auch weil man bei einer derart euphorischen<br />
Kundenklientel, die bisweilen fast Nahe der Jüngerschaft angesiedelt<br />
wird, fast ideale Bedingungen vorfindet für entsprechende Feldstudien.<br />
WIE HEISST DER BüRGERMEISTER VON WESEL?<br />
ein echorauM oder hallrauM (echo chaMber) ist in der Akustik<br />
ein Raum, der so gestaltet ist, dass Schall von den Wänden möglichst lange<br />
reflektiert und wahrnehmbar ist. Die Qualität eines Hallraums wird daran gemessen,<br />
wie gleichmäßig und nachhaltig sich Schall erhalten lässt; dazu wird<br />
vor allem die hermetische Abschottung und die Vermeidung von Störfaktoren<br />
als Diffusor beitragen. In der Kommunikation ist das nicht anders. Je ungestörter<br />
man die Ausbreitung eines Impulses und seines Widerhalls, dem Echo,<br />
beobachten kann, desto geringer die Fehlinterpretationen. Das unterscheidet<br />
den „kommunikativen“ Echo-Raum vom Echo in freier Wildbahn, wo aus dem<br />
„Bürgermeister vom Wesel“ wie im Rheinwiederhall (Melodie Friedrich Gernsheim)<br />
der „Esel“ wird und aus den „gelahrten Doktoren?“ die Toren.<br />
KLEINE-WELT-PHäNOMEN<br />
so viel der theorie. aber wie baut Man nun (s)einen Echo-Raum<br />
und treibt die Schäflein hinein? Antwort: Man muss sie nicht bauen, man muss<br />
sie nur suchen. Die Auseinandersetzung mit Echoräumen aus gesellschaftlicher<br />
Sicht beschrieb Stanley Milgram bereits 1967 mit einem „Kleine-Welt-Phänomen<br />
(engl. small world phenomenon)“, und erforscht dies aus sozialpsychologischer<br />
Sicht. Der Mensch neigt dazu, sich in einen Mikrokosmos zu verschanzen.<br />
Sich mit Gleichgesinnten zu umgeben empfindet man schlicht als angenehmer<br />
denn sich beständig mit „Andersgläubigen“ und deren Thesen auseinanderzusetzen.<br />
„Unter sich“ zu sein ist ein natürliches Bedürfnis und sorgt für Zusammenhalt<br />
durch Bestätigung des eigenen Verhaltens und der eigenen Denkweise.<br />
Der (virtuelle) Stammtisch macht stark und schafft Wohlbefinden.<br />
SORTIERT, VERMESSEN UND MEISTBIETEND VERKAUFT<br />
gruPPendynaMische Prozesse sowie deren Instrumentalisierung<br />
und Manipulierung ist keine neue Erkenntnis und auch kein neues Phänomen<br />
des Internets. Neu im digitalen Zeitalter sind jedoch die Möglichkeiten der<br />
Analyse und Auswertung in Echtzeit sowie die Herstellung von eingangs beschriebenen<br />
Zusammenhängen jenseits des vordergründigen Verhaltens. Sich<br />
an einer Protestaktion gegen ein Thema zu beteiligen und entsprechend einer<br />
Meinungsgruppe zusortiert zu sein, ist das eine, aber aufgrund der reinen Konstellation<br />
von „Wer kennt wen?“ gruppiert zu werden, nebst eines Algorithmus<br />
von „Likes“ und „Dislikes“ hat eine neue Qualität, deren Auswirkungen heute<br />
nur erahnt werden können. Wenn also „Linke Linke verlinken“, sind sie sich<br />
im Zweifel ihrer Rolle bewusst, wer aber nur aufgrund seiner Vorliebe für<br />
bestimmte Kräuterliköre, aufgrund der Analyse von Zusammenhängen<br />
und diversen Auswertungen, zur Gruppe potenzieller Interessenten von<br />
Steuerabschreibungsmodellen sortiert wird, wird das wohl nur indirekt an<br />
der Konfrontation mit entsprechenden Angeboten erfahren. Das Geschäft<br />
mit den Auswertungen und Analysen ist längst ein Milliarden-Business.<br />
unternehMen, koMMunikatoren und werbetreibende haben<br />
ein veritables Interesse, den Einzelnen in Echoräumen zu identifizieren, aber<br />
auch sie dort zu erhalten und idealerweise sogar eigene zu schaffen, wenn<br />
möglich. Viele Nutzer haben auch gar nichts dagegen und sind selbst aktiv<br />
am Aufbau in ihrem digitalen Umfeld beteiligt. So tritt man fleißig in Gruppen<br />
zum Lieblingsverein bei, belohnt artig alle Artikel des sympathisierten<br />
Meinungsführers mit „Gefällt mir!“ und zögert nicht selbst aktiv zu werden,<br />
wenn es die bisher schmerzlich vermisste „Interessensgemeinschaft zur Erhaltung<br />
der alten Kneipe im Kleingartenverein Blaue Blume“ noch nicht gibt.<br />
Dass man dabei so praktisch technisch unterstützt wird von Social Community-Plattformen<br />
wie Facebook, sollte einen nicht wirklich verwundern.<br />
KLEINSTADT-ATMOSPHäRE IM GROSSEN WEITEN WEB<br />
die welt zieht sich zurÜck - so könnte man einen aktuellen Trend<br />
im WWW beschreiben. Ein Rückzug in begrenzte und von Freundschafts- und<br />
Bekanntsschaftskontakten geprägte Communities. Was relevant ist, bestimmt<br />
der eigene Schwarm. Was einen aufregt, muss man erst gar nicht mehr lesen,<br />
was witzig und sehenswert ist, erfährt man schnell genug. Das Internet der<br />
Empfehlung: praktisch, wenn das auch noch der eigenen Neigung gleich entspricht.<br />
Vielen scheint das vollends zu genügen. Wurde früher die AOL-Welt,<br />
eine abgeschottete Nutzergemeinde, noch als zu begrenzt gebrandmarkt und<br />
dann aufgebrochen, scheint heute im Rückblick der Entwicklung das alte AOL-<br />
Konzept vielleicht einfach nur „einen Schritt zu weit voraus“ gewesen zu sein.<br />
„Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können,<br />
muß man vor allem ein Schaf sein.“ Albert Einstein<br />
kontroverse hat Man ja genug in beruF, Schule oder Alltag; in der<br />
digitalen Welt soll vor allem Bestätigung der eigenen Denkweise, Belohnung<br />
des eigenen Konsumverhaltens durch Zustimmung und eine weiche Diskussionen<br />
der Trending Topics im geneigten Freundeskreis für Entspannung und<br />
Zufriedenheit sorgen. Pfeiffer beschrieb es auf der re:publica als den „Weg zum<br />
Dumm 3.0“ - wenn eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Denkmustern<br />
und widersprüchlichen Ansichten fast vollends ausgeblendet wird. Die<br />
Welt der eigenen Echoräume verblendet die Wahrnehmung der Realität. Wenn<br />
der Informationszufluss nur noch aus einer Art Widerhall von Meinungen und<br />
Stimmen besteht, die im Kern der eigenen Denke entspricht, fehlt die 3. Dimension,<br />
der andere Blickwinkel auf eine Sache. Wenn man zehn Artikel zu einer<br />
Thematik liest, die alle des gleichen Geistes Kinde sind, ist man am Ende nicht<br />
besser informiert und nicht in der Lage, sich ein eigenes Bild zu machen.<br />
PFeiFFer eMPFahl daher einen regelmäßigen Blick über den Tellerrand<br />
hinaus, aber ob solche gelegentlichen Ausflüge reichen, ist fraglich.<br />
Noch mehr aber, ob es überhaupt gewollt ist, denn nicht umsonst nennt man<br />
diese Gesellschaft die Konsumgesellschaft und wie Rudi Dutschke schon<br />
feststellte: „Auch wenn man gut konsumiert, kann man dahinvegetieren.“<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 37
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
hartplatzhelden<br />
und re:publica<br />
Fritsch ist Trainer der SV Blankenese. Im Abstiegkampf (2010) versprach er<br />
seiner Mannschaft: Halten wir die Klasse, Jungs, besorge ich Euch Pferdchen.<br />
Mit der rePublica verbinde ich eine witzige,<br />
bewegende und einschneidende Anekdote. Es<br />
war im April 2009, ich besuchte das Panel Blog und<br />
Recht. Es ging um Persönlichkeitsrecht, Bildrecht,<br />
Zitatrecht, Urheberrecht. Die zwei Referenten<br />
spulten das Programm (im besten Sinne) souverän<br />
und mit anschaulichen Beispielen aus der Praxis<br />
ab. Gegen Ende fragte ein Zuhörer die beiden, ob<br />
sie den Fall Hartplatzhelden kennen würden. Einer,<br />
Thorsten Feldmann, änderte spontan seinen<br />
Aggregatzustand. „Allerdings!“, sagte er mit drei<br />
Ausrufungszeichen, „ich will eins vorwegschicken:<br />
Ich glaube an die deutsche Justiz.“ Und sagte<br />
damit, dass er den Glauben ein wenig verloren<br />
hat. Er fuhrt fort: „Aber wie diese beiden Urteile<br />
zustande kamen, das ist ...“ Feldmann schickte<br />
hinterher, dass man die Worte, mit denen er seiner<br />
Entrüstung ausdrückte, nicht zitieren möge.<br />
38 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
Mit diesen beiden urteilen meinte Feldmann<br />
die Urteile des Landgerichts und des Oberlandesgerichts<br />
Stuttgart, die beide dem Württembergischen<br />
Fußballverband Recht gaben und<br />
der Website hartplatzhelden.de verboten hatten,<br />
von Privatleuten gedrehte Videos von Amateur-<br />
und Jugendfußballspielen im Internet zu zeigen.<br />
Das sei angeblich unlauterer Wettbewerb, weil<br />
ein Fußballspiel eine Leistung des Verband sei.<br />
Dem DFB soll also der Fußball gehören. Feldmann<br />
hielt diese Entscheidungen für skandalös,<br />
es war der erste Fall, zu dem er gleich zwei Aufsätze<br />
in Fachpublikationen geschrieben hatte.<br />
Beides Verrisse. Am Ende seiner mehrminütigen<br />
Suada fragte Feldmann, ob jemand die Seite kennen<br />
würde. „Ja“, sagte ich aus der letzten Reihe,<br />
„ich habe sie gegründet.“ Applaus, fast schon Jubel<br />
aus dem Plenum.<br />
VON OLIVER FRITSCH<br />
oliver Fritsch Wurde vor alleM als gründer von hartPlatzhelden.de bekannt, einer aMateurFussball-video-PlattForM,<br />
Für die er einen dreiinstanzlichen rechtsstreit Mit deM WürtteMbergischen<br />
Fussballverband auszuechten hatte und schliesslich vor deM bgh sPektakulär geWann. als teilneh-<br />
Mer der diesJährigen re:Publica hatte er anlass die ganze geschichte revue Passieren zu lassen...<br />
das tat gut, denn wir, die Hartplatzhelden<br />
GmbH, hatten wenige Wochen zuvor die zweite<br />
juristische Niederlage hinnehmen müssen. Uns<br />
blieben noch zwei Wochen, um in Revision zu<br />
gehen – vor den Bundesgerichtshof. Eine schwere<br />
Entscheidung, denn es ging auch um viel Geld. Inzwischen<br />
ist alles gut ausgegangen, der BGH entschied<br />
im Oktober 2010, dass die beiden Urteile aus<br />
Stuttgart das Papier nicht wert sind, auf dem sie<br />
gedruckt sind. Experten sprechen von einem Satz<br />
Ohrfeigen für die Stuttgarter Richter. Das Filmen<br />
von Amateurspielen, so der BGH, ist nicht verboten,<br />
daher ist es auch nicht verboten, die entsprechenden<br />
Videos im Internet zu zeigen. Die Hartplatzhelden<br />
ahmen keine fremde Leistung nach,<br />
schon gar nicht welche des Verbands. Wettbewerb<br />
muss er hinnehmen, Wettbewerb muss frei sein.<br />
seitdeM verbinde ich angenehMes<br />
mit der republica. Denn ohne diese unerwartete<br />
Motivationsrede von Thorsten Feldmann, den ich<br />
vorher nicht kannte, wäre ich vielleicht nicht in<br />
Revision gegangen. Zwei völlig falsche und ungerechte<br />
Urteile hätten noch heute Bestand. Urteile,<br />
die nicht nur für mich, nicht für die Hartplatzhelden<br />
Konsequenzen gehabt hätten. Jeder Zeitungsredaktion<br />
hätten die Verbände verbieten können,<br />
Videos vom Kreisligaschlager zu senden. Jedem<br />
stolzen Vater hätten sie untersagen können, den<br />
gefilmten Sololauf auf Youtube hochzuladen. Oder<br />
gegen Lizenzgebühren zu erlauben. Vielleicht<br />
klingt das absurd, aber genau das führten die kleinen<br />
Sepp Blatters aus dem Ländle im Schilde. Und<br />
wer weiß, ob sich nicht andere Sportverbände ein<br />
Beispiel daran genommen hätten?<br />
und wer weiss, ob sich dieses Rechtsverständnis<br />
auf Sport beschränkt hätte? Eventuell wäre<br />
es auch irgendwann verboten worden, ein Feuer-
Die Session „Vom Supporter zum Reporter“ auf der diesjährigen Re:publica in Berlin. Im Bild u. a.:<br />
Alexander Endl ganz links stehend und rechts daneben sitzend Oliver Fritsch. Foto: Re:publica.<br />
werk am Brandenburger Tor zu filmen, weil die Stadt<br />
Berlin sich in ihrer Funktion als Veranstalter in ihrer<br />
Vermarktungspolitik eingeschränkt sieht. Doch<br />
der BGH hat dem Treiben ein Ende gesetzt, hat Veranstalterrechten<br />
und Leistungsschutzansprüchen<br />
Grenzen gezogen. Der BGH hat dem Internet ein<br />
großes Stück Freiheit geschenkt. Der BGH versteht<br />
das Internet. Ist das nicht ein beruhigendes Zeichen?<br />
das internet ist die ideale PlattForM<br />
für Amateursport, weil er (ökonomisch gesprochen)<br />
ein Long-Tail-Produkt ist: viele tausende<br />
kleine Zielgruppen. Und gerade bei Bewegtbildern<br />
spielt der Sport seine Vorteile aus, selbst<br />
wenn oder gerade weil sie nicht im Hochglanz<br />
produziert sind wie in der sterilen Bundesliga.<br />
Im Jahr 2006, als wir hartplatzhelden.de „launchten“<br />
war die Praxis, Fußballspiele zu filmen und<br />
zu veröffentlichen, noch nicht verbreitet. Heute<br />
setzt sie sich zunehmend durch, auch wenn<br />
die meisten Spiele noch nicht gefilmt werden.<br />
Doch der Sport an der Basis sollte es als Chance<br />
begreifen, als Chance zur Vermarktung und zur<br />
Verbreitung. Eine Erkenntnis aus der Mediengeschichte<br />
besagt: Worüber geschrieben wird, was<br />
gesendet wird, gewinnt an Bedeutung. Und wer<br />
sich ab und an im Amateurfußball herumtreibt,<br />
wer auf Deutschlands Hartplätzen zugegen ist,<br />
weiß, dass dieser Sport an Bedeutung zulegen<br />
muss. Es kommen kaum noch Zuschauer.<br />
das war auch ein theMa auf der republica<br />
11, ich war dort mit einigen anderen aus der<br />
Fußballwelt auf dem Panel „Vom Supporter zum<br />
Reporter“, moderiert von Alexander Endl, dem<br />
Blogger von Clubfans United. Fußball spielt ja eher<br />
untergeordnete Rolle auf der republica. Auch auf<br />
dem Podium war Katharina Wildermuth, die attraktive<br />
Pressesprecherin des 1. FC Nürnberg. Sie<br />
hatte keine rechte Antwort auf die Frage, warum<br />
deutsche Profivereine das Internet und die Kanä-<br />
über den autor:<br />
le der sozialen Medien so vernachlässigen und<br />
geringschätzen. Ich glaube, das liegt daran, dass<br />
der ökonomische Vorteil noch nicht erkennbar ist.<br />
Den Bundesligavereinen geht es gut, vielleicht zu<br />
gut. Die Leute rennen ihnen die Bude ein.<br />
ganz anders iM aMateurFussball.<br />
Daher finde ich folgende Frage viel erklärungsbedürftiger:<br />
Warum macht der Amateursport, der<br />
auf jeden Zuschauer und jeden Euro angewiesen<br />
ist, so wenig auf Facebook, Twitter und Youtube?<br />
Wo die Produktion doch so einfach und billig ist.<br />
