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Märkte. Seite 30<br />

160<br />

FÜR SCHNÄPPCHENJÄGER<br />

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in Preisvergleichsportalen<br />

profi tieren. Seite 54<br />

JANUAR/FEBRUAR 2011<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

170<br />

10<br />

Steuerberater<br />

20<br />

auf Kurs<br />

20<br />

10<br />

180<br />

190<br />

Er ist Ratgeber, Sparringspartner und<br />

bestenfalls ein Freund. Unternehmer sollten<br />

die Beziehung zu ihrem Steuerexperten<br />

trotz<strong>de</strong>m gewinnbringend gestalten.<br />

Ab Seite 20


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Editorial<br />

Freund fürs Unternehmerleben<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, kurz vor Jahresen<strong>de</strong> hat die schwarz-gelbe Koalition<br />

noch ein Gesetz zur Steuervereinfachung auf <strong>de</strong>n Weg gebracht. Rund vier<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro Einsparungen pro Jahr soll <strong>de</strong>r Abbau von Bürokratie allein<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen bringen. Insbeson<strong>de</strong>re wer<strong>de</strong>n die Finanzämter bald auf eine<br />

Vielzahl von schriftlichen Belegen verzichten, was hoffentlich auch <strong>de</strong>n Zeitaufwand<br />

in <strong>de</strong>n Firmen min<strong>de</strong>rn wird. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung,<br />

aber noch kein Durchbruch. Auch künftig wird die Steuererklärung nicht auf<br />

einen Bier<strong>de</strong>ckel passen und sicherlich nicht einmal auf zwei.<br />

Der Steuerberater ist und bleibt daher einer <strong>de</strong>r wichtigsten Helfer <strong>de</strong>s Unternehmers.<br />

Bestenfalls ist er sogar noch mehr, nämlich Sparringspartner und<br />

Freund. Viele Jahre dauern häufi g die Beziehungen, <strong>de</strong>nn es hat für bei<strong>de</strong> Seiten<br />

Vorteile, wenn <strong>de</strong>r Experte das Unternehmen gut kennt. Dazu muss aber die<br />

Chemie stimmen und auch die Einschätzung, wie beispielsweise mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsprüfer umgegangen wer<strong>de</strong>n sollte. Wesentlich ist natürlich die Honorarfrage:<br />

Hier hat <strong>de</strong>r Steuerberater einigen Spielraum nach unten und oben.<br />

In unserer Titelgeschichte ab Seite 20 schil<strong>de</strong>rn wir Ihnen, wie Sie die Mandanten-Berater-Beziehung<br />

nutzbringend und kostengünstig gestalten und welche<br />

Kriterien bei <strong>de</strong>r Auswahl eines neuen Steuerexperten entschei<strong>de</strong>nd sind.<br />

Ab Seite 52 erhalten Sie Tipps, wie Sie mit <strong>de</strong>n fi skalischen Än<strong>de</strong>rungen für das<br />

Jahr 2011 umgehen. Beachten Sie bitte auch unser Dossier zur Titelgeschichte:<br />

Unter www.profi rma.<strong>de</strong> fi n<strong>de</strong>n Sie im Internet nützliche Fachbeiträge und<br />

Arbeitshilfen rund um das Thema Steuerberatung.<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

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Fax +49 86 67 72-265 mail@regnauer.<strong>de</strong>


Inhalt 01/ 02.2011<br />

Titelthema:<br />

Den Steuerberater<br />

auf Kurs bringen<br />

Der Steuerberater ist <strong>de</strong>r wichtigste<br />

Ansprechpartner <strong>de</strong>s Unternehmers.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s richtigen Spezialisten<br />

zählen nicht nur ausgewiesene Fachkenntnisse,<br />

auch die Chemie muss stimmen.<br />

26 Checkliste Was jetzt mit <strong>de</strong>m<br />

Steuerberater für das Jahr 2011<br />

besprochen wer<strong>de</strong>n muss.<br />

08<br />

Ramin Goo (mitte) und vier Freun<strong>de</strong> haben<br />

in Berlin ein begehbares Kochbuch eröffnet.<br />

30<br />

Wachstumstreiber Export:<br />

Ma<strong>de</strong> in Germany ist weltweit gefragt.<br />

20<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Ramin Goo vom Kochhaus in Berlin.<br />

10 Re<strong>de</strong>zeit Unternehmen in <strong>de</strong>r Krise können von <strong>de</strong>r Anpassungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Pfl anzen- und Tierwelt an verän<strong>de</strong>rte Rahmenbedingungen<br />

viel lernen, meint die Unternehmensberaterin<br />

Gudrun Happich.<br />

12 Unternehmerporträt Wolfram Langer aus Berlin stellt die<br />

wichtigsten Utensilien für die Film- und Theaterwelt her:<br />

Blut und Make-up.<br />

16 Mittelstand 2.0 Auf <strong>de</strong>r Internet-Plattform Erento.<strong>de</strong> kann man<br />

1,2 Millionen verschie<strong>de</strong>ne Artikel mieten.<br />

18 Auszeit Die White-Turf-Tage in St. Moritz.<br />

20 Unternehmensführung<br />

20 Titelthema Steuerberater im Check Viele Unternehmer verlassen<br />

sich bei ihren Entscheidungen auf <strong>de</strong>n Rat ihres Steuerberaters.<br />

Das ist mitunter die falsche Strategie.<br />

Mittelstand Spezial<br />

30 Auslandsengagement Immer mehr kleinere und mittlere Firmen<br />

zieht es in die weite Welt hinaus. Ohne sorgfältige Vorbereitung<br />

drohen aber beachtliche Risiken.<br />

34 Checkliste Was Mittelständler beim Gang ins Ausland<br />

beachten müssen.<br />

35 Quer<strong>de</strong>nker Ist BWL eine Wissenschaft? fragt Professor Martin Beck.<br />

36 Recht Geschäftswagen – Prozessrisiko auf vier Rä<strong>de</strong>rn.<br />

4 ProFirma 01/02 2011


38 Finanzen & Steuern<br />

38 Finanztrends Unternehmer für mehr Kontrollen bei Banken.<br />

40 För<strong>de</strong>rmittel Wenn kleinen Unternehmen bei <strong>de</strong>r<br />

Kreditvergabe Sicherheiten fehlen, springen die Bürgschaftsbanken<br />

in die Bresche.<br />

44 Private Finanzen Die Finanzkrise hat einige Offene Immobilienfonds<br />

ins Wanken gebracht. Trotz<strong>de</strong>m sollten Anleger nicht über-<br />

stürzt aussteigen.<br />

47 Soll & Haben Viele Unternehmer wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Pensionszusage<br />

falsch beraten, warnt Gabriel Hopmeier.<br />

48 GmbH-Chef Bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Geschäftsführerbezüge hat das<br />

Finanzamt ein waches Auge.<br />

50 Steuertrends Die Leasing-Branche lehnt neue Bilanzierungsregeln ab.<br />

52 Steuertipp Der Gesetzgeber repariert, <strong>de</strong>r Unternehmer rotiert.<br />

54 IT & Investition<br />

54 Preisvergleichsportale Wie Shopbetreiber Preissuchmaschinen<br />

strategisch geschickt nutzen und ihre Umsätze nach oben treiben.<br />

57 Cole‘s Corner Was macht mein Computer, wenn ich weg bin?<br />

58 Standortvernetzung Für <strong>de</strong>n stabilen Datenaustausch zwischen<br />

Firmenstandorten reicht ein Tarif von <strong>de</strong>r Stange oft nicht aus.<br />

Besser sind spezielle DSL-Zugänge für gewerbliche Zwecke.<br />

62 Virtuelle Pressestelle Hier wer<strong>de</strong>n Sie gefun<strong>de</strong>n.<br />

64 Fuhrparkmanagement Alle Mobilitätsarten im Blick.<br />

68 Business English<br />

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ProFirma 01/02 2011<br />

Lektion 12 An<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r,<br />

an<strong>de</strong>re Sitten. Auch <strong>de</strong>r englische<br />

Geschäftsbrief kennt einige<br />

formale und stilistische Regeln,<br />

über die man unbedingt Bescheid<br />

wissen sollte.<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

72 Rückschau, Termine<br />

73 Vorschau, Impressum<br />

74 Schluss mit lustig (31)<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Steuern Steuerplanung für Selbstständige und Freiberufl er.<br />

■ Verkauf Vertriebssysteme im Ausland.<br />

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DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Regeln für die richtige IT-Strategie in KMU<br />

Häufi g sind Datenbestän<strong>de</strong> fehlerhaft o<strong>de</strong>r wichtige Bereiche<br />

wie Hardware, Netzwerke, Software, Datenstruktur und Datensicherheit<br />

laufen unkoordiniert nebeneinan<strong>de</strong>r her. Notwendig<br />

ist <strong>de</strong>shalb eine langfristige Strategie für die Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Informationsverarbeitung. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2514725<br />

Zusammenarbeit mit IT-Beratern <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1392146<br />

IT-Kosten senken <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2366373<br />

Cloud Computing <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2285889<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1212278<br />

Die Kun<strong>de</strong>n<strong>de</strong>ckungsbeitragsrechnung ermöglicht die Verteilung<br />

knapper Ressourcen im Vertrieb auf gewinnbringen<strong>de</strong> Kun<strong>de</strong>n.<br />

■ Ausstieg aus <strong>de</strong>r Limited <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2353504<br />

Dieser Beitrag zeigt die verschie<strong>de</strong>nen rechtlichen Möglichkeiten<br />

eines Ausstiegs und die jeweiligen Vor- und Nachteile auf.<br />

■ Zielvereinbarungen <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1963470<br />

Diese Checkliste dient <strong>de</strong>r Überprüfung, ob bei <strong>de</strong>r Zielvereinbarung<br />

mit <strong>de</strong>m Mitarbeiter an alles gedacht wur<strong>de</strong>.<br />

■ Faktoren <strong>de</strong>r Mitarbeitermotivation <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1208360<br />

Was heißt es, als Führungskraft auf an<strong>de</strong>re motivierend einzuwirken, wie<br />

wichtig ist dabei ein Verhältnis <strong>de</strong>s Vertrauens zu <strong>de</strong>n Mitarbeitern? Dieser<br />

Text erläutert die grundlegen<strong>de</strong>n Faktoren <strong>de</strong>r Mitarbeitermotivation.<br />

THEMEN IM JANUAR/FEBRUAR<br />

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ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

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Sales Force Automation: So holen Sie aus<br />

Kun<strong>de</strong>nterminen mehr heraus<br />

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die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Je besser die Vertriebsmitarbeiter sich auf einen Termin vorbereiten<br />

und je mehr relevante Informationen ihnen dafür zur<br />

Verfügung stehen, <strong>de</strong>sto größer sind die Chancen für ein erfolgreiches<br />

Gespräch. Unser Experte Dietmar Bohn von SAP zeigt auf,<br />

worauf es bei <strong>de</strong>r Vorbereitung ankommt und wie Software die<br />

Außendienstmitarbeiter sinnvoll unterstützen kann.<br />

Stressmanagement: Belastungen<br />

vermei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r besser bewältigen<br />

Freitag, 11. Februar, 9 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Stress wirkt sich häufi g nicht nur auf <strong>de</strong>n Gestressten selbst aus,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf Menschen in seiner Umgebung. In diesem<br />

Online-Seminar zeigt Ihnen unsere Referentin Julia Scharnhorst,<br />

wie Sie Stress richtig managen und auch Stress bei <strong>de</strong>n Mitarbeitern<br />

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■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

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jeweiligen Eigentümer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Produkte. Dell Datenschutz: Wenn Sie Fragen o<strong>de</strong>r Anmerkungen zum Datenschutz Ihrer Daten haben, kontaktieren Sie uns bitte unter <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Adresse:<br />

Dell Datenschutz-Beauftragter, Dell, Postfach 2044, 36243 Nie<strong>de</strong>raula, Germany o<strong>de</strong>r per E mail <strong>de</strong>llprivacy<strong>de</strong>@dawleys.com. Diese werblichen Inhalte gelten nur für Geschäftskun<strong>de</strong>n. Preise<br />

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8<br />

Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Die I<strong>de</strong>e: nicht mühsames Suchen nach Zutaten, son<strong>de</strong>rn alles, was es für ein Rezept braucht, samt Kochanleitung an einem Platz.<br />

Das Team: Ramin Goo (vorne in <strong>de</strong>r Mitte) mit seinen Mitstreitern vom Kochhaus Berlin, <strong>de</strong>m ersten begehbaren Kochbuch.<br />

Ramin Goo<br />

Fünf Köche müsst ihr sein …<br />

Ramin Goo und vier Freun<strong>de</strong> haben in Berlin ein begehbares Kochbuch eröffnet.<br />

Und sind vom durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg ihrer I<strong>de</strong>e ganz platt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Es soll so gewesen sein: Da sitzen fünf Freun<strong>de</strong> gemeinsam<br />

beim Aben<strong>de</strong>ssen, alle um die 30, zwei Betriebswirte, ein Diplomkaufmann,<br />

ein Koch und eine Kommunikationsfachfrau,<br />

und sprechen darüber, wie gerne sie kochen, aber wie angestrengend<br />

das Einkaufen für das Essen ist. Und schon köchelt<br />

eine Geschäftsi<strong>de</strong>e: Einen Supermarkt ins Leben zu rufen, <strong>de</strong>r<br />

die Waren nicht mehr nach Gruppen sortiert, son<strong>de</strong>rn nach<br />

Rezepten. Der Supermarkt als begehbares Kochbuch. Im September<br />

2010 war es so weit, das „Kochhaus“ in <strong>de</strong>r Berliner<br />

Akazienstraße öffnete seine Tore.<br />

Es ist eine Erfolgsgeschichte. Manchmal bricht beim Kochhaus<br />

vor lauter Interesse die Telefonanlage zusammen, und Dorothée<br />

Stoeber, die sich um die Presse kümmert, ist schwer zu<br />

erreichen. Gute Nachrichten hat sie nicht: „Herr Goo möchte<br />

zurzeit keine Interviews mehr geben.“ Ramin Goo fungiert<br />

offi ziell als Geschäftsführer. „Wir müssen“, sagt Frau Stoeber,<br />

„jetzt alles erst mal sacken lassen. Rufen Sie doch in ein paar<br />

Monaten wie<strong>de</strong>r an.“ Aber das wäre so, als ob man ein schönes<br />

Stück Fleisch auf <strong>de</strong>m Teller hat, es aber erst essen darf,<br />

wenn es kalt ist. Kann sein, dass <strong>de</strong>r Erfolg dieses Start-up-Unternehmens,<br />

das mittels privater Investoren fi nanziert wur<strong>de</strong>,<br />

die fünf Grün<strong>de</strong>r ein wenig satt gemacht hat. Dass sie sich<br />

nach einem guten Dutzend Artikel, Radio- und TV-Beiträgen<br />

so fühlen wie einer, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> ein halbes Kilo T-Bone-Steak<br />

gegessen hat und eigentlich nur noch liegen möchte.<br />

20 Rezepte offeriert das 160 Quadratmeter große Kochhaus<br />

permanent, Fisch, Fleisch und Pasta. 500 Artikel umfasst das<br />

Sortiment insgesamt. Es gibt etwa Lammfi let mit Aprikose,<br />

Salbei und Serrano-Schinken mit Birnen-Kartoffelgratin zu<br />

7,80 Euro, alle Zutaten fein säuberlich auf einem Tisch ausgelegt<br />

samt Kochanleitung. Wöchentlich wer<strong>de</strong>n zwei bis drei<br />

Konzepte ausgewechselt. Das ist <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>s Kochhauses:<br />

Es nimmt einem auch die Entscheidung ab, was man Kochen<br />

soll. Der Nachteil: Weil das Einkaufen so beschwer<strong>de</strong>frei vor<br />

sich geht und man sich ganz schnell an die Deckungsgleichheit<br />

von <strong>de</strong>m, was man kochen möchte, und <strong>de</strong>m, was man<br />

dazu braucht, gewöhnt, kocht man dann nur noch das, was<br />

das Kochhaus-Team anbietet.<br />

Ein bisschen was erzählt Frau Stoeber dann doch noch. Dass<br />

das Team sich überlegt, eine zweite Filiale zu eröffnen, schon<br />

bald. Und dass sie Kochkurse anbieten möchten. Und so wird<br />

aus ein paar wenigen Zutaten dann doch eine Geschichte über<br />

fünf Freun<strong>de</strong>, die eine Marktlücke gefun<strong>de</strong>n haben und darin<br />

ein ganz exklusives Süppchen kochen. www.kochhaus.<strong>de</strong><br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: Kochhaus Berlin


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10<br />

Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />

Gudrun Happich<br />

Krisen meistern wie die Natur<br />

Seit Milliar<strong>de</strong>n Jahren reagieren Pfl anzen und Tiere fl exibel auf Verän<strong>de</strong>rungen.<br />

Unternehmen können <strong>de</strong>ren Strategien nutzen, um Krisen zu bewältigen.<br />

Wie die Natur auftauchen<strong>de</strong> Schwierigkeiten<br />

meistert, zeigen mehrere Beispiele.<br />

Auf die vorige Eiszeit konnten<br />

sich viele Tierarten nicht einstellen und<br />

starben aus. An<strong>de</strong>re nutzten sogar die<br />

verän<strong>de</strong>rten Bedingungen: Etwa die Urpfer<strong>de</strong>,<br />

die über eine neu entstan<strong>de</strong>ne<br />

Landbrücke zwischen Alaska und Asien<br />

weiteren Lebensraum erschlossen.<br />

O<strong>de</strong>r: Korkeichen schützen sich mit einer<br />

schwer entfl ammbaren Rin<strong>de</strong> gegen<br />

Waldbrän<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>re Bäume brauchen<br />

das Feuer für die Fortpfl anzung, etwa<br />

die Mammutbäume in Nordamerika,<br />

<strong>de</strong>ren Zapfen erst in <strong>de</strong>r Flammenhitze<br />

aufspringen und die Samen freigeben.<br />

Und schließlich kennt die Natur Metho<strong>de</strong>n,<br />

Fehler zu antizipieren: Weil fl üssiges<br />

Blut ungehin<strong>de</strong>rt aus <strong>de</strong>m Körper<br />

austreten wür<strong>de</strong>, lässt unser Körper das<br />

Blut an <strong>de</strong>r Luft gerinnen und schließt<br />

so die Wun<strong>de</strong>.<br />

Im Unternehmen lassen sich die Prinzipien<br />

<strong>de</strong>s Krisenmanagers Natur beinahe<br />

eins zu eins umsetzen:<br />

Akzeptieren: Menschen wollen gegen<br />

Krisen meist ankämpfen. Für die Natur<br />

dagegen sind sogar große Verän<strong>de</strong>rungen<br />

völlig normal. Sie integriert <strong>de</strong>n<br />

Missstand, statt ihn zu bekämpfen. Betrachten<br />

wir eine Krise also als normal<br />

und als Ausgangspunkt für mögliche<br />

Entwicklungen, auch wenn es schwerfällt.<br />

Und überlegen wir: Wie können<br />

wir uns als Unternehmen anpassen?<br />

Welche Mechanismen helfen dabei?<br />

In langen Zeiträumen <strong>de</strong>nken: Sofortmaßnahmen<br />

sind überlebenswichtig.<br />

Ist aber die akute Gefahr vorüber,<br />

verfolgt je<strong>de</strong>r leben<strong>de</strong> Organismus sein<br />

zweithöchstes Ziel: das Wachstum in<br />

seiner verän<strong>de</strong>rten Umgebung. Die Strategie<br />

dahinter: Das kurzfristige Überleben<br />

wird gesichert und dann <strong>de</strong>r Modus<br />

<strong>de</strong>s Denkens verän<strong>de</strong>rt. Was müssen<br />

wir also tun, um auch die nächsten<br />

30 Jahre erfolgreich zu sein – unter sich<br />

ständig än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Bedingungen?<br />

Gudrun Happich<br />

ist Diplom-Biologin. Die ehemalige Spitzensportlerin<br />

leitet das Coaching-Institut Galileo<br />

in Berlin. www.galileo-institut.<strong>de</strong><br />

Verantwortung teilen: Geht es ums<br />

Überleben, muss einer die Richtung<br />

bestimmen. Viele Unternehmer behalten<br />

diese Strategie jedoch dauerhaft bei,<br />

obwohl das Einbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gesamtorganisation<br />

während eines Anpassungsprozesses<br />

erfolgreicher wäre. Pfl anzensysteme<br />

stellen sich gemeinschaftlich<br />

auf verän<strong>de</strong>rte Situationen ein. Wird<br />

etwa <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n vergiftet, organisiert<br />

sich ein solches System neu. Mikroorganismen<br />

wer<strong>de</strong>n aktiv, die <strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n<br />

fürs System abwen<strong>de</strong>n können<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Schadstoffen sogar profi<br />

tieren. Auch die Pfl anzen nehmen einige<br />

Schadstoffe auf. Im Unternehmen<br />

können die Leistungsträger einzelner<br />

Abteilungen zusammen an einem Tisch<br />

sitzen, um praktikable Lösungen zu erarbeiten.<br />

Das kann sich zu einem intelligenten<br />

Umgang mit Verän<strong>de</strong>rungen<br />

entwickeln.<br />

Steuerung etablieren: Steuerungsmechanismen<br />

sind zum dauerhaften Überleben<br />

unverzichtbar – zum Beispiel in<br />

Ameisenstaaten. Drei Erfolgskonzepte<br />

fallen dabei auf: Höchste Produktivität<br />

durch ausgefeilte Arbeitsteilung, hochkollektives<br />

Verhalten durch Kommunikation<br />

und eine selbstgesteuerte Organisation<br />

mit fl achen Hierarchien. So<br />

sind die Aufgaben im Insektenstaat einerseits<br />

klar verteilt, die Tiere wechseln<br />

aber in an<strong>de</strong>re Arbeitsbereiche, wenn<br />

dies erfor<strong>de</strong>rlich ist.<br />

Im Unternehmen könnte ein Steuerungsmechanismus<br />

so aussehen: Das<br />

Management bezieht alle Erkenntnisse<br />

ein, die an verschie<strong>de</strong>nen Stellen <strong>de</strong>r<br />

Organisation entstehen. Die wichtigste<br />

Frage: Wie können relevante Erkenntnisse<br />

systematisch in die Unternehmenssteuerung<br />

einfl ießen?<br />

Die Natur hatte 3,8 Milliar<strong>de</strong>n Jahre<br />

Zeit, <strong>de</strong>n Umgang mit Krisen zu üben,<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Mensch ist dagegen erst<br />

seit ungefähr 100.000 Jahren auf <strong>de</strong>r<br />

Welt. Da ist es natürlich, dass er noch<br />

Zeit zum Üben braucht.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: privat


Gewinner <strong>de</strong>r Auto Trophy 2010<br />

in <strong>de</strong>r Mittelklasse, Importwertung<br />

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Wir Unternehmer – Porträt<br />

Wolfram Langer<br />

Blut für die Welt<br />

Wenn auf <strong>de</strong>r Leinwand Blut spritzt, dann hat es meist eine Firma aus Berlin angerührt:<br />

Kryolan ist <strong>de</strong>r weltweit größte Produzent von Theaterblut und professionellem<br />

Make-up. Dort arbeiten drei Generationen unter einem Dach. VON SABINE HÖLPER<br />

Im ersten Moment ist man überrascht, dass Wolfram Langer<br />

die Frage mit einem kategorischen „Nein“ beantwortet. „Ob<br />

ich Blut sehen kann? Oh, das ist ganz schlecht“, sagt Langer.<br />

Doch warum sollte er auch mit Wonne auf klaffen<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong>n<br />

schauen? Langer ist schließlich Unternehmer und nicht etwa<br />

Arzt o<strong>de</strong>r Sanitäter. Dass man ihm eine Affi nität zum roten<br />

Lebenssaft unterstellt liegt ganz einfach daran, dass man das<br />

Echte mit <strong>de</strong>r Kopie verwechselt. Und für die Kopie ist Langers<br />

Firma weltbekannt. Wenn irgendwo auf <strong>de</strong>r Leinwand Blut<br />

spritzt o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Theaterbühne blutverschmierte Darsteller<br />

agieren, dann hat es meist die mittelständische Firma aus<br />

Berlin angerührt: Kryolan ist Hersteller von Filmblut und als<br />

solcher Weltmarktführer. „Mit <strong>de</strong>m unechten Blut habe ich<br />

keine Probleme“, sagt Firmenchef Langer. Selbst in die Dosen,<br />

in <strong>de</strong>nen so Unappetitliches wie Nasenschleim o<strong>de</strong>r Eiter aufbewahrt<br />

wird, wür<strong>de</strong> Langer seine Finger reinstecken. Er weiß<br />

ja, was wirklich drinsteckt. Wer das nicht weiß, kann <strong>de</strong>m Imitat<br />

allerdings herrlich auf <strong>de</strong>n Leim gehen. <strong>Als</strong> kürzlich in <strong>de</strong>r<br />

Berliner Schaubühne die „Nibelungen“ aufgeführt wur<strong>de</strong>n,<br />

und eimerweise Kunstblut die Treppen herunterlief, musste<br />

sich eine Zuschauerin vor Ekel übergeben. Langer lacht, wie es<br />

ein Zwölfjähriger tut, <strong>de</strong>r seinem Lehrer einen Streich gespielt<br />

hat. „Für uns ist das ein Erfolg. Der Vorfall zeigt, dass das Blut<br />

echt aussah.“<br />

Auch das Rote Kreuz ist Kun<strong>de</strong><br />

Kryolan stellt Theaterblut in etwa 30 Varianten her, von hell<br />

bis dunkel, von fl ießend bis verkrustet. Dennoch macht das<br />

Geschäft mit <strong>de</strong>m roten Saft nur rund fünf Prozent <strong>de</strong>s Umsatzes<br />

aus. Das Gros wird mit professionellem Make-up erwirtschaftet<br />

– mit Schminke und Abschminke, Farb-Spray für<br />

die Haare, Pu<strong>de</strong>r, Nasenkitt, künstlichen Gummiglatzen o<strong>de</strong>r<br />

Mastix zum Kleben von Bärten und Perücken. Knapp 18.000<br />

Produkte umfasst das Sortiment <strong>de</strong>s Berliner Mittelständlers.<br />

Sie kommen auf <strong>de</strong>r Bühne, im Film und im Fernsehen zum<br />

Einsatz, in heimischen Produktionen ebenso wie in Hollywood-Blockbustern,<br />

in „Die Päpstin“, „Schindlers Liste“ o<strong>de</strong>r<br />

„Fluch <strong>de</strong>r Karibik“. Auch die Darsteller <strong>de</strong>r Blue Man Group<br />

wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n Farben <strong>de</strong>r Berliner Firma bemalt, die Schönheiten<br />

<strong>de</strong>r Miss-Universe-Wahl tragen ebenso Kryolan-Makeup<br />

wie die Mo<strong>de</strong>ls, die bei <strong>de</strong>r Pariser Pret à Porter-Mo<strong>de</strong>schau<br />

über <strong>de</strong>n Laufsteg schweben. Außer<strong>de</strong>m bestellt die nie<strong>de</strong>rländische<br />

Armee Tarnschminke in Berlin, das Deutsche Rote<br />

Kreuz or<strong>de</strong>rt Kunstblut für Rettungsübungen. Sogar die lila<br />

Milka-Kuh wird seit mehr als 25 Jahren mit Kryolan-Farben<br />

eingepinselt. „Das macht <strong>de</strong>r Kuh nichts aus“, sagt Langer. „Sie<br />

wird nach <strong>de</strong>m Foto-Shooting shampooniert – und im Nu ist<br />

sie wie<strong>de</strong>r braun.“<br />

„Ich wür<strong>de</strong> die meisten Schauspieler<br />

auf <strong>de</strong>r Straße gar nicht erkennen.“<br />

WOLFRAM LANGER, KRYOLAN<br />

Wolfram Langer weiß, dass das die Geschichten sind, die die<br />

Leute gerne hören. Er erzählt sie <strong>de</strong>shalb immer wie<strong>de</strong>r – soweit<br />

ihm das möglich ist. Oft weiß <strong>de</strong>r Unternehmer aber gar<br />

nicht, in welchen Stücken, auf welchen Bühnen, in welchen<br />

Werbefi lmchen die Schminke aus seinem Haus benutzt wird.<br />

Denn Kryolan liefert seine Produkte in erster Linie an Maskenbildner.<br />

Und die erzählen <strong>de</strong>m Unternehmen nicht haarklein,<br />

für welche Auftraggeber sie arbeiten. Meist ist es <strong>de</strong>r reine<br />

Zufall, dass Langer erfährt, wo seine Schminke zum Einsatz<br />

kommt.<br />

Aber Langer ist auch gar nicht <strong>de</strong>r Typ, <strong>de</strong>r über Film und Theater<br />

re<strong>de</strong>n muss. Nicht, dass ihm die Kunst fern wäre. Er geht<br />

gerne in die Oper und in die Philharmonie. Den Kontakt zu<br />

Künstlern braucht er dagegen nicht. Mit bekannten Namen<br />

12 ProFirma 01/02 2011


um sich schmeißen – nicht sein Ding. „Ich wür<strong>de</strong> die meisten<br />

Schauspieler auf <strong>de</strong>r Straße gar nicht erkennen“, gibt Langer<br />

zu. Der Mann mit <strong>de</strong>n korrekt zur Seite gescheitelten Haaren<br />

sagt über sich selbst, er sei „eher <strong>de</strong>r Betriebswirt“. Und das ist<br />

ja auch nicht das schlechteste, wenn man ein Unternehmen<br />

mit knapp 250 Mitarbeitern führt.<br />

Drei Generationen unter einem Dach<br />

Wolfram Langer leitet das Unternehmen nicht allein. Er ist<br />

<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>n sie im Haus <strong>de</strong>n Junior-Chef nennen. Das stimmt<br />

formal, ist aber doch ein bisschen verwirrend. Der 60-Jährige<br />

ist nämlich nicht <strong>de</strong>r jüngste Langer im Unternehmen. Seine<br />

Söhne – Mitte 20 und Mitte 30 – sind ebenfalls mit von <strong>de</strong>r<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Partie. Dominik, <strong>de</strong>r jüngere und frischgebackene Master of<br />

Business Administration, vertritt das Unternehmen auf Messen.<br />

Sein älterer Bru<strong>de</strong>r Sebastian arbeitet als Projektmanager<br />

im Vertrieb. <strong>Als</strong> Geschäftsführer fungieren bei<strong>de</strong> noch nicht.<br />

Das ist nach wie vor Sache <strong>de</strong>s Juniors – und <strong>de</strong>s Seniors.<br />

Arnold Langer wird in diesem Monat 90 Jahre alt. Doch das<br />

hält ihn nicht davon ab, vier Tage die Woche im Betrieb zu<br />

erscheinen. Wie eh und je streift er sich <strong>de</strong>n weißen Kittel über<br />

und schaut in <strong>de</strong>r Produktion nach <strong>de</strong>m Rechten. Mit dabei ist<br />

fast immer seine Frau Waltraud, kaum jünger als <strong>de</strong>r Chef und<br />

genauso voller Tatendrang. Interessiert sie eine Tube o<strong>de</strong>r ein<br />

Tiegel aus <strong>de</strong>r oberen Regalreihe, klettert sie kurzerhand auf<br />

die Leiter und holt sich, was sie braucht. Mancher Mitarbeiter<br />

mag die Manöver allerdings kaum mit ansehen.<br />

Arnold Langer hat Kryolan im Jahr 1945, nur drei Monate<br />

nach Kriegsen<strong>de</strong>, im zerstörten Berlin gegrün<strong>de</strong>t. Anfangs<br />

stellte er Hautcremes und Zahnpasta her, schon ein Jahr später<br />

rührte <strong>de</strong>r studierte Chemiker Schminke für die Bühne an.<br />

<strong>Als</strong> Theaterliebhaber lag diese Entscheidung nahe. Außer<strong>de</strong>m<br />

hatte Langer Mitte <strong>de</strong>r 30er-Jahre in einer Firma gelernt, die<br />

Schminke für <strong>de</strong>n ersten <strong>de</strong>utschen Farbfi lm herstellte. Ein<br />

paar Kontakte waren also vorhan<strong>de</strong>n. Trotz<strong>de</strong>m fi el ihm die<br />

Firmengründung zu dieser Zeit nicht leicht. „Mein Vater hat<br />

mit null angefangen, er hatte kein Geld, keine Besitztümer,<br />

keine Grundstücke, er hatte nichts“, sagt Wolfram Langer.<br />

„Er musste sich auf <strong>de</strong>m zweiten Markt eine Schreibmaschine<br />

kaufen – was es auf <strong>de</strong>r Straße eben so gab.“<br />

Schwierige Finanzierung<br />

Es sollte ausreichen, um ein Unternehmen zu starten. Dennoch<br />

waren die Anfangsjahre eher beschei<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong> im Jahr 1950 Arnolds<br />

Sohn Wolfram geboren wur<strong>de</strong>, war Kryolan noch immer<br />

ein kleines Unternehmen mit einer Filiale im Westteil <strong>de</strong>r<br />

Stadt und einer soeben von <strong>de</strong>n kommunistischen Behör<strong>de</strong>n<br />

beschlagnahmten Filiale im Ostteil. Erst im Jahr 1962, und damit<br />

wie<strong>de</strong>r kurze Zeit, nach<strong>de</strong>m ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s historisches<br />

Ereignis stattgefun<strong>de</strong>n hatte, <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Berliner Mauer, unternahm<br />

<strong>de</strong>r Chef einen ersten nennenswerten Schritt, das<br />

Unternehmen <strong>de</strong>utlich zu vergrößern: Er übernahm eine<br />

konkurrieren<strong>de</strong> Firma aus Hamburg. „Die Integration <strong>de</strong>s<br />

Hamburger Unternehmens war eine weise, vorausschauen<strong>de</strong><br />

Entscheidung“, sagt Wolfram Langer rückblickend. „Kryolan<br />

hat einen enormen Imageaufschwung bekommen.“ Langer<br />

spricht voller Anerkennung über <strong>de</strong>n Schritt <strong>de</strong>s Vaters,<br />

auch <strong>de</strong>shalb, weil er weiß, wie schwierig sich die Finanzierung<br />

gestaltete, wie zurückhaltend die Banken waren. Langer<br />

erzählt die Geschichte, als <strong>de</strong>r Vater beim Berliner Senat<br />

nach einer Bürgschaft fragte und argumentierte, er bringe<br />

doch eine Firma nach Berlin. Der Junior-Chef berlinert jetzt,<br />

um die Antwort <strong>de</strong>s Beamten genau nachzuahmen: „Es hat<br />

ihnen ja keener gesagt, <strong>de</strong>t se ne Firma nach Berlin bringen<br />

sollen.“ Wolfram Langer kann es nicht fassen. Um umgerechnet<br />

40.000 Euro ging es damals. „Wenn man <strong>de</strong>n Betrag heute<br />

hört, lacht man sich kaputt.“<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Es ist das einzige Mal, dass <strong>de</strong>r Unternehmer freimütig über<br />

Geldbeträge spricht. Umsatz und Gewinn <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

nennt <strong>de</strong>r Chef nicht. Die Zahlen wer<strong>de</strong>n wie ein Geheimnis<br />

gehütet, strenger noch als die Rezepturen <strong>de</strong>r Schminke. Nur<br />

so viel: Das Unternehmen fl oriert und wächst seit Jahren kontinuierlich.<br />

„Natürlich wird Geld verdient“, sagt Langer. „Wir<br />

sind ja kein Sozialamt.“<br />

Die Größe <strong>de</strong>s Unternehmens, seine Be<strong>de</strong>utung als Weltmarktführer<br />

– man nimmt es auf <strong>de</strong>n ersten Blick nicht unbedingt<br />

wahr. Zu sehr lenkt die Umgebung von <strong>de</strong>r Firmenzentrale<br />

im Wedding ab. Im Osten grenzt das Grundstück<br />

an die Gartenkolonie „Sommerglück“, im Westen wechseln<br />

sich recht schmucklose Altbauten mit noch schmuckloseren<br />

Nachkriegsgebäu<strong>de</strong>n ab. Die Dichte an Imbissbu<strong>de</strong>n und<br />

Spielhöllen ist hoch. Der Bau selbst, vor 40 Jahren hat ihn<br />

das Unternehmen errichtet, wirkt mit seinen zwei Geschossen,<br />

<strong>de</strong>n Klinkern und <strong>de</strong>n Glasbausteinen eher zweckmäßig<br />

als repräsentativ. Auch das Grundstück, auf <strong>de</strong>m mittlerweile<br />

ein paar weitere kleine Bauten stehen, ist mit seinen 2.500<br />

Quadratmetern durchaus überschaubar. Aber zum Herstellen<br />

von Lidschatten und Lippenstift braucht man nun mal keine<br />

riesigen Hallen. Statt mannshoher Maschinen rotieren in <strong>de</strong>n<br />

Produktionsräumen handliche Rührstäbe. Die Flüssigkeiten<br />

schwimmen in Messbechern und Tiegeln, wie man sie so ähnlich<br />

von zu Hause aus Bad und Küche kennt.<br />

Hoher Exportanteil<br />

18.000 Produkte umfasst das Sortiment von<br />

Kryolan, vielles wird in traditioneller Handwerkskunst<br />

hergestellt, wie Firmenchef Langer <strong>de</strong>monstriert.<br />

Einen Eindruck von <strong>de</strong>r Größe <strong>de</strong>s Unternehmens bekommt<br />

man ein paar Kilometer nördlich von Berlin. In <strong>de</strong>m kleinen<br />

Ort Zehlendorf in <strong>de</strong>r Nähe von Wandlitz hat das Unternehmen<br />

auf 30.000 Quadratmetern eine riesige Halle hingestellt.<br />

Bis zu 5.000 Europaletten Verpackungsmaterial und Rohstoffe<br />

wer<strong>de</strong>n hier gelagert. Von hier aus wer<strong>de</strong>n auch die Produkte<br />

verschickt. Allein 200 Tonnen Luftfracht verlassen <strong>de</strong>n<br />

Flughafen Tegel je<strong>de</strong>s Jahr. Kryolan zählt zu <strong>de</strong>n zehn größten<br />

Versen<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Airports.<br />

Auch Langer Junior sitzt häufi g im Flugzeug. Seit er Anfang<br />

<strong>de</strong>r 70er-Jahre, noch als Stu<strong>de</strong>nt, in <strong>de</strong>n elterlichen Betrieb<br />

eingestiegen ist, hat er die Internationalisierung <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

maßgeblich vorangetrieben. Seine erste Reise führte<br />

ihn in die USA, wo er prompt die Metropolitan Opera in New<br />

York als Kun<strong>de</strong>n gewinnen konnte. Es folgten Südamerika,<br />

Asien und Australien. Mittlerweile beliefert <strong>de</strong>r Berliner Mittelständler<br />

82 Län<strong>de</strong>r rund um <strong>de</strong>n Erdball, 78 Prozent <strong>de</strong>s<br />

Umsatzes erwirtschaftet Kryolan außerhalb Deutschlands. In<br />

USA, Polen, England und Indien unterhält das Unternehmen<br />

eigene Tochtergesellschaften, in USA schon seit <strong>de</strong>m Jahr<br />

1976, in Stettin und London seit Anfang <strong>de</strong>r 90er-Jahre. Die<br />

Produktionsstätte in Chennai ist das jüngste Baby <strong>de</strong>r Familie.<br />

„Indien ist ein fantastischer Markt“, schwärmt Langer. „Es<br />

gibt kaum ein Land, in <strong>de</strong>m so viele Kosmetikfi rmen ansässig<br />

sind.“ Zu <strong>de</strong>n Kryolan-Kun<strong>de</strong>n gehören sowohl die Filmproduktionsgesellschaften<br />

in Mumbai (Bollywood), Chennai<br />

(Kollywood) und Kalkutta (Tollywood).<br />

Aber auch Kosmetikerinnen or<strong>de</strong>rn die Schminke eimerweise.<br />

„Für Hochzeitsgesellschaften“, klärt Langer auf. „Selbst<br />

arme Leute geben in Indien viel Geld für die Schminke <strong>de</strong>r<br />

Brautleute aus.“<br />

Noch ist im indischen Werk aber viel Managementarbeit zu leisten.<br />

Man müsse <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong>n Tag aufs Neue klarmachen,<br />

dass das Unternehmen höchste Qualität erwarte. „Die In<strong>de</strong>r<br />

fi n<strong>de</strong>n eine Pappschachtel mit abgewetzten Ecken schön. Die<br />

sagen sich: Vor zehn Jahren hatten wir gar keine Verpackung,<br />

da ist es doch ein riesiger Fortschritt, irgen<strong>de</strong>ine Schachtel zu<br />

haben.“ Langer guckt amüsiert, dabei ist die Sache ernst. Eine<br />

Verpackung mit Schrammen ist Ausschuss. Und zu viel Ausschuss<br />

kann sich kein Unternehmen dauerhaft leisten. Seit<br />

fast einem Jahr erzählt Langers Gattin Malgorzata <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>rn<br />

nun, was man in Berlin unter Qualität versteht. Zuvor hat sie,<br />

eine gebürtige Polin, die Tochtergesellschaft in Stettin geleitet.<br />

Die Eheleute führen eine Fernbeziehung, nur alle sechs bis<br />

acht Wochen sehen sie sich für ein paar Tage. Langer zuckt<br />

mit <strong>de</strong>n Schultern. So ist das nun mal in einem Familienunternehmen.<br />

Für das Wohl <strong>de</strong>r Firma muss <strong>de</strong>r Einzelne ab und<br />

zu zurückstecken. Außer<strong>de</strong>m lässt sich eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

Trennung von <strong>de</strong>r Frau verschmerzen. Die meiste Zeit sind<br />

doch alle Familienmitglie<strong>de</strong>r vereint – in <strong>de</strong>r Firma und auch<br />

privat. „Man sieht sich in <strong>de</strong>r Woche intensiv und telefoniert<br />

abends trotz<strong>de</strong>m noch“, sagt Langer. Wie heißt es so schön:<br />

Blut ist dicker als Wasser.<br />

14<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Fotos: Magdalena Wimmer


KLEINER PREIS GANZ GROSS.<br />

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Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />

1


16<br />

Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

Erento.<strong>de</strong><br />

Miet! Mich!<br />

Von A wie Auto bis Z wie Zeltgarnitur: Auf <strong>de</strong>r Internet-<br />

Plattform Erento.<strong>de</strong> kann man 1,2 Millionen verschie<strong>de</strong>ne<br />

Artikel mieten. VON SABINE HÖLPER<br />

Auch Chris Möller geht hin und wie<strong>de</strong>r<br />

einkaufen. Lebensmittel kauft er – na<br />

klar, auch Kleidung, Schuhe, Möbel,<br />

Spielsachen für die Kin<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r eine<br />

neue Armbanduhr. Doch das Cabrio<br />

für die Spritztour o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Beamer zum<br />

WM-Gucken im Garten – solche Sachen<br />

leiht er sich aus. Anschaffen wür<strong>de</strong> Möller<br />

sich diese Dinge nicht. „Viel zu teuer<br />

für die wenigen Einsätze.“<br />

Gegenstän<strong>de</strong> mieten statt sie zu kaufen<br />

ist ein immer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Trend.<br />

Und Chris Möller ist <strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Trend befeuert hat wie kein Zweiter.<br />

