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inhalt / geräuschvolles / lebenserhaltendes / Modisches / technisches / Praktisches SIMON GRüNKE unerhört im netzVON ihr habt keine ahnung, was es in deutschland für großartige bands gibt! Mehr als eine ahnung hatte das Feed-Magazin vor dem Facebook-Wettbewerb um die beste newcomer-band 2011 auch nicht. Die zehn Bands der Finalrunde. Von oben links nach unten rechts: Die Sieger Timeline, Kabana, Stefany June, die Zweitplazierten So Kind Stacy, 2:38, Newage, Fox Named King, Public Address, Baru (im Contest noch als Neon Pingu Pussys) und Die Ewige Vorband. 4 Feed-Magazin 02-2011 es ist ein oFFenes geheiMnis, dass PR- Agenturen richtig gutes Geld verdienen. Dort sitzen hochqualifizierte Werbe-Strategen in ihren gläsernen Think-Tanks und brüten monatelang über der perfekten Kampagne. Ein harter und anspruchsvoller Job, der entsprechend bezahlt sein will. Schaut man sich dann aber beispielsweise die ideenlose und träge TV-Werbung in Deutschland an, fragt man sich, ob diese selbsternannten Kreativen immer alles richtig machen. das Feed-Magazin verFolgt da einen ganz anderen Ansatz. Wir brauchen eigentlich nur ein paar Stunden in einer konspirativen Wohnung in Berlin-Wedding an einem kalten und regnerischen Februartag. Und drei Redakteure in Bierlaune. Das allein waren die Zutaten für die Idee, einen Band-Wettbewerb bei Facebook ins Leben zu rufen. In diesem Moment konnten wir natürlich noch nicht ahnen, wie grandios die Aktion laufen würde. zugegeben, aM anFang waren wir uns nicht sicher. Durch den mehr als erfolgreichen Foto-Wettbewerb vom vergangenen Dezember, mit dessen Hilfe wir das Cover für unsere Premierenausgabe gesucht und gefunden hatten (siehe Feed- Magazin 01/2011), lag die Messlatte sehr hoch. Konnte man das wirklich mit einem Contest für Newcomer-Bands noch toppen? die regeln waren schnell festgelegt: Alle Bands ohne Plattenvertrag durften mitmachen. Um einen visuellen Eindruck zu bekommen, sollten die Bands ein Musikvideo hochladen – die Qualität des Clips spielte dabei keinerlei Rolle.
Wir einigten uns schnell auf das Prozedere mit Vorrunde und Finale, in dem dann die bis dahin besten zehn Bands noch einmal gegeneinander antreten sollten. Und darauf, dass diesmal allein die Anzahl der Fan-Votes entscheiden sollte. Im Gegensatz zum Foto-Contest würden wir uns diesmal also völlig raushalten und die Aktion lediglich kommentierend begleiten. der startschuss für den Feed-Magazin-Band-Wettbewerb 2011 fiel am Samstag, den 5. März. Und in den ersten Tagen tat sich – nichts! Unsere schlimmsten Befürchtungen schienen sich an diesem ersten Wochenende zu bewahrheiten. Doch dann kam irgendwo her ein helles Licht in unser Dunkel; und dieses Licht hieß „The Captain Waterproof Groove II“. Mit einem skurrilen 90er-Jahre-Clip, dafür aber mit einem richtig groovigen Smooth- Jazz-Stück machte die Berliner Kombo den Anfang. Herzlichen Dank nochmal an den Captain und seine Crew – ihr wart der Eisbrecher! iM Übrigen hat die nuMMer von allen(!) Redaktionsmitgliedern ein „Like“ bekommen, das ist anschließend im Verlauf des Wettbewerbs nicht mehr so häufig vorgekommen. Die musikalischen Geschmäcker innerhalb der Feed-Redaktion sind doch recht verschieden – so gesehen war es wohl weise, auf eine einheitliche Redaktionsstimme als eine Art Jury zu verzichten. Das hätte Mord und Totschlag gegeben! nachdeM wir dann iMMer exzessiver die Werbetrommel in verschiedenen Musik-Foren, bei Facebook und E-Mails gerührt hatten, startete der Contest plötzlich so richtig durch. Einer der allerersten Beiträge war der Song „Start Again“ von Newage, die es letztlich auch bis ins Finale und