Vielleicht ist das ja ein spannendes Thema für eine<br />
der nächsten republicas.<br />
ob sPort und Fussball kÜnFtig eine<br />
größere Rolle auf der republica spielen oder nicht<br />
– ich werde die Entwicklung dieser Tagung verfolgen,<br />
denn ich verbinde mit ihr eine sehr angenehme<br />
Erfahrung. Allerdings hätte mich eine Niederlage<br />
vor dem BGH enorm viel Geld kosten können.<br />
Offen gesprochen hätte ich mir von der digitalen<br />
Szene in der Zeit der Ungewissheit mehr Unterstützung<br />
gewünscht, gar nicht mal finanziell, sondern<br />
in der Währung Aufmerksamkeit. Aber es ging ja<br />
auch so, dank neutraler Schiedsrichter.<br />
Oliver Fritsch, Jahrgang 1971, Gründer der Fußball-Presseschau indirekter-freistoss.de<br />
(2001) Gründer der Video-Plattform für Amateurfußball<br />
hartplatzhelden.de (2006) freier Mitarbeiter in der Sportredaktion von<br />
Zeit Online (seit 2008) Trainer der SV Blankenese, Landesliga Hammonia<br />
(seit 2010) lebt in Hamburg. Foto: Nele Heitmeyer.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 39
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
Frühstück aus dem<br />
World Wide Web<br />
mymuesli und oh!saft machen’s möglich<br />
Ein Frühstück mit Müsli aus per Mausklick selbst zusammeengestellten biologischen Zutaten<br />
und Orangensaft aus online georderten Saftorangen frisch gepresst. Der Tag kann beginnen.<br />
FÜr den gesunden start in einen<br />
frühsommerlichen Tag ist ein ausgiebiges Frühstück<br />
Pflicht. Brötchen vom Bäcker, Müsli aus dem<br />
Supermarkt, dazu frisches Obst vom Bioladen um<br />
die Ecke. Was aber viele (noch) nicht wissen: In Zeiten<br />
des Web 2.0 muss das nicht mehr so ablaufen.<br />
Schon ein paar Klicks genügen und Frühstücksfans<br />
können sich gesunde Zutaten ganz einfach<br />
aus dem Internet auf ihren Frühstückstisch holen.<br />
Ohne Tütenschleppen und immer frisch.<br />
vorgeMacht hat das MyMuesli. Den<br />
„Jungs“, wie sich die drei mymuesli-Gründer Hubertus<br />
Bessau (30), Max Wittrock (28) und Philipp Kraiss<br />
(30) nennen, war die Müsliauswahl im herkömmlichen<br />
Supermarkt nicht genug. Sie wollten mehr und<br />
40 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
entwickelten das weltweit erste Online-Angebot<br />
für individuelles Müsli. „Wir wollten einfach ein<br />
besseres Müsli als andere machen“, sagt Max. „Biologisch<br />
sollte es sein, ohne zugesetzte Aroma- oder<br />
Farbstoffe, außerdem zuckerfrei. Vor allem aber individuell<br />
zusammenstellbar. User konnten online<br />
schon lange selbst über die Inhalte bestimmen, warum<br />
also nicht auch auf dem Frühstückstisch?“ Das<br />
war vor genau vier Jahren. Und noch immer finden<br />
„Muesliholics“ auf www.mymuesli.com rund 80<br />
biologische Zutaten, aus denen sie ihr eigenes, ganz<br />
individuelles Müsli zusammenmixen können.<br />
geschätzte 566 billiarden varianten<br />
lassen sich so zusammenstellen. Kein Wunder,<br />
dass dabei kein Geschmack zu kurz kommt: Wer<br />
VON EVA DINJEL<br />
konventionell auf Haferflocken, Schokostückchen<br />
oder Rosinen steht wird ebenso fündig, wie<br />
exotischere Genießer, die Gojibeeren, Hanfnüsse<br />
oder Gummibärchen bevorzugen. User-generated-Frühstück<br />
aus dem Internet also, das keine<br />
Wünsche offen lässt. Der Weg zum persönlichen<br />
Müslimix ist einfach: Müslibasis auswählen, Extrazutaten<br />
aussuchen und bestellen.<br />
der bestellvorgang ist kinderleicht.<br />
Jede Zutat, jedes Extra erscheint rechts neben dem<br />
Auswahlmenü in einer Müslirolle. So verliert<br />
niemand den Überblick, wie sein Wunsch-Müsli<br />
gerade aussieht und wie viel es kostet. Wem die<br />
Entscheidung bei all dem Variantenreichtum<br />
schwer fällt, kann aber auch auf die Mischkünste<br />
der Jungs zurückgreifen. Neben individuellen Mischungen<br />
gibt es nämlich auch ein großes Angebot<br />
an Fertigmixen. So lassen zum Beispiel Früchte-<br />
und Balancemüslis die Herzen vieler Kundinnen<br />
höher schlagen. Echte Sportskanonen beziehen<br />
ihre Energie aus Sportlermüslis. Und auch an die<br />
Kleinsten wurde gedacht. Speziell für Kinder ab<br />
18 Monaten gibt es seit kurzem Bio-Müslibrei in<br />
den drei leckeren Sorten Erdbeer-Himbeer, Apfel-<br />
Erdbeer und Apfel-Banane.<br />
nach online-MÜsli gibt es seit 2010 auch<br />
Online-Saft. Oder besser gesagt „Oh!Saft“. Hinter<br />
diesem Namen verbirgt sich ein Web 2.0-Startup,<br />
das seinen Kunden täglich frisch gepressten Orangensaft<br />
bietet – und das für weniger als einen Euro<br />
am Tag. So muss niemand mehr auf frisch gepressten<br />
Orangensaft verzichten. Das Prinzip dahinter<br />
ist simpel: Saftliebhaber wählen auf www.oh-saft.<br />
de das Orangenabo ihrer Wahl aus und müssen<br />
sich dann sechs, beziehungsweise zwölf Monate<br />
lang keine Sorgen mehr um Nachschub machen.<br />
Die Orangen werden alle zwei Wochen bequem per<br />
Post nach Hause geliefert. 100 % frisch und 100 % lecker.<br />
Und eine Saftpresse liefert Oh!Saft gratis dazu.
waruM gerade Frisch gePresster<br />
Orangensaft den gesündesten Start in den Tag<br />
verspricht, wird im Vergleich mit den Alternativen<br />
deutlich: Handelsübliche Sorten wie Orangensaftgetränk,<br />
Fruchtnektar und Orangensaft<br />
aus Konzentrat enthalten weit weniger natürliche<br />
Vitamine wie frisch gepresster Oh!Saft. So ist laut<br />
Oh!Saft-Homepage zum Beispiel der Saftanteil<br />
beim Orangensaftgetränk sehr gering. Meist beträgt<br />
er lediglich 6%. Der Rest besteht aus gezuckertem<br />
Wasser. Auch der Fruchtnektar ist ein<br />
mit Wasser verdünnter Saft. Sein Fruchtanteil<br />
liegt durchschnittlich zwar immerhin bei 50%,<br />
aber auch hier ist die andere Hälfte aus Wasser<br />
und Zucker. Ebenso sind Saftkonzentrate nicht<br />
fehlerlos: Hier gehen bei der Herstellung wichtige<br />
Vitamine und Mineralstoffe verloren.<br />
Oh!Saft liefert Dir alle zwei Wochen eine Box<br />
mit besten Saftorangen. Genug für täglich ein<br />
Glas frisch gepressten Orangensaft.<br />
Und wenn Du jetzt probierst, schicken wir Dir<br />
unsere elektrische Saftpresse gleich mit.<br />
www.oh-saft.de/probieren<br />
wer Frisch Presst, gewinnt also! – alle<br />
natürlichen Vitamine, Aromen und Mineralstoffe<br />
bleiben erhalten. Stephan Schwarz (24), CEOh!, sieht<br />
das genauso: „Es gibt nichts besseres als frisch gepressten<br />
Orangensaft! Denn schon mit einem Glas<br />
pro Tag deckt man fast den ganzen Tagesbedarf an<br />
natürlichem Vitamin C, Vitamin B1 und Mineralstoffen<br />
ab.“ Um das ganze Jahr über nur die besten<br />
Saftorangen liefern zu können, wandert das junge<br />
Unternehmen mit den Jahreszeiten um den Globus.<br />
Immer entlang des orangenreichen Zitrusgürtels,<br />
welcher sich zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten<br />
Breitengrad nördlich und südlich des Äquators<br />
befindet. „So können wir unseren Kunden das<br />
ganze Jahr lang die beste Qualität garantieren. Auch<br />
im Sommer, wenn es hier besonders schwierig ist, die<br />
perfekten Orangen zu bekommen“, erklärt Stephan.<br />
Alle Zutaten aus biologischem Anbau.<br />
Öko-Kontrollstelle DE-ÖKO-037<br />
wo genau ihre saFtorangen aktuell<br />
herkommen, können interessierte Kunden online<br />
mitverfolgen: im Oh!Saft-Blog. Derzeit stammen<br />
die Oh!rangen aus Marokko. Dort gibt es<br />
noch Valencia-Late Orangen, die späteste Ernte<br />
im Jahr. Im Sommer geht’s dann weiter nach<br />
Südafrika - stets auf der Suche nach den saftigsten<br />
Oh!asen. Dank unbegrenzter Möglichkeiten<br />
des Internets füllt sich der Frühstückstisch heutzutage<br />
also fast vollautomatisch. Tischlein deck<br />
dich 2.0 irgendwie. Ein modernes Märchen, das<br />
laut Max aber noch in den Kinderschuhen steckt:<br />
„Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren<br />
gerade im Online-Food-Bereich noch unzählige<br />
kreative Angebote dazu kommen werden. Auch<br />
wir haben noch viele Ideen. Die werden aber erstmal<br />
nicht verraten.“<br />
www.mymuesli.com/2go<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 41
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
lahMa MaFruMa<br />
belbaMia<br />
die ägypterin lana Ferara kocht einen auflauf<br />
aus tomaten, okraschoten und rinderhack<br />
Lahma Mafruma Belbamia ist ein typisches Ramadan-Essen.<br />
MÜde warte ich vor der Haus tür mit Blick<br />
auf den Sport platz des USC Paloma. Foto graf Andrea<br />
kurvt noch durchs Vier tel, weil er sich zwar<br />
Haus num mer und Uhr zeit rich tig notiert hat,<br />
nicht aber die Straße. Seit Tagen ist es nass und<br />
grau und kalt. End lich hat Andrea es geschafft.<br />
„Ich bin gerä dert“, sage ich, „ich habe bis fünf wach<br />
gele gen.“ Andrea schaut mich müde an. „Nur bis<br />
fünf?“ Wir klin geln bei Lana Fer ara.<br />
es öFFnet uns ein beein dru cken des Bün del<br />
dich ter schwar zer Haare. „Kommt her ein.“ Lana<br />
wohnt hier mit zwei Mit be woh nern. „Ich räume<br />
42 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
mal eben ein paar Sachen zur Seite, wir waren<br />
ges tern bis fünf auf.“ Sie nimmt eine Zei tung vom<br />
Tisch, wäh rend ich in der Küchen couch versinke.<br />
„Ich bin erst vor drei Jah ren nach Deutsch land<br />
gekom men. Ich bin zwar in Kiel gebo ren, aber<br />
gleich mit mei ner Mut ter nach Ägyp ten gezo gen.“<br />
Dort ging Lana in eine deut sche Schule, anschließend<br />
stu dierte sie Kunst de sign. „Es war nicht einfach<br />
in Ägyp ten. Ich stand immer zwi schen den<br />
Kul tu ren. An der Schule wurde ich west lich erzogen,<br />
aber das Umfeld war sehr tra di tio nell. Gerade<br />
für Frauen gel ten sehr strenge Regeln. Aber die<br />
fängt man irgend wann an, zu hinterfragen.“<br />
halb sit zen, halb lie gen wir um den<br />
Küchen tisch, in unter schied li chen, aber durchweg<br />
nied ri gen Gra den der Wach heit. Als Lana<br />
nach Deutsch land kam, fand sie für acht Monate<br />
bei ver schie de nen Freun den Unter schlupf, bis<br />
sie in diese Woh nung zog. Dann wurde es das<br />
erste Mal rich tig kalt und sie floh für drei Monate<br />
nach China. „Diese Kälte kannte ich nicht.<br />
Aber China war für mich nichts, noch weni ger<br />
als der deut sche Win ter. Letz tes Jahr habe ich<br />
das erste Mal Schnee gese hen. Natür lich habe<br />
ich mich gleich hin ge legt. Jetzt habe ich mir<br />
Spikes gekauft.“<br />
wäh rend ihrer kur zen zeit in Deutschland<br />
hat sie schon aller hand aus pro biert: eine<br />
Au s bi l du n g i n p s y c ho a n a ly t i s c he r Ku n s t t he r a pie<br />
und einige Monate als Hel fe rin in einer Zahn arztpra<br />
xis. „Das gefiel mir aber über haupt nicht. Der<br />
Zahn arzt hat mir dann emp foh len, eine Aus bildung<br />
zur Ergo the ra peu tin zu machen. Die mache<br />
ich seit zwei Jah ren und die ist rich tig toll.“ Lana<br />
ver teilt die Zuta ten auf dem Küchen tisch. „Das<br />
sind Okra scho ten. Diese hier sind rie sig, ich kenne<br />
die sonst höchs tens halb so groß. Die klei nen<br />
schme cken auch bes ser.“<br />
sie legt toMa ten, Brühe und Gewürze<br />
auf den Tisch. Und ein Kilo Rin der hack. „Meine<br />
Mut ter sagte, ich soll ein hal bes Kilo neh men,<br />
aber ich dachte, ich mache eine große Por tion.“<br />
Sie liest sich noch mal das Rezept ihrer Mut ter<br />
durch. Dann wäscht sie die Okraschoten. „Ich<br />
koche gerne gemüt lich. In Ägyp ten ist alles viel<br />
lang sa mer. Die Leute bewe gen sich auch anders,<br />
ihre Ein stel lung über trägt sich auf den gan zen<br />
Kör per. Ägyp ter den ken auch nicht dar über<br />
nach, dass sie älter wer den. Ich habe hier damit<br />
ange fan gen, aber das ist Quatsch.“
T E x T: A L E x A N D E R K A S B O H M<br />
FOTOS: ANDREA THODE<br />
BEITRAG VON EFFILEE.DE<br />
sie schnei det die stiele ab und brät die Scho ten in einer gro ßen<br />
Pfanne an, würzt sie mit Salz und Pfef fer und rührt ein mal durch. Ein frischer,<br />
gemü si ger Duft zieht durch die Küche. Im Ganzen sehen die Okraschoten<br />
besser aus, aber klein geschnitten lassen sie sich besser essen. Lana reibt<br />
eine Aufl auf form mit Öl aus. „Eigent lich ist das Gericht ganz ein fach. Erst<br />
eine Schicht Toma ten, dann eine Schicht Okra scho ten, dann das Hack.“ Sie<br />
rührt die Scho ten noch ein mal durch. „Da kann man jetzt kleine Fäden sehen.<br />
Okra scho ten haben Schleim zel len, und das ist der Schleim, der austritt.“<br />
Die Toma ten schnei det Lana in dünne Schei ben, mit denen sie den Boden der<br />
Aufl auf form aus klei det. Ich rühre noch mal die Okras um, um eine wei tere<br />
Nase des Geruchs zu neh men.<br />
„ich wollte das gericht erst mit Auber gi nen machen“, sagt Lana.<br />
„Aber ich dachte, Okra scho ten sind inter es san ter.“ Sie pols tert die letz ten<br />
Leer stel len auf dem Boden der Form mit klei nen Toma ten schei ben aus, dann<br />
gibt sie die Okras dar über. „So, jetzt kommt das Hack. Dafür brau che ich die<br />
Zwie beln. Und Knob lauch. Ich liebe Knoblauch.“ Lana schält und wür felt die<br />
Zwie beln. „Sonst bin ich immer ziem lich auf ge dreht, aber heute habe ich so<br />
wenig geschla fen.“ Ich schaue vom Sofa zu ihr rüber. „Ach, du wirkst eigentlich<br />
recht leb haft.“ „Echt? Ich bin halb tot!“ Sie schält und hackt drei Knoblauch<br />
ze hen. „Wenn ich alleine bin, hau ich viel mehr rein.“<br />
in einer zwei ten PFanne erhitzt sie die Zwie beln in Öl. „Wenn jetzt<br />
noch der Knob lauch dazu kommt – es gibt nichts Schö ne res.“ Sie schiebt den<br />
Knob lauch vom Schnei de brett in die Pfanne und holt das Fleisch. „Oha, das ist<br />
viel Fleisch!“ Wäh rend das Hack in der Pfanne vor sich hin schmur gelt, würzt<br />
Lana es mit Salz, Pfef fer und Kreuz küm mel. Dann drückt sie eine Tube Tomaten<br />
mark dazu und gießt die Gemü se brühe an. „Eigent lich ist Fleisch brühe<br />
