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Dokument_1.pdf (6513 KB) - OPUS Augsburg

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chen mit Bildern zu den weiteren Propheten; Streifen, die unten leicht die querovalen<br />

Kartuschen überschneiden und sich somit vor dem Podest befinden müssen, deren<br />

näherer räumlich-logischer Zusammenhang mit dem Mittelteil der Bildanlage<br />

aber unscharf bleibt. Mit der Mischung aus ornamentalen und architektonischen<br />

Elementen, aus räumlichem Gebilde und in Felder zerlegter Fläche, aus Bild-im-Bild-<br />

Strukturen und bühnenhaftem Guckkasten, aus gerundeten und eckigen Formen erfolgt<br />

hier eine recht komplexe Lösung der Aufgabe, auf einem Kupferstich mehrere<br />

Bildfelder mit biblischen Szenen unterzubringen; und wenn man bedenkt, dass die<br />

Aufgabe auf jedem der sechs Blätter anders gelöst wird, erscheint eine Serie wie<br />

diese nicht zuletzt in ihrem Streben nach formaler Virtuosität als ein Ansatz, dessen<br />

konsequente Weiterentwicklung zu einem Werk wie der Klauber-Bibel führt.<br />

Wenn man eine solche Entwicklungslinie einmal annimmt, so bestünde ein wesentlicher<br />

Schritt natürlich darin, die Zahl der illustrierten Zwischentitelblätter zu erhöhen,<br />

denn wenn auch die Klauber-Bibel noch vereinzelt Sammelbilder für mehrere biblische<br />

Bücher kennt, in denen dann die Tradition dieser Zwischentitelblätter noch recht<br />

deutlich weiterlebt (Blatt 68, Abb. 46), so geht ihr Bestreben doch eindeutig dahin,<br />

einem biblischen Buch mindestens eine eigene Tafel zu widmen. Ein vollständiger<br />

Abriss der Entwicklung des biblischen Zwischentitelblattes im 17. und 18. Jahrhundert<br />

kann bei dieser Gelegenheit natürlich nicht gegeben werden; es können nur exemplarisch<br />

einige Stationen herausgegriffen werden.<br />

Immerhin 18 Zwischentitelblätter mit biblischen Szenen, gestochen von Jakob von<br />

Sandrart und Johann Friedrich Fleischberger nach Vorlagen von Georg Strauch,<br />

bietet z. B. die 1662 im Auftrag des Mainzer Erzbischofs gemeinsam von Endter in<br />

Nürnberg und Wust in Frankfurt verlegte katholische Bibel (Abb. 60 – 62); 16 gegenüber<br />

der zuvor betrachteten Serie aus der Kurfürstenbibel eine beachtliche Erweiterung,<br />

in deren Zuge dann zum einen einzelne Bücher eine eigene Bilderseite (Exodus,<br />

Josua, Apostelgeschichte, Offenbarung) oder sogar zwei Bilderseiten (Genesis)<br />

erhalten, zum anderen die Szenen zu den vier Evangelien im Sinne einer chronologisch<br />

das Leben Christi durchlaufenden Evangelienharmonie auf zwei Bildseiten<br />

verteilt werden; letzteres ein Prinzip, das in ausgeweiteter Form auch in der Klauber-<br />

Bibel Anwendung findet. Zwischentitelblätter wie die der Mainzer Bibel mit einem<br />

Werk wie der Klauber-Bibel in Zusammenhang zu bringen, scheint auch insofern<br />

eine naheliegende Assoziation, als die Textbeigaben nun im Unterschied zu der früheren<br />

Kurfürsten-Serie nur noch die biblischen Bücher benennen und auf sonstige<br />

Textelemente (Namen des Übersetzers, Impressum) verzichten, ihre Zugehörigkeit<br />

zu einem Buch also nicht explizit zum Ausdruck bringen: Man könnte sich demzufolge<br />

eine Verwendung der Serie losgelöst vom Bibeltext vorstellen und könnte die<br />

isolierte Serie mit ihren insgesamt ca. 240 Darstellungen dann durchaus als eine Art<br />

Bilderbibel bezeichnen; ob diese Serie oder ähnliche Serien tatsächlich in dieser<br />

Form genutzt und vertrieben wurden, bedürfte noch der Untersuchung.<br />

Während die Zahl der Blätter und der Darstellungen stark zugenommen hat, ist die<br />

auf der Kurfürsten-Serie zu beobachtende formale Vielfalt der Bildanlagen freilich<br />

weitgehend dem Bestreben gewichen, alle Blätter als durch einheitliche Gestaltung<br />

als stärker zusammengehörig erscheinen zu lassen und die Bildfelder in einer möglichst<br />

leicht fasslichen Art und Weise anzuordnen: Es werden auf einem Blatt stets 12<br />

bzw. 15 annähernd gleich große Felder in vier bzw. fünf Reihen zu je drei Feldern<br />

angeordnet, wobei das mittlere Feld der zweiten Reihe häufig durch eine Schriftkartusche<br />

ersetzt ist. Immerhin wechseln die ornamentalen Motive, die auf den verschiedenen<br />

Blättern zur Rahmung der Bildfelder und Füllung der Zwischenräume<br />

16 Bibel, das ist, die Heilige Schrifft, Alten und Neuen Testaments nach der uhralten, gemeinen<br />

Lateinischen, von der Catholischen Kirchen bewährten, und in derselbigen bißhero allzeit gebrauchten<br />

Version, oder Ubersetzung, Nürnberg : Endter, Frankfurt a. M. : Wust, 1662.

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