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2011 06.pdf, Seiten 1-16 - BGHM

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Das Magazin der Berufsgenossenschaft Holz und Metall Ausgabe 6 | <strong>2011</strong><br />

<strong>BGHM</strong>-Aktuell<br />

Schwerpunkt:<br />

Montagearbeiten auf Dächern


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > LeiStunG unD RecHt<br />

<strong>BGHM</strong><br />

A k t u e l l<br />

Dez. <strong>2011</strong> | Jan. 2012<br />

2<br />

impressum<br />

<strong>BGHM</strong>-Aktuell<br />

Magazin der Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall<br />

HeRAuSGeBeR:<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

(<strong>BGHM</strong>)<br />

VeRAntwoRtLicH:<br />

Dr. Albert Platz<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 15<br />

55130 Mainz<br />

iSSn <strong>16</strong>12-5444<br />

ReDAktion:<br />

Peter Hackenberg – Hbg<br />

Tel.: 0711 / 1334-15054<br />

Klaus Taubitz – Tbz<br />

Tel.: 0511 / 8118 - <strong>16</strong>882<br />

Mathias Widmann (Layout)<br />

Tel.: 0711 / 1334-10244<br />

ScHLuSSReDAktion:<br />

Klaus Taubitz<br />

Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Seligmannallee 4<br />

30173 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 8118-<strong>16</strong>882<br />

E-Mail: klaus.taubitz@bghm.de<br />

titeLfoto:<br />

Bramac<br />

DRuck unD VeRLAG:<br />

CW NIEMEYER Druck GmbH<br />

Böcklerstraße 13, 31789 Hameln<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Nachdruck mit Quellenangabe, auch auszugsweise,<br />

ist nur mit Genehmigung des Herausgebers<br />

gestattet. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Fotos usw. wird keine Gewähr übernommen<br />

und auch kein Honorar gezahlt. Für Informationen<br />

unter den Links, die auf den in dieser<br />

Ausgabe vorgestellten Internetseiten aufgeführt<br />

werden, übernimmt die Herausgeberin keine Verantwortung.<br />

editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Sie haben gewählt und damit unserem künftigen Ehrenamt ein<br />

neues Gesicht gegeben. Über die Ergebnisse der Sozialwahl <strong>2011</strong><br />

bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall berichten wir in dieser<br />

Ausgabe auf Seite sechs. Nächster Schritt sind die konstituierenden<br />

Sitzungen der Vertreterversammlung und des Vorstandes<br />

am 15. Dezember <strong>2011</strong> in Wiesbaden. Anschließend geht es an die<br />

Besetzung der verschiedenen Ausschüsse, damit die Arbeit unserer<br />

noch jungen Berufsgenossenschaft im nächsten Jahr richtig<br />

Fahrt aufnehmen kann. Die Geschäftsführung freut sich auf eine<br />

fruchtbare Zusammenarbeit, gilt es doch, die <strong>BGHM</strong> auf die Herausforderungen<br />

einer sich stark wandelnden Arbeitswelt zuzuschneiden.<br />

Die ist nicht nur durch immer mehr ältere Menschen oder die psychischen<br />

Gefährdungen am Arbeitsplatz gekennzeichnet, sondern<br />

auch durch neue Technologien. In den Bereich der <strong>BGHM</strong> fallen<br />

dabei unter anderem die Nanotechnologie, Photovoltaikanlagen<br />

und neue, klimaschonende Antriebe in der Automobilindustrie.<br />

So erfreulich beispielsweise die wachsende Zahl an Solaranlagen<br />

auf deutschen Dächern sein mag, die mit deren Montage verbundenen<br />

Abstürze sind es keineswegs. In diesem Sinne leistet diese<br />

Ausgabe mit dem entsprechenden Schwerpunktthema Aufklärungshilfe,<br />

ergänzt um ein neues Seminarangebot, über das wir<br />

ebenfalls auf Seite sechs informieren. Auch die neuen Antriebe in<br />

der Automobilindustrie stellen die Kfz-Instandhaltung vor neue<br />

Herausforderungen in puncto Arbeitssicherheit. Deshalb arbeitet<br />

die <strong>BGHM</strong> eng mit Herstellern und Verbänden an sogenannten<br />

Branchenvereinbarungen, um die Sicherheit der Arbeitnehmer in<br />

dieser Branche auch in Zukunft zu gewährleisten.<br />

Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen und danke Ihnen<br />

und Ihren Mitarbeitern für die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

im jetzt zu Ende gehenden Jahr <strong>2011</strong>. Ich wünsche Ihnen allen ein<br />

gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes Jahr 2012.<br />

Dr. Albert Platz<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung


inhalt<br />

EMO <strong>2011</strong><br />

<strong>BGHM</strong> nutzt Messe als Informationsplattform 4<br />

Werft Vital<br />

HDW eröffnet eigenes Gesundheitszentrum 5<br />

Sozialwahl <strong>2011</strong><br />

Liste der IG Metall setzt sich durch 6<br />

Jugend will sich-er-leben:<br />

Berufsschüler fragen Politiker 7<br />

1. Halbjahr <strong>2011</strong><br />

Gesetzliche Unfallversicherung legt vorläufige Zahlen vor 8<br />

Schutzeinrichtungen an Maschinen<br />

Stoppt die tödliche Manipulation! 9<br />

Voestalpine Draht Finsterwalde GmbH<br />

„Das hat richtig Spaß gemacht“ 10<br />

DIN EN 353-1:2002<br />

Vermutungswirkung zurückgezogen 12<br />

MAN<br />

Präventions-Coaching für Mitarbeiter 13<br />

Druckluftpistolen<br />

Es geht auch leiser 14<br />

Schwerpunktthema Dezember<br />

Montagearbeiten auf Dächern <strong>16</strong><br />

Metallspäne leiten Kriechströme ans Gehäuse<br />

Stromschlag am Winkelschleifer 21<br />

Jungunternehmer und BG<br />

„Die wollen mir nichts Böses!“ 22<br />

Der richtige Dreh<br />

Monteure aus Zwangshaltung befreit 24<br />

Wiederkehrende Prüfungen<br />

Hebezeuge auf dem Prüfstand 25<br />

Sicherheitstipps<br />

„RISIKO RAUS!“ beim Staplerfahren 26<br />

Schlecht gesicherter Schiffsanleger<br />

Weihnachtsfeier endet tragisch 27<br />

Harte Entscheidung<br />

Kfz-Mechaniker wird Industriekaufmann 28<br />

<strong>BGHM</strong>-Lohnnachweis <strong>2011</strong><br />

Am besten geht’s über das Extranet 30<br />

5<br />

10<br />

<strong>16</strong><br />

28<br />

3


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > nAcHRicHten<br />

EMO <strong>2011</strong><br />

<strong>BGHM</strong> nutzt Messe als informationsplattform<br />

Die EMO Hannover gilt als eine der globalen<br />

Leitmessen im Bereich der Metallbearbeitungstechnik.<br />

Über 2.000<br />

Aussteller aus aller Welt präsentierten<br />

dort im September ihre Innovationen<br />

aus allen Produktionsbereichen: von<br />

Werkzeugmaschinen und Systemen für<br />

die spanende und umformende Bearbeitung<br />

über Präzisionswerkzeuge und<br />

Zubehör bis hin zu Verkettungseinrichtungen<br />

und Industrieelektronik.<br />

Schwerpunkt Sichtscheiben<br />

Ein Schwerpunkt auf dem <strong>BGHM</strong>-Informationsstand<br />

war das Thema „Gestaltung<br />

von Sichtscheiben in Werkzeugmaschinen“.<br />

Anhand eines Exponats<br />

konnten die Aufsichtspersonen die<br />

unterschiedliche Rückhaltefähigkeit<br />

verschiedener Sichtscheiben plakativ<br />

veranschaulichen. Darin wird eine<br />

Spannbacke mit hoher kinetischer Energie<br />

aus dem umlaufenden Spannfutter<br />

herausgeschleudert. Diese trifft auf die<br />

eingespannte Sichtscheibe. Zum Einsatz<br />

kommen Glas- und Kunstglasscheiben<br />

verschiedener Materialien und Stär-<br />

4<br />

Foto: <strong>BGHM</strong><br />

Foto: <strong>BGHM</strong><br />

Auch in diesem Jahr hat die Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

(<strong>BGHM</strong>) die internationale Fachmesse EMO als Informationsplattform<br />

für ihre Präventionsthemen genutzt.<br />

ken wie zum Beispiel Floatglas (15 mm),<br />

Verbundglas (10 mm), Polycarbonat<br />

(6 und 12 mm) und Acrylglas (10 mm).<br />

Außerdem im Gepäck der <strong>BGHM</strong>: eine<br />

vom Institut für Arbeitsschutz geprüfte<br />

Sichtscheibe, die als eine der ersten<br />

alle Anforderungen der europäischen<br />

Norm erfüllt.<br />

Die „Sicherheitseinrichtungen an<br />

Maschinen“ bildeten einen weiteren<br />

Schwerpunkt am Messestand der<br />

<strong>BGHM</strong>. Dabei zeigten die Berater funktionsfähige<br />

Sicherheitssysteme anhand<br />

eines Ausstellungsstücks, in dem die<br />

Anforderungen der aktuellen einschlägigen<br />

Richtlinien und Normen berücksichtigt<br />

sind.<br />

Zwei Quadratmeter Haut<br />

Und nicht zuletzt stand die „Haut“ im<br />

Mittelpunkt der <strong>BGHM</strong>-Messethemen.<br />

Dabei geht es vor allem darum, die Besucher<br />

für diese wichtigen zwei Quadratmeter<br />

des Körpers und die gezielte<br />

Prävention von Hauterkrankungen zu<br />

sensibilisieren. Konkrete Angebote und<br />

Hilfestellungen dürfen dabei genauso<br />

wenig fehlen wie der Hinweis auf die<br />

Voraussetzungen zur Anerkennung einer<br />

Berufskrankheit Haut. Ist die schädigende<br />

Wirkung durch die berufliche<br />

Tätigkeit zweifelsfrei erwiesen, wird die<br />

Berufskrankheit nur dann anerkannt,<br />

wenn die oder der Betroffene die hautschädigende<br />

Arbeit aufgibt. Das kann<br />

im Härtefall auch die Aufgabe des Berufes<br />

nach sich ziehen, für viele Menschen<br />

eine schwere und harte Entscheidung<br />

(siehe auch Artikel auf Seite 28).<br />

Fotos: Deutsche Messe Hannover (2)<br />

Gri/Tbz


Werft Vital<br />

Fotos: HDW<br />

nAcHRicHten < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

werft Vital<br />

Dr. Walter Klausmann, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, bei der feierlichen<br />

Eröffnung des betriebseigenen Gesundheitszentrums<br />

der HDW<br />

HDw eröffnet eigenes Gesundheitszentrum<br />

Die Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (HDW) hat Ende August<br />

dieses Jahres ihr betriebseigenes Gesundheitszentrum offiziell eröffnet.<br />

Dort können sich die Beschäftigten der<br />

Werft mit professioneller Unterstützung<br />

ihr eigenes Fitnessprogramm zusammenstellen.<br />

training und Sauna<br />

„Werft Vital“ haben die Kieler ihr neues<br />

Zentrum getauft. Der Betrieb läuft bereits<br />

seit Anfang August <strong>2011</strong>. Auf einer<br />

weitläufigen Trainingsfläche warten<br />

neueste Trainingsgeräte auf die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der HDW.<br />

Diese können außerdem an Kursen zur<br />

Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems<br />

oder der Skelettmuskulatur teilnehmen.<br />

Und wer will, kann nach dem Training in<br />

der finnischen Sauna mit Blick auf die<br />

Kieler Förde entspannen.<br />

Dänischer Partner<br />

HDW betreibt sein Gesundheitszentrum<br />

zusammen mit dem dänischen Unternehmen<br />

DanTrim, das sich seit über<br />

zehn Jahren dem Fitness- und Gesundheitsgedanken<br />

in Unternehmen widmet.<br />

Mit einer Sportwissenschaftlerin,<br />

einer Physiotherapeutin und einem Physiotherapeuten<br />

steht den Beschäftigten<br />

der Werft ein fachkompetentes Trainerteam<br />

zur Seite. Dies erstellt nach dem<br />

Gesundheitscheck individuelle Trainingspläne<br />

und passt sie im Laufe der<br />

Zeit immer wieder neu an. Zudem bietet<br />

die dazugehörige physiotherapeutische<br />

Praxis verschiedene Anwendungen und<br />

Massagen an. Das Zulassungsverfahren<br />

für Therapien auf Rezept steht kurz vor<br />

dem Abschluss.<br />

was lange währt…<br />

„Ich freue mich, dass wir unser Gesundheitszentrum<br />

nach vier Jahren<br />

Vorbereitungszeit nun doch noch in Betrieb<br />

nehmen können“, zeigte sich Dr.<br />

Walter Klausmann, Mitglied der HDW-<br />

Geschäftsführung, bei der Eröffnung zufrieden.<br />

Das Gesundheitszentrum stand<br />

bereits 2009 kurz vor seiner Einführung,<br />

musste aber wegen der weltweiten Wirtschaftskrise<br />

„auf Eis“ gelegt werden.<br />

HDW versteht Werft Vital als wichtigen<br />

Baustein des betrieblichen Gesundheitsmanagements.<br />

„Nur Mitarbeiter,<br />

die sich fit fühlen, sind gesund und leistungsfähig“,<br />

betonte Dr. Klausmann. In<br />

Zeiten zunehmender Arbeitsbelastung<br />

werde die vorbeugende Gesunderhaltung<br />

der Beschäftigten immer wichtiger.<br />

Schließlich seien sie das größte Kapital<br />

eines Unternehmens. Und nicht zuletzt<br />

hofft man in Kiel, mit dem gemeinsamen<br />

Training von Arbeitern, Angestellten und<br />

Führungskräften auch das Betriebsklima<br />

noch weiter zu verbessern.<br />

Dr. Klausmann dankte insbesondere<br />

dem Arbeitskreis „Betriebliches Gesundheitsmanagement“.<br />

Dieser besteht<br />

aus Mitgliedern des Betriebsrates, dem<br />

Betriebsarzt sowie Mitarbeitern der Abteilungen<br />

Controlling, Personalwesen,<br />

Arbeitssicherheit und Ausbildung. Der<br />

Arbeitskreis hat mit seinen Vorarbeiten<br />

die Eröffnung des Gesundheitszentrums<br />

erst ermöglicht. Beraten wird er durch<br />

Mitarbeiter/innen der Firma DanTrim<br />

sowie der AOK Nordwest als Partnerkrankenkasse.<br />

Auch die Berufsgenossenschaft Holz<br />

und Metall (<strong>BGHM</strong>) begrüßt den neuen<br />

Ansatz der Werft. „Im Rahmen des betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements<br />