bes ser, aber ich habe gerade keine im Haus. Ihr könnt ruhig pro bie ren.“ Lana<br />
winkt mit dem Löf fel. „Aber es kom men noch Zitrone und Joghurt dazu, der<br />
Geschmack ändert sich also noch.“<br />
lana drÜckt Mit der hand zwei halbe Zitro nen über dem Hack<br />
aus und gibt den Groß teil eines Halb li ter be chers Joghurt in die Pfanne. Sie<br />
rührt um, lässt alles ein wenig ein ko chen und pro biert. „Hm, genau richtig.<br />
So soll es schme cken.“ Lana füllt das Hack ge misch auf die Okra schoten,<br />
gießt noch etwas Zitro nen saft dar über und schiebt alles in den Ofen.<br />
Wir bege ben uns wie der in Ruhe po si tion. „Meine Hob bys sind Essen und<br />
Schla fen. Ich finde es schade, dass man immer so wenig Zeit zum Kochen<br />
Mit den Tomaten wird der Boden der Auflaufform<br />
ausgelegt. Darüber kommt eine Lage Okraschoten.<br />
hat.“ Lanas Mut ter ist Medi zi ne rin, also eine gut aus ge bil dete Frau. „Aber<br />
in vie len Din gen ist sie sehr tra di tio nell. Das ist manch mal schwer zu verste<br />
hen. Über haupt sind im ara bi schen Raum man che Dinge nicht mit dem<br />
w e s t l i c h e n D e n k e n z u s a m m e n z u b r i n g e n . D e r I s l a m s a g t z u m B e i s p i e l ,<br />
wenn du Mos lem bist, musst du an alle Reli gio nen glau ben und tole rant<br />
sein. Aber viele sind es über haupt nicht.“<br />
sie schaut zuM oFen. „Fünf Minu ten noch.“ Lana stellt die Form auf<br />
den Tisch und gießt noch etwas Zitrone über den Aufl auf. Sie tut uns großzü<br />
gig auf. „Das isst man bei uns im Rama dan ganz oft.“ Ich dachte, im Ramadan<br />
wird gefas tet. „Im Rama dan darf man nur nach Son nen un ter gang essen<br />
und soll an die Armen den ken. Aber oft wird dann von Son nen un ter gang bis<br />
in den Mor gen wahn sin nig viel geges sen. Wenn der Rama dan vor bei ist, machen<br />
viele Frauen erst mal eine Diät.“<br />
wir essen in stil leM ver gnÜ gen. Das Hack hat durch die Zitrone<br />
eine unge wohnte Fri sche, der Knob lauch, und vor allem der Kreuz küm mel,<br />
geben eine unver wech sel bar ara bi sche Note. „Wenn man so große Okrascho<br />
ten nimmt, sollte man sie klein schnei den“, meint Lana. Die Scho ten<br />
las sen sich tat säch lich bis wei len schwer zer tei len, aber sie haben einen<br />
schö nen grü nen Gemü se ge schmack. Zusam men mit den Toma ten und dem<br />
Hack bil den sie am Gau men eine Ahnung der woh lig sat ten Ent spannt heit,<br />
die uns gleich über fal len wird. Im ägyp ti schen Som mer würde man wohl<br />
deut lich klei nere Por tio nen essen, aber im Ham bur ger Win ter geht auch der<br />
zweite Nach schlag gut rein. Wir lun gern noch eine Weile herum, neh men<br />
uns immer wie der löf fel weise aus der Aufl auf form und erzäh len von Plä nen<br />
und Ideen, von regio na lem Essen und Dorfkrügen.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 43
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
lahma Mafruma<br />
belbamia<br />
ein hackfleisch-<br />
rezept aus ägypten<br />
zuta ten Für 6 Personen:<br />
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1 kg Rinderhack<br />
400 g Okraschoten<br />
Salz, Pfef fer<br />
3 große Tomaten<br />
2 kleine Zwie beln, gehackt<br />
3 K nob l auc h z e he n , ge h ac k t<br />
1 Tube Tomatenmark<br />
1 TL Kreuzkümmel<br />
1 1/2 Zitronen<br />
400 ml Brühe<br />
400 ml Joghurt<br />
zube rei tung:<br />
Okra scho ten waschen und gege be nen falls klein schnei den, mit etwas Salz und Pfef fer<br />
anbraten. Die Toma ten in Schei ben schnei den und den Boden der Aufl auf form damit<br />
auslegen. Hack in einer Pfanne mit Zwie beln, Knob lauch und Toma ten mark anbra ten,<br />
mit Kreuz küm mel, Salz und Pfef fer wür zen. Wenn das Hack gebräunt ist, den Saft einer<br />
Zitrone, Brühe und Joghurt hinzugeben. Okra scho ten auf die Toma ten legen, dann<br />
das Hack als dritte Schicht dar über aus brei ten. Eine halbe Zitrone über dem Hack ausdrü<br />
cken. Die Form in den auf 180 Grad vor ge heiz ten Ofen geben. Den Aufl auf etwa 45<br />
Minu ten im Ofen las sen. Fer tig ist er, wenn die Ober flä che tro cken ist.<br />
44 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
<strong>Magazin</strong> für Essen und Leben<br />
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Welche Funktion haben<br />
alterskennzeichnungen<br />
von Pc- und videosPielen?<br />
Felix Falk (oben) ist seit 2009 Geschäftsführer der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), einer<br />
von den Verbänden der Computerspielewirtschaft getragenen Institution, die alle in Deutschland auf<br />
den Markt kommenden PC- und Videospiele überprüft und bewertet. Foto: USK Presse.<br />
coMPuter- und videosPielen sind heute ein<br />
selbstverständlicher teil unserer alltagskultur<br />
geWorden. gesPielt Wird allein, Mit<br />
FaMilie und Freunden oder online Mit anderen.<br />
die sPiele bieten nicht nur eine Fülle an sPielsPass,<br />
sondern Mindestens ebenso viele lern-<br />
Möglichkeiten. Wie bei JedeM anderen MediuM<br />
sind Mit coMPutersPielen Jedoch auch Wirkungsrisiken<br />
und geFahren verbunden sein – bei coM-<br />
PutersPielen etWa die detaillierten darstellungen<br />
von geWalt oder die theMatisierung von<br />
krieg. die unterhaltungssoFtWare selbstkontrolle<br />
(usk) ist die verantWortliche stelle Für<br />
die alterskennzeichnung von coMPutersPielen.<br />
inWieFern tragen aber alterskennzeichnungen<br />
von sPielen dazu bei, Mögliche schädliche ein-<br />
Flüsse von coMPutersPielen zu verhindern?<br />
deutschland hat weltweit die verbindlichsten regeln bei<br />
der Prüfung und beim Verkauf von Computerspielen auf Bildträgern (z. B.<br />
DVDs, Blu-ray, Module) an Kinder und Jugendliche. Rechtsgrundlage ist<br />
das Jugendschutzgesetz (JuSchG), das auch die Alterskennzeichnung von<br />
Kinofilmen und Filmen auf Bildträgern regelt, die in der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden sollen. Wenn mit Computerspielen programmierte<br />
Datenträger einem Kind oder Jugendlichen in der Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht werden sollen, müssen sie gem. § 12 Absatz 1 JuSchG für<br />
deren Altersstufe freigegeben sein. Das heißt, sie dürfen ihnen ohne Alterskennzeichnung<br />
weder verkauft noch ausgehändigt oder auf Bildschirmen<br />
vorgeführt werden.<br />
die unterhaltungssoFtware selbstkontrolle (usk) ist eine<br />
von den Verbänden der Computerspielewirtschaft getragene Institution.<br />
Die USK sorgt dafür, dass die Spiele technisch und inhaltlich für die vielfältigen<br />
Spielplattformen geprüft werden können. Seit ihrer Gründung<br />
1994 hat die USK rund 30.000 Verfahren zur Bewertung von Spieleinhalten<br />
durchgeführt. In ihrer Geschäftsstelle in Berlin arbeiten momentan neun<br />
feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen sechs ehrenamtliche<br />
Spielesichter und über 50 unabhängige Jugendschutzsachverständige.<br />
Mit mehr als 17.000 Titeln beherbergt die USK eines der größten Archive für<br />
Computer- und Videospiele weltweit.<br />
FÜr die alterseinstuFung von coMPutersPielen gibt es festgelegte<br />
Kriterien, die in Zusammenarbeit mit der USK, den Obersten Landesjugendbehörden<br />
und unter Berücksichtigung der Spruchpraxis der Bundesprüfstelle<br />
für jugendgefährdende Medien (BPjM) entwickelt wurden. Seit<br />
2003 besteht ein Prüfgremium bei der USK aus vier Sachverständigen für<br />
den Jugendschutz und einem Ständigen Vertreter der Obersten Landesjugendbehörden<br />
(OLJB). Die Sachverständigen sind sowohl von der USK als<br />
auch von der Industrie unabhängig, sie dürfen nicht in der Computerspielewirtschaft<br />
beschäftigt sein. Die Sachverständigen empfehlen dem Ständigen<br />
Vertreter der OLJB eine Alterseinstufung.<br />
WELCHE ALTERSKENNZEICHEN UND KRITERIEN GIBT ES?<br />
geMäss des juschg §14 gibt es fünf Alterskennzeichnungen für<br />
Computer- und Videospiele: Freigegeben ohne Altersbegrenzung, „enthalten<br />
keine Gewaltdarstellungen; konfrontieren Kinder nicht mit nachhaltig<br />
ängstigenden Situationen. Bei den Kinderspielen wird die Spielatmosphäre<br />
häufig durch eine freundliche und farbenfrohe Grafi k geprägt. Der<br />
ruhigere Spielaufbau setzt auch jüngere Kinder nicht unter einen hohen<br />
Handlungsdruck....“. Freigegeben ab 6 Jahre, „familienfreundliche Spiele,<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 45
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
die bereits spannender und wettkampfbetonter<br />
ausfallen dürfen – z. B. durch höhere Spielgeschwindigkeiten<br />
und komplexere Spielaufgaben<br />
–, wie Rennspiele („Racer“), Simulationen, Jump<br />
’n’ Runs“. Freigegeben ab 12 Jahre (solche Spiele<br />
können bereits deutlich kampfbetonter sein. Die<br />
Spielszenarien sind in einem historischen, futuristischen<br />
oder märchenhaft-mystischen Kontext<br />
angesiedelt, sodass sie ausreichend Distanzierungsmöglichkeiten<br />
für den Spieler bieten. Unter<br />
diese Altersfreigabe fallen Arcade-, Strategieund<br />
Rollenspiele sowie bereits einige militärische Simulationen.<br />
Freigegeben ab 16 jahre: Spiele mit einer<br />
Altersfreigabe ab 16 Jahren zeigen auch Gewalthandlungen,<br />
so dass ganz klar auch Erwachsene<br />
zur Käuferschicht gehören. Häufig handeln die<br />
Spiele von bewaffneten Kämpfen mit einer Rahmenhandlung<br />
(Story) und militärischen Missionen.<br />
Zu den Genres zählen Action-Adventures,<br />
militärische Strategiespiele und Shooter. Schließlich:<br />
Keine Jugendfreigabe (freigegeben ab 18). Da<br />
diese Spiele nahezu ausschließlich gewalthaltige<br />
Spielkonzepte thematisieren und häufi g eine<br />
düstere und bedrohliche Atmosphäre erzeugen,<br />
sind sie ausschließlich für Erwachsene. Zu den<br />
Genres gehören Ego-Shooter, Action-Adventures<br />
und Open-World-Games.<br />
WELCHE AUSWIRKUNGEN<br />
HABEN DIE ALTERSKENNZEICHEN?<br />
Mit den alterskennzeichen regelt der<br />
Staat, ob ein Computerspiel an Kinder und Jugendliche<br />
in der Öffentlichkeit abgegeben werden<br />
darf. Der Handel muss sich an die mit den<br />
Kennzeichen verbundenen Abgabebeschränkungen<br />
halten. Ein Spiel, das ab 12 Jahren freigegeben<br />
ist, darf einem 10-Jährigen nicht verkauft werden.<br />
Verstöße gegen diese Regelungen werden gem.<br />
§ 28 JuSchG als Ordnungswidrigkeit geahndet<br />
und können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro<br />
belegt werden.<br />
eltern schreiben alterskennzeichen<br />
nicht vor, wie und welche Medieninhalte sie zu<br />
Hause ihren Kindern zugänglich machen, bieten<br />
ihnen aber eine Orientierung, welche Spiele als<br />
unbedenklich für ihr Kind einer betreffenden<br />
Altersstufe sind und welche nicht. Die Alterskennzeichen<br />
sind jedoch kein Hinweis auf die<br />
pädagogische Eignung für eine Altersgruppe<br />
oder auf die Qualität eines Spiels. Informationen<br />
46 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
zur pädagogischen Eignung eines Spiels finden<br />
sich u. a. im Internet unter: www.spieleratgebernrw.de,<br />
www.spielbar.de www.internet-abc.de.<br />
DIE GRENZEN DER FREIEN<br />
MEINUNGSäUSSERUNG<br />
sind aber staatliche Alterseinstufungen,<br />
die in der Konsequenz die Abgabe an die<br />
entsprechende Zielgruppe unter Strafe stellen<br />
nicht faktisch Zensur? Nach Artikel 5 Absatz<br />
2 des Grundgesetzes finden die Rechte aus der<br />
Freiheit der Meinungsäußerung „ihre Schranken<br />
in (...) den gesetzlichen Bestimmungen zum<br />
Schutze der Jugend“, also im Jugendschutzgesetz<br />
(JuSchG). Deutsche Alterskennzeichnungen für<br />
Computer- und Konsolenspiele gelten somit als<br />
Zugangsbeschränkung ausschließlich für Kinder<br />
und Jugendliche.<br />
Felix Falk von der usk dazu: „Erwachsene<br />
können in Deutschland alle Spiele kaufen, die<br />
nicht beschlagnahmt sind. Das heißt, der Handel<br />
könnte unter den festgelegten Werbe- und Angebotseinschränkungen<br />
für Erwachsene auch indizierte<br />
Spiele bereithalten, denn der legale Kauf ist<br />
auch für Erwachsene möglich.“<br />
VERBINDLICHE VORSCHRIFTEN<br />
IM ZEITALTER ES INTERNETS?<br />
welchen nutzen haben Altersfreigaben<br />
heutzutage konkret, wenn sich Jugendliche (legal<br />
oder illegal) Spiele aus dem Internet herunterladen<br />
oder aus Österreich importieren können,<br />
wo der Jugendschutz weniger streng ist?<br />
Felix Falk: „Die beiden wichtigsten Funktionen<br />
des USK-Kennzeichens sind die Bindungs-<br />
wirkung für den Handel und die Information für<br />
Eltern. 98 Prozent aller Spiele im Handel haben<br />
ein USK-Kennzeichen und soweit ich das mitbekomme,<br />
achtet das Verkaufspersonal sehr darauf.<br />
Ansonsten würden Bußgelder bis zu 50.000 Euro<br />
drohen. Ich denke dies macht deutlich, dass die<br />
USK-Kennzeichen dem Jugendschutz gerade an<br />
den Orten, an denen die meisten Spiele verkauft<br />
werden, sehr nutzen. Natürlich kann jede Regel<br />
auch umgangen werden, erst recht in Zeiten des<br />
Internet. Aber letztendlich bleibt die Kontrolle<br />
der Mediennutzung von Kindern immer eine der<br />
wichtigsten Aufgaben der Eltern. Das kann ihnen<br />
kein Gesetz und kein Kennzeichen abnehmen.<br />
Dafür bietet das Kennzeichen wichtige Informationen<br />
und auf unserer Webseite sind zu den Themen<br />
Jugendschutz und Computerspiele noch viele<br />
weitere zu finden.“<br />
wie koMMt es eigentlich, dass Altersfreigaben<br />
in unterschiedlichen Ländern mitunter so<br />
stark voneinander abweichen? Felix Falk: „In vielen<br />
Ländern der Welt existieren unterschiedliche<br />
Normen, Werte und Ansichten, welche Inhalte<br />
Kinder und Jugendliche beeinträchtigen könnten.<br />
In Australien wird in Computerspielen beispielsweise<br />
das Thema Drogen als besonders gefährdend<br />
angesehen, in England ist es das Fluchen, in Griechenland<br />
das Glückspiel, in den USA ist es Sex und<br />
