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Metabolische Diagnostik und Metaphylaxe

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Das vorrangige Behandlungsziel ist die<br />

Verringerung der endogenen Oxalatproduktion,<br />

welche bei PH-Patienten auf ein<br />

Vielfaches der Norm erhöht sein kann.<br />

Ferner eine adäquate Harnverdünnung<br />

durch zirkadianes Trinken von 3,5–4,0 l<br />

bei Erwachsenen (Kinder ,5 l/m 2 KÖF).<br />

R<strong>und</strong> ein Drittel der Patienten mit PH-<br />

Typ I profitiert von einer Therapie mit Pyridoxin<br />

zur Normalisierung der Oxalatausscheidung<br />

im Urin.<br />

Verstärkte Diurese, Alkalicitrate <strong>und</strong><br />

Magnesium sind therapeutische Optionen,<br />

um den „malignen“ Kristallisationsprozess<br />

von Calciumoxalat zu verhindern.<br />

Beim terminalen Nierenversagen hilft<br />

dem PH-Patienten nur noch eine kombinierte<br />

Leber-/Nierentansplantation.<br />

Renal-tubuläre Azidose<br />

Die renal-tubulär Azidose (RTA) wird<br />

durch einen defekten Protonen- <strong>und</strong>/oder<br />

Bikarbonattransport im Nephron verursacht.<br />

Diagnostisch richtungweisend sind<br />

deshalb Urin-pH-Werte konstant >5,8 im<br />

Tagesprofil (nach Ausschluss eines Harnweginfekts).<br />

Diagnosesicherung <strong>und</strong> Differentialdiagnose<br />

der RTA Typ I erfolgen<br />

mit dem Ammoniumchloridbelastungstest<br />

(. Tab. 14).<br />

Das primäre therapeutische Ziel ist<br />

die Wiederherstellung des Säure-Basen-<br />

Äquilibriums. Der RTA liegt eine Säureexkretionsstörung<br />

des Nephrons zugr<strong>und</strong>e.<br />

Ungeachtet alkalischer Urin-pH-Werte<br />

besteht die zwingende Notwendigkeit<br />

zur Alkalisierungsbehandlung. Hierdurch<br />

normalisiert sich der sek<strong>und</strong>är erhöhte<br />

Calciumumsatz (Hyperkalzurie) sowie die<br />

gesteigerte Zitratrückresorption (Hypozitraturie)<br />

im proximalen Nierentubulus.<br />

Das Therapiemonitoring bei kompletter<br />

RTA sollte mittels venöser Blutgasanalyse<br />

(BGA) erfolgen: idealer „base excess“<br />

bei ±2.0.<br />

Wenn die Hyerkalziurie (>8 mmol/<br />

Tag) nach Wiederherstellung des Säure-<br />

Basen-Äquilibriums persistiert, können<br />

zusätzlich Thiazide verabreicht werden.<br />

Nephrokalzinose<br />

Unter Nephrokalzinose (NC) versteht<br />

man eine pathologische Ablagerung von<br />

Kristallen in der Nierenrinde <strong>und</strong> dem<br />

-mark. Die NC kann sowohl isoliert als<br />

auch in Verbindung mit einer Harnstein-<br />

Tab. 13 Konservative Therapie der primären Hyperoxalurie (PH):<br />

allgemeine Harnsteinmetaphylaxe<br />

Lithogene Risikofaktoren Indikation zur <strong>Metaphylaxe</strong> Spezifische <strong>Metaphylaxe</strong><br />

Hyperoxalurie (primär) Oxalatausscheidung<br />

>0,5 mmol/Tag<br />

bildung auftreten. Eine Vielzahl metabolischer<br />

Störungen bzw. Erkrankungen<br />

kann für den NC-Prozess verantwortlich<br />

sein, darunter der HPT, die PH, die<br />

RTA, Störungen des Vitamin-D-Metabolismus,<br />

die idiopathische Hyperkalzurie<br />

<strong>und</strong> Hypozitraturie. Auch hereditäre Erkrankungen<br />

wie der Morbus Dent oder<br />

das Bartter-Syndrom führen zur NC. Die<br />

vielfältigen Ursachen begründen das umfassende<br />

metabolische Abklärungsprogramm<br />

für NC-Patienten (. Tab. 15).<br />

Wegen der vielfältigen Ursachen der<br />

Nephrokalzinose gibt es keine Standardtherapie.<br />

Das therapeutische Augenmerk<br />

muss primär auf die zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Harndilution: Tagesurinmenge >3,0 l<br />

Pyridoxin (Vitamin B6): Dos.<br />

5–20 mg/kgKG/Tag<br />

Cave: regelmäßige Oxalatkontrollen<br />

im Urin!<br />

Alkalizitrate: Dos. 9–12 g/Tag<br />

Normale Calciumzufuhr!<br />

Magnesium: Dos. 200–400 mg/Tag<br />

Cave: kontraindiziert bei Niereninsuffizienz!<br />

Tab. 14 Therapie der RTA: allgemeine Harnsteinmetaphylaxe<br />

Lithogene Risikofaktoren Indikation zur <strong>Metaphylaxe</strong> Spezifische <strong>Metaphylaxe</strong><br />

Urin-H konstant >5,8 Normalisierung des Säure-Basen- Alkaliztrate: Dos. 9–12 g/Tag<br />

Hyperphosphaturie<br />

Equilibriums<br />

alternativ<br />

Hypozitraturie<br />

Die Ztratindikation ist unabhän- Natriumbikarbonat: Dos. 1,5 g<br />

gig vom Urin-pH-Wert!<br />

3-mal täglich<br />

Hyperkalzurie Calciumausscheidung >8 mol/ Hydrochlorothiazid: Dos. 25 mg/<br />

Tag<br />

Tag initial, bis 50 mg/Tag<br />

Tab. 15 Abklärungsprogramm bei Nephrokalzinose<br />

Basisdiagnostik +<br />

Blut Intaktes Parathormon (bei erhöhtem Calcium)<br />

Vitamin-D- <strong>und</strong> Vitamin-D-Metabolite<br />

Vitamin A<br />

Natrium<br />

Kalium<br />

Magnesium<br />

Chlorid<br />

Blutgasanalyse<br />

Urin Urin-pH-Tagesprofil (bei jeder Miktion, mind. 4 zirkadiane Einzelmessungen)<br />

2-mal 24-h-Sammelurine:<br />

- Volumen<br />

- Urin-pH<br />

- Harndichte<br />

- Calcium<br />

- Phosphat<br />

- Oxalat<br />

- Harnsäure<br />

- Zitrat<br />

- Magnesium<br />

Tab. 16 Die wichtigsten ureasebildenden<br />

Bakteriena Obligate Ureasebildner (>98%)<br />

Proteus spp.<br />

Providencia rettgeri<br />

Morganella morganii<br />

Corynebacterium urealyticum<br />

Ureaplasma urealyticum<br />

Fakultative Ureasebildner<br />

Enterobacter gergoviae<br />

Klebsiella spp.<br />

Providencia stuartii<br />

Serratia marcescens<br />

Staphylococcus spp.<br />

aCave: 0–5% der Stämme von Escherichia coli,<br />

Enterkokken <strong>und</strong> Pseudomonas aeruginosa bilden<br />

Urease<br />

Der Urologe 9 · 2009 |<br />

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