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Steuerberater<br />
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Editorial<br />
Freund fürs Unternehmerleben<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, kurz vor Jahresen<strong>de</strong> hat die schwarz-gelbe Koalition<br />
noch ein Gesetz zur Steuervereinfachung auf <strong>de</strong>n Weg gebracht. Rund vier<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro Einsparungen pro Jahr soll <strong>de</strong>r Abbau von Bürokratie allein<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen bringen. Insbeson<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n die Finanzämter bald auf eine<br />
Vielzahl von schriftlichen Belegen verzichten, was hoffentlich auch <strong>de</strong>n Zeitaufwand<br />
in <strong>de</strong>n Firmen min<strong>de</strong>rn wird. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung,<br />
aber noch kein Durchbruch. Auch künftig wird die Steuererklärung nicht auf<br />
einen Bier<strong>de</strong>ckel passen und sicherlich nicht einmal auf zwei.<br />
Der Steuerberater ist und bleibt daher einer <strong>de</strong>r wichtigsten Helfer <strong>de</strong>s Unternehmers.<br />
Bestenfalls ist er sogar noch mehr, nämlich Sparringspartner und<br />
Freund. Viele Jahre dauern häufi g die Beziehungen, <strong>de</strong>nn es hat für bei<strong>de</strong> Seiten<br />
Vorteile, wenn <strong>de</strong>r Experte das Unternehmen gut kennt. Dazu muss aber die<br />
Chemie stimmen und auch die Einschätzung, wie beispielsweise mit <strong>de</strong>m<br />
Betriebsprüfer umgegangen wer<strong>de</strong>n sollte. Wesentlich ist natürlich die Honorarfrage:<br />
Hier hat <strong>de</strong>r Steuerberater einigen Spielraum nach unten und oben.<br />
In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 schil<strong>de</strong>rn wir Ihnen, wie Sie die Mandanten-Berater-Beziehung<br />
nutzbringend und kostengünstig gestalten und welche<br />
Kriterien bei <strong>de</strong>r Auswahl eines neuen Steuerexperten entschei<strong>de</strong>nd sind.<br />
Ab Seite 52 erhalten Sie Tipps, wie Sie mit <strong>de</strong>n fi skalischen Än<strong>de</strong>rungen für das<br />
Jahr 2011 umgehen. Beachten Sie bitte auch unser Dossier zur Titelgeschichte:<br />
Unter www.profi rma.<strong>de</strong> fi n<strong>de</strong>n Sie im Internet nützliche Fachbeiträge und<br />
Arbeitshilfen rund um das Thema Steuerberatung.<br />
Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />
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ProFirma 01/02 2011<br />
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Inhalt 01/ 02.2011<br />
Titelthema:<br />
Den Steuerberater<br />
auf Kurs bringen<br />
Der Steuerberater ist <strong>de</strong>r wichtigste<br />
Ansprechpartner <strong>de</strong>s Unternehmers.<br />
Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s richtigen Spezialisten<br />
zählen nicht nur ausgewiesene Fachkenntnisse,<br />
auch die Chemie muss stimmen.<br />
26 Checkliste Was jetzt mit <strong>de</strong>m<br />
Steuerberater für das Jahr 2011<br />
besprochen wer<strong>de</strong>n muss.<br />
08<br />
Ramin Goo (mitte) und vier Freun<strong>de</strong> haben<br />
in Berlin ein begehbares Kochbuch eröffnet.<br />
30<br />
Wachstumstreiber Export:<br />
Ma<strong>de</strong> in Germany ist weltweit gefragt.<br />
20<br />
08 Wir Unternehmer<br />
08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Ramin Goo vom Kochhaus in Berlin.<br />
10 Re<strong>de</strong>zeit Unternehmen in <strong>de</strong>r Krise können von <strong>de</strong>r Anpassungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Pfl anzen- und Tierwelt an verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />
viel lernen, meint die Unternehmensberaterin<br />
Gudrun Happich.<br />
12 Unternehmerporträt Wolfram Langer aus Berlin stellt die<br />
wichtigsten Utensilien für die Film- und Theaterwelt her:<br />
Blut und Make-up.<br />
16 Mittelstand 2.0 Auf <strong>de</strong>r Internet-Plattform Erento.<strong>de</strong> kann man<br />
1,2 Millionen verschie<strong>de</strong>ne Artikel mieten.<br />
18 Auszeit Die White-Turf-Tage in St. Moritz.<br />
20 Unternehmensführung<br />
20 Titelthema Steuerberater im Check Viele Unternehmer verlassen<br />
sich bei ihren Entscheidungen auf <strong>de</strong>n Rat ihres Steuerberaters.<br />
Das ist mitunter die falsche Strategie.<br />
Mittelstand Spezial<br />
30 Auslandsengagement Immer mehr kleinere und mittlere Firmen<br />
zieht es in die weite Welt hinaus. Ohne sorgfältige Vorbereitung<br />
drohen aber beachtliche Risiken.<br />
34 Checkliste Was Mittelständler beim Gang ins Ausland<br />
beachten müssen.<br />
35 Quer<strong>de</strong>nker Ist BWL eine Wissenschaft? fragt Professor Martin Beck.<br />
36 Recht Geschäftswagen – Prozessrisiko auf vier Rä<strong>de</strong>rn.<br />
4 ProFirma 01/02 2011
38 Finanzen & Steuern<br />
38 Finanztrends Unternehmer für mehr Kontrollen bei Banken.<br />
40 För<strong>de</strong>rmittel Wenn kleinen Unternehmen bei <strong>de</strong>r<br />
Kreditvergabe Sicherheiten fehlen, springen die Bürgschaftsbanken<br />
in die Bresche.<br />
44 Private Finanzen Die Finanzkrise hat einige Offene Immobilienfonds<br />
ins Wanken gebracht. Trotz<strong>de</strong>m sollten Anleger nicht über-<br />
stürzt aussteigen.<br />
47 Soll & Haben Viele Unternehmer wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Pensionszusage<br />
falsch beraten, warnt Gabriel Hopmeier.<br />
48 GmbH-Chef Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Geschäftsführerbezüge hat das<br />
Finanzamt ein waches Auge.<br />
50 Steuertrends Die Leasing-Branche lehnt neue Bilanzierungsregeln ab.<br />
52 Steuertipp Der Gesetzgeber repariert, <strong>de</strong>r Unternehmer rotiert.<br />
54 IT & Investition<br />
54 Preisvergleichsportale Wie Shopbetreiber Preissuchmaschinen<br />
strategisch geschickt nutzen und ihre Umsätze nach oben treiben.<br />
57 Cole‘s Corner Was macht mein Computer, wenn ich weg bin?<br />
58 Standortvernetzung Für <strong>de</strong>n stabilen Datenaustausch zwischen<br />
Firmenstandorten reicht ein Tarif von <strong>de</strong>r Stange oft nicht aus.<br />
Besser sind spezielle DSL-Zugänge für gewerbliche Zwecke.<br />
62 Virtuelle Pressestelle Hier wer<strong>de</strong>n Sie gefun<strong>de</strong>n.<br />
64 Fuhrparkmanagement Alle Mobilitätsarten im Blick.<br />
68 Business English<br />
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ProFirma 01/02 2011<br />
Lektion 12 An<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r,<br />
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Geschäftsbrief kennt einige<br />
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Rubriken<br />
03 Editorial<br />
06 ProFirma Professional<br />
72 Rückschau, Termine<br />
73 Vorschau, Impressum<br />
74 Schluss mit lustig (31)<br />
Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />
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Regeln für die richtige IT-Strategie in KMU<br />
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Die Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung ermöglicht die Verteilung<br />
knapper Ressourcen im Vertrieb auf gewinnbringen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>n.<br />
■ Ausstieg aus <strong>de</strong>r Limited <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2353504<br />
Dieser Beitrag zeigt die verschie<strong>de</strong>nen rechtlichen Möglichkeiten<br />
eines Ausstiegs und die jeweiligen Vor- und Nachteile auf.<br />
■ Zielvereinbarungen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1963470<br />
Diese Checkliste dient <strong>de</strong>r Überprüfung, ob bei <strong>de</strong>r Zielvereinbarung<br />
mit <strong>de</strong>m Mitarbeiter an alles gedacht wur<strong>de</strong>.<br />
■ Faktoren <strong>de</strong>r Mitarbeitermotivation <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1208360<br />
Was heißt es, als Führungskraft auf an<strong>de</strong>re motivierend einzuwirken, wie<br />
wichtig ist dabei ein Verhältnis <strong>de</strong>s Vertrauens zu <strong>de</strong>n Mitarbeitern? Dieser<br />
Text erläutert die grundlegen<strong>de</strong>n Faktoren <strong>de</strong>r Mitarbeitermotivation.<br />
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worauf es bei <strong>de</strong>r Vorbereitung ankommt und wie Software die<br />
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8<br />
Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />
Die I<strong>de</strong>e: nicht mühsames Suchen nach Zutaten, son<strong>de</strong>rn alles, was es für ein Rezept braucht, samt Kochanleitung an einem Platz.<br />
Das Team: Ramin Goo (vorne in <strong>de</strong>r Mitte) mit seinen Mitstreitern vom Kochhaus Berlin, <strong>de</strong>m ersten begehbaren Kochbuch.<br />
Ramin Goo<br />
Fünf Köche müsst ihr sein …<br />
Ramin Goo und vier Freun<strong>de</strong> haben in Berlin ein begehbares Kochbuch eröffnet.<br />
Und sind vom durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg ihrer I<strong>de</strong>e ganz platt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Es soll so gewesen sein: Da sitzen fünf Freun<strong>de</strong> gemeinsam<br />
beim Aben<strong>de</strong>ssen, alle um die 30, zwei Betriebswirte, ein Diplomkaufmann,<br />
ein Koch und eine Kommunikationsfachfrau,<br />
und sprechen darüber, wie gerne sie kochen, aber wie angestrengend<br />
das Einkaufen für das Essen ist. Und schon köchelt<br />
eine Geschäftsi<strong>de</strong>e: Einen Supermarkt ins Leben zu rufen, <strong>de</strong>r<br />
die Waren nicht mehr nach Gruppen sortiert, son<strong>de</strong>rn nach<br />
Rezepten. Der Supermarkt als begehbares Kochbuch. Im September<br />
2010 war es so weit, das „Kochhaus“ in <strong>de</strong>r Berliner<br />
Akazienstraße öffnete seine Tore.<br />
Es ist eine Erfolgsgeschichte. Manchmal bricht beim Kochhaus<br />
vor lauter Interesse die Telefonanlage zusammen, und Dorothée<br />
Stoeber, die sich um die Presse kümmert, ist schwer zu<br />
erreichen. Gute Nachrichten hat sie nicht: „Herr Goo möchte<br />
zurzeit keine Interviews mehr geben.“ Ramin Goo fungiert<br />
offi ziell als Geschäftsführer. „Wir müssen“, sagt Frau Stoeber,<br />
„jetzt alles erst mal sacken lassen. Rufen Sie doch in ein paar<br />
Monaten wie<strong>de</strong>r an.“ Aber das wäre so, als ob man ein schönes<br />
Stück Fleisch auf <strong>de</strong>m Teller hat, es aber erst essen darf,<br />
wenn es kalt ist. Kann sein, dass <strong>de</strong>r Erfolg dieses Start-up-Unternehmens,<br />
das mittels privater Investoren fi nanziert wur<strong>de</strong>,<br />
die fünf Grün<strong>de</strong>r ein wenig satt gemacht hat. Dass sie sich<br />
nach einem guten Dutzend Artikel, Radio- und TV-Beiträgen<br />
so fühlen wie einer, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> ein halbes Kilo T-Bone-Steak<br />
gegessen hat und eigentlich nur noch liegen möchte.<br />
20 Rezepte offeriert das 160 Quadratmeter große Kochhaus<br />
permanent, Fisch, Fleisch und Pasta. 500 Artikel umfasst das<br />
Sortiment insgesamt. Es gibt etwa Lammfi let mit Aprikose,<br />
Salbei und Serrano-Schinken mit Birnen-Kartoffelgratin zu<br />
7,80 Euro, alle Zutaten fein säuberlich auf einem Tisch ausgelegt<br />
samt Kochanleitung. Wöchentlich wer<strong>de</strong>n zwei bis drei<br />
Konzepte ausgewechselt. Das ist <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>s Kochhauses:<br />
Es nimmt einem auch die Entscheidung ab, was man Kochen<br />
soll. Der Nachteil: Weil das Einkaufen so beschwer<strong>de</strong>frei vor<br />
sich geht und man sich ganz schnell an die Deckungsgleichheit<br />
von <strong>de</strong>m, was man kochen möchte, und <strong>de</strong>m, was man<br />
dazu braucht, gewöhnt, kocht man dann nur noch das, was<br />
das Kochhaus-Team anbietet.<br />
Ein bisschen was erzählt Frau Stoeber dann doch noch. Dass<br />
das Team sich überlegt, eine zweite Filiale zu eröffnen, schon<br />
bald. Und dass sie Kochkurse anbieten möchten. Und so wird<br />
aus ein paar wenigen Zutaten dann doch eine Geschichte über<br />
fünf Freun<strong>de</strong>, die eine Marktlücke gefun<strong>de</strong>n haben und darin<br />
ein ganz exklusives Süppchen kochen. www.kochhaus.<strong>de</strong><br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: Kochhaus Berlin
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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />
Gudrun Happich<br />
Krisen meistern wie die Natur<br />
Seit Milliar<strong>de</strong>n Jahren reagieren Pfl anzen und Tiere fl exibel auf Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Unternehmen können <strong>de</strong>ren Strategien nutzen, um Krisen zu bewältigen.<br />
Wie die Natur auftauchen<strong>de</strong> Schwierigkeiten<br />
meistert, zeigen mehrere Beispiele.<br />
Auf die vorige Eiszeit konnten<br />
sich viele Tierarten nicht einstellen und<br />
starben aus. An<strong>de</strong>re nutzten sogar die<br />
verän<strong>de</strong>rten Bedingungen: Etwa die Urpfer<strong>de</strong>,<br />
die über eine neu entstan<strong>de</strong>ne<br />
Landbrücke zwischen Alaska und Asien<br />
weiteren Lebensraum erschlossen.<br />
O<strong>de</strong>r: Korkeichen schützen sich mit einer<br />
schwer entfl ammbaren Rin<strong>de</strong> gegen<br />
Waldbrän<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>re Bäume brauchen<br />
das Feuer für die Fortpfl anzung, etwa<br />
die Mammutbäume in Nordamerika,<br />
<strong>de</strong>ren Zapfen erst in <strong>de</strong>r Flammenhitze<br />
aufspringen und die Samen freigeben.<br />
Und schließlich kennt die Natur Metho<strong>de</strong>n,<br />
Fehler zu antizipieren: Weil fl üssiges<br />
Blut ungehin<strong>de</strong>rt aus <strong>de</strong>m Körper<br />
austreten wür<strong>de</strong>, lässt unser Körper das<br />
Blut an <strong>de</strong>r Luft gerinnen und schließt<br />
so die Wun<strong>de</strong>.<br />
Im Unternehmen lassen sich die Prinzipien<br />
<strong>de</strong>s Krisenmanagers Natur beinahe<br />
eins zu eins umsetzen:<br />
Akzeptieren: Menschen wollen gegen<br />
Krisen meist ankämpfen. Für die Natur<br />
dagegen sind sogar große Verän<strong>de</strong>rungen<br />
völlig normal. Sie integriert <strong>de</strong>n<br />
Missstand, statt ihn zu bekämpfen. Betrachten<br />
wir eine Krise also als normal<br />
und als Ausgangspunkt für mögliche<br />
Entwicklungen, auch wenn es schwerfällt.<br />
Und überlegen wir: Wie können<br />
wir uns als Unternehmen anpassen?<br />
Welche Mechanismen helfen dabei?<br />
In langen Zeiträumen <strong>de</strong>nken: Sofortmaßnahmen<br />
sind überlebenswichtig.<br />
Ist aber die akute Gefahr vorüber,<br />
verfolgt je<strong>de</strong>r leben<strong>de</strong> Organismus sein<br />
zweithöchstes Ziel: das Wachstum in<br />
seiner verän<strong>de</strong>rten Umgebung. Die Strategie<br />
dahinter: Das kurzfristige Überleben<br />
wird gesichert und dann <strong>de</strong>r Modus<br />
<strong>de</strong>s Denkens verän<strong>de</strong>rt. Was müssen<br />
wir also tun, um auch die nächsten<br />
30 Jahre erfolgreich zu sein – unter sich<br />
ständig än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Bedingungen?<br />
Gudrun Happich<br />
ist Diplom-Biologin. Die ehemalige Spitzensportlerin<br />
leitet das Coaching-Institut Galileo<br />
in Berlin. www.galileo-institut.<strong>de</strong><br />
Verantwortung teilen: Geht es ums<br />
Überleben, muss einer die Richtung<br />
bestimmen. Viele Unternehmer behalten<br />
diese Strategie jedoch dauerhaft bei,<br />
obwohl das Einbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gesamtorganisation<br />
während eines Anpassungsprozesses<br />
erfolgreicher wäre. Pfl anzensysteme<br />
stellen sich gemeinschaftlich<br />
auf verän<strong>de</strong>rte Situationen ein. Wird<br />
etwa <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n vergiftet, organisiert<br />
sich ein solches System neu. Mikroorganismen<br />
wer<strong>de</strong>n aktiv, die <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n<br />
fürs System abwen<strong>de</strong>n können<br />
o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Schadstoffen sogar profi<br />
tieren. Auch die Pfl anzen nehmen einige<br />
Schadstoffe auf. Im Unternehmen<br />
können die Leistungsträger einzelner<br />
Abteilungen zusammen an einem Tisch<br />
sitzen, um praktikable Lösungen zu erarbeiten.<br />
Das kann sich zu einem intelligenten<br />
Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen<br />
entwickeln.<br />
Steuerung etablieren: Steuerungsmechanismen<br />
sind zum dauerhaften Überleben<br />
unverzichtbar – zum Beispiel in<br />
Ameisenstaaten. Drei Erfolgskonzepte<br />
fallen dabei auf: Höchste Produktivität<br />
durch ausgefeilte Arbeitsteilung, hochkollektives<br />
Verhalten durch Kommunikation<br />
und eine selbstgesteuerte Organisation<br />
mit fl achen Hierarchien. So<br />
sind die Aufgaben im Insektenstaat einerseits<br />
klar verteilt, die Tiere wechseln<br />
aber in an<strong>de</strong>re Arbeitsbereiche, wenn<br />
dies erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />
Im Unternehmen könnte ein Steuerungsmechanismus<br />
so aussehen: Das<br />
Management bezieht alle Erkenntnisse<br />
ein, die an verschie<strong>de</strong>nen Stellen <strong>de</strong>r<br />
Organisation entstehen. Die wichtigste<br />
Frage: Wie können relevante Erkenntnisse<br />
systematisch in die Unternehmenssteuerung<br />
einfl ießen?<br />
Die Natur hatte 3,8 Milliar<strong>de</strong>n Jahre<br />
Zeit, <strong>de</strong>n Umgang mit Krisen zu üben,<br />
<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Mensch ist dagegen erst<br />
seit ungefähr 100.000 Jahren auf <strong>de</strong>r<br />
Welt. Da ist es natürlich, dass er noch<br />
Zeit zum Üben braucht.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: privat
Gewinner <strong>de</strong>r Auto Trophy 2010<br />
in <strong>de</strong>r Mittelklasse, Importwertung<br />
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Wir Unternehmer – Porträt<br />
Wolfram Langer<br />
Blut für die Welt<br />
Wenn auf <strong>de</strong>r Leinwand Blut spritzt, dann hat es meist eine Firma aus Berlin angerührt:<br />
Kryolan ist <strong>de</strong>r weltweit größte Produzent von Theaterblut und professionellem<br />
Make-up. Dort arbeiten drei Generationen unter einem Dach. VON SABINE HÖLPER<br />
Im ersten Moment ist man überrascht, dass Wolfram Langer<br />
die Frage mit einem kategorischen „Nein“ beantwortet. „Ob<br />
ich Blut sehen kann? Oh, das ist ganz schlecht“, sagt Langer.<br />
Doch warum sollte er auch mit Wonne auf klaffen<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong>n<br />
schauen? Langer ist schließlich Unternehmer und nicht etwa<br />
Arzt o<strong>de</strong>r Sanitäter. Dass man ihm eine Affi nität zum roten<br />
Lebenssaft unterstellt liegt ganz einfach daran, dass man das<br />
Echte mit <strong>de</strong>r Kopie verwechselt. Und für die Kopie ist Langers<br />
Firma weltbekannt. Wenn irgendwo auf <strong>de</strong>r Leinwand Blut<br />
spritzt o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Theaterbühne blutverschmierte Darsteller<br />
agieren, dann hat es meist die mittelständische Firma aus<br />
Berlin angerührt: Kryolan ist Hersteller von Filmblut und als<br />
solcher Weltmarktführer. „Mit <strong>de</strong>m unechten Blut habe ich<br />
keine Probleme“, sagt Firmenchef Langer. Selbst in die Dosen,<br />
in <strong>de</strong>nen so Unappetitliches wie Nasenschleim o<strong>de</strong>r Eiter aufbewahrt<br />
wird, wür<strong>de</strong> Langer seine Finger reinstecken. Er weiß<br />
ja, was wirklich drinsteckt. Wer das nicht weiß, kann <strong>de</strong>m Imitat<br />
allerdings herrlich auf <strong>de</strong>n Leim gehen. <strong>Als</strong> kürzlich in <strong>de</strong>r<br />
Berliner Schaubühne die „Nibelungen“ aufgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />
und eimerweise Kunstblut die Treppen herunterlief, musste<br />
sich eine Zuschauerin vor Ekel übergeben. Langer lacht, wie es<br />
ein Zwölfjähriger tut, <strong>de</strong>r seinem Lehrer einen Streich gespielt<br />
hat. „Für uns ist das ein Erfolg. Der Vorfall zeigt, dass das Blut<br />
echt aussah.“<br />
Auch das Rote Kreuz ist Kun<strong>de</strong><br />
Kryolan stellt Theaterblut in etwa 30 Varianten her, von hell<br />
bis dunkel, von fl ießend bis verkrustet. Dennoch macht das<br />
Geschäft mit <strong>de</strong>m roten Saft nur rund fünf Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes<br />
aus. Das Gros wird mit professionellem Make-up erwirtschaftet<br />
– mit Schminke und Abschminke, Farb-Spray für<br />
die Haare, Pu<strong>de</strong>r, Nasenkitt, künstlichen Gummiglatzen o<strong>de</strong>r<br />
Mastix zum Kleben von Bärten und Perücken. Knapp 18.000<br />
Produkte umfasst das Sortiment <strong>de</strong>s Berliner Mittelständlers.<br />
Sie kommen auf <strong>de</strong>r Bühne, im Film und im Fernsehen zum<br />
Einsatz, in heimischen Produktionen ebenso wie in Hollywood-Blockbustern,<br />
in „Die Päpstin“, „Schindlers Liste“ o<strong>de</strong>r<br />
„Fluch <strong>de</strong>r Karibik“. Auch die Darsteller <strong>de</strong>r Blue Man Group<br />
wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Farben <strong>de</strong>r Berliner Firma bemalt, die Schönheiten<br />
<strong>de</strong>r Miss-Universe-Wahl tragen ebenso Kryolan-Makeup<br />
wie die Mo<strong>de</strong>ls, die bei <strong>de</strong>r Pariser Pret à Porter-Mo<strong>de</strong>schau<br />
über <strong>de</strong>n Laufsteg schweben. Außer<strong>de</strong>m bestellt die nie<strong>de</strong>rländische<br />
Armee Tarnschminke in Berlin, das Deutsche Rote<br />
Kreuz or<strong>de</strong>rt Kunstblut für Rettungsübungen. Sogar die lila<br />
Milka-Kuh wird seit mehr als 25 Jahren mit Kryolan-Farben<br />
eingepinselt. „Das macht <strong>de</strong>r Kuh nichts aus“, sagt Langer. „Sie<br />
wird nach <strong>de</strong>m Foto-Shooting shampooniert – und im Nu ist<br />
sie wie<strong>de</strong>r braun.“<br />
„Ich wür<strong>de</strong> die meisten Schauspieler<br />
auf <strong>de</strong>r Straße gar nicht erkennen.“<br />
WOLFRAM LANGER, KRYOLAN<br />
Wolfram Langer weiß, dass das die Geschichten sind, die die<br />
Leute gerne hören. Er erzählt sie <strong>de</strong>shalb immer wie<strong>de</strong>r – soweit<br />
ihm das möglich ist. Oft weiß <strong>de</strong>r Unternehmer aber gar<br />
nicht, in welchen Stücken, auf welchen Bühnen, in welchen<br />
Werbefi lmchen die Schminke aus seinem Haus benutzt wird.<br />
Denn Kryolan liefert seine Produkte in erster Linie an Maskenbildner.<br />
Und die erzählen <strong>de</strong>m Unternehmen nicht haarklein,<br />
für welche Auftraggeber sie arbeiten. Meist ist es <strong>de</strong>r reine<br />
Zufall, dass Langer erfährt, wo seine Schminke zum Einsatz<br />
kommt.<br />
Aber Langer ist auch gar nicht <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r über Film und Theater<br />
re<strong>de</strong>n muss. Nicht, dass ihm die Kunst fern wäre. Er geht<br />
gerne in die Oper und in die Philharmonie. Den Kontakt zu<br />
Künstlern braucht er dagegen nicht. Mit bekannten Namen<br />
12 ProFirma 01/02 2011
um sich schmeißen – nicht sein Ding. „Ich wür<strong>de</strong> die meisten<br />
Schauspieler auf <strong>de</strong>r Straße gar nicht erkennen“, gibt Langer<br />
zu. Der Mann mit <strong>de</strong>n korrekt zur Seite gescheitelten Haaren<br />
sagt über sich selbst, er sei „eher <strong>de</strong>r Betriebswirt“. Und das ist<br />
ja auch nicht das schlechteste, wenn man ein Unternehmen<br />
mit knapp 250 Mitarbeitern führt.<br />
Drei Generationen unter einem Dach<br />
Wolfram Langer leitet das Unternehmen nicht allein. Er ist<br />
<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n sie im Haus <strong>de</strong>n Junior-Chef nennen. Das stimmt<br />
formal, ist aber doch ein bisschen verwirrend. Der 60-Jährige<br />
ist nämlich nicht <strong>de</strong>r jüngste Langer im Unternehmen. Seine<br />
Söhne – Mitte 20 und Mitte 30 – sind ebenfalls mit von <strong>de</strong>r<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Partie. Dominik, <strong>de</strong>r jüngere und frischgebackene Master of<br />
Business Administration, vertritt das Unternehmen auf Messen.<br />
Sein älterer Bru<strong>de</strong>r Sebastian arbeitet als Projektmanager<br />
im Vertrieb. <strong>Als</strong> Geschäftsführer fungieren bei<strong>de</strong> noch nicht.<br />
Das ist nach wie vor Sache <strong>de</strong>s Juniors – und <strong>de</strong>s Seniors.<br />
Arnold Langer wird in diesem Monat 90 Jahre alt. Doch das<br />
hält ihn nicht davon ab, vier Tage die Woche im Betrieb zu<br />
erscheinen. Wie eh und je streift er sich <strong>de</strong>n weißen Kittel über<br />
und schaut in <strong>de</strong>r Produktion nach <strong>de</strong>m Rechten. Mit dabei ist<br />
fast immer seine Frau Waltraud, kaum jünger als <strong>de</strong>r Chef und<br />
genauso voller Tatendrang. Interessiert sie eine Tube o<strong>de</strong>r ein<br />
Tiegel aus <strong>de</strong>r oberen Regalreihe, klettert sie kurzerhand auf<br />
die Leiter und holt sich, was sie braucht. Mancher Mitarbeiter<br />
mag die Manöver allerdings kaum mit ansehen.<br />
Arnold Langer hat Kryolan im Jahr 1945, nur drei Monate<br />
nach Kriegsen<strong>de</strong>, im zerstörten Berlin gegrün<strong>de</strong>t. Anfangs<br />
stellte er Hautcremes und Zahnpasta her, schon ein Jahr später<br />
rührte <strong>de</strong>r studierte Chemiker Schminke für die Bühne an.<br />
<strong>Als</strong> Theaterliebhaber lag diese Entscheidung nahe. Außer<strong>de</strong>m<br />
hatte Langer Mitte <strong>de</strong>r 30er-Jahre in einer Firma gelernt, die<br />
Schminke für <strong>de</strong>n ersten <strong>de</strong>utschen Farbfi lm herstellte. Ein<br />
paar Kontakte waren also vorhan<strong>de</strong>n. Trotz<strong>de</strong>m fi el ihm die<br />
Firmengründung zu dieser Zeit nicht leicht. „Mein Vater hat<br />
mit null angefangen, er hatte kein Geld, keine Besitztümer,<br />
keine Grundstücke, er hatte nichts“, sagt Wolfram Langer.<br />
„Er musste sich auf <strong>de</strong>m zweiten Markt eine Schreibmaschine<br />
kaufen – was es auf <strong>de</strong>r Straße eben so gab.“<br />
Schwierige Finanzierung<br />
Es sollte ausreichen, um ein Unternehmen zu starten. Dennoch<br />
waren die Anfangsjahre eher beschei<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> im Jahr 1950 Arnolds<br />
Sohn Wolfram geboren wur<strong>de</strong>, war Kryolan noch immer<br />
ein kleines Unternehmen mit einer Filiale im Westteil <strong>de</strong>r<br />
Stadt und einer soeben von <strong>de</strong>n kommunistischen Behör<strong>de</strong>n<br />
beschlagnahmten Filiale im Ostteil. Erst im Jahr 1962, und damit<br />
wie<strong>de</strong>r kurze Zeit, nach<strong>de</strong>m ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s historisches<br />
Ereignis stattgefun<strong>de</strong>n hatte, <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Berliner Mauer, unternahm<br />
<strong>de</strong>r Chef einen ersten nennenswerten Schritt, das<br />
Unternehmen <strong>de</strong>utlich zu vergrößern: Er übernahm eine<br />
konkurrieren<strong>de</strong> Firma aus Hamburg. „Die Integration <strong>de</strong>s<br />
Hamburger Unternehmens war eine weise, vorausschauen<strong>de</strong><br />
Entscheidung“, sagt Wolfram Langer rückblickend. „Kryolan<br />
hat einen enormen Imageaufschwung bekommen.“ Langer<br />
spricht voller Anerkennung über <strong>de</strong>n Schritt <strong>de</strong>s Vaters,<br />
auch <strong>de</strong>shalb, weil er weiß, wie schwierig sich die Finanzierung<br />
gestaltete, wie zurückhaltend die Banken waren. Langer<br />
erzählt die Geschichte, als <strong>de</strong>r Vater beim Berliner Senat<br />
nach einer Bürgschaft fragte und argumentierte, er bringe<br />
doch eine Firma nach Berlin. Der Junior-Chef berlinert jetzt,<br />
um die Antwort <strong>de</strong>s Beamten genau nachzuahmen: „Es hat<br />
ihnen ja keener gesagt, <strong>de</strong>t se ne Firma nach Berlin bringen<br />
sollen.“ Wolfram Langer kann es nicht fassen. Um umgerechnet<br />
40.000 Euro ging es damals. „Wenn man <strong>de</strong>n Betrag heute<br />
hört, lacht man sich kaputt.“<br />
13
Wir Unternehmer – Porträt<br />
Es ist das einzige Mal, dass <strong>de</strong>r Unternehmer freimütig über<br />
Geldbeträge spricht. Umsatz und Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
nennt <strong>de</strong>r Chef nicht. Die Zahlen wer<strong>de</strong>n wie ein Geheimnis<br />
gehütet, strenger noch als die Rezepturen <strong>de</strong>r Schminke. Nur<br />
so viel: Das Unternehmen fl oriert und wächst seit Jahren kontinuierlich.<br />
„Natürlich wird Geld verdient“, sagt Langer. „Wir<br />
sind ja kein Sozialamt.“<br />
Die Größe <strong>de</strong>s Unternehmens, seine Be<strong>de</strong>utung als Weltmarktführer<br />
– man nimmt es auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht unbedingt<br />
wahr. Zu sehr lenkt die Umgebung von <strong>de</strong>r Firmenzentrale<br />
im Wedding ab. Im Osten grenzt das Grundstück<br />
an die Gartenkolonie „Sommerglück“, im Westen wechseln<br />
sich recht schmucklose Altbauten mit noch schmuckloseren<br />
Nachkriegsgebäu<strong>de</strong>n ab. Die Dichte an Imbissbu<strong>de</strong>n und<br />
Spielhöllen ist hoch. Der Bau selbst, vor 40 Jahren hat ihn<br />
das Unternehmen errichtet, wirkt mit seinen zwei Geschossen,<br />
<strong>de</strong>n Klinkern und <strong>de</strong>n Glasbausteinen eher zweckmäßig<br />
als repräsentativ. Auch das Grundstück, auf <strong>de</strong>m mittlerweile<br />
ein paar weitere kleine Bauten stehen, ist mit seinen 2.500<br />
Quadratmetern durchaus überschaubar. Aber zum Herstellen<br />
von Lidschatten und Lippenstift braucht man nun mal keine<br />
riesigen Hallen. Statt mannshoher Maschinen rotieren in <strong>de</strong>n<br />
Produktionsräumen handliche Rührstäbe. Die Flüssigkeiten<br />
schwimmen in Messbechern und Tiegeln, wie man sie so ähnlich<br />
von zu Hause aus Bad und Küche kennt.<br />
Hoher Exportanteil<br />
18.000 Produkte umfasst das Sortiment von<br />
Kryolan, vielles wird in traditioneller Handwerkskunst<br />
hergestellt, wie Firmenchef Langer <strong>de</strong>monstriert.<br />
Einen Eindruck von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Unternehmens bekommt<br />
man ein paar Kilometer nördlich von Berlin. In <strong>de</strong>m kleinen<br />
Ort Zehlendorf in <strong>de</strong>r Nähe von Wandlitz hat das Unternehmen<br />
auf 30.000 Quadratmetern eine riesige Halle hingestellt.<br />
Bis zu 5.000 Europaletten Verpackungsmaterial und Rohstoffe<br />
wer<strong>de</strong>n hier gelagert. Von hier aus wer<strong>de</strong>n auch die Produkte<br />
verschickt. Allein 200 Tonnen Luftfracht verlassen <strong>de</strong>n<br />
Flughafen Tegel je<strong>de</strong>s Jahr. Kryolan zählt zu <strong>de</strong>n zehn größten<br />
Versen<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Airports.<br />
Auch Langer Junior sitzt häufi g im Flugzeug. Seit er Anfang<br />
<strong>de</strong>r 70er-Jahre, noch als Stu<strong>de</strong>nt, in <strong>de</strong>n elterlichen Betrieb<br />
eingestiegen ist, hat er die Internationalisierung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
maßgeblich vorangetrieben. Seine erste Reise führte<br />
ihn in die USA, wo er prompt die Metropolitan Opera in New<br />
York als Kun<strong>de</strong>n gewinnen konnte. Es folgten Südamerika,<br />
Asien und Australien. Mittlerweile beliefert <strong>de</strong>r Berliner Mittelständler<br />
82 Län<strong>de</strong>r rund um <strong>de</strong>n Erdball, 78 Prozent <strong>de</strong>s<br />
Umsatzes erwirtschaftet Kryolan außerhalb Deutschlands. In<br />
USA, Polen, England und Indien unterhält das Unternehmen<br />
eigene Tochtergesellschaften, in USA schon seit <strong>de</strong>m Jahr<br />
1976, in Stettin und London seit Anfang <strong>de</strong>r 90er-Jahre. Die<br />
Produktionsstätte in Chennai ist das jüngste Baby <strong>de</strong>r Familie.<br />
„Indien ist ein fantastischer Markt“, schwärmt Langer. „Es<br />
gibt kaum ein Land, in <strong>de</strong>m so viele Kosmetikfi rmen ansässig<br />
sind.“ Zu <strong>de</strong>n Kryolan-Kun<strong>de</strong>n gehören sowohl die Filmproduktionsgesellschaften<br />
in Mumbai (Bollywood), Chennai<br />
(Kollywood) und Kalkutta (Tollywood).<br />
Aber auch Kosmetikerinnen or<strong>de</strong>rn die Schminke eimerweise.<br />
„Für Hochzeitsgesellschaften“, klärt Langer auf. „Selbst<br />
arme Leute geben in Indien viel Geld für die Schminke <strong>de</strong>r<br />
Brautleute aus.“<br />
Noch ist im indischen Werk aber viel Managementarbeit zu leisten.<br />
Man müsse <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue klarmachen,<br />
dass das Unternehmen höchste Qualität erwarte. „Die In<strong>de</strong>r<br />
fi n<strong>de</strong>n eine Pappschachtel mit abgewetzten Ecken schön. Die<br />
sagen sich: Vor zehn Jahren hatten wir gar keine Verpackung,<br />
da ist es doch ein riesiger Fortschritt, irgen<strong>de</strong>ine Schachtel zu<br />
haben.“ Langer guckt amüsiert, dabei ist die Sache ernst. Eine<br />
Verpackung mit Schrammen ist Ausschuss. Und zu viel Ausschuss<br />
kann sich kein Unternehmen dauerhaft leisten. Seit<br />
fast einem Jahr erzählt Langers Gattin Malgorzata <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>rn<br />
nun, was man in Berlin unter Qualität versteht. Zuvor hat sie,<br />
eine gebürtige Polin, die Tochtergesellschaft in Stettin geleitet.<br />
Die Eheleute führen eine Fernbeziehung, nur alle sechs bis<br />
acht Wochen sehen sie sich für ein paar Tage. Langer zuckt<br />
mit <strong>de</strong>n Schultern. So ist das nun mal in einem Familienunternehmen.<br />
Für das Wohl <strong>de</strong>r Firma muss <strong>de</strong>r Einzelne ab und<br />
zu zurückstecken. Außer<strong>de</strong>m lässt sich eine vorübergehen<strong>de</strong><br />
Trennung von <strong>de</strong>r Frau verschmerzen. Die meiste Zeit sind<br />
doch alle Familienmitglie<strong>de</strong>r vereint – in <strong>de</strong>r Firma und auch<br />
privat. „Man sieht sich in <strong>de</strong>r Woche intensiv und telefoniert<br />
abends trotz<strong>de</strong>m noch“, sagt Langer. Wie heißt es so schön:<br />
Blut ist dicker als Wasser.<br />
14<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Fotos: Magdalena Wimmer
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Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />
1
16<br />
Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />
Erento.<strong>de</strong><br />
Miet! Mich!<br />
Von A wie Auto bis Z wie Zeltgarnitur: Auf <strong>de</strong>r Internet-<br />
Plattform Erento.<strong>de</strong> kann man 1,2 Millionen verschie<strong>de</strong>ne<br />
Artikel mieten. VON SABINE HÖLPER<br />
Auch Chris Möller geht hin und wie<strong>de</strong>r<br />
einkaufen. Lebensmittel kauft er – na<br />
klar, auch Kleidung, Schuhe, Möbel,<br />
Spielsachen für die Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r eine<br />
neue Armbanduhr. Doch das Cabrio<br />
für die Spritztour o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Beamer zum<br />
WM-Gucken im Garten – solche Sachen<br />
leiht er sich aus. Anschaffen wür<strong>de</strong> Möller<br />
sich diese Dinge nicht. „Viel zu teuer<br />
für die wenigen Einsätze.“<br />
Gegenstän<strong>de</strong> mieten statt sie zu kaufen<br />
ist ein immer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Trend.<br />
Und Chris Möller ist <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Trend befeuert hat wie kein Zweiter.<br />
Vor fast acht Jahren grün<strong>de</strong>te er Erento.<br />
<strong>de</strong>, einen Online-Marktplatz für Mietartikel.<br />
Die I<strong>de</strong>e dazu kam <strong>de</strong>m 38-Jährigen,<br />
als er selbst ein paar Biertische<br />
und -bänke zum Ausleihen suchte, aber<br />
nirgends fündig wur<strong>de</strong>.<br />
Mittlerweile ist erento.<strong>de</strong> <strong>de</strong>r größte<br />
Online-Marktplatz für Mietartikel:<br />
10.500 registrierte Vermieter treffen auf<br />
760.000 Mieter. Ihnen stehen mehr als<br />
1,2 Millionen Artikel zur Verfügung –<br />
von A wie Auto bis Z wie Zeltgarnitur.<br />
Selbst so kurios klingen<strong>de</strong> Posten wie<br />
Inseln, Kampfjets o<strong>de</strong>r Panzer sind im<br />
Angebot – und wer<strong>de</strong>n tatsächlich ab<br />
und zu gemietet. Zu <strong>de</strong>n gefragtesten<br />
Mietartikeln zählen Wohnmobile, Beamer,<br />
Gartengeräte, Transporter und<br />
Party-Equipment wie Biertische o<strong>de</strong>r<br />
Partyzelte. Gut gehen außer<strong>de</strong>m – man<br />
glaubt es kaum – Metallsuchgeräte. „Die<br />
brauchen die Leute, um <strong>de</strong>n verloren gegangenen<br />
Ehering wie<strong>de</strong>r zu fi n<strong>de</strong>n“, erklärt<br />
Möller. Aber nicht nur Nützliches<br />
steht auf <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs beliebten<br />
Artikel, auch Porsche und Oldtimer<br />
gehören zu <strong>de</strong>n Rennern. „Die Leute<br />
sind heute schlauer als früher“, sagt<br />
Möller. „Sie legen keinen Wert mehr darauf,<br />
dass <strong>de</strong>r Sportwagen in <strong>de</strong>r Garage<br />
steht. Sie wollen zwei, drei Mal im Jahr<br />
damit fahren.“<br />
Möller hat mit Erento einen Nerv getroffen:<br />
Mieten schont das Budget,<br />
Das Erento-Grün<strong>de</strong>r-Team: Oliver<br />
Weyergraf und Chris Möller (v.l.)<br />
im Geschäftsführerbüro. Auf<br />
ihrer Verleih- und Mietplattform<br />
treffen 10.500 registrierte Vermieter<br />
auf 760.000 Mieter.<br />
ohne dass man Verzicht üben muss.<br />
„Die Menschen fi n<strong>de</strong>n es heute nicht<br />
mehr so wichtig, alle möglichen Dinge<br />
zu besitzen. Viel wichtiger ist ihnen<br />
<strong>de</strong>r Nutzen am Produkt“, sagt Möller.<br />
Gera<strong>de</strong> bei Gegenstän<strong>de</strong>n, die nur selten<br />
