54 chen mit Bildern zu den weiteren Propheten; Streifen, die unten leicht die querovalen Kartuschen überschneiden und sich somit vor dem Podest befinden müssen, deren näherer räumlich-logischer Zusammenhang mit dem Mittelteil der Bildanlage aber unscharf bleibt. Mit der Mischung aus ornamentalen und architektonischen Elementen, aus räumlichem Gebilde und in Felder zerlegter Fläche, aus Bild-im-Bild- Strukturen und bühnenhaftem Guckkasten, aus gerundeten und eckigen Formen erfolgt hier eine recht komplexe Lösung der Aufgabe, auf einem Kupferstich mehrere Bildfelder mit biblischen Szenen unterzubringen; und wenn man bedenkt, dass die Aufgabe auf jedem der sechs Blätter anders gelöst wird, erscheint eine Serie wie diese nicht zuletzt in ihrem Streben nach formaler Virtuosität als ein Ansatz, dessen konsequente Weiterentwicklung zu einem Werk wie der Klauber-Bibel führt. Wenn man eine solche Entwicklungslinie einmal annimmt, so bestünde ein wesentlicher Schritt natürlich darin, die Zahl der illustrierten Zwischentitelblätter zu erhöhen, denn wenn auch die Klauber-Bibel noch vereinzelt Sammelbilder für mehrere biblische Bücher kennt, in denen dann die Tradition dieser Zwischentitelblätter noch recht deutlich weiterlebt (Blatt 68, Abb. 46), so geht ihr Bestreben doch eindeutig dahin, einem biblischen Buch mindestens eine eigene Tafel zu widmen. Ein vollständiger Abriss der Entwicklung des biblischen Zwischentitelblattes im 17. und 18. Jahrhundert kann bei dieser Gelegenheit natürlich nicht gegeben werden; es können nur exemplarisch einige Stationen herausgegriffen werden. Immerhin 18 Zwischentitelblätter mit biblischen Szenen, gestochen von Jakob von Sandrart und Johann Friedrich Fleischberger nach Vorlagen von Georg Strauch, bietet z. B. die 1662 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs gemeinsam von Endter in Nürnberg und Wust in Frankfurt verlegte katholische Bibel (Abb. 60 – 62); 16 gegenüber der zuvor betrachteten Serie aus der Kurfürstenbibel eine beachtliche Erweiterung, in deren Zuge dann zum einen einzelne Bücher eine eigene Bilderseite (Exodus, Josua, Apostelgeschichte, Offenbarung) oder sogar zwei Bilderseiten (Genesis) erhalten, zum anderen die Szenen zu den vier Evangelien im Sinne einer chronologisch das Leben Christi durchlaufenden Evangelienharmonie auf zwei Bildseiten verteilt werden; letzteres ein Prinzip, das in ausgeweiteter Form auch in der Klauber- Bibel Anwendung findet. Zwischentitelblätter wie die der Mainzer Bibel mit einem Werk wie der Klauber-Bibel in Zusammenhang zu bringen, scheint auch insofern eine naheliegende Assoziation, als die Textbeigaben nun im Unterschied zu der früheren Kurfürsten-Serie nur noch die biblischen Bücher benennen und auf sonstige Textelemente (Namen des Übersetzers, Impressum) verzichten, ihre Zugehörigkeit zu einem Buch also nicht explizit zum Ausdruck bringen: Man könnte sich demzufolge eine Verwendung der Serie losgelöst vom Bibeltext vorstellen und könnte die isolierte Serie mit ihren insgesamt ca. 240 Darstellungen dann durchaus als eine Art Bilderbibel bezeichnen; ob diese Serie oder ähnliche Serien tatsächlich in dieser Form genutzt und vertrieben wurden, bedürfte noch der Untersuchung. Während die Zahl der Blätter und der Darstellungen stark zugenommen hat, ist die auf der Kurfürsten-Serie zu beobachtende formale Vielfalt der Bildanlagen freilich weitgehend dem Bestreben gewichen, alle Blätter als durch einheitliche Gestaltung als stärker zusammengehörig erscheinen zu lassen und die Bildfelder in einer möglichst leicht fasslichen Art und Weise anzuordnen: Es werden auf einem Blatt stets 12 bzw. 15 annähernd gleich große Felder in vier bzw. fünf Reihen zu je drei Feldern angeordnet, wobei das mittlere Feld der zweiten Reihe häufig durch eine Schriftkartusche ersetzt ist. Immerhin wechseln die ornamentalen Motive, die auf den verschiedenen Blättern zur Rahmung der Bildfelder und Füllung der Zwischenräume 16 Bibel, das ist, die Heilige Schrifft, Alten und Neuen Testaments nach der uhralten, gemeinen Lateinischen, von der Catholischen Kirchen bewährten, und in derselbigen bißhero allzeit gebrauchten Version, oder Ubersetzung, Nürnberg : Endter, Frankfurt a. M. : Wust, 1662.
Abb. 60: Bibel Endter / Wust 1662 Zwischentitelblatt (Josua) 55 Abb. 62: Bibel Endter / Wust 1662 Zwischentitelblatt (Offenbarung) Abb. 61: Bibel Endter / Wust 1662 Zwischentitelblatt (1, 2 Könige [1, 2 Samuel])
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Peter Stoll Die Bilderbibel der Br
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