Karin Stoiber - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
Karin Stoiber - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
Karin Stoiber - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Interview �<br />
„Protokollarisch gab es mich nicht“<br />
<strong>Karin</strong> <strong>Stoiber</strong> spricht über ihre Zeit und ihre Aufgaben an <strong>der</strong> Seite<br />
eines amtierenden Minister präsidenten<br />
Frau <strong>Stoiber</strong>, dürfen wir Ihnen gratulieren?<br />
Wozu?<br />
Sie haben es 43 Jahre an <strong>der</strong> Seite eines <strong>der</strong> um -<br />
triebigs ten Politiker im Nachkriegsdeutschland ausgehalten.<br />
(lacht) Das ist wahr.<br />
Im Ernst: An <strong>der</strong> Seite von Edmund <strong>Stoiber</strong> zu stehen,<br />
bedeutet viel aus- und durchzuhalten, o<strong>der</strong>?<br />
Es ist ein schönes Miteinan<strong>der</strong>. Deshalb käme ich nicht auf<br />
die Idee, zu sagen, dass ich etwas aus- o<strong>der</strong> durchzuhalten<br />
hatte. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, im Leben wie<br />
in <strong>der</strong> Ehe. Wir unterscheiden uns<br />
da nicht von an<strong>der</strong>en. Aber wir<br />
haben alles gemeinsam gemeis -<br />
tert – im Privaten wie in <strong>der</strong> Politik.<br />
Letzteres hat in unserer Familie<br />
natürlich immer überwogen.<br />
Wie hält man das aus, wenn<br />
man das eigene Leben, den<br />
eigenen Beruf, die Familie<br />
<strong>der</strong> Karriere des Partners hintanstellt o<strong>der</strong> -anstellen<br />
muss?<br />
Das ist keine Entscheidung, die einer alleine trifft, son<strong>der</strong>n<br />
wir haben das natürlich miteinan<strong>der</strong> besprochen. Wir waren<br />
in <strong>der</strong> glücklichen Lage, dass wir es uns leisten konnten,<br />
dass ich zu Hause bleibe und mich den Kin<strong>der</strong>n widme.<br />
Am Anfang fiel es mir ehrlich gesagt schon schwer, zumal<br />
mein Mann bereits als persönlicher Referent des<br />
Umweltministers recht engagiert war. Er hat wirklich viel gearbeitet<br />
und damals schon Post mit nach Hause genommen.<br />
Ich kenne ihn nur so.<br />
Es gibt die Geschichte, wie Sie ihren Mann angerufen<br />
haben, als Ihre Tochter gerade das Laufen gelernt hatte.<br />
„Und deshalb rufst du an?“ soll er Ihnen am Telefon<br />
entgegnet haben.<br />
(lacht) Die Geschichte stimmt. Aber natürlich tat ihm das in<br />
<strong>der</strong> selben Sekunde schon wie<strong>der</strong> leid und er hat sich entschuldigt.<br />
Die Arbeit, die Politik, das ist halt sein Leben. Er<br />
Mein Mann<br />
hat ein dickeres<br />
Fell als ich<br />
„<br />
“<br />
nahm das immer unglaublich ernst, aus einem tief empfundenen<br />
Gefühl <strong>der</strong> Pflichterfüllung heraus.<br />
Für Sie hat das aber auch bedeutet, dass es jahrelang<br />
statt des eigenen Familienurlaubs immer Urlaub mit<br />
Franz Josef Strauß gab – weil Ihr Mann als Generalsekretär<br />
in seiner Nähe sein sollte.<br />
In <strong>der</strong> Tat. Wenigstens war nicht je<strong>der</strong> Tag so angefüllt mit<br />
Arbeit wie im Büro o<strong>der</strong> im Ministerium o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Staatskanzlei.<br />
Aber mal ganz weg zu sein, nicht greifbar zu sein,<br />
eine Woche zum Segeln zu gehen – das war nicht machbar.<br />
Und da konnte ich ihn nicht bremsen, da kannte ich<br />
meine Grenzen. Aber damit kein schiefes Bild entsteht:<br />
Mein Mann war immer für die Familie<br />
da, das muss ich schon<br />
auch anmerken. Wir haben uns,<br />
als die Kin<strong>der</strong> noch zu Hause gelebt<br />
haben, bemüht, dass wir am<br />
Wochenende zusammen einen<br />
ausgedehnten Brunch machen.<br />
Wir haben dann lange gefrühstückt<br />
und miteinan<strong>der</strong> all das besprochen,<br />
wofür unter <strong>der</strong> Woche<br />
keine Zeit war. Mein Mann wusste nicht nur über alles Bescheid,<br />
er hat sich auch wirklich um die Kin<strong>der</strong> gekümmert.<br />
Ihre Kin<strong>der</strong> sagen sogar, die Mama sei die deutlich<br />
Strengere gewesen.<br />
Das hat sich so ergeben. Wenn er mal zu Hause war, dann<br />
konnte er nicht gleich mit aller Strenge ankommen. Ich war<br />
die Managerin des kleinen Familienunternehmens.<br />
Und zugleich standen Sie in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Ist Ihnen<br />
das nie schwergefallen?<br />
Ja, schon. Aber mir hat geholfen, dass ich jemand bin, <strong>der</strong><br />
immer gerne Kontakt zu an<strong>der</strong>en Menschen hat. Auch mit<br />
<strong>der</strong> Presse hatte ich keine Schwierigkeiten. Es gab nur ein<br />
paar wenige, mit denen ich nicht so gut ausgekommen bin,<br />
die uns persönlich angegriffen haben. Mein Mann hat da<br />
ein dickeres Fell als ich. Ich bin sensibler, mir ist Manches<br />
schon nahegegangen, vor allem, wenn es um unwahre<br />
Behauptungen ging. �<br />
15