gebraucht wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel die<br />
Skiausrüstung o<strong>de</strong>r Werkzeuge, sehen<br />
die Menschen keinen Sinn mehr darin,<br />
sie anzuschaffen – son<strong>de</strong>rn mieten<br />
sie, wenn sie sie brauchen. Zumal die<br />
Angelegenheit nicht teuer ist. Mieter<br />
nutzen die Plattform kostenlos. Nur<br />
die Vermieter – zum Großteil sind das<br />
Unternehmer – zahlen eine monatliche<br />
Einstellgebühr in Höhe von 17 Euro für<br />
fünf Artikel. Manche Anbieter kommen<br />
so auf Gebühren im fünfstelligen<br />
Bereich. Dennoch lohnt sich das Mitmachen:<br />
Die Unternehmen erschließen<br />
sich ohne viel Aufwand neue Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />
und Umsatzfel<strong>de</strong>r.<br />
Auch für Chris Möller hat sich die Unternehmensgründung<br />
gelohnt. Über<br />
Umsätze und Gewinne schweigen sich<br />
Möller und sein Geschäftsführerkollege<br />
Oliver Weyergraf zwar aus. Mit Stolz<br />
verkün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r aber, dass Erento<br />
profi tabel ist. Und das, obwohl schon<br />
viel Geld in <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Auslandsgesellschaften<br />
gefl ossen ist. Seit einigen<br />
Jahren ist Erento in <strong>de</strong>n USA, England,<br />
Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz aktiv.<br />
2011 sollen weitere Dependancen in<br />
Polen, Tschechien und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />
folgen.<br />
Nicht die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
Märkten interessieren <strong>de</strong>n Erento-Chef.<br />
Son<strong>de</strong>rn die Gemeinsamkeiten: In allen<br />
Län<strong>de</strong>rn seien die Städter die besten<br />
Kun<strong>de</strong>n, sagt er. Sie mieten fünf bis<br />
sechs Mal so viel wie die Landbevölkerung.<br />
Möllers Erklärung: In <strong>de</strong>n Städten<br />
wird nicht so viel unter Nachbarn ausgeborgt.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: Erento
Finanzen & Steuern – Dachzeile<br />
Sichere Standortvernetzung nach<br />
<strong>de</strong>m Baukastenprinzip<br />
Unternehmen verbin<strong>de</strong>n mit einem Virtual Private Network (VPN) ihre Standorte,<br />
mobile Mitarbeiter und Home-Offi ces auf Knopfdruck zu einem sicheren Netzwerk.<br />
Für kleine und mittelständische Unternehmen<br />
ist das Internet <strong>de</strong>r wichtigste Übertragungsweg.<br />
Dabei sollten die Daten jedoch<br />
so gut es geht geschützt wer<strong>de</strong>n: „Informationen,<br />
die einfach unverschlüsselt über<br />
das Internet laufen, können von Angreifern<br />
mitgelesen wer<strong>de</strong>n“, erläutert Professor Dr.<br />
Norbert Pohlmann, Leiter <strong>de</strong>s Instituts für<br />
Internet-Sicherheit an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />
Gelsenkirchen. Oft sitzt <strong>de</strong>r Angreifer gleich<br />
hinter <strong>de</strong>r nächsten Wand. „In Bürokomplexen<br />
beispielsweise führt die Verbindung<br />
zum Internet über Kabel, die durch Tiefgaragen,<br />
Hausanschlussräume o<strong>de</strong>r gar Räumlichkeiten<br />
konkurrieren<strong>de</strong>r Firmen gehen.<br />
Die Chance einen Punkt zu fi n<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m<br />
Angreifer Daten unauffällig mitlesen können,<br />
ist hier sehr hoch.“<br />
Virtuelles privates Netzwerk<br />
schützt vor Datenklau<br />
Polizeiliche Kriminalstatistiken belegen<br />
diese Befürchtungen: Seit <strong>de</strong>m Jahr 2000<br />
stieg die Zahl <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweiten Delikte<br />
im Bereich „Abfangen und Ausspähen von<br />
Daten“ um mehr als das Zwanzigfache auf<br />
11.491 Fälle im Jahr 2009. Das Bun<strong>de</strong>sin-<br />
nenministerium schätzt die Schä<strong>de</strong>n durch<br />
Wirtschaftsspionage auf jährlich etwa 20<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />
Einfach und sicher lassen sich Daten mit<br />
einem Virtual Private Network (VPN) schützen.<br />
„Die Firmendaten wer<strong>de</strong>n in virtuellen<br />
privaten Netzwerken zwar über das Internet<br />
übertragen, sind dabei jedoch durch<br />
unterschiedliche Verschlüsselungsmetho<strong>de</strong>n<br />
geschützt“, erläutert Prof. Pohlmann.<br />
Die Übertragungsmetho<strong>de</strong> vergleicht er mit<br />
einem Sicherheitstransporter, <strong>de</strong>r zwar das<br />
öffentliche Straßennetz nutzt, dabei jedoch,<br />
wie durch einen privaten Tunnel,<br />
zwischen Start- und Zielort vor Angriffen<br />
geschützt ist.<br />
Am Unternehmensbedarf<br />
ausgerichtete Sicherheitslösung<br />
Kleine und mittelständische Unternehmen<br />
erhalten mit <strong>de</strong>r Telekom-Lösung VPN Business<br />
das virtuelle private Netzwerk, das<br />
optimal zu ihren Bedürfnissen passt. Die<br />
Planung und Konzeption <strong>de</strong>r benötigten<br />
Anwendungen und Services übernehmen<br />
auf Wunsch Experten <strong>de</strong>r Telekom: „VPN<br />
Business ist unser günstiges Rundum-<br />
ADVERTORIAL<br />
Sorglos-Paket für sichere Netze, die exakt<br />
zum Bedarf <strong>de</strong>s Unternehmens passen“,<br />
erläutert Dirk Backofen, Segmentleiter<br />
Marketing Geschäftskun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Telekom<br />
Deutschland. „Wir schauen uns die Situation<br />
im Unternehmen genau an und stellen<br />
eine individuelle Lösung bereit.“ So können<br />
Firmen neue Standorte, mobile Service- und<br />
Vertriebskräfte o<strong>de</strong>r Mitarbeiter in Home<br />
Offi ces einfach per Mausklick anschließen.<br />
Eine integrierte Firewall bietet zusätzlichen<br />
Schutz vor Angriffen aus <strong>de</strong>m Internet.<br />
Standortübergreifend<br />
sichere Business-Software<br />
Über die im Paket enthaltenen Flatrates<br />
können Mitarbeiter das öffentliche Netz<br />
uneingeschränkt und sicher für E-Mails o<strong>de</strong>r<br />
zur Datenübertragung nutzen. Das Plus an<br />
Sicherheit ermöglicht zu<strong>de</strong>m neue Anwendungen,<br />
etwa übergreifen<strong>de</strong> ERP (Enterprise<br />
Ressource Planning)-Lösungen, mit <strong>de</strong>nen<br />
sich Prozesse an unterschiedlichen Standorten<br />
exakt aufeinan<strong>de</strong>r abstimmen lassen.<br />
Und wenn ein Unternehmen für die eigenen<br />
ICT-Systeme Än<strong>de</strong>rungen plant, lässt sich<br />
die Lösung durch ihren modularen Aufbau<br />
je<strong>de</strong>rzeit an eine neue Situation anpassen.<br />
„Unsere Kun<strong>de</strong>n zahlen mit VPN Business<br />
immer nur für die Lösungsbausteine, die sie<br />
tatsächlich nutzen“, so Backofen.<br />
Prof. Dr. Pohlmann<br />
ist Autor <strong>de</strong>s Buches<br />
„Sicher im Internet –<br />
Tipps und Tricks für<br />
das digitale Leben“<br />
Dirk Backofen<br />
ist Segmentleiter<br />
Marketing Geschäftskun<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Telekom<br />
Deutschland GmbH
Wir Unternehmer<br />
White-Turf-Tage in St. Moritz<br />
Skijöring mit Glamour-Faktor<br />
Das Engadin ist ein mehr als 80 Kilometer<br />
langes Hochtal im schweizerischen<br />
Kanton Graubün<strong>de</strong>n. Seine Metropole<br />
ist St. Moritz, und einmal im Jahr kann<br />
man dort „König <strong>de</strong>s Engadins“ wer<strong>de</strong>n.<br />
Man braucht dazu ein paar Skier,<br />
ein Pferd, Geschirr, einen Helm und<br />
Nerven wie Drahtseile. Anschließend<br />
begibt man sich im Februar an drei aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n<br />
Sonntagen auf <strong>de</strong>n<br />
zugefrorenen St. Moritzersee und lässt<br />
sich mit 50 Kilometern pro Stun<strong>de</strong> von<br />
seinem unberittenen Vollblutpferd über<br />
die 2.700 Meter lange Strecke ziehen.<br />
Wer zuerst im Ziel ist, bekommt 15.000<br />
Franken Siegprämie und Punkte. Wer<br />
nach allen drei Rennen nach Punkten<br />
vorne ist, wird „König <strong>de</strong>s Engadins“.<br />
Skijöring heißt dieser Sport, <strong>de</strong>r seit<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1906 an <strong>de</strong>n „White-Turf“-<br />
Tagen in St. Moritz die Hauptattraktion<br />
darstellt. So sehr, dass es im Jahr 1928<br />
sogar olympischer Demonstrationswettbewerb<br />
war. Leo Luminati heißt <strong>de</strong>r<br />
noch aktuelle König, es ist ein Einheimischer,<br />
22 Jahre alt. Zwei <strong>de</strong>r drei Rennen<br />
konnte er mit seinem Pferd „Gallardo“<br />
gewinnen. Die Aufregung während <strong>de</strong>s<br />
AUSZEIT<br />
letzten Rennens war groß, es gab einen<br />
spektakulären Unfall, Menschen und<br />
Pfer<strong>de</strong> purzelten durch die Gegend. Ein<br />
Drittel <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s war davon betroffen<br />
und anschließend chancenlos.<br />
13.000 Zuschauer verfolgten dieses<br />
letzte Rennen. Es gibt insgesamt drei<br />
Klassen von Zuschauern: Die Pfer<strong>de</strong>sport-Liebhaber,<br />
jene, die sich das einfach<br />
mal anschauen wollen, und jene,<br />
die gar nicht gucken, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n<br />
Champagner- und Kaviar-Bars auf <strong>de</strong>m<br />
130.000 Quadratmeter großen Gelän<strong>de</strong><br />
ein Event jenseits <strong>de</strong>s Rennens feiern,<br />
und allenfalls mal auf einen Bildschirm<br />
gucken, um zu sehen, ob ihre Wetten<br />
was taugen. Nebst Skijöring wer<strong>de</strong>n<br />
übrigens auch Flach-Trabrennen ausgetragen.<br />
Die „White-Turf“-Tage in St.<br />
Moritz sind trotz <strong>de</strong>m manchmal etwas<br />
sehr strapazierten Glamour-Faktor samt<br />
Pelzmänteln, für die die Siegprämie <strong>de</strong>s<br />
„König <strong>de</strong>s Engadins“ nicht ausreichen<br />
wür<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>n Russen, die mit Geld<br />
umgehen als wäre es Schnee, ein fürstliches<br />
Erlebnis für je<strong>de</strong>rmann. (mib)<br />
Am 6./13./20. Februar 2011<br />
www.whiteturf.ch; www.stmoritz.ch<br />
Das schöne Ding<br />
Es gibt Skier. Und es gibt Skier mit <strong>de</strong>m<br />
gewissen Etwas. Der Carving-Ski „Centurion“<br />
aus <strong>de</strong>r Tüftlerwerkstatt in Großwallstadt<br />
ist so einer. Sieht ein bisschen<br />
aus wie aus einem Nasa-Labor für angewandte<br />
Weltraumtechnik, ist aber<br />
Handarbeit „Ma<strong>de</strong> in Germany“. Es gibt<br />
Fahrer, die bezeichnen <strong>de</strong>n „Centurion“<br />
als das Nonplusultra. Aber das geht vielleicht<br />
wirklich zu weit. Man fährt nicht<br />
plötzlich besser mit solch einem Ski,<br />
vielleicht etwas angriffslustiger. Aber<br />
vor allem hat man ein besseres Gefühl<br />
beim Fahren. www.virus-snowboards.<br />
<strong>de</strong>, Centurion: 1.649 Euro<br />
Spektakulärer Sport auf gefrorenem<br />
Geläuf: Beim Skijöring während <strong>de</strong>r<br />
White-Turf-Tage im schweizerischen<br />
St. Moritz geht es hart zur Sache.<br />
18 ProFirma 01/02 2011<br />
Fotos: St. Moritz Tourismus/Virus/gap.<strong>de</strong>
Für <strong>de</strong>n<br />
TERMIN-<br />
KALENDER<br />
Kandahar-Abfahrt<br />
in Garmisch-Partenkirchen<br />
Weiche Knie<br />
am „Freien Fall“<br />
Normalerweise ist Garmisch-Partenkirchen eine<br />
kleine Stadt, die im Schatten <strong>de</strong>r Zugspitze, <strong>de</strong>s<br />
Kreuzecks und <strong>de</strong>s Hausbergs unaufgeregt vor sich hin lebt.<br />
Garmisch ist nicht nur, aber auch das Auffangbecken <strong>de</strong>r<br />
Republik für sportbegeisterte Frührentner und Münchner, die<br />
München satt haben. Nur einmal im Jahr durchbricht eine Veranstaltung<br />
die Gemächlichkeit <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Wintersportorts. Wenn auf <strong>de</strong>r weltberühmten<br />
Kandahar-Abfahrt Skirennen stattfi n<strong>de</strong>n. Und wenn wie dieses Jahr vom 7. bis zum 20. Februar<br />
Ski-Weltmeisterschaften sind, ist die Aufregung in Garmisch so groß, dass sogar die unerklärlich vielen Pu<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Stadt ein<br />
wenig nervös wer<strong>de</strong>n. Manchen Garmischern ist das schon wie<strong>de</strong>r zu viel und sie verlassen die Stadt. Aber sie verpassen etwas.<br />
Etwa <strong>de</strong>n „Freien Fall“ auf <strong>de</strong>r Männerabfahrtspiste, kurz vor <strong>de</strong>m Ziel. Fast senkrecht geht es da runter, und die Rennläufer<br />
fl iegen darüber, während man unten im Zielraum weiche Knie bekommt. (mib) www.gapa.<strong>de</strong>; www.gap2011.com<br />
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Unternehmensführung – Titelthema<br />
Steuerberater-Check<br />
Der richtige Sparringspartner<br />
Viele Firmenchefs verlassen sich bei wichtigen Entscheidungen auf die Einschätzung<br />
ihres Steuerberaters. Das ist mitunter die falsche Strategie: Denn nicht je<strong>de</strong>r Steuerprofi<br />
ist als Allround-Genie einsetzbar. VON EVA NEUTHINGER<br />
Drum prüfe, wer sich länger bin<strong>de</strong>t:<br />
Auch Unternehmer sollten die<br />
Beziehung zu ihrem Steuerberater<br />
auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen.<br />
20 ProFirma 01/02 2011<br />
ProFirma<br />
Titelthema
Foto: privat<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist es ein gutes Zeugnis für Steuerberater:<br />
77 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmer und Selbstständigen äußern sich<br />
spontan positiv zu <strong>de</strong>n Leistungen ihrer steuerlichen Dienstleister<br />
– so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage <strong>de</strong>s Marktforschungsinstituts<br />
IRES in Düsseldorf. Im Auftrag <strong>de</strong>s IT-<br />
Anbieters Datev in Nürnberg befragt das Institut regelmäßig<br />
Mittelständler zur Zusammenarbeit mit ihrem Steuerprofi .<br />
Die Unternehmer geben <strong>de</strong>n Experten gute Noten – egal, ob<br />
<strong>de</strong>r Berater für die Firmenchefs nur die Lohn- und Gehaltsabrechnung,<br />
die Finanzbuchhaltung und <strong>de</strong>n Jahresabschluss<br />
erledigt o<strong>de</strong>r darüber hinaus betriebswirtschaftliche Beratung<br />
bietet. 98 Prozent <strong>de</strong>r Firmenchefs haben laut Umfrage eine<br />
enge Beziehung zu ihrem Fiskalspezialisten.<br />
Der Steuerberater als Allround-Genie: So positiv sich das Bild<br />
darstellt, so wichtig ist es für Unternehmer <strong>de</strong>nnoch, <strong>de</strong>ssen<br />
Leistungen regelmäßig auf <strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen und einem<br />
Qualitäts-Check zu unterziehen. Denn laut Studie erkennen<br />
auch nur 14 Prozent <strong>de</strong>r Firmenchefs bei ihrem Steuerexperten<br />
hohes Wissen als beson<strong>de</strong>re Stärke, und nur je<strong>de</strong>r fünfte Befragte<br />
bezeichnet <strong>de</strong>ssen Beratungskompetenz als großes Plus.<br />
Das Bauchgefühl entschei<strong>de</strong>t<br />
Einer, <strong>de</strong>r keine guten Erfahrungen mit seinem Steuerberater<br />
gemacht hat, ist zum Beispiel Nico Höper, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r auf Energiesparberatung spezialisierten SEMenery GmbH<br />
in Jena mit fünf Mitarbeitern. Vor sieben Jahren ging er im<br />
Streit mit ihm auseinan<strong>de</strong>r, nach<strong>de</strong>m dieser ihn nicht korrekt<br />
informiert hatte. Der Unternehmer löste damals seinen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb auf. Dabei informierte <strong>de</strong>r Steuerexperte<br />
ihn nicht darüber, dass stille Reserven aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />
mussten. Die Sache versuchte Höper auf direktem Weg<br />
im Gespräch zu klären. Doch kam es zu keiner Einigung. „Ich<br />
wollte mich dann nicht zu lange damit belasten und suchte<br />
mir einen an<strong>de</strong>ren Steuerberater“, erinnert sich Höper.<br />
Seine Entscheidung machte er sich nicht leicht. Die Wahl fi el<br />
damals auf Ralph Böttcher, Gesellschafter <strong>de</strong>r Dan-Revision-<br />
Gruppe in Flensburg. Höpers Kriterien muten ein wenig unkonventionell<br />
an: „Aus meiner Sicht muss je<strong>de</strong>r Firmenchef<br />
zwei Freun<strong>de</strong> haben: Einen Steuerexperten und einen Rechtsanwalt.“<br />
Bevor er Böttcher engagierte, wollte er ihn also erst<br />
besser kennenlernen. „Weil ich eine Freundschaft über das<br />
normale Geschäftsleben hinaus erwarte, bin ich mit Böttcher<br />
erst einmal ein Bier trinken und in die Sauna gegangen.“<br />
Genau richtig: „Das Bauchgefühl und die Chemie müssen<br />
auf bei<strong>de</strong>n Seiten stimmen“, rät Ralph Böttcher. Erst danach<br />
sollten rationale Kriterien bei <strong>de</strong>r Auswahl ins Spiel kommen.<br />
Das gilt insbeson<strong>de</strong>re, wenn <strong>de</strong>r Unternehmer seinen Steuerexperten<br />
als Sparringspartner und erste Ansprechperson für<br />
alle seine betrieblichen Belange sieht. Wie bei Unternehmer<br />
Stephan Dörsam, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Procom Deutschland<br />
GmbH im nord<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>witt. Die Firma baut Antennen<br />
und Filterprodukte für professionelle Funksysteme. Für<br />
Dörsam ist sein Steuerberater <strong>de</strong>r Ansprechpartner für fast<br />
alle betrieblichen Probleme. So hat ihm <strong>de</strong>r Experte auch da-<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
„Das Bauchgefühl und die Chemie<br />
müssen auf bei<strong>de</strong>n Seiten stimmen.“<br />
RALPH BÖTTCHER, DAN-REVISION GRUPPE, FLENSBURG<br />
bei geholfen, eine Bank mit ins Boot zu holen, als er investieren<br />
wollte. Und er hat ihn beraten, ob er sein Firmenfahrzeug<br />
kaufen o<strong>de</strong>r leasen sollte. „Dafür erhält er zwar ein vergleichsweise<br />
hohes Honorar. Doch weil wir uns mit unseren qualitativ<br />
hochwertigen Leistungen selbst am oberen En<strong>de</strong> bewegen,<br />
akzeptieren wir das auch bei ihm“, sagt Dörsam.<br />
Die Honorarfrage<br />
Die Vergütung spielt in <strong>de</strong>r Tat eine wichtige Rolle für Firmenchefs.<br />
<strong>Als</strong> Grundlage dient stets die Gebührenverordnung für<br />
Steuerberater. Sie gibt für je<strong>de</strong> Tätigkeit je nach Schwierigkeitsgrad<br />
eine bestimmte Honorar-Bandbreite an. Der Experte<br />
kann dann mitunter bis zur oberen Grenze gehen. Für die<br />
Mandanten ist das ein Vabanquespiel, wenn sie nicht vorab<br />
eine Verabredung treffen. Dann wissen sie vielfach nicht, wie<br />
hoch die Rechnung am En<strong>de</strong> sein wird. Beispiel: Für die Bilanzaufstellung<br />
können bei einem Umsatz von 800.000 Euro<br />
699 Euro anfallen, in <strong>de</strong>r Spitze dagegen 2.796 Euro plus<br />
Mehrwertsteuer. „Das Thema sollte frühzeitig geklärt und gemeinsam<br />
besprochen wer<strong>de</strong>n“, empfi ehlt <strong>de</strong>shalb Oliver Finsterwal<strong>de</strong>r,<br />
Steuerberater und Nie<strong>de</strong>rlassungsleiter <strong>de</strong>r Kanzlei<br />
Rödl & Partner in Stuttgart.<br />
So sind auch Böttcher und sein Mandant Dörsam vorgegangen.<br />
„Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mandanten<br />
immer wissen, wie hoch unsere Rechnung ausfällt“, sagt Böttcher.<br />
Er vereinbart zum Beispiel vergleichsweise häufi g gleich<br />
zu Jahresanfang eine Pauschale, mit <strong>de</strong>r alles abgegolten ist.<br />
Diese überweisen seine Mandanten dann in monatlichen Raten.<br />
Das ist kein Einzelfall: „Beim Honorar können Unternehmer<br />
verhan<strong>de</strong>ln“, weiß auch Finsterwal<strong>de</strong>r. Abrechnung nach<br />
Pauschalen o<strong>de</strong>r nach Stun<strong>de</strong>nsätzen, bei<strong>de</strong>s ist möglich und<br />
individuell zu vereinbaren. Die Stun<strong>de</strong>nsätze fallen höchst<br />
unterschiedlich aus. Im Schnitt liegen sie bei 185 Euro plus<br />
21
Unternehmensführung – Titelthema<br />
„Man begegnet sich immer zweimal im<br />
Leben. Daran hätte ich <strong>de</strong>nken müssen,<br />
bevor ich meinen zugegebenermaßen<br />
selbstherrlichen Steuerberater auf <strong>de</strong>n<br />
Betriebsprüfer losgelassen habe“, lautet<br />
das Resümee eines nach<strong>de</strong>nklichen Geschäftsführers.<br />
Was er damit sagen will:<br />
Viele Steuerberater sind gegenüber <strong>de</strong>m<br />
Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts extrem aggressiv,<br />
streitlustig o<strong>de</strong>r sogar überheblich, um<br />
die Steuernachzahlungen so gering wie<br />
möglich zu halten. Doch oft trifft das Gegenteil<br />
ein. Daher sollten <strong>de</strong>r Unternehmer<br />
und sein Steuerberater vor allem<br />
folgen<strong>de</strong> Fehler vermei<strong>de</strong>n:<br />
1. Einspruch gegen<br />
Prüfungsanordnung<br />
Legt ein Steuerberater wegen Kleinigkeiten<br />
Einspruch gegen die Prüfungsanordnung<br />
<strong>de</strong>s Finanzamts ein, ist das ein<br />
Kardinalfehler. Denn das vergiftet schon<br />
im Vorfeld die Stimmung und dürfte zu<br />
einer kleinlicheren und strengeren Prüfung<br />
führen.<br />
ProFirma rät: Der Steuerberater sollte<br />
bei Unstimmigkeiten besser das offene<br />
Gespräch mit <strong>de</strong>m Prüfer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen<br />
Vorgesetztem suchen. Das ist für bei<strong>de</strong><br />
Seiten unbürokratisch, und es dürfte<br />
ohne größere Misstöne ein Kompromiss<br />
gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Einschüchterungstaktik<br />
nicht übertreiben<br />
Viele Steuerberater setzen während <strong>de</strong>r<br />
Prüfung auf die Einschüchterungstaktik.<br />
Sie stellen <strong>de</strong>m Prüfer konstruierte Fragen<br />
zu steuerlich komplizierten Sachverhalten,<br />
die er aus <strong>de</strong>m Stand meist<br />
nicht beantworten kann, und lassen ihn<br />
dann <strong>de</strong>utlich spüren, dass man ihn für<br />
inkompetent hält. Außer<strong>de</strong>m streut <strong>de</strong>r<br />
Steuerberater nicht selten ein, dass Be-<br />
BETRIEBSPRÜFUNG<br />
Streitlustige Steuerberater<br />
Der Ton macht die Musik – auch dann, wenn <strong>de</strong>r Betriebsprüfer kommt.<br />
Überzieht <strong>de</strong>r Berater, ist <strong>de</strong>r Unternehmer <strong>de</strong>r Leidtragen<strong>de</strong>.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
amte aufgrund ihres geringen Salärs zum<br />
Sozialneid neigen und <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs<br />
kleinlich prüfen.<br />
ProFirma rät: Die Taktik ist grundsätzlich<br />
nicht schlecht. Doch <strong>de</strong>r Berater sollte<br />
<strong>de</strong>n Bogen nicht überspannen. Denn sonst<br />
könnte genau <strong>de</strong>r umgekehrte Effekt eintreten.<br />
Statt die Prüfung so schnell wie<br />
möglich zu been<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n ständigen<br />
Spitzen <strong>de</strong>s Beraters zu entgehen, könnte<br />
<strong>de</strong>r Beamte auf stur schalten und noch intensiver<br />
nach Fehlern suchen.<br />
Wenn Steuerberater Betriebsprüfer zu sehr<br />
ärgern, geht <strong>de</strong>r Schuss nach hinten los.<br />
3. Belegvorlage verzögern<br />
Ein Steuerberater will seinem Mandanten<br />
häufi g zeigen, dass nicht <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>r<br />
Herr <strong>de</strong>s Verfahrens ist, son<strong>de</strong>rn er selbst.<br />
Er beantwortet Fragen <strong>de</strong>s Finanzamts nicht<br />
zeitnah und legt gefor<strong>de</strong>rte Unterlagen nur<br />
schleppend vor. Doch diese Zermürbungstaktik<br />
könnte nach hinten losgehen. Denn<br />
so mancher Prüfer nutzt die Wartezeit und<br />
schaut sich Sachverhalte an, für die er<br />
sonst gar keine Zeit gehabt hätte. Mögliche<br />
Folge: Höhere Steuernachzahlungen.<br />
ProFirma rät: Wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Prüfer die<br />
Unterlagen zeitnah ausgehändigt, ist er<br />
meist schneller fertig und gibt sich mit<br />
geringeren Steuernachzahlungen zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Spielen die Firma und <strong>de</strong>ren Steuerberater<br />
mit, wird sich <strong>de</strong>r Prüfer bei<br />
kleineren Vergehen meist großzügiger<br />
zeigen und nicht für alle Fehler Nachzahlungen<br />
festsetzen.<br />
4. Beim „Prüferfutter“<br />
nicht übertreiben<br />
Viele Steuerberater empfehlen ihren Mandanten,<br />
absichtlich Fehler einzubauen,<br />
auf die <strong>de</strong>r Prüfer auf je<strong>de</strong>n Fall stoßen<br />
wird. Damit soll erreicht wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r<br />
Prüfer schneller zufrie<strong>de</strong>n ist und somit<br />
auch schneller seine Prüfung stoppt.<br />
ProFirma rät: Übertreiben sollte es <strong>de</strong>r<br />
Berater nicht. Stößt er <strong>de</strong>n Prüfer mehrmals<br />
offensichtlich auf solche Fehler,<br />
wird <strong>de</strong>r Prüfer eher misstrauisch und<br />
dürfte sich die relevanten Sachverhalte<br />
noch genauer anschauen als ursprünglich<br />
geplant.<br />
5. Schon heute<br />
an morgen <strong>de</strong>nken<br />
Setzt <strong>de</strong>r Steuerberater auf volle Konfrontation,<br />
kann das fatale Auswirkungen<br />
haben. Denn größere Unternehmen<br />
wer<strong>de</strong>n alle Jahre geprüft. Die Betriebsprüfung<br />
wird meist vier Prüfungsjahre<br />
umfassen, und je<strong>de</strong>r Prüfer darf dreimal<br />
in einem solchen Vierjahreszeitraum<br />
Unternehmen prüfen. Verscherzt es sich<br />
<strong>de</strong>r Steuerberater also mit <strong>de</strong>m Prüfer,<br />
dürfte die späte Rache in <strong>de</strong>r nächsten<br />
Prüfung wahrscheinlich sein.<br />
ProFirma rät: Der Steuerberater sollte<br />
<strong>de</strong>n Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts mit Respekt<br />
behan<strong>de</strong>ln und nur bei <strong>de</strong>n Sachverhalten<br />
sein Veto einlegen, bei <strong>de</strong>nen es<br />
Verhandlungsspielraum gibt.<br />
22 ProFirma 01/02 2011<br />
Fotos: Finanzamt; privat
Umsatzsteuer, in <strong>de</strong>r Spitze bei über 300 Euro. „In je<strong>de</strong>m Fall<br />
sollte in einem schriftlichen Vertrag eine Regelung getroffen<br />
wer<strong>de</strong>n“, rät Finsterwal<strong>de</strong>r. Ebenso unabdingbar: „Genau festzuhalten,<br />
wie <strong>de</strong>r Auftrag an <strong>de</strong>n Berater lautet“, erklärt Böttcher.<br />
Wer über rein steuerliche Belange wie die Erstellung <strong>de</strong>s<br />
Jahresabschlusses hinaus Anregungen zur Betriebsführung<br />
erwartet, sollte dies frühzeitig im Gespräch mit <strong>de</strong>m Experten<br />
klären. Auch Dörsam hat seine Vorstellungen mit <strong>de</strong>m Berater<br />
direkt formuliert. Die Rahmenbedingungen waren damit<br />
von vornherein vertraglich geklärt.<br />
Die Haftungsfrage<br />
Min<strong>de</strong>stens genauso wichtig wie die Honorarfrage ist für <strong>de</strong>n<br />
Unternehmer die Absicherung im Streitfall. Deswegen müssen<br />
die Aufgaben <strong>de</strong>s Steuerberaters präzise formuliert sein.<br />
Denn er könnte sich bei Streitigkeiten möglicherweise darauf<br />
berufen, keinen Auftrag in <strong>de</strong>r Sache erhalten zu haben und<br />
damit zur Information nicht verpfl ichtet zu sein.<br />
Prinzipiell hat <strong>de</strong>r Steuerberater für Fehler und unterlassene<br />
Hinweise einzustehen. Information ist keine Holschuld <strong>de</strong>s<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Unternehmers. Der Experte muss auf Gestaltungsmöglichkeiten<br />
hinweisen und die Chancen zum Steuern-Sparen offenlegen.<br />
„Der Steuerberater ist verpfl ichtet, <strong>de</strong>n sichersten<br />
Weg aufzuzeigen, um für seinen Mandanten zum erstrebten<br />
Ziel zu gelangen. Und dazu zählt auch, ihn vor Schä<strong>de</strong>n zu<br />
bewahren“, kommentiert Hans-Christoph Seewald, Präsi<strong>de</strong>nt<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands in Berlin mit eigener<br />
Kanzlei in Bremerhaven (siehe auch Interview unten). Hat er<br />
beispielsweise vom Unternehmen ein Buchführungsmandat<br />
erhalten, muss er frühzeitig auf Unstimmigkeiten in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />
hinweisen und <strong>de</strong>m Unternehmer mitteilen, wie eine<br />
ordnungsgemäße Buchführung auszusehen hat. So entschied<br />
das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf (23 U 22/01). Im zugrun<strong>de</strong><br />
liegen<strong>de</strong>n Fall waren die Fehler erst bei einer Betriebsprüfung<br />
aufgefallen, und <strong>de</strong>r Unternehmer musste hohe Steuern nachzahlen.<br />
Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Celle (3 U 326/98) sieht einen Steuerberater<br />
mit Auftrag zur Lohnbuchhaltung jedoch nicht verpfl<br />
ichtet, auch in sozialversicherungsrechtlichen Fragen zu<br />
unterstützen. Der Experte muss <strong>de</strong>n Firmenchef auch genauso<br />
wenig als freiwilligen Versicherten bei <strong>de</strong>r Berufsgenossen-<br />
INTERVIEW<br />
„Höchstsatz selten gerechtfertigt“<br />
Hans-Christoph Seewald, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands in Berlin,<br />
zur Zusammenarbeit zwischen Steuerberater und Unternehmer.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE EVA NEUTHINGER<br />
Herr Seewald, viele Firmenchefs suchen<br />
die Rundumbetreuung aus einer Hand.<br />
Sind sie beim Steuerberater da richtig<br />
aufgehoben?<br />
Seewald: Ja, durchaus. Denn seine<br />
Ausbildung umfasst nicht nur das Steuerrecht,<br />
son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auch<br />
die Fachgebiete Betriebswirtschaft und<br />
Rechnungswesen. Der Steuerberater<br />
hat zu<strong>de</strong>m eine genaue Kenntnis <strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />
die er mit <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r<br />
Steuererklärung erlangt. Er kennt also<br />
mögliche Schwachstellen und Verbesserungspotenziale,<br />
weswegen er für eine<br />
Zusammenarbeit mit Unternehmern beson<strong>de</strong>rs<br />
qualifi ziert ist.<br />
Nach <strong>de</strong>r Gebührenverordnung können<br />
die Steuerberater bestimmte Höchstwerte<br />
verlangen. Wann könnte dies <strong>de</strong>r<br />
Fall sein?<br />
Seewald: Die erlaubte Gebühr bestimmt<br />
sich insbeson<strong>de</strong>re nach <strong>de</strong>m Umfang und<br />
<strong>de</strong>r Schwierigkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit. Die Höchstgebühr<br />
wird aber nur ganz selten in Betracht<br />
kommen. Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />
ist bei Angelegenheiten von durchschnittlichem<br />
Umfang und Schwierigkeitsgrad<br />
regelmäßig die sogenannte Mittelgebühr<br />
angebracht.<br />
Steuerberater sind oft Generalisten. Kann<br />
einer allein das breite Themengebiet überhaupt<br />
noch überblicken?<br />
Seewald: Richtig ist, dass das <strong>de</strong>utsche<br />
Steuerrecht in <strong>de</strong>r Vergangenheit stets<br />
umfangreicher und damit auch für <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
weniger durchschaubar gewor<strong>de</strong>n<br />
ist. Deshalb ist es gut, dass <strong>de</strong>n Unternehmern<br />
qualifi zierte Berater zur Seite<br />
stehen. Dies wird bereits durch die hohen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen im Steuerberaterexamen<br />
sichergestellt. Daneben gehört die stän-<br />
dige Fortbildung zu <strong>de</strong>n Berufspfl ichten<br />
<strong>de</strong>s Steuerberaters, weshalb sie ihrer<br />
Aufgabe auch gewachsen sind.<br />
23
Unternehmensführung – Titelthema<br />
STEUERBERATER<br />
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN<br />
Wie Mandanten Steuerberater spontan beurteilen.<br />
Mehrfachnennungen waren möglich.<br />
2009 2008<br />
STÄRKEN<br />
Persönliche Wertschätzung<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
SCHWÄCHEN<br />
Kompetenz<br />
Beratung<br />
Arbeitsweise<br />
Wissen<br />
Funktionen/Aufgaben<br />
Kosten<br />
Leistungen<br />
Arbeitsweise<br />
Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
59%<br />
59%<br />
33%<br />
37%<br />
31%<br />
28%<br />
20%<br />
21%<br />
20%<br />
20%<br />
14%<br />
21%<br />
9%<br />
14%<br />
16%<br />
20%<br />
10%<br />
13%<br />
8%<br />
9%<br />
6%<br />
6%<br />
schaft anmel<strong>de</strong>n (Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf, 13 U 102/98<br />
– siehe auch Kasten „Die Pfl ichten <strong>de</strong>s Beraters“ auf Seite 26).<br />
Doch wer seinen Steuerberater als Sparringspartner engagiert,<br />
kann zum Beispiel erwarten, dass er frühzeitig auf eine Schieflage<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens hinweist und Tipps für eine strategische<br />
Neuausrichtung gibt. Und wenn <strong>de</strong>r Unternehmer das<br />
Controlling ausglie<strong>de</strong>rt, sollte er eine monatliche Auswertung<br />
auf <strong>de</strong>n Tisch bekommen. Übernimmt <strong>de</strong>r Steuerprofi zu<strong>de</strong>m<br />
noch das Mahnwesen, darf <strong>de</strong>r Unternehmer auf ein termingerechtes<br />
For<strong>de</strong>rungsmanagement bei je<strong>de</strong>r Rechnung pochen.<br />
Grundsätzlich ist <strong>de</strong>r Berater für Fehler gesetzlich mit einer<br />
Deckungssumme von 250.000 Euro pro Jahr und Mandat<br />
Quelle: IRES, Datev<br />
CHECKLISTE<br />
Die richtige Wahl<br />
Rund zehn Jahre bleiben Mittelständler ihrem Steuerberater treu.<br />
Hier einige Tipps zur Auswahl für eine lange und gute Kooperation.<br />
Empfehlungen: Referenzen können ein<br />
Indiz für gute Leistung sein. Jedoch nennen<br />
die Kanzleien vielfach namentlich<br />
bevorzugt große Unternehmen. Damit<br />
lässt sich mitunter wenig anfangen, da<br />
kleine und mittlere Firmen spezifi sche<br />
Bedürfnisse haben.<br />
Suche im Internet: Im Steuerberater-<br />
Suchservice <strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands<br />
sind mehr 10.000 Berater<br />
gespeichert. Unter www.steuerberatersuchservice.<strong>de</strong><br />
lässt sich nach Städten,<br />
Postleitzahlgebieten, aber auch nach<br />
fachlichen und Branchenschwerpunkten<br />
o<strong>de</strong>r Fremdsprachenkenntnissen ein<br />
Berater ermitteln. Unter www.dstv.<strong>de</strong><br />
sind zu<strong>de</strong>m geprüfte Spezialisten zu verschie<strong>de</strong>nen<br />
Fachgebieten – von Nachfolge<br />
über Insolvenzverwaltung bis hin zu<br />
Vermögensplanung – abrufbar.<br />
Erstgespräch: Dafür sollte <strong>de</strong>r Berater<br />
kein Geld verlangen. Beim Erstkontakt<br />
schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Unternehmer seine Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
und Wünsche, <strong>de</strong>r Berater<br />
stellt seine Leistungen dar. Ein interessierter<br />
Experte stellt gezielt Fragen nach<br />
<strong>de</strong>m Unternehmen, wobei im ersten Gespräch<br />
keine Beratung stattfi n<strong>de</strong>t. Völlig<br />
in Ordnung ist es, selbst Fachfragen zu<br />
stellen, um <strong>de</strong>n Spezialisten zu testen.<br />
Erreichbarkeit: Der Steuerexperte<br />
sollte auch kurzfristig erreichbar sein.<br />
Denn mitunter haben Unternehmer<br />
Fragen, die nicht auf die lange Bank<br />
geschoben wer<strong>de</strong>n können. Über wichtige<br />
Fristen und Termine hat <strong>de</strong>r Steuerberater<br />
von sich aus zu informieren.<br />
Finanz- und Lohnbuchhaltung: Nicht<br />
je<strong>de</strong>r kann dafür eine eigene Abteilung<br />
im Unternehmen aufbauen. Diese Leistung<br />
gehört zum Standardrepertoire<br />
<strong>de</strong>r Berater. Eine kostengünstige Alternative<br />
können ausgebil<strong>de</strong>te Bilanzbuchhalter<br />
bieten. Auch sie erledigen<br />
diese Arbeit für <strong>de</strong>n Betrieb und im<br />
Betrieb. Rund 25.000 Bilanzbuchhalter<br />
sind im Bun<strong>de</strong>sverband gelistet (www.<br />
bvbc.<strong>de</strong>).<br />
Leistungspalette: Finanzplanung,<br />
Controlling, Bank- und Kreditgespräch,<br />
Unternehmensbewertung bis hin zum<br />
Personal- o<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />
– das gehört zu <strong>de</strong>n Kernkompetenzen<br />
<strong>de</strong>r Steuerberater. Selbst wenn<br />
<strong>de</strong>r Steuerprofi die Details zur Abgeltungsteuer<br />
parat hat: Beim klassischen<br />
Finanzberater sind Unternehmer für<br />
eine umfassen<strong>de</strong> Vermögensberatung<br />
besser aufgehoben, <strong>de</strong>nn das erfor<strong>de</strong>rt<br />
<strong>de</strong>taillierte Marktkenntnisse.<br />
haftpfl ichtversichert. „Unternehmer erkundigen sich am besten<br />
trotz<strong>de</strong>m, in welcher Höhe <strong>de</strong>r Experte eine Police abgeschlossen<br />
hat“, rät Böttcher. So genügt die viertel Million<br />
Euro zwar in <strong>de</strong>r Regel bei Selbstständigen und <strong>de</strong>n meisten<br />
mittelständischen Unternehmen. Böttcher selbst ist aber mit<br />
vier Millionen Euro geschützt. Das zeigt die Spannbreite. Eine<br />
beson<strong>de</strong>rs hohe Absicherung erscheint insbeson<strong>de</strong>re für Firmenchefs<br />
wichtig, von <strong>de</strong>nen das Finanzamt viel kassieren<br />
will, bei <strong>de</strong>nen also <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n etwa bei einer unterlassenen<br />
Auskunft über Fristen hoch ausfallen kann. „Ein unterversicherter<br />
Berater kostet im schlimmsten Fall <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
privat<br />
die Existenz“, warnt Böttcher. Foto:<br />
24 ProFirma 01/02 2011
Das Leistungsspektrum<br />
Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s passen<strong>de</strong>n Steuerberaters spielt schließlich<br />
auch die Frage, welche Aufgaben <strong>de</strong>r Experte erledigen<br />
soll, eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle. In <strong>de</strong>r Umfrage <strong>de</strong>s Marktforschungsinstituts<br />
IRES geben 43 Prozent <strong>de</strong>r Steuerberater an,<br />
die klassischen Leistungen abzu<strong>de</strong>cken. Konkret sind die Firmenchefs<br />
in puncto Lohn- und Gehaltsabrechnung, Finanzbuchhaltung,<br />