Vor fast acht Jahren grün<strong>de</strong>te er Erento.<br />

<strong>de</strong>, einen Online-Marktplatz für Mietartikel.<br />

Die I<strong>de</strong>e dazu kam <strong>de</strong>m 38-Jährigen,<br />

als er selbst ein paar Biertische<br />

und -bänke zum Ausleihen suchte, aber<br />

nirgends fündig wur<strong>de</strong>.<br />

Mittlerweile ist erento.<strong>de</strong> <strong>de</strong>r größte<br />

Online-Marktplatz für Mietartikel:<br />

10.500 registrierte Vermieter treffen auf<br />

760.000 Mieter. Ihnen stehen mehr als<br />

1,2 Millionen Artikel zur Verfügung –<br />

von A wie Auto bis Z wie Zeltgarnitur.<br />

Selbst so kurios klingen<strong>de</strong> Posten wie<br />

Inseln, Kampfjets o<strong>de</strong>r Panzer sind im<br />

Angebot – und wer<strong>de</strong>n tatsächlich ab<br />

und zu gemietet. Zu <strong>de</strong>n gefragtesten<br />

Mietartikeln zählen Wohnmobile, Beamer,<br />

Gartengeräte, Transporter und<br />

Party-Equipment wie Biertische o<strong>de</strong>r<br />

Partyzelte. Gut gehen außer<strong>de</strong>m – man<br />

glaubt es kaum – Metallsuchgeräte. „Die<br />

brauchen die Leute, um <strong>de</strong>n verloren gegangenen<br />

Ehering wie<strong>de</strong>r zu fi n<strong>de</strong>n“, erklärt<br />

Möller. Aber nicht nur Nützliches<br />

steht auf <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>rs beliebten<br />

Artikel, auch Porsche und Oldtimer<br />

gehören zu <strong>de</strong>n Rennern. „Die Leute<br />

sind heute schlauer als früher“, sagt<br />

Möller. „Sie legen keinen Wert mehr darauf,<br />

dass <strong>de</strong>r Sportwagen in <strong>de</strong>r Garage<br />

steht. Sie wollen zwei, drei Mal im Jahr<br />

damit fahren.“<br />

Möller hat mit Erento einen Nerv getroffen:<br />

Mieten schont das Budget,<br />

Das Erento-Grün<strong>de</strong>r-Team: Oliver<br />

Weyergraf und Chris Möller (v.l.)<br />

im Geschäftsführerbüro. Auf<br />

ihrer Verleih- und Mietplattform<br />

treffen 10.500 registrierte Vermieter<br />

auf 760.000 Mieter.<br />

ohne dass man Verzicht üben muss.<br />

„Die Menschen fi n<strong>de</strong>n es heute nicht<br />

mehr so wichtig, alle möglichen Dinge<br />

zu besitzen. Viel wichtiger ist ihnen<br />

<strong>de</strong>r Nutzen am Produkt“, sagt Möller.<br />

Gera<strong>de</strong> bei Gegenstän<strong>de</strong>n, die nur selten<br />

gebraucht wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel die<br />

Skiausrüstung o<strong>de</strong>r Werkzeuge, sehen<br />

die Menschen keinen Sinn mehr darin,<br />

sie anzuschaffen – son<strong>de</strong>rn mieten<br />

sie, wenn sie sie brauchen. Zumal die<br />

Angelegenheit nicht teuer ist. Mieter<br />

nutzen die Plattform kostenlos. Nur<br />

die Vermieter – zum Großteil sind das<br />

Unternehmer – zahlen eine monatliche<br />

Einstellgebühr in Höhe von 17 Euro für<br />

fünf Artikel. Manche Anbieter kommen<br />

so auf Gebühren im fünfstelligen<br />

Bereich. Dennoch lohnt sich das Mitmachen:<br />

Die Unternehmen erschließen<br />

sich ohne viel Aufwand neue Kun<strong>de</strong>ngruppen<br />

und Umsatzfel<strong>de</strong>r.<br />

Auch für Chris Möller hat sich die Unternehmensgründung<br />

gelohnt. Über<br />

Umsätze und Gewinne schweigen sich<br />

Möller und sein Geschäftsführerkollege<br />

Oliver Weyergraf zwar aus. Mit Stolz<br />

verkün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r aber, dass Erento<br />

profi tabel ist. Und das, obwohl schon<br />

viel Geld in <strong>de</strong>n Aufbau <strong>de</strong>r Auslandsgesellschaften<br />

gefl ossen ist. Seit einigen<br />

Jahren ist Erento in <strong>de</strong>n USA, England,<br />

Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz aktiv.<br />

2011 sollen weitere Dependancen in<br />

Polen, Tschechien und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n<br />

folgen.<br />

Nicht die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

Märkten interessieren <strong>de</strong>n Erento-Chef.<br />

Son<strong>de</strong>rn die Gemeinsamkeiten: In allen<br />

Län<strong>de</strong>rn seien die Städter die besten<br />

Kun<strong>de</strong>n, sagt er. Sie mieten fünf bis<br />

sechs Mal so viel wie die Landbevölkerung.<br />

Möllers Erklärung: In <strong>de</strong>n Städten<br />

wird nicht so viel unter Nachbarn ausgeborgt.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: Erento


Finanzen & Steuern – Dachzeile<br />

Sichere Standortvernetzung nach<br />

<strong>de</strong>m Baukastenprinzip<br />

Unternehmen verbin<strong>de</strong>n mit einem Virtual Private Network (VPN) ihre Standorte,<br />

mobile Mitarbeiter und Home-Offi ces auf Knopfdruck zu einem sicheren Netzwerk.<br />

Für kleine und mittelständische Unternehmen<br />

ist das Internet <strong>de</strong>r wichtigste Übertragungsweg.<br />

Dabei sollten die Daten jedoch<br />

so gut es geht geschützt wer<strong>de</strong>n: „Informationen,<br />

die einfach unverschlüsselt über<br />

das Internet laufen, können von Angreifern<br />

mitgelesen wer<strong>de</strong>n“, erläutert Professor Dr.<br />

Norbert Pohlmann, Leiter <strong>de</strong>s Instituts für<br />

Internet-Sicherheit an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Gelsenkirchen. Oft sitzt <strong>de</strong>r Angreifer gleich<br />

hinter <strong>de</strong>r nächsten Wand. „In Bürokomplexen<br />

beispielsweise führt die Verbindung<br />

zum Internet über Kabel, die durch Tiefgaragen,<br />

Hausanschlussräume o<strong>de</strong>r gar Räumlichkeiten<br />

konkurrieren<strong>de</strong>r Firmen gehen.<br />

Die Chance einen Punkt zu fi n<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>m<br />

Angreifer Daten unauffällig mitlesen können,<br />

ist hier sehr hoch.“<br />

Virtuelles privates Netzwerk<br />

schützt vor Datenklau<br />

Polizeiliche Kriminalstatistiken belegen<br />

diese Befürchtungen: Seit <strong>de</strong>m Jahr 2000<br />

stieg die Zahl <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>sweiten Delikte<br />

im Bereich „Abfangen und Ausspähen von<br />

Daten“ um mehr als das Zwanzigfache auf<br />

11.491 Fälle im Jahr 2009. Das Bun<strong>de</strong>sin-<br />

nenministerium schätzt die Schä<strong>de</strong>n durch<br />

Wirtschaftsspionage auf jährlich etwa 20<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />

Einfach und sicher lassen sich Daten mit<br />

einem Virtual Private Network (VPN) schützen.<br />

„Die Firmendaten wer<strong>de</strong>n in virtuellen<br />

privaten Netzwerken zwar über das Internet<br />

übertragen, sind dabei jedoch durch<br />

unterschiedliche Verschlüsselungsmetho<strong>de</strong>n<br />

geschützt“, erläutert Prof. Pohlmann.<br />

Die Übertragungsmetho<strong>de</strong> vergleicht er mit<br />

einem Sicherheitstransporter, <strong>de</strong>r zwar das<br />

öffentliche Straßennetz nutzt, dabei jedoch,<br />

wie durch einen privaten Tunnel,<br />

zwischen Start- und Zielort vor Angriffen<br />

geschützt ist.<br />

Am Unternehmensbedarf<br />

ausgerichtete Sicherheitslösung<br />

Kleine und mittelständische Unternehmen<br />

erhalten mit <strong>de</strong>r Telekom-Lösung VPN Business<br />

das virtuelle private Netzwerk, das<br />

optimal zu ihren Bedürfnissen passt. Die<br />

Planung und Konzeption <strong>de</strong>r benötigten<br />

Anwendungen und Services übernehmen<br />

auf Wunsch Experten <strong>de</strong>r Telekom: „VPN<br />

Business ist unser günstiges Rundum-<br />

ADVERTORIAL<br />

Sorglos-Paket für sichere Netze, die exakt<br />

zum Bedarf <strong>de</strong>s Unternehmens passen“,<br />

erläutert Dirk Backofen, Segmentleiter<br />

Marketing Geschäftskun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Telekom<br />

Deutschland. „Wir schauen uns die Situation<br />

im Unternehmen genau an und stellen<br />

eine individuelle Lösung bereit.“ So können<br />

Firmen neue Standorte, mobile Service- und<br />

Vertriebskräfte o<strong>de</strong>r Mitarbeiter in Home<br />

Offi ces einfach per Mausklick anschließen.<br />

Eine integrierte Firewall bietet zusätzlichen<br />

Schutz vor Angriffen aus <strong>de</strong>m Internet.<br />

Standortübergreifend<br />

sichere Business-Software<br />

Über die im Paket enthaltenen Flatrates<br />

können Mitarbeiter das öffentliche Netz<br />

uneingeschränkt und sicher für E-Mails o<strong>de</strong>r<br />

zur Datenübertragung nutzen. Das Plus an<br />

Sicherheit ermöglicht zu<strong>de</strong>m neue Anwendungen,<br />

etwa übergreifen<strong>de</strong> ERP (Enterprise<br />

Ressource Planning)-Lösungen, mit <strong>de</strong>nen<br />

sich Prozesse an unterschiedlichen Standorten<br />

exakt aufeinan<strong>de</strong>r abstimmen lassen.<br />

Und wenn ein Unternehmen für die eigenen<br />

ICT-Systeme Än<strong>de</strong>rungen plant, lässt sich<br />

die Lösung durch ihren modularen Aufbau<br />

je<strong>de</strong>rzeit an eine neue Situation anpassen.<br />

„Unsere Kun<strong>de</strong>n zahlen mit VPN Business<br />

immer nur für die Lösungsbausteine, die sie<br />

tatsächlich nutzen“, so Backofen.<br />

Prof. Dr. Pohlmann<br />

ist Autor <strong>de</strong>s Buches<br />

„Sicher im Internet –<br />

Tipps und Tricks für<br />

das digitale Leben“<br />

Dirk Backofen<br />

ist Segmentleiter<br />

Marketing Geschäftskun<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Telekom<br />

Deutschland GmbH


Wir Unternehmer<br />

White-Turf-Tage in St. Moritz<br />

Skijöring mit Glamour-Faktor<br />

Das Engadin ist ein mehr als 80 Kilometer<br />

langes Hochtal im schweizerischen<br />

Kanton Graubün<strong>de</strong>n. Seine Metropole<br />

ist St. Moritz, und einmal im Jahr kann<br />

man dort „König <strong>de</strong>s Engadins“ wer<strong>de</strong>n.<br />

Man braucht dazu ein paar Skier,<br />

ein Pferd, Geschirr, einen Helm und<br />

Nerven wie Drahtseile. Anschließend<br />

begibt man sich im Februar an drei aufeinan<strong>de</strong>rfolgen<strong>de</strong>n<br />

Sonntagen auf <strong>de</strong>n<br />

zugefrorenen St. Moritzersee und lässt<br />

sich mit 50 Kilometern pro Stun<strong>de</strong> von<br />

seinem unberittenen Vollblutpferd über<br />

die 2.700 Meter lange Strecke ziehen.<br />

Wer zuerst im Ziel ist, bekommt 15.000<br />

Franken Siegprämie und Punkte. Wer<br />

nach allen drei Rennen nach Punkten<br />

vorne ist, wird „König <strong>de</strong>s Engadins“.<br />

Skijöring heißt dieser Sport, <strong>de</strong>r seit<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1906 an <strong>de</strong>n „White-Turf“-<br />

Tagen in St. Moritz die Hauptattraktion<br />

darstellt. So sehr, dass es im Jahr 1928<br />

sogar olympischer Demonstrationswettbewerb<br />

war. Leo Luminati heißt <strong>de</strong>r<br />

noch aktuelle König, es ist ein Einheimischer,<br />

22 Jahre alt. Zwei <strong>de</strong>r drei Rennen<br />

konnte er mit seinem Pferd „Gallardo“<br />

gewinnen. Die Aufregung während <strong>de</strong>s<br />

AUSZEIT<br />

letzten Rennens war groß, es gab einen<br />

spektakulären Unfall, Menschen und<br />

Pfer<strong>de</strong> purzelten durch die Gegend. Ein<br />

Drittel <strong>de</strong>s Fel<strong>de</strong>s war davon betroffen<br />

und anschließend chancenlos.<br />

13.000 Zuschauer verfolgten dieses<br />

letzte Rennen. Es gibt insgesamt drei<br />

Klassen von Zuschauern: Die Pfer<strong>de</strong>sport-Liebhaber,<br />

jene, die sich das einfach<br />

mal anschauen wollen, und jene,<br />

die gar nicht gucken, son<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>n<br />

Champagner- und Kaviar-Bars auf <strong>de</strong>m<br />

130.000 Quadratmeter großen Gelän<strong>de</strong><br />

ein Event jenseits <strong>de</strong>s Rennens feiern,<br />

und allenfalls mal auf einen Bildschirm<br />

gucken, um zu sehen, ob ihre Wetten<br />

was taugen. Nebst Skijöring wer<strong>de</strong>n<br />

übrigens auch Flach-Trabrennen ausgetragen.<br />

Die „White-Turf“-Tage in St.<br />

Moritz sind trotz <strong>de</strong>m manchmal etwas<br />

sehr strapazierten Glamour-Faktor samt<br />

Pelzmänteln, für die die Siegprämie <strong>de</strong>s<br />

„König <strong>de</strong>s Engadins“ nicht ausreichen<br />

wür<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>n Russen, die mit Geld<br />

umgehen als wäre es Schnee, ein fürstliches<br />

Erlebnis für je<strong>de</strong>rmann. (mib)<br />

Am 6./13./20. Februar 2011<br />

www.whiteturf.ch; www.stmoritz.ch<br />

Das schöne Ding<br />

Es gibt Skier. Und es gibt Skier mit <strong>de</strong>m<br />

gewissen Etwas. Der Carving-Ski „Centurion“<br />

aus <strong>de</strong>r Tüftlerwerkstatt in Großwallstadt<br />

ist so einer. Sieht ein bisschen<br />

aus wie aus einem Nasa-Labor für angewandte<br />

Weltraumtechnik, ist aber<br />

Handarbeit „Ma<strong>de</strong> in Germany“. Es gibt<br />

Fahrer, die bezeichnen <strong>de</strong>n „Centurion“<br />

als das Nonplusultra. Aber das geht vielleicht<br />

wirklich zu weit. Man fährt nicht<br />

plötzlich besser mit solch einem Ski,<br />

vielleicht etwas angriffslustiger. Aber<br />

vor allem hat man ein besseres Gefühl<br />

beim Fahren. www.virus-snowboards.<br />

<strong>de</strong>, Centurion: 1.649 Euro<br />

Spektakulärer Sport auf gefrorenem<br />

Geläuf: Beim Skijöring während <strong>de</strong>r<br />

White-Turf-Tage im schweizerischen<br />

St. Moritz geht es hart zur Sache.<br />

18 ProFirma 01/02 2011<br />

Fotos: St. Moritz Tourismus/Virus/gap.<strong>de</strong>


Für <strong>de</strong>n<br />

TERMIN-<br />

KALENDER<br />

Kandahar-Abfahrt<br />

in Garmisch-Partenkirchen<br />

Weiche Knie<br />

am „Freien Fall“<br />

Normalerweise ist Garmisch-Partenkirchen eine<br />

kleine Stadt, die im Schatten <strong>de</strong>r Zugspitze, <strong>de</strong>s<br />

Kreuzecks und <strong>de</strong>s Hausbergs unaufgeregt vor sich hin lebt.<br />

Garmisch ist nicht nur, aber auch das Auffangbecken <strong>de</strong>r<br />

Republik für sportbegeisterte Frührentner und Münchner, die<br />

München satt haben. Nur einmal im Jahr durchbricht eine Veranstaltung<br />

die Gemächlichkeit <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Wintersportorts. Wenn auf <strong>de</strong>r weltberühmten<br />

Kandahar-Abfahrt Skirennen stattfi n<strong>de</strong>n. Und wenn wie dieses Jahr vom 7. bis zum 20. Februar<br />

Ski-Weltmeisterschaften sind, ist die Aufregung in Garmisch so groß, dass sogar die unerklärlich vielen Pu<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Stadt ein<br />

wenig nervös wer<strong>de</strong>n. Manchen Garmischern ist das schon wie<strong>de</strong>r zu viel und sie verlassen die Stadt. Aber sie verpassen etwas.<br />

Etwa <strong>de</strong>n „Freien Fall“ auf <strong>de</strong>r Männerabfahrtspiste, kurz vor <strong>de</strong>m Ziel. Fast senkrecht geht es da runter, und die Rennläufer<br />

fl iegen darüber, während man unten im Zielraum weiche Knie bekommt. (mib) www.gapa.<strong>de</strong>; www.gap2011.com<br />

geschäftstüchtich<br />

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ihr Geschäft versteht …<br />

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Unternehmensführung – Titelthema<br />

Steuerberater-Check<br />

Der richtige Sparringspartner<br />

Viele Firmenchefs verlassen sich bei wichtigen Entscheidungen auf die Einschätzung<br />

ihres Steuerberaters. Das ist mitunter die falsche Strategie: Denn nicht je<strong>de</strong>r Steuerprofi<br />

ist als Allround-Genie einsetzbar. VON EVA NEUTHINGER<br />

Drum prüfe, wer sich länger bin<strong>de</strong>t:<br />

Auch Unternehmer sollten die<br />

Beziehung zu ihrem Steuerberater<br />

auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen.<br />

20 ProFirma 01/02 2011<br />

ProFirma<br />

Titelthema


Foto: privat<br />

Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist es ein gutes Zeugnis für Steuerberater:<br />

77 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmer und Selbstständigen äußern sich<br />

spontan positiv zu <strong>de</strong>n Leistungen ihrer steuerlichen Dienstleister<br />

– so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage <strong>de</strong>s Marktforschungsinstituts<br />

IRES in Düsseldorf. Im Auftrag <strong>de</strong>s IT-<br />

Anbieters Datev in Nürnberg befragt das Institut regelmäßig<br />

Mittelständler zur Zusammenarbeit mit ihrem Steuerprofi .<br />

Die Unternehmer geben <strong>de</strong>n Experten gute Noten – egal, ob<br />

<strong>de</strong>r Berater für die Firmenchefs nur die Lohn- und Gehaltsabrechnung,<br />

die Finanzbuchhaltung und <strong>de</strong>n Jahresabschluss<br />

erledigt o<strong>de</strong>r darüber hinaus betriebswirtschaftliche Beratung<br />

bietet. 98 Prozent <strong>de</strong>r Firmenchefs haben laut Umfrage eine<br />

enge Beziehung zu ihrem Fiskalspezialisten.<br />

Der Steuerberater als Allround-Genie: So positiv sich das Bild<br />

darstellt, so wichtig ist es für Unternehmer <strong>de</strong>nnoch, <strong>de</strong>ssen<br />

Leistungen regelmäßig auf <strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen und einem<br />

Qualitäts-Check zu unterziehen. Denn laut Studie erkennen<br />

auch nur 14 Prozent <strong>de</strong>r Firmenchefs bei ihrem Steuerexperten<br />

hohes Wissen als beson<strong>de</strong>re Stärke, und nur je<strong>de</strong>r fünfte Befragte<br />

bezeichnet <strong>de</strong>ssen Beratungskompetenz als großes Plus.<br />

Das Bauchgefühl entschei<strong>de</strong>t<br />

Einer, <strong>de</strong>r keine guten Erfahrungen mit seinem Steuerberater<br />

gemacht hat, ist zum Beispiel Nico Höper, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r auf Energiesparberatung spezialisierten SEMenery GmbH<br />

in Jena mit fünf Mitarbeitern. Vor sieben Jahren ging er im<br />

Streit mit ihm auseinan<strong>de</strong>r, nach<strong>de</strong>m dieser ihn nicht korrekt<br />

informiert hatte. Der Unternehmer löste damals seinen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb auf. Dabei informierte <strong>de</strong>r Steuerexperte<br />

ihn nicht darüber, dass stille Reserven aufge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n<br />

mussten. Die Sache versuchte Höper auf direktem Weg<br />

im Gespräch zu klären. Doch kam es zu keiner Einigung. „Ich<br />

wollte mich dann nicht zu lange damit belasten und suchte<br />

mir einen an<strong>de</strong>ren Steuerberater“, erinnert sich Höper.<br />

Seine Entscheidung machte er sich nicht leicht. Die Wahl fi el<br />

damals auf Ralph Böttcher, Gesellschafter <strong>de</strong>r Dan-Revision-<br />

Gruppe in Flensburg. Höpers Kriterien muten ein wenig unkonventionell<br />

an: „Aus meiner Sicht muss je<strong>de</strong>r Firmenchef<br />

zwei Freun<strong>de</strong> haben: Einen Steuerexperten und einen Rechtsanwalt.“<br />

Bevor er Böttcher engagierte, wollte er ihn also erst<br />

besser kennenlernen. „Weil ich eine Freundschaft über das<br />

normale Geschäftsleben hinaus erwarte, bin ich mit Böttcher<br />

erst einmal ein Bier trinken und in die Sauna gegangen.“<br />

Genau richtig: „Das Bauchgefühl und die Chemie müssen<br />

auf bei<strong>de</strong>n Seiten stimmen“, rät Ralph Böttcher. Erst danach<br />

sollten rationale Kriterien bei <strong>de</strong>r Auswahl ins Spiel kommen.<br />

Das gilt insbeson<strong>de</strong>re, wenn <strong>de</strong>r Unternehmer seinen Steuerexperten<br />

als Sparringspartner und erste Ansprechperson für<br />

alle seine betrieblichen Belange sieht. Wie bei Unternehmer<br />

Stephan Dörsam, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Procom Deutschland<br />

GmbH im nord<strong>de</strong>utschen Han<strong>de</strong>witt. Die Firma baut Antennen<br />

und Filterprodukte für professionelle Funksysteme. Für<br />

Dörsam ist sein Steuerberater <strong>de</strong>r Ansprechpartner für fast<br />

alle betrieblichen Probleme. So hat ihm <strong>de</strong>r Experte auch da-<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

„Das Bauchgefühl und die Chemie<br />

müssen auf bei<strong>de</strong>n Seiten stimmen.“<br />

RALPH BÖTTCHER, DAN-REVISION GRUPPE, FLENSBURG<br />

bei geholfen, eine Bank mit ins Boot zu holen, als er investieren<br />

wollte. Und er hat ihn beraten, ob er sein Firmenfahrzeug<br />

kaufen o<strong>de</strong>r leasen sollte. „Dafür erhält er zwar ein vergleichsweise<br />

hohes Honorar. Doch weil wir uns mit unseren qualitativ<br />

hochwertigen Leistungen selbst am oberen En<strong>de</strong> bewegen,<br />

akzeptieren wir das auch bei ihm“, sagt Dörsam.<br />

Die Honorarfrage<br />

Die Vergütung spielt in <strong>de</strong>r Tat eine wichtige Rolle für Firmenchefs.<br />

<strong>Als</strong> Grundlage dient stets die Gebührenverordnung für<br />

Steuerberater. Sie gibt für je<strong>de</strong> Tätigkeit je nach Schwierigkeitsgrad<br />

eine bestimmte Honorar-Bandbreite an. Der Experte<br />

kann dann mitunter bis zur oberen Grenze gehen. Für die<br />

Mandanten ist das ein Vabanquespiel, wenn sie nicht vorab<br />

eine Verabredung treffen. Dann wissen sie vielfach nicht, wie<br />

hoch die Rechnung am En<strong>de</strong> sein wird. Beispiel: Für die Bilanzaufstellung<br />

können bei einem Umsatz von 800.000 Euro<br />

699 Euro anfallen, in <strong>de</strong>r Spitze dagegen 2.796 Euro plus<br />

Mehrwertsteuer. „Das Thema sollte frühzeitig geklärt und gemeinsam<br />

besprochen wer<strong>de</strong>n“, empfi ehlt <strong>de</strong>shalb Oliver Finsterwal<strong>de</strong>r,<br />

Steuerberater und Nie<strong>de</strong>rlassungsleiter <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

Rödl & Partner in Stuttgart.<br />

So sind auch Böttcher und sein Mandant Dörsam vorgegangen.<br />

„Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mandanten<br />

immer wissen, wie hoch unsere Rechnung ausfällt“, sagt Böttcher.<br />

Er vereinbart zum Beispiel vergleichsweise häufi g gleich<br />

zu Jahresanfang eine Pauschale, mit <strong>de</strong>r alles abgegolten ist.<br />

Diese überweisen seine Mandanten dann in monatlichen Raten.<br />

Das ist kein Einzelfall: „Beim Honorar können Unternehmer<br />

verhan<strong>de</strong>ln“, weiß auch Finsterwal<strong>de</strong>r. Abrechnung nach<br />

Pauschalen o<strong>de</strong>r nach Stun<strong>de</strong>nsätzen, bei<strong>de</strong>s ist möglich und<br />

individuell zu vereinbaren. Die Stun<strong>de</strong>nsätze fallen höchst<br />

unterschiedlich aus. Im Schnitt liegen sie bei 185 Euro plus<br />

21


Unternehmensführung – Titelthema<br />

„Man begegnet sich immer zweimal im<br />

Leben. Daran hätte ich <strong>de</strong>nken müssen,<br />

bevor ich meinen zugegebenermaßen<br />

selbstherrlichen Steuerberater auf <strong>de</strong>n<br />

Betriebsprüfer losgelassen habe“, lautet<br />

das Resümee eines nach<strong>de</strong>nklichen Geschäftsführers.<br />

Was er damit sagen will:<br />

Viele Steuerberater sind gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts extrem aggressiv,<br />

streitlustig o<strong>de</strong>r sogar überheblich, um<br />

die Steuernachzahlungen so gering wie<br />

möglich zu halten. Doch oft trifft das Gegenteil<br />

ein. Daher sollten <strong>de</strong>r Unternehmer<br />

und sein Steuerberater vor allem<br />

folgen<strong>de</strong> Fehler vermei<strong>de</strong>n:<br />

1. Einspruch gegen<br />

Prüfungsanordnung<br />

Legt ein Steuerberater wegen Kleinigkeiten<br />

Einspruch gegen die Prüfungsanordnung<br />

<strong>de</strong>s Finanzamts ein, ist das ein<br />

Kardinalfehler. Denn das vergiftet schon<br />

im Vorfeld die Stimmung und dürfte zu<br />

einer kleinlicheren und strengeren Prüfung<br />

führen.<br />

ProFirma rät: Der Steuerberater sollte<br />

bei Unstimmigkeiten besser das offene<br />

Gespräch mit <strong>de</strong>m Prüfer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen<br />

Vorgesetztem suchen. Das ist für bei<strong>de</strong><br />

Seiten unbürokratisch, und es dürfte<br />

ohne größere Misstöne ein Kompromiss<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Einschüchterungstaktik<br />

nicht übertreiben<br />

Viele Steuerberater setzen während <strong>de</strong>r<br />

Prüfung auf die Einschüchterungstaktik.<br />

Sie stellen <strong>de</strong>m Prüfer konstruierte Fragen<br />

zu steuerlich komplizierten Sachverhalten,<br />

die er aus <strong>de</strong>m Stand meist<br />

nicht beantworten kann, und lassen ihn<br />

dann <strong>de</strong>utlich spüren, dass man ihn für<br />

inkompetent hält. Außer<strong>de</strong>m streut <strong>de</strong>r<br />

Steuerberater nicht selten ein, dass Be-<br />

BETRIEBSPRÜFUNG<br />

Streitlustige Steuerberater<br />

Der Ton macht die Musik – auch dann, wenn <strong>de</strong>r Betriebsprüfer kommt.<br />

Überzieht <strong>de</strong>r Berater, ist <strong>de</strong>r Unternehmer <strong>de</strong>r Leidtragen<strong>de</strong>.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

amte aufgrund ihres geringen Salärs zum<br />

Sozialneid neigen und <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs<br />

kleinlich prüfen.<br />

ProFirma rät: Die Taktik ist grundsätzlich<br />

nicht schlecht. Doch <strong>de</strong>r Berater sollte<br />

<strong>de</strong>n Bogen nicht überspannen. Denn sonst<br />

könnte genau <strong>de</strong>r umgekehrte Effekt eintreten.<br />

Statt die Prüfung so schnell wie<br />

möglich zu been<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n ständigen<br />

Spitzen <strong>de</strong>s Beraters zu entgehen, könnte<br />

<strong>de</strong>r Beamte auf stur schalten und noch intensiver<br />

nach Fehlern suchen.<br />

Wenn Steuerberater Betriebsprüfer zu sehr<br />

ärgern, geht <strong>de</strong>r Schuss nach hinten los.<br />

3. Belegvorlage verzögern<br />

Ein Steuerberater will seinem Mandanten<br />

häufi g zeigen, dass nicht <strong>de</strong>r Prüfer <strong>de</strong>r<br />

Herr <strong>de</strong>s Verfahrens ist, son<strong>de</strong>rn er selbst.<br />

Er beantwortet Fragen <strong>de</strong>s Finanzamts nicht<br />

zeitnah und legt gefor<strong>de</strong>rte Unterlagen nur<br />

schleppend vor. Doch diese Zermürbungstaktik<br />

könnte nach hinten losgehen. Denn<br />

so mancher Prüfer nutzt die Wartezeit und<br />

schaut sich Sachverhalte an, für die er<br />

sonst gar keine Zeit gehabt hätte. Mögliche<br />

Folge: Höhere Steuernachzahlungen.<br />

ProFirma rät: Wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Prüfer die<br />

Unterlagen zeitnah ausgehändigt, ist er<br />

meist schneller fertig und gibt sich mit<br />

geringeren Steuernachzahlungen zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Spielen die Firma und <strong>de</strong>ren Steuerberater<br />

mit, wird sich <strong>de</strong>r Prüfer bei<br />

kleineren Vergehen meist großzügiger<br />

zeigen und nicht für alle Fehler Nachzahlungen<br />

festsetzen.<br />

4. Beim „Prüferfutter“<br />

nicht übertreiben<br />

Viele Steuerberater empfehlen ihren Mandanten,<br />

absichtlich Fehler einzubauen,<br />

auf die <strong>de</strong>r Prüfer auf je<strong>de</strong>n Fall stoßen<br />

wird. Damit soll erreicht wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r<br />

Prüfer schneller zufrie<strong>de</strong>n ist und somit<br />

auch schneller seine Prüfung stoppt.<br />

ProFirma rät: Übertreiben sollte es <strong>de</strong>r<br />

Berater nicht. Stößt er <strong>de</strong>n Prüfer mehrmals<br />

offensichtlich auf solche Fehler,<br />

wird <strong>de</strong>r Prüfer eher misstrauisch und<br />

dürfte sich die relevanten Sachverhalte<br />

noch genauer anschauen als ursprünglich<br />

geplant.<br />

5. Schon heute<br />

an morgen <strong>de</strong>nken<br />

Setzt <strong>de</strong>r Steuerberater auf volle Konfrontation,<br />

kann das fatale Auswirkungen<br />

haben. Denn größere Unternehmen<br />

wer<strong>de</strong>n alle Jahre geprüft. Die Betriebsprüfung<br />

wird meist vier Prüfungsjahre<br />

umfassen, und je<strong>de</strong>r Prüfer darf dreimal<br />

in einem solchen Vierjahreszeitraum<br />

Unternehmen prüfen. Verscherzt es sich<br />

<strong>de</strong>r Steuerberater also mit <strong>de</strong>m Prüfer,<br />

dürfte die späte Rache in <strong>de</strong>r nächsten<br />

Prüfung wahrscheinlich sein.<br />

ProFirma rät: Der Steuerberater sollte<br />

<strong>de</strong>n Prüfer <strong>de</strong>s Finanzamts mit Respekt<br />

behan<strong>de</strong>ln und nur bei <strong>de</strong>n Sachverhalten<br />

sein Veto einlegen, bei <strong>de</strong>nen es<br />

Verhandlungsspielraum gibt.<br />

22 ProFirma 01/02 2011<br />

Fotos: Finanzamt; privat


Umsatzsteuer, in <strong>de</strong>r Spitze bei über 300 Euro. „In je<strong>de</strong>m Fall<br />

sollte in einem schriftlichen Vertrag eine Regelung getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n“, rät Finsterwal<strong>de</strong>r. Ebenso unabdingbar: „Genau festzuhalten,<br />

wie <strong>de</strong>r Auftrag an <strong>de</strong>n Berater lautet“, erklärt Böttcher.<br />

Wer über rein steuerliche Belange wie die Erstellung <strong>de</strong>s<br />

Jahresabschlusses hinaus Anregungen zur Betriebsführung<br />

erwartet, sollte dies frühzeitig im Gespräch mit <strong>de</strong>m Experten<br />

klären. Auch Dörsam hat seine Vorstellungen mit <strong>de</strong>m Berater<br />

direkt formuliert. Die Rahmenbedingungen waren damit<br />

von vornherein vertraglich geklärt.<br />

Die Haftungsfrage<br />

Min<strong>de</strong>stens genauso wichtig wie die Honorarfrage ist für <strong>de</strong>n<br />

Unternehmer die Absicherung im Streitfall. Deswegen müssen<br />

die Aufgaben <strong>de</strong>s Steuerberaters präzise formuliert sein.<br />

Denn er könnte sich bei Streitigkeiten möglicherweise darauf<br />

berufen, keinen Auftrag in <strong>de</strong>r Sache erhalten zu haben und<br />

damit zur Information nicht verpfl ichtet zu sein.<br />

Prinzipiell hat <strong>de</strong>r Steuerberater für Fehler und unterlassene<br />

Hinweise einzustehen. Information ist keine Holschuld <strong>de</strong>s<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Unternehmers. Der Experte muss auf Gestaltungsmöglichkeiten<br />

hinweisen und die Chancen zum Steuern-Sparen offenlegen.<br />

„Der Steuerberater ist verpfl ichtet, <strong>de</strong>n sichersten<br />

Weg aufzuzeigen, um für seinen Mandanten zum erstrebten<br />

Ziel zu gelangen. Und dazu zählt auch, ihn vor Schä<strong>de</strong>n zu<br />

bewahren“, kommentiert Hans-Christoph Seewald, Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands in Berlin mit eigener<br />

Kanzlei in Bremerhaven (siehe auch Interview unten). Hat er<br />

beispielsweise vom Unternehmen ein Buchführungsmandat<br />

erhalten, muss er frühzeitig auf Unstimmigkeiten in <strong>de</strong>n Unterlagen<br />

hinweisen und <strong>de</strong>m Unternehmer mitteilen, wie eine<br />

ordnungsgemäße Buchführung auszusehen hat. So entschied<br />

das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf (23 U 22/01). Im zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>n Fall waren die Fehler erst bei einer Betriebsprüfung<br />

aufgefallen, und <strong>de</strong>r Unternehmer musste hohe Steuern nachzahlen.<br />

Das Oberlan<strong>de</strong>sgericht Celle (3 U 326/98) sieht einen Steuerberater<br />

mit Auftrag zur Lohnbuchhaltung jedoch nicht verpfl<br />

ichtet, auch in sozialversicherungsrechtlichen Fragen zu<br />

unterstützen. Der Experte muss <strong>de</strong>n Firmenchef auch genauso<br />

wenig als freiwilligen Versicherten bei <strong>de</strong>r Berufsgenossen-<br />

INTERVIEW<br />

„Höchstsatz selten gerechtfertigt“<br />

Hans-Christoph Seewald, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands in Berlin,<br />

zur Zusammenarbeit zwischen Steuerberater und Unternehmer.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE EVA NEUTHINGER<br />

Herr Seewald, viele Firmenchefs suchen<br />

die Rundumbetreuung aus einer Hand.<br />

Sind sie beim Steuerberater da richtig<br />

aufgehoben?<br />

Seewald: Ja, durchaus. Denn seine<br />

Ausbildung umfasst nicht nur das Steuerrecht,<br />

son<strong>de</strong>rn insbeson<strong>de</strong>re auch<br />

die Fachgebiete Betriebswirtschaft und<br />

Rechnungswesen. Der Steuerberater<br />

hat zu<strong>de</strong>m eine genaue Kenntnis <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

die er mit <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r<br />

Steuererklärung erlangt. Er kennt also<br />

mögliche Schwachstellen und Verbesserungspotenziale,<br />

weswegen er für eine<br />

Zusammenarbeit mit Unternehmern beson<strong>de</strong>rs<br />

qualifi ziert ist.<br />

Nach <strong>de</strong>r Gebührenverordnung können<br />

die Steuerberater bestimmte Höchstwerte<br />

verlangen. Wann könnte dies <strong>de</strong>r<br />

Fall sein?<br />

Seewald: Die erlaubte Gebühr bestimmt<br />

sich insbeson<strong>de</strong>re nach <strong>de</strong>m Umfang und<br />

<strong>de</strong>r Schwierigkeit <strong>de</strong>r Tätigkeit. Die Höchstgebühr<br />

wird aber nur ganz selten in Betracht<br />

kommen. Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

ist bei Angelegenheiten von durchschnittlichem<br />

Umfang und Schwierigkeitsgrad<br />

regelmäßig die sogenannte Mittelgebühr<br />

angebracht.<br />

Steuerberater sind oft Generalisten. Kann<br />

einer allein das breite Themengebiet überhaupt<br />

noch überblicken?<br />

Seewald: Richtig ist, dass das <strong>de</strong>utsche<br />

Steuerrecht in <strong>de</strong>r Vergangenheit stets<br />

umfangreicher und damit auch für <strong>de</strong>n Unternehmer<br />

weniger durchschaubar gewor<strong>de</strong>n<br />

ist. Deshalb ist es gut, dass <strong>de</strong>n Unternehmern<br />

qualifi zierte Berater zur Seite<br />

stehen. Dies wird bereits durch die hohen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen im Steuerberaterexamen<br />

sichergestellt. Daneben gehört die stän-<br />

dige Fortbildung zu <strong>de</strong>n Berufspfl ichten<br />

<strong>de</strong>s Steuerberaters, weshalb sie ihrer<br />

Aufgabe auch gewachsen sind.<br />

23


Unternehmensführung – Titelthema<br />

STEUERBERATER<br />

STÄRKEN UND SCHWÄCHEN<br />

Wie Mandanten Steuerberater spontan beurteilen.<br />

Mehrfachnennungen waren möglich.<br />

2009 2008<br />

STÄRKEN<br />

Persönliche Wertschätzung<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

SCHWÄCHEN<br />

Kompetenz<br />

Beratung<br />

Arbeitsweise<br />

Wissen<br />

Funktionen/Aufgaben<br />

Kosten<br />

Leistungen<br />

Arbeitsweise<br />

Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

59%<br />

59%<br />

33%<br />

37%<br />

31%<br />

28%<br />

20%<br />

21%<br />

20%<br />

20%<br />

14%<br />

21%<br />

9%<br />

14%<br />

16%<br />

20%<br />

10%<br />

13%<br />

8%<br />

9%<br />

6%<br />

6%<br />

schaft anmel<strong>de</strong>n (Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf, 13 U 102/98<br />

– siehe auch Kasten „Die Pfl ichten <strong>de</strong>s Beraters“ auf Seite 26).<br />

Doch wer seinen Steuerberater als Sparringspartner engagiert,<br />

kann zum Beispiel erwarten, dass er frühzeitig auf eine Schieflage<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens hinweist und Tipps für eine strategische<br />

Neuausrichtung gibt. Und wenn <strong>de</strong>r Unternehmer das<br />

Controlling ausglie<strong>de</strong>rt, sollte er eine monatliche Auswertung<br />

auf <strong>de</strong>n Tisch bekommen. Übernimmt <strong>de</strong>r Steuerprofi zu<strong>de</strong>m<br />

noch das Mahnwesen, darf <strong>de</strong>r Unternehmer auf ein termingerechtes<br />

For<strong>de</strong>rungsmanagement bei je<strong>de</strong>r Rechnung pochen.<br />

Grundsätzlich ist <strong>de</strong>r Berater für Fehler gesetzlich mit einer<br />

Deckungssumme von 250.000 Euro pro Jahr und Mandat<br />

Quelle: IRES, Datev<br />

CHECKLISTE<br />

Die richtige Wahl<br />

Rund zehn Jahre bleiben Mittelständler ihrem Steuerberater treu.<br />

Hier einige Tipps zur Auswahl für eine lange und gute Kooperation.<br />

Empfehlungen: Referenzen können ein<br />

Indiz für gute Leistung sein. Jedoch nennen<br />

die Kanzleien vielfach namentlich<br />

bevorzugt große Unternehmen. Damit<br />

lässt sich mitunter wenig anfangen, da<br />

kleine und mittlere Firmen spezifi sche<br />

Bedürfnisse haben.<br />

Suche im Internet: Im Steuerberater-<br />

Suchservice <strong>de</strong>s Deutschen Steuerberaterverbands<br />

sind mehr 10.000 Berater<br />

gespeichert. Unter www.steuerberatersuchservice.<strong>de</strong><br />

lässt sich nach Städten,<br />

Postleitzahlgebieten, aber auch nach<br />

fachlichen und Branchenschwerpunkten<br />

o<strong>de</strong>r Fremdsprachenkenntnissen ein<br />

Berater ermitteln. Unter www.dstv.<strong>de</strong><br />

sind zu<strong>de</strong>m geprüfte Spezialisten zu verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fachgebieten – von Nachfolge<br />

