Karin Stoiber - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
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Politisch in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu stehen, hat bei Ihnen<br />
aber auch ganz handfeste Sicherheitsprobleme aufgeworfen,<br />
o<strong>der</strong>?<br />
Zu den Hoch-Zeiten <strong>der</strong> RAF hatten wir noch kleine Kin<strong>der</strong>.<br />
Das hat mir sehr große Sorgen bereitet. Die Kin<strong>der</strong> wurden<br />
oft von <strong>der</strong> Polizei zur Schule und wie<strong>der</strong> nach Hause<br />
gebracht. Ich kann mich noch erinnern, wie mein Mann einmal<br />
liegend und mit schusssicherer Weste aus einem Flugzeug<br />
gebracht werden musste,<br />
wegen einer konkreten An-<br />
schlagsdrohung. Ich habe immer<br />
Angst gehabt – und immer gehofft,<br />
dass alles gut geht. Mir<br />
blieb nur auf die Sicherheitsbeamten<br />
zu vertrauen, die meinen<br />
Mann begleitet haben. Zum<br />
Glück ist das alles gut ausgegangen.<br />
Einmal allerdings gab es eine<br />
Situation, die war höchst kritisch – als meine zweite Tochter<br />
noch in <strong>der</strong> Grundschule war. Damals hat sich ein Mann<br />
mit Perücke in den Pausenhof geschlichen und meine Tochter<br />
schließlich verfolgt. Als sie das bemerkt hat, war sie so<br />
klug, zu einer Freundin in die Wohnung zu laufen und Hilfe<br />
zu holen. Der Mann war, wie sich herausgestellt hat, auf <strong>der</strong><br />
Lernen, mit<br />
selbstbewussten Frauen<br />
klarzukommen<br />
„<br />
“<br />
Fahndungsliste. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das für<br />
eine Mutter bedeutet.<br />
Würden Sie heute sagen, Ihre Kin<strong>der</strong> hatten – was all<br />
die politischen Begleitumstände angeht – eine beschwerte<br />
Kindheit?<br />
Meine Kin<strong>der</strong> sind mit <strong>der</strong> Politik meines Mannes aufgewachsen.<br />
Wir waren ein politisches Haus. Mein Mann hat<br />
sie gerne mitgenommen, wenn<br />
das ging. Und er hat sehr viel dis -<br />
kutiert mit den Kin<strong>der</strong>n.<br />
Ergebnisoffen?<br />
Aber bitte. Da gab es ausgesprochen<br />
interessante Diskurse. Das<br />
ist eine an<strong>der</strong>e Generation mit einem<br />
ganz an<strong>der</strong>en Verständnis<br />
von vielen Dingen. Mein Mann und<br />
ich entstammen ja noch <strong>der</strong> Kriegsgeneration – weshalb ich<br />
die Kin<strong>der</strong>erziehung im Grunde auch für etwas Selbstverständliches<br />
gehalten habe, zumal sich so etwas wie Kin<strong>der</strong>krippen<br />
damals erst entwickelt hat. Meine Kin<strong>der</strong> sind ganz<br />
an<strong>der</strong>s aufgewachsen als ich, sie haben studiert, haben Berufe<br />
– und eine ganz an<strong>der</strong>e Vorstellung von Familie.