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Karin Stoiber - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft

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<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong><br />

www.vbw-bayern.de<br />

Magazin 6,– Euro<br />

05<br />

2011


© dediego cervo / fotolia.com<br />

Wir eröffnen Perspektiven<br />

2004 Klassenbester in Mathematik.<br />

2011 Abschluss mit „summa cum laude“.<br />

2012 spricht er fließend Deutsch.<br />

Sprachkenntnisse sind <strong>der</strong> Schlüssel für die erfolgreiche Integration und berufliche Einglie<strong>der</strong>ung von Menschen<br />

mit Migrationshintergrund. Die praxisorientierten und arbeitsmarktnahen Deutschkurse des bfz erschließen neue<br />

Potenziale und leisten so einen wichtigen Beitrag, um dem Fach- und Führungskräftemangel entgegenzuwirken.<br />

Die berufsbezogenen Deutschkurse des bfz.<br />

Berufliche Fortbildungszentren <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (bfz) gemeinnützige GmbH<br />

Infanteriestraße 8 · 80797 München · Telefon 089 44108-320 · Telefax 089 44108-401<br />

www.bfz.de


mit Edmund <strong>Stoiber</strong> verheiratet zu sein, das sei nicht immer einfach gewesen, verrät Bayerns langjährige<br />

First Lady <strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong>. Im exklusiven Interview mit dem vbw Unternehmermagazin<br />

erklärt sie nicht nur, wie sie die Rolle <strong>der</strong> Frau sieht und warum sie gegen eine Frauenquote ist.<br />

Son<strong>der</strong>n sie gewährt auch seltene Einblicke in das Leben an <strong>der</strong> Seite eines <strong>der</strong> umtriebigsten<br />

Politiker Nachkriegsdeutschlands. Das Interview lesen Sie ab Seite 14.<br />

Edmund <strong>Stoiber</strong>, <strong>der</strong> von 1993 bis 2007 die weiß-blauen Geschicke lenkte, war gleichermaßen<br />

berühmt wie berüchtigt für seine politische Akribie und Detailversessenheit. Mit seinem Namen<br />

verbunden bleiben aber auch seine Visionen von einem attraktiven, weltoffenen, blühenden und<br />

starken Freistaat, dessen Einwohner stolz sind auf ihre Heimat. Ein Denkmal hat er sich selbst gesetzt<br />

mit dem ausgeglichenen Staatshaushalt – visionär nicht nur für Bayern, son<strong>der</strong>n für Deutschland und<br />

ganz Europa, wie die aktuelle Euro- und Schuldenkrise eindrücklich belegt. Dankbarkeit, das dürfe<br />

man in <strong>der</strong> Politik nicht erwarten, sagte <strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> in unserem Interview. Nun, in einem Fall irrt sie:<br />

Die Bayerische <strong>Wirtschaft</strong> würdigte Edmund <strong>Stoiber</strong> mit einem Empfang anlässlich seines 70. Geburtstages.<br />

Wer sich dort die Ehre gab, sehen Sie ab Seite 34.<br />

Bayern, das ist eine ganz beson<strong>der</strong>e Mischung aus Metropolregionen und ländlichen Räumen. Der<br />

Trend, das ist unzweifelhaft, geht zu den Metropolen. Dennoch gibt es Unternehmen, die ganz bewusst<br />

auf dem Land bleiben – und dort höchst kreativ und erfolgreich sind, wie wir ab Seite 20 zeigen.<br />

Bertram Brossardt, Herausgeber<br />

Editorial �<br />

Foto: Schmidhuber<br />

3


� Inhalt<br />

6<br />

KARIKATUR<br />

Punkt, Punkt, Komma, Strich<br />

Der Karikaturist Dieter Hanitzsch<br />

erklärt, warum es so schwer ist,<br />

Horst Seehofer zu zeichnen.<br />

14<br />

INTERVIEW<br />

„Protokollarisch<br />

gab es mich nicht“<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> spricht über<br />

ihre Zeit und ihre Aufgaben an<br />

<strong>der</strong> Seite eines amtierenden<br />

Minister präsidenten.<br />

20<br />

LANDLUST<br />

Die Kraft <strong>der</strong> Provinz<br />

Unternehmen setzen auf<br />

die Vorteile des ländlichen<br />

Raums. – Sie schätzen<br />

die Bodenständigkeit<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter und die<br />

Lebensqualität abseits<br />

<strong>der</strong> Ballungsräume.


26<br />

BILDUNG<br />

Schlüssel Sprache<br />

Sprachkenntnisse sind eine<br />

Voraussetzung für die Integration in<br />

einem fremden Land. Valerija Jerebic<br />

hat das erkannt und gehandelt.<br />

28<br />

FLUGTECHNIK<br />

Der Pilotentrainer<br />

Grob Aircraft im Allgäu fertigt und<br />

wartet hochspezialisierte Flugzeuge.<br />

38<br />

LETZTE SEITE<br />

Eine Frage noch ...<br />

... Herr Koch, macht<br />

<strong>der</strong> Wechsel von <strong>der</strong> Politik<br />

in die <strong>Wirtschaft</strong> Sinn?<br />

Inhalt �<br />

MACHTRAUM 10<br />

NACHRICHTEN 11<br />

Impressum �<br />

vbw Unternehmermagazin 05/2011<br />

Herausgeber<br />

vbw – <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong> e. V.<br />

VR 15888 Amtsgericht München<br />

Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt<br />

Max-Joseph-Straße 5, 80333 München<br />

Büro des Herausgebers: Antje Zientek<br />

E-Mail: unternehmermagazin@vbw-bayern.de<br />

Herausgeberbeirat<br />

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer<br />

vbw – <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong> e. V.<br />

Markus Droth, Hauptgeschäftsführer<br />

Bund <strong>der</strong> Selbständigen – Gewerbeverband Bayern e.V.<br />

Klaus Lindner, Hauptgeschäftsführer VTB – Verband <strong>der</strong><br />

<strong>Bayerischen</strong> Textil- und Bekleidungsindustrie e. V.<br />

Gerhard Hess, Hauptgeschäftsführer<br />

Bayerischer Bauindustrieverband e. V.<br />

Herbert Loebe, Hauptgeschäftsführer bbw –<br />

Bildungswerk <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong> e. V.<br />

Karl-Georg Nickel, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />

Verband Druck und Medien Bayern e. V.<br />

Friedrich Schmidt, stellv. Präsident Bundesverband<br />

privater Anbieter soz. Dienste e. V. Landesgruppe Bayern<br />

Dr. Peter J. Thelen, Geschäftsführer<br />

ZVEI-Landesstelle Bayern<br />

Dr. Peter Umfug, Hauptgeschäftsführer Verein <strong>der</strong><br />

<strong>Bayerischen</strong> Chemischen Industrie e. V.<br />

Gesamtkoordination<br />

Dr. Peter J. Thelen<br />

Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: peter.thelen@vbw-bayern.de<br />

Chefredakteur<br />

Alexan<strong>der</strong> Kain (V.i.S.d.P.)<br />

Redaktion: Sandra Hatz<br />

Autoren: Alexan<strong>der</strong> Kain, Nicole Lang, Sandra Hatz,<br />

Christiane Habrich-Böcker, Christine Wittenzellner<br />

Grafik: Alexandra Steiner<br />

Verlag<br />

vbw – <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Projektgesellschaft mbH<br />

HRB 106556 Amtsgericht München<br />

Max-Joseph-Straße 5, 80333 München<br />

Geschäftsführer: Peter Bockhardt<br />

E-Mail: peter.bockhardt@vbw-bayern.de<br />

Kooperationspartner · Gesamtabwicklung · Anzeigen<br />

Reiner Fürst, Donau-Wald-Presse-GmbH<br />

Medienstraße 5, 94036 Passau<br />

Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772<br />

Anzeigentechnik E-Mail: josef.feucht@vgp.de<br />

Titelseite:<br />

ATELIER & FRIENDS Design und Kommunikation<br />

Titelfoto: Astrid Schmidhuber<br />

Druck und Vertrieb:<br />

W. Tümmels<br />

Buchdruckerei und Verlag GmbH & Co.KG<br />

Gundelfinger Straße 20, 90451 Nürnberg,<br />

Tel.: 0911-641 97-0<br />

E-Mail: info@tuemmel.de<br />

Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

ISSN 1866-4989<br />

Nachdruck o<strong>der</strong> Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur<br />

mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung<br />

unverlangter Manuskripte o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> wird keine Gewähr<br />

übernommen.<br />

www.vbw-bayern.de<br />

5


� Karikatur<br />

6<br />

„<br />

Punkt, Punkt,<br />

Komma, Strich<br />

Der Karikaturist Dieter Hanitzsch<br />

erklärt, warum es so schwer ist,<br />

Horst Seehofer zu zeichnen<br />

Hast du ihn schon erwischt?“, das fragen sich die<br />

politischen Karikaturisten immer gerne gegenseitig,<br />

wenn es um Horst Seehofer geht. Der CSU-Chef und bayerische<br />

Ministerpräsident soll wenig beliebt<br />

sein in <strong>der</strong> Zunft <strong>der</strong> visuellen Satiriker<br />

– „weil er halt gar so schwer zu<br />

zeichnen ist“, lacht Dieter Hanitzsch.<br />

„Erwischt, das bedeutet nicht: ertappt.<br />

Son<strong>der</strong>n, ob man den richtigen Dreh gefunden<br />

hat, ihn zu Papier zu bringen.“<br />

Hanitzsch, gelernter Bierbrauer, Diplom-Brauerei-Ingenieur<br />

und Diplomkaufmann,<br />

weiß, wovon er spricht: Seit<br />

rund 50 Jahren gehört <strong>der</strong> kreative<br />

Münchner (erfand als Werbeleiter einer<br />

Münchner Großbrauerei den Slogan<br />

„Gut. Besser. Paulaner.“) zur ersten Garde<br />

<strong>der</strong> politischen Karikaturis ten im<br />

Land. Die großen Tageszeitungen und Magazine in<br />

Deutschland drucken seine Spottbil<strong>der</strong>, 45 Bücher sind im<br />

Lauf <strong>der</strong> Jahre entstanden. Bestseller waren vor allem die,<br />

in denen er Franz Josef Strauß humoristisch aufarbeitete.<br />

„Franz Josef Strauß war sicherlich mein Lieblingsopfer.<br />

Edmund <strong>Stoiber</strong> hat zwar optisch auch einige hervorragende<br />

Eigenschaften – aber ihm fehlen halt die Affären, wie sie<br />

FJS hatte.“<br />

So etwas wie Strauß hat<br />

es nie wie<strong>der</strong> gegeben<br />

Mit Strauß verbindet Hanitzsch ein seltsames Band. Als<br />

er den weiß-blauen Regenten, dessen Tochter Monika<br />

Hohlmeier eine Zeit lang in Hanitzschs Nachbarschaft<br />

wohnte, einmal traf, fragte <strong>der</strong>: „Seit 20 Jahren verfolgen<br />

Sie mich, Herr Hanitzsch. Warum verfolgen Sie mich?“<br />

Hanitzsch erwi<strong>der</strong>te: „Ich verfolge Sie nicht. Ich zeichne<br />

nur, was Sie machen.“ Trotzdem hat Strauß ihm einen


Fotos: Schmidhuber (13)


