5. philharmonisches konzert - Philharmonisches Orchester Heidelberg
5. philharmonisches konzert - Philharmonisches Orchester Heidelberg
5. philharmonisches konzert - Philharmonisches Orchester Heidelberg
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6. Mut zur Freiheit<br />
„Ob ich modern bin oder nicht, ist mir gleichgültig.<br />
Wichtig ist mir die innere Wahrheit meiner Musik.“<br />
Sofia Gubaidulina
<strong>5.</strong> PhilharMOnisches<br />
KOnzert
<strong>5.</strong> PhilharMOnisches<br />
KOnzert<br />
*16.2.11<br />
staDthalle<br />
ca. 1 ¾ Std., eine Pause<br />
Sikorski Musikverlage, Hamburg<br />
Schirmer, New York<br />
Ton- & Bildaufnahmen während des Konzerts sind nicht gestattet.<br />
Gidon Kremer<br />
Violine<br />
simon Gaudenz<br />
Dirigent<br />
Für die Unterstützung der PHilHarMoNiScHeN KoNzerTe in der Spielzeit 10/11 danken wir<br />
<strong>Philharmonisches</strong> <strong>Orchester</strong><br />
der stadt heidelberg
Programm<br />
Sofia Gubaidulina<br />
(*1931)<br />
in teMPus Praesens<br />
Konzert für Violine & orchester<br />
Pause<br />
Sergei rachmaninoff<br />
(1873–1943)<br />
sYMPhOnie nr. 3 a-Moll op. 44<br />
i. lento – allegro moderato – allegro<br />
ii. adagio ma non troppo – allegro vivace<br />
iii. allegro
auF Der suche nach Weisheit<br />
zu sOFia GubaiDulinas „in teMPus Praesens“<br />
So vielfältig und vielschichtig der kulturelle Hintergrund von Sofia Gubaidulina,<br />
so vielfältig und facettenreich ist ihre Musik. Schon mit ihren aussagekräftigen<br />
Werktiteln, wie beispielsweise NacHT iN MeMPHiS, rUBaJaT<br />
oder oFFerToriUM, verweist die Komponistin auf unterschiedliche, häufig<br />
religiöse assoziationsräume, die die inspirative Grundlage ihrer Musik<br />
darstellen. ihre Vokalkompositionen basieren auf Texten altägyptischer oder<br />
persischer lyriker, aber auch die moderne Dichtkunst, beispielsweise die<br />
Gedichte von rainer Maria rilke oder Marina zwetajewa haben sie mehrfach<br />
inspiriert. Seit ihrer Hinwendung zum christentum 1970, mit der sie sich<br />
ihrerzeit vom vorherrschenden sowjetischen atheismus abhob, tragen<br />
6
Sofia Gubaidulina<br />
Sofia Gubaidulina
ihre Werke verstärkt religiöse züge und sind durchsetzt von christlich-<br />
liturgischer Symbolik; auch hier geben die Werktitel, wie z. B. iN croce,<br />
De ProFUNDiS, iNTroiTUS, erste assoziative anhaltspunkte.<br />
Schon während ihrer Studien an den Konservatorien in Kazan und Moskau<br />
wurde die 1931 im tartarischen Tschistopol geborene Komponistin und Trägerin<br />
des HeiDelBerGer KÜNSTleriNNeNPreiSeS 1991 von ihren jüdischen<br />
und deutschstämmigen lehrern multikulturell geprägt und setzte sich mit den<br />
Stilen und Kompositionstechniken verschiedener zeiten und Kulturen – sowohl<br />
mit der westlichen avantgarde als auch mit (fern)östlicher Folklore – intensiv<br />
auseinander. 1975, also einige Jahre nach ihrem Studium, gründete sie mit<br />
den beiden Komponisten Wjatscheslaw artjomov und Viktor Suslin die Gruppe<br />
aSTreJa, die sich das experimentieren und improvisieren auf instrumenten<br />
der russischen, kaukasischen oder auch asiatischen Folklore zur aufgabe<br />
gemacht hatte. Neben dieser improvisatorisch-freien auseinandersetzung<br />
verwendete Sofia Gubaidulina auch in ihren niedergeschriebenen<br />
8
„haben sie keine angst, seien sie sie selbst. ich wünsche<br />