stehen wir für die Vermeidung betrieblicher<br />

Gesundheitsgefahren und unterstützen<br />

in diesem Sinne das Gesundheitszentrum<br />

bei HDW“, betonte die<br />

Geschäftsführerin der <strong>BGHM</strong>-Bezirksverwaltung<br />

Hamburg, Evelyn Jürs, im<br />

Rahmen der Eröffnungsfeier.<br />

<strong>BGHM</strong><br />

5


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > nAcHRicHten<br />

Sozialwahl <strong>2011</strong><br />

Liste der iG Metall setzt sich durch<br />

Mit über 87 Prozent hat die Vorschlagsliste<br />

der Industriegewerkschaft Metall<br />

eine deutliche Mehrheit der abgegebenen<br />

Stimmen zur Sozialwahl <strong>2011</strong> bei<br />

der Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

(<strong>BGHM</strong>) auf sich vereinigen können.<br />

Das gab am 18. Oktober <strong>2011</strong> der <strong>BGHM</strong>-<br />

Neues Seminar<br />

6<br />

Wahlausschuss auf seiner Sitzung in<br />

Düsseldorf bekannt.<br />

Ebenfalls zur Wahl standen die Vorschläge<br />

der „AUB Die Unabhängigen e.V.“,<br />

die Gemeinschaftsliste der Katholischen<br />

Arbeitnehmerbewegung e.V. (KAB), Kol-<br />

Sichere Montage von Photovoltaikanlagen auf Dächern<br />

Foto: Bramac<br />

Anmeldeformular im Internet unter<br />

www.bghm.de Webcode: 7150<br />

kurzbezeichnung: BMPD<br />

Geplante termine Seminarort nummer<br />

pingwerk Deutschland und Bundesverband<br />

Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen<br />

(BVEA) sowie die Liste der<br />

Christlichen Gewerkschaft Metall. Diese<br />

drei Listen blieben allerdings unter fünf<br />

Prozent und werden deshalb bei der<br />

Sitzvergabe in der neuen Vertreterversammlung<br />

nicht berücksichtigt. Damit<br />

sind alle vorgeschlagenen Bewerber der<br />

IG Metall als Mitglieder und Stellvertreter<br />

auf Versichertenseite der künftigen<br />

<strong>BGHM</strong>-Vertreterversammlung gewählt.<br />

Die Arbeitgeberseite hatte nur eine<br />

Vorschlagsliste eingereicht; hier kam<br />

es deshalb zur so genannten Friedenswahl<br />

ohne Wahlhandlung. Die konstituierenden<br />

Sitzungen der künftigen<br />

Vertreterversammlung sowie des neuen<br />

Vorstandes der <strong>BGHM</strong> sind für den 15.<br />

Dezember <strong>2011</strong> anberaumt. Mehr darüber<br />

in der nächsten Ausgabe der <strong>BGHM</strong>-<br />

Aktuell.<br />

Nach einer erfolgreichen Pilotveranstaltung bieten künftig die Berufsgenossenschaften<br />

Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse<br />

(BG ETEM), Bauwirtschaft (BG BAU) sowie Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>)<br />

das Seminar „Sichere Montage von Photovoltaikanlagen auf Dächern“<br />

bundesweit in Kooperation an. Um den Reiseaufwand zu<br />

reduzieren, haben die interessierten Unternehmen die Möglichkeit,<br />

ihre Mitarbeiter zur nächstgelegenen Bildungsstätte zu entsenden.<br />

Hierzu ist allerdings in jedem Fall die Anmeldung bei Ihrer <strong>BGHM</strong><br />

erforderlich.<br />

<strong>BGHM</strong><br />

ausführende<br />

Berufsgenossenschaft<br />

18.01.2012 - 19.01.2012 Haan 1 BG BAU<br />

14.03.2012 - <strong>16</strong>.03.2012 Oberaichen 2 BG ETEM<br />

23.04.2012 - 24.04.2012 Nürnberg 3 BG BAU<br />

23.05.2012 - 24.05.2012 Haan 4 BG BAU<br />

11.06.2012 - 13.06.2012 Dresden 5 BG ETEM<br />

17.10.2012 - 19.10.2012 Dresden 6 BG ETEM<br />

06.11.2012 - 07.11.2012 Haan 7 BG BAU<br />

<strong>BGHM</strong>


Foto: DGUV<br />

Jugend will sich-er-leben<br />

Berufsschüler fragen Politiker<br />

Mit einem Kongress in Berlin endete die Berufsschulaktion 2010/<strong>2011</strong><br />

„Jugend will sich-er-leben“ der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Ziel der Veranstaltung am 21. September:<br />

Die jungen Menschen sollten ihre<br />

beruflichen Hoffnungen und Sorgen artikulieren<br />

und darüber mit den eingeladenen<br />

Politikern ins Gespräch kommen.<br />

RiSiko RAuS!<br />

Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft –<br />

dann reagiert die Wirklichkeit im ersten<br />

Moment mitunter etwas schüchtern. Die<br />

Wirklichkeit, das sind die 25 Gewinnerinnen<br />

und Gewinner des Wettbewerbs<br />

2010/<strong>2011</strong> der Berufsschulaktion „Jugend<br />

will sich-er-leben“, die mit dem<br />

Thema „Risikobewusstsein im Arbeitsalltag“<br />

ganz im Zeichen der Präventionskampagne<br />

„RISIKO RAUS!“ stand.<br />

Den ganzen Tag über haben sich die<br />

Jugendlichen aus zehn Bundesländern<br />

auf diesen Moment vorbereitet. Das alles<br />

mit dem Ziel, ihren Gästen am Abend<br />

ihre Hoffnungen und Sorgen, aber auch<br />

ihre Lösungsansätze für die Zukunft zu<br />

erläutern, und welche Unterstützung sie<br />

von der Politik dabei erwarten. Die Politik,<br />

das sind die Bundestagsabgeordneten<br />

Sönke Rix (SPD), Florian Bernschneider<br />

(FDP) und Agnes Alpers (DIE LINKE).<br />

„Mit unserer Aktion wollen wir in erster<br />

Linie Jugendliche für die Themen Sicherheit<br />

und Gesundheitsschutz am Arbeits-<br />

platz sensibilisieren“, sagt Edith Münch<br />

vom Landesverband Mitte der Deutschen<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV). „Das bedeutet zum einen die<br />

konkrete Beschäftigung mit diesen Themen.<br />

Das bedeutet aber auch, sich das<br />

Selbstbewusstsein zu erarbeiten, über<br />

diese Themen im Betrieb zu sprechen.“<br />

Der Jugendkongress sei eine Möglichkeit,<br />

diesen Prozess zu unterstützen.<br />

Und der gewinnt im Laufe des Abends<br />

an Tempo. Bald schon ist die Diskussion<br />

zwischen Jugendlichen und Politikern<br />

in vollem Gange. Beiden <strong>Seiten</strong> brennt<br />

das Thema Bildung unter den Nägeln.<br />

Den Abgeordneten geht es zunächst um<br />

grundlegende Fragen wie Bildungsföderalismus,<br />

Schulform und Finanzierung.<br />

Die Jugendlichen fordern bessere Lehrer,<br />

einen stärkeren Berufsbezug und<br />

mehr Hilfe bei der beruflichen Orientierung.<br />

kooperation erwünscht<br />

„Es wird noch zu wenig direkt auf das<br />

Berufsleben vorbereitet“, stimmt Sönke<br />

Rix von der SPD den Jugendlichen zu.<br />

Es gebe viele gute Projekte, in der Fläche<br />

würden diese aber noch zu selten<br />

umgesetzt. Der FDP-Abgeordnete Florian<br />

Bernschneider sieht die Lösung für<br />

die Frage der beruflichen Orientierung<br />

nAcHRicHten < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

„Der Dialog hat begonnen“:<br />

Jugend trifft auf Politiker, in diesem<br />

Fall am 21. September <strong>2011</strong><br />

im Zuge der Kampagne „Jugend<br />

will sich-er-leben“.<br />

in einer stärkeren Zusammenarbeit von<br />

Schulen und Betrieben: „Wir müssen<br />

die Scheu verlieren, zwischen Bildung<br />

und Wirtschaft zu kooperieren.“ Einen<br />

weiteren Aspekt beleuchtet Agnes Alpers<br />

von der Fraktion DIE LINKE: „Es geht<br />

nicht nur um die praktische Frage: Was<br />

mache ich? Es geht auch darum: Kann<br />

ich meine Zukunft auch absichern?“<br />

Darauf müssten Staat und Gesellschaft<br />

eine Antwort geben.<br />

Politik zum Anfassen<br />

Neben der Bildung kommen weitere<br />

Themen zur Sprache: Wie die eigene<br />

Ausbildung und Familie finanzieren,<br />

wenn vom Gehalt so viel für Steuern und<br />

Sozialabgaben abgezogen wird? Wie bis<br />

70 arbeiten, wenn man aufgrund der Arbeitsbedingungen<br />

nicht so lange durchhält?<br />

Nicht auf jede Frage gibt es sofort<br />

eine Antwort, aber das ist an dieser Stelle<br />

auch nicht zu erwarten. „Der Dialog<br />

hat begonnen, das ist entscheidend“,<br />

sagt Edith Münch. Zum Abschluss gibt<br />

es noch gemeinsame Gruppenfotos und<br />

Einzelgespräche. Ihre Scheu vor den Politikern<br />

haben die Teilnehmer verloren.<br />

DGUV<br />

7


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > nAcHRicHten<br />

1. Halbjahr <strong>2011</strong><br />

Gesetzliche unfallversicherung legt Zahlen vor<br />

Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle<br />

ist im ersten Halbjahr <strong>2011</strong> um<br />

0,5 Prozent auf 460.773 gestiegen. Die<br />

tödlichen Unfälle sanken um 19 auf 201.<br />

Das geht aus den vorläufigen Zahlen<br />

hervor, die Berufsgenossenschaften<br />

und Unfallkassen jetzt vorgelegt haben.<br />

„Dieser minimale Anstieg spiegelt die<br />

gute Konjunktur mit zahlreichen Neueinstellungen<br />

wider. Deutschland zählt<br />

aber nach wie vor im internationalen<br />

Vergleich zu den Ländern mit den sichersten<br />

Arbeitsbedingungen“, sagt<br />

Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer<br />

der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV). „Wir wissen,<br />

dass gerade bei neuen Mitarbeitern die<br />

Unfallzahlen über dem Durchschnitt liegen.<br />

Es dauert, bis sie sich mit Betrieb<br />

und Tätigkeit vertraut gemacht haben.<br />

Umso wichtiger ist eine gründliche und<br />

verantwortungsvolle Einweisung der Beschäftigten“,<br />

so Breuer weiter.<br />

8<br />

Foto: Bilderbox<br />

Gesunken ist hingegen die Zahl der<br />

Wegeunfälle. Sie ging im Vergleich zum<br />

Vorjahreszeitraum um 15,9 Prozent auf<br />

101.147 zurück. Dieser Rückgang verweist<br />

auf die Wetterverhältnisse in den<br />

ersten Monaten des Jahres; der Winter<br />

brachte <strong>2011</strong> deutlich weniger Eisglätte<br />

Hessentag <strong>2011</strong> in Oberursel<br />

Die <strong>BGHM</strong> als Partner des Handwerks<br />

Foto: <strong>BGHM</strong><br />

Innungs-Obermeister<br />

Manfred Kirst (links)<br />

informiert einen HR-Moderator<br />

über die hervorragende<br />

Zusammenarbeit<br />

zwischen Handwerksbetrieben<br />

und <strong>BGHM</strong>.<br />

Auf die Gefahren durch stehende, ungesicherte<br />

Holzplatten hat die Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>)<br />

auf dem Hessentag <strong>2011</strong> in Oberursel<br />

aufmerksam gemacht. Dort präsentierte<br />

sich die <strong>BGHM</strong> als Partner der<br />

Tischlerinnung Hochtaunus. Auf einem<br />

als im Vorjahr. Trotzdem endeten mehr<br />

Unfälle tödlich: <strong>16</strong>7 Menschen starben<br />

bei einem Wegeunfall, das sind 25 mehr<br />

als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.<br />

DGUV/Hbg<br />

Schulgelände stellten sich alle ansässigen<br />

Handwerksberufe mit beeindruckenden<br />

Aktivitäten vor. Das Interesse<br />

am Aktionsstand der <strong>BGHM</strong> ließ den<br />

Mitarbeitern kaum eine Atempause.<br />

Unternehmer, Tischlergesellen, Berufschullehrer<br />

und ein großer Teil der etwa<br />

2.800 Schüler nutzten die Gelegenheit,<br />

um sich die Gefahren der ungesicherten<br />

Plattenlagerung bewusst zu machen.<br />

Große Aufmerksamkeit entstand zudem<br />

durch den Besuch des Hessentagspaars<br />

am Stand.<br />

Außerdem demonstrierte die <strong>BGHM</strong> am<br />

Stand der Kfz-Innung die Kräfte eines<br />

ungebremsten Auffahrunfalls. Die Simulation<br />

machte deutlich, was ein Sicherheitsgurt<br />

aushalten muss und flößte<br />

den Teilnehmern einigen Respekt ein.<br />

Die <strong>BGHM</strong> leistete damit einen nachhaltigen<br />

Beitrag für das Anlegen des Sicherheitsgurtes.<br />

Bhl


Arbeitssicherheitstag in Frankfurt<br />

Historisches<br />

fräswerkzeug<br />

Sicherheitsthemen zum Anfassen und<br />

Mitmachen unterstützen die Vorstellungskraft<br />

und zeichnen ein realistisches<br />

Bild vom Handwerkeralltag. Auf<br />

dieser Basis engagierte sich die Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>)<br />

während des Arbeitssicherheits- und<br />

Gesundheitstages in der Philipp Holzmann<br />

Schule in Frankfurt.<br />

Foto: <strong>BGHM</strong><br />

Den Schwerpunkt im Bereich Holz bildete<br />

das Fräswerkzeug. Die Exponate vom<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die<br />

Gegenwart zu betrachten und im Sinne<br />

des Wortes zu begreifen, war für Lehrer,<br />

Schüler und Mitarbeiter des Regierungspräsidiums<br />

(ehemalige Gewerbeaufsicht)<br />

ein Höhepunkt der Veranstaltung.<br />

2600 Schüler, 1<strong>16</strong> Lehrer und fachinteressiertes<br />

Publikum nutzten das Angebot<br />

an der Frankfurter Schule mit großem<br />

Interesse. Die Aufsichtspersonen der<br />

<strong>BGHM</strong> Manfred Böhler und Heiner Berghoff<br />

stellten sich den Fragen der Besucher<br />

und verdeutlichten anhand der BG-<br />

Präventionsfilme den sicheren Umgang<br />

mit dem Fräswerkzeug.<br />

Im Fachbereich Metall kam der Gurtschlitten<br />

zum Einsatz. Der Schlitten simuliert<br />

einen Auffahrunfall mit geringer<br />

Geschwindigkeit. Auch hier heißt es:<br />

„learning by doing“! Wer ausprobiert,<br />

begreift schneller.<br />

Bhl<br />

Schutzeinrichtungen an Maschinen<br />

Stoppt die tödliche<br />

Manipulation!<br />

Manipulierte Schutzeinrichtungen<br />

an Maschinen sind deutschlandweit<br />

jedes Jahr der Grund für etwa 10.000<br />

zum Teil schwere und tödliche Unfälle.<br />

Ein neues Internetportal will diesem<br />

gefährlichen Trend begegnen.<br />

Unter www.stopp-manipulation.org<br />

hat das Institut für Arbeitsschutz der<br />

Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(IFA) gemeinsam mit in- und<br />

ausländischen Partnern Tipps gegen<br />

Manipulation zusammengetragen.<br />

Sie richten sich an alle, die Einfluss<br />

darauf haben, wie Maschinen gestaltet<br />

und benutzt werden: vom Hersteller,<br />

über den Händler bis zum Betreiber.<br />

Schon 2006 hat eine Untersuchung<br />

des IFA gezeigt: Ein Drittel aller<br />

Schutzeinrichtungen werden manipuliert.<br />

Schwere, teils tödliche Unfälle<br />

der Maschinenbediener sind die Folge.<br />

Gleichzeitig kommt es zu Produktionsausfällen,<br />

die hohe Kosten verursachen<br />

können.<br />

„Im Endeffekt geht es dem, der<br />

Schutzeinrichtungen manipuliert, immer<br />

darum, den Arbeitsprozess zu beschleunigen“,<br />

sagt Dr. Michael Schaefer,<br />

Experte für Maschinenschutz im<br />

IFA. Der Wunsch nach schnellerem<br />

nAcHRicHten < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Foto: Bilderbox<br />