8<br />

1<br />

5<br />

„Als erstes kommt die<br />

Silhouette – sieht aus<br />

wie <strong>der</strong> Kelch eines<br />

Sektglases.“<br />

„Jetzt stellen wir ihm<br />

noch einen FJS zur Seite.<br />

Den habe ich schon lange<br />

nicht mehr gezeichnet.“<br />

9<br />

„Das Ganze lassen wir jetzt noch den <strong>Stoiber</strong><br />

beäugen. Das geht immer mit <strong>der</strong> Nase und den<br />

misstrauischen Augen los, die scheinbar sagen:<br />

Will mir da jemand etwas?“<br />

Karikaturenband signiert: „Herzlichst, Ihr Arbeitgeber –<br />

ohne Dividende“, hat er hineingeschrieben. „Später wollte<br />

Marianne Strauß, seine Ehefrau, dann Geld von mir – quasi<br />

als Honorar für die Bildrechte, weil ich ihren Mann gezeichnet<br />

habe. Ich würde mir an ihrem Mann eine goldene<br />

Nase verdienen, fand sie“, erzählt Hanitzsch. „Das daraufhin<br />

in Auftrag gegebene rechtliche Gutachten stampfte das<br />

Strauß’sche Ansinnen mit wenigen Zeilen und in einer<br />

2<br />

„Oben drauf kommt<br />

die – noch – volle Haartolle.“<br />

6<br />

„Den Strauß lassen<br />

wir jetzt den Seehofer<br />

ein bisserl skeptisch<br />

anschauen.“<br />

Grundsätzlichkeit in Grund und Boden, dass es nur so geraucht<br />

hat“, erzählt Hanitzsch.<br />

„Als Strauß gestorben ist, war das freilich ein schwerer<br />

Schlag für meine Zunft.“ Was danach kam, war teilweise<br />

auch gut zu zeichnen. „Aber so etwas wie FJS hat es seitdem<br />

nie wie<strong>der</strong> gegeben.“ Theo Waigel mit seinen buschigen<br />

Augenbrauen sei „ein Genuss“ zu zeichnen gewesen,<br />

den eher spröde wirkenden <strong>Stoiber</strong> habe er auch „erwischt“,<br />

die Bundeskanzler Helmut Kohl, Gerd Schrö<strong>der</strong><br />

und Angela Merkel seien „exzellent karikabel“, das Bayern-<br />

Duett Günther Beckstein und Erwin Huber gar „ein Segen“<br />

gewesen.<br />

„Aber mit Horst Seehofer – da ha<strong>der</strong>t die Zunft. Den<br />

kann man zwar so zeichnen, dass je<strong>der</strong> weiß, das ist <strong>der</strong><br />

Seehofer. Aber richtig erwischt hat den bis heute keiner“,<br />

erzählt Hanitzsch. Rund 200mal hat er ihn bisher karikiert,<br />

„aber so richtig zufrieden bin ich selten“, befindet<br />

Hanitzsch. Dass er ihn dennoch richtig gut hinbekommt,<br />

das zeigen die Bil<strong>der</strong>.<br />

Das jüngste Buch von Dieter Hanitzsch – „Meine Besten<br />

– Karikaturen vom Sonntags-Stammtisch“ – ist im Südwest-Verlag<br />

erschienen und kostet 19,99 Euro. �


„Jetzt kennt<br />

3 man ihn schon.<br />

Kinn, Kartoffelnase,<br />

spöttisch<br />

hochgezogener Mund.<br />

Die Schultern hat er<br />

immer oben. Eine<br />

Krawatte ist typisch –<br />

auch wenn er sie beim<br />

Landtags empfang heuer<br />

weg gelassen hatte.<br />

Und er trägt immer den<br />

<strong>Bayerischen</strong> Verdienst -<br />

orden im Knopfloch.“<br />

7<br />

„Die Schultern hat er noch<br />

höher gezogen als Seehofer.“<br />

„Die Bäckchen<br />

4 deuten ein<br />

fröhliches<br />

Gemüt an. Dann<br />

wird es schwierig: Die<br />

Augen – da braucht<br />

man oft den Radier -<br />

gummi. Ein bisschen<br />

schelmisch, ein bisschen<br />

verschlagen, ein bisschen<br />

undurchsichtig.“<br />

8<br />

„Und wir geben<br />

ihm noch Flügerl.“<br />

„Und fertig ist die Troika.“<br />

9


10<br />

Machtraum<br />

Dr. Adrian v. Hammerstein<br />

ist seit März 2010 Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> bei Kabel Deutschland – das ist gleichzeitig<br />

<strong>der</strong> Termin des Börsengangs <strong>der</strong> Holding AG, den er als Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Geschäftsführung des größten deutschen Kabelnetzbetreibers vorbereitet hat.<br />

Die Geschicke <strong>der</strong> Aktiengesellschaft mit rund 2.700 Mitarbeitern, rund neun Millionen<br />

Kunden und einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro pro Jahr leitet <strong>der</strong> gebürtige<br />

Berliner vom vierten Stock <strong>der</strong> Unternehmenszentrale in Unterföhring aus.<br />

Von hier aus hat er das Mediencluster am Rande Münchens im Blick. Glas spielt<br />

die dominante Rolle, zwei Seiten des Büros sind Fens -<br />

terfronten, die Einrichtung ist schlicht, mit schwarzem<br />

Lack und Metall. Dr. v. Hammerstein hat sie von seinem<br />

Vorgänger so übernommen. Wenn etwas gut funktioniert,<br />

sollte man es nicht än<strong>der</strong>n, so sein Motto. Und eines sticht<br />

Besuchern sofort ins Auge: Es gibt keinen Fernseher im<br />

Büro des Chefs des Kabelfernsehens: „Das würde mich<br />

von <strong>der</strong> Arbeit ablenken“, sagt er. Generell sei er Minimalist.<br />

In einer Führungsposition dürfe man nie die Bodenhaftung<br />

verlieren. Deshalb hat er zu Beginn seiner Tätigkeit bei Kabel Deutschland<br />

alle Mitarbeiter an ihrem Schreibtisch besucht, sich vorgestellt und versucht,<br />

ein klares Verständnis davon zu bekommen, was im Unternehmen wirklich los ist.<br />

Ein Verständnis davon, was im Leben wirklich los ist, hat v. Hammerstein bei seiner<br />

eineinhalbjährigen Tätigkeit als Vollzeit-Vater gewonnen, bevor er bei Kabel<br />

Deutschland eingestiegen ist. „Diese Zeit möchte ich nicht missen“, sagt er, „davon<br />

haben meine Familie, meine Frau, meine Kin<strong>der</strong> und ich profitiert.“ �<br />

Foto: Kabel Deutschland<br />

Erst 2006 ist Kabel Deutschland<br />

neben dem Hauptgeschäft als<br />

Kabelnetzbetreiber ins Internet-<br />

und Telefonanbietergeschäft<br />

ein gestiegen. Bereits zwei Jahre<br />

später, 2008, hat <strong>der</strong> Verband <strong>der</strong><br />

deutschen Internetwirtschaft eco<br />

dem Unternehmen den 1. Preis<br />

des Internet Award in <strong>der</strong> Sparte<br />

Privatkunden verliehen. „Das ist<br />

für mich die Bestätigung, dass wir<br />

es richtig gemacht haben.“


Fotos: Lang (5)<br />

Der Tombstone des Börsengangs <strong>der</strong> Kabel<br />

Deutschland Holding AG steht immer im Blickfeld<br />

von v. Hammerstein. Daneben befindet sich ein<br />

Foto von ihm und seinen Vorstandskollegen von<br />

dem Tag, an dem sie in Frankfurt an <strong>der</strong> Börse die<br />

Glocke geläutet und die Aktie erfolgreich am<br />

Markt platziert haben. „Das war ein Moment <strong>der</strong><br />

Freude und einer <strong>der</strong> Höhepunkte in meinem<br />

Berufsleben. Wir haben den Börsengang in un -<br />

sicheren Zeiten gewagt, aber es hat sich gezeigt,<br />

dass die Entscheidung richtig war.“ Ein Tombstone<br />

wird im Finanzbereich für erfolgreiche Börsengänge<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Finanztransaktionen verliehen.<br />

Für ein weiteres<br />

einschneidendes<br />

Erlebnis im Leben<br />

von v. Hammerstein<br />

steht eine blauweißeGriechenland-<br />

Flagge. Etwas<br />

zerfled<strong>der</strong>t und<br />

sichtlich mitge nommen hängt sie in<br />

seinem Büro. „Sie stammt von einem<br />

Segelboot, mit dem ich 1984 vor<br />

Rhodos in einem schweren Sturm<br />

fast unter gegangen wäre.“ Zwar sei<br />

alles gerade noch einmal gut gegangen, aber<br />

man müsse immer auf Stürme vorbereitet sein –<br />

nicht nur beim Segeln, auch im Leben.<br />

Das Ventil aus dem Motor eines Toyota Corolla<br />

hat v. Hammerstein immer in seinem Schreibtisch.<br />

Es stammt von seinem ersten Auto, mit<br />

dem er nach seiner Studienzeit in Princeton und<br />

Harvard 1980 einen Roadtrip von Boston nach<br />

Kalifornien unternommen hat. „Das Auto war<br />

damals schon uralt“, erzählt er, „am Ziel<br />

aber hat es dann den Motor zerrissen.“<br />

Das Ventil hat v. Hammerstein aus -<br />

gebaut und als Erinnerung dafür aufgehoben,<br />

dass es für den Erfolg des Ganzen oftmals auf ganz<br />

kleine Teile ankommt.<br />

Nachrichten �<br />

Problemlösungen statt Produktion:<br />

Hybride Wertschöpfung<br />

neuer Megatrend?<br />

Industrie-Dienstleistungsverbund<br />

gewinnt an Bedeutung –<br />

Studie: Bayerns Unternehmen<br />

haben knapp die Nase vorn<br />

Es ist ein neuer Megatrend, <strong>der</strong> sich abzeichnet:<br />

hybride Wertschöpfung. Die Idee, die sich dahinter<br />

verbirgt, ist im Grund denkbar einfach. Statt Produkte<br />

Lösungen anbieten. Im Zentrum steht dabei <strong>der</strong> Kundenmehrwert.<br />

Die Beispiele sind zahlreich: Mobilität<br />

statt Fuhrpark, Druckluft statt Kompressoren, Beleuchtung<br />

statt Lampen. Ein Heiztechnikhersteller beispielsweise<br />

produziert und verkauft seinen Kunden<br />

nicht mehr Heizungs- o<strong>der</strong> Klimageräte, son<strong>der</strong>n übernimmt<br />

das Klimatisieren o<strong>der</strong> Beheizen von Gebäuden.<br />

Verkauft werden nicht die Anlagen, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Nutzen. Der Kunde muss nicht mehr selbst investieren,<br />

hat Leistungsgarantien, muss sich nicht um die<br />

Wartung o<strong>der</strong> die dauerhafte Optimierung <strong>der</strong> Anlage<br />

kümmern.<br />

Bayern hat bei <strong>der</strong> hybriden Wertschöpfung im<br />

deutschlandweiten Vergleich <strong>der</strong>zeit die Nase vorn,<br />

wie nun eine Studie des Instituts <strong>der</strong> deutschen <strong>Wirtschaft</strong><br />

(IW Consult) im Auftrag <strong>der</strong> vbw ergeben hat.<br />

Allerdings nur knapp: Während deutschlandweit heute<br />

rund 15,6 Prozent <strong>der</strong> Unternehmen hybride Wertschöpfung<br />

betreiben, seien es in Bayern 16,4 Prozent.<br />

Die bayerischen Unternehmen haben laut IW Consult<br />

„insgesamt eine bessere Ausstattung mit Erfolgsfaktoren<br />

(Forschung, Innovationen und Internationalisierung)“.<br />

Laut IW Consult sei hybride Wertschöpfung „offenbar<br />

ein Zukunftsmodell“, in den kommenden fünf Jahren<br />

wollten viele Unternehmen ihr Dienstleistungsangebot<br />

ausweiten. Erwartet wird deutschlandweit eine Zunahme<br />

<strong>der</strong> hybriden Wertschöpfung von heute 16 Prozent<br />

auf dann 21 Prozent. Besser sind die Aussichten in<br />

Bayern: „In fünf Jahren wird ein Viertel <strong>der</strong> bayerischen<br />

Unternehmen hybrid sein“, heißt es in <strong>der</strong> Studie <strong>der</strong><br />

IW Consult. �<br />

11


� Nachrichten<br />

12<br />

„<br />

vbw stellt Rohstoffpreisindex vor<br />

Preise für 42 Metalle und Mineralien fest im Blick<br />

Die Preise für Metalle und Mineralien sind in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

dramatisch gestiegen. Das hat weitreichende<br />

Konsequenzen für die bayerische <strong>Wirtschaft</strong>, die<br />

aufgrund ihrer hohen Industrieorientierung stark abhängig<br />

ist von Rohstoffen“, so vbw Hauptgeschäftsführer Bertram<br />

Brossardt.<br />

Deshalb hat die vbw einen Rohstoffpreisindex entwickelt.<br />

Der Index bildet die Preisentwicklung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> bayerischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong> eingesetzten Rohstoffe ab und wurde bis ins<br />

Jahr 2000 zurückgerechnet. Er wird künftig monatlich von<br />

<strong>der</strong> vbw vorgelegt und ist im Internet (www.vbw-bayern.de)<br />

abrufbar.<br />

„Mit dem vbw Rohstoffpreisindex lässt sich die Entwicklung<br />

genau jener Metalle und Mineralien, die für die bayerische<br />

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<strong>Wirtschaft</strong> maßgeblich sind, sehr gut darstellen“, so<br />

