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Newsletter Nr. 10, Jugendliche Migrantinnen und Migranten in

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schulen). In den Ma<strong>in</strong>stream-Reformen geht es derzeit um die E<strong>in</strong>führung der<br />

Schulautonomie <strong>und</strong> neuer Verfahren zur Qualitätssicherung (Schulprogramme,<br />

Organisationsentwicklung, Bildungsstandards, Evaluation, Monitor<strong>in</strong>g). Bei diesen<br />

tiefgreifenden Umstrukturierungen der Bildungsorganisationen <strong>und</strong> ihrer Steuerung<br />

werden die Interessen von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

jedoch noch kaum explizit berücksichtigt.<br />

So bleibt es leider überwiegend bei punktuellen kompensatorischen<br />

Fördermaßnahmen <strong>und</strong> Zusatzangeboten. Notwendig wäre aber e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Berücksichtigung der sprachlich-kulturellen Heterogenität. Die Leerstellen <strong>in</strong> den<br />

laufenden Umstrukturierungen der Bildungssteuerung ignorieren jedoch auch<br />

Erfahrungen aus vielen Ländern, dass mit dem gegenwärtig <strong>in</strong>ternational<br />

vorherrschendem Reformkonzept der Marktsteuerung <strong>und</strong> der zunehmend<br />

e<strong>in</strong>seitigen Orientierung auf die Leistungsergebnisse der Schulen soziale<br />

Ungleichheiten <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> durch schulische Bildung eher verfestigt oder gar<br />

ausgeweitet werden. 3<br />

Im folgenden Beitrag werden ausgehend von Untersuchungsergebnissen zur <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> zur Schulwirksamkeit neue schulpolitische Strategien<br />

vorgestellt, um die Bildungserfolge ethnischer M<strong>in</strong>derheiten zu verbessern. In<br />

Abkehr von isolierten kompensatorischen Förderstrategien soll der Umgang mit<br />

Aspekten der Diversität <strong>und</strong> Gleichheit ke<strong>in</strong>e „Rand-“ <strong>und</strong> „Zusatzaufgabe“ <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ansonsten unveränderten Schulbetrieb mehr se<strong>in</strong>, sondern <strong>in</strong> die<br />

Ma<strong>in</strong>stream-Prozesse der Qualitätssteuerung <strong>in</strong>tegriert werden. Als Modell für e<strong>in</strong>e<br />

solche Strategie werden zum e<strong>in</strong>en Instrumente zur Verm<strong>in</strong>derung ethnischer <strong>und</strong><br />

sozialer Ungleichheit im Rahmen des schulischen Qualitätsmanagements <strong>in</strong><br />

England, zum anderen das Schulentwicklungsprojekt „Qualität <strong>in</strong> multikulturellen<br />

Schulen“ (QUIMS) im Schweizer Kanton Zürich vorgestellt. Zum Schluss werden<br />

e<strong>in</strong>ige Überlegungen zur Übertragung der Modelle auf laufende Reformen <strong>in</strong><br />

Deutschland zur Diskussion gestellt. 4<br />

1. Institutionelle Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> schulischer Wandel<br />

Phänomene ethnischer Diskrim<strong>in</strong>ierung durchdr<strong>in</strong>gen unseren Alltag auf komplexe<br />

<strong>und</strong> oft subtile Weise. Gegenmaßnahmen zielen zumeist auf die Veränderung<br />

ethnozentristischer oder rassistischer Vorurteile <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungen e<strong>in</strong>zelner Personen<br />

oder relativ klar e<strong>in</strong>zugrenzender sozialer Gruppen (z.B. benachteiligter<br />

<strong>Jugendliche</strong>r). Der Großteil der Gelegenheiten zur Diskrim<strong>in</strong>ierung von Menschen<br />

mit e<strong>in</strong>er anderen Nationalität, Sprache, Religion oder Kultur ist jedoch <strong>in</strong> formalen<br />

Rechten <strong>und</strong> <strong>in</strong> den „normalen“ organisatorischen Strukturen, Programmen <strong>und</strong><br />

3 Vgl. z.B. Whitty et al. (1998), Radtke/Weiß (2000), Gomolla (2005).<br />

4 Die Ausführungen basieren auf Bef<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Vergleichs neuer Strategien zur<br />

Schulentwicklung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaften, <strong>in</strong> den auch e<strong>in</strong> Programm <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>bezogen<br />

wurde. Aus Platzgründen <strong>und</strong> weil die Innovationen <strong>in</strong> England <strong>und</strong> Zürich zur Weiterentwicklung<br />

ähnlich ausgerichteter Maßnahmen <strong>in</strong> Deutschland Modellcharakter haben könnten, konzentriert<br />

sich dieser Text auf die beiden ausländischen Fallbeispiele (ausführlich vgl. Gomolla 2005, 2005a).<br />

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