Hannoversche Geographische Arbeitsmaterialien - Institut für ...
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7 Der chinesische Unternehmenssektor – Von Staatsunternehmen,<br />
Gemeinschaftsunternehmen, Privatunternehmen und anderen Unternehmensformen<br />
7.1 Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas<br />
Erste Phase: 19. Jahrhundert bis 1949<br />
Chinas wirtschaftliche Entwicklung wurde mit Beginn des 19. Jh. von einer erfolgreichen<br />
Händler- und Industriellenschicht geprägt. Wirtschaftlich war das Land mit seiner<br />
hochentwickelten diversifizierten Produktionsstruktur vorwiegend auf die Bedürfnisse der<br />
herrschenden Klasse (Gentry) ausgerichtet. Die Unternehmensstruktur setzte sich<br />
überwiegend aus Privatunternehmen und einer geringen Anzahl von Staatsbetrieben<br />
zusammen. Während die vornehmlich landwirtschaftlichen und handwerklichen<br />
Privatunternehmen mehrheitlich die Bevölkerung versorgten, waren die Staatsbetriebe<br />
hauptsächlich <strong>für</strong> die Versorgung der führenden Klasse zuständig.<br />
Die sogenannte „Selbststärkungsbewegung“ führte dazu, dass zwischen 1862 und 1872<br />
zahlreiche Waffenfabriken und Werften sowie gewinnorientierte Zulieferindustriebetriebe in<br />
Form staatlicher Unternehmen errichtet wurden. Diesen Unternehmen wurden Monopolrechte<br />
zugesprochen, da die Regierung die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen als gesichert ansah.<br />
Durch ihre marktbeherrschende Stellung nahm die Produktivität der Unternehmen ab. Das<br />
politische Unvermögen der obersten Staatsklasse und die damit verbundene wirtschaftliche<br />
Krise Chinas hatte 1911 eine Revolution zur Folge.<br />
Nach mehreren innerpolitischen Unruhen und wirtschaftlichen Rückschlägen übernahmen<br />
1923 die Guomindang (Nationale Volkspartei) gemeinsam mit der Kommunistischen Partei<br />
Chinas (KPCh) die Regierungsgewalt. Die Guomindang-Regierung entwickelte <strong>für</strong> die<br />
gesamte Volkswirtschaft umfassende Planungskonzepte. Es wurden zahlreiche<br />
Fachministerien gegründet, um die Durchführung ihrer Planung zu ermöglichen. Die<br />
Grundkonzeption sah eine gemischte Wirtschaftsordnung vor. Die Landwirtschaft und die<br />
Leichtindustrie blieb in privater Hand. Beide Bereiche sollten staatlich unterstützt werden.<br />
Die Schwerindustrie, insbesondere die Rüstungsindustrie, und einige andere strategisch<br />
bedeutsame Industriezweige sollten unter direkter staatlicher Kontrolle stehen.<br />
Zweite Phase: 1949 bis 1978<br />
Nach ihrer Machtübernahme wollten die Kommunisten das wirtschaftliche Chaos Chinas<br />
beenden. Traditionelle und moderne Eliten wurden aus ihren leitenden Positionen gedrängt.<br />
Die KPCh überführte das Privateigentum in kollektives Eigentum. Private Unternehmen<br />
wurden entschädigungslos verstaatlicht oder in gemischt-staatliche Unternehmen überführt.<br />
Die kleineren Handwerksbetriebe wurden zu Produktivgenossenschaften<br />
zusammengeschlossen. Ende 1956 gab es in der Volksrepublik (VR) China keine rein<br />
privaten Unternehmen mehr (vgl. KNEISSEL 1978: 253f.).<br />
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