Brossardt. Das Auf und Ab <strong>der</strong> letzten Monate und letzten<br />

Tage zeige deutlich, dass die Rohstoffpreisentwicklung genau<br />

beobachtet werden müsse, so Brossardt. „Seit dem<br />

Tiefstand während <strong>der</strong> <strong>Wirtschaft</strong>skrise im Dezember 2008<br />

hat sich <strong>der</strong> vbw Rohstoffpreisindex in etwa verdoppelt.“<br />

Der Index berücksichtigt die Weltmarktpreise von insgesamt<br />

42 Metallen und Mineralien auf US-Dollar-Basis. Die<br />

Rohölpreisentwicklung findet keinen Eingang. Die jeweiligen<br />

Preise werden gewichtet mit dem Importanteil des jeweiligen<br />

Rohstoffes nach Bayern. Das heißt: Je größer <strong>der</strong><br />

Anteil des entsprechenden Rohstoffs an den bayerischen<br />

Importen, desto stärker fließt er in die Indexberechnung mit<br />

ein. Basisjahr (Index = 100) ist das Jahr 2005. �<br />

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Die Sorgen um die weltweite<br />

Konjunkturent -<br />

wicklung haben im August<br />

zu einem spürbaren<br />

Rückgang <strong>der</strong> Rohstoffpreise<br />

geführt. Der vbw<br />

Rohstoffpreisindex sank<br />

gegenüber Juli um 3,8<br />

Prozent. Er lag allerdings<br />

um 20,7 Prozent über<br />

dem entsprechenden<br />

Vorjahreswert. Entgegen<br />

dem allgemeinen Trend<br />

entwickelten sich die<br />

Preise für Edelmetalle.<br />

Diese legten im August<br />

deutlich zu, weil zahlreiche<br />

Anleger angesichts<br />

<strong>der</strong> Schuldenkrisen in<br />

Europa und den USA in<br />

Gold und an<strong>der</strong>e Edelmetalle<br />

flüchteten.<br />

Berücksichtigt man auch<br />

die Energiepreise, so<br />

sank <strong>der</strong> vbw Rohstoffpreisindex<br />

im August sogar<br />

um 6,8 Prozent, da<br />

<strong>der</strong> Ölpreis beson<strong>der</strong>s<br />

unter den gestiegenen<br />

Konjunktursorgen litt.


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Fotos: Schmidhuber (5)


Interview �<br />

„Protokollarisch gab es mich nicht“<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> spricht über ihre Zeit und ihre Aufgaben an <strong>der</strong> Seite<br />

eines amtierenden Minister präsidenten<br />

Frau <strong>Stoiber</strong>, dürfen wir Ihnen gratulieren?<br />

Wozu?<br />

Sie haben es 43 Jahre an <strong>der</strong> Seite eines <strong>der</strong> um -<br />

triebigs ten Politiker im Nachkriegsdeutschland ausgehalten.<br />

(lacht) Das ist wahr.<br />

Im Ernst: An <strong>der</strong> Seite von Edmund <strong>Stoiber</strong> zu stehen,<br />

bedeutet viel aus- und durchzuhalten, o<strong>der</strong>?<br />

Es ist ein schönes Miteinan<strong>der</strong>. Deshalb käme ich nicht auf<br />

die Idee, zu sagen, dass ich etwas aus- o<strong>der</strong> durchzuhalten<br />

hatte. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, im Leben wie<br />

in <strong>der</strong> Ehe. Wir unterscheiden uns<br />

da nicht von an<strong>der</strong>en. Aber wir<br />

haben alles gemeinsam gemeis -<br />

tert – im Privaten wie in <strong>der</strong> Politik.<br />

Letzteres hat in unserer Familie<br />

natürlich immer überwogen.<br />

Wie hält man das aus, wenn<br />

man das eigene Leben, den<br />

eigenen Beruf, die Familie<br />

<strong>der</strong> Karriere des Partners hintanstellt o<strong>der</strong> -anstellen<br />

muss?<br />

Das ist keine Entscheidung, die einer alleine trifft, son<strong>der</strong>n<br />

wir haben das natürlich miteinan<strong>der</strong> besprochen. Wir waren<br />

in <strong>der</strong> glücklichen Lage, dass wir es uns leisten konnten,<br />

dass ich zu Hause bleibe und mich den Kin<strong>der</strong>n widme.<br />

Am Anfang fiel es mir ehrlich gesagt schon schwer, zumal<br />

mein Mann bereits als persönlicher Referent des<br />

Umweltministers recht engagiert war. Er hat wirklich viel gearbeitet<br />

und damals schon Post mit nach Hause genommen.<br />

Ich kenne ihn nur so.<br />

Es gibt die Geschichte, wie Sie ihren Mann angerufen<br />

haben, als Ihre Tochter gerade das Laufen gelernt hatte.<br />

„Und deshalb rufst du an?“ soll er Ihnen am Telefon<br />

entgegnet haben.<br />

(lacht) Die Geschichte stimmt. Aber natürlich tat ihm das in<br />

<strong>der</strong> selben Sekunde schon wie<strong>der</strong> leid und er hat sich entschuldigt.<br />

Die Arbeit, die Politik, das ist halt sein Leben. Er<br />

Mein Mann<br />

hat ein dickeres<br />

Fell als ich<br />

„<br />

“<br />

nahm das immer unglaublich ernst, aus einem tief empfundenen<br />

Gefühl <strong>der</strong> Pflichterfüllung heraus.<br />

Für Sie hat das aber auch bedeutet, dass es jahrelang<br />

statt des eigenen Familienurlaubs immer Urlaub mit<br />

Franz Josef Strauß gab – weil Ihr Mann als Generalsekretär<br />

in seiner Nähe sein sollte.<br />

In <strong>der</strong> Tat. Wenigstens war nicht je<strong>der</strong> Tag so angefüllt mit<br />

Arbeit wie im Büro o<strong>der</strong> im Ministerium o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Staatskanzlei.<br />

Aber mal ganz weg zu sein, nicht greifbar zu sein,<br />

eine Woche zum Segeln zu gehen – das war nicht machbar.<br />

Und da konnte ich ihn nicht bremsen, da kannte ich<br />

meine Grenzen. Aber damit kein schiefes Bild entsteht:<br />

Mein Mann war immer für die Familie<br />

da, das muss ich schon<br />

auch anmerken. Wir haben uns,<br />

als die Kin<strong>der</strong> noch zu Hause gelebt<br />

haben, bemüht, dass wir am<br />

Wochenende zusammen einen<br />

ausgedehnten Brunch machen.<br />

Wir haben dann lange gefrühstückt<br />

und miteinan<strong>der</strong> all das besprochen,<br />

wofür unter <strong>der</strong> Woche<br />

keine Zeit war. Mein Mann wusste nicht nur über alles Bescheid,<br />

er hat sich auch wirklich um die Kin<strong>der</strong> gekümmert.<br />

Ihre Kin<strong>der</strong> sagen sogar, die Mama sei die deutlich<br />

Strengere gewesen.<br />

Das hat sich so ergeben. Wenn er mal zu Hause war, dann<br />

konnte er nicht gleich mit aller Strenge ankommen. Ich war<br />

die Managerin des kleinen Familienunternehmens.<br />

Und zugleich standen Sie in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Ist Ihnen<br />

das nie schwergefallen?<br />

Ja, schon. Aber mir hat geholfen, dass ich jemand bin, <strong>der</strong><br />

immer gerne Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen hat. Auch mit<br />

<strong>der</strong> Presse hatte ich keine Schwierigkeiten. Es gab nur ein<br />

paar wenige, mit denen ich nicht so gut ausgekommen bin,<br />

die uns persönlich angegriffen haben. Mein Mann hat da<br />

ein dickeres Fell als ich. Ich bin sensibler, mir ist Manches<br />

schon nahegegangen, vor allem, wenn es um unwahre<br />

Behauptungen ging. �<br />

15


16<br />

Politisch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu stehen, hat bei Ihnen<br />

aber auch ganz handfeste Sicherheitsprobleme aufgeworfen,<br />

o<strong>der</strong>?<br />

Zu den Hoch-Zeiten <strong>der</strong> RAF hatten wir noch kleine Kin<strong>der</strong>.<br />

Das hat mir sehr große Sorgen bereitet. Die Kin<strong>der</strong> wurden<br />

oft von <strong>der</strong> Polizei zur Schule und wie<strong>der</strong> nach Hause<br />

gebracht. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Mann einmal<br />

liegend und mit schusssicherer Weste aus einem Flugzeug<br />

gebracht werden musste,<br />

wegen einer konkreten An-<br />

schlagsdrohung. Ich habe immer<br />

Angst gehabt – und immer gehofft,<br />

dass alles gut geht. Mir<br />

blieb nur auf die Sicherheitsbeamten<br />

zu vertrauen, die meinen<br />

Mann begleitet haben. Zum<br />

Glück ist das alles gut ausgegangen.<br />

Einmal allerdings gab es eine<br />

Situation, die war höchst kritisch – als meine zweite Tochter<br />

noch in <strong>der</strong> Grundschule war. Damals hat sich ein Mann<br />

mit Perücke in den Pausenhof geschlichen und meine Tochter<br />

schließlich verfolgt. Als sie das bemerkt hat, war sie so<br />

klug, zu einer Freundin in die Wohnung zu laufen und Hilfe<br />

zu holen. Der Mann war, wie sich herausgestellt hat, auf <strong>der</strong><br />

Lernen, mit<br />

selbstbewussten Frauen<br />

klarzukommen<br />

„<br />

“<br />

Fahndungsliste. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das für<br />

eine Mutter bedeutet.<br />

Würden Sie heute sagen, Ihre Kin<strong>der</strong> hatten – was all<br />

die politischen Begleitumstände angeht – eine beschwerte<br />

Kindheit?<br />

Meine Kin<strong>der</strong> sind mit <strong>der</strong> Politik meines Mannes aufgewachsen.<br />

Wir waren ein politisches Haus. Mein Mann hat<br />

sie gerne mitgenommen, wenn<br />

das ging. Und er hat sehr viel dis -<br />

kutiert mit den Kin<strong>der</strong>n.<br />

Ergebnisoffen?<br />

Aber bitte. Da gab es ausgesprochen<br />

interessante Diskurse. Das<br />

ist eine an<strong>der</strong>e Generation mit einem<br />

ganz an<strong>der</strong>en Verständnis<br />

von vielen Dingen. Mein Mann und<br />

ich entstammen ja noch <strong>der</strong> Kriegsgeneration – weshalb ich<br />

die Kin<strong>der</strong>erziehung im Grunde auch für etwas Selbstverständliches<br />

gehalten habe, zumal sich so etwas wie Kin<strong>der</strong>krippen<br />

damals erst entwickelt hat. Meine Kin<strong>der</strong> sind ganz<br />

an<strong>der</strong>s aufgewachsen als ich, sie haben studiert, haben Berufe<br />

– und eine ganz an<strong>der</strong>e Vorstellung von Familie.