Arbeiten könne aber ganz verschiedene<br />

Ursachen haben. Sie reichen<br />

von baulichen und technischen Merkmalen<br />

der Maschine, zum Beispiel<br />

schlechte Sicht auf den zu kontrollierenden<br />

Arbeitsprozess, bis zu organisatorischen<br />

Bedingungen, wie hohem<br />

Stückzahlendruck.<br />

Schaefer: „Um den vielfältigen Ursachen<br />

vorbeugen zu können, müssen<br />

wir alle Beteiligten ins Boot holen.“<br />

Genau das macht die neue Internetplattform:<br />

Hier erfährt der Hersteller,<br />

wie er vorhersehbare Fehlanwendungen<br />

einer Maschine schon bei der<br />

Konstruktion berücksichtigen kann.<br />

Der Händler lernt, wie er Kunden beim<br />

Kauf optimal berät, die Maschinenbediener<br />

umfassend schult oder bei<br />

Fehlverhalten reagiert. Und der Betreiber<br />

erhält nicht nur eine Checkliste<br />

für den Maschinenkauf, sondern<br />

auch Informationen darüber, wie sich<br />

Manipulationsursachen systematisch<br />

ermitteln und beseitigen lassen.<br />

Über Kommentarfunktionen auf allen<br />

<strong>Seiten</strong> kann der Nutzer eigene Erfahrungen<br />

einbringen. Beispiele aus der<br />

Praxis und zahlreiche Links runden<br />

das Angebot ab.<br />

DGUV<br />

9


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Voestalpine Draht Finsterwalde GmbH<br />

„Das hat richtig Spaß gemacht“<br />

Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>) und viele andere starke<br />

Partner unterstützten das Drahtwerk Finsterwalde bei dessen Gesundheitstag<br />

im September <strong>2011</strong>.<br />

10<br />

„Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind<br />

für uns schon immer wichtige Unternehmensziele<br />

gewesen“, begrüßte Geschäftsführer Roland Ruben<br />

gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden<br />

René Krause und <strong>BGHM</strong>-Aufsichtsperson Andreas<br />

Brendel die Beschäftigten und deren Familien.<br />

„Durch Ihre Teilnahme“, erläuterte der Geschäftsführer<br />

den Gästen, „leisten Sie einen Beitrag für<br />

Ihre Gesundheit, die letztendlich zu einer rundum<br />

höheren Lebensqualität in Beruf, Freizeit und Familie<br />

führt.“ Im Vorfeld hatte Ruben gemeinsam mit<br />

dem Betriebsrat die Mitarbeiter zum Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutz befragt. Daraus gingen die für<br />

die Belegschaft besonders interessanten Themen<br />

hervor, über die sie sich nun informieren konnten.<br />

Unter dem Motto „Gesundheit rundum“ stellte Andreas<br />

Brendel das Programm mit Beteiligten und<br />

Ansprechpartnern vor, während die Fachkraft für<br />

Gesundheitsförderung, Birgit Meißner von der IKK<br />

Brandenburg und Berlin die Fortschrittlichkeit des<br />

Unternehmens lobte.<br />

Zum Auftakt brachte Natural-Bodybuilding-Weltmeister<br />

Frank Kaerger die Teilnehmer mit moderner<br />

Musik zum Schwitzen. Während mancher Erwachsene<br />

über die eigene mangelnde Beweglichkeit<br />

Jens Pusch (<strong>BGHM</strong>)<br />

erläuterte ganzen<br />

Familien ihren<br />

Hautzustand<br />

Fotos: Treue<br />

schmunzelte, übten die Kleinen mit Leichtigkeit<br />

Koordination und Gleichgewicht. So lernten Männer,<br />

Frauen und Kinder bei Frank Kaerger zum Beispiel,<br />

wie sie sich ihren gesunden und schmerzfreien<br />

Rücken erhalten oder ihn zurückerlangen: ganz<br />

unkompliziert auf ein paar ausgelegten Isomatten.<br />

An einer Skelettpuppe veranschaulichte der Sportler<br />

die inneren Vorgänge im menschlichen Körper<br />

und beantwortete persönliche Fragen.<br />

welche töne und Lautstärken höre ich?<br />

Gute Laune versprühte Karsten Blankenfeld von<br />

der <strong>BGHM</strong> in seinem Wohnmobil – ach, nein, in<br />

seinem Gehörtestmobil. „Unser Mobil lohnt sich:<br />

Damit können wir die erste Stufe der Gehörvorsorgeuntersuchung<br />

ganz leicht und in kürzester Zeit<br />

vor Ort durchführen“, erläuterte er. In zwei schalldichten<br />

schwarzen Kabinen hörten sich die Interessierten<br />

über Kopfhörer die verschiedensten Töne<br />

in unterschiedlichen Lautstärken und Frequenzen<br />

an - etwa zehn Minuten lang. Die Ergebnisse wertete<br />

der Audiometrist anschließend gemeinsam mit<br />

jedem Teilnehmer aus.<br />

Für die Bedürfnisse der Haut sensibilisierte Jens<br />

Pusch von der <strong>BGHM</strong>. Mit dem Fühler eines Haut-


analysegerätes strich er über die Handrücken<br />

der Probanden. Pusch misst damit Fettanteil und<br />

Feuchtigkeit der Haut. Zudem macht eine vergrößernde<br />

Videokamera die Hautoberfläche auf einem<br />

Monitor sichtbar. Der <strong>BGHM</strong>-Experte spricht<br />

bereits vorhandene Hautschädigungen an, erklärt,<br />

wie es dazu gekommen ist, wie man sie am besten<br />

behandelt und sie künftig vermeidet. „Der Haut-<br />

Check ist Gesundheitspädagogik. Wir wollen mit<br />

den Leuten ins Gespräch kommen, um letztendlich<br />

ihr Verhalten zu reflektieren und gegebenenfalls zu<br />

ändern“, so der Diplom-Ingenieur.<br />

„Das Lechzen kommt wellenartig“<br />

Zufrieden leben ohne Zigarette: Hier bot Ernährungs-<br />

und Reha-Psychologin Stefanie Gmerek<br />

ihre Unterstützung an. In persönlicher Atmosphäre<br />

konnten Interessierte über die eigene Nikotin-<br />

Abhängigkeit sprechen. „Mein Opa ist auf den<br />

Händen durch die Wohnung gekrochen, weil er<br />

Raucherbeine hatte“, erzählte ein junger Familienvater,<br />

„als Kind hat mich das stark getroffen und<br />

trotzdem habe ich angefangen zu rauchen“. Mit viel<br />

Verständnis ging Stefanie Gmerek auf die persönlichen<br />

Erfahrungen ein, ohne allerdings Tatsachen<br />

schön zu reden: „Sie müssen das rauchfreie Verhalten<br />

lernen wie eine neue Sportart“. Den Weg in<br />

die Unabhängigkeit kann ein Rauchfrei-Programm<br />

erleichtern, das meistens von den Krankenkassen<br />

gefördert wird.<br />

Mit viel Humor rüttelte Ernährungsexpertin Tina<br />

Winkler ihre Zuhörer auf und hinterfragte deren<br />

Essgewohnheiten. Sie erläuterte zum Beispiel,<br />

wann naturtrüber Apfelsaft tatsächlich gesünder<br />

ist, und warum er meist in Tetra Paks verkauft wird:<br />

In Flaschen lässt er sich nicht verkaufen, weil der<br />

Verbraucher klare Flüssigkeit ohne Fruchtfleischstückchen<br />

erwartet. Außerdem beleuchtete sie<br />

Volksweisheiten: Koffein rege tatsächlich die<br />

Verdauung an; hingegen betäube der Schnaps<br />

nach dem Essen nur die Magenschleimhaut und<br />

bremse sogar die Verdauung. Und im Bier machen<br />

demnach weniger die Kalorien als vielmehr die<br />

Phytoöstrogene dick. Diese Pflanzenstoffe ähneln<br />

weiblichen Sexualhormonen, die für mehr Fettanlagerung<br />

sorgen – eine Wahrheit, die nicht jeder<br />

hören wollte.<br />

„Die familie ist oft der beste therapeut“<br />

Stress am Arbeitsplatz: Das war das Thema des<br />

Sozialtherapeuten Andreas Thamm aus Senftenberg.<br />

Er erläuterte, wie dem Burnout, dem „Ausgebranntsein“,<br />

besser zu begegnen ist, wies Entstehungshintergründe<br />

und Vermeidungsstrategien<br />

auf. Zu Suchtproblemen beriet Roland Müller von<br />

der Suchthilfe Finsterwalde. Außerdem konnten<br />

die Teilnehmer einen Fitness- und Gesundheits-<br />

Check vom Brandenburgischem Präventions- und<br />

Rehabilitationssportverein e.V. durchlaufen oder<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Blutzucker und Cholesterinwerte von der Apotheke<br />

Finsterwalde messen lassen. Sogar Spritsparkurse<br />

standen auf dem Programm.<br />

„Das riesige Spektrum haben wir organisiert, um<br />

möglichst allen Interessen gerecht zu werden“, so<br />

Betriebsrat René Krause. Und durch alle Stationen<br />

zog sich ein Quiz zum Arbeits- und Gesundheitsschutz,<br />

mit attraktiven Preisen, gesponsert von der<br />

Voestalpine Draht GmbH und der <strong>BGHM</strong>. Hauptgewinn:<br />

Ein Wochenende in der Spreewald-Therme<br />

mit Übernachtung und Abendessen. Eine rundum<br />

gelungene Veranstaltung also. Seine Begeisterung<br />

brachte Joachim Kuppert, Ortsvorsitzender und<br />

AG-Leiter des Deutschen Roten Kreuzes in Finsterwalde<br />

am Ende auf den Punkt: „Das hier hat richtig<br />

Spaß gemacht!“<br />

Manja Treue<br />

Immer unterwegs:<br />

der Audiometrist<br />

Karsten Blankenfeld<br />

(<strong>BGHM</strong>) mit seinem<br />

Gehörtestmobil aus<br />

Hannover<br />

Frank Kaerger<br />

Weltmeister im Natural<br />

Bodybuilding<br />

erklärt, wie man<br />

zu einem starken<br />

Rücken kommt.<br />

11


Foto: <strong>BGHM</strong><br />

<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Gut gesichert,<br />

hoch hinaus: Steigschutzeinrichtung<br />

an einer Leiter<br />

12<br />

DIN EN 353-1:2002<br />

Das bedeutet, dass Produkte, deren EG-Baumusterprüfung<br />

nur auf Basis der DIN EN 353-1:2002<br />

durchgeführt wurde, nicht mehr in Verkehr gebracht<br />

werden dürfen.<br />

Die genannte harmonisierte europäische Norm<br />

erfüllt nicht alle Anforderungen der PSA-Richtlinie<br />

89/686/EWG. Für die Hersteller bedeutet dies,<br />

dass bei der Konformitätsbewertung auch diejenigen<br />

Risiken berücksichtigt werden müssen, die<br />

nicht von der Norm abgedeckt werden und damit<br />

zur Zurückziehung der Konformitätsvermutung der<br />

DIN EN 353-1:2002 geführt haben (rück- und seitwärtiges<br />

Fallen des Benutzers). Darüber hinaus<br />

sind auch weitere, bei vorhersehbarer Benutzung<br />

auftretende, mögliche Risiken mit einzubeziehen.<br />

Auf Grund der Gefahr tödlicher Verletzungsfolgen<br />

kann nach Auffassung des Fachausschusses „Persönliche<br />

Schutzausrüstungen“ nicht von einem<br />

Bestandsschutz für bereits installierte Steigschutz<br />

einrichtungen ausgegangen werden. Der Hersteller<br />

hat im Rahmen der Produkthaftung die Verpflichtung,<br />

seine Kunden über die zurückgezogene Bestätigung<br />

der Richtlinienkonformität zu informieren.<br />

weitere Vorgehensweise<br />

Bei bereits installierten und in Gebrauch befindlichen<br />

Steigschutzanlagen wird dem Betreiber empfohlen,<br />

vom Hersteller eine aktuelle EG-Baumusterprüfbescheinigung<br />

oder schriftliche Bestätigung<br />

der Zertifizierungsstelle hinsichtlich der Richtlinienkonformität<br />

anzufordern. Änderungsempfehlun-<br />

Vermutungswirkung<br />

zurückgezogen<br />

Der Norm DIN EN 353-1:2002 „Persönliche Schutzausrüstung<br />

gegen Absturz - Teil 1: Steigschutzeinrichtungen<br />

einschließlich fester Führung“ wurde<br />

die Konformitätsvermutung entzogen.<br />

gen der Hersteller sind vor der nächsten Benutzung<br />

des Steigschutzes umzusetzen. Ist eine technische<br />

Änderung nicht sofort möglich, so ist vom Benutzer<br />

für die Benutzung der Steigschutzeinrichtung in<br />

der Übergangsphase eine erneute Gefährdungsbeurteilung<br />

unter Berücksichtigung der vom Hersteller<br />

beschriebenen Risiken durchzuführen. Ist eine<br />

Kontaktaufnahme mit dem Hersteller nicht mehr<br />

möglich, so ist der ungünstigste Fall anzunehmen.<br />

Dies bedeutet: Es sind Zusatzmaßnahmen unter<br />

Berücksichtigung aller Risiken festzulegen oder<br />

die Steigschutzeinrichtung ist durch eine richtlinienkonforme<br />

Schutzausrüstung zu ersetzen.<br />

Fragen zur PSA gegen Absturz beantworten bei<br />

der <strong>BGHM</strong> Peter Boddenberg (PD Köln) und<br />

Dr. Marco Einhaus (PD München). Weitere<br />

Informationen zum Thema „Zurückziehung<br />

der Konformitätsvermutung für die<br />

DIN EN 353-1:2002“ hat der Fachausschuss „Persönliche<br />

Schutzausrüstungen“ ins Internet gestellt.<br />

Peter Boddenberg<br />

Weitere Informationen zum Thema im<br />

Internet unter:<br />

www.dguv.de Webcode: d115427


SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

MAN<br />

Präventions-coaching für Mitarbeiter<br />

Die demographische Entwicklung der Bevölkerung, die Verlängerung der Lebensarbeitszeit,<br />

die Verschärfung des Wettbewerbes und die Veränderungen der Arbeitswelt<br />

stellen alle Industriegesellschaften vor neue Herausforderungen.<br />

Zum einen müssen die Unternehmen darauf reagieren,<br />

zum anderen aber auch die Beschäftigten<br />

selbst, indem sie sich individuell auf diese veränderten<br />

Rahmenbedingungen einstellen. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass die meisten Menschen auf ihrem<br />

