Lust aufs Landleben macht das Ambiente auf einem denkmal geschützten Hof in Unteruttlau bei Bad Griesbach im Rottal, wo <strong>der</strong> Internet-Dienst - STOCK4press leister Becon eine Nie<strong>der</strong>lassung einrichtete. Foto:
Wenn sich am Firmen-Standort Fuchs und Hase gute Nacht sagen, wenn die Firma also arg abgelegen erscheint, dann hat das in <strong>der</strong> globalisierten Welt immer weniger Bedeutung. Viele Unternehmer setzen wie<strong>der</strong> auf die Kraft <strong>der</strong> Provinz. Und das nicht nur <strong>der</strong> eventuell nied - rigeren Betriebskosten wegen, son<strong>der</strong>n zudem wegen Faktoren, die sich in Bilanzen nicht aufrechnen lassen. Sie betonen ein Mehr an Lebensqualität, das sich positiv auf die Belegschaft auswirkt. Potenzial erkannt und Traum verwirklicht Die Kraft <strong>der</strong> Provinz Das Potenzial <strong>der</strong> Region, aus <strong>der</strong> er stammt, hat Hans Brunsch, Grün<strong>der</strong> und Eigentümer <strong>der</strong> Becon GmbH mit Hauptstandort Ottobrunn bei München, erkannt. Der gebürtige Bad Birnbacher erfüllte sich mit <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lassung im sogenannten Holzland auf einem Hügel bei Bad Griesbach einen Traum: Er kaufte denkmalgeschützte Bauernhöfe, ließ sie Balken für Balken abbauen und hier mitten in Europas größtem Golfresort wie<strong>der</strong>errichten. Ein Ensemble wie <strong>der</strong> Teil eines Freilichtmuseums: Durch ein Holztor geht es in den Hof. Vor dem blumengeschmückten Holzhaus mit zweistöckigem Schrot (Balkon) liegt ein Bauerngarten. Drinnen sorgen mo<strong>der</strong>nste Technik und antike Möbel unter schweren Balken für ein beson<strong>der</strong>es Flair. Durch die kleinen Fenster führt <strong>der</strong> Blick auf Wiesen mit Obstbäumen. Hinter dem Haus befindet sich ein Badeteich. „Natürlich werden wir auch mal belächelt, wenn wir als Firmenstandort Unteruttlau angeben“, erzählt Nie<strong>der</strong>lassungsleiter Stefan Kalle<strong>der</strong>, <strong>der</strong> zusammen mit Kollegen die ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Pause auf <strong>der</strong> Hausbank genießt. „Doch eigentlich liegen wir super zentral.“ Einziger Nachteil sei das Internet, das trotz Standleitung ein hohes Maß an Geduld for<strong>der</strong>e. Die neun Mitarbeiter im Haus und insgesamt 25 Mobilen betreuen Kunden in Ostbayern und Oberösterreich. Dahinter steckt mit Becon ein IT-Dienstleister mit mehr als 200 Mitarbeitern deutschlandweit. Fast alle Mitarbeiter kommen aus <strong>der</strong> Gegend. „Es kommt bei unseren Kunden einfach an, wenn man dieselbe Spra- Landlust � Unternehmen setzen auf die Vorteile des ländlichen Raums – Sie schätzen die Bodenständigkeit <strong>der</strong> Mitarbeiter und die Lebensqualität abseits <strong>der</strong> Ballungsräume che spricht“, sagt <strong>der</strong> IT-Spezialist, <strong>der</strong> Unteruttlau seit 2005 mit aufgebaut hat. Die Beziehung zu den meist mittelständischen bis kleineren Firmen spiele sich auf einer sehr persönlichen Ebene ab. Es dauert aber auch, bis die dafür notwendigen Voraussetzungen geschaffen sind. Die wichtigste: Vertrauen. Mittlerweile aber funktioniere die auf dem Land übliche Mund-zu-Mund-Propaganda. Im Städtchen Grafenau im <strong>Bayerischen</strong> Wald ist die Designund Werbeagentur Atelier und Friends in den letzten 25 Jahren stetig gewachsen. Die Natur gehört hier zur Unternehmensphilosophie. Sie ist Inspiration und Programm. Designer Lothar Nebl gründete die Firma vor mehr als 25 Jahren in seinem Heimatort. Und obwohl er das Unternehmen später um Dependancen in München und Passau erweiterte, kristallisierte sich als Hauptstandort schnell Grafenau heraus. In einer ehemaligen Turnhalle schufen Atelier und Friends eine mo<strong>der</strong>ne Galerie für 25 Mitarbeiter, die Kunden überwiegend aus Bayern und Oberösterreich betreuen. Die Wurzeln am Rande des Nationalparks sind Geschäftsführer Markus Pühringer wichtig, obwohl er als gebürtiger Linzer aus einem Ballungsraum kommt und mit <strong>der</strong> Geschäftigkeit <strong>der</strong> boomenden Industriestadt mit 200.000 Einwohnern aufgewachsen ist. Entfernung spielt eine Nebenrolle „Die meisten Kollegen kommen aus Passau o<strong>der</strong> Deggendorf“, so PR-Fachfrau Alexandra Kolbeck. Die Anfahrt sei aber sicher weniger stressig als sich mit „Stop and go“ durch das Verkehrsaufkommen einer Stadt zu quälen. Und im Winter sind die Straßen „im Woid“ meist besser geräumt als in <strong>der</strong> Großstadt. Und wenn <strong>der</strong> Kunde in Heilbronn sitze, dann sei es egal, ob Mitarbeiter von Grafenau o<strong>der</strong> von München aus dorthin fahren.Entfernung spielt eine Nebenrolle. Beson<strong>der</strong>s für ein Unternehmen, das sich ständig mit mo<strong>der</strong>nen Kommunikationswegen auseinan<strong>der</strong>setzt. Die Designer, Werbefachleute und Innenarchitekten von Atelier und Friends beschäftigen sich mit Fragen <strong>der</strong> Markenpo- 21