Das Frauenbild hat sich also verän<strong>der</strong>t?<br />

Aber ja doch. Zu meiner Zeit hieß es noch: Was soll die studieren?<br />

Die heiratet doch eh! Frauen heute sind selbstbewusster,<br />

selbstbestimmter, besser ausgebildet. Das verän<strong>der</strong>t<br />

eine Gesellschaft. Grundsätzlich ist das sehr zu begrüßen.<br />

Ich sehe aber auch eine an<strong>der</strong>e Entwicklung, die<br />

ich nicht so gut finde: Ehen gehen heute schneller zu Las -<br />

ten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>. Ich glaube, in einer mo<strong>der</strong>nen<br />

Gesellschaft, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> eine nicht<br />

automatisch für den an<strong>der</strong>en zu-<br />

rücksteckt, ist es notwendig,<br />

dass Frauen wie Männer mehr<br />

gegenseitiges Vertrauen aufbauen<br />

und sich mehr absprechen.<br />

Und lernen, auch mal nachzugeben.<br />

Vor allem müssen die Männer<br />

lernen, mit selbstbewussteren<br />

Frauen klarzukommen.<br />

Heute redet man über Frauenquoten. Bei <strong>der</strong> CSU hat man<br />

das eingeführt, für die <strong>Wirtschaft</strong> wird das diskutiert.<br />

Ich muss ganz frei heraus sagen, dass ich zunächst einmal<br />

keine Anhängerin einer Frauenquote bin. Es muss bei einer<br />

Stellenbesetzung immer um die Qualität gehen, nicht ums<br />

Ich bin keine<br />

Anhängerin einer<br />

Frauenquote<br />

„<br />

“<br />

Interview �<br />

Geschlecht. Freilich darf das Geschlecht dann aber auch<br />

kein Hin<strong>der</strong>ungsgrund sein. Die Zeit wird erweisen, ob sich<br />

die Frauenquote durchsetzt o<strong>der</strong> nicht. Dass es so wenige<br />

Frauen in <strong>der</strong> Politik gibt, ist schade. Gleichwohl: Es gibt<br />

sehr gute Frauen – die sich nicht durch eine Quote, son<strong>der</strong>n<br />

durch Qualität für höchste Ämter qualifiziert haben.<br />

Das ist gut so.<br />

Hat es Sie in den vielen Jahren<br />

nie gereizt, wie<strong>der</strong> in die Bank<br />

zurückzukehren o<strong>der</strong> selbst ein<br />

politisches Amt anzustreben?<br />

Nein, dafür wäre nie wirklich Zeit<br />

gewesen. Ich habe meinem Mann<br />

von Anfang an zugearbeitet, habe<br />

den Schriftverkehr für ihn erledigt<br />

und die Pressearbeit im Stimmkreis<br />

gemacht. Sogar seine Reden<br />

habe ich abgetippt, mit einer kleinen Reiseschreibmaschine.<br />

Mein Gott, wenn ich daran denke, wie mühsam das<br />

damals war und wie einfach das heute mit einem Computer<br />

geht. Damals tippte man eine ganze Seite – um dann<br />

festzustellen, dass man irgendwo ein Wort vergessen hat<br />

und man die Seite wie<strong>der</strong> von vorne tippen muss (lacht). �<br />

17


18<br />

Wenn Sie Ihre eigene Rolle reflektieren: Waren Sie die<br />

Frau an <strong>der</strong> Seite Edmund <strong>Stoiber</strong>s – o<strong>der</strong> die Frau im<br />

Hintergrund?<br />

Ich habe ihn unterstützt, mich aber nie in den Mittelpunkt<br />

gedrängt. Wenn ich mal mit etwas nicht einverstanden war,<br />

dann habe ich ihm das zu Hause<br />

am Tisch gesagt. Und das hat er<br />

dann auch mitgenommen.<br />

Sie haben sich aktiv eingemischt?<br />

Auch in die Kabinettslisten?<br />

So konkret nicht. Aber ich habe<br />

ihm schon immer wie<strong>der</strong> mal ein<br />

paar Empfehlungen gegeben.<br />

Ich kannte die Leute ja auch alle.<br />

Da habe ich mir das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mal erlaubt, mich<br />

zu äußern.<br />

Mit Wirkung?<br />

(lacht) Öfters. Aber Details sollten mein Geheimnis bleiben.<br />

Haben Sie ihm auch manchmal politisch ein bisserl den<br />

Weg zeigen müssen?<br />

Von Politik sollte<br />

man keine Dankbarkeit<br />

erwarten<br />

„<br />

“<br />

Ich würde sagen, das war eine Gemeinschaftsleistung mit<br />

meinen Kin<strong>der</strong>n. Gerade was den Schul- und Hochschulbereich<br />

betrifft, ging es oft hoch her. Ich glaube, da hat dann<br />

mancher im Kabinett gemunkelt: „Jetzt hat er wie<strong>der</strong> mit<br />

seiner Frau und den Kin<strong>der</strong>n geredet!“ Aber die Kin<strong>der</strong> haben<br />

halt die schulische und universitäre<br />

Praxis erlebt – ich glaube,<br />

das war für ihn oft hilfreich.<br />

Haben Sie sich manchmal auf<br />

die Rolle <strong>der</strong> First Lady reduziert<br />

gesehen? Wie sieht sie<br />

aus? Ist das Kleid neu? Was tut<br />

sie? Was sagt sie?<br />

Das sind Begleiterscheinungen<br />

des Amtes meines Mannes. Protokollarisch<br />

gesehen gab es mich ja gar nicht. Mir war viel<br />

wichtiger, im Rahmen meiner sozialen Projekte wahrgenommen<br />

zu werden. Ich habe mich immer schon sozial engagiert.<br />

Beson<strong>der</strong>s stolz bin ich darauf, dass es gelungen<br />

ist, das erste Kin<strong>der</strong>hospiz im süddeutschen Raum, in Bad<br />

Grönenbach, zu gründen. Ich habe mich aber auch für die<br />

SOS-Kin<strong>der</strong>dörfer engagiert sowie für zahlreiche soziale<br />

Einrichtungen für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, insbeson<strong>der</strong>e für


Blinde und Gehörlose. Das hat mich immer glücklich gemacht,<br />

wenn etwas Neues gelungen ist. Ein bisserl konnte<br />

ich da natürlich schon von <strong>der</strong> Rolle an <strong>der</strong> Seite meines<br />

Mannes profitieren. Etwa, wenn wir auf Delegationsreisen<br />

unterwegs waren und viele <strong>Wirtschaft</strong>sführer mit dabei waren,<br />

dann habe ich diese meist erfolgreich bearbeitet, in die<br />

Projekte einzusteigen. Dafür bin ich bis auf den heutigen<br />

Tag sehr dankbar.<br />

Wie gehen Sie damit um, dass Beobachter nur sahen,<br />

wie <strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> mit ihrem Mann um die Welt fliegt und<br />

bei den Eröffnungsveranstaltungen dabei ist, aber<br />

nicht, dass Sie ein paar Tage nach einer Bandscheibenoperation<br />

schon wie<strong>der</strong> im Dienst waren und die thailändische<br />

Königin Sirikit in München empfangen haben<br />

– mit Halskrause?<br />

Es gibt Pflicht und Kür. Ich habe die Kür gerne gemacht,<br />

aber vor allem die Pflicht immer ernst genommen. Man sieht<br />

immer die schönen Bil<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zeitung, aber die Arbeit<br />

hinter den Kulissen, die kennen nur ganz, ganz wenige.<br />

Frau <strong>Stoiber</strong>, als Ihr Mann 2007 sein Amt abgegeben<br />

hat, wie haben Sie das damals empfunden?<br />

Uns war immer klar, dass wir von <strong>der</strong> Politik keine Dankbarkeit<br />

erwarten sollten. Mein Mann hat mich im Januar<br />

2007, als nach <strong>der</strong> CSU-Klausurtagung in Kreuth die Mel-<br />

dungen P von einem Putsch verbreitet wurden, angerufen<br />

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*Media Analyse 2010, Tageszeitungen<br />

Interview �<br />

und gesagt: „Bist du einverstanden, dass ich meinen Rück -<br />

tritt ankündige?“ Da habe ich gesagt: „Ja!“ Entgegen <strong>der</strong><br />

landläufigen Annahme: Die Umstellung ist we<strong>der</strong> meinem<br />

Mann noch mir beson<strong>der</strong>s schwergefallen. Wir hatten noch<br />

einmal die Chance auf einen neuen Lebensabschnitt.<br />

Waren Sie innerlich froh, nach all den Jahren <strong>der</strong><br />

Politik endlich Ihren Mann zurückzubekommen? Und<br />

mussten Sie ihn zu Hause dann erstmal beschäftigen?<br />

Meinen Mann? Beschäftigen? Der ist bis heute nicht zu<br />

Hause und streckt die Füße unter den Tisch. Jeden Morgen<br />

ist er in seinem Büro, er hat unheimlich viele Termine. Immerhin:<br />

Er nimmt sich heute die Zeit, richtig für die Enkelkin<strong>der</strong><br />

da zu sein, geht mit ihnen auf den Fußballplatz.<br />

Weiß Edmund <strong>Stoiber</strong>, was er an Ihnen hatte?<br />

Und hat! Ich habe meine Frau gestanden, an seiner Seite.<br />

Er behauptet jedenfalls, ich hätte einen Anteil an den Wahl -<br />

ergebnissen in den 14 Jahren mit klaren Mehrheiten. Dafür<br />

ist er dankbar. Wir hoffen gemeinsam, dass das wie<strong>der</strong> erreicht<br />

wird.<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> ist seit 1968 mit Edmund <strong>Stoiber</strong> verheiratet,<br />

hat drei erwachsene Kin<strong>der</strong> sowie fünf Enkelkin<strong>der</strong>.<br />

Sie ist prominente Fürsprecherin für über 40 Vereine<br />

und Spendensammlerin zahlreicher Stiftungen. �<br />

19


Lust aufs Landleben macht das Ambiente auf<br />

einem denkmal geschützten Hof in Unteruttlau bei<br />

Bad Griesbach im Rottal, wo <strong>der</strong> Internet-Dienst -<br />

STOCK4press<br />

leister Becon eine Nie<strong>der</strong>lassung einrichtete. Foto:


Wenn sich am Firmen-Standort Fuchs und Hase gute<br />

Nacht sagen, wenn die Firma also arg abgelegen<br />

erscheint, dann hat das in <strong>der</strong> globalisierten Welt immer<br />

weniger Bedeutung. Viele Unternehmer setzen wie<strong>der</strong> auf<br />

die Kraft <strong>der</strong> Provinz. Und das nicht nur <strong>der</strong> eventuell nied -<br />

rigeren Betriebskosten wegen, son<strong>der</strong>n zudem wegen<br />

Faktoren, die sich in Bilanzen nicht aufrechnen lassen. Sie<br />

betonen ein Mehr an Lebensqualität, das sich positiv auf<br />

die Belegschaft auswirkt.<br />

Potenzial erkannt und<br />

Traum verwirklicht<br />

Die Kraft <strong>der</strong> Provinz<br />

Das Potenzial <strong>der</strong> Region, aus <strong>der</strong> er stammt, hat Hans<br />

Brunsch, Grün<strong>der</strong> und Eigentümer <strong>der</strong> Becon GmbH mit<br />

Hauptstandort Ottobrunn bei München, erkannt. Der gebürtige<br />

Bad Birnbacher erfüllte sich mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung<br />

im sogenannten Holzland auf einem Hügel bei Bad Griesbach<br />

einen Traum: Er kaufte denkmalgeschützte Bauernhöfe,<br />

ließ sie Balken für Balken abbauen und hier mitten in<br />

Europas größtem Golfresort wie<strong>der</strong>errichten. Ein Ensemble<br />

wie <strong>der</strong> Teil eines Freilichtmuseums: Durch ein Holztor<br />

geht es in den Hof. Vor dem blumengeschmückten Holzhaus<br />

mit zweistöckigem Schrot (Balkon) liegt ein Bauerngarten.<br />

Drinnen sorgen mo<strong>der</strong>nste Technik und antike Möbel<br />

unter schweren Balken für ein beson<strong>der</strong>es Flair. Durch<br />

die kleinen Fenster führt <strong>der</strong> Blick auf Wiesen mit Obstbäumen.<br />

Hinter dem Haus befindet sich ein Badeteich.<br />

„Natürlich werden wir auch mal belächelt, wenn wir als Firmenstandort<br />

Unteruttlau angeben“, erzählt Nie<strong>der</strong>lassungsleiter<br />

Stefan Kalle<strong>der</strong>, <strong>der</strong> zusammen mit Kollegen die<br />

ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Pause auf <strong>der</strong> Hausbank genießt. „Doch<br />

eigentlich liegen wir super zentral.“ Einziger Nachteil sei das<br />

Internet, das trotz Standleitung ein hohes Maß an Geduld<br />

for<strong>der</strong>e. Die neun Mitarbeiter im Haus und insgesamt 25<br />

Mobilen betreuen Kunden in Ostbayern und Oberösterreich.<br />

Dahinter steckt mit Becon ein IT-Dienstleister mit<br />

mehr als 200 Mitarbeitern deutschlandweit.<br />

Fast alle Mitarbeiter kommen aus <strong>der</strong> Gegend. „Es kommt<br />

bei unseren Kunden einfach an, wenn man dieselbe Spra-<br />

Landlust �<br />

Unternehmen setzen auf die Vorteile des ländlichen Raums –<br />

Sie schätzen die Bodenständigkeit <strong>der</strong> Mitarbeiter und die Lebensqualität<br />

abseits <strong>der</strong> Ballungsräume<br />

che spricht“, sagt <strong>der</strong> IT-Spezialist, <strong>der</strong> Unteruttlau seit<br />

