Aktuelle Ausgabe - Feed Magazin
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T E x T: A L E x A N D E R K A S B O H M<br />
FOTOS: ANDREA THODE<br />
BEITRAG VON EFFILEE.DE<br />
sie schnei det die stiele ab und brät die Scho ten in einer gro ßen<br />
Pfanne an, würzt sie mit Salz und Pfef fer und rührt ein mal durch. Ein frischer,<br />
gemü si ger Duft zieht durch die Küche. Im Ganzen sehen die Okraschoten<br />
besser aus, aber klein geschnitten lassen sie sich besser essen. Lana reibt<br />
eine Aufl auf form mit Öl aus. „Eigent lich ist das Gericht ganz ein fach. Erst<br />
eine Schicht Toma ten, dann eine Schicht Okra scho ten, dann das Hack.“ Sie<br />
rührt die Scho ten noch ein mal durch. „Da kann man jetzt kleine Fäden sehen.<br />
Okra scho ten haben Schleim zel len, und das ist der Schleim, der austritt.“<br />
Die Toma ten schnei det Lana in dünne Schei ben, mit denen sie den Boden der<br />
Aufl auf form aus klei det. Ich rühre noch mal die Okras um, um eine wei tere<br />
Nase des Geruchs zu neh men.<br />
„ich wollte das gericht erst mit Auber gi nen machen“, sagt Lana.<br />
„Aber ich dachte, Okra scho ten sind inter es san ter.“ Sie pols tert die letz ten<br />
Leer stel len auf dem Boden der Form mit klei nen Toma ten schei ben aus, dann<br />
gibt sie die Okras dar über. „So, jetzt kommt das Hack. Dafür brau che ich die<br />
Zwie beln. Und Knob lauch. Ich liebe Knoblauch.“ Lana schält und wür felt die<br />
Zwie beln. „Sonst bin ich immer ziem lich auf ge dreht, aber heute habe ich so<br />
wenig geschla fen.“ Ich schaue vom Sofa zu ihr rüber. „Ach, du wirkst eigentlich<br />
recht leb haft.“ „Echt? Ich bin halb tot!“ Sie schält und hackt drei Knoblauch<br />
ze hen. „Wenn ich alleine bin, hau ich viel mehr rein.“<br />
in einer zwei ten PFanne erhitzt sie die Zwie beln in Öl. „Wenn jetzt<br />
noch der Knob lauch dazu kommt – es gibt nichts Schö ne res.“ Sie schiebt den<br />
Knob lauch vom Schnei de brett in die Pfanne und holt das Fleisch. „Oha, das ist<br />
viel Fleisch!“ Wäh rend das Hack in der Pfanne vor sich hin schmur gelt, würzt<br />
Lana es mit Salz, Pfef fer und Kreuz küm mel. Dann drückt sie eine Tube Tomaten<br />
mark dazu und gießt die Gemü se brühe an. „Eigent lich ist Fleisch brühe<br />
bes ser, aber ich habe gerade keine im Haus. Ihr könnt ruhig pro bie ren.“ Lana<br />
winkt mit dem Löf fel. „Aber es kom men noch Zitrone und Joghurt dazu, der<br />
Geschmack ändert sich also noch.“<br />
lana drÜckt Mit der hand zwei halbe Zitro nen über dem Hack<br />
aus und gibt den Groß teil eines Halb li ter be chers Joghurt in die Pfanne. Sie<br />
rührt um, lässt alles ein wenig ein ko chen und pro biert. „Hm, genau richtig.<br />
So soll es schme cken.“ Lana füllt das Hack ge misch auf die Okra schoten,<br />
gießt noch etwas Zitro nen saft dar über und schiebt alles in den Ofen.<br />
Wir bege ben uns wie der in Ruhe po si tion. „Meine Hob bys sind Essen und<br />
Schla fen. Ich finde es schade, dass man immer so wenig Zeit zum Kochen<br />
Mit den Tomaten wird der Boden der Auflaufform<br />
ausgelegt. Darüber kommt eine Lage Okraschoten.<br />
hat.“ Lanas Mut ter ist Medi zi ne rin, also eine gut aus ge bil dete Frau. „Aber<br />
in vie len Din gen ist sie sehr tra di tio nell. Das ist manch mal schwer zu verste<br />
hen. Über haupt sind im ara bi schen Raum man che Dinge nicht mit dem<br />
w e s t l i c h e n D e n k e n z u s a m m e n z u b r i n g e n . D e r I s l a m s a g t z u m B e i s p i e l ,<br />
wenn du Mos lem bist, musst du an alle Reli gio nen glau ben und tole rant<br />
sein. Aber viele sind es über haupt nicht.“<br />
sie schaut zuM oFen. „Fünf Minu ten noch.“ Lana stellt die Form auf<br />
den Tisch und gießt noch etwas Zitrone über den Aufl auf. Sie tut uns großzü<br />
gig auf. „Das isst man bei uns im Rama dan ganz oft.“ Ich dachte, im Ramadan<br />
wird gefas tet. „Im Rama dan darf man nur nach Son nen un ter gang essen<br />
und soll an die Armen den ken. Aber oft wird dann von Son nen un ter gang bis<br />
in den Mor gen wahn sin nig viel geges sen. Wenn der Rama dan vor bei ist, machen<br />
viele Frauen erst mal eine Diät.“<br />
wir essen in stil leM ver gnÜ gen. Das Hack hat durch die Zitrone<br />
eine unge wohnte Fri sche, der Knob lauch, und vor allem der Kreuz küm mel,<br />
geben eine unver wech sel bar ara bi sche Note. „Wenn man so große Okrascho<br />
ten nimmt, sollte man sie klein schnei den“, meint Lana. Die Scho ten<br />
las sen sich tat säch lich bis wei len schwer zer tei len, aber sie haben einen<br />
schö nen grü nen Gemü se ge schmack. Zusam men mit den Toma ten und dem<br />
Hack bil den sie am Gau men eine Ahnung der woh lig sat ten Ent spannt heit,<br />
die uns gleich über fal len wird. Im ägyp ti schen Som mer würde man wohl<br />
deut lich klei nere Por tio nen essen, aber im Ham bur ger Win ter geht auch der<br />
zweite Nach schlag gut rein. Wir lun gern noch eine Weile herum, neh men<br />
uns immer wie der löf fel weise aus der Aufl auf form und erzäh len von Plä nen<br />
und Ideen, von regio na lem Essen und Dorfkrügen.<br />
<strong>Feed</strong>-<strong>Magazin</strong> 02-2011 43