ihnen, dass sie auf ihrem eigenen ‚falschen‘<br />
Weg weitergehen.“<br />
Dmitri Schostakowitsch zu Sofia Gubaidulina
Kompositionen so volkstümliche wie exotische instrumente, wie die chinesische<br />
bzw. japanische zithern Guzheng und Koto (iM ScHaTTeN DeS BaU-<br />
MeS) oder die dreisaitige russische laute Domra (NacH MoTiVeN Der Tar-<br />
TariScHeN FolKlore), und fand hierin neue, bisher ungekannte Klänge.<br />
Sofia Gubaidulinas Weg zu öffentlicher anerkennung und erfolg war kein<br />
einfacher: Nachdem sie im Jahr 1965 einer aufforderung der sowjetischen<br />
Kulturfunktionäre zur zusammenarbeit nicht nachkam und eben kein ‚Bekenntniswerk‘<br />
komponierte, bekam sie, wie viele sowjetische Komponisten,<br />
die unterdrückende Macht des regimes zu spüren. Neben Schikanen durch<br />
den sowjetischen Komponistenverband, wie reiseverboten zu aufführungen<br />
ihrer Werke in Westeuropa, geschah dies vor allem durch soziale ausgrenzung<br />
und aufführungsverbote, mit denen ihre Werke in den 70er Jahren<br />
belegt wurden. Wie ihrem Kollegen alfred Schnittke blieb ihr als lebensgrundlage<br />
nur die Komposition von Filmmusik, das repräsentative Konzertpodium<br />
wurde ihrer Musik verwehrt.<br />
10
Um so größer scheint vor diesem Hintergrund ihr späterer, internationaler<br />
erfolg, der um 1980 einsetzte und der im rahmen der Berliner Festwochen<br />
1986, bei denen STiMMeN ... VerSTUMMeN ..., eine Sinfonie in 12 Sätzen,<br />
zur aufführung kam, einen ersten Höhepunkt erreichte. Hierzu trug auch<br />
das nachhaltige engagement international gastierender Künstler, wie z. B.<br />
Mstislav rostropowitsch, David Geringas und Gidon Kremer bei. insbesondere<br />
Kremer, für den sie ihr erstes Violin<strong>konzert</strong> oFFerToriUM komponierte,<br />
machte sie im Westen bekannt. Spätestens seit ihrer Übersiedlung in die<br />
Bundesrepublik 1992 gehört sie zu den weltweit am häufigsten aufgeführten<br />
zeitgenössischen Komponisten.<br />
Neben frühen seriellen Werken, in denen Gubaidulina zwölftonreihen mit<br />
konventionellen Dreiklängen verknüpft, die somit immer auch tonale züge<br />
tragen, ist ihre Musik von einem „Denken in Symbolen“ (Dorothea redepenning)<br />
gekennzeichnet. Die für Gubaidulina diesbezüglich relevanten musikalischen<br />
Parameter sind vor allem Tonhöhe, intervallstruktur, artikulation und<br />
11
„eine Komposition sollte also unbedingt ihre logische<br />
struktur, ihren dramaturgisch gezielten aufbau<br />
haben und zugleich erschüttern, die Gefühle des<br />
hörers schonungslos aufwühlen.“<br />
Sofia Gubaidulina
Klangfarbe. Serialität beispielsweise in den Tonfolgen ist dabei von untergeordneter<br />
Bedeutung. Vielmehr organisiert sie das Tonmaterial, rhythmisiert<br />
sie die gesamte musikalische Textur nach zahlenproportionen, wie dem<br />
Goldenen Schnitt oder der Fibonacci-reihe. Diese mathematisch-abstrakten<br />
Prinzipien finden sich sowohl in der Gestaltung einzelner Themen und Motive<br />
als auch in der Gesamtarchitektur ihrer Werke. in ihnen sind die formale<br />
Konzeption und anordnung der einzelnen abschnitte nach diesen Prinzipien<br />
ausgerichtet.<br />
in ihrem zweiten Violin<strong>konzert</strong> iN TeMPUS PraeSeNS, das 2007 von der<br />
Widmungsträgerin anne-Sophie Mutter und den Berliner Philharmonikern<br />