2005 mit aufgebaut hat. Die Beziehung zu den meist mittelständischen<br />

bis kleineren Firmen spiele sich auf einer sehr<br />

persönlichen Ebene ab. Es dauert aber auch, bis die dafür<br />

notwendigen Voraussetzungen geschaffen sind. Die wichtigste:<br />

Vertrauen. Mittlerweile aber funktioniere die auf dem<br />

Land übliche Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

Im Städtchen Grafenau im <strong>Bayerischen</strong> Wald ist die Designund<br />

Werbeagentur Atelier und Friends in den letzten 25<br />

Jahren stetig gewachsen. Die Natur gehört hier zur Unternehmensphilosophie.<br />

Sie ist Inspiration und Programm.<br />

Designer Lothar Nebl gründete die Firma vor mehr als 25<br />

Jahren in seinem Heimatort. Und obwohl er das Unternehmen<br />

später um Dependancen in München und Passau erweiterte,<br />

kristallisierte sich als Hauptstandort schnell Grafenau<br />

heraus. In einer ehemaligen Turnhalle schufen Atelier<br />

und Friends eine mo<strong>der</strong>ne Galerie für 25 Mitarbeiter, die<br />

Kunden überwiegend aus Bayern und Oberösterreich betreuen.<br />

Die Wurzeln am Rande des Nationalparks sind Geschäftsführer<br />

Markus Pühringer wichtig, obwohl er als gebürtiger<br />

Linzer aus einem Ballungsraum kommt und mit <strong>der</strong> Geschäftigkeit<br />

<strong>der</strong> boomenden Industriestadt mit 200.000<br />

Einwohnern aufgewachsen ist.<br />

Entfernung spielt<br />

eine Nebenrolle<br />

„Die meisten Kollegen kommen aus Passau o<strong>der</strong> Deggendorf“,<br />

so PR-Fachfrau Alexandra Kolbeck. Die Anfahrt sei<br />

aber sicher weniger stressig als sich mit „Stop and go“<br />

durch das Verkehrsaufkommen einer Stadt zu quälen. Und<br />

im Winter sind die Straßen „im Woid“ meist besser geräumt<br />

als in <strong>der</strong> Großstadt. Und wenn <strong>der</strong> Kunde in Heilbronn sitze,<br />

dann sei es egal, ob Mitarbeiter von Grafenau o<strong>der</strong> von<br />

München aus dorthin fahren.Entfernung spielt eine Nebenrolle.<br />

Beson<strong>der</strong>s für ein Unternehmen, das sich ständig mit<br />

mo<strong>der</strong>nen Kommunikationswegen auseinan<strong>der</strong>setzt. Die<br />

Designer, Werbefachleute und Innenarchitekten von Atelier<br />

und Friends beschäftigen sich mit Fragen <strong>der</strong> Markenpo-<br />

21


� Landlust<br />

22<br />

Kreative Menschen schwören auf die Inspiration <strong>der</strong><br />

Natur. Deshalb fühlen sich die Mitarbeiter <strong>der</strong> Werbeagentur<br />

Atelier und Friends im Wald beson<strong>der</strong>s wohl.<br />

sitionierung und -inszenierung genauso wie mit dem<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> Schnee kirche, die die zähen Einwohner<br />

vor hun<strong>der</strong>t Jahren im nahen Mitterfirmiansreut errichteten,<br />

weil ihnen <strong>der</strong> Bischof von Passau keine echte bauen<br />

ließ. Ein Beispiel für Kreativität und Erfindungsreichtum in<br />

einem Landstrich, <strong>der</strong> lange als rückständig galt.<br />

Arbeit zu den Menschen bringen<br />

statt Menschen zur Arbeit<br />

Zu den Vorteilen des Standorts zählen laut Pühringer natürlich<br />

geringere Mietkosten, ein etwas niedrigeres Preisniveau<br />

und eine hohe Loyalität <strong>der</strong> Mitarbeiter. Doch eine<br />

möglicherweise viel wichtigere, aber in Bilanzen schwer<br />

nachweisbare Komponente sei die Umgebung, die Natur<br />

und die Landschaft. Die Umgebung sei eine nicht zu unterschätzende<br />

Quelle, in <strong>der</strong> die Mitarbeiter Kraft schöpfen.<br />

„Beste Voraussetzungen für eine ideale Work-Life-Balance“,<br />

sagt Pühringer, <strong>der</strong> noch weiter geht und die Natur als<br />

Coach, als Therapeut betrachtet. Unternehmen könnten<br />

von ihr lernen.<br />

Auf den Standort im <strong>Bayerischen</strong> Wald setzen auch größere<br />

Unternehmen wie Rohde & Schwarz. Der international<br />

tätige Elektronikkonzern für Messtechnik, Rundfunk,<br />

Funküberwachung und -ortung sowie Funkkommunikation<br />

zählt in Teisnach im Landkreis Regen 1.350 Beschäftigte.<br />

Werkleiter Johann Kraus: „Wir wollen die Arbeit zu den<br />

Menschen bringen und nicht die Menschen zur Arbeit.“ Die<br />

Mitarbeiter seien hoch motiviert, flexibel und <strong>der</strong> Firma<br />

gegenüber beson<strong>der</strong>s loyal. Der Bayerische Wald biete<br />

darüber hinaus die Grundlage für hervorragende Lebensqualität.<br />

Ähnlich äußert sich Hans Lindner von <strong>der</strong> Lindner Group<br />

KG am nie<strong>der</strong>bayerischen Standort Arnstorf im Rottal. Der<br />

Hersteller von Innenausbausystemen besitzt weltweit Produktionsstätten<br />

und Tochterunternehmen und hat rund<br />

5.500 Beschäftigte. Den Vorteil des ländlichen Raums sieht<br />

Lindner in <strong>der</strong> Hauptsache im Mitarbeiterbereich: „Unsere<br />

nie<strong>der</strong>bayerische Region ist dafür bekannt, dass Mitarbeiter<br />

eine gute Ausbildung bekommen, aber auch charakterstark<br />

und zuverlässig sind.“ Lindner: Wir fahren zum Flughafen<br />

eine gute Stunde. Diese Fahrzeit muss auch ein<br />

Münchner o<strong>der</strong> ein Augsburger einrechnen. Wir sind in 20<br />

Kilometern an <strong>der</strong> Autobahn. Insgesamt aber liege Nie<strong>der</strong>bayern<br />

im Zentrum Europas.<br />

Aus dem unterfränkischen Hösbach steuert die ASC<br />

Telecom AG erfolgreich ihre weltweiten Tochtergesell -<br />

schaften und Vertriebsbüros. Ob sie die Großstadt ver -<br />

misse? „Überhaupt nicht“, antwortet Katrin Henkel, die<br />

wegen ihres Berufs von München ins unterfränkische Hösbach<br />

aufs Land zog. „Die Lebensqualität ist höher und die


Kosten sind niedriger. Wenn ich in die Großstadt will, bin<br />

ich in 30 o<strong>der</strong> 40 Minuten in Frankfurt“, begründet die Kommunikationsmanagerin<br />

<strong>der</strong> ASC Telecom AG ihren Standpunkt.<br />

Hösbach ist <strong>der</strong> Hauptsitz <strong>der</strong> ASC Telecom AG. Der Global<br />

Player mit weltweit 220 Mitarbeitern ist spezialisiert auf<br />

Software-Lösungen zur Aufzeichnung, Analyse und Auswertung<br />

von Kommunikation. Wenn ein Anruf in einem Callcenter<br />

aufgezeichnet und analysiert wird, dann kann das<br />

durch eine Software von ASC geschehen. Bis 1979 hatte<br />

das Unternehmen seinen Sitz in Aschaffenburg. Der Umzug<br />

ins benachbarte Hösbach hatte den Vorteil, alle Abteilungen<br />

an einem Standort zu konzentrieren.<br />

„Der Standort Hösbach hat als <strong>Wirtschaft</strong>sstandort und Lebensraum<br />

viele Vorteile“, sagt Günther Müller, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong><br />

des Unternehmens. Die Verkehrsanbindung<br />

mit dem direkten Autobahnanschluss, <strong>der</strong> nur dreiminütige<br />

Fußweg zum Bahnhof sowie die Anbindung an den Flughafen<br />

Frankfurt mit knapp 40 Kilometern verbinden die<br />

Landgemeinde mit <strong>der</strong> Welt. In Hösbach schätzen es Mitarbeiter<br />

und Besucher, mit dem Auto direkt vor die Tür zu<br />

fahren. Gut ausgebaut seien auch die Betreuungsangebote<br />

in Krippen, Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen und Horteinrichtungen.<br />

Von <strong>der</strong> Grundschule bis hin zum Gymnasium mit För<strong>der</strong>schule<br />

ist <strong>der</strong> Nachwuchs auch bildungsmäßig versorgt.<br />

Als Hightech-Unternehmen ist ASC auf hochqualifiziertes<br />

Landlust �<br />

Personal angewiesen. „Viele unserer Mitarbeiter sind sehr<br />

verwurzelt in <strong>der</strong> Region. Wir rekrutieren unser Personal<br />

größtenteils regional, um kurze Anfahrtswege zur Arbeit sicherzustellen“,<br />

sagt Müller. Damit sei die Fluktuation deutlich<br />

geringer als in vergleichbaren Unternehmen.<br />

Unternehmer sind auf dem<br />

Land auch Zugpferd<br />

Der Medienunternehmer Eduard Kastner in Wolnzach<br />

macht vor, wie Leben und Kultur in die Landregion kommt<br />

und so den Standort ins Rampenlicht rückt – an <strong>der</strong> A 93<br />

zwischen Holledau und Regensburg. Damit ein Ort Lebensqualität<br />

versprüht, braucht es das Mitwirken <strong>der</strong> Bürger und<br />

Unternehmen. Seit langem wirkt in diese Richtung <strong>der</strong><br />

Vorstand des Medienhauses Kastner AG, das seit 114<br />

Jahren in Wolnzach angesiedelt ist.<br />

Zu den harten Standortfaktoren gehören die Autobahnanbindung,<br />

<strong>der</strong> sehr gemäßigte Gewerbehebesteuersatz, ein<br />

schnelles Internet und <strong>der</strong> günstige Gewerbegrund.<br />

Der vielseitig interessierte Chef schätzt aber auch die weichen<br />

Faktoren auf dem Land. „Es ist <strong>der</strong> Menschenschlag,<br />

es sind Volksfeste, es sind die Philosophenmenschen, die<br />

wertvoll sind, weil sie einem immer wie<strong>der</strong> den Spiegel vorhalten.<br />

Es gibt Kultur und Musik.“ Und für Familien bietet<br />

Foto: E<strong>der</strong><br />

23


� Landlust<br />

24<br />

Arbeiten im Urlaubsidyll:<br />

die Becon GmbH in ihrer<br />

Nie<strong>der</strong>lassung in Unteruttlau.<br />

Die Bad Tölzer Kuh Isabell ist beliebtes<br />

Fotomodell für die Agentur „ich und du.“<br />

Fotos: ich und du (2), STOCK4press (1)


die Marktgemeinde „ideale Verhältnisse“. Von <strong>der</strong> Krabbelkrippe<br />

und Kin<strong>der</strong>garten, Grund- und Hauptschule bis hin<br />

zum Gymnasium – alles ist vorhanden. An<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong><br />

Stadt sei <strong>der</strong> Unternehmer auf dem Land das Zugpferd,<br />

wenn es um die Infrastruktur gehe.<br />

Mit ungewöhnlichen Ideen mehr<br />

für die Region erreichen<br />

Manchmal brauche dieses Geduld und ungewöhnliche<br />

Ideen. „Wir haben drei Jahre lang mit <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Bildenden<br />

Künste in München junge Künstler geför<strong>der</strong>t – so<br />

lange bis wir unser Gymnasium hatten.“ Mit großem persönlichen<br />

Engagement veranstaltet <strong>der</strong> Firmenchef Sport-<br />

Events und Kunstausstellungen, lädt zu Symposien und<br />

Veranstaltungen nach Wolnzach ein.<br />

Von München nach Bad Tölz zog es Marco Tunger mit seiner<br />

Werbeagentur „ich und du“ Ende 2008. „Man lebt und<br />

arbeitet dort am besten, wo man sich am wohlsten fühlt“,<br />

begründet <strong>der</strong> gebürtige Vogtlän<strong>der</strong> den Standortwechsel.<br />