Jahresabschluss und <strong>de</strong>m Erstellen <strong>de</strong>r Steuererklärung<br />
mit <strong>de</strong>m Engagement ihres Experten sehr zufrie<strong>de</strong>n,<br />
während sie die betriebswirtschaftliche Beratung <strong>de</strong>utlich<br />
schlechter bewerten.<br />
Das liegt möglicherweise daran, dass dazu spezielle Kenntnisse<br />
erfor<strong>de</strong>rlich sind. Liegen die nicht vor, sollte <strong>de</strong>r Steuerberater<br />
bei einem umfassen<strong>de</strong>n Mandat eigentlich von sich<br />
aus einen kundigen Kollegen einschalten. Das gilt genauso für<br />
rechtliche Belange: „Wir wer<strong>de</strong>n von Beraterkollegen oft um<br />
Unterstützung gebeten“, erklärt Finsterwal<strong>de</strong>r.<br />
So erscheint es auch ratsam, eine Nachfolgeregelung nur mit<br />
einem speziell dafür ausgebil<strong>de</strong>ten Steuerberater und am besten<br />
noch gemeinsam mit einem kundigen Juristen abzuwickeln.<br />
Dr. Bernhard König, Rechtsanwalt mit Spezialgebiet<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Bärbel Ettig, Präsidiumsmitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />
<strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter und Controller, bietet Unternehmen<br />
die Buchhaltung als externe Dienstleistung an.<br />
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25
Unternehmensführung – Titelthema<br />
DIE PFLICHTEN DER BERATER<br />
Wo die Grenzen <strong>de</strong>r Informations- und Beratungspfl<br />
ichten <strong>de</strong>r Steuerberater liegen, entschei<strong>de</strong>n<br />
regelmäßig die Gerichte.<br />
KARENZZEIT<br />
Der Steuerberater muss sich über neue Urteile<br />
stets informieren. Innerhalb von vier bis sechs<br />
Wochen hat er zum Beispiel Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs zur Kenntnis zu nehmen. Die<br />
Urteile nachgeordneter Gerichte muss er erst<br />
zwei Monate nach <strong>de</strong>ren Veröffentlichung abgespeichert<br />
haben (Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf,<br />
13 U 76/99).<br />
VERMÖGENSBERATUNG<br />
Wenn sich <strong>de</strong>r eigentliche Beratungsauftrag auf<br />
die steuerlichen Fragen einer Geldanlage bezieht,<br />
braucht <strong>de</strong>r Steuerprofi nicht über das Risiko und<br />
die Seriosität <strong>de</strong>r Investition zu beraten. Das kann<br />
<strong>de</strong>r Mandant nicht erwarten, da dieser Job laut<br />
Landgericht Flensburg (Az. 4 O 370/00) nicht zum<br />
Berufsbild gehört.<br />
VERJÄHRUNG<br />
Die Frist zur Verjährung bei Beratungsfehlern beträgt<br />
drei Jahre. Sie beginnt mit <strong>de</strong>r Bekanntgabe<br />
<strong>de</strong>s Steuerbescheids. Folgen daraus weitere<br />
Schä<strong>de</strong>n – etwa weil eine Son<strong>de</strong>rabschreibung<br />
mehrfach nicht beantragt wur<strong>de</strong> – gilt dieselbe<br />
Frist auch für die folgen<strong>de</strong>n Jahre (Landgericht<br />
Düsseldorf, 10 O 526/98).<br />
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> Fachbeitrag „Betriebsprüfung“<br />
> Steuerplanung für Selbstständige und<br />
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Gesellschaftsrecht <strong>de</strong>r Kanzlei Brandi in Detmold, bringt das<br />
Problem auf <strong>de</strong>n Punkt: „Eine vernünftige Beratung bei einem<br />
zweiten Experten ist immer eine bessere Investition, als hinterher<br />
<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n beseitigen zu müssen.“ Hans-Christoph<br />
Seewald gibt <strong>de</strong>n generellen Tipp: „Der Unternehmer sollte<br />
sich bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>s richtigen Steuerberaters an seinem<br />
individuellen Beratungsbedarf orientieren. Für kleine und<br />
mittlere Unternehmen sind häufi g mittelständische Kanzleien<br />
<strong>de</strong>r richtige Ansprechpartner.“ Sie haben die entsprechen<strong>de</strong><br />
Erfahrung, bringen mitunter Branchenkenntnisse durch<br />
vergleichbare Mandate mit und kooperieren gegebenenfalls<br />
mit Anwälten und Notaren, Sanierern o<strong>de</strong>r Unternehmensberatern.<br />
Gerd Pelzer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Lück + Wahlen Baugesellschaft<br />
in Düren mit 80 Mitarbeitern, will sich ohnehin<br />
nicht auf nur einen Experten verlassen. Er führt als Vermieter<br />
gewerblicher Immobilien zwei Firmen und hat mehrere<br />
Steuerberater engagiert. Auch laufen seine privaten Belange<br />
komplett getrennt über einen weiteren Steuerexperten. „Das<br />
ist entstan<strong>de</strong>n aus Tradition und hängt chronologisch mit<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Firmengründung zusammen“, sagt Pelzer. Der<br />
Unternehmer ist selbst Diplom-Ingenieur, sein Sohn Stephan<br />
Pelzer Diplom-Kaufmann. Eine umfassen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Beratung ist daher nicht notwendig. Und auch<br />
seine Lohn- und Finanzbuchhaltung organisiert er im eigenen<br />
Haus: „Das bringt uns eine Kostenersparnis, und wir haben<br />
unsere aktuellen Zahlen schneller parat.“<br />
Schnelle Buchhaltung<br />
Wer ähnlich wie Pelzer agieren will und nicht das Potenzial<br />
hat, die Finanz- und Lohnbuchhaltung selbst zu organisieren,<br />
kann alternativ zum Steuerberater auch einen selbstständigen<br />
Bilanzbuchhalter engagieren. Das kann vorteilhaft<br />
sein: „Wir kommen ins Haus und erstellen Hand in Hand<br />
mit <strong>de</strong>m Unternehmer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen Mitarbeiter die Buchführung“,<br />
erklärt Bärbel Ettig, Inhaberin <strong>de</strong>r Büros Adapt GmbH<br />
in Dres<strong>de</strong>n und Präsidiumsmitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />
Bilanzbuchhalter und Controller in Bonn. Die Spezialisten<br />
erfassen und kontieren zeitnah die Belege, organisieren die<br />
gesamte Buchhaltung, kontrollieren <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />
und sen<strong>de</strong>n zum Beispiel die Lohndaten termingerecht ans<br />
Finanzamt. Die Bilanzbuchhalter dürfen zwar keine Konten<br />
errichten o<strong>de</strong>r die Umsatzsteueranmeldung für <strong>de</strong>n Betrieb<br />
erledigen – das fällt ins Ressort <strong>de</strong>r Steuerberater. Doch erstellen<br />
sie auch betriebswirtschaftliche Auswertungen o<strong>de</strong>r<br />
die notwendigen Unterlagen für das Bankgespräch. Und das<br />
zu passablen Kosten: „Wir unterliegen keiner Gebührenverordnung,<br />
son<strong>de</strong>rn es gilt die freie Preisgestaltung“, erklärt<br />
Ettig. Die Bilanzbuchhalter veranschlagen für eine Buchung<br />
zwischen 50 Cent und 1,50 Euro. Alternativ kann über Stun<strong>de</strong>nsätze<br />
abgerechnet wer<strong>de</strong>n. „Die Spannbreite liegt bei unseren<br />
Verbandsmitglie<strong>de</strong>rn zwischen 35 und 80 Euro“, sagt<br />
Ettig. Und wie beim Steuerberater gilt auch hier: Verhan<strong>de</strong>ln<br />
lohnt sich.<br />
26 ProFirma 01/02 2011
ProFirma 01/02 2011<br />
STEUERJAHR 2011<br />
Was jetzt mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />
besprochen wer<strong>de</strong>n muss<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>n jährlichen Steuerän<strong>de</strong>rungen müssen Unternehmer<br />
zum Jahresbeginn einige wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Regularien im Steuerrecht beachten.<br />
Honorarfrage klären<br />
Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Gewerbetreiben<strong>de</strong>n<br />
steht spätestens für die Bilanzerstellung<br />
für das Jahr 2010 die Anpassung<br />
<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz an die Spielregeln<br />
<strong>de</strong>s BilMoG an. Das be<strong>de</strong>utet Mehrarbeit<br />
für <strong>de</strong>n Berater und damit lei<strong>de</strong>r auch<br />
ein höheres Honorar. Denn schließlich<br />
muss die Bilanz einmal nach <strong>de</strong>n neuen<br />
BilMoG-Regeln erstellt wer<strong>de</strong>n und ein<br />
zweites Mal nach steuerlichen Gesichtspunkten.<br />
ProFirma rät: Selbstständige sollten mit<br />
ihrem Steuerberater vereinbaren, dass<br />
er anstatt zwei Bilanzen nur eine Überleitungsrechnung<br />
von <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>ls- zur<br />
Steuerbilanz erstellt. Das akzeptiert das<br />
Finanzamt auch, und es ist weniger zeitintensiv.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren sollte im Vorfeld<br />
ein Zeit- o<strong>de</strong>r Pauschalhonorar ausgehan<strong>de</strong>lt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Einmalige Einzugsermächtigung<br />
Wer seinen Gewinn nach <strong>de</strong>r Einnahmen-<br />
Überschussrechnung ermittelt, kann seine<br />
Betriebsausgaben für das Jahr 2010<br />
noch erhöhen, in<strong>de</strong>m er die Umsatzsteuer<br />
aus <strong>de</strong>r letzten Umsatzsteuer-<br />
Voranmeldung 2010 bis spätestens 10.<br />
Januar 2011 ans Finanzamt überweist.<br />
Denn in diesem Fall rechnet die Zahlung<br />
ausnahmsweise noch zu <strong>de</strong>n Betriebsausausgaben<br />
<strong>de</strong>s abgelaufenen Jahres.<br />
Antrag auf Ist-Versteuerung<br />
Lagen die Umsätze <strong>de</strong>s Jahres 2010 nicht<br />
über 500.000 Euro, sollten Gewerbetreiben<strong>de</strong><br />
einen Antrag auf Ist-Versteuerung<br />
stellen. Das bringt enorme Liquiditätsvorteile,<br />
weil die Umsatzsteuer erst ans<br />
Finanzamt überwiesen wer<strong>de</strong>n muss,<br />
wenn die Rechnung beglichen ist.<br />
VON OTTFRIED WEISS<br />
ProFirma rät: An <strong>de</strong>n Regeln zum Vorsteuerabzug<br />
än<strong>de</strong>rt sich durch die Ist-Versteuerung<br />
übrigens nichts. Vorsteuer aus Eingangsrechnungen<br />
können Selbstständige<br />
nach wie vor geltend machen, sobald sie<br />
eine Rechnung erhalten haben.<br />
Dauerfristverlängerung<br />
Unternehmer, die monatlich eine Umsatzsteuer-Voranmeldung<br />
beim Finanzamt einreichen<br />
müssen, können beim Finanzamt<br />
einen Antrag auf Dauerfristverlängerung<br />
stellen. Das Finanzamt erwartet die Voranmeldung<br />
dann immer erst einen Monat<br />
später als gesetzlich vorgeschrieben. Doch<br />
diese Fristverlängerung gibt es nur, wenn<br />
<strong>de</strong>r Unternehmer bis zum 10. Februar 2011<br />
eine Son<strong>de</strong>rvorauszahlung leistet.<br />
Freistellungsbescheinigungen<br />
Unternehmen, die an<strong>de</strong>re Betriebe mit<br />
Bauleistungen beauftragt haben, sollten<br />
die Freistellungsbescheinigungen zur Bau-<br />
abzugssteuer <strong>de</strong>r beauftragten Firmen<br />
prüfen. Solche Bescheinigungen verlieren<br />
zum Jahreswechsel nämlich häufi g<br />
ihre Gültigkeit. Steht zum 5. Januar 2011<br />
eine Zahlung an, und es liegt keine gültige<br />
Freistellungsbescheinigung vor,<br />
müsste <strong>de</strong>r Auftraggeber 15 Prozent <strong>de</strong>s<br />
Rechnungsbetrags einbehalten und ans<br />
Finanzamt abführen.<br />
Umsatzsteuerschuldnerschaft<br />
Zum 1. Januar 2011 wird die Steuerschuldnerschaft<br />
nach Paragraf 13b<br />
Umsatzsteuergesetz auf weitere Branchen<br />
ausgeweitet. Wird beispielsweise<br />
Stahlschrott verkauft o<strong>de</strong>r stellen sich<br />
zwei selbstständige Gebäu<strong>de</strong>reiniger<br />
gegenseitig Rechnungen, darf in <strong>de</strong>n<br />
Rechnungen keine Umsatzsteuer mehr<br />
ausgewiesen sein und <strong>de</strong>r Rechnungsempfänger<br />
muss die Umsatzsteuer ans<br />
Finanzamt abführen.<br />
Vorauszahlungen<br />
Selbstständige sollten ihren Gewinn<br />
2011 kalkulieren. Fällt er geringer aus,<br />
sollte beim Finanzamt ein Antrag auf<br />
Herabsetzung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Vorauszahlungen<br />
gestellt wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rheit:<br />
Sogar für die Herabsetzung <strong>de</strong>r Gewerbesteuer-Vorauszahlungen<br />
muss <strong>de</strong>r Antrag<br />
ans Finanzamt gestellt wer<strong>de</strong>n<br />
Wechsel<br />
Muss ein Einnahmen-Überschussrechner<br />
zum 1. Januar 2011 erstmals zur Bilanzierung<br />
wechseln, sollte er frühzeitig<br />
seinen Steuerberater aufsuchen. Denn<br />
wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Regeln<br />
bei <strong>de</strong>r Einnahmen-Überschussrechnung<br />
und <strong>de</strong>r Bilanzierung kommt es meist zu<br />
einem Übergangsgewinn.<br />
27
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Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />
Internationalisierung im Mittelstand<br />
In <strong>de</strong>r Welt zu Hause<br />
Ein Auslandsengagement hat immer zwei Seiten: Es macht erfolgreicher, es kann ein<br />
Unternehmen aber auch überfor<strong>de</strong>rn. Wer sich auf internationalem Terrain behaupten<br />
will, sollte sich gut vorbereiten. VON DR. GABRIELE LÜKE<br />
„Je<strong>de</strong>r mittelständische Unternehmer<br />
sollte sich überlegen, ob er ohne eine<br />
aktive Internationalisierungsstrategie<br />
langfristig überhaupt überleben kann“,<br />
fi n<strong>de</strong>t Rüdiger Kabst. Der Internationalisierungsexperte<br />
und Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
an <strong>de</strong>r Justus-Liebig-Universität<br />
in Gießen argumentiert:<br />
„Der <strong>de</strong>utsche Markt ist weitgehend<br />
gesättigt – Wachstum lässt sich<br />
vor allem über ausländische<br />
Märkte realisieren.“ Und<br />
Wachstum ist nur ein<br />
Aspekt: „Zu<strong>de</strong>m sind<br />
immer mehr ausländischeWettbewerber<br />
auch hierzulan<strong>de</strong><br />
aktiv und<br />
machen <strong>de</strong>n<br />
hiesigen Firmen<br />
auf ihrem HeimatmarktKonkurrenz.<br />
Wer<br />
eine aktive Auslandsstrategie<br />
fährt und darüber<br />
internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit erlangt, besteht<br />
<strong>de</strong>n Konkurrenzkampf besser, sichert<br />
und stärkt auch das Geschäft zu Hause.“<br />
Kabsts Fazit: „Internationalisierung ist<br />
ein Muss, ein Pfl ichtprogramm.“ Und<br />
zu<strong>de</strong>m grundsätzlich ein Erfolgsrezept:<br />
„In <strong>de</strong>r Tat sind Unternehmen, die international<br />
aktiv sind, erfolgreicher.<br />
Die Internationalisierung ist neben <strong>de</strong>r<br />
Innovationsfähigkeit <strong>de</strong>r Erfolgsfaktor<br />
schlechthin.“<br />
Kabsts Argumentation scheint nicht auf<br />
taube Ohren zu stoßen: „Tatsächlich<br />
verstehen auch die kleineren und mittleren<br />
Unternehmen Internationalisierung<br />
mehr und mehr als strategische Aufgabe.<br />
Entstand das internationale<br />
Engagement früher oft eher<br />
zufällig durch einen Messekontakt<br />
o<strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong>nempfehlung,überlegen<br />
sich heute auch die<br />
Chefs kleinerer Firmen<br />
aktiv und eigeninitiativ,<br />
welche Märkte sie<br />
bearbeiten könnten“,<br />
beobachtet Julia Arnold,<br />
Referatsleiterin<br />
im Bereich International<br />
<strong>de</strong>s Deutschen<br />
Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertags<br />
in<br />
Berlin.<br />
30 ProFirma 01/02 2011<br />
ProFirma<br />
Spezial<br />
Ein Auslandsengagement kann<br />
sich auch für KMU lohnen, um<br />
das Inlandsgeschäft zu stützen.
Fotos: privat<br />
Zunächst zur Bestandsaufnahme: Insgesamt<br />
exportieren rund 350.000 <strong>de</strong>utsche<br />
Unternehmen. Das sind zwölf Prozent<br />
aller hiesigen Firmen. Differenziert<br />
nach Größenklassen, stellt sich heraus:<br />
Von <strong>de</strong>n Großunternehmen sind 81 Prozent,<br />
von <strong>de</strong>n kleinen und mittleren jedoch<br />
nur elf Prozent im Exportgeschäft<br />
tätig. Insgesamt macht die Exportquote<br />
bei <strong>de</strong>n kleineren Unternehmen acht,<br />
bei <strong>de</strong>n mittleren 16 und <strong>de</strong>n großen<br />
21 Prozent aus. Das hat eine Studie <strong>de</strong>s<br />
Instituts <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft Köln<br />
im Jahr 2008 ergeben.<br />
Neue Märkte im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
„Dabei bearbeiten kleinere Unternehmen<br />
bis zu sieben Märkte, mittlere bis<br />
zu 13, größere min<strong>de</strong>stens 20“, ergänzt<br />
Julia Arnold. „Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht<br />
die Erschließung neuer Absatzmärkte.<br />
Kostenersparnis, zum Beispiel durch<br />
günstigere Produktionsbedingungen<br />
o<strong>de</strong>r Einkauf, kommen erst an zweiter<br />
Stelle.“ Unterm Strich schlagen sich die<br />
<strong>de</strong>utschen Unternehmen im Ausland<br />
sehr erfolgreich. „Auch <strong>de</strong>r Mittelstand<br />
ist durch seine sprichwörtliche Flexibilität<br />
ein geschickter Akteur auf <strong>de</strong>m<br />
Weltmarkt“, meint Arnold.<br />
Bei <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>seigenen Außenwirtschaftsagentur<br />
Germany Tra<strong>de</strong> & Invest<br />
in Bonn können Europaexpertin<br />
Elfi Schreiber und Chefredakteur Ernst<br />
Leiste <strong>de</strong>m nur zustimmen. Unter quantitativen<br />
Gesichtspunkten fi n<strong>de</strong>n sie allerdings,<br />
dass sich das Auslandsengagement<br />
gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleineren und mittleren<br />
Unternehmen durchaus noch ausbauen<br />
ließe. Dieses anzugehen sei jetzt erstmals<br />
nach <strong>de</strong>r Krise wie<strong>de</strong>r ein guter<br />
Zeitpunkt. „Der Welthan<strong>de</strong>l zieht an.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
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Vertriebssysteme im Ausland. Der Beitrag<br />
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Han<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>ssen rechtlichen Rahmen.<br />
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www.sid-consult.<strong>de</strong><br />
„Meine Märkte liegen im Ausland“<br />
In Deutschland bringt es Heinz Artmann gera<strong>de</strong> einmal auf einen Umsatzanteil<br />
von zwei Prozent. „Meine Märkte liegen einfach im Ausland.“ Der<br />
geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>r SID-Consult GmbH in Berlin erzählt,<br />
wie es dazu kam: „Ich leitete viele Jahre <strong>de</strong>n internationalen Vertrieb<br />
Heinz Artmann<br />
eines großen Druckmaschinenherstellers. Mein Schwerpunkt war <strong>de</strong>r<br />
Hochsicherheitsdruck.“ Dann zerbrach die Sowjetunion, neue Nationalstaaten entstan<strong>de</strong>n, alle<br />
brauchten Personalausweise, Reisepässe o<strong>de</strong>r Zolldokumente. Artmann begann Staatsdruckereien<br />
zu beraten, sie mit neuen Hochsicherheitsdruckanlagen auszustatten, die dazugehörigen<br />
Prozesse zu installieren und zu begleiten. „Mittlerweile arbeiten meine sieben Mitarbeiter und<br />
ich aber nicht nur in <strong>de</strong>r Ex-Sowjetunion. Auch Asien und Lateinamerika sind gute Kun<strong>de</strong>n.“<br />
Artmann nennt diese drei Erfolgskriterien:<br />
■ Kontaktpfl ege: „Geschäftsanbahnungen und -abwicklungen laufen im Ausland in <strong>de</strong>r Regel<br />
viel persönlicher. Deshalb sind wir sehr oft bei Kun<strong>de</strong>n und Partnern vor Ort präsent.“<br />
■ Empfehlungsprinzip: „Neue Aufträge lassen sich am besten über Empfehlungen akquirieren.<br />
Wir erhalten sie von unseren bestehen<strong>de</strong>n Auftraggebern sowie aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
internationalen Arbeitskreisen und Verbän<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen wir aktiv sind.“<br />
■ Interkulturelles Wissen: „Je besser wir über die auftraggeben<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r informiert sind<br />
– über <strong>de</strong>ren Vorstellungen zur Dokumentensicherheit, die Datenerfassung, die Befi ndlichkeiten<br />
zwischen <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n –, umso besser können wir sie beraten und bedienen.“<br />
www.sfi rion.<strong>de</strong><br />
„Lehrgeld in <strong>de</strong>n USA gezahlt“<br />
Trotz schwieriger Anfänge bleibt die Sfi rion AG in München auf Auslandskurs.<br />
Das Unternehmen mit 20 Mitarbeitern ist Anbieter für Projektmanagement<br />
in <strong>de</strong>n Bereichen Neubau, Ausbau und Sanierung von Infrastruktur,<br />
Industrieanlagen und Bürogebäu<strong>de</strong>n. „Die Internationalisierung<br />
Albert Ripberger<br />
gehört seit unserer Gründung im Jahr 2001 zu unseren strategischen<br />
Zielen“, erzählt Vorstand Albert Ripberger. „Das heißt aber nicht, dass sie einfach wäre.<br />
Wir haben unser Lehrgeld bereits gezahlt.“ Zum ersten Mal in <strong>de</strong>n USA. „Da haben wir <strong>de</strong>n<br />
Auftraggeber im Vorfeld nicht genug geprüft. Und warten noch heute auf unser Honorar.“<br />
Dass das folgen<strong>de</strong> Projekt in Rumänien auf <strong>de</strong>r Strecke blieb, lag nicht an <strong>de</strong>r Vorbereitung,<br />
son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise. „Das Konzept war gut und bewährt sich <strong>de</strong>rzeit in Dubai.“<br />
Die drei Haupti<strong>de</strong>en:<br />
■ Grundsätzliche Vorbereitung: „Wir haben in München ein mehrsprachiges, multikulturelles<br />
Team aufgebaut, ergänzt von externen Experten für Spezialfragen. Alle AGB, Broschüren<br />
und Sonstiges liegen griffbereit in Englisch vor.“<br />
■ Markteinstieg: „Wir prüfen zunächst sehr genau unsere Marktchancen. Dann grün<strong>de</strong>n wir<br />
mit einem vertrauensvollen Partner ein Joint Venture: <strong>Als</strong> Dienstleister müssen wir vor Ort<br />
Präsenz und Kun<strong>de</strong>nnähe zeigen.“<br />
■ Partnerwahl: „Zu Partnern vor Ort machen wir am liebsten Menschen, die wir aus gemeinsamen<br />
Projekten bereits kennen und die ihrerseits die Märkte kennen. Sie sind kompetent,<br />
haben vor Ort gute Kontakte und beherrschen jeweils Deutsch beziehungsweise Englisch.<br />
31
Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />
Im Jahr 2011 soll er schon um insgesamt<br />
acht Prozent wachsen.“ Die Experten<br />
meinen: „Ein Auslandsengagement baut<br />
man peu à peu auf. Wer die Vorbereitung<br />
heute beginnt und dann startet, hat<br />
die besten Chancen, von <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Weltwirtschaft zu profi tieren.“<br />
Dass das Auslandsgeschäft bei <strong>de</strong>n kleinen<br />
und mittleren Unternehmen noch<br />
ausbaufähig ist und sie es erst jetzt mehr<br />
und mehr als strategische Aufgabe <strong>de</strong>fi<br />
nieren, liegt weniger an ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />
Einsicht, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>n unübersehbaren<br />
Risiken: „Grundsätzlich<br />
kann auch das kleinste Unternehmen<br />
erfolgreich Auslandsgeschäfte machen.<br />
Doch sollte die Internationalisierung<br />
gera<strong>de</strong> bei kleineren Firmen sehr gut<br />
und ganz individuell überlegt sein“,<br />
unterstreicht Bertram Brossardt. Er ist<br />
Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r vbw – Vereinigung<br />
<strong>de</strong>r Bayerischen Wirtschaft e.V.<br />
in München. Für die vbw ist die Begleitung<br />
<strong>de</strong>s Mittelstands bei <strong>de</strong>r Internationalisierung<br />
schon lange ein wichtiges<br />
Thema. „Es gilt, sich sehr gründlich zu<br />
informieren, genau abzuwägen und<br />
vorsichtig zu planen“, rät Brossardt.<br />
„Denn wenn Unternehmen scheitern,<br />
scheitern sie vor allem, weil sie schlecht<br />
vorbereitet waren, weil sie <strong>de</strong>n fi nanziellen<br />
Aufwand unterschätzt und ihre<br />
Kapazitäten überschätzt haben.“<br />
Gründliche Recherche nötig<br />
Für Ljuba Haunschild, Expertin am Institut<br />
für Mittelstandsforschung IfM in<br />
INTERVIEW<br />
„Europa ist immer eine gute Option“<br />
Bonn, ist <strong>de</strong>r erste Punkt <strong>de</strong>r Internationalisierungsvorbereitung<br />
<strong>de</strong>shalb<br />
auch stets <strong>de</strong>r Blick nach innen: „Das<br />
Auslandsgeschäft darf nie <strong>de</strong>r Kompensation<br />
von Schwächen auf <strong>de</strong>m<br />
Heimatmarkt dienen. Im Ausland agiert<br />
nur <strong>de</strong>r erfolgreich, <strong>de</strong>r auch zu Hause<br />
genug Substanz hat und stark und stabil<br />
organisiert ist.“ Ist diese Voraussetzung<br />
gegeben, kann die praktische Vorbereitung<br />
starten. Bertram Brossardt:<br />
„Beginnen Sie mit einer gründlichen<br />
Vorrecherche. Nutzen Sie neben <strong>de</strong>n<br />
Informationen aus <strong>de</strong>m Internet <strong>de</strong>n<br />
Erfahrungsaustausch, <strong>de</strong>n die Veranstaltungen<br />
von Kammern, Verbän<strong>de</strong>n,<br />
Außenwirtschaftsvereinen, Branchen-<br />
Netzwerken und Beratern bieten. Zu<strong>de</strong>m<br />
lohnen sich Delegationsreisen<br />
Elfi Scheiber , Europaexpertin, und Ernst Leiste, Chefredakteur bei<br />
Germany Tra<strong>de</strong> & Invest in Bonn, erklären, welche Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit einen Blick lohnen.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. GABRIELE LÜKE<br />
Die weltweite Wirtschaftskrise scheint<br />
fast vorbei zu sein, <strong>de</strong>r Welthan<strong>de</strong>l<br />
wächst wie<strong>de</strong>r. Hat, wer jetzt über Internationalisierung<br />
nach<strong>de</strong>nkt, bereits<br />
wie<strong>de</strong>r die Qual <strong>de</strong>r Wahl?<br />
Scheiber: Tatsächlich profi tieren nicht<br />
alle Län<strong>de</strong>r gleichermaßen vom En<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Krise. Man sollte also schon genau<br />
hinschauen, wo man hingeht.<br />
Bleiben wir also zunächst in Europa ...<br />
Scheiber: Europa ist immer eine gute<br />
Option. Zwei Drittel <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Außenhan<strong>de</strong>lsvolumens<br />
wird in Europa<br />
generiert. Gera<strong>de</strong> Einsteiger sollten<br />
sich zunächst auf die näheren und vertrauteren<br />
europäischen Märkte konzentrieren.<br />
Zu<strong>de</strong>m wächst die europäische<br />
Wirtschaft wie<strong>de</strong>r, wenn auch nicht so<br />
stark wie die <strong>de</strong>r Schwellenlän<strong>de</strong>r.<br />
Irland, Griechenland, Portugal sind mit<br />
problematischen Schlagzeilen in <strong>de</strong>r<br />
Presse. Ost- und Mitteleuropa mel<strong>de</strong>n<br />
Elfi Scheiber Ernst Leiste<br />
auch nicht durchweg Erfolgsgeschichten.<br />
Welche europäischen Märkte lohnen sich<br />
konkret?<br />
Leiste: In Osteuropa sind Tschechien, Polen<br />
o<strong>de</strong>r die Slowakei <strong>de</strong>rzeit einen Blick<br />
wert, im alten Europa vor allem Schwe<strong>de</strong>n,<br />
Finnland, Frankreich o<strong>de</strong>r Großbritannien.<br />
Hinzu kommt, dass ein Markt immer aus<br />
<strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>r eigenen Branche betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n sollte. So ist Skandinavien<br />
für die Bauwirtschaft, Italien für die Umweltwirtschaft<br />
eine Option.<br />
Was empfehlen Sie darüber hinaus?<br />
Leiste: Die BRIC-Staaten, also Brasilien,<br />
Russland, Indien und China, sind nach<br />
wie vor wachstumsstarke Märkte. Aber<br />
auch die Türkei und Nordafrika kann man<br />
getrost in die engere Wahl nehmen. Die<br />
bei<strong>de</strong>n Letzteren sind etwa für erneuerbare<br />
Energien ein interessantes Feld.<br />
Wer wenig Erfahrung hat, kann mit diesen<br />
entfernten und komplizierten Märkten<br />
allerdings auch überfor<strong>de</strong>rt sein.<br />
Aus Russland wur<strong>de</strong> zuletzt Stagnation<br />
gemel<strong>de</strong>t …<br />
Leiste: Inzwischen wächst die Wirtschaft<br />
Russlands um beachtliche vier Prozent.<br />
Gewaltige Mo<strong>de</strong>rnisierungsvorhaben in<br />
<strong>de</strong>n Bereichen Infrastruktur, Rohstoffe,<br />
Energiewirtschaft, Wasserwirtschaft/Abfall-entsorgung,<br />
Gesundheitswesen und<br />
im Bereich <strong>de</strong>r informations- und Kommunikationstechnik<br />
bieten große Chancen für<br />
<strong>de</strong>utsche Unternehmen. Wichtig ist: Die<br />
Wahl eines Markts muss immer aus Sicht<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Unternehmens erfolgen.<br />
32 ProFirma 01/02 2011<br />
Fotos: privat
ProFirma 01/02 2011<br />
ERSTE INFORMATIONEN:<br />
NUTZEN SIE DAS INTERNET<br />
Das A und O <strong>de</strong>s Auslandserfolgs<br />
ist die Vorbereitung. Sichten Sie<br />
zum Einstieg diese Websites:<br />
www.gtai.<strong>de</strong><br />
Germany Tra<strong>de</strong> & Invest gibt einen<br />
Überblick über alle Märkte weltweit,<br />
veröffentlicht regelmäßig Konjunkturberichte<br />
und analysiert auch<br />
branchenbezogen.<br />
ahk.<strong>de</strong>/<br />
Hier fi n<strong>de</strong>n Sie die Standorte aller<br />
Außenhan<strong>de</strong>lskammern mit direktem<br />
Link auf <strong>de</strong>ren Seiten.<br />
www.dihk.<strong>de</strong>/inhalt/themen/<br />
international_neu/in<strong>de</strong>x.main.html<br />
Der DIHK versorgt Sie hier laufend mit<br />
Außenwirtschaftsinformationen.<br />
www.bdi.eu/Globalisierung-Interna<br />
tionale-Maerkte-und-Han<strong>de</strong>l.htm<br />
Aktuelle Informationen zur Außenwirtschaft<br />
vom Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r<br />
Deutschen Industrie.<br />
www.oav.<strong>de</strong>/<br />
Dahinter steht die German Asia-Pacifi<br />
c Business Association, das Netzwerk<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Asienwirtschaft.<br />
www.lateinamerikaverein.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/<br />
in<strong>de</strong>x.html<br />
Unternehmensnetzwerk und Informationsplattform<br />
für die <strong>de</strong>utsche<br />
Wirtschaft mit Interessen an und in<br />
Lateinamerika.<br />
www.afrikaverein.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.php<br />
Außenwirtschaftsverband <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />
Unternehmen und Institutionen<br />
mit Interesse an Afrika<br />
www.enterprise-europe-network.ec.<br />
europa.eu/in<strong>de</strong>x_en.htm<br />
Das Enterprise Europe Network ist<br />
eine Einrichtung <strong>de</strong>r Europäischen<br />
Kommission und hilft KMU auf <strong>de</strong>m<br />
europäischen Marktplatz.<br />
Unternehmensbeispiele<br />
www.global-partners-bayern.<strong>de</strong><br />
„Stark im Netzwerk“<br />
Aus dieser Überzeugung heraus grün<strong>de</strong>te sich im Jahr 2002 auf Initiative<br />
<strong>de</strong>s Bayerischen Wirtschaftsministeriums die Global Partners Bayern e.V.<br />
Heute vereint das in München lokalisierte Netzwerk rund 40 Unternehmen<br />
aller Branchen und Größen. Gemeinsam erschließen sie Märkte in aller<br />
Andrea Mewaldt<br />
Welt – zurzeit mit diesen Schwerpunkten: „Wir bereiten beispielsweise<br />
ein Pilotprojekt zum Thema Gebäu<strong>de</strong>effi zienz in Russland vor und unterstützen <strong>de</strong>n Markteintritt<br />
von Bildungsunternehmen in Südafrika“, erläutert Andrea Mewaldt, die stellvertreten<strong>de</strong><br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Global Partners.<br />
Sie nennt diese Erfolgsfaktoren:<br />
■ Rücken<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Politik: „Mit <strong>de</strong>n aus unserer Entstehungsgeschichte bestehen<strong>de</strong>n<br />
Kontakten zur heimischen Politik können wir im Ausland leichter Türen zu <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn<br />
öffnen.“<br />
■ Interdisziplinäre Projektarbeit: „Steht ein Projekt im Raum, bringen die interessierten<br />
Mitglie<strong>de</strong>r ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Kapazitäten zusammen, entwickeln I<strong>de</strong>en<br />
zur Realisierung, setzen sie gemeinsam in Arbeitskreisen und Projektgruppen um. Die<br />
Vorteile liegen auf <strong>de</strong>r Hand: Im Team können wir komplexere, größere Aufträge stemmen,<br />
entferntere Märkte meistern, auch weniger erfahrene Unternehmen gut einbin<strong>de</strong>n.“<br />
■ Ganzheitliches Denken: „Wir verbin<strong>de</strong>n unsere Projekte in <strong>de</strong>n Schwellenlän<strong>de</strong>rn stets<br />
mit Nachhaltigkeit, Werteorientierung und Entwicklungsarbeit – das ist unser i<strong>de</strong>alistischer<br />
Anspruch.“<br />
www.gustav-klein.<strong>de</strong><br />
„Über Österreich in die Welt“<br />
Jahrzehntelange Auslandserfahrung prägt die Gustav Klein GmbH & Co.<br />
KG im oberbayrischen Schongau. Die Kernkompetenz <strong>de</strong>s High-Tech-Unternehmens<br />
mit 200 Mitarbeitern sind Anlagen, die eine unterbrechungsfreie<br />
Stromversorgung garantieren – sogenannte USV-Anlagen. „Unser<br />
Günther Stensitzki<br />
Unternehmen wur<strong>de</strong> direkt nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg gegrün<strong>de</strong>t, das<br />
Auslandsgeschäft entwickelte sich relativ schnell. Zunächst exportierten wir nach Österreich,<br />
wo wir bald auch ein Tochterunternehmen grün<strong>de</strong>ten“, erzählt <strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter<br />
Günther Stensitzki. Mittlerweile befi n<strong>de</strong>n sich Anlagen in 84 Län<strong>de</strong>rn.<br />
Und so sichert Gustav Klein <strong>de</strong>n Erfolg im Ausland:<br />
■ Risikostreuung durch direkten und indirekten Export: „Der größte Teil unseres Auslandsumsatzes<br />
entsteht auf indirektem Weg. Wir liefern an Kun<strong>de</strong>n in Deutschland, diese integrieren<br />
unsere Systeme und Anlagen in ihre Auslandsprojekte. Der an<strong>de</strong>re Teil entsteht durch einen<br />
zunehmen<strong>de</strong>n Direktexport.“<br />
■ Netzwerkarbeit: „Wir betreiben intensive Cluster-, Netzwerk- und Verbandsarbeit. So<br />
sprechen sich auch unsere Qualität und Kompetenz herum, und wir wer<strong>de</strong>n nicht nur von<br />
zufrie<strong>de</strong>nen Kun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch über die Netzwerke an neue Kun<strong>de</strong>n empfohlen.“<br />
■ Kompetentes Team: „Zum einen haben wir in unseren wichtigsten Märkten Partner aufgebaut,<br />
die die Installation, Wartung und <strong>de</strong>n Service <strong>de</strong>r Anlagen übernehmen. Mit diesen<br />
Partnern, in <strong>de</strong>r Regel auch Mittelständler, haben wir Kooperationsverträge abgeschlossen.“<br />
33
Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />
und Messebeteiligungen. So verschafft<br />
man sich einen ersten persönlichen<br />
Eindruck von <strong>de</strong>m Land.“ Ist schließlich<br />
ein konkreter Markt anvisiert, empfi ehlt<br />
Brossardt, die folgen<strong>de</strong>n vier Frageblöcke<br />
abzuarbeiten: Hat mein konkretes<br />
Produkt in <strong>de</strong>m ausgewählten Markt<br />
wirklich gute Absatzchancen, und welche<br />
Bedingungen – etwa spezifi sche<br />
Vertriebsstrukturen, Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />
– muss ich bei <strong>de</strong>r Marktbearbeitung<br />
berücksichtigen? Welche<br />
rechtlichen, steuerlichen, behördlichen<br />
Regelungen bestimmen das Geschäft<br />
mit? Wie fi nanziere ich das Auslandsgeschäft,<br />
habe ich genug Kapital im Rücken?<br />
Fin<strong>de</strong> ich das nötige kompetente<br />
und interkulturell versierte Personal,<br />
das <strong>de</strong>n neuen Markt beherrscht – sowohl<br />
hier als auch vor Ort? Brossardt<br />
rekapituliert: „Kann ich diese Fragen<br />
umfassend positiv beantworten, gilt es<br />
einen Business- und Zeitplan aufzustellen,<br />
mit spitzer Fe<strong>de</strong>r zu rechnen – und<br />
dabei stets <strong>de</strong>utlich mehr Zeit und Aufwand<br />
als für ein Inlandsgeschäft einzuplanen.<br />
So begibt <strong>de</strong>r Unternehmer sich<br />
auf die sichere Seite.“<br />
Markterschließung im Verbund<br />
Noch drei weiterführen<strong>de</strong> Ratschläge<br />
zum Schluss. Der erste Rat stammt von<br />
DIHK-Referentin Julia Arnold: „Man<br />
muss nicht gleich eine Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
grün<strong>de</strong>n. Märkte lassen sich praxisnah<br />
antesten. Viele Unternehmen nutzen<br />
dafür die kostengünstigen Dienstleistungen<br />
‚Geschäftspräsenz’ o<strong>de</strong>r Vermittlung<br />
von Vertriebspartnern durch<br />
die weltweit 80 <strong>de</strong>utschen Auslandshan<strong>de</strong>lskammern.“<br />
Den zweiten Rat<br />
hält Rüdiger Kabst bereit: „Eine Markterschließung<br />
kann auch im Verbund mit<br />
an<strong>de</strong>ren Unternehmen gestemmt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dort helfen die erfahrenen <strong>de</strong>n weniger<br />
erfahrenen Firmen, man kommt<br />
schneller voran, außer<strong>de</strong>m lassen sich<br />
im Netzwerk größere Aufträge o<strong>de</strong>r<br />
schwierigere Märkte bearbeiten.“ Ljuba<br />
Haunschild gibt <strong>de</strong>n dritten Rat: „Man<br />
sollte die Entwicklung seines Auslandsengagements<br />
zu<strong>de</strong>m gut beobachten: Es<br />
lohnt sich dann, wenn es <strong>de</strong>n Bestand sichert<br />
und zum Wachstum beiträgt.“<br />
CHECKLISTE FÜR EINSTEIGER<br />
Gute Antworten fi n<strong>de</strong>n<br />
Das Auslandsgeschäft lebt von einer guten Vorbereitung.<br />
Ljuba Haunschild vom Institut für Mittelstandsforschung in Bonn<br />
hat dafür eine hilfreiche Checkliste zusammengestellt.<br />
Bestimmen Sie Ihre Ziele.<br />
> Wollen Sie einen neuen Absatzmarkt<br />
erschließen?<br />
> Wollen Sie produzieren?<br />
> Wollen Sie kostengünstiger einkaufen?<br />
> Möchte ein Kun<strong>de</strong>, dass Sie ihm ins<br />
Ausland folgen?<br />
> Amortisiert sich Ihr innovatives Produkt<br />
nur, wenn Sie gleich <strong>de</strong>n Weltmarkt<br />
bedienen?<br />
Erwägen Sie verschie<strong>de</strong>ne Szenarien.<br />
> Wollen Sie allein o<strong>de</strong>r im Netzwerk<br />
ins Ausland gehen?<br />
> Welche Form <strong>de</strong>s Auslandsengagements<br />
könnte passen: Han<strong>de</strong>lsvertreter, Nie<strong>de</strong>rlassung,<br />
Produktionsstätte, Joint Venture?<br />
> Wenn Sie vor Ort sein wollen:<br />
Was bietet sich als Standort (Hauptstadt,<br />
Son<strong>de</strong>rwirtschaftszone etc.) an?<br />
Prüfen Sie Ihre Marktchancen.<br />
> Wer sind vor Ort Ihre internationalen und<br />
inländischen Wettbewerber?<br />
