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BGHM-Aktuell 6 | 2011 > SicHeRHeit unD GeSunDHeit Schwerpunktthema Dezember Montagearbeiten auf Dächern Arbeitsplätze auf Dächern gehören zu den gefährlichsten in der gewerblichen Wirtschaft. Abstürze über die Dachaußenkanten oder Stürze durch Lichtkuppeln, Lichtbänder oder Faserzement-Wellplatten sind meist mit schweren Verletzungen verbunden oder enden sogar tödlich. 16 Dies belegt eine Untersuchung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin aus dem Jahr 2001, nach der sich etwa 30 Prozent aller tödlichen Absturzunfälle vom Dach aus ereigneten. Darüber hinaus zeigt eine Statistik der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, dass innerhalb von drei Jahren mehr als 90 Personen durch nicht tragfähige Bauteile von Dächern gestürzt sind. Montagearbeiten, die von Dächern ausgeführt werden, sind zum Beispiel • Instandhaltungsarbeiten am Dach (Dachreparaturen, Reinigung von Dachflächen, Dachrinnen und Regeneinläufen, Dachinspektionen) • Instandhaltungsarbeiten von maschinellen Anlagen auf dem Dach (Wartung von Filteranlagen, Klimageräten o. ä.) • Montage von maschinellen Anlagen oder Antennenanlagen • Montage von Thermosolar- oder Photovoltaikanlagen Foto: Bramac
Der Unternehmer hat bei all diesen Arbeiten die mit den Tätigkeiten verbundenen Gefährdungen zu ermitteln, zum Beispiel auch bei der nur kurzzeitigen Dachrinnenreinigung, und wirkungsvolle Schutzmaßnahmen festzulegen. Bei der Auswahl der Schutzmaßnahmen sind, unter Betrachtung der jeweiligen Risiken, folgende Fragestellungen zu berücksichtigen: • Soll ein Steil- oder ein Flachdach betreten werden? • Handelt es sich um längerfristige Tätigkeiten, z. B. Montage von Photovoltaik- oder Thermosolaranlagen? • Werden ausschließlich kurzzeitige Arbeiten ausgeführt, z. B. Reinigen von Dacheinläufen? • Wie häufig werden kurzzeitige Tätigkeiten ausgeführt, z.B. tägliche Einstell- und Wartungsaufgaben an Filteranlagen? Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Absturzunfalls eher ein selten auftretendes Ereignis darstellt, so ist das Schadensausmaß jedoch immer der Tod oder ein schwerer, bleibender Gesundheitsschaden. Daraus folgt, dass bei einer Risikobetrachtung Maßnahmen mit erhöhter Schutzwirkung eingesetzt werden müssen. Dies sind technische Maßnahmen zum Schutz gegen Absturz, auf die nachfolgend im Einzelnen eingegangen wird. Schutzmaßnahmen für flachdächer Von Flachdächern ist die Rede, wenn deren Neigung höchstens 20 Grad beträgt. Aufstiege auf das Dach sollten grundsätzlich als Treppen ausgebildet werden. Dächer, die für den öffentlichen Verkehr freigegeben sind, zum Beispiel begrünte Dächer als Aufenthaltsbereich für Mitarbeiter, müssen immer über eine Treppe erreichbar sein. Steigleitern eignen sich nur für gelegentliche Dachaufstiege, dabei kann der Mitarbeiter Material und größere Werkzeuge nicht mitführen. Steigleitern besitzen als Absturzsicherung einen Rückenschutz oder eine Steigschutzeinrichtung. Bei Steigleitern über fünf Meter Steighöhe beginnt der Rückenschutz ab drei Metern. Beträgt die Absturzhöhe mehr als zehn Meter, ist eine Steigschutzeinrichtung zwingend vorgesehen. Im Aus- bzw. Einstiegsbereich von Steigleitern besteht Absturzgefahr. Geländer von 2 Metern Länge rechts und links der Leiter können den Absturz verhindern. SicHeRHeit unD GeSunDHeit < BGHM-Aktuell 6 | 2011 Anlegeleitern eignen sich nicht als wiederholt benutzte Aufstiege zu Dächern. Sie gehören zu den unfallträchtigsten Arbeitsmitteln. Deshalb ist ihr Einsatz auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Darüber hinaus dürfen Anlegeleitern nur zur Überbrückung von einem Höhenunterschied von maximal fünf Metern eingesetzt werden. Zugänge zum Dach sind gegen unbefugtes Benutzen zu sichern. Geländer und Seitenschutz sind die effektivsten Maßnahmen gegen Absturz. Sie bestehen aus Handlauf, Zwischenholm und Fußleiste bzw. Foto: Dany-Alu Bordbrett. Dienen Flachdächer dem zeitweiligen Aufenthalt von Menschen, müssen die Dachränder, alle Öffnungen, Oberlichter, Lichtplatten etc. durch einen fest angebrachten Seitenschutz nach Landesbauordnung (LBO) gesichert sein. Bis zwölf Meter Absturzhöhe beträgt die Handlaufhöhe grundsätzlich 1 Meter, darüber hinaus 1,1 Meter. Einige Landesbauordnungen lassen noch eine Geländerhöhe von 0,9 Metern zu. Ein Geländer kann entfallen, wenn nicht begehbare Oberlichter und Glasabdeckungen mehr als 0,5 m aus dem Dach herausragen. Das Geländer ist gemäß LBO entsprechend der lotrechten Verkehrslasten auszulegen. Für zeitweilige Arbeiten auf Dächern genügt ein temporärer Seitenschutz gemäß DIN EN 13374. Dessen Oberkante liegt dabei unabhängig von der Absturzhöhe ein Meter über der Standfläche. Die Fußleiste bemisst 15 Zentimeter. Für Arbeiten auf Flachdächern genügt ein Seitenschutz der Klasse A. Besteht jedoch bei einer geringen Dachneigung die Gefahr, dass Personen in den Seitenschutz hineinrutschen, muss er der Klasse B entsprechen. Sowohl vorkonfektionierte Geländer zum Anbrin- Abgesicherte Dachkante mit temporärem Geländer 17
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