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Filmsprache Einführung in die interaktive Filmanalyse - Einsnull

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I.4 Interaktion von Filmtext und Rezipient<br />

VIII Informationen im Internet<br />

Um den Stellenwert des «kritischen Blicks», des «bewussten Sehens» e<strong>in</strong>zuschätzen,<br />

ist es nicht nur wichtig zu wissen, dass Filme als mehrfach co<strong>die</strong>rte Texte aufgefasst<br />

werden können, sondern auch, wie das Verhältnis von Filmbetrachter und<br />

Filmtext beschaffen ist. E<strong>in</strong>en möglichen Ansatz, <strong>die</strong>ses Verhältnis zu beschreiben,<br />

bietet <strong>die</strong> struktur-funktionale Analyse unter E<strong>in</strong>bezug der Rezeptionsanalyse; bei<br />

<strong>die</strong>sen Ansätzen wird <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>nrezeption als «Wechselspiel» zwischen Betrachter<br />

und Medium aufgefasst. 27<br />

Aktive Textrezeption<br />

Nach der struktur-funktionalen Analyse strukturieren Film- und Fernsehtexte <strong>die</strong><br />

Aktivitäten, <strong>die</strong> sie beim Betrachter auslösen, <strong>in</strong>dem <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong>sen Texten zum<br />

E<strong>in</strong>satz kommende <strong>Filmsprache</strong> e<strong>in</strong> bestimmtes <strong>in</strong>haltliches Verständnis beim Betrachter<br />

fördert. 28 Der Rezipient setzt se<strong>in</strong>erseits <strong>die</strong> fi lmsprachlichen Strukturen<br />

der Film- und Fernsehtexte auf der Basis kognitiver und emotionaler Aktivitäten <strong>in</strong><br />

eigenes Erleben um, wobei bei <strong>die</strong>sem Prozess Faktoren wie <strong>die</strong> soziale Situation,<br />

das Geschlecht, <strong>die</strong> Erfahrungen mit dem Medium (z.B. <strong>die</strong> Kenntnis von Genre-<br />

Struk turen), <strong>die</strong> Erwartungen an den Filmtext, 29 das vom Alter abhängige Allgeme<strong>in</strong>-<br />

oder Weltwissen usw. e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. K<strong>in</strong>der mit ger<strong>in</strong>gem Alltagswissen<br />

können beispielsweise <strong>die</strong> <strong>in</strong> dem Film FINDET NEMO von Andrew Stanton<br />

und Lee Unkrich (USA 2003) angelegten Filmzitate von Alfred Hitchcocks PSYCHO<br />

(USA 1960) nicht erkennen und nehmen nur <strong>die</strong> vordergründige Geschichte der<br />

Bedrohung durch <strong>die</strong> Zahnarztnichte Darla wahr (vgl. Kapitel E. Filmzitat). Erwachsene<br />

mit entsprechendem Alltagswissen h<strong>in</strong>gegen erkennen das Zitat zusätzlich zu<br />

der Grundgeschichte. Das Alltagswissen ist also <strong>die</strong> entscheidende Schnittstelle<br />

zwischen der Ko<strong>die</strong>rung e<strong>in</strong>er Information durch den Text und der Deko<strong>die</strong>rung<br />

der Information durch den Rezipienten. Wenn der Betrachter e<strong>in</strong>e durch den Filmtext<br />

transportierte Nachricht nicht <strong>in</strong> Bezug zu se<strong>in</strong>em Alltagswissen setzen kann,<br />

nimmt er sie nicht wahr; damit hat sie ke<strong>in</strong>en Wert für ihn. 30 Je mehr oder weniger<br />

Anknüpfungspunkte das Publikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Filmtext fi nden kann – sei es, dass <strong>die</strong>ser<br />

den Betrachtern erlaubt <strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelle Phantasiewelten abzutauchen oder aber,<br />

dass er Probleme der täglichen Lebenswelt des Rezipienten aufgreift und dramatisiert<br />

– desto mehr oder weniger gefällt letztendlich der Film den Zuschauern. 31<br />

Es lässt sich also festhalten, dass aus der Interaktion zwischen Text und Zuschauer<br />

e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Drittes entsteht: der rezipierte Text. Der Betrachter ist<br />

27 Vgl. Renate Luca: Me<strong>die</strong>nsozialisation. Weiblichkeits- und Männlichkeitsentwürfe <strong>in</strong> der Adoleszenz.<br />

In: Renate Luca (Hg.): Me<strong>die</strong>n. Sozialisation. Geschlecht. Fallstu<strong>die</strong>n aus der sozialwissenschaftlichen<br />

Forschungspraxis. München 2003, S. 39–54, S. 41.<br />

28 Vgl. Mikos 1 1996, S. 52.<br />

29 Vgl. Gast 1993, S. 14.<br />

30 Vgl. Dähnike 2003, S. 30.<br />

31 Vgl. Faulstich 1994, S. 100f.<br />

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