> Welchen Marktanteil haben diese bereits?<br />
> Ist Ihr Produkt per se marktgängig o<strong>de</strong>r<br />
müssen sie es modifi zieren?<br />
Eruieren Sie die spezifi schen Prinzipien<br />
<strong>de</strong>r Marktbearbeitung.<br />
> Welche Vertriebsstrukturen gibt es in<br />
<strong>de</strong>m Land?<br />
> Wie funktionieren Werbung und<br />
Marketing?<br />
> Haben Sie AGB, Broschüren und alles<br />
Weitere in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssprache o<strong>de</strong>r<br />
zumin<strong>de</strong>st in Englisch vorbereitet?<br />
> Welche Partner brauchen Sie zur<br />
Marktbearbeitung?<br />
Machen Sie sich mit <strong>de</strong>n formalen<br />
Rahmenbedingungen vertraut.<br />
> Welche behördlichen Genehmigungen<br />
benötigen Sie?<br />
> Wie funktionieren Behör<strong>de</strong>nkontakte?<br />
> Kennen Sie alle relevanten steuerlichen<br />
und rechtlichen Regelungen?<br />
> Brauchen Sie von <strong>de</strong>utscher Seite spezielle<br />
Ausfuhrgenehmigungen?<br />
Halten Sie sich fi nanziell <strong>de</strong>n<br />
Rücken frei.<br />
> Haben Sie ein ausreichen<strong>de</strong>s fi nanzielles<br />
Polster?<br />
> Haben Sie einen Businessplan aufgestellt?<br />
> Wie kann Ihre Bank das Auslandsengagement<br />
unterstützen?<br />
> Lassen sich För<strong>de</strong>rmittel in Anspruch<br />
nehmen?<br />
Bauen Sie die nötigen personellen<br />
Kapazitäten auf.<br />
> Haben Sie vor Ort bereits vertrauensvolle,<br />
kompetente Partner/Mitarbeiter?<br />
> Wer könnte Ihnen solche Partner<br />
empfehlen? (Denken Sie an Kun<strong>de</strong>n,<br />
die AHK etc.)<br />
> Haben Sie zu Hause eine kompetente,<br />
juristisch, steuerlich und interkulturell<br />
gut geschulte Mannschaft?<br />
> Haben Sie Zugriff auf die nötige<br />
Sprachkompetenz?<br />
Planen Sie die fi nanzielle Seite <strong>de</strong>s<br />
operativen Geschäfts.<br />
> Haben Sie die richtigen Preise berechnet?<br />
> Können Sie Vorkasse realisieren?<br />
> Haben Sie die Bonität Ihres ausländischen<br />
Geschäftspartners geprüft?<br />
Beobachten Sie die Entwicklung Ihres<br />
Auslandsengagements sehr genau.<br />
> Bringt es Wachstum, Rendite?<br />
> Bis wann sollte es dieses bringen, damit<br />
es sich für Sie rechnet?<br />
Bonn<br />
IfM<br />
> Haben Sie eine Exit-Strategie für <strong>de</strong>n<br />
Worst Case überlegt? Quelle:<br />
34 ProFirma 01/02 2011
Die Betriebswirte unter uns sind ganz zu Recht stolz auf das,<br />
was ihre Wissenschaft aus <strong>de</strong>r Wirtschaft gemacht hat. Sie<br />
haben zwar keine Maschinen konstruiert und keine Verfahren<br />
erfun<strong>de</strong>n, aber sie sorgen dafür, dass aus <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und<br />
Erfi ndungen <strong>de</strong>r Techniker am En<strong>de</strong> eine wirtschaftlich stabile,<br />
nachhaltig in die Zukunft arbeiten<strong>de</strong> Firma wird. Das soll<br />
keiner kleinre<strong>de</strong>n!<br />
Aber seien wir ganz ehrlich: Betriebswirtschaft ist vor allem<br />
gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand im Kleid <strong>de</strong>r Wissenschaft. Das<br />
ist keine schlechte Kombination und hat sich über die Zeiten<br />
bewährt. Und sie ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Erst<br />
im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt begann man, und zwar in verschie<strong>de</strong>nen<br />
Län<strong>de</strong>rn zeitgleich, die Nationalökonomie, die wir heute<br />
Volkswirtschaft nennen, auf die betriebliche Ebene herunterzubrechen.<br />
Die „Mutter“ Nationalökonomie ist be<strong>de</strong>utend<br />
älter. Adam Smith, <strong>de</strong>r 1776 mit seinem Werk „Wohlfahrt <strong>de</strong>r<br />
Nationen“ die Standards gesetzt hatte, und seine Nachfolger<br />
wie Ricardo, Malthus, Mill und von Thünen beschäftigten sich<br />
intensiv mit <strong>de</strong>r Frage, wie die Volkswirtschaft funktioniert<br />
und wie sie besser und wirksamer organisiert wer<strong>de</strong>n könnte.<br />
Die großen erfolgreichen und weltweit tätigen Kaufl eute <strong>de</strong>s<br />
ausgehen<strong>de</strong>n Mittelalters, darunter auch <strong>de</strong>utsche Firmen wie<br />
die Fugger und Welser, die Ravensburger Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />
o<strong>de</strong>r die Hanse, kamen nicht auf die I<strong>de</strong>e, dass ihre erfolgreiche<br />
Tätigkeit ein Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein<br />
könnte. Sprachen waren wichtig, Warenkun<strong>de</strong>, Kenntnisse<br />
frem<strong>de</strong>r Kulturen, Märkte und Transportwege. Der Rest war<br />
Erfahrung, die oft teuer erworben und, sofern sie nicht ausreichte,<br />
teuer bezahlt wer<strong>de</strong>n musste.<br />
Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ging es dann Schlag auf Schlag: In Frankreich<br />
wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r École Supérieure <strong>de</strong> Commerce in Paris<br />
bereits im Jahr 1819 eine Wirtschaftsschule gegrün<strong>de</strong>t. Die<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Ist BWL eine Wissenschaft?<br />
Von Professor Martin Beck<br />
Wharton School <strong>de</strong>r University of Pennsylvania war mit <strong>de</strong>m<br />
Gründungsjahr 1881 die erste Business School in <strong>de</strong>n USA.<br />
<strong>Als</strong> Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Betriebswirtschaftslehre in<br />
<strong>de</strong>r Schweiz, Österreich und Deutschland wird das Jahr 1898<br />
angesehen, in <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lshochschulen und Lehrstühle in St.<br />
Gallen, Leipzig, Aachen und Wien gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Die berühmte<br />
Harvard Business School kam erst 1908 hinzu.<br />
Von diesem Zeitpunkt an prägten auch <strong>de</strong>utschsprachige<br />
Wissenschaftler und Autoren die Entwicklung <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre.<br />
Hier nur einige Beispiele: Eugen Schmalenbach<br />
(1873–1955) gab <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre ihren heutigen<br />
Namen. Erich Gutenberg (1897–1984) begrün<strong>de</strong>te die<br />
faktororientierte Betriebswirtschaftslehre. Edmund Heinen<br />
(1919–1996) führte die entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre<br />
ein. Hans Ulrich (1919–1997) entwickelte die<br />
systemorientierte Betriebswirtschaftslehre. Und Horst Albach<br />
(geb. 1931) prägte schließlich die managementorientierte Betriebswirtschaftslehre.<br />
Das waren allesamt kluge Leute, die wichtige Bücher veröffentlichten<br />
und die auch die unternehmerische und betriebliche<br />
Praxis kannten, kritisierten und beeinfl ussten. Aber<br />
was sagt uns das heute? Die Managementliteratur ist ein unermessliches<br />
Meer an Wissen. Ratgeber in Buchform und in<br />
Form von Unternehmensberatung sind en masse am Markt.<br />
Angelsächsische Wissenschaftler und Buchautoren dominieren<br />
dieses Geschäft. Wer hier Entscheidungshilfe sucht, hat<br />
die Qual <strong>de</strong>r Wahl. Noch dazu ist nicht alles gut, was zwischen<br />
zwei Buch<strong>de</strong>ckel gepresst wird. Da freut man sich doch<br />
als geplagter und gejagter Unternehmer, dass es Magazine wie<br />
ProFirma gibt, die im Büchermeer und im I<strong>de</strong>enfl uss fi schen<br />
und das in gut verdaulichen Häppchen alles Wissenswerte herausangeln,<br />
das Sie, die Praktiker, wirklich brauchen!<br />
Kolumne<br />
35
Unternehmensführung<br />
Dienstwagen<br />
Der Jahreswechsel ist oft nur Tage vorbei,<br />
da sind die meisten <strong>de</strong>r privaten<br />
Vorsätze schon überholt. Für einen arbeitsrechtlichen<br />
Vorsatz ist jedoch noch<br />
genug Zeit: Die grundlegen<strong>de</strong> Überarbeitung<br />
von Vertragsmustern, insbeson<strong>de</strong>re<br />
von Dienstwagenregelungen.<br />
Des Deutschen liebstes Kind ist häufi g<br />
Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten,<br />
weil die Dienstwagenregelung unwirksame<br />
Klauseln enthält.<br />
Die Überlassung eines Dienstwagens<br />
ist eine freie unternehmerische Entscheidung,<br />
erst bei <strong>de</strong>r Gestattung <strong>de</strong>r<br />
RECHT<br />
Prozessrisiko auf vier Rä<strong>de</strong>rn<br />
Die Dienstwagenregelung in Unternehmen ist häufi g Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten,<br />
weil sie unwirksame Klauseln enthält. ProFirma zeigt auf, was bei<br />
<strong>de</strong>r Vereinbarung zu beachten ist. VON BERND WELLER<br />
Wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer gerne ein höherwertiges Firmenfahrzeug will,<br />
dann sollte sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber vertraglich absichern, wie mit <strong>de</strong>n Mehrkosten<br />
im Fall einer Trennung verfahren wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Privatnutzung wird es schwierig. Die<br />
Überlassung stellt nichts an<strong>de</strong>res als<br />
ein Arbeitsentgelt in Form einer Sachleistung<br />
dar. Dies sollte man stets vor<br />
Augen haben. Der verbreitete Irrglaube,<br />
die gewährte Privatnutzung ließe<br />
sich einfach wie<strong>de</strong>r entziehen, wird so<br />
als das <strong>de</strong>maskiert, was es ist, nämlich<br />
Unsinn.<br />
Dienstwagenregelungen sind oft auf<br />
Anstellungsvertrag, Dienstwagennutzungsvereinbarung<br />
und Car Policy o<strong>de</strong>r<br />
Betriebsvereinbarung verteilt. Im Anstellungsvertrag<br />
sollten die Eckdaten ge-<br />
regelt sein. Nur dort hat <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />
die Möglichkeit, für <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />
nachteilige Regelungen zu vereinbaren.<br />
Folgerichtig sollte <strong>de</strong>r Anstellungsvertrag<br />
eine Regelung dazu enthalten,<br />
> dass die Privatnutzung <strong>de</strong>s Dienstwagens<br />
gestattet wird,<br />
> welche Rahmenbedingungen für die<br />
Auswahl <strong>de</strong>s Dienstwagens bestehen<br />
(Mittelklasse/Oberklasse, Obergrenze<br />
für Leasing-Rate) und<br />
> unter welchen Voraussetzungen <strong>de</strong>r<br />
Dienstwagen <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />
entzogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Der Entzug <strong>de</strong>s Dienstwagens kann<br />
nur durch einen Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalt<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n. Ein solcher wie<strong>de</strong>rum<br />
ist nur wirksam, wenn möglichst konkret<br />
<strong>de</strong>fi niert ist, in welchen Fällen <strong>de</strong>r<br />
Dienstwagenentzug droht. Üblich ist<br />
das bei<br />
> einem ruhen<strong>de</strong>n Arbeitsverhältnis<br />
(lang anhalten<strong>de</strong> Krankheit, Eltern-,<br />
Pfl egezeit, Wehrdienst/Zivildienst<br />
und Mutterschutz),<br />
> <strong>de</strong>m Entzug <strong>de</strong>r Fahrerlaubnis,<br />
> einem Wechsel auf eine an<strong>de</strong>re<br />
Position,<br />
> einer Freistellung nach Kündigung<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses sowie<br />
> in eng umrissenen Fällen mit wirt-<br />
Audi<br />
schaftlichem Hintergrund. Foto:<br />
36 ProFirma 01/02 2011
Bei <strong>de</strong>r Klauselgestaltung sollten die<br />
einzelnen Punkte getrennt voneinan<strong>de</strong>r<br />
dargestellt wer<strong>de</strong>n. Nur so kann<br />
im Falle <strong>de</strong>r Unwirksamkeit eines Teils<br />
<strong>de</strong>r Klausel <strong>de</strong>r Rest „gerettet“ wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>n wirtschaftlich motivierten Fallgruppen<br />
genügt, wie das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />
(BAG) zuletzt am 13. April 2010<br />
entschie<strong>de</strong>n hat, nicht <strong>de</strong>r pauschale<br />
Hinweis auf wirtschaftliche Gesichtspunkte.<br />
Es muss genau beschrieben sein,<br />
worum es geht (wirtschaftliche Notlage<br />
<strong>de</strong>s Unternehmens, geringe dienstliche<br />
Nutzung <strong>de</strong>s Dienstwagens, sodass die<br />
Dienstwagenüberlassung unwirtschaftlich<br />
ist.).<br />
Selbst wenn die Klausel an sich wirksam<br />
ist, sieht das BAG noch eine weitere<br />
Hür<strong>de</strong> vor: Die Ausübung <strong>de</strong>s<br />
Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalts muss billig und<br />
angemessen sein – ein Einfallstor für<br />
Prozessrisiken und vom Gericht „angeregte“<br />
Vergleichsverhandlungen.<br />
Bei je<strong>de</strong>m neuen Dienstwagen sollte<br />
eine Nutzungsvereinbarung geschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n, die regelt, welche Partei<br />
welche Kosten trägt und in welchem<br />
konkret umrissenen Rahmen die<br />
Dienstwagennutzung gestattet ist. Der<br />
Abschluss einer Vereinbarung bei je<strong>de</strong>m<br />
neuen Dienstwagen gibt <strong>de</strong>m Unternehmer<br />
die Möglichkeit, in regelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n die Vertragsgrundlage<br />
an geän<strong>de</strong>rte rechtliche Bedingungen<br />
anzupassen.<br />
„Jeweiligkeitsklausel“<br />
genügt nicht<br />
Von <strong>de</strong>n oft verwen<strong>de</strong>ten Car Policies<br />
(Unternehmensrichtlinien) ist abzuraten:<br />
Sie gelten nur dann für <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Arbeitnehmer, wenn sie zum Bestandteil<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsvertrags gewor<strong>de</strong>n<br />
sind o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitnehmer an<strong>de</strong>rweitig<br />
ihre bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirkung anerkannt<br />
hat. Mit einer „Jeweiligkeitsklausel“ im<br />
Anstellungsvertrag ist das nicht getan;<br />
solche Klauseln sind unwirksam. Die<br />
Einholung von Zustimmungserklärungen<br />
je<strong>de</strong>s Arbeitnehmers verursacht<br />
in<strong>de</strong>s einen so großen administrativen<br />
Aufwand, dass er gescheut wird. Selbst<br />
wenn <strong>de</strong>r Aufwand betrieben wird,<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um AGB, die <strong>de</strong>r stren-<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
gen Kontrolle nach §§ 305 ff. BGB unterliegen.<br />
Dies rächt sich insbeson<strong>de</strong>re<br />
in folgen<strong>de</strong>r Situation: Der Arbeitgeber<br />
hat ein Limit für <strong>de</strong>n Dienstwagenwert<br />
festgelegt, <strong>de</strong>r Arbeitnehmer möchte<br />
aber gerne ein höherwertiges Fahrzeug.<br />
Der Arbeitgeber gibt <strong>de</strong>m Wunsch<br />
nach und vereinbart in <strong>de</strong>r Car Policy,<br />
dass <strong>de</strong>r Arbeitnehmer <strong>de</strong>n Differenzbetrag<br />
monatlich zu tragen hat und bei<br />
Ausschei<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Leasing-<br />
Zeitraums wahlweise <strong>de</strong>n Wagen privat<br />
übernehmen kann o<strong>de</strong>r das Unternehmen<br />
für die Mehrkosten entschädigen<br />
muss. Diese Klausel akzeptiert <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses<br />
gern. Der Streit entbrennt bei<br />
<strong>de</strong>r Trennung. Nach <strong>de</strong>r BAG-Rechtsprechung<br />
ist eine solche Klausel in<br />
<strong>de</strong>r Regel unwirksam. Der Arbeitgeber<br />
bleibt also auf <strong>de</strong>n Mehrkosten sitzen,<br />
die er nur auf Wunsch <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />
akzeptiert hat.<br />
<strong>Als</strong> Alternative bietet sich die Betriebsvereinbarung<br />
an. Die Dienstwagenregelung<br />
ist ohnehin mitbestimmungspfl<br />
ichtig. Eine Betriebsvereinbarung<br />
gilt unmittelbar und zwingend für alle<br />
Arbeitnehmer und unterliegt nicht <strong>de</strong>r<br />
Klauselkontrolle nach §§ 305 ff. BGB. In<br />
<strong>de</strong>r Betriebsvereinbarung können also<br />
für das Unternehmen vorteilhaftere<br />
Regelungen vereinbart wer<strong>de</strong>n als in<br />
einer einfachen Car Policy. Der häufi g<br />
geäußerte Vorbehalt von Arbeitgebern,<br />
<strong>de</strong>r Betriebsrat for<strong>de</strong>re eine Ausweitung<br />
<strong>de</strong>r Dienstwagenberechtigung, wenn<br />
man ihn einschalte, ist nicht gerechtfertigt.<br />
Zum einen sind mitbestimmungswidrige<br />
Car Policies unwirksam und<br />
bergen weitaus größere Gefahren für<br />
<strong>de</strong>n Arbeitgeber. Zum an<strong>de</strong>ren ist die<br />
Dienstwagenüberlassung ein „freiwilliger“<br />
außertarifl icher Entgeltbestandteil,<br />
bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Betriebsrat nicht über das<br />
„Ob“, son<strong>de</strong>rn nur das „Wie“ <strong>de</strong>r Verteilung<br />
mit zu entschei<strong>de</strong>n hat. Der Arbeitgeber<br />
<strong>de</strong>fi niert also allein (abstrakt)<br />
<strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r Berechtigten.<br />
Der Autor: Bernd Weller,<br />
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />
Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt am<br />
Main<br />
Urteils-Ticker<br />
GEWERBLICHE ANGEBOTE<br />
PER MAIL ODER FAX ERLAUBT<br />
Unternehmen können sich nicht gegen<br />
unverlangte Werbung per E-Mail<br />
o<strong>de</strong>r Fax wehren, wenn sie ihre Faxnummer<br />
o<strong>de</strong>r Mail-Adresse öffentlich<br />
gemacht haben, entschied <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />
(BGH). Veröffentliche<br />
eine Firma ihre Faxnummer o<strong>de</strong>r<br />
E-Mail-Adresse im Telefonbuch o<strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>r Homepage, stimme sie damit<br />
stillschweigend <strong>de</strong>r Zusendung von<br />
Angeboten zu.<br />
INFO: BGH, Az. I R 75/06<br />
ERZIEHUNGSURLAUB GILT NICHT<br />
ALS BESCHÄFTIGUNGSZEIT<br />
Eine zusätzlich zum Lohn gezahlte Betriebszugehörigkeitszulage,<br />
mit <strong>de</strong>r<br />
das Erfahrungswissen <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />
honoriert wird, muss Zeiten <strong>de</strong>s Erziehungsurlaubs<br />
nicht berücksichtigen,<br />
entschied das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />
(BAG). Der Erziehungsurlaub sei als<br />
Ausfallzeit <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses<br />
zu werten, meinten die Richter. Ausfallzeiten<br />
seien Zeiträume, in <strong>de</strong>nen<br />
das Arbeitsverhältnis zwar rechtlich<br />
fortbestehe, jedoch keine Vergütung<br />
geschul<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>.<br />
INFO: BAG, Az. 5 AZR 187/07<br />
PROZESSKOSTENHILFE<br />
TROTZ LEBENSVERSICHERUNG<br />
Die Übernahme von Prozesskostenhilfe<br />
kann nicht in je<strong>de</strong>m Fall abgelehnt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn eine Lebensversicherung<br />
besteht, die vorzeitig zurückgekauft<br />
wer<strong>de</strong>n könnte, entschied das<br />
Pfälzische Oberlan<strong>de</strong>sgericht (OLG). In<br />
einem Familiengerichtsverfahren hatte<br />
das Amtsgericht einer Frau <strong>de</strong>swegen<br />
die Prozesskostenhilfe verweigert. Das<br />
sah das OLG an<strong>de</strong>rs. Die Versicherung<br />
mit einem lange laufen<strong>de</strong>n Vertrag<br />
diene als Altersvorsorge, <strong>de</strong>swegen<br />
komme eine vorzeitige wirtschaftliche<br />
Verwertung nicht in Betracht.<br />
INFO: OLG Pfalz, Az. 6 WF 192/07<br />
37
Finanzen & Steuern<br />
Unternehmer wollen mehr Kontrollen für Banken<br />
Die Banken sollten vom Gesetzgeber<br />
noch stärker an die Kandare genommen<br />
wer<strong>de</strong>n als bisher geplant. Dies ist<br />
das Ergebnis einer Umfrage <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong><br />
Entschei<strong>de</strong>r-Panels unter Chefs und<br />
Führungskräften zum Thema Unternehmensfi<br />
nanzierung. 75 Prozent <strong>de</strong>r<br />
Befragten gaben an, dass die mit Basel<br />
III geplanten strengeren Eigenkapitalregeln<br />
als Regulierung nicht ausreichen<br />
wür<strong>de</strong>n. Nur vier Prozent halten sie für<br />
ausreichend.<br />
Allerdings räumen 48 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />
ein, dass sich für sie als Folge<br />
strengerer Regeln <strong>de</strong>r Zugang zu<br />
Krediten erschweren wer<strong>de</strong>.<br />
Immerhin 35 Prozent erwarten<br />
keine Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Bedingungen.<br />
Zweigeteilt ist die<br />
Einschätzung <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen,<br />
was die aktu-<br />
FINANZTRENDS<br />
Genossenschaftsbanken<br />
verzeichnen Zuwachs bei Krediten<br />
Die Volks- und Raiffeisenbanken verzeichnen seit Jahresbeginn<br />
2010 eine überdurchschnittliche Nachfrage nach Krediten. Wie<br />
es in einer Pressemitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) heißt, liege<br />
das Kreditwachstum oberhalb <strong>de</strong>r Marke von fünf Prozent. Über<br />
alle Kun<strong>de</strong>ngruppen hinweg lägen die Ausleihungen En<strong>de</strong> Septem2010<br />
um 5,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor.<br />
„Unternehmen investieren zunehmend, Privatleute setzen wie<strong>de</strong>r<br />
auf <strong>de</strong>n Wohnungsbau“, nennt <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s-<br />
ellen Probleme bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />
betrifft. 44 Prozent spüren eine <strong>de</strong>utliche<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen,<br />
für 46 Prozent hat sich nichts<br />
geän<strong>de</strong>rt, und nur elf Prozent berichten<br />
von besseren Konditionen.<br />
Das wichtigste Finanzierungsinstrument<br />
ist <strong>de</strong>r Umfrage zufolge für 63<br />
Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen weiterhin<br />
<strong>de</strong>r Kredit. Dahinter folgen Leasing (50<br />
Prozent) und För<strong>de</strong>rmittel (32 Prozent).<br />
Dagegen spielen Private Equity (zwölf<br />
Prozent) und Factoring (fünf Prozent)<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
HAUCK & AUFHÄUSER BETEILIGT<br />
SICH AN MITTELSTANDSFONDS<br />
Das Bankhaus Hauck & Aufhäuser investiert<br />
in <strong>de</strong>n „AF Eigenkapitalfonds<br />
für <strong>de</strong>utschen Mittelstand“ („AF Eigenkapitalfonds“).<br />
Der von <strong>de</strong>r Afi -<br />
num Management GmbH verwaltete<br />
Fonds richtet sich an wachstumsstarke<br />
Familienunternehmen. Gründungsinvestoren<br />
<strong>de</strong>s im Juli aufgelegten Fonds<br />
waren die KfW Bankengruppe und die<br />
Commerzbank.<br />
Die Finanzmittel <strong>de</strong>s Fonds wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen gegen Gewährung<br />
einer Beteiligung am Eigenkapital für<br />
etwa fünf bis acht Jahre zur Verfügung<br />
gestellt. Das echte Eigenkapital soll<br />
die Kapitalstruktur <strong>de</strong>r Unternehmen<br />
verbessern helfen und damit in erster<br />
Linie zur Finanzierung weiteren<br />
Wachstums dienen.<br />
Die Investitionshöhe <strong>de</strong>s Fonds liegt<br />
zwischen zehn Millionen und 30 Millionen<br />
Euro je Unternehmen. Allein<br />
aus <strong>de</strong>r Refi nanzierung von Standard-<br />
Mezzanine-Programmen entstehe bei<br />
<strong>de</strong>n Unternehmen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Jahren ein Kapitalbedarf von rund 4,5<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />
verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
(BVR) Uwe Fröhlich als Grün<strong>de</strong> für die Entwicklung. Zum Vergleich:<br />
Das Wachstum <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nkredite im Durchschnitt aller<br />
Bankengruppen liegt in Deutschland mit minus 0,6 Prozent noch<br />
im negativen Bereich. Zu <strong>de</strong>m Kreditwachstum bei <strong>de</strong>n Genossenschaftsbanken<br />
trugen Buchkredite an Firmenkun<strong>de</strong>n und<br />
Privatkun<strong>de</strong>n 1,9 beziehungsweise 1,6 Prozentpunkte bei. Ein<br />
positives Wachstum wiesen aber auch Kredite an Auslandskun<strong>de</strong>n<br />
mit einem Beitrag von 0,3 Prozentpunkten aus.<br />
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Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
40<br />
För<strong>de</strong>rmittel<br />
Diskrete Mitstreiter<br />
Trotz guter Konjunktur müssen Unternehmer um je<strong>de</strong>n Euro Kredit kämpfen. <strong>Als</strong><br />
zuverlässige Stütze erweisen sich die Bürgschaftsbanken. Sie springen in die Bresche,<br />
wenn Betriebe Kredite nicht mehr absichern können. VON SIGRUN AN DER HEIDEN<br />
Die Auftragsbücher sind gefüllt, die Maschinen laufen rund<br />
um die Uhr und die meisten Mittelständler schreiben wie<strong>de</strong>r<br />
schwarze Zahlen. Die Krise ist überwun<strong>de</strong>n, frohlocken<br />
Wirtschaftsexperten. Dennoch warnt Josef-Franz Schön<br />
seine Kun<strong>de</strong>n davor, die rosarote Brille aufzusetzen. „Der<br />
Export läuft zwar, aber viele Branchen haben noch massive<br />
Finanzierungsprobleme, weil die Banken sich bei Betriebsmittelfi<br />
nanzierungen zurückhalten“, sagt <strong>de</strong>r Wirtschafts- und<br />
Finanzierungsberater aus München. Schön, spezialisiert auf<br />
die Vermittlung und Beantragung staatlicher För<strong>de</strong>rmittel,<br />
beobachtet, dass die Kreditinstitute beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Sicherheiten<br />
genau hinschauen. Unternehmer, die ein Darlehen<br />
nicht ausreichend besichern können, bekommen nur schwerlich<br />
Geld von ihrer Hausbank. „Basel III wirft hier bereits seine<br />
Schatten voraus. Die Banken müssen mehr Eigenkapital vorhalten,<br />
die Risikobereitschaft sinkt“, meint Schön.<br />
Die jüngste Studie „Kreditkonditionen“ <strong>de</strong>s Deutschen Industrie-<br />
und Han<strong>de</strong>lskammertags (DIHK) bestätigt Schöns<br />
Erfahrung. Zwar berichten zwölf Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />
von verbesserten Kreditbedingungen, für 16 Prozent<br />
haben sich die Konditionen <strong>de</strong>nnoch verschlechtert, für<br />
72 Prozent hat sich nichts geän<strong>de</strong>rt. Die Situation habe sich<br />
bei vielen Betrieben zwar stabilisiert, jedoch nicht nachhaltig<br />
gebessert, folgern die Autoren aus <strong>de</strong>n Antworten. Fehlen<strong>de</strong><br />
Sicherheiten sind nach wie vor die größte Hür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe.<br />
60 Prozent <strong>de</strong>r Betriebe mit verschlechterten Kreditbedingungen<br />
klagen darüber, dass die Banken betriebliche<br />
Sicherheiten wie Gewerbeimmobilien, Lagerbestän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
For<strong>de</strong>rungen mit hohen Abschlägen versehen. „Immobilien<br />
setzen die Institute nur mit <strong>de</strong>r Hälfte ihres Werts an, Lagerbestän<strong>de</strong><br />
wer<strong>de</strong>n oft gar nicht mehr als Sicherheit akzeptiert“,<br />
berichtet Schön.<br />
Die Wirtschaftskrise wirkt nach, selbst wenn die Unternehmen<br />
wie<strong>de</strong>r schwarze Zahlen schreiben. „Die Banken haben<br />
nur auf Basis einer guten Absicherung fi nanziert“, sagt Guy<br />
Selbherr, Vorstand <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
in Stuttgart. Beson<strong>de</strong>rs Betriebsmittelfi nanzierungen sind<br />
noch immer schwierig. Die wichtigste Aufgabe <strong>de</strong>r 18 Bürgschaftsbanken<br />
in <strong>de</strong>n 16 Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn (www.vdb-info.<strong>de</strong>)<br />
ist es daher, Mittelständler bei <strong>de</strong>r Finanzierung zu unterstützen,<br />
in<strong>de</strong>m sie mit Bürgschaften, für die Bund und Län<strong>de</strong>r<br />
gera<strong>de</strong>stehen, Lücken bei Sicherheiten schließen. Allein<br />
im Jahr 2009 sicherten die Bürgschaftsbanken knapp 8.000<br />
Finanzierungen ab – 14,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das<br />
Bürgschafts- und Garantievolumen lag bei rund 1,3 Milliar<strong>de</strong>n<br />
Euro, was Mittelständlern zu Krediten und stillen Beteiligungen<br />
von 1,8 Milliar<strong>de</strong>n Euro verhalf. Für das abgelaufene<br />
Jahr 2010 rechnet <strong>de</strong>r Verband Deutscher Bürgschaftsbanken<br />
mit einem weiteren Zuwachs. Der Vorteil für die Kreditinstitute<br />
liegt auf <strong>de</strong>r Hand: „Wir bieten ihnen eine Sicherheit, die<br />
keinem Wertverlust unterliegt“, unterstreicht Selbherr. Häufi<br />
g wird dadurch erst <strong>de</strong>r Weg zur Finanzierung frei.<br />
Bürgschaften für Betriebsmittelkredite<br />
Die Politik hat dies erkannt und im Rahmen <strong>de</strong>s Wirtschaftsfonds<br />
Deutschland das Angebot <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbanken erweitert<br />
und <strong>de</strong>n Zugang zu Bürgschaften erleichtert. So wur<strong>de</strong> die<br />
maximale Bürgschaftshöhe auf zwei Millionen Euro verdoppelt,<br />
die Bürgschaftsquote auf bis zu 90 Prozent angehoben.<br />
„Betriebsmittelfi nanzierungen besichern wir sogar voll bis<br />
maximal zwei Millionen Euro“, sagt Selbherr. In <strong>de</strong>r Krise durften<br />
die För<strong>de</strong>rbanken 50 Prozent ihres Bürgschaftsvolumens<br />
für Betriebsmittelfi nanzierungen einsetzen – zuvor waren es<br />
nur 35 Prozent. „Wir konnten auch Unternehmen begleiten,<br />
die krisenbedingt mit Liquiditätsproblemen kämpften“, lobt<br />
privat<br />
Selbherr. Doch <strong>de</strong>r Deutschlandfonds lief zum Jahreswechsel<br />
2010/2011 aus. Damit schaffte die Regierung die Erleichterungen<br />
wie<strong>de</strong>r ab.<br />
fawzy/shutterstock;<br />
Die Bürgschaftsbanken kämpfen jedoch dafür, dass diese<br />
ins reguläre Programm aufgenommen wer<strong>de</strong>n. „Einige Un-<br />
mostafa<br />
ternehmen bekommen die Krisennachwirkungen später zu Foto:<br />
ProFirma 01/02 2011
Nicht nur bei Banken, auch bei Unternehmen<br />
steht <strong>de</strong>r Staat mit Bürgschaften bereit.<br />
Schon<strong>de</strong>lmaier GmbH<br />
Krisenmanagement mit Bürgschaft<br />
Joachim Schon<strong>de</strong>lmaier und seine 230<br />
Mitarbeiter kannten bis vor zwei Jahren<br />
nur Erfolgsmeldungen. Die Schon<strong>de</strong>lmaier<br />
GmbH Presswerk in Gutach im<br />
Schwarzwald fertigt Serienteile für die<br />
Automobilindustrie und verbuchte Jahr<br />
für Jahr steigen<strong>de</strong> Umsätze. „Dann traf<br />
uns die Krise im dritten Quartal 2008<br />
ganz plötzlich, und unser Umsatz fi el um<br />
50 Prozent“, berichtet Schon<strong>de</strong>lmaier.<br />
Dem Kaltpresswerk schmolzen die Liquiditätsreserven<br />
dahin.<br />
Zu<strong>de</strong>m hatte die Geschäftsführung noch<br />
kurz vor <strong>de</strong>m Umsatzeinbruch drei Maschinen<br />
sowie eine Roboterautomatisierung<br />
für 1,2 Millionen Euro angeschafft.<br />
Die Finanzierung sollte aus <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n<br />
Erträgen erfolgen. Dies war nun<br />
nicht mehr zu schaffen. Schon<strong>de</strong>lmaier<br />
han<strong>de</strong>lte schnell: Er sprach mit <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank<br />
und sicherte sich eine Ausfallbürgschaft<br />
in Höhe von 40 Prozent<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
<strong>de</strong>r Darlehenssumme. „Die Banken suchen<br />
in solchen Krisensituationen nach Sicherheiten“,<br />
weiß <strong>de</strong>r Geschäftsführer. „Daher<br />
haben wir die Bürgschaftskarte von Anfang<br />
an gespielt.“<br />
Mit Erfolg: Die örtliche Sparkasse sowie die<br />
IKB stellten die Finanzierung auf eine langfristige<br />
Basis. Schon<strong>de</strong>lmaier wusste, dass<br />
dies allein noch nicht ausreichen wür<strong>de</strong>,<br />
um sein Unternehmen unbescha<strong>de</strong>t durch<br />
die Krise zu steuern. Er drehte konsequent<br />
an <strong>de</strong>r Kostenschraube und fuhr die Lagerbestän<strong>de</strong><br />
nach unten, um mehr Geld in die<br />
Kasse zu bekommen. „Wir haben teilweise<br />
die komplette Belegschaft in Kurzarbeit<br />
geschickt“, sagt <strong>de</strong>r Firmenchef, <strong>de</strong>r sein<br />
Stammpersonal um je<strong>de</strong>n Preis halten<br />
wollte. 30 Mitarbeiter gingen auf Fortbildung,<br />
die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />
geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. „Anfang 2011 kommen<br />
sie als ausgebil<strong>de</strong>te Industriemechaniker<br />
zurück“, sagt <strong>de</strong>r Firmenchef. Mit <strong>de</strong>r wirt-<br />
spüren. Sie brauchen jetzt Finanzierungshilfen. Daher wollen<br />
wir keine Restriktion bei <strong>de</strong>r Gewährung von Bürgschaften“,<br />
argumentiert Selbherr. Er hofft, dass <strong>de</strong>r Bund einer höheren<br />
Risikoabsicherung sowie einer Vereinfachung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />
zustimmt. Noch dürfen die För<strong>de</strong>rinstitute Kleinfälle bis zu<br />
150.000 Euro allein genehmigen, ohne <strong>de</strong>n Bürgschaftsausschuss<br />
konsultieren zu müssen, in <strong>de</strong>m sie mit ihren Garanten<br />
über die Anträge entschei<strong>de</strong>n. Geht es nach <strong>de</strong>n Bürgschaftsbanken,<br />
soll das auch im Jahr 2011 so bleiben. „Aber <strong>de</strong>r Bund<br />
muss erst grünes Licht geben“, sagt Selbherr.<br />
Unterlagen rechtzeitig zusammenstellen<br />
Unternehmer, die fehlen<strong>de</strong> Sicherheiten durch eine Bürgschaft<br />
ersetzen wollen, müssen dies mit ihrer Hausbank abstimmen,<br />
<strong>de</strong>nn diese leitet <strong>de</strong>n Antrag weiter. Finanzierungsberater<br />
Schön rät Mittelständlern jedoch, frühzeitig die Möglichkeiten<br />
einer Bürgschaft auszuloten und die Antragsunterlagen<br />
mithilfe eines Beraters zusammenzustellen. Informationen<br />
und Beratung bekommen Firmenchefs bei <strong>de</strong>n monatlichen<br />
Sprechtagen <strong>de</strong>r Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern. Die Mitarbeiter<br />
<strong>de</strong>r Bürgschaftsbanken holen auch die Hausbank mit<br />
ins Boot, wenn sie das Vorhaben befürworten. „Bürgschaft<br />
ohne Bank“ heißt dieses Angebot einzelner För<strong>de</strong>rinsti-<br />
Joachim Schon<strong>de</strong>lmaier<br />
schaftlichen Entwicklung ist er zufrie<strong>de</strong>n.<br />
Die Umsätze legten im Jahr 2010 wie<strong>de</strong>r<br />
um 50 Prozent auf 31 Millionen Euro zu.<br />
Zwar ist das Vorkrisenniveau noch nicht<br />
erreicht, doch die Richtung stimmt wie<strong>de</strong>r:<br />
Es geht nach oben.<br />
41
Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />
42<br />
ID Bike GmbH<br />
Stefan Lippert macht gute I<strong>de</strong>en zu Geld.<br />
Der Industrie<strong>de</strong>signer aus Stuttgart entwickelte<br />
für und mit namhaften Auftraggebern<br />
bereits mehr als 300 Produkte.<br />
Zwei seiner Erfi ndungen hat er selbst<br />
auf <strong>de</strong>n Markt gebracht: Das Balancierseil<br />
Gibbon-Slackline sowie das Elektromoped<br />
Elmoto. Zwei Jahre Arbeit kostete<br />
es <strong>de</strong>n Designer und seine 14 Mitarbeiter,<br />
bis das erste Ultraleicht-Kraftrad mit<br />
Elektroantrieb in einer ersten Kleinserie<br />
vom Band lief. Was dann kam, war für<br />
<strong>de</strong>n Chef <strong>de</strong>r ID Bike GmbH ein kleines<br />
Wun<strong>de</strong>r. Bei einer Veranstaltung zum<br />
Thema Elektromobilität rührte Lippert<br />
die Werbetrommel und sprach <strong>de</strong>n Ener-<br />
Mit einem Elektromoped<br />
feiert Stefan Lippert dank<br />
einer Bürgschaft einen<br />
durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg.<br />
Bürgschaft für Großauftrag<br />
tute, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Unternehmer die Bürgschaftszusage vorab<br />
bekommt, um <strong>de</strong>r Hausbank schon im Kreditgespräch eine<br />
werthaltige Sicherheit anbieten zu können. Dieser direkte<br />
Weg hat sich in <strong>de</strong>r Praxis bewährt: „Zwar ist die Bereitschaft<br />
<strong>de</strong>r Banken, Bürgschaften in die Finanzierung einzubin<strong>de</strong>n,<br />
groß, doch be<strong>de</strong>utet das auch viel Arbeit für sie“, sagt Berater<br />
Schön. „Liegen alle Unterlagen für die Kreditentscheidung vor,<br />
bekommen Unternehmer schneller ihre Finanzierung.“ Bürgschafts-<br />
und Hausbank wollen Informationen zur Geschichte<br />
<strong>de</strong>s Betriebs, zum Geschäft und zum Markt haben, ebenso <strong>de</strong>n<br />
Business-Plan, eine Darstellung <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
sowie aktuelle Planungen und Geschäftszahlen.<br />
Ist die Bürgschaft genehmigt, fällt für <strong>de</strong>n Unternehmer je nach<br />
Absicherungshöhe und Bonität eine Bürgschaftsprovision in<br />
Höhe von 0,3 bis 1,5 Prozent pro Jahr an. „Das verteuert zwar<br />
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gieriesen EnBW an, <strong>de</strong>r die größte Elektrofl<br />
otte in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llregion Stuttgart auf<br />
die Straße bringen wollte. Mit Erfolg: EnBW<br />
or<strong>de</strong>rte 530 Elektromopeds.<br />
Lippert stand vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />
einen Großauftrag fi nanzieren und eine<br />
Serienproduktion auf die Beine stellen zu<br />
müssen. „Aus eigener Kraft konnten wir<br />
das nicht stemmen“, sagt Lippert. Der Firmenchef<br />
brauchte eine Finanzierung über<br />
900.000 Euro. Im ersten Kreditgespräch<br />
folgte die Ernüchterung: „Die Bank wollte<br />
zusätzliche Sicherheiten haben, die ich<br />
nicht bieten konnte.“ Da seine Produktpräsentation<br />
aber überzeugte, boten die Banker<br />
an, die Bürgschaftsbank mit ins Boot<br />
zu holen. Diese sicherte die Auftragsfi -<br />
nanzierung mit einer Bürgschaft in Höhe<br />
von 66 Prozent <strong>de</strong>r Darlehenssumme ab.<br />
„Die Bürgschaftsbank war schneller als<br />
die Bank mit ihrer Finanzierungszusage.<br />
Wir konnten gleich loslegen“, berichtet<br />
Lippert. Sein Geschäft läuft auf Hochtouren.<br />
Rund 1.800 umweltfreundliche<br />
Bikes hat er dieses Jahr verkauft, 3,8<br />
Millionen Euro umgesetzt. „Wir haben so<br />
viele Folgeaufträge, dass wir für das Jahr<br />
2011 mit einer Verdoppelung <strong>de</strong>s Absatzes<br />
