38 Palast aber auch als eine Art Rahmen sehen kann, der die beiden äußeren Bildfelder mit den Aposteln zusammenbindet, letztlich ganz ähnlich wie auf dem eingangs erläuterten Blatt 48 (Abb. 12) ein System aus Rocaillen einen Zusammenhang zwischen (dort allerdings zahlreicheren) Bildfeldern herstellt. Nur ist auf Blatt 95 die dienende Funktion des Rahmensystems völlig verloren gegangen, indem es sich eines Großteils der zur Verfügung stehenden Fläche bemächtigt hat; und außerdem erfahren das architektonische Rahmensystem und die Bildfelder, wie bereits angedeutet, eine vollständige räumliche Integration: Die beiden Bildfelder zeigen Räume im Inneren der zu Rahmenzwecken genutzten Architektur. Variationen der Rahmentechnik III: Vergegenständlichung des Rahmens Nach der Architektonisierung soll nun ein anderes, bereits im Zusammenhang mit dem Werkzeugstillleben im Vordergrund der Tafel 52 gestreiftes Prinzip der Rahmengestaltung erläutert werden, das darin besteht, Gegenstände in den Rahmen einzubinden bzw. den Rahmen mehr oder weniger aus Gegenständen zusammenzusetzen oder ihn völlig zu vergegenständlichen, und zwar in der Regel unter Nutzung von Gegenständen, die zu den in den Bildfeldern dargestellten Szenen einen inhaltlichen Bezug aufweisen. Wenn man als Ausgangspunkt wieder ein ornamentales Rahmensystem wie das des eingangs betrachteten Blattes 48 (Abb. 12) wählt und sich von hier aus kommend Blatt 23 (Buch Josua, Abb. 37) zuwendet, so erscheint es auf den ersten Blick, als bediene sich der Künstler auch hier in erster Linie abstrakte Ornamente, um die Fläche in Bildfelder zu zerlegen. Bei näherem Hinsehen ergibt sich dann, dass in die Rocaillen mehrere eigenartige, sich krümmende Gebilde eingewoben sind, deren Form ganz offensichtlich von den Instrumenten abgeleitet sind, mit denen die Priester im zentralen Bildfeld die Mauern von Jericho zum Einsturz bringen; und hat man diese Krummhörner im Rahmen einmal identifiziert, so dominieren sie den Kupferstich sogar weit stärker als die im Mittelgrund des Bildfeldes miniaturhaft klein wiedergegebenen Blasinstrumente und man stellt eher einen Zusammenhang zwischen den Krummhörnern der Rahmenzone und dem Untergang Jerichos her. Während die Krummhörner im Rahmensystem des Blattes 23 gewissermaßen in einem Metamorphoseprozess auf halbem Weg zwischen Ornament und Gegenstand angesiedelt sind, sind in den aus dünnen C-Bögen gebildeten Rahmen des Bildfeldes rechts unten auf Blatt 25 (Buch der Richter: Dalila schneidet dem schlafenden Simson das Haar ab, Abb. 38) Schere und Stricke als wichtige Requisiten der biblischen Szene ohne ornamentale Verfremdung eingebunden, was nicht ausschließt, dass den um die Bögen geschlungenen Stricken, die auf die bevorstehende Fesselung Simsons hinweisen, auch ornamentale Qualitäten zukommen. Diese Anreicherung des Rahmenornaments mit Gegenständen kann in unterschiedlicher Intensität erfolgen; sie kann zurückhaltend ausfallen wie hier, wo es sich wieder um Details handelt, die entdeckt sein wollen, sie kann aber auch stärker in den Vordergrund treten; im wahrsten Sinne des Wortes tut sie dies etwa auf der Baustellentafel 52 wo, wie bereits erwähnt, zahlreiche dicht aneinandergereihte Werkzeuge zusammen mit Rocailleornamenten unten eine Art Rahmenleiste bilden (Abb. 33). Da sich bereits dort die Ornamente nur schwer neben den gegenständlichen Elementen behaupten können und weitgehend hinter ihnen verschwinden, erscheint es als konsequente Weiterentwicklung des Prinzips, dass sich Rahmen bzw. Rahmen
Abb. 37: Klauber-Bibel, Blatt 23 (Josua) Abb. 38: Klauber-Bibel, Blatt 25 (Richter) 39 Abb. 39: Klauber-Bibel, Blatt 53 (2 Esra [Nehemia])
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