dort auf Platz sieben schafften. Der Clip – offenbar im Bällchen-Pool des nächsten Ikea-Kinderparadieses gedreht – trug den Untertitel: „Wenig Handlung, einfach Party“. Dem ist nichts hinzuzufügen. dann erinnern wir uns gerne an den Beitrag von Christoph Bubeck und seiner Band, die das Video zum Titel „Future“ in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena aufgenommen hatten. Crayfish aus Frankfurt hatten als erste die Idee, unter ihren Votern einen Preis zu verlosen: eine Sticky Sweet Sins Gold Edition ihres aktuellen Albums. Für den Finaleinzug hat es trotzdem nicht gereicht. das erste Mal so richtig heMMungslos begeistert war die Redaktion dann beim Auftritt des Provinztheaters und ihrer Nummer „Wie schön“. Die Kapelle inszenierte ihr Stück im Stile eines Kasperle-Theaters und war komplett anders, als alles was vorher oder nachher im Wettbewerb lief. Eine wirklich außergewöhnliche Performance – leider mit nur kümmerlichen acht „Likes“ bedacht. Was uns ein wenig zynisch werden ließ: Tatsächlich bekamen am Anfang fast alle Beiträge, die der Redaktion sympathisch waren, kaum Stimmen. Glücklicherweise sollte sich das schnell ändern. Die offizielle Grafik des Feed-Magazin-Band-Contests 2011. Design: Zweisatz Berlin. Programmiert wurde die Contest-Plattform von der Firma Webteilchen. denn Plötzlich tauchte das grosse auge auF. Timeline hatten mit der knapp acht Minuten langen Hymne „Fuck all that“ ihren Hut in den Ring geworfen. Zwar ohne echtes Video – stattdessen ein Standbild der Nahaufnahme eines Auges – dafür aber absolut überzeugend mit ihrer selbsternannten Mischung aus Stoner-, Progressive-, Art- und Post-Rock. Überhaupt hatte es das Ende der ersten Wettbewerbs-Woche in sich. Kabana und Fox Named King waren nun am Start, denen in der Vorrunde dank eingängigem Sound und professionellem Video die Stimmen nur so zuflogen. die gesaMte Qualität des contests erhöhte sich außerdem nochmal schlagartig, als die grandiosen So kind Stacy ihren Beitrag hochgeladen hatten. Die siebenköpfige Kombo aus Krefeld begeisterte mit ihrer Mischung aus Soul, Funk und Pop zumindest einen Teil der Feed-Redaktion – und jede Menger Voter, die die groovige Nummer „Too Weak“ ins Finale und dort letztlich bis auf den Silberrang wählten! Stefany June – der heimliche Favorit des Chefredakteurs – wären mit ihrem hit-verdächtigen Titel „Summer“ sicher ebenfalls ein würdiger Sieger gewesen, waren am Ende der Vorrunde auch ganz vorne dabei, erst im Finale ging ihnen etwas die Luft aus. langsaM wurde es dann unÜbersichtlich. Nach einer Woche hatten wir schon die Marke von 3.000 Facebook-Friends erreicht. Spätestens jetzt waren alle Zweifel beseitigt: Ja, die Aktion war eine geile Idee. Der Platz hier würde bei Weitem nicht ausreichen, um all die Bands zu erwähnen, die es trotz beträchtlicher Stimmenzahl nicht ins Finale geschafft oder zumindest bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. da wären zuM beisPiel noch die Prog-Metal-Jungs von Blyndfold, die immerhin 129 Votes in der Vorrunde eingestrichen haben oder die Kultband Cowboys on Dope, die „beste Band Kölns“, mit der großartigen Live-Nummer „Holiday from myself“ – warum hatten die eigentlich nur zwei ganze „Likes“? Oder der einzige, echte Elektro-Dancefloor-Titel im Wettbewerb: „Dencer“ des Berliner Komponisten Kondaiy. Die Elektro-Glam-Metal-Rocker von Sexx Action gaben ihre Akustik-Version von „I still bleed“ zum Besten. Richtig unglücklich lief es für Florian Walz alias Ein toter Dichter, der nach der Vorrunde auf Platz elf lag und das Finale um lediglich zwei Stimmen verpasste. Feed-Magazin 02-2011 5
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