rechnen“, freut sich <strong>de</strong>r Firmenchef.<br />
Jetzt muss er wie<strong>de</strong>r mit seiner<br />
Hausbank verhan<strong>de</strong>ln. Es gilt, das laufen<strong>de</strong><br />
Geschäft weiter zu fi nanzieren.<br />
auf <strong>de</strong>m Papier <strong>de</strong>n Kredit. Doch mit <strong>de</strong>r Bürgschaft verbessert<br />
sich auch die Bonität <strong>de</strong>s Unternehmens, was wie<strong>de</strong>rum<br />
zu einem günstigeren Kreditzins führt“, erläutert Selbherr. Zu<br />
Buche schlägt eine einmalige Bearbeitungsgebühr von einem<br />
Prozent <strong>de</strong>s genehmigten Bürgschaftsbetrags. Unternehmer<br />
stört dies jedoch wenig. Sie zahlen lieber etwas mehr, als gar<br />
keinen Kredit zu bekommen.<br />
Bürgschaftsbanken und Mittelständische Beteiligungsgesellschaften<br />
(MBG) <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r reagierten im Herbst auf die Finanzierungsprobleme<br />
beson<strong>de</strong>rs kleiner und mittlerer Betriebe<br />
zusätzlich mit sogenannten Kombi-Programmen. Über diese<br />
Programme erhalten Unternehmen eine Bürgschaft für einen<br />
För<strong>de</strong>rkredit plus eine stille Beteiligung, die das Eigenkapital<br />
stärkt und das Rating verbessert. „Neu ist, dass Firmenchefs<br />
die Beteiligung nicht nur für Investitionen, son<strong>de</strong>rn auch für<br />
eine Betriebsmittelfi nanzierung verwen<strong>de</strong>n können“, informiert<br />
Bürgschaftsbank-Chef Selbherr. Finanzierungsvorhaben<br />
von 100.000 bis maximal eine halbe Million Euro lassen<br />
sich aus <strong>de</strong>m Kombi-Programm bestreiten. Ein Viertel <strong>de</strong>r<br />
Tranche entfällt auf die stille Beteiligung. „Die Kombi-Mo<strong>de</strong>lle<br />
aus Beteiligung und Bürgschaftsfi nanzierung sind spitze“,<br />
lobt Berater Schön. Er rät Mittelständlern dringend, mehr Eigenkapital<br />
aufzubauen. Einwän<strong>de</strong> gegen einen Teilhaber lässt<br />
er nicht gelten: „Es han<strong>de</strong>lt sich um eine stille Beteiligung. Da<br />
wird <strong>de</strong>m Unternehmer nicht ins Geschäft hineingere<strong>de</strong>t.“<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: privat
Wir för<strong>de</strong>rn Ihre Unternehmensgründung.<br />
Die NRW.BANK för<strong>de</strong>rt Unternehmensgründungen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen<br />
zum Ausgleich mangeln<strong>de</strong>r Sicherheiten und zur Stärkung <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />
sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – o<strong>de</strong>r<br />
direkt uns: Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) o<strong>de</strong>r 0251 91741-4800<br />
(Westfalen-Lippe). www.nrwbank.<strong>de</strong>
Finanzen & Steuern – Immobiliefonds<br />
Geldanlage<br />
Risse im Fundament<br />
Offene Immobilienfonds galten jahrzehntelang als<br />
sichere Bank. Doch die Finanzkrise hat einige Fonds<br />
in heftige Turbulenzen gestürzt. Anleger sollten<br />
trotz<strong>de</strong>m nicht überstürzt aussteigen. VON PAUL LAUER<br />
Für viele Anleger ist es wahrscheinlich<br />
nur ein schwacher Trost: Seit <strong>de</strong>r Gründung<br />
im Jahr 1972 hat <strong>de</strong>r Offene Immobilienfonds<br />
Degi Europa immerhin<br />
um rund 550 Prozent zugelegt, ließ die<br />
Fondsgesellschaft Aber<strong>de</strong>en Asset Management<br />
in Frankfurt vor Kurzem beschwichtigend<br />
verlauten. Davon haben<br />
freilich nur diejenigen Anteilsbesitzer<br />
etwas, die von Anfang an dabei waren.<br />
Für Fondskäufer, die erst in jüngerer<br />
Zeit eingestiegen sind, dürfte <strong>de</strong>r Degi<br />
Europa ein Reinfall gewesen sein. Denn<br />
allein in <strong>de</strong>n vergangenen zwölf Monaten<br />
haben die Anteilsscheine 24 Prozent<br />
ihres Werts verloren. Und damit nicht<br />
genug: Die Investoren kommen auch<br />
nicht mehr so schnell an ihr Geld, weil<br />
<strong>de</strong>r Fonds geschlossen ist und bis September<br />
2013 aufgelöst wer<strong>de</strong>n soll. Alle<br />
Fondsimmobilien stehen zum Verkauf,<br />
und vom Verkaufserlös hängt wie<strong>de</strong>rum<br />
ab, was die Investoren von ihrem<br />
Kapitaleinsatz überhaupt noch zurückbekommen.<br />
Ein kleiner Trost für die betroffenen Anleger:<br />
Sie sind mit ihrem Problem nicht<br />
allein. Denn von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit aktuell<br />
angebotenen 48 Offenen Immobilienfonds<br />
sind zwölf geschlossen. Neben<br />
<strong>de</strong>m Degi Europa sollen zu<strong>de</strong>m mit<br />
<strong>de</strong>m Kan-Am US-Grundinvest und <strong>de</strong>m<br />
Morgan Stanley P2 Value zwei weitere<br />
Fonds mit <strong>de</strong>r Aufl ösung das Zeitliche<br />
segnen. 800.000 Sparer leben damit in<br />
<strong>de</strong>r Ungewissheit, was mit ihrem Geld<br />
passiert. „Es ist eine dramatische Situation,<br />
wenn ausgerechnet diese Anlageklasse<br />
in eine <strong>de</strong>rart existenzielle Krise<br />
steuert“, sagt Marco Cabras, Sprecher<br />
<strong>de</strong>r Deutschen Schutzvereinigung für<br />
Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf.<br />
Erst Krisengewinner,<br />
dann Krisenverlierer<br />
Und damit trifft er <strong>de</strong>n Nagel auf <strong>de</strong>n<br />
Kopf. Denn wenn eine Anlageform in<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit als sicher galt, dann<br />
waren es die Immobilienfonds: Soli<strong>de</strong><br />
Renditen, langfristig stetige Wertzuwächse,<br />
steuerliche Vorteile und die Sicherheit<br />
attraktiver Gewerbeimmobilien<br />
waren die Versprechen, die gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Unsicherheit <strong>de</strong>r vergangenen zehn Jahre<br />
bei Investoren auf offene Ohren stießen.<br />
Mehrere Faktoren spielten für <strong>de</strong>n<br />
Zulauf eine Rolle: Zunächst das Platzen<br />
<strong>de</strong>r Internet-Blase im Jahr 2000, dann<br />
die sinken<strong>de</strong>n Renditen an <strong>de</strong>n Anleihemärkten:<br />
„Wegen <strong>de</strong>r fallen<strong>de</strong>n Zinsen<br />
wur<strong>de</strong>n Immobilienfonds im Vergleich<br />
zu Festanlagen immer attraktiver“, betont<br />
Sascha Anspichler, Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r Lebtig-Schwab-Anspichler Financial<br />
Planning GmbH in Freiburg. Und das<br />
löste einen weiteren unerwünschten<br />
Nebeneffekt aus: Immer mehr institutioneller<br />
Anleger nutzten die Fonds, um<br />
Gel<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r scheinbar attraktiven<br />
Renditen kurzfristig zu parken. „In <strong>de</strong>n<br />
vergangenen Jahren hat sich immer mehr<br />
44 ProFirma 01/02 2011
Foto: privat<br />
„Es ist sinnvoll, in gut aufgestellten Immobilienfonds<br />
engagiert zu bleiben.“<br />
SASCHA ANSPICHLER, LEBTIG-SCHWAB-ANSPICHLER FINANCIAL PLANNING GMBH, FREIBURG<br />
herauskristallisiert, dass es sich nicht<br />
mehr um eine einheitliche Anlageklasse<br />
han<strong>de</strong>lt“, umschreibt Torsten Knapmeyer,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Deka Immobilieninvestment<br />
GmbH in Frankfurt,<br />
diese Zweckentfremdung <strong>de</strong>r Fonds.<br />
Damit waren alle Zutaten bereitet, die<br />
schließlich zur Schiefl age führten, als<br />
im Herbst 2008 die Finanzkrise ausbrach.<br />
Aus Furcht davor, dass die Krise<br />
auch auf die Immobilienmärkte durchschlagen<br />
könnte, zogen viele Kurzfrist-<br />
Investoren hohe Summen ab, was<br />
einige Fonds mangels Liquidität dazu<br />
zwang, die Rücknahme von Anteilen zu<br />
stoppen, weil sie Fondsimmobilien gar<br />
nicht so schnell verkaufen konnten wie<br />
CHANCE AUF SCHADENSERSATZ?<br />
Viele Anleger <strong>de</strong>r Geschlossenen<br />
Fonds lassen <strong>de</strong>rzeit prüfen, ob sie<br />
Chancen auf Scha<strong>de</strong>nsersatz haben.<br />
Was die Fondsgesellschaften selbst<br />
betrifft, ist DSW-Sprecher Cabras skeptisch:<br />
„Unsere Analysen haben keine<br />
Anhaltspunkte für Pfl ichtverletzungen<br />
<strong>de</strong>r Kapitalanlagegesellschaften ergeben.“<br />
Für erfolgversprechen<strong>de</strong>r hält er<br />
die Prüfung von Haftungsansprüchen<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Hausbank o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Berater. Hier muss <strong>de</strong>r Nachweis geführt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Berater im Gespräch<br />
nicht korrekt über die Risiken<br />
aufgeklärt hat. Da dies kein einfaches<br />
Unterfangen ist, bietet die DSW eine<br />
sogenannte Ersteinschätzung an. Informationen<br />
dazu gibt es unter www.<br />
dsw-info.<strong>de</strong>/Immobilienfonds.<br />
Eine weitere Anlaufstelle ist <strong>de</strong>r Berater-Lotse,<br />
eine Netzwerk unabhängiger<br />
Experten bei Vermögensfragen.<br />
Informationen dazu gibt es unter<br />
www.berater-lotse.<strong>de</strong><br />
ProFirma 01/02 2011<br />
es notwendig gewesen wäre. Betroffen<br />
davon waren vor allem kleinere Immobilienfonds,<br />
die erst in jüngerer Zeit aufgelegt<br />
wur<strong>de</strong>n. Und davon gibt es nicht<br />
wenige: Konnten die Anleger Anfang<br />
2000 noch unter 19 unterschiedlichen<br />
Fonds wählen, waren es En<strong>de</strong> 2009<br />
schon 48.<br />
Gera<strong>de</strong> die neueren Fonds waren aber<br />
für die große Verkaufswelle nicht gerüstet:<br />
„Sie haben nicht die Vertriebsstärke<br />
wie die Kapitalgesellschaften von Sparkassen<br />
o<strong>de</strong>r Volksbanken“, sagt Thomas<br />
Buckard, Vorstand <strong>de</strong>r Michael Pintarelli<br />
Finanzdienstleistungen AG in Wuppertal.<br />
Folge: Wer<strong>de</strong>n zu wenig Anteile<br />
an neue Anleger verkauft, schmelzen<br />
die Liquiditätspolster bei gleichzeitig<br />
hohen Rückgaben schneller dahin, weil<br />
<strong>de</strong>r Verkauf von Immobilien meist eine<br />
viele zu lange Zeit in Anspruch nimmt,<br />
bis die Fonds wie<strong>de</strong>r fl üssige Mittel für<br />
die Auszahlung haben.<br />
Durchhalten o<strong>de</strong>r Verkaufen?<br />
„Was tun?“, lautet die Frage, die sich<br />
viele <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Schließung betroffenen<br />
Anleger stellen. Obwohl die<br />
Fondsgesellschaften keine Anteile zurücknehmen,<br />
gibt es für sie mit <strong>de</strong>m<br />
Verkauf über die Börse <strong>de</strong>nnoch eine<br />
Möglichkeit, die Anteile loszuwer<strong>de</strong>n,<br />
wenn sie das Geld dringend brauchen.<br />
Das ist allerdings keine attraktive Option,<br />
wie das Beispiel <strong>de</strong>s Degi Europa<br />
belegt: Aber<strong>de</strong>en taxiert <strong>de</strong>n Rücknahmewert<br />
je Anteil auf 45,45 Euro. An <strong>de</strong>r<br />
Börse in Frankfurt wer<strong>de</strong>n die Papiere<br />
aber zu Kursen um 34 Euro gehan<strong>de</strong>lt,<br />
also mit einem zusätzlichen Abschlag<br />
von 25 Prozent.<br />
„Für <strong>de</strong>n Ausstieg über die Börse spricht<br />
zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>n Fonds nichts, die<br />
aufgelöst wer<strong>de</strong>n“, sagt DSW-Sprecher<br />
Cabras. Auch Vermögensexperten wie<br />
Sascha Anspichler raten von einem<br />
übereilten Ausstieg ab: „Generell ist es<br />
sinnvoll, in gut aufgestellten Fonds engagiert<br />
zu bleiben.“ Dafür spricht aus<br />
seiner Sicht die Entwicklung an <strong>de</strong>n Immobilienmärkten.<br />
So seien an einigen<br />
großen Immobilienstandorten wegen<br />
<strong>de</strong>r besseren wirtschaftlichen Entwicklung<br />
schon wie<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Mietpreise<br />
zu beobachten. Das käme auch jenen<br />
Anlegern entgegen, <strong>de</strong>ren Fonds aufgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n sollen. Denn je besser sich<br />
die Immobilienpreise entwickeln, umso<br />
höher dürften die Erlöse beim Verkauf<br />
<strong>de</strong>r Immobilien ausfallen, und umso<br />
mehr Geld erhalten sie zurück.<br />
„Betroffene Investoren sollten sich individuell<br />
beraten lassen“, empfi ehlt<br />
Anspichler <strong>de</strong>nnoch. Denn ob sich das<br />
Durchhalten lohnt, ist nicht in je<strong>de</strong>m<br />
Fall sicher. Spätestens nach zwei Jahren<br />
müssen die Fonds wie<strong>de</strong>r öffnen und<br />
Anteile zurücknehmen. Voraussetzung<br />
dafür ist allerdings, dass die betroffenen<br />
Gesellschaften bis dahin genügend fl üssige<br />
Mittel angesammelt haben müssen,<br />
um rückgabewillige Anleger auszuzahlen.<br />
Ist das nicht möglich, kommt es zur<br />
endgültigen Schließung.<br />
Jetzt einsteigen?<br />
Die hohen Abschläge an <strong>de</strong>r Börse haben<br />
aber auch ihre Kehrseite: Viele Anleger<br />
fragen sich jetzt auch, ob sie die<br />
günstigen Kurse zum Einstieg nutzen<br />
sollen: „Wir kaufen <strong>de</strong>rzeit Fondsanteile<br />
an <strong>de</strong>r Börse“, betätigt Thomas<br />
Burckard. Er geht davon aus, dass einige<br />
<strong>de</strong>r Geschlossenen Fonds <strong>de</strong>utlich<br />
45
Finanzen & Steuern – Immobiliefonds<br />
unterbewertet sind. Vor allem unter<br />
<strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer langfristigen<br />
Anlage erscheinen die Preise attraktiv.<br />
Dennoch droht jetzt schon wie<strong>de</strong>r<br />
die Gefahr einer weiteren spekulativen<br />
Blase. Denn viele Einsteiger könnten<br />
versucht sein, die niedrigen Preise zur<br />
Schnäppchenjagd zu nutzen, um die<br />
Anteile dann bei <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>s Fonds<br />
zum voraussichtlich höheren Rücknahmepreis<br />
an die Gesellschaft zurückzugeben.<br />
Das könnte aber genau zum<br />
Gegenteil führen. Denn eine weitere<br />
Rückgabewelle könnte die betroffenen<br />
Fonds erst recht überfor<strong>de</strong>rn, und dann<br />
wäre die Aufl ösung nicht mehr zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Klassische Langfristanlage<br />
Für Deka-Geschäftsführer Torsten<br />
Knapmeyer steht daher fest, dass Spekulanten<br />
die Finger von <strong>de</strong>n Fonds lassen<br />
sollten: „Offene Immobilienfonds sind<br />
eine gute Langfristanlage für Privatkun<strong>de</strong>n.“<br />
Bei <strong>de</strong>r Auswahl eines Fonds<br />
sollten die Anleger daher darauf achten,<br />
dass das Fondsmanagement zwischen<br />
Privatanlegern und institutionellen Anlegern<br />
trennt. Weitere wichtige Kriterien<br />
aus <strong>de</strong>r Sicht von Knapmeyer sind eine<br />
ausreichen<strong>de</strong> geografi sche und sekto-<br />
rale Diversifi kation <strong>de</strong>s Immobilienbestands,<br />
ein aktives Fondsmanagement,<br />
das die unterschiedlichen Phasen an<br />
<strong>de</strong>n Immobilienmärkten antizyklisch<br />
zu Käufen und Verkäufen nutzt, sowie<br />
die Vermietungssituation im Immobilienbestand.<br />
Das sind Empfehlungen,<br />
die je<strong>de</strong>r gute Berater unterstreichen<br />
wird. Knapmeyer hat aber auch eine<br />
neue parat: Privatanleger sollten auch<br />
die Größe <strong>de</strong>s Fonds beachten: Ein Volumen<br />
von zwei bis drei Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
sollte er schon haben, meint <strong>de</strong>r Deka-<br />
Chef. Dieser Rat ist sicher nicht ganz<br />
uneigennützig. Er sollte aber trotz<strong>de</strong>m<br />
beachtet wer<strong>de</strong>n. Zwar ist die Größe<br />
kein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kriterium für die<br />
Qualität eines Fonds, Anleger sollten<br />
bei <strong>de</strong>r Entscheidung für ein kleineres<br />
Produkt <strong>de</strong>nnoch vorsichtig sein. Denn<br />
Branchenbeobachter gehen davon aus,<br />
dass die Zahl <strong>de</strong>r Anbieter in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />
Jahren stark schrumpfen wird.<br />
Unter <strong>de</strong>r Obhut <strong>de</strong>s<br />
Gesetzgebers<br />
Die Krise <strong>de</strong>r Offenen Immobilienfonds<br />
hat auch die Bun<strong>de</strong>sregierung auf <strong>de</strong>n<br />
Plan gerufen. Derzeit befi n<strong>de</strong>t sich ein<br />
neues Anlegerschutzgesetz in Arbeit,<br />
das verhin<strong>de</strong>rn soll, dass es zu ähn-<br />
Offene Immobilienfonds: Vorübergehend geschlossen<br />
lichen Ausverkaufswellen kommt wie<br />
jetzt geschehen. Folgen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />
sind geplant:<br />
> eine feste Haltepfl icht von min<strong>de</strong>stens<br />
zwei Jahren,<br />
> danach eine Einschränkung <strong>de</strong>r Rückgabemöglichkeit<br />
auf höchstens 5.000<br />
Euro pro Monat,<br />
> bei Rückgaben nach drei Jahren ein<br />
Abschlag von zehn Prozent und nach<br />
vier Jahren von fünf Prozent,<br />
> die Aussetzung <strong>de</strong>r Rücknahme soll<br />
zukünftig auch möglich sein. Immobilien<br />
dürfen aber nicht zusätzlich<br />
beliehen wer<strong>de</strong>n; beim Verkauf von<br />
Immobilien müssen die Fondsmanager<br />
außer<strong>de</strong>m bestimmte Beschränkungen<br />
beachten,<br />
> wichtig: Die Haltepfl icht von zwei Jahren<br />
gilt nicht für Anleger, die bereits<br />
in einen Immobilienfonds investiert<br />
haben.<br />
Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Vorschläge gibt<br />
es in <strong>de</strong>r Fondsbranche grundsätzlich<br />
nicht, höchstens Än<strong>de</strong>rungswünsche<br />
im Detail. Vermögensexperte Sascha<br />
Anspichler beurteilt die Ausichten<br />
daher optimistisch: „Wenn die Regulierung<br />
abgeschlossen ist, wer<strong>de</strong>n die<br />
Offenen Immobilienfonds wie<strong>de</strong>r eine<br />
Bereicherung in <strong>de</strong>n Depots <strong>de</strong>r Anleger<br />
sein.“<br />
Zwölf Fondsgesellschaften mussten nach <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Finanzkrise im Herbst 2008 die Notbremse ziehen und die Rückgabe von<br />
Anteilen einstellen. Maximal zwei Jahre dürfen sie geschlossen bleiben. Danach müssen sie öffnen o<strong>de</strong>r ganz dichtmachen.<br />
Fondsname Fondsgesellschaft Volumen in<br />
Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />
Geschlossen<br />
seit<br />
Geplante<br />
Wie<strong>de</strong>röffnung<br />
Axa Immoselect Axa IM Deutschland 2,8 17.11.2009 16.11.2011<br />
Axa Immosolutions AX IM Deutschland 0,4 26.5.2010 26.5.2011<br />
CS Euroreal Credit Suisse AM 6,3 18.5.2010 18.5.2011<br />
Degi Europa Aber<strong>de</strong>en 1,6 30.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />
Degi Global Business Aber<strong>de</strong>en 0,3 11.11.2009 11.11.2011<br />
Degi International Aber<strong>de</strong>en 1,9 16.11.2009 16.11.2011<br />
KanAm Grundinvest KanAm Grund 3,9 6.5.2010 6.5.2011<br />
KanAm US-Grundinvest KanAm Grund 0,6 Mrd. USD 27.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />
Morgan Stanley P2 Value Morgan Stanley Real Estate Fund 1,5 30.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />
SEB Immoinvest SEB Investment 6,3 5.5.2010 5.5.2011<br />
TMW Immobilien Weltfonds TMW Pramerica 0,8 8.2.2010 8.2.2011<br />
UBS (D) 3 Sector Real Estate Europe UBS Real Estate KAG mbH 0,4 6.10.2010 6.10.2011<br />
46 ProFirma 01/02 2011<br />
Quelle: BVI/eigene Recherchen
ProFirma 01/02 2011<br />
Soll & Haben<br />
Peinliche Überraschung<br />
Die Firmengründung liegt schon einige Jahre zurück. Mittlerweile<br />
hat sich <strong>de</strong>r Jahresgewinn <strong>de</strong>r kleinen Han<strong>de</strong>ls-GmbH<br />
auf rund 300.000 Euro pro Jahr stabilisiert. Die Geschäftsführerin<br />
möchte sich <strong>de</strong>shalb jetzt eine Pensionszusage über die<br />
GmbH fi nanzieren lassen. Vielen Geschäftsführern ist dabei<br />
nicht klar, dass eine Pensionszusage mathematisch betrachtet<br />
nichts an<strong>de</strong>res ist als eine private Rentenversicherung – nur<br />
mit einer an<strong>de</strong>ren gesetzlichen Regulierung. Die Prämienzahlung<br />
für eine Rentenversicherung wird für drei Aufgabenbereiche<br />
verwen<strong>de</strong>t: Erstens zur Deckung <strong>de</strong>r Vertriebs- und<br />
Verwaltungskosten, zweitens zur Deckung von biometrischen<br />
Risiken wie Berufsunfähigkeit o<strong>de</strong>r Tod. Erst <strong>de</strong>r nach Abzug<br />
dieser Kosten verbleiben<strong>de</strong> Rest wird zur Finanzierung <strong>de</strong>r<br />
späteren Rentenzahlung in Wertpapieren angelegt.<br />
Die Versicherer verwen<strong>de</strong>n dafür aufgrund gesetzlicher Vorgaben<br />
überwiegend ertragsorientierte Anlageformen, die<br />
Zins- und Mieteinnahmen abwerfen. Wertzuwächse aus Aktienanlagen<br />
spielen nur eine geringe Rolle. Deswegen entsteht<br />
an dieser Stelle ein Problem zwischen Biometrie, Mathematik<br />
und Gesetz. Denn <strong>de</strong>r Gesetzgeber verlangt, dass die GmbH<br />
zum vereinbarten Renteneintritt ausreichend Rückstellungen<br />
bil<strong>de</strong>n muss, damit sie <strong>de</strong>n Rentenanspruch fi nanzieren kann.<br />
Dieser Anspruch wird vereinfacht ausgedrückt „rückwärts“<br />
ermittelt. Das heißt, ein Versicherungsmathematiker errechnet<br />
aus <strong>de</strong>n steuerlich jeweils vorgegebenen Sterblichkeitstabellen<br />
und <strong>de</strong>m Rechnungszins <strong>de</strong>n Barwert <strong>de</strong>r Verpfl ichtung<br />
zum Renteneintritt. Dieser Barwert muss mit <strong>de</strong>r steuerrechtlich<br />
vorgegebenen Verzinsung von sechs Prozent pro Jahr<br />
über regelmäßige Beitragsleistungen erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Das ist aus zwei Grün<strong>de</strong>n nicht möglich: Zum einem können<br />
die Rentenversicherer wegen <strong>de</strong>r niedrigen Zinsen an <strong>de</strong>n<br />
Rentenmärkten schon lange keine Beitragsrenditen von sechs<br />
Prozent pro Jahr erwirtschaften. Es müsste also viel mehr<br />
Von Gabriel Hopmeier<br />
Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />
Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />
für Anlageberatung<br />
und Finanzplanung in Freiburg.<br />
Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />
Geld in die Versicherung eingezahlt wer<strong>de</strong>n als steuerlich abzugsfähig<br />
ist. Zum an<strong>de</strong>ren hinken die steuerrechtlich vorgeschriebenen<br />
Sterblichkeitstabellen <strong>de</strong>r Realität hinterher. Die<br />
Versicherten wer<strong>de</strong>n immer älter. Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r Barwert<br />
zum Renteneintritt immer länger ausreichen muss und<br />
mithin viel höher angesetzt wer<strong>de</strong>n müsste.<br />
Auf diese Zusammenhänge wer<strong>de</strong>n Geschäftsführer aber<br />
regelmäßig nicht aufmerksam gemacht. Dem Steuerberater<br />
genügt es, dass die Steuerbilanz stimmt. Und die meisten Versicherungsvertreter<br />
trauen sich nicht, gleich von Anfang an<br />
auf dieses Problem hinzuweisen. Die peinliche Überraschung<br />
kommt erst beim Renteneintritt ans Tageslicht.<br />
Die Schlussfolgerung im obigen Fall muss daher lauten: Um<br />
Renditen von sechs Prozent pro Jahr erreichen zu können,<br />
sollte die Geschäftsführerin nur die biometrischen Risiken<br />
wie Berufsunfähigkeit o<strong>de</strong>r die Versorgung <strong>de</strong>r Hinterbliebenen<br />
bei einem Versicherer absichern. Um die Geldanlage sollte<br />
sie sich selbst kümmern. Dafür muss ein Berater <strong>de</strong>n biometrisch<br />
korrekten Barwert zum Renteneintritt errechnen und<br />
jährlich über mögliche Lücken informieren. Darüber hinaus<br />
muss sie wissen, dass in <strong>de</strong>r Vergangenheit Renditen von real<br />
rund sechs Prozent nur mit einem Aktienanteil von 40 Prozent<br />
<strong>de</strong>s angelegten Kapitals erreicht wur<strong>de</strong>n. Allerdings muss sie<br />
einkalkulieren, dass <strong>de</strong>rartige Anlagemischungen in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
in elf Prozent aller Jahre negative Renditen erwirtschafteten,<br />
die sie aussitzen muss. Für die Anlage selbst sollte<br />
sie Aktien- und Rentenin<strong>de</strong>xfonds einsetzen. Sie erlauben es<br />
heute je<strong>de</strong>m Anleger, zu Kosten von unter einem halben Prozent<br />
<strong>de</strong>r Geldanlage und mit etwa zwei Stun<strong>de</strong>n Arbeitseinsatz<br />
im Jahr die angepeilten Ziele auch unabhängig von <strong>de</strong>r<br />
Rentenversicherungslösung zu erreichen. Steuerlich rechnete<br />
sich die Führung eines solchen Portfolios in <strong>de</strong>r eigenen Firma<br />
allemal mehr als die Anlage im Privatvermögen.<br />
Kolumne<br />
47
Finanzen & Steuern<br />
Gehälter<br />
Seit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform im<br />
Jahr 2008 gilt: Für Gewinne <strong>de</strong>r GmbH,<br />
die einbehalten und in die Rücklagen<br />
eingestellt wer<strong>de</strong>n, ist die Steuerbelastung<br />
gesunken. Mit einer Besteuerung<br />
von rund 30 Prozent liegt Deutschland<br />
damit bei <strong>de</strong>r Unternehmensbesteuerung<br />
im EU-Vergleich im Mittelfeld. So<br />
gesehen stimmen die Rahmenbedingungen.<br />
Etwas an<strong>de</strong>rs sieht es aus, wenn<br />
<strong>de</strong>r Gewinn aus <strong>de</strong>r GmbH entnommen<br />
wird – „an die Gesellschafter ausgeschüttet<br />
wird“ – wie das im steuerlichen<br />
Fachjargon heißt.<br />
Das geht ins Geld. Denn neben 15 Prozent<br />
Körperschaftsteuer plus 5,5 Prozent<br />
Solidaritätszuschlag sowie durchschnittlich<br />
14 Prozent Gewerbesteuer<br />
wer<strong>de</strong>n auf die Ausschüttung weitere<br />
25 Prozent Abgeltungsteuer fällig. Die<br />
Gesamtbelastung für ausgeschüttete<br />
Gewinne liegt damit bei rund 48 Prozent.<br />
Der steuerliche Höchstsatz fürs<br />
Geschäftsführergehalt liegt dagegen bei<br />
42 Prozent (plus Soli und Kirchensteuer),<br />
es sei <strong>de</strong>nn, das Gehalt übersteigt<br />
die Grenzen von 250.000 Euro/500.000<br />
Euro (ledig/verheiratet). Dann kommt<br />
<strong>de</strong>r Reichensteuer-Zuschlag dazu, <strong>de</strong>r<br />
die Belastung auf 45 Prozent treibt.<br />
Dennoch lohnt es sich gera<strong>de</strong> für Gesellschafter-Geschäftsführer,<br />
ihr Einkommen<br />
aus <strong>de</strong>r GmbH möglichst<br />
GMBH-CHEF<br />
Eine Gratwan<strong>de</strong>rung<br />
Mit einem möglichst hohen Gehalt vermei<strong>de</strong>n Gesellschafter-Geschäftsführer eine<br />
zu starke Besteuerung ausgeschütteter Gewinne. Sie dürfen ihre Bezüge aber nicht nach<br />
Belieben festlegen. VON LOTHAR VOLKELT<br />
über ein hohes Gehalt und weniger über<br />
die Ausschüttung zu verdienen. Dazu<br />
sollten jetzt noch die Weichen gestellt<br />
wer<strong>de</strong>n, damit vom GmbH-Gewinn für<br />
das Steuerjahr 2011 kein Cent zu viel<br />
versteuert wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Allerdings hat es sich unter <strong>de</strong>n GmbH-<br />
Chefs schon längst herumgesprochen,<br />
dass das Gehalt nicht einfach <strong>de</strong>r Höhe<br />
nach festgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Es müssen<br />
vielmehr einige steuerliche Vorgaben<br />
eingehalten wer<strong>de</strong>n:<br />
> Das Gehalt muss „angemessen“ sein.<br />
Das heißt, dass ein Geschäftsführer in<br />
vergleichbarer Position in einem vergleichbaren<br />
Unternehmen ähnlich<br />
viel verdient.<br />
> Der GmbH muss auf Dauer eine angemessene<br />
Eigenkapitalverzinsung<br />
verbleiben. Eine dauern<strong>de</strong> komplette<br />
Entnahme in Form <strong>de</strong>s Geschäftsführergehalts<br />
dul<strong>de</strong>n die Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />
nicht.<br />
Was ist angemessen, was nicht?<br />
Halten sich Geschäftsführer und ihre<br />
Steuerberater nicht an die Regeln, kann<br />
es bei <strong>de</strong>r nächsten Betriebsprüfung<br />
Ärger mit <strong>de</strong>m Finanzamt geben. Das<br />
Problem dabei ist: Was heißt schon „angemessen“?<br />
In <strong>de</strong>r Praxis führt die Unschärfe<br />
dieses Begriffs Jahr für Jahr zu<br />
Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten zwischen<br />
GmbH-Geschäftsführern und <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n.<br />
Das belegen zahlreiche<br />
fi nanzgerichtliche Verfahren bis hin<br />
zum Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof. Wer die Fachpresse<br />
dazu verfolgt, weiß, dass es dabei<br />
regelmäßig um beträchtliche Summen<br />
geht. „Wie viel Gehalt dürfen sich geschäftsführen<strong>de</strong><br />
Gesellschafter in <strong>de</strong>r<br />
Praxis auszahlen lassen, ohne dass das<br />
Finanzamt einschreitet und <strong>de</strong>n unangemessenen<br />
Teil <strong>de</strong>s Gehalts nachträglich<br />
wie eine Gewinnausschüttung<br />
behan<strong>de</strong>lt?“, lautet also die zentrale<br />
Streitfrage.<br />
Gegen eine drohen<strong>de</strong> beträchtliche<br />
Zusatzbesteuerung können sich Gesellschafter-Geschäftsführer<br />
am besten<br />
absichern, in<strong>de</strong>m sie sich stichhaltige<br />
Vergleichszahlen beschaffen. Genau darin<br />
liegt <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r Geschäftsführer-<br />
Vergütungsstudien, wie sie in regelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Deswegen ist es sogar schon gängige<br />
Praxis <strong>de</strong>r Finanzgerichte, sich bei <strong>de</strong>r<br />
Einschätzung <strong>de</strong>r „angemessenen“ Gehaltshöhe<br />
an <strong>de</strong>n Vergleichszahlen anerkannter<br />
Vergütungsstudien zu orientieren.<br />
Das geschah zuletzt im Fall einer<br />
Handwerks-GmbH, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Finanzgericht<br />
Sachsen zugunsten <strong>de</strong>s betroffenen<br />
Gesellschafter-Geschäftsführers<br />
entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> (FG Sachsen, Urteil<br />
48 ProFirma 01/02 2011
So errechnet sich das<br />
GmbH-Geschäftsführergehalt<br />
■ Jahresfestgehalt (monatliches Festgehalt)<br />
■ Erfolgsabhängige Bezüge (Tantieme, Prämien)<br />
■ Zusatz- und Sozialleistungen (Weihnachtsgeld,<br />
Urlaubsgeld, sonstige Zuwendungen)<br />
■ Pkw-Überlassung, Aufwendungen für Fahrten<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
■ Ansprüche aus einer Pensionszusage<br />
■ Sonstige Nebenleistungen (Direktversicherungen,<br />
Unfallversicherungen, Gehaltsfortzahlungen im<br />
Krankheits- o<strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sfall, Invaliditäts- und Hinterbliebenenrenten,<br />
Beihilfen zur privaten Krankenversicherung<br />
bzw. Zahlung <strong>de</strong>r Arbeitgeberanteile<br />
zur Sozialversicherung bei nicht versicherungspfl ichtigen<br />
Geschäftsführern)<br />
■ Übernahme von Aufwendungen für Weiterbildung,<br />
Telefonate, Steuerberatung, Berufsverbän<strong>de</strong><br />
■ Sonstige Sozialleistungen wie Heirats- o<strong>de</strong>r<br />
Geburtsbeihilfen<br />
■ Abfi ndungen für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Ausschei<strong>de</strong>ns<br />
■ Entschädigungen für ein vereinbartes Wettbewerbsverbot<br />
vom 14.4.2010, 8 K 1786/04). In diesem<br />
Fall bezog sich das Finanzgericht auf die<br />
Vergütungsstudie <strong>de</strong>r BBE Unternehmensberatung.<br />
Auch die Vergleichszahlen<br />
<strong>de</strong>r Kienbaum Unternehmensberatung<br />
sind für ein gerichtstaugliches<br />
Gehaltsgutachten geeignet. Die BBE Unternehmensberatung<br />
hat jetzt die Studie<br />
2011 zur GmbH-Geschäftsführer-Vergütung<br />
vorgelegt. Dazu wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />
3.000 Geschäftsführer nach ihrer persönlichen<br />
Einkommenssituation befragt<br />
(siehe Kasten oben). Daraus ergibt sich<br />
folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />
> Rund 50 Prozent aller Geschäftsführer<br />
wer<strong>de</strong>n im Jahr 2011 wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich<br />
mehr verdienen als im Krisenjahr<br />
2009 und geringfügig mehr als im Jahr<br />
2010. Das liegt in erster Linie daran,<br />
dass fast 80 Prozent aller Geschäftsführer<br />
neben ihrem Festgehalt eine<br />
Tantieme erhalten. Die wur<strong>de</strong> im Jahr<br />
2009 in <strong>de</strong>n meisten GmbH nicht gezahlt,<br />
da die Betriebe nur wenig o<strong>de</strong>r<br />
keinen Gewinn auswiesen.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
> Viele GmbH haben 2010 schwarze<br />
Zahlen geschrieben, sodass wie<strong>de</strong>r<br />
eine Gewinntantieme fällig wird, was<br />
zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Studie ausgewiesenen<br />
(leichten) Anstieg <strong>de</strong>r Gehälter führen<br />
wird.<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bezüge<br />
mit <strong>de</strong>m Steuerberater prüfen<br />
Rund 75 Prozent <strong>de</strong>r Geschäftsführer,<br />
die sich an <strong>de</strong>r Studie beteiligten, hatten<br />
in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren bereits <strong>de</strong>n<br />
Betriebsprüfer in <strong>de</strong>r GmbH. Bei 20 Prozent<br />
spielte das Thema Geschäftsführergehalt<br />
eine wichtige Rolle. Konkret: Hier<br />
wur<strong>de</strong> vom Betriebsprüfer per Schema<br />
nachgerechnet (siehe Kasten oben), ob<br />
die Bezüge „angemessen“ sind.<br />
Bei je<strong>de</strong>r zweiten Betriebsprüfung wur<strong>de</strong><br />
dabei die Gehaltshöhe beanstan<strong>de</strong>t.<br />
Die GmbH musste Körperschaft- und<br />
Gewerbesteuer nachzahlen. Hochgerechnet<br />
be<strong>de</strong>utet das: Im Jahr 2011 kann<br />
davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass es bei<br />
Jahresgesamtbezüge<br />
von GmbH-Geschäftsführern 2010<br />
Durchschnittswerte nach Wirtschaftszweigen<br />
Industrie<br />
Handwerk<br />
Großhan<strong>de</strong>l<br />
Einzelhan<strong>de</strong>l<br />
Dienstleister<br />
Quelle: BBE Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2011, BBE Media Neuwied<br />
191.366 €<br />
109.424 €<br />
153.876 €<br />
106.691 €<br />
133.736 €<br />
In <strong>de</strong>r Einzelprüfung genügen diese groben Werte allerdings<br />
nicht mehr. Hier kommt es auf Umsatz, Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />
Ertragslage, Anzahl und Qualifi kation <strong>de</strong>r Geschäftsführer ganz<br />
genau an, um aussagekräftige Werte zu erhalten.<br />
Hierzu ist die BBE-Studie eine wertvolle Hilfe. Sie ist zwar nicht<br />
ganz billig, aber Geschäftsführer können davon ausgehen, dass<br />
die danach ermittelten Vergleichswerte zum Geschäftsführergehalt<br />
„gerichtsfest“ sind und von <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n in<br />
dieser Höhe akzeptiert wer<strong>de</strong>n. Sie sparen sich damit in <strong>de</strong>r<br />
Praxis je<strong>de</strong> Menge Ärger und hohe Steuernachzahlungen.<br />
fast 100.000 GmbH zu Beanstandungen<br />
kommen wird.<br />
Anlass genug also, bei Gehaltsverhandlungen<br />
für das Jahr 2011 genau zu rechnen.<br />
Erste und wichtigste Fehlerquelle<br />
bei <strong>de</strong>r Errechnung <strong>de</strong>s zulässigen Gehalts<br />
ist die „Bemessungsgrundlage“<br />
selbst. Das Finanzamt rechnet dazu alle<br />
Vergütungsbestandsteile und sämtliche<br />
Vergünstigungen, die Geschäftsführer<br />
von ihrer GmbH erhalten (siehe Kasten<br />
oben).<br />
Eine erste Einschätzung, ob das Gehalt<br />
in <strong>de</strong>r „Bandbreite“ liegt, können Gesellschafter-Geschäftsführer<br />
dann anhand<br />
<strong>de</strong>r oben dargestellten groben Durchschnittswerte<br />
vornehmen. Liegen hier<br />
<strong>de</strong>utliche Abweichungen nach oben<br />
vor und gab es in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />
Jahren keine Betriebsprüfung, in <strong>de</strong>r<br />
das Geschäftsführergehalt bereits kontrolliert<br />
wur<strong>de</strong>, sollten Höhe und Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>s Gehalts auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall zusammen mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />
geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
49
Finanzen & Steuern<br />
STEUERTRENDS<br />
Leasing<br />
Rote Karte für die Standardsetzer<br />
„Unnötig und nicht akzeptabel“, so lautet das Urteil von Martin<br />
Mu<strong>de</strong>rsbach, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Deutscher Leasing-<br />
Unternehmen (BDL). Im Visier hat er dabei <strong>de</strong>n neuen Vorschlag<br />
<strong>de</strong>s fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong>n International Accounting Standards<br />
Board (IASB), dass Unternehmen, die nach <strong>de</strong>n IFRS-Regeln<br />
bilanzieren, zukünftig alle Leasing-Verträge und daraus resultieren<strong>de</strong><br />
Nutzungsrechte in <strong>de</strong>r Bilanz aktivieren sollen. Damit<br />
erhöhe sich die Transparenz <strong>de</strong>s Zahlenwerks, argumentieren<br />
die Befürworter (siehe auch ProFirma 9/2010, Seite 21).<br />
Das führe nicht zu mehr Transparenz, son<strong>de</strong>rn zu mehr Bürokratie,<br />
sagt dagegen die Leasing-Branche. Zwar wären in<br />
Deutschland <strong>de</strong>rzeit nur rund 1.000<br />
börsennotierte Unternehmen betroffen.<br />
Mu<strong>de</strong>rsbach sieht allerdings die Gefahr,<br />
dass es nur eine Frage <strong>de</strong>r Zeit wäre, bis<br />
die Regelung auf <strong>de</strong>n Mittelstand über-<br />
E-BILANZ VERSCHOBEN<br />
FRÜHESTER START 2012<br />
Eigentlich sollte <strong>de</strong>r Startschuss für<br />
die elektronische Übermittlung <strong>de</strong>r<br />
Bilanzdaten für Wirtschaftsjahre fallen,<br />
die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2010<br />
beginnen. Doch da die Finanzverwaltung<br />
die technischen Voraussetzungen<br />
noch nicht ausgegeben hat und selbst<br />
noch nachrüsten muss, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Starttermin um ein Jahr verschoben.<br />
Die Bilanzdaten müssen daher erstmals<br />
für Wirtschaftsjahre nach <strong>de</strong>m<br />
31. Dezember 2011 elektronisch ans<br />
Finanzamt übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma rät: Das eine Jahr Galgenfrist<br />
ist angesichts <strong>de</strong>r umfangreichen<br />
Anpassungen schnell vorbei. Deshalb<br />
