2011 06.pdf, Seiten 1-16 - BGHM
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„Das passt wirklich<br />
gut.“ Franz-Josef<br />
Reinders hat seinen<br />
ehemaligen Kfz-Mechaniker<br />
als Industriekaufmann<br />
wieder<br />
eingestellt.<br />
Inzwischen steht Müller mit dem Rücken zur Wand.<br />
Zwar ist die berufliche Tätigkeit als Ursache seiner<br />
Erkrankung zweifelsfrei, um aber in den Genuss<br />
der berufsgenossenschaftlichen Leistungen zu<br />
kommen, fordert der Gesetzgeber „die Aufgabe der<br />
schädigenden Tätigkeit“. Der Kfz-Mechaniker Gregor<br />
Müller muss dafür also den Job aufgeben, den<br />
er über alles liebt. „Das war echt hart“, erinnert er<br />
sich. „Ich wusste doch gar nicht, was mich nach<br />
einer Umschulung erwartet.“ Außerdem lebt er<br />
am Niederrhein, einer eher strukturarmen Gegend.<br />
„Hier gibt es viele kleine Betriebe“, stellt Helmuth<br />
Gottschalk klar, „aber kaum solche mit größeren<br />
Verwaltungseinheiten, die auch Arbeit für Müller<br />
nach seiner Umschulung gehabt hätten“. Gottschalk<br />
ist Reha-Manager der <strong>BGHM</strong> und kümmert<br />
sich um den Kfz-Mechaniker.<br />
Viele optionen offen<br />
Zwei Jahre lang versucht Müller noch über die Runden<br />
zu kommen, dann aber geht es nicht mehr.<br />
Anfang 2008 lässt er sich auf die zweiwöchige<br />
Berufsfindung und Arbeitserprobung im Berufsförderungswerk<br />
Heidelberg ein. Diese BG-finanzierte<br />
Maßnahme sucht Antworten auf die Fragen: Was<br />
geht und was geht nicht mehr? Und: Welcher Beruf<br />
passt zu ihm? Am Ende stehen dem Mechaniker einige<br />
Optionen offen. Es „wäre beispielsweise eine<br />
Ausbildung zum Fachinformatiker möglich“, heißt<br />
es in seinem Abschlussbericht. Weil er aber „nicht<br />
acht Stunden am Tag vorm PC sitzen“ will, nimmt<br />
der Proband den Industriekaufmann ins Visier.<br />
Eine berufliche Neuausrichtung, die man in Heidelberg<br />
„nach dem erhobenen Leistungsbild“ für<br />
förderungswürdig hält. Müller findet diesen Beruf<br />
auch deshalb interessant, weil er eventuell sein<br />
bisheriges Wissen in den künftigen Job mit einbringen<br />
kann.<br />
Danach nimmt die Sache Fahrt auf: „Ich habe dann<br />
gekündigt“, blickt der Autofreund zurück. Das war<br />
Mitte 2008 und auch für seinen Chef, Franz-Josef<br />
Reinders, ein Schlag. „Begeistert war ich nicht“,<br />
räumt der ein. „Das war ein zuverlässiger Mecha-<br />
LeiStunG unD RecHt < <strong>BGHM</strong>-Aktuell 6 | <strong>2011</strong><br />
niker. So einen verliert man nicht gerne. Außerdem<br />
nimmt er das ganze Wissen mit.“ Zwei Jahre dauert<br />
die Umschulung zum Industriekaufmann am<br />
Berufsförderungswerk in Köln. Die Schule bereitet<br />
ihm keine Schwierigkeiten. Schon eher ist die<br />
dreimonatige Zahlweise der <strong>BGHM</strong> ein Problem,<br />
da wird das Geld manchmal knapp. Die Berufsgenossenschaft<br />
leistet im Zuge einer Umschulung<br />
bei anerkannter Berufskrankheit „Haut“ auf zwei<br />
Wegen: Zum einen finanziert sie die Umschulung:<br />
„Das kostet über den Daumen etwa 100.000,-<br />
Euro“, verrät Gottschalk. Zum anderen fängt die<br />
<strong>BGHM</strong> über so genannte Übergangsleistungen den<br />
Verdienstverlust des Mechanikers auf, und dies –<br />
bei weiter bestehendem Minderverdienst – für fünf<br />
Jahre.<br />
Im Fall Gregor Müller läuft das nahezu perfekt. „Ich<br />
war nur einen Monat arbeitslos“, blickt er zurück.<br />
Das war der Juli 2010, denn schon im August saß<br />
er an seinem neuen Arbeitsplatz. Das war gleichzeitig<br />
auch der alte: die Autoschmiede Reinders.<br />
„Ich musste gar keine Bewerbung schreiben“, freut<br />
sich der frisch gebackene Industriekaufmann. Er<br />
wickelt heute die kaufmännischen Belange der<br />
Werkstatt ab und betreut deren Kunden.<br />
Als Müllers Vorgänger im Mai 2010 gesundheitsbedingt<br />
aus dem Betrieb ausscheidet, fackelt Inhaber<br />
Reinders nicht lange und nimmt Kontakt mit<br />
der <strong>BGHM</strong> auf. Er will die vakante Stelle mit seinem<br />
vormaligen Mechaniker und jetzigen Industriekaufmann<br />
besetzen. Dafür zahlt die BG ihm Eingliederungsgeld,<br />
damit Müller sich in Ruhe einarbeiten<br />
kann. Und das für sechs Monate. Die sind inzwischen<br />
rum, und nicht nur Müller ist zufrieden. Auch<br />
Reinders ist froh um diese Lösung: „Der ist doch<br />
vom Fach“, sagt er. „Das passt wirklich gut.“<br />
Klaus Taubitz<br />
Aus der Werkstatt an<br />
den Schreibtisch:<br />
Gregor Müller an seinem<br />
neuen Arbeitsplatz<br />
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