„Wenn ich hier auf Berge, Flüsse, Wiesen, Kühe und Seen<br />

schaue, dann ist das gerade im kreativen Beruf, wo man<br />

sehr stark von Inspiration lebt, wo man äußere Eindrücke<br />

verarbeitet, sehr, sehr hilfreich.“<br />

Kuh Isabell sorgt<br />

für Wie<strong>der</strong>erkennung<br />

Bereut hat er den Entschluss nicht. „Wir profitieren sehr davon,<br />

dass wir hier sehr viel leichter Zugang zu den Menschen<br />

finden.“ In <strong>der</strong> Stadt, so erinnert er sich, beschränkten<br />

sich die kurzen Gespräche im Aufzug meist nur auf das<br />

Wetter. Auf dem Land, und dazu zählt er Bad Tölz, auch<br />

wenn es eine Kreisstadt ist, lerne man viel schneller Menschen<br />

kennen, die auch Kunden werden können. Zudem:<br />

„In Bad Tölz ist ,ich und du‘ die größte Agentur, in München<br />

wäre sie eine kleine von vielen.“<br />

Die Liebe zum Land toppte die Agentur mit Isabell, einer<br />

braun-weiß-gefleckten Kuh. Zwar hat diese in den Büros<br />

des historischen Gebäudes in <strong>der</strong> belebten Marktstraße<br />

keinen Platz. Isabell ist bei einem Bauern im benachbarten<br />

Miesbach eingemietet. Dennoch mischt sie werbewirksam<br />

mit. Dass die Kreativen deswegen manchmal als Spinner<br />

bezeichnet werden, nehmen sie fröhlich zur Kenntnis.<br />

Marco Tunger schätzt den hohen Wie<strong>der</strong>erkennungswert<br />

bei <strong>der</strong> Akquise. „Wenn wir zum Beispiel Unterlagen zu einem<br />

potenziellen Kunden schicken, bei dem sich mehrere<br />

bewerben, dann erinnert sich <strong>der</strong> Kunde gleich ‚ach die mit<br />

<strong>der</strong> Kuh‘.“ �<br />

Landlust �<br />

Umgeben vom <strong>Bayerischen</strong> Wald: Rohde & Schwarz, Teisnach.<br />

In <strong>der</strong> Hügellandschaft des Rottals:<br />

Lindner Group KG, Arnstorf.<br />

Im unterfränkischen Hösbach: ASC Telecom AG.<br />

25


� ???<br />

26<br />

Valerija Jerebic hat ihre<br />

Deutschkenntnisse in einem<br />

Kurs für „berufsbezogene<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung“ verbessert.<br />

Foto: Zoepf


„<br />

Sprache ist <strong>der</strong> Schlüssel für alles“, bringt es Valerija<br />

Jerebic auf den Punkt. Darum setzte sich die 36-Jährige<br />

vor kurzem noch einmal auf die Schulbank und paukte<br />

ein halbes Jahr intensiv Deutsch. Seit 14 Jahren lebt die<br />

Kroatin nun schon in Deutschland. Es störte sie immer, dass<br />

sie die Sprache ihrer Wahlheimat nicht perfekt beherrschte.<br />

Doch es fehlten Zeit und Gelegenheit, um ihr Deutsch<br />

über die Grundkenntnisse hinaus zu verfeinern. „Vor allem<br />

die Grammatik war ein Problem.“ Ihr war bewusst, dass ein<br />

flüssiges Deutsch vieles erleichtern würde: „Es hilft enorm,<br />

wenn man die Landessprache gut spricht.“<br />

„Vor allem Grammatik<br />

war ein Problem“<br />

Mit <strong>der</strong> Meinung steht sie nicht alleine. Einer aktuellen vbw<br />

Studie zufolge halten es in Bayern mehr als 280.000<br />

Migranten für notwendig, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern,<br />

um einen geeigneten beziehungsweise besseren Arbeitsplatz<br />

zu finden. Über alle Qualifikationsniveaus hinweg<br />

ist die Erwerbsbeteiligung bei denjenigen Migranten, die<br />

keine Sprachbarrieren haben, deutlich höher als bei denjenigen<br />

mit mangelnden Deutschkenntnissen, ermittelte die<br />

Analyse.<br />

Darum ergriff die gelernte Köchin die Initiative und erkundigte<br />

sich beim Jobcenter nach Möglichkeiten, um ihre<br />

Sprachkenntnisse zu verbessern. Warum erst jetzt? „Ich bin<br />

alleinerziehende Mutter. Und bevor die Kin<strong>der</strong> in die Schule<br />

gingen, war es unmöglich, eine solche Weiterbildung<br />

zu beginnen.“ Das war auch <strong>der</strong> Grund ihrer Erwerbslosigkeit.<br />

„In meinem Beruf sind die Arbeitszeiten meist nicht<br />

familienfreundlich. Und meine Kin<strong>der</strong> brauchten mich“, erklärt<br />

sie.<br />

Das Jobcenter empfahl <strong>der</strong> agilen Valerija die „berufsbezogene<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung“, die die Beruflichen Fortbildungszentren<br />

<strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong> (bfz) bayernweit anbieten.<br />

Die Maßnahme wird vom Bundesamt für Migration und<br />

Flüchtlinge über das ESF-BAMF Programm geför<strong>der</strong>t und<br />

dauert ein halbes Jahr. Der Unterricht läuft in den Vormittagsstunden.<br />

Das kam <strong>der</strong> jungen Mutter natürlich sehr entgegen,<br />

da die Kin<strong>der</strong> um diese Zeit in <strong>der</strong> Schule sind. Die<br />

berufsbezogenen Sprachkurse wurden 2008 als weiterfüh-<br />

Schlüssel Sprache<br />

Sprachkenntnisse sind eine Voraussetzung für die Integration in einem<br />

fremden Land – Valerija Jerebic hat das erkannt und gehandelt<br />

Bildung �<br />

rendes Angebot vom Bundesamt für Migration initiiert. „Wir<br />

merkten bei den von uns durchgeführten Integrationsmaßnahmen,<br />

dass <strong>der</strong> Bedarf nach dieser Art Sprachkurs hoch<br />

war“, sagt Alina Dajnowicz vom bfz Augsburg. Der Unterschied<br />

zu normalen Sprachkursen: Die Kurse vermitteln neben<br />

den allgemeinen Sprachkenntnissen als Schwerpunkt<br />

Fachsprache, deutsche Berufskunde, Arbeitsrecht und<br />

trainieren das Bewerbungsproze<strong>der</strong>e. „Und durch Gruppen<br />

von 20 bis maximal 22 Teilnehmern, die ein möglichst gleiches<br />

Sprachniveau haben, ist es möglich, auf individuelle<br />

Bedürfnisse einzugehen“, sagt die bfz-Mitarbeiterin. In <strong>der</strong><br />

Regel kommen die Teilnehmer nach abgeschlossenen Integrationskursen<br />

in die Weiterbildung. Das ist aber nicht<br />

Bedingung, wie <strong>der</strong> Fall von Valerija Jerebic zeigt.<br />

Der Kurs vermittelt nicht nur graue Theorie. Die Teilnehmer<br />

absolvieren im Rahmen <strong>der</strong> Schulung auch einen Praxisteil.<br />

„20 Tage lang arbeiten die Teilnehmer als Praktikanten<br />

in einem Betrieb. Ein Tag ist bei uns Unterricht“, erklärt<br />

Dajnowicz. „Außerdem haben wir währenddessen Betriebe<br />

wie die Augsburger Allgemeine Zeitung o<strong>der</strong> auch ein<br />

Altenheim besucht und dadurch kennengelernt“, ergänzt<br />

Valerija Jerebic. „Mitunter kommt es vor, dass ein Praktikumsbetrieb<br />

Teilnehmer direkt übernimmt“, erzählt Dajnowicz.<br />

„Deutsch ist eine Notwendigkeit,<br />

wenn man hier leben will“<br />

Das war zwar bei Schülerin Jerebic nicht so, trotzdem zieht<br />

sie eine positive Bilanz: „Mein verbessertes Deutsch erleichtert<br />

mir den Alltag.“ Und für Valerija Jerebic steht noch<br />

ein an<strong>der</strong>er Lerneffekt im Vor<strong>der</strong>grund. „Es för<strong>der</strong>t das<br />

Selbstbewusstsein und erhöht auch das Selbstwertgefühl“,<br />

stellt sie fest. Das gilt auch für ihre Mitschüler. „Wir<br />

sind doch alle erwachsen und sind uns darüber klar, dass<br />

das Erlernen von Deutsch eine Notwendigkeit ist, wenn<br />

man hier leben will.“ Nun übt sie weiter zuhause mit ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n, die alle in Deutschland geboren sind. „Wir sprechen<br />

miteinan<strong>der</strong> deutsch. Das macht mich noch sicherer.“<br />

Übrigens, eine Arbeitsstelle hat Valerija zwischenzeitlich<br />

auch gefunden. „Ich habe die Zusage, künftig beim Buchversen<strong>der</strong><br />

Amazon arbeiten zu können“, freut sich die aktive<br />

Frau. �<br />

27


Beste Voraussetzungen für<br />

Flugschüler: die G 120 Turboprop.<br />

Fotos: STOCK4press (7)


Der Pilotentrainer<br />

Grob Aircraft im Allgäu fertigt und wartet hochspezialisierte Flugzeuge<br />

Die ganze Welt hat es gesehen,<br />

das Flugzeug<br />

aus Mattsies Tussenhausen im<br />

Unterallgäu. Im Frühjahr ging<br />

das Foto durch die bunte, aber<br />

auch die weniger bunte Presse.<br />

Doch die Maschine spielte nur<br />

eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt des Interesses stand Prinz<br />

William. Der Schnappschuss gehört zu den dokumentierten<br />

wichtigen Stationen im bisherigen Leben seiner Königlichen<br />

Hoheit. Das Thema, an dem vor seiner Hochzeit mit<br />

Kate kaum jemand vorbeikam. Das Bild zeigt den Enkel <strong>der</strong><br />

Queen auf dem Weg zu seinem ersten Flug. Die Maschine,<br />

mit <strong>der</strong> <strong>der</strong> künftige König Fliegen lernte, kommt aus Bayern,<br />

aus <strong>der</strong> Produktion <strong>der</strong> Firma Grob.<br />

Ob von Adel o<strong>der</strong> nicht: Bei <strong>der</strong> Royal Airforce hat je<strong>der</strong> Soldat<br />

und künftige Pilot erstklassige Ausbildungsbedingungen.<br />

Technik, von <strong>der</strong> Kameraden in Deutschland nur träumen<br />

können. Denn während die Royal Airforce gerade 22<br />

Maschinen vom Typ G 120 Turboprop geliefert bekommen<br />

hat, muss die Bundeswehr den Gürtel bekanntlich enger<br />

schnallen und weiterhin mit dem alten Gerät auskommen.<br />

Die meisten Zulieferer befinden sich<br />

im Umkreis von 150 Kilometern<br />

Mehr als 425 Trainingsflugzeuge vom Typ G 115 und G 120,<br />

die von Grob gebaut wurden, sind <strong>der</strong>zeit weltweit in Diens -<br />

ten von Militär- und zivilen Flugschulen. Beide Modelle bieten<br />

die ideale Trainingsplattform für konventionelle und akrobatische<br />

Flugmanöver. Die meisten Kunden des kleinen Allgäuer<br />

Spezialisten befinden sich außerhalb Europas.<br />

Trotzdem kann sich Unternehmenschef Johann Heitzmann<br />

keinen besseren Standort als Bayern vorstellen. Heitzmann<br />

war früher unter an<strong>der</strong>em Manager bei EADS. Heute ist er<br />

Mitinhaber <strong>der</strong> H3 Aerospace, die die Propellerflugzeugherstellung<br />

<strong>der</strong> Grob Aircraft 2009, nachdem diese Insolvenz<br />

hatte anmelden müssen, übernommen hat. „Wir fühlen uns<br />

hier bestens aufgehoben“, sagt <strong>der</strong> Firmenchef. Bayern gehöre<br />

zu den wenigen internationalen Luftfahrt-Standorten,<br />

die alles bereithalten, was ein Unternehmen in dieser Hin-<br />

Foto: getty images/Tim Graham<br />

Flugtechnik �<br />

sicht brauche. Da gibt es eine<br />

Vielzahl von Spezialisten, was<br />

Luft- und Raumfahrtforschung<br />

angeht. „Die meisten unserer<br />

Zulieferer befinden sich im Umkreis<br />

von 150 Kilometern“, berichtet<br />

Heitzmann. Zu ihnen gehören:<br />

MT-Propeller Entwicklung GmbH in Atting, Weikmann<br />

GmbH in Au-Illertissen, Venturec Mechatronics GmbH in<br />

Kaufbeuren, Avionik Straubing in Atting, Reiser Systemtechnik<br />

GmbH in Berg/Höhenrain.<br />

Im Verein bavAIRa etwa haben sich bayerische Luftfahrt-<br />

Spezialisten zusammengeschlossen, um die Kernkompetenzen<br />

in Luftfahrt, Raumfahrt und Satellitennavigation zu<br />

för<strong>der</strong>n. Laut bavAIRa arbeiten rund 36.000 Beschäftigte<br />

in <strong>der</strong> Luft- und Raumfahrt. Sie erwirtschaften rund sieben<br />