sollten bilanzieren<strong>de</strong> Selbstständige<br />
schon heute damit beginnen, Personal<br />
zu schulen und mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />
und <strong>de</strong>m Software-Anbieter <strong>de</strong>r<br />
Buchhaltungs-Software die notwendigen<br />
Anpassungen besprechen.<br />
Vorsteuerkürzung<br />
Keine Zinsen mehr<br />
tragen wür<strong>de</strong>, wenn sich das IASB mit seinen Vorstellungen<br />
durchsetzt. Seine Ablehnung begrün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Verband vor allem<br />
damit, dass die bilanzielle Bewertung <strong>de</strong>r Nutzungsrechte nur<br />
mithilfe von Wahrscheinlichkeitsberechnungen möglich sei.<br />
Ursache dafür sei, dass viele Verträge mit Optionen ausgestattet<br />
sind, die keine ein<strong>de</strong>utige Bewertung <strong>de</strong>r Nutzungsrechte<br />
zulassen. Der BDL schlägt daher vor, die Leasing-Verträge wie<br />
bisher im Anhang <strong>de</strong>r Bilanz auszuweisen und mit ausführlicheren<br />
Informationen als bisher zu versehen. Mit <strong>de</strong>r Kritik<br />
an <strong>de</strong>n Standardsetzern ist die Leasing-Branche nicht mehr<br />
allein: Neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
Wirtschaftsprüfern hat auch die EFRAG, das<br />
Beratergremium <strong>de</strong>r EU-Kommission, Vorbehalte<br />
gegen <strong>de</strong>n Vorstoß <strong>de</strong>s IASB angemel<strong>de</strong>t.<br />
Unter<strong>de</strong>ssen verzeichnen die Leasing-Unternehmen<br />
für das Jahr 2010 mit einem Wachstum<br />
von vier Prozent beim Neugeschäft nur eine verhaltene<br />
Erholung. Martin Mu<strong>de</strong>rsbach führt das<br />
unter an<strong>de</strong>rem darauf zurück, dass es <strong>de</strong>rzeit<br />
gera<strong>de</strong> im Investitionsgütergeschäft zu Engpässen<br />
gekommen sei. Für das Jahr 2011 erwartet<br />
<strong>de</strong>r Verband daher eine <strong>de</strong>utliche Belebung.<br />
Martin Mu<strong>de</strong>rsbach, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s<br />
Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).<br />
For<strong>de</strong>rt das Finanzamt im Rahmen einer Prüfung wegen fehlerhafter Eingangsrechnungen<br />
Vorsteuer zurück, wer<strong>de</strong>n meist auch Nachzahlungszinsen fällig. Doch in<br />
einem Streitfall, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Europäischen Gerichtshof vorlag, hatte ein geprüfter Unternehmer<br />
eine berichtigte, nun korrekte Rechnung eingereicht, bevor <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungsbescheid<br />
erging. In diesem Fall, so urteilten die Europäischen Richter <strong>de</strong>shalb,<br />
dürfe das Finanzamt keine Nachzahlungszinsen festsetzen.<br />
ProFirma rät: Ob <strong>de</strong>r Fiskus dieses Urteil anwen<strong>de</strong>n wird, steht noch in <strong>de</strong>n Sternen.<br />
Doch ganz so abwegig ist das Urteil wohl nicht. Die Oberfi nanzdirektion Karlsruhe<br />
weist in einer Verfügung zumin<strong>de</strong>st darauf hin, dass dieses brisante Thema <strong>de</strong>rzeit<br />
auf Bund-Län<strong>de</strong>r-Ebene diskutiert wird. Betroffenen Unternehmern bleiben in vergleichbaren<br />
Fällen nur ein Einspruch gegen die Nachzahlungszinsen und ein Antrag<br />
auf Ruhen <strong>de</strong>s Verfahrens bis zur endgültigen Entscheidung (OFD Karlsruhe, Az. S<br />
7300/226 B – St 237).<br />
50 ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: BDL
BFH: Vorsteuerkürzung bei falscher Steuernummer<br />
Eigentlich hat ein Rechnungsempfänger<br />
keine Chance, die Steuernummer eines<br />
Rechnungsausstellers auf ihre Richtigkeit<br />
zu prüfen. Aus diesem Grund steht<br />
in <strong>de</strong>n Umsatzsteuerrichtlinien, dass<br />
eine falsche Steuernummer nicht zur<br />
Kürzung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs führen<br />
kann (Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 3 UStR).<br />
Doch <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof kippte die-<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Steuer-Tipps<br />
VERSCHIEBUNG<br />
Die Verpfl ichtung zur elektronischen<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Lohndaten <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />
wird bis zum Jahr 2014 ausgesetzt.<br />
Zu teuer sind die notwendigen<br />
Umstellungen für Fiskus und<br />
Selbstständige.<br />
ÜBERRASCHUNG<br />
Das Finanzgericht Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />
sprach sich erstmals dafür aus, Ehegatten<br />
und Partner einer eingetragenen<br />
Lebenspartnerschaft – egal ob<br />
homo- o<strong>de</strong>r heterosexuell – bei <strong>de</strong>r<br />
Einkommensteuer gleich zu behan<strong>de</strong>ln<br />
(Beschluss vom 9.11.2010; Az.<br />
9 V 309/10). Das be<strong>de</strong>utet: Splittingtarif<br />
für die Partner einer Lebenspartnerschaft.<br />
Doch bevor gejubelt<br />
wird, müssen die Münchner Richter<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs dieses Urteil in<br />
einem Revisionsverfahren bestätigen.<br />
Chancen auf Erfolg: 50:50.<br />
WARNUNG<br />
Bei digitaler Aufzeichnung von Bargeschäften<br />
gelten sehr strenge Vorgaben.<br />
Halten sich Unternehmer nicht an<br />
diese Vorgaben, drohen Gewinn- und<br />
Umsatzzuschätzungen. Das Bun<strong>de</strong>sfi -<br />
nanzministerium erläutert die Spielregeln<br />
(Schreiben vom 26.11.2010,<br />
Az. IV 4 – S – 0316/08/10004-07),<br />
abrufbar unter www.bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium.<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>r Rubrik BMF-<br />
Schreiben.<br />
sen Grundsatz. Danach ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />
verloren, wenn die Steuernummer<br />
in <strong>de</strong>r Rechnung offensichtlich falsch war<br />
und das bei gewissenhafter Prüfung hätte<br />
auffallen müssen (BFH, Urteil v. 2.9.2010,<br />
Az. VR 55/09). Deutsche Steuernummern<br />
bestehen aus elf Ziffern. In <strong>de</strong>m Urteilsfall<br />
gab <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller anstatt seiner<br />
Steuernummer das Aktenzeichen <strong>de</strong>r<br />
Wie<strong>de</strong>rvorlage <strong>de</strong>s Finanzamts mit <strong>de</strong>m<br />
Kürzel „75/180 Wv“ an.<br />
ProFirma rät: Künftig sollten Unternehmer<br />
die Steuernummer aus <strong>de</strong>r Eingangsrechnung<br />
mit <strong>de</strong>m Format <strong>de</strong>r eigenen<br />
Steuernummer vergleichen. Bei<br />
Abweichungen sollte beim Rechnungsaussteller<br />
eine berichtigte Rechnung angefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit <strong>de</strong>n Auftragseingängen steigen in <strong>de</strong>r Industrie die Investitionen. Auf <strong>de</strong>m Kongress von<br />
MM MaschinenMarkt diskutieren Unternehmer und Führungskräfte mit Experten aus Unternehmen,<br />
Finanzhäusern und Wissenschaft, wie Mittelständler ihren aktuellen Kapitalbedarf<br />
optimal <strong>de</strong>cken. Denn nur so kann <strong>de</strong>r Aufschwung auf Dauer sichergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Programm-Highlights<br />
Veranstalter<br />
Prof. Dr. Peter Bofinger<br />
Warum ist es für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />
wichtig, <strong>de</strong>n Euro zu retten?<br />
Mit anschließen<strong>de</strong>r Diskussion<br />
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07315
Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />
Jahressteuergesetz 2010<br />
Neues aus <strong>de</strong>r Reparaturwerkstatt<br />
Pünktlich zum Jahreswechsel haben Bun<strong>de</strong>stag und Bun<strong>de</strong>srat wie<strong>de</strong>r eine lange<br />
Liste beschlossen, was im Steuerrecht repariert wer<strong>de</strong>n soll. Für Firmenchefs wird es<br />
aber nicht einfacher. VON OTTFRIED WEISS<br />
„Einfacher, niedriger und gerechter“<br />
war nicht das Leitmotiv bei <strong>de</strong>r Verabschiedung<br />
<strong>de</strong>s Jahressteuergesetzes<br />
2010 En<strong>de</strong> November in Bun<strong>de</strong>stag und<br />
Bun<strong>de</strong>srat. Viele <strong>de</strong>r 180 Än<strong>de</strong>rungen,<br />
die am 1. Januar 2011 in Kraft traten,<br />
sind vielmehr Klarstellungen und Anpassungen<br />
an die Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs. ProFirma hat die<br />
wichtigsten Neuerungen zusammengestellt.<br />
Häusliches Arbeitszimmer<br />
Selbstständige, die außer beim Kun<strong>de</strong>n<br />
vor Ort keinen weiteren Arbeitsplatz<br />
haben und in ihrem häuslichen Arbeitszimmer<br />
tätig sind, dürfen bis zu 1.250<br />
Euro pro Jahr als Betriebsausgaben vom<br />
Gewinn abziehen. Dieser Abzugsbetrag<br />
kann auch nachträglich für die Jahre<br />
von 2007 an beantragt wer<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma rät: Vorsicht: Lebt ein Selbstständiger<br />
in seiner Eigentumswohnung,<br />
kann das häusliche Arbeitszimmer mit<br />
<strong>de</strong>r Beantragung <strong>de</strong>s Betriebsausgabenabzugs<br />
ungewollt zum Betriebsvermögen<br />
zählen. Das ist immer dann <strong>de</strong>r<br />
Fall, wenn <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Arbeitszimmers<br />
mehr als ein Fünftel <strong>de</strong>s gemeinen<br />
Werts <strong>de</strong>s gesamten Grundstücks und<br />
mehr als 20.500 Euro beträgt. Folge:<br />
Gibt ein Selbstständiger seinen Betrieb<br />
Jahrzehnte später auf, for<strong>de</strong>rt das Finanzamt<br />
Steuern auf die Entnahme <strong>de</strong>s<br />
Arbeitszimmers.<br />
Was nicht im Jahressteuergesetz steht<br />
Abschreibung: Bewegliche Wirtschaftsgüter, die vom 1. Januar 2011 an angeschafft wer<strong>de</strong>n,<br />
können nur noch linear abgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>gressive Abschreibung läuft wie<strong>de</strong>r aus.<br />
Investitionsabzugsbetrag: Selbstständige, die im Jahr 2011 einen Investitionsabzugsbetrag<br />
für geplante Investitionen in <strong>de</strong>n Jahren 2012 bis 2014 vom Gewinn abziehen wollen, müssen<br />
die gekürzten Höchstbeträge beachten. Bei Einnahmen-Überschussrechnern darf <strong>de</strong>r Gewinn<br />
nicht mehr als 100.000 Euro betragen (bis En<strong>de</strong> 2010: 200.000 Euro). Bilanzieren<strong>de</strong> Unternehmen<br />
können <strong>de</strong>n 40-prozentigen Investitionsabzugsbetrag nicht mehr nutzen, wenn <strong>de</strong>r Wert<br />
<strong>de</strong>s Betriebsvermögens 2011 mehr als 235.000 Euro beträgt (bisher: 335.000 Euro).<br />
Son<strong>de</strong>rabschreibung: Die neuen Höchstgrenzen beim Investitionsabzugsbetrag sind auch<br />
bei <strong>de</strong>r 20-prozentigen Son<strong>de</strong>rabschreibung nach Paragraf 7g <strong>de</strong>s Einkommensteuergesetzes<br />
relevant.<br />
Abschreibung nach Einlage<br />
Legt ein Selbstständiger ein Wirtschaftsgut in das Betriebsvermögen seines Unternehmens<br />
ein, strebt er einen möglichst hohen Einlagewert an, um das Abschreibungsvolumen zu<br />
erhöhen. Für Einlagen, die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2010 vorgenommen wer<strong>de</strong>n, gelten<br />
jedoch folgen<strong>de</strong> neue Regeln:<br />
Einlagewert ist höher als die historischen Anschaffungskosten.<br />
Vom Teilwert sind bisher geltend gemachte Abschreibungsbeträge abzuziehen.<br />
Die Abschreibung wird aus <strong>de</strong>m Restwert ermittelt.<br />
Einlagewert ist geringer als die historischen Anschaffungskosten, aber höher<br />
als <strong>de</strong>r Restbuchwert. In diesem Fall bemisst sich die Abschreibung nach <strong>de</strong>m<br />
Restbuchwert (Anschaffungskosten minus geltend gemachter Abschreibungen).<br />
Einlagewert liegt unter <strong>de</strong>m Restbuchwert. In diesem Fall wird die Abschreibung<br />
von diesem geringeren Wert ausgehend ermittelt.<br />
52 ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: ?????????
Erstattungszinsen –<br />
Abfuhr für BFH<br />
In einem weithin beachteten Urteil<br />
machte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof Schluss<br />
mit einer jahrelangen Ungerechtigkeit<br />
(BFH, Urteil vom 15.6.2010, Az. VIII R<br />
33/07): Denn während Selbstständige<br />
Zinsen, die bei Nachzahlungen für<br />
Einkommen- o<strong>de</strong>r Körperschaftsteuer<br />
anfallen, nicht Steuer sparend abziehen<br />
dürfen, mussten sie Erstattungszinsen<br />
versteuern. Der BFH entschied daher,<br />
dass Erstattungszinsen nicht versteuert<br />
wer<strong>de</strong>n dürfen. Dieses steuerzahlerfreundliche<br />
Urteil ignoriert <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
jedoch weiterhin und bekräftigte<br />
im Jahressteuergesetz 2010 die bisherige<br />
Verfahrensweise.<br />
ProFirma rät: Zumin<strong>de</strong>st für Erstattungszinsen<br />
zur Einkommen- und<br />
Körperschaftsteuer, die bis zur Veröffentlichung<br />
<strong>de</strong>s Jahressteuergesetzes<br />
En<strong>de</strong> 2010 vom Finanzamt festgesetzt<br />
wur<strong>de</strong>n, sollten sich Selbstständige gegen<br />
eine Besteuerung aus Vertrauensschutzgrün<strong>de</strong>n<br />
wehren.<br />
Buchführung im Ausland<br />
Unternehmen, die ihre Buchhaltung<br />
außer Haus erledigen lassen, können<br />
diese Aufgabe künftig ohne größere<br />
Probleme auch an Dienstleister im EU-<br />
o<strong>de</strong>r Nicht-EU-Ausland vergeben. Ein-<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
180 Än<strong>de</strong>rungen hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
im Steuerrecht beschlossen, viele davon<br />
betreffen die Unternehmen.<br />
zige Voraussetzung: Die Besteuerung<br />
darf durch die Verlagerung nicht beeinträchtigt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma rät: Wer mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />
spielt, seine elektronische Buchhaltung<br />
ins Ausland zu verlagern, sollte neben<br />
<strong>de</strong>r Kostenersparnis auch einen Blick<br />
in die Zukunft werfen und nachhaken,<br />
was die Anpassungen an die Vorgaben<br />
zur E-Bilanz kosten. Für Wirtschaftsjahre,<br />
die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2011<br />
beginnen, müssen Unternehmer ihre<br />
Bilanzdaten nämlich in elektronischer<br />
Form im sogenannten XBRL-Standard<br />
ans Finanzamt übermitteln.<br />
Keine neuen Lohnsteuerkarten<br />
Für die Ermittlung <strong>de</strong>r Lohnsteuer müssen<br />
Arbeitgeber auf die Lohnsteuerkarten<br />
2010 ihrer Mitarbeiter zurückgreifen.<br />
Neue Karten für 2011 gibt es nicht<br />
mehr. Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, die im neuen<br />
Jahr erstmals berufstätig wer<strong>de</strong>n, müssen<br />
beim Finanzamt eine Lohnsteuerbescheinigung<br />
in Papierform beantragen<br />
und ihrem Ausbildungsbetrieb vorlegen.<br />
ProFirma rät: Nach Ausstellung <strong>de</strong>r Lohnsteuerbescheinigung<br />
2010 dürfen die<br />
Papierlohnsteuerkarten 2010 also nicht<br />
vernichtet wer<strong>de</strong>n. En<strong>de</strong>t ein Dienstverhältnis<br />
mit einem Arbeitnehmer im Jahr<br />
2011, ist diesem seine Papierlohnsteuerkarte<br />
2010 auszuhändigen.<br />
Aus für Vorsteuerabzugsmo<strong>de</strong>ll<br />
Unternehmer, die in <strong>de</strong>n vergangenen<br />
Jahren ein Haus zu Wohnzwecken bauten<br />
o<strong>de</strong>r kauften und darin einen Raum<br />
zu min<strong>de</strong>stens zehn Prozent betrieblich<br />
nutzten, bekamen auf Antrag die volle<br />
Vorsteuer aus <strong>de</strong>n Herstellungskosten<br />
o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kaufvertrag erstattet. Im<br />
Gegenzug mussten sie für die Privatnutzung<br />
zehn Jahre lang Umsatzsteuer<br />
ans Finanzamt überweisen. Das ver-<br />
schaffte <strong>de</strong>n Bauherren einen echten<br />
Finanzierungsvorteil, <strong>de</strong>nn wegen <strong>de</strong>r<br />
Erstattung <strong>de</strong>r Vorsteuer benötigten sie<br />
weniger Fremdkapital. Dieses Mo<strong>de</strong>ll<br />
wur<strong>de</strong> im Jahressteuergesetz 2010 nun<br />
gekippt. Die Vorsteuererstattung gibt es<br />
zukünftig nur noch auf <strong>de</strong>n betrieblich<br />
genutzten Teil.<br />
ProFirma rät: Ein Hintertürchen ist noch<br />
offen: Hat ein Unternehmer nämlich<br />
noch im Jahr 2010 einen Notarvertrag<br />
für ein Eigenheim unterzeichnet o<strong>de</strong>r<br />
einen Bauantrag bis zum 31. Dezember<br />
2010 gestellt, kann er die bisherige<br />
Rechtslage nutzen. Das gilt auch dann,<br />
wenn die Fertigstellung erst Jahre später<br />
erfolgt.<br />
Weitere Än<strong>de</strong>rungen<br />
im Überblick<br />
Steueranrechnung: Beauftragt ein<br />
Steuerzahler einen selbstständigen<br />
Handwerker in seinem Haushalt mit<br />
Arbeiten, erhält er vom Finanzamt<br />
eine Steueranrechnung von 20 Prozent<br />
<strong>de</strong>r bezahlten Arbeitsleistung, höchstens<br />
jedoch 1.200 Euro im Jahr. Wird<br />
die Leistung <strong>de</strong>s Handwerkers jedoch<br />
durch verbilligte Kredite o<strong>de</strong>r Zuschüsse<br />
staatlich geför<strong>de</strong>rt, ist keine Steueranrechnung<br />
möglich.<br />
Werbungskosten: Der Werbungskostenpauschbetrag<br />
für Arbeitnehmer<br />
klettert im Jahr 2011 von 920 Euro auf<br />
1.000 Euro. Davon verspricht sich die<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung einen Anreiz, dass<br />
viele Arbeitnehmer auf die Abgabe einer<br />
freiwilligen Einkommensteuererklärung<br />
verzichten.<br />
Lebenspartnerschaft: Partner einer<br />
eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
nehmen die nächste Hür<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>r Erbschaft-<br />
und Schenkungsteuer sind sie<br />
jetzt Ehegatten komplett gleichgestellt.<br />
Im Jahressteuergesetz 2010 wur<strong>de</strong>n sie<br />
jetzt wie Ehegatten in <strong>de</strong>r Steuerklasse I<br />
untergebracht.<br />
53
IT & Investition – Marketing<br />
54<br />
Preisvergleichsportale<br />
Wer ist <strong>de</strong>r Günstigste im Web?<br />
Preissuchmaschinen ergänzen <strong>de</strong>n Marketingmix von Shopbetreibern.<br />
Die Klickpreise sind zum Teil sehr hoch. Doch wer strategisch vorgeht, kann gute<br />
Umsätze erzielen. VON GERLINDE KÜSEL<br />
„No risk, no fun“ dachte sich Michael<br />
Steinerts, als er vor einigen Jahren<br />
seinen Online-Möbelshop Moebel-<br />
Magnat.com gleich bei mehreren<br />
Preissuchmaschinen anmel<strong>de</strong>te.<br />
Kurze Zeit später folgte das böse<br />
Erwachen: „Den monatlichen Umsätzen<br />
von rund 100.000 Euro stan<strong>de</strong>n<br />
teilweise Klickkosten von bis<br />
zu 50.000 Euro entgegen. Das war natürlich viel zu hoch. Wir<br />
haben am Anfang viel Geld verbrannt“, erinnert sich Steinert.<br />
Der Unternehmer aus Havelberg zog rasch Konsequenzen:<br />
„Wir haben uns mehr und mehr aus <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen<br />
entfernt und monatliche Limits bei <strong>de</strong>n Klickkosten eingezogen.<br />
Auf diese Weise konnten wir die Werbungsausgaben auf<br />
<strong>de</strong>n Portalen in Grenzen halten“, sagt Steinert. Der Nachteil:<br />
Wenn das Limit aufgebraucht ist, fallen seine Artikel aus <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Suchmaschine heraus.<br />
Das Preisbewusstsein <strong>de</strong>r Verbraucher und die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Internets haben dazu geführt, dass sich immer mehr Konsumenten<br />
vor <strong>de</strong>m Kauf im Netz über die gewünschten Produkte<br />
informieren – je nach Studie sind es zwischen 40 und 80<br />
Prozent. Dabei spielen Preissuchmaschinen eine Hauptrolle.<br />
Mittlerweile soll es allein in Deutschland mehr als 1.000 dieser<br />
digitalen Dienste geben.<br />
Chance und Risiko<br />
Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass Suchmaschinenmarketing für Online-Händler<br />
immer wichtiger wird: 74,8 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen,<br />
die E-Commerce betreiben, wollen 2011 dafür<br />
Geld ausgeben; das zeigt die neue Studie „Geschäftsklima im<br />
E-Commerce 2010/2011“ <strong>de</strong>s E-Commerce-Centers Han<strong>de</strong>l<br />
(ECC) in Köln. Preisvergleiche sind <strong>de</strong>mnach das am häufi<br />
gsten eingesetzte Online-Marketinginstrument, gefolgt von<br />
E-Mail-Marketing mit 57,9 Prozent. Doch ob ein Suchma-<br />
schinenmarketing erfolgreich ist, hängt von <strong>de</strong>r Strategie ab.<br />
„Preisvergleichsdienste können hohe Umsätze generieren,<br />
aber auch hohe Kosten verursachen“, warnt Peter A<strong>de</strong>bahr,<br />
Inhaber von A<strong>de</strong>bahr Systemtechnik, in seinem Internet-Blog<br />
Shoptrainer.<strong>de</strong>.<br />
Zunächst sollte man sich orientieren, welche Preissuchmaschinen<br />
es gibt. Unternehmensberater Pascal Claus bietet auf<br />
seiner Serviceplattform mpEXPERT.com einen Branchenführer<br />
mit mehr als 400 Portalprofi len. Neben allgemeinen Preisvergleichsdiensten<br />
wie ciao.<strong>de</strong>, geizkragen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r guenstiger.<br />
<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>nen Produkte unterschiedlicher Branchen gelistet<br />
sind, gibt es spezialisierte Portale, die nur Anbieter eines bestimmten<br />
Marktsegments vergleichen. Zu Letzteren gehören<br />
„Wir generieren etwa 40 Prozent<br />
unseres Gesamtumsatzes durch<br />
Preisvergleichsseiten.“<br />
JAN FISCHMANN, SPORT-FISCHMANN.DE, WORBIS<br />
beispielsweise Abebooks.<strong>de</strong> für neue und antiquarische Bücher,<br />
Billiger-Mietwagen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Medikompass.<strong>de</strong> für Mediziner.<br />
Dirk Lawinsky, Betreiber <strong>de</strong>s Webshops Dirks-Traumbad.<strong>de</strong>,<br />
ist auf 13 Preissuchmaschinen vertreten. Der Unternehmer<br />
hat in <strong>de</strong>n vergangenen vier Jahren mehrere Suchmaschinen<br />
ausprobiert und fand nur die großen Portale lohnend.<br />
„Den kleineren Suchmaschinen fehlt einfach <strong>de</strong>r Bekanntheitsgrad“,<br />
so Lawinsky. Auch die Höhe <strong>de</strong>r Klickkosten gilt es<br />
zu beachten, <strong>de</strong>nn hier sind die Unterschie<strong>de</strong> groß. Kostenlos<br />
sind die Einträge nur bei wenigen, darunter auch Google. In<br />
<strong>de</strong>r Regel müssen Anbieter für das Listing ihrer Produkte eine<br />
Provision bezahlen.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: xalex/shutterstock
Die meisten Portale stellen je<strong>de</strong>n Klick auf das gelistete Produkt<br />
in Rechnung (Pay per Click). Die Klickgebühren reichen<br />
von wenigen Cent bis zu mehreren Euros, etwa bei extravaganten<br />
Luxusportalen. An<strong>de</strong>re Betreiber berechnen die Klickkosten<br />
erst dann, wenn <strong>de</strong>r Kaufi nteressent <strong>de</strong>n Online-Shop<br />
<strong>de</strong>s Anbieters besucht hat (Pay per Lead) o<strong>de</strong>r sogar erst dann,<br />
wenn <strong>de</strong>r Kauf zustan<strong>de</strong> kommt (Pay per Sale). Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
mitunter bis zu 15 Prozent und mehr auf <strong>de</strong>n Verkaufserlös<br />
fällig.<br />
Wer in Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Suchmaschinenbetreibern<br />
geht, sollte gut vorbereitet sein. „Die Klickverträge sind nicht<br />
immer ganz be<strong>de</strong>nkenlos“, warnt A<strong>de</strong>bahr in seinem Blog<br />
Shoptrainer.<strong>de</strong>. Hier gebe es etliche Punkte zu beachten, etwa<br />
Vertragslaufzeit, Kündigungsfristen, Einrichtungsgebühr<br />
o<strong>de</strong>r die Zahl <strong>de</strong>r eingestellten Produkte. „Entschei<strong>de</strong>nd sind<br />
vor allem faire Vertragslaufzeiten, damit man <strong>de</strong>n Dienst gegebenenfalls<br />
schnell und unkompliziert aussortieren kann“,<br />
sagt A<strong>de</strong>bahr.<br />
Gera<strong>de</strong> am Anfang ist das Controlling wichtig, um bösen Überraschungen<br />
vorzubeugen. Jan Fischmann beispielsweise hatte<br />
seinen Webshop Sport-Fischmann.<strong>de</strong> zunächst zwei Monate<br />
lang bei einer Handvoll Preisvergleichsportalen laufen lassen.<br />
„Dann habe ich die aussortiert, bei <strong>de</strong>nen Aufwand und Kosten<br />
nicht im Verhältnis stan<strong>de</strong>n“, berichtet Fischmann. Derzeit<br />
peilt <strong>de</strong>r Unternehmer ein Verhältnis von Klickkosten zu<br />
Umsatz von 1:10 an.<br />
Ob sich Suchmaschinenmarketing<br />
lohnt, hängt sehr stark<br />
von <strong>de</strong>r Strategie ab. Sicher ist:<br />
Das Gießkannenprinzip führt<br />
eher selten zum Erfolg.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Erste Hinweise auf die späteren Erfolgsaussichten gibt die<br />
durchschnittliche Konversionsrate <strong>de</strong>r einzelnen Portale; das<br />
ist die Rate, mit <strong>de</strong>r sich Besucher in Neukun<strong>de</strong>n verwan<strong>de</strong>ln.<br />
Außer<strong>de</strong>m sollte <strong>de</strong>r durchschnittliche Warenkorbwert überprüft<br />
wer<strong>de</strong>n. Entsprechen<strong>de</strong> Listen kursieren im Internet.<br />
Auch Dirk Lawinsky prüft regelmäßig, welches Preisportal<br />
ihm welche Klickzahlen beschert, welche Kosten er dadurch<br />
hat und wie viel Umsatz er dort generiert. Die besten Erfahrungen<br />
habe er mit Billiger.<strong>de</strong>, Preisroboter.<strong>de</strong> und Shopzilla.<strong>de</strong><br />
gemacht. „An<strong>de</strong>re habe ich wegen fehlen<strong>de</strong>r Rentabilität wie<strong>de</strong>r<br />
fallen lassen“, so <strong>de</strong>r Händler.<br />
Tipp: Produktdaten optimieren<br />
Mehr Potenzial als die meisten Shopbetreiber ahnen, steckt<br />
in <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Produktdatenlisten, <strong>de</strong>n sogenannten<br />
Feeds. „Durch gute Feeds lassen sich signifi kant höhere<br />
Konversionsraten, größere Warenkörbe und eine günstigere<br />
Kosten-Umsatz-Relation erzielen“, erklärt Jan Schöttelndreier,<br />
Chief-Sales-Offi cer bei Become Europe & Pangora GmbH,<br />
einem Technologieanbieter für Online-Marktplätze.<br />
Die Produktdatenlisten enthalten sämtliche Informationen<br />
über das angebotene Produkt, zum Beispiel Beschreibung,<br />
Artikelnummer, Preis, EAN-Co<strong>de</strong>, Versandkosten und Ähnliches.<br />
Sie wer<strong>de</strong>n mittels Datenexport aus <strong>de</strong>n Online-Shops<br />
generiert und von <strong>de</strong>n Preisvergleichsportalen verarbeitet.<br />
55
IT & Investition – Marketing<br />
56<br />
„Ausführlich beschriebene Angebote wer<strong>de</strong>n bei Suchanfragen<br />
leichter gefun<strong>de</strong>n. In Kategorien mit vielen verschie<strong>de</strong>nen<br />
Produkten und Produktvarianten kann eine exakte Beschreibung<br />
sogar <strong>de</strong>n Ausschlag geben“, weiß Schöttelndreier.<br />
Darüber hinaus sollte sich <strong>de</strong>r Händler nicht nur einem reinen<br />
Preisvergleich stellen. „Auch die Qualität <strong>de</strong>r Bebil<strong>de</strong>rung, die<br />
Professionalität <strong>de</strong>s Logos und an<strong>de</strong>re weiche Kriterien spielen<br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle bei <strong>de</strong>r Kaufentscheidung“, weiß<br />
Schöttelndreier.<br />
Rechtslage beachten<br />
Sind die Daten-Feeds erstellt, wer<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Regel einmal<br />
täglich von <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen abgerufen. Wird dies<br />
häufi ger gewünscht, ist das meist kostenpfl ichtig. Hier lauern<br />
allerdings neue Risiken. Denn <strong>de</strong>r Server-Upload fi n<strong>de</strong>t mitunter<br />
zeitversetzt statt. „Statische Preisvergleichsseiten sind<br />
<strong>de</strong>shalb selten auf <strong>de</strong>m neuesten Stand, zumal etliche Shopbetreiber<br />
ihre Preise oft mehrmals täglich än<strong>de</strong>rn“, weiß Robin<br />
Landy, Grün<strong>de</strong>r von Invisible-Hand, ein Tool zur automa-<br />
INTERVIEW<br />
„Preissensible Kun<strong>de</strong>n sind selten treu“<br />
Dr. Kai Hu<strong>de</strong>tz, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Instituts für Han<strong>de</strong>lsforschung<br />
GmbH in Köln, zum Thema Preissuchmaschinen.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />
Herr Dr. Hu<strong>de</strong>tz, gehören Preissuchmaschinen<br />
heute zum Marketingmix eines<br />
Shopbetreibers?<br />
Dr. Kai Hu<strong>de</strong>tz: Das hängt von <strong>de</strong>r Branche<br />
ab. Im Bereich Consumer Electronics<br />
sind Preisvergleichsportale beispielsweise<br />
unerlässlich. Bei Mo<strong>de</strong>artikeln spielen<br />
sie dagegen keine Rolle.<br />
Ist allein <strong>de</strong>r Preis im Netz ausschlaggebend?<br />
Hu<strong>de</strong>tz: Erfreulicherweise nicht. <strong>Als</strong> Anbieter<br />
sollte man preislich konkurrenzfähig<br />
sein; man muss aber nicht <strong>de</strong>r Günstigste<br />
sein. Vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren<br />
wie Gütesiegel, Art <strong>de</strong>r Zahlungsverfahren,<br />
Lieferverfügbarkeit o<strong>de</strong>r Solidität<br />
spielen eine wichtige Rolle.<br />
Lohnen sich Preisvergleichsportale in je<strong>de</strong>m<br />
Fall?<br />
Hu<strong>de</strong>tz: Pauschal lässt sich das nicht<br />
beantworten. Preissuchmaschinen sind<br />
vor allem in <strong>de</strong>n Branchen wichtig, wo<br />
Preistransparenz und Konkurrenzdruck<br />
ohnehin schon sehr groß sind. Daher sind<br />
die Margen auch eher gering. In manchen<br />
Produktkategorien kann man zwar Neukun<strong>de</strong>n<br />
gewinnen, aber preissensible Kun<strong>de</strong>n<br />
sind in <strong>de</strong>r Regel keine treuen Kun<strong>de</strong>n.<br />
Daher plädiere ich eindringlich dafür, ein<br />
sorgfältiges Controlling zu betreiben und<br />
Aufwand versus Nutzen zu betrachten.<br />
tischen Bestpreis-Suche. Dies verärgert nicht nur potenzielle<br />
Käufer. Die Shopbetreiber selbst stehen damit auf rechtlich<br />
unsicherem Bo<strong>de</strong>n.<br />
Aus aktuellem Anlass hatte <strong>de</strong>r I. Zivilsenat <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofs<br />
Anfang dieses Jahres ein Urteil zur Aktualität von<br />
Preisen in Preissuchmaschinen gefällt: Eine Klägerin hatte einen<br />
Webshop-Betreiber angezeigt, weil dieser eine Espressomaschine<br />
auf einer Preisvergleichsseite günstiger bewarb als<br />
auf seiner Shopseite. Der Grund: Die Preisän<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> von<br />
<strong>de</strong>m Preisvergleichsportal erst zeitlich verzögert angezeigt.<br />
„Der BGH entschied, dass ein Händler <strong>de</strong>n Produktpreis in seinem<br />
Shop erst umstellen darf, wenn <strong>de</strong>r neue Preis auch in<br />
<strong>de</strong>n Preissuchmaschinen angezeigt wird“, berichtet Max-Lion<br />
Keller, Rechtsanwalt bei <strong>de</strong>r Münchner IT-Recht-Kanzlei. An<strong>de</strong>rnfalls<br />
setze sich <strong>de</strong>r Händler <strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r unlauteren<br />
Irreführung aus, so Keller.<br />
Nach Ansicht von RA Keller ist die Umsetzung <strong>de</strong>r vom BGH<br />
gefor<strong>de</strong>rten Prüfungspfl ichten problematisch: „Der Händler<br />
hat in Zukunft keine an<strong>de</strong>re Wahl, als bei je<strong>de</strong>r Preiserhöhung<br />
abzuwarten, bis je<strong>de</strong>s Preisvergleichsportal <strong>de</strong>n neuen Preis<br />
übernommen hat“, so Keller. Ein weiterer<br />
rechtlicher Aspekt: Händler sollten darauf<br />
achten, ob <strong>de</strong>r Portalbetreiber seinen Firmensitz<br />
in Deutschland hat. Denn nur dann muss<br />
er sich an die <strong>de</strong>utschen Verbrauchergesetze<br />
halten.<br />
Viele Händler haben aus ihren Erfahrungen<br />
mit <strong>de</strong>n Preisvergleichsdiensten gelernt und<br />
ein Mo<strong>de</strong>ll für sich gefun<strong>de</strong>n. Michael Steinert<br />
vom Möbelhaus Magnat wirbt mit qualitativ<br />
hohem Service, ist aber realistischer gewor<strong>de</strong>n,<br />
was das Listing seiner Produkte angeht:<br />
„Anfangs haben wir alle Artikel in <strong>de</strong>n Preisvergleichen<br />
gelistet. Heute setzen wir nur<br />
noch die Artikel rein, bei <strong>de</strong>nen wir einer<br />
<strong>de</strong>r Günstigsten sind“, berichtet Steinert. Ein<br />
Pluspunkt für ihn sind seine La<strong>de</strong>ngeschäfte,<br />
wo sich Kun<strong>de</strong>n die Möbel auch einmal persönlich<br />
ansehen können.<br />
Auch Shopbetreiber Jan Fischmann entschei<strong>de</strong>t<br />
sehr genau, welche Produkte er über <strong>de</strong>n<br />
Preisvergleich bewirbt und welche nicht. In<br />
manchen Preissuchmaschinen listet er nur<br />
Kategorien, nach <strong>de</strong>nen beson<strong>de</strong>rs große<br />
Nachfrage herrscht, wie zum Beispiel „Jack<br />
Wolfskin“ o<strong>de</strong>r „Schlussverkauf“. „Kaufi nteressenten<br />
nutzen die Preisportale in <strong>de</strong>r<br />
Regel nicht für alle Produkte. Es gibt Randsortimente,<br />
die auch nur wenige Menschen<br />
interessieren. Diese Artikel sollte man erst gar<br />
nicht in <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen listen“, rät<br />
Fischmann. Unterm Strich geht seine Strategie<br />
auf: „Wir generieren etwa 40 Prozent unseres<br />
Gesamtumsatzes durch Preisvergleichs-<br />
privat<br />
seiten“, schätzt <strong>de</strong>r Unternehmer. Foto:<br />
ProFirma 01/02 2011
ProFirma 01/02 2011<br />
Cole's Corner<br />
Was macht mein Computer,<br />
wenn ich weg bin?<br />
Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass sie<br />
nicht hinter mir her sind. Dieser alte Witz fi el mir neulich ein,<br />
als ich in Boston mit David Ting zusammensaß, <strong>de</strong>m Grün<strong>de</strong>r<br />
einer kleinen Software-Firma, die sich auf IT-Sicherheit spezialisiert.<br />
Ting hat eine Lücke ent<strong>de</strong>ckt, auf die ich noch nie<br />
gekommen bin, obwohl ich seit Jahren in dieser Branche unterwegs<br />
bin. Er nennt es das „Walkaway Problem“.<br />
Was passiert, so fragte mich Ting, wenn du dich zwar or<strong>de</strong>ntlich<br />
auf <strong>de</strong>inem Computer eingeloggt hast, sich aber plötzlich<br />
die Natur zu Wort mel<strong>de</strong>t? Du stehst auf und gehst aufs Klo!<br />
Mel<strong>de</strong>st du dich <strong>de</strong>swegen vom Server ab? Natürlich nicht.<br />
Das heißt: Dein Computer ist in <strong>de</strong>r Zwischenzeit völlig unbewacht,<br />
und je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zufällig in <strong>de</strong>in Büro kommt, kann sich<br />
hinsetzen und hat vollen Zugang zu allen Daten und Anwendungen.<br />
Er kann lesen, was du gera<strong>de</strong> in eine Mail geschrieben,<br />
aber noch nicht abgeschickt hast. Er kann schnell mal<br />
ein paar Daten auf einen USB-Stick ziehen o<strong>de</strong>r, wenn er ein<br />
beson<strong>de</strong>rs gerissener Hacker ist und nur auf diese Gelegenheit<br />
gewartet hat, dir mal schnell ein Virusprogramm auf <strong>de</strong>n<br />
Rechner spielen, das ihm uneingeschränkten Zugang zum<br />
System verschafft.<br />
Okay, ich weiß: Hun<strong>de</strong>rtprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo,<br />
we<strong>de</strong>r im Straßen- noch im Datenverkehr. Aber dieses<br />
Problem scheint mir doch so gravierend zu sein, dass es sich<br />
lohnt, sich ein paar Gedanken darüber zu machen. Vor allem<br />
dann, wenn man beispielsweise in einer Bank arbeitet o<strong>de</strong>r in<br />
einem Rüstungsbetrieb, aber auch in einem öffentlichen Amt<br />
o<strong>de</strong>r beispielsweise in <strong>de</strong>r Lohnbuchhaltung eines mittelständischen<br />
Unternehmens. Wir können uns jetzt alle ganz fest<br />
vornehmen, uns je<strong>de</strong>s Mal auszuloggen, wenn wir aufstehen<br />
und <strong>de</strong>n Arbeitsplatz verlassen, aber wie sagte doch meine<br />
alte schwäbische Vermieterin damals: „Wo Menschen sind, da<br />
Von Tim Cole<br />
Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />
mehrerer Elektronikzeitschriften<br />
ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />
Thema E-Commerce.<br />
Info: www.cole.<strong>de</strong><br />
menschelt‘s.“ Wir sind nun einmal vergessliche Wesen, und<br />
mit <strong>de</strong>m Alter wird es immer schlimmer. Ich arbeite ja zum<br />
Glück vom Home Offi ce aus, aber auch ich lasse meinen Laptop<br />
im Zugabteil offen stehen, wenn ich unterwegs mal muss.<br />
Wer weiß, wer da so alles vorbeikommt…<br />
Tings Firma Imprivata löst das Problem <strong>de</strong>nkbar elegant: Da<br />
heutzutage so gut wie je<strong>de</strong>r PC über eine Vi<strong>de</strong>okamera verfügt,<br />
hat er eine Software entwickelt, die Gesichter erkennen<br />
kann. Genau gesagt muss man <strong>de</strong>m Programm erst einmal<br />
beibringen, einen zu erkennen, aber das geht ganz schnell.<br />
Wenn ich mich nun einlogge, „erkennt“ mich mein Computer<br />
binnen weniger Sekun<strong>de</strong>n. Solange ich davorsitze, ist alles in<br />
Ordnung. Wenn ich aber aus <strong>de</strong>m Blickfeld <strong>de</strong>r Kamera verschwin<strong>de</strong>,<br />
schaltet die Software alle geöffneten Anwendungen<br />
in <strong>de</strong>n „Standby“-Modus. Das heißt: Nichts geht mehr. Wenn<br />
ich mich mit einem Seufzer <strong>de</strong>r Erleichterung wie<strong>de</strong>r in meinen<br />
Bürostuhl setze, erkennt das <strong>de</strong>r Computer ebenfalls und<br />
schaltet wie<strong>de</strong>r alles frei. Das geht natürlich ganz automatisch,<br />
sodass ich nicht gezwungen bin, mich wie<strong>de</strong>r anzumel<strong>de</strong>n, so<br />
wie das üblicherweise bei längeren Ruhepausen nötig ist.<br />
Ich kenne keinen an<strong>de</strong>ren Anbieter, <strong>de</strong>r sich dieses Problems<br />
angenommen hat, was vielleicht daran liegt, dass man eine<br />
beson<strong>de</strong>rs kranke Fantasie haben muss, um überhaupt auf so<br />
etwas zu kommen. Aber IT-Sicherheitsleute sind nun mal paranoid.<br />