über Insolvenzverwaltung bis hin zu<br />

Vermögensplanung – abrufbar.<br />

Erstgespräch: Dafür sollte <strong>de</strong>r Berater<br />

kein Geld verlangen. Beim Erstkontakt<br />

schil<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Unternehmer seine Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

und Wünsche, <strong>de</strong>r Berater<br />

stellt seine Leistungen dar. Ein interessierter<br />

Experte stellt gezielt Fragen nach<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen, wobei im ersten Gespräch<br />

keine Beratung stattfi n<strong>de</strong>t. Völlig<br />

in Ordnung ist es, selbst Fachfragen zu<br />

stellen, um <strong>de</strong>n Spezialisten zu testen.<br />

Erreichbarkeit: Der Steuerexperte<br />

sollte auch kurzfristig erreichbar sein.<br />

Denn mitunter haben Unternehmer<br />

Fragen, die nicht auf die lange Bank<br />

geschoben wer<strong>de</strong>n können. Über wichtige<br />

Fristen und Termine hat <strong>de</strong>r Steuerberater<br />

von sich aus zu informieren.<br />

Finanz- und Lohnbuchhaltung: Nicht<br />

je<strong>de</strong>r kann dafür eine eigene Abteilung<br />

im Unternehmen aufbauen. Diese Leistung<br />

gehört zum Standardrepertoire<br />

<strong>de</strong>r Berater. Eine kostengünstige Alternative<br />

können ausgebil<strong>de</strong>te Bilanzbuchhalter<br />

bieten. Auch sie erledigen<br />

diese Arbeit für <strong>de</strong>n Betrieb und im<br />

Betrieb. Rund 25.000 Bilanzbuchhalter<br />

sind im Bun<strong>de</strong>sverband gelistet (www.<br />

bvbc.<strong>de</strong>).<br />

Leistungspalette: Finanzplanung,<br />

Controlling, Bank- und Kreditgespräch,<br />

Unternehmensbewertung bis hin zum<br />

Personal- o<strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

– das gehört zu <strong>de</strong>n Kernkompetenzen<br />

<strong>de</strong>r Steuerberater. Selbst wenn<br />

<strong>de</strong>r Steuerprofi die Details zur Abgeltungsteuer<br />

parat hat: Beim klassischen<br />

Finanzberater sind Unternehmer für<br />

eine umfassen<strong>de</strong> Vermögensberatung<br />

besser aufgehoben, <strong>de</strong>nn das erfor<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>taillierte Marktkenntnisse.<br />

haftpfl ichtversichert. „Unternehmer erkundigen sich am besten<br />

trotz<strong>de</strong>m, in welcher Höhe <strong>de</strong>r Experte eine Police abgeschlossen<br />

hat“, rät Böttcher. So genügt die viertel Million<br />

Euro zwar in <strong>de</strong>r Regel bei Selbstständigen und <strong>de</strong>n meisten<br />

mittelständischen Unternehmen. Böttcher selbst ist aber mit<br />

vier Millionen Euro geschützt. Das zeigt die Spannbreite. Eine<br />

beson<strong>de</strong>rs hohe Absicherung erscheint insbeson<strong>de</strong>re für Firmenchefs<br />

wichtig, von <strong>de</strong>nen das Finanzamt viel kassieren<br />

will, bei <strong>de</strong>nen also <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n etwa bei einer unterlassenen<br />

Auskunft über Fristen hoch ausfallen kann. „Ein unterversicherter<br />

Berater kostet im schlimmsten Fall <strong>de</strong>n Unternehmer<br />

privat<br />

die Existenz“, warnt Böttcher. Foto:<br />

24 ProFirma 01/02 2011


Das Leistungsspektrum<br />

Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s passen<strong>de</strong>n Steuerberaters spielt schließlich<br />

auch die Frage, welche Aufgaben <strong>de</strong>r Experte erledigen<br />

soll, eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle. In <strong>de</strong>r Umfrage <strong>de</strong>s Marktforschungsinstituts<br />

IRES geben 43 Prozent <strong>de</strong>r Steuerberater an,<br />

die klassischen Leistungen abzu<strong>de</strong>cken. Konkret sind die Firmenchefs<br />

in puncto Lohn- und Gehaltsabrechnung, Finanzbuchhaltung,<br />

Jahresabschluss und <strong>de</strong>m Erstellen <strong>de</strong>r Steuererklärung<br />

mit <strong>de</strong>m Engagement ihres Experten sehr zufrie<strong>de</strong>n,<br />

während sie die betriebswirtschaftliche Beratung <strong>de</strong>utlich<br />

schlechter bewerten.<br />

Das liegt möglicherweise daran, dass dazu spezielle Kenntnisse<br />

erfor<strong>de</strong>rlich sind. Liegen die nicht vor, sollte <strong>de</strong>r Steuerberater<br />

bei einem umfassen<strong>de</strong>n Mandat eigentlich von sich<br />

aus einen kundigen Kollegen einschalten. Das gilt genauso für<br />

rechtliche Belange: „Wir wer<strong>de</strong>n von Beraterkollegen oft um<br />

Unterstützung gebeten“, erklärt Finsterwal<strong>de</strong>r.<br />

So erscheint es auch ratsam, eine Nachfolgeregelung nur mit<br />

einem speziell dafür ausgebil<strong>de</strong>ten Steuerberater und am besten<br />

noch gemeinsam mit einem kundigen Juristen abzuwickeln.<br />

Dr. Bernhard König, Rechtsanwalt mit Spezialgebiet<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Bärbel Ettig, Präsidiumsmitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

<strong>de</strong>r Bilanzbuchhalter und Controller, bietet Unternehmen<br />

die Buchhaltung als externe Dienstleistung an.<br />

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25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

DIE PFLICHTEN DER BERATER<br />

Wo die Grenzen <strong>de</strong>r Informations- und Beratungspfl<br />

ichten <strong>de</strong>r Steuerberater liegen, entschei<strong>de</strong>n<br />

regelmäßig die Gerichte.<br />

KARENZZEIT<br />

Der Steuerberater muss sich über neue Urteile<br />

stets informieren. Innerhalb von vier bis sechs<br />

Wochen hat er zum Beispiel Entscheidungen <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs zur Kenntnis zu nehmen. Die<br />

Urteile nachgeordneter Gerichte muss er erst<br />

zwei Monate nach <strong>de</strong>ren Veröffentlichung abgespeichert<br />

haben (Oberlan<strong>de</strong>sgericht Düsseldorf,<br />

13 U 76/99).<br />

VERMÖGENSBERATUNG<br />

Wenn sich <strong>de</strong>r eigentliche Beratungsauftrag auf<br />

die steuerlichen Fragen einer Geldanlage bezieht,<br />

braucht <strong>de</strong>r Steuerprofi nicht über das Risiko und<br />

die Seriosität <strong>de</strong>r Investition zu beraten. Das kann<br />

<strong>de</strong>r Mandant nicht erwarten, da dieser Job laut<br />

Landgericht Flensburg (Az. 4 O 370/00) nicht zum<br />

Berufsbild gehört.<br />

VERJÄHRUNG<br />

Die Frist zur Verjährung bei Beratungsfehlern beträgt<br />

drei Jahre. Sie beginnt mit <strong>de</strong>r Bekanntgabe<br />

<strong>de</strong>s Steuerbescheids. Folgen daraus weitere<br />

Schä<strong>de</strong>n – etwa weil eine Son<strong>de</strong>rabschreibung<br />

mehrfach nicht beantragt wur<strong>de</strong> – gilt dieselbe<br />

Frist auch für die folgen<strong>de</strong>n Jahre (Landgericht<br />

Düsseldorf, 10 O 526/98).<br />

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> Fachbeitrag „Betriebsprüfung“<br />

> Steuerplanung für Selbstständige und<br />

Freiberufl er<br />

> Steuerberatervollmacht<br />

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Gesellschaftsrecht <strong>de</strong>r Kanzlei Brandi in Detmold, bringt das<br />

Problem auf <strong>de</strong>n Punkt: „Eine vernünftige Beratung bei einem<br />

zweiten Experten ist immer eine bessere Investition, als hinterher<br />

<strong>de</strong>n Scha<strong>de</strong>n beseitigen zu müssen.“ Hans-Christoph<br />

Seewald gibt <strong>de</strong>n generellen Tipp: „Der Unternehmer sollte<br />

sich bei <strong>de</strong>r Auswahl <strong>de</strong>s richtigen Steuerberaters an seinem<br />

individuellen Beratungsbedarf orientieren. Für kleine und<br />

mittlere Unternehmen sind häufi g mittelständische Kanzleien<br />

<strong>de</strong>r richtige Ansprechpartner.“ Sie haben die entsprechen<strong>de</strong><br />

Erfahrung, bringen mitunter Branchenkenntnisse durch<br />

vergleichbare Mandate mit und kooperieren gegebenenfalls<br />

mit Anwälten und Notaren, Sanierern o<strong>de</strong>r Unternehmensberatern.<br />

Gerd Pelzer, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Lück + Wahlen Baugesellschaft<br />

in Düren mit 80 Mitarbeitern, will sich ohnehin<br />

nicht auf nur einen Experten verlassen. Er führt als Vermieter<br />

gewerblicher Immobilien zwei Firmen und hat mehrere<br />

Steuerberater engagiert. Auch laufen seine privaten Belange<br />

komplett getrennt über einen weiteren Steuerexperten. „Das<br />

ist entstan<strong>de</strong>n aus Tradition und hängt chronologisch mit<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Firmengründung zusammen“, sagt Pelzer. Der<br />

Unternehmer ist selbst Diplom-Ingenieur, sein Sohn Stephan<br />

Pelzer Diplom-Kaufmann. Eine umfassen<strong>de</strong> betriebswirtschaftliche<br />

Beratung ist daher nicht notwendig. Und auch<br />

seine Lohn- und Finanzbuchhaltung organisiert er im eigenen<br />

Haus: „Das bringt uns eine Kostenersparnis, und wir haben<br />

unsere aktuellen Zahlen schneller parat.“<br />

Schnelle Buchhaltung<br />

Wer ähnlich wie Pelzer agieren will und nicht das Potenzial<br />

hat, die Finanz- und Lohnbuchhaltung selbst zu organisieren,<br />

kann alternativ zum Steuerberater auch einen selbstständigen<br />

Bilanzbuchhalter engagieren. Das kann vorteilhaft<br />

sein: „Wir kommen ins Haus und erstellen Hand in Hand<br />

mit <strong>de</strong>m Unternehmer o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ssen Mitarbeiter die Buchführung“,<br />

erklärt Bärbel Ettig, Inhaberin <strong>de</strong>r Büros Adapt GmbH<br />

in Dres<strong>de</strong>n und Präsidiumsmitglied <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands <strong>de</strong>r<br />

Bilanzbuchhalter und Controller in Bonn. Die Spezialisten<br />

erfassen und kontieren zeitnah die Belege, organisieren die<br />

gesamte Buchhaltung, kontrollieren <strong>de</strong>n Zahlungsverkehr<br />

und sen<strong>de</strong>n zum Beispiel die Lohndaten termingerecht ans<br />

Finanzamt. Die Bilanzbuchhalter dürfen zwar keine Konten<br />

errichten o<strong>de</strong>r die Umsatzsteueranmeldung für <strong>de</strong>n Betrieb<br />

erledigen – das fällt ins Ressort <strong>de</strong>r Steuerberater. Doch erstellen<br />

sie auch betriebswirtschaftliche Auswertungen o<strong>de</strong>r<br />

die notwendigen Unterlagen für das Bankgespräch. Und das<br />

zu passablen Kosten: „Wir unterliegen keiner Gebührenverordnung,<br />

son<strong>de</strong>rn es gilt die freie Preisgestaltung“, erklärt<br />

Ettig. Die Bilanzbuchhalter veranschlagen für eine Buchung<br />

zwischen 50 Cent und 1,50 Euro. Alternativ kann über Stun<strong>de</strong>nsätze<br />

abgerechnet wer<strong>de</strong>n. „Die Spannbreite liegt bei unseren<br />

Verbandsmitglie<strong>de</strong>rn zwischen 35 und 80 Euro“, sagt<br />

Ettig. Und wie beim Steuerberater gilt auch hier: Verhan<strong>de</strong>ln<br />

lohnt sich.<br />

26 ProFirma 01/02 2011


ProFirma 01/02 2011<br />

STEUERJAHR 2011<br />

Was jetzt mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />

besprochen wer<strong>de</strong>n muss<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>n jährlichen Steuerän<strong>de</strong>rungen müssen Unternehmer<br />

zum Jahresbeginn einige wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Regularien im Steuerrecht beachten.<br />

Honorarfrage klären<br />

Bei bilanzieren<strong>de</strong>n Gewerbetreiben<strong>de</strong>n<br />

steht spätestens für die Bilanzerstellung<br />

für das Jahr 2010 die Anpassung<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lsbilanz an die Spielregeln<br />

<strong>de</strong>s BilMoG an. Das be<strong>de</strong>utet Mehrarbeit<br />

für <strong>de</strong>n Berater und damit lei<strong>de</strong>r auch<br />

ein höheres Honorar. Denn schließlich<br />

muss die Bilanz einmal nach <strong>de</strong>n neuen<br />

BilMoG-Regeln erstellt wer<strong>de</strong>n und ein<br />

zweites Mal nach steuerlichen Gesichtspunkten.<br />

ProFirma rät: Selbstständige sollten mit<br />

ihrem Steuerberater vereinbaren, dass<br />

er anstatt zwei Bilanzen nur eine Überleitungsrechnung<br />

von <strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>ls- zur<br />

Steuerbilanz erstellt. Das akzeptiert das<br />

Finanzamt auch, und es ist weniger zeitintensiv.<br />

Zum an<strong>de</strong>ren sollte im Vorfeld<br />

ein Zeit- o<strong>de</strong>r Pauschalhonorar ausgehan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Einmalige Einzugsermächtigung<br />

Wer seinen Gewinn nach <strong>de</strong>r Einnahmen-<br />

Überschussrechnung ermittelt, kann seine<br />

Betriebsausgaben für das Jahr 2010<br />

noch erhöhen, in<strong>de</strong>m er die Umsatzsteuer<br />

aus <strong>de</strong>r letzten Umsatzsteuer-<br />

Voranmeldung 2010 bis spätestens 10.<br />

Januar 2011 ans Finanzamt überweist.<br />

Denn in diesem Fall rechnet die Zahlung<br />

ausnahmsweise noch zu <strong>de</strong>n Betriebsausausgaben<br />

<strong>de</strong>s abgelaufenen Jahres.<br />

Antrag auf Ist-Versteuerung<br />

Lagen die Umsätze <strong>de</strong>s Jahres 2010 nicht<br />

über 500.000 Euro, sollten Gewerbetreiben<strong>de</strong><br />

einen Antrag auf Ist-Versteuerung<br />

stellen. Das bringt enorme Liquiditätsvorteile,<br />

weil die Umsatzsteuer erst ans<br />

Finanzamt überwiesen wer<strong>de</strong>n muss,<br />

wenn die Rechnung beglichen ist.<br />

VON OTTFRIED WEISS<br />

ProFirma rät: An <strong>de</strong>n Regeln zum Vorsteuerabzug<br />

än<strong>de</strong>rt sich durch die Ist-Versteuerung<br />

übrigens nichts. Vorsteuer aus Eingangsrechnungen<br />

können Selbstständige<br />

nach wie vor geltend machen, sobald sie<br />

eine Rechnung erhalten haben.<br />

Dauerfristverlängerung<br />

Unternehmer, die monatlich eine Umsatzsteuer-Voranmeldung<br />

beim Finanzamt einreichen<br />

müssen, können beim Finanzamt<br />

einen Antrag auf Dauerfristverlängerung<br />

stellen. Das Finanzamt erwartet die Voranmeldung<br />

dann immer erst einen Monat<br />

später als gesetzlich vorgeschrieben. Doch<br />

diese Fristverlängerung gibt es nur, wenn<br />

<strong>de</strong>r Unternehmer bis zum 10. Februar 2011<br />

eine Son<strong>de</strong>rvorauszahlung leistet.<br />

Freistellungsbescheinigungen<br />

Unternehmen, die an<strong>de</strong>re Betriebe mit<br />

Bauleistungen beauftragt haben, sollten<br />

die Freistellungsbescheinigungen zur Bau-<br />

abzugssteuer <strong>de</strong>r beauftragten Firmen<br />

prüfen. Solche Bescheinigungen verlieren<br />

zum Jahreswechsel nämlich häufi g<br />

ihre Gültigkeit. Steht zum 5. Januar 2011<br />

eine Zahlung an, und es liegt keine gültige<br />

Freistellungsbescheinigung vor,<br />

müsste <strong>de</strong>r Auftraggeber 15 Prozent <strong>de</strong>s<br />

Rechnungsbetrags einbehalten und ans<br />

Finanzamt abführen.<br />

Umsatzsteuerschuldnerschaft<br />

Zum 1. Januar 2011 wird die Steuerschuldnerschaft<br />

nach Paragraf 13b<br />

Umsatzsteuergesetz auf weitere Branchen<br />

ausgeweitet. Wird beispielsweise<br />

Stahlschrott verkauft o<strong>de</strong>r stellen sich<br />

zwei selbstständige Gebäu<strong>de</strong>reiniger<br />

gegenseitig Rechnungen, darf in <strong>de</strong>n<br />

Rechnungen keine Umsatzsteuer mehr<br />

ausgewiesen sein und <strong>de</strong>r Rechnungsempfänger<br />

muss die Umsatzsteuer ans<br />

Finanzamt abführen.<br />

Vorauszahlungen<br />

Selbstständige sollten ihren Gewinn<br />

2011 kalkulieren. Fällt er geringer aus,<br />

sollte beim Finanzamt ein Antrag auf<br />

Herabsetzung <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Vorauszahlungen<br />

gestellt wer<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rheit:<br />

Sogar für die Herabsetzung <strong>de</strong>r Gewerbesteuer-Vorauszahlungen<br />

muss <strong>de</strong>r Antrag<br />

ans Finanzamt gestellt wer<strong>de</strong>n<br />

Wechsel<br />

Muss ein Einnahmen-Überschussrechner<br />

zum 1. Januar 2011 erstmals zur Bilanzierung<br />

wechseln, sollte er frühzeitig<br />

seinen Steuerberater aufsuchen. Denn<br />

wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Regeln<br />

bei <strong>de</strong>r Einnahmen-Überschussrechnung<br />

und <strong>de</strong>r Bilanzierung kommt es meist zu<br />

einem Übergangsgewinn.<br />

27


Mit <strong>Haufe</strong> beschleunigen Sie Ihr<br />

Wissensmanagement. Versprochen.<br />

Sind Sie sicher, dass Ihren Mitarbeitern alle rechtssicheren Informationen und Arbeitshilfen<br />

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Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />

Internationalisierung im Mittelstand<br />

In <strong>de</strong>r Welt zu Hause<br />

Ein Auslandsengagement hat immer zwei Seiten: Es macht erfolgreicher, es kann ein<br />

Unternehmen aber auch überfor<strong>de</strong>rn. Wer sich auf internationalem Terrain behaupten<br />

will, sollte sich gut vorbereiten. VON DR. GABRIELE LÜKE<br />

„Je<strong>de</strong>r mittelständische Unternehmer<br />

sollte sich überlegen, ob er ohne eine<br />

aktive Internationalisierungsstrategie<br />

langfristig überhaupt überleben kann“,<br />

fi n<strong>de</strong>t Rüdiger Kabst. Der Internationalisierungsexperte<br />

und Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />

an <strong>de</strong>r Justus-Liebig-Universität<br />

in Gießen argumentiert:<br />

„Der <strong>de</strong>utsche Markt ist weitgehend<br />

gesättigt – Wachstum lässt sich<br />

vor allem über ausländische<br />

Märkte realisieren.“ Und<br />

Wachstum ist nur ein<br />

Aspekt: „Zu<strong>de</strong>m sind<br />

immer mehr ausländischeWettbewerber<br />

auch hierzulan<strong>de</strong><br />

aktiv und<br />

machen <strong>de</strong>n<br />

hiesigen Firmen<br />

auf ihrem HeimatmarktKonkurrenz.<br />

Wer<br />

eine aktive Auslandsstrategie<br />

fährt und darüber<br />

internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit erlangt, besteht<br />

<strong>de</strong>n Konkurrenzkampf besser, sichert<br />

und stärkt auch das Geschäft zu Hause.“<br />

Kabsts Fazit: „Internationalisierung ist<br />

ein Muss, ein Pfl ichtprogramm.“ Und<br />

zu<strong>de</strong>m grundsätzlich ein Erfolgsrezept:<br />

„In <strong>de</strong>r Tat sind Unternehmen, die international<br />

aktiv sind, erfolgreicher.<br />

Die Internationalisierung ist neben <strong>de</strong>r<br />

Innovationsfähigkeit <strong>de</strong>r Erfolgsfaktor<br />

schlechthin.“<br />

Kabsts Argumentation scheint nicht auf<br />

taube Ohren zu stoßen: „Tatsächlich<br />

verstehen auch die kleineren und mittleren<br />

Unternehmen Internationalisierung<br />

mehr und mehr als strategische Aufgabe.<br />

Entstand das internationale<br />

Engagement früher oft eher<br />

zufällig durch einen Messekontakt<br />

o<strong>de</strong>r eine Kun<strong>de</strong>nempfehlung,überlegen<br />

sich heute auch die<br />

Chefs kleinerer Firmen<br />

aktiv und eigeninitiativ,<br />

welche Märkte sie<br />

bearbeiten könnten“,<br />

beobachtet Julia Arnold,<br />

Referatsleiterin<br />

im Bereich International<br />

<strong>de</strong>s Deutschen<br />

Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammertags<br />

in<br />

Berlin.<br />

30 ProFirma 01/02 2011<br />

ProFirma<br />

Spezial<br />

Ein Auslandsengagement kann<br />

sich auch für KMU lohnen, um<br />

das Inlandsgeschäft zu stützen.


Fotos: privat<br />

Zunächst zur Bestandsaufnahme: Insgesamt<br />

exportieren rund 350.000 <strong>de</strong>utsche<br />

Unternehmen. Das sind zwölf Prozent<br />

aller hiesigen Firmen. Differenziert<br />

nach Größenklassen, stellt sich heraus:<br />

Von <strong>de</strong>n Großunternehmen sind 81 Prozent,<br />

von <strong>de</strong>n kleinen und mittleren jedoch<br />

nur elf Prozent im Exportgeschäft<br />

tätig. Insgesamt macht die Exportquote<br />

bei <strong>de</strong>n kleineren Unternehmen acht,<br />

bei <strong>de</strong>n mittleren 16 und <strong>de</strong>n großen<br />

21 Prozent aus. Das hat eine Studie <strong>de</strong>s<br />

Instituts <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Wirtschaft Köln<br />

im Jahr 2008 ergeben.<br />

Neue Märkte im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

„Dabei bearbeiten kleinere Unternehmen<br />

bis zu sieben Märkte, mittlere bis<br />

zu 13, größere min<strong>de</strong>stens 20“, ergänzt<br />

Julia Arnold. „Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht<br />

die Erschließung neuer Absatzmärkte.<br />

Kostenersparnis, zum Beispiel durch<br />

günstigere Produktionsbedingungen<br />

o<strong>de</strong>r Einkauf, kommen erst an zweiter<br />

Stelle.“ Unterm Strich schlagen sich die<br />

<strong>de</strong>utschen Unternehmen im Ausland<br />

sehr erfolgreich. „Auch <strong>de</strong>r Mittelstand<br />

ist durch seine sprichwörtliche Flexibilität<br />

ein geschickter Akteur auf <strong>de</strong>m<br />

Weltmarkt“, meint Arnold.<br />

Bei <strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>seigenen Außenwirtschaftsagentur<br />

Germany Tra<strong>de</strong> & Invest<br />

in Bonn können Europaexpertin<br />

Elfi Schreiber und Chefredakteur Ernst<br />

Leiste <strong>de</strong>m nur zustimmen. Unter quantitativen<br />

Gesichtspunkten fi n<strong>de</strong>n sie allerdings,<br />

dass sich das Auslandsengagement<br />

gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r kleineren und mittleren<br />

Unternehmen durchaus noch ausbauen<br />

ließe. Dieses anzugehen sei jetzt erstmals<br />

nach <strong>de</strong>r Krise wie<strong>de</strong>r ein guter<br />

Zeitpunkt. „Der Welthan<strong>de</strong>l zieht an.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

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Vertriebssysteme im Ausland. Der Beitrag<br />

informiert über <strong>de</strong>n grenzüberschreiten<strong>de</strong>n<br />

Han<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>ssen rechtlichen Rahmen.<br />

Unternehmensbeispiele<br />

www.sid-consult.<strong>de</strong><br />

„Meine Märkte liegen im Ausland“<br />

In Deutschland bringt es Heinz Artmann gera<strong>de</strong> einmal auf einen Umsatzanteil<br />

von zwei Prozent. „Meine Märkte liegen einfach im Ausland.“ Der<br />

geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter <strong>de</strong>r SID-Consult GmbH in Berlin erzählt,<br />

wie es dazu kam: „Ich leitete viele Jahre <strong>de</strong>n internationalen Vertrieb<br />

Heinz Artmann<br />

eines großen Druckmaschinenherstellers. Mein Schwerpunkt war <strong>de</strong>r<br />

Hochsicherheitsdruck.“ Dann zerbrach die Sowjetunion, neue Nationalstaaten entstan<strong>de</strong>n, alle<br />

brauchten Personalausweise, Reisepässe o<strong>de</strong>r Zolldokumente. Artmann begann Staatsdruckereien<br />

zu beraten, sie mit neuen Hochsicherheitsdruckanlagen auszustatten, die dazugehörigen<br />

Prozesse zu installieren und zu begleiten. „Mittlerweile arbeiten meine sieben Mitarbeiter und<br />

ich aber nicht nur in <strong>de</strong>r Ex-Sowjetunion. Auch Asien und Lateinamerika sind gute Kun<strong>de</strong>n.“<br />

Artmann nennt diese drei Erfolgskriterien:<br />

■ Kontaktpfl ege: „Geschäftsanbahnungen und -abwicklungen laufen im Ausland in <strong>de</strong>r Regel<br />

viel persönlicher. Deshalb sind wir sehr oft bei Kun<strong>de</strong>n und Partnern vor Ort präsent.“<br />

■ Empfehlungsprinzip: „Neue Aufträge lassen sich am besten über Empfehlungen akquirieren.<br />

Wir erhalten sie von unseren bestehen<strong>de</strong>n Auftraggebern sowie aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

internationalen Arbeitskreisen und Verbän<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen wir aktiv sind.“<br />

■ Interkulturelles Wissen: „Je besser wir über die auftraggeben<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r informiert sind<br />

– über <strong>de</strong>ren Vorstellungen zur Dokumentensicherheit, die Datenerfassung, die Befi ndlichkeiten<br />

zwischen <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n –, umso besser können wir sie beraten und bedienen.“<br />

www.sfi rion.<strong>de</strong><br />

„Lehrgeld in <strong>de</strong>n USA gezahlt“<br />

Trotz schwieriger Anfänge bleibt die Sfi rion AG in München auf Auslandskurs.<br />

Das Unternehmen mit 20 Mitarbeitern ist Anbieter für Projektmanagement<br />

in <strong>de</strong>n Bereichen Neubau, Ausbau und Sanierung von Infrastruktur,<br />

Industrieanlagen und Bürogebäu<strong>de</strong>n. „Die Internationalisierung<br />

Albert Ripberger<br />

gehört seit unserer Gründung im Jahr 2001 zu unseren strategischen<br />

Zielen“, erzählt Vorstand Albert Ripberger. „Das heißt aber nicht, dass sie einfach wäre.<br />

Wir haben unser Lehrgeld bereits gezahlt.“ Zum ersten Mal in <strong>de</strong>n USA. „Da haben wir <strong>de</strong>n<br />

Auftraggeber im Vorfeld nicht genug geprüft. Und warten noch heute auf unser Honorar.“<br />

Dass das folgen<strong>de</strong> Projekt in Rumänien auf <strong>de</strong>r Strecke blieb, lag nicht an <strong>de</strong>r Vorbereitung,<br />

son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r Wirtschaftskrise. „Das Konzept war gut und bewährt sich <strong>de</strong>rzeit in Dubai.“<br />

Die drei Haupti<strong>de</strong>en:<br />

■ Grundsätzliche Vorbereitung: „Wir haben in München ein mehrsprachiges, multikulturelles<br />

Team aufgebaut, ergänzt von externen Experten für Spezialfragen. Alle AGB, Broschüren<br />

und Sonstiges liegen griffbereit in Englisch vor.“<br />

■ Markteinstieg: „Wir prüfen zunächst sehr genau unsere Marktchancen. Dann grün<strong>de</strong>n wir<br />

mit einem vertrauensvollen Partner ein Joint Venture: <strong>Als</strong> Dienstleister müssen wir vor Ort<br />

Präsenz und Kun<strong>de</strong>nnähe zeigen.“<br />

■ Partnerwahl: „Zu Partnern vor Ort machen wir am liebsten Menschen, die wir aus gemeinsamen<br />

Projekten bereits kennen und die ihrerseits die Märkte kennen. Sie sind kompetent,<br />

haben vor Ort gute Kontakte und beherrschen jeweils Deutsch beziehungsweise Englisch.<br />

31


Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />

Im Jahr 2011 soll er schon um insgesamt<br />

acht Prozent wachsen.“ Die Experten<br />

meinen: „Ein Auslandsengagement baut<br />

man peu à peu auf. Wer die Vorbereitung<br />

heute beginnt und dann startet, hat<br />

die besten Chancen, von <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Weltwirtschaft zu profi tieren.“<br />

Dass das Auslandsgeschäft bei <strong>de</strong>n kleinen<br />

und mittleren Unternehmen noch<br />

ausbaufähig ist und sie es erst jetzt mehr<br />

und mehr als strategische Aufgabe <strong>de</strong>fi<br />

nieren, liegt weniger an ihrer mangeln<strong>de</strong>n<br />

Einsicht, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>n unübersehbaren<br />

Risiken: „Grundsätzlich<br />

kann auch das kleinste Unternehmen<br />

erfolgreich Auslandsgeschäfte machen.<br />

Doch sollte die Internationalisierung<br />

gera<strong>de</strong> bei kleineren Firmen sehr gut<br />

und ganz individuell überlegt sein“,<br />

unterstreicht Bertram Brossardt. Er ist<br />

Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r vbw – Vereinigung<br />

<strong>de</strong>r Bayerischen Wirtschaft e.V.<br />

in München. Für die vbw ist die Begleitung<br />

<strong>de</strong>s Mittelstands bei <strong>de</strong>r Internationalisierung<br />

schon lange ein wichtiges<br />

Thema. „Es gilt, sich sehr gründlich zu<br />

informieren, genau abzuwägen und<br />

vorsichtig zu planen“, rät Brossardt.<br />

„Denn wenn Unternehmen scheitern,<br />

scheitern sie vor allem, weil sie schlecht<br />

vorbereitet waren, weil sie <strong>de</strong>n fi nanziellen<br />

Aufwand unterschätzt und ihre<br />

Kapazitäten überschätzt haben.“<br />

Gründliche Recherche nötig<br />

Für Ljuba Haunschild, Expertin am Institut<br />

für Mittelstandsforschung IfM in<br />

INTERVIEW<br />

„Europa ist immer eine gute Option“<br />

Bonn, ist <strong>de</strong>r erste Punkt <strong>de</strong>r Internationalisierungsvorbereitung<br />

<strong>de</strong>shalb<br />

auch stets <strong>de</strong>r Blick nach innen: „Das<br />

Auslandsgeschäft darf nie <strong>de</strong>r Kompensation<br />

von Schwächen auf <strong>de</strong>m<br />

Heimatmarkt dienen. Im Ausland agiert<br />

nur <strong>de</strong>r erfolgreich, <strong>de</strong>r auch zu Hause<br />

genug Substanz hat und stark und stabil<br />

organisiert ist.“ Ist diese Voraussetzung<br />

gegeben, kann die praktische Vorbereitung<br />

starten. Bertram Brossardt:<br />

„Beginnen Sie mit einer gründlichen<br />

Vorrecherche. Nutzen Sie neben <strong>de</strong>n<br />

Informationen aus <strong>de</strong>m Internet <strong>de</strong>n<br />

Erfahrungsaustausch, <strong>de</strong>n die Veranstaltungen<br />

von Kammern, Verbän<strong>de</strong>n,<br />

Außenwirtschaftsvereinen, Branchen-<br />

Netzwerken und Beratern bieten. Zu<strong>de</strong>m<br />

lohnen sich Delegationsreisen<br />

Elfi Scheiber , Europaexpertin, und Ernst Leiste, Chefredakteur bei<br />

Germany Tra<strong>de</strong> & Invest in Bonn, erklären, welche Län<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit einen Blick lohnen.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE DR. GABRIELE LÜKE<br />

Die weltweite Wirtschaftskrise scheint<br />

fast vorbei zu sein, <strong>de</strong>r Welthan<strong>de</strong>l<br />

wächst wie<strong>de</strong>r. Hat, wer jetzt über Internationalisierung<br />

nach<strong>de</strong>nkt, bereits<br />

wie<strong>de</strong>r die Qual <strong>de</strong>r Wahl?<br />

Scheiber: Tatsächlich profi tieren nicht<br />

alle Län<strong>de</strong>r gleichermaßen vom En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Krise. Man sollte also schon genau<br />

hinschauen, wo man hingeht.<br />

Bleiben wir also zunächst in Europa ...<br />

Scheiber: Europa ist immer eine gute<br />

Option. Zwei Drittel <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Außenhan<strong>de</strong>lsvolumens<br />

wird in Europa<br />

generiert. Gera<strong>de</strong> Einsteiger sollten<br />

sich zunächst auf die näheren und vertrauteren<br />

europäischen Märkte konzentrieren.<br />

Zu<strong>de</strong>m wächst die europäische<br />

Wirtschaft wie<strong>de</strong>r, wenn auch nicht so<br />

stark wie die <strong>de</strong>r Schwellenlän<strong>de</strong>r.<br />

Irland, Griechenland, Portugal sind mit<br />

problematischen Schlagzeilen in <strong>de</strong>r<br />

Presse. Ost- und Mitteleuropa mel<strong>de</strong>n<br />

Elfi Scheiber Ernst Leiste<br />

auch nicht durchweg Erfolgsgeschichten.<br />

Welche europäischen Märkte lohnen sich<br />

konkret?<br />

Leiste: In Osteuropa sind Tschechien, Polen<br />

o<strong>de</strong>r die Slowakei <strong>de</strong>rzeit einen Blick<br />

wert, im alten Europa vor allem Schwe<strong>de</strong>n,<br />

Finnland, Frankreich o<strong>de</strong>r Großbritannien.<br />

Hinzu kommt, dass ein Markt immer aus<br />

<strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>r eigenen Branche betrachtet<br />

wer<strong>de</strong>n sollte. So ist Skandinavien<br />

für die Bauwirtschaft, Italien für die Umweltwirtschaft<br />

eine Option.<br />

Was empfehlen Sie darüber hinaus?<br />

Leiste: Die BRIC-Staaten, also Brasilien,<br />

Russland, Indien und China, sind nach<br />

wie vor wachstumsstarke Märkte. Aber<br />

auch die Türkei und Nordafrika kann man<br />

getrost in die engere Wahl nehmen. Die<br />

bei<strong>de</strong>n Letzteren sind etwa für erneuerbare<br />

Energien ein interessantes Feld.<br />

Wer wenig Erfahrung hat, kann mit diesen<br />

entfernten und komplizierten Märkten<br />

allerdings auch überfor<strong>de</strong>rt sein.<br />

Aus Russland wur<strong>de</strong> zuletzt Stagnation<br />

gemel<strong>de</strong>t …<br />

Leiste: Inzwischen wächst die Wirtschaft<br />

Russlands um beachtliche vier Prozent.<br />

Gewaltige Mo<strong>de</strong>rnisierungsvorhaben in<br />

<strong>de</strong>n Bereichen Infrastruktur, Rohstoffe,<br />

Energiewirtschaft, Wasserwirtschaft/Abfall-entsorgung,<br />

Gesundheitswesen und<br />

im Bereich <strong>de</strong>r informations- und Kommunikationstechnik<br />

bieten große Chancen für<br />

<strong>de</strong>utsche Unternehmen. Wichtig ist: Die<br />

Wahl eines Markts muss immer aus Sicht<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Unternehmens erfolgen.<br />

32 ProFirma 01/02 2011<br />

Fotos: privat


ProFirma 01/02 2011<br />

ERSTE INFORMATIONEN:<br />

NUTZEN SIE DAS INTERNET<br />

Das A und O <strong>de</strong>s Auslandserfolgs<br />

ist die Vorbereitung. Sichten Sie<br />

zum Einstieg diese Websites:<br />

www.gtai.<strong>de</strong><br />

Germany Tra<strong>de</strong> & Invest gibt einen<br />

Überblick über alle Märkte weltweit,<br />

veröffentlicht regelmäßig Konjunkturberichte<br />

und analysiert auch<br />

branchenbezogen.<br />

ahk.<strong>de</strong>/<br />

Hier fi n<strong>de</strong>n Sie die Standorte aller<br />

Außenhan<strong>de</strong>lskammern mit direktem<br />

Link auf <strong>de</strong>ren Seiten.<br />

www.dihk.<strong>de</strong>/inhalt/themen/<br />

international_neu/in<strong>de</strong>x.main.html<br />

Der DIHK versorgt Sie hier laufend mit<br />

Außenwirtschaftsinformationen.<br />

www.bdi.eu/Globalisierung-Interna<br />

tionale-Maerkte-und-Han<strong>de</strong>l.htm<br />

Aktuelle Informationen zur Außenwirtschaft<br />

vom Bun<strong>de</strong>sverband <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Industrie.<br />

www.oav.<strong>de</strong>/<br />

Dahinter steht die German Asia-Pacifi<br />

c Business Association, das Netzwerk<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Asienwirtschaft.<br />

www.lateinamerikaverein.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/<br />

in<strong>de</strong>x.html<br />

Unternehmensnetzwerk und Informationsplattform<br />

für die <strong>de</strong>utsche<br />

Wirtschaft mit Interessen an und in<br />

Lateinamerika.<br />

www.afrikaverein.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.php<br />

Außenwirtschaftsverband <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Unternehmen und Institutionen<br />

mit Interesse an Afrika<br />

www.enterprise-europe-network.ec.<br />

europa.eu/in<strong>de</strong>x_en.htm<br />

Das Enterprise Europe Network ist<br />

eine Einrichtung <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kommission und hilft KMU auf <strong>de</strong>m<br />

europäischen Marktplatz.<br />

Unternehmensbeispiele<br />

www.global-partners-bayern.<strong>de</strong><br />

„Stark im Netzwerk“<br />

Aus dieser Überzeugung heraus grün<strong>de</strong>te sich im Jahr 2002 auf Initiative<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Wirtschaftsministeriums die Global Partners Bayern e.V.<br />

Heute vereint das in München lokalisierte Netzwerk rund 40 Unternehmen<br />

aller Branchen und Größen. Gemeinsam erschließen sie Märkte in aller<br />

Andrea Mewaldt<br />

Welt – zurzeit mit diesen Schwerpunkten: „Wir bereiten beispielsweise<br />

ein Pilotprojekt zum Thema Gebäu<strong>de</strong>effi zienz in Russland vor und unterstützen <strong>de</strong>n Markteintritt<br />

von Bildungsunternehmen in Südafrika“, erläutert Andrea Mewaldt, die stellvertreten<strong>de</strong><br />

Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Global Partners.<br />

Sie nennt diese Erfolgsfaktoren:<br />

■ Rücken<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Politik: „Mit <strong>de</strong>n aus unserer Entstehungsgeschichte bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kontakten zur heimischen Politik können wir im Ausland leichter Türen zu <strong>de</strong>n Entschei<strong>de</strong>rn<br />

öffnen.“<br />

■ Interdisziplinäre Projektarbeit: „Steht ein Projekt im Raum, bringen die interessierten<br />

Mitglie<strong>de</strong>r ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Kapazitäten zusammen, entwickeln I<strong>de</strong>en<br />

zur Realisierung, setzen sie gemeinsam in Arbeitskreisen und Projektgruppen um. Die<br />

Vorteile liegen auf <strong>de</strong>r Hand: Im Team können wir komplexere, größere Aufträge stemmen,<br />

entferntere Märkte meistern, auch weniger erfahrene Unternehmen gut einbin<strong>de</strong>n.“<br />

■ Ganzheitliches Denken: „Wir verbin<strong>de</strong>n unsere Projekte in <strong>de</strong>n Schwellenlän<strong>de</strong>rn stets<br />

mit Nachhaltigkeit, Werteorientierung und Entwicklungsarbeit – das ist unser i<strong>de</strong>alistischer<br />

Anspruch.“<br />

www.gustav-klein.<strong>de</strong><br />

„Über Österreich in die Welt“<br />

Jahrzehntelange Auslandserfahrung prägt die Gustav Klein GmbH & Co.<br />

KG im oberbayrischen Schongau. Die Kernkompetenz <strong>de</strong>s High-Tech-Unternehmens<br />

mit 200 Mitarbeitern sind Anlagen, die eine unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgung garantieren – sogenannte USV-Anlagen. „Unser<br />

Günther Stensitzki<br />

Unternehmen wur<strong>de</strong> direkt nach <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg gegrün<strong>de</strong>t, das<br />

Auslandsgeschäft entwickelte sich relativ schnell. Zunächst exportierten wir nach Österreich,<br />

wo wir bald auch ein Tochterunternehmen grün<strong>de</strong>ten“, erzählt <strong>de</strong>r geschäftsführen<strong>de</strong> Gesellschafter<br />

Günther Stensitzki. Mittlerweile befi n<strong>de</strong>n sich Anlagen in 84 Län<strong>de</strong>rn.<br />

Und so sichert Gustav Klein <strong>de</strong>n Erfolg im Ausland:<br />

■ Risikostreuung durch direkten und indirekten Export: „Der größte Teil unseres Auslandsumsatzes<br />

entsteht auf indirektem Weg. Wir liefern an Kun<strong>de</strong>n in Deutschland, diese integrieren<br />

unsere Systeme und Anlagen in ihre Auslandsprojekte. Der an<strong>de</strong>re Teil entsteht durch einen<br />

zunehmen<strong>de</strong>n Direktexport.“<br />

■ Netzwerkarbeit: „Wir betreiben intensive Cluster-, Netzwerk- und Verbandsarbeit. So<br />

sprechen sich auch unsere Qualität und Kompetenz herum, und wir wer<strong>de</strong>n nicht nur von<br />

zufrie<strong>de</strong>nen Kun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch über die Netzwerke an neue Kun<strong>de</strong>n empfohlen.“<br />

■ Kompetentes Team: „Zum einen haben wir in unseren wichtigsten Märkten Partner aufgebaut,<br />

die die Installation, Wartung und <strong>de</strong>n Service <strong>de</strong>r Anlagen übernehmen. Mit diesen<br />

Partnern, in <strong>de</strong>r Regel auch Mittelständler, haben wir Kooperationsverträge abgeschlossen.“<br />

33


Unternehmensführung – Mittelstand Special<br />

und Messebeteiligungen. So verschafft<br />

man sich einen ersten persönlichen<br />

Eindruck von <strong>de</strong>m Land.“ Ist schließlich<br />

ein konkreter Markt anvisiert, empfi ehlt<br />

Brossardt, die folgen<strong>de</strong>n vier Frageblöcke<br />

abzuarbeiten: Hat mein konkretes<br />

Produkt in <strong>de</strong>m ausgewählten Markt<br />

wirklich gute Absatzchancen, und welche<br />

Bedingungen – etwa spezifi sche<br />

Vertriebsstrukturen, Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen<br />

– muss ich bei <strong>de</strong>r Marktbearbeitung<br />

berücksichtigen? Welche<br />

rechtlichen, steuerlichen, behördlichen<br />

Regelungen bestimmen das Geschäft<br />

mit? Wie fi nanziere ich das Auslandsgeschäft,<br />

habe ich genug Kapital im Rücken?<br />

Fin<strong>de</strong> ich das nötige kompetente<br />

und interkulturell versierte Personal,<br />

das <strong>de</strong>n neuen Markt beherrscht – sowohl<br />

hier als auch vor Ort? Brossardt<br />

rekapituliert: „Kann ich diese Fragen<br />

umfassend positiv beantworten, gilt es<br />

einen Business- und Zeitplan aufzustellen,<br />

mit spitzer Fe<strong>de</strong>r zu rechnen – und<br />

dabei stets <strong>de</strong>utlich mehr Zeit und Aufwand<br />

als für ein Inlandsgeschäft einzuplanen.<br />

So begibt <strong>de</strong>r Unternehmer sich<br />

auf die sichere Seite.“<br />

Markterschließung im Verbund<br />

Noch drei weiterführen<strong>de</strong> Ratschläge<br />

zum Schluss. Der erste Rat stammt von<br />

DIHK-Referentin Julia Arnold: „Man<br />

muss nicht gleich eine Nie<strong>de</strong>rlassung<br />

grün<strong>de</strong>n. Märkte lassen sich praxisnah<br />

antesten. Viele Unternehmen nutzen<br />

dafür die kostengünstigen Dienstleistungen<br />

‚Geschäftspräsenz’ o<strong>de</strong>r Vermittlung<br />

von Vertriebspartnern durch<br />

die weltweit 80 <strong>de</strong>utschen Auslandshan<strong>de</strong>lskammern.“<br />