Entwicklungsweg zu mehr Eigenverantwortung bei<br />

den ersten Schritten oftmals Unterstützung benötigen.<br />

Im MAN-Werk Salzgitter stehen nun sogenannte<br />

Präventions-Coaches für alle Beschäftigten<br />

als Motivationsexperten für Fragen eines gesünderen<br />

Lebensstils zur Verfügung.<br />

Ausbildung mit Praxiseinsatz<br />

Die hier eingesetzten Ansprechpartner haben nach<br />

ihrem Studium in einer der Fachrichtungen Sportwissenschaften,<br />

Psychologie oder Pädagogik eine<br />

Weiterbildung als Präventions-Coach erhalten.<br />

Die Ausbildung umfasst auch einen Praxiseinsatz<br />

in ausgewählten Unternehmen der Region. Diese<br />

Form der Ausbildung existiert erstmalig in Deutschland.<br />

Bei MAN Truck & Bus im Werk Salzgitter richtet<br />

sich das Angebot der Präventions-Coaches an alle<br />

Beschäftigten. Deren Gesundheit wird, unter dem<br />

Aspekt einer immer älter werdenden Belegschaft,<br />

entscheidend für den langfristigen Erfolg eines<br />

Unternehmens sein. Hieraus entsteht die Notwendigkeit,<br />

dass Unternehmen in die Gesundheit ihrer<br />

Belegschaften investieren. Eine wichtige Funktion<br />

kann hierbei zukünftig der systemische Präventions-Coach<br />

übernehmen, denn nur Beschäftigte,<br />

deren Work-Life-Balance ausgeglichen ist, sind<br />

unabhängig vom Alter leistungsstark und belastbar.<br />

Es ergibt sich sowohl für das Unternehmen als<br />

auch für den Beschäftigten und seine Familie ein<br />

wechselseitiger Nutzen.<br />

Die Mitarbeiter des MAN Werkes Salzgitter wurden<br />

über Flyer, das Firmen-Intranet und im Rahmen<br />

von Teambesprechungen auf die Möglichkeit des<br />

Coachings aufmerksam gemacht. In einem ersten<br />

Gespräch wurden mit dem Coach die Schwerpunkte<br />

der Begleitung gemeinsam festgelegt. Dabei ist<br />

von Vorteil, dass der Präventions-Coach Einblick in<br />

die tägliche Arbeit der Beschäftigten erhält. Kosten<br />

für die Beschäftigten entstehen durch dieses<br />

Coaching-Angebot nicht. Für den Gesundheitsdienst<br />

des Werkes ist dieses Coaching-Programm<br />

ein weiteres Angebot zur Ergänzung der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung. Perspektivisch könnte<br />

sich hieraus eine konstruktive Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Beschäftigten, dem systemischen<br />

Präventions-Coach, dem Betriebsarzt und dem<br />

Hausarzt ergeben, um die Lebensqualität eines jeden<br />

interessierten Mitarbeiters zu verbessern. Die<br />

Coaching-Gespräche sind absolut vertraulich, der<br />

Datenschutz ist oberstes Gebot.<br />

MAN/Hbg<br />

Foto: MAN<br />

Der MAN-<br />

Präventions-Coach<br />

macht sich ein Bild<br />

von den Arbeitsbedingungen.<br />

13


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Druckluftpistolen<br />

es geht auch leiser<br />

Trotz großer Produktvielfalt sind Druckluftpistolen in<br />

den Betrieben häufig noch die wesentliche Lärmquelle.<br />

Das muss nicht so sein.<br />

14<br />

Über lärmarme Druckluftdüsen ist viel geschrieben<br />

worden, und der Markt bietet etliche Produkte<br />

dazu. Aber, sei es bei der Erstellung eines Lärmkatasters<br />

oder bei der Ermittlung im Rahmen eines<br />

Berufskrankheitenverfahrens: Lärmmessungen in<br />

Betrieben machen die Druckluftdüsen nach wie<br />

vor als eine oder gar die wesentliche Lärmquelle<br />

aus. Besonders kritisch sind dabei die vielen Arbeitsplätze<br />

zu bewerten, die nicht selbstverständlich<br />

als lärmkritisch wahrgenommen werden, weil<br />

die Beschäftigten dort nicht an lauten Maschinen<br />

arbeiten. Wenn sie aber besonders häufig und regelmäßig<br />

zur Druckluftpistole greifen, erreicht der<br />

Lärm auch dort einen Pegel, der weit über dem von<br />

Maschinenarbeitsplätzen liegt.<br />

Bei den vorgefundenen Druckluftpistolen handelt<br />

es sich in der Regel um eine einfache Standardausführung.<br />

Allerdings ist deren Düse meist mit einem<br />

Bohrer um einige Millimeter erweitert worden, da<br />

der relativ kleine Innendurchmesser des Originals<br />

viel zu schwach für die zu verrichtenden Aufgaben<br />

Fotos: Schuldt<br />

ist. Das Aufbohren erhöht die Blaskraft der Pistole<br />

auf einfache Weise um mehr als das Dreifache.<br />

Dieser Vorteil wird aber mit dem extrem erhöhten<br />

Geräusch erkauft. Je größer der Durchmesser einer<br />

Düse, desto lauter ist diese. Das Prinzip leiser Düsen<br />

beruht deshalb darauf, den Luftstrom auf mehrere<br />

feine Öffnungen zu verteilen.<br />

Häufig ist das Problem der extremen Lärmpegel<br />

beim Einsatz von Druckluft in den Betrieben gar<br />

nicht bekannt. Dort wo es aber bekannt ist und man<br />

leise Düsen eingesetzt hat, sind diese Versuche oft<br />

gescheitert, weil die neuen Düsen sich als viel zu<br />

schwach herausstellten. Zumeist wurden beim üblichen<br />

Lieferanten wenige Düsen beschafft, welche<br />

die Mitarbeiter dann aber nicht akzeptiert haben.<br />

Und schließlich griffen diese wieder auf die aufgebohrten<br />

Düsen zurück.<br />

Letztlich basiert der Lärmpegel beim Einsatz von<br />

Druckluftpistolen auf mehreren Faktoren. Zum einen<br />

spielen die Höhe des Luftdruckes im Betriebs-


netz und das reine Blasgeräusch der jeweiligen<br />

Düse die entscheidende Rolle. Zum anderen beeinflusst<br />

die jeweilige Verwendung das Aufprallgeräusch<br />

des Luftstrahls. Werden nur große Flächen<br />

aus einiger Entfernung oder aber Werkstücke mit<br />

Kanten und Bohrungen aus kürzester Distanz direkt<br />

abgeblasen? Eine lärmarme Düse entscheidet also<br />

nicht allein über die eventuell zu erzielenden Verbesserungen.<br />

So kann beispielsweise eine Düse<br />

mit erhöhtem Volumenstrom bei direktem Anblasen<br />

eines Werkstückes und reduziertem Druck pro<br />

Fläche besser als Düsen mit scharf gebündeltem<br />

Strahl sein.<br />

ohne test geht es nicht<br />

Nicht die Leistungsdaten aus Katalogen allein sondern<br />

erst ein Test am Arbeitsplatz ermöglicht eine<br />

verlässliche Aussage zur Druckluftdüse. Dies erklärt<br />

teilweise auch, warum die in Betrieben unternommenen<br />

Lösungsversuche oft gescheitert sind.<br />

Mit nur wenigen, meist für den konkreten Verwendungszweck<br />

ungeeigneten und häufig veralteten<br />

Testmustern ist ein unbefriedigendes Ergebnis vorprogrammiert.<br />

Wer sich einen Überblick über die in<br />

Frage kommenden Düsen verschaffen will, muss<br />

also einigen Aufwand betreiben.<br />

Dabei ist es besser, den Mitarbeitern direkt verwendungsfähige<br />

Druckluftpistolen (und nicht etwa<br />

nur einzelne Düsen) über mehrere Tage zum ausgiebigen<br />

Test zu überlassen. Die Vorauswahl an einem<br />

konkreten Arbeitsplatz ist dabei gemeinsam<br />

mit dem Mitarbeiter aus einem „Fundus“ verschiedener<br />

Modelle unterschiedlicher Hersteller unter<br />

Einsatz eines Lärmmessgerätes zu treffen. Ziel ist<br />

nicht nur der Einsatz einer deutlich leiseren Druckluftpistole.<br />

Vielmehr soll das neue Gerät für den<br />

Mitarbeiter in der Praxis mindestens genauso geeignet<br />

sein wie das alte. Dieses Verfahren gibt dem<br />

Betrieb die Gewissheit, dass sich die Investition<br />

auch lohnt: Zur deutlichen Lärmminderung kommt<br />

die Akzeptanz durch den Mitarbeiter. Bei den oben<br />

beschriebenen Arbeitsplätzen lässt sich der Lärmpegel<br />

so zum Teil deutlich senken.<br />

Peter Schuldt<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Zu laut: Aufgebohrte<br />

Druckluftdüse mit<br />

hoher Blaskraft. Der<br />

Vorteil wird aber mit<br />

extrem erhöhtem Lärmpegel<br />

erkauft.<br />

Ausblasen von<br />

Faserresten aus<br />

einer Presse vor<br />

dem Einlegen von<br />

neuem Material<br />

15


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Schwerpunktthema Dezember<br />

Montagearbeiten auf Dächern<br />

Arbeitsplätze auf Dächern gehören zu den gefährlichsten in der gewerblichen<br />

Wirtschaft. Abstürze über die Dachaußenkanten oder Stürze durch Lichtkuppeln,<br />

Lichtbänder oder Faserzement-Wellplatten sind meist mit schweren Verletzungen<br />

verbunden oder enden sogar tödlich.<br />

<strong>16</strong><br />

Dies belegt eine Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

aus dem Jahr 2001, nach der sich etwa 30 Prozent aller tödlichen Absturzunfälle<br />

vom Dach aus ereigneten. Darüber hinaus zeigt eine Statistik der Berufsgenossenschaft<br />

der Bauwirtschaft, dass innerhalb von drei Jahren mehr als 90 Personen<br />

durch nicht tragfähige Bauteile von Dächern gestürzt sind. Montagearbeiten, die<br />

von Dächern ausgeführt werden, sind zum Beispiel<br />

• Instandhaltungsarbeiten am Dach (Dachreparaturen, Reinigung von Dachflächen,<br />

Dachrinnen und Regeneinläufen, Dachinspektionen)<br />

• Instandhaltungsarbeiten von maschinellen Anlagen auf dem Dach<br />

(Wartung von Filteranlagen, Klimageräten o. ä.)<br />

• Montage von maschinellen Anlagen oder Antennenanlagen<br />

• Montage von Thermosolar- oder Photovoltaikanlagen<br />

Foto: Bramac


Der Unternehmer hat bei all diesen Arbeiten die<br />

mit den Tätigkeiten verbundenen Gefährdungen<br />

zu ermitteln, zum Beispiel auch bei der nur kurzzeitigen<br />

Dachrinnenreinigung, und wirkungsvolle<br />

Schutzmaßnahmen festzulegen. Bei der Auswahl<br />

der Schutzmaßnahmen sind, unter Betrachtung<br />

der jeweiligen Risiken, folgende Fragestellungen<br />

zu berücksichtigen:<br />

• Soll ein Steil- oder ein Flachdach betreten<br />

werden?<br />

• Handelt es sich um längerfristige Tätigkeiten,<br />

z. B. Montage von Photovoltaik- oder Thermosolaranlagen?<br />

• Werden ausschließlich kurzzeitige Arbeiten ausgeführt,<br />

z. B. Reinigen von Dacheinläufen?<br />

• Wie häufig werden kurzzeitige Tätigkeiten ausgeführt,<br />

z.B. tägliche Einstell- und Wartungsaufgaben<br />

an Filteranlagen?<br />

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Absturzunfalls<br />

eher ein selten auftretendes Ereignis<br />

darstellt, so ist das Schadensausmaß jedoch<br />

immer der Tod oder ein schwerer, bleibender<br />

Gesundheitsschaden. Daraus folgt, dass bei einer<br />

Risikobetrachtung Maßnahmen mit erhöhter<br />

Schutzwirkung eingesetzt werden müssen. Dies<br />

sind technische Maßnahmen zum Schutz gegen<br />

Absturz, auf die nachfolgend im Einzelnen eingegangen<br />

wird.<br />

Schutzmaßnahmen für flachdächer<br />

Von Flachdächern ist die Rede, wenn deren Neigung<br />

höchstens 20 Grad beträgt. Aufstiege auf das<br />

Dach sollten grundsätzlich als Treppen ausgebildet<br />

werden. Dächer, die für den öffentlichen Verkehr<br />

freigegeben sind, zum Beispiel begrünte Dächer<br />

als Aufenthaltsbereich für Mitarbeiter, müssen immer<br />

über eine Treppe erreichbar sein. Steigleitern<br />

eignen sich nur für gelegentliche Dachaufstiege,<br />

dabei kann der Mitarbeiter Material und größere<br />

Werkzeuge nicht mitführen. Steigleitern besitzen<br />

als Absturzsicherung einen Rückenschutz oder<br />

eine Steigschutzeinrichtung. Bei Steigleitern über<br />

fünf Meter Steighöhe beginnt der Rückenschutz<br />

ab drei Metern. Beträgt die Absturzhöhe mehr als<br />

zehn Meter, ist eine Steigschutzeinrichtung zwingend<br />

vorgesehen. Im Aus- bzw. Einstiegsbereich<br />

von Steigleitern besteht Absturzgefahr. Geländer<br />

von 2 Metern Länge rechts und links der Leiter können<br />

den Absturz verhindern.<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Anlegeleitern eignen sich nicht als wiederholt<br />