Und seit<strong>de</strong>m mich David Ting darauf gebracht hat, ertappe<br />
ich mich laufend dabei, wie ich über die Schulter schaue<br />
und überlege, was passieren wür<strong>de</strong>, wenn ich jetzt wegginge.<br />
Ich weiß nicht, ob ich ihm dafür dankbar sein soll, <strong>de</strong>nn eigentlich<br />
hatte ich vorher schon Probleme genug. Zum Glück<br />
lässt sich dieses Problem aber ziemlich einfach lösen, auch<br />
ganz ohne Psychiater: Einfach <strong>de</strong>n Laptop zuklappen. Das<br />
sollte man überhaupt viel häufi ger tun …<br />
Kolumne<br />
57
IT & Investition – Kommunikation<br />
Standortvernetzung<br />
Richtig verbin<strong>de</strong>n<br />
Sicher, schnell und stabil: So sollte <strong>de</strong>r Datenaustausch zwischen Unternehmensstandorten<br />
funktionieren. Vielen Firmen genügt dafür heute ein Tarif von <strong>de</strong>r Stange. Wer<br />
aber beson<strong>de</strong>re Anfor<strong>de</strong>rungen hat, kommt um eine individuelle Lösung nicht herum.<br />
VON STEFAN GNEITING UND SABINE SCHMITT<br />
Die meisten Unternehmensanwendungen<br />
arbeiten heute mit einer zentralen<br />
Datenbank, auf die alle Angestellten<br />
von ihrem Computer aus zugreifen. Für<br />
ein Unternehmen mit nur einem Standort<br />
ist es keine große Sache, diese Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
mit einem lokalen Netzwerk<br />
zu lösen. An<strong>de</strong>rs sieht es aus, wenn eine<br />
Firma mehrere Nie<strong>de</strong>rlassungen besitzt.<br />
Dann müssen die Standorte datentechnisch<br />
miteinan<strong>de</strong>r verknüpft wer<strong>de</strong>n.<br />
Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN)<br />
ist relativ einfach aufzubauen, kostengünstig<br />
und sehr fl exibel. Im Grun<strong>de</strong><br />
benötigt man lediglich an je<strong>de</strong>m<br />
Standort ein VPN-Gateway, das <strong>de</strong>n<br />
Übergang zwischen Internet und Unternehmensnetzwerk<br />
bil<strong>de</strong>t, sowie die<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Verbindungen ins In-<br />
ternet. Für einen reibungslosen Datenverkehr<br />
sollte vor allem die Zentrale<br />
über eine leistungsfähige Verbindung<br />
ins weltweite Datennetz verfügen, die<br />
in bei<strong>de</strong> Richtungen hohe Datenraten<br />
bietet. „Die Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung für die<br />
Zentrale liegt bei einem symmetrischen<br />
Anschluss bei einer Datenrate von zwei<br />
Megabit pro Sekun<strong>de</strong>“, sagt Uli Ambrosius,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner<br />
Ambrosius GmbH & Co. KG, einem<br />
Systemhaus für EDV und Telekommunikation.<br />
Für kleine Außenstandorte mit<br />
nur wenigen Mitarbeitern genüge meist<br />
schon eine preiswerte asymmetrische<br />
DSL-Leitung mit einer Datenrate von<br />
zwei o<strong>de</strong>r sechs Mbit/s im Download.<br />
„Dienstleister, die DSL-Zugänge für gewerbliche<br />
Zwecke im Portfolio haben,<br />
arbeiten alle auf einem Niveau, das auf<br />
anspruchsvolle Unternehmenskun<strong>de</strong>n<br />
zugeschnitten ist. Sie bieten eine hohe<br />
Ausfallsicherheit“, sagt Ambrosius. Von<br />
Billig-Flatrates rät <strong>de</strong>r Experte ab, da sie<br />
im Allgemeinen weniger zuverlässig<br />
sind. Die großen Telekommunikationsanbieter,<br />
wie die Deutsche Telekom,<br />
Vodafone o<strong>de</strong>r O2, mit ihren großen<br />
bun<strong>de</strong>sweiten Netzwerken für Mobilfunk<br />
und Festnetzübertragung, die<br />
ebenfalls bun<strong>de</strong>sweit tätigen Anbieter<br />
QSC o<strong>de</strong>r Versatel sowie lokale Carrier,<br />
wie die Münchener M-Net, die Kölner<br />
Net Cologne o<strong>de</strong>r auch die Ol<strong>de</strong>nburger<br />
EWE TEL, bieten ein breites Spektrum an<br />
DSL-, SDSL- o<strong>de</strong>r SHDSL-Angeboten für<br />
<strong>de</strong>n professionellen Nutzer.<br />
Garantierte Bandbreite<br />
„Auch wenn man einen einfachen Internet-Anschluss<br />
relativ schnell wechseln<br />
kann, sollte man sich <strong>de</strong>n Anbieter<br />
schon mit einer längeren Perspektive<br />
aussuchen“, sagt Claus Kerscher, Leiter<br />
Internet-Services beim Münchener System-<br />
und Beratungshaus M.A.X. Informationstechnologie<br />
AG. Der Grund: Bei<br />
je<strong>de</strong>r Standortvernetzung, die über ein<br />
Standardangebot hinausgeht, be<strong>de</strong>utet<br />
<strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>s Provi<strong>de</strong>rs immer auch<br />
einen erheblichen organisatorischen<br />
Aufwand.<br />
Exklusive Punkt-zu-Punkt-Verbindungen<br />
zwischen zwei Standorten wer<strong>de</strong>n<br />
vergleichsweise selten nachgefragt.<br />
„Auf gewerbliche Zwecke zugeschnittene DSL-<br />
Zugänge bieten immer hohe Ausfallsicherheit.“<br />
ULI AMBROSIUS, AMBROSIUS GMBH & CO. KG, WIESBADEN<br />
58 ProFirma 01/02 2011<br />
Fotos: privat; photobank.kiev.ua/shutterstock
Wer große Datenmengen sicher<br />
übermitteln muss, kommt an einem<br />
privaten „Tunnel“ nicht vorbei.<br />
„Eine klassische Standleitung lohnt sich<br />
heute für die meisten Unternehmen<br />
nicht mehr, da sie im Vergleich zu einer<br />
SDSL- o<strong>de</strong>r SHDSL-Verbindung einfach<br />
zu teuer ist“, sagt Rolf Wallen<strong>de</strong>r,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Göppinger Imos<br />
GmbH, Dienstleister für Informations-<br />
und Kommunikationslösungen. „Wer<br />
allerdings eine Datenleitung mit einer<br />
100-prozentig zugesicherten Bandbreite<br />
mit kurzen Laufzeiten benötigt<br />
und überdies hohe Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen<br />
hat, sollte auf je<strong>de</strong>n Fall eine<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Standleitung in Erwägung ziehen.“<br />
Auch wenn die Kosten für die Exklusivleitung<br />
– je nach Verbindungslänge und<br />
Übertragungsgeschwindigkeit – nicht<br />
unerheblich sind: Für eine 10-Mbit/s-<br />
Leitung, die eine Entfernung von rund<br />
sieben Kilometern überbrückt, können<br />
unter ungünstigen Voraussetzungen<br />
schnell 1.000 Euro o<strong>de</strong>r mehr pro Monat<br />
anfallen.<br />
Mit Punkt-zu-Punkt-Glasfaser-Verbindungen<br />
lassen sich Übertragungsraten<br />
von zehn Gbit/s realisieren. Solche Geschwindigkeiten<br />
benötigen aber die wenigsten<br />
Unternehmen. „Die langjährige<br />
Erfahrung aus vielen Kun<strong>de</strong>nprojekten<br />
im Mittelstand lehrt uns, dass eine Datengeschwindigkeit<br />
von sechs Mbit/s<br />
meist ausreicht“, sagt Wallen<strong>de</strong>r. Wenn<br />
ein Kun<strong>de</strong> einen Anschluss mit 100<br />
Mbit/s o<strong>de</strong>r mehr verlangt, hinterfragt<br />
<strong>de</strong>r Experte <strong>de</strong>n Bedarf und sucht nach<br />
alternativen Lösungen. Müssen sehr<br />
große Datenmengen zwischen Standorten<br />
transportiert wer<strong>de</strong>n, beispielsweise<br />
für eine CAD-Anwendung, sollte<br />
man überlegen, ob eine Client-Server-<br />
Anwendung besser wäre.<br />
Doppelt hält besser<br />
Obwohl die Verfügbarkeitsgarantie bei<br />
<strong>de</strong>n Geschäftskun<strong>de</strong>nangeboten ziemlich<br />
umfassend ist, rät IT-Experte Wallen<strong>de</strong>r<br />
seinen Kun<strong>de</strong>n zur Absicherung<br />
<strong>de</strong>r Leitungen zwischen <strong>de</strong>n Standorten<br />
beziehungsweise ins Internet. „Auf<br />
eine Fallback-Lösung sollte kein Unternehmen<br />
verzichten“, sagt er. Wenn<br />
die Leitung auch nur einige Stun<strong>de</strong>n<br />
ausfällt, kann das zu schwerwiegen<strong>de</strong>n<br />
Einbußen führen. Dessen war man<br />
59
IT & Investition – Kommunikation<br />
sich auch beim Speditions- und Logistikunternehmen<br />
Wackler in Göppingen<br />
bewusst. „Eine funktionieren<strong>de</strong><br />
Verbindung von <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />
in Dres<strong>de</strong>n und Uhingen und weiteren<br />
Außenstellen zum Haupthaus in Göppingen<br />
ist für das Unternehmen überlebenswichtig“,<br />
sagt Bernd Wagegg, System-Administrator<br />
bei Wackler. „Ein<br />
Totalausfall <strong>de</strong>r Datenverbindung zum<br />
Haupthaus wäre für uns <strong>de</strong>r Super-Gau,<br />
da in einem solchen Fall sämtliche Außenstellen<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger arbeitsunfähig<br />
sind.“<br />
Alle Wackler-Standorte sind mit einer<br />
Fallback-Lösung ausgestattet, die <strong>de</strong>n<br />
Datenverkehr komplett übernimmt,<br />
falls die Primärleitung gestört sein sollte.<br />
„Wir haben die Standorte über unterschiedliche<br />
Zugangsarten angebun<strong>de</strong>n,<br />
sodass wir sehr hohe Verfügbarkeitsga-<br />
rantien erhalten“, erklärt Wagegg. Das<br />
Haupthaus in Göppingen, in <strong>de</strong>m alle<br />
Server konzentriert sind, verfügt beispielsweise<br />
über eine Punkt-zu-Punkt-<br />
Verbindung mit 10 Mbit/s zum Rechenzentrum<br />
von Imos, das wie<strong>de</strong>rum mit<br />
einer Ein-Gbit/s-Glasfaserleitung direkt<br />
an das Backbone-Netz <strong>de</strong>s Provi<strong>de</strong>rs angeschlossen<br />
ist.<br />
Sollte die Hauptleitung bei Wackler<br />
einmal nicht zur Verfügung stehen,<br />
schaltet sich <strong>de</strong>r Datenverkehr unter<br />
Beibehaltung <strong>de</strong>r externen IP-Adressen<br />
automatisch auf die Fallback-Lösung,<br />
die eine SHDSL-Leitung mit einer Kapazität<br />
von sechs Mbit/s nutzt. Ein Hardware-Cluster<br />
aus mehreren Routern<br />
und Proxy-Servern komplettiert die redundante<br />
Dateninfrastruktur. Im Januar<br />
2011 baut Wackler die Infrastruktur<br />
gemeinsam mit Imos noch einmal um,<br />
Der Weg zum<br />
leistungsfähigen Netzwerk<br />
Bevor Sie Standorte vernetzen, sollten Sie eine Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />
erstellen, die folgen<strong>de</strong> Punkte berücksichtigt:<br />
■ ANWENDUNGEN ANALYSIEREN<br />
Zu Beginn <strong>de</strong>r Planung einer Standortvernetzung<br />
muss geklärt wer<strong>de</strong>n,<br />
welche Geschäftsprozesse das Netzwerk<br />
unterstützen muss, auf welche<br />
Anwendungen die Mitarbeiter von<br />
einer Nie<strong>de</strong>rlassung in <strong>de</strong>r Zentrale<br />
zugreifen wer<strong>de</strong>n und welche Daten<br />
über die Leitungen transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />
■ FESTLEGUNG DER BENUTZER<br />
Wichtig ist die Festlegung <strong>de</strong>s Nutzerkreises<br />
im Netzwerk. Sollen beispielsweise<br />
nur Zweigstellen miteinan<strong>de</strong>r<br />
verknüpft wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r sollen auch<br />
Außendienstmitarbeiter unterwegs auf<br />
das Unternehmensnetzwerk zugreifen<br />
können? Sind Heimarbeitsplätze zu<br />
berücksichtigen? Müssen auch externe<br />
Nutzer wie Lieferanten und Partner eingebun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
■ BERECHTIGUNGSKONZEPT ÜBERLEGEN<br />
Legen Sie ein Berechtigungskonzept fest.<br />
Ein angebun<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong> muss an<strong>de</strong>re<br />
Zugriffsrechte erhalten als eine angebun<strong>de</strong>ne<br />
Nie<strong>de</strong>rlassung. Es empfi ehlt<br />
sich, unterschiedliche Benutzergruppen<br />
mit verschie<strong>de</strong>nen Berechtigungen zu<br />
<strong>de</strong>fi nieren und die Gruppenzugehörigkeit<br />
durch ein Anfor<strong>de</strong>rungsprofi l zu regeln.<br />
■ ZUSTÄNDIGKEIT VERGEBEN<br />
Ein wichtiger Punkt ist die Frage, ob das<br />
Unternehmen die Vernetzung selbst realisieren<br />
und später betreiben kann o<strong>de</strong>r<br />
ob externe Hilfe nötig ist. Will man die<br />
Standortvernetzung in Eigenregie betreiben,<br />
müssen die Administratoren für <strong>de</strong>n<br />
Betrieb <strong>de</strong>s VPNs ausreichend Zeit haben.<br />
Holt man sich für das Projekt externe Hilfe,<br />
muss man entschei<strong>de</strong>n, ob man nur<br />
die Realisierung an Spezialisten vergibt<br />
o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n späteren Betrieb.<br />
um <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Bandbreitenbedarf<br />
auch in Zukunft zuverlässig befriedigen<br />
zu können. „Dann wollen wir die<br />
jetzige Primärleitung mit einer Punktzu-Punkt-Richtfunkverbindungersetzen,<br />
die anfangs 15 Mbit/s leisten soll“,<br />
erklärt Wagegg. „Da unser Bandbreitenbedarf<br />
stetig ansteigt, waren wir zusammen<br />
mit Imos auf <strong>de</strong>r Suche nach einer<br />
skalierbaren, aber <strong>de</strong>nnoch bezahlbaren<br />
Lösung. Mit <strong>de</strong>r Richtfunklösung bekommen<br />
wir mehr Bandbreite und<br />
durch das zusätzliche Übertragungsmedium<br />
eine noch höhere Ausfallsicherheit,<br />
ohne dafür langfristige Nutzungsverträge<br />
mit einem Carrier abschließen<br />
zu müssen – und das ohne Hardware-<br />
Austausch o<strong>de</strong>r Tiefbaumaßnahmen.“<br />
Ein weiterer Vorteil: Die Fallback-Lösung<br />
muss keineswegs ungenutzt bleiben,<br />
solange die Primärleitung funktioniert.<br />
„Die Kun<strong>de</strong>n können die zweite Leitung,<br />
die nur geringe Mehrkosten verursacht,<br />
auch im täglichen Betrieb sinnvoll einsetzen“,<br />
sagt Wallen<strong>de</strong>r. Beispielsweise<br />
für ein vom Unternehmensnetzwerk<br />
separiertes Gäste-LAN.<br />
Spezialisten beauftragen<br />
Die Umsetzung einer so ausgeklügelten<br />
Lösung erfor<strong>de</strong>rt Spezialwissen im<br />
Bereich Datenübertragung und IT; vor<br />
allem kleinere Unternehmen sollten<br />
in einem solchen Fall unbedingt einen<br />
Spezialisten hinzuziehen. Die Rechnung<br />
ist laut Ambrosius ganz einfach:<br />
Um eine permanente Netzwerkbetreuung<br />
sicherzustellen, benötige man min<strong>de</strong>stens<br />
zwei IT-Spezialisten, da nur so<br />
auch in Urlaubszeiten o<strong>de</strong>r im Krankheitsfall<br />
immer ein kompetenter Mitarbeiter<br />
bereitstehe. „Das ist für kleine<br />
Unternehmen <strong>de</strong>fi nitiv teurer als die Betreuung<br />
durch einen externen Dienstleister“,<br />
erläutert Ambrosius. Bei <strong>de</strong>r Projektplanung<br />
sollte man daher nicht nur<br />
die Investitionskosten berücksichtigen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die späteren Betriebskosten.<br />
Über die Jahre gesehen fallen die<br />
einmaligen Investitionskosten für Hardware,<br />
Software und Installation weit weniger<br />
ins Gewicht als die monatlichen<br />
Gebühren für Datenverbindungen o<strong>de</strong>r<br />
Wartungsdienstleistungen.<br />
60 ProFirma 01/02 2011
Foto: Monster<br />
Monster.com<br />
Recruiting in Zeiten von Facebook<br />
Das Internet hat Personalrekrutierungsprozesse für Unternehmen und Bewerber grundlegend<br />
verän<strong>de</strong>rt. Immer größere Be<strong>de</strong>utung erhalten dabei Social Media. VON TILL KAESTNER<br />
Gut 15 Jahre nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Amerikaner<br />
Jeff Taylor mit „The Monster Board“,<br />
<strong>de</strong>m späteren Monster.com, das Online-Recruiting<br />
erfand, hat sich E-Recruiting<br />
in <strong>de</strong>n Personalabteilungen<br />
etabliert. Heutzutage nimmt <strong>de</strong>r Online-Stellenmarkt<br />
<strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Stellenausschreibungen<br />
ein: Unternehmen<br />
schreiben ihre Stellen auf <strong>de</strong>r eigenen<br />
Webseite aus und nutzen die bun<strong>de</strong>sweiten<br />
Jobbörsen. Dabei wird <strong>de</strong>r Besetzungsprozess<br />
aufgrund <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />
Menge an Bewerbungen und starkem<br />
Kostendruck immer komplexer.<br />
Mit einem kleineren Budget sollen Personalverantwortliche<br />
in noch kürzerer<br />
Zeit Stellen mit Fachkräften besetzen,<br />
die nur schwer zu fi n<strong>de</strong>n sind. Die<br />
Einführung immer neuer Recruiting-<br />
Kanäle verstärkt die Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />
und erfor<strong>de</strong>rt eine dauerhafte<br />
Lernbereitschaft <strong>de</strong>r Personaler. Wer<br />
noch nichts von Twitter und Facebook<br />
gehört hat, wird sich in <strong>de</strong>n Personalabteilungen<br />
<strong>de</strong>r Zukunft nicht mehr<br />
zurechtfi n<strong>de</strong>n. Gleichzeitig bieten diese<br />
Plattformen neue zusätzliche Möglichkeiten,<br />
begehrte Fachkräfte zu erreichen<br />
und Kosten im Besetzungsprozess einzusparen.<br />
Immer mehr informieren sich Bewerber<br />
bei Internet-Stellenbörsen und Unternehmenswebseiten<br />
über freie Stellen<br />
und potenzielle Arbeitgeber. Die Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Social Recruiting stecken<br />
zwar noch in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Zusehends<br />
halten aber auch soziale Netzwerke<br />
und weitere Anwendungen <strong>de</strong>s<br />
Web 2.0 Einzug in Personalabteilungen<br />
und <strong>de</strong>n Rekrutierungsprozess. Anfangs<br />
wur<strong>de</strong>n Twitter und Facebook noch als<br />
„nicht businesstauglich“ eingestuft und<br />
die professionelle Anwendung im Unternehmen<br />
als untauglich abgetan. Immer<br />
mehr Unternehmen wagen jedoch<br />
jetzt <strong>de</strong>n Schritt in die Social Media-<br />
Sphären und erkennen, dass sich damit<br />
neue Zielgruppen erreichen lassen.<br />
Bereits je<strong>de</strong>r zweite Internetnutzer in<br />
Deutschland ist Mitglied einer Online-<br />
Community. Auf einigen dieser Plattformen<br />
geht es um nichts an<strong>de</strong>res als<br />
Karrierethemen. Hier hoffen Jobsu-<br />
Der Autor: Till Kaestner ist Marketing<br />
Director bei Monster Worldwi<strong>de</strong> Central<br />
Europe in Eschborn.<br />
chen<strong>de</strong>, „Insi<strong>de</strong>r-Informationen“ über<br />
potenzielle Arbeitgeber zu erhalten.<br />
Vor allem aktiv Jobsuchen<strong>de</strong> erwarten<br />
außer<strong>de</strong>m von Vi<strong>de</strong>os und Corporate<br />
Blogs auf <strong>de</strong>n Unternehmens-Webseiten<br />
authentische Informationen. Sie<br />
wollen aktiv durch RSS-Feeds und Podcasts<br />
über Stellenangebote und Karrierechancen<br />
auf <strong>de</strong>m neuesten Stand<br />
gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
ADVERTORIAL<br />
Vor allem aber möchten die Bewerber<br />
mit <strong>de</strong>m Unternehmen unmittelbar in<br />
Kontakt treten, etwa über Service-Blogs<br />
im Rahmen <strong>de</strong>s Recruiting. Sie wollen<br />
auch wissen, wo sie mit ihrer Bewerbung<br />
stehen, und nicht mehr wochenlang<br />
auf eine Rückmeldung aus <strong>de</strong>m<br />
Unternehmen warten. Schlechte Erfahrungen<br />
im Bewerbungsprozess wer<strong>de</strong>n<br />
an an<strong>de</strong>re Kandidaten weitergegeben,<br />
was eventuell <strong>de</strong>n guten Ruf <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />
bedroht. Unternehmen sollten<br />
also wissen, welche Kanäle die gesuchte<br />
Zielgruppe nutzt und wie sie online zu<br />
erreichen ist.<br />
Bereits im Jahr 2009 erweiterte Monster<br />
<strong>de</strong>shalb seine Kommunikationskanäle<br />
um soziale Netzwerke. <strong>Als</strong> erstes Online-Karriereportal<br />
auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />
Markt stellt Monster auch individuelle<br />
Social Recruiting-Dienstleistungen für<br />
Kun<strong>de</strong>n bereit, betreibt auf Facebook-<br />
und Twitter-Kanälen seine eigenen<br />
Channels und veröffentlicht Vakanzen<br />
auf diesen zusätzlichen Kanälen. So<br />
kann Monster Millionen Nutzer dieser<br />
Social Media gezielt auf die freien Stellen<br />
seiner Kun<strong>de</strong>n aufmerksam machen.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Kanäle Social Media und<br />
Online-Karriereportale ergänzen sich<br />
damit optimal und führen Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer bestens zusammen.<br />
Technischer Fortschritt stellt alle am<br />
Recruitingprozess Beteiligten vor immer<br />
neue Herausfor<strong>de</strong>rungen. Der<br />
Kunstgriff wird sein, technische Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>n Fähigkeiten und Wünschen<br />
<strong>de</strong>r Nutzer anzupassen und die<br />
Beratungskompetenzen noch weiter<br />
auszubauen. Monster wird sich diesen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen stellen.
IT & Investition – Öffentlichkeitsarbeit<br />
Virtuelle Pressestelle<br />
Hier wer<strong>de</strong>n Sie gefun<strong>de</strong>n<br />
Viele Unternehmen beschränken ihre Pressearbeit auf <strong>de</strong>n Massenversand von E-Mails.<br />
Doch die wer<strong>de</strong>n kaum gelesen. Wer von <strong>de</strong>n Medien wahrgenommen wer<strong>de</strong>n will,<br />
braucht einen professionellen Bereich auf <strong>de</strong>r Firmen-Homepage. VON JÜRGEN CHRIST<br />
„Tue Gutes und re<strong>de</strong> darüber“ – dieser<br />
Satz gehört seit jeher zu <strong>de</strong>n Grundprinzipien<br />
in <strong>de</strong>r Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Inzwischen jedoch überfl uten<br />
Unternehmen mit ihren Botschaften die<br />
E-Mail-Fächer <strong>de</strong>r Journalisten. Doch<br />
die haben kaum mehr die Zeit, all die<br />
Informationen zu sichten. Immer mehr<br />
Medienvertreter recherchieren lieber<br />
selbst auf Firmen-Webseiten nach Informationen<br />
und Bildmaterial.<br />
„Bei <strong>de</strong>r Flut <strong>de</strong>r täglichen E-Mails an<br />
Journalisten sinkt die Chance für Unternehmen,<br />
überhaupt wahrgenommen<br />
zu wer<strong>de</strong>n“, erklärt Matthias Bonjer,<br />
Geschäftsführer <strong>de</strong>r Berliner Kommunikationsagentur<br />
Zucker, die im Online-Bereich<br />
unter an<strong>de</strong>rem Kun<strong>de</strong>n wie<br />
Plantronics, Herlitz und <strong>de</strong>n Blumenversen<strong>de</strong>r<br />
Fleurop berät. Die Online-<br />
Medien haben die klassische PR verän<strong>de</strong>rt.<br />
Während früher Pressemeldungen<br />
an die Redaktionen verschickt wur<strong>de</strong>n,<br />
verwen<strong>de</strong>n Journalisten heute lieber<br />
Suchmaschinen und durchforsten die<br />
Presseportale selbst. Diese Situation<br />
stellt Unternehmen vor eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
– und bietet gleichzeitig<br />
eine große Chance.<br />
Zwei mittelständische Unternehmen<br />
zeigen, wie mo<strong>de</strong>rne PR funktioniert:<br />
Die Berliner Fleurop AG und die Westafl<br />
ex-Gruppe aus Gütersloh, Hersteller<br />
von Klima- und Lufttechnik. Fleurop –<br />
ein Unternehmen mit 80 Mitarbeitern,<br />
8.000 Partnerfl oristen und einem Jahresumsatz<br />
von 71 Millionen Euro – präsentiert<br />
einen leicht auffi ndbaren und sehr<br />
aufgeräumten Online-Pressebereich mit<br />
aktuellen Meldungen, Bildmaterial, direktem<br />
E-Mail- und Telefonkontakt. Seit<br />
rund zehn Jahren besteht die Möglichkeit,<br />
unter fl europ.<strong>de</strong> Pressemeldungen<br />
herunterzula<strong>de</strong>n, seit 2009 unterhält<br />
Fleurop zusätzlich einen multimedialen<br />
„Social Media Newsroom“. „Online-PR<br />
bietet einige Vorteile gegenüber <strong>de</strong>r traditionellen<br />
Pressearbeit. So können wir<br />
beispielsweise direkt mit unseren Zielgruppen<br />
interagieren – ohne ein zusätzliches<br />
‚Mittler’-Medium“, erklärt Stefan<br />
Gegg, Vorstand <strong>de</strong>r Fleurop AG.<br />
Westafl ex bietet auf seiner Startseite<br />
im Bereich „Unser Unternehmen“ zahlreiche<br />
Hintergrundinformationen für<br />
die Presse, zum Beispiel eine <strong>de</strong>taillierte<br />
Firmenchronik. Außer<strong>de</strong>m ist das Unternehmen<br />
in sozialen Netzen wie You-<br />
KOSTENFREIE PRESSEPORTALE<br />
Zur Suchmaschinenoptimierung Ihrer<br />
Unternehmensbotschaften können<br />
Sie bei Presseportalen kostenlos<br />
Pressemeldungen hinterlegen.<br />
Fünf Beispiele:<br />
www.openpr.<strong>de</strong><br />
www.fi rmenpresse.<strong>de</strong><br />
www.newsmax.<strong>de</strong><br />
www.presseanzeiger.<strong>de</strong><br />
www.fair-news.<strong>de</strong><br />
62 ProFirma 01/02 2011<br />
Foto: mostafa fawzy /shutterstock
tube, Facebook und Twitter aktiv. „Die<br />
Pressearbeit in Online-Medien wirkt<br />
nachhaltiger, während bei traditionellen<br />
Medien wie TV o<strong>de</strong>r Zeitungen<br />
<strong>de</strong>r Erfolg mit hohem Budget meist<br />
kurzfristiger angelegt ist“, meint Jan<br />
Westerbarkey, geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />
<strong>de</strong>s Familienunternehmens<br />
mit 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />
von 30 Millionen Euro. Jährlich<br />
gibt Westafl ex ungefähr 50.000 Euro<br />
für dialogorientierte Kommunikationswege<br />
wie das Web 2.0 aus.<br />
„Ein Unternehmen mit zehn Mitarbeitern<br />
und einem Jahresumsatz von einer<br />
Million Euro sollte etwa 50.000 Euro<br />
für die gesamte PR-Arbeit einplanen“,<br />
meint PR-Experte Bonjer, „Das ist allerdings<br />
sehr branchenabhängig. Bei klassischen<br />
Mittelständlern geht es nicht<br />
unter 100.000 Euro – vorausgesetzt,<br />
man kalkuliert min<strong>de</strong>stens eine halbe<br />
interne Stelle für die PR-Arbeit ein.“<br />
Etwa 20 Prozent dieses Budgets sollten<br />
für die Online-PR verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, so<br />
Bonjer.<br />
Der „Social Media Newsroom“<br />
Ein „Social Media Newsroom“ (SMNR)<br />
ist eine Möglichkeit, im Web 2.0 und in<br />
sozialen Medien aktiv zu wer<strong>de</strong>n und<br />
mit multimedialen Inhalten neue Medienzielgruppen<br />
anzusprechen. Dieser<br />
SMNR kann von einer Agentur eingerichtet<br />
und von <strong>de</strong>r eigenen Website<br />
verlinkt wer<strong>de</strong>n – unter Stichworten<br />
wie „Presse“ o<strong>de</strong>r „Newsroom“. Beispiele<br />
sind bei Fleurop o<strong>de</strong>r Westafl ex<br />
zu sehen. Die einmaligen Kosten beginnen<br />
bei etwa 1.500 Euro. Die Betriebskosten<br />
hängen sehr stark vom Personalaufwand<br />
ab, <strong>de</strong>n man bei <strong>de</strong>r Pfl ege <strong>de</strong>s<br />
Newsrooms betreiben möchte.<br />
Mit einem SMNR können Unternehmen<br />
traditionelle Pressemitteilungen zusammen<br />
mit ihren Web-2.0-Aktivitäten in<br />
einer Oberfl äche integrieren, beispielsweise<br />
Vi<strong>de</strong>os von Youtube, Fotos bei<br />
Flickr, Kurznachrichten von Twitter<br />
und Facebook. Außer<strong>de</strong>m verfügen mo<strong>de</strong>rne<br />
SMNR über die Möglichkeit, eingestellte<br />
Pressemeldungen automatisch<br />
per Mausklick an mehrere kostenlose<br />
Presseportale zu versen<strong>de</strong>n.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
10 Tipps für die virtuelle Pressestelle<br />
1. Auf <strong>de</strong>r Startseite <strong>de</strong>r unternehmenseigenen Website ist <strong>de</strong>r Link „Presse“<br />
leicht zu fi n<strong>de</strong>n.<br />
2. Alle Presseinformationen sind sofort und frei zugänglich – verzichten Sie auf<br />
eine umständliche Nutzerregistrierung.<br />
3. Der Pressebereich ist klar und übersichtlich gestaltet – Journalisten lei<strong>de</strong>n<br />
unter chronischer Zeitnot. Auf <strong>de</strong>r Startseite <strong>de</strong>r virtuellen Pressestelle steht gut<br />
sichtbar ein Ansprechpartner mit Foto, Telefonnummer und E-Mail-Adresse.<br />
4. Die zuständige Kontaktperson verfügt über weitere Profi le im Web,<br />
zum Beispiel bei Xing o<strong>de</strong>r Twitter. Diese sind vom Online-Pressebereich <strong>de</strong>r<br />
Website verlinkt.<br />
5. Weitere Services im Pressebereich: Eine Übersicht aktueller Pressemitteilungen<br />
(mit Archiv), eine Volltextsuchfunktion, Bild- sowie gegebenenfalls Vi<strong>de</strong>o-<br />
und Audiomaterial, eventuell ein Pressespiegel (Links zu bereits erschienenen<br />
Medienbeiträgen – aber Achtung, keine Kopien o<strong>de</strong>r Scans ohne Genehmigung)<br />
sowie eine schnell auffi ndbare Basisinformation über Unternehmen, Umsatz,<br />
Produkte und Geschäftsleitung.<br />
6. Medienformate im Textbereich: Pressemitteilungen und Firmeninformationen<br />
als <strong>PDF</strong>-Dokumente o<strong>de</strong>r Webseiten (HTML).<br />
Formate für Fotos: Für gedruckte Medien min<strong>de</strong>stens acht Megapixel.<br />
Aufl ösung, Format: TIF. Für Online-Medien min<strong>de</strong>stens fünf Megapixel.<br />
Format: JPG. Format für Grafi ken: PNG. Alle Bil<strong>de</strong>r sollten verkleinert auf einer<br />
Vorschauseite („Thumbnails“) zu fi n<strong>de</strong>n sein.<br />
Durch Klick auf die Vorschaubil<strong>de</strong>r können sich Journalisten das Original<br />
herunterla<strong>de</strong>n. Mehrere Fotos in gepackten Dateien anbieten; Format: ZIP.<br />
7. Pressemitteilungen sollten maximal eine bis zwei Druckseiten umfassen<br />
und zu<strong>de</strong>m aktuell per RSS-Newsfeed im Abo verfügbar sein. Dieses mit <strong>de</strong>m<br />
Browser genutzte Verfahren ersetzt <strong>de</strong>n klassischen Newsletter.<br />
8. Für Unternehmen, die im Web 2.0 aktiv sein möchten, empfi ehlt sich ein<br />
separater „Social Media Newsroom“, <strong>de</strong>r meist als Blogsystem eingerichtet<br />
wird – und parallel zur normalen Website läuft.<br />
9. Pressemitteilungen zusätzlich bei kostenlosen News-Portalen wie OpenPR<br />
veröffentlichen, damit die Informationen zum Beispiel einfacher über Google<br />
News gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
10. Veröffentlichungen regelmäßig kontrollieren – zum Beispiel mithilfe<br />
von Google Alert (per E-Mail zu abonnieren) o<strong>de</strong>r über eine individuelle<br />
Seite bei Netvibes, mit <strong>de</strong>r zahlreiche Online-Medien in Echtzeit durchsucht<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die 5 größten Fehler bei <strong>de</strong>r Online-PR<br />
Von Matthias Bonjer, Experte für Online-Medien.<br />
1. Massen-Mails an einen großen Verteiler sen<strong>de</strong>n, ohne vorher um Erlaubnis<br />
zu fragen. Darauf reagieren Medienvertreter allergisch.<br />
2. Bei Journalisten häufi g telefonisch nachhaken.<br />
3. Gar keinen o<strong>de</strong>r einen schlecht gepfl egten Online-Pressebereich besitzen.<br />
4. Kurzfristige Aktionen – verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Erwartungshaltung, dass Pressemeldungen<br />
direkt abgedruckt wer<strong>de</strong>n.<br />
5. Fehlen<strong>de</strong>r interner Apparat, um auf Anfragen zu reagieren – auch auf<br />
kritische Fragen von Journalisten.<br />
63
IT & Investition – Fuhrparkoptimierung<br />
Mobilitätsmanagement<br />
Der Mix macht’s<br />
Bei <strong>de</strong>r Fuhrparkoptimierung wird immer häufi ger ein<br />
ganzheitlicher Ansatz verfolgt, <strong>de</strong>r alle Mobilitätsarten<br />
berücksichtigt. Und manchmal lohnt es sich auch, das<br />
Auto einfach stehen zu lassen. VON KARSTEN ZUNKE<br />
Wo befi n<strong>de</strong>n sich meine Fahrzeuge?<br />
Wer fährt in welche Richtung – und<br />
welches Auto kann am schnellsten beim<br />
Kun<strong>de</strong>n Meier sein? Wenn Detlev Hess<br />
auf sein iPhone schaut, ist er darüber bestens<br />
informiert. Der Inhaber eines kleinen<br />
Taxi- und Güterkraftunternehmens<br />
in Ostheim vor <strong>de</strong>r Rhön hat seine vier<br />
Fahrzeuge mit GPS-Technik <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
GPS over IP ausgestattet. Auf<br />
seinem iPhone läuft die zugehörige Mobile-App<br />
<strong>de</strong>s Schweinfurter Telematikspezialisten.<br />
STICHWORT<br />
ONLINE-TRAVELMANAGEMENT<br />
Für Geschäftsreisen galt früher die<br />
Regel: Im Nahbereich mit <strong>de</strong>m Auto<br />
fahren, ab 300 Kilometer auf <strong>de</strong>n<br />
Zug umsteigen und längere Strecken<br />
(mehr als 600 Kilometer) fl iegen.<br />
Sparpreise und tagesabhängige Son<strong>de</strong>rangebote<br />
erschweren heutzutage<br />
pauschale Aussagen. Online-Travelmanagement-Tools<br />
erleichtern solche<br />
Entscheidungen. Sie ermöglichen<br />
die zentrale Buchung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Transportmittel nach vielfältigen Kriterien,<br />
vor allem <strong>de</strong>n Reisekosten. Für<br />
einfache Ansprüche fallen außer einer<br />
Buchungsgebühr in <strong>de</strong>r Regel keine<br />
Kosten an.<br />
Unternehmer Hess hat seine kleine<br />
Flotte quasi immer in <strong>de</strong>r Jackentasche<br />
dabei. „Das macht das Flottenmanagement<br />
einfacher und schont die Nerven“,<br />
sagt Hess, <strong>de</strong>r sich dadurch auch eine<br />
Bürokraft spart. Der Unternehmer kann<br />
mobil abrufen, wie viele Kilometer ein<br />
Fahrer am Tag zurückgelegt hat, wie<br />
viele Pausen er gemacht hat und wie<br />
schnell er fährt. Für vergangene Tage<br />
können die Touren als Aufzeichnung<br />
noch einmal abgefahren wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Geschwindigkeit zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt ist nachvollziehbar. Somit<br />
können sich zum Beispiel zu schnelle<br />
Fahrer nicht mehr herausre<strong>de</strong>n, wenn<br />
sie geblitzt wur<strong>de</strong>n.<br />
Für das Unternehmen hat sich die Lösung<br />
aber nicht nur im Taxigeschäft bewährt.<br />
Auch beim EU-weiten Versand<br />
von Expressgütern hat Hess gern <strong>de</strong>n<br />
Überblick. Wenn <strong>de</strong>r Fahrer <strong>de</strong>n Weg<br />
nicht fi n<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r ein Kun<strong>de</strong> wissen<br />
möchte, wo genau seine Ware steckt,<br />
greift Hess zum Smartphone. „Wenn<br />
ein Kun<strong>de</strong> wissen möchte, wo sich sein<br />
Transportgut befi n<strong>de</strong>t, schicke ich ihm<br />
eine E-Mail mit einem speziellen Link.<br />
Folgt er diesem Link, kann er <strong>de</strong>n Weg<br />
<strong>de</strong>s Fahrzeugs verfolgen“, erläutert<br />
Hess. Möglich macht dies eine Funktion<br />
<strong>de</strong>r Telematiklösung, mit <strong>de</strong>r auch<br />
an<strong>de</strong>ren Personen zeitlich begrenzt Zugriff<br />
auf die Applikation gewährt wird.<br />
„Die Telematik hat <strong>de</strong>n Disponenten<br />
bisher eine 80-prozentige Zeitersparnis<br />
Die ganze Flotte in <strong>de</strong>r<br />
Jackentasche: Mit GPS,<br />
Smartphone und mobiler<br />
IP lässt sich ein Fuhrpark<br />
auch von unterwegs<br />
genau dirigieren.<br />
64 ProFirma 01/02 2011
gebracht. Durch <strong>de</strong>n Einsatz von Smartphones<br />
verringert sich <strong>de</strong>r verbliebene<br />
Aufwand nochmals um ein Drittel“,<br />
sagt André Jurleit, Geschäftsführer von<br />
GPS over IP in Schweinfurt.<br />
Um Fuhrparkkosten zu optimieren,<br />
sind technische Hilfsmittel wie Telematiklösungen<br />
aber nur ein Aspekt. „Wir<br />
i<strong>de</strong>ntifi zieren in <strong>de</strong>r Regel in allen FuhrparkbereichenOptimierungspotenziale.<br />
Diese liegen zwischen fünf und 8,5<br />
Prozent <strong>de</strong>r Fuhrparkgesamtkosten“,<br />
erläutert Oliver Rehbeil, Geschäftsführer<br />
von Fleet-Network in Stuttgart.<br />
Schon <strong>de</strong>r von Fleet-Network angebotene<br />
kostenlose Quick-Fleet-Check offenbare<br />
bei KMU beachtliche Einsparpotenziale.<br />
Das Unternehmen hat sich auf<br />
<strong>de</strong>n Mittelstand und kleinere Fuhrparks<br />
spezialisiert und bietet neben <strong>de</strong>r Beratung<br />
auch selbst eine Fuhrparkverwaltung<br />
an.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Ihre Mobilitätsprozesse betrachten Firmen<br />
zunehmend ganzheitlich. Fuhrpark-<br />
und Reisemanagement wer<strong>de</strong>n<br />
auf <strong>de</strong>n Entscheidungsebenen immer<br />
öfter unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s Mobilitätsmanagements<br />
zusammengefasst.<br />
Mobilitätsarten zusammenfassen<br />
„Der größte Hebel, um Kosten zu sparen,<br />
ist <strong>de</strong>r richtige Mix <strong>de</strong>r Mobilitätsarten“,<br />
erläutert Unternehmensberater<br />
Knut Petersen, Lizenzpartner <strong>de</strong>r<br />
Mobilitätsberatung Ecolibro GmbH in<br />
Siegburg. Dazu müsse zunächst <strong>de</strong>r<br />
tatsächliche Mobilitätsbedarf eines Unternehmens<br />
ermittelt wer<strong>de</strong>n. „Häufi g<br />
bewegen sich Unternehmen auf eingefahrenen<br />
Wegen. Man hat sich irgendwann<br />
entschie<strong>de</strong>n, ein gewisses Repertoire<br />
an Mobilitätsarten zu nutzen. Im<br />
Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong> aber vergessen zu<br />
Fotos: GPS over IP GmbH<br />
hinterfragen, warum man diese und keine<br />
an<strong>de</strong>ren nutzt“, so Petersen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re für kleine Unternehmen<br />
sind Mobilitätsprozesse noch ein Randthema.<br />
Dabei schlummern hier große<br />
Kosteneinsparpotenziale: „Bei <strong>de</strong>r Betrachtung<br />
vieler Mobilitätsprozesse<br />
können sowohl bei <strong>de</strong>n Kosten als auch<br />
beim CO 2 -Ausstoß zwischen 20 und<br />
30 Prozent eingespart wer<strong>de</strong>n“, sagt<br />
Petersen. Wo diese Einsparungen entstehen,<br />
ist je nach Unternehmen sehr<br />
unterschiedlich. „Wenn zum Beispiel<br />
häufi g ein Privatwagen dienstlich eingesetzt<br />
wird, kann es unter Umstän<strong>de</strong>n<br />
sogar sinnvoll sein, <strong>de</strong>n Fuhrpark zu<br />
vergrößern und ein zusätzliches Poolfahrzeug<br />
anzuschaffen. Das ist mitunter<br />
günstiger, als eine Kilometerpauschale<br />
zu zahlen“, sagt Petersen. Ein neues<br />
Fahrzeug verursacht aufgrund aktueller<br />
Technik auch weniger Betriebskosten<br />
und ist umweltverträglicher.<br />
Noch steht <strong>de</strong>r ökologische Aspekt<br />
nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund. Im Fuhrpark<br />
müssen sich Ökologie und Ökonomie<br />
aber nicht wi<strong>de</strong>rsprechen. „CO 2 - und<br />
Kosten-Reduzierung gehen einher, da<br />
bei<strong>de</strong>s weniger Ressourcen verbraucht“,<br />
sagt Petersen. Auch über Alternativen<br />
zum personengebun<strong>de</strong>nen Dienstwagen<br />
sollte nachgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Besser planen<br />