unter der leitung von Sir Simon rattle uraufgeführt wurde, ließ sie sich u. a.<br />
von der allegorischen Figur der heiligen Sofia, der personifizierten Weisheit,<br />
leiten. „Die ganze zeit begleitet mich Sofias Gestalt – Gottes Weisheit.<br />
Ganz spontan sah ich es. Unsere Namen sind gleich – das gab den Grund für<br />
diese assoziation.“<br />
14
entgegen der klassisch-romantischen Tradition des Solo<strong>konzert</strong>s, in<br />
dem das Soloinstrument die rolle eines heldenhaften einzelnen gegenüber<br />
dem orchesterapparat einnimmt, ist Gubaidulina auf der Suche<br />
nach einem neuen Typus von Solopart. „Vor allem die Vorstellung, dass<br />
der Solist einen Helden verkörpere, ist heute nicht mehr aktuell. Denn<br />
dieser Held musste doch ein Sieger sein, ein außerordentliches individuum,<br />
das den ungleichen Wettbewerb gewinnt. [...] im 20. Jahrhundert<br />
sind diese ideen unwichtig und anachronistisch geworden, der Sieger<br />
hat ausgedient, der Held hat in jeder Hinsicht enttäuscht, und niemand<br />
weiß mehr, was die Wahrheit ist. zeitgenössische Komponisten müssen<br />
deshalb nach neuen Wegen suchen, um das Verhältnis zwischen dem<br />
Solisten und dem orchester zu ordnen. auch ich bin auf der Suche.“<br />
Dieser ansatz zeigt sich schon in den ersten Takten von iN TeMPUS<br />
PraeSeNS: zu Beginn wird die Solo-Violine als ein vorsichtig suchendes<br />
individuum inszeniert, das sich mäandernd, in einem fragenden Gestus<br />
durch den Klangraum tastet. in diesem dramaturgischen ansatz ist auch<br />
15
die außergewöhnliche Besetzung des orchesters begründet: Klanglich ist<br />
das Soloinstrument stark vom Tutti-apparat abgesetzt, der ohne Violinen<br />
nur mit tiefen Streichern, vierfachem Holz und Blech sowie großem Schlagwerk,<br />
Klavier und einem anachronistisch, fast exotisch wirkenden cembalo<br />
besetzt ist. Dem entsprechend sind das tiefe Klangspektrum, Klangbild für<br />
die abgründe der Hölle, dem orchester und die himmlischen Höhen der<br />
Solovioline zugewiesen.<br />
Mit dieser besonderen Disposition des orchesters findet Gubaidulina in<br />
ihrem fünfgliedrigen zWeiTeN VioliNKoNzerT tiefe, dramatische und<br />
aufwühlende Klänge, die von filigranen, reizvoll flirrenden, manchmal futuristisch<br />
anmutenden abschnitten unterbrochen werden. Hier erweist sich<br />
die Gültigkeit von luigi Nonos Beschreibung der Musik Gubaidulinas: „Mit zu<br />
bewundernder innerlicher Kraft blüht, explodiert und trifft diese Musik, wie<br />
prismatische, tragische leben-liebe-erregungen, auf uns erstrahlend.“<br />
16
nOstalGie unD MODernisMus<br />
serGei rachManinOFFs sYMPhOnie nr. 3 a-MOll OP. 44<br />
anders als Sergei rachmaninoffs adelige Herkunft und sein späterer künstlerisch<br />
und ökonomisch beachtlicher erfolg es vermuten lassen, ist das<br />
leben des international gefeierten Pianisten, Dirigenten und Komponisten<br />
von herben einschnitten und Krisen geprägt. allein der Misserfolg seiner<br />
erSTeN SYMPHoNie d-Moll op. 13 im Jahr 1897 in Petersburg stürzte ihn<br />
in eine tiefe Depression, sodass ihm schöpferisches arbeiten für mehrere<br />
Jahre unmöglich war. erst nach psychiatrischer Behandlung konnte er seine<br />
Krise überwinden. Doch nicht nur die Untiefen seines lebensweges hielten<br />
ihn wiederholt vom Komponieren fern, auch seine ausgedehnte internationale<br />