in Deutschland ist es das Thema Gewalt. Damit variieren<br />
auch die Systeme des Jugendschutzes und<br />
damit die Höhe der Einstufungen.“<br />
Weitere Informationen zu den Alterskennzeichnungen,<br />
Hilfestellungen für Eltern oder Anbieterberatung<br />
finden sich auf der Webseite der<br />
USK: http://www.usk.de/
gaMesrevieW<br />
das online-gaming-<br />
<strong>Magazin</strong> currentgame.de<br />
stellt drei im Juni neu<br />
erschienene spiele vor<br />
duke nukeM Forever<br />
seit knaPP 14 jahren ruht sich der Duke jetzt auf seinem Ruhm aus<br />
und wenn es nach der Regierung geht, darf er das auch weiter tun. Wie sich<br />
jedoch herausstellt, hat man damit mehr als falsch gelegen. Wieder einmal<br />
liegt das Schicksal der Erde in den Händen von Duke Nukem – wem auch<br />
sonst? Im ersten Moment mag man denken „Hey, das kennen wir doch<br />
alles schon!“, und damit soll man vorerst auch Recht behalten, doch sind<br />
wir mal ehrlich: „Wer will ein Duke Nukem mit verstrickter Story, komplizierten<br />
zwischenmenschlichem Beziehungsgefasel, inneren Monologen,<br />
völlig unvorhersehbaren Twists und dem ganzen anderen unwichtigen<br />
Kram? Richtig, niemand. Denn das wäre einfach nicht Duke Nukem.<br />
> FORTSETZUNG AUF DER FOLGENDEN SEITE<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 47
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
> FORTSETZUNG VON DUKE NUKEM FOREVER<br />
natÜrlich gibt es wieder hübsche Mädels,<br />
dicke Wummen und eine ganze Menge<br />
Blut, allerdings will Duke Nukem auch noch auf<br />
einer ganz anderen Ebene überzeugen. Neben<br />
brutalen Boss-Kämpfen und coolen Sprüchen<br />
erwarten uns in Duke Nukem Forever auch<br />
Passagen, die Köpfchen erfordern. Doch auch<br />
wenn das alles ganz löblich klingt, leidet Duke<br />
Nukem Forever unter einer weniger prächtigen<br />
Optik, die sieht nämlich aus, als würde man<br />
einige Jahre nach hinten katapultiert – leider.<br />
auch wenn laut gearbox-ceo Randy<br />
Pitchford die PC-Version die schönste von allein<br />
l.a. noire<br />
rockstar gaMes hat einen Faible für<br />
Bösewichter, Schattengestalten und vor allen<br />
Dingen Verbrecher. Wer jemals Grand Theft<br />
Auto oder Red Dead Redemption gespielt hat,<br />
weiß was gemeint ist. Mit L.A. Noire hätte man<br />
diesen Trend fortsetzen können, doch der Titel<br />
ist nicht was er auf den ersten Blick zu sein<br />
scheint. Unser Protagonist Cole Phelps, Kriegsveteran<br />
und mittlerweile Polizist in Los Angeles<br />
hat es nicht leicht. Die Nachkriegszeit und die<br />
verruchte Stadt sind für die meisten anderen<br />
Cops Grund genug so korrupt wie nur möglich<br />
zu agieren.<br />
lediglich PhelPs scheint das nicht so<br />
zu sehen und beharrt auf seinem ausgeprägten<br />
Gerechtigkeitssinn und Ehrlichkeit. Noch relativ<br />
weit unten auf der Karriereleiter gilt Phelps trotzdem<br />
schon als das Aushängeschild des LAPD, was<br />
den meisten seiner Kollegen nicht sonderlich<br />
zusagt. Doch auch wenn Phelps auf den ersten<br />
Blick erscheint wie ein Vorzeige-Cop, der vom<br />
Rest seines Berufszweig nur noch angewidert ist,<br />
birgt auch er ein dunkles Geheimnis, das sich im<br />
Spielverlauf Stück für Stück offenbart.<br />
eine so iMMens grosse welt, wie sie<br />
L.A. Noire bietet birgt ohne Frage ihre Tücken.<br />
Viele Spiele, die den Open World-Ansatz verfolgten,<br />
sind genau daran gescheitert. Es gilt stets darauf<br />
zu achten die Welt nicht mit Side Quests zu<br />
überladen, sondern den Fokus auf das Wichtigste<br />
48 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
sein soll, merkt man, dass der Titel dank ewiger<br />
Entwicklungszeit ein wenig in die Jahre gekommen<br />
ist. Einige rucklige Animationen, und eine<br />
deutlich sichtbare Polygon-Armut vermögen den<br />
Spielspaß jedoch nicht zu schmählern, denn alles<br />
andere scheint nahezu so, wie es sich Duke-Fans<br />
in 14 Jahren nicht hätten ausmalen können.<br />
zwar wÜrde es deM duke nicht gefallen<br />
das zu hören, aber um ganz oben mitzuspielen<br />
braucht es mehr als nur ein Namen. Gut, Duke<br />
Nukem ist nicht nur ein Name, sondern „der“<br />
Name, dafür muss man sich trotz allem Gejubel,<br />
der fast schon unerträglichen Vorfreude und dem<br />
zu richten – die Haupthandlung. Genau daran will<br />
sich Rockstar mit L.A. Noire jedoch halten. Zwar<br />
dürfen wir uns ohne Einschränkungen in Los Angeles<br />
bewegen, Sehenswürdigkeiten besuchen, ein<br />
Eis essen gehen und 40 spannende Zusatz-Fälle lösen,<br />
die Haupthandlung hat jedoch immer oberste<br />
Priorität. Mit knapp 50 Stunden Dialog und einer<br />
packenden Story, die uns immer weiter in die Abgründe<br />
der Stadt und auch unsere eigenen treibt,<br />
wird es ziemlich schwierig werden den roten Faden<br />
zu verlieren.<br />
unsere auFgabe in l.a. noire ist natürlich<br />
das Lösen von Kriminalfällen, doch wie setzt<br />
man Befragungen und die Inspektion des Tatorts<br />
in einem solchen Spiel um? Das haben sich<br />
die Jungs von Rockstar wohl auch ziemlich lang<br />
gefragt. Herausgekommen ist eine Art Echtzeit-<br />
Puzzle bei dem man ähnlich einem Adventure<br />
nach Beweisstücken sucht. Allerdings werden die-<br />
obligatorischen Duke-Hype einmal zurücklehnen<br />
und das Ganze objektiv betrachten.<br />
duke nukeM Forever ist keine grafische<br />
Glanzleistung und bietet auch keine<br />
allzu innovativen Spielelemente. Auch wenn<br />
die Umsetzung völlig sauber und gelungen ist,<br />
und sich das Spiel zu 120% nach Duke Nukem<br />
anfühlt, wird es schwierig für den Kaugummi<br />
kauenden Weltretter gegen seine Genre-Konkurrenten<br />
anzukommen. Das einzige was ihm<br />
bleibt: die immerwährende Treue seiner zahlreichen<br />
Fans – und die werden sich in jedem<br />
Fall über seine Rückkehr freuen. FSK 18<br />
se nicht besonders hervorgehoben oder uns unter<br />
die Nase gehalten, sondern vielmehr nur leicht<br />
angedeutet. Kommen wir einem Beweisstück näher,<br />
vibriert der Controller und die Musik wird<br />
lauter oder intensiver. Auch in Sachen Befragung<br />
hat man sich einiges einfallen lassen. Die Dialoge,<br />
die wir mit den Verdächtigen und zeugen<br />
führen haben ihren ganz eigenen Charme. Dank<br />
spezieller Motion Capturing-Techniken werdet<br />
die Gesichtszüge so detailliert wie nie zuvor in<br />
einem Spiel dargestellt. Ob jemand lügt oder die<br />
Wahrheit sagt, kann nur unser gesunder Menschenverstand<br />
herausfinden.<br />
ausser Frage – l.a. noire hat das Potenzial<br />
das Genre zu revolutionieren, wenn<br />
nicht sogar ein gänzlich neues zu schaffen. Das<br />
Konzept stimmt, grafisch macht der Titel einiges<br />
her und auch die Handlung vermag zu fesseln<br />
– Daumen hoch! FSK 16
alice: Madness returns<br />
„viel glÜck zuM nicht-geburtstag!<br />
FÜr Mich? FÜr dich!“ – Bei diesem Zitat klingeln<br />
bei den meisten schon die Kindheitsglocken.<br />
Jeder kennt Lewis Carrols Alice in Wunderland,<br />
oder die Disney-Verfilmung. Auch die<br />
Matrix-Macher bedienten sich zahlreicher Analogien<br />
aus dem Alice-Universum, doch American<br />
McGee’s Alice aus dem Jahre 2000 gehört<br />
wohl zu den kuriosesten Wiederverwertungen<br />
des psychedelischen Märchen-Klassikers. Zwar<br />
ist Alice: Madness Returns anders als andere<br />
Spiele, doch das reicht noch lange nicht um als<br />
Alleinstellungsmerkmal zu fungier,en, denn<br />
um aus der plumpen Masse von Action-Spielen<br />
herauszuragen muss auch die eigenen Vergangenheit<br />
überwunden oder neu erfunden werden.<br />
Im Sequel zu American McGees Alice verlässt<br />
man sich jedoch auf Altbewährtes – von<br />
Innovation keine Spur.<br />
die gestalterische uMsetzung dieser<br />
noch so einfallslosen Story ist jedoch alles andere<br />
als langweilig und wiederverwertet, denn Alice:<br />
Madness Returns glänzt mit liebevoll gestalteten<br />
Spielwelten, fantastischem Charakter-Design<br />
und einer Atmosphäre, von der andere Spiele sich<br />
eine Scheibe abschneiden sollten. Dumm nur,<br />
wenn man sich so darauf konzentriert ein Spiel<br />
gut aussehen zu lassen und dabei das Gameplay<br />
völlig vernachlässigt. Schließlich geht es hier um<br />
ein Spiel und nicht um einen Film. Auch wenn Alice:<br />
Madness Returns das Genre an sich nicht neu<br />
erfindet, kann man zumindest erwarten, dass die<br />
Kämpfe und Rätsel den Spieler in gewisser Weise<br />
fordern.<br />
doch die herausForderung bleibt leider<br />
aus. Vielmehr beschäftigen wir uns mit banalem<br />
Platforming, und hämmern so lang auf<br />
die Knöpfe, bis unsere Gegner aus den Latschen<br />
kippen – unsere Gehirnwindungen bleiben hier<br />
„Wir wissen, was du gerade zockst“ –<br />
currentgame.de über currentgame.de<br />
wir könnten hier im Business-to-Business-<br />
Jargon daherschwafeln, oder völlig abgehacktes Gamer-Vokabular<br />
an den Tag legen, aber das wäre nicht<br />
Currentgame. Wir sind keine Groß-Unternehmer<br />
mit dem Ziel den Markt zu überrennen, und wir<br />
sind auch keine besessenen Hardcore-Gamer, die<br />
ihren Tag damit verbringen Monster zu schlachten<br />
und Münzen zu sammeln. Aber was sind wir dann?<br />
Mit eineM gesunden hauch huMor,<br />
einer gehörigen Portion Kritik und vor allem<br />
strenger Objektivität berichten wir täglich über<br />
einschneidende Ereignisse in der Branche, sowie<br />
brandaktuelle Neuerscheinungen und vergessen<br />
dabei nie, dass es nicht nur um Publisher, Entwickler,<br />
Verträge, Franchises und Marken geht,<br />
sondern um das Spielen, das so viel mehr sein<br />
kann als plumpes Knöpfe-drücken.<br />
hinter videosPielen steckt Mehr als<br />
nur ein interaktiver Entertainment-Gedanke, der<br />
immer mehr zu banaler Berieselung verkommt,<br />
mehr als das steinzeitliche jagen und sammeln. Videospiele<br />
verbinden Individuen unterschiedlichster<br />
Herkunft und Ansichten, fördern lebenswichtige Fähigkeiten<br />
und können vor allen Dingen begeistern.<br />
verschont. Immerhin bleibt so mehr Zeit die ach<br />
so schönen Effekte und das spritzende Blut im<br />
Kampf zu bewundern<br />
in der test-version wird alice: Madness<br />
Returns noch von zahlreichen Kinderkrankheiten<br />
geplagt, die es baldmöglichst auszumerzen<br />
gilt. Ebenso hoffen wir auf eine Erhöhung<br />
des Schwierigkeitsgrades in späteren Leveln,<br />
denn sonst könnte das durch Absurdität und<br />
Grausamkeiten geprägte Psycho-Wunderland<br />
eher zur Lachnummer werden als zum Grusel-<br />
Abenteuer. FSK 16<br />
Genau diesen Moment der Begeisterung wollen wir<br />
mit Currentgame festhalten und vermitteln. Irgendwo<br />
zwischen unzähligen jährlichen Veröffentlichungen<br />
von Fortsetzungen, Wiederverwertungen<br />
und dem Landwirtschafts-Simulator gibt es immer<br />
wieder Innovation, Neuartigkeit und Besonderes.<br />
als vollzeit-Projekt stecken wir all<br />
unsere Energie in Currentgame, um unseren eigenen<br />
Idealen gerecht zu werden, sowie unseren<br />
Lesern das zu bieten, was sie verdienen - ein unabhängiges<br />
Gaming-<strong>Magazin</strong>, das ebenso wie die<br />
Spiele, die wir lieben, begeistert.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 49
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
aPPle iPad 1 oder<br />
aPPle iPad 2 oder<br />
doch Was anderes?<br />
iPad 2, Samsung Galaxy tab, WeTab und Motorola Xoom. Was man eben<br />
so da hat an Arbeitsgeräten. Alle Fotos: Johannes Knapp / newgadgets.de<br />
50 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
VON JOHANNES KNAPP<br />
Johannes knaPP von neWgadgets.de hatte vor einiger zeit Mal ein Paar Produkte der<br />
FirMa Mit deM aPFel getestet und seine einschätzungen auF seineM blog veröFFentlicht.<br />
Wir dürFen diesen instruktiven beitrag hier dankensWerter Weise zWeitverWerten.<br />
nach einer woche intensiver auseinandersetzung mit dem<br />
neuen Apple iPad 2 erlaube ich mir einmal eine kleine Kaufempfehlung bzgl.<br />
der beiden verfügbaren Apple Tablets iPad 1 und iPad 2 zu geben. Ich besitze<br />
das erste Tablet von Apple seit April 2010, also schon seit einiger Zeit und kenne<br />
so die Vor- und Nachteile beider Tablets.<br />
seit aPril letzten jahres laufe ich also schon mit einem Apple<br />
iPad herum, dem ersten wirklich erfolgreichen Tablet für den Consumermarkt.<br />
Ich muss sagen, dass ich die ersten paar Monate das Tablet wirklich<br />
oft benutzt habe, da es ja etwas Neues war und man auch die ganzen neuen<br />
Apps ausprobieren wollte. Aber dann kam irgendwann die Zeit an der ich<br />
das Interesse an dem iPad verloren habe, es wurde immer seltener mit auf<br />
die Reise genommen und verstaubte auch mal einige Wochen unterm Bett,<br />
weil ich es überhaupt nicht mehr nutzte. Was ich aber als sehr positiv empfand<br />
war die Tatsache, dass das Tablet immer einsatzbereit war, also immer<br />
noch genügend Saft hatte, auch nach Wochen im Standby. So etwas kennt<br />
man ja schon Notebooks garnicht mehr, denn dort saugt sich der Akku ja<br />
schon leer obwohl man es nicht nutzt.<br />
aber wieso habe ich mein erstes iPad am Ende so selten genutzt, war<br />
ich doch am Anfang so euphorisch. Das Tablet wurde mir einfach zu groß<br />
und zu schwer um immer und überall damit zu arbeiten (auch wenn es eigentlich<br />
recht leicht ist). Ich habe mir in der Zwischenzeit das Dell Streak<br />
zugelegt, welches mit 5-Zoll einfach viel portabler war, denn wer es noch<br />
nicht mitbekommen hat, ich reise überdurchschnittlich viel und brauche<br />
es so mobil wie möglich. Dann kam das Samsung Galaxy Tab welches mit<br />
7-Zoll immer noch angenehm handlich war, ausserdem ist Android für mich<br />
einfach das bessere Betriebssystem, denn es ist einfach „mächtiger”. Das waren<br />
dann die beiden Tablets, die mich regelmäßig begleitet haben und das<br />
