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Newsletter Nr. 10, Jugendliche Migrantinnen und Migranten in

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Vorwort<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

liebe Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen,<br />

wir freuen uns, Ihnen auch <strong>in</strong> diesem Jahr e<strong>in</strong>en<br />

<strong>Newsletter</strong> zum Thema „<strong>Jugendliche</strong> <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> <strong>in</strong> der Jugendsozialarbeit/<br />

Jugendberufshilfe“ im Auftrag des Niedersächsischen<br />

M<strong>in</strong>isteriums für Soziales, Frauen,<br />

Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit präsentieren zu können.<br />

Das Thema Integration erhält <strong>in</strong> Niedersachsen<br />

mehr Gewicht. Im Februar 2007 hat die<br />

Landesregierung beschlossen, e<strong>in</strong>e eigene<br />

Abteilung "Integration" im Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

e<strong>in</strong>zurichten, um die bestehenden Aktivitäten,<br />

Programme <strong>und</strong> Projekte organisatorisch zu<br />

bündeln. Leiter<strong>in</strong> der Abteilung ist die langjährige<br />

Ausländerbeauftragte des Landes, Gabriele<br />

Erpenbeck.<br />

In der Abteilung arbeiten ca. 25 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> vier Referaten zu<br />

Gr<strong>und</strong>satzangelegenheiten der Integration,<br />

Spätaussiedlung <strong>und</strong> jüdischen Zuwanderung,<br />

dem Thema Integration <strong>und</strong> Bildung sowie zu<br />

Antidiskrim<strong>in</strong>ierung.<br />

Im Mai 2007 hat Honey Deihimi als neue<br />

Integrationsbeauftragte des Landes ihre Arbeit<br />

aufgenommen.<br />

Dimitra Atiselli führte e<strong>in</strong> Interview mit ihr über die<br />

Integration jugendlicher <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Migranten</strong> <strong>in</strong> Niedersachsen.<br />

Impressum 34<br />

Die LAG JAW hat im Jahr 2007/08 im Rahmen<br />

der Integrationslotsenrichtl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Inneres <strong>und</strong> Sport drei Modellprojekte zum Nachahmen realisiert.<br />

Die Modellprojekte f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kurzvorstellung auf den nächsten Seiten.<br />

Weitere Beispiele für gelungene Modelle <strong>in</strong> der Arbeit mit <strong>Jugendliche</strong>n mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, Ansätze aus Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Auswahl von<br />

Informationen stehen Ihnen <strong>in</strong> diesem <strong>Newsletter</strong> zur Verfügung.<br />

Unser herzlicher Dank geht an alle, die diesen <strong>Newsletter</strong> ermöglicht haben.<br />

E<strong>in</strong>e anregende Lektüre wünscht Ihnen das Referat Pro-Aktiv-Centren <strong>und</strong><br />

Jugendwerkstätten bei der LAG JAW.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

Inhalt<br />

Vorwort 1<br />

• Interview mit Honey Deihimi, 2<br />

Integrationsbeauftragte des<br />

Landes Niedersachsen<br />

Wissenschaftlicher Beitrag 5<br />

• Schulqualität <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

im sprachlich-kulturell heterogenen<br />

Umfeld - Welche Integrationskonzepte<br />

s<strong>in</strong>d erfolgversprechend?<br />

Autor<strong>in</strong>: Dr. Mechtild<br />

Gomolla, Universität Münster<br />

Best Practice 16<br />

• Chancenlos??!<br />

Autor: Re<strong>in</strong>hold Gravelmann<br />

(Dipl.Päd./Dipl. Soz.Päd.), Bildungsvere<strong>in</strong>igung<br />

Arbeit <strong>und</strong><br />

Leben / Pro Aktiv Center /<br />

Standort Hannover<br />

• Die Integrationslotsen-Modellprojekte<br />

der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

für Jugendsozialarbeit<br />

(LAG JAW)<br />

Autor<strong>in</strong>: Dimitra Atiselli, LAG<br />

JAW<br />

Neue Veröffentlichungen<br />

zum Thema Migration 29<br />

Internetl<strong>in</strong>ks zum Thema 31<br />

Verschiedenes 31<br />

1


Interview mit Honey Deihimi, Integrationsbeauftragte<br />

des Landes Niedersachsen<br />

Honey Deihimi wurde 1974 <strong>in</strong> Wien als Tochter<br />

iranischer Eltern geboren. Seit 1993 lebt sie <strong>in</strong><br />

Deutschland. Sie hat an den Universitäten<br />

Hannover, Le Havre (Frankreich) <strong>und</strong> Durham<br />

(Großbritannien) Rechtswissenschaften <strong>und</strong><br />

Europarecht studiert. Daran schlossen sich<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> England <strong>und</strong> Frankreich <strong>und</strong><br />

beim Europäischen Parlament <strong>in</strong> Brüssel an.<br />

Die neue Abteilung 5 Integration ist Anfang des Jahres 2007 im niedersächsischen<br />

M<strong>in</strong>isterium für Inneres <strong>und</strong> Sport gebildet worden. In dieser Abteilung sollen die<br />

Aktivitäten des Landes für die Integration von Zuwanderern/-<strong>in</strong>nen gebündelt <strong>und</strong><br />

verbessert werden. Was heißt das konkret? Welche Auswirkungen wird das für<br />

Menschen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben?<br />

Es gibt seit Februar 2007 nicht nur e<strong>in</strong>e eigene Abteilung Integration, sondern fortan<br />

heißt das ehemalige Innenm<strong>in</strong>isterium aufgr<strong>und</strong> der Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

auch „M<strong>in</strong>isterium für Inneres, Sport <strong>und</strong> Integration“. Das begrüße ich sehr. Hierdurch<br />

wird e<strong>in</strong> politisches Signal für die wichtige Bedeutung von Integrationsarbeit<br />

gesetzt. Durch die Abteilung Integration werden die Integrationsprogramme<br />

gebündelt, zusammengebracht <strong>und</strong> gesteuert. Hierdurch entstehen neue Impulse<br />

<strong>und</strong> Synergieeffekte <strong>und</strong> gleichzeitig werden die Integrationsprozesse besser<br />

mite<strong>in</strong>ander abgestimmt. Die Leitung hat die ehemalige Ausländerbeauftragte Frau<br />

Eprenbeck <strong>und</strong> das ist sehr wichtig, denn sie br<strong>in</strong>gt viel Erfahrung <strong>und</strong> enormes<br />

Fachwissen mit.<br />

Wie werden die jugendlichen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong>, <strong>in</strong>sbesondere<br />

diejenigen, die ke<strong>in</strong>e gleichberechtigten Zugänge haben, von der geplanten<br />

Verbesserung der Integration profitieren?<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Vielzahl von guten Initiativen, die jugendlichen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Migranten</strong> die Möglichkeit geben, ihre Bildungs- <strong>und</strong> Ausbildungschancen zu<br />

erhöhen.<br />

E<strong>in</strong>e gute Bildung ist der entscheidende Schlüssel zur sozialen, kulturellen <strong>und</strong><br />

wirtschaftlichen Integration. Der sichere Umgang mit der deutschen Sprache ist<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

2


die wichtigste Voraussetzung dafür, ebenso wie e<strong>in</strong> Bildungssystem, das Chancen<br />

eröffnet <strong>und</strong> Potenziale entwickelt. Dabei s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>dertagesstätten, Schulen <strong>und</strong><br />

Hochschulen die Orte, an denen Integration am erfolgreichsten praktiziert wird.<br />

Dennoch vollzieht sich Integration nicht automatisch. Sie erfordert e<strong>in</strong> hohes Maß<br />

an Bereitschaft, Zeit, Anstrengungsbereitschaft <strong>und</strong> Offenheit von allen Seiten.<br />

Die Landesregierung setzt e<strong>in</strong>en besonderen Schwerpunkt auf die Integration der<br />

<strong>Jugendliche</strong>n <strong>in</strong> Ausbildung <strong>und</strong> Arbeit. Sie sollen die Voraussetzungen erwerben,<br />

Zukunftsperspektiven zu entwickeln <strong>und</strong> eigenständig zu leben. Vorhandene<br />

<strong>in</strong>dividuelle Potenziale der <strong>Jugendliche</strong>n müssen erkannt <strong>und</strong> gestärkt werden.<br />

Viele dieser <strong>Jugendliche</strong>n benötigen gezielte Hilfen, die die schulische <strong>und</strong><br />

berufliche Ausbildung, die E<strong>in</strong>gliederung <strong>in</strong> die Arbeitswelt <strong>und</strong> die soziale<br />

Integration fördern.<br />

Hierzu steht <strong>in</strong> Niedersachsen e<strong>in</strong> flächendeckendes "Netzwerk der Jugendberufshilfe"<br />

zur E<strong>in</strong>gliederung benachteiligter junger Menschen zur Verfügung <strong>und</strong> 44<br />

Kommunen haben Pro-Aktiv-Center e<strong>in</strong>gerichtet. Die Leistungen des Pro-Aktiv-<br />

Centers umfassen u.a. präventive Hilfen zur Vermeidung von Jugendarbeitslosigkeit<br />

oder die Begleitung <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>stiegsphase von Ausbildung <strong>und</strong><br />

Beschäftigung. Von den jungen Frauen <strong>und</strong> Männern, die dieses Angebot bisher<br />

angenommen haben, waren ca. 30 % <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es über <strong>10</strong>0 Jugendwerkstätten <strong>in</strong> Niedersachsen, die diesen<br />

Schwerpunkt unterstützen. <strong>Jugendliche</strong> ohne Schulabschluss erhalten <strong>in</strong><br />

zahlreichen Jugendwerkstätten e<strong>in</strong>e zweite Chance, um e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

nachzuholen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Verbesserung ihrer Ausbildungsfähigkeit zu erreichen.<br />

Insgesamt stehen 300 Plätze für Schüler / Schulabgänger des Berufsvorbereitungsjahres<br />

zur Erfüllung der Schulpflicht <strong>in</strong> den Jugendwerkstätten zur<br />

Verfügung.<br />

Gibt es konkrete Pläne im Bezug auf die schwierige Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungssituation junger <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> im Land?<br />

Wie ich sagte, e<strong>in</strong>e gute Bildung ist der entscheidende Schlüssel zur sozialen,<br />

kulturellen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Integration. Das Beherrschen der deutschen<br />

Sprache ist hierfür wesentlich. Daher ist e<strong>in</strong> Schwerpunkt der Integrationsarbeit <strong>in</strong><br />

der Schule die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse. Sie s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage<br />

für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Teilnahme am Unterricht <strong>und</strong> für die schulische <strong>und</strong><br />

gesellschaftliche Integration. Die Fördermaßnahmen an Schulen sollen es<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ermöglichen, e<strong>in</strong>en ihren<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Leistungen entsprechenden Schulabschluss zu erlangen. Ich<br />

wünsche mir mehr außerschulische Angebote wie Hausaufgabenhilfen <strong>und</strong><br />

Lesepaten. Eltern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> können oft nicht die gleiche<br />

Hilfestellung geben, weil sie e<strong>in</strong>fach das System nicht kennen oder die Sprache<br />

nicht entsprechend beherrschen. So erfahren hier K<strong>in</strong>der mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>en besonderen Nachteil.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

3


Der Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Ausbildungssituation<br />

der <strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. E<strong>in</strong>es me<strong>in</strong>er liebsten<br />

Programme dient <strong>in</strong>sbesondere dazu, den Übergang von Schule <strong>in</strong> den Beruf<br />

zu erleichtern. Das s<strong>in</strong>d die „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“. Hier geht es darum,<br />

dass diejenigen, die das duale System bereits erfolgreich abgeschlossen haben,<br />

denjenigen helfen, die Hilfe brauchen. Lotsen unterschiedlichen Alters, die e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung abgeschlossen <strong>und</strong> erfolgreich im Beruf tätig s<strong>in</strong>d, unterstützen<br />

<strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> beim Übergang von der Schule <strong>in</strong> den<br />

Beruf. Die Lotsen stellen Vorbilder dar <strong>und</strong> können entscheidende Hilfen für die<br />

Berufswahl, den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Berufsleben <strong>und</strong> für den erfolgreichen Abschluss<br />

der Ausbildung bieten. Die Lotsen werden für diese ehrenamtliche Aufgabe<br />

qualifiziert. E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Modellprojekt wird mit den Niedersächsischen<br />

Handwerkskammern gerade durchgeführt. Die LAG JAW hat bereits e<strong>in</strong>e<br />

erste Qualifizierungsmaßnahme mit jungen Erwachsenen erfolgreich abgeschlossen.<br />

Ich f<strong>in</strong>de es auch wichtig, dass wir bei der Verbesserung der Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ausbildungssituation die Eltern mit e<strong>in</strong>beziehen. Elternarbeit, Elternaufklärung <strong>und</strong><br />

Elternvernetzung s<strong>in</strong>d unerlässlich beim Bildungserfolg dieser K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> somit für<br />

ihre Chancen, e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz zu bekommen.<br />

Gleichzeitig ist die Wirtschaft gefordert <strong>und</strong> daher freue ich mich, dass das Land<br />

mit Kammern, Verbänden <strong>und</strong> der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit den „Niedersächsischen Pakt für Ausbildung“ abgeschlossen<br />

hat. Die Unterzeichner dieser Vere<strong>in</strong>barung haben sich für die Jahre<br />

2007 bis 2009 das Ziel gesetzt, auch <strong>in</strong> den kommenden Jahren allen<br />

ausbildungswilligen <strong>und</strong> –fähigen <strong>Jugendliche</strong>n <strong>in</strong> Niedersachsen e<strong>in</strong> Ausbildungs-<br />

bzw. Qualifizierungsangebot zu unterbreiten. Das erfordert weiterh<strong>in</strong> erhebliche<br />

Anstrengungen aller Beteiligten. Die Fachkräfte von morgen müssen heute<br />

ausgebildet werden. Deshalb ist Ausbildung e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe, zu der alle beitragen müssen. Viele deutsche Unternehmen haben längst<br />

erkannt, dass sie davon profitieren, wenn sie gezielt Menschen unterschiedlicher<br />

Herkunft <strong>und</strong> mit verschiedenen kulturellen H<strong>in</strong>tergründen e<strong>in</strong>stellen <strong>und</strong><br />

beschäftigen. Sie setzen die Instrumente des "Diversity Management" dafür e<strong>in</strong>.<br />

In der ZEIT vom 27.02.2003 sagt der Konfliktforscher Wilhelm Heitmeyer<br />

"Niemand kann mit mangelnder Anerkennung leben", dies gilt me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung<br />

nach <strong>in</strong>sbesondere für benachteiligte <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Die<br />

LAG JAW hat immer wieder erfahren, dass junge Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e „negative Anerkennungsbilanz“ haben. Wie kann Ihrer<br />