benutzte Aufstiege zu Dächern. Sie gehören zu<br />

den unfallträchtigsten Arbeitsmitteln. Deshalb ist<br />

ihr Einsatz auf das unbedingt notwendige Maß<br />

zu beschränken. Darüber hinaus dürfen Anlegeleitern<br />

nur zur Überbrückung von einem Höhenunterschied<br />

von maximal fünf Metern eingesetzt<br />

werden. Zugänge zum Dach sind gegen unbefugtes<br />

Benutzen zu sichern.<br />

Geländer und <strong>Seiten</strong>schutz sind die effektivsten<br />

Maßnahmen gegen Absturz. Sie bestehen<br />

aus Handlauf, Zwischenholm und Fußleiste bzw.<br />

Foto: Dany-Alu<br />

Bordbrett. Dienen Flachdächer dem zeitweiligen<br />

Aufenthalt von Menschen, müssen die Dachränder,<br />

alle Öffnungen, Oberlichter, Lichtplatten etc.<br />

durch einen fest angebrachten <strong>Seiten</strong>schutz nach<br />

Landesbauordnung (LBO) gesichert sein. Bis zwölf<br />

Meter Absturzhöhe beträgt die Handlaufhöhe<br />

grundsätzlich 1 Meter, darüber hinaus 1,1 Meter.<br />

Einige Landesbauordnungen lassen noch eine Geländerhöhe<br />

von 0,9 Metern zu. Ein Geländer kann<br />

entfallen, wenn nicht begehbare Oberlichter und<br />

Glasabdeckungen mehr als 0,5 m aus dem Dach<br />

herausragen. Das Geländer ist gemäß LBO entsprechend<br />

der lotrechten Verkehrslasten auszulegen.<br />

Für zeitweilige Arbeiten auf Dächern genügt ein<br />

temporärer <strong>Seiten</strong>schutz gemäß DIN EN 13374.<br />

Dessen Oberkante liegt dabei unabhängig von der<br />

Absturzhöhe ein Meter über der Standfläche. Die<br />

Fußleiste bemisst 15 Zentimeter. Für Arbeiten auf<br />

Flachdächern genügt ein <strong>Seiten</strong>schutz der Klasse<br />

A. Besteht jedoch bei einer geringen Dachneigung<br />

die Gefahr, dass Personen in den <strong>Seiten</strong>schutz hineinrutschen,<br />

muss er der Klasse B entsprechen.<br />

Sowohl vorkonfektionierte Geländer zum Anbrin-<br />

Abgesicherte<br />

Dachkante mit<br />

temporärem<br />

Geländer<br />

17


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

18<br />

gen an den Dachaußenkanten, als auch freistehende<br />

Geländer werden von einigen Herstellern<br />

angeboten. Auf <strong>Seiten</strong>schutz an den Dachaußenkanten<br />

kann verzichtet werden, wenn zum Beispiel<br />

die Attika des Daches ein Meter bzw. 1,1 Meter über<br />

die Dachfläche hinausragt. Insbesondere bei der<br />

Neuplanung von Gebäuden sollte dies in Erwägung<br />

gezogen werden.<br />

PSA gegen Absturz<br />

Einige Hersteller bieten Lichtkuppeln oder lichtkuppelähnliche<br />

Lichtbänder für den Zeitraum des<br />

Einbaus als „durchsturzsicher“ an (besondere<br />

Kennzeichnung). Darüber hinaus gelten diese Bauteile<br />

jedoch nicht als durchsturzsicher. Sie lassen<br />

sich für zeitweilige Arbeiten auf Dächern mit Auffangeinrichtungen<br />

sichern. Entsprechende Unterspannungen<br />

oder Überdeckungen bieten die Hersteller<br />

an, zum Teil auch für Bauteile im Bestand.<br />

Neben der Auffangwirkung bieten Überdeckungen<br />

zusätzlich Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung<br />

und Unterspannungen einen erhöhten Einbruchschutz.<br />

Um Verkehrswege auf Dächern sicher zu begehen,<br />

werden Mitarbeiter häufig mit Persönlicher Schutzausrüstung<br />

(PSA) gegen Absturz ausgestattet. Auf<br />

den Flachdächern sind dann meist nur Einzelanschlagpunkte<br />

angebracht. Um diese zu erreichen<br />

oder sich von Anschlagpunkt zu Anschlagpunkt<br />

umzuhängen, betreten die Mitarbeiter ungesicherte<br />

Bereiche. Wenn andere Schutzmaßnahmen,<br />

wie <strong>Seiten</strong>schutz oder Auffangeinrichtung, nicht<br />

einsetzbar sind, sollten für Verkehrswege auf dem<br />

Dach Anschlagsysteme eingesetzt werden, die eine<br />

durchgehende Sicherung vom Aufstieg bis zum Arbeitsplatz<br />

zulassen. Dazu zählen Anschlageinrichtungen<br />

mit Seil- oder Schienenführungen. Nach<br />

dem sicheren Erreichen des Arbeitsplatzes können<br />

Einzelanschlagpunkte eine wirksame Schutzmaßnahme<br />

gegen Absturz sein. Den Einsatz von PSA<br />

gegen Absturz regelt die gleichnamige BGR 198.<br />

Nicht immer muss die gesamte Dachfläche gegen<br />

Absturz gesichert werden, nur um einen bestimmten<br />

Punkt auf dem Dach sicher erreichen zu können.<br />

Wird sichergestellt, dass die Mitarbeiter die<br />

vorgeschriebenen Verkehrswege nicht verlassen,<br />

kann ein „sicherer Abstand“ zur Absturzkante als<br />

Schutzmaßnahme ausreichen. Dieser beträgt mindestens<br />

zwei Meter. Zur Absturzkante hin sollte<br />

eine feste Absperrung erfolgen, zum Beispiel eine<br />

Absperrkette. Aufgrund einer Gefährdungs- und<br />

Risikobeurteilung kann auch die Kennzeichnung


Laufsteg auf einem<br />

Faserzement-Wellplattendach<br />

der Verkehrswege ausreichen. Dabei kommt den<br />

organisatorischen Maßnahmen eine besondere<br />

Bedeutung zu:<br />

• Eigene Mitarbeiter und die von Fremdfirmen<br />

werden verpflichtet, ausschließlich die gekennzeichneten<br />

Verkehrswege zu benutzen.<br />

• Das Betreten von Dächern bei Schnee oder anderen<br />

Bedingungen, die die Wahrnehmung der<br />

Kennzeichnung von Verkehrswegen behindern,<br />

wird untersagt.<br />

• Die Ausführung von Arbeiten, auch die der<br />

Fremdfirmen, wird verstärkt kontrolliert.<br />

nicht begehbare Dachflächen<br />

Dachflächen, die beim Begehen durchbrechen, bestehen<br />

zum Beispiel aus Faserzement-Wellplatten,<br />

Bitumenwellplatten, Glaseindeckungen oder Lichtplatten<br />

aus PVC. Besonders gefährlich sind ältere<br />

Lichtplatten, die in Faserzement-Wellplatten, Bitumenwellplatten<br />

oder Profilblechen eben eingebaut<br />

sind. Durch die Verschmutzung kann der Benutzer<br />

der Dachfläche die Lichtplatten nicht mehr von der<br />

übrigen begehbaren Dachfläche (zum Beispiel Profilbleche)<br />

unterscheiden. Verkehrswege auf nicht<br />

begehbaren Dachflächen können durch gegen<br />

Verrutschen gesicherte Laufstege mit beidseitigem<br />

<strong>Seiten</strong>schutz gesichert werden. Das Gleiche<br />

trifft auf Arbeitsplätze zu. Muss allerdings auch nur<br />

ein Geländer des Laufsteges entfernt werden, zum<br />

Beispiel weil es bei den auszuführenden Arbeiten<br />

stört, sind unterhalb der nicht begehbaren Dachfläche<br />

Auffangeinrichtungen einzusetzen.<br />

Dies können vorzugsweise Auffangnetze (BGR 179<br />

„Einsatz von Schutznetzen“) oder Fanggerüste<br />

(BGR 203 „Dacharbeiten“) sein. Lauf- und Arbeitsstege<br />

aus Holz müssen mindestens der Sortier-<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

klasse S 10 oder MS 10 nach DIN 4074-1 entsprechen.<br />

Die Bohlendicke, -breite und -stützweite kann der<br />

BGR 203 entnommen werden.<br />

Schutzmaßnahmen für Steildächer<br />

Von Steildächern spricht man, wenn die Neigung<br />

größer als 20 Grad ist. Auch bei diesen Dächern<br />

sollten keine Anlegeleitern als Aufstiege ausgewählt<br />

werden. Für kurzeitige Instandhaltungsmaßnahmen<br />

bieten oftmals Dachfenster einen besseren<br />

Zugang zum Dach. Steht ein Fanggerüst als<br />

Schutzmaßnahme gegen Absturz zur Verfügung,<br />

kann über dieses das Steildach sicher betreten<br />

werden. Auch bei der Sicherung von Steildächern<br />

ist die Rangfolge der Schutzmaßnahmen (Geländer<br />

– Auffangeinrichtungen – PSA gegen Absturz) einzuhalten.<br />

Als Schutzmaßnahmen gegen Absturz<br />

kommen an den Giebelseiten <strong>Seiten</strong>schutz oder<br />

Fanggerüste sowie an der Traufseite Dachfanggerüste<br />

zum Einsatz. Liegt die Dachneigung zwischen<br />

45° und 60° müssen zusätzliche Fangeinrichtungen<br />

auf der Dachfläche nach jeweils fünf Metern<br />

Höhenunterschied angebracht werden. Außerdem<br />

sind den Mitarbeitern bei Arbeiten auf solch steilen<br />

Dächern sichere Standplätze zur Verfügung zu<br />

stellen, zum Beispiel sogenannte Dachdeckerstühle<br />

oder Dachdecker-Auflegeleitern.<br />

Die Benutzung von PSA gegen Absturz auf Steildächern<br />

stellt sich nicht so einfach dar wie auf<br />

Flachdächern. Oft fehlen geeignete Anschlagpunkte.<br />

Auch hier sind Anschlagsysteme mit Seil oder<br />

Schienenführung zu bevorzugen. Fehlen solche<br />

Systeme auf dem Dach, sollten mindestens Einzelanschlagpunkte<br />

zur Verfügung stehen. Dies sind in<br />

der Regel Dachhaken. Ein neueres Anschlagsystem<br />

zur Befestigung für PSA gegen Absturz stellt die<br />

Dachspirale dar. Sie ermöglicht eine durchgehen-<br />

Foto: Parador<br />

19


Foto: Söll Sperian<br />

<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Ausstieg über ein<br />

Dachfenster und Sicherung<br />

des Führungsseils<br />

an einem Dachhaken<br />

20<br />

de Sicherung während des Anbringens des Verbindungsseils<br />

an den Spiralen.<br />

organisatorische Maßnahmen<br />

Der Betreiber einer baulichen Anlage muss die<br />

Zugänge zum Dach für Unbefugte sperren und<br />

kennzeichnen. Bei der Vergabe von Aufträgen an<br />

eine Instandhaltungsfirma ist er verpflichtet, den<br />

Auftragnehmer bei der Gefährdungsbeurteilung<br />

zu unterstützen, das heißt, er hat diesen über die<br />

Absicherung des Daches zu informieren. Diese Information<br />

benötigt der Auftragnehmer auch, um<br />

die durchzuführenden Arbeiten sicher kalkulieren<br />

zu können. Die Arbeiten auf dem Dach dürfen Mitarbeiter<br />

des laufenden Betriebs, aber auch andere<br />

Foto: Lux<br />

Foto: Lux<br />

Mitarbeiter, die in der Nähe tätig sind, nicht gefährden.<br />

Um dies zu gewährleisten, ist ein Koordinator<br />

zu bestellen, der Weisungsbefugnis besitzt.<br />

Dacharbeiten sind durch das ausführende Unternehmen<br />

sorgfältig zu planen. Vor Aufnahme der<br />

Tätigkeiten sollten die notwendigen Informationen<br />

über die Situation vor Ort vorliegen. Mitarbeiter,<br />

die Arbeiten vom Dach aus durchführen, sind über<br />

die in der Gefährdungsbeurteilung ermittelten<br />

Gefährdungen und Schutzmaßnahmen zu unterweisen.<br />

Der Einsatz von PSA gegen Absturz bedarf<br />

entsprechender Übungen. Die Unterweisungen<br />

und Übungen müssen dokumentiert werden. Die<br />

Einweisung in die Arbeit sollte vor Ort durchgeführt<br />

werden. Kommt PSA gegen<br />

Absturz zum Einsatz, sind Rettungsmaßnahmen<br />

zu planen.<br />

Für den Fall des Sturzes in ein<br />

Auffangsystem gewährleistet<br />

nur eine unverzügliche Rettung<br />

das Auftreten schwerer<br />

gesundheitlicher Schäden,<br />

die bereits nach wenigen Minuten<br />

Hängedauer eintreten<br />

können. Für Arbeiten auf Dächern<br />

dürfen nur geeignete<br />

Mitarbeiter eingesetzt werden.<br />

Die körperliche Eignung<br />

für das Arbeiten in der Höhe<br />

kann durch eine arbeitsmedizinischeVorsorgeuntersuchung<br />

nach dem BG-Grundsatz<br />

41 nachgewiesen werden.<br />

Reinhard Wilke


Metallspäne leiten Kriechströme ans Gehäuse<br />

Stromschlag am winkelschleifer<br />

In den letzten Jahren sind<br />

Beschäftigte unserer Mitgliedsbetriebe<br />

wiederholt<br />

durch Stromschläge beim<br />

Umgang mit Winkel- und Geradschleifmaschinen<br />

verletzt<br />

worden. Diese Vorfälle nahm<br />

das Institut für Arbeitsschutz<br />

der Deutschen Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung zum Anlass,<br />

derartige „Unfallmaschinen“<br />

zu untersuchen.<br />

Foto: IFA<br />

Bei der Bearbeitung metallischer Werkstücke mit<br />

Schleifscheiben werden Metallpartikel unterschiedlicher<br />

Größe abgetragen. Die Größenverteilung<br />

der Partikel hängt von der Korngröße der<br />

Schleifscheibe und vom jeweiligen Material ab. Bei<br />

der Untersuchung stellte sich heraus, dass die kleinen<br />

Metallspäne in die Maschine eindringen können.<br />

Das geschieht größtenteils durch die Lüftungsöffnungen<br />

der elektrischen Winkelschleifer. Die<br />

leitfähigen Ablagerungen (z.B. Eisen, Aluminium,<br />

aber auch Grafit) bilden im Inneren Kriechstrecken<br />

und verbinden so elektrisch spannungsführende<br />

Teile wie beispielsweise Netzanschlussschrauben<br />

mit der Außenseite des Gehäuses. Berichtet wurde<br />

von Stromschlägen im Bereich des Einschalters<br />

sowie der Lüftungsöffnungen, allerdings befanden<br />

sich Ablagerungen auch an den Fügestellen der Gehäuseschalen.<br />

Gefährdungsbeurteilung und Maßnahmen<br />

Gemäß Paragraf 4 der Betriebssicherheitsverordnung<br />

dürfen den Beschäftigten nur Arbeitsmittel<br />

zur Verfügung gestellt werden, die für die am Arbeitsplatz<br />

vorhandenen Bedingungen geeignet<br />

sind. Handelsübliche Winkelschleifer sind nicht<br />

für das ständige Arbeiten in einer Umgebung mit<br />

elektrisch leitfähigen Partikeln geeignet. Dies geht<br />

auch aus den meisten Betriebsanleitungen für<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

die Maschinen hervor. In der Regel weisen diese<br />

Winkelschleifer die Schutzart IP 20 auf. Hier können<br />

die leitfähigen Partikel über die Kühlluft eingesaugt<br />

werden und durch die Ablagerung in der<br />

Maschine leitfähige Kriechstrecken bilden. Eine<br />

tägliche äußere Reinigung der Maschine ist nicht<br />

ausreichend, eine innere Reinigung ist seitens der<br />

Hersteller nicht erlaubt. Spezialschrauben sollen<br />

dies für Unbefugte verhindern. Es sei an dieser<br />

Stelle auch dringend davor gewarnt.<br />

Für Schleifarbeiten, bei denen größere Mengen<br />

von feinem Schleifstaub entstehen, sollten pneumatische<br />

Winkelschleifer eingesetzt werden. Auch<br />

elektrische Winkelschleifer mit einer höheren Betriebsfrequenz,<br />

zum Beispiel 300 Hz-Geräte mit<br />

Asynchronmotoren, können verwendet werden, da<br />

diese eine höhere IP-Schutzart aufweisen.<br />

Für die Gefährdungsbeurteilung an neuen Arbeitsplätzen<br />

sind genaue Informationen über Werkstoffe,<br />

Schleifscheibe, Menge des anfallenden Abtrags<br />

erforderlich. An bestehenden Arbeitsplätzen kann<br />

eine mögliche Gefährdung schon anhand der Verunreinigungen<br />

(Leitfähigkeit, Mengen, Partikelgröße)<br />

am Arbeitsplatz und an der Maschine direkt<br />

nach einer Schicht abgeschätzt werden.<br />

Dr. Matthias Timm<br />

Metall- und Graphitstaubablagerungen<br />

im Inneren<br />

von Winkelschleifern<br />

können Kriechströme verursachen<br />

und elektrische<br />

Ströme ans Gehäuse<br />

weiterleiten.<br />

21


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Jungunternehmer und BG<br />