iPad sozusagen als mobilen Begleiter ablösten. Ich habe das iPad dann nur<br />
noch zu Hause als Couchsurfing Tablet genutzt, so wie auch das WeTab. Für<br />
mich sind also Tablets ab ca. 10-Zoll eher die Tablets für den Heimgebrauch<br />
im Wohnzimmer oder kurz vorm Schlafengehen. Natürlich hat da jeder seine<br />
eigene Meinung, für mich ist es eben so :)<br />
Mit der einFÜhrung des iPad 2 wollte ich natürlich Apple nochmal<br />
die Chance geben mich erneut von dem Tablet zu überzeugen. Die neuen<br />
Features haben sich ja ganz gut angehört, 1/3 dünner als der Vorgänger,<br />
etwas leichter, dank Dual-Core Prozessor auch schneller und das alles bei<br />
einer Akkulaufzeit die bei ungefähr 10 Stunden liegt. Also habe ich mir das
Tablet zugelegt, wieder in der preiswertesten Version<br />
mit 16GB und ohne UMTS. Nun fragen sich<br />
vielleicht einige wieso jemand wie ich, der immer<br />
unterwegs ist, sich ein Modell ohne UMTS<br />
zulegt. Eigentlich ist es ganz einfach. Ich wollte<br />
eigentlich diesmal beim iPad 2 die UMTS Version<br />
kaufen, aber Apple hat ja kurz zuvor mit iOS 4.3<br />
das WLAN Tethering eingeführt und da ich auch<br />
ein iPhone 4 besitze und dieses immer bei mir<br />
habe, hat sich auch die Frage erledigt welche Variante<br />
des iPad es wird. Das Tethering zwischen<br />
dem iPhone 4 und dem iPad 2 funktioniert wunderbar<br />
und so habe ich auch noch Geld gespart.<br />
479€ kostet die Version die ich habe und das ist<br />
eigentlich ein ganz guter Preis.<br />
ich habe nun beide tablets und kann<br />
nur sagen das ich derzeit natürlich lieber mit dem<br />
iPad 2 arbeite, aber nicht wegen den beiden neuen<br />
Kameras oder weil es ja jetzt über einen Apple<br />
A5 Dual-Core Prozessor verfügt. Ich arbeite derzeit<br />
sehr gerne damit, da es sich wirklich schön<br />
dünn anfühlt (und es ja auch ist) und auch nicht<br />
so schwer ist. Es ist zwar immer noch so groß wie<br />
sein Vorgänger, aber das stört mich derzeit komischerweise<br />
nicht so sehr, das „Gesamtpaket”<br />
macht es wohl aus. Ich hatte mich eigentlich direkt<br />
nach der Vorstellung am 2. März sehr auf die<br />
eingebaute Kamera gefreut, da ich wirklich sehr<br />
oft Bilder und Videos mit meinem Smartphone<br />
mache und vielleicht dies auch mit dem Tablet<br />
fortsetzen wollte. Da die Qualität der beiden eingebauten<br />
Kameras sich aber leider in Grenzen<br />
hält und wirklich nur für Schnappschüsse taugt,<br />
habe ich meine ursprüngliche Idee nun natürlich<br />
wieder fallen gelassen, zudem sieht es irgendwie<br />
doof aus mit dem großen iPad irgendwo zu stehen<br />
und Bilder zu machen, mir geht es dabei nicht um<br />
die Meinung der anderen, ich selber komme mir<br />
einfach irgendwie „doof” vor :)<br />
Mir geFällt das iPad 2 vor alleM, weil<br />
es sich so dünn anfühlt, ich habe bisher nicht<br />
wirklich gemerkt dass ein Dual-Core Prozessor<br />
eingebaut ist und das die Grafikleistung so viel<br />
besser ist als beim Vorgänger. Es müssen da einfach<br />
mehr Apps, vor allem Spiele, kommen, die<br />
wirklich die gravierenden Unterschiede aufzeigen.<br />
Ich weiß nicht ob man sich als iPad 1 Besitzer<br />
noch zusätzlich ein iPad 2 zulegen sollte, ich glaube,<br />
ich würde es eher nicht empfehlen. Vielleicht<br />
vorher das erste Tablet verkaufen oder warten bis<br />
das iPad 3 irgendwann auf den Markt kommt. Die<br />
neuen Features sind zwar cool, aber auch nicht<br />
atemberaubend wie ich finde. Wer jedoch noch<br />
kein Tablet besitzt und es schön einfach und<br />
schnell haben möchte, der kann sich das zweite<br />
Apple Tablet aber auf jeden Fall mal anschauen<br />
und dann entscheiden ob es das richtige Tablet<br />
für einen ist. Wer also keine Kamera in seinem<br />
Tablet benötigt, der fährt auch mit diesem Tablet<br />
wunderbar.<br />
wer FÜr gÜnstiges geld ein gutes Tablet<br />
haben möchte, der sollte sich auch unbedingt das<br />
„alte” iPad anschauen, denn das wurde passend<br />
zum Start des Nachfolgers im Preis reduziert und<br />
ist nun wirklich sehr attraktiv. Es bietet eigentlich<br />
alles was man derzeit benötigt und ist noch lange<br />
nicht weg vom Fenster, es war eine sehr gute Idee<br />
von Apple auch noch die erste Version zu behalten<br />
und diese günstiger zu verkaufen.<br />
Das iPad1<br />
2011 ist einFach das jahr des tablets<br />
(nicht unbedingt das Jahr des iPad 2 wie Apple<br />
das gerne hätte) und viele Hersteller haben ja<br />
auch bereits ihre Produkte vorgestellt und werden<br />
diese im Sommer auf den Markt bringen.<br />
Es ist schön, dass Apple so früh mit der zweiten<br />
Version seines Tablets auf den Markt gekommen<br />
ist, denn so kann die Konkurrenz immer noch<br />
reagieren und es „besser” machen. Am Beispiel<br />
von Samsung hat man ja gesehen wie schnell reagiert<br />
werden kann. Nur ca. drei Wochen nach<br />
der Apple Keynote hat Samsung auf der CTIA<br />
2011 in Orlando eine neue Version seines auf dem<br />
Mobile World Congress im Februar vorgestellten<br />
Samsung Galaxy Tab 10.1 vorgestellt. Konkurrenz<br />
belebt das Geschäft und es gibt einen, der<br />
profitiert davon, nämlich wir :)<br />
Das iPad2<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 51
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
sPüren,<br />
dass soMMer ist<br />
Wind in den haaren, hiMMel über<br />
deM koPF – die neuen cabrios sind da<br />
Was braucht der Mensch zum Fliegen? – der neue SLK steht bereit.<br />
Mercedes skl roadster<br />
Mit deM völlig neu entwickelten slk<br />
startet einer der aufregendsten und erfolgreichsten<br />
Sportwagen in die dritte Runde. Der neue<br />
Roadster hebt Fahrvergnügen und Open-Air-Genuss<br />
auf ein neues Niveau. Er vereint leichtfüßige<br />
Sportlichkeit mit stilvollem Komfort, markantes<br />
Sportwagen-Design mit absoluter Alltagstauglichkeit,<br />
Spitzenperformance mit beispielhafter<br />
Ökologie.<br />
die designer haben deM neuen slk ein<br />
Kleid angemessen, das klassische Roadsterproportionen<br />
betont. Einer langen Motorhaube folgen ein<br />
nach hinten versetztes kompaktes Passagierabteil<br />
52 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
sowie ein kurzes Heck. Erster Blickfang ist eine<br />
aufrecht im Wind stehende Kühlermaske. Sie ermöglicht<br />
die lange und wohlproportionierte Motorhaube<br />
und deutet mit nach hinten fluchtenden<br />
Lichtkanten bereits die dynamischen Qualitäten<br />
des Roadsters an. Das Gesicht des neuen SLK erinnert<br />
an den legendären 190 SL der 1950er-Jahre,<br />
der vielen als „Ur-SLK“ gilt. Allerdings hatten die<br />
Designer nicht nur die Vergangenheit im Fokus,<br />
sondern schufen mit dem neuen SLK-Gesicht auch<br />
bewusst eine enge optische Verwandtschaft zum<br />
neuen „Flügeltürer“ Mercedes-Benz SLS AMG und<br />
zum neuen CLS. Erstaunlich und messbarer Beweis<br />
akribischer Detailarbeit: Trotz markanterer,<br />
steilerer Front und größerer Stirnfläche sank der<br />
cW-Wert auf den für Roadster glänzenden Wert<br />
von 0,30 (Vorgänger 0,32).<br />
der slk hat bei den kompaktesten Abmessungen<br />
seiner Klasse einen beispielhaft großen<br />
Innenraum. Dafür haben die Designer eine Innenausstattung<br />
entwickelt, die Fahrer und Beifahrer<br />
Behaglichkeit vermitteln. Das Interieur ist geprägt<br />
von sportlicher Kultiviertheit, durchdachter<br />
Ergonomie und hochwertigen Materialien, die mit<br />
Liebe zum Detail und handwerklichem Können<br />
verarbeitet sind. Bereits in der Basisversion schimmern<br />
die Mittelkonsole und weitere Zierelemente<br />
in blankem Aluminium. Optional stehen Holzausführungen<br />
in Wurzelnuss dunkelbraun glänzend<br />
oder Esche schwarz glänzend zu Wahl.<br />
das neue Modell verFÜgt Über eine<br />
Reihe innovativer Assistenzsysteme sowie über<br />
die neue Generation der Telematiksysteme. Das<br />
Multimedia-System Comand Online bietet erstmals<br />
einen Internetzugang. Kunden können entweder<br />
im Stand frei im Internet oder während<br />
der Fahrt zu Mercedes-Benz-Online-Diensten surfen.<br />
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einzelne<br />
Ziele und Routen über Google Maps zu erstellen<br />
und an das Fahrzeug zu senden. Als Weltneuheit<br />
ist optional das Panorama-Variodach „Magic Sky<br />
Control“ lieferbar. Es lässt sich auf Knopfdruck<br />
hell oder dunkel schalten. Alternativ gibt es ein<br />
in Wagenfarbe lackiertes Dach sowie eine Panoramoversion.<br />
Serienmäßig an Bord ist unter<br />
anderem die von Mercedes-Benz entwickelte Müdigkeitserkennung<br />
Attention Assist. Auf Wunsch<br />
sind das weltweit einzigartige vorausschauende<br />
Insassenschutzsystem Pre-Safe, der Abstandsregeltempomat<br />
Distronic Plus sowie weitere Fahrerassistenzsysteme<br />
erhältlich.
Mazda Mx 5<br />
so können sich kritiker irren. Als Mazda 1989 seinen kleinen<br />
Roadster namens MX 5 vorstellte, applaudierten zunächst nur wenige<br />
Experten. Zu wenig Klasse nach Art eines Alfa Romeo, lautete ein Einwand.<br />
Billiger Lotus-Verschnitt, ein anderer. Der rasant wachsenden Fan-<br />
Gemeinde waren solche kleinliche Anmerkungen egal. Mazda kam mit<br />
der Produktion kaum nach. Inzwischen, rund 22 Jahre nach dem Debüt<br />
läuft bereits die dritte Generation vom Band und erfreut sich ungebrochener<br />
Beliebtheit. Mit mehr als 900.000 Exemplaren gilt der MX 5 als das<br />
erfolgreichste Cabrio überhaupt. Das mag auch daran liegen, dass der MX<br />
5 nicht nur echtes Roadster-Gefühl bietet, sondern auch ein sehr zuverlässiger<br />
Begleiter ist.<br />
www.starcar.de<br />
solide wie das gesaMte Fahrzeug ist die Motorisierung. Zum<br />
Einsatz kommen vorzugsweise ein 1,8 Liter Motor mit 126 PS und ein Zweiliter-Motor<br />
mit 160 PS. Dank Hinterradantrieb und straffem Fahrwerk stellen<br />
sich dabei auch schon mit dem kleineren der beiden Motoren sportliche<br />
Fahrgefühle ein. Schnell erzählt ist das Kapitel Nutzwert: Zwei Sitze, 144<br />
Liter Kofferraum - viel mehr ist nicht. Die Karosserie ist, bis auf Korrosion,<br />
gut verarbeitet und also nahezu klapperfrei. Prima zu bedienen ist das Verdeck.<br />
Der MX 5 bietet im Roadster-Segment ein ziemlich einmaliges Preis-<br />
Leistungsverhältnis. So beginnen die Preise für MX-5-Modelle, Baujahr<br />
2006 mit etwa 60.000 Kilometer, bei knapp über 10.000 Euro. MX 5 aus den<br />
neunziger Jahren sind bereits für einen Preis um 5000 Euro zu bekommen.<br />
FAHRSPASSBRINGER!<br />
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<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 53
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
über schWeinevögel<br />
und seelenFresser<br />
den leiPziger thoMas Meitsch, besser bekannt unter seineM künstlernaMen schWarWel,<br />
darF Man getrost als allroundkünstler bezeichnen. schWarWel ist coMiczeichner, illustrator,<br />
graFiker, aniMator, regisseur, art director, veranstalter Für sPecial events, Produzent, soWie der<br />
schöPFer des coMic-kosMos rund uM die Figur schWeinevogel. seit 1993 ist schWarWel ausserdeM<br />
haus-graFiker der rockband „die ärzte“. lange Jahre standen die schWeinevogel-FunnyWelten iM<br />
zentruM seines schaFFens - in schWarWels neueM ProJekt „seelenFresser“ tauchen schWei<br />
schWei und Freunde nur noch iM dekobereich auF.<br />
54 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
als art-direktor des leiPziger Grafik- und Multimedia-Studios<br />
„Glücklicher Montag“ hat Schwarwel in den letzten Jahren eine schier unübersehbare<br />
Menge an Projekten betreut. Unter anderem zeichnet er für die<br />
Regie und Animationssequenzen von Musikvideoclips (die Ärzte, Rosenstolz)<br />
sowie bei diversen Spielfilmen („Max & Moritz Reloaded“) und TV-Episoden<br />
(„GZSZ“, „SOKO Leipzig“ u. a.) verantwortlich.<br />
karikaturen von schwarwel erscheinen deutschlandweit bei Financial<br />
Times Deutschland, im Handelsblatt, bei tagesspiegel.de, zitty Berlin<br />
sowie in der sächsischen Regionalpresse. Seine Illustrationen erscheinen u.<br />
a. bei KI.KA oder Capital. Schweinevogel-Strips erscheinen jede Woche auf<br />
liz.de, HalleForum.de, tagesspiegel.de und fanclubalex.de, der Witz der Woche<br />
auf schweinevogel.de sowie 3-wöchentlich der Cartoon „Herr Mauli“ auf<br />
CULTurMAG.de. In unregelmäßigen Abständen bringt „Glücklicher Montag“<br />
neue Schweinevogel Heftserien heraus.<br />
seit 1993 ist schwarwel ausserdeM Hausgrafiker der Rockband<br />
„Die Ärzte“, für die er seither bis auf eine Ausnahme alle Album- und Singlecover<br />
und so ziemlich alle Druck- und Weboptiken schuf. Mit Ärzte-Schlagzeuger<br />
Bela B gründete er 1996 den Comicverlag EEE – Extrem Erfolgreich<br />
Enterprises – in dem neben den Schweinevogel-Veröffentlichungen weitere<br />
Serien und Einzelgeschichten wie wie „Reformer“, „Geschichten aus der Die<br />
Ärzte“ oder Kurzgeschichten im Comicmagazin „Extrem“ erschienen.<br />
einMal iM Monat dÜrFen sich die schwarwel-Fans auf seine Radio-Sendung<br />
„Kunst & Schund“ freuen (Radio Blau auf UKW 99,2 MHz). In regelmäßigen<br />
Abständen gibt er Zeichenkurse in der Leipziger Volkshochschule;<br />
zuletzt der Kurs „Comics + Manga richtig machen“, in dessen Rahmen ein von<br />
den Teilnehmern des Kurses gezeichnetes Comic-Heft entstand. Im November<br />
beginnt der neue Kurs „Comic + Illustration“; Interessenten können sich<br />
noch bei der vhs-leipzig anmelden. Wer ihn auf einem seiner Events erwischt,<br />
hat die Chance sich von ihm ein Schnellzeichner-Porträt anfertigen zu lassen.<br />
angeFangen hat alles Mit den striPs seiner bekanntesten Figur,<br />
dem subversiven „Schweinevogel“, die erstmals 1988 in der Leipziger<br />
Undergroundzeitschrift „Messitsch“ und ab 1989 in der Leipziger Volkszeitung<br />
erschienen. Nach der Wende in den gesamtdeutschen Comicmarkt<br />
gerettet, stand das Undergrund-Phänomen Schweinevogel lange Jahre im<br />
Zentrum des Schaffens.