Konzerttätigkeit und zahlreiche Plattenaufnahmen hatten ihren Preis.<br />
17
Nur so lassen sich die vielen Phasen seines lebens, in denen rachmaninoff<br />
wenig bis gar nichts komponierte, begründen.<br />
Die entstehungsgeschichte seiner dritten und letzten SYMPHoNie a-Moll<br />
op. 44, gibt beredt auskunft über die angedeutete Gratwanderung rachmaninoffs<br />
zwischen seiner Tätigkeit als Pianist und Dirigent und seinem Drang,<br />
sich als Komponist künstlerisch auszudrücken. Fast drei Jahrzehnte (!)<br />
nach Fertigstellung seiner zWeiTeN SYMPHoNie e-Moll op. 27, machte<br />
rachmaninoff sich im Juni 1936 in der Villa Senar, seinem refugium am<br />
Vierwaldstätter See, an die arbeit. Jedoch musste er die Komposition wegen<br />
seines angeschlagenen Gesundheitszustandes und anschließender Behandlungen<br />
mehrfach unterbrechen. auch eine kraftraubende Konzerttournee<br />
mit 35 Konzerten in amerika und 24 auftritten in europa zwangen ihn zu<br />
einer mehrmonatigen Kompositionspause. rachmaninoff selbst berichtet<br />
in einem Brief vom 26. September 1936 an seinen Freund Wladimir Wilshau<br />
über den Stand seiner letzten großen Symphonie: „Meine arbeit habe ich<br />
18
19<br />
Sergei rachmaninoff
noch nicht beendet. Nur zwei Drittel sind fast fertig. ich muss sie zur Seite<br />
legen und mich ans Klavier setzen, womit ich mich in letzter zeit nicht sehr<br />
intensiv beschäftigt habe. in vier Tagen reise ich nach Paris, und zwölf Tage<br />
später segle ich nach amerika. am 20. oktober beginnen dort die Konzerte.<br />
Und da die Konzerte bis zum 2. april andauern, kann ich mich an die Fertigstellung<br />
der arbeit nicht früher als im kommenden Sommer setzen. Mein<br />
Gesundheitszustand ist erbärmlich. ich löse mich rapide auf! als ich gesund<br />
war – war ich außergewöhnlich faul. Seit die Gesundheit zu schwinden beginnt,<br />
denke ich nur über arbeit nach.“ Trotz aller beschriebenen Widrigkeiten und<br />
Herausforderungen gelang es ihm tatsächlich im darauf folgenden Sommer,<br />
am 30. Juni 1936, das 40-minütige Werk abzuschließen; am ende der fertigen<br />
Partitur vermerkt er erleichtert: „Beendet. ich danke Gott.“<br />
Bei der Uraufführung der DriTTeN SYMPHoNie am 6. November 1936 mit<br />
dem Philadelphia orchestra unter der leitung von leopold Stokowski fand<br />
das alterswerk gespaltene aufnahme bei Publikum und Presse. Die Beur-<br />
20
teilung reicht von Kritik am anachronismus, an der Melancholie und Sterilität<br />
der Musik bis hin zu überschwänglichem lob der raffinierten instrumentation<br />
und des Klangfarbenreichtums. auch die europäische erstaufführung<br />
unter der leitung von Sir Thomas Beecham in london stieß auf Unverständnis<br />
und Kritik. Dessen ungeachtet war rachmaninoff, der vor allem in den<br />
Vereinigten Staaten mit seinen Kompositionen meist außergewöhnliche<br />
erfolge feiern konnte, von der Qualität seiner Komposition überzeugt.<br />
Wiederum an seinen Freund Wilshau schreibt er am 7. Juni 1937 über eine<br />
Folgeaufführung: „Die aufnahme bei Publikum und Kritik war sauer. ich<br />
prägte mir schmerzlich eine Parole ein: in mir, d. h. in rachmaninoff, wird<br />
es mehr als die 3. Sinfonie nicht geben. Persönlich bin ich fest überzeugt,<br />
dass dieses Stück gut ist. aber ... manchmal irren auch autoren! Wie dem<br />
auch sei, an meiner Meinung halte ich bis jetzt fest.“<br />