Me<strong>in</strong>ung nach stattdessen gesellschaftliche Teilhabe <strong>und</strong> Anerkennung gefördert<br />

werden?<br />

Es ist sicherlich für alle <strong>Jugendliche</strong> schwer, ke<strong>in</strong>e Anerkennung zu bekommen.<br />

Es wäre wichtig, dass unsere gesamten <strong>Jugendliche</strong>n mehr Anerkennung für ihre<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Vorzüge bekommen. Dabei ist von besonderer Bedeutung, die<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

4


<strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen zu erkennen <strong>und</strong> zu fördern. Das Bewusstse<strong>in</strong> zu stärken,<br />

dass mehrere Sprachen <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenz, die oft bei<br />

<strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gegeben s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e besonderes wichtige<br />

Kompetenz ist, kann e<strong>in</strong> Weg se<strong>in</strong>, um mehr Anerkennung zu erreichen. Hier setzt<br />

die Kampagne der B<strong>und</strong>esbeauftragten für Migration, Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Integration,<br />

Frau Prof. Dr. Maria Böhmer „Vielfalt als Chance“ an. Sie verfolgt das Ziel, <strong>in</strong><br />

Unternehmen, Verwaltung <strong>und</strong> anderen Organisationen das Bewusstse<strong>in</strong> dafür zu<br />

schärfen, dass ethnische <strong>und</strong> kulturelle Vielfalt e<strong>in</strong>e herausragend wichtige<br />

Kompetenz ist. Und e<strong>in</strong> Erfolgsfaktor – für Unternehmen <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

gleichermaßen. Mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Veranstaltungen – unter anderem<br />

Wettbewerben, Workshops <strong>und</strong> Konferenzen – werden bis Ende 2008 b<strong>und</strong>esdeutsche<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Institutionen darüber <strong>in</strong>formiert, wie sie erfolgreich<br />

das Potenzial von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> nutzen können.<br />

Was möchten Sie gerne <strong>in</strong> 5 Jahren mit Ihrer Arbeit für die jungen <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> erreicht haben?<br />

E<strong>in</strong>e Menge! Integration braucht viel Zeit, viele Mitstreiter <strong>und</strong> vor allem viel Geduld.<br />

Ideal wäre, so e<strong>in</strong> Professor der Migrationsforschung, wenn der Klempner,<br />

den wir rufen, e<strong>in</strong>e junge Dame mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist <strong>und</strong> noch besser<br />

wäre, dass wir nicht darüber überrascht s<strong>in</strong>d.<br />

Wissenschaftlicher Beitrag<br />

Schulqualität <strong>und</strong> Schulentwicklung im<br />

sprachlich-kulturell heterogenen Umfeld -<br />

Welche Integrationskonzepte s<strong>in</strong>d erfolgversprechend?<br />

1<br />

Autor<strong>in</strong>: Dr. Mechtild Gomolla (Universität<br />

Münster)<br />

In Deutschland haben <strong>in</strong> den letzten Jahren v.a. großflächige Schulleistungsvergleiche<br />

das Gefälle zwischen K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>r deutscher <strong>und</strong> nichtdeutscher<br />

Herkunft beim Zugang zu höheren Bildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsgängen<br />

<strong>in</strong>s öffentliche Bewusstse<strong>in</strong> gerückt. 2 In vielen B<strong>und</strong>esländern wurden daraufh<strong>in</strong><br />

die Förderanstrengungen <strong>in</strong>tensiviert (z.B. durch frühe Sprachstandserhebungen,<br />

Ausweitung der Sprachförderung <strong>in</strong> der Elementar- <strong>und</strong> Primarstufe, flexible<br />

Schule<strong>in</strong>gangsphasen <strong>und</strong> den Ausbau verlässlicher Halbtags- <strong>und</strong> Ganztags-<br />

1 Der vorliegende Text wurde bereits <strong>in</strong> der Zeitschrift „Archiv für Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis <strong>in</strong> der sozialen<br />

Arbeit. Themenheft ‚Chancengleichheit <strong>in</strong> Deutschland – e<strong>in</strong>e Illusion?’, 37 Jg., Heft 4/2006,<br />

veröffentlicht. Der Redakteur<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e Schmitt danke ich für die Genehmigung zum Wiederabdruck.<br />

2 Vgl. z.B. Deutsches PISA-Konsortium (2001, 2004), Bos et al. (2003), OECD (2006).<br />

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5


schulen). In den Ma<strong>in</strong>stream-Reformen geht es derzeit um die E<strong>in</strong>führung der<br />

Schulautonomie <strong>und</strong> neuer Verfahren zur Qualitätssicherung (Schulprogramme,<br />

Organisationsentwicklung, Bildungsstandards, Evaluation, Monitor<strong>in</strong>g). Bei diesen<br />

tiefgreifenden Umstrukturierungen der Bildungsorganisationen <strong>und</strong> ihrer Steuerung<br />

werden die Interessen von K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

jedoch noch kaum explizit berücksichtigt.<br />

So bleibt es leider überwiegend bei punktuellen kompensatorischen<br />

Fördermaßnahmen <strong>und</strong> Zusatzangeboten. Notwendig wäre aber e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Berücksichtigung der sprachlich-kulturellen Heterogenität. Die Leerstellen <strong>in</strong> den<br />

laufenden Umstrukturierungen der Bildungssteuerung ignorieren jedoch auch<br />

Erfahrungen aus vielen Ländern, dass mit dem gegenwärtig <strong>in</strong>ternational<br />

vorherrschendem Reformkonzept der Marktsteuerung <strong>und</strong> der zunehmend<br />

e<strong>in</strong>seitigen Orientierung auf die Leistungsergebnisse der Schulen soziale<br />

Ungleichheiten <strong>in</strong>nerhalb <strong>und</strong> durch schulische Bildung eher verfestigt oder gar<br />

ausgeweitet werden. 3<br />

Im folgenden Beitrag werden ausgehend von Untersuchungsergebnissen zur <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> zur Schulwirksamkeit neue schulpolitische Strategien<br />

vorgestellt, um die Bildungserfolge ethnischer M<strong>in</strong>derheiten zu verbessern. In<br />

Abkehr von isolierten kompensatorischen Förderstrategien soll der Umgang mit<br />

Aspekten der Diversität <strong>und</strong> Gleichheit ke<strong>in</strong>e „Rand-“ <strong>und</strong> „Zusatzaufgabe“ <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ansonsten unveränderten Schulbetrieb mehr se<strong>in</strong>, sondern <strong>in</strong> die<br />

Ma<strong>in</strong>stream-Prozesse der Qualitätssteuerung <strong>in</strong>tegriert werden. Als Modell für e<strong>in</strong>e<br />

solche Strategie werden zum e<strong>in</strong>en Instrumente zur Verm<strong>in</strong>derung ethnischer <strong>und</strong><br />

sozialer Ungleichheit im Rahmen des schulischen Qualitätsmanagements <strong>in</strong><br />

England, zum anderen das Schulentwicklungsprojekt „Qualität <strong>in</strong> multikulturellen<br />

Schulen“ (QUIMS) im Schweizer Kanton Zürich vorgestellt. Zum Schluss werden<br />

e<strong>in</strong>ige Überlegungen zur Übertragung der Modelle auf laufende Reformen <strong>in</strong><br />

Deutschland zur Diskussion gestellt. 4<br />

1. Institutionelle Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> schulischer Wandel<br />

Phänomene ethnischer Diskrim<strong>in</strong>ierung durchdr<strong>in</strong>gen unseren Alltag auf komplexe<br />

<strong>und</strong> oft subtile Weise. Gegenmaßnahmen zielen zumeist auf die Veränderung<br />

ethnozentristischer oder rassistischer Vorurteile <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungen e<strong>in</strong>zelner Personen<br />

oder relativ klar e<strong>in</strong>zugrenzender sozialer Gruppen (z.B. benachteiligter<br />

<strong>Jugendliche</strong>r). Der Großteil der Gelegenheiten zur Diskrim<strong>in</strong>ierung von Menschen<br />

mit e<strong>in</strong>er anderen Nationalität, Sprache, Religion oder Kultur ist jedoch <strong>in</strong> formalen<br />

Rechten <strong>und</strong> <strong>in</strong> den „normalen“ organisatorischen Strukturen, Programmen <strong>und</strong><br />

3 Vgl. z.B. Whitty et al. (1998), Radtke/Weiß (2000), Gomolla (2005).<br />

4 Die Ausführungen basieren auf Bef<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>ternationalen Vergleichs neuer Strategien zur<br />

Schulentwicklung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>wanderungsgesellschaften, <strong>in</strong> den auch e<strong>in</strong> Programm <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>bezogen<br />

wurde. Aus Platzgründen <strong>und</strong> weil die Innovationen <strong>in</strong> England <strong>und</strong> Zürich zur Weiterentwicklung<br />

ähnlich ausgerichteter Maßnahmen <strong>in</strong> Deutschland Modellcharakter haben könnten, konzentriert<br />

sich dieser Text auf die beiden ausländischen Fallbeispiele (ausführlich vgl. Gomolla 2005, 2005a).<br />

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6


Rout<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den Basis<strong>in</strong>stitutionen des gesellschaftlichen Lebens (z.B. im Bildungsbereich,<br />

im Beschäftigungssystem <strong>und</strong> auf dem Wohnungsmarkt)<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Diese Form der Diskrim<strong>in</strong>ierung lässt sich mit dem aus den<br />

angelsächsischen Ländern stammenden Begriff der <strong>in</strong>stitutionellen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

genauer erfassen. Auch <strong>in</strong> Deutschland, wo das Konzept der Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

<strong>in</strong>sbesondere mit den Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsrichtl<strong>in</strong>ien der Europäischen Union (vgl.<br />

EU 2000; 2000a) <strong>und</strong> dem b<strong>und</strong>esdeutschen Gleichstellungsgesetz politisch <strong>und</strong><br />

rechtlich e<strong>in</strong>e neue Bedeutung erlangt hat, hat e<strong>in</strong>e Debatte über <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung begonnen. 5<br />

Stokely Carmichael <strong>und</strong> Charles Hamilton (1967), zwei Aktivisten der Black-<br />

Power-Bewegung, verwandten den Begriff „<strong>in</strong>stitutioneller Rassismus“ erstmals<br />

vor fast 40 Jahren, um zu beschreiben, wie die Interessen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellungen der<br />

„weißen“ Mehrheit <strong>in</strong> den Institutionen des amerikanischen Lebens <strong>in</strong>korporiert<br />

s<strong>in</strong>d. Die Gr<strong>und</strong>idee, die sich mit dem Begriff verb<strong>in</strong>det, ist folgende: Im<br />

Unterschied zum Vorurteilsansatz (vgl. Allport 1954) werden Diskrim<strong>in</strong>ierungen als<br />

Ergebnis sozialer Prozesse betrachtet. Das Wort „<strong>in</strong>stitutionell“ lokalisiert die<br />

Ursachen von Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> der „normalen“ Alltagskultur von Organisationen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Berufskultur der <strong>in</strong> ihnen professionell Tätigen. E<strong>in</strong> Ereignis <strong>in</strong> der<br />

jüngeren britischen Geschichte, das auch <strong>in</strong> anderen europäischen Ländern<br />

<strong>in</strong>tensive Diskussionen über <strong>in</strong>stitutionellen Rassismus auslöste, war die<br />

Veröffentlichung des Abschlussberichts der Macpherson-Kommission im Frühjahr<br />

1999 6 . In diesem Dokument wird <strong>in</strong>stitutioneller Rassismus def<strong>in</strong>iert als das<br />

„kollektive Versagen e<strong>in</strong>er Organisation, Menschen aufgr<strong>und</strong> ihrer Hautfarbe, Kultur<br />

oder ethnischen Herkunft e<strong>in</strong>e angemessene <strong>und</strong> professionelle Dienstleistung<br />

zu bieten. Er [<strong>in</strong>stitutioneller Rassismus] kann <strong>in</strong> Prozessen, E<strong>in</strong>stellungen <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen gesehen <strong>und</strong> aufgedeckt werden, die durch unwissentliche<br />

Vorurteile, Ignoranz <strong>und</strong> Gedankenlosigkeit zu Diskrim<strong>in</strong>ierung führen <strong>und</strong> durch<br />

rassistische Stereotypisierungen, die Angehörige ethnischer M<strong>in</strong>derheiten<br />

benachteiligen. Er überdauert aufgr<strong>und</strong> des Versagens der Organisation, se<strong>in</strong>e<br />

Existenz <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Ursachen offen <strong>und</strong> <strong>in</strong> angemessener Weise zur Kenntnis zu<br />

nehmen <strong>und</strong> durch Programme, vorbildliches Handeln <strong>und</strong> Führungsverhalten<br />

anzugehen. Ohne Anerkennung <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Handeln, um solchen Rassismus zu<br />

beseitigen, kann er als Teil des Ethos oder der Kultur der Organisation weit<br />

verbreitet se<strong>in</strong>.“ (Macpherson of Cluny 1999, 6.34; Übersetzung M.G.)<br />

Da Prozesse <strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung nicht direkt zu beobachten s<strong>in</strong>d, gehen<br />

empirische Studien zumeist <strong>in</strong> zwei Schritten vor: Zunächst s<strong>in</strong>d geeignete<br />

statistische Indikatoren zu entwickeln, die anzeigen, dass bestimmte soziale<br />

Gruppen systematisch weniger Belohnungen oder Leistungen erhalten als klar<br />

5 5 Vgl. z.B. Bommes/Radtke (1993), Jäger/Kaufmann (2002), Gomolla/Radtke (2002), Hormel/Scherr<br />

(2004), Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsnetzwerk Berl<strong>in</strong> des Türkischen B<strong>und</strong>es <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-<br />

Brandenburg (2004), Gomolla (2005, 2005a), Schofield (2006), Kristen (2006).<br />

6 Die Kommission untersuchte die verschleppte polizeiliche Aufklärung des Mordes an dem schwarzen<br />

Collegeschüler Stephen Lawrence <strong>in</strong> Südlondon 1993. In dem 70-tägigen Tribunal kam <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Rassismus auf allen Ebenen des Polizeiapparats wie <strong>in</strong> anderen sozialen Institutionen zur<br />

Sprache (vgl. Macpherson of Cluny 1999).<br />

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7


identifizierbare Vergleichsgruppen (z.B. Unterschiede <strong>in</strong> den Bildungsübergängen<br />

oder <strong>in</strong> den relativen Leistungen e<strong>in</strong>zelner Bevölkerungsgruppen). Wo solche Daten<br />

signifikant s<strong>in</strong>d, ist es wahrsche<strong>in</strong>lich, dass die Gruppen mit den niedrigeren<br />

Übergängen oder Leistungen nicht die gleichen Bildungschancen erhalten. Hier<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gehendere Untersuchungen erforderlich, die vor allem unter Anwendung<br />

qualitativer Verfahren der Frage nachgehen, wie die Unterschiede <strong>in</strong> den<br />

schulischen Praktiken <strong>und</strong> Rout<strong>in</strong>en zustande kommen.<br />