in schwarwels neuen Projekt, der<br />
Graphic Novel „Seelenfresser“ ist die eigene<br />
Funnywelt in den Dekobereich verbannt. In<br />
Seelenfresser sind Schwei-Schwei und Freunde<br />
Plüschtiere auf Betten oder Aufdrucke auf Kaffeebechern.<br />
„Seelenfresser“ ist eine spannungsreiche<br />
Bilderzählung im Stil des Realismus<br />
amerikanischer Vorbilder wie Abel Ferrera,<br />
Withley Srieber, Mike Mignola oder Charles<br />
Burns: ausdruckstark, effektvoll, realistisch<br />
und fantastisch zugleich; Gothic-Elemente und<br />
Anlehnungen an das Horror-Genre lassen eine<br />
düstere Atmosphäre entstehen; gleichzeitig<br />
sind die detailreich gezeichneten Illustrationen<br />
traumhaft schön.<br />
das ganze Projekt ist als Tetralogie angelegt.<br />
Die Seiten des ersten Bands „Liebe“ wurden<br />
seit Januar 2010 kontinuierlich auf www.<br />
comiccombo.de und auf www.seelenfresser.net<br />
veröffentlicht. Pünktlich zur Leipziger Buchmesse<br />
im März dieses Jahres lag er auch in der Druckausgabe<br />
als großformatiges, 84-seitiges Album<br />
vor. Der überspannende Bogen wird sich in den<br />
weiteren drei Büchern „Glaube“, „Hoffnung“ und<br />
„Barmherzigkeit“ schließen.<br />
erzählt wird von der seltsaMen Liebe<br />
zwischen einem schmierigen Fernfahrer und<br />
einem jungen namenlosen Mädchen, das mit<br />
ihrem Schäferhund im Wald nahe der Autobahn<br />
haust. Offen bleibt (noch), wie die beiden zusammengefunden<br />
haben und was die junge Frau bei<br />
dem räudigen Kerl hält. Nicht viel, lässt der Einstieg<br />
vermuten, der den Trucker beim Sex und<br />
Saufen mit einer Bardame zeigt, während sein<br />
„Baby“ ihn durchs Fenster beobachtet. Vieles<br />
bleibt am Ende des ersten Bands in rätselhaftem<br />
Dunkel.<br />
Die allmonatliche Radio-Sendung Kunst & Schund<br />
läuft auf Radio Blau (UKW 99,2 MHz). Die Mp3s der<br />
einzelnen Sendungen sind auf schwarwel.de verfügbar.<br />
die idee zur seelenFresser-story<br />
begleitete Schwarwel schon seit Jahren. Der<br />
Wechsel von den täglichen Karikaturen und den<br />
Schweinevogel-Funnywelten zum Realismus<br />
geschah auf ganz natürliche Weise und keineswegs<br />
so abrupt wie es vielleicht scheinen mag,<br />
sagt Schwarwel. Einzelarbeiten und Aufträge<br />
in realistischem Stil gab es immer wieder mal<br />
beim EEE-Verlag, auch einige Kurzgeschichten<br />
für „Extrem“ und die Miniserie „Reformer“. Ansonsten<br />
wurde der Realismus aber lange sträflich<br />
vernachlässigt, wie Schwarwel selbst meint.<br />
die hinwendung zuM realistischen<br />
Bilderzählstil habe auch etwas<br />
mit der Erkenntnis zu tun, dass<br />
der Mensch sterblich ist und dass das<br />
keine Sache sei, die irgendwann erst<br />
passiert, sondern allgegenwärtig ist.<br />
Gefragt, ob er so langsam in ein Alter<br />
komme, in dem er die „letzten Dinge“<br />
angehen will, antwortet Schwarwel:<br />
„In dem Alter wähne ich mich schon<br />
länger als mein halbes Leben. Nur dass<br />
ich mich jetzt in dem Alter weiß, wo<br />
ich die Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
erlangt habe, die notwendig sind, um<br />
die letzten Dinge auch ausdrücken zu<br />
können. Handwerk eben.“<br />
der weg zur graPhic novel<br />
gestaltete sich als Zickzack-<br />
Kurs. Erst gab es eine Idee einer<br />
Im Rahmen des Zeichenkurses “Comics+Manga<br />
richtig machen” der Volkshochschule Leipzig ent-<br />
stand von März bis Mai 2011 ein Comic-Heft aus den<br />
Arbeiten der Kursteilnehmer.<br />
Idee, später einen Plot für eine etwa vierzig Seiten<br />
lange Geschichte, geradlinig und eher Horror-lastig,<br />
dann ein Drehbuch für einen Trickfilm, für<br />
den man keine Förderung erhielt und mit dem<br />
Schwarwel inzwischen sehr glücklich ist, weil<br />
es eine großartige Vorlage für die Graphic Novel<br />
abgibt.<br />
die Figuren der geschichte sind für<br />
einen (im weitesten Sinne) realistischen Horror-<br />
Comic durchaus stilgerecht, der „Böse“ – der<br />
brutale Trucker – und das Mädchen – weiblich,<br />
um besser in die Opferrolle zu passen; jung, um<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 55
weniger erfahren als ihr Umfeld zu sein; zart, um schwächer als ihre Gegner<br />
zu sein – sind typische Protagonisten dieses Genres. Doch das erschien<br />
Schwarwel zu dünn und es schlichen sich autobiographische Schlieren in<br />
das Skript. Als er sechzehn war, fasste er zusammen mit seinem Vater und<br />
einem Nachbarn einen Sexualtäter. Mitten in der Nacht um halb vier. Der<br />
Anblick des vergewaltigten Mädchens sei ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen.<br />
Letztlich sei viel in die Geschichte gerutscht, das er ursprünglich<br />
sehr gut vergraben glaubte.<br />
geFragt, ob Man denn noch erFahre, wo die junge Frau herkommt<br />
und wie sie in die Beziehung mit Hardy, dem Trucker geraten ist, antwortet<br />
Schwarwel: „Ja, sicher, irgendwie schon. Ich hasse Geschichten, die<br />
solche Fragen nicht beantworten.“<br />
auF deM 20. wave gotik treFFen in der Kulturfabrik Leipzig gab<br />
es jüngst (8.-13. Juni) in der Ausstellung „Seelenfresser - Titten + Ärsche<br />
+ Über-Ich“ neben vielen Originalen aus dem 80-seitigen Album,<br />
„SEELENFRESSER“-Arbeiten zu sehen, die während der Arbeit an der Graphic<br />
Novel entstanden, jedoch nicht in die Geschichte eingebettet sind, sondern<br />
für sich stehen. Auf comiccombo.de und seelenfresser.net erscheint<br />
jede Woche eine neue Seite des nunmehr zweiten Bands der Seelenfresser-<br />
Tetralogie, der den Titel „Glaube“ trägt. Die Druckfassung soll dann im März<br />
2012 erscheinen - „dann hat man noch neun Monate Zeit, ihn zu lesen, bevor<br />
die Welt untergeht“, merkt Schwarwel augenzwinkernd an.<br />
neben den arbeiten rund uM das Projekt seelenFresser<br />
entsteht derzeit bei Glücklicher Montag auch der Zeichentrickfilm „Herr<br />
Alptraum und die Segnungen des Fortschritts!“ (Drehbuch, Storyboard,<br />
Regie, Animation & Art Direction: Schwarwel). Jeden dritten Sonntag im<br />
Monat kann man Schwarwel in seiner Sendung Kunst & Schund im Radio<br />
(Radio Blau auf UKW 99,2 MHz) hören. Im September erscheint schließlich<br />
ein neuer Schweinevogel-Comic.<br />
56 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
Schwarwel „SEELENFRESSER – Erstes Buch: Liebe“: Album, A4, 84 Seiten, s/w mit<br />
Farbcover. Erschienen bei Glücklicher Montag. Erhältlich im Schwarwel Shop un-<br />
ter www.schwarwel-shop.de, in der Comic Combo Leipzig und bei Amazon. Ebenso<br />
im Schwarwel-Shop erhältlich: S/W-Original-Zeichnungen von „SEELENFRESSER“<br />
sowie farbige Canvas-Bilder.<br />
Die farbigen Seelenfresser-Kunstdrucke auf der<br />
Ausstellung in der Leipziger Kulturfabrik Ende März<br />
anlässlich der Veröffentlichung des ersten Bands.<br />
Auszug bisheriger Veröffentlichungen: Schwarwel u. A. „Schweinevogel Total-O-<br />
Rama: Die Flegeljahre“, Alle Comics 1987 – 2007, TPB, 616 Seiten, Holzhof Verlag,<br />
2010 • Christian von Aster und Schwarwel – „Herr Alptraum und die Segnungen des<br />
Fortschritts“, geb. Taschenbuch, Midas Publishing, 2007 • Schwarwel, Thomas Reichl,<br />
Simon Bisley – „Reformer“, 2-teilige Heftserie, Ami-Format, je 36 Seiten, EEE, 2000 •<br />
Schwarwel, Belafarinrod, Thomas Reichl – „Geschichten aus der Die Ärzte“ #1: An-<br />
griff der Fett-Teenager, TPB, 52 Seiten, EEE, 2001. Seine Graphic Novel „SEELENFRES-<br />
SER“ erscheint seit dem 7. Januar 2010 regelmäßig bei comiccombo.de und seelenfres-<br />
ser.net. Weitere Infos unter www.schwarwel.de und www.gluecklicher-montag.de<br />
War bei der Verkaufsausstellung „Titten + Ärsche + Über-Ich“ zu Pfingsten ebenfalls<br />
zu bewundern: „Latex“ auf Canvas, erhältlich im Schwarwel-Shop.
tracking<br />
VON ADRIAN SCHNEIDER<br />
Welche regelungen wären sinnvoll?<br />
Es geht wieder rund im Datenschutzrecht.<br />
Schon seit einiger Zeit steht erneut das „Tracking”<br />
von Internet-Besuchern auf der Agenda deutscher<br />
Datenschützer. Seit der Düsseldorfer Kreis, eine<br />
Konferenz der Landesdatenschutzbeauftragten,<br />
Ende letzten Jahres beschlossen hat, Google Analytics<br />
und andere Tracking-Tools als rechtswidrig<br />
einzustufen, wird der Ton rauer und erste rechtliche<br />
Konsequenzen drohen. Aber ist ein Verbot<br />
von Tracking-Mechanismen wirklich realistisch?<br />
Könnte das deutsche Datenschutzrecht einen Ausweg<br />
schaffen?<br />
SO FUNKTIONIERT TRACKING<br />
der begriFF des trackings ist nicht<br />
ganz eindeutig. Wörtlich übersetzt heißt es soviel<br />
wie „das Verfolgen”, was technisch gesehen aber<br />
nicht ganz genau ist. Meist wird Tracking eher<br />
als Oberbegriff für Statistik-Software benutzt,<br />
die dazu dient, den Erfolg und die Reichweite einer<br />
Webseite zu messen. Viele solcher Programme<br />
versuchen, einzelne Benutzer einer Webseite zu<br />
„identifizieren”, um festzustellen, wie viele einzelne<br />
Personen eine Webseite aufgerufen haben, wer<br />
sie bereits früher schon einmal besucht hat und<br />
wie oft einzelne Personen eine Webseite regelmäßig<br />
aufrufen. Eine solche „Identifizierung” sollte<br />
man allerdings auch nicht wörtlich nehmen. Ziel<br />
der Software ist es nicht, herauszufinden, welche<br />
natürliche Person eine Webseite aufgerufen hat. Es<br />
geht vielmehr darum, einzelne Personen abstrakt<br />
zu unterscheiden – nicht aber festzustellen, ob diese<br />
Personen nun Herr Müller oder Herr Mayer heißen.<br />
uM diese abstrakte unterscheidung<br />
vorzunehmen, setzt die Tracking-Software einen<br />
Cookie beim jeweiligen Internetbenutzer, um ihn<br />
später wieder zu erkennen und festzustellen, ob der<br />
Besucher bereits zuvor die Webseite aufgerufen hat.<br />
Außerdem werden die IP-Adresse, der verwendete<br />
Browser und allerhand weitere Meta-Daten des Nutzers<br />
übertragen und statistisch ausgewertet.<br />
DATENSCHUTZRECHTLICHE<br />
PROBLEME<br />
datenschutzrechtlich stellen sich<br />
dabei gleich mehrere Probleme. Schon das Setzen<br />
der Cookies kann zu Problemen führen. Wird eine<br />
Tracking-Software nicht auf dem Server des Webseitenanbieters<br />
betrieben, sondern wird externe<br />
Software wie Google Analytics oder IVW benutzt,<br />
kann die Software webseitenübergreifend messen.<br />
Google erfasst kann also nicht nur die Besuche auf<br />
einer Webseite, sondern auf allen Webseiten erfassen,<br />
die Google Analytics einsetzen. Die Masse<br />
der Daten kann zu einem sehr umfassenden Profil<br />
eines Internetnutzers führen. Ob Google tatsächlich<br />
webseitenübergreifend misst, ist mir nicht<br />
bekannt. Google selbst gibt an, dies technisch<br />
weitgehend auszuschließen. Jedenfalls ist ein<br />
webseitenübergreifendes Tracking bei externen<br />
Diensten aber möglich.<br />
das datenschutzrechtliche Hauptproblem<br />
ist jedoch die Übertragung der IP-Adresse.<br />
Denn mit der IP-Adresse ist ein Internetanschluss<br />
eindeutig identifizierbar, theoretisch sogar mit<br />
Namen des Inhabers. Die IP-Adresse ist damit das<br />
Einfallstor für den „Personenbezug”, an den das<br />
gesamte deutsche Datenschutzrecht anknüpft.<br />
Wird also die IP-Adresse übertragen und kann mit<br />
der IP-Adresse eine natürliche Person identifiziert<br />
werden, liegt damit eine Übertragung personenbezogener<br />
Daten vor. Und eine solche benötigt<br />
eine spezielle Erlaubnis – entweder in Form einer<br />
Einwilligung des Nutzers oder in Form einer gesetzlichen<br />
Ausnahme. Ist beides nicht vorhanden,<br />
ist die Übertragung der Daten rechtswidrig.<br />
SINNVOLLER EINSATZ VON TRACKING<br />
allerdings darF Man auch nicht vergessen,<br />
dass es für Tracking eine Fülle von sinnvollen<br />
Einsatzmöglichkeiten gibt. Kein Online-Shop<br />
kommt ohne eine Messung der Reichweite und<br />
eine Analyse des Nutzerverhaltens aus: An welcher<br />
Stelle brechen Nutzer regelmäßig ihren Einkauf<br />
ab? Woran liegt das und kann man den Shop<br />
an dieser Stelle verbessern? Welche Produkte werden<br />
besonders häufig angesehen aber nicht verkauft?<br />
Muss man das Portfolio ausbauen?<br />
und auch die werbung – der mit Abstand<br />
wichtigste Weg zur Refinanzierung im Internet<br />
– kommt ohne eine entsprechende Analyse nicht<br />
aus. Reichweite und Zielgruppe einer Internetseite<br />
bestimmen den Preis, die Aufzeichnung von<br />
Klicks ermöglicht die Messung des Erfolgs einer<br />
Werbekampagne.<br />
aber auch FÜr Private betreiber von<br />
Webseiten gibt es durchaus ein berechtigtes Interesse,<br />
die Besucherstruktur einer Webseite auszuwerten.<br />
Wer etwa ein Weblog betreibt, gibt unter<br />
Umständen viele persönliche Fakten aus dem eige-<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 57
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
nen Leben preis. Da macht es schon einen Unterschied,<br />
ob die eigene Webseite täglich von 10 oder<br />
von 10.000 Besuchern genutzt wird und wie sich<br />
diese Leser statistisch zusammensetzen.<br />
DIE IP-ADRESSE ALS<br />
WURZEL DES üBELS<br />
wurzel allen, oder zuMindest des<br />
größten Übels ist der Personenbezug der IP-<br />
Adresse. Ob eine IP-Adresse Personenbezug hat<br />
oder nicht, ist auch unter Juristen nach wie vor<br />
umstritten. Die wohl herrschende Meinung<br />
nimmt einen Personenbezug jedoch an. Die<br />
Konsequenz daraus ist bitter: Wo auch immer<br />
eine IP-Adresse übertragen wird, muss eine Einwilligung<br />
oder gesetzliche Ausnahme her. An<br />
die Einwilligung sind im Datenschutzrecht sehr<br />
große Anforderungen gestellt und sie muss vor<br />
der Übertragung eingeholt werden. In der Praxis<br />
ist das kaum umzusetzen. Gesetzliche Ausnahmen<br />
sind hingegen spärlich gesät und allesamt<br />
nicht auf die Übertragung solcher technischen<br />
Nebenprodukte ausgelegt.<br />
die konseQuenzen eines solchen Personenbezugs<br />
sind dagegen gewaltig: Sobald eine Internetseite<br />
Inhalte von einem anderen Server aus<br />
einbindet, findet eine Übertragung der IP-Adresse<br />
statt – das ist systemimmanent. Ob die IP-Adresse<br />
auf dem anderen Server gespeichert wird, lässt<br />
sich meist gar nicht sagen.<br />
ein beisPiel: Viele Internetseiten binden<br />
ein Logo von Creative Commons ein, um ihre Inhalte<br />
als frei zu deklarieren. Oft ist dieses Logo<br />
nicht direkt auf der jeweiligen Seite gespeichert,<br />
sondern wird von creativecommons.org aus eingebunden.<br />
Bei jedem Aufruf der Webseite findet<br />
daher eine Übertragung der IP-Adresse an creativecommons.org<br />
statt. Ob die IP-Adresse dort<br />
gespeichert wird, weiß man nicht und man hat<br />
auch keinen Einfluss darauf.<br />
creative coMMons kann auch herausfinden,<br />
von welcher Webseite die Grafik eingebunden<br />
wurde und könnte – theoretisch – diese<br />
Daten aufzeichnen. Datenschutzrechtlich haben<br />
wir hier also fast das selbe Problem wie beim Tracking:<br />
Mit der IP-Adresse wird ein personenbezogenes<br />
Datum übertragen und dazu brauchen wir<br />
eine Einwilligung oder eine gesetzliche Erlaubnis.<br />
Ob es sich hier wirklich um eine Übertragung der<br />
Daten durch den Webseitenbetreiber handelt, ist<br />
58 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
sicher nicht ganz eindeutig. Dennoch: Der Personenbezug<br />
von IP-Adressen macht in der Praxis an<br />
allen Ecken und Enden Probleme.<br />
und in der Praxis kommen solche Konstruktionen<br />
sehr oft vor. Kaum eine Webseite<br />
kommt heute ohne externe Ressourcen aus.<br />
Seien es Youtube-Videos, externe Javascript-Dateien<br />
oder Amazon S3, wo statische Inhalte ausgelagert<br />
werden: Überall werden IP-Adressen<br />
an externe Server übertragen, häufig ohne dass<br />
klar ist, ob die Adressen gespeichert werden, oft<br />
sogar ohne dass genau bekannt ist, welcher Server<br />
von welchem Standort die Daten ausliefert<br />
und entsprechend die Daten speichern kann.<br />
Tracking ist also nicht nur ein Problem von<br />
Google Analytics. Die datenschutzrechtlichen<br />
Grundlagen betreffen viele, viele andere Dienste<br />
im Internet genauso.<br />
EIN KOMPROMISS MUSS HER<br />
es Muss also ein koMProMiss her.<br />
Dass sich selbst die Datenschutzbehörden selbst<br />
nicht immer an ihre eigenen Regeln halten, ist<br />
ein eindeutiges Indiz dafür, wie weltfremd die<br />
datenschutzrechtlichen Regelungen eigentlich<br />
sind. Gleichzeitig darf man auch nicht übersehen,<br />
dass von Tracking-Technologien tatsächlich<br />
eine Gefahr ausgeht. Bei allen berechtigten Interessen<br />
am Tracking: Die Masse der gesammelten<br />
Daten kann zu erschreckend genauen Nutzerprofilen<br />
führen. Ein Freischein für Tracking kann<br />
entsprechend auch nicht das Ziel sein.<br />
dennoch: Die Speicherung oder gar nur<br />
Übertragung von IP-Adressen ist nicht das Problem<br />
beim Tracking. Eine IP-Adresse ist bei Weitem<br />
nicht so gut zur Identifizierung einzelner<br />
Nutzer geeignet, wie man denkt. Dynamische IP-<br />
Adressen wechseln ungefähr täglich, viele Nutzer<br />
gehen über die selbe IP-Adresse ins Netz. Die<br />
IP identifiziert lediglich einen Internetanschluss<br />
– das ist für Tracking-Technologien nützlich, aber<br />
alles andere als entscheidend.<br />
wenn das deutsche Datenschutzrecht<br />
also an die IP-Adresse anknüpft, um mit Tracking-<br />
Technologien umzugehen, dann verursacht das<br />
nicht nur Probleme bei vielen anderen Anwendungsbereichen<br />
im Internet, sondern geht völlig<br />
am eigentlichen Problem vorbei: Das Datenschutzrecht<br />
regelt einen Nebenkriegsschauplatz, der<br />
beim Tracking nicht das Hauptproblem darstellt<br />
und verursacht damit unabsehbare Auswirkungen<br />
an anderen Stellen.<br />
ALTERNATIVE: LEx TRACKING<br />
bislang wurden diese juristischen Probleme<br />
so gelöst, dass das Gesetz einfach nicht konsequent<br />
angewendet wurde. Google Analytics existiert<br />
schon seit vielen Jahren, doch erst jetzt konnte<br />
sich der Düsseldorfer Kreis zu einer gemeinsamen,<br />
offiziellen Position durchringen. Am Bundesdatenschutzgesetz<br />
hat sich freilich nichts geändert,<br />
auch die Auslegung des Gesetzes was Personenbezug<br />
von IP-Adressen und Cookies betrifft, ist nach<br />
wie vor die selbe. Einzig die Tatsache, dass Verstöße<br />
künftig auch verfolgt werden, ist neu.<br />
eine lösung FÜr all diese Probleme wäre<br />
eine technische Datenschutzregelung, ein „lex<br />
tracking”: Welche Daten darf man im Internet<br />
von seinen Nutzern erheben und welche nicht?<br />
Welche Sicherheitsvorkehrungen muss man treffen,<br />
welche vertraglichen Absprachen sind mit<br />
externen Anbietern nötig? Zu welchen Zwecken<br />
dürfen IP-Adressen gespeichert werden? Darf<br />
man IPs erheben, aber nur in pseudonymisierter<br />
Form speichern? Kurz: Was muss ein Webseitenbetreiber<br />
speichern dürfen, welche Rechte der<br />
Nutzer muss er dabei wahren?<br />
diese entscheidungen über Abstufungen<br />
unseres sehr strengen Datenschutzrechtes muss<br />
der Gesetzgeber treffen und damit Klarheit schaffen<br />
– für die Nutzer genauso wie für die Anbieter.<br />
Ein striktes Verbot von Tracking-Tools wie Google<br />
Analytics ist jedenfalls weltfremd und dauerhaft<br />
nicht durchsetzbar.