Den zweiten Rat<br />

hält Rüdiger Kabst bereit: „Eine Markterschließung<br />

kann auch im Verbund mit<br />

an<strong>de</strong>ren Unternehmen gestemmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dort helfen die erfahrenen <strong>de</strong>n weniger<br />

erfahrenen Firmen, man kommt<br />

schneller voran, außer<strong>de</strong>m lassen sich<br />

im Netzwerk größere Aufträge o<strong>de</strong>r<br />

schwierigere Märkte bearbeiten.“ Ljuba<br />

Haunschild gibt <strong>de</strong>n dritten Rat: „Man<br />

sollte die Entwicklung seines Auslandsengagements<br />

zu<strong>de</strong>m gut beobachten: Es<br />

lohnt sich dann, wenn es <strong>de</strong>n Bestand sichert<br />

und zum Wachstum beiträgt.“<br />

CHECKLISTE FÜR EINSTEIGER<br />

Gute Antworten fi n<strong>de</strong>n<br />

Das Auslandsgeschäft lebt von einer guten Vorbereitung.<br />

Ljuba Haunschild vom Institut für Mittelstandsforschung in Bonn<br />

hat dafür eine hilfreiche Checkliste zusammengestellt.<br />

Bestimmen Sie Ihre Ziele.<br />

> Wollen Sie einen neuen Absatzmarkt<br />

erschließen?<br />

> Wollen Sie produzieren?<br />

> Wollen Sie kostengünstiger einkaufen?<br />

> Möchte ein Kun<strong>de</strong>, dass Sie ihm ins<br />

Ausland folgen?<br />

> Amortisiert sich Ihr innovatives Produkt<br />

nur, wenn Sie gleich <strong>de</strong>n Weltmarkt<br />

bedienen?<br />

Erwägen Sie verschie<strong>de</strong>ne Szenarien.<br />

> Wollen Sie allein o<strong>de</strong>r im Netzwerk<br />

ins Ausland gehen?<br />

> Welche Form <strong>de</strong>s Auslandsengagements<br />

könnte passen: Han<strong>de</strong>lsvertreter, Nie<strong>de</strong>rlassung,<br />

Produktionsstätte, Joint Venture?<br />

> Wenn Sie vor Ort sein wollen:<br />

Was bietet sich als Standort (Hauptstadt,<br />

Son<strong>de</strong>rwirtschaftszone etc.) an?<br />

Prüfen Sie Ihre Marktchancen.<br />

> Wer sind vor Ort Ihre internationalen und<br />

inländischen Wettbewerber?<br />

> Welchen Marktanteil haben diese bereits?<br />

> Ist Ihr Produkt per se marktgängig o<strong>de</strong>r<br />

müssen sie es modifi zieren?<br />

Eruieren Sie die spezifi schen Prinzipien<br />

<strong>de</strong>r Marktbearbeitung.<br />

> Welche Vertriebsstrukturen gibt es in<br />

<strong>de</strong>m Land?<br />

> Wie funktionieren Werbung und<br />

Marketing?<br />

> Haben Sie AGB, Broschüren und alles<br />

Weitere in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>ssprache o<strong>de</strong>r<br />

zumin<strong>de</strong>st in Englisch vorbereitet?<br />

> Welche Partner brauchen Sie zur<br />

Marktbearbeitung?<br />

Machen Sie sich mit <strong>de</strong>n formalen<br />

Rahmenbedingungen vertraut.<br />

> Welche behördlichen Genehmigungen<br />

benötigen Sie?<br />

> Wie funktionieren Behör<strong>de</strong>nkontakte?<br />

> Kennen Sie alle relevanten steuerlichen<br />

und rechtlichen Regelungen?<br />

> Brauchen Sie von <strong>de</strong>utscher Seite spezielle<br />

Ausfuhrgenehmigungen?<br />

Halten Sie sich fi nanziell <strong>de</strong>n<br />

Rücken frei.<br />

> Haben Sie ein ausreichen<strong>de</strong>s fi nanzielles<br />

Polster?<br />

> Haben Sie einen Businessplan aufgestellt?<br />

> Wie kann Ihre Bank das Auslandsengagement<br />

unterstützen?<br />

> Lassen sich För<strong>de</strong>rmittel in Anspruch<br />

nehmen?<br />

Bauen Sie die nötigen personellen<br />

Kapazitäten auf.<br />

> Haben Sie vor Ort bereits vertrauensvolle,<br />

kompetente Partner/Mitarbeiter?<br />

> Wer könnte Ihnen solche Partner<br />

empfehlen? (Denken Sie an Kun<strong>de</strong>n,<br />

die AHK etc.)<br />

> Haben Sie zu Hause eine kompetente,<br />

juristisch, steuerlich und interkulturell<br />

gut geschulte Mannschaft?<br />

> Haben Sie Zugriff auf die nötige<br />

Sprachkompetenz?<br />

Planen Sie die fi nanzielle Seite <strong>de</strong>s<br />

operativen Geschäfts.<br />

> Haben Sie die richtigen Preise berechnet?<br />

> Können Sie Vorkasse realisieren?<br />

> Haben Sie die Bonität Ihres ausländischen<br />

Geschäftspartners geprüft?<br />

Beobachten Sie die Entwicklung Ihres<br />

Auslandsengagements sehr genau.<br />

> Bringt es Wachstum, Rendite?<br />

> Bis wann sollte es dieses bringen, damit<br />

es sich für Sie rechnet?<br />

Bonn<br />

IfM<br />

> Haben Sie eine Exit-Strategie für <strong>de</strong>n<br />

Worst Case überlegt? Quelle:<br />

34 ProFirma 01/02 2011


Die Betriebswirte unter uns sind ganz zu Recht stolz auf das,<br />

was ihre Wissenschaft aus <strong>de</strong>r Wirtschaft gemacht hat. Sie<br />

haben zwar keine Maschinen konstruiert und keine Verfahren<br />

erfun<strong>de</strong>n, aber sie sorgen dafür, dass aus <strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en und<br />

Erfi ndungen <strong>de</strong>r Techniker am En<strong>de</strong> eine wirtschaftlich stabile,<br />

nachhaltig in die Zukunft arbeiten<strong>de</strong> Firma wird. Das soll<br />

keiner kleinre<strong>de</strong>n!<br />

Aber seien wir ganz ehrlich: Betriebswirtschaft ist vor allem<br />

gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand im Kleid <strong>de</strong>r Wissenschaft. Das<br />

ist keine schlechte Kombination und hat sich über die Zeiten<br />

bewährt. Und sie ist eine vergleichsweise junge Disziplin. Erst<br />

im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt begann man, und zwar in verschie<strong>de</strong>nen<br />

Län<strong>de</strong>rn zeitgleich, die Nationalökonomie, die wir heute<br />

Volkswirtschaft nennen, auf die betriebliche Ebene herunterzubrechen.<br />

Die „Mutter“ Nationalökonomie ist be<strong>de</strong>utend<br />

älter. Adam Smith, <strong>de</strong>r 1776 mit seinem Werk „Wohlfahrt <strong>de</strong>r<br />

Nationen“ die Standards gesetzt hatte, und seine Nachfolger<br />

wie Ricardo, Malthus, Mill und von Thünen beschäftigten sich<br />

intensiv mit <strong>de</strong>r Frage, wie die Volkswirtschaft funktioniert<br />

und wie sie besser und wirksamer organisiert wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Die großen erfolgreichen und weltweit tätigen Kaufl eute <strong>de</strong>s<br />

ausgehen<strong>de</strong>n Mittelalters, darunter auch <strong>de</strong>utsche Firmen wie<br />

die Fugger und Welser, die Ravensburger Han<strong>de</strong>lsgesellschaft<br />

o<strong>de</strong>r die Hanse, kamen nicht auf die I<strong>de</strong>e, dass ihre erfolgreiche<br />

Tätigkeit ein Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sein<br />

könnte. Sprachen waren wichtig, Warenkun<strong>de</strong>, Kenntnisse<br />

frem<strong>de</strong>r Kulturen, Märkte und Transportwege. Der Rest war<br />

Erfahrung, die oft teuer erworben und, sofern sie nicht ausreichte,<br />

teuer bezahlt wer<strong>de</strong>n musste.<br />

Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ging es dann Schlag auf Schlag: In Frankreich<br />

wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r École Supérieure <strong>de</strong> Commerce in Paris<br />

bereits im Jahr 1819 eine Wirtschaftsschule gegrün<strong>de</strong>t. Die<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Ist BWL eine Wissenschaft?<br />

Von Professor Martin Beck<br />

Wharton School <strong>de</strong>r University of Pennsylvania war mit <strong>de</strong>m<br />

Gründungsjahr 1881 die erste Business School in <strong>de</strong>n USA.<br />

<strong>Als</strong> Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Betriebswirtschaftslehre in<br />

<strong>de</strong>r Schweiz, Österreich und Deutschland wird das Jahr 1898<br />

angesehen, in <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>lshochschulen und Lehrstühle in St.<br />

Gallen, Leipzig, Aachen und Wien gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>n. Die berühmte<br />

Harvard Business School kam erst 1908 hinzu.<br />

Von diesem Zeitpunkt an prägten auch <strong>de</strong>utschsprachige<br />

Wissenschaftler und Autoren die Entwicklung <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre.<br />

Hier nur einige Beispiele: Eugen Schmalenbach<br />

(1873–1955) gab <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftslehre ihren heutigen<br />

Namen. Erich Gutenberg (1897–1984) begrün<strong>de</strong>te die<br />

faktororientierte Betriebswirtschaftslehre. Edmund Heinen<br />

(1919–1996) führte die entscheidungsorientierte Betriebswirtschaftslehre<br />

ein. Hans Ulrich (1919–1997) entwickelte die<br />

systemorientierte Betriebswirtschaftslehre. Und Horst Albach<br />

(geb. 1931) prägte schließlich die managementorientierte Betriebswirtschaftslehre.<br />

Das waren allesamt kluge Leute, die wichtige Bücher veröffentlichten<br />

und die auch die unternehmerische und betriebliche<br />

Praxis kannten, kritisierten und beeinfl ussten. Aber<br />

was sagt uns das heute? Die Managementliteratur ist ein unermessliches<br />

Meer an Wissen. Ratgeber in Buchform und in<br />

Form von Unternehmensberatung sind en masse am Markt.<br />

Angelsächsische Wissenschaftler und Buchautoren dominieren<br />

dieses Geschäft. Wer hier Entscheidungshilfe sucht, hat<br />

die Qual <strong>de</strong>r Wahl. Noch dazu ist nicht alles gut, was zwischen<br />

zwei Buch<strong>de</strong>ckel gepresst wird. Da freut man sich doch<br />

als geplagter und gejagter Unternehmer, dass es Magazine wie<br />

ProFirma gibt, die im Büchermeer und im I<strong>de</strong>enfl uss fi schen<br />

und das in gut verdaulichen Häppchen alles Wissenswerte herausangeln,<br />

das Sie, die Praktiker, wirklich brauchen!<br />

Kolumne<br />

35


Unternehmensführung<br />

Dienstwagen<br />

Der Jahreswechsel ist oft nur Tage vorbei,<br />

da sind die meisten <strong>de</strong>r privaten<br />

Vorsätze schon überholt. Für einen arbeitsrechtlichen<br />

Vorsatz ist jedoch noch<br />

genug Zeit: Die grundlegen<strong>de</strong> Überarbeitung<br />

von Vertragsmustern, insbeson<strong>de</strong>re<br />

von Dienstwagenregelungen.<br />

Des Deutschen liebstes Kind ist häufi g<br />

Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten,<br />

weil die Dienstwagenregelung unwirksame<br />

Klauseln enthält.<br />

Die Überlassung eines Dienstwagens<br />

ist eine freie unternehmerische Entscheidung,<br />

erst bei <strong>de</strong>r Gestattung <strong>de</strong>r<br />

RECHT<br />

Prozessrisiko auf vier Rä<strong>de</strong>rn<br />

Die Dienstwagenregelung in Unternehmen ist häufi g Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten,<br />

weil sie unwirksame Klauseln enthält. ProFirma zeigt auf, was bei<br />

<strong>de</strong>r Vereinbarung zu beachten ist. VON BERND WELLER<br />

Wenn <strong>de</strong>r Arbeitnehmer gerne ein höherwertiges Firmenfahrzeug will,<br />

dann sollte sich <strong>de</strong>r Arbeitgeber vertraglich absichern, wie mit <strong>de</strong>n Mehrkosten<br />

im Fall einer Trennung verfahren wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Privatnutzung wird es schwierig. Die<br />

Überlassung stellt nichts an<strong>de</strong>res als<br />

ein Arbeitsentgelt in Form einer Sachleistung<br />

dar. Dies sollte man stets vor<br />

Augen haben. Der verbreitete Irrglaube,<br />

die gewährte Privatnutzung ließe<br />

sich einfach wie<strong>de</strong>r entziehen, wird so<br />

als das <strong>de</strong>maskiert, was es ist, nämlich<br />

Unsinn.<br />

Dienstwagenregelungen sind oft auf<br />

Anstellungsvertrag, Dienstwagennutzungsvereinbarung<br />

und Car Policy o<strong>de</strong>r<br />

Betriebsvereinbarung verteilt. Im Anstellungsvertrag<br />

sollten die Eckdaten ge-<br />

regelt sein. Nur dort hat <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

die Möglichkeit, für <strong>de</strong>n Arbeitnehmer<br />

nachteilige Regelungen zu vereinbaren.<br />

Folgerichtig sollte <strong>de</strong>r Anstellungsvertrag<br />

eine Regelung dazu enthalten,<br />

> dass die Privatnutzung <strong>de</strong>s Dienstwagens<br />

gestattet wird,<br />

> welche Rahmenbedingungen für die<br />

Auswahl <strong>de</strong>s Dienstwagens bestehen<br />

(Mittelklasse/Oberklasse, Obergrenze<br />

für Leasing-Rate) und<br />

> unter welchen Voraussetzungen <strong>de</strong>r<br />

Dienstwagen <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />

entzogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der Entzug <strong>de</strong>s Dienstwagens kann<br />

nur durch einen Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalt<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n. Ein solcher wie<strong>de</strong>rum<br />

ist nur wirksam, wenn möglichst konkret<br />

<strong>de</strong>fi niert ist, in welchen Fällen <strong>de</strong>r<br />

Dienstwagenentzug droht. Üblich ist<br />

das bei<br />

> einem ruhen<strong>de</strong>n Arbeitsverhältnis<br />

(lang anhalten<strong>de</strong> Krankheit, Eltern-,<br />

Pfl egezeit, Wehrdienst/Zivildienst<br />

und Mutterschutz),<br />

> <strong>de</strong>m Entzug <strong>de</strong>r Fahrerlaubnis,<br />

> einem Wechsel auf eine an<strong>de</strong>re<br />

Position,<br />

> einer Freistellung nach Kündigung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses sowie<br />

> in eng umrissenen Fällen mit wirt-<br />

Audi<br />

schaftlichem Hintergrund. Foto:<br />

36 ProFirma 01/02 2011


Bei <strong>de</strong>r Klauselgestaltung sollten die<br />

einzelnen Punkte getrennt voneinan<strong>de</strong>r<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n. Nur so kann<br />

im Falle <strong>de</strong>r Unwirksamkeit eines Teils<br />

<strong>de</strong>r Klausel <strong>de</strong>r Rest „gerettet“ wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>n wirtschaftlich motivierten Fallgruppen<br />

genügt, wie das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

(BAG) zuletzt am 13. April 2010<br />

entschie<strong>de</strong>n hat, nicht <strong>de</strong>r pauschale<br />

Hinweis auf wirtschaftliche Gesichtspunkte.<br />

Es muss genau beschrieben sein,<br />

worum es geht (wirtschaftliche Notlage<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens, geringe dienstliche<br />

Nutzung <strong>de</strong>s Dienstwagens, sodass die<br />

Dienstwagenüberlassung unwirtschaftlich<br />

ist.).<br />

Selbst wenn die Klausel an sich wirksam<br />

ist, sieht das BAG noch eine weitere<br />

Hür<strong>de</strong> vor: Die Ausübung <strong>de</strong>s<br />

Wi<strong>de</strong>rrufsvorbehalts muss billig und<br />

angemessen sein – ein Einfallstor für<br />

Prozessrisiken und vom Gericht „angeregte“<br />

Vergleichsverhandlungen.<br />

Bei je<strong>de</strong>m neuen Dienstwagen sollte<br />

eine Nutzungsvereinbarung geschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n, die regelt, welche Partei<br />

welche Kosten trägt und in welchem<br />

konkret umrissenen Rahmen die<br />

Dienstwagennutzung gestattet ist. Der<br />

Abschluss einer Vereinbarung bei je<strong>de</strong>m<br />

neuen Dienstwagen gibt <strong>de</strong>m Unternehmer<br />

die Möglichkeit, in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n die Vertragsgrundlage<br />

an geän<strong>de</strong>rte rechtliche Bedingungen<br />

anzupassen.<br />

„Jeweiligkeitsklausel“<br />

genügt nicht<br />

Von <strong>de</strong>n oft verwen<strong>de</strong>ten Car Policies<br />

(Unternehmensrichtlinien) ist abzuraten:<br />

Sie gelten nur dann für <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Arbeitnehmer, wenn sie zum Bestandteil<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsvertrags gewor<strong>de</strong>n<br />

sind o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Arbeitnehmer an<strong>de</strong>rweitig<br />

ihre bin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirkung anerkannt<br />

hat. Mit einer „Jeweiligkeitsklausel“ im<br />

Anstellungsvertrag ist das nicht getan;<br />

solche Klauseln sind unwirksam. Die<br />

Einholung von Zustimmungserklärungen<br />

je<strong>de</strong>s Arbeitnehmers verursacht<br />

in<strong>de</strong>s einen so großen administrativen<br />

Aufwand, dass er gescheut wird. Selbst<br />

wenn <strong>de</strong>r Aufwand betrieben wird,<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um AGB, die <strong>de</strong>r stren-<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

gen Kontrolle nach §§ 305 ff. BGB unterliegen.<br />

Dies rächt sich insbeson<strong>de</strong>re<br />

in folgen<strong>de</strong>r Situation: Der Arbeitgeber<br />

hat ein Limit für <strong>de</strong>n Dienstwagenwert<br />

festgelegt, <strong>de</strong>r Arbeitnehmer möchte<br />

aber gerne ein höherwertiges Fahrzeug.<br />

Der Arbeitgeber gibt <strong>de</strong>m Wunsch<br />

nach und vereinbart in <strong>de</strong>r Car Policy,<br />

dass <strong>de</strong>r Arbeitnehmer <strong>de</strong>n Differenzbetrag<br />

monatlich zu tragen hat und bei<br />

Ausschei<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Leasing-<br />

Zeitraums wahlweise <strong>de</strong>n Wagen privat<br />

übernehmen kann o<strong>de</strong>r das Unternehmen<br />

für die Mehrkosten entschädigen<br />

muss. Diese Klausel akzeptiert <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses<br />

gern. Der Streit entbrennt bei<br />

<strong>de</strong>r Trennung. Nach <strong>de</strong>r BAG-Rechtsprechung<br />

ist eine solche Klausel in<br />

<strong>de</strong>r Regel unwirksam. Der Arbeitgeber<br />

bleibt also auf <strong>de</strong>n Mehrkosten sitzen,<br />

die er nur auf Wunsch <strong>de</strong>s Arbeitnehmers<br />

akzeptiert hat.<br />

<strong>Als</strong> Alternative bietet sich die Betriebsvereinbarung<br />

an. Die Dienstwagenregelung<br />

ist ohnehin mitbestimmungspfl<br />

ichtig. Eine Betriebsvereinbarung<br />

gilt unmittelbar und zwingend für alle<br />

Arbeitnehmer und unterliegt nicht <strong>de</strong>r<br />

Klauselkontrolle nach §§ 305 ff. BGB. In<br />

<strong>de</strong>r Betriebsvereinbarung können also<br />

für das Unternehmen vorteilhaftere<br />

Regelungen vereinbart wer<strong>de</strong>n als in<br />

einer einfachen Car Policy. Der häufi g<br />

geäußerte Vorbehalt von Arbeitgebern,<br />

<strong>de</strong>r Betriebsrat for<strong>de</strong>re eine Ausweitung<br />

<strong>de</strong>r Dienstwagenberechtigung, wenn<br />

man ihn einschalte, ist nicht gerechtfertigt.<br />

Zum einen sind mitbestimmungswidrige<br />

Car Policies unwirksam und<br />

bergen weitaus größere Gefahren für<br />

<strong>de</strong>n Arbeitgeber. Zum an<strong>de</strong>ren ist die<br />

Dienstwagenüberlassung ein „freiwilliger“<br />

außertarifl icher Entgeltbestandteil,<br />

bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Betriebsrat nicht über das<br />

„Ob“, son<strong>de</strong>rn nur das „Wie“ <strong>de</strong>r Verteilung<br />

mit zu entschei<strong>de</strong>n hat. Der Arbeitgeber<br />

<strong>de</strong>fi niert also allein (abstrakt)<br />

<strong>de</strong>n Kreis <strong>de</strong>r Berechtigten.<br />

Der Autor: Bernd Weller,<br />

Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht,<br />

Heuking Kühn Lüer Wojtek, Frankfurt am<br />

Main<br />

Urteils-Ticker<br />

GEWERBLICHE ANGEBOTE<br />

PER MAIL ODER FAX ERLAUBT<br />

Unternehmen können sich nicht gegen<br />

unverlangte Werbung per E-Mail<br />

o<strong>de</strong>r Fax wehren, wenn sie ihre Faxnummer<br />

o<strong>de</strong>r Mail-Adresse öffentlich<br />

gemacht haben, entschied <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />

(BGH). Veröffentliche<br />

eine Firma ihre Faxnummer o<strong>de</strong>r<br />

E-Mail-Adresse im Telefonbuch o<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>r Homepage, stimme sie damit<br />

stillschweigend <strong>de</strong>r Zusendung von<br />

Angeboten zu.<br />

INFO: BGH, Az. I R 75/06<br />

ERZIEHUNGSURLAUB GILT NICHT<br />

ALS BESCHÄFTIGUNGSZEIT<br />

Eine zusätzlich zum Lohn gezahlte Betriebszugehörigkeitszulage,<br />

mit <strong>de</strong>r<br />

das Erfahrungswissen <strong>de</strong>s Mitarbeiters<br />

honoriert wird, muss Zeiten <strong>de</strong>s Erziehungsurlaubs<br />

nicht berücksichtigen,<br />

entschied das Bun<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

(BAG). Der Erziehungsurlaub sei als<br />

Ausfallzeit <strong>de</strong>s Arbeitsverhältnisses<br />

zu werten, meinten die Richter. Ausfallzeiten<br />

seien Zeiträume, in <strong>de</strong>nen<br />

das Arbeitsverhältnis zwar rechtlich<br />

fortbestehe, jedoch keine Vergütung<br />

geschul<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>.<br />

INFO: BAG, Az. 5 AZR 187/07<br />

PROZESSKOSTENHILFE<br />

TROTZ LEBENSVERSICHERUNG<br />

Die Übernahme von Prozesskostenhilfe<br />

kann nicht in je<strong>de</strong>m Fall abgelehnt<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn eine Lebensversicherung<br />

besteht, die vorzeitig zurückgekauft<br />

wer<strong>de</strong>n könnte, entschied das<br />

Pfälzische Oberlan<strong>de</strong>sgericht (OLG). In<br />

einem Familiengerichtsverfahren hatte<br />

das Amtsgericht einer Frau <strong>de</strong>swegen<br />

die Prozesskostenhilfe verweigert. Das<br />

sah das OLG an<strong>de</strong>rs. Die Versicherung<br />

mit einem lange laufen<strong>de</strong>n Vertrag<br />

diene als Altersvorsorge, <strong>de</strong>swegen<br />

komme eine vorzeitige wirtschaftliche<br />

Verwertung nicht in Betracht.<br />

INFO: OLG Pfalz, Az. 6 WF 192/07<br />

37


Finanzen & Steuern<br />

Unternehmer wollen mehr Kontrollen für Banken<br />

Die Banken sollten vom Gesetzgeber<br />

noch stärker an die Kandare genommen<br />

wer<strong>de</strong>n als bisher geplant. Dies ist<br />

das Ergebnis einer Umfrage <strong>de</strong>s <strong>Haufe</strong><br />

Entschei<strong>de</strong>r-Panels unter Chefs und<br />

Führungskräften zum Thema Unternehmensfi<br />

nanzierung. 75 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Befragten gaben an, dass die mit Basel<br />

III geplanten strengeren Eigenkapitalregeln<br />

als Regulierung nicht ausreichen<br />

wür<strong>de</strong>n. Nur vier Prozent halten sie für<br />

ausreichend.<br />

Allerdings räumen 48 Prozent <strong>de</strong>r Befragten<br />

ein, dass sich für sie als Folge<br />

strengerer Regeln <strong>de</strong>r Zugang zu<br />

Krediten erschweren wer<strong>de</strong>.<br />

Immerhin 35 Prozent erwarten<br />

keine Än<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Bedingungen.<br />

Zweigeteilt ist die<br />

Einschätzung <strong>de</strong>r<br />

Unternehmen,<br />

was die aktu-<br />

FINANZTRENDS<br />

Genossenschaftsbanken<br />

verzeichnen Zuwachs bei Krediten<br />

Die Volks- und Raiffeisenbanken verzeichnen seit Jahresbeginn<br />

2010 eine überdurchschnittliche Nachfrage nach Krediten. Wie<br />

es in einer Pressemitteilung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) heißt, liege<br />

das Kreditwachstum oberhalb <strong>de</strong>r Marke von fünf Prozent. Über<br />

alle Kun<strong>de</strong>ngruppen hinweg lägen die Ausleihungen En<strong>de</strong> Septem2010<br />

um 5,4 Prozent höher als ein Jahr zuvor.<br />

„Unternehmen investieren zunehmend, Privatleute setzen wie<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>n Wohnungsbau“, nennt <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s-<br />

ellen Probleme bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe<br />

betrifft. 44 Prozent spüren eine <strong>de</strong>utliche<br />

Verschlechterung <strong>de</strong>r Kreditkonditionen,<br />

für 46 Prozent hat sich nichts<br />

geän<strong>de</strong>rt, und nur elf Prozent berichten<br />

von besseren Konditionen.<br />

Das wichtigste Finanzierungsinstrument<br />

ist <strong>de</strong>r Umfrage zufolge für 63<br />

Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen weiterhin<br />

<strong>de</strong>r Kredit. Dahinter folgen Leasing (50<br />

Prozent) und För<strong>de</strong>rmittel (32 Prozent).<br />

Dagegen spielen Private Equity (zwölf<br />

Prozent) und Factoring (fünf Prozent)<br />

nur eine untergeordnete Rolle.<br />

HAUCK & AUFHÄUSER BETEILIGT<br />

SICH AN MITTELSTANDSFONDS<br />

Das Bankhaus Hauck & Aufhäuser investiert<br />

in <strong>de</strong>n „AF Eigenkapitalfonds<br />

für <strong>de</strong>utschen Mittelstand“ („AF Eigenkapitalfonds“).<br />

Der von <strong>de</strong>r Afi -<br />

num Management GmbH verwaltete<br />

Fonds richtet sich an wachstumsstarke<br />

Familienunternehmen. Gründungsinvestoren<br />

<strong>de</strong>s im Juli aufgelegten Fonds<br />

waren die KfW Bankengruppe und die<br />

Commerzbank.<br />

Die Finanzmittel <strong>de</strong>s Fonds wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen gegen Gewährung<br />

einer Beteiligung am Eigenkapital für<br />

etwa fünf bis acht Jahre zur Verfügung<br />

gestellt. Das echte Eigenkapital soll<br />

die Kapitalstruktur <strong>de</strong>r Unternehmen<br />

verbessern helfen und damit in erster<br />

Linie zur Finanzierung weiteren<br />

Wachstums dienen.<br />

Die Investitionshöhe <strong>de</strong>s Fonds liegt<br />

zwischen zehn Millionen und 30 Millionen<br />

Euro je Unternehmen. Allein<br />

aus <strong>de</strong>r Refi nanzierung von Standard-<br />

Mezzanine-Programmen entstehe bei<br />

<strong>de</strong>n Unternehmen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahren ein Kapitalbedarf von rund 4,5<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro.<br />

verban<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

(BVR) Uwe Fröhlich als Grün<strong>de</strong> für die Entwicklung. Zum Vergleich:<br />

Das Wachstum <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nkredite im Durchschnitt aller<br />

Bankengruppen liegt in Deutschland mit minus 0,6 Prozent noch<br />

im negativen Bereich. Zu <strong>de</strong>m Kreditwachstum bei <strong>de</strong>n Genossenschaftsbanken<br />

trugen Buchkredite an Firmenkun<strong>de</strong>n und<br />

Privatkun<strong>de</strong>n 1,9 beziehungsweise 1,6 Prozentpunkte bei. Ein<br />

positives Wachstum wiesen aber auch Kredite an Auslandskun<strong>de</strong>n<br />

mit einem Beitrag von 0,3 Prozentpunkten aus.<br />

38 ProFirma 01/02 2011


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Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

40<br />

För<strong>de</strong>rmittel<br />

Diskrete Mitstreiter<br />

Trotz guter Konjunktur müssen Unternehmer um je<strong>de</strong>n Euro Kredit kämpfen. <strong>Als</strong><br />

zuverlässige Stütze erweisen sich die Bürgschaftsbanken. Sie springen in die Bresche,<br />

wenn Betriebe Kredite nicht mehr absichern können. VON SIGRUN AN DER HEIDEN<br />

Die Auftragsbücher sind gefüllt, die Maschinen laufen rund<br />

um die Uhr und die meisten Mittelständler schreiben wie<strong>de</strong>r<br />

schwarze Zahlen. Die Krise ist überwun<strong>de</strong>n, frohlocken<br />

Wirtschaftsexperten. Dennoch warnt Josef-Franz Schön<br />

seine Kun<strong>de</strong>n davor, die rosarote Brille aufzusetzen. „Der<br />

Export läuft zwar, aber viele Branchen haben noch massive<br />

Finanzierungsprobleme, weil die Banken sich bei Betriebsmittelfi<br />

nanzierungen zurückhalten“, sagt <strong>de</strong>r Wirtschafts- und<br />

Finanzierungsberater aus München. Schön, spezialisiert auf<br />

die Vermittlung und Beantragung staatlicher För<strong>de</strong>rmittel,<br />

beobachtet, dass die Kreditinstitute beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n Sicherheiten<br />

genau hinschauen. Unternehmer, die ein Darlehen<br />

nicht ausreichend besichern können, bekommen nur schwerlich<br />

Geld von ihrer Hausbank. „Basel III wirft hier bereits seine<br />

Schatten voraus. Die Banken müssen mehr Eigenkapital vorhalten,<br />

die Risikobereitschaft sinkt“, meint Schön.<br />

Die jüngste Studie „Kreditkonditionen“ <strong>de</strong>s Deutschen Industrie-<br />

und Han<strong>de</strong>lskammertags (DIHK) bestätigt Schöns<br />

Erfahrung. Zwar berichten zwölf Prozent <strong>de</strong>r befragten Unternehmen<br />

von verbesserten Kreditbedingungen, für 16 Prozent<br />

haben sich die Konditionen <strong>de</strong>nnoch verschlechtert, für<br />

72 Prozent hat sich nichts geän<strong>de</strong>rt. Die Situation habe sich<br />

bei vielen Betrieben zwar stabilisiert, jedoch nicht nachhaltig<br />

gebessert, folgern die Autoren aus <strong>de</strong>n Antworten. Fehlen<strong>de</strong><br />

Sicherheiten sind nach wie vor die größte Hür<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Kreditvergabe.<br />

60 Prozent <strong>de</strong>r Betriebe mit verschlechterten Kreditbedingungen<br />

klagen darüber, dass die Banken betriebliche<br />

Sicherheiten wie Gewerbeimmobilien, Lagerbestän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

For<strong>de</strong>rungen mit hohen Abschlägen versehen. „Immobilien<br />

setzen die Institute nur mit <strong>de</strong>r Hälfte ihres Werts an, Lagerbestän<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n oft gar nicht mehr als Sicherheit akzeptiert“,<br />

berichtet Schön.<br />

Die Wirtschaftskrise wirkt nach, selbst wenn die Unternehmen<br />

wie<strong>de</strong>r schwarze Zahlen schreiben. „Die Banken haben<br />

nur auf Basis einer guten Absicherung fi nanziert“, sagt Guy<br />

Selbherr, Vorstand <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

in Stuttgart. Beson<strong>de</strong>rs Betriebsmittelfi nanzierungen sind<br />

noch immer schwierig. Die wichtigste Aufgabe <strong>de</strong>r 18 Bürgschaftsbanken<br />

in <strong>de</strong>n 16 Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn (www.vdb-info.<strong>de</strong>)<br />

ist es daher, Mittelständler bei <strong>de</strong>r Finanzierung zu unterstützen,<br />

in<strong>de</strong>m sie mit Bürgschaften, für die Bund und Län<strong>de</strong>r<br />

gera<strong>de</strong>stehen, Lücken bei Sicherheiten schließen. Allein<br />

im Jahr 2009 sicherten die Bürgschaftsbanken knapp 8.000<br />

Finanzierungen ab – 14,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Das<br />

Bürgschafts- und Garantievolumen lag bei rund 1,3 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro, was Mittelständlern zu Krediten und stillen Beteiligungen<br />

von 1,8 Milliar<strong>de</strong>n Euro verhalf. Für das abgelaufene<br />

Jahr 2010 rechnet <strong>de</strong>r Verband Deutscher Bürgschaftsbanken<br />

mit einem weiteren Zuwachs. Der Vorteil für die Kreditinstitute<br />

liegt auf <strong>de</strong>r Hand: „Wir bieten ihnen eine Sicherheit, die<br />

keinem Wertverlust unterliegt“, unterstreicht Selbherr. Häufi<br />

g wird dadurch erst <strong>de</strong>r Weg zur Finanzierung frei.<br />

Bürgschaften für Betriebsmittelkredite<br />

Die Politik hat dies erkannt und im Rahmen <strong>de</strong>s Wirtschaftsfonds<br />

Deutschland das Angebot <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbanken erweitert<br />

und <strong>de</strong>n Zugang zu Bürgschaften erleichtert. So wur<strong>de</strong> die<br />

maximale Bürgschaftshöhe auf zwei Millionen Euro verdoppelt,<br />

die Bürgschaftsquote auf bis zu 90 Prozent angehoben.<br />

„Betriebsmittelfi nanzierungen besichern wir sogar voll bis<br />

maximal zwei Millionen Euro“, sagt Selbherr. In <strong>de</strong>r Krise durften<br />

die För<strong>de</strong>rbanken 50 Prozent ihres Bürgschaftsvolumens<br />

für Betriebsmittelfi nanzierungen einsetzen – zuvor waren es<br />

nur 35 Prozent. „Wir konnten auch Unternehmen begleiten,<br />

die krisenbedingt mit Liquiditätsproblemen kämpften“, lobt<br />

privat<br />

Selbherr. Doch <strong>de</strong>r Deutschlandfonds lief zum Jahreswechsel<br />

2010/2011 aus. Damit schaffte die Regierung die Erleichterungen<br />

wie<strong>de</strong>r ab.<br />

fawzy/shutterstock;<br />

Die Bürgschaftsbanken kämpfen jedoch dafür, dass diese<br />

ins reguläre Programm aufgenommen wer<strong>de</strong>n. „Einige Un-<br />

mostafa<br />

ternehmen bekommen die Krisennachwirkungen später zu Foto:<br />

ProFirma 01/02 2011


Nicht nur bei Banken, auch bei Unternehmen<br />

steht <strong>de</strong>r Staat mit Bürgschaften bereit.<br />

Schon<strong>de</strong>lmaier GmbH<br />

Krisenmanagement mit Bürgschaft<br />

Joachim Schon<strong>de</strong>lmaier und seine 230<br />

Mitarbeiter kannten bis vor zwei Jahren<br />

nur Erfolgsmeldungen. Die Schon<strong>de</strong>lmaier<br />

GmbH Presswerk in Gutach im<br />

Schwarzwald fertigt Serienteile für die<br />

Automobilindustrie und verbuchte Jahr<br />

für Jahr steigen<strong>de</strong> Umsätze. „Dann traf<br />

uns die Krise im dritten Quartal 2008<br />

ganz plötzlich, und unser Umsatz fi el um<br />

50 Prozent“, berichtet Schon<strong>de</strong>lmaier.<br />

Dem Kaltpresswerk schmolzen die Liquiditätsreserven<br />

dahin.<br />

Zu<strong>de</strong>m hatte die Geschäftsführung noch<br />

kurz vor <strong>de</strong>m Umsatzeinbruch drei Maschinen<br />

sowie eine Roboterautomatisierung<br />

für 1,2 Millionen Euro angeschafft.<br />

Die Finanzierung sollte aus <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n<br />

Erträgen erfolgen. Dies war nun<br />

nicht mehr zu schaffen. Schon<strong>de</strong>lmaier<br />

han<strong>de</strong>lte schnell: Er sprach mit <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank<br />

und sicherte sich eine Ausfallbürgschaft<br />

in Höhe von 40 Prozent<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

<strong>de</strong>r Darlehenssumme. „Die Banken suchen<br />

in solchen Krisensituationen nach Sicherheiten“,<br />

weiß <strong>de</strong>r Geschäftsführer. „Daher<br />

haben wir die Bürgschaftskarte von Anfang<br />

an gespielt.“<br />

Mit Erfolg: Die örtliche Sparkasse sowie die<br />

IKB stellten die Finanzierung auf eine langfristige<br />

Basis. Schon<strong>de</strong>lmaier wusste, dass<br />

dies allein noch nicht ausreichen wür<strong>de</strong>,<br />

um sein Unternehmen unbescha<strong>de</strong>t durch<br />

die Krise zu steuern. Er drehte konsequent<br />

an <strong>de</strong>r Kostenschraube und fuhr die Lagerbestän<strong>de</strong><br />

nach unten, um mehr Geld in die<br />

Kasse zu bekommen. „Wir haben teilweise<br />

die komplette Belegschaft in Kurzarbeit<br />

geschickt“, sagt <strong>de</strong>r Firmenchef, <strong>de</strong>r sein<br />

Stammpersonal um je<strong>de</strong>n Preis halten<br />

wollte. 30 Mitarbeiter gingen auf Fortbildung,<br />

die von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit<br />

geför<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>. „Anfang 2011 kommen<br />

sie als ausgebil<strong>de</strong>te Industriemechaniker<br />

zurück“, sagt <strong>de</strong>r Firmenchef. Mit <strong>de</strong>r wirt-<br />

spüren. Sie brauchen jetzt Finanzierungshilfen. Daher wollen<br />

wir keine Restriktion bei <strong>de</strong>r Gewährung von Bürgschaften“,<br />

argumentiert Selbherr. Er hofft, dass <strong>de</strong>r Bund einer höheren<br />

Risikoabsicherung sowie einer Vereinfachung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

zustimmt. Noch dürfen die För<strong>de</strong>rinstitute Kleinfälle bis zu<br />

150.000 Euro allein genehmigen, ohne <strong>de</strong>n Bürgschaftsausschuss<br />

konsultieren zu müssen, in <strong>de</strong>m sie mit ihren Garanten<br />

über die Anträge entschei<strong>de</strong>n. Geht es nach <strong>de</strong>n Bürgschaftsbanken,<br />

soll das auch im Jahr 2011 so bleiben. „Aber <strong>de</strong>r Bund<br />

muss erst grünes Licht geben“, sagt Selbherr.<br />

Unterlagen rechtzeitig zusammenstellen<br />

Unternehmer, die fehlen<strong>de</strong> Sicherheiten durch eine Bürgschaft<br />

ersetzen wollen, müssen dies mit ihrer Hausbank abstimmen,<br />

<strong>de</strong>nn diese leitet <strong>de</strong>n Antrag weiter. Finanzierungsberater<br />

Schön rät Mittelständlern jedoch, frühzeitig die Möglichkeiten<br />

einer Bürgschaft auszuloten und die Antragsunterlagen<br />

mithilfe eines Beraters zusammenzustellen. Informationen<br />

und Beratung bekommen Firmenchefs bei <strong>de</strong>n monatlichen<br />

Sprechtagen <strong>de</strong>r Industrie- und Han<strong>de</strong>lskammern. Die Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Bürgschaftsbanken holen auch die Hausbank mit<br />

ins Boot, wenn sie das Vorhaben befürworten. „Bürgschaft<br />

ohne Bank“ heißt dieses Angebot einzelner För<strong>de</strong>rinsti-<br />

Joachim Schon<strong>de</strong>lmaier<br />

schaftlichen Entwicklung ist er zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Die Umsätze legten im Jahr 2010 wie<strong>de</strong>r<br />

um 50 Prozent auf 31 Millionen Euro zu.<br />

Zwar ist das Vorkrisenniveau noch nicht<br />

erreicht, doch die Richtung stimmt wie<strong>de</strong>r:<br />

Es geht nach oben.<br />

41


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

42<br />

ID Bike GmbH<br />

Stefan Lippert macht gute I<strong>de</strong>en zu Geld.<br />

Der Industrie<strong>de</strong>signer aus Stuttgart entwickelte<br />

für und mit namhaften Auftraggebern<br />

bereits mehr als 300 Produkte.<br />

Zwei seiner Erfi ndungen hat er selbst<br />

auf <strong>de</strong>n Markt gebracht: Das Balancierseil<br />

Gibbon-Slackline sowie das Elektromoped<br />

Elmoto. Zwei Jahre Arbeit kostete<br />

es <strong>de</strong>n Designer und seine 14 Mitarbeiter,<br />

bis das erste Ultraleicht-Kraftrad mit<br />

Elektroantrieb in einer ersten Kleinserie<br />

vom Band lief. Was dann kam, war für<br />

<strong>de</strong>n Chef <strong>de</strong>r ID Bike GmbH ein kleines<br />

Wun<strong>de</strong>r. Bei einer Veranstaltung zum<br />

Thema Elektromobilität rührte Lippert<br />

die Werbetrommel und sprach <strong>de</strong>n Ener-<br />

Mit einem Elektromoped<br />

feiert Stefan Lippert dank<br />

einer Bürgschaft einen<br />

durchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg.<br />

Bürgschaft für Großauftrag<br />

tute, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Unternehmer die Bürgschaftszusage vorab<br />

bekommt, um <strong>de</strong>r Hausbank schon im Kreditgespräch eine<br />

werthaltige Sicherheit anbieten zu können. Dieser direkte<br />

Weg hat sich in <strong>de</strong>r Praxis bewährt: „Zwar ist die Bereitschaft<br />

<strong>de</strong>r Banken, Bürgschaften in die Finanzierung einzubin<strong>de</strong>n,<br />

groß, doch be<strong>de</strong>utet das auch viel Arbeit für sie“, sagt Berater<br />