„was wollen die denn von mir?“<br />

Das war der erste Gedanke von Sebastian Labussek. Er hatte gerade das Autohaus in<br />

Butzbach übernommen – mit 29 Jahren. Als erfolgreicher Verkäufer meinte er, „locker“<br />

auch so einen Laden führen zu können. Mit dem „Behördenkram“ hatte er nicht gerechnet.<br />

22<br />

„Umweltamt, Gesundheitsbehörde, Gebäudeversicherung,<br />

außerdem die TÜV-Abnahmen, die komplette<br />

Werkstattausrüstung, viele wichtige finanzielle<br />

Entscheidungen eben“, erzählt er offen. Und<br />

dann kam auch noch die Berufsgenossenschaft<br />

(BG). „Ich war absolut negativ eingestellt. Die gucken<br />

dir jetzt nur auf die Finger, hab‘ ich gedacht.<br />

Die wollen Dinge, die nicht praktikabel sind.“<br />

Alles begann mit einem Besuch vom Gewerbeamt.<br />

„Bei der Prüfung haben sie zwei technische<br />

Mängel festgestellt. Da bin ich dann vor die Wahl<br />

gestellt worden: Entweder kostenfreies Unternehmermodell<br />

der BG oder eine externe Firma beauftragen.“<br />

Der inzwischen 33-Jährige entschied sich<br />

für das Unternehmermodell der BG; „eine gute Entscheidung“,<br />

wie er heute findet.<br />

wie die Jungfrau zum kinde<br />

„Da übernimmt ein 29-Jähriger die Firma. Das hat<br />

schon Überzeugungskraft gekostet“, erzählt der<br />

Geschäftsführer des Kfz-Betriebes. „Erreicht hab‘<br />

ich das durch Ehrlichkeit und Transparenz.“ Seit<br />

drei Jahren führt der junge Mann eine kleine Mannschaft<br />

an. Und doch gibt er zu: „Da gab es eine<br />

lange Phase, in der ich dachte, das lass‘ ich wieder.“<br />

2005 habe er als Junior-Verkäufer in einem<br />

Autohaus begonnen, mit richtig guten Ergebnissen<br />

gleich im ersten Jahr. Er bekam das Angebot, in ein<br />

anderes Autohaus zu wechseln. Einen Monat später<br />

war er dort Verkaufsleiter. „Das war mein erfolgreichstes<br />

Jahr überhaupt“, erzählt er stolz. 2007<br />

lernte er den Vorbesitzer des Autohauses in Butz-<br />

Fotos: Treue<br />

Arbeiten offen und<br />

fair zusammen: Unternehmer<br />

Sebastian<br />

Labussek (links) und<br />

Dietmar Aßmann von<br />

der <strong>BGHM</strong><br />

bach kennen: „Er wollte den Betrieb aufgeben.<br />

Da dacht‘ ich mir: Das wär doch was für mich.“ Im<br />

Januar 2008 war es dann soweit: Er übernahm die<br />

Ford Autohaus Ringshausen GmbH.<br />

Verkauf ist nicht alles<br />

„Ich war mit Haut und Haar Verkäufer, die gesetzliche<br />

Unfallversicherung war mir völlig fremd“, gibt<br />

Labussek zu. „Ich bin sehr naiv an die Sache rangegangen.<br />

Ich dachte, der Verkauf sei das A und O,<br />

um ein Autohaus erfolgreich zu führen. Dabei ist<br />

das nur ein kleiner Bestandteil.“ Plötzlich sei die<br />

Verantwortung riesig gewesen: „Auf einmal ist es<br />

nicht mehr das Geld der Firma, sondern das eigene;<br />

da steckt die ganze Existenz drin. Wenn einer<br />

meiner vier Leute ausfällt, habe ich einen Arbeitskraftverlust<br />

von 25 Prozent. Das kann ich mir gar<br />

nicht leisten.“<br />

Diese Erkenntnis war eine gute Voraussetzung<br />

für die Zusammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>). „Ein erfolgreiches<br />

Unternehmen steht immer vor der Frage: Was<br />

bringt nicht nur Qualität, sondern auch Sicherheit<br />

für die Mitarbeiter“, ergänzt Dietmar Aßmann von<br />

der <strong>BGHM</strong>. Anfang 2010 telefonierte die Aufsichtsperson<br />

das erste Mal mit dem jungen Geschäftsführer.<br />

Aßmann, früher selbst Produktionsleiter im<br />

Stahlbau, weiß: „Nur mit einer gesunden Belegschaft<br />

entsteht Qualität. Letztendlich ist es unser<br />

Präventionsauftrag zu sensibilisieren, Sicherheit<br />

und Gesundheit der Mitarbeiter mit Qualität gleichzusetzen.“


„Bei unserem ersten Treffen habe ich gemerkt,<br />

dass alle sehr auf Kooperation bedacht sind“, erzählt<br />

Labussek. Nun ist er mit seiner Mannschaft<br />

ständig dabei, Arbeitsprozesse zu optimieren.<br />

„Man muss nicht die teuerste Anlage kaufen“, hat<br />

er gelernt. „Wir wollen mit so wenig Aufwand wie<br />

möglich die besten Ergebnisse erzielen“, fügt Aßmann<br />

hinzu. „Wir reden natürlich immer auch vom<br />

Restrisiko. Das müssen wir minimieren – durch<br />

Gefahrenbewusstsein. Für vieles sorgt schon der<br />

gesunde Menschenverstand“, so die Aufsichtsperson.<br />

An dieser Stelle kommt der Jungunternehmer<br />

richtig in Fahrt: „Die Lehrgänge haben mir gezeigt,<br />

wie ich das, was ich als Unternehmer bislang nur<br />

irgendwie gemacht habe, in die richtigen Bahnen<br />

lenken kann. Das gebe ich an meine Mitarbeiter<br />

weiter. Wir füllen die Theorie mit Leben.“ An Beispielen<br />

fehlt es ihm nicht: „Einem Mechaniker ist<br />

ein Span ins Auge geflogen. Ich hab‘ gefragt: Wozu<br />

haben wir die Schutzausrüstung? Wenn Dreck unterm<br />

Auto ist, setzt man sich die eben auf.“ Auch<br />

das neue Ölkabinett sei ein gutes Beispiel: „Wenn<br />

Öl auf den Boden tropft, wird es rutschig“, erklärt<br />

der Geschäftsführer. „Also haben wir die Pumpe<br />

festgemacht und ein Auffangbecken drunter gestellt.<br />

So ist die Gefahr minimiert.“ Doch Labussek<br />

sucht nicht nur nach den billigsten Lösungen, allein<br />

der neue Montagearm habe 2.000 Euro gekostet.<br />

„Und da mir der Rücken meiner Leute wichtig<br />

ist, haben wir jetzt auch einen Reifenwagen.“<br />

Bei den Gefährdungsbeurteilungen sei ihm Dietmar<br />

Aßmann eine große Hilfe gewesen, versichert<br />

Labussek. „Vieles macht man unbewusst richtig,<br />

aber man dokumentiert es nicht.“ Das aber sei<br />

unabdingbar, um sich rechtlich abzusichern, erklärt<br />

die Aufsichtsperson. Derweil zieht der junge<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Autohaus-Besitzer interessante Parallelen: „Es ist<br />

wie bei Kindern, ich muss immer wieder auf alles<br />

hinweisen. Ich hab‘ das immer Schritt für Schritt<br />

mit den Mitarbeitern gemacht: Sieh‘ das nicht als<br />

Maßregelung deines Chefs, sondern denk‘ an dich<br />

selbst!“ Dann wendet sich der 33-Jährige direkt an<br />

Aßmann: „Immer, wenn ich bei der BG angerufen<br />

habe, wurde mir geholfen. Wir haben immer fair<br />

und offen miteinander gesprochen.“ „Nur so funktioniert<br />

Zusammenarbeit“, meint Aßmann und betont:<br />

„Unser gemeinsames Ziel sind gesunde und<br />

zufriedene Mitarbeiter. Das wird hier im Betrieb<br />

schon optimal umgesetzt.“ Doch der 33-Jährige<br />

plant weiter: „Im nächsten Schritt schicke ich meine<br />

Mitarbeiter auf Schulungen.“<br />

Auf die Frage nach seinem persönlichen Lebensziel<br />

antwortet Labussek: „Ich möchte für mich und<br />

meine Familie ein geregeltes und sicheres Einkommen.<br />

Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem sich<br />

meine Mitarbeiter wohlfühlen. Dazu zählt einfach<br />

auch die Arbeitssicherheit. Ich will, dass meine<br />

Mitarbeiter mit meinem Unternehmen alt werden.<br />

Jeder soll sein Geld verdienen.“ Sein persönliches<br />

Fazit zum Unternehmermodell der <strong>BGHM</strong>: „Wenn<br />

ich das früher gewusst hätte, wäre ich von allein<br />

auf die BG zugegangen.“<br />

Manja Treue<br />

Im Gespräch (v.l.n.r.)<br />

Aufsichtsperson<br />

Dietmar Aßmann,<br />

Geschäftsführer Sebastian<br />

Labussek und<br />

Kfz-Meister Hans-Otto<br />

Burkhardt<br />

Sebastian Labussek ist<br />

zufrieden mit Steffi Brück.<br />

Die Auszubildende, hier<br />

am neuen Ölkabinett,<br />

wird übernommen.<br />

23


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Der richtige Dreh<br />

Monteure aus Zwangshaltung befreit<br />

Mit einer neuen technischen Anlage hat die ITAB Harr GmbH<br />

aus dem sächsischen Bautzen ihre Beschäftigten vom Arbeiten in<br />

Zwangshaltungen befreit.<br />

24<br />

Etwa 90Prozent<br />

aller Tische<br />

werden heute<br />

mit dem neuen<br />

System bearbeitet.<br />

Kassentische für Verkaufseinrichtungen sind groß,<br />

sperrig, aus relativ dünnem Material, aber vor allem<br />

eines: schwer. 120 bis 250 Kilogramm bringt<br />

ein solcher Tisch auf die Waage. Da an allen Tischseiten<br />

viele Teile anzuschrauben, zu verkleben und<br />

einzufügen sind, haben die Monteure nur zwei<br />

Möglichkeiten: Arbeiten in Zwangshaltungen (Knien,<br />

Hocken, Fersensitz) oder manuelles Heben und<br />

Drehen der Teile. Wenn pro Tag 30 bis 50 Kassentische<br />

gefertigt werden, dann sind das bei viermaligem<br />

Heben und Drehen eines Tisches im Durchschnitt<br />

insgesamt fast 30.000 kg/Tag. Das hält auf<br />

Dauer keine Bandscheibe aus!<br />

Vor diesem Problem standen Geschäftsführung<br />

und Beschäftigte der ITAB Harr GmbH im sächsischen<br />

Malschwitz/Bautzen. Gemeinsam mit der<br />

Fotos: Trippler<br />

Gemeinsame Entwicklung:<br />

eine Hub-, Senk- und Drehvorrichtung<br />

zur Reduzierung<br />

schwerer körperlicher Belastungen<br />

und Arbeiten unter<br />

Zwangshaltungen<br />

Purtec Engineering GmbH aus Königswartha, einem<br />

mittelständigen Unternehmen der Handhabungs-,<br />

Förder- und Automatisierungstechnik, entwickelten<br />

sie eine Hub-, Senk- und Drehvorrichtung. Die<br />

reduziert die schwere körperliche Belastung und<br />

die Anteile der Arbeit unter Zwangshaltungen. An<br />

die Bauformen anpassbare Vakuumsauger nehmen<br />

die Tische auf. Per Fernsteuerung können die<br />

Monteure die Tische nun in fast jede gewünschte<br />

Stellung heben und drehen, ohne dass sie dabei<br />

Schaden nehmen.<br />

Inzwischen ist die Vorrichtung täglich für zwei<br />

Schichten im Einsatz, wobei etwa 90 Prozent aller<br />

Tische darauf bearbeitet werden. Außerdem<br />

entwickelt der Betrieb gerade eine automatische<br />

Zufuhr der Schrauben zum Handschrauber. Dafür<br />

werden die Schrauben über einen Vibrationsförderer<br />

sortiert und in einem Transportschlauch der<br />

Arbeitsstelle zugeführt. Verglichen mit den bislang<br />

eingesetzten Technologien ist auch dies ein Beitrag<br />

zur Reduzierung der Belastungen. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der ITAB Harr GmbH haben<br />

die neuen Hilfsmittel sehr positiv angenommen<br />

und wollen sie nicht mehr missen. Und übrigens:<br />

Andere große und schwere Werkstücke können mit<br />

dieser Technik ebenfalls gehoben und gedreht werden.<br />

Lange/Töpfer/Trippler


Wiederkehrende Prüfungen<br />

Hebezeuge auf dem Prüfstand<br />

Arbeitsmittel müssen laut Betriebssicherheitsverordnung<br />

regelmäßig überprüft werden.<br />

Diese „wiederkehrenden Prüfungen“ können „befähigte<br />

Personen“ durchführen, die vom Betreiber<br />

ernannt werden. Sie sollen neben Fachkenntnissen<br />

(Sachkunde) über eine entsprechende Berufsausbildung,<br />

Berufserfahrung und zeitnahe berufliche<br />

Tätigkeit am zu prüfenden Arbeitsmittel verfügen.<br />

In der Bildungsstätte Nümbrecht der Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>) werden den Teilnehmern<br />

aktuelle Erkenntnisse zum Arbeitsschutz<br />

im Betrieb vermittelt, rechtliche Fragen erörtert,<br />

die eigene Verantwortung im Bereich Arbeitssicherheit<br />

und Gesundheitsschutz verdeutlicht und<br />

nicht zuletzt Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung<br />

des Gelernten im eigenen Betrieb aufgezeigt.<br />

In diesem Fall geht es um die Prüfung von Handhebezeugen<br />

und die Schulung an Ketten- oder<br />

Ratschenzügen, so wie es zum Beispiel in den Betriebsanleitungen<br />

der Hersteller vorgeschrieben<br />

ist. Darin ist festgelegt, welche Bauteile an den<br />

Geräten zu prüfen sind. Da die Bedienungsanleitung<br />

so detailliert ist, kann diese gleichzeitig auch<br />

als Prüfvorschrift verwendet werden. Eine entsprechende<br />

Befähigung dies zu tun, kann in dem Seminar<br />

erlangt werden.<br />

in die tiefe gehen<br />

Teilnehmer kommen überwiegend von Betreiberfirmen,<br />

aus großen Industrieunternehmen, mittelständischen<br />

Unternehmen oder Montagebetrieben,<br />

also vom Benutzer und Endverbraucher. Auch<br />

Dienstleister sind dabei, die sich überwiegend auf<br />

die Prüfung von Krananlagen, Hebezeugen oder<br />

Lastaufnahmemitteln spezialisiert haben. Um die<br />

Funktion der einzelnen Geräte kennenzulernen,<br />

gehört im Wesentlichen dazu, dass man „in die Tiefe<br />

der Geräte“ geht. Das bedeutet, dass die Geräte<br />

von den Teilnehmern demontiert, und die Sicherheitseinrichtungen,<br />

wie zum Beispiel Sperrklinken<br />

oder Friktionsscheiben kontrolliert werden. Nach<br />

der erneuten Komplettierung des Zuges folgt als<br />

letzter Schritt eine Funktions- und Belastungsprüfung.<br />

Die Firma KITO Europe GmbH stellte ihren Ratschenzug<br />

LB und den Handkettenzug CB als Prüfund<br />

Demonstrationsobjekt zur Verfügung.<br />

Die erlangte Befähigung, so Hans-Jürgen Engels,<br />

einer der Referenten des Seminars, kann für die<br />

Praxis derart erweitert werden, dass die Prüfung<br />

des Gerätes und daraus eventuell erforderliche<br />

Reparaturarbeiten fließend ineinander übergehen.<br />

Foto: Kito<br />

SicHeRHeit unD GeSunDHeit < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Das bedeutet, dass der Sachkundige, der bei der<br />

Geräteprüfung Reparaturbedarf feststellt, diese<br />

gleichzeitig mit übernehmen kann. Das Seminar in<br />

der Bildungsstätte der <strong>BGHM</strong> kann aber nicht die<br />

Fachkunde zu allen auf dem Markt befindlichen<br />

Handhebezeugen vermitteln, dies gilt insbesondere<br />

für Produkte, für die spezielle Werkzeuge oder<br />

Prüfgeräte notwendig sind.<br />

Produktmängel werden sichtbar<br />

Mit der Montage und Demontage der Produkte legen<br />

die Unternehmen ggf. auch ihre Produktmängel<br />

sprichwörtlich offen auf den Tisch. Dazu Hans-<br />

Jürgen Engels: „In der Produktbewertung ist unsere<br />

Haltung absolut neutral. Doch es ist jedem klar,<br />

dass, sollten Oualitätsmängel sichtbar sein, diese<br />

von den Schulungsteilnehmern registriert werden.<br />

Außerdem liegt es in der Natur der Sache, dass<br />

Produkte in Gesprächen unter den Teilnehmern<br />

zwangsläufig einer Bewertung unterliegen. “<br />

KITO<br />

Dürfen nur von befähigten<br />

Personen geprüft<br />

werden: Hebezeuge<br />

25


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > SicHeRHeit unD GeSunDHeit<br />

Sicherheitstipps<br />

RiSiko RAuS! beim Staplerfahren<br />

26<br />

Flurförderzeuge verursachen im innerbetrieblichen<br />

Verkehr immer wieder schwere Unfälle. Um das Risiko<br />

zu mindern, sollten deshalb die Grundsätze<br />

in der Bedienung der Fahrzeuge beachtet werden.<br />

Darauf weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

hin.<br />

Viele unfälle sind vermeidbar<br />

Gabelstapler waren 2009 an 9.619 Arbeitsunfällen<br />

im Betrieb beteiligt. Acht davon endeten sogar<br />

tödlich. „Fast die Hälfte der Stapler-Unfälle sind<br />

Anfahrunfälle und wären mit einer besseren Ausbildung<br />

und Unterweisung vermeidbar“, erklärt Dr.<br />

Hans-Peter Kany, Leiter des Fachbereichs Handel<br />

und Logistik der gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Um die Sicherheit beim Umgang mit Gabelstaplern<br />

zu erhöhen, empfiehlt der Fachmann folgende<br />

Maßnahmen:<br />

RISIKO RAUS!<br />

Aquaplaning vermeiden<br />

Egal zu welcher Jahreszeit: Regen verwandelt die<br />

Straßen oft in gefährliche Rutschpisten und Autofahrer<br />

können die Kontrolle über ihr Fahrzeug<br />

verlieren. Bei regennassen Straßen ist deshalb<br />

eine angepasste Fahrweise und ein größerer Sicherheitsabstand<br />

zum Vordermann wichtig. Darauf<br />

weisen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen<br />

im Rahmen ihrer Präventionskampagne „RISIKO<br />

RAUS!“ hin.<br />

Um Aquaplaning zu vermeiden, empfiehlt die Präventionskampagne<br />

einige Vorsichtsmaßnahmen:<br />

• Geschwindigkeit reduzieren; je höher die<br />

Geschwindigkeit, desto schlechter können die<br />

Reifen das Wasser verdrängen<br />

• Profiltiefe der Reifen regelmäßig überprüfen; ab<br />

• Nur ausgebildete und befähigte Fahrer einsetzen.<br />

Der Fahrer muss mindestens 18 Jahre alt<br />

und körperlich und geistig geeignet sein. Außerdem<br />

muss er vom Betrieb schriftlich mit dem<br />

Fahren eines Staplers beauftragt sein.<br />

• Beim Fahren auf ausreichende Sicht achten und<br />

wenn nötig, einweisen lassen.<br />

• Gabelstapler immer gegen unbefugte Benutzung<br />

sichern, z.B. durch Abziehen des Schlüssels.<br />

• Beim Abstellen des Staplers die Gabelzinken<br />

absenken und Gabelspitzen auf den Boden<br />

neigen.<br />

• Gabelstapler so fahren, dass ihre Standsicherheit<br />

gewährleistet bleibt. Das heißt: angemessene<br />

Geschwindigkeit, kein Wenden und<br />

Schrägfahren auf Gefällstrecken und Steigungen;<br />

Lasten in möglichst tiefer Stellung transportieren.<br />

• Gabelstapler nicht überlasten und Last gegen<br />

Herabfallen sichern.<br />

• Fahrerrückhalteeinrichtung nutzen, also Bügeltür<br />

schließen oder Beckengurt anlegen.<br />

• Gabelstapler regelmäßig auf Mängel hin prüfen.<br />

• Innerbetriebliche Verkehrswege einhalten.<br />

„Aber auch der Unternehmer und die übrigen Beschäftigten<br />

sind gefordert“, betont Kany. „Der Unternehmer,<br />

indem er Verkehrswege auszeichnet<br />

und ausdrücklich für Gabelstapler freigibt. Die Beschäftigten,<br />

indem sie in der Nähe von Gabelstaplern<br />

aufmerksam sind und auf die Verkehrswege im<br />

Betrieb achten.“<br />

DGUV<br />

Foto: Wikipedia<br />

4 mm Profiltiefe nimmt die Haftung bei nasser<br />

Fahrbahn ab<br />

• Reifendruck regelmäßig überprüfen, zu geringer<br />

Reifendruck erhöht die Aquaplaning-Gefahr<br />

• Bei Spurrillen auf der Fahrbahn leicht seitlich<br />

versetzt fahren<br />

Schon beim Kauf von Reifen sollte man auf die<br />

Qualität achten. Gute „Regenreifen“ haben ein<br />

Spezialprofil, das Wasser besser verdrängen kann.<br />

DGUV


Schlecht gesicherter Schiffsanleger<br />

weihnachtsfeier endet tragisch<br />

Was als fröhlicher Jahresabschluss eines<br />

Betriebes geplant war, endet als Tragödie.<br />

Der tödliche Unfall ereignete sich gegen 23.30 Uhr<br />

beim Verlassen des Fahrgastschiffes, auf dem das<br />

Mitgliedsunternehmen seine Weihnachtsfeier abhielt.<br />

Es war dunkel, regnerisch und der Steg der<br />

Anlegestelle rutschig und schlecht beleuchtet. Aus<br />

bislang unbekannten Gründen kam ein Mitarbeiter<br />

beim Aussteigen zu Fall und stürzte rechts genau<br />

durch einen etwa 80 cm breiten, ungesicherten<br />

Spalt zwischen Schiff und Steg ins sechs Grad kalte<br />

Wasser. Er ging sofort unter und tauchte nicht mehr<br />

auf. Sämtliche Suchmaßnahmen blieben erfolglos,<br />

erst ein Vierteljahr später wurde seine Leiche flussabwärts<br />

gefunden.<br />

BG erkennt Sturz als Arbeitsunfall an<br />

Nach Einsicht in die Ermittlungsakte der Kriminalpolizei<br />

erkannte die Berufsgenossenschaft (BG)<br />

den tragischen Sturz als Arbeitsunfall an. Unfälle<br />

bei betrieblichen Gemeinschaftsveranstaltungen<br />

sind dann als Arbeitsunfälle anzuerkennen, wenn<br />

bestimmte rechtliche Voraussetzungen erfüllt<br />

sind. Diese lagen hier allesamt vor, da die Weihnachtsfeier<br />

• der Förderung der Verbundenheit zwischen<br />

Unternehmen und Beschäftigten diente,<br />

• vom Unternehmen organisiert wurde und<br />

• als Gemeinschaftsveranstaltung allen Betriebsangehörigen<br />

offen stand und auch vom<br />

Großteil der Belegschaft besucht wurde.<br />

Versichert sind dabei alle Tätigkeiten, die mit<br />

Zweck und Charakter der Feier vereinbar sind.<br />

Dementsprechend spielt es auch keine Rolle, wenn<br />

– wie bei dieser Schiffsfahrt – Alkohol getrunken<br />

wird. Wäre der Alkoholgenuss allerdings die wesentliche<br />

Ursache für den Unfall gewesen, hätte<br />

die BG den Versicherungsschutz versagen müssen.<br />

Im beschriebenen Fall war die besondere Gefahr<br />

an der Anlegestelle entscheidend für den Sturz ins<br />

LeiStunG unD RecHt < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

Wasser, und nicht der Alkohol, den der Versicherte<br />

genossen hatte. Da sich der Unfall zudem im unmittelbaren<br />

Gefahrenbereich der Veranstaltungsstätte<br />

ereignete, war es auch unerheblich, dass<br />

der Versicherte nicht direkt nach Hause, sondern<br />

zusammen mit anderen Kollegen in der Stadt privat<br />

weiter feiern wollte.<br />

Konsequenzen hatte der Tod des Versicherten allerdings<br />

für den Schiffsführer. Sowohl er als auch der<br />

Schiffseigner mussten sich vor dem Amtsgericht<br />

wegen fahrlässiger Tötung nach dem Strafgesetzbuch<br />

verantworten. Dem Schiffsführer wurde vorgeworfen,<br />

beim Aussteigen des Versicherten nicht<br />

an der Gefahrenquelle gewesen zu sein und diese<br />

weder sorgfältig abgesichert noch ausreichend beleuchtet<br />

zu haben. Darin sahen die Richter einen<br />

Verstoß gegen die Verkehrssicherungspflicht nach<br />

§ 1.04 der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung.<br />

Während aber der Schiffsführer zu einer Geldstrafe<br />

von 3.200 € verurteilt wurde (dagegen hat er<br />

Berufung eingelegt), wurde der Schiffseigner vom<br />

Vorwurf frei gesprochen. Den Erkenntnissen des<br />

Gerichts zufolge hatte er seine Verkehrssicherungspflichten<br />

auf den Schiffsführer delegiert und<br />

durfte sich auf die zuverlässige Wahrnehmung der<br />

Aufsichtspflicht durch den Schiffsführer verlassen.<br />

Und nicht zuletzt muss der Schiffsführer auch mit<br />

zivilrechtlichen Regressforderungen, unter anderem<br />

von der BG, rechnen.<br />

Ass. Karl Heinz Schwirz<br />

Foto: Bilderbox<br />

27


<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > LeiStunG unD RecHt<br />

Harte Entscheidung<br />

kfz-Mechaniker wird industriekaufmann<br />

28<br />

Wenn die Haut den Belastungen am Arbeitsplatz nicht mehr<br />

standhält, muss häufig eine rasche Entscheidung her. Der Kfz-<br />

Mechaniker Gregor Müller hat den Neuanfang gewagt und geschafft<br />

– mit Hilfe der BG und seinem alten Arbeitgeber.<br />

Das Ende kam schleichend. Gregor Müller war gerade<br />

mal 27 und seit sieben Jahren Kfz-Mechaniker<br />

in der Autoschmiede Reinders in Bedburg-Hau.<br />

Das Schrauben machte ihm Spaß. Wieso sollte er<br />

da an etwas anderes denken?<br />

Angefangen hat es 2004 mit kleinen roten Flecken<br />

an den Händen und später an den Armen. „Ich<br />

dachte, das geht schon wieder weg“, erinnert sich<br />

der junge Mann. Tut es aber nicht. Aus den Flecken<br />

werden Bläschen, die zu allem Übel noch furchtbar<br />

jucken. „Ich konnte nicht mehr schlafen, weil ich<br />

mich die ganze Zeit gekratzt habe“, sagt Müller.<br />

Der Gang zum Hautarzt wird Routine, und der Verbrauch<br />

an Cortisonsalbe steigt sprunghaft. „Eine<br />

100-Gramm-Tube war in zwei Wochen leer“, konstatiert<br />

er.<br />

Inzwischen hat der Hautarzt die Ursache ausgemacht.<br />

Sein Patient leidet an einer Allergie, er<br />

reagiert vor allem auf den Kontakt mit Kaliumdichromat.<br />

Dass es an Müllers Job liegen könnte,<br />

darauf kommt er allerdings nicht. Vielmehr vermutet<br />

er Ledergerbstoffe dahinter. Er empfiehlt dem<br />

Kfz-Mechaniker den Kauf von „vegetabil gefertigten<br />

Schuhen“. Die aber kann der sich „gar nicht<br />

leisten“, wie er einräumt. Den Zusammenhang<br />

zur beruflichen Tätigkeit stellt schließlich eine Ur-<br />

Fotos: Taubitz<br />

Gregor Müller (links) im<br />

Gespräch mit Helmuth<br />

Gottschalk, dem Berufshelfer<br />

der <strong>BGHM</strong><br />

laubsvertretung des Hautarztes her. „Was sind Sie<br />

eigentlich von Beruf?“, will die Ärztin wissen. Da<br />

war die Sache dann schnell klar. Sofort verständigt<br />

die Medizinerin die dafür zuständige Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>). Kaum ist<br />