Wussten sie eigentlich...?<br />
... dass der streit uM google street view eigentlich ein alter<br />
Hut ist? Bereits im Jahr 1999 hat das Landgericht Waldshut-Tiengen über ein<br />
„System zur digitalen Erfassung von Hausfassaden“ zu entscheiden gehabt -<br />
und es für zulässig erachtet (Az. 1 O 200/99). Und auch im Jahr 2010 gab es<br />
bereits ein Urteil zu einem ähnlichen Projekt. Im Streit um das Foto-Projekt<br />
„Bilderbuch Köln“ hat das Landgericht Köln entschieden, dass das Fotografieren<br />
von Hausfassaden zulässig ist (Az. 28 O 578/09). Soll nochmal jemand<br />
sagen, Google hätte die Welt neu erfunden.<br />
… dass es auch iM internet ein hausrecht gibt? Es ist zwar<br />
juristisch nicht unumstritten, aber die meisten Gerichte sprechen auch den<br />
Betreibern von Internetforen ein eigenes Hausrecht zu, das sie auch mit virtuellen<br />
Hausverboten durchsetzen können (so z.B. OLG Hamm, Az. 4 U 99/07).<br />
Auch im Netz gilt also: Wer sich daneben benimmt, fliegt raus.<br />
... dass die brÜste von Manchen weiblichen ProMinenten<br />
eher fotografiert werden dürfen, als von anderen? Ganz recht: Eine Prominente,<br />
die ihre Brüste der Öffentlichkeit bereits in verschiedenen Zusammenhängen<br />
bewusst präsentiert hat, muss auch unfreiwillige Fotos<br />
hinnehmen, entschied das Landgericht Hamburg (Az. 324 O 859/06). Im<br />
konkreten Fall hatte die betroffene Person auf ihrer Internetseite „mit entblößter<br />
Brust“ für ihr Bühnenprogramm geworben und wollte Paparazzi-<br />
Fotos derselben verbieten lassen – ohne Erfolg. „Sex sells“ gilt vor deutschen<br />
Gerichten also nur bedingt.<br />
… dass die PrivatkoPie nicht FÜr coMPuterPrograMMe gilt?<br />
Für Software kennt das Urhebergesetz in § 69d eigene Regelungen. Danach<br />
dürfen Sie von Ihren Programmen lediglich eigene Sicherheitskopien anlegen.<br />
Anders als etwa bei Musik-CDs dürfen Sie aber keine Kopien für Freunde<br />
anfertigen. Also Vorsicht: Wenn Sie Ihre Word-Version vom Arbeitskollegen<br />
„privatkopiert“ haben, ist das keinesfalls legal.<br />
… wie viele verwertungsgesellschaFten es in Deutschland<br />
gibt? Jeder kennt sich, nur wenige mögen sie: Die GEMA ist die wohl bekannteste<br />
Verwertungsgesellschaft. Sie vertritt in Deutschland Komponisten und<br />
Musikverlage. Doch sie ist bei weitem nicht die einzige: Die VG Wort vertritt<br />
die Rechte von Autoren, die VG Media die von Medienunternehmen. Und selbst<br />
die Pornoindustrie hat mit der „Gesellschaft zur Übernahme und Wahrnehmung<br />
von Filmaufführungsrechten“ eine eigene Verwertungsgesellschaft.<br />
… dass die bezeichnung „arschloch“ nicht zwingend eine Beleidigung<br />
sein muss? So sah das Landgericht Köln darin eine „pointierte Äußerung<br />
des Missfallens“, die so gerade eben noch zulässig sei (Az. 28 T 8/01).<br />
Doch wer nun glaubt, mit wilden Beschimpfungen auf der sicheren Seite zu<br />
sein, der irrt. Denn die Beleidigung im Fall des LG Kölns erfolgte im Schriftsatz<br />
eines Anwalts. Und dort ist mehr erlaubt, als im normalen Leben.<br />
VON ADRIAN SCHNEIDER<br />
über den autor und<br />
das Portal telemedicus<br />
Adrian Schneider ist nicht nur Jurastudent,<br />
sondern auch Technikspezialist.<br />
Schon mehrfach haben Unternehmen<br />
aus der Wirtschaft versucht, ihn als<br />
Programmierer abzuwerben – nichtsdestotrotz<br />
ist er der Rechtswissenschaft<br />
immer treu geblieben. Wenn er nicht<br />
gerade am Programmcode von Telemedicus<br />
schreibt, arbeitet er hauptsächlich<br />
im Internetrecht und im gewerblichen<br />
Rechtsschutz – seine Seminararbeit entstand zum Thema „Markenrechtshaftung<br />
im Internet bei Suchmaschinen und Foren“.<br />
Telemedicus ist ein juristisches Blog, das sich mit allen Fragen der Informationsgesellschaft<br />
befasst. Es wurde 2007 von Münsteraner Studenten<br />
gegründet. Mittlerweile gehören auch Rechtsanwälte, Volljuristen, Referendare<br />
und Journalisten zum Autorenteam. Telemedicus bietet neben<br />
Fachartikeln auch eine kostenlose Urteilsdatenbank mit weit über 1000<br />
Urteilen seinen Lesern an. Weil es sich um ein gemeinnütziges Projekt<br />
handelt, ist der hinter dem Blog stehende Telemedicus e.V. auf Unterstützung<br />
aller Art angewiesen.<br />
www.telemedicus.info<br />
redaktion@telemedicus.info<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 59
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
es Funktioniert so ähnlich wie das Social<br />
Lending (siehe <strong>Feed</strong> <strong>Magazin</strong> erste <strong>Ausgabe</strong>),<br />
wenngleich es auch fundamentale Besonderheiten<br />
und Unterschiede gibt. Machen wir den aktuellen<br />
Trend deshalb an einem praktischen Beispiel fest:<br />
Die in Szenekreisen bekannte New Yorker Futuristin<br />
Venessa Miemis warb bei der weltweit führenden<br />
Plattform Kickstarter.com um Unterstützung<br />
für ihr Vorhaben. Über ein professionelles Video-<br />
Testimonial präsentierte sie es als The Future of<br />
Facebook Project. http://www.kickstarter.com/<br />
projects/1125835313/the-future-of-facebook-project.<br />
Das Spendenziel lag bei 5.000 US-Dollar. Binnen<br />
weniger Wochen kam jedoch deutlich mehr<br />
Geld zusammen. Laut Projektbeschreibung sollen<br />
Experten und andere Interessierte die nicht nur<br />
geschäftlichen Zukunftsperspektiven des sozialen<br />
Netzwerks Facebook ausloten.<br />
60 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
VON LOTHAR LOCHMAIER<br />
croWdFunding – die soziale<br />
Finanzierungsalternative<br />
croWdFunding-varianten entWickeln sich allMählich zu ernsthaFten teilnehMern an den<br />
FinanzMärkten. eine internetbasierte PlattForM bzW. ein it-dienstleister Fungiert dabei als<br />
MittelsMann gegen eine verMittlungsProvision. selbst in der verMeintlich konservativen<br />
schWeiz küMMern sich ProFessionelle dienstleister Wie c-croWd oder coFundit uM unternehMen.<br />
auch die WagniskaPitalFinanzierung Wird von deM trend also bereits erFasst.<br />
da gibt es viel nachzudenken. Schließlich<br />
könnte Facebook etwa mit Hilfe seiner virtuellen<br />
Währungseinheit Facebook Credits das<br />
Bankwesen revolutionieren. Oder Mark Zuckerberg<br />
könnte mit Hilfe der Erlöse aus dem bald anstehenden<br />
Börsengang das Social Banking mit Finanzapps<br />
neu bereichern. Überhaupt: Nach Mafia<br />
Wars, Farmville & Co würden soziale Finanzprodukte<br />
gut zu Facebook passen, spekuliert Nicholas<br />
Carlson vom „Alley Insider“. Noch ist vieles offen<br />
und denkbar – aber Projekte wie The Future of Facebook<br />
faszinieren so manchen Vordenker und sie<br />
elektrisieren die Internetbranche.<br />
was aber genau ist crowdFunding,<br />
von dem einige Experten behaupten, es hätte das<br />
Potential zu einer Art neuer „Zyngbank“, also einer<br />
massenhaft verbreiteten „sozialen“ Spielvari-<br />
ante. Immerhin gewann Zynga 100 Mio. Nutzer<br />
von Cityville in nur sechs Wochen hinzu. Klar ist:<br />
Beim Crowdfunding dürfte die Entwicklung nicht<br />
ganz so rasant verlaufen. Als Kapitalgeber fungiert<br />
nämlich die nicht ganz so leicht anzuzapfende<br />
„Crowd“, die anonyme Masse der Internetnutzer.<br />
Eine Aktion ist durch eine Mindestkapitalmenge<br />
gekennzeichnet, die durch die Masse fremdfinanziert<br />
sein muss, bevor die Aktion startet. Im Verhältnis<br />
zur Mindestkapitalmenge leistet jedes Mitglied<br />
der Masse (Crowdfunder) nur einen geringen<br />
finanziellen Anteil.<br />
in der breiten öFFentlichkeit bekannt<br />
wurde Crowdfunding durch Projekte mit populären<br />
Künstlern wie der Band Public Enemy, die ihr<br />
neues Album durch Fans mitfinanzieren ließ. Werbewirksam<br />
Furore machte im Juni 2010 auch das<br />
Projekt Diaspora. Vier Studenten benötigten für<br />
die Entwicklung einer neuen Internetplattform<br />
rund 10.000 US-Dollar. Die Plattform Diaspora sollte<br />
dabei als anwenderfreundliche Alternative zum<br />
sozialen Netzwerk Facebook aufgebaut werden,<br />
insbesondere durch mehr Datenschutz und eine<br />
dezentrale Speicherung der Nutzerdaten direkt<br />
auf dem Rechner des Anwenders. Mehr als 200.000<br />
US-Dollar kamen zusammen. Unter den Spendern<br />
befand sich eben auch besagter Facebook-Gründer<br />
Mark Zuckerberg. Anders ausgedrückt: Der Markt<br />
für Social Sponsoring und Fundraising verändert<br />
sich dynamisch. Neue Internetportale zur Unternehmensfinanzierung<br />
übernehmen eine wichtige<br />
Zusatz- wenn nicht sogar Ersatzrolle im Aktiv- und<br />
Passivgeschäft von traditionellen Geldhäusern<br />
und Kreditvermittlern.<br />
crowdFunding birgt neben risiken<br />
auch neue Chancen, wenn Mitarbeiter etwa darüber<br />
nachdenken, über das Netz nach Unterstützern<br />
für neue Produktentwicklungen zu fahnden. Neue<br />
und bislang als exotisch angesehene Finanzierungs
wege gewinnen an Boden, bei denen eine größere<br />
Masse an Interessierten durch kleinere Beträge den<br />
Initiatoren frischen Schwung verleiht. Der Reiz:<br />
Die anonyme Masse begutachtet ein vorgeschlagenes<br />
Projekt direkt im Netz und unterstützt es mit<br />
einer Spende oder einem Darlehen. Der weltweit<br />
populärste Vertreter ist die amerikanische Plattform<br />
kickstarter.com. Aber auch andere Namen<br />
kursieren in der lokalen Szene, wie das deutsche<br />
Portal Pling, auf dem beispielsweise der Leipziger<br />
Spieleentwickler Firehazard die selbst avisierte<br />
Spendenmarke von 10.000 Euro deutlich übertraf.<br />
das bei kickstarter erfolgreich finanzierte<br />
Projekt Tiktok http://www.kickstarter.com/<br />
projects/1104350651/tiktok-lunatik-multi-touch-<br />
watch-kits) zeigt das Potential von virtuellen Finanzgemeinschaften<br />
jenseits von „Peanuts“ auf.<br />
Eine kleine US-Firma http://lunatik.com/ bat im<br />
Netz um Unterstützung für ein neues Produkt -<br />
und zwar für eine Halterung, um den iPod Nano<br />
als Multitouch-Armbanduhr zu konstruieren. Der<br />
Erfolg der Aktion ließ nicht lange auf sich warten:<br />
13.512 Geldgeber spendeten 941.718 Dollar. Die<br />
Entwickler hatten ursprünglich nur 15.000 Dollar<br />
als Spendenziel veranschlagt. Ist der Stein aber<br />
einmal ins Rollen gekommen und finden viele aus<br />
der Internetgemeinde die Idee sexy, dann ist der<br />
Umweg über eine derartige Plattform im Netz für<br />
Unternehmen nicht nur eine gute Methode zum<br />
Geldeintreiben. Den Werbe- und Marketingeffekt<br />
gibt es gleich noch kostenlos hinzu.<br />
deutschsPrachige<br />
crowdFunding PlattForMen:<br />
Soziales: betterplace.org; reset.to<br />
Business: seedmatch.de<br />
Kreativ- und Kulturszene: startnext.de;<br />
mysherpas.de; visionbakery.de; pling.de<br />
Musik: sellaband.com<br />
Gesellschaftliches Engagement: respekt.net<br />
Weitere Infos: http://crowdfunding.startnext.de/<br />
Alle Plattformen weltweit in einem (vorläufigen)<br />
Überblick: http://leanderwattig.de/index.<br />
php/2010/10/22/liste-mit-crowdfunding-plattformen-wer-kennt-noch-andere/<br />
Finanzberatung iM netz<br />
Welche angebote gibt es? Wie sind die unter-<br />
schiedlichen Plattformen einzuschätzen?<br />
Der Handlungsbedarf in der nach wie vor provisionsgesteuerten<br />
Finanzbranche scheint groß.<br />
Denn nicht mal jedes fünfte Produkt trifft den<br />
realen Bedarf des Kunden. <strong>Feed</strong> <strong>Magazin</strong>-Autor<br />
Lothar Lochmaier gibt deshalb einen Überblick<br />
über die wichtigsten Internetportale. Das Leitmotiv:<br />
Hier sollen die Kunden einen Blick hinter die<br />
Black Box der Banken und Versicherungen werfen<br />
und die Anbieter selbst bewerten. Ob dies gelingt,<br />
entscheiden am Ende nicht nur die Nutzer.<br />
BAFIN: DIE LANGSAMEN<br />
MüHLEN DES STAATES<br />
in eineM zentralen Register der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-<br />
Fin) www.bafin.de sind seit diesem März rund<br />
300.000 Berater von Banken und Sparkassen<br />
registriert. Nicht vom Gesetz erfasst werden jedoch<br />
die so genannten freien Finanzvermittler.<br />
Hierfür soll es ein eigenes gesetzliches Regelwerk<br />
