Hannoversche Geographische Arbeitsmaterialien - Institut für ...
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10.4 Auswirkungen des Tourismus in China<br />
Ökonomische Auswirkungen und Beschäftigungseffekte<br />
Seit Beginn der 1990er Jahre steigen die jährlichen Einnahmen durch den Tourismus rasant<br />
an (40 Mrd. USD im Jahr 1992 und 200 Mrd. USD im Jahr 2002). Die größten Einnahmen<br />
haben dabei vor allem die Küstenprovinzen, insbesondere Guangdong, Beijing und Shanghai<br />
zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Wachstumsraten liegen mit Ausnahme des Jahres<br />
2003 zwischen 15 und 20 %. Bereits 1996 übten 1,2 Mio. Chinesen eine direkte Tätigkeit in<br />
der Tourismusindustrie aus und weitere 6 Mio. eine Beschäftigung, die indirekt durch den<br />
Tourismus geschaffen wurde. Diese Zahl bezieht sich jedoch nur auf den internationalen<br />
Tourismus (vgl. XU/KRUSE 2001: 25). Das Ausmaß der Beschäftigungseffekte ist noch viel<br />
höher einzuschätzen. Es ist jedoch nur schwer quantifizierbar, da ein Großteil der<br />
Arbeitsplätze im informellen Sektor entsteht. Es ist eindeutig, dass die industrielle Fertigung<br />
von Souvenirs, die Hotellerie und auch die Baubranche neue Arbeitsplätze schaffen, die im<br />
direkten Zusammenhang mit dem Tourismus stehen. Nicht nur in den großen Zentren,<br />
sondern teilweise auch in der Peripherie entstanden neue Arbeitsplätze.<br />
Regionalentwicklung und Armutsbekämpfung<br />
Da bis Mitte der 1990er Jahre die Küstengebiete von der chinesischen Tourismuspolitik<br />
bevorzugt entwickelt wurden, ist es nicht verwunderlich, dass über 70 % der Einnahmen aus<br />
dem internationalen Tourismus in den Küstenprovinzen Guangdong, Beijing, Shanghai,<br />
Fujian und Jiangsu erzielt werden. Vor ein paar Jahren begann die Regierung jedoch auch den<br />
Westen Chinas touristisch zu entwickeln. Da der Tourismus als neues Allheilmittel zur<br />
Armutsbekämpfung angesehen wurde, stellte die Regierung 82 Mio. USD zur<br />
Tourismusentwicklung in den Inlandprovinzen bereit (vgl. XU/KRUSE 2001: 25). Dem<br />
erfolgreichen Aufbau einer Tourismuswirtschaft steht jedoch die unzureichende Infrastruktur<br />
entgegen, die Investitionen in einem weitaus erheblicheren Umfang erfordert. Gleichzeitig<br />
stehen diese Provinzen in direkter Konkurrenz zu bereits entwickelten Zielgebieten sowohl in<br />
China selbst als auch im gesamten südostasiatischen Raum (vgl. XU/KRUSE 2001: 25).<br />
Ein weiteres Problem ist die Verteilung der Gewinne aus dem Tourismusgeschäft, denn die<br />
ansässige Bevölkerung profitiert nur dann von einem einsetzenden Tourismusboom, wenn sie<br />
ausreichend einheimische Produkte und Serviceleistungen unter der Verwendung lokaler<br />
Ressourcen anbieten kann. Da<strong>für</strong> ist jedoch auch die Entwicklung anderer Sektoren in der<br />
jeweiligen Region erforderlich. Dennoch gilt der Tourismus als bedeutendes Mittel zur<br />
Armutsbekämpfung. Insbesondere <strong>für</strong> die armen Bevölkerungsteile schafft er neue<br />
Beschäftigungsverhältnisse und erschließt neue Einnahmequellen (vgl. XU/KRUSE 2001: 26).<br />
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