auch wenn sich gewisse anachronismen, z. B. in der formalen Gestaltung,<br />
nicht von der Hand weisen lassen, trägt das Werk durchaus modernistische<br />
21
züge. Mit polytonalen akkordschichtungen, beispielsweise von a-Moll und<br />
d-Moll, die in der gesamten Komposition zu finden sind, wird die Musik an die<br />
Grenzen der Tonalität geführt. Die mit dreifachen Holz, großem Blechapparat,<br />
zwei Harfen und umfangreichem Schlagwerk groß besetzte Symphonie ist in<br />
drei Sätze gegliedert. entgegen der klassisch-romantischen Symphonie-<br />
Tradition komponiert rachmaninoff kein separates Scherzo, sondern integriert<br />
in den langsamen Mittelsatz einen grotesken Tanz, alleGro ViVace,<br />
als kontrastierenden einschub, und führt so zwei ursprünglich voneinander<br />
getrennte Satzcharaktere in einem Satz zusammen.<br />
Der erste Satz leNTo – alleGro MoDeraTo eröffnet mit einem folkloristisch<br />
anmutendem Wechseltonmotiv, welches als satzübergreifendes Motto<br />
zu Beginn des zweiten Satzes wieder aufgegriffen wird. Schon hier lässt sich<br />
die außergewöhnliche und viel gerühmte instrumentationskunst rachmaninoffs<br />
erkennen, der das Motiv unisono von einer Klarinette, zwei Hörnern und<br />
einem Violoncello solo vortragen lässt und so einen irisierenden Klangeffekt<br />
23
erzielt. Der idyllische Grundton des Satzes, der in Grundzügen an der klassischen<br />
Sonatensatzform ausgerichtet ist, wird kurz darauf und auch im weiteren<br />
Verlauf wiederholt von lauten, modernistischen einwürfen jäh unterbrochen.<br />
Die Musik findet jedoch immer wieder zum wehmütigen und schwärmerischen<br />
Duktus des Beginns zurück: Schwelgerisch-melancholische Kantilenen der<br />
Streicher, beispielsweise der Violoncelli, beschwören eine nostalgische Sehnsucht,<br />
die in ihrer hymnischen Breite stark an Filmmusik erinnern. Das finale<br />
alleGro setzt fort, was mit dem Scherzo-einschub des zweiten Satzes schon<br />
angeklungen war: Hier gibt sich die Musik im ersten abschnitt furios tänzerisch<br />
und pulsiert in synkopischen, unruhigen rhythmen. im anschluss an den zweiten<br />
Teil, eine Fuge, spielt rachmaninoff mit einem apokalyptischen Motiv auf<br />
das „Dies irae“ aus der katholischen Totenliturgie an, eine Motivik, die er zuvor<br />
schon in anderen Werken assoziationsreich aufgegriffen hat. Seine DriTTe SYM-<br />
PHoNie präsentiert sich in ihrer zerrissenheit zwischen nostalgischer Heimatverbundenheit<br />
und Modernismus als das zwiegespaltene, teils melancholisch<br />
getönte Werk eines europäischen Komponisten im exil.<br />
24
„Die Musik eines Komponisten sollte sein Geburtsland<br />
ausdrücken, seine liebesaffären, seine religion,<br />
die bücher, welche ihn beeinflusst haben, die bilder,<br />
die er liebt. sie sollte das gesamte Produkt der erfahrungen<br />
des Komponisten sein.“<br />
Sergei rachmaninoff
GiDOn KreMer<br />
ViOline<br />
Seit über 35 Jahren ist der Meisterschüler von David oistrach auf den Bühnen<br />
der Welt zu Hause und zählt zu den weltweit gefragtesten Geigern. Mit seinem<br />
umfangreichen repertoire von klassischen und romantischen Meisterwerken<br />
bis hin zur Musik des 21. Jahrhunderts, insbesondere von alfred Schnittke,<br />
arvo Pärt und Sofia Gubaidulina, hat Gidon Kremer bereits über 100 cDs<br />
eingespielt, darunter Grammy und ecHo prämierte. zu seinen zahlreichen<br />