geben und die Überwachung soll durch<br />
die Gewerbeaufsichtsämter erfolgen. Fazit: Das<br />
klingt nach viel Bürokratie und noch mehr oberflächlichem<br />
Aktionismus.<br />
DER MARKTFüHRER WHOFINANCE<br />
auF der internetPlattForM whofinance<br />
www.whofinance.de können sich kritische Verbraucher<br />
bundesweit ein umfassendes Bild über die von<br />
Kunden bewertete Qualität einzelner Finanzberater<br />
machen. Kunden bewerten ihren jeweiligen Berater<br />
anhand eines neutralen Fragebogens, was die Transparenz<br />
bei finanziellen Anlageentscheidungen erhöhen<br />
soll. Rund 14.000 Berater sind in der Datenbank<br />
bislang erfasst. Fazit: Das in Deutschland bekannteste<br />
Bewertungsportal scheint sich allmählich zu<br />
etablieren. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die<br />
die Unabhängigkeit der Bewertungen aufgrund des<br />
Finanzierungsmodells in Frage stellen.<br />
CENSUM MIT QUALITäTSBAROMETER<br />
auch der neue Marktanbieter Censum<br />
www.censum.de wirbt mit einem „Qualitätsbarometer<br />
für Finanzberatung“. Fazit: Den „idealen“ Bewertungsalgorithmus<br />
für Finanzberater zwischen<br />
Schwarzbuch und Persilschein wird es freilich<br />
kaum geben. Der Kunde sollte also derartige Bewertungen<br />
nur als ergänzenden Maßstab heranziehen.<br />
Und: Eigene Kompetenz in Geldfragen aufzubauen,<br />
um an der einen oder anderen Stelle mal auf den Rat<br />
anderer zu verzichten, das kann nie schaden.<br />
MyBANKRATING MIT FAIRRATE<br />
relativ neu aM start ist das Online-Portal<br />
mybankrating www.mybankrating.de. Mit Hilfe<br />
von fairRate soll der Kunde eine erfolgte Finanzberatung<br />
anhand von acht Kriterien bewerten. Er kann<br />
seinen eigenen Risikotyp nach dem Wertpapierhandelsgesetz<br />
ermitteln und damit das Endergebnis<br />
indirekt beeinflussen. Das Bewertungssystem,<br />
also der Algorithmus „FairRate“, erfragt etwa bei<br />
Anlageentscheidungen den persönlichen Risikotyp<br />
des Kunden. Ist dieser unklar, kann ihn der Nutzer<br />
auch über die Plattform ermitteln. Fazit: Ambitionierter<br />
Ansatz, der seine Funktionstüchtigkeit in<br />
der Praxis aber erst noch unter Beweis stellen muss.<br />
FIDOR’S COMMUNITy LEBT<br />
VOM FEED BACK<br />
auF der eigenen webPräsenz sowie den<br />
Comnunity-Seiten im Kontaktnetzwerk Xing präsentiert<br />
die erste Web2.0-basierte deutsche Bank,<br />
die Fidor Bank AG bereits mehr als 1.000 Ratings<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 61
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches<br />
über die Beraterszene, plus einer angeregten Diskussion<br />
um neue Konzepte und Ansätze zwischen<br />
Honorar- und Provisionsberatung. Fazit: Wer den<br />
aktiven Dialog mit anderen Interessierten und<br />
Gleichgesinnten sucht, ist hier goldrichtig.<br />
VERSICHERUNGSBRANCHE<br />
MIT VOTE4U<br />
auch in der versicherungsbranche<br />
gibt es mit Vote4U https://www.vote4u.de/ bereits<br />
ein Portal, über das Kunden ihre Vertreter bewerten<br />
können. Das sagt der Betreiber: „Wir wollen damit<br />
auch dazu beitragen mehr Transparenz in den Vermittlermarkt<br />
zu bringen, denn was nutzt das beste<br />
Versicherungsprodukt, wenn der Vermittler Ihnen<br />
die falsche Lösung für Ihren Bedarf verkauft, oder<br />
der hoch qualifizierte Vermittler nicht den passenden<br />
Kunden mit entsprechendem Bedarf findet.“<br />
gesaMtFazit: Es bleibt fraglich, ob die Kundenbewertungen<br />
zu den Finanz- und Versicherungsberatern<br />
ein wirklich fundiertes Gesamtbild zur inhaltlichen<br />
Performance abgeben. Weiche Kriterien<br />
wie Freundlichkeit oder Zeitaufwand sind zwar<br />
wichtig, aber nicht unbedingt entscheidend. Provokant<br />
ausgedrückt wäre so manchem Kunden ein Berater<br />
lieber, der unfreundlich ist, aber dafür „reinen<br />
Wein“ einschenkt, über seine Provisionen und über<br />
die Risiken und Chancen, die in dem liegen, was er<br />
gerade mit eindrucksvollen Charts präsentiert hat.<br />
62 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
FINANZPRODUKTE VIA BANKING-<br />
CHECK DURCHLEUCHTEN<br />
das unternehMen hat kÜrzlich die<br />
Plattform bankingcheck www.bankingcheck.<br />
de ins Leben gerufen. Dort werden keine Berater<br />
beurteilt, da diese nicht eindeutig vergleichbar<br />
und bewertbar seien, sagen jedenfalls die Macher.<br />
Stattdessen werden Banken und einfache<br />
Finanzprodukte erfasst, wie Tages- und Festgeld,<br />
Girokonto, Kreditkarte, Depot, Raten- und Autokredit.<br />
Fazit: Auf bankingcheck.de können die<br />
Nutzer sowohl registrierte als auch anonyme Bewertungen<br />
abgeben. Jedoch lässt erst eine breite<br />
Marktabdeckung vergleichende Bewertungen<br />
über den gesamten Markt der standardisierten<br />
Produkte zu.<br />
DAS KLEINE UND GROSSE<br />
FINANZ-ABC<br />
Mit deM Finanz abc www.finanzabc.de steht<br />
schon die nächste Plattform am Start, die das bunte<br />
Einmaleins von Vorsorge, Sparen, Krediten bis<br />
hin zum Bauen und Wohnen durchleuchtet. Und<br />
auch hier geben die Kunden und Nutzer durch ihre<br />
kollektive Bewertungsintelligenz ein Urteil ab, ob<br />
der jeweilige Anbieter ihren Ansprüchen genügen<br />
kann. Fazit: Ein weiterer kreativer Neueinsteiger,<br />
der sich am Markt noch behaupten muss.<br />
über den autor:<br />
Lothar Lochmaier arbeitet als Freier Fach- und<br />
Wirtschaftsjournalist in Berlin. Zu seinen<br />
Schwerpunkten gehören Umwelttechnik, Informationstechnologie<br />
und Managementthemen.<br />
Mit Kommunikationsabläufen und neuen Organisationsformen<br />
in der Bankenszene hat sich<br />
der Autor in zahlreichen Aufsätzen beschäftigt.<br />
Im Mai 2010 erschien von Lothar Lochmaier<br />
das Telepolis-Buch: http://www.dpunkt.de/<br />
buecher/3270.html Die Bank sind wir – Chancen<br />
und Zukunftsperspektiven von Social Banking.<br />
Er betreibt außerdem das Weblog Social<br />
Banking 2.0 http://lochmaier.wordpress.com/.
eine faire<br />
stellenbörse für<br />
Pr- und social<br />
Media Jobs<br />
Wer iM Medienbereich nach Jobangeboten<br />
sucht, Muss geduld Mitbringen. nicht selten<br />
sind grosse stellenbörsen Mit Meist kostenlosen<br />
Praktika überFüllt, die Wirklichen<br />
„Perlen“ sind nur schWer zu Finden. das neue<br />
Pr-JobPortal Personal.de setzt genau da an.<br />
seit Mitte aPril können Unternehmen und Agenturen auf der Seite<br />
PRsonal.de ihre Stellenangebote in den Bereichen PR, Redaktion, Marketing<br />
und Social Media eintragen. Die Webseite veröffentlicht gezielt nur bezahlte<br />
Stellen, kostenlose Praktika sind tabu. „Ich glaube an den Wert von guter<br />
Kommunikation“ sagt Rico-Thore Kauert, Gründer der PR-Stellenbörse. Er<br />
ist sich sicher: „Praktikanten leisten nicht selten einen spürbaren Mehrwert<br />
für Unternehmen und arbeiten fast immer Vollzeit. Daher sollten diese Stellen<br />
in jedem Fall vergütet werden, dafür setzt sich PRsonal.de ein indem wir<br />
gezielt nur bezahlte Stellen zulassen“.<br />
die webseite beFindet sich derzeit in der kostenlosen Test-Phase;<br />
Stellenanzeigen werden ohne Gebühr eingestellt. Das gelingt nach einer kurzen<br />
Anmeldung mit ein paar Handgriffen, die Anzeige wird dann in der Regel<br />
innerhalb von wenigen Stunden freigeschaltet. Die Stellenanzeigen sind jedoch<br />
nicht nur auf PRsonal.de zu sehen. Um die Reichweite für die Unternehmen<br />
zu erhöhen, sind die Stellen auch in soziale Netzwerke und auf anderen<br />
Webseiten eingebunden. So laufen die Jobangebote z.B. im Businessnetzwerk<br />
XING auf, in medienrelevanten Gruppen wie z.B. dem Berliner Medienforum<br />
mit über 3.000 Mitgliedern. Jede Anzeige wird zudem über Portale wie Facebook<br />
und Twitter platziert, was den einzelnen Stellenanzeigen schon in dieser<br />
frühen Phase meist dreistellige Abrufzahlen beschert. Auch auf der Agenturseite<br />
von Rico-Thore Kauert unter www.PRonline.de und dem gut besuchten<br />
Studentenblog hu-studenten.de sind die Jobanzeigen zu sehen. Jeder der seine<br />
Webseite mit frischem Content aufwerten will, kann den RSS-<strong>Feed</strong> in seine<br />
Internetseite einbinden, die Jobs laufen dann automatisch dort ein.<br />
„wir sind gut vernetzt in der PR-Agentur-Szene und halten bundesweit<br />
Kontakt zu bekannten Gesichtern der Branche“ sagt Kauert. So könne<br />
man die Jobanzeigen gezielt in der Kommunikationsbranche unterbringen<br />
und Streuverluste großer Stellenbörsen vermeiden. Nach der kostenlosen<br />
Beta-Pha se sollen die Anzeigen Geld kosten. Kauert denkt aber auch darüber<br />
nach, einen Sponsor für die Seite zu suchen. „Dann könnten die Anzeigen<br />
dauerhaft kostenfrei bleiben“, so Kauert. Geld aber sei nötig um den Qualitätsstandard<br />
zu sichern und die Stellenbörse weiter bekannt zu machen.<br />
PRESSEMITTEILUNGEN<br />
VERSCHICKT MAN HEUTE SO.<br />
Wir versenden Ihre Pressemitteilungen<br />
an über 80 kostenlose Social Media-<br />
und PR-Portale: www.PRonline.de<br />
Sobald Einnahmen fließen, will Gründer Kauert auch einen sozialen Beitrag<br />
leisten: „Von den Einnahmen möchte ich gern einen kleinen Betrag an soziale<br />
Projekte geben, die auf der Webseite betterplace.org platziert sind. Die Möglichkeit<br />
über soziale Netzwerke zu helfen fasziniert mich und PR-Leute reden<br />
so oft von Nach haltigkeit und Corporate Social Responsibility – Mit PRsonal.<br />
de will ich diesen Ansatz leben und einen Teil der Einnahmen spenden“.<br />
Über Prsonal.de<br />
Die Stellenbörse PRsonal.de wurde von Rico-Thore Kauert gegründet. Der<br />
28-jährige Kommunikationswirt arbeitet als freier Kommunikations- und<br />
PR-Berater und konzentriert sich dabei auf den Bereich der Online-Kommunikation.<br />
Mit seinem Netzwerk aus Freelancern unterstützt er mit seinem<br />
Angebot www.PRonline.de kleine und mittelständische Unternehmen z.B.<br />
in der Gestaltung von Webseiten, im Schreiben von Texten oder in der Umsetzung<br />
multimedialer Beiträge wie Image- und Werbefilme. Mit PRsonal.de<br />
kommt nun ein eigenes Projekt im Bereich der PR-Dienstleistungen hinzu.<br />
Rico-Thore Kauert.<br />
Foto: Sebastian Noack<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 63
inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Praktisches / Modisches / technisches<br />
rätselhaFt<br />
bis lachhaFt<br />
waagerecht: 1. Auch das produziert der Wohlstandsstaat. – 4. Ein Stück Zitatensammlung in tropischer<br />
Frucht. – 7. „Weiß“ hier angehängt: an ein Körperteil man denkt! – 8. Er kann abgrundtief sein. – 9. Blaublütiger<br />
Brite mit grafologischer Einfärbung. senkrecht: 1. Angehöriger eines Indianerstammes mit Filmruhm.<br />
– 2. Sie zieren die Jeans der Teens (Singular). – 3. Untere Abteilung der Juraformation, geologisch gesehen. –<br />
5. Amerikanische Behörde, die gern in die Luft geht. – 6. Dieses braucht der Akrobat, wenn er seinen Auftritt hat.<br />
9<br />
11<br />
10<br />
9<br />
3<br />
15<br />
12<br />
10<br />
12<br />
13<br />
11<br />
9<br />
15<br />
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64 <strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011<br />
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In jeder Zeile, in jeder Spalte und in jedem 3x3-Block kommen die Ziffern von 1 bis 9 nur jeweils ein-<br />
mal vor. Die kleinen Zahlen geben die Summen der jeweils in den umpunkteten Bereichen ste-<br />
henden Zi f fer n a n . I n nerh a lb ei nes u mpu n k teten Bereiches d a r f sich kei ne Zi f fer w iederholen .<br />
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Der Cartoon hier – ebenso wie die auf Seite 35 und 47 – stammen von Johannes<br />
„Jojo“ Kretzschmar. Auf seinem Blog beetlebum.de „verwurstet“<br />
er (im besten Sinne), mehr oder weniger so geschehene Alltagsbegebenheiten<br />
um seinen Arbeitskollegen und chronischen Handy-Verlierer<br />
Freddi, seine Freundin, einer angehenden Infektionsbiologin und natürlich<br />
den Haushamster Snickrz. Hochoriginell und ziemlich lustig!<br />
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