Milliarden Euro Umsatz pro Jahr.<br />

Die G 120 Turboprop bietet<br />

Flugschulen neueste Technik<br />

Grob Aircraft bedient in dieser Branche eine kleine Nische.<br />

Die <strong>der</strong>zeit 120 Mitarbeiter produzieren ausschließlich Trainingsflugzeuge.<br />

Der Umsatz lag 2010 bei etwa 15 Millionen<br />

Euro. Das war nach <strong>der</strong> Übernahme vom Vorbesitzer, <strong>der</strong> die<br />

Firma, die einmal bis zu 600 Mitarbeiter hatte, neben seinem<br />

eigentlichen Geschäft Maschinenbau unterhielt. Für ein<br />

großes Projekt auf dem Flugzeug-Sektor, eine Chartermaschine<br />

für Geschäftsreisende, fand er am Ende keinen Inves -<br />

tor. Heitzmann und seine Partner übernahmen das abgelegene<br />

Gelände zwischen Bad Wörishofen und Mindelheim mit<br />

Start- und Landebahn, 26.000 Quadratmeter Hallen und<br />

weiteren 29.000 Quadratmetern Grund. Viel zu groß, auch<br />

wenn hier Großes geschaffen wird. – Aber Platz für Mehr.<br />

Denn <strong>der</strong> Flugzeugbauer nimmt Fahrt auf. In <strong>der</strong> Produktion<br />

werde noch kurzgearbeitet. Die Entwicklung dagegen<br />

schiebt Überstunden. Zu Grob gehören 30 Ingenieure, und<br />

die Firma könnte durchaus mehr beschäftigen. Weil es aber<br />

auch in an<strong>der</strong>en Luftfahrt-Unternehmen bergauf geht, fehlen<br />

die Fachkräfte. Um die Lücke zu schließen, arbeiten die hauseigenen<br />

Ingenieure mit fünf auswärtigen Ingenieurbüros zu-<br />

29


Unternehmenschef Johann Heitzmann (Bild links oben) setzt alles auf die<br />

G 120 Turboprop.<br />

In Handarbeit<br />

werden die Carbonteilezurechtgeschnitten<br />

und die<br />

Formen gezimmert.<br />

Die Verarbeitung<br />

von Kohlefaserver -<br />

bundstoffen ist<br />

ein Spezialgebiet<br />

bei Grob Aircraft.<br />

sammen. Das Modell G 120 Turboprop fliegt aktuell um die<br />

notwendigen Lizenzen. Kunden in England und in Indien haben<br />

bereits bestellt. Mit 25 Stück fürs nächste Jahr ist Grob<br />

erstmal ausgelastet. Je nach Typ und Ausstattung kostet eine<br />

Maschine zwischen 450.000 und zwei Millionen Euro.<br />

Die Kunden, also Flugschulen, sind im Gegensatz zu früher<br />

kaum noch die Luftwaffen <strong>der</strong> Nationen selber, berichtet<br />

Heitzmann. Es sind Service-Unternehmen, die den Militärs<br />

alles bieten, was sie für die Ausbildung ihrer Piloten brauchen,<br />

ein Flugfahrschulpaket. Die Fachleute von Grob Aircraft<br />

wie<strong>der</strong>um arbeiten daran, diesen Dienstleistern komplette<br />

Trainingssysteme anbieten zu können. Deshalb gibt es<br />

etwa passend zum Flugzeug einen Simulator, <strong>der</strong> mit Hilfe<br />

von Satellitensystemen wie Google-Earth Flugschülern sehr<br />

realistische Bedingungen bietet und dafür sorgt, dass kostspielige<br />

Flugstunden gespart werden können.<br />

Die neue Maschine lässt die Konkurrenz weit hinter sich. „Die<br />

vergleichbaren Flugzeuge sind 20, 30 Jahre alt.“ Die meisten<br />

Hersteller investieren nicht in diese kleine Nische. Die Großen<br />

<strong>der</strong> Luftfahrt-Industrie würden mit Interesse verfolgen,<br />

was die Ingenieure in Mattsies entwickeln.<br />

Das Turboprop-Triebwerk<br />

kommt von Rolls-Royce<br />

Der Hoffnungsträger, die G 120 TP, landet täglich mehrmals<br />

vor dem Firmengelände. Die Maschine verfügt über ein Glas -<br />

cockpit mit 180 Grad Rundumsicht. Beste Voraussetzung für<br />

Loopings und an<strong>der</strong>e atemberaubende Flugmanöver. Um<br />

die künftigen Piloten auf verschiedene Arten vorhandener<br />

Technik vorzubereiten, verfügt die Maschine sowohl über digitale<br />

wie auch über herkömmliche Navigationstechnik. An<br />

Qualität wird nicht gespart. Nebenbei: Das Turboprop-Triebwerk<br />

kommt von Rolls-Royce.<br />

Der Clou bei Grob Aircraft aber ist das Gewicht <strong>der</strong> Maschinen.<br />

Denn bei <strong>der</strong> Verarbeitung von Glas- und Kohlefasern<br />

zu Carbon haben die Spezialisten in Mattsies die Nase vorn.<br />

Ein Flügel mit einer Spannweite von bis zu 56 Metern war<br />

das bisher größte Kohlefaserverbundstoff-Stück. Der Vorteil:<br />

Flugzeuge, die ohne Nähte und Nieten auskommen, wiegen<br />

weniger, sind stabiler und weniger anfällig für Korrosion. „Die


www.lfa.de<br />

Mit 56 Metern Spannweite verfügt die G 520 STRATO über den größten Flügel, <strong>der</strong> je aus einem Stück produziert<br />

wurde. Spezialisten arbeiten an ihrer Reaktivierung.<br />

G 120 TP ist etwas komplett Neues. Sie ist agiler und schneller<br />

als ihre Vorgänger“, schwärmt Heitzmann. Die Maschine<br />

könne relativ günstig angeboten werden. Sie zeichnet sich<br />

zudem durch niedrige Betriebskosten und wenig Wartungsaufwand<br />

aus.<br />

Auf das Know-how für spezielle Technik setzt Grob Aircraft<br />

auch bei dem 1991 einmalig gebauten Höhen- und Beobachtungsflugzeug<br />

STRATO, das wie ein Ausstellungsstück<br />

auf <strong>der</strong> Wiese vor <strong>der</strong> Verwaltung parkt. „Die STRATO besticht<br />

mit ihrer einmaligen Spannweite“, erklärt Johann<br />

Heitzmann. Zusammen mit Spezialisten arbeitet er daran,<br />

das Geschäft mit Aufklärungs- und Überwachungsmaschinen<br />

für große Flughöhen zu reaktivieren. Der kleine Bru<strong>der</strong>,<br />

die Egrett, soll auch optional bemannt o<strong>der</strong> unbemannt zu<br />

Aufklärungs- und Überwachungsflügen starten können. Die<br />

Egrett war im Wesentlichen zur militärischen Nutzung entwickelt<br />

worden. Neben Entwicklung und Produktion sind<br />

Wartung und Kundendienst Standbeine <strong>der</strong> Firma Grob, die<br />

seit 40 Jahren Flugzeuge baut. Die Firma hat unter ihrem<br />

vormaligen Eigentümer Burkhart Grob bis vor drei Jahren<br />

eine Reihe beachtlicher Modelle entwickelt, jedoch einige<br />

davon nie in die Fertigung gebracht. Dieses Know-how weiß<br />

<strong>der</strong> heutige Besitzer zu nutzen. Für militärische Zwecke. Die<br />

hochfliegenden Pläne für einen Business Jet dagegen hat<br />

die Firmenleitung ad acta gelegt. „Es gibt Unternehmen, die<br />

das besser können,“ sagt Heitzmann. Dafür macht Grob<br />

Aircraft im Bereich <strong>der</strong> Trainingsflugzeuge <strong>der</strong>zeit weltweit<br />

keiner etwas vor. �<br />

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31<br />

Damit machbar wird, was denkbar ist.


� Lifestyle<br />

32<br />

„<br />

Sende mir noch einige Würzburger, denn kein an<strong>der</strong>er Wein will<br />

mir schmecken“, schwärmte Goethe einst von seinem Lieblingswein<br />

aus Franken. Auch heute noch dürfe Frankenwein auf keiner<br />

Weinkarte <strong>der</strong> Sternegastronomie fehlen, sagt Stefan Peter, <strong>der</strong> seit<br />

einem halben Jahr Sommelier im Münchner Sterne-Restaurant Tantris<br />

ist. „Und er wird als typisch deutscher Wein nach wie vor nachgefragt“,<br />

sagt er. Im Weinregal vieler Privathaushalte dagegen stehe<br />

<strong>der</strong> Bocksbeutel eher selten. Dabei sei gerade das Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis bei Frankenwein sehr gut.<br />

Leicht, klar, mineralisch, trocken und mit präziser Säure, aber niemals<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Eleganz – und das sowohl bei kräftigem Weißburgun<strong>der</strong><br />

als auch bei schlankem Riesling: „Der Frankenwein ist<br />

unendlich vielfältig“, sagt Sommelier Peter. Nur gute Rotwein-Winzer<br />

sind selten in Franken. „Dafür ist es einfach zu kalt“, erklärt <strong>der</strong><br />

Wein-Experte.<br />

Wein hat viel mit Klima zu tun. Vor allem Temperatur spielt eine große<br />

Rolle. Die trockenen, warmen fränkischen Sommer sind ideal.<br />

Ansonsten ist die Weinrebe eine genügsame Pflanze. Südbayerische<br />

Böden sind für sie zu reichhaltig. „Die Weinrebe mag karge Böden“,<br />

sagt Peter, „je mehr sie kämpfen muss, um so besser werden die<br />

Ergebnisse.“ Und damit ist Franken mit seinen Lehm-, Löß-, Muschelkalk-<br />

und Schieferböden prädestiniert für guten Wein.<br />

Ein Erkennungsmerkmal für den fränkischen Wein ist <strong>der</strong> bauchige<br />

Bocksbeutel – aber nicht zwingend: Heute füllen fränkische Winzer<br />

auch in gewöhnlichen Weinflaschen ab. Früher war er das typische<br />

Merkmal für Wein aus Franken, eingeführt eben um den Frankenwein<br />

als Qualitätswein eindeutig abzugrenzen. Neben den fränkischen<br />

Winzern hatten nur zwei Weingüter in Baden das Son<strong>der</strong>recht,<br />

im Bocksbeutel abzufüllen. „Aber nach wie vor ist <strong>der</strong> Bocksbeutel<br />