Wegweisend zur empirischen Erforschung <strong>und</strong> Theoretisierung der<br />

Wirkungsweisen <strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung war die Unterscheidung zwischen<br />

Formen e<strong>in</strong>er direkten Ungleichbehandlung von Individuen oder Gruppen –<br />

entweder qua rechtlicher Bestimmungen oder als Ergebnis <strong>in</strong>formeller<br />

Übere<strong>in</strong>künfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Formen der <strong>in</strong>direkten<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung. Die zuletzt genannte Variante zielt auf die gesamte Bandbreite<br />

<strong>in</strong>stitutioneller Vorkehrungen, die Angehörige bestimmter Gruppen – wie ethnische<br />

M<strong>in</strong>derheiten – überproportional negativ treffen (vgl. Feag<strong>in</strong>/Feag<strong>in</strong> 1986). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

den 1990er Jahren durchgeführte Untersuchung von Selektionsentscheidungen <strong>in</strong><br />

der Gr<strong>und</strong>schule (vgl. Gomolla/Radtke 2002) zeichnet nach, wie Muster der<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>und</strong> Abweisung entlang von Normalitätserwartungen <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die Schul- <strong>und</strong> Sprachfähigkeit, wie sie deutschsprachigen, im weitesten S<strong>in</strong>ne<br />

christlich sozialisierten Mittelschicht-K<strong>in</strong>dern entsprechen, die gesamte<br />

Schullaufbahn von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> prägen können. Unter dem<br />

vorrangigen Ziel, homogene Lerngruppen zu bilden, machen Schulorganisationen<br />

<strong>in</strong> den alltäglichen Prozessen der Differenzierung <strong>und</strong> Auslese im H<strong>in</strong>blick auf<br />

verfügbare Fördermöglichkeiten <strong>und</strong> v.a. das gegliederte Sek<strong>und</strong>arschulsystem<br />

systematisch von Zuschreibungen h<strong>in</strong>sichtlich des sprachlichen <strong>und</strong> soziokulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>es als Indikatoren für das Lern- <strong>und</strong> Leistungsvermögen<br />

Gebrauch. E<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> die "normalen" Strukturen, Programme <strong>und</strong> Rout<strong>in</strong>en der<br />

Schule ist diese spezielle Form der Diskrim<strong>in</strong>ierung für e<strong>in</strong>zelne Akteure oft nur<br />

schwer wahrnehmbar. Dabei lassen sich die ursächlichen Faktoren, die sozusagen<br />

„Gelegenheitsstrukturen“ für Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> den Organisationen<br />

schaffen, auf unterschiedlichen Ebenen lokalisieren: v. a. rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

lokale organisatorische Strukturen, Organisationszwänge <strong>und</strong><br />

etablierte pädagogische Praktiken <strong>und</strong> Rout<strong>in</strong>en der e<strong>in</strong>zelnen Schulen, gestützt<br />

durch e<strong>in</strong>en pädagogischen Common Sense, der stark von defizitorientierten<br />

Annahmen <strong>und</strong> statischen Konzepten kultureller Identität bestimmt ist.<br />

Phänomene <strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung s<strong>in</strong>d auch deswegen schwer sichtbar<br />

zu machen <strong>und</strong> zu unterb<strong>in</strong>den, weil sie sich permanent verändern (z.B. mit dem<br />

Wandel schulrechtlicher Bestimmungen oder der <strong>in</strong> dem Feld vorherrschenden<br />

Diskurse). So liegen <strong>in</strong>zwischen zahlreiche alarmierende Studien vor, die nachzeichnen,<br />

wie im Zuge der <strong>in</strong>ternationalen Tendenzen zur Restrukturierung der<br />

Systeme der Steuerung, F<strong>in</strong>anzierung <strong>und</strong> Organisation der öffentlichen Schulbildung,<br />

das Feld für vielfältige, zum Teil neuartige Mechanismen der Diskrim<strong>in</strong>ie-<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung geöffnet wird (z.B. die verstärkte Abweisung von K<strong>in</strong>dern mit<br />

besonderen Lernbedürfnissen, da sie i.d.R. nicht als die Klientel wahrgenommen<br />

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8


werden, von der sich Schulen e<strong>in</strong>en hohen Gew<strong>in</strong>n an Prestige <strong>und</strong> ggf.<br />

f<strong>in</strong>anziellen E<strong>in</strong>nahmen versprechen oder die <strong>in</strong>nerschulische Verteilung von<br />

Ressourcen nicht nach den Lernbedürfnissen der K<strong>in</strong>der, sondern nach Maßgabe<br />

des Beitrags für die schulischen Gesamtleistungen, der von der Förderung<br />

e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong>der erwartet wird). 7<br />

Betrachtet man Bildungsungleichheiten nicht nur – aber zu großen Anteilen – als<br />

systematische Folge „normaler“ schulischer Operationen, so wird erklärbar, warum<br />

die <strong>in</strong> Deutschland bis heute vorherrschenden schulpolitischen <strong>und</strong> pädagogischen<br />

Antworten auf die Zuwanderung so wenig Erfolg haben.<br />

Kompensatorische Maßnahmen, um die Lernvoraussetzungen der K<strong>in</strong>der aus<br />

E<strong>in</strong>wandererfamilien zu verbessern wie auch <strong>in</strong>terkulturelle <strong>und</strong> antirassistische<br />

Konzepte, die primär auf <strong>in</strong>dividuelle Bewusstse<strong>in</strong>sbildung <strong>und</strong> auf die sozialen<br />

Beziehungen zielen, lassen – so s<strong>in</strong>nvoll sie für sich genommen se<strong>in</strong> mögen – die<br />

Schule selbst als Institution <strong>und</strong> Organisation weitgehend außerhalb der<br />

Betrachtung. Notwendig wäre, Maßnahmen zur Verbesserung der Schulerfolge<br />

benachteiligter Gruppen <strong>in</strong> die reguläre Schulentwicklung zu <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> dabei<br />

das „Kerngeschäft“ der Schule, den Unterricht, <strong>in</strong> den Mittelpunkt zu rücken.<br />

2. Schulqualität, Heterogenität <strong>und</strong> Gleichheit<br />

In den USA, Großbritannien, Kanada <strong>und</strong> Australien übte die Idee des school<br />

restructur<strong>in</strong>g oder whole-school-change schon <strong>in</strong> den 1980er Jahren e<strong>in</strong>en starken<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die multikulturelle <strong>und</strong> antirassistische Erziehung aus. Bildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> ihre Leistungen sollten auch unter Zielen der Integration <strong>und</strong><br />

Gleichheit verbessert werden (vgl. McGee Banks 1993). Diese Impulse wurden<br />

unter Begriffen wie „Community Education“ <strong>und</strong> „Schulöffnung“ auch <strong>in</strong> der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik aufgegriffen. Insbesondere <strong>in</strong> Wohnvierteln mit hohen Anteilen<br />

zugewanderter Wohnbevölkerung wurde e<strong>in</strong>e Bandbreite von Strategien<br />

entwickelt, um die Chancen von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu verbessern<br />

<strong>und</strong> das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen <strong>in</strong> Schule <strong>und</strong><br />

Stadtteil positiv zu gestalten (z.B. vorbereitende Sprachkurse für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Eltern, Müttergruppen, Behandlung <strong>in</strong>terkultureller <strong>und</strong> <strong>in</strong>terreligiöser Themen im<br />

Unterricht, zusätzliche Lernangebote am Nachmittag). In der deutschen<br />

Schulentwicklungstradition wurden <strong>in</strong> den vergangenen Jahrzehnten jedoch v.a.<br />

überfachliche Lernziele betont. Anders als im angelsächsischen Raum standen<br />

Fragen des Lernerfolgs <strong>und</strong> der Leistungen <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>lagenfächern nicht im<br />

Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die neuere „<strong>in</strong>terkulturelle“ Schulqualitäts- <strong>und</strong> Schulentwicklungsforschung <strong>und</strong> -<br />

praxis fokussiert auf den Unterricht <strong>und</strong> die konkrete Schulerfahrung der K<strong>in</strong>der<br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>n <strong>und</strong> konzipiert Schulen als „lernende Organisationen“ (vgl. z.B.<br />

7 Vgl. Fußnote 2.<br />

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9


Blair/Bourne 1998; Coelho 1998; Mächler et al. 2000; Sammons 2002; Gomolla<br />

2006). 8 Im deutschen Sprachraum s<strong>in</strong>d v. a. die Arbeiten des Zürcher Schulforschers<br />

Peter Rüesch (1999, 2000) bekannt geworden. In se<strong>in</strong>er Auswertung der<br />

<strong>in</strong>ternationalen Literatur zur Unterrichts- <strong>und</strong> Schulqualität betont Rüesch die<br />

Prozesse im Klassenzimmer <strong>und</strong> die Beziehung der Schule zum Elternhaus als<br />

hauptsächliche Ansatzpunkte für Interventionen. Solche Aktivitäten müssen durch<br />

e<strong>in</strong> positives pädagogisches Klima im gesamten Schulhaus <strong>und</strong> Maßnahmen im<br />

weiteren <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld der Schule abgestützt se<strong>in</strong>. Erforderlich s<strong>in</strong>d v. a.<br />

kohärente Gesamtstrategien, die Prozesse auf unterschiedlichen Handlungsebenen<br />

verknüpfen <strong>und</strong> gleichgerichtetes Arbeiten ermöglichen.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der Ansatzpunkte für die pädagogische Entwicklungsarbeit werden <strong>in</strong><br />

der <strong>in</strong>ternationalen Literatur übere<strong>in</strong>stimmend betont: die Ausbildung<br />

geme<strong>in</strong>samer Gr<strong>und</strong>orientierungen <strong>und</strong> klarer, expliziter Zielvorstellungen im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Chancengleichheit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule; sensible Aufnahmeverfahren;<br />

leistungswirksamer Unterricht; der Bereich der Diagnostik, Beurteilung <strong>und</strong><br />

Zuweisung; der Umgang mit Mehrsprachigkeit als Spezial- <strong>und</strong><br />

Querschnittsaufgabe; E<strong>in</strong>bezug <strong>und</strong> Kooperation mit Eltern <strong>und</strong> Communities; die<br />

Verb<strong>in</strong>dung des schulischen Lernens mit außerunterrichtlichen <strong>und</strong><br />

außerschulischen Lerngelegenheiten; e<strong>in</strong>e Schulkultur der Anerkennung; Öffnung<br />

der Curricula für Themen der Diversität <strong>und</strong> Gleichheit.<br />

Umfassendere Strategien zur Schulentwicklung, die darauf zielen, Mechanismen<br />

<strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung zu identifizieren, abzustellen <strong>und</strong> zu vermeiden,<br />

müssen generell e<strong>in</strong>e zweifache Stoßrichtung aufweisen: 9 Zum e<strong>in</strong>en ist die<br />

Adaptivität der schulischen E<strong>in</strong>richtungen im Umgang mit der Mehrsprachigkeit<br />

<strong>und</strong> sozio-kulturellen Heterogenität zu erhöhen – verstanden als aktiven situations-<br />

<strong>und</strong> problemspezifischen Anpassungsprozess der Organisationen an die<br />

veränderten Voraussetzungen der schulischen Arbeit. Das bedeutet v. a., dass die<br />

Mehrsprachigkeit <strong>und</strong> Aspekte der sozio-kulturellen Heterogenität <strong>in</strong> allen Prozessen<br />

<strong>in</strong> Unterricht <strong>und</strong> Schulleben systematisch berücksichtigt werden müssen.<br />

In Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em solchen gezielten Sich-E<strong>in</strong>stellen der Schule auf die veränderten<br />

Bildungsvoraussetzungen <strong>und</strong> -anforderungen ist zum anderen e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung der Problemlöse- <strong>und</strong> Lernfähigkeit der Organisationen im Umgang mit<br />

Heterogenität erforderlich. Die schulischen E<strong>in</strong>richtungen müssten sich <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Themen der Pluralität <strong>und</strong> Chancengleichheit als „lernende Systeme“ begreibegreifen.<br />

In der Ausbildung, im Rahmen <strong>in</strong>nerschulischer Fortbildungen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Fortbildungsmaßnahmen müssten die <strong>in</strong> den Institutionen tätigen<br />

Professionellen Kompetenzen entwickeln können, um ihre eigenen<br />

Handlungskontexte <strong>und</strong> Arbeitskulturen auf Phänomene der Diskrim<strong>in</strong>ierung h<strong>in</strong> zu<br />

8<br />

Für e<strong>in</strong>en Überblick über den allgeme<strong>in</strong>en Diskussionsstand <strong>in</strong> der Qualitäts- <strong>und</strong> Effektivitätsforschung<br />

vgl. Ditton (2000).<br />

9<br />

Zur Abgrenzung e<strong>in</strong>es weiter gefassten von e<strong>in</strong>em engeren Kriterium von Schulentwicklung, das<br />

Bezüge zum organisationalen Lernen aufweist, vgl. Heller et al. (2000).<br />

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<strong>10</strong>


untersuchen. Strategien der Organisationsentwicklung müssten mit e<strong>in</strong>em<br />

f<strong>und</strong>ierten Wissen über Diskrim<strong>in</strong>ierung, Ungleichheit <strong>und</strong> Rassismus verb<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

E<strong>in</strong>e solche pädagogische Entwicklungsarbeit muss langfristig angelegt <strong>und</strong> von<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Stützsystemen flankiert se<strong>in</strong>. Neben entsprechenden Vorkehrungen<br />

im Bereich der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung von Lehrkräften, Schulleiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -<br />

leitern, Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>in</strong> Schulbehörden <strong>und</strong> Beratungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

s<strong>in</strong>d attraktive Anreize, klare Vorgaben, durchdachte pädagogische<br />

<strong>und</strong> methodische Konzepte <strong>und</strong> entsprechende Controll<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Monitor<strong>in</strong>gsysteme<br />

erforderlich. Unerlässlich s<strong>in</strong>d qualifizierte externe Beratungs- <strong>und</strong><br />

Feedbacksysteme, die den Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrern ermöglichen, ihre eigene<br />

Arbeitskultur aus neuen Perspektiven zu betrachten (z.B. unabhängige Audits, die<br />

die qualitativen Veränderungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule beleuchten). Um e<strong>in</strong>e Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Erziehungskultur zur schaffen, die die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung ermutigt, müssen die entsprechenden politischen Instanzen e<strong>in</strong>e<br />

führende Rolle übernehmen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em politischen Handlungsfeld isoliert bekämpft werden<br />

kann. Initiativen s<strong>in</strong>d v.a. auch auf <strong>in</strong>tegrationspolitischer Ebene, <strong>in</strong> der Wohnungs-<br />

<strong>und</strong> Stadtentwicklungspolitik <strong>und</strong> im Beschäftigungssystem unabd<strong>in</strong>gbar (vgl. auch<br />