Laut Fuhrparkberater Rehbeil muss<br />
außer<strong>de</strong>m zwischen einer funktionsbezogenen<br />
und einer statusbezogenen<br />
Nutzung von Dienstwagen unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. So fahren Geschäftsführer<br />
und Manager berufl ich relativ wenig<br />
Auto. Sie sitzen im Büro o<strong>de</strong>r fl iegen.<br />
Hier wird <strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r Dienstwagen<br />
aufgrund seiner Position im Unternehmen<br />
als eine Art Gehaltsbaustein<br />
bereitgestellt. „Wer keinen Dienstwagen<br />
anbietet, hat häufi g ein Problem,<br />
neue Mitarbeiter für solche Funktionen<br />
zu fi n<strong>de</strong>n“, gibt Rehbeil zu be<strong>de</strong>nken.<br />
Lediglich bei <strong>de</strong>r funktionsbezogenen<br />
Nutzung könne man prüfen, ob <strong>de</strong>r jeweilige<br />
Mitarbeiter – beispielsweise für<br />
Serviceeinsätze – einen persönlichen<br />
Dienstwagen benötigt o<strong>de</strong>r auch ein<br />
Poolfahrzeug ausreichend wäre.<br />
65
IT & Investition – Fuhrparkoptimierung<br />
„Der richtige Mix <strong>de</strong>r Mobilitätsarten ist<br />
<strong>de</strong>r größte Hebel, um Kosten zu sparen.“<br />
KNUT PETERSEN, ECOLIBRO GMBH, SIEGBURG<br />
Für die Planung von Geschäftsreisen ist<br />
es außer<strong>de</strong>m sinnvoll, verschie<strong>de</strong>ne Mobilitätsarten<br />
zu prüfen. Dabei spielen<br />
für Unternehmensberater Petersen die<br />
Kosten pro Personenkilometer eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle. Nur so sei es möglich,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Mobilitätsarten miteinan<strong>de</strong>r<br />
zu vergleichen. „Mitunter ist einem<br />
Mitarbeiter mit einer Bahncard 100<br />
und einem ausgestalteten Car-Sharing-<br />
Vertrag mehr geholfen als mit einem<br />
Dienstwagen. Auf Basis <strong>de</strong>r Messgröße<br />
‚Kosten pro Personenkilometer‘ kann<br />
man ein Anreizsystem schaffen und<br />
Mobilität steuern“, so Petersen.<br />
Die Unternehmensberatung Ecolibro<br />
betreibt mit mobileety.<strong>de</strong> ein Online-<br />
Portal, das in <strong>de</strong>r Version für Unternehmen<br />
(Mobileety Business) ein solches<br />
Mobilitäts-Controlling ermöglicht. Für<br />
Geschäftsreisen kann man hier seine<br />
Transportmittel unter Effi zienzgesichtspunkten<br />
auswählen – im Sinne von<br />
Zeit, Kosten und CO 2 -Ausstoß. Darüber<br />
hinaus ist es in <strong>de</strong>r geschäftlichen Version<br />
von Mobileety möglich, <strong>de</strong>n unternehmenseigenen<br />
Fahrzeugpool bei <strong>de</strong>r<br />
Suche nach <strong>de</strong>r effi zientesten Reiseverbindung<br />
zu berücksichtigen. Bei einer<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Suchanfrage durch das<br />
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Weiterführen<strong>de</strong> Beiträge und Arbeitshilfen<br />
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> Kostenfaktor Kraftstoff<br />
> Kosten senken mit Leasing und Miete<br />
> Excel-Tool Fuhrpark-Controlling<br />
> Fachbeitrag Fuhrpark-Controlling<br />
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Unternehmen wird dann ersichtlich,<br />
ob <strong>de</strong>r eigene Fahrzeugpool für eine<br />
bestimmte Reise sinnvoll ist. Auch Mitfahrgelegenheiten<br />
für Geschäftsleute<br />
sollen künftig angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei kurzen Entfernungen o<strong>de</strong>r auch<br />
für Geschäftsreisen zu schlecht erreichbaren<br />
Zielen sind Dienstwagen<br />
nach wie vor das Mittel <strong>de</strong>r Wahl. Ein<br />
Mietwagen ist meist für die Anschlussmobilität<br />
sinnvoll – also vor o<strong>de</strong>r nach<br />
einer längeren Bahnfahrt o<strong>de</strong>r einem<br />
Flug. Für Kurzstrecken ist das Taxi die<br />
wirtschaftlichste Lösung. Zunehmend<br />
attraktiv wird Carsharing, wie es beispielsweise<br />
die Deutsche Bahn mit <strong>de</strong>r<br />
Marke „Flinkster“ anbietet. Hier können<br />
Fahrzeuge unkompliziert und stun<strong>de</strong>nweise<br />
angemietet wer<strong>de</strong>n.<br />
Travel-Managementportale<br />
„An Lösungen, dass das Fahrzeug nicht<br />
unbedingt wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Ausgabeort<br />
zurückgebracht wer<strong>de</strong>n muss, arbeiten<br />
wir“, erläutert Ludger Bals, Leiter von<br />
Online Business Travel (OBT), einem<br />
Mobilitätsportal <strong>de</strong>r Deutschen Bahn,<br />
das sich speziell an mittelständische<br />
Unternehmen wen<strong>de</strong>t. Bahn, Flug, Hotel<br />
und Mietwagen können via OBT aus<br />
einer Hand gebucht wer<strong>de</strong>n. Zeit- und<br />
kostenintensive Vergleiche bei mehreren<br />
Anbietern entfallen. Solche Online-<br />
Travel-Managementportale haben vor<br />
allem einen Vorteil: Sie vereinfachen<br />
die Prozesse. Der Nutzer erhält einen<br />
einzigen Reiseplan, für die Stornierung<br />
genügt ein Knopfdruck.<br />
„Je einfacher die Reise ist, <strong>de</strong>sto häufi ger<br />
wird online gebucht. Die komplexen<br />
Reisebuchungen wer<strong>de</strong>n an die Profi<br />
s im OBT-Reisebüro übergeben“, so<br />
Bals. Das vermittelte Reisevolumen entspricht<br />
bei OBT <strong>de</strong>r branchenüblichen<br />
Flug, 20 Prozent Hotel und zehnProzent<br />
Mietwagen. Immer mehr kleine und<br />
mittlere Unternehmen setzen auf solche<br />
Online-Systeme. Laut einer Studie<br />
<strong>de</strong>s CWT Travel Management Institute<br />
können Unternehmen bei einfachen<br />
Transaktionen durch Online-Buchungssysteme<br />
ihre gesamten Reisekosten um<br />
fünf bis 15 Prozent senken.<br />
Für je<strong>de</strong> Buchung über Travel-Managementportale<br />
müssen in <strong>de</strong>r Regel Servicegebühren<br />
entrichtet wer<strong>de</strong>n. Da<br />
KMU aber ohne Zusatzfunktionen<br />
und aufwendige Implementierungen<br />
auskommen, entfallen Set-up- und Instandhaltungskosten,<br />
sodass Nutzen<br />
und Zeitersparnis die Buchungskosten<br />
schnell aufheben.<br />
„Entschei<strong>de</strong>nd ist es, im Vorfeld genau<br />
zu analysieren, welches System zu welchem<br />
Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Unternehmenskultur<br />
passt und eine interne<br />
Kommunikationsstrategie festzulegen.<br />
Sonst passiert es schnell, dass die Nutzungsraten<br />
unter <strong>de</strong>n Erwartungen <strong>de</strong>r<br />
Firmen liegen“, sagt Martina Eggler, Vice<br />
Presi<strong>de</strong>nt Strategic Sales & Program Management,<br />
Marketing Central & Eastern<br />
Europe <strong>de</strong>s Geschäftsreisenanbieters<br />
Carlson Wagonlit Travel Deutschland.<br />
Die Komplexität <strong>de</strong>r Reisen und interne<br />
Prozesse (zum Beispiel Genehmigungsverfahren<br />
o<strong>de</strong>r die IT-Affi nität <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong>n)<br />
sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren<br />
für die Rentabilitätsabschätzung einer<br />
Travel-Managementlösung.<br />
Nach wie vor ist für viele Vorhaben <strong>de</strong>r<br />
Dienstwagen unerlässlich. Laut Eggler<br />
lässt sich aber ein <strong>de</strong>utlicher Trend beobachten:<br />
In Europa wird immer mehr<br />
mit <strong>de</strong>r Bahn gereist. Und es wird mehr<br />
Langstrecke gefl ogen. „<strong>Als</strong>o ist gera<strong>de</strong><br />
jetzt ein intelligentes Mobilitätsmanagement<br />
wichtig – das gilt für Großunternehmen<br />
genauso wie für mittelständische<br />
Firmen“, so Eggler.<br />
Verteilung: 40 Prozent Bahn, 30 Prozent Foto: privat<br />
66 ProFirma 01/02 2011
General Management<br />
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Business English<br />
Below we will go through the building<br />
blocks of putting together a business<br />
letter, in the or<strong>de</strong>r in which they would<br />
generally appear. Take a look at page 5<br />
to see an example of what the fi nished<br />
product could look like. When sitting<br />
down to write a business letter, remember<br />
that this is an offi cial, formal document<br />
that is legally binding and may<br />
even be produced as evi<strong>de</strong>nce in case of<br />
dispute, so it is worth investing a little<br />
time and effort in getting it right.<br />
Letterhead: The company name / logo<br />
with address <strong>de</strong>tails, usually printed on<br />
all company stationery. Most companies<br />
supply all hea<strong>de</strong>d paper for letters<br />
to be printed on. It is important to always<br />
use this, as it not only shows that<br />
the letter is offi cial company business<br />
Business English<br />
Der englische Geschäftsbrief<br />
How to write a Business Letter<br />
Für das Verfassen eines Geschäftsbriefs in englischer Sprache gibt es einige stilistische und formelle Vorgaben.<br />
Nachfolgend erhalten Sie viele Tipps für eine gelungene Kommunikation.<br />
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but also serves to keep the company’s<br />
CI (Corporate I<strong>de</strong>ntity) alive in business<br />
partners’ eyes. However, if you do have<br />
to print your own letterhead, remember<br />
to inclu<strong>de</strong> at least the following <strong>de</strong>tails:<br />
> Company Name<br />
> Postal Address<br />
> Telephone Number<br />
> Fax Number<br />
This information is usually to be found<br />
at the top of the page, while website<br />
<strong>de</strong>tails, email addresses and other optional<br />
information may be ad<strong>de</strong>d at the<br />
bottom.<br />
Reference Line: You may or may not<br />
need to add a reference line – it <strong>de</strong>pends<br />
on whether you are responding to a letter<br />
in which your business partner has<br />
used one, or whether you need to put in<br />
your own reference. A reference is generally<br />
meaningless to anyone outsi<strong>de</strong><br />
the company; it may be composed of<br />
the initials of the person who wrote or<br />
dictated the letter, followed by a client<br />
reference number or abbreviated date<br />
or <strong>de</strong>partment co<strong>de</strong>, eg: mw/ibm50906<br />
Date: Usually the fi rst thing that you<br />
need to add to the paper. Remember<br />
that the clearest way of writing is day,<br />
month (as a word) and year – this avoids<br />
confusion over whether „03.05.06”<br />
is 3 May or 5 March 2006. This example<br />
would be better written as „3 May 2006”.<br />
In mo<strong>de</strong>rn British English style everything<br />
you type is usually left-justifi ed, ie<br />
every line starts at the left margin.<br />
Lektion 12<br />
Addressee: The person to whom you<br />
are writing. Their <strong>de</strong>tails come at the<br />
top of the letter in the following or<strong>de</strong>r<br />
(you may not need to inclu<strong>de</strong> all of the<br />
information):<br />
> Name (if you have it; if not, it is often<br />
worth making some effort to fi nd out<br />
the name of the person you are or will<br />
be <strong>de</strong>aling with)<br />
> Position / title<br />
> Department or Division<br />
> Company name<br />
> Company postal address<br />
> Postco<strong>de</strong><br />
> Country<br />
Salutation: The line in which you greet<br />
your business partner. As mentioned<br />
above, if at all possible do address your<br />
letter to a specifi c person by name: in<br />
good English style it is best practice to<br />
use a person’s name, your own name<br />
and fi rst person singular pronouns in<br />
business correspon<strong>de</strong>nce. Whether or<br />
not you have a named partner, your fi rst<br />
Vocabulary<br />
dispute Streit<br />
stationery Briefpapier<br />
abbreviated abgekürzt<br />
to stick to einhalten<br />
overly allzu sehr<br />
pre-ordained vorherbestimmt<br />
enclosing beifügen<br />
interleaved ineinan<strong>de</strong>r<br />
illegible unlesbar<br />
68 ProFirma 01/02 2011<br />
ProFirma<br />
Serie
word is „Dear …” in all correspon<strong>de</strong>nce<br />
except general „To whom it may concern”<br />
letters (reserved for things like references<br />
or confi rmations of employment<br />
/ salary for tax or immigration offi cials).<br />
After the fi rst word there is a little more<br />
choice: „Mr” for men; „Mrs”, „Miss” or<br />
„Ms” for women (if you’re not absolutely<br />
sure which title the woman would prefer,<br />
stick to the third choice), followed<br />
by surname; alternatively you may use<br />
the fi rst name should you feel you know<br />
your business partner a little better. „Sir<br />
/ Madam” is used only for business partners<br />
whose names you do not know. The<br />
salutation, eg „Dear Ms White”, may or<br />
may not be followed by a comma – more<br />
commonly these days it is not.<br />
Topic/Subject Line: You always fi nd<br />
this after the salutation in English. It<br />
should be kept to the length of one line,<br />
perhaps printed in bold or un<strong>de</strong>rlined<br />
if this is acceptable un<strong>de</strong>r company<br />
gui<strong>de</strong>lines. Some companies encourage<br />
employees to start the reference<br />
line with „Re:” (from the Latin res, meaning<br />
„thing”), but this is not strictly<br />
necessary.<br />
Body of the letter: This is the real meat<br />
of your writing and of course what is<br />
going to interest your business partner<br />
most. It is usual to begin with „Thank<br />
you for …” if possible, or a brief outline<br />
of the reason you are writing. Sometimes<br />
it is possible to combine both, eg<br />
„Thank you for the information you sent<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
on your company’s services. I would<br />
like to have more information on …”<br />
If you are not writing in response to<br />
communication from your business<br />
partner, you might start with „I am writing<br />
to enquire about …” or „I would<br />
like to inform you of …”<br />
Occasionally you need to give bad news,<br />
in which case „Unfortunately …” or „I<br />
am afraid that …” are often used rather<br />
than the overly apologetic „I am sorry to<br />
have to inform you that …”<br />
Further paragraphs will go into more<br />
<strong>de</strong>tail as necessary, while the fi nal paragraph<br />
is generally a polite close, often<br />
repeating the „Thank you …” found at<br />
the beginning: „Thank you again for<br />
your help in this matter. I look forward<br />
to hearing from you again soon.”<br />
Complimentary Close: After the „I<br />
look forward to … (hearing from / seeing<br />
/ meeting you etc)” sentence, the fi -<br />
nal line above your signature is still rather<br />
formalized in British English: your<br />
choice here <strong>de</strong>pends on your choice of<br />
salutation. This means that if you began<br />
your letter with „Dear Mr Blair” then<br />
your close is pre-ordained – it must be<br />
„Yours sincerely”. „Yours faithfully” is<br />
used if you did not use your partner’s<br />
name at the beginning (ie you began<br />
with „Dear Sir / Madam”). If you feel<br />
you know your business partner fairly<br />
well and perhaps used his or her fi rst<br />
name, then you might end a little more<br />
informally, with „Best regards” or just<br />
„Yours” (“Love” is only used for good<br />
friends and family, never for business<br />
correspon<strong>de</strong>nce!).<br />
ANZEIGE<br />
Signature: This should always be<br />
written personally: printed or stamped<br />
signatures always look as though the<br />
person writing did not care enough to<br />
sign, or show that the letter is part of a<br />
bulk mailing of thousands. The name of<br />
the person signing is printed below the<br />
signature. If the person is not available<br />
a colleague may sign on his or her behalf.<br />
In this case the letters „pp” should<br />
be written fi rst (from the Latin „per procurationem”,<br />
meaning „by agency”, or<br />
that you are signing on someone else’s<br />
behalf), then the signature of the person<br />
signing (not a faked signature of the<br />
person whose name appears at the bottom<br />
of the letter).<br />
Enclosure/s: If you are enclosing<br />
anything with the letter, as well as mentioning<br />
this in the body of the letter<br />
items should be listed at the bottom as<br />
enclosures. The abbreviation „enc” for a<br />
single enclosure or „encs” for multiple<br />
enclosures is used, followed by a list. Eg<br />
encs: Company brochure Price list<br />
CC: This will be familiar to all who<br />
use e-mail: it stands for „carbon copy”,<br />
which in the good old days was the only<br />
way of making copies of letters. Black<br />
carbon paper was interleaved between<br />
two or more sheets of paper, this was<br />
all inserted into the typewriter and the<br />
typist then procee<strong>de</strong>d to type the letter.<br />
The further back the page was the more<br />
illegible the copy produced! Today it<br />
merely means „copied to”, a way of informing<br />
everyone involved of just who<br />
is to receive a copy of the letter. It is followed<br />
by the name/s of the person or<br />
people who receive copies. Eg:<br />
cc: Tony Blair, Gordon Brown<br />
Postscript: Rarely used in business<br />
correspon<strong>de</strong>nce, „PS” implies that you<br />
„forgot” to mention something in the<br />
body of the letter. It may be useful for<br />
a more personal note if you know your<br />
business partner well, eg: „PS Thanks<br />
again for dinner last week, next time<br />
you must come to us.”<br />
Seite 70 Pronomen, Seite 71 Kreuzworträtsel<br />
69
Business English<br />
Wann verwen<strong>de</strong> ich welches Pronomen?<br />
Pronoun Soup<br />
Personalpronomen, Besitz anzeigen<strong>de</strong> und refl exive Pronomen – da schwirrt in <strong>de</strong>r Eile schon einmal <strong>de</strong>r Kopf.<br />
Der nachfolgen<strong>de</strong> Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie die Fürwörter richtig verwen<strong>de</strong>n.<br />
Personal, possessive and<br />
refl exive pronouns<br />
First, what is a pronoun? Once you are<br />
sure of the answer and know what a pronoun<br />
is and does, using them correctly<br />
becomes simpler. By the way, the answer<br />
to the question is that a pronoun is really<br />
an ersatz noun, ie it saves you from<br />
repeating the noun again and again and<br />
again. For example:<br />
„Ben wanted to give the presentation<br />
but Ben didn’t manage to prepare because<br />
Ben’s computer crashed just when<br />
the computer was really nee<strong>de</strong>d.”<br />
All the words in italics above can – and<br />
should - be replaced with pronouns * .<br />
Personal Pronouns<br />
Th e example above uses personal pronouns,<br />
which are the ones we use most<br />
frequently. Th ere are seven personal<br />
pronouns in English, each of which have<br />
several forms (subjective, objective, possessive<br />
and refl exive). Th e seven main<br />
pronouns are:<br />
First person singular: I (always<br />
capitalised)<br />
First person plural: we<br />
Second person: you (the same for<br />
both singular and plural forms)<br />
Th ird person singular, masculine: he<br />
Th ird person singular, feminine: she<br />
Th ird person singular neuter: it<br />
Th ird person plural: they<br />
Th e pronouns listed above are used<br />
so frequently that they do not usually<br />
cause too many problems, rather it is<br />
their possessive and refl exive forms that<br />
prove more tricky for many people (note<br />
the pronouns – italicized - in this sentence).<br />
* The sentence would read better as follows: „Ben wanted to give the<br />
presentation but he didn’t manage to prepare because his computer<br />
crashed just when it was really nee<strong>de</strong>d.”<br />
Their other forms are as follows:<br />
subjective objective<br />
I me<br />
you you<br />
he him<br />
she her<br />
it it<br />
we us<br />
they them<br />
Th e subjective pronouns are used when<br />
the pronoun is the subject, as Ben was in<br />
our initial example, and in the fi rst example<br />
below. Th e objective pronouns are<br />
used when the pronoun is the object, ie<br />
when something is being done to it. Eg:<br />
„Th ey are giving a group presentation<br />
at the conference.”<br />
„Graham gave them the printouts.”<br />
Possessive Pronouns<br />
These indicate that something belongs<br />
to someone (or possibly to something).<br />
The possessive pronouns are:<br />
subjective objective<br />
I mine<br />
you yours<br />
he his<br />
she hers<br />
it its<br />
we ours<br />
they theirs<br />
eg: „<br />
Whose briefcase is this?”<br />
„It is mine.” (meaning my briefcase)<br />
or:<br />
„The i<strong>de</strong>a was ours, but the execution<br />
was theirs.”<br />
There are also <strong>de</strong>terminers, sometimes<br />
called possessive adjectives, which look<br />
similar to pronouns. These are:<br />
my, your, his, her, its, our and their.<br />
They are used to <strong>de</strong>scribe the possessor,<br />
and are not pronouns, eg:<br />
„I left my coat on his chair.”<br />
„Annabel gave her copy of the<br />
report to David.”<br />
or:<br />
„This chair is useless, its leg wobbles.”<br />
Refl exive Pronouns<br />
Strangely enough there are eight refl exive<br />
pronouns rather than seven: the<br />
second person here has a singular and<br />
a plural form:<br />
subjective relfexive<br />
I myself<br />
you (sin.) yourself<br />
you (pl.) yourselves<br />
he himself<br />
she herself<br />
it itself<br />
we ourselves<br />
they theirselves<br />
They are generally used when the subject<br />
and object are the same, eg:<br />
„They treated themselves to a bottle of<br />
champagne once the <strong>de</strong>al was signed.”<br />
A Special Case<br />
Be careful: „by“ + refl exive has two special<br />
meanings: it can mean, eg:<br />
„I want to be by myself.”<br />
and it can also mean without help, eg:<br />
„Can you do it by yourself?”<br />
Vocabulary<br />
tricky verzwickt<br />
treated sich etwas gönnen<br />
Die Autoren:<br />
Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />
70 ProFirma 01/02 2011
CROSSWORD PUZZLE<br />
1 2<br />
16<br />
5<br />
6 7 8<br />
Across:<br />
1. with a clear structure<br />
3. to use someone else‘s words<br />
5. to believe that someone already<br />
knows something, or to act as<br />
though they do<br />
7. offi ce paper<br />
9. another word for argument or<br />
heated <strong>de</strong>bate<br />
12. the last item in a list<br />
15. to make something unnecessary<br />
16. not possible to do<br />
EXERCISE:<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
3 4<br />
9 10 11<br />
13 14<br />
15<br />
Use the verbs make, do, give and take in their correct forms:<br />
First I’d like to (1) this opportunity to welcome you to our headquarters.<br />
After this presentation you’ll be (2) on a tour of the company which will<br />
(3) you an i<strong>de</strong>a of the work we’re currently (4) ,<br />
and you’ll be able to see some of the changes we’ve (5) .<br />
In each <strong>de</strong>partment colleagues will be on hand to answer your questions and to help you<br />
(6) the most of your tour.<br />
12<br />
Answers: Across: 1. coherent, 3. quote, 5. assume, 7. stationery, 9. dispute, 12. latter, 15. obviate, 16. unfeasible<br />
Down: 1. consistent, 2. treat, 4. overly, 6. punctuation, 8. tricky, 10. elaborate, 11. pertinent, 13. ru<strong>de</strong>, 14. menu<br />
Down:<br />
1. constant, regular<br />
2. a special pleasure, often used as a reward<br />
4. too much<br />
6. small marks to separate clauses and<br />
sentences within writing<br />
8. an adjective <strong>de</strong>scribing something<br />
that is diffi cult or complicated<br />
10. the opposite of simple<br />
11. relating to<br />
13. the opposite of polite<br />
14. the list of dishes<br />
Answers: 1. take, 2. taken, 3. give, 4. doing, 5. ma<strong>de</strong>, 6. make
Rückschau & Termine<br />
„Den Aufschwung fi nanzieren“<br />
Obwohl sich Wirtschaftsforscher<br />
wie Politiker optimistisch<br />
zeigen, dass <strong>de</strong>r Aufschwung<br />
im Jahr 2011 weitergehen wird,<br />
belegen die anhalten<strong>de</strong>n Turbulenzen<br />
auf <strong>de</strong>n Finanzmärkten,<br />
wie fragil die Erholung ist. Denn<br />
mit <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Auftragseingängen<br />
wächst in <strong>de</strong>r Industrie<br />
<strong>de</strong>r Bedarf an Investitionen. Auf<br />
<strong>de</strong>m Kongress „Den Aufschwung<br />
fi nanzieren“ am 10. Februar 2011<br />
im Vogel Convention Center in<br />
Würzburg diskutieren Experten,<br />
Unternehmer und Führungskräfte,<br />
wie Mittelständler ihren<br />
aktuellen Kapitalbedarf optimal<br />
Peter Bofi nger ist seit <strong>de</strong>m Jahr 2004 im <strong>de</strong>cken können. Veranstalter <strong>de</strong>s<br />
Sachverständigenrat zur Begutachtung Kongresses ist das Fachmedium<br />
<strong>de</strong>r gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.<br />
MM MaschinenMarkt.<br />
Zu <strong>de</strong>n namhaften Referenten<br />
zählen Professor Rüdiger Freiherr<br />
von Fölkersamb, langjähriges Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Deutsche Leasing<br />
AG in Bad Homburg, und Dr. Peter Bartels, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands<br />
<strong>de</strong>r Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers in Frankfurt. Ein<br />
weiterer Höhepunkt ist <strong>de</strong>r Vortrag <strong>de</strong>s Wirtschaftsweisen Peter Bofi nger,<br />
<strong>de</strong>r über die Zukunft <strong>de</strong>s Euro spricht. In <strong>de</strong>n Praxisforen stehen außer<strong>de</strong>m<br />
ausgewählte Aspekte <strong>de</strong>r Kapitalbeschaffung wie Private Equity,<br />
Factoring und Leasing auf <strong>de</strong>r Agenda.<br />
INFO: www.maschinenmarkt.vogel.<strong>de</strong>/mittelstandsfi nanzierung<br />
Veranstaltung<br />
Vierter Innovationsgipfel in München<br />
Unternehmen müssen Nachhaltigkeit glaubwürdig in Unternehmensprozesse<br />
integrieren, wenn sie in Zukunft erfolgreich<br />
sein wollen. Das ist eines <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r jüngsten Studie<br />
„UN Global Compact“. Das von <strong>de</strong>r UN beauftragte Beratungsunternehmen<br />
Accenture befragte dazu weltweit knapp<br />
800 Vorstandschefs. Über die wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie<br />
und die besten Wege zur Integration von Nachhaltigkeit<br />
in <strong>de</strong>n Betriebsabläufen informiert <strong>de</strong>r „4. Innovationsgipfel“<br />
am 18. Januar in München. Dabei wer<strong>de</strong>n hochkarätige Referenten<br />
wie das „Club-of-Rome“-Mitglied Prof. Dr. Christian<br />
Leserbrief<br />
Kleine feine Unterschie<strong>de</strong>/<br />
Frauen führen an<strong>de</strong>rs<br />
Ausgabe 12/2010<br />
Eigentlich ist alles gesagt<br />
Danke für Ihren Kaffee-Ersatz. Warum?<br />
Nun, nach 20 Jahren BRD bringen<br />
mich solche sexistischen Artikel<br />
immer noch auf die Palme. Mittlerweile<br />
glaube ich es bald selbst: Gott<br />
war eine Frau. Ja, Frauen sind einfach<br />
die besseren Menschen. Geben<br />
Sie mal unter Google die Begriffe<br />
„gen<strong>de</strong>r mainstream“ o<strong>de</strong>r „political<br />
correctness“ ein. Gut, Sie sehen, Ihre<br />
Veröffentlichung wird gelesen. Aber<br />
um <strong>de</strong>n Preis? Mann (!) könnte trefflich<br />
über Unterschie<strong>de</strong> disputieren,<br />
aber eigentlich ist bei <strong>de</strong>m Thema<br />
schon alles gesagt, und ich wun<strong>de</strong>re<br />
mich über mich, dass dieses Emma-<br />
Thema von 1960 mich um diese Tageszeit<br />
noch ärgert.<br />
Dr. Ronald Heinze,<br />
Geschäftsführer, Stadtwerke<br />
Rhe<strong>de</strong> GmbH, Rhe<strong>de</strong><br />
Berg, Global Head Sustainability Bus. Cons. bei SAP, Michael<br />
Mauer, Chef<strong>de</strong>signer bei Porsche, Dr. Georg Oenbrink, Senior-<br />
Vice-Presi<strong>de</strong>nt Innovationsmanagement bei <strong>de</strong>r Evonik Degussa<br />
GmbH, und Professor Maximilian Gege, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes<br />
Management BAUM, vertreten sein. Anhand von „Best-Practice-Mo<strong>de</strong>llen“<br />
und ausgewählten Innovationen zeigen namhafte<br />
Unternehmen, wie sich Nachhaltigkeit erfolgreich im<br />
eigenen Unternehmen umsetzen lässt.<br />
INFO: www.innovation-network.net<br />
72 ProFirma 01/02 2011
Vorschau 03.2011<br />
Titelthema: Die bessere Ausbildung<br />
Es tut sich etwas bei <strong>de</strong>r Ausbildung. In jüngster Zeit sind bun<strong>de</strong>sweit Initiativen<br />
entstan<strong>de</strong>n, die einerseits die Qualität <strong>de</strong>r Lehre verbessern, an<strong>de</strong>rerseits<br />
die Ausbildungsreife <strong>de</strong>r Schulabgänger för<strong>de</strong>rn. In unserer Titelgeschichte<br />
stellen wir Ihnen kreative Konzepte vor, mit <strong>de</strong>nen Mittelständler im Han<strong>de</strong>l,<br />
im Handwerk und in <strong>de</strong>r Industrie sehr gute Erfahrungen gesammelt haben –<br />
zum Nachahmen empfohlen.<br />
IMPRESSUM<br />
Redaktion:<br />
Dieter Römer (Chefredakteur)<br />
E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Paul Lauer (Redakteur)<br />
E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Christoph Lorenz (Redakteur)<br />
E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />
Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />
E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Gabi Reuys (Assistentin)<br />
E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />
Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />
<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />
Duncan, St. Gneiting, G. Happich, S. a.d. Hei<strong>de</strong>n,<br />
S. Hölper, G. Hopmeier, G. Küsel, G. Lüke, E.<br />
Neuthinger, L. Renner Jones, S. Schmitt, O. Weiss,<br />
L. Volkelt, B. Weller, K. Zunke<br />
Grafi k: Hanjo Tews,<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Anzeigen-Verkauf:<br />
Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />
Telefon 09 31/27 91 556<br />
Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 731<br />
Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />
Telefon 09 31/27 91 451<br />
Michaela Dotzler (Disposition)<br />
Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />
E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />
Verbreitete Aufl age,<br />
3. Quartal 2010: 83.630<br />
Verkaufte Aufl age: 62.991<br />
IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />
Abonnentenservice:<br />
<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />
79091 Freiburg<br />
Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />
E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />
* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />
Ein Service von dtms.<br />
Die Ausgabe 03/2011 erscheint am 23. Februar 2011<br />
Weitere Themen:<br />
EINKAUF<br />
Alles geliefert<br />
Wenn die Auftragslage gut ist, muss auch<br />
das Lieferantenmanagement stimmen.<br />
ProFirma berichtet, wie Unternehmer die<br />
größten Risiken meistern.<br />
FINANZIERUNG<br />
Der Kreditmediator<br />
Knapp ein Jahr ist <strong>de</strong>r Kreditmediator <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung im Amt. Anlass genug<br />
also, eine Zwischenbilanz zu seiner bisherigen<br />
Tätigkeit zu ziehen.<br />
CEBIT SPECIAL<br />
Die Cloud macht mobil<br />
Immer mehr Cloud-Applikationen sind<br />
auf mobile Anwendung ausgelegt. Kleine<br />
Displays und neue Bedienungsmuster –<br />
Touch statt Tastatur – haben Konjunktur.<br />
Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />
Verlagsleitung: Reiner Straub<br />
Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />
www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />
Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />
Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />
SPECIAL INTEREST<br />
Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />
Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />
Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />
Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />
line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />
(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
73
Schluss mit lustig<br />
74<br />
Sie saßen hinten im VIP-Bereich <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rmesse, H2O, seine<br />
Assistentin, <strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums<br />
und <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>rzüchter-Verbands. Es gab<br />
Rin<strong>de</strong>rfi let, Rosmarinkartoffeln, einen trockenen Rotwein.<br />
„Gut, das Fleisch“, sagte H2O. „Ja“, sagte <strong>de</strong>r Staatssekretär.<br />
„Ist ja auch von <strong>de</strong>utschen Tieren“, meinte <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt.<br />
„Gut, aber nicht sein von Güte von Kobe-Beef“, warf<br />
Frau Liun, H2Os Assistentin, ein. „Deutsches Rin<strong>de</strong>rfi let sein<br />
absolut bestes in Deutschland, aber Fleisch von Wagyu sein<br />
an<strong>de</strong>res Liga. Auch Wagyu-Fleisch<br />
von Wagyu-Rin<strong>de</strong>r, die stehen<br />
auf <strong>de</strong>utsches Land und essen<br />
<strong>de</strong>utsches Gras.“ „Danke, Frau<br />
Liun“, hob H2O an, „das gibt mir<br />
eine wun<strong>de</strong>rschöne Überleitung.“<br />
„Meine Herren“, sagte H2O, „ich<br />
möchte nicht lange um <strong>de</strong>n heißen<br />
Brei herumre<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong>o, ich bin<br />
Züchter von Wagyu-Rin<strong>de</strong>rn und<br />
ich plane, <strong>de</strong>mnächst groß angelegt<br />
Wagyu-Burger auf <strong>de</strong>n Markt<br />
zu bringen. Es ist klar, dass ich<br />
damit neue Arbeitsplätze schaffe<br />
und darüber hinaus helfe, das<br />
Bruttoinlandsprodukt zusätzlich,<br />
äh, in Schwung zu bringen. Meine<br />
Assistentin hat einmal alles ein wenig durchgerechnet. Wir<br />
kamen dabei auf einen Umsatz von gut 140 Millionen Euro.<br />
Vor Steuern, natürlich“, lächelte H2O. „Worauf ich hinaus<br />
möchte, meine Herren, ist, dass ein Wagyu-Züchter allein<br />
so einsam ist wie ein spanischer Kampfstier auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>.<br />
Deshalb möchte ich Sie, geschätzter Herr Verbandspräsi<strong>de</strong>nt,<br />
und Sie, verehrter Staatssekretär, fragen, wie es da mit Hilfe in<br />
Form von Subventionen und an<strong>de</strong>ren, äh, fl ankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen<br />
aussieht.“<br />
Es wur<strong>de</strong> ganz still. Die bei<strong>de</strong>n angesprochenen Herren kauten<br />
zu En<strong>de</strong> und nahmen einen Schluck Wein. „<strong>Als</strong>o, Herr<br />
Hirschmüller war glaube ich ihr Name. Ich will offen zu Ihnen<br />
sein. Ich persönlich wer<strong>de</strong> sie diesbezüglich unterstützen<br />
können, als dass ich Ihnen hiermit verspreche, einen Ihrer<br />
Burger zu kaufen. Vonseiten <strong>de</strong>s Ministeriums sehe ich da al-<br />
H 2O<br />
... blitzt ab und spürt neue Energie<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, sucht Unterstützung für seine<br />
Wagyu-Rin<strong>de</strong>rzucht. Dann macht er eine geräuschvolle Ent<strong>de</strong>ckung.<br />
lerdings keine Möglichkeiten. Sie wissen doch, wie das läuft.<br />
Schaffen Sie Arbeitsplätze, Tausen<strong>de</strong>, eine ganze Industrie,<br />
und wenn Sie dann pleitegehen, können wir Ihnen vielleicht<br />
helfen.“ „<strong>Als</strong>o“, hob <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt an, „steigen Sie<br />
um auf Rin<strong>de</strong>rzucht, Herr Hirschmüller. Wer<strong>de</strong>n Sie aktives<br />
Mitglied bei uns. Meiner Meinung nach ist dieses Wagyu-Ding<br />
eine Mo<strong>de</strong>erscheinung. Sehen Sie, das Wagyu-Rind wird wie<strong>de</strong>r<br />
gehen. Aber das <strong>de</strong>utsche Rind wird bleiben.“<br />
H2O setzte sich aufrecht. „Das ist alles?“, fragte er und erntete<br />
ein Schulterzucken. „Wenn das<br />
so ist“, fuhr H2O fort, „ist das ein<br />
Witz. Um es mal so zu sagen, ich<br />
reiße mir hier <strong>de</strong>n Arsch auf, um<br />
die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft und die<br />
<strong>de</strong>utsche Fleischkultur nicht unerheblich<br />
zu bereichern und das<br />
Gemeinwohl zu heben, und alles,<br />
was sie mir anbieten können, ist<br />
eine Mitgliedschaft und <strong>de</strong>n Kauf<br />
eines meiner Burger? Ich bitte<br />
Sie, meine Herren.“ Die bei<strong>de</strong>n<br />
Herren zuckten abermals mit <strong>de</strong>r<br />
Schulter und aßen seelenruhig<br />
weiter. „Entschuldigen Sie mich“,<br />
sagte H2O, „ich muss jetzt mal.“<br />
Er lief an <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn vorbei in<br />
Richtung Toilette, an all diesen subventionierten Tieren, wie<br />
er annahm, und als er gera<strong>de</strong> dabei war, das letzte Rind zu passieren,<br />
sah er noch, wie es <strong>de</strong>n Schwanz hob und dann laut und<br />
lang und nachhaltig einen Furz tat. Jesus, dachte H2O, wenn<br />
ich jetzt eine brennen<strong>de</strong> Zigarre im Mund gehabt hätte, dann<br />
wäre das ganze Biogas hochgegangen. H2O blieb stehen und<br />
sog <strong>de</strong>n Duft ein. Henning, sagte er sich, das ist Energie, Bioenergie.<br />
Und das ist es. Die Viecher furzen umsonst. Da muss<br />
man nur das Gas einfangen, reinigen und ins Netz speisen. Er<br />
ging nicht mal mehr auf Toilette. „Frau Liun“, sagte er, als er<br />
zurück am Tisch war, „wir gehen. Ja, sofort. Meine Herren, Sie<br />
wer<strong>de</strong>n von mir hören.“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />
H2O sucht seinen Anteil am Biogasmarkt.<br />
ProFirma 01/02 2011<br />
Folge 31<br />
Illustration: Reinhold Harwath
Die Online-Messe für ERP-Software.<br />
,<br />
Veranstaltungsort:<br />
Golfplatz<br />
Veranstaltungszeit:<br />
Montag, 16:12 Uhr<br />
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