dort die ärztliche Verdachtsanzeige eingegangen,<br />

nimmt das Feststellungsverfahren zur Anerkennung<br />

einer Berufskrankheit seinen Lauf. Das Fazit<br />

der Gefahrstoffexperten und Mediziner lässt dann<br />

auch nicht lange auf sich warten. Schließlich findet<br />

sich das Allergen Kaliumdichromat dem Internetforum<br />

www.alles-zur-allergologie.de zufolge unter<br />

anderem in technischen Ölen und Fetten, in Rostschutzfarben<br />

und in Salzlösungen für das Verchromen.<br />

Außerdem wird es bei der Behandlung von<br />

Metalloberflächen verwendet. Der Kfz-Mechaniker<br />

hat also keine Chance: Er kann dem Allergen in seinem<br />

Job gar nicht ausweichen.<br />

Auch Hautschutzpläne bessern die Lage nicht.<br />

„Das ist in einer Autowerkstatt gar nicht praktikabel“,<br />

findet Müller. Im Sommer mit armlangen<br />

Handschuhen zu arbeiten oder nach jedem Waschen<br />

die Hände einzucremen sei kaum jemandem<br />

zuzumuten. „Da warte ich dann eine halbe Stunde,<br />

bis die Salbe eingezogen ist, bevor ich wieder weiter<br />

arbeiten kann“, erklärt er und weiß auch: „Die<br />

Zeit ist doch gar nicht da.“


„Das passt wirklich<br />

gut.“ Franz-Josef<br />

Reinders hat seinen<br />

ehemaligen Kfz-Mechaniker<br />

als Industriekaufmann<br />

wieder<br />

eingestellt.<br />

Inzwischen steht Müller mit dem Rücken zur Wand.<br />

Zwar ist die berufliche Tätigkeit als Ursache seiner<br />

Erkrankung zweifelsfrei, um aber in den Genuss<br />

der berufsgenossenschaftlichen Leistungen zu<br />

kommen, fordert der Gesetzgeber „die Aufgabe der<br />

schädigenden Tätigkeit“. Der Kfz-Mechaniker Gregor<br />

Müller muss dafür also den Job aufgeben, den<br />

er über alles liebt. „Das war echt hart“, erinnert er<br />

sich. „Ich wusste doch gar nicht, was mich nach<br />

einer Umschulung erwartet.“ Außerdem lebt er<br />

am Niederrhein, einer eher strukturarmen Gegend.<br />

„Hier gibt es viele kleine Betriebe“, stellt Helmuth<br />

Gottschalk klar, „aber kaum solche mit größeren<br />

Verwaltungseinheiten, die auch Arbeit für Müller<br />

nach seiner Umschulung gehabt hätten“. Gottschalk<br />

ist Reha-Manager der <strong>BGHM</strong> und kümmert<br />

sich um den Kfz-Mechaniker.<br />

Viele optionen offen<br />

Zwei Jahre lang versucht Müller noch über die Runden<br />

zu kommen, dann aber geht es nicht mehr.<br />

Anfang 2008 lässt er sich auf die zweiwöchige<br />

Berufsfindung und Arbeitserprobung im Berufsförderungswerk<br />

Heidelberg ein. Diese BG-finanzierte<br />

Maßnahme sucht Antworten auf die Fragen: Was<br />

geht und was geht nicht mehr? Und: Welcher Beruf<br />

passt zu ihm? Am Ende stehen dem Mechaniker einige<br />

Optionen offen. Es „wäre beispielsweise eine<br />

Ausbildung zum Fachinformatiker möglich“, heißt<br />

es in seinem Abschlussbericht. Weil er aber „nicht<br />

acht Stunden am Tag vorm PC sitzen“ will, nimmt<br />

der Proband den Industriekaufmann ins Visier.<br />

Eine berufliche Neuausrichtung, die man in Heidelberg<br />

„nach dem erhobenen Leistungsbild“ für<br />

förderungswürdig hält. Müller findet diesen Beruf<br />

auch deshalb interessant, weil er eventuell sein<br />

bisheriges Wissen in den künftigen Job mit einbringen<br />

kann.<br />

Danach nimmt die Sache Fahrt auf: „Ich habe dann<br />

gekündigt“, blickt der Autofreund zurück. Das war<br />

Mitte 2008 und auch für seinen Chef, Franz-Josef<br />

Reinders, ein Schlag. „Begeistert war ich nicht“,<br />

räumt der ein. „Das war ein zuverlässiger Mecha-<br />

LeiStunG unD RecHt < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

niker. So einen verliert man nicht gerne. Außerdem<br />

nimmt er das ganze Wissen mit.“ Zwei Jahre dauert<br />

die Umschulung zum Industriekaufmann am<br />

Berufsförderungswerk in Köln. Die Schule bereitet<br />

ihm keine Schwierigkeiten. Schon eher ist die<br />

dreimonatige Zahlweise der <strong>BGHM</strong> ein Problem,<br />

da wird das Geld manchmal knapp. Die Berufsgenossenschaft<br />

leistet im Zuge einer Umschulung<br />

bei anerkannter Berufskrankheit „Haut“ auf zwei<br />

Wegen: Zum einen finanziert sie die Umschulung:<br />

„Das kostet über den Daumen etwa 100.000,-<br />

Euro“, verrät Gottschalk. Zum anderen fängt die<br />

<strong>BGHM</strong> über so genannte Übergangsleistungen den<br />

Verdienstverlust des Mechanikers auf, und dies –<br />

bei weiter bestehendem Minderverdienst – für fünf<br />

Jahre.<br />

Im Fall Gregor Müller läuft das nahezu perfekt. „Ich<br />

war nur einen Monat arbeitslos“, blickt er zurück.<br />

Das war der Juli 2010, denn schon im August saß<br />

er an seinem neuen Arbeitsplatz. Das war gleichzeitig<br />

auch der alte: die Autoschmiede Reinders.<br />

„Ich musste gar keine Bewerbung schreiben“, freut<br />

sich der frisch gebackene Industriekaufmann. Er<br />

wickelt heute die kaufmännischen Belange der<br />

Werkstatt ab und betreut deren Kunden.<br />

Als Müllers Vorgänger im Mai 2010 gesundheitsbedingt<br />

aus dem Betrieb ausscheidet, fackelt Inhaber<br />

Reinders nicht lange und nimmt Kontakt mit<br />

der <strong>BGHM</strong> auf. Er will die vakante Stelle mit seinem<br />

vormaligen Mechaniker und jetzigen Industriekaufmann<br />

besetzen. Dafür zahlt die BG ihm Eingliederungsgeld,<br />

damit Müller sich in Ruhe einarbeiten<br />

kann. Und das für sechs Monate. Die sind inzwischen<br />

rum, und nicht nur Müller ist zufrieden. Auch<br />

Reinders ist froh um diese Lösung: „Der ist doch<br />

vom Fach“, sagt er. „Das passt wirklich gut.“<br />

Klaus Taubitz<br />

Aus der Werkstatt an<br />

den Schreibtisch:<br />

Gregor Müller an seinem<br />

neuen Arbeitsplatz<br />

29


Foto: pixelio.de<br />

<strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong> > LeiStunG unD RecHt<br />

<strong>BGHM</strong>-Lohnnachweis <strong>2011</strong><br />

Am besten geht’s über das extranet<br />

In diesen Tagen verschickt die Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (<strong>BGHM</strong>) den Lohnnachweis<br />

<strong>2011</strong>. Diesen können Sie entweder direkt am PC<br />

online bearbeiten oder handschriftlich ausfüllen<br />

und per Post abschicken. Am besten geht’s über das<br />

Extranet, das spart Zeit und Geld.<br />

30<br />

Mit dem Formular „Lohnnachweis <strong>2011</strong>“ melden<br />

Sie bitte möglichst bis zum 31. Januar 2012, spätestens<br />

jedoch bis zum 11. Februar 2012 (gesetzlicher<br />

Termin):<br />

• das Bruttoarbeitsentgelt für <strong>2011</strong> aller<br />

Beschäftigten Ihres Unternehmens<br />

• die von Ihren Beschäftigten geleisteten<br />

Arbeitsstunden in <strong>2011</strong><br />

• die Zahl der Beschäftigten<br />

Das Arbeitsentgelt ist ein Faktor der Beitragsberechnung;<br />

die Anzahl der Arbeitsstunden und der<br />

Beschäftigten dienen statistischen Erhebungen.<br />

online-Meldung über extranet<br />

Die einfachste, schnellste und sicherste Form der<br />

Übermittlung ist die Meldung im Extranet. Dies<br />

nutzt die Technik des Internets, kann aber nur von<br />

einer von Ihnen ausgewählten Person oder Personengruppe<br />

genutzt werden, weil der Zugang mit<br />

einem Kennwort geschützt ist. Wenn Sie bereits<br />

Ihre Zugangsdaten zum Extranet haben, können<br />

Sie darüber wie gewohnt die Daten übermitteln.<br />

Auch Mitgliedsunternehmen, die ihre Zugangsdaten<br />

für das Extranet noch nicht haben, können dies<br />

jetzt nutzen, um den Lohnnachweis für <strong>2011</strong> online<br />

einzureichen. Auf dem Lohnnachweisformular ist<br />

oben rechts ein für Ihr Unternehmen vergebenes<br />

Kennwort enthalten. Dieses Kennwort ist aber ausschließlich<br />

für die Meldung der Entgeltsummen für<br />

das Jahr <strong>2011</strong> bestimmt! Und so funktioniert’s:<br />

• Über www.bghm.de und den Button „Extranet“<br />

gelangen Sie zur Einstiegsmaske. Beachten<br />

Sie bitte die Anleitung „Schritt für Schritt“, die<br />

Ihrem Papierlohnnachweis beigefügt ist.<br />

• Im Bereich „Lohnnachweis“ erscheinen die<br />

gleichen Daten, die auch der Papierlohnnachweis<br />

enthält.<br />

• Die von Ihnen eingegebenen Daten werden<br />

gespeichert und Sie können diese – unter<br />

Eingabe Ihrer Benutzerdaten – abrufen oder<br />

ändern. Beim Versenden haben Sie natürlich die<br />

Möglichkeit, den Online-Lohnnachweis für Ihre<br />

Unterlagen auszudrucken.<br />

Um diesen Service zu nutzen, benötigen Sie also<br />

keine weitere Software. Außerdem unterstützt eine<br />

Hilfefunktion beim Ausfüllen des elektronischen


Lohnnachweises. Selbstverständlich können Sie<br />

das Lohnnachweisformular auch ausfüllen und an<br />

Ihre Berufsgenossenschaft zurücksenden. Dabei<br />

werden die Daten maschinell eingelesen. Beachten<br />

Sie deshalb:<br />

• Übersenden Sie den ausgefüllten Lohnnachweis<br />

bitte im Original. Wird ein Lohnnachweis<br />

per Telefax eingereicht, ist in der Regel die<br />

Qualität der Dokumente so schlecht, dass eine<br />

maschinelle Verarbeitung nur mit aufwändigen<br />

manuellen Korrekturen oder Nacherfassungen<br />

möglich ist.<br />

• Tragen Sie Ihre Angaben nur in die vorgesehenen<br />

Felder ein und verzichten Sie auf das<br />

Auffüllen der nicht benötigten Felder. Striche<br />

oder Ähnliches führen zu Lesefehlern bei der<br />

maschinellen Verarbeitung.<br />

• Der nachweispflichtige Höchstbetrag liegt bei<br />

72.000 € je versicherter Person im gesamten<br />

Geschäftsjahr. Bei nicht ganzjähriger Beschäftigung<br />

darf dieser Betrag nicht anteilig gekürzt<br />

werden.<br />

• Wurden im Jahr <strong>2011</strong> keine Personen – auch<br />

keine Aushilfen – beschäftigt, ist trotzdem ein<br />

Lohnnachweis einzureichen. Dafür ist das Feld<br />

„Fehlanzeige“ zu kennzeichnen.<br />

Beachten Sie bitte auch das Informationsschreiben<br />

zum Lohnnachweis und das „Merkblatt über<br />

das beitragspflichtige Arbeitsentgelt“. Bitte übermitteln<br />

Sie uns den Lohnnachweis nur einmal. Sie<br />

vermeiden damit zusätzliche Prüfarbeit.<br />

DeÜV-Verfahren<br />

2009 wurde das DEÜV-Verfahren um den Baustein<br />

„Unfallversicherung“ erweitert. Diese Meldung soll<br />

in Zukunft den bisher bekannten Papier-Lohnnachweis<br />

ersetzen. Der ursprünglich geplante Zeitpunkt<br />

der Ablösung wurde von 2012 auf das Jahr 2014<br />

verschoben. Deshalb sind für diese Übergangszeit<br />

beide Meldungen (Lohnnachweis und DEÜV) erforderlich.<br />

Die Entgeltmeldungen gegenüber den<br />

Krankenkassen sind um die Daten für die gesetzliche<br />

Unfallversicherung zu ergänzen. Dabei sind<br />

die Daten im korrekten Format einzutragen, da ansonsten<br />

die komplette Meldung abgewiesen wird.<br />

Für die Meldung jedes einzelnen Beschäftigten<br />

an die Krankenkasse benötigen Sie die folgenden<br />

Daten:<br />

LeiStunG unD RecHt < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />

• Betriebsnummer Ihrer Berufsgenossenschaft<br />

bei der Bundesagentur für Arbeit<br />

• Mitgliedsnummer Ihres Unternehmens bei Ihrer<br />

Berufsgenossenschaft<br />

• Tarifstelle des Unternehmenszweigs, in der die<br />

Entgelte der Mitarbeiter nachzuweisen sind<br />

• Beitragspflichtiges Entgelt<br />

• Geleistete Arbeitsstunden des Beschäftigten<br />

Mit den Unterlagen, die Sie für die Meldung des<br />

Lohnnachweises erhalten, geben wir Ihnen die korrekten<br />

Daten für Ihr Unternehmen bekannt. Bitte<br />

prüfen und korrigieren Sie gegebenenfalls diese<br />

Daten in Ihrem Entgeltabrechnungsprogramm.<br />

Ihre Berufsgenossenschaft Holz und Metall<br />

Vordruck des<br />

Lohnnachweises <strong>2011</strong><br />

31


CW Niemeyer Druck GmbH · Böcklerstraße 13 · 31789 Hameln<br />

Postvertriebsstück · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt · 69086<br />

Abbildung: Gabriele Merl - Merli_pixelio.de

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