ehrungen zählt der ernst von Siemens Musikpreis, das Bundesverdienstkreuz<br />
und der Unesco-Preis. 1997 gründete Gidon Kremer die Kremerata Baltica,<br />
ein Kammerorchester aus hochtalentierten, baltischen Musikern.<br />
26
siMOn GauDenz<br />
DiriGent<br />
Simon Gaudenz gewann 2009 mit dem Deutschen Dirigentenpreis die höchst-<br />
dotierte auszeichnung für Dirigenten in europa. als Gastdirigent leitet er so renommierte<br />
Klangkörper wie das Symphonieorchester des Bayerischen rundfunks, das<br />
orchestre National de France, das Tonhalle-orchester zürich, das DSo Berlin,<br />
das Konzerthausorchester Berlin und das Bayerische Staatsorchester. er erhielt<br />
zahlreiche auszeichnungen und Preise: So gewann er 2006 den internationalen Dirigentenwettbewerb<br />
„Gennady rozhdestvensky“, 2005 das Stipendium der „akademie<br />
Musiktheater Heute“ der Deutschen Bank. Simon Gaudenz ist chefdirigent des collegium<br />
Musicum Basel und erster Gastdirigent des odense Symphony orchestra.<br />
27
PhilharMOnisches <strong>Orchester</strong><br />
Der staDt heiDelberG<br />
Die <strong>Heidelberg</strong>er Philharmoniker prägen seit 1889 als städtisches orchester mit<br />
zahlreichen opernvorstellungen und Konzerten das Musikleben der Stadt. zweimal<br />
wurden sie mit dem Preis für das „Beste Konzertprogramm“ des Deutschen Musikverleger-Verbands<br />
ausgezeichnet. Konzertreisen führten das orchester in den<br />
letzten Jahren in die Kölner Philharmonie, nach antwerpen und nach ravenna.<br />
regelmäßig werden Konzerte vom Deutschlandfunk und vom SWr mitgeschnitten.<br />
Das Philharmonische orchester zeichnet sich durch seine stilistische Flexibilität<br />
aus. Seit 2006 beschäftigen sich die Philharmoniker mit historischer<br />
aufführungspraxis. eine lange Tradition hat das engagement für Neue Musik:<br />
28
Mehrere Werke sind dem Philharmonischen orchester gewidmet. Seit 2005 arbeitet<br />
das orchester besonders intensiv mit einem jährlich wechselnden KoMPo-<br />
NiSTeN FÜr HeiDelBerG zusammen.<br />
Die Musikvermittlung ist dem orchester ausgesprochen wichtig. Fünf FaMilieN-<br />
KoNzerTe werden ergänzt unter anderem durch ein JUGeNDKoNzerT, ein KoNzerT<br />
FÜr KleiNKiNDer & ScHWaNGere und Besuche in Schulen und Kindergärten.<br />
Das Jugendprojekt raP iT liKe HeiDelBerG wurde 2010 vom Deutschen<br />
Musikrat mit dem 1. Preis ausgezeichnet. zusätzlich präsentieren sich die Mitglieder<br />
des orchesters regelmäßig in wechselnden Formationen in Kammer<strong>konzert</strong>en.<br />
Seit 2005 leitet cornelius Meister das Philharmonische orchester. Unmittelbare<br />
Vorgänger waren Volker christ, der initiator der Philharmonic-Wonders-Konzerte,<br />
und Thomas Kalb, der mit dem Brahmsfest 1997 den Vorläufer des <strong>Heidelberg</strong>er<br />
Frühlings ins leben rief. Der ehemalige Generalmusikdirektor Mario Venzago ist<br />
seit 2007 der erste ehrendirigent des orchesters.<br />
29
<strong>Orchester</strong>besetzunG<br />
1. ViOline<br />
Thierry Stöckel<br />
1. Konzertmeister<br />
ernst-Wolfram Winterberg<br />
2. Konzertmeister<br />
isabel Schneider<br />
3. Konzertmeisterin<br />
Mayumi Hasegawa<br />
Joachim Groebke<br />
Mahasti Kamdar<br />
Tetsuya Mogitate<br />
caroline Korn<br />
Gabriele Köller<br />
Sebastian eckoldt<br />
akemi Hasegawa 3<br />
Georg Kleimann 3<br />
luba Selzer-Niederer 3<br />