Schön. „Liegen alle Unterlagen für die Kreditentscheidung vor,<br />

bekommen Unternehmer schneller ihre Finanzierung.“ Bürgschafts-<br />

und Hausbank wollen Informationen zur Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Betriebs, zum Geschäft und zum Markt haben, ebenso <strong>de</strong>n<br />

Business-Plan, eine Darstellung <strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />

sowie aktuelle Planungen und Geschäftszahlen.<br />

Ist die Bürgschaft genehmigt, fällt für <strong>de</strong>n Unternehmer je nach<br />

Absicherungshöhe und Bonität eine Bürgschaftsprovision in<br />

Höhe von 0,3 bis 1,5 Prozent pro Jahr an. „Das verteuert zwar<br />

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gieriesen EnBW an, <strong>de</strong>r die größte Elektrofl<br />

otte in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>llregion Stuttgart auf<br />

die Straße bringen wollte. Mit Erfolg: EnBW<br />

or<strong>de</strong>rte 530 Elektromopeds.<br />

Lippert stand vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung,<br />

einen Großauftrag fi nanzieren und eine<br />

Serienproduktion auf die Beine stellen zu<br />

müssen. „Aus eigener Kraft konnten wir<br />

das nicht stemmen“, sagt Lippert. Der Firmenchef<br />

brauchte eine Finanzierung über<br />

900.000 Euro. Im ersten Kreditgespräch<br />

folgte die Ernüchterung: „Die Bank wollte<br />

zusätzliche Sicherheiten haben, die ich<br />

nicht bieten konnte.“ Da seine Produktpräsentation<br />

aber überzeugte, boten die Banker<br />

an, die Bürgschaftsbank mit ins Boot<br />

zu holen. Diese sicherte die Auftragsfi -<br />

nanzierung mit einer Bürgschaft in Höhe<br />

von 66 Prozent <strong>de</strong>r Darlehenssumme ab.<br />

„Die Bürgschaftsbank war schneller als<br />

die Bank mit ihrer Finanzierungszusage.<br />

Wir konnten gleich loslegen“, berichtet<br />

Lippert. Sein Geschäft läuft auf Hochtouren.<br />

Rund 1.800 umweltfreundliche<br />

Bikes hat er dieses Jahr verkauft, 3,8<br />

Millionen Euro umgesetzt. „Wir haben so<br />

viele Folgeaufträge, dass wir für das Jahr<br />

2011 mit einer Verdoppelung <strong>de</strong>s Absatzes<br />

rechnen“, freut sich <strong>de</strong>r Firmenchef.<br />

Jetzt muss er wie<strong>de</strong>r mit seiner<br />

Hausbank verhan<strong>de</strong>ln. Es gilt, das laufen<strong>de</strong><br />

Geschäft weiter zu fi nanzieren.<br />

auf <strong>de</strong>m Papier <strong>de</strong>n Kredit. Doch mit <strong>de</strong>r Bürgschaft verbessert<br />

sich auch die Bonität <strong>de</strong>s Unternehmens, was wie<strong>de</strong>rum<br />

zu einem günstigeren Kreditzins führt“, erläutert Selbherr. Zu<br />

Buche schlägt eine einmalige Bearbeitungsgebühr von einem<br />

Prozent <strong>de</strong>s genehmigten Bürgschaftsbetrags. Unternehmer<br />

stört dies jedoch wenig. Sie zahlen lieber etwas mehr, als gar<br />

keinen Kredit zu bekommen.<br />

Bürgschaftsbanken und Mittelständische Beteiligungsgesellschaften<br />

(MBG) <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r reagierten im Herbst auf die Finanzierungsprobleme<br />

beson<strong>de</strong>rs kleiner und mittlerer Betriebe<br />

zusätzlich mit sogenannten Kombi-Programmen. Über diese<br />

Programme erhalten Unternehmen eine Bürgschaft für einen<br />

För<strong>de</strong>rkredit plus eine stille Beteiligung, die das Eigenkapital<br />

stärkt und das Rating verbessert. „Neu ist, dass Firmenchefs<br />

die Beteiligung nicht nur für Investitionen, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

eine Betriebsmittelfi nanzierung verwen<strong>de</strong>n können“, informiert<br />

Bürgschaftsbank-Chef Selbherr. Finanzierungsvorhaben<br />

von 100.000 bis maximal eine halbe Million Euro lassen<br />

sich aus <strong>de</strong>m Kombi-Programm bestreiten. Ein Viertel <strong>de</strong>r<br />

Tranche entfällt auf die stille Beteiligung. „Die Kombi-Mo<strong>de</strong>lle<br />

aus Beteiligung und Bürgschaftsfi nanzierung sind spitze“,<br />

lobt Berater Schön. Er rät Mittelständlern dringend, mehr Eigenkapital<br />

aufzubauen. Einwän<strong>de</strong> gegen einen Teilhaber lässt<br />

er nicht gelten: „Es han<strong>de</strong>lt sich um eine stille Beteiligung. Da<br />

wird <strong>de</strong>m Unternehmer nicht ins Geschäft hineingere<strong>de</strong>t.“<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: privat


Wir för<strong>de</strong>rn Ihre Unternehmensgründung.<br />

Die NRW.BANK för<strong>de</strong>rt Unternehmensgründungen mit zinsgünstigen Krediten, Darlehen<br />

zum Ausgleich mangeln<strong>de</strong>r Sicherheiten und zur Stärkung <strong>de</strong>s Eigenkapitals<br />

sowie mit Eigenkapital-Finanzierungen. Fragen Sie Ihre Hausbank – o<strong>de</strong>r<br />

direkt uns: Tel. 0211 91741-4800 (Rheinland) o<strong>de</strong>r 0251 91741-4800<br />

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Finanzen & Steuern – Immobiliefonds<br />

Geldanlage<br />

Risse im Fundament<br />

Offene Immobilienfonds galten jahrzehntelang als<br />

sichere Bank. Doch die Finanzkrise hat einige Fonds<br />

in heftige Turbulenzen gestürzt. Anleger sollten<br />

trotz<strong>de</strong>m nicht überstürzt aussteigen. VON PAUL LAUER<br />

Für viele Anleger ist es wahrscheinlich<br />

nur ein schwacher Trost: Seit <strong>de</strong>r Gründung<br />

im Jahr 1972 hat <strong>de</strong>r Offene Immobilienfonds<br />

Degi Europa immerhin<br />

um rund 550 Prozent zugelegt, ließ die<br />

Fondsgesellschaft Aber<strong>de</strong>en Asset Management<br />

in Frankfurt vor Kurzem beschwichtigend<br />

verlauten. Davon haben<br />

freilich nur diejenigen Anteilsbesitzer<br />

etwas, die von Anfang an dabei waren.<br />

Für Fondskäufer, die erst in jüngerer<br />

Zeit eingestiegen sind, dürfte <strong>de</strong>r Degi<br />

Europa ein Reinfall gewesen sein. Denn<br />

allein in <strong>de</strong>n vergangenen zwölf Monaten<br />

haben die Anteilsscheine 24 Prozent<br />

ihres Werts verloren. Und damit nicht<br />

genug: Die Investoren kommen auch<br />

nicht mehr so schnell an ihr Geld, weil<br />

<strong>de</strong>r Fonds geschlossen ist und bis September<br />

2013 aufgelöst wer<strong>de</strong>n soll. Alle<br />

Fondsimmobilien stehen zum Verkauf,<br />

und vom Verkaufserlös hängt wie<strong>de</strong>rum<br />

ab, was die Investoren von ihrem<br />

Kapitaleinsatz überhaupt noch zurückbekommen.<br />

Ein kleiner Trost für die betroffenen Anleger:<br />

Sie sind mit ihrem Problem nicht<br />

allein. Denn von <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit aktuell<br />

angebotenen 48 Offenen Immobilienfonds<br />

sind zwölf geschlossen. Neben<br />

<strong>de</strong>m Degi Europa sollen zu<strong>de</strong>m mit<br />

<strong>de</strong>m Kan-Am US-Grundinvest und <strong>de</strong>m<br />

Morgan Stanley P2 Value zwei weitere<br />

Fonds mit <strong>de</strong>r Aufl ösung das Zeitliche<br />

segnen. 800.000 Sparer leben damit in<br />

<strong>de</strong>r Ungewissheit, was mit ihrem Geld<br />

passiert. „Es ist eine dramatische Situation,<br />

wenn ausgerechnet diese Anlageklasse<br />

in eine <strong>de</strong>rart existenzielle Krise<br />

steuert“, sagt Marco Cabras, Sprecher<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Schutzvereinigung für<br />

Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf.<br />

Erst Krisengewinner,<br />

dann Krisenverlierer<br />

Und damit trifft er <strong>de</strong>n Nagel auf <strong>de</strong>n<br />

Kopf. Denn wenn eine Anlageform in<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit als sicher galt, dann<br />

waren es die Immobilienfonds: Soli<strong>de</strong><br />

Renditen, langfristig stetige Wertzuwächse,<br />

steuerliche Vorteile und die Sicherheit<br />

attraktiver Gewerbeimmobilien<br />

waren die Versprechen, die gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Unsicherheit <strong>de</strong>r vergangenen zehn Jahre<br />

bei Investoren auf offene Ohren stießen.<br />

Mehrere Faktoren spielten für <strong>de</strong>n<br />

Zulauf eine Rolle: Zunächst das Platzen<br />

<strong>de</strong>r Internet-Blase im Jahr 2000, dann<br />

die sinken<strong>de</strong>n Renditen an <strong>de</strong>n Anleihemärkten:<br />

„Wegen <strong>de</strong>r fallen<strong>de</strong>n Zinsen<br />

wur<strong>de</strong>n Immobilienfonds im Vergleich<br />

zu Festanlagen immer attraktiver“, betont<br />

Sascha Anspichler, Geschäftsführer<br />

<strong>de</strong>r Lebtig-Schwab-Anspichler Financial<br />

Planning GmbH in Freiburg. Und das<br />

löste einen weiteren unerwünschten<br />

Nebeneffekt aus: Immer mehr institutioneller<br />

Anleger nutzten die Fonds, um<br />

Gel<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r scheinbar attraktiven<br />

Renditen kurzfristig zu parken. „In <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahren hat sich immer mehr<br />

44 ProFirma 01/02 2011


Foto: privat<br />

„Es ist sinnvoll, in gut aufgestellten Immobilienfonds<br />

engagiert zu bleiben.“<br />

SASCHA ANSPICHLER, LEBTIG-SCHWAB-ANSPICHLER FINANCIAL PLANNING GMBH, FREIBURG<br />

herauskristallisiert, dass es sich nicht<br />

mehr um eine einheitliche Anlageklasse<br />

han<strong>de</strong>lt“, umschreibt Torsten Knapmeyer,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Deka Immobilieninvestment<br />

GmbH in Frankfurt,<br />

diese Zweckentfremdung <strong>de</strong>r Fonds.<br />

Damit waren alle Zutaten bereitet, die<br />

schließlich zur Schiefl age führten, als<br />

im Herbst 2008 die Finanzkrise ausbrach.<br />

Aus Furcht davor, dass die Krise<br />

auch auf die Immobilienmärkte durchschlagen<br />

könnte, zogen viele Kurzfrist-<br />

Investoren hohe Summen ab, was<br />

einige Fonds mangels Liquidität dazu<br />

zwang, die Rücknahme von Anteilen zu<br />

stoppen, weil sie Fondsimmobilien gar<br />

nicht so schnell verkaufen konnten wie<br />

CHANCE AUF SCHADENSERSATZ?<br />

Viele Anleger <strong>de</strong>r Geschlossenen<br />

Fonds lassen <strong>de</strong>rzeit prüfen, ob sie<br />

Chancen auf Scha<strong>de</strong>nsersatz haben.<br />

Was die Fondsgesellschaften selbst<br />

betrifft, ist DSW-Sprecher Cabras skeptisch:<br />

„Unsere Analysen haben keine<br />

Anhaltspunkte für Pfl ichtverletzungen<br />

<strong>de</strong>r Kapitalanlagegesellschaften ergeben.“<br />

Für erfolgversprechen<strong>de</strong>r hält er<br />

die Prüfung von Haftungsansprüchen<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Hausbank o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Berater. Hier muss <strong>de</strong>r Nachweis geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Berater im Gespräch<br />

nicht korrekt über die Risiken<br />

aufgeklärt hat. Da dies kein einfaches<br />

Unterfangen ist, bietet die DSW eine<br />

sogenannte Ersteinschätzung an. Informationen<br />

dazu gibt es unter www.<br />

dsw-info.<strong>de</strong>/Immobilienfonds.<br />

Eine weitere Anlaufstelle ist <strong>de</strong>r Berater-Lotse,<br />

eine Netzwerk unabhängiger<br />

Experten bei Vermögensfragen.<br />

Informationen dazu gibt es unter<br />

www.berater-lotse.<strong>de</strong><br />

ProFirma 01/02 2011<br />

es notwendig gewesen wäre. Betroffen<br />

davon waren vor allem kleinere Immobilienfonds,<br />

die erst in jüngerer Zeit aufgelegt<br />

wur<strong>de</strong>n. Und davon gibt es nicht<br />

wenige: Konnten die Anleger Anfang<br />

2000 noch unter 19 unterschiedlichen<br />

Fonds wählen, waren es En<strong>de</strong> 2009<br />

schon 48.<br />

Gera<strong>de</strong> die neueren Fonds waren aber<br />

für die große Verkaufswelle nicht gerüstet:<br />

„Sie haben nicht die Vertriebsstärke<br />

wie die Kapitalgesellschaften von Sparkassen<br />

o<strong>de</strong>r Volksbanken“, sagt Thomas<br />

Buckard, Vorstand <strong>de</strong>r Michael Pintarelli<br />

Finanzdienstleistungen AG in Wuppertal.<br />

Folge: Wer<strong>de</strong>n zu wenig Anteile<br />

an neue Anleger verkauft, schmelzen<br />

die Liquiditätspolster bei gleichzeitig<br />

hohen Rückgaben schneller dahin, weil<br />

<strong>de</strong>r Verkauf von Immobilien meist eine<br />

viele zu lange Zeit in Anspruch nimmt,<br />

bis die Fonds wie<strong>de</strong>r fl üssige Mittel für<br />

die Auszahlung haben.<br />

Durchhalten o<strong>de</strong>r Verkaufen?<br />

„Was tun?“, lautet die Frage, die sich<br />

viele <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Schließung betroffenen<br />

Anleger stellen. Obwohl die<br />

Fondsgesellschaften keine Anteile zurücknehmen,<br />

gibt es für sie mit <strong>de</strong>m<br />

Verkauf über die Börse <strong>de</strong>nnoch eine<br />

Möglichkeit, die Anteile loszuwer<strong>de</strong>n,<br />

wenn sie das Geld dringend brauchen.<br />

Das ist allerdings keine attraktive Option,<br />

wie das Beispiel <strong>de</strong>s Degi Europa<br />

belegt: Aber<strong>de</strong>en taxiert <strong>de</strong>n Rücknahmewert<br />

je Anteil auf 45,45 Euro. An <strong>de</strong>r<br />

Börse in Frankfurt wer<strong>de</strong>n die Papiere<br />

aber zu Kursen um 34 Euro gehan<strong>de</strong>lt,<br />

also mit einem zusätzlichen Abschlag<br />

von 25 Prozent.<br />

„Für <strong>de</strong>n Ausstieg über die Börse spricht<br />

zumin<strong>de</strong>st bei <strong>de</strong>n Fonds nichts, die<br />

aufgelöst wer<strong>de</strong>n“, sagt DSW-Sprecher<br />

Cabras. Auch Vermögensexperten wie<br />

Sascha Anspichler raten von einem<br />

übereilten Ausstieg ab: „Generell ist es<br />

sinnvoll, in gut aufgestellten Fonds engagiert<br />

zu bleiben.“ Dafür spricht aus<br />

seiner Sicht die Entwicklung an <strong>de</strong>n Immobilienmärkten.<br />

So seien an einigen<br />

großen Immobilienstandorten wegen<br />

<strong>de</strong>r besseren wirtschaftlichen Entwicklung<br />

schon wie<strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong> Mietpreise<br />

zu beobachten. Das käme auch jenen<br />

Anlegern entgegen, <strong>de</strong>ren Fonds aufgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Denn je besser sich<br />

die Immobilienpreise entwickeln, umso<br />

höher dürften die Erlöse beim Verkauf<br />

<strong>de</strong>r Immobilien ausfallen, und umso<br />

mehr Geld erhalten sie zurück.<br />

„Betroffene Investoren sollten sich individuell<br />

beraten lassen“, empfi ehlt<br />

Anspichler <strong>de</strong>nnoch. Denn ob sich das<br />

Durchhalten lohnt, ist nicht in je<strong>de</strong>m<br />

Fall sicher. Spätestens nach zwei Jahren<br />

müssen die Fonds wie<strong>de</strong>r öffnen und<br />

Anteile zurücknehmen. Voraussetzung<br />

dafür ist allerdings, dass die betroffenen<br />

Gesellschaften bis dahin genügend fl üssige<br />

Mittel angesammelt haben müssen,<br />

um rückgabewillige Anleger auszuzahlen.<br />

Ist das nicht möglich, kommt es zur<br />

endgültigen Schließung.<br />

Jetzt einsteigen?<br />

Die hohen Abschläge an <strong>de</strong>r Börse haben<br />

aber auch ihre Kehrseite: Viele Anleger<br />

fragen sich jetzt auch, ob sie die<br />

günstigen Kurse zum Einstieg nutzen<br />

sollen: „Wir kaufen <strong>de</strong>rzeit Fondsanteile<br />

an <strong>de</strong>r Börse“, betätigt Thomas<br />

Burckard. Er geht davon aus, dass einige<br />

<strong>de</strong>r Geschlossenen Fonds <strong>de</strong>utlich<br />

45


Finanzen & Steuern – Immobiliefonds<br />

unterbewertet sind. Vor allem unter<br />

<strong>de</strong>m Gesichtspunkt einer langfristigen<br />

Anlage erscheinen die Preise attraktiv.<br />

Dennoch droht jetzt schon wie<strong>de</strong>r<br />

die Gefahr einer weiteren spekulativen<br />

Blase. Denn viele Einsteiger könnten<br />

versucht sein, die niedrigen Preise zur<br />

Schnäppchenjagd zu nutzen, um die<br />

Anteile dann bei <strong>de</strong>r Öffnung <strong>de</strong>s Fonds<br />

zum voraussichtlich höheren Rücknahmepreis<br />

an die Gesellschaft zurückzugeben.<br />

Das könnte aber genau zum<br />

Gegenteil führen. Denn eine weitere<br />

Rückgabewelle könnte die betroffenen<br />

Fonds erst recht überfor<strong>de</strong>rn, und dann<br />

wäre die Aufl ösung nicht mehr zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Klassische Langfristanlage<br />

Für Deka-Geschäftsführer Torsten<br />

Knapmeyer steht daher fest, dass Spekulanten<br />

die Finger von <strong>de</strong>n Fonds lassen<br />

sollten: „Offene Immobilienfonds sind<br />

eine gute Langfristanlage für Privatkun<strong>de</strong>n.“<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswahl eines Fonds<br />

sollten die Anleger daher darauf achten,<br />

dass das Fondsmanagement zwischen<br />

Privatanlegern und institutionellen Anlegern<br />

trennt. Weitere wichtige Kriterien<br />

aus <strong>de</strong>r Sicht von Knapmeyer sind eine<br />

ausreichen<strong>de</strong> geografi sche und sekto-<br />

rale Diversifi kation <strong>de</strong>s Immobilienbestands,<br />

ein aktives Fondsmanagement,<br />

das die unterschiedlichen Phasen an<br />

<strong>de</strong>n Immobilienmärkten antizyklisch<br />

zu Käufen und Verkäufen nutzt, sowie<br />

die Vermietungssituation im Immobilienbestand.<br />

Das sind Empfehlungen,<br />

die je<strong>de</strong>r gute Berater unterstreichen<br />

wird. Knapmeyer hat aber auch eine<br />

neue parat: Privatanleger sollten auch<br />

die Größe <strong>de</strong>s Fonds beachten: Ein Volumen<br />

von zwei bis drei Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

sollte er schon haben, meint <strong>de</strong>r Deka-<br />

Chef. Dieser Rat ist sicher nicht ganz<br />

uneigennützig. Er sollte aber trotz<strong>de</strong>m<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n. Zwar ist die Größe<br />

kein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kriterium für die<br />

Qualität eines Fonds, Anleger sollten<br />

bei <strong>de</strong>r Entscheidung für ein kleineres<br />

Produkt <strong>de</strong>nnoch vorsichtig sein. Denn<br />

Branchenbeobachter gehen davon aus,<br />

dass die Zahl <strong>de</strong>r Anbieter in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahren stark schrumpfen wird.<br />

Unter <strong>de</strong>r Obhut <strong>de</strong>s<br />

Gesetzgebers<br />

Die Krise <strong>de</strong>r Offenen Immobilienfonds<br />

hat auch die Bun<strong>de</strong>sregierung auf <strong>de</strong>n<br />

Plan gerufen. Derzeit befi n<strong>de</strong>t sich ein<br />

neues Anlegerschutzgesetz in Arbeit,<br />

das verhin<strong>de</strong>rn soll, dass es zu ähn-<br />

Offene Immobilienfonds: Vorübergehend geschlossen<br />

lichen Ausverkaufswellen kommt wie<br />

jetzt geschehen. Folgen<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungen<br />

sind geplant:<br />

> eine feste Haltepfl icht von min<strong>de</strong>stens<br />

zwei Jahren,<br />

> danach eine Einschränkung <strong>de</strong>r Rückgabemöglichkeit<br />

auf höchstens 5.000<br />

Euro pro Monat,<br />

> bei Rückgaben nach drei Jahren ein<br />

Abschlag von zehn Prozent und nach<br />

vier Jahren von fünf Prozent,<br />

> die Aussetzung <strong>de</strong>r Rücknahme soll<br />

zukünftig auch möglich sein. Immobilien<br />

dürfen aber nicht zusätzlich<br />

beliehen wer<strong>de</strong>n; beim Verkauf von<br />

Immobilien müssen die Fondsmanager<br />

außer<strong>de</strong>m bestimmte Beschränkungen<br />

beachten,<br />

> wichtig: Die Haltepfl icht von zwei Jahren<br />

gilt nicht für Anleger, die bereits<br />

in einen Immobilienfonds investiert<br />

haben.<br />

Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Vorschläge gibt<br />

es in <strong>de</strong>r Fondsbranche grundsätzlich<br />

nicht, höchstens Än<strong>de</strong>rungswünsche<br />

im Detail. Vermögensexperte Sascha<br />

Anspichler beurteilt die Ausichten<br />

daher optimistisch: „Wenn die Regulierung<br />

abgeschlossen ist, wer<strong>de</strong>n die<br />

Offenen Immobilienfonds wie<strong>de</strong>r eine<br />

Bereicherung in <strong>de</strong>n Depots <strong>de</strong>r Anleger<br />

sein.“<br />

Zwölf Fondsgesellschaften mussten nach <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Finanzkrise im Herbst 2008 die Notbremse ziehen und die Rückgabe von<br />

Anteilen einstellen. Maximal zwei Jahre dürfen sie geschlossen bleiben. Danach müssen sie öffnen o<strong>de</strong>r ganz dichtmachen.<br />

Fondsname Fondsgesellschaft Volumen in<br />

Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

Geschlossen<br />

seit<br />

Geplante<br />

Wie<strong>de</strong>röffnung<br />

Axa Immoselect Axa IM Deutschland 2,8 17.11.2009 16.11.2011<br />

Axa Immosolutions AX IM Deutschland 0,4 26.5.2010 26.5.2011<br />

CS Euroreal Credit Suisse AM 6,3 18.5.2010 18.5.2011<br />

Degi Europa Aber<strong>de</strong>en 1,6 30.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />

Degi Global Business Aber<strong>de</strong>en 0,3 11.11.2009 11.11.2011<br />

Degi International Aber<strong>de</strong>en 1,9 16.11.2009 16.11.2011<br />

KanAm Grundinvest KanAm Grund 3,9 6.5.2010 6.5.2011<br />

KanAm US-Grundinvest KanAm Grund 0,6 Mrd. USD 27.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />

Morgan Stanley P2 Value Morgan Stanley Real Estate Fund 1,5 30.10.2008 Fonds wird aufgelöst<br />

SEB Immoinvest SEB Investment 6,3 5.5.2010 5.5.2011<br />

TMW Immobilien Weltfonds TMW Pramerica 0,8 8.2.2010 8.2.2011<br />

UBS (D) 3 Sector Real Estate Europe UBS Real Estate KAG mbH 0,4 6.10.2010 6.10.2011<br />

46 ProFirma 01/02 2011<br />

Quelle: BVI/eigene Recherchen


ProFirma 01/02 2011<br />

Soll & Haben<br />

Peinliche Überraschung<br />

Die Firmengründung liegt schon einige Jahre zurück. Mittlerweile<br />

hat sich <strong>de</strong>r Jahresgewinn <strong>de</strong>r kleinen Han<strong>de</strong>ls-GmbH<br />

auf rund 300.000 Euro pro Jahr stabilisiert. Die Geschäftsführerin<br />

möchte sich <strong>de</strong>shalb jetzt eine Pensionszusage über die<br />

GmbH fi nanzieren lassen. Vielen Geschäftsführern ist dabei<br />

nicht klar, dass eine Pensionszusage mathematisch betrachtet<br />

nichts an<strong>de</strong>res ist als eine private Rentenversicherung – nur<br />

mit einer an<strong>de</strong>ren gesetzlichen Regulierung. Die Prämienzahlung<br />

für eine Rentenversicherung wird für drei Aufgabenbereiche<br />

verwen<strong>de</strong>t: Erstens zur Deckung <strong>de</strong>r Vertriebs- und<br />

Verwaltungskosten, zweitens zur Deckung von biometrischen<br />

Risiken wie Berufsunfähigkeit o<strong>de</strong>r Tod. Erst <strong>de</strong>r nach Abzug<br />

dieser Kosten verbleiben<strong>de</strong> Rest wird zur Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

späteren Rentenzahlung in Wertpapieren angelegt.<br />

Die Versicherer verwen<strong>de</strong>n dafür aufgrund gesetzlicher Vorgaben<br />

überwiegend ertragsorientierte Anlageformen, die<br />

Zins- und Mieteinnahmen abwerfen. Wertzuwächse aus Aktienanlagen<br />

spielen nur eine geringe Rolle. Deswegen entsteht<br />

an dieser Stelle ein Problem zwischen Biometrie, Mathematik<br />

und Gesetz. Denn <strong>de</strong>r Gesetzgeber verlangt, dass die GmbH<br />

zum vereinbarten Renteneintritt ausreichend Rückstellungen<br />

bil<strong>de</strong>n muss, damit sie <strong>de</strong>n Rentenanspruch fi nanzieren kann.<br />

Dieser Anspruch wird vereinfacht ausgedrückt „rückwärts“<br />

ermittelt. Das heißt, ein Versicherungsmathematiker errechnet<br />

aus <strong>de</strong>n steuerlich jeweils vorgegebenen Sterblichkeitstabellen<br />

und <strong>de</strong>m Rechnungszins <strong>de</strong>n Barwert <strong>de</strong>r Verpfl ichtung<br />

zum Renteneintritt. Dieser Barwert muss mit <strong>de</strong>r steuerrechtlich<br />

vorgegebenen Verzinsung von sechs Prozent pro Jahr<br />

über regelmäßige Beitragsleistungen erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Das ist aus zwei Grün<strong>de</strong>n nicht möglich: Zum einem können<br />

die Rentenversicherer wegen <strong>de</strong>r niedrigen Zinsen an <strong>de</strong>n<br />

Rentenmärkten schon lange keine Beitragsrenditen von sechs<br />

Prozent pro Jahr erwirtschaften. Es müsste also viel mehr<br />

Von Gabriel Hopmeier<br />

Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />

Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />

für Anlageberatung<br />

und Finanzplanung in Freiburg.<br />

Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />

Geld in die Versicherung eingezahlt wer<strong>de</strong>n als steuerlich abzugsfähig<br />

ist. Zum an<strong>de</strong>ren hinken die steuerrechtlich vorgeschriebenen<br />

Sterblichkeitstabellen <strong>de</strong>r Realität hinterher. Die<br />

Versicherten wer<strong>de</strong>n immer älter. Das be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r Barwert<br />

zum Renteneintritt immer länger ausreichen muss und<br />

mithin viel höher angesetzt wer<strong>de</strong>n müsste.<br />

Auf diese Zusammenhänge wer<strong>de</strong>n Geschäftsführer aber<br />

regelmäßig nicht aufmerksam gemacht. Dem Steuerberater<br />

genügt es, dass die Steuerbilanz stimmt. Und die meisten Versicherungsvertreter<br />

trauen sich nicht, gleich von Anfang an<br />

auf dieses Problem hinzuweisen. Die peinliche Überraschung<br />

kommt erst beim Renteneintritt ans Tageslicht.<br />

Die Schlussfolgerung im obigen Fall muss daher lauten: Um<br />

Renditen von sechs Prozent pro Jahr erreichen zu können,<br />

sollte die Geschäftsführerin nur die biometrischen Risiken<br />

wie Berufsunfähigkeit o<strong>de</strong>r die Versorgung <strong>de</strong>r Hinterbliebenen<br />

bei einem Versicherer absichern. Um die Geldanlage sollte<br />

sie sich selbst kümmern. Dafür muss ein Berater <strong>de</strong>n biometrisch<br />

korrekten Barwert zum Renteneintritt errechnen und<br />

jährlich über mögliche Lücken informieren. Darüber hinaus<br />

muss sie wissen, dass in <strong>de</strong>r Vergangenheit Renditen von real<br />

rund sechs Prozent nur mit einem Aktienanteil von 40 Prozent<br />

<strong>de</strong>s angelegten Kapitals erreicht wur<strong>de</strong>n. Allerdings muss sie<br />

einkalkulieren, dass <strong>de</strong>rartige Anlagemischungen in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

in elf Prozent aller Jahre negative Renditen erwirtschafteten,<br />

die sie aussitzen muss. Für die Anlage selbst sollte<br />

sie Aktien- und Rentenin<strong>de</strong>xfonds einsetzen. Sie erlauben es<br />

heute je<strong>de</strong>m Anleger, zu Kosten von unter einem halben Prozent<br />

<strong>de</strong>r Geldanlage und mit etwa zwei Stun<strong>de</strong>n Arbeitseinsatz<br />

im Jahr die angepeilten Ziele auch unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

Rentenversicherungslösung zu erreichen. Steuerlich rechnete<br />

sich die Führung eines solchen Portfolios in <strong>de</strong>r eigenen Firma<br />

allemal mehr als die Anlage im Privatvermögen.<br />

Kolumne<br />

47


Finanzen & Steuern<br />

Gehälter<br />

Seit <strong>de</strong>r Unternehmensteuerreform im<br />

Jahr 2008 gilt: Für Gewinne <strong>de</strong>r GmbH,<br />

die einbehalten und in die Rücklagen<br />

eingestellt wer<strong>de</strong>n, ist die Steuerbelastung<br />

gesunken. Mit einer Besteuerung<br />

von rund 30 Prozent liegt Deutschland<br />

damit bei <strong>de</strong>r Unternehmensbesteuerung<br />

im EU-Vergleich im Mittelfeld. So<br />

gesehen stimmen die Rahmenbedingungen.<br />

Etwas an<strong>de</strong>rs sieht es aus, wenn<br />

<strong>de</strong>r Gewinn aus <strong>de</strong>r GmbH entnommen<br />

wird – „an die Gesellschafter ausgeschüttet<br />

wird“ – wie das im steuerlichen<br />

Fachjargon heißt.<br />

Das geht ins Geld. Denn neben 15 Prozent<br />

Körperschaftsteuer plus 5,5 Prozent<br />

Solidaritätszuschlag sowie durchschnittlich<br />

14 Prozent Gewerbesteuer<br />

wer<strong>de</strong>n auf die Ausschüttung weitere<br />

25 Prozent Abgeltungsteuer fällig. Die<br />

Gesamtbelastung für ausgeschüttete<br />

Gewinne liegt damit bei rund 48 Prozent.<br />

Der steuerliche Höchstsatz fürs<br />

Geschäftsführergehalt liegt dagegen bei<br />

42 Prozent (plus Soli und Kirchensteuer),<br />

es sei <strong>de</strong>nn, das Gehalt übersteigt<br />

die Grenzen von 250.000 Euro/500.000<br />

Euro (ledig/verheiratet). Dann kommt<br />

<strong>de</strong>r Reichensteuer-Zuschlag dazu, <strong>de</strong>r<br />

die Belastung auf 45 Prozent treibt.<br />

Dennoch lohnt es sich gera<strong>de</strong> für Gesellschafter-Geschäftsführer,<br />

ihr Einkommen<br />

aus <strong>de</strong>r GmbH möglichst<br />

GMBH-CHEF<br />

Eine Gratwan<strong>de</strong>rung<br />

Mit einem möglichst hohen Gehalt vermei<strong>de</strong>n Gesellschafter-Geschäftsführer eine<br />

zu starke Besteuerung ausgeschütteter Gewinne. Sie dürfen ihre Bezüge aber nicht nach<br />

Belieben festlegen. VON LOTHAR VOLKELT<br />

über ein hohes Gehalt und weniger über<br />

die Ausschüttung zu verdienen. Dazu<br />

sollten jetzt noch die Weichen gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, damit vom GmbH-Gewinn für<br />

das Steuerjahr 2011 kein Cent zu viel<br />

versteuert wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Allerdings hat es sich unter <strong>de</strong>n GmbH-<br />

Chefs schon längst herumgesprochen,<br />

dass das Gehalt nicht einfach <strong>de</strong>r Höhe<br />

nach festgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Es müssen<br />

vielmehr einige steuerliche Vorgaben<br />

eingehalten wer<strong>de</strong>n:<br />

> Das Gehalt muss „angemessen“ sein.<br />

Das heißt, dass ein Geschäftsführer in<br />

vergleichbarer Position in einem vergleichbaren<br />

Unternehmen ähnlich<br />

viel verdient.<br />

> Der GmbH muss auf Dauer eine angemessene<br />

Eigenkapitalverzinsung<br />

verbleiben. Eine dauern<strong>de</strong> komplette<br />

Entnahme in Form <strong>de</strong>s Geschäftsführergehalts<br />

dul<strong>de</strong>n die Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />

nicht.<br />

Was ist angemessen, was nicht?<br />

Halten sich Geschäftsführer und ihre<br />

Steuerberater nicht an die Regeln, kann<br />

es bei <strong>de</strong>r nächsten Betriebsprüfung<br />

Ärger mit <strong>de</strong>m Finanzamt geben. Das<br />

Problem dabei ist: Was heißt schon „angemessen“?<br />

In <strong>de</strong>r Praxis führt die Unschärfe<br />

dieses Begriffs Jahr für Jahr zu<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten zwischen<br />

GmbH-Geschäftsführern und <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n.<br />

Das belegen zahlreiche<br />

fi nanzgerichtliche Verfahren bis hin<br />

zum Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof. Wer die Fachpresse<br />

dazu verfolgt, weiß, dass es dabei<br />

regelmäßig um beträchtliche Summen<br />

geht. „Wie viel Gehalt dürfen sich geschäftsführen<strong>de</strong><br />

Gesellschafter in <strong>de</strong>r<br />

Praxis auszahlen lassen, ohne dass das<br />

Finanzamt einschreitet und <strong>de</strong>n unangemessenen<br />

Teil <strong>de</strong>s Gehalts nachträglich<br />

wie eine Gewinnausschüttung<br />

behan<strong>de</strong>lt?“, lautet also die zentrale<br />

Streitfrage.<br />

Gegen eine drohen<strong>de</strong> beträchtliche<br />

Zusatzbesteuerung können sich Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

am besten<br />

absichern, in<strong>de</strong>m sie sich stichhaltige<br />

Vergleichszahlen beschaffen. Genau darin<br />

liegt <strong>de</strong>r Nutzen <strong>de</strong>r Geschäftsführer-<br />

Vergütungsstudien, wie sie in regelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n veröffentlicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Deswegen ist es sogar schon gängige<br />

Praxis <strong>de</strong>r Finanzgerichte, sich bei <strong>de</strong>r<br />

Einschätzung <strong>de</strong>r „angemessenen“ Gehaltshöhe<br />

an <strong>de</strong>n Vergleichszahlen anerkannter<br />

Vergütungsstudien zu orientieren.<br />

Das geschah zuletzt im Fall einer<br />

Handwerks-GmbH, <strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>m Finanzgericht<br />

Sachsen zugunsten <strong>de</strong>s betroffenen<br />

Gesellschafter-Geschäftsführers<br />

entschie<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> (FG Sachsen, Urteil<br />

48 ProFirma 01/02 2011


So errechnet sich das<br />

GmbH-Geschäftsführergehalt<br />

■ Jahresfestgehalt (monatliches Festgehalt)<br />

■ Erfolgsabhängige Bezüge (Tantieme, Prämien)<br />

■ Zusatz- und Sozialleistungen (Weihnachtsgeld,<br />

Urlaubsgeld, sonstige Zuwendungen)<br />

■ Pkw-Überlassung, Aufwendungen für Fahrten<br />

zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />

■ Ansprüche aus einer Pensionszusage<br />

■ Sonstige Nebenleistungen (Direktversicherungen,<br />

Unfallversicherungen, Gehaltsfortzahlungen im<br />

Krankheits- o<strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sfall, Invaliditäts- und Hinterbliebenenrenten,<br />

Beihilfen zur privaten Krankenversicherung<br />

bzw. Zahlung <strong>de</strong>r Arbeitgeberanteile<br />

zur Sozialversicherung bei nicht versicherungspfl ichtigen<br />

Geschäftsführern)<br />

■ Übernahme von Aufwendungen für Weiterbildung,<br />

Telefonate, Steuerberatung, Berufsverbän<strong>de</strong><br />

■ Sonstige Sozialleistungen wie Heirats- o<strong>de</strong>r<br />

Geburtsbeihilfen<br />

■ Abfi ndungen für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s Ausschei<strong>de</strong>ns<br />

■ Entschädigungen für ein vereinbartes Wettbewerbsverbot<br />

vom 14.4.2010, 8 K 1786/04). In diesem<br />

Fall bezog sich das Finanzgericht auf die<br />

Vergütungsstudie <strong>de</strong>r BBE Unternehmensberatung.<br />

Auch die Vergleichszahlen<br />

<strong>de</strong>r Kienbaum Unternehmensberatung<br />

sind für ein gerichtstaugliches<br />

Gehaltsgutachten geeignet. Die BBE Unternehmensberatung<br />

hat jetzt die Studie<br />

2011 zur GmbH-Geschäftsführer-Vergütung<br />

vorgelegt. Dazu wur<strong>de</strong>n insgesamt<br />

3.000 Geschäftsführer nach ihrer persönlichen<br />

Einkommenssituation befragt<br />

(siehe Kasten oben). Daraus ergibt sich<br />

folgen<strong>de</strong>s Bild:<br />

> Rund 50 Prozent aller Geschäftsführer<br />

wer<strong>de</strong>n im Jahr 2011 wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich<br />

mehr verdienen als im Krisenjahr<br />

2009 und geringfügig mehr als im Jahr<br />

2010. Das liegt in erster Linie daran,<br />

dass fast 80 Prozent aller Geschäftsführer<br />

neben ihrem Festgehalt eine<br />

Tantieme erhalten. Die wur<strong>de</strong> im Jahr<br />

2009 in <strong>de</strong>n meisten GmbH nicht gezahlt,<br />

da die Betriebe nur wenig o<strong>de</strong>r<br />

keinen Gewinn auswiesen.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

> Viele GmbH haben 2010 schwarze<br />

Zahlen geschrieben, sodass wie<strong>de</strong>r<br />

eine Gewinntantieme fällig wird, was<br />

zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Studie ausgewiesenen<br />

(leichten) Anstieg <strong>de</strong>r Gehälter führen<br />

wird.<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bezüge<br />

mit <strong>de</strong>m Steuerberater prüfen<br />

Rund 75 Prozent <strong>de</strong>r Geschäftsführer,<br />

die sich an <strong>de</strong>r Studie beteiligten, hatten<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren bereits <strong>de</strong>n<br />

Betriebsprüfer in <strong>de</strong>r GmbH. Bei 20 Prozent<br />

spielte das Thema Geschäftsführergehalt<br />

eine wichtige Rolle. Konkret: Hier<br />

wur<strong>de</strong> vom Betriebsprüfer per Schema<br />

nachgerechnet (siehe Kasten oben), ob<br />

die Bezüge „angemessen“ sind.<br />

Bei je<strong>de</strong>r zweiten Betriebsprüfung wur<strong>de</strong><br />

dabei die Gehaltshöhe beanstan<strong>de</strong>t.<br />

Die GmbH musste Körperschaft- und<br />

Gewerbesteuer nachzahlen. Hochgerechnet<br />

be<strong>de</strong>utet das: Im Jahr 2011 kann<br />

davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass es bei<br />

Jahresgesamtbezüge<br />

von GmbH-Geschäftsführern 2010<br />

Durchschnittswerte nach Wirtschaftszweigen<br />

Industrie<br />

Handwerk<br />

Großhan<strong>de</strong>l<br />

Einzelhan<strong>de</strong>l<br />

Dienstleister<br />

Quelle: BBE Studie „GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen 2011, BBE Media Neuwied<br />

191.366 €<br />

109.424 €<br />

153.876 €<br />

106.691 €<br />

133.736 €<br />

In <strong>de</strong>r Einzelprüfung genügen diese groben Werte allerdings<br />

nicht mehr. Hier kommt es auf Umsatz, Anzahl <strong>de</strong>r Mitarbeiter,<br />

Ertragslage, Anzahl und Qualifi kation <strong>de</strong>r Geschäftsführer ganz<br />

genau an, um aussagekräftige Werte zu erhalten.<br />

Hierzu ist die BBE-Studie eine wertvolle Hilfe. Sie ist zwar nicht<br />

ganz billig, aber Geschäftsführer können davon ausgehen, dass<br />

die danach ermittelten Vergleichswerte zum Geschäftsführergehalt<br />

„gerichtsfest“ sind und von <strong>de</strong>n Finanzbehör<strong>de</strong>n in<br />

dieser Höhe akzeptiert wer<strong>de</strong>n. Sie sparen sich damit in <strong>de</strong>r<br />

Praxis je<strong>de</strong> Menge Ärger und hohe Steuernachzahlungen.<br />

fast 100.000 GmbH zu Beanstandungen<br />

kommen wird.<br />

Anlass genug also, bei Gehaltsverhandlungen<br />

für das Jahr 2011 genau zu rechnen.<br />

Erste und wichtigste Fehlerquelle<br />

bei <strong>de</strong>r Errechnung <strong>de</strong>s zulässigen Gehalts<br />

ist die „Bemessungsgrundlage“<br />

selbst. Das Finanzamt rechnet dazu alle<br />

Vergütungsbestandsteile und sämtliche<br />

Vergünstigungen, die Geschäftsführer<br />

von ihrer GmbH erhalten (siehe Kasten<br />

oben).<br />

Eine erste Einschätzung, ob das Gehalt<br />

in <strong>de</strong>r „Bandbreite“ liegt, können Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

dann anhand<br />

<strong>de</strong>r oben dargestellten groben Durchschnittswerte<br />

vornehmen. Liegen hier<br />

<strong>de</strong>utliche Abweichungen nach oben<br />

vor und gab es in <strong>de</strong>n zurückliegen<strong>de</strong>n<br />

Jahren keine Betriebsprüfung, in <strong>de</strong>r<br />

das Geschäftsführergehalt bereits kontrolliert<br />

wur<strong>de</strong>, sollten Höhe und Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>s Gehalts auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall zusammen mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

49


Finanzen & Steuern<br />

STEUERTRENDS<br />

Leasing<br />

Rote Karte für die Standardsetzer<br />

„Unnötig und nicht akzeptabel“, so lautet das Urteil von Martin<br />

Mu<strong>de</strong>rsbach, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands Deutscher Leasing-<br />

Unternehmen (BDL). Im Visier hat er dabei <strong>de</strong>n neuen Vorschlag<br />

<strong>de</strong>s fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong>n International Accounting Standards<br />

Board (IASB), dass Unternehmen, die nach <strong>de</strong>n IFRS-Regeln<br />

bilanzieren, zukünftig alle Leasing-Verträge und daraus resultieren<strong>de</strong><br />

Nutzungsrechte in <strong>de</strong>r Bilanz aktivieren sollen. Damit<br />

erhöhe sich die Transparenz <strong>de</strong>s Zahlenwerks, argumentieren<br />

die Befürworter (siehe auch ProFirma 9/2010, Seite 21).<br />

Das führe nicht zu mehr Transparenz, son<strong>de</strong>rn zu mehr Bürokratie,<br />

sagt dagegen die Leasing-Branche. Zwar wären in<br />

Deutschland <strong>de</strong>rzeit nur rund 1.000<br />

börsennotierte Unternehmen betroffen.<br />

Mu<strong>de</strong>rsbach sieht allerdings die Gefahr,<br />

dass es nur eine Frage <strong>de</strong>r Zeit wäre, bis<br />

die Regelung auf <strong>de</strong>n Mittelstand über-<br />

E-BILANZ VERSCHOBEN<br />

FRÜHESTER START 2012<br />

Eigentlich sollte <strong>de</strong>r Startschuss für<br />

die elektronische Übermittlung <strong>de</strong>r<br />

Bilanzdaten für Wirtschaftsjahre fallen,<br />

die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2010<br />

beginnen. Doch da die Finanzverwaltung<br />

die technischen Voraussetzungen<br />

noch nicht ausgegeben hat und selbst<br />

noch nachrüsten muss, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Starttermin um ein Jahr verschoben.<br />

Die Bilanzdaten müssen daher erstmals<br />

für Wirtschaftsjahre nach <strong>de</strong>m<br />

31. Dezember 2011 elektronisch ans<br />

Finanzamt übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma rät: Das eine Jahr Galgenfrist<br />

ist angesichts <strong>de</strong>r umfangreichen<br />

Anpassungen schnell vorbei. Deshalb<br />

sollten bilanzieren<strong>de</strong> Selbstständige<br />

schon heute damit beginnen, Personal<br />

zu schulen und mit <strong>de</strong>m Steuerberater<br />

und <strong>de</strong>m Software-Anbieter <strong>de</strong>r<br />

Buchhaltungs-Software die notwendigen<br />

Anpassungen besprechen.<br />

Vorsteuerkürzung<br />

Keine Zinsen mehr<br />

tragen wür<strong>de</strong>, wenn sich das IASB mit seinen Vorstellungen<br />

durchsetzt. Seine Ablehnung begrün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Verband vor allem<br />

damit, dass die bilanzielle Bewertung <strong>de</strong>r Nutzungsrechte nur<br />

mithilfe von Wahrscheinlichkeitsberechnungen möglich sei.<br />

Ursache dafür sei, dass viele Verträge mit Optionen ausgestattet<br />

sind, die keine ein<strong>de</strong>utige Bewertung <strong>de</strong>r Nutzungsrechte<br />

zulassen. Der BDL schlägt daher vor, die Leasing-Verträge wie<br />

bisher im Anhang <strong>de</strong>r Bilanz auszuweisen und mit ausführlicheren<br />

Informationen als bisher zu versehen. Mit <strong>de</strong>r Kritik<br />

an <strong>de</strong>n Standardsetzern ist die Leasing-Branche nicht mehr<br />

allein: Neben <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsprüfern hat auch die EFRAG, das<br />

Beratergremium <strong>de</strong>r EU-Kommission, Vorbehalte<br />

gegen <strong>de</strong>n Vorstoß <strong>de</strong>s IASB angemel<strong>de</strong>t.<br />

Unter<strong>de</strong>ssen verzeichnen die Leasing-Unternehmen<br />

für das Jahr 2010 mit einem Wachstum<br />

von vier Prozent beim Neugeschäft nur eine verhaltene<br />

Erholung. Martin Mu<strong>de</strong>rsbach führt das<br />

unter an<strong>de</strong>rem darauf zurück, dass es <strong>de</strong>rzeit<br />

gera<strong>de</strong> im Investitionsgütergeschäft zu Engpässen<br />

gekommen sei. Für das Jahr 2011 erwartet<br />

<strong>de</strong>r Verband daher eine <strong>de</strong>utliche Belebung.<br />

Martin Mu<strong>de</strong>rsbach, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s<br />

Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL).<br />

For<strong>de</strong>rt das Finanzamt im Rahmen einer Prüfung wegen fehlerhafter Eingangsrechnungen<br />

Vorsteuer zurück, wer<strong>de</strong>n meist auch Nachzahlungszinsen fällig. Doch in<br />

einem Streitfall, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Europäischen Gerichtshof vorlag, hatte ein geprüfter Unternehmer<br />

eine berichtigte, nun korrekte Rechnung eingereicht, bevor <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungsbescheid<br />

erging. In diesem Fall, so urteilten die Europäischen Richter <strong>de</strong>shalb,<br />

dürfe das Finanzamt keine Nachzahlungszinsen festsetzen.<br />

ProFirma rät: Ob <strong>de</strong>r Fiskus dieses Urteil anwen<strong>de</strong>n wird, steht noch in <strong>de</strong>n Sternen.<br />

Doch ganz so abwegig ist das Urteil wohl nicht. Die Oberfi nanzdirektion Karlsruhe<br />

weist in einer Verfügung zumin<strong>de</strong>st darauf hin, dass dieses brisante Thema <strong>de</strong>rzeit<br />

auf Bund-Län<strong>de</strong>r-Ebene diskutiert wird. Betroffenen Unternehmern bleiben in vergleichbaren<br />

Fällen nur ein Einspruch gegen die Nachzahlungszinsen und ein Antrag<br />

auf Ruhen <strong>de</strong>s Verfahrens bis zur endgültigen Entscheidung (OFD Karlsruhe, Az. S<br />

7300/226 B – St 237).<br />

50 ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: BDL


BFH: Vorsteuerkürzung bei falscher Steuernummer<br />

Eigentlich hat ein Rechnungsempfänger<br />

keine Chance, die Steuernummer eines<br />

Rechnungsausstellers auf ihre Richtigkeit<br />

zu prüfen. Aus diesem Grund steht<br />

in <strong>de</strong>n Umsatzsteuerrichtlinien, dass<br />

eine falsche Steuernummer nicht zur<br />

Kürzung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs führen<br />

kann (Abschnitt 192 Abs. 3 Satz 3 UStR).<br />

Doch <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof kippte die-<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Steuer-Tipps<br />

VERSCHIEBUNG<br />

Die Verpfl ichtung zur elektronischen<br />

Erfassung <strong>de</strong>r Lohndaten <strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

wird bis zum Jahr 2014 ausgesetzt.<br />

Zu teuer sind die notwendigen<br />

Umstellungen für Fiskus und<br />

Selbstständige.<br />

ÜBERRASCHUNG<br />

Das Finanzgericht Nie<strong>de</strong>rsachsen<br />

sprach sich erstmals dafür aus, Ehegatten<br />

und Partner einer eingetragenen<br />

Lebenspartnerschaft – egal ob<br />

homo- o<strong>de</strong>r heterosexuell – bei <strong>de</strong>r<br />

Einkommensteuer gleich zu behan<strong>de</strong>ln<br />

(Beschluss vom 9.11.2010; Az.<br />

9 V 309/10). Das be<strong>de</strong>utet: Splittingtarif<br />

für die Partner einer Lebenspartnerschaft.<br />

Doch bevor gejubelt<br />

wird, müssen die Münchner Richter<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs dieses Urteil in<br />

einem Revisionsverfahren bestätigen.<br />

Chancen auf Erfolg: 50:50.<br />

WARNUNG<br />

Bei digitaler Aufzeichnung von Bargeschäften<br />

gelten sehr strenge Vorgaben.<br />

Halten sich Unternehmer nicht an<br />

diese Vorgaben, drohen Gewinn- und<br />

Umsatzzuschätzungen. Das Bun<strong>de</strong>sfi -<br />

nanzministerium erläutert die Spielregeln<br />

(Schreiben vom 26.11.2010,<br />

Az. IV 4 – S – 0316/08/10004-07),<br />

abrufbar unter www.bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium.<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>r Rubrik BMF-<br />

Schreiben.<br />

sen Grundsatz. Danach ist <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug<br />

verloren, wenn die Steuernummer<br />

in <strong>de</strong>r Rechnung offensichtlich falsch war<br />

und das bei gewissenhafter Prüfung hätte<br />

auffallen müssen (BFH, Urteil v. 2.9.2010,<br />

Az. VR 55/09). Deutsche Steuernummern<br />

bestehen aus elf Ziffern. In <strong>de</strong>m Urteilsfall<br />

gab <strong>de</strong>r Rechnungsaussteller anstatt seiner<br />

Steuernummer das Aktenzeichen <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>rvorlage <strong>de</strong>s Finanzamts mit <strong>de</strong>m<br />

Kürzel „75/180 Wv“ an.<br />

ProFirma rät: Künftig sollten Unternehmer<br />

die Steuernummer aus <strong>de</strong>r Eingangsrechnung<br />

mit <strong>de</strong>m Format <strong>de</strong>r eigenen<br />

Steuernummer vergleichen. Bei<br />

Abweichungen sollte beim Rechnungsaussteller<br />

eine berichtigte Rechnung angefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>n Auftragseingängen steigen in <strong>de</strong>r Industrie die Investitionen. Auf <strong>de</strong>m Kongress von<br />

MM MaschinenMarkt diskutieren Unternehmer und Führungskräfte mit Experten aus Unternehmen,<br />

Finanzhäusern und Wissenschaft, wie Mittelständler ihren aktuellen Kapitalbedarf<br />

optimal <strong>de</strong>cken. Denn nur so kann <strong>de</strong>r Aufschwung auf Dauer sichergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Programm-Highlights<br />

Veranstalter<br />

Prof. Dr. Peter Bofinger<br />

Warum ist es für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

wichtig, <strong>de</strong>n Euro zu retten?<br />

Mit anschließen<strong>de</strong>r Diskussion<br />

Prof. Rüdiger Frhr. v. Fölkersamb<br />

Absatz för<strong>de</strong>rn über Leasingangebote<br />

für Kun<strong>de</strong>n<br />

Ausführliche Informationen zum weiteren Programm, <strong>de</strong>n Referenten und zur Online-<br />

Anmeldung fin<strong>de</strong>n Sie unter www.maschinenmarkt.<strong>de</strong>/mittelstandsfinanzierung<br />

Kontakt: Th. Emmerich, Tel.: +49 931 418-2545, E-Mail: thomas.emmerich@vogel.<strong>de</strong><br />

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10. FEBRUAR 2011<br />

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Exportfinanzierung: RisikomanagementbeiAußenhan<strong>de</strong>lsgeschäften<br />

07315


Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Jahressteuergesetz 2010<br />

Neues aus <strong>de</strong>r Reparaturwerkstatt<br />

Pünktlich zum Jahreswechsel haben Bun<strong>de</strong>stag und Bun<strong>de</strong>srat wie<strong>de</strong>r eine lange<br />

Liste beschlossen, was im Steuerrecht repariert wer<strong>de</strong>n soll. Für Firmenchefs wird es<br />

aber nicht einfacher. VON OTTFRIED WEISS<br />

„Einfacher, niedriger und gerechter“<br />

war nicht das Leitmotiv bei <strong>de</strong>r Verabschiedung<br />

<strong>de</strong>s Jahressteuergesetzes<br />

2010 En<strong>de</strong> November in Bun<strong>de</strong>stag und<br />

Bun<strong>de</strong>srat. Viele <strong>de</strong>r 180 Än<strong>de</strong>rungen,<br />

die am 1. Januar 2011 in Kraft traten,<br />

sind vielmehr Klarstellungen und Anpassungen<br />

an die Rechtsprechung <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs. ProFirma hat die<br />

wichtigsten Neuerungen zusammengestellt.<br />

Häusliches Arbeitszimmer<br />

Selbstständige, die außer beim Kun<strong>de</strong>n<br />

vor Ort keinen weiteren Arbeitsplatz<br />

haben und in ihrem häuslichen Arbeitszimmer<br />

tätig sind, dürfen bis zu 1.250<br />

Euro pro Jahr als Betriebsausgaben vom<br />

Gewinn abziehen. Dieser Abzugsbetrag<br />

kann auch nachträglich für die Jahre<br />

von 2007 an beantragt wer<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma rät: Vorsicht: Lebt ein Selbstständiger<br />

in seiner Eigentumswohnung,<br />

kann das häusliche Arbeitszimmer mit<br />

<strong>de</strong>r Beantragung <strong>de</strong>s Betriebsausgabenabzugs<br />

ungewollt zum Betriebsvermögen<br />

zählen. Das ist immer dann <strong>de</strong>r<br />

Fall, wenn <strong>de</strong>r Wert <strong>de</strong>s Arbeitszimmers<br />

mehr als ein Fünftel <strong>de</strong>s gemeinen<br />

Werts <strong>de</strong>s gesamten Grundstücks und<br />

mehr als 20.500 Euro beträgt. Folge:<br />

Gibt ein Selbstständiger seinen Betrieb<br />

Jahrzehnte später auf, for<strong>de</strong>rt das Finanzamt<br />

Steuern auf die Entnahme <strong>de</strong>s<br />

Arbeitszimmers.<br />

Was nicht im Jahressteuergesetz steht<br />

Abschreibung: Bewegliche Wirtschaftsgüter, die vom 1. Januar 2011 an angeschafft wer<strong>de</strong>n,<br />

können nur noch linear abgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Die <strong>de</strong>gressive Abschreibung läuft wie<strong>de</strong>r aus.<br />

Investitionsabzugsbetrag: Selbstständige, die im Jahr 2011 einen Investitionsabzugsbetrag<br />

für geplante Investitionen in <strong>de</strong>n Jahren 2012 bis 2014 vom Gewinn abziehen wollen, müssen<br />

die gekürzten Höchstbeträge beachten. Bei Einnahmen-Überschussrechnern darf <strong>de</strong>r Gewinn<br />

nicht mehr als 100.000 Euro betragen (bis En<strong>de</strong> 2010: 200.000 Euro). Bilanzieren<strong>de</strong> Unternehmen<br />

können <strong>de</strong>n 40-prozentigen Investitionsabzugsbetrag nicht mehr nutzen, wenn <strong>de</strong>r Wert<br />

<strong>de</strong>s Betriebsvermögens 2011 mehr als 235.000 Euro beträgt (bisher: 335.000 Euro).<br />

Son<strong>de</strong>rabschreibung: Die neuen Höchstgrenzen beim Investitionsabzugsbetrag sind auch<br />

bei <strong>de</strong>r 20-prozentigen Son<strong>de</strong>rabschreibung nach Paragraf 7g <strong>de</strong>s Einkommensteuergesetzes<br />

relevant.<br />

Abschreibung nach Einlage<br />

Legt ein Selbstständiger ein Wirtschaftsgut in das Betriebsvermögen seines Unternehmens<br />

ein, strebt er einen möglichst hohen Einlagewert an, um das Abschreibungsvolumen zu<br />

erhöhen. Für Einlagen, die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2010 vorgenommen wer<strong>de</strong>n, gelten<br />

jedoch folgen<strong>de</strong> neue Regeln:<br />

Einlagewert ist höher als die historischen Anschaffungskosten.<br />

Vom Teilwert sind bisher geltend gemachte Abschreibungsbeträge abzuziehen.<br />

Die Abschreibung wird aus <strong>de</strong>m Restwert ermittelt.<br />

Einlagewert ist geringer als die historischen Anschaffungskosten, aber höher<br />

als <strong>de</strong>r Restbuchwert. In diesem Fall bemisst sich die Abschreibung nach <strong>de</strong>m<br />

Restbuchwert (Anschaffungskosten minus geltend gemachter Abschreibungen).<br />

Einlagewert liegt unter <strong>de</strong>m Restbuchwert. In diesem Fall wird die Abschreibung<br />

von diesem geringeren Wert ausgehend ermittelt.<br />

52 ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: ?????????


Erstattungszinsen –<br />

Abfuhr für BFH<br />

In einem weithin beachteten Urteil<br />

machte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof Schluss<br />

mit einer jahrelangen Ungerechtigkeit<br />

(BFH, Urteil vom 15.6.2010, Az. VIII R<br />

33/07): Denn während Selbstständige<br />

Zinsen, die bei Nachzahlungen für<br />

Einkommen- o<strong>de</strong>r Körperschaftsteuer<br />

anfallen, nicht Steuer sparend abziehen<br />

dürfen, mussten sie Erstattungszinsen<br />

versteuern. Der BFH entschied daher,<br />

dass Erstattungszinsen nicht versteuert<br />

wer<strong>de</strong>n dürfen. Dieses steuerzahlerfreundliche<br />

Urteil ignoriert <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

jedoch weiterhin und bekräftigte<br />

im Jahressteuergesetz 2010 die bisherige<br />

Verfahrensweise.<br />

ProFirma rät: Zumin<strong>de</strong>st für Erstattungszinsen<br />

zur Einkommen- und<br />

Körperschaftsteuer, die bis zur Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>s Jahressteuergesetzes<br />

En<strong>de</strong> 2010 vom Finanzamt festgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>n, sollten sich Selbstständige gegen<br />

eine Besteuerung aus Vertrauensschutzgrün<strong>de</strong>n<br />

wehren.<br />

Buchführung im Ausland<br />

Unternehmen, die ihre Buchhaltung<br />

außer Haus erledigen lassen, können<br />

diese Aufgabe künftig ohne größere<br />

Probleme auch an Dienstleister im EU-<br />

o<strong>de</strong>r Nicht-EU-Ausland vergeben. Ein-<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

180 Än<strong>de</strong>rungen hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

im Steuerrecht beschlossen, viele davon<br />

betreffen die Unternehmen.<br />

zige Voraussetzung: Die Besteuerung<br />

darf durch die Verlagerung nicht beeinträchtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma rät: Wer mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />

spielt, seine elektronische Buchhaltung<br />

ins Ausland zu verlagern, sollte neben<br />

<strong>de</strong>r Kostenersparnis auch einen Blick<br />

in die Zukunft werfen und nachhaken,<br />

was die Anpassungen an die Vorgaben<br />

zur E-Bilanz kosten. Für Wirtschaftsjahre,<br />

die nach <strong>de</strong>m 31. Dezember 2011<br />

beginnen, müssen Unternehmer ihre<br />

Bilanzdaten nämlich in elektronischer<br />

Form im sogenannten XBRL-Standard<br />

ans Finanzamt übermitteln.<br />

Keine neuen Lohnsteuerkarten<br />

Für die Ermittlung <strong>de</strong>r Lohnsteuer müssen<br />

Arbeitgeber auf die Lohnsteuerkarten<br />

2010 ihrer Mitarbeiter zurückgreifen.<br />

Neue Karten für 2011 gibt es nicht<br />

mehr. Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>, die im neuen<br />

Jahr erstmals berufstätig wer<strong>de</strong>n, müssen<br />

beim Finanzamt eine Lohnsteuerbescheinigung<br />

in Papierform beantragen<br />

und ihrem Ausbildungsbetrieb vorlegen.<br />

ProFirma rät: Nach Ausstellung <strong>de</strong>r Lohnsteuerbescheinigung<br />

2010 dürfen die<br />

Papierlohnsteuerkarten 2010 also nicht<br />

vernichtet wer<strong>de</strong>n. En<strong>de</strong>t ein Dienstverhältnis<br />

mit einem Arbeitnehmer im Jahr<br />

2011, ist diesem seine Papierlohnsteuerkarte<br />

2010 auszuhändigen.<br />

Aus für Vorsteuerabzugsmo<strong>de</strong>ll<br />

Unternehmer, die in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren ein Haus zu Wohnzwecken bauten<br />

o<strong>de</strong>r kauften und darin einen Raum<br />

zu min<strong>de</strong>stens zehn Prozent betrieblich<br />

nutzten, bekamen auf Antrag die volle<br />

Vorsteuer aus <strong>de</strong>n Herstellungskosten<br />

o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Kaufvertrag erstattet. Im<br />

Gegenzug mussten sie für die Privatnutzung<br />

zehn Jahre lang Umsatzsteuer<br />

ans Finanzamt überweisen. Das ver-<br />

schaffte <strong>de</strong>n Bauherren einen echten<br />

Finanzierungsvorteil, <strong>de</strong>nn wegen <strong>de</strong>r<br />

Erstattung <strong>de</strong>r Vorsteuer benötigten sie<br />

weniger Fremdkapital. Dieses Mo<strong>de</strong>ll<br />

wur<strong>de</strong> im Jahressteuergesetz 2010 nun<br />

gekippt. Die Vorsteuererstattung gibt es<br />

zukünftig nur noch auf <strong>de</strong>n betrieblich<br />

genutzten Teil.<br />

ProFirma rät: Ein Hintertürchen ist noch<br />

offen: Hat ein Unternehmer nämlich<br />

noch im Jahr 2010 einen Notarvertrag<br />

für ein Eigenheim unterzeichnet o<strong>de</strong>r<br />

einen Bauantrag bis zum 31. Dezember<br />

2010 gestellt, kann er die bisherige<br />

Rechtslage nutzen. Das gilt auch dann,<br />

wenn die Fertigstellung erst Jahre später<br />

erfolgt.<br />

Weitere Än<strong>de</strong>rungen<br />

im Überblick<br />

Steueranrechnung: Beauftragt ein<br />

Steuerzahler einen selbstständigen<br />

Handwerker in seinem Haushalt mit<br />

Arbeiten, erhält er vom Finanzamt<br />

eine Steueranrechnung von 20 Prozent<br />

<strong>de</strong>r bezahlten Arbeitsleistung, höchstens<br />

jedoch 1.200 Euro im Jahr. Wird<br />

die Leistung <strong>de</strong>s Handwerkers jedoch<br />

durch verbilligte Kredite o<strong>de</strong>r Zuschüsse<br />

staatlich geför<strong>de</strong>rt, ist keine Steueranrechnung<br />

möglich.<br />

Werbungskosten: Der Werbungskostenpauschbetrag<br />

für Arbeitnehmer<br />

klettert im Jahr 2011 von 920 Euro auf<br />

1.000 Euro. Davon verspricht sich die<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung einen Anreiz, dass<br />

viele Arbeitnehmer auf die Abgabe einer<br />

freiwilligen Einkommensteuererklärung<br />

verzichten.<br />

Lebenspartnerschaft: Partner einer<br />

eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />

nehmen die nächste Hür<strong>de</strong>. Bei <strong>de</strong>r Erbschaft-<br />

und Schenkungsteuer sind sie<br />

jetzt Ehegatten komplett gleichgestellt.<br />

Im Jahressteuergesetz 2010 wur<strong>de</strong>n sie<br />

jetzt wie Ehegatten in <strong>de</strong>r Steuerklasse I<br />

untergebracht.<br />

53


IT & Investition – Marketing<br />

54<br />

Preisvergleichsportale<br />

Wer ist <strong>de</strong>r Günstigste im Web?<br />

Preissuchmaschinen ergänzen <strong>de</strong>n Marketingmix von Shopbetreibern.<br />

Die Klickpreise sind zum Teil sehr hoch. Doch wer strategisch vorgeht, kann gute<br />

Umsätze erzielen. VON GERLINDE KÜSEL<br />

„No risk, no fun“ dachte sich Michael<br />

Steinerts, als er vor einigen Jahren<br />

seinen Online-Möbelshop Moebel-<br />

Magnat.com gleich bei mehreren<br />

Preissuchmaschinen anmel<strong>de</strong>te.<br />

Kurze Zeit später folgte das böse<br />

Erwachen: „Den monatlichen Umsätzen<br />

von rund 100.000 Euro stan<strong>de</strong>n<br />

teilweise Klickkosten von bis<br />

zu 50.000 Euro entgegen. Das war natürlich viel zu hoch. Wir<br />

haben am Anfang viel Geld verbrannt“, erinnert sich Steinert.<br />

Der Unternehmer aus Havelberg zog rasch Konsequenzen:<br />

„Wir haben uns mehr und mehr aus <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen<br />

entfernt und monatliche Limits bei <strong>de</strong>n Klickkosten eingezogen.<br />

Auf diese Weise konnten wir die Werbungsausgaben auf<br />

<strong>de</strong>n Portalen in Grenzen halten“, sagt Steinert. Der Nachteil:<br />

Wenn das Limit aufgebraucht ist, fallen seine Artikel aus <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Suchmaschine heraus.<br />

Das Preisbewusstsein <strong>de</strong>r Verbraucher und die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Internets haben dazu geführt, dass sich immer mehr Konsumenten<br />

vor <strong>de</strong>m Kauf im Netz über die gewünschten Produkte<br />

informieren – je nach Studie sind es zwischen 40 und 80<br />

Prozent. Dabei spielen Preissuchmaschinen eine Hauptrolle.<br />

Mittlerweile soll es allein in Deutschland mehr als 1.000 dieser<br />

digitalen Dienste geben.<br />

Chance und Risiko<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r also, dass Suchmaschinenmarketing für Online-Händler<br />

immer wichtiger wird: 74,8 Prozent <strong>de</strong>r Unternehmen,<br />

die E-Commerce betreiben, wollen 2011 dafür<br />

Geld ausgeben; das zeigt die neue Studie „Geschäftsklima im<br />

E-Commerce 2010/2011“ <strong>de</strong>s E-Commerce-Centers Han<strong>de</strong>l<br />

(ECC) in Köln. Preisvergleiche sind <strong>de</strong>mnach das am häufi<br />

gsten eingesetzte Online-Marketinginstrument, gefolgt von<br />

E-Mail-Marketing mit 57,9 Prozent. Doch ob ein Suchma-<br />

schinenmarketing erfolgreich ist, hängt von <strong>de</strong>r Strategie ab.<br />

„Preisvergleichsdienste können hohe Umsätze generieren,<br />

aber auch hohe Kosten verursachen“, warnt Peter A<strong>de</strong>bahr,<br />

Inhaber von A<strong>de</strong>bahr Systemtechnik, in seinem Internet-Blog<br />

Shoptrainer.<strong>de</strong>.<br />

Zunächst sollte man sich orientieren, welche Preissuchmaschinen<br />

es gibt. Unternehmensberater Pascal Claus bietet auf<br />

seiner Serviceplattform mpEXPERT.com einen Branchenführer<br />

mit mehr als 400 Portalprofi len. Neben allgemeinen Preisvergleichsdiensten<br />

wie ciao.<strong>de</strong>, geizkragen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r guenstiger.<br />

<strong>de</strong>, auf <strong>de</strong>nen Produkte unterschiedlicher Branchen gelistet<br />

sind, gibt es spezialisierte Portale, die nur Anbieter eines bestimmten<br />

Marktsegments vergleichen. Zu Letzteren gehören<br />

„Wir generieren etwa 40 Prozent<br />

unseres Gesamtumsatzes durch<br />

Preisvergleichsseiten.“<br />

JAN FISCHMANN, SPORT-FISCHMANN.DE, WORBIS<br />

beispielsweise Abebooks.<strong>de</strong> für neue und antiquarische Bücher,<br />

Billiger-Mietwagen.<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Medikompass.<strong>de</strong> für Mediziner.<br />

Dirk Lawinsky, Betreiber <strong>de</strong>s Webshops Dirks-Traumbad.<strong>de</strong>,<br />

ist auf 13 Preissuchmaschinen vertreten. Der Unternehmer<br />

hat in <strong>de</strong>n vergangenen vier Jahren mehrere Suchmaschinen<br />

ausprobiert und fand nur die großen Portale lohnend.<br />

„Den kleineren Suchmaschinen fehlt einfach <strong>de</strong>r Bekanntheitsgrad“,<br />

so Lawinsky. Auch die Höhe <strong>de</strong>r Klickkosten gilt es<br />

zu beachten, <strong>de</strong>nn hier sind die Unterschie<strong>de</strong> groß. Kostenlos<br />

sind die Einträge nur bei wenigen, darunter auch Google. In<br />

<strong>de</strong>r Regel müssen Anbieter für das Listing ihrer Produkte eine<br />

Provision bezahlen.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: xalex/shutterstock


Die meisten Portale stellen je<strong>de</strong>n Klick auf das gelistete Produkt<br />

in Rechnung (Pay per Click). Die Klickgebühren reichen<br />

von wenigen Cent bis zu mehreren Euros, etwa bei extravaganten<br />

Luxusportalen. An<strong>de</strong>re Betreiber berechnen die Klickkosten<br />

erst dann, wenn <strong>de</strong>r Kaufi nteressent <strong>de</strong>n Online-Shop<br />

<strong>de</strong>s Anbieters besucht hat (Pay per Lead) o<strong>de</strong>r sogar erst dann,<br />

wenn <strong>de</strong>r Kauf zustan<strong>de</strong> kommt (Pay per Sale). Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

mitunter bis zu 15 Prozent und mehr auf <strong>de</strong>n Verkaufserlös<br />

fällig.<br />

Wer in Verhandlungen mit <strong>de</strong>n Suchmaschinenbetreibern<br />

geht, sollte gut vorbereitet sein. „Die Klickverträge sind nicht<br />

immer ganz be<strong>de</strong>nkenlos“, warnt A<strong>de</strong>bahr in seinem Blog<br />

Shoptrainer.<strong>de</strong>. Hier gebe es etliche Punkte zu beachten, etwa<br />

Vertragslaufzeit, Kündigungsfristen, Einrichtungsgebühr<br />

o<strong>de</strong>r die Zahl <strong>de</strong>r eingestellten Produkte. „Entschei<strong>de</strong>nd sind<br />

vor allem faire Vertragslaufzeiten, damit man <strong>de</strong>n Dienst gegebenenfalls<br />

schnell und unkompliziert aussortieren kann“,<br />

sagt A<strong>de</strong>bahr.<br />

Gera<strong>de</strong> am Anfang ist das Controlling wichtig, um bösen Überraschungen<br />

vorzubeugen. Jan Fischmann beispielsweise hatte<br />

seinen Webshop Sport-Fischmann.<strong>de</strong> zunächst zwei Monate<br />

lang bei einer Handvoll Preisvergleichsportalen laufen lassen.<br />

„Dann habe ich die aussortiert, bei <strong>de</strong>nen Aufwand und Kosten<br />

nicht im Verhältnis stan<strong>de</strong>n“, berichtet Fischmann. Derzeit<br />

peilt <strong>de</strong>r Unternehmer ein Verhältnis von Klickkosten zu<br />

Umsatz von 1:10 an.<br />

Ob sich Suchmaschinenmarketing<br />

lohnt, hängt sehr stark<br />

von <strong>de</strong>r Strategie ab. Sicher ist:<br />

Das Gießkannenprinzip führt<br />

eher selten zum Erfolg.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Erste Hinweise auf die späteren Erfolgsaussichten gibt die<br />

durchschnittliche Konversionsrate <strong>de</strong>r einzelnen Portale; das<br />

ist die Rate, mit <strong>de</strong>r sich Besucher in Neukun<strong>de</strong>n verwan<strong>de</strong>ln.<br />

Außer<strong>de</strong>m sollte <strong>de</strong>r durchschnittliche Warenkorbwert überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n. Entsprechen<strong>de</strong> Listen kursieren im Internet.<br />

Auch Dirk Lawinsky prüft regelmäßig, welches Preisportal<br />

ihm welche Klickzahlen beschert, welche Kosten er dadurch<br />

hat und wie viel Umsatz er dort generiert. Die besten Erfahrungen<br />

habe er mit Billiger.<strong>de</strong>, Preisroboter.<strong>de</strong> und Shopzilla.<strong>de</strong><br />

gemacht. „An<strong>de</strong>re habe ich wegen fehlen<strong>de</strong>r Rentabilität wie<strong>de</strong>r<br />

fallen lassen“, so <strong>de</strong>r Händler.<br />

Tipp: Produktdaten optimieren<br />

Mehr Potenzial als die meisten Shopbetreiber ahnen, steckt<br />

in <strong>de</strong>r Optimierung <strong>de</strong>r Produktdatenlisten, <strong>de</strong>n sogenannten<br />

Feeds. „Durch gute Feeds lassen sich signifi kant höhere<br />

Konversionsraten, größere Warenkörbe und eine günstigere<br />

Kosten-Umsatz-Relation erzielen“, erklärt Jan Schöttelndreier,<br />

Chief-Sales-Offi cer bei Become Europe & Pangora GmbH,<br />

einem Technologieanbieter für Online-Marktplätze.<br />

Die Produktdatenlisten enthalten sämtliche Informationen<br />

über das angebotene Produkt, zum Beispiel Beschreibung,<br />

Artikelnummer, Preis, EAN-Co<strong>de</strong>, Versandkosten und Ähnliches.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n mittels Datenexport aus <strong>de</strong>n Online-Shops<br />

generiert und von <strong>de</strong>n Preisvergleichsportalen verarbeitet.<br />

55


IT & Investition – Marketing<br />

56<br />

„Ausführlich beschriebene Angebote wer<strong>de</strong>n bei Suchanfragen<br />

leichter gefun<strong>de</strong>n. In Kategorien mit vielen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Produkten und Produktvarianten kann eine exakte Beschreibung<br />

sogar <strong>de</strong>n Ausschlag geben“, weiß Schöttelndreier.<br />

Darüber hinaus sollte sich <strong>de</strong>r Händler nicht nur einem reinen<br />

Preisvergleich stellen. „Auch die Qualität <strong>de</strong>r Bebil<strong>de</strong>rung, die<br />

Professionalität <strong>de</strong>s Logos und an<strong>de</strong>re weiche Kriterien spielen<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle bei <strong>de</strong>r Kaufentscheidung“, weiß<br />

Schöttelndreier.<br />

Rechtslage beachten<br />

Sind die Daten-Feeds erstellt, wer<strong>de</strong>n sie in <strong>de</strong>r Regel einmal<br />

täglich von <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen abgerufen. Wird dies<br />

häufi ger gewünscht, ist das meist kostenpfl ichtig. Hier lauern<br />

allerdings neue Risiken. Denn <strong>de</strong>r Server-Upload fi n<strong>de</strong>t mitunter<br />

zeitversetzt statt. „Statische Preisvergleichsseiten sind<br />

<strong>de</strong>shalb selten auf <strong>de</strong>m neuesten Stand, zumal etliche Shopbetreiber<br />

ihre Preise oft mehrmals täglich än<strong>de</strong>rn“, weiß Robin<br />

Landy, Grün<strong>de</strong>r von Invisible-Hand, ein Tool zur automa-<br />

INTERVIEW<br />

„Preissensible Kun<strong>de</strong>n sind selten treu“<br />

Dr. Kai Hu<strong>de</strong>tz, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Instituts für Han<strong>de</strong>lsforschung<br />

GmbH in Köln, zum Thema Preissuchmaschinen.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE GERLINDE KÜSEL<br />

Herr Dr. Hu<strong>de</strong>tz, gehören Preissuchmaschinen<br />

heute zum Marketingmix eines<br />

Shopbetreibers?<br />

Dr. Kai Hu<strong>de</strong>tz: Das hängt von <strong>de</strong>r Branche<br />

ab. Im Bereich Consumer Electronics<br />

sind Preisvergleichsportale beispielsweise<br />

unerlässlich. Bei Mo<strong>de</strong>artikeln spielen<br />

sie dagegen keine Rolle.<br />

Ist allein <strong>de</strong>r Preis im Netz ausschlaggebend?<br />

Hu<strong>de</strong>tz: Erfreulicherweise nicht. <strong>Als</strong> Anbieter<br />

sollte man preislich konkurrenzfähig<br />

sein; man muss aber nicht <strong>de</strong>r Günstigste<br />

sein. Vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren<br />

wie Gütesiegel, Art <strong>de</strong>r Zahlungsverfahren,<br />

Lieferverfügbarkeit o<strong>de</strong>r Solidität<br />

spielen eine wichtige Rolle.<br />

Lohnen sich Preisvergleichsportale in je<strong>de</strong>m<br />

Fall?<br />

Hu<strong>de</strong>tz: Pauschal lässt sich das nicht<br />

beantworten. Preissuchmaschinen sind<br />

vor allem in <strong>de</strong>n Branchen wichtig, wo<br />

Preistransparenz und Konkurrenzdruck<br />

ohnehin schon sehr groß sind. Daher sind<br />

die Margen auch eher gering. In manchen<br />

Produktkategorien kann man zwar Neukun<strong>de</strong>n<br />

gewinnen, aber preissensible Kun<strong>de</strong>n<br />

sind in <strong>de</strong>r Regel keine treuen Kun<strong>de</strong>n.<br />

Daher plädiere ich eindringlich dafür, ein<br />

sorgfältiges Controlling zu betreiben und<br />

Aufwand versus Nutzen zu betrachten.<br />

tischen Bestpreis-Suche. Dies verärgert nicht nur potenzielle<br />

Käufer. Die Shopbetreiber selbst stehen damit auf rechtlich<br />

unsicherem Bo<strong>de</strong>n.<br />

Aus aktuellem Anlass hatte <strong>de</strong>r I. Zivilsenat <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofs<br />

Anfang dieses Jahres ein Urteil zur Aktualität von<br />

Preisen in Preissuchmaschinen gefällt: Eine Klägerin hatte einen<br />

Webshop-Betreiber angezeigt, weil dieser eine Espressomaschine<br />

auf einer Preisvergleichsseite günstiger bewarb als<br />

auf seiner Shopseite. Der Grund: Die Preisän<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> von<br />

<strong>de</strong>m Preisvergleichsportal erst zeitlich verzögert angezeigt.<br />

„Der BGH entschied, dass ein Händler <strong>de</strong>n Produktpreis in seinem<br />

Shop erst umstellen darf, wenn <strong>de</strong>r neue Preis auch in<br />

<strong>de</strong>n Preissuchmaschinen angezeigt wird“, berichtet Max-Lion<br />

Keller, Rechtsanwalt bei <strong>de</strong>r Münchner IT-Recht-Kanzlei. An<strong>de</strong>rnfalls<br />

setze sich <strong>de</strong>r Händler <strong>de</strong>m Vorwurf <strong>de</strong>r unlauteren<br />

Irreführung aus, so Keller.<br />

Nach Ansicht von RA Keller ist die Umsetzung <strong>de</strong>r vom BGH<br />

gefor<strong>de</strong>rten Prüfungspfl ichten problematisch: „Der Händler<br />

hat in Zukunft keine an<strong>de</strong>re Wahl, als bei je<strong>de</strong>r Preiserhöhung<br />

abzuwarten, bis je<strong>de</strong>s Preisvergleichsportal <strong>de</strong>n neuen Preis<br />

übernommen hat“, so Keller. Ein weiterer<br />

rechtlicher Aspekt: Händler sollten darauf<br />

achten, ob <strong>de</strong>r Portalbetreiber seinen Firmensitz<br />

in Deutschland hat. Denn nur dann muss<br />

er sich an die <strong>de</strong>utschen Verbrauchergesetze<br />

halten.<br />

Viele Händler haben aus ihren Erfahrungen<br />

mit <strong>de</strong>n Preisvergleichsdiensten gelernt und<br />

ein Mo<strong>de</strong>ll für sich gefun<strong>de</strong>n. Michael Steinert<br />

vom Möbelhaus Magnat wirbt mit qualitativ<br />

hohem Service, ist aber realistischer gewor<strong>de</strong>n,<br />

was das Listing seiner Produkte angeht:<br />

„Anfangs haben wir alle Artikel in <strong>de</strong>n Preisvergleichen<br />

gelistet. Heute setzen wir nur<br />

noch die Artikel rein, bei <strong>de</strong>nen wir einer<br />

<strong>de</strong>r Günstigsten sind“, berichtet Steinert. Ein<br />

Pluspunkt für ihn sind seine La<strong>de</strong>ngeschäfte,<br />

wo sich Kun<strong>de</strong>n die Möbel auch einmal persönlich<br />

ansehen können.<br />

Auch Shopbetreiber Jan Fischmann entschei<strong>de</strong>t<br />

sehr genau, welche Produkte er über <strong>de</strong>n<br />

Preisvergleich bewirbt und welche nicht. In<br />

manchen Preissuchmaschinen listet er nur<br />

Kategorien, nach <strong>de</strong>nen beson<strong>de</strong>rs große<br />

Nachfrage herrscht, wie zum Beispiel „Jack<br />

Wolfskin“ o<strong>de</strong>r „Schlussverkauf“. „Kaufi nteressenten<br />

nutzen die Preisportale in <strong>de</strong>r<br />

Regel nicht für alle Produkte. Es gibt Randsortimente,<br />

die auch nur wenige Menschen<br />

interessieren. Diese Artikel sollte man erst gar<br />

nicht in <strong>de</strong>n Preissuchmaschinen listen“, rät<br />

Fischmann. Unterm Strich geht seine Strategie<br />

auf: „Wir generieren etwa 40 Prozent unseres<br />

Gesamtumsatzes durch Preisvergleichs-<br />

privat<br />

seiten“, schätzt <strong>de</strong>r Unternehmer. Foto:<br />

ProFirma 01/02 2011


ProFirma 01/02 2011<br />

Cole's Corner<br />

Was macht mein Computer,<br />

wenn ich weg bin?<br />

Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass sie<br />

nicht hinter mir her sind. Dieser alte Witz fi el mir neulich ein,<br />

als ich in Boston mit David Ting zusammensaß, <strong>de</strong>m Grün<strong>de</strong>r<br />

einer kleinen Software-Firma, die sich auf IT-Sicherheit spezialisiert.<br />

Ting hat eine Lücke ent<strong>de</strong>ckt, auf die ich noch nie<br />

gekommen bin, obwohl ich seit Jahren in dieser Branche unterwegs<br />

bin. Er nennt es das „Walkaway Problem“.<br />

Was passiert, so fragte mich Ting, wenn du dich zwar or<strong>de</strong>ntlich<br />

auf <strong>de</strong>inem Computer eingeloggt hast, sich aber plötzlich<br />

die Natur zu Wort mel<strong>de</strong>t? Du stehst auf und gehst aufs Klo!<br />

Mel<strong>de</strong>st du dich <strong>de</strong>swegen vom Server ab? Natürlich nicht.<br />

Das heißt: Dein Computer ist in <strong>de</strong>r Zwischenzeit völlig unbewacht,<br />

und je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r zufällig in <strong>de</strong>in Büro kommt, kann sich<br />

hinsetzen und hat vollen Zugang zu allen Daten und Anwendungen.<br />

Er kann lesen, was du gera<strong>de</strong> in eine Mail geschrieben,<br />

aber noch nicht abgeschickt hast. Er kann schnell mal<br />

ein paar Daten auf einen USB-Stick ziehen o<strong>de</strong>r, wenn er ein<br />

beson<strong>de</strong>rs gerissener Hacker ist und nur auf diese Gelegenheit<br />

gewartet hat, dir mal schnell ein Virusprogramm auf <strong>de</strong>n<br />

Rechner spielen, das ihm uneingeschränkten Zugang zum<br />

System verschafft.<br />

Okay, ich weiß: Hun<strong>de</strong>rtprozentige Sicherheit gibt es nirgendwo,<br />

we<strong>de</strong>r im Straßen- noch im Datenverkehr. Aber dieses<br />

Problem scheint mir doch so gravierend zu sein, dass es sich<br />

lohnt, sich ein paar Gedanken darüber zu machen. Vor allem<br />

dann, wenn man beispielsweise in einer Bank arbeitet o<strong>de</strong>r in<br />

einem Rüstungsbetrieb, aber auch in einem öffentlichen Amt<br />

o<strong>de</strong>r beispielsweise in <strong>de</strong>r Lohnbuchhaltung eines mittelständischen<br />

Unternehmens. Wir können uns jetzt alle ganz fest<br />

vornehmen, uns je<strong>de</strong>s Mal auszuloggen, wenn wir aufstehen<br />

und <strong>de</strong>n Arbeitsplatz verlassen, aber wie sagte doch meine<br />

alte schwäbische Vermieterin damals: „Wo Menschen sind, da<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

menschelt‘s.“ Wir sind nun einmal vergessliche Wesen, und<br />

mit <strong>de</strong>m Alter wird es immer schlimmer. Ich arbeite ja zum<br />

Glück vom Home Offi ce aus, aber auch ich lasse meinen Laptop<br />

im Zugabteil offen stehen, wenn ich unterwegs mal muss.<br />

Wer weiß, wer da so alles vorbeikommt…<br />

Tings Firma Imprivata löst das Problem <strong>de</strong>nkbar elegant: Da<br />

heutzutage so gut wie je<strong>de</strong>r PC über eine Vi<strong>de</strong>okamera verfügt,<br />

hat er eine Software entwickelt, die Gesichter erkennen<br />

kann. Genau gesagt muss man <strong>de</strong>m Programm erst einmal<br />

beibringen, einen zu erkennen, aber das geht ganz schnell.<br />

Wenn ich mich nun einlogge, „erkennt“ mich mein Computer<br />

binnen weniger Sekun<strong>de</strong>n. Solange ich davorsitze, ist alles in<br />

Ordnung. Wenn ich aber aus <strong>de</strong>m Blickfeld <strong>de</strong>r Kamera verschwin<strong>de</strong>,<br />

schaltet die Software alle geöffneten Anwendungen<br />

in <strong>de</strong>n „Standby“-Modus. Das heißt: Nichts geht mehr. Wenn<br />

ich mich mit einem Seufzer <strong>de</strong>r Erleichterung wie<strong>de</strong>r in meinen<br />

Bürostuhl setze, erkennt das <strong>de</strong>r Computer ebenfalls und<br />

schaltet wie<strong>de</strong>r alles frei. Das geht natürlich ganz automatisch,<br />

sodass ich nicht gezwungen bin, mich wie<strong>de</strong>r anzumel<strong>de</strong>n, so<br />

wie das üblicherweise bei längeren Ruhepausen nötig ist.<br />

Ich kenne keinen an<strong>de</strong>ren Anbieter, <strong>de</strong>r sich dieses Problems<br />

angenommen hat, was vielleicht daran liegt, dass man eine<br />

beson<strong>de</strong>rs kranke Fantasie haben muss, um überhaupt auf so<br />

etwas zu kommen. Aber IT-Sicherheitsleute sind nun mal paranoid.<br />

Und seit<strong>de</strong>m mich David Ting darauf gebracht hat, ertappe<br />

ich mich laufend dabei, wie ich über die Schulter schaue<br />

und überlege, was passieren wür<strong>de</strong>, wenn ich jetzt wegginge.<br />

Ich weiß nicht, ob ich ihm dafür dankbar sein soll, <strong>de</strong>nn eigentlich<br />

hatte ich vorher schon Probleme genug. Zum Glück<br />

lässt sich dieses Problem aber ziemlich einfach lösen, auch<br />

ganz ohne Psychiater: Einfach <strong>de</strong>n Laptop zuklappen. Das<br />

sollte man überhaupt viel häufi ger tun …<br />

Kolumne<br />

57


IT & Investition – Kommunikation<br />

Standortvernetzung<br />

Richtig verbin<strong>de</strong>n<br />

Sicher, schnell und stabil: So sollte <strong>de</strong>r Datenaustausch zwischen Unternehmensstandorten<br />

funktionieren. Vielen Firmen genügt dafür heute ein Tarif von <strong>de</strong>r Stange. Wer<br />

aber beson<strong>de</strong>re Anfor<strong>de</strong>rungen hat, kommt um eine individuelle Lösung nicht herum.<br />

VON STEFAN GNEITING UND SABINE SCHMITT<br />

Die meisten Unternehmensanwendungen<br />

arbeiten heute mit einer zentralen<br />

Datenbank, auf die alle Angestellten<br />

von ihrem Computer aus zugreifen. Für<br />

ein Unternehmen mit nur einem Standort<br />

ist es keine große Sache, diese Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

mit einem lokalen Netzwerk<br />

zu lösen. An<strong>de</strong>rs sieht es aus, wenn eine<br />

Firma mehrere Nie<strong>de</strong>rlassungen besitzt.<br />

Dann müssen die Standorte datentechnisch<br />

miteinan<strong>de</strong>r verknüpft wer<strong>de</strong>n.<br />

Ein virtuelles privates Netzwerk (VPN)<br />

ist relativ einfach aufzubauen, kostengünstig<br />

und sehr fl exibel. Im Grun<strong>de</strong><br />

benötigt man lediglich an je<strong>de</strong>m<br />

Standort ein VPN-Gateway, das <strong>de</strong>n<br />

Übergang zwischen Internet und Unternehmensnetzwerk<br />

bil<strong>de</strong>t, sowie die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Verbindungen ins In-<br />

ternet. Für einen reibungslosen Datenverkehr<br />

sollte vor allem die Zentrale<br />

über eine leistungsfähige Verbindung<br />

ins weltweite Datennetz verfügen, die<br />

in bei<strong>de</strong> Richtungen hohe Datenraten<br />

bietet. „Die Min<strong>de</strong>stanfor<strong>de</strong>rung für die<br />

Zentrale liegt bei einem symmetrischen<br />

Anschluss bei einer Datenrate von zwei<br />

Megabit pro Sekun<strong>de</strong>“, sagt Uli Ambrosius,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner<br />

Ambrosius GmbH & Co. KG, einem<br />

Systemhaus für EDV und Telekommunikation.<br />

Für kleine Außenstandorte mit<br />

nur wenigen Mitarbeitern genüge meist<br />

schon eine preiswerte asymmetrische<br />

DSL-Leitung mit einer Datenrate von<br />

zwei o<strong>de</strong>r sechs Mbit/s im Download.<br />

„Dienstleister, die DSL-Zugänge für gewerbliche<br />

Zwecke im Portfolio haben,<br />

arbeiten alle auf einem Niveau, das auf<br />

anspruchsvolle Unternehmenskun<strong>de</strong>n<br />

zugeschnitten ist. Sie bieten eine hohe<br />

Ausfallsicherheit“, sagt Ambrosius. Von<br />

Billig-Flatrates rät <strong>de</strong>r Experte ab, da sie<br />

im Allgemeinen weniger zuverlässig<br />

sind. Die großen Telekommunikationsanbieter,<br />

wie die Deutsche Telekom,<br />

Vodafone o<strong>de</strong>r O2, mit ihren großen<br />

bun<strong>de</strong>sweiten Netzwerken für Mobilfunk<br />

und Festnetzübertragung, die<br />

ebenfalls bun<strong>de</strong>sweit tätigen Anbieter<br />

QSC o<strong>de</strong>r Versatel sowie lokale Carrier,<br />

wie die Münchener M-Net, die Kölner<br />

Net Cologne o<strong>de</strong>r auch die Ol<strong>de</strong>nburger<br />

EWE TEL, bieten ein breites Spektrum an<br />

DSL-, SDSL- o<strong>de</strong>r SHDSL-Angeboten für<br />

<strong>de</strong>n professionellen Nutzer.<br />

Garantierte Bandbreite<br />

„Auch wenn man einen einfachen Internet-Anschluss<br />

relativ schnell wechseln<br />

kann, sollte man sich <strong>de</strong>n Anbieter<br />

schon mit einer längeren Perspektive<br />

aussuchen“, sagt Claus Kerscher, Leiter<br />

Internet-Services beim Münchener System-<br />

und Beratungshaus M.A.X. Informationstechnologie<br />

AG. Der Grund: Bei<br />

je<strong>de</strong>r Standortvernetzung, die über ein<br />

Standardangebot hinausgeht, be<strong>de</strong>utet<br />

<strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>s Provi<strong>de</strong>rs immer auch<br />

einen erheblichen organisatorischen<br />

Aufwand.<br />

Exklusive Punkt-zu-Punkt-Verbindungen<br />

zwischen zwei Standorten wer<strong>de</strong>n<br />

vergleichsweise selten nachgefragt.<br />

„Auf gewerbliche Zwecke zugeschnittene DSL-<br />

Zugänge bieten immer hohe Ausfallsicherheit.“<br />

ULI AMBROSIUS, AMBROSIUS GMBH & CO. KG, WIESBADEN<br />

58 ProFirma 01/02 2011<br />

Fotos: privat; photobank.kiev.ua/shutterstock


Wer große Datenmengen sicher<br />

übermitteln muss, kommt an einem<br />

privaten „Tunnel“ nicht vorbei.<br />

„Eine klassische Standleitung lohnt sich<br />

heute für die meisten Unternehmen<br />

nicht mehr, da sie im Vergleich zu einer<br />

SDSL- o<strong>de</strong>r SHDSL-Verbindung einfach<br />

zu teuer ist“, sagt Rolf Wallen<strong>de</strong>r,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Göppinger Imos<br />

GmbH, Dienstleister für Informations-<br />

und Kommunikationslösungen. „Wer<br />

allerdings eine Datenleitung mit einer<br />

100-prozentig zugesicherten Bandbreite<br />

mit kurzen Laufzeiten benötigt<br />

und überdies hohe Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

hat, sollte auf je<strong>de</strong>n Fall eine<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Standleitung in Erwägung ziehen.“<br />

Auch wenn die Kosten für die Exklusivleitung<br />

– je nach Verbindungslänge und<br />

Übertragungsgeschwindigkeit – nicht<br />

unerheblich sind: Für eine 10-Mbit/s-<br />

Leitung, die eine Entfernung von rund<br />

sieben Kilometern überbrückt, können<br />

unter ungünstigen Voraussetzungen<br />

schnell 1.000 Euro o<strong>de</strong>r mehr pro Monat<br />

anfallen.<br />

Mit Punkt-zu-Punkt-Glasfaser-Verbindungen<br />

lassen sich Übertragungsraten<br />

von zehn Gbit/s realisieren. Solche Geschwindigkeiten<br />

benötigen aber die wenigsten<br />

Unternehmen. „Die langjährige<br />

Erfahrung aus vielen Kun<strong>de</strong>nprojekten<br />

im Mittelstand lehrt uns, dass eine Datengeschwindigkeit<br />

von sechs Mbit/s<br />

meist ausreicht“, sagt Wallen<strong>de</strong>r. Wenn<br />

ein Kun<strong>de</strong> einen Anschluss mit 100<br />

Mbit/s o<strong>de</strong>r mehr verlangt, hinterfragt<br />

<strong>de</strong>r Experte <strong>de</strong>n Bedarf und sucht nach<br />

alternativen Lösungen. Müssen sehr<br />

große Datenmengen zwischen Standorten<br />

transportiert wer<strong>de</strong>n, beispielsweise<br />

für eine CAD-Anwendung, sollte<br />

man überlegen, ob eine Client-Server-<br />

Anwendung besser wäre.<br />

Doppelt hält besser<br />

Obwohl die Verfügbarkeitsgarantie bei<br />

<strong>de</strong>n Geschäftskun<strong>de</strong>nangeboten ziemlich<br />

umfassend ist, rät IT-Experte Wallen<strong>de</strong>r<br />

seinen Kun<strong>de</strong>n zur Absicherung<br />

<strong>de</strong>r Leitungen zwischen <strong>de</strong>n Standorten<br />

beziehungsweise ins Internet. „Auf<br />

eine Fallback-Lösung sollte kein Unternehmen<br />

verzichten“, sagt er. Wenn<br />

die Leitung auch nur einige Stun<strong>de</strong>n<br />

ausfällt, kann das zu schwerwiegen<strong>de</strong>n<br />

Einbußen führen. Dessen war man<br />

59


IT & Investition – Kommunikation<br />

sich auch beim Speditions- und Logistikunternehmen<br />

Wackler in Göppingen<br />

bewusst. „Eine funktionieren<strong>de</strong><br />

Verbindung von <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

in Dres<strong>de</strong>n und Uhingen und weiteren<br />

Außenstellen zum Haupthaus in Göppingen<br />

ist für das Unternehmen überlebenswichtig“,<br />

sagt Bernd Wagegg, System-Administrator<br />

bei Wackler. „Ein<br />

Totalausfall <strong>de</strong>r Datenverbindung zum<br />

Haupthaus wäre für uns <strong>de</strong>r Super-Gau,<br />

da in einem solchen Fall sämtliche Außenstellen<br />

mehr o<strong>de</strong>r weniger arbeitsunfähig<br />

sind.“<br />

Alle Wackler-Standorte sind mit einer<br />

Fallback-Lösung ausgestattet, die <strong>de</strong>n<br />

Datenverkehr komplett übernimmt,<br />

falls die Primärleitung gestört sein sollte.<br />

„Wir haben die Standorte über unterschiedliche<br />

Zugangsarten angebun<strong>de</strong>n,<br />

sodass wir sehr hohe Verfügbarkeitsga-<br />

rantien erhalten“, erklärt Wagegg. Das<br />

Haupthaus in Göppingen, in <strong>de</strong>m alle<br />

Server konzentriert sind, verfügt beispielsweise<br />

über eine Punkt-zu-Punkt-<br />

Verbindung mit 10 Mbit/s zum Rechenzentrum<br />

von Imos, das wie<strong>de</strong>rum mit<br />

einer Ein-Gbit/s-Glasfaserleitung direkt<br />

an das Backbone-Netz <strong>de</strong>s Provi<strong>de</strong>rs angeschlossen<br />

ist.<br />

Sollte die Hauptleitung bei Wackler<br />

einmal nicht zur Verfügung stehen,<br />

schaltet sich <strong>de</strong>r Datenverkehr unter<br />

Beibehaltung <strong>de</strong>r externen IP-Adressen<br />

automatisch auf die Fallback-Lösung,<br />

die eine SHDSL-Leitung mit einer Kapazität<br />

von sechs Mbit/s nutzt. Ein Hardware-Cluster<br />

aus mehreren Routern<br />

und Proxy-Servern komplettiert die redundante<br />

Dateninfrastruktur. Im Januar<br />

2011 baut Wackler die Infrastruktur<br />

gemeinsam mit Imos noch einmal um,<br />

Der Weg zum<br />

leistungsfähigen Netzwerk<br />

Bevor Sie Standorte vernetzen, sollten Sie eine Anfor<strong>de</strong>rungsanalyse<br />

erstellen, die folgen<strong>de</strong> Punkte berücksichtigt:<br />

■ ANWENDUNGEN ANALYSIEREN<br />

Zu Beginn <strong>de</strong>r Planung einer Standortvernetzung<br />

muss geklärt wer<strong>de</strong>n,<br />

welche Geschäftsprozesse das Netzwerk<br />

unterstützen muss, auf welche<br />

Anwendungen die Mitarbeiter von<br />

einer Nie<strong>de</strong>rlassung in <strong>de</strong>r Zentrale<br />

zugreifen wer<strong>de</strong>n und welche Daten<br />

über die Leitungen transportiert wer<strong>de</strong>n.<br />

■ FESTLEGUNG DER BENUTZER<br />

Wichtig ist die Festlegung <strong>de</strong>s Nutzerkreises<br />

im Netzwerk. Sollen beispielsweise<br />

nur Zweigstellen miteinan<strong>de</strong>r<br />

verknüpft wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r sollen auch<br />

Außendienstmitarbeiter unterwegs auf<br />

das Unternehmensnetzwerk zugreifen<br />

können? Sind Heimarbeitsplätze zu<br />

berücksichtigen? Müssen auch externe<br />

Nutzer wie Lieferanten und Partner eingebun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

■ BERECHTIGUNGSKONZEPT ÜBERLEGEN<br />

Legen Sie ein Berechtigungskonzept fest.<br />

Ein angebun<strong>de</strong>ner Kun<strong>de</strong> muss an<strong>de</strong>re<br />

Zugriffsrechte erhalten als eine angebun<strong>de</strong>ne<br />

Nie<strong>de</strong>rlassung. Es empfi ehlt<br />

sich, unterschiedliche Benutzergruppen<br />

mit verschie<strong>de</strong>nen Berechtigungen zu<br />

<strong>de</strong>fi nieren und die Gruppenzugehörigkeit<br />

durch ein Anfor<strong>de</strong>rungsprofi l zu regeln.<br />

■ ZUSTÄNDIGKEIT VERGEBEN<br />

Ein wichtiger Punkt ist die Frage, ob das<br />

Unternehmen die Vernetzung selbst realisieren<br />

und später betreiben kann o<strong>de</strong>r<br />

ob externe Hilfe nötig ist. Will man die<br />

Standortvernetzung in Eigenregie betreiben,<br />

müssen die Administratoren für <strong>de</strong>n<br />

Betrieb <strong>de</strong>s VPNs ausreichend Zeit haben.<br />

Holt man sich für das Projekt externe Hilfe,<br />

muss man entschei<strong>de</strong>n, ob man nur<br />

die Realisierung an Spezialisten vergibt<br />

o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>n späteren Betrieb.<br />

um <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Bandbreitenbedarf<br />

auch in Zukunft zuverlässig befriedigen<br />

zu können. „Dann wollen wir die<br />

jetzige Primärleitung mit einer Punktzu-Punkt-Richtfunkverbindungersetzen,<br />

die anfangs 15 Mbit/s leisten soll“,<br />

erklärt Wagegg. „Da unser Bandbreitenbedarf<br />

stetig ansteigt, waren wir zusammen<br />

mit Imos auf <strong>de</strong>r Suche nach einer<br />

skalierbaren, aber <strong>de</strong>nnoch bezahlbaren<br />

Lösung. Mit <strong>de</strong>r Richtfunklösung bekommen<br />

wir mehr Bandbreite und<br />

durch das zusätzliche Übertragungsmedium<br />

eine noch höhere Ausfallsicherheit,<br />

ohne dafür langfristige Nutzungsverträge<br />

mit einem Carrier abschließen<br />

zu müssen – und das ohne Hardware-<br />

Austausch o<strong>de</strong>r Tiefbaumaßnahmen.“<br />

Ein weiterer Vorteil: Die Fallback-Lösung<br />

muss keineswegs ungenutzt bleiben,<br />

solange die Primärleitung funktioniert.<br />

„Die Kun<strong>de</strong>n können die zweite Leitung,<br />

die nur geringe Mehrkosten verursacht,<br />

auch im täglichen Betrieb sinnvoll einsetzen“,<br />

sagt Wallen<strong>de</strong>r. Beispielsweise<br />

für ein vom Unternehmensnetzwerk<br />

separiertes Gäste-LAN.<br />

Spezialisten beauftragen<br />

Die Umsetzung einer so ausgeklügelten<br />

Lösung erfor<strong>de</strong>rt Spezialwissen im<br />

Bereich Datenübertragung und IT; vor<br />

allem kleinere Unternehmen sollten<br />

in einem solchen Fall unbedingt einen<br />

Spezialisten hinzuziehen. Die Rechnung<br />

ist laut Ambrosius ganz einfach:<br />

Um eine permanente Netzwerkbetreuung<br />

sicherzustellen, benötige man min<strong>de</strong>stens<br />

zwei IT-Spezialisten, da nur so<br />

auch in Urlaubszeiten o<strong>de</strong>r im Krankheitsfall<br />

immer ein kompetenter Mitarbeiter<br />

bereitstehe. „Das ist für kleine<br />

Unternehmen <strong>de</strong>fi nitiv teurer als die Betreuung<br />

durch einen externen Dienstleister“,<br />

erläutert Ambrosius. Bei <strong>de</strong>r Projektplanung<br />

sollte man daher nicht nur<br />

die Investitionskosten berücksichtigen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die späteren Betriebskosten.<br />

Über die Jahre gesehen fallen die<br />

einmaligen Investitionskosten für Hardware,<br />

Software und Installation weit weniger<br />

ins Gewicht als die monatlichen<br />

Gebühren für Datenverbindungen o<strong>de</strong>r<br />

Wartungsdienstleistungen.<br />

60 ProFirma 01/02 2011


Foto: Monster<br />

Monster.com<br />

Recruiting in Zeiten von Facebook<br />

Das Internet hat Personalrekrutierungsprozesse für Unternehmen und Bewerber grundlegend<br />

verän<strong>de</strong>rt. Immer größere Be<strong>de</strong>utung erhalten dabei Social Media. VON TILL KAESTNER<br />

Gut 15 Jahre nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Amerikaner<br />

Jeff Taylor mit „The Monster Board“,<br />

<strong>de</strong>m späteren Monster.com, das Online-Recruiting<br />

erfand, hat sich E-Recruiting<br />

in <strong>de</strong>n Personalabteilungen<br />

etabliert. Heutzutage nimmt <strong>de</strong>r Online-Stellenmarkt<br />

<strong>de</strong>n Großteil <strong>de</strong>r Stellenausschreibungen<br />

ein: Unternehmen<br />

schreiben ihre Stellen auf <strong>de</strong>r eigenen<br />

Webseite aus und nutzen die bun<strong>de</strong>sweiten<br />

Jobbörsen. Dabei wird <strong>de</strong>r Besetzungsprozess<br />

aufgrund <strong>de</strong>r steigen<strong>de</strong>n<br />

Menge an Bewerbungen und starkem<br />

Kostendruck immer komplexer.<br />

Mit einem kleineren Budget sollen Personalverantwortliche<br />

in noch kürzerer<br />

Zeit Stellen mit Fachkräften besetzen,<br />

die nur schwer zu fi n<strong>de</strong>n sind. Die<br />

Einführung immer neuer Recruiting-<br />

Kanäle verstärkt die Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

und erfor<strong>de</strong>rt eine dauerhafte<br />

Lernbereitschaft <strong>de</strong>r Personaler. Wer<br />

noch nichts von Twitter und Facebook<br />

gehört hat, wird sich in <strong>de</strong>n Personalabteilungen<br />

<strong>de</strong>r Zukunft nicht mehr<br />

zurechtfi n<strong>de</strong>n. Gleichzeitig bieten diese<br />

Plattformen neue zusätzliche Möglichkeiten,<br />

begehrte Fachkräfte zu erreichen<br />

und Kosten im Besetzungsprozess einzusparen.<br />

Immer mehr informieren sich Bewerber<br />

bei Internet-Stellenbörsen und Unternehmenswebseiten<br />

über freie Stellen<br />

und potenzielle Arbeitgeber. Die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Social Recruiting stecken<br />

zwar noch in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Zusehends<br />

halten aber auch soziale Netzwerke<br />

und weitere Anwendungen <strong>de</strong>s<br />

Web 2.0 Einzug in Personalabteilungen<br />

und <strong>de</strong>n Rekrutierungsprozess. Anfangs<br />

wur<strong>de</strong>n Twitter und Facebook noch als<br />

„nicht businesstauglich“ eingestuft und<br />

die professionelle Anwendung im Unternehmen<br />

als untauglich abgetan. Immer<br />

mehr Unternehmen wagen jedoch<br />

jetzt <strong>de</strong>n Schritt in die Social Media-<br />

Sphären und erkennen, dass sich damit<br />

neue Zielgruppen erreichen lassen.<br />

Bereits je<strong>de</strong>r zweite Internetnutzer in<br />

Deutschland ist Mitglied einer Online-<br />

Community. Auf einigen dieser Plattformen<br />

geht es um nichts an<strong>de</strong>res als<br />

Karrierethemen. Hier hoffen Jobsu-<br />

Der Autor: Till Kaestner ist Marketing<br />

Director bei Monster Worldwi<strong>de</strong> Central<br />

Europe in Eschborn.<br />

chen<strong>de</strong>, „Insi<strong>de</strong>r-Informationen“ über<br />

potenzielle Arbeitgeber zu erhalten.<br />

Vor allem aktiv Jobsuchen<strong>de</strong> erwarten<br />

außer<strong>de</strong>m von Vi<strong>de</strong>os und Corporate<br />

Blogs auf <strong>de</strong>n Unternehmens-Webseiten<br />

authentische Informationen. Sie<br />

wollen aktiv durch RSS-Feeds und Podcasts<br />

über Stellenangebote und Karrierechancen<br />

auf <strong>de</strong>m neuesten Stand<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

ADVERTORIAL<br />

Vor allem aber möchten die Bewerber<br />

mit <strong>de</strong>m Unternehmen unmittelbar in<br />

Kontakt treten, etwa über Service-Blogs<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Recruiting. Sie wollen<br />

auch wissen, wo sie mit ihrer Bewerbung<br />

stehen, und nicht mehr wochenlang<br />

auf eine Rückmeldung aus <strong>de</strong>m<br />

Unternehmen warten. Schlechte Erfahrungen<br />

im Bewerbungsprozess wer<strong>de</strong>n<br />

an an<strong>de</strong>re Kandidaten weitergegeben,<br />

was eventuell <strong>de</strong>n guten Ruf <strong>de</strong>s Arbeitgebers<br />

bedroht. Unternehmen sollten<br />

also wissen, welche Kanäle die gesuchte<br />

Zielgruppe nutzt und wie sie online zu<br />

erreichen ist.<br />

Bereits im Jahr 2009 erweiterte Monster<br />

<strong>de</strong>shalb seine Kommunikationskanäle<br />

um soziale Netzwerke. <strong>Als</strong> erstes Online-Karriereportal<br />

auf <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Markt stellt Monster auch individuelle<br />

Social Recruiting-Dienstleistungen für<br />

Kun<strong>de</strong>n bereit, betreibt auf Facebook-<br />

und Twitter-Kanälen seine eigenen<br />

Channels und veröffentlicht Vakanzen<br />

auf diesen zusätzlichen Kanälen. So<br />

kann Monster Millionen Nutzer dieser<br />

Social Media gezielt auf die freien Stellen<br />

seiner Kun<strong>de</strong>n aufmerksam machen.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Kanäle Social Media und<br />

Online-Karriereportale ergänzen sich<br />

damit optimal und führen Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer bestens zusammen.<br />

Technischer Fortschritt stellt alle am<br />

Recruitingprozess Beteiligten vor immer<br />

neue Herausfor<strong>de</strong>rungen. Der<br />

Kunstgriff wird sein, technische Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>n Fähigkeiten und Wünschen<br />

<strong>de</strong>r Nutzer anzupassen und die<br />

Beratungskompetenzen noch weiter<br />

auszubauen. Monster wird sich diesen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen stellen.


IT & Investition – Öffentlichkeitsarbeit<br />

Virtuelle Pressestelle<br />

Hier wer<strong>de</strong>n Sie gefun<strong>de</strong>n<br />

Viele Unternehmen beschränken ihre Pressearbeit auf <strong>de</strong>n Massenversand von E-Mails.<br />

Doch die wer<strong>de</strong>n kaum gelesen. Wer von <strong>de</strong>n Medien wahrgenommen wer<strong>de</strong>n will,<br />

braucht einen professionellen Bereich auf <strong>de</strong>r Firmen-Homepage. VON JÜRGEN CHRIST<br />

„Tue Gutes und re<strong>de</strong> darüber“ – dieser<br />

Satz gehört seit jeher zu <strong>de</strong>n Grundprinzipien<br />

in <strong>de</strong>r Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Inzwischen jedoch überfl uten<br />

Unternehmen mit ihren Botschaften die<br />

E-Mail-Fächer <strong>de</strong>r Journalisten. Doch<br />

die haben kaum mehr die Zeit, all die<br />

Informationen zu sichten. Immer mehr<br />

Medienvertreter recherchieren lieber<br />

selbst auf Firmen-Webseiten nach Informationen<br />

und Bildmaterial.<br />

„Bei <strong>de</strong>r Flut <strong>de</strong>r täglichen E-Mails an<br />

Journalisten sinkt die Chance für Unternehmen,<br />

überhaupt wahrgenommen<br />

zu wer<strong>de</strong>n“, erklärt Matthias Bonjer,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r Berliner Kommunikationsagentur<br />

Zucker, die im Online-Bereich<br />

unter an<strong>de</strong>rem Kun<strong>de</strong>n wie<br />

Plantronics, Herlitz und <strong>de</strong>n Blumenversen<strong>de</strong>r<br />

Fleurop berät. Die Online-<br />

Medien haben die klassische PR verän<strong>de</strong>rt.<br />

Während früher Pressemeldungen<br />

an die Redaktionen verschickt wur<strong>de</strong>n,<br />

verwen<strong>de</strong>n Journalisten heute lieber<br />

Suchmaschinen und durchforsten die<br />

Presseportale selbst. Diese Situation<br />

stellt Unternehmen vor eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

– und bietet gleichzeitig<br />

eine große Chance.<br />

Zwei mittelständische Unternehmen<br />

zeigen, wie mo<strong>de</strong>rne PR funktioniert:<br />

Die Berliner Fleurop AG und die Westafl<br />

ex-Gruppe aus Gütersloh, Hersteller<br />

von Klima- und Lufttechnik. Fleurop –<br />

ein Unternehmen mit 80 Mitarbeitern,<br />

8.000 Partnerfl oristen und einem Jahresumsatz<br />

von 71 Millionen Euro – präsentiert<br />

einen leicht auffi ndbaren und sehr<br />

aufgeräumten Online-Pressebereich mit<br />

aktuellen Meldungen, Bildmaterial, direktem<br />

E-Mail- und Telefonkontakt. Seit<br />

rund zehn Jahren besteht die Möglichkeit,<br />

unter fl europ.<strong>de</strong> Pressemeldungen<br />

herunterzula<strong>de</strong>n, seit 2009 unterhält<br />

Fleurop zusätzlich einen multimedialen<br />

„Social Media Newsroom“. „Online-PR<br />

bietet einige Vorteile gegenüber <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Pressearbeit. So können wir<br />

beispielsweise direkt mit unseren Zielgruppen<br />

interagieren – ohne ein zusätzliches<br />

‚Mittler’-Medium“, erklärt Stefan<br />

Gegg, Vorstand <strong>de</strong>r Fleurop AG.<br />

Westafl ex bietet auf seiner Startseite<br />

im Bereich „Unser Unternehmen“ zahlreiche<br />

Hintergrundinformationen für<br />

die Presse, zum Beispiel eine <strong>de</strong>taillierte<br />

Firmenchronik. Außer<strong>de</strong>m ist das Unternehmen<br />

in sozialen Netzen wie You-<br />

KOSTENFREIE PRESSEPORTALE<br />

Zur Suchmaschinenoptimierung Ihrer<br />

Unternehmensbotschaften können<br />

Sie bei Presseportalen kostenlos<br />

Pressemeldungen hinterlegen.<br />

Fünf Beispiele:<br />

www.openpr.<strong>de</strong><br />

www.fi rmenpresse.<strong>de</strong><br />

www.newsmax.<strong>de</strong><br />

www.presseanzeiger.<strong>de</strong><br />

www.fair-news.<strong>de</strong><br />

62 ProFirma 01/02 2011<br />

Foto: mostafa fawzy /shutterstock


tube, Facebook und Twitter aktiv. „Die<br />

Pressearbeit in Online-Medien wirkt<br />

nachhaltiger, während bei traditionellen<br />

Medien wie TV o<strong>de</strong>r Zeitungen<br />

<strong>de</strong>r Erfolg mit hohem Budget meist<br />

kurzfristiger angelegt ist“, meint Jan<br />

Westerbarkey, geschäftsführen<strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

<strong>de</strong>s Familienunternehmens<br />

mit 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz<br />

von 30 Millionen Euro. Jährlich<br />

gibt Westafl ex ungefähr 50.000 Euro<br />

für dialogorientierte Kommunikationswege<br />

wie das Web 2.0 aus.<br />

„Ein Unternehmen mit zehn Mitarbeitern<br />

und einem Jahresumsatz von einer<br />

Million Euro sollte etwa 50.000 Euro<br />

für die gesamte PR-Arbeit einplanen“,<br />

meint PR-Experte Bonjer, „Das ist allerdings<br />

sehr branchenabhängig. Bei klassischen<br />

Mittelständlern geht es nicht<br />

unter 100.000 Euro – vorausgesetzt,<br />

man kalkuliert min<strong>de</strong>stens eine halbe<br />

interne Stelle für die PR-Arbeit ein.“<br />

Etwa 20 Prozent dieses Budgets sollten<br />

für die Online-PR verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, so<br />

Bonjer.<br />

Der „Social Media Newsroom“<br />

Ein „Social Media Newsroom“ (SMNR)<br />

ist eine Möglichkeit, im Web 2.0 und in<br />

sozialen Medien aktiv zu wer<strong>de</strong>n und<br />

mit multimedialen Inhalten neue Medienzielgruppen<br />

anzusprechen. Dieser<br />

SMNR kann von einer Agentur eingerichtet<br />

und von <strong>de</strong>r eigenen Website<br />

verlinkt wer<strong>de</strong>n – unter Stichworten<br />

wie „Presse“ o<strong>de</strong>r „Newsroom“. Beispiele<br />

sind bei Fleurop o<strong>de</strong>r Westafl ex<br />

zu sehen. Die einmaligen Kosten beginnen<br />

bei etwa 1.500 Euro. Die Betriebskosten<br />

hängen sehr stark vom Personalaufwand<br />

ab, <strong>de</strong>n man bei <strong>de</strong>r Pfl ege <strong>de</strong>s<br />

Newsrooms betreiben möchte.<br />

Mit einem SMNR können Unternehmen<br />

traditionelle Pressemitteilungen zusammen<br />

mit ihren Web-2.0-Aktivitäten in<br />

einer Oberfl äche integrieren, beispielsweise<br />

Vi<strong>de</strong>os von Youtube, Fotos bei<br />

Flickr, Kurznachrichten von Twitter<br />

und Facebook. Außer<strong>de</strong>m verfügen mo<strong>de</strong>rne<br />

SMNR über die Möglichkeit, eingestellte<br />

Pressemeldungen automatisch<br />

per Mausklick an mehrere kostenlose<br />

Presseportale zu versen<strong>de</strong>n.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

10 Tipps für die virtuelle Pressestelle<br />

1. Auf <strong>de</strong>r Startseite <strong>de</strong>r unternehmenseigenen Website ist <strong>de</strong>r Link „Presse“<br />

leicht zu fi n<strong>de</strong>n.<br />

2. Alle Presseinformationen sind sofort und frei zugänglich – verzichten Sie auf<br />

eine umständliche Nutzerregistrierung.<br />

3. Der Pressebereich ist klar und übersichtlich gestaltet – Journalisten lei<strong>de</strong>n<br />

unter chronischer Zeitnot. Auf <strong>de</strong>r Startseite <strong>de</strong>r virtuellen Pressestelle steht gut<br />

sichtbar ein Ansprechpartner mit Foto, Telefonnummer und E-Mail-Adresse.<br />

4. Die zuständige Kontaktperson verfügt über weitere Profi le im Web,<br />

zum Beispiel bei Xing o<strong>de</strong>r Twitter. Diese sind vom Online-Pressebereich <strong>de</strong>r<br />

Website verlinkt.<br />

5. Weitere Services im Pressebereich: Eine Übersicht aktueller Pressemitteilungen<br />

(mit Archiv), eine Volltextsuchfunktion, Bild- sowie gegebenenfalls Vi<strong>de</strong>o-<br />

und Audiomaterial, eventuell ein Pressespiegel (Links zu bereits erschienenen<br />

Medienbeiträgen – aber Achtung, keine Kopien o<strong>de</strong>r Scans ohne Genehmigung)<br />

sowie eine schnell auffi ndbare Basisinformation über Unternehmen, Umsatz,<br />

Produkte und Geschäftsleitung.<br />

6. Medienformate im Textbereich: Pressemitteilungen und Firmeninformationen<br />

als <strong>PDF</strong>-Dokumente o<strong>de</strong>r Webseiten (HTML).<br />

Formate für Fotos: Für gedruckte Medien min<strong>de</strong>stens acht Megapixel.<br />

Aufl ösung, Format: TIF. Für Online-Medien min<strong>de</strong>stens fünf Megapixel.<br />

Format: JPG. Format für Grafi ken: PNG. Alle Bil<strong>de</strong>r sollten verkleinert auf einer<br />

Vorschauseite („Thumbnails“) zu fi n<strong>de</strong>n sein.<br />

Durch Klick auf die Vorschaubil<strong>de</strong>r können sich Journalisten das Original<br />

herunterla<strong>de</strong>n. Mehrere Fotos in gepackten Dateien anbieten; Format: ZIP.<br />

7. Pressemitteilungen sollten maximal eine bis zwei Druckseiten umfassen<br />

und zu<strong>de</strong>m aktuell per RSS-Newsfeed im Abo verfügbar sein. Dieses mit <strong>de</strong>m<br />

Browser genutzte Verfahren ersetzt <strong>de</strong>n klassischen Newsletter.<br />

8. Für Unternehmen, die im Web 2.0 aktiv sein möchten, empfi ehlt sich ein<br />

separater „Social Media Newsroom“, <strong>de</strong>r meist als Blogsystem eingerichtet<br />

wird – und parallel zur normalen Website läuft.<br />

9. Pressemitteilungen zusätzlich bei kostenlosen News-Portalen wie OpenPR<br />

veröffentlichen, damit die Informationen zum Beispiel einfacher über Google<br />

News gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

10. Veröffentlichungen regelmäßig kontrollieren – zum Beispiel mithilfe<br />

von Google Alert (per E-Mail zu abonnieren) o<strong>de</strong>r über eine individuelle<br />

Seite bei Netvibes, mit <strong>de</strong>r zahlreiche Online-Medien in Echtzeit durchsucht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die 5 größten Fehler bei <strong>de</strong>r Online-PR<br />

Von Matthias Bonjer, Experte für Online-Medien.<br />

1. Massen-Mails an einen großen Verteiler sen<strong>de</strong>n, ohne vorher um Erlaubnis<br />

zu fragen. Darauf reagieren Medienvertreter allergisch.<br />

2. Bei Journalisten häufi g telefonisch nachhaken.<br />

3. Gar keinen o<strong>de</strong>r einen schlecht gepfl egten Online-Pressebereich besitzen.<br />

4. Kurzfristige Aktionen – verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Erwartungshaltung, dass Pressemeldungen<br />

direkt abgedruckt wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Fehlen<strong>de</strong>r interner Apparat, um auf Anfragen zu reagieren – auch auf<br />

kritische Fragen von Journalisten.<br />

63


IT & Investition – Fuhrparkoptimierung<br />

Mobilitätsmanagement<br />

Der Mix macht’s<br />

Bei <strong>de</strong>r Fuhrparkoptimierung wird immer häufi ger ein<br />

ganzheitlicher Ansatz verfolgt, <strong>de</strong>r alle Mobilitätsarten<br />

berücksichtigt. Und manchmal lohnt es sich auch, das<br />

Auto einfach stehen zu lassen. VON KARSTEN ZUNKE<br />

Wo befi n<strong>de</strong>n sich meine Fahrzeuge?<br />

Wer fährt in welche Richtung – und<br />

welches Auto kann am schnellsten beim<br />

Kun<strong>de</strong>n Meier sein? Wenn Detlev Hess<br />

auf sein iPhone schaut, ist er darüber bestens<br />

informiert. Der Inhaber eines kleinen<br />

Taxi- und Güterkraftunternehmens<br />

in Ostheim vor <strong>de</strong>r Rhön hat seine vier<br />

Fahrzeuge mit GPS-Technik <strong>de</strong>s Unternehmens<br />

GPS over IP ausgestattet. Auf<br />

seinem iPhone läuft die zugehörige Mobile-App<br />

<strong>de</strong>s Schweinfurter Telematikspezialisten.<br />

STICHWORT<br />

ONLINE-TRAVELMANAGEMENT<br />

Für Geschäftsreisen galt früher die<br />

Regel: Im Nahbereich mit <strong>de</strong>m Auto<br />

fahren, ab 300 Kilometer auf <strong>de</strong>n<br />

Zug umsteigen und längere Strecken<br />

(mehr als 600 Kilometer) fl iegen.<br />

Sparpreise und tagesabhängige Son<strong>de</strong>rangebote<br />

erschweren heutzutage<br />

pauschale Aussagen. Online-Travelmanagement-Tools<br />

erleichtern solche<br />

Entscheidungen. Sie ermöglichen<br />

die zentrale Buchung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Transportmittel nach vielfältigen Kriterien,<br />

vor allem <strong>de</strong>n Reisekosten. Für<br />

einfache Ansprüche fallen außer einer<br />

Buchungsgebühr in <strong>de</strong>r Regel keine<br />

Kosten an.<br />

Unternehmer Hess hat seine kleine<br />

Flotte quasi immer in <strong>de</strong>r Jackentasche<br />

dabei. „Das macht das Flottenmanagement<br />

einfacher und schont die Nerven“,<br />

sagt Hess, <strong>de</strong>r sich dadurch auch eine<br />

Bürokraft spart. Der Unternehmer kann<br />

mobil abrufen, wie viele Kilometer ein<br />

Fahrer am Tag zurückgelegt hat, wie<br />

viele Pausen er gemacht hat und wie<br />

schnell er fährt. Für vergangene Tage<br />

können die Touren als Aufzeichnung<br />

noch einmal abgefahren wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Geschwindigkeit zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt ist nachvollziehbar. Somit<br />

können sich zum Beispiel zu schnelle<br />

Fahrer nicht mehr herausre<strong>de</strong>n, wenn<br />

sie geblitzt wur<strong>de</strong>n.<br />

Für das Unternehmen hat sich die Lösung<br />

aber nicht nur im Taxigeschäft bewährt.<br />

Auch beim EU-weiten Versand<br />

von Expressgütern hat Hess gern <strong>de</strong>n<br />

Überblick. Wenn <strong>de</strong>r Fahrer <strong>de</strong>n Weg<br />

nicht fi n<strong>de</strong>t, o<strong>de</strong>r ein Kun<strong>de</strong> wissen<br />

möchte, wo genau seine Ware steckt,<br />

greift Hess zum Smartphone. „Wenn<br />

ein Kun<strong>de</strong> wissen möchte, wo sich sein<br />

Transportgut befi n<strong>de</strong>t, schicke ich ihm<br />

eine E-Mail mit einem speziellen Link.<br />

Folgt er diesem Link, kann er <strong>de</strong>n Weg<br />

<strong>de</strong>s Fahrzeugs verfolgen“, erläutert<br />

Hess. Möglich macht dies eine Funktion<br />

<strong>de</strong>r Telematiklösung, mit <strong>de</strong>r auch<br />

an<strong>de</strong>ren Personen zeitlich begrenzt Zugriff<br />

auf die Applikation gewährt wird.<br />

„Die Telematik hat <strong>de</strong>n Disponenten<br />

bisher eine 80-prozentige Zeitersparnis<br />

Die ganze Flotte in <strong>de</strong>r<br />

Jackentasche: Mit GPS,<br />

Smartphone und mobiler<br />

IP lässt sich ein Fuhrpark<br />

auch von unterwegs<br />

genau dirigieren.<br />

64 ProFirma 01/02 2011


gebracht. Durch <strong>de</strong>n Einsatz von Smartphones<br />

verringert sich <strong>de</strong>r verbliebene<br />

Aufwand nochmals um ein Drittel“,<br />

sagt André Jurleit, Geschäftsführer von<br />

GPS over IP in Schweinfurt.<br />

Um Fuhrparkkosten zu optimieren,<br />

sind technische Hilfsmittel wie Telematiklösungen<br />

aber nur ein Aspekt. „Wir<br />

i<strong>de</strong>ntifi zieren in <strong>de</strong>r Regel in allen FuhrparkbereichenOptimierungspotenziale.<br />

Diese liegen zwischen fünf und 8,5<br />

Prozent <strong>de</strong>r Fuhrparkgesamtkosten“,<br />

erläutert Oliver Rehbeil, Geschäftsführer<br />

von Fleet-Network in Stuttgart.<br />

Schon <strong>de</strong>r von Fleet-Network angebotene<br />

kostenlose Quick-Fleet-Check offenbare<br />

bei KMU beachtliche Einsparpotenziale.<br />

Das Unternehmen hat sich auf<br />

<strong>de</strong>n Mittelstand und kleinere Fuhrparks<br />

spezialisiert und bietet neben <strong>de</strong>r Beratung<br />

auch selbst eine Fuhrparkverwaltung<br />

an.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Ihre Mobilitätsprozesse betrachten Firmen<br />

zunehmend ganzheitlich. Fuhrpark-<br />

und Reisemanagement wer<strong>de</strong>n<br />

auf <strong>de</strong>n Entscheidungsebenen immer<br />

öfter unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s Mobilitätsmanagements<br />

zusammengefasst.<br />

Mobilitätsarten zusammenfassen<br />

„Der größte Hebel, um Kosten zu sparen,<br />

ist <strong>de</strong>r richtige Mix <strong>de</strong>r Mobilitätsarten“,<br />

erläutert Unternehmensberater<br />

Knut Petersen, Lizenzpartner <strong>de</strong>r<br />

Mobilitätsberatung Ecolibro GmbH in<br />

Siegburg. Dazu müsse zunächst <strong>de</strong>r<br />

tatsächliche Mobilitätsbedarf eines Unternehmens<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n. „Häufi g<br />

bewegen sich Unternehmen auf eingefahrenen<br />

Wegen. Man hat sich irgendwann<br />

entschie<strong>de</strong>n, ein gewisses Repertoire<br />

an Mobilitätsarten zu nutzen. Im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Zeit wur<strong>de</strong> aber vergessen zu<br />

Fotos: GPS over IP GmbH<br />

hinterfragen, warum man diese und keine<br />

an<strong>de</strong>ren nutzt“, so Petersen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re für kleine Unternehmen<br />

sind Mobilitätsprozesse noch ein Randthema.<br />

Dabei schlummern hier große<br />

Kosteneinsparpotenziale: „Bei <strong>de</strong>r Betrachtung<br />

vieler Mobilitätsprozesse<br />

können sowohl bei <strong>de</strong>n Kosten als auch<br />

beim CO 2 -Ausstoß zwischen 20 und<br />

30 Prozent eingespart wer<strong>de</strong>n“, sagt<br />

Petersen. Wo diese Einsparungen entstehen,<br />

ist je nach Unternehmen sehr<br />

unterschiedlich. „Wenn zum Beispiel<br />

häufi g ein Privatwagen dienstlich eingesetzt<br />

wird, kann es unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

sogar sinnvoll sein, <strong>de</strong>n Fuhrpark zu<br />

vergrößern und ein zusätzliches Poolfahrzeug<br />

anzuschaffen. Das ist mitunter<br />

günstiger, als eine Kilometerpauschale<br />

zu zahlen“, sagt Petersen. Ein neues<br />

Fahrzeug verursacht aufgrund aktueller<br />

Technik auch weniger Betriebskosten<br />

und ist umweltverträglicher.<br />

Noch steht <strong>de</strong>r ökologische Aspekt<br />

nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund. Im Fuhrpark<br />

müssen sich Ökologie und Ökonomie<br />

aber nicht wi<strong>de</strong>rsprechen. „CO 2 - und<br />

Kosten-Reduzierung gehen einher, da<br />

bei<strong>de</strong>s weniger Ressourcen verbraucht“,<br />

sagt Petersen. Auch über Alternativen<br />

zum personengebun<strong>de</strong>nen Dienstwagen<br />

sollte nachgedacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Besser planen<br />

Laut Fuhrparkberater Rehbeil muss<br />

außer<strong>de</strong>m zwischen einer funktionsbezogenen<br />

und einer statusbezogenen<br />

Nutzung von Dienstwagen unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. So fahren Geschäftsführer<br />

und Manager berufl ich relativ wenig<br />

Auto. Sie sitzen im Büro o<strong>de</strong>r fl iegen.<br />

Hier wird <strong>de</strong>m Mitarbeiter <strong>de</strong>r Dienstwagen<br />

aufgrund seiner Position im Unternehmen<br />

als eine Art Gehaltsbaustein<br />

bereitgestellt. „Wer keinen Dienstwagen<br />

anbietet, hat häufi g ein Problem,<br />

neue Mitarbeiter für solche Funktionen<br />

zu fi n<strong>de</strong>n“, gibt Rehbeil zu be<strong>de</strong>nken.<br />

Lediglich bei <strong>de</strong>r funktionsbezogenen<br />

Nutzung könne man prüfen, ob <strong>de</strong>r jeweilige<br />

Mitarbeiter – beispielsweise für<br />

Serviceeinsätze – einen persönlichen<br />

Dienstwagen benötigt o<strong>de</strong>r auch ein<br />

Poolfahrzeug ausreichend wäre.<br />

65


IT & Investition – Fuhrparkoptimierung<br />

„Der richtige Mix <strong>de</strong>r Mobilitätsarten ist<br />

<strong>de</strong>r größte Hebel, um Kosten zu sparen.“<br />

KNUT PETERSEN, ECOLIBRO GMBH, SIEGBURG<br />

Für die Planung von Geschäftsreisen ist<br />

es außer<strong>de</strong>m sinnvoll, verschie<strong>de</strong>ne Mobilitätsarten<br />

zu prüfen. Dabei spielen<br />

für Unternehmensberater Petersen die<br />

Kosten pro Personenkilometer eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle. Nur so sei es möglich,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Mobilitätsarten miteinan<strong>de</strong>r<br />

zu vergleichen. „Mitunter ist einem<br />

Mitarbeiter mit einer Bahncard 100<br />

und einem ausgestalteten Car-Sharing-<br />

Vertrag mehr geholfen als mit einem<br />

Dienstwagen. Auf Basis <strong>de</strong>r Messgröße<br />

‚Kosten pro Personenkilometer‘ kann<br />

man ein Anreizsystem schaffen und<br />

Mobilität steuern“, so Petersen.<br />

Die Unternehmensberatung Ecolibro<br />

betreibt mit mobileety.<strong>de</strong> ein Online-<br />

Portal, das in <strong>de</strong>r Version für Unternehmen<br />

(Mobileety Business) ein solches<br />

Mobilitäts-Controlling ermöglicht. Für<br />

Geschäftsreisen kann man hier seine<br />

Transportmittel unter Effi zienzgesichtspunkten<br />

auswählen – im Sinne von<br />

Zeit, Kosten und CO 2 -Ausstoß. Darüber<br />

hinaus ist es in <strong>de</strong>r geschäftlichen Version<br />

von Mobileety möglich, <strong>de</strong>n unternehmenseigenen<br />

Fahrzeugpool bei <strong>de</strong>r<br />

Suche nach <strong>de</strong>r effi zientesten Reiseverbindung<br />

zu berücksichtigen. Bei einer<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Suchanfrage durch das<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

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Weiterführen<strong>de</strong> Beiträge und Arbeitshilfen<br />

zu diesem Thema haben wir als<br />

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zusammengestellt. Unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Kostenfaktor Kraftstoff<br />

> Kosten senken mit Leasing und Miete<br />

> Excel-Tool Fuhrpark-Controlling<br />

> Fachbeitrag Fuhrpark-Controlling<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

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Unternehmen wird dann ersichtlich,<br />

ob <strong>de</strong>r eigene Fahrzeugpool für eine<br />

bestimmte Reise sinnvoll ist. Auch Mitfahrgelegenheiten<br />

für Geschäftsleute<br />

sollen künftig angezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei kurzen Entfernungen o<strong>de</strong>r auch<br />

für Geschäftsreisen zu schlecht erreichbaren<br />

Zielen sind Dienstwagen<br />

nach wie vor das Mittel <strong>de</strong>r Wahl. Ein<br />

Mietwagen ist meist für die Anschlussmobilität<br />

sinnvoll – also vor o<strong>de</strong>r nach<br />

einer längeren Bahnfahrt o<strong>de</strong>r einem<br />

Flug. Für Kurzstrecken ist das Taxi die<br />

wirtschaftlichste Lösung. Zunehmend<br />

attraktiv wird Carsharing, wie es beispielsweise<br />

die Deutsche Bahn mit <strong>de</strong>r<br />

Marke „Flinkster“ anbietet. Hier können<br />

Fahrzeuge unkompliziert und stun<strong>de</strong>nweise<br />

angemietet wer<strong>de</strong>n.<br />

Travel-Managementportale<br />

„An Lösungen, dass das Fahrzeug nicht<br />

unbedingt wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Ausgabeort<br />

zurückgebracht wer<strong>de</strong>n muss, arbeiten<br />

wir“, erläutert Ludger Bals, Leiter von<br />

Online Business Travel (OBT), einem<br />

Mobilitätsportal <strong>de</strong>r Deutschen Bahn,<br />

das sich speziell an mittelständische<br />

Unternehmen wen<strong>de</strong>t. Bahn, Flug, Hotel<br />

und Mietwagen können via OBT aus<br />

einer Hand gebucht wer<strong>de</strong>n. Zeit- und<br />

kostenintensive Vergleiche bei mehreren<br />

Anbietern entfallen. Solche Online-<br />

Travel-Managementportale haben vor<br />

allem einen Vorteil: Sie vereinfachen<br />

die Prozesse. Der Nutzer erhält einen<br />

einzigen Reiseplan, für die Stornierung<br />

genügt ein Knopfdruck.<br />

„Je einfacher die Reise ist, <strong>de</strong>sto häufi ger<br />

wird online gebucht. Die komplexen<br />

Reisebuchungen wer<strong>de</strong>n an die Profi<br />

s im OBT-Reisebüro übergeben“, so<br />

Bals. Das vermittelte Reisevolumen entspricht<br />

bei OBT <strong>de</strong>r branchenüblichen<br />

Flug, 20 Prozent Hotel und zehnProzent<br />

Mietwagen. Immer mehr kleine und<br />

mittlere Unternehmen setzen auf solche<br />

Online-Systeme. Laut einer Studie<br />

<strong>de</strong>s CWT Travel Management Institute<br />

können Unternehmen bei einfachen<br />

Transaktionen durch Online-Buchungssysteme<br />

ihre gesamten Reisekosten um<br />

fünf bis 15 Prozent senken.<br />

Für je<strong>de</strong> Buchung über Travel-Managementportale<br />

müssen in <strong>de</strong>r Regel Servicegebühren<br />

entrichtet wer<strong>de</strong>n. Da<br />

KMU aber ohne Zusatzfunktionen<br />

und aufwendige Implementierungen<br />

auskommen, entfallen Set-up- und Instandhaltungskosten,<br />

sodass Nutzen<br />

und Zeitersparnis die Buchungskosten<br />

schnell aufheben.<br />

„Entschei<strong>de</strong>nd ist es, im Vorfeld genau<br />

zu analysieren, welches System zu welchem<br />

Unternehmen und <strong>de</strong>ssen Unternehmenskultur<br />

passt und eine interne<br />

Kommunikationsstrategie festzulegen.<br />

Sonst passiert es schnell, dass die Nutzungsraten<br />

unter <strong>de</strong>n Erwartungen <strong>de</strong>r<br />

Firmen liegen“, sagt Martina Eggler, Vice<br />

Presi<strong>de</strong>nt Strategic Sales & Program Management,<br />

Marketing Central & Eastern<br />

Europe <strong>de</strong>s Geschäftsreisenanbieters<br />

Carlson Wagonlit Travel Deutschland.<br />

Die Komplexität <strong>de</strong>r Reisen und interne<br />

Prozesse (zum Beispiel Genehmigungsverfahren<br />

o<strong>de</strong>r die IT-Affi nität <strong>de</strong>r Reisen<strong>de</strong>n)<br />

sind entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Faktoren<br />

für die Rentabilitätsabschätzung einer<br />

Travel-Managementlösung.<br />

Nach wie vor ist für viele Vorhaben <strong>de</strong>r<br />

Dienstwagen unerlässlich. Laut Eggler<br />

lässt sich aber ein <strong>de</strong>utlicher Trend beobachten:<br />

In Europa wird immer mehr<br />

mit <strong>de</strong>r Bahn gereist. Und es wird mehr<br />

Langstrecke gefl ogen. „<strong>Als</strong>o ist gera<strong>de</strong><br />

jetzt ein intelligentes Mobilitätsmanagement<br />

wichtig – das gilt für Großunternehmen<br />

genauso wie für mittelständische<br />

Firmen“, so Eggler.<br />

Verteilung: 40 Prozent Bahn, 30 Prozent Foto: privat<br />

66 ProFirma 01/02 2011


General Management<br />

Programm<br />

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statt, die Unternehmen und Mitarbeiter vor immer neue Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

stellen.<br />

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Business English<br />

Below we will go through the building<br />

blocks of putting together a business<br />

letter, in the or<strong>de</strong>r in which they would<br />

generally appear. Take a look at page 5<br />

to see an example of what the fi nished<br />

product could look like. When sitting<br />

down to write a business letter, remember<br />

that this is an offi cial, formal document<br />

that is legally binding and may<br />

even be produced as evi<strong>de</strong>nce in case of<br />

dispute, so it is worth investing a little<br />

time and effort in getting it right.<br />

Letterhead: The company name / logo<br />

with address <strong>de</strong>tails, usually printed on<br />

all company stationery. Most companies<br />

supply all hea<strong>de</strong>d paper for letters<br />

to be printed on. It is important to always<br />

use this, as it not only shows that<br />

the letter is offi cial company business<br />

Business English<br />

Der englische Geschäftsbrief<br />

How to write a Business Letter<br />

Für das Verfassen eines Geschäftsbriefs in englischer Sprache gibt es einige stilistische und formelle Vorgaben.<br />

Nachfolgend erhalten Sie viele Tipps für eine gelungene Kommunikation.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Chefs<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe souverän in perfektem English lösen!<br />

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aus Informationen, Mustervorlagen, Arbeitshilfen,<br />

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Fähigkeiten, Präsentationen, Verhandlungen und<br />

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but also serves to keep the company’s<br />

CI (Corporate I<strong>de</strong>ntity) alive in business<br />

partners’ eyes. However, if you do have<br />

to print your own letterhead, remember<br />

to inclu<strong>de</strong> at least the following <strong>de</strong>tails:<br />

> Company Name<br />

> Postal Address<br />

> Telephone Number<br />

> Fax Number<br />

This information is usually to be found<br />

at the top of the page, while website<br />

<strong>de</strong>tails, email addresses and other optional<br />

information may be ad<strong>de</strong>d at the<br />

bottom.<br />

Reference Line: You may or may not<br />

need to add a reference line – it <strong>de</strong>pends<br />

on whether you are responding to a letter<br />

in which your business partner has<br />

used one, or whether you need to put in<br />

your own reference. A reference is generally<br />

meaningless to anyone outsi<strong>de</strong><br />

the company; it may be composed of<br />

the initials of the person who wrote or<br />

dictated the letter, followed by a client<br />

reference number or abbreviated date<br />

or <strong>de</strong>partment co<strong>de</strong>, eg: mw/ibm50906<br />

Date: Usually the fi rst thing that you<br />

need to add to the paper. Remember<br />

that the clearest way of writing is day,<br />

month (as a word) and year – this avoids<br />

confusion over whether „03.05.06”<br />

is 3 May or 5 March 2006. This example<br />

would be better written as „3 May 2006”.<br />

In mo<strong>de</strong>rn British English style everything<br />

you type is usually left-justifi ed, ie<br />

every line starts at the left margin.<br />

Lektion 12<br />

Addressee: The person to whom you<br />

are writing. Their <strong>de</strong>tails come at the<br />

top of the letter in the following or<strong>de</strong>r<br />

(you may not need to inclu<strong>de</strong> all of the<br />

information):<br />

> Name (if you have it; if not, it is often<br />

worth making some effort to fi nd out<br />

the name of the person you are or will<br />

be <strong>de</strong>aling with)<br />

> Position / title<br />

> Department or Division<br />

> Company name<br />

> Company postal address<br />

> Postco<strong>de</strong><br />

> Country<br />

Salutation: The line in which you greet<br />

your business partner. As mentioned<br />

above, if at all possible do address your<br />

letter to a specifi c person by name: in<br />

good English style it is best practice to<br />

use a person’s name, your own name<br />

and fi rst person singular pronouns in<br />

business correspon<strong>de</strong>nce. Whether or<br />

not you have a named partner, your fi rst<br />

Vocabulary<br />

dispute Streit<br />

stationery Briefpapier<br />

abbreviated abgekürzt<br />

to stick to einhalten<br />

overly allzu sehr<br />

pre-ordained vorherbestimmt<br />

enclosing beifügen<br />

interleaved ineinan<strong>de</strong>r<br />

illegible unlesbar<br />

68 ProFirma 01/02 2011<br />

ProFirma<br />

Serie


word is „Dear …” in all correspon<strong>de</strong>nce<br />

except general „To whom it may concern”<br />

letters (reserved for things like references<br />

or confi rmations of employment<br />

/ salary for tax or immigration offi cials).<br />

After the fi rst word there is a little more<br />

choice: „Mr” for men; „Mrs”, „Miss” or<br />

„Ms” for women (if you’re not absolutely<br />

sure which title the woman would prefer,<br />

stick to the third choice), followed<br />

by surname; alternatively you may use<br />

the fi rst name should you feel you know<br />

your business partner a little better. „Sir<br />

/ Madam” is used only for business partners<br />

whose names you do not know. The<br />

salutation, eg „Dear Ms White”, may or<br />

may not be followed by a comma – more<br />

commonly these days it is not.<br />

Topic/Subject Line: You always fi nd<br />

this after the salutation in English. It<br />

should be kept to the length of one line,<br />

perhaps printed in bold or un<strong>de</strong>rlined<br />

if this is acceptable un<strong>de</strong>r company<br />

gui<strong>de</strong>lines. Some companies encourage<br />

employees to start the reference<br />

line with „Re:” (from the Latin res, meaning<br />

„thing”), but this is not strictly<br />

necessary.<br />

Body of the letter: This is the real meat<br />

of your writing and of course what is<br />

going to interest your business partner<br />

most. It is usual to begin with „Thank<br />

you for …” if possible, or a brief outline<br />

of the reason you are writing. Sometimes<br />

it is possible to combine both, eg<br />

„Thank you for the information you sent<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

on your company’s services. I would<br />

like to have more information on …”<br />

If you are not writing in response to<br />

communication from your business<br />

partner, you might start with „I am writing<br />

to enquire about …” or „I would<br />

like to inform you of …”<br />

Occasionally you need to give bad news,<br />

in which case „Unfortunately …” or „I<br />

am afraid that …” are often used rather<br />

than the overly apologetic „I am sorry to<br />

have to inform you that …”<br />

Further paragraphs will go into more<br />

<strong>de</strong>tail as necessary, while the fi nal paragraph<br />

is generally a polite close, often<br />

repeating the „Thank you …” found at<br />

the beginning: „Thank you again for<br />

your help in this matter. I look forward<br />

to hearing from you again soon.”<br />

Complimentary Close: After the „I<br />

look forward to … (hearing from / seeing<br />

/ meeting you etc)” sentence, the fi -<br />

nal line above your signature is still rather<br />

formalized in British English: your<br />

choice here <strong>de</strong>pends on your choice of<br />

salutation. This means that if you began<br />

your letter with „Dear Mr Blair” then<br />

your close is pre-ordained – it must be<br />

„Yours sincerely”. „Yours faithfully” is<br />

used if you did not use your partner’s<br />

name at the beginning (ie you began<br />

with „Dear Sir / Madam”). If you feel<br />

you know your business partner fairly<br />

well and perhaps used his or her fi rst<br />

name, then you might end a little more<br />

informally, with „Best regards” or just<br />

„Yours” (“Love” is only used for good<br />

friends and family, never for business<br />

correspon<strong>de</strong>nce!).<br />

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Signature: This should always be<br />

written personally: printed or stamped<br />

signatures always look as though the<br />

person writing did not care enough to<br />

sign, or show that the letter is part of a<br />

bulk mailing of thousands. The name of<br />

the person signing is printed below the<br />

signature. If the person is not available<br />

a colleague may sign on his or her behalf.<br />

In this case the letters „pp” should<br />

be written fi rst (from the Latin „per procurationem”,<br />

meaning „by agency”, or<br />

that you are signing on someone else’s<br />

behalf), then the signature of the person<br />

signing (not a faked signature of the<br />

person whose name appears at the bottom<br />

of the letter).<br />

Enclosure/s: If you are enclosing<br />

anything with the letter, as well as mentioning<br />

this in the body of the letter<br />

items should be listed at the bottom as<br />

enclosures. The abbreviation „enc” for a<br />

single enclosure or „encs” for multiple<br />

enclosures is used, followed by a list. Eg<br />

encs: Company brochure Price list<br />

CC: This will be familiar to all who<br />

use e-mail: it stands for „carbon copy”,<br />

which in the good old days was the only<br />

way of making copies of letters. Black<br />

carbon paper was interleaved between<br />

two or more sheets of paper, this was<br />

all inserted into the typewriter and the<br />

typist then procee<strong>de</strong>d to type the letter.<br />

The further back the page was the more<br />

illegible the copy produced! Today it<br />

merely means „copied to”, a way of informing<br />

everyone involved of just who<br />

is to receive a copy of the letter. It is followed<br />

by the name/s of the person or<br />

people who receive copies. Eg:<br />

cc: Tony Blair, Gordon Brown<br />

Postscript: Rarely used in business<br />

correspon<strong>de</strong>nce, „PS” implies that you<br />

„forgot” to mention something in the<br />

body of the letter. It may be useful for<br />

a more personal note if you know your<br />

business partner well, eg: „PS Thanks<br />

again for dinner last week, next time<br />

you must come to us.”<br />

Seite 70 Pronomen, Seite 71 Kreuzworträtsel<br />

69


Business English<br />

Wann verwen<strong>de</strong> ich welches Pronomen?<br />

Pronoun Soup<br />

Personalpronomen, Besitz anzeigen<strong>de</strong> und refl exive Pronomen – da schwirrt in <strong>de</strong>r Eile schon einmal <strong>de</strong>r Kopf.<br />

Der nachfolgen<strong>de</strong> Beitrag zeigt Ihnen, wie Sie die Fürwörter richtig verwen<strong>de</strong>n.<br />

Personal, possessive and<br />

refl exive pronouns<br />

First, what is a pronoun? Once you are<br />

sure of the answer and know what a pronoun<br />

is and does, using them correctly<br />

becomes simpler. By the way, the answer<br />

to the question is that a pronoun is really<br />

an ersatz noun, ie it saves you from<br />

repeating the noun again and again and<br />

again. For example:<br />

„Ben wanted to give the presentation<br />

but Ben didn’t manage to prepare because<br />

Ben’s computer crashed just when<br />

the computer was really nee<strong>de</strong>d.”<br />

All the words in italics above can – and<br />

should - be replaced with pronouns * .<br />

Personal Pronouns<br />

Th e example above uses personal pronouns,<br />

which are the ones we use most<br />

frequently. Th ere are seven personal<br />

pronouns in English, each of which have<br />

several forms (subjective, objective, possessive<br />

and refl exive). Th e seven main<br />

pronouns are:<br />

First person singular: I (always<br />

capitalised)<br />

First person plural: we<br />

Second person: you (the same for<br />

both singular and plural forms)<br />

Th ird person singular, masculine: he<br />

Th ird person singular, feminine: she<br />

Th ird person singular neuter: it<br />

Th ird person plural: they<br />

Th e pronouns listed above are used<br />

so frequently that they do not usually<br />

cause too many problems, rather it is<br />

their possessive and refl exive forms that<br />

prove more tricky for many people (note<br />

the pronouns – italicized - in this sentence).<br />

* The sentence would read better as follows: „Ben wanted to give the<br />

presentation but he didn’t manage to prepare because his computer<br />

crashed just when it was really nee<strong>de</strong>d.”<br />

Their other forms are as follows:<br />

subjective objective<br />

I me<br />

you you<br />

he him<br />

she her<br />

it it<br />

we us<br />

they them<br />

Th e subjective pronouns are used when<br />

the pronoun is the subject, as Ben was in<br />

our initial example, and in the fi rst example<br />

below. Th e objective pronouns are<br />

used when the pronoun is the object, ie<br />

when something is being done to it. Eg:<br />

„Th ey are giving a group presentation<br />

at the conference.”<br />

„Graham gave them the printouts.”<br />

Possessive Pronouns<br />

These indicate that something belongs<br />

to someone (or possibly to something).<br />

The possessive pronouns are:<br />

subjective objective<br />

I mine<br />

you yours<br />

he his<br />

she hers<br />

it its<br />

we ours<br />

they theirs<br />

eg: „<br />

Whose briefcase is this?”<br />

„It is mine.” (meaning my briefcase)<br />

or:<br />

„The i<strong>de</strong>a was ours, but the execution<br />

was theirs.”<br />

There are also <strong>de</strong>terminers, sometimes<br />

called possessive adjectives, which look<br />

similar to pronouns. These are:<br />

my, your, his, her, its, our and their.<br />

They are used to <strong>de</strong>scribe the possessor,<br />

and are not pronouns, eg:<br />

„I left my coat on his chair.”<br />

„Annabel gave her copy of the<br />

report to David.”<br />

or:<br />

„This chair is useless, its leg wobbles.”<br />

Refl exive Pronouns<br />

Strangely enough there are eight refl exive<br />

pronouns rather than seven: the<br />

second person here has a singular and<br />

a plural form:<br />

subjective relfexive<br />

I myself<br />

you (sin.) yourself<br />

you (pl.) yourselves<br />

he himself<br />

she herself<br />

it itself<br />

we ourselves<br />

they theirselves<br />

They are generally used when the subject<br />

and object are the same, eg:<br />

„They treated themselves to a bottle of<br />

champagne once the <strong>de</strong>al was signed.”<br />

A Special Case<br />

Be careful: „by“ + refl exive has two special<br />

meanings: it can mean, eg:<br />

„I want to be by myself.”<br />

and it can also mean without help, eg:<br />

„Can you do it by yourself?”<br />

Vocabulary<br />

tricky verzwickt<br />

treated sich etwas gönnen<br />

Die Autoren:<br />

Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

70 ProFirma 01/02 2011


CROSSWORD PUZZLE<br />

1 2<br />

16<br />

5<br />

6 7 8<br />

Across:<br />

1. with a clear structure<br />

3. to use someone else‘s words<br />

5. to believe that someone already<br />

knows something, or to act as<br />

though they do<br />

7. offi ce paper<br />

9. another word for argument or<br />

heated <strong>de</strong>bate<br />

12. the last item in a list<br />

15. to make something unnecessary<br />

16. not possible to do<br />

EXERCISE:<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

3 4<br />

9 10 11<br />

13 14<br />

15<br />

Use the verbs make, do, give and take in their correct forms:<br />

First I’d like to (1) this opportunity to welcome you to our headquarters.<br />

After this presentation you’ll be (2) on a tour of the company which will<br />

(3) you an i<strong>de</strong>a of the work we’re currently (4) ,<br />

and you’ll be able to see some of the changes we’ve (5) .<br />

In each <strong>de</strong>partment colleagues will be on hand to answer your questions and to help you<br />

(6) the most of your tour.<br />

12<br />

Answers: Across: 1. coherent, 3. quote, 5. assume, 7. stationery, 9. dispute, 12. latter, 15. obviate, 16. unfeasible<br />

Down: 1. consistent, 2. treat, 4. overly, 6. punctuation, 8. tricky, 10. elaborate, 11. pertinent, 13. ru<strong>de</strong>, 14. menu<br />

Down:<br />

1. constant, regular<br />

2. a special pleasure, often used as a reward<br />

4. too much<br />

6. small marks to separate clauses and<br />

sentences within writing<br />

8. an adjective <strong>de</strong>scribing something<br />

that is diffi cult or complicated<br />

10. the opposite of simple<br />

11. relating to<br />

13. the opposite of polite<br />

14. the list of dishes<br />

Answers: 1. take, 2. taken, 3. give, 4. doing, 5. ma<strong>de</strong>, 6. make


Rückschau & Termine<br />

„Den Aufschwung fi nanzieren“<br />

Obwohl sich Wirtschaftsforscher<br />

wie Politiker optimistisch<br />

zeigen, dass <strong>de</strong>r Aufschwung<br />

im Jahr 2011 weitergehen wird,<br />

belegen die anhalten<strong>de</strong>n Turbulenzen<br />

auf <strong>de</strong>n Finanzmärkten,<br />

wie fragil die Erholung ist. Denn<br />

mit <strong>de</strong>n steigen<strong>de</strong>n Auftragseingängen<br />

wächst in <strong>de</strong>r Industrie<br />

<strong>de</strong>r Bedarf an Investitionen. Auf<br />

<strong>de</strong>m Kongress „Den Aufschwung<br />

fi nanzieren“ am 10. Februar 2011<br />

im Vogel Convention Center in<br />

Würzburg diskutieren Experten,<br />

Unternehmer und Führungskräfte,<br />

wie Mittelständler ihren<br />

aktuellen Kapitalbedarf optimal<br />

Peter Bofi nger ist seit <strong>de</strong>m Jahr 2004 im <strong>de</strong>cken können. Veranstalter <strong>de</strong>s<br />

Sachverständigenrat zur Begutachtung Kongresses ist das Fachmedium<br />

<strong>de</strong>r gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.<br />

MM MaschinenMarkt.<br />

Zu <strong>de</strong>n namhaften Referenten<br />

zählen Professor Rüdiger Freiherr<br />

von Fölkersamb, langjähriges Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Deutsche Leasing<br />

AG in Bad Homburg, und Dr. Peter Bartels, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers in Frankfurt. Ein<br />

weiterer Höhepunkt ist <strong>de</strong>r Vortrag <strong>de</strong>s Wirtschaftsweisen Peter Bofi nger,<br />

<strong>de</strong>r über die Zukunft <strong>de</strong>s Euro spricht. In <strong>de</strong>n Praxisforen stehen außer<strong>de</strong>m<br />

ausgewählte Aspekte <strong>de</strong>r Kapitalbeschaffung wie Private Equity,<br />

Factoring und Leasing auf <strong>de</strong>r Agenda.<br />

INFO: www.maschinenmarkt.vogel.<strong>de</strong>/mittelstandsfi nanzierung<br />

Veranstaltung<br />

Vierter Innovationsgipfel in München<br />

Unternehmen müssen Nachhaltigkeit glaubwürdig in Unternehmensprozesse<br />

integrieren, wenn sie in Zukunft erfolgreich<br />

sein wollen. Das ist eines <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r jüngsten Studie<br />

„UN Global Compact“. Das von <strong>de</strong>r UN beauftragte Beratungsunternehmen<br />

Accenture befragte dazu weltweit knapp<br />

800 Vorstandschefs. Über die wichtigsten Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie<br />

und die besten Wege zur Integration von Nachhaltigkeit<br />

in <strong>de</strong>n Betriebsabläufen informiert <strong>de</strong>r „4. Innovationsgipfel“<br />

am 18. Januar in München. Dabei wer<strong>de</strong>n hochkarätige Referenten<br />

wie das „Club-of-Rome“-Mitglied Prof. Dr. Christian<br />

Leserbrief<br />

Kleine feine Unterschie<strong>de</strong>/<br />

Frauen führen an<strong>de</strong>rs<br />

Ausgabe 12/2010<br />

Eigentlich ist alles gesagt<br />

Danke für Ihren Kaffee-Ersatz. Warum?<br />

Nun, nach 20 Jahren BRD bringen<br />

mich solche sexistischen Artikel<br />

immer noch auf die Palme. Mittlerweile<br />

glaube ich es bald selbst: Gott<br />

war eine Frau. Ja, Frauen sind einfach<br />

die besseren Menschen. Geben<br />

Sie mal unter Google die Begriffe<br />

„gen<strong>de</strong>r mainstream“ o<strong>de</strong>r „political<br />

correctness“ ein. Gut, Sie sehen, Ihre<br />

Veröffentlichung wird gelesen. Aber<br />

um <strong>de</strong>n Preis? Mann (!) könnte trefflich<br />

über Unterschie<strong>de</strong> disputieren,<br />

aber eigentlich ist bei <strong>de</strong>m Thema<br />

schon alles gesagt, und ich wun<strong>de</strong>re<br />

mich über mich, dass dieses Emma-<br />

Thema von 1960 mich um diese Tageszeit<br />

noch ärgert.<br />

Dr. Ronald Heinze,<br />

Geschäftsführer, Stadtwerke<br />

Rhe<strong>de</strong> GmbH, Rhe<strong>de</strong><br />

Berg, Global Head Sustainability Bus. Cons. bei SAP, Michael<br />

Mauer, Chef<strong>de</strong>signer bei Porsche, Dr. Georg Oenbrink, Senior-<br />

Vice-Presi<strong>de</strong>nt Innovationsmanagement bei <strong>de</strong>r Evonik Degussa<br />

GmbH, und Professor Maximilian Gege, Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes<br />

Management BAUM, vertreten sein. Anhand von „Best-Practice-Mo<strong>de</strong>llen“<br />

und ausgewählten Innovationen zeigen namhafte<br />

Unternehmen, wie sich Nachhaltigkeit erfolgreich im<br />

eigenen Unternehmen umsetzen lässt.<br />

INFO: www.innovation-network.net<br />

72 ProFirma 01/02 2011


Vorschau 03.2011<br />

Titelthema: Die bessere Ausbildung<br />

Es tut sich etwas bei <strong>de</strong>r Ausbildung. In jüngster Zeit sind bun<strong>de</strong>sweit Initiativen<br />

entstan<strong>de</strong>n, die einerseits die Qualität <strong>de</strong>r Lehre verbessern, an<strong>de</strong>rerseits<br />

die Ausbildungsreife <strong>de</strong>r Schulabgänger för<strong>de</strong>rn. In unserer Titelgeschichte<br />

stellen wir Ihnen kreative Konzepte vor, mit <strong>de</strong>nen Mittelständler im Han<strong>de</strong>l,<br />

im Handwerk und in <strong>de</strong>r Industrie sehr gute Erfahrungen gesammelt haben –<br />

zum Nachahmen empfohlen.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, J. Christ, T. Cole, A.<br />

Duncan, St. Gneiting, G. Happich, S. a.d. Hei<strong>de</strong>n,<br />

S. Hölper, G. Hopmeier, G. Küsel, G. Lüke, E.<br />

Neuthinger, L. Renner Jones, S. Schmitt, O. Weiss,<br />

L. Volkelt, B. Weller, K. Zunke<br />

Grafi k: Hanjo Tews,<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Aufl age,<br />

3. Quartal 2010: 83.630<br />

Verkaufte Aufl age: 62.991<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Die Ausgabe 03/2011 erscheint am 23. Februar 2011<br />

Weitere Themen:<br />

EINKAUF<br />

Alles geliefert<br />

Wenn die Auftragslage gut ist, muss auch<br />

das Lieferantenmanagement stimmen.<br />

ProFirma berichtet, wie Unternehmer die<br />

größten Risiken meistern.<br />

FINANZIERUNG<br />

Der Kreditmediator<br />

Knapp ein Jahr ist <strong>de</strong>r Kreditmediator <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sregierung im Amt. Anlass genug<br />

also, eine Zwischenbilanz zu seiner bisherigen<br />

Tätigkeit zu ziehen.<br />

CEBIT SPECIAL<br />

Die Cloud macht mobil<br />

Immer mehr Cloud-Applikationen sind<br />

auf mobile Anwendung ausgelegt. Kleine<br />

Displays und neue Bedienungsmuster –<br />

Touch statt Tastatur – haben Konjunktur.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 64 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

73


Schluss mit lustig<br />

74<br />

Sie saßen hinten im VIP-Bereich <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rmesse, H2O, seine<br />

Assistentin, <strong>de</strong>r Staatssekretär <strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums<br />

und <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Rin<strong>de</strong>rzüchter-Verbands. Es gab<br />

Rin<strong>de</strong>rfi let, Rosmarinkartoffeln, einen trockenen Rotwein.<br />

„Gut, das Fleisch“, sagte H2O. „Ja“, sagte <strong>de</strong>r Staatssekretär.<br />

„Ist ja auch von <strong>de</strong>utschen Tieren“, meinte <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt.<br />

„Gut, aber nicht sein von Güte von Kobe-Beef“, warf<br />

Frau Liun, H2Os Assistentin, ein. „Deutsches Rin<strong>de</strong>rfi let sein<br />

absolut bestes in Deutschland, aber Fleisch von Wagyu sein<br />

an<strong>de</strong>res Liga. Auch Wagyu-Fleisch<br />

von Wagyu-Rin<strong>de</strong>r, die stehen<br />

auf <strong>de</strong>utsches Land und essen<br />

<strong>de</strong>utsches Gras.“ „Danke, Frau<br />

Liun“, hob H2O an, „das gibt mir<br />

eine wun<strong>de</strong>rschöne Überleitung.“<br />

„Meine Herren“, sagte H2O, „ich<br />

möchte nicht lange um <strong>de</strong>n heißen<br />

Brei herumre<strong>de</strong>n. <strong>Als</strong>o, ich bin<br />

Züchter von Wagyu-Rin<strong>de</strong>rn und<br />

ich plane, <strong>de</strong>mnächst groß angelegt<br />

Wagyu-Burger auf <strong>de</strong>n Markt<br />

zu bringen. Es ist klar, dass ich<br />

damit neue Arbeitsplätze schaffe<br />

und darüber hinaus helfe, das<br />

Bruttoinlandsprodukt zusätzlich,<br />

äh, in Schwung zu bringen. Meine<br />

Assistentin hat einmal alles ein wenig durchgerechnet. Wir<br />

kamen dabei auf einen Umsatz von gut 140 Millionen Euro.<br />

Vor Steuern, natürlich“, lächelte H2O. „Worauf ich hinaus<br />

möchte, meine Herren, ist, dass ein Wagyu-Züchter allein<br />

so einsam ist wie ein spanischer Kampfstier auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>.<br />

Deshalb möchte ich Sie, geschätzter Herr Verbandspräsi<strong>de</strong>nt,<br />

und Sie, verehrter Staatssekretär, fragen, wie es da mit Hilfe in<br />

Form von Subventionen und an<strong>de</strong>ren, äh, fl ankieren<strong>de</strong>n Maßnahmen<br />

aussieht.“<br />

Es wur<strong>de</strong> ganz still. Die bei<strong>de</strong>n angesprochenen Herren kauten<br />

zu En<strong>de</strong> und nahmen einen Schluck Wein. „<strong>Als</strong>o, Herr<br />

Hirschmüller war glaube ich ihr Name. Ich will offen zu Ihnen<br />

sein. Ich persönlich wer<strong>de</strong> sie diesbezüglich unterstützen<br />

können, als dass ich Ihnen hiermit verspreche, einen Ihrer<br />

Burger zu kaufen. Vonseiten <strong>de</strong>s Ministeriums sehe ich da al-<br />

H 2O<br />

... blitzt ab und spürt neue Energie<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, sucht Unterstützung für seine<br />

Wagyu-Rin<strong>de</strong>rzucht. Dann macht er eine geräuschvolle Ent<strong>de</strong>ckung.<br />

lerdings keine Möglichkeiten. Sie wissen doch, wie das läuft.<br />

Schaffen Sie Arbeitsplätze, Tausen<strong>de</strong>, eine ganze Industrie,<br />

und wenn Sie dann pleitegehen, können wir Ihnen vielleicht<br />

helfen.“ „<strong>Als</strong>o“, hob <strong>de</strong>r Verbandspräsi<strong>de</strong>nt an, „steigen Sie<br />

um auf Rin<strong>de</strong>rzucht, Herr Hirschmüller. Wer<strong>de</strong>n Sie aktives<br />

Mitglied bei uns. Meiner Meinung nach ist dieses Wagyu-Ding<br />

eine Mo<strong>de</strong>erscheinung. Sehen Sie, das Wagyu-Rind wird wie<strong>de</strong>r<br />

gehen. Aber das <strong>de</strong>utsche Rind wird bleiben.“<br />

H2O setzte sich aufrecht. „Das ist alles?“, fragte er und erntete<br />

ein Schulterzucken. „Wenn das<br />

so ist“, fuhr H2O fort, „ist das ein<br />

Witz. Um es mal so zu sagen, ich<br />

reiße mir hier <strong>de</strong>n Arsch auf, um<br />

die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft und die<br />

<strong>de</strong>utsche Fleischkultur nicht unerheblich<br />

zu bereichern und das<br />

Gemeinwohl zu heben, und alles,<br />

was sie mir anbieten können, ist<br />

eine Mitgliedschaft und <strong>de</strong>n Kauf<br />

eines meiner Burger? Ich bitte<br />

Sie, meine Herren.“ Die bei<strong>de</strong>n<br />

Herren zuckten abermals mit <strong>de</strong>r<br />

Schulter und aßen seelenruhig<br />

weiter. „Entschuldigen Sie mich“,<br />

sagte H2O, „ich muss jetzt mal.“<br />

Er lief an <strong>de</strong>n Rin<strong>de</strong>rn vorbei in<br />

Richtung Toilette, an all diesen subventionierten Tieren, wie<br />

er annahm, und als er gera<strong>de</strong> dabei war, das letzte Rind zu passieren,<br />

sah er noch, wie es <strong>de</strong>n Schwanz hob und dann laut und<br />

lang und nachhaltig einen Furz tat. Jesus, dachte H2O, wenn<br />

ich jetzt eine brennen<strong>de</strong> Zigarre im Mund gehabt hätte, dann<br />

wäre das ganze Biogas hochgegangen. H2O blieb stehen und<br />

sog <strong>de</strong>n Duft ein. Henning, sagte er sich, das ist Energie, Bioenergie.<br />

Und das ist es. Die Viecher furzen umsonst. Da muss<br />

man nur das Gas einfangen, reinigen und ins Netz speisen. Er<br />

ging nicht mal mehr auf Toilette. „Frau Liun“, sagte er, als er<br />

zurück am Tisch war, „wir gehen. Ja, sofort. Meine Herren, Sie<br />

wer<strong>de</strong>n von mir hören.“<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />

H2O sucht seinen Anteil am Biogasmarkt.<br />

ProFirma 01/02 2011<br />

Folge 31<br />

Illustration: Reinhold Harwath


Die Online-Messe für ERP-Software.<br />

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