Bhavnani 2001).<br />

3. Zwei Fallbeispiele<br />

Steigerung der Schulleistungen ethnischer M<strong>in</strong>derheiten <strong>in</strong> England<br />

In Großbritannien wuchs <strong>in</strong>folge der staatlichen Gleichstellungspolitik bereits Ende<br />

der 1970er, zu Beg<strong>in</strong>n der 1980er Jahre das Bewusstse<strong>in</strong>, dass kompensatorische<br />

Förderprogramme wie das Zelebrieren der kulturellen Vielfalt an den niedrigen<br />

Schulerfolgen <strong>und</strong> Arbeitsmarktchancen schwarzer <strong>Jugendliche</strong>r wenig änderten.<br />

Rassismus <strong>in</strong> Schule <strong>und</strong> Gesellschaft wurde zunehmend als Problemursache<br />

erkannt. Mitte der 1980er Jahre hatte der Großteil der lokalen Schulbehörden<br />

(Local Education Authorities, LEA) multikulturelle oder antirassistische Programme<br />

zur Schulentwicklung ausgearbeitet, um den unterdurchschnittlichen Schulerfolgen<br />

von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern aus ethnischen M<strong>in</strong>derheiten entgegen zu wirken.<br />

Diese z.T. sehr fruchtbaren Entwicklungen kamen mit dem Bildungsreformgesetz<br />

von 1988 zum Stillstand. Im Zuge des Thatcherismus wurde auch im Erziehungssektor<br />

e<strong>in</strong> Quasi-Markt-Modell etabliert. Die Technologie zur Steigerung der Stan-<br />

Standards reicht von der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Nationalen Curriculums mit Tests an<br />

Schlüsselstufen, Schüler-Targets (Zielwerte) <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividualisierter Leistungsförde-<br />

Leistungsförderung über vorgegebene nationale <strong>und</strong> lokale Leistungsziele,<br />

Schulrank<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den Medien, Inspektionen, die Neudef<strong>in</strong>ition von Schulleitung als<br />

„Unternehmensführung“, neue Formen der Lehrerbeurteilung bis h<strong>in</strong> zu<br />

leistungsabhängiger Bezahlung der Lehrkräfte – u.a. auf der Basis der<br />

Schülerleistungen. Im Zuge der neo-konservativen <strong>und</strong> neo-liberalen Reformen<br />

wurden Gleichheitsfragen fast gänzlich aus Politik <strong>und</strong> Praxis verbannt. Die soziale<br />

Segregation der Schulen, das Leistungsgefälle zwischen sozialen Gruppen <strong>und</strong><br />

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die Quoten der Schulaus-schlüsse schwarzer <strong>Jugendliche</strong>r nahmen <strong>in</strong>dessen<br />

alarmierende Ausmaße an (vgl. Gillborn/Mirza 2000).<br />

Die im Frühjahr 1997 angetretene (New) Labour-Regierung unter Tony Blair legte<br />

den Schwerpunkt ebenfalls auf die Verbesserung der Standards. Als Teil der von<br />

ihr proklamierten Politik des „Dritten Weges“ stellte sie sich aber auch der wachsenden<br />

Armut <strong>und</strong> dem Ausschluss großer Bevölkerungsgruppen von<br />

gesellschaftlicher Teilhabe. Das erste bildungspolitische Handlungsprogramm der<br />

Labour-Regierung umfasste<br />

• konkrete Zielwerte zur Steigerung der Standards,<br />

• Verbesserungen im Elementarbereich,<br />

• Early-Excellence-Zentren zur Verbreitung guter Unterrichts- <strong>und</strong> Lernpraktiken,<br />

• kle<strong>in</strong>ere Klassen für die 5- bis 7-Jährigen,<br />

• die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er täglichen Unterrichtsst<strong>und</strong>e <strong>in</strong> Literacy <strong>und</strong> Numeracy<br />

im Rahmen nationaler Strategien zur Verbesserung der Basiskompetenzen,<br />

• <strong>in</strong>tegrierte sonderpädagogische Förderung,<br />

• die Ausweitung außerschulischer Lerngelegenheiten <strong>und</strong><br />

• Education Action Zones zur Förderung von Innovationen <strong>in</strong> deprivierten<br />

Gebieten (vgl. DfEE 1997; Barber 1999).<br />

Seit der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Macpherson-Kommission <strong>10</strong> im<br />

Frühjahr 1999, der über die Landesgrenzen h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>tensive Debatten über <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Rassismus auslöste, werden Fragen ethnischer Gleichheit expliziter angegangen.<br />

Das im Jahr 2000 erweiterte Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetz verpflichtet<br />

öffentliche Körperschaften, also auch die LEAs <strong>und</strong> Verwaltungsbeiräte von Schulen,<br />

ethnische Diskrim<strong>in</strong>ierung zu elim<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> Chancengleichheit <strong>und</strong> gute Beziehungen<br />

zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen zu fördern. Ethnic<br />

Monitor<strong>in</strong>g – d.h. die laufende statistische Überprüfung der Schulleistungen <strong>und</strong> –<br />

abschlüsse nach Kriterien des Geschlechts, des sozio-ökonomischen Status <strong>und</strong><br />

der ethnischen Zugehörigkeit – soll Probleme klarer identifizieren helfen (vgl.<br />

OFSTED 1999; Barber 1999). Im Vergleich zu den früheren Vorkehrungen zur<br />

Sprachförderung von Immigrierten aus den Ländern des ehemaligen<br />

Commonwealth zeichnet sich der neu e<strong>in</strong>gerichtete Ethnic M<strong>in</strong>orities Achievement<br />

Grant (EMAG) durch mehrere <strong>in</strong>novative Elemente aus:<br />

1. die Verlagerung der Mittel vom Innen- zum Erziehungsm<strong>in</strong>isterium;<br />

2. die erweiterte Verwendung der Fördergelder für Sprach- <strong>und</strong> Leistungsförderung<br />

auf allen Schulstufen;<br />

3. die Zuweisung der Mittel auf der Basis konkreter Handlungspläne der LEAs, z.T.<br />

unter Angabe von Leistungsdaten <strong>und</strong> targets für spezielle Gruppen 11 , wobei der<br />

EMAG mit anderen staatlichen Projekten zur Verbesserung der Schulerfolge <strong>in</strong><br />

deprivierten Gegenden koord<strong>in</strong>iert werden soll;<br />

<strong>10</strong> Vgl. Fußnote 5.<br />

11 Seit 2001 reicht die Angabe von Leistungsdaten <strong>und</strong> die Formulierung von targets (Zielwerten).<br />

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4. die Delegation von 85% der Mittel direkt an die Schulen, damit diese unmittelbar<br />

auf lokale Bedürfnisse reagieren können;<br />

5. umfassende Unterstützungs- <strong>und</strong> Kontrollsysteme – hierzu zählen u.a. die Versorgung<br />

der Schulen mit statistischen Daten, „best practice“-Modellen <strong>und</strong> Materialien,<br />

Revisionen der Richtl<strong>in</strong>ien für Schul<strong>in</strong>spektionen <strong>und</strong> des Curriculums h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der ethnischen Diversität, e<strong>in</strong>schließlich der E<strong>in</strong>führung des Fachs Citizenship<br />

Education sowie spezifische Audits der lokalen Behörden <strong>in</strong> den Schulen.<br />

Das Projekt „Qualität <strong>in</strong> multikulturellen Schulen“ im Kanton Zürich<br />

Das Schulentwicklungsprojekt "Qualität <strong>in</strong> multikulturellen Schulen" (QUIMS) wurde<br />

1996 als Teilprojekt e<strong>in</strong>er umfassenden Reform der Volksschule im Kanton<br />

Zürich gestartet (vgl. auch: www.quims.ch). Im Mittelpunkt der Reformen steht die<br />

E<strong>in</strong>führung der Teilautonomie. Anders als <strong>in</strong> England standen Markt- <strong>und</strong><br />

Wettbewerbsmechanismen <strong>in</strong> der Zürcher Volksschulreform bisher nicht im<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Der Erhalt e<strong>in</strong>er staatlich getragenen Volksschule wird betont, die<br />

neuen Steuerungsmechanismen werden den pädagogischen Zielen untergeordnet<br />

(vgl. ED Zürich 1997).<br />

Im Kanton Zürich g<strong>in</strong>gen Impulse für e<strong>in</strong>e Strategie der Qualitätsentwicklung <strong>in</strong><br />

„multikulturellen“ Schulen Mitte der 1990er Jahre von mehreren Seiten aus. Angesichts<br />

zunehmender Diskrepanzen <strong>in</strong> den Bildungserfolgen von Schweizer K<strong>in</strong>dern<br />

<strong>und</strong> von K<strong>in</strong>dern aus <strong>Migranten</strong>familien (vgl. Kronig et al. 2000) gestand die Politik<br />

die Unzulänglichkeit der bis dah<strong>in</strong> erprobten Maßnahmen im Bereich der<br />

Interkulturellen Pädagogik e<strong>in</strong>. Eltern, die um den Schulerfolg ihrer K<strong>in</strong>der besorgt<br />

waren, wanderten aus Quartieren ab, <strong>in</strong> denen viele Familien mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wohnen. Dadurch wurden Segregationstendenzen verstärkt.<br />

Rechtspopulistische Parteien unternahmen Vorstöße zur E<strong>in</strong>richtung separater<br />

Klassen für fremdsprachige K<strong>in</strong>der, die sie mit dem s<strong>in</strong>kenden Leistungsniveau <strong>in</strong><br />

Schulen mit hohen Anteilen von <strong>Migranten</strong>k<strong>in</strong>dern begründeten. Vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurde das QUIMS-Projekt Ende der 1990er Jahre e<strong>in</strong> wichtiges<br />

politisches Signal für Integration <strong>und</strong> für den Erhalt e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Volksschule, mit dessen Hilfe Segregationstendenzen vorerst der Boden entzogen<br />

wurde.<br />

QUIMS bietet Schulen mit e<strong>in</strong>em höheren Anteil von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

(ab ca. 40%) fachliche <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung, damit diese auf<br />

lokale Bedürfnisse abgestimmte pädagogische Maßnahmen entwickeln können.<br />

Das Projekt verfolgt drei Zielsetzungen:<br />

1. Die Schulen sollen e<strong>in</strong> hohes Leistungsniveau erreichen. Die Lernerfolge der<br />

K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> <strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sollen <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er<br />

durchschnittlichen Beteiligung gesteigert werden.<br />

2. Als weiteres Qualitätskriterium gilt e<strong>in</strong>e hohe Schulzufriedenheit aller Beteiligten.<br />

3. Im Mittelpunkt sämtlicher Interventionen steht das Lernen im Unterricht. Die<br />

Prozesse im Klassenzimmer <strong>und</strong> die Beziehung der Schule zum Elternhaus werden<br />

als Hauptansatzpunkt def<strong>in</strong>iert, gestützt durch e<strong>in</strong> positives pädagogisches<br />

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Klima im gesamten Schulhaus <strong>und</strong> Maßnahmen im weiteren <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld<br />

der Schule. Betont wird die Wichtigkeit e<strong>in</strong>er Gesamtstrategie, die die<br />

verschiedenen schulischen Handlungsebenen verknüpft <strong>und</strong> gleichgerichtetes<br />

Arbeiten ermöglicht (vgl. Rüesch 1999).<br />

QUIMS geht davon aus, dass Themen der Diversität <strong>und</strong> Gleichheit explizit auf der<br />

Agenda stehen müssen, um e<strong>in</strong>en signifikanten Abbau von Bildungsungleichheit<br />

zu erreichen. Deshalb stellt das Programm zwei Hauptprobleme <strong>in</strong> den<br />

Mittelpunkt: den Umgang mit der Mehrsprachigkeit <strong>und</strong> die Realisierung von<br />

Chancengerechtigkeit. Damit die Schulen <strong>in</strong> diesen Problembereichen<br />

<strong>in</strong>tervenieren können, werden ihnen sechs Module angeboten:<br />

• Verstärkung der Leistungsförderung,<br />

• Sprachförderung,<br />

• langepasste Lernbeurteilung <strong>und</strong> Förderplanung,<br />

• E<strong>in</strong>bezug <strong>und</strong> Mitwirkung der Eltern,<br />

• vor- <strong>und</strong> außerschulische Lernanregungen <strong>und</strong><br />

• Gestaltung e<strong>in</strong>er Schulkultur der Anerkennung.<br />

Beteiligte Schulen wählen aus den genannten sechs Feldern als Schwerpunkte <strong>in</strong><br />

ihrem lokalen Schulprogramm jeweils e<strong>in</strong> bis zwei Module zur Bearbeitung für e<strong>in</strong>e<br />

zwei- bis dreijährige Projektphase aus. Alle Module s<strong>in</strong>d didaktisch aufbereitet <strong>und</strong><br />

z.T. standardisiert, um den Schulen den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> diese Aktivitäten zu<br />

erleichtern. Die Module werden im Rahmen e<strong>in</strong>es Schulentwicklungsprogramms <strong>in</strong><br />

den Schulen implementiert. Sie erhalten e<strong>in</strong> jährliches Budget für zeitliche<br />

Entlastungen der Lehrpersonen, externe Fachleute für Weiterbildungen <strong>und</strong><br />

Fachberatung <strong>und</strong> die Realisierung e<strong>in</strong>zelner Teilprojekte sowie e<strong>in</strong>e<br />

Schulbegleitung. Der Kanton unterstützt die Arbeit <strong>in</strong> den Schulen ferner durch die<br />

Entwicklung von Materialien <strong>und</strong> Handbüchern (z.B. Mächler et al. 2000),<br />

Fortbildungsangebote, jährliche Netzwerktagungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Homepage. Im Zuge<br />

der sorgfältigen Entwicklung <strong>und</strong> Erprobung der pädagogischen <strong>und</strong> methodischen<br />

Konzepte wurde die Zahl der teilnehmenden Schulen sukzessive erhöht. z.Zt. wird<br />

das Projekt auf ca. <strong>10</strong>0 Schulen ausgeweitet. Auf kantonale Ebene erfolgte e<strong>in</strong>e<br />

Rückkopplung der gewonnenen Erfahrungen mit anderen laufenden<br />

Reformvorhaben im Kanton, <strong>in</strong> denen neue Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für Integrations-<br />

<strong>und</strong> Leistungsförderung festgelegt werden. Seit 2005 ist die Qualitätssicherung <strong>in</strong><br />

multikulturellen Schulen im Volksschulgesetz verankert.<br />

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4. Impulse für die Schulentwicklung <strong>in</strong> Deutschland<br />

Die dargestellten schulpolitischen Strategien demonstrieren, dass Qualitäts- <strong>und</strong><br />

Gleichheitsziele durchaus kompatibel s<strong>in</strong>d. Lehrreich für die Schulentwicklung <strong>in</strong><br />