rahel Wittiber 3<br />
2. ViOline<br />
eleonora Plotkina<br />
Nicole Streichardt<br />
30<br />
lucian Derendorf<br />
ludwig Dieckmann<br />
Janetta Grishchuk<br />
Marion Thomas<br />
elena leshchanova<br />
Nadine-Goussi aguigah<br />
anke Hoffmann<br />
lilija Kissler 3<br />
Natalia Mitscher 3<br />
elfi Schindler 3
ViOla<br />
Marianne Venzago<br />
andreas Bartsch<br />
Horst Düker<br />
christoff Schlesinger<br />
anna elsabe Marquardt<br />
Mareike Niemz<br />
anja Beck 3<br />
Birgit Glas 3<br />
Marian Gorski 3<br />
Bradley Johnson 3<br />
ari Kanemaki 3<br />
Dieter Mock 3<br />
Naomi ogino 3<br />
ortrun riecke-Wieck 3<br />
Yuichi Yazaki 3<br />
ViOlOncellO<br />
Daniel robert Graf 3<br />
Heinrich Schafft<br />
ann-Margriet ziehten<br />
christoph Habicht<br />
Min-Yung lee<br />
zherar Yuzengidzhyan 2<br />
elina Feiertag 3<br />
Katrin Heintze 3<br />
Katja Knaak 3<br />
Mizuki Tanabe 3<br />
Judith Tiemann 3<br />
Katharina Uzal 3<br />
31<br />
KOntrabass<br />
Michael Schneider<br />
Thomas acker<br />
Michael Feiertag<br />
Georgi Berov<br />
Hakeem Holloway 1<br />
Johannes Knirsch 3<br />
Martin lichtmann 3<br />
Flöte<br />
Konrad Metz<br />
Katharina lorenzen<br />
christoph rox 3<br />
Yvonne anselment
ObOe<br />
Matthias Friederich<br />
christine Bender<br />
Sandra Seibold<br />
Klarinette<br />
Sascha Stinner<br />
Matthias Schwantner 3<br />
Detlef Mitscher<br />
Heribert eckert<br />
FaGOtt<br />
Hitomi Wilkening<br />
Sophia Brenneke<br />
Felix Knarozovskiy 2<br />
Gerhard Mährlein<br />
hOrn<br />
Heinrich lohr<br />
Bernd Frelet<br />
Stefan Berrang 3<br />
WaGnertuba/<br />
hOrn<br />
Philip Schmelzle<br />
Joachim Schlaak<br />
Judith Tigyi<br />
trOMPete<br />
Fred Frick<br />
robert Schweizer<br />
Martin Hommel<br />
32<br />
POsaunen<br />
Damian Schneider<br />
Melanie roth<br />
Sándor Szabó 3<br />
Marek Janicki<br />
PauKe<br />
Klaus Wissler<br />
schlaGzeuG<br />
Gregory riffel<br />
arthur adler 3<br />
Helge Daferner 3<br />
Georg Hromadka 3<br />
Peter Knollmann 3<br />
lars lauer 3
harFe<br />
Walli Kossakowski<br />
Frauke roland 3<br />
KlaVier/celesta<br />
Philip Vandré 3<br />
ceMbalO<br />
annemarie Herfurth<br />
1 Praktikant/-in<br />
2 Stipendiat/-in der orchesterakademie rhein-Neckar<br />
3 als Gast Sergei rachmaninoff
Die WerKe in heiDelberG<br />
auFFührunGen Des PhilharMOnischen <strong>Orchester</strong>s<br />
Sofia Gubaidulinas in teMPus Praesens, Konzert für Violine & orchester<br />
wird erstmals vom Philharmonischen orchester <strong>Heidelberg</strong> gespielt.<br />
Sergei rachmaninoff<br />
sYMPhOnie nr. 3 a-Moll op. 44<br />
29.1.2003 | Dirigent Gabriel Feltz<br />
34
Nachweise<br />
S. 7 | © The Japan art association. The Sankei<br />
Shimbun<br />
S. 13 | © roche/Bruno caflisch<br />
S. 19, 22, 33 | library of congress<br />
S. 26 | © Kasskara / ecM records<br />
S. 27 | © lucian Hunziker<br />
Die namentlich nicht gekennzeichneten Texte sind<br />
originalbeiträge für dieses Programmheft<br />
von raPHael röSler.<br />
35<br />
impressum<br />
Herausgeber THeaTer & orcHeSTer HeiDelBerG<br />
intendant PeTer SPUHler<br />
Verwaltungsleiterin aNDrea BoPP<br />
redaktion raPHael röSler<br />
Gestaltung DaNica ScHloSSer<br />
Herstellung WDW DrUcK GMBH leiMeN<br />
anzeigen GreilicH / NeUTarD<br />
www.THeaTer.HeiDelBerG.de<br />
www.HeiDelBerGer-PHilHarMoNiKer.de<br />
THeaTer & orcHeSTer HeiDelBerG<br />
2010/11, ProGraMMHeFT Nr. 15
streicher treFFen KlaVier<br />
2. KaMMerKOnzert<br />
ludwig van Beethoven STreicHQUarTeTT c-Dur op. 59 Nr. 3<br />
rebecca clarke SoNaTe FÜr Viola & KlaVier<br />
Gustav Mahler KlaVierQUarTeTT a-Moll<br />
oSSiaN QUarTeTT<br />
Violine lUDWiG DiecKMaNN, JUlia MaNGelSDorF,<br />
Viola eriKa aNScHÜTz, Violoncello cHriSToPH HaBicHT<br />
Viola aNDreaS BarTScH, Klavier SiBYlle HöHNK<br />
27.2.11<br />
11.00 | Palais Prinz carl
Elegante Strickmode<br />
für Damen und Herren:<br />
Klassisches<br />
und Modernes<br />
aus reinem Kaschmir<br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
Untere Straße 9<br />
69117 <strong>Heidelberg</strong><br />
Tel: 06221 - 650 26 49<br />
Di.-Fr. 11 - 19 Uhr, Sa. 11 - 18 Uhr<br />
www.yabis.de<br />
SO:UM:5<br />
Kammermusik sonntags um fünf<br />
Ludwigshafen, Philharmonie<br />
So 27. Februar 2011, 17.00 Uhr<br />
Der Mann am Klavier<br />
Kai Adomeit Klavier<br />
Werke von Johann Sebastian Bach, Leoˇs Janáček<br />
und Franz Liszt<br />
3. PHILHARMONISCHES:KONZERT<br />
Ludwigshafen, Konzertsaal im Pfalzbau<br />
So 27. März 2011, 19.30 Uhr<br />
Plamena Mangova Klavier<br />
Dima Slobodeniouk Dirigent<br />
Robert Schumann Ouvertüre zu „Manfred“<br />
Franz Liszt Klavier<strong>konzert</strong> Nr. 2<br />
Peter I. Tschaikowsky Sinfonie Nr. 6 „Pathetique“<br />
Tickets 0621 504 25 58 I www.staatsphilharmonie.de
Denken. Fühlen.Wissen.<br />
In <strong>Heidelberg</strong> auf UKW:<br />
106,5<br />
Weitere Informationen:<br />
Hörerservice 0221.345-1831<br />
oder www.dradio.de<br />
Einfach gute Musik …<br />
Im ›Konzertdokument der Woche‹ bietet<br />
der Deutschlandfunk arrivierten Künstlern<br />
ebenso eine Bühne wie jungen Talenten.<br />
10. April • 21:05<br />
7 Konzertdokument der Woche<br />
Aufzeichnung vom 19. Januar 2011<br />
Preisträgerinnen<strong>konzert</strong> zur Verleihung des<br />
20. <strong>Heidelberg</strong>er Künstlerinnenpreises an Isabel Mundry<br />
Fakten und mehr. ®
ihr geigenbaumeister<br />
in heidelberg<br />
nähe stadthalle<br />
matthias kohl<br />
bauamtsgasse 4 · 69117 heidelberg<br />
tel. 0 62 21-18 36 79<br />
mo-fr 9.00-12.00, 14.00-18.00 Uhr<br />
sa 9.00-12.00 uhr und nach vereinbarung<br />
www.geigenbau-kohl.de
www.swhd.de<br />
für dich<br />
weil du so<br />
gut aussiehst<br />
Dass <strong>Heidelberg</strong> bei Nacht besonders gut<br />
aussieht, weiß eigentlich jeder. Wir hören es<br />
aber immer wieder gerne.<br />
7 bläsersOlisten<br />
6. PhilharMOnisches KOnzert<br />
Werke von<br />
Mozart, Martin & lutosławski<br />
Flöte HeNriK WieSe<br />
oboe raMóN orTeGa QUero<br />
Klarinette cHriSToPHer corBeTT<br />
Fagott eBerHarD MarScHall<br />
Trompete HaNNeS läUBiN<br />
Horn eric TerWilliGer<br />
Posaune THoMaS HorcH<br />
Dirigent aNDré De riDDer<br />
2.3.11<br />
20.00 | staDthalle
Wir haben Zeit für Sie,<br />
wenn Sie Zeit für uns haben.<br />
Sparkasse<br />
<strong>Heidelberg</strong><br />
www.sparkasse-heidelberg.de
AterbAlletto 8. bis 10. April 2011<br />
Come un respiro • Le Sacre du Printemps • Carnet de Notes<br />
Fondazione Nazionale della Danza • Mauro Bigonzetti Choreographie<br />
Tickets von E 27 bis E 90 unter dem Service-Telefon 0 72 21/30 13-101.<br />
Bitte fordern Sie unser vollständiges Jahresprogramm an. www.festspielhaus.de<br />
Foto: AterbAlleto