Frankenweinen vorbehalten“, erklärt Stefan Peter. Und damit doch<br />

Erkennungsmerkmal für einen hervorragenden und vor allem regionalen<br />

Wein.<br />

Top-Winzer 2010<br />

1. Weingut Luckert – Zehnthof / Sulzfeld am Main:<br />

Weißburgun<strong>der</strong> „Terrassen“ 2010<br />

Silvaner Gelbkalk Sulzfel<strong>der</strong> Cyriakusberg 2010<br />

Silvaner*** Sulzfel<strong>der</strong> Maustal Spätlese tr. 2009<br />

2. Weingut Hans Wirsching / Iphofen:<br />

Silvaner Spätlese tr. „Iphöfer Kronsberg“ 2010<br />

Riesling Kab. tr. „Iphöfer Julius-Echter-Berg“ 2010<br />

Riesling Großes Gewächs „Julius-Echter-Berg“ 2010<br />

3. Horst Sauer / Eschendorf:<br />

Silvaner „Eschendorfer Lump“ Kabinett, trocken 2010<br />

Riesling „Eschendorfer Lump“ Spätlese, trocken 2010<br />

4. Juliusspital / Würzburg:<br />

Riesling Spätlese tr. „Ran<strong>der</strong>sackerer Pfülben“ 2010<br />

Weißer Burgun<strong>der</strong> Großes Gewächs „Karthäuser“ 2007<br />

5. Rudolf Fürst / Bürgstadt:<br />

Silvaner trocken „pur Mineral“ 2010<br />

Spätburgun<strong>der</strong> „Centgrafenberg“ 2009<br />

Edle<br />

aus<br />

Tr<br />

F<br />

Silvaner Gelbkalk Sulzfel<strong>der</strong><br />

Cyriakusberg 2010/<br />

Luckert – Zehnthof:<br />

„Herrliche Frucht in <strong>der</strong> Nase,<br />

nach reifem Apfel und etwas<br />

exotischen Früchten. Sehr<br />

mineralisch durch die kalk -<br />

haltigen Böden. Ein wun<strong>der</strong> -<br />

barer Speise begleiter.“<br />

Spätburgun<strong>der</strong><br />

„Centgrafenberg“ 2009/<br />

Rudolf Fürst:<br />

„Spätburgun<strong>der</strong> vom<br />

fränkischen Rotwein-Meister.<br />

Elegant und mineralisch, fein<br />

strukturiert und aromatisch.<br />

Rote Beerenfrüchte im Glas.“


opfen<br />

ranken<br />

Weißer Burgun<strong>der</strong>, Großes<br />

Gewächs „Karthäuser“ 2007/<br />

Juliusspital Würzburg:<br />

„Ein vielschichtiger Wein, mit viel<br />

Kraft und einer sehr samtigen,<br />

cremigen Textur. Früchte wie<br />

Birne und Quitte finden sich. 2007<br />

hat jetzt schon eine wun<strong>der</strong>bare<br />

Reife, aber auch noch Potential.“<br />

Riesling „Eschendorfer Lump“ Spätlese,<br />

trocken 2010/Horst Sauer:<br />

„Ein perfekter Vertreter des fränkischen<br />

Rieslings. In <strong>der</strong> Nase mit grünen Äpfeln<br />

und frischen Zitrus-Aromen. Mineralisch,<br />

sehr klar und langlebig.“<br />

Stefan Peter, Sommelier<br />

im Münchner Restaurant Tantris<br />

(links) von Star-Koch Hans Haas,<br />

verrät seine <strong>der</strong>zeitigen Favoriten.<br />

Dazu gehört vom Weingut Hans<br />

Wirsching/Iphofen <strong>der</strong> Silvaner<br />

Spätlese, trocken „Iphöfer<br />

Kronsberg“ 2010. Peter: „Ein sehr<br />

eleganter trockener Wein mit viel<br />

Frische und animieren<strong>der</strong> Säure.<br />

Krautige Anklänge in <strong>der</strong> Nase.<br />

33<br />

Fotos: Lang (2), Jäger (1)


Herzlich gratuliert Randolf Rodenstock<br />

Edmund <strong>Stoiber</strong> zum 70. Geburtstag.<br />

Die vbw ehrt Edmund <strong>Stoiber</strong><br />

Mit einem Festakt im Münchner Prinzregententheater hat die vbw den<br />

früheren Ministerpräsidenten Dr. Edmund <strong>Stoiber</strong> zum 70. Geburtstag<br />

geehrt. Gut gelaunt gratulierten über tausend Gäste – wie EU-Kommissionspräsident<br />

José Manuel Barroso, Bundeskanzlerin Angela Merkel und FC-Bayern-<br />

Präsident Uli Hoeneß. vbw Präsident Professor Randolf Rodenstock würdigte<br />

das Engagement <strong>Stoiber</strong>s: „Bayern ist in seiner Regierungszeit zu einer <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sregionen Europas aufgestiegen.“ Rodenstock hob hervor,<br />

dass in <strong>der</strong> Ära <strong>Stoiber</strong> die Strukturen des Freistaats durch Privatisierungen<br />

und Reinvestitionen auf neue Beine gestellt wurden. Von <strong>Stoiber</strong>s Initiativen würde<br />

die bayerische <strong>Wirtschaft</strong> bis heute profitieren. In kurzweiligen Reden beschrieben<br />

die Ehrengäste <strong>Stoiber</strong>s Leidenschaft, seine Durchsetzungsfähigkeit<br />

und seine Genauigkeit. Merkel sagte: „Geh uns auf die Nerven, dann bist du am<br />

besten.“ Nina Ruge mo<strong>der</strong>ierte die Gala, die von den Musikern Leslie Mandoki<br />

und Chris Thompson mit <strong>der</strong> Band Soulmates musikalisch umrahmt wurde. �<br />

Die Gebirgsschützenkompanie Wolfratshausen<br />

eröffnet das Geburtstagsfest.<br />

Einen würdigen Rahmen bietet das<br />

Münchner Prinzregententheater.<br />

Die Gebirgsschützen heißen (v. l.) Guido Westerwelle,<br />

Horst Seehofer, José Manuel Barroso, Angela Merkel,<br />

Edmund <strong>Stoiber</strong> und Randolf Rodenstock willkommen.


Randolf Rodenstock und Bertram Brossardt<br />

begrüßen das Ehepaar <strong>Stoiber</strong>.<br />

Anton Kathrein und Verkehrsminister<br />

Peter Ramsauer überbringen beste Wünsche.<br />

<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong><br />

mit Uli Hoeneß.<br />

EU-Kommissionspräsident<br />

José Manuel Barroso verbindet<br />

eine Freundschaft mit <strong>Stoiber</strong>.<br />

„Bleib, wie du bist“,<br />

meint Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel.<br />

Als Vater des mo<strong>der</strong>nen Bayern würdigt <strong>der</strong> amtierende<br />

Ministerpräsident Horst Seehofer seinen Vor-Vorgänger.<br />

Fürstin Gloria von Thurn und<br />

Taxis wünscht alles Gute.


Nina Ruge und Helmut Markwort. Leslie Mandoki.<br />

Peter Löscher (Siemens), Christine Ha<strong>der</strong>thauer<br />

und Randolf Rodenstock.<br />

Tausend Gäste feiern mit <strong>Stoiber</strong><br />

Die Ministerpräsidenten a. D. Erwin Teufel und<br />

Bernhard Vogel mit <strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong>.<br />

Beste Wünsche überbrachte<br />

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.<br />

Gisela und Otmar Bernhard,<br />

Günther Beckstein und<br />

Franz-Christoph Zeitler.<br />

Amüsiert verfolgte das Publikum<br />

die unterhaltsamen Reden.<br />

Markus Wasmeier mit<br />

Ulrich Gönnenwein (l.) und Dirk von Gehlen (r.).<br />

Chris Thompson.<br />

Tina-Maria und Thomas Kaeser, Kristina Kalb<br />

und Wolfgang Heubisch.<br />

Martin und Christa<br />

Stewens.<br />

Fotos: Obermeier


Carl Hermann Diekmann (BR Fernsehen),<br />

Marcus Bornheim (BR Fernsehen),<br />

Martin Eberspächer (BR Hörfunk).<br />

Brasilianisches Lebensgefühl war angesagt beim Mediensommertreff <strong>der</strong><br />

vbw –<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Wirtschaft</strong>. „Bem vindo“, portugiesisch<br />

für „Willkommen“, rief vbw Präsident Randolf Rodenstock den mehr als 100<br />

Journalisten von Presse, Rundfunk und Fernsehen zu, bis weit nach Mitternacht<br />

gab es Samba-Musik, Caipirinha und brasilianische Schmankerl. Das Motto<br />

Brasilien war nicht ohne Grund gewählt worden: Denn Brasilien richtet nicht nur<br />

2014 die Fußballweltmeisterschaft und 2016 die Olympischen Spiele aus – Brasilien<br />

gehört zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften <strong>der</strong> Welt und<br />

wird für Bayern zu einem immer wichtigeren <strong>Wirtschaft</strong>spartner. �<br />

Katharina Rieger (Bild).<br />

Ralf Müller und Tanja Nie<strong>der</strong><br />

(Nürnberger Zeitung u. a.).<br />

Marion<br />

Eigenschenk<br />

(Sat.1).<br />

<strong>Wirtschaft</strong> trifft Medien<br />

Alexan<strong>der</strong> Kain (PNP)<br />

Anouschka Horn<br />

(BR Fern sehen).<br />

Hans Oberberger<br />

(Antenne Bayern).<br />

Otto<br />

Fritscher<br />

(SZ).<br />

Wolfram Schrag (BR Hörfunk),<br />

Christoph Arnowski (BR Fernsehen).<br />

Randolf Rodenstock (vbw).<br />

<strong>Karin</strong> Kekulé<br />

(BR Fernsehen).<br />

Bertram Brossardt (vbw),<br />

Katja Schlendorf-Elsäßer (vbw),<br />

Georg Thanscheidt (Abendzeitung).<br />

Birgit Harprath (BR Hörfunk)<br />

mit Sängerin Cleoniceda Cunha.<br />

Dr. Markus Günther<br />

(Augsburger<br />

Allgemeine).<br />

Fotos: vbw


� letzte Seite<br />

38<br />

Eine Frage noch ...<br />

... Herr Koch, macht <strong>der</strong> Wechsel von <strong>der</strong> Politik<br />

„<br />

in die <strong>Wirtschaft</strong> Sinn?<br />

Ein Wechsel von <strong>der</strong> Politik in die <strong>Wirtschaft</strong><br />

– o<strong>der</strong> umgekehrt – ist in Deutschland<br />

noch die Ausnahme. Ganz im Gegensatz<br />

zu Län<strong>der</strong>n wie den Vereinigten Staaten o<strong>der</strong><br />

Frankreich. Das ist schade, denn beide Seiten<br />

könnten viel stärker von ihren gegenseitigen<br />

Erfahrungen profitieren. Einem noch<br />

besseren Verständnis füreinan<strong>der</strong> wäre das<br />

sehr zuträglich.<br />

Beide Aufgaben – eine Führungsfunktion in<br />

<strong>der</strong> Politik und in einem Unternehmen – erfor<strong>der</strong>n<br />

Leidenschaft, Erfahrung und handwerkliches<br />

Geschick. Auch ein Ministerprä -<br />

sident muss in puncto Koordination und<br />

Management sämtliche Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

meistern, die ein Apparat mit Zehntausenden<br />

von Mitarbeitern und ein Haushalt in zweistelliger<br />

Milliardenhöhe mit sich bringen. Zudem<br />

gehören Industrie- und Energiepolitik o<strong>der</strong> Infrastrukturentwicklung<br />

zum Tagesgeschäft.<br />

Diese Erfahrung ist außerordentlich hilfreich,<br />

ein so vielfältiges Unternehmen wie Bilfinger<br />

Berger zu leiten.<br />

Die Unterschiede zwischen politischem und<br />

unternehmerischem Management sind nicht<br />

so groß. In beiden Fällen erreicht man nichts<br />

über strikte Anweisungen. Gutes Management<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass es die<br />

Menschen in eine bestimmte Richtung bewegt,<br />

weil die Erwartungen an sie gut kommuniziert<br />

wurden.<br />

In <strong>der</strong> Politik ist <strong>der</strong> Erfolg oft schwer messbar,<br />

seine Definition hängt auch wesentlich<br />

vom eigenen Standpunkt ab. In <strong>der</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

liegen am Ende Zahlen auf dem Tisch, die objektive<br />

Schlüsse zulassen. Das ist durchaus<br />

wohltuend. Gerade mit Aufsichtsräten kann<br />

Roland Koch war von 1999 bis 2010 Minis -<br />

terpräsident von Hessen und von 1998 bis<br />

2010 Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> hessischen CDU.<br />

Seit 2011 ist er Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Baukonzerns Bilfinger Berger. �<br />

man sehr differenziert diskutieren, auch<br />

über längerfristige Perspektiven. Das<br />

ist im politischen Raum nicht immer<br />

ganz einfach.<br />

Dass ein Wechsel zwischen Politik und<br />

<strong>Wirtschaft</strong> so selten vorkommt, liegt<br />

vielleicht auch daran, dass es die Öffentlichkeit<br />

den Akteuren nicht gerade<br />

leicht macht: Der Austausch wird zwar<br />

immer wie<strong>der</strong> vehement gefor<strong>der</strong>t. Aber<br />

wenn er dann wirklich passiert, gibt es sofort<br />

unfaire Verdächtigungen und unsachliche<br />

Kritik. Das ist wahrscheinlich<br />

das größte<br />

Hemmnis.<br />

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Foto: Bilfinger Berger


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