Deutschland s<strong>in</strong>d v. a. die folgenden Tendenzen:<br />

· Die Risiken von Armut <strong>und</strong> sozialer Exklusion sollen präventiv bereits im Bildungssystem<br />

bekämpft werden. Dabei werden schulische Strukturen <strong>und</strong> Prozesse<br />

im Unterricht, <strong>in</strong> den Organisationen <strong>und</strong> im breiteren Bildungssystem als zwar<br />

nicht alle<strong>in</strong>ige, aber dennoch e<strong>in</strong>e wesentliche Problemursache für das<br />

disproportionale schulische Scheitern von K<strong>in</strong>dern mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

aus sozial marg<strong>in</strong>alisierten Gruppen anerkannt.<br />

· Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden bisher punktuelle <strong>und</strong> isolierte Maßnahmen (z.B.<br />

Förderung <strong>in</strong> der Schulsprache, Kooperation mit Eltern, anti-rassistische Bildung,<br />

Schulsozialarbeit) zu e<strong>in</strong>er umfassenden <strong>in</strong>tegrativen Programmatik zu bündeln<br />

versucht, die Phänomenen <strong>in</strong>stitutioneller Diskrim<strong>in</strong>ierung Rechnung tragen.<br />

· Aspekte der ethnischen Diversität <strong>und</strong> Chancengleichheit werden zum Anlass für<br />

geplanten <strong>in</strong>stitutionellen Wandel <strong>in</strong> den Kernbereichen von Unterricht <strong>und</strong><br />

Schulen (Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g), e<strong>in</strong>schließlich der erforderlichen Strukturveränderungen<br />

im <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld der Schulen (Aufbau von Stütz- <strong>und</strong> Kontrollsystemen).<br />

Der zentrale Widerspruch der Agenda gegen Bildungsungleichheit <strong>in</strong> Großbritannien<br />

liegt dar<strong>in</strong>, dass Fragen ethnischer Gleichheit zwar im Rahmen schulischen<br />

Qualitätsmanagements <strong>in</strong> vorbildlicher Weise thematisiert werden. Das Potential<br />

dieser Neuerungen wird jedoch durch das im englischen Erziehungssystem<br />

vorherrschende enge Verständnis von Schulerfolg als Test- <strong>und</strong><br />

Examensergebnisse <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>lagenfächern, die hochselektiven<br />

Schulstrukturen, die autoritären Top-Down-Systeme der Qualitätskontrolle <strong>und</strong> v.a.<br />

durch die gegebenen Marktbed<strong>in</strong>gungen konterkariert, die alle Schulen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

harten Konkurrenzkampf um hohe Positionen <strong>in</strong> den lokalen Schulrank<strong>in</strong>gs <strong>und</strong><br />

um attraktive Schüler- <strong>und</strong> Elterngruppen e<strong>in</strong>spannen – wodurch Effekte der<br />

Segregation <strong>und</strong> Selektion im Endeffekt eher zunehmen.<br />

Die Schulentwicklung im Projekt „Qualität <strong>in</strong> multikulturellen Schulen“ im Kanton<br />

Zürich erweist sich zunächst e<strong>in</strong>mal als produktiverer Handlungsrahmen, um die<br />

Qualität von Schulen im Umgang mit Heterogenität zu verbessern <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er<br />

Transformation der schulischen Strukturen <strong>und</strong> Prozesse <strong>in</strong> Richtung von Inklusion<br />

<strong>und</strong> Bildungsgerechtigkeit beizutragen. Als günstig erweist sich hier der klare Fo-<br />

Fokus auf die Lernbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Unterricht <strong>und</strong> Schule, statt primär auf den<br />

Leistungs-Output, wie <strong>in</strong> England. QUIMS setzt stärker auf Anreize <strong>und</strong> Unterstüt-<br />

Unterstützung der pädagogischen Entwicklungsarbeit sowie auf partnerschaftliche<br />

Formen der Zusammenarbeit zwischen Behörden <strong>und</strong> Schulen. Der Verzicht auf<br />

Marktmechanismen gewährt den Schulen den nötigen Freiraum. Sie können auf<br />

der Basis sorgfältiger (ergebnisoffener) Erk<strong>und</strong>ungen der eigenen Praxis,<br />

Bedarfsanalysen <strong>und</strong> Beratung vor Ort, eigene Strukturen aufbauen, um die<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Barrieren abzutragen, die dem Erfolg bestimmter K<strong>in</strong>der im Weg<br />

stehen. QUIMS versteht sich nicht als Ersatz für gr<strong>und</strong>legendere Reformen im<br />

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Bildungssystem, v. a. den Abbau selektiver Schulstrukturen. Die Berücksichtigung<br />

von Aspekten der Heterogenität <strong>und</strong> Chancengleichheit als Bestandteil von<br />

Reformvorhaben im Bildungssystem eröffnet nicht zuletzt Optionen, dass diese<br />

Ziele auch auf längere Sicht zum Prüfkriterium für die Qualität anderer<br />

Reformelemente (z.B. Elemente der Marktsteuerung) werden können.<br />

Der Vergleich zeigt, dass Schulentwicklung <strong>in</strong> nicht-diskrim<strong>in</strong>ierender Absicht über<br />

geeignete Konzepte <strong>und</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Stützsysteme im engeren S<strong>in</strong>ne (z.B.<br />

geeignete Evaluationsverfahren <strong>und</strong> Beratungssysteme) h<strong>in</strong>aus Weichenstellungen<br />

im weiteren <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld erfordert, die der Umsetzung von<br />

Zielen demokratischer Gleichheit zuträglich s<strong>in</strong>d. In Anbetracht der nicht nur <strong>in</strong><br />

England festzustellenden Engführungen vorherrschender Konzepte von<br />

Schuleffektivität <strong>und</strong> -wandel ist es dr<strong>in</strong>gend geboten, Steuerungskonzepte, wie<br />

sie derzeit <strong>in</strong> England erprobt werden mit <strong>in</strong> Deutschland u.a. Ländern<br />

vorf<strong>in</strong>dbaren alternativen Modellen zur pädagogischen Schulentwicklung, die mit<br />

demokratischen Bildungszielen <strong>und</strong> -praxen besser vere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d, zu verb<strong>in</strong>den.<br />

Solche Ansätze wären <strong>in</strong> Forschung, Politik <strong>und</strong> Praxis gezielt weiterzuentwickeln<br />

(vgl. Wrigley 2003; Gomolla 2005).<br />

Best Practice<br />

Chancenlos? -<br />

Autor: Re<strong>in</strong>hold Gravelmann (Dipl.Päd./Dipl.<br />

Soz.Päd.), Bildungsvere<strong>in</strong>igung Arbeit <strong>und</strong><br />

Leben / Pro-Aktiv-Center / Standort Hannover<br />

AusländerInnen, MigrantInnen, Nicht-Deutsche, E<strong>in</strong>gebürgerte,<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge…viele Namen für junge Menschen, die es<br />

schwer haben, sich beruflich zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Die Schlagworte s<strong>in</strong>d bekannt. Im Vergleich zu deutschen <strong>Jugendliche</strong>n ist die<br />

Anzahl von MigrantInnen ohne Schulabschluss erheblich höher, viele <strong>Jugendliche</strong><br />

bleiben ganz ohne Abschluss, deutlich weniger MigrantInnen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den<br />

weiterführenden Schulformen <strong>und</strong> diejenigen, die das Schulsystem erfolgreich<br />

durchlaufen, haben dennoch größere Probleme, e<strong>in</strong>e berufliche Ausbildungsstelle<br />

zu bekommen.<br />

Das schlägt sich nieder auf dem Arbeitsmarkt. Der Anteil an <strong>Migranten</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> an e<strong>in</strong>er beruflichen Ausbildung ist deutlich niedriger (auch bei<br />

vergleichbarem Bildungsabschluss). Der Arbeitsmarkt grenzt „Ausländer“ mehr als<br />

doppelt so häufig aus wie deutsche <strong>Jugendliche</strong>. In der Folge f<strong>in</strong>den sie sich -<br />

zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> größeren Städten- überproportional häufig <strong>in</strong> Maßnahmeangeboten<br />

wieder.<br />

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Nicht selten ist e<strong>in</strong>e Folge der Ausgrenzung bzw. mangelnden Teilnahmechancen<br />

e<strong>in</strong>e soziale <strong>und</strong> persönliche Des<strong>in</strong>tegration, die sich <strong>in</strong> vielfältiger Weise niederschlägt.<br />

Auch hier gilt es anzusetzen. Besonders männliche <strong>Jugendliche</strong> mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben Probleme <strong>und</strong>/oder machen Probleme.<br />

Unterstützung der besonderen Art<br />

E<strong>in</strong> Angebot der besonderen Art, ist das ehemalige RAN-Projekt <strong>in</strong> Hannover <strong>in</strong><br />

Trägerschaft der geme<strong>in</strong>nützigen gewerkschaftlichen Bildungsvere<strong>in</strong>igung Arbeit<br />

<strong>und</strong> Leben – seit Januar 2007 e<strong>in</strong> Teilprojekt des Gesamtprogramms „Pro-Aktiv-<br />

Center“ der Region Hannover. Die <strong>Migranten</strong>jugendlichen der Landeshauptstadt<br />

f<strong>in</strong>den sich zu H<strong>und</strong>erten wieder <strong>in</strong> der Beratungsstelle, die das Ziel der<br />

beruflichen Integration <strong>in</strong> den ersten Arbeitsmarkt sowie die persönliche <strong>und</strong><br />

soziale Stabilisierung der jungen Menschen verfolgt.<br />

Langfristige, <strong>in</strong>tensive <strong>und</strong> ganzheitliche Beratung <strong>und</strong> Begleitung bilden das F<strong>und</strong>ament<br />

der Arbeit. Schon sehr früh entwickelte sich der Schwerpunkt <strong>in</strong> Richtung<br />

MigrantInnenberatung, da der Beratungsbedarf besonders hoch war. Über 70%<br />

der jungen Menschen im Alter von 14-24 s<strong>in</strong>d <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

Nachdem anfänglich das Aufsuchen der <strong>Jugendliche</strong>n im<br />

Vordergr<strong>und</strong> stand, ersche<strong>in</strong>en sie seit vielen Jahren vorwiegend über die gut<br />

funktionierende „M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>“-Propaganda <strong>in</strong>nerhalb der sozialen Milieus <strong>und</strong><br />

neuerd<strong>in</strong>gs auch durch die stärkere Kooperation mit der ARGE, die ALG II-<br />

EmpfängerInnen zur Beratung schickt. Intensiviert werden soll der Kontakt zu<br />

Berufsschulen, um die <strong>Jugendliche</strong>n frühzeitiger zu erreichen.<br />

Wieso? Weshalb? Warum?<br />

Was s<strong>in</strong>d das für <strong>Jugendliche</strong>, die Unterstützung <strong>in</strong> Anspruch nehmen? Welche<br />

Probleme kennzeichnen ihre Situation? S<strong>in</strong>d wirklich die so oft <strong>in</strong>s Spiel<br />

gebrachten „fehlenden Sprachkenntnisse“ ausschlaggebend? Welche<br />

Benachteiligungen müssen <strong>Migranten</strong> <strong>und</strong> <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> erfahren? Durch welche<br />

<strong>in</strong>dividuellen Verhaltensprobleme isolieren sie sich? Die Vielfalt ist<br />

unüberschaubar. In e<strong>in</strong>em kurzen Artikel ohneh<strong>in</strong> nicht darstellbar. Daher können<br />

nur Schlaglichter auf Problemlagen <strong>und</strong> Lösungsansätze geworfen werden.<br />

Schlaglichter auf Problemfelder, pädagogische Arbeitsweisen <strong>und</strong> Lösungsansätze<br />

Meran – die Verfolgte<br />

Zum Beispiel Meran. Meran, e<strong>in</strong>e 20 jährige junge Frau, sitzt vor mir. Sie ist vor<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren aus ihrem Heimatland nach Deutschland geflohen. Hier hatte sie<br />

e<strong>in</strong>e Duldung über jeweils e<strong>in</strong>ige Monate. Jetzt ist die Duldung auf 1 Jahr<br />

verlängert.<br />

Ihre gesamte Familie ist verfolgt worden. Sie hat z.B. Schläge erhalten, weil sie<br />

nicht weit genug verschleiert war. Ihre Familie hat sich mehrere Wochen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

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Keller verstecken müssen. Ihr Vater ist ermordet worden. Ihre Brüder s<strong>in</strong>d aus<br />

dem Land geflohen, seitdem fehlt jeglicher Kontakt. Schließlich hat auch sie mit<br />

ihrer Mutter zusammen das Land verlassen.<br />

Meran beschreibt sich als Mensch mit wenig Selbstvertrauen, vielen Ängsten <strong>und</strong><br />

oftmals verzweifelt. Der Zugang zu anderen Menschen fällt ihr schwer. Sie ist<br />

schon <strong>in</strong> der Schule schüchtern <strong>und</strong> still gewesen. Zu Hause ist sie h<strong>in</strong>gegen oft<br />

aggressiv. Abends kann sie oft nicht schlafen. Sie <strong>und</strong> ihre Mutter we<strong>in</strong>en sehr oft<br />

- auch zusammen. Sie sieht alles immer pessimistisch. So hat sie z.B. bei den<br />

ersten Absagen auf Bewerbungen aufgegeben. Auf den Gedanken, sich <strong>in</strong><br />

Therapie zu begeben, ist sie noch nicht gekommen. Zu Anfang habe sie auch gar<br />

nicht gewusst, dass es so etwas gibt. Ihr Schicksal kenne kaum jemand. Auf die<br />

Frage, ob sie Selbstmordgedanken habe, sagt sie: „Ich habe viel zu viel Angst vor<br />

dem Tod“.<br />

Nach e<strong>in</strong>em langen Gespräch bedankt sie sich, für die Ideen, die Vorschläge, das<br />

Mutmachen <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht, <strong>und</strong> vor allem, dass ich ihr soviel Positives über sie<br />

selbst gesagt habe, über ihr Auftreten (offener Blick, ihr Mut zu reden), ihr<br />

Aussehen (modischer Kleidungsstil, sie lasse sich äußerlich nicht hängen…) <strong>und</strong><br />

ihre Durchhaltekraft <strong>und</strong> Stärke (andere hätten vermutlich aufgegeben,<br />

Selbstverletzungen etc.). Außerdem habe sie Kompetenzen, wie z.B. gute<br />

Sprachkenntnisse <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Schulabschluss. Meran sagt, durch diese Beispiele<br />

hätte sie erkannt, dass sie sich doch erheblich zum Positiven verändert hat, ohne<br />

dass ihr das bewusst war. Viele praktische Vorschläge <strong>und</strong> Beispiele sollen ihr<br />

weitere Unterstützung bieten. So kann e<strong>in</strong> Hobby sehr hilfreich se<strong>in</strong> oder sportliche<br />

Aktivitäten, sie solle beim E<strong>in</strong>schlafen an Positives denken, eventuell e<strong>in</strong><br />

Tagebuch führen, sich selber kle<strong>in</strong>e Aufträge geben u.a.m. Vor allem empfehle ich<br />

ihr, die Hilfe e<strong>in</strong>er Therapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen.<br />

E<strong>in</strong>ige Monate später. Der Verlauf ist positiv. Meran hat die Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Jugendwerkstatt s<strong>in</strong>nvoll genutzt. Auch dort erhielt sie viel Unterstützung. Sie fand<br />

zu mehr Stabilität <strong>und</strong> Lebensmut. Mit PACE-Hilfe hat sie <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong>e<br />

Praktikumsstelle gef<strong>und</strong>en – e<strong>in</strong>e Stelle <strong>in</strong> ihrem Wunschberuf. Der Betrieb hat sie<br />

dann im Rahmen e<strong>in</strong>er außerbetrieblichen Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Ausbildungsverhältnis<br />

übernommen. Meran hat zudem e<strong>in</strong>e Therapie begonnen.<br />

Cet<strong>in</strong> - der „Deutsch-Türke“<br />

Zum Beispiel Cet<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> <strong>Jugendliche</strong>r, der <strong>in</strong> Deutschland aufgewachsen ist, hier<br />

die Schule erfolgreich durchlaufen hat <strong>und</strong> dennoch (anfänglich) ke<strong>in</strong>e Chance<br />

bekam. Wohnhaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stadtteil mit schlechtem Image <strong>und</strong> schwierigem sozialen<br />

Umfeld. Cet<strong>in</strong> schafft e<strong>in</strong>en recht guten Realschulabschluss, f<strong>in</strong>det jedoch<br />

auch mit Hilfe von RAN ke<strong>in</strong>e Lehrstelle im kaufmännischen Bereich. Daraufh<strong>in</strong><br />

wählt er den Weg über die BBS Handel. Parallel werden wieder Bewerbungen<br />

erstellt, sowie Eignungstests <strong>und</strong> Vorstellungsgespräche vorbereitet. Das Spekt-<br />

Spektrum der Berufe wird noch mal erweitert. Wieder ohne Erfolg. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Schleife ist notwendig. Er macht e<strong>in</strong> Berufspraktisches Jahr mit Praktika <strong>in</strong><br />

Betrieben. Nach über 150 Bewerbungen <strong>und</strong> 2 unfreiwilligen Umwegen f<strong>in</strong>det er<br />

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schließlich e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle. Die Arbeit von RAN lag vor allem dar<strong>in</strong>, Cet<strong>in</strong>s<br />

Motivation aufrechtzuerhalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Abrutschen <strong>in</strong> die örtliche Drogen- <strong>und</strong><br />

Krim<strong>in</strong>alitätsszene zu verh<strong>in</strong>dern. Ohne die pädagogische Unterstützung hätte<br />

Cet<strong>in</strong> sicher aufgegeben. Mittlerweile ist Cet<strong>in</strong> seit mehreren Jahren berufstätig.<br />

Yehan – der Verlierer<br />

Zum Beispiel Yehan. E<strong>in</strong> 18-jähriger männlicher türkischer <strong>Jugendliche</strong>r mit<br />

Sonderschulabschluss, der erst vor kurzem zu PACE <strong>in</strong> die Beratung kam.<br />

In der Sonderschule war Yehan leistungsschwach, hat aber immerh<strong>in</strong> den<br />

Sonderschulabschluss geschafft. In der Schule fiel er durch problematisches<br />

Sozialverhalten auf. Anschließend war er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Berufsvorbereitungsjahr. Auch<br />

dort gab es Probleme. Weil er Stress mit dem Meister hat, wird er e<strong>in</strong>ige Wochen<br />

vor Schuljahresende freigestellt, um Gewalttätigkeiten zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Yehan sagt, die Berufsberatung habe ihm e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Helferberuf<br />

zugesagt. Als dann nichts geschah, habe er nachgefragt. Nun hieß es, er könne<br />

nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e außerbetriebliche Ausbildung, weil se<strong>in</strong>e Mutter <strong>in</strong> Deutschland noch<br />

nicht gearbeitet hat. Sie hat noch weitere (jüngere) K<strong>in</strong>der zu betreuen, der Vater<br />

von Yehan lebt nicht <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Yehan hat nach dem BVJ e<strong>in</strong>ige Zeit als Regalbefüller gearbeitet. Er habe täglich<br />

Überst<strong>und</strong>en gemacht (ohne Bezahlung) <strong>und</strong> immer seien neue Anforderungen an<br />

ihn herangetragen worden. Letztlich habe er statt 5€ brutto nur ca. die Hälfte als<br />

St<strong>und</strong>enlohn gehabt. Daher sei er gegangen. Yehan ist mittlerweile fast 1 Jahr<br />

ohne Arbeit, als er zu PACE kommt. Ausgrenzung von Förderangeboten der<br />

Arbeitsverwaltung, <strong>in</strong>dividuelle Verhaltens- <strong>und</strong> Leistungsprobleme <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

schwieriger Arbeitsmarkt machen e<strong>in</strong>e berufliche Integration zu e<strong>in</strong>er sehr<br />

problematischen Angelegenheit.<br />

Mirdo - Sackgassen<br />

Mirdo hat die ersten <strong>10</strong> Jahre se<strong>in</strong>es Lebens <strong>in</strong> Mazedonien verbracht. Mirdo ist<br />

e<strong>in</strong> schüchtener junger Mann mit mäßigen Deutschkenntnissen. Er hat an e<strong>in</strong>er<br />

Hauptschule e<strong>in</strong>en (mäßigen) Realschulabschluss erlangt. Mirdo sucht e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildungsstelle als Maurer oder Fliesen-, Platten- <strong>und</strong> Mosaikleger. PACE<br />

unterstützt ihn im Bewerbungsprozess.<br />

Das BGJ-Bautechnik wird erfolgreich abgeschlossen. Frühzeitig beg<strong>in</strong>nt Mirdo<br />

se<strong>in</strong>e Bemühungen um e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle.<br />

♦ Alle Baufirmen <strong>in</strong> Hannover <strong>und</strong> der Region werden <strong>in</strong>itiativ<br />

angeschrieben<br />

(Ergebnis: nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Vorstellungsgespräch)<br />

♦ Mehrfache Versuche bei denselben Firmen<br />

(Ergebnis: auch die Hartnäckigkeit wird nicht belohnt)<br />

♦ Allen Firmen wird e<strong>in</strong> Praktikum angeboten (Ergebnis; er erhält nur e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>zige Gelegenheit für e<strong>in</strong> Praktikum)<br />

♦ Viele Firmen antworten nicht (Ergebnis: der Frust steigt zusätzlich)<br />

♦ Regelmäßige Kontakte zum Arbeitsamt (Ergebnis: ke<strong>in</strong> Angebot für<br />

Arbeit oder Maßnahme / ke<strong>in</strong> Bewerbungserfolg)<br />

♦ Parallel Bewerbungen für Arbeitsstellen (Ergebnis: 1 Jahr ohne Erfolg)<br />

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♦ Anmeldung beim Arbeitsamt für e<strong>in</strong>e Fortbildungsmaßnahme im<br />

Baubereich (Ergebnis: Maßnahme f<strong>in</strong>det nicht statt)<br />

♦ Zeit der Arbeitslosigkeit wird zum Erlangen des Führersche<strong>in</strong>s genutzt<br />

(Ergebnis: Führersche<strong>in</strong> Klasse B)<br />

Nach e<strong>in</strong>em Jahr <strong>in</strong>tensiver Bemühungen f<strong>in</strong>det Mirdo schließlich e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle,<br />

schließt sie erfolgreich mit der Note „ausreichend“ ab <strong>und</strong> wird anschließend<br />

vom Betrieb übernommen.<br />

Elmar – der Russlanddeutsche<br />

Zum Beispiel: Elmar. E<strong>in</strong> 20-jähriger russischstämmiger junger Mann.<br />

Selbstbewusst, kompetent, lernwillig, zuverlässig. Eigenschaften, die ihn<br />

auszeichnen. Elmar´s Problem: er ist erst seit 2 Jahren <strong>in</strong> Deutschland. Deshalb<br />

wird ihm offensichtlich nicht zugetraut, dass er e<strong>in</strong>e Ausbildung erfolgreich<br />

durchlaufen kann. Zweifellos s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e noch unzureichenden Sprachkenntnisse<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong> begrenztes Vermögen, sich schriftlich auszudrücken, e<strong>in</strong> großes<br />

H<strong>in</strong>dernis für e<strong>in</strong> erfolgreiches Durchlaufen e<strong>in</strong>er Ausbildung. Dennoch s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e<br />

Integrations- <strong>und</strong> Lernleistungen offensichtlich. Welcher Deutsche hätte <strong>in</strong><br />

Russland so schnell die Sprache erlernt - wohl nur die Wenigsten. Er erhält lange<br />

Zeit ke<strong>in</strong>e Chance, se<strong>in</strong>e Kompetenzen unter Beweis zu stellen. In e<strong>in</strong>em Praktikum<br />

wird er 2 Wochen ganz offensichtlich als kostenlose Arbeitskraft ausgenutzt,<br />

e<strong>in</strong> anderes Praktikum führt schließlich zum Erfolg. Elmar hat es mit Unterstützung<br />

von PACE geschafft. Er kann ab August se<strong>in</strong>e Kompetenzen <strong>in</strong> der Ausbildung<br />

unter Beweis stellen <strong>und</strong> wird nicht mehr auf ALG II-Unterstützung angewiesen<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Em<strong>in</strong>e – die Kopftuchträger<strong>in</strong><br />

Zum Beispiel: Em<strong>in</strong>e. Klischee: „typische, traditionelle, religiöse Türk<strong>in</strong>.“<br />

Erkennungsmerkmal: e<strong>in</strong> Kopftuch. Em<strong>in</strong>e hat sich -gegen den Willen ihres<br />

Mannes- für das Tragen des Kopftuches entschieden, Em<strong>in</strong>e ist <strong>in</strong> Deutschland<br />

aufgewachsen, Em<strong>in</strong>e spricht perfekt deutsch, Em<strong>in</strong>e hat e<strong>in</strong>en Schulabschluss<br />

erreicht, Em<strong>in</strong>e hat e<strong>in</strong>en Berufsabschluss vorzuweisen, Em<strong>in</strong>e ist arbeitslos. Das<br />

Kopftuch ist offensichtlich der Gr<strong>und</strong> für über 1jährige Arbeitslosigkeit. Schließlich<br />

f<strong>in</strong>det sie mit PACE-Hilfe e<strong>in</strong>e Arbeitsstelle. Nicht <strong>in</strong> ihrem Beruf, nicht das, was sie<br />

möchte, aber Em<strong>in</strong>e arbeitet…<strong>und</strong> das ist <strong>in</strong> schwierigen <strong>und</strong> islamkritischen bis<br />

„islamphobischen“ Zeiten schon viel. Nur wenige Arbeitgeber s<strong>in</strong>d bereit, diesen<br />

jungen Frauen e<strong>in</strong>e Chance e<strong>in</strong>zuräumen.<br />

Was zeichnet die Beratung aus?<br />

Beratung aus e<strong>in</strong>er Hand<br />

Viele <strong>Jugendliche</strong>, <strong>in</strong>sbesondere Leistungsschwächere oder junge Menschen mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> dieser hoch spezialisierten <strong>und</strong> komplexen<br />

Gesellschaft nicht mehr zurecht. Für alle Fragen, Probleme <strong>und</strong> Anliegen gibt es<br />

entsprechend zuständige Stellen. Der Mensch verliert sich im Dschungel der Zu-<br />

Zuständigkeiten <strong>und</strong> Spezialdienste. Der Betroffene wird von e<strong>in</strong>er Instanz zur<br />

nächsten geschickt, selbst <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Institution. Bei der Agentur für Arbeit<br />

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z.B. zwischen Leistungsabteilung, Berufsberatung, K<strong>in</strong>dergeldstelle, JobCenter<br />

etc. Dies hat den Vorteil, dass er beim „Spezialdienst“ se<strong>in</strong> spezifisches Problem<br />

umfassend erläutert oder geklärt bekommt. Dennoch macht e<strong>in</strong> Ansatz wie im Pro-<br />

Aktiv-Center sehr viel S<strong>in</strong>n, der versucht, so umfassend wie irgend möglich<br />

Kompetenzen zu bündeln <strong>und</strong> weitgehend Unterstützung aus e<strong>in</strong>er Hand anzubieten.<br />

Der junge Mensch hat erst mal nur e<strong>in</strong>e Anlaufstelle. Dies gibt Sicherheit <strong>und</strong> Vertrauen<br />

<strong>und</strong> vermeidet Frustrationen, Papierkrieg, Wartezeiten, neue Hemmschwellen<br />

etc. So lässt sich e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis aufbauen, dass für die Arbeit von<br />

zentraler Bedeutung ist. <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d oft besonders<br />

<strong>in</strong>teressiert, an weitergehenden Unterstützungsangeboten (z.B. beim Ausfüllen<br />

von Formularen, bei ausländerrechtlichen Fragen etc.)<br />

Selbstverständlich muss der Sozialarbeiter/die Sozialarbeiter<strong>in</strong> auch erkennen,<br />

wenn die <strong>in</strong>dividuelle Problematik e<strong>in</strong>en spezialisierten Fachdienst benötigt (z.B.<br />

bei hoher Verschuldung oder Drogenabhängigkeit). Gr<strong>und</strong>sätzlich ist das Konzept<br />

„weitgehend aus e<strong>in</strong>er Hand“ jedoch e<strong>in</strong> zentrales Element der Beratungsstelle<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es erfolgreichen pädagogischen Ansatzes.<br />

Der Ansatz<br />

Die Beratung bezieht sich i. d. R. nicht alle<strong>in</strong> auf den beruflichen Integrationsprozess,<br />

sondern sie soll ganzheitlich se<strong>in</strong>. Erst durch das E<strong>in</strong>beziehen von evt.<br />

Problemlagen kann die Integration längerfristig erfolgreich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> <strong>Jugendliche</strong>r<br />

mit Drogenproblematik wird im Berufsleben oder <strong>in</strong> der Schule kaum durchhalten<br />

können, e<strong>in</strong> junger Mensch mit Aggressionen muss adäquates Verhalten lernen,<br />

e<strong>in</strong> unsichererer <strong>Jugendliche</strong>r benötigt Selbstvertrauen, um <strong>in</strong> der (Arbeits-)Welt<br />

klar zu kommen.<br />

Niedrigschwelliger Zugang<br />

Für die <strong>Jugendliche</strong>n stellt es e<strong>in</strong>e große Hürde dar, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Beratungssituation zu begeben. <strong>Migranten</strong>jugendliche habe oft besondere<br />

Schwierigkeiten, sich an e<strong>in</strong>e Behörde oder Beratungse<strong>in</strong>richtung zu wenden. Was<br />

erwartet sie? Wer sitzt Ihnen gegenüber? Werden sie durch den Gesprächsverlauf<br />

überfordert? Daher macht es S<strong>in</strong>n, die <strong>Jugendliche</strong>n an Orten aufzusuchen, die<br />

ihnen vertraut s<strong>in</strong>d (z.B. an Schulen oder <strong>in</strong> Jugendzentren). Zum<strong>in</strong>dest sollte die<br />

Beratung so spontan <strong>und</strong> schnell wie irgend möglich erfolgen, damit der erste Mut<br />

nicht nachlässt. Günstig s<strong>in</strong>d außerdem e<strong>in</strong>e gute Erreichbarkeit <strong>und</strong> weitgehende<br />

Öffnungszeiten der Pro-Aktiv-Centren. Auch muttersprachliche SozialarbeiterInnen<br />

im Pro-Aktiv-Center können e<strong>in</strong> Motiv se<strong>in</strong>, sich Unterstützung zu holen.<br />

Besonders bewährt hat sich <strong>in</strong> Hannover die „M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-Propaganda“ unter<br />

den <strong>Jugendliche</strong>n. Gerade <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden über<br />

diesen Weg sehr gut erreicht. Oft br<strong>in</strong>gen die <strong>Jugendliche</strong>n e<strong>in</strong>fach ihren Fre<strong>und</strong><br />

oder ihre Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> zum Gespräch mit. Dadurch ist die Hemmschwelle genommen<br />

<strong>und</strong> die „Begleitung“ kann zuhören, e<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> auch<br />

eigene Anliegen direkt e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

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Unverb<strong>in</strong>dlicher E<strong>in</strong>stieg<br />

„Arbeitslosigkeit“ ist nicht so stigmatisierend, weil Millionen andere Menschen auch<br />

ohne Arbeit s<strong>in</strong>d. Entsprechend fällt den <strong>Jugendliche</strong>n das Aufsuchen der Beratungsstelle<br />

nicht ganz so schwer. „Ich benötige Hilfe bei Bewerbungen“ heißt es<br />

dann oft. Der <strong>Jugendliche</strong> muss sich nicht mit persönlichen Problemen outen, wie<br />

es bei anderen Beratungsstellen i. d. R. der Fall ist. Das Drogenproblem, die<br />

schulischen Schwierigkeiten, psychische Problematiken, Straftaten, Aggressionen<br />

o.ä. werden oft Inhalt der Gespräche. Die sozialpädagogischen Hilfsangebote<br />

können dann quasi ergänzend angeboten werden. Die <strong>Jugendliche</strong>n stehen dieser<br />

Unterstützung <strong>in</strong> den allermeisten Fällen sehr offen gegenüber. In diesem Zusammenhang<br />

hat sich bewährt, dass die Inhalte der Gespräche vertraulich s<strong>in</strong>d.<br />

Langfristigkeit<br />

Ganzheitliches Arbeiten setzt voraus, dass es möglich ist, den jungen Menschen<br />

längerfristig zu beraten. In den Anfangszeiten des Vorgängerprojektes (RAN) war<br />

noch von jahrelanger Begleitung die Rede, um die jeweiligen beruflichen<br />

Übergänge (allgeme<strong>in</strong>bildende Schule, Berufsschule, Ausbildung / Arbeit)<br />

begleiten zu können. Dies macht bei e<strong>in</strong>zelnen <strong>Jugendliche</strong>n S<strong>in</strong>n. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollte e<strong>in</strong>e weitgehende Verselbständigung <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e „pädagogische Dauerbelagerung“<br />

das Ziel se<strong>in</strong>.<br />

Beraterkompetenz (Fachwissen)<br />

„Beratung aus e<strong>in</strong>er Hand“ erfordert e<strong>in</strong>e hohe fachliche Kompetenz. Ob<br />

Ausländerrecht oder Arbeitsrecht, ob Agentur für Arbeit oder JobCenter, ob<br />

Fragen zu F<strong>in</strong>anzen oder Behördenstrukturen, ob Maßnahmeangebote oder<br />

örtlicher Arbeitsmarkt, ob Schulstrukturen oder Mietrecht oder ...die Vielfalt ist<br />

enorm. Daher benötigt die pädagogische Fachkraft e<strong>in</strong> sehr weitgehendes<br />

Fachwissen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en guten Überblick über die örtlichen Gegebenheiten.<br />

Vernetzung mit möglichst vielen Akteuren erleichtert die Arbeit.<br />

Bei <strong>Migranten</strong>jugendlichen kommen spezielle Themenfelder h<strong>in</strong>zu. Beispielsweise<br />

Fragen zur Duldung, zur E<strong>in</strong>bürgerung, zum Ausländerrecht etc. Die vielfältigen<br />

Erfahrungen der Pro-Aktiv-Center-MitarbeiterInnen im Umgang mit MigrantInnen<br />

s<strong>in</strong>d von großem Vorteil, um angemessen auf die Erwartungen dieser Klientel<br />

e<strong>in</strong>gehen zu können.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d spezifische Kenntnisse über die beruflichen Fragestellungen<br />

notwendig, wenn es um Bewerbungen, Eignungstests, den Ausbildungsmarkt,<br />

schulische Angebote, Jugendarbeitslosenprojekte, den Arbeitsmarkt oder<br />

Förderangebote geht.<br />

Letztlich ist die pädagogische Kompetenz der Fachkräfte des Pro-Aktiv-Centers<br />

von erheblicher Bedeutung. Kann mit der <strong>in</strong>dividuellen Problemvielfalt, die die<br />

meisten jungen Menschen mitbr<strong>in</strong>gen, angemessen umgegangen werden?<br />

(auto)aggressives Verhalten, psychische Probleme, Straffälligkeit, f<strong>in</strong>anzielle<br />

Schwierigkeiten, Schulverweigerung, Drogenkonsum, Probleme im Elternhaus, <strong>in</strong><br />

der Schule, <strong>in</strong> der Clique etc.<br />

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Beraterpersönlichkeit<br />

Sehr wichtig ist die Persönlichkeit der Berater<strong>in</strong>/des Beraters. Nur wenn es gel<strong>in</strong>gt,<br />

den berühmten „Draht“ zum <strong>Jugendliche</strong>n zu bekommen s<strong>in</strong>d längerfristige <strong>und</strong><br />

nachhaltige Erfolge möglich. Dazu ist e<strong>in</strong> entsprechend empathisches <strong>und</strong> vorurteilsfreies<br />

Herangehen gekoppelt mit e<strong>in</strong>er hohen Motivation notwendig. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong>e angemessene, verständliche Sprache sehr wichtig. Das allgeme<strong>in</strong>e<br />

Sprachniveau, die jeweilige Artikulation, der grammatikalische Satzaufbau, die<br />

Verwendung von Fremdwörtern, die Benutzung von Fachvokabular oder die<br />

Darlegung logischer Kausalzusammenhänge werden leider oft so transportiert <strong>und</strong><br />

wie <strong>in</strong> diesem Satz formuliert, so dass kaum e<strong>in</strong> <strong>Jugendliche</strong>r verstehen wird, was<br />

geme<strong>in</strong>t ist.<br />

Ausblick<br />

Gegen fehlende Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsplätze sowie gesellschaftliche<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierungen hilft aber auch das beste Unterstützungssystem nicht. Auch an<br />

diesen Problembereichen gilt es (auf anderen Ebenen) zu arbeiten.<br />

Im Rahmen der Gegebenheiten ist das geschilderte Konzept e<strong>in</strong> idealer Ansatz<br />

zum Erreichen von jungen Menschen mit Problemlagen, die weit über die<br />

beruflichen Integrationsschwierigkeiten h<strong>in</strong>ausgehen.<br />

Die Beratung beim Pro-Aktiv-Center verläuft selbstverständlich nicht bei jedem<br />

<strong>Jugendliche</strong>n gradl<strong>in</strong>ig oder erfolgreich. Es gibt Rückschläge, Fehlschläge <strong>und</strong><br />

Abbrüche. Dennoch ist unsere Arbeit für sehr viele junge Menschen<br />

ausgesprochen erfolgreich. Der Arbeitsansatz hat sich bewährt. Der gute Ruf hält<br />

sich -<strong>in</strong>sbesondere auch bei MigrantInnen- seit vielen Jahren.<br />

Bislang wird dies von (fast) allen Akteuren auf der regionalen <strong>und</strong> überregionalen<br />

Ebene über alle Parteigrenzen <strong>und</strong> Fachbereiche h<strong>in</strong>weg anerkannt <strong>und</strong><br />

entsprechend f<strong>in</strong>anziell abgesichert.<br />

Es bleibt im Interesse der jungen Menschen zu hoffen, dass die Freiräume, die<br />

das Konzept des Pro-Aktiv-Centers bietet, erhalten bleiben. Nur dann kann der<br />

Ansatz weiterh<strong>in</strong> so erfolgreich se<strong>in</strong>. In der Region Hannover stehen alle<br />

Beteiligten erfreulicherweise (weitgehend) h<strong>in</strong>ter der bisherigen Arbeitsweise.<br />

• Anmerkung: Die Namen der <strong>Jugendliche</strong>n s<strong>in</strong>d frei erf<strong>und</strong>en.<br />

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Die Integrationslotsen - Modellprojekte<br />

der Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

für Jugendsozialarbeit<br />

(LAG JAW)<br />

Autor<strong>in</strong>: Dimitra Atiselli, LAG JAW<br />

Die Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Jugendsozialarbeit<br />

<strong>in</strong> Niedersachsen (LAG JAW) hat vergangenes Jahr vier Intergrationslotsenprojekte<br />

modellhaft entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt, die vom<br />

Niedersächsischen M<strong>in</strong>isterium für Inneres, Sport <strong>und</strong> Integration gefördert wurden.<br />

E<strong>in</strong>es davon ist das Modellprojekt der "Integrationslotsen für Toleranz <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>terkulturelle Verständigung". Engagierte Schüler/<strong>in</strong>nen der IGS Mühlenberg<br />

<strong>in</strong> Hannover wurden als ehrenamtliche „Peer-Tra<strong>in</strong>erInnen“ ausgebildet. „Berufs-<br />

<strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ ist e<strong>in</strong> weiteres Modellprojekt, das <strong>in</strong> zwei Durchgängen<br />

modellhaft umgesetzt wurde. <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, die alle<strong>in</strong> den<br />

Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf nicht meistern, werden durch ausgebildete<br />

„Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ bei ihrer beruflichen Integration unterstützt <strong>und</strong><br />

begleitet. Das Modellprojekt Integrationslotsen – Eltern<strong>in</strong>fo Schule <strong>und</strong> Bildung hat<br />

das Ziel, die Bildungssituation durch Stärkung der Elternbeteiligung bei Bildungsfragen<br />

zu verbessern.<br />

Integrationslotsen für Toleranz <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Verständigung<br />

Das Pilotprojekt "Integrationslotsen für Toleranz <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Verständigung"<br />

wurde aufgr<strong>und</strong> der Problemlagen <strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungen der<br />

Jugendsozialarbeit / Jugendberufshilfe durchgeführt. Das Ziel des Modellprojektes<br />

ist e<strong>in</strong>erseits, das Klima <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> Schulen sowie<br />

anderen E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Hannover nachhaltig <strong>und</strong> langfristig <strong>in</strong> Richtung<br />

Toleranz, Akzeptanz <strong>und</strong> Offenheit für Unterschiedlichkeit <strong>und</strong> Vielfalt ("Diversity")<br />

zu verbessern. Andererseits sollen die Chancen der beteiligten <strong>Jugendliche</strong>n auf<br />

dem Arbeitsmarkt durch Erhöhung ihrer sozialen <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturellen Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Teamfähigkeit verbessert werden.<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler deutscher <strong>und</strong> nichtdeutscher Herkunft aus der<br />

Oberstufe der IGS - Mühlenberg <strong>in</strong> Hannover wurden als „Integrationslotsen für<br />

Respekt <strong>und</strong> Toleranz <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Verständigung“ ausgebildet.<br />

Die Qualifizierung der <strong>Jugendliche</strong>n be<strong>in</strong>haltete die Themen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

der E<strong>in</strong>wanderung <strong>und</strong> des Ehrenamtes, Gruppenleitung <strong>und</strong><br />

Moderation sowie die Ausbildung zu Peertra<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen.<br />

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Das Peertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zeichnet sich zum e<strong>in</strong>en dadurch aus, dass <strong>Jugendliche</strong> nach der<br />

Qualifizierung andere <strong>Jugendliche</strong> selbst tra<strong>in</strong>ieren. Zum anderen ist Peertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong> Toleranztra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, e<strong>in</strong> Modell zur Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Vorurteilen,<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung, Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit, Rassismus <strong>und</strong> Vielfalt.<br />

Durch das Peertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wird den Teilnehmenden möglich gemacht, ihren Mitmenschen<br />

im Alltag bewusster wahrzunehmen <strong>und</strong> offener auf Fremde/s zuzugehen.<br />

Der E<strong>in</strong>satz der Integrationslotsen erfolgt an <strong>in</strong>teressierten E<strong>in</strong>richtungen der<br />

Jugendsozialarbeit/Jugendberufshilfe <strong>und</strong> Schulen. Die Integrationslotsen für<br />

Toleranz <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkultureller Verständigung organisieren <strong>und</strong> führen Workshops<br />

durch <strong>in</strong> Peergroups zur Entwicklung der <strong>in</strong>terkulturellen <strong>und</strong> sozialen Kompetenz.<br />

Die Inhalte der Workshops werden auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten.<br />

Es geht dabei um Themen <strong>und</strong> Probleme, die den Teilnehmenden täglich<br />

begegnen, wie z.B. soziale <strong>und</strong> körperliche Unterschiede, Rassismus,<br />

Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit, Sexismus, Homophobie <strong>und</strong> viele andere Formen von<br />

Ausgrenzungen. Die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen lernen <strong>und</strong> erproben ihre Teamfähigkeit,<br />

bilden sich ihre eigene Me<strong>in</strong>ung <strong>und</strong> lernen, diese aktiv demokratisch zu<br />

vertreten.<br />

Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler wurden während des Ausbildungs- <strong>und</strong><br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprozesses <strong>in</strong>tensiv begleitet. Über die erworbenen Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten sowie ihre praktische Anwendung während der Ausbildung erhielten<br />

sie e<strong>in</strong> entsprechendes Zertifikat.<br />

E<strong>in</strong> Koord<strong>in</strong>ationsteam bestehend aus den Kooperationspartnern LAG JAW, NiLS<br />

<strong>und</strong> IGS-Mühlenberg trifft sich regelmäßig <strong>und</strong> gewährleistet den Austausch sowie<br />

die Koord<strong>in</strong>ation der ehrenamtlichen Arbeit der Integrationslotsen.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

25


erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

26


Modellprojekt „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“<br />

Mit der Durchführung des Modellprojektes „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ konnte<br />

die Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft der Jugendsozialarbeit <strong>in</strong> Niedersachsen <strong>in</strong> zwei<br />

Qualifizierungsverläufen 18 Erwachsene mit <strong>und</strong> ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> im<br />

Alter zwischen 21 <strong>und</strong> 41 Jahren für die Ausübung der ehrenamtlichen Tätigkeit im<br />

Bereich „Übergang Schule Beruf“ <strong>und</strong> „Integration“ gew<strong>in</strong>nen, motivieren,<br />

qualifizieren <strong>und</strong> begleiten.<br />

Durch die ehrenamtliche Tätigkeit der „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ sollen<br />

<strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> aus der Region Hannover beim Übergang<br />

Schule - Beruf zusätzlich zu professionellen Begleitangeboten unterstützt werden.<br />

Die „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ <strong>in</strong>formieren <strong>Jugendliche</strong> <strong>und</strong> deren Familien<br />

über Ansätze <strong>und</strong> Möglichkeiten beim Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf.<br />

H<strong>in</strong>dernisse <strong>und</strong> Probleme werden thematisiert <strong>und</strong> bearbeitet. Dabei können auch<br />

Erfahrungen des eigenen<br />

Werdegangs e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />

Sie helfen bei der Kontaktaufnahme<br />

mit den Betrieben/Unternehmen,<br />

geben praktische Tipps für den<br />

Berufsstart <strong>und</strong> stehen als<br />

Gesprächspartner/-<strong>in</strong> zur Verfügung.<br />

So lernen die <strong>Jugendliche</strong>n glaubwürdige<br />

Vorbilder kennen, die ähnliche<br />

Startbed<strong>in</strong>gungen hatten wie sie<br />

selbst.<br />

Durch die Unterstützung der „Berufs- <strong>und</strong> Ausbildungslotsen“ sollen die benachteiligten<br />

<strong>Jugendliche</strong>n ihr Durchhaltevermögen <strong>und</strong> ihre Frustrationstoleranz<br />

verbessern, Verantwortung für sich selbst übernehmen <strong>und</strong> berufliche<br />

Perspektiven sowie Handlungskompetenz entwickeln.<br />

Ziel des Projektes ist, <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> beim Übergang von<br />

der Schule <strong>in</strong> das Berufsleben zu unterstützen, zu begleiten <strong>und</strong> zu beraten, ihre<br />

Selbsthilfepotenziale zu fördern <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Verbesserung der sozialen <strong>und</strong> vor<br />

allem beruflichen Integration von zugewanderten <strong>Jugendliche</strong>n <strong>in</strong> enger Kooperation<br />

mit dem JugendJobCenter (U25) zu befördern.<br />

Durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Integrationslotsen soll langfristig e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />

von Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> „Maßnahmekarrieren“ erreicht werden.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

27


Integrationslotsen – Eltern<strong>in</strong>fo Schule <strong>und</strong> Bildung<br />

Mit der Durchführung des Modellprojektes „Integrationslotsen – Eltern<strong>in</strong>fo Schule<br />

<strong>und</strong> Bildung“ konnte die Jugendwerkstatt Gifhorn zehn benachteiligte <strong>Jugendliche</strong><br />

<strong>und</strong> junge Erwachsene aus der Jugendsozialarbeit im Alter zwischen 15 <strong>und</strong> 27<br />

Jahren für die Ausübung der ehrenamtlichen Tätigkeit <strong>in</strong> den Bereich<br />

„Niedersächsisches Bildungssystem“ <strong>und</strong> „Integration“ gew<strong>in</strong>nen, motivieren <strong>und</strong><br />

qualifizieren.<br />

Mittelbar sollen durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Projektteilnehmenden junge<br />

<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> im Landkreis Gifhorn sowie deren Eltern leichter<br />

erreicht werden, um Informationsdefizite h<strong>in</strong>sichtlich des Niedersächsischen<br />

Bildungssystems mit se<strong>in</strong>en Schulformen des ersten <strong>und</strong> zweiten Bildungsweges<br />

auszugleichen. Der Stellenwert von Schul- <strong>und</strong> Berufsausbildung soll <strong>in</strong>nerhalb<br />

des, je nach Herkunftsland, kulturell geprägten Normen- <strong>und</strong> Wertesystems der<br />

zugewanderten Bevölkerung erhöht werden. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit der<br />

Integrationslotsen wird langfristig e<strong>in</strong>e Reduzierung der hohen Anzahl von jungen<br />

<strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> ohne Schulabschluss <strong>und</strong> Berufsausbildung im<br />

Landkreis Gifhorn angestrebt.<br />

Durch die Ausübung des Ehrenamtes erfahren die benachteiligten <strong>Jugendliche</strong>n<br />

<strong>und</strong> jungen Erwachsenen soziale Annerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung. Schlüsselkompetenzen<br />

wie Sozialverhalten <strong>und</strong> Handlungsfähigkeit werden verbessert<br />

sowie Selbstwertgefühl <strong>und</strong> Selbständigkeit gesteigert. Dadurch wird die<br />

Ausübung des Ehrenamtes für die Projektteilnehmenden zu e<strong>in</strong>er unmittelbaren<br />

Qualifizierung <strong>und</strong> Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e Berufsausbildung <strong>und</strong> das spätere Berufsleben.<br />

Die Tätigkeit der ehrenamtlichen Integrationslotsen wird <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Nachbetreuung von Netzwerkpartnern der Jugendwerkstatt Gifhorn begleitet <strong>und</strong><br />

unterstützt. Zu diesen Netzwerkpartnern gehören die Integrationsstelle des<br />

Landkreises Gifhorn, der Jugendmigrationsdienst Gifhorn <strong>und</strong> der Kirchenkreisjugenddienst.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

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Neue Veröffentlichungen zum Thema Migration<br />

Sprachliche Integration von <strong>Migranten</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland<br />

Aus der Reihe “Integrationsreport”, Teil 2<br />

Kenntnisse <strong>in</strong> der Sprache des Aufnahmelandes s<strong>in</strong>d<br />

unerlässlich für die Integration von Zuwanderern.<br />

Deutschkenntnisse bilden somit e<strong>in</strong>en zentralen Aspekt <strong>und</strong><br />

können als e<strong>in</strong> Maßstab der Integration von <strong>Migranten</strong> <strong>in</strong> die<br />

Aufnahmegesellschaft betrachtet werden. Der Bericht fasst bereits veröffentlichte<br />

Ergebnisse unterschiedlicher Studien (IGLU, PISA, HIS-Erhebung) zu Sprachkenntnissen<br />

zusammen <strong>und</strong> stellt verstreut vorliegende Ergebnisse von<br />

Sprachstandserhebungen im Vorschulalter aus den B<strong>und</strong>esländern dar.<br />

Des Weiteren be<strong>in</strong>haltet er neue Auswertungen der Repräsentativuntersuchung<br />

ausgewählter <strong>Migranten</strong>gruppen (RAM) 2006/2007 <strong>und</strong> des Sozioökonomischen<br />

Panels zur sprachlichen Integration von <strong>Migranten</strong>. Neben den mündlichen <strong>und</strong><br />

schriftlichen Deutschkenntnissen werden Kenntnisse <strong>in</strong> der Sprache des<br />

Herkunftslandes, Mehrsprachigkeit, Analphabetismus sowie die Familiensprache<br />

<strong>und</strong> die Sprachkompetenz <strong>in</strong> Alltagssituationen untersucht.<br />

Download unter: www.bamf.de<br />

BMI Broschüre: Migration <strong>und</strong> Integration<br />

Aufenthaltsrecht, Migrations- <strong>und</strong> Integrationspolitik <strong>in</strong> Deutschland<br />

In der vorliegenden Broschüre werden die Gr<strong>und</strong>züge der Migrations- <strong>und</strong> Integrationspolitik<br />

<strong>in</strong> Deutschland im europäischen Kontext erläutert. Neben e<strong>in</strong>er Darstellung<br />

der rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Voraussetzungen des Zuwanderungsrechts<br />

enthält die Broschüre Strukturdaten <strong>und</strong> Informationen zur Zuwanderung im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>zelnen Zuwanderergruppen. Darüber h<strong>in</strong>aus werden<br />

wichtige Institutionen vorgestellt sowie Ansprechpartner <strong>und</strong> Adressen genannt.<br />

(202 Seiten, Stand: April 2008)<br />

Quelle: B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium des Innern, E-mail: poststelle@bmi.b<strong>und</strong>.de<br />

Internet: http://www.bmi.b<strong>und</strong>.de/<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

29


Migration <strong>und</strong> demographischer Wandel – Forschungsbericht<br />

E<strong>in</strong>en detaillierten Überblick über den Zusammenhang von Migration <strong>und</strong> demographischen<br />

Wandel bietet dieser Forschungsbericht.<br />

In Deutschland werden das niedrige Geburtenniveau, die steigende Lebenserwartung<br />

<strong>und</strong> Effekte der gegebenen Altersstruktur Prozesse der Schrumpfung <strong>und</strong><br />

Alterung der Bevölkerung verstärken. In Zukunft ist daher mit e<strong>in</strong>em weiter<br />

zunehmenden E<strong>in</strong>fluss von Wanderungsbewegungen auf die Bevölkerungsentwicklung<br />

zu rechnen.<br />

Unsicher ist jedoch, wie sich die künftige Zuwanderung entwickeln wird. Vor<br />

diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> beschäftigen sich die Ausführungen mit dem bisherigen E<strong>in</strong>fluss<br />

<strong>und</strong> den zukünftigen Wirkungen der Migration auf die Bevölkerungsentwicklung.<br />

Hierbei wird das Wanderungsgeschehen auf nationaler, europäischer <strong>und</strong> globaler<br />

Ebene dargestellt, wobei Deutschland besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. Der<br />

Forschungsbericht f<strong>in</strong>det sich unter<br />

http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Migration/Publikationen/Forschung/Fo<br />

rschungsberichte/fb5-demographie.html.<br />

Infos, die jeder haben sollte! <strong>Jugendliche</strong> gestalten Broschüre<br />

gegen Rassismus<br />

„Handle jetzt <strong>und</strong> nicht erst, wenn es zu spät ist!“ Unter diesem Motto schlossen<br />

sich im Sommer 2006 <strong>Jugendliche</strong> aus Vechta zur Gruppe ContRa zusammen, um<br />

gegen Rassismus <strong>und</strong> Rechtsextremismus aktiv zu werden.<br />

Dabei stellt ContRa die Aufklärung von <strong>Jugendliche</strong>n <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>. In<br />

Eigenregie erarbeiteten sie e<strong>in</strong>e Broschüre, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Auflage von 25.000 Stück<br />

an Schulen <strong>und</strong> Berufsschulen <strong>und</strong> der Universität verteilt wurde. Für dieses Engagement<br />

gewann ContRa e<strong>in</strong>en Ehrenpreis beim Wettbewerb „Die gelbe Hand<br />

2007“. Mit ihrer Broschüre wollen die <strong>Jugendliche</strong>n andere zum Nachdenken anregen<br />

<strong>und</strong> zum Engagement gegen Rassismus bewegen. In den „Infos, die jeder<br />

haben sollte“ f<strong>in</strong>den sich Beiträge zum Thema Rassismus, zum gewandelten<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Rechten, zu rechten Zeichencodes <strong>und</strong> zu rechten Parteien<br />

<strong>und</strong> Gruppen. Außerdem wird dargestellt, wie Rechte versuchen, mit Musik<br />

speziell an die Lebenswelt von <strong>Jugendliche</strong>n anzuknüpfen. Für die Region Vechta<br />

s<strong>in</strong>d außerdem die Aktivitäten rechter Parteien <strong>und</strong> Gruppierungen dokumentiert.<br />

Kontakt:: ContRa e.V., <strong>in</strong>fo@contra-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Quelle. "Aktiv + Gleichberechtigt Mai 2008"<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

30


Internetl<strong>in</strong>ks zum Thema<br />

Nationaler Integrationsplan:<br />

http://www.b<strong>und</strong>esregierung.de/Webs/Breg/DE/B<strong>und</strong>esregierung/BeauftragtefuerIntegr<br />

ation/NationalerIntegrationsplan/nationaler-<strong>in</strong>tregrationsplan.html<br />

Bildungskampagne der türkischen Geme<strong>in</strong>de Deutschlands:<br />

http://veli.tgd.de/<br />

S<strong>in</strong>us-Milieu-Studie:<br />

http://www.s<strong>in</strong>us-sociovision.de/<br />

MIPEX-Studie zu den Integrationserfolgen <strong>in</strong> 28 Ländern:<br />

www.<strong>in</strong>tegration<strong>in</strong>dex.eu<br />

Verschiedenes<br />

Berufsorientierung <strong>und</strong> Sprachförderung - Niedersachsen <strong>und</strong><br />

B<strong>und</strong>esamt starten geme<strong>in</strong>sames Modellprojekt zur besseren<br />

Arbeitsmarkt<strong>in</strong>tegration von jungen Zuwanderern<br />

Unter dem Titel "Chancen nutzen, Perspektiven schaffen - Berufsorientierung <strong>und</strong><br />

Sprachförderung für <strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>" wollen das<br />

Niedersächsische M<strong>in</strong>isterium für Inneres, Sport <strong>und</strong> Integration <strong>und</strong> das<br />

B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge (BAMF) <strong>in</strong> der Zukunft nachhaltig<br />

zusammenarbeiten. Integrationsm<strong>in</strong>ister Uwe Schünemann <strong>und</strong> der Präsident des<br />

BAMF Dr. Albert Schmid haben am Montag mit der Unterzeichnung e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Absichtserklärung das Startsignal für e<strong>in</strong> vom Land Niedersachsen<br />

<strong>in</strong>itiiertes Modellprojekt gegeben.<br />

"<strong>Jugendliche</strong> mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben oftmals besondere Schwierigkeiten<br />

beim Übergang von der Schule <strong>in</strong> den Beruf", sagte Schünemann. Der M<strong>in</strong>ister<br />

<strong>und</strong> der Präsident s<strong>in</strong>d überzeugt:<br />

"Mit diesem Projekt werden Chancen auf e<strong>in</strong>en erfolgreichen Schulabschluss geboten<br />

<strong>und</strong> Perspektiven für den Berufse<strong>in</strong>stieg eröffnet. E<strong>in</strong>e gezielte<br />

Sprachförderung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Unterstützung bei der Berufsorientierung<br />

s<strong>in</strong>d der Schlüssel für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Integration."<br />

Ziel ist es, die Ausbildungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsperspektiven von <strong>Jugendliche</strong>n mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> nachhaltig zu verbessern. "Die Integration <strong>in</strong> die Berufswelt<br />

wirkt zudem präventiv sozialen Problemen entgegen", so M<strong>in</strong>ister Schünemann.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

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Das B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge wird auf der Gr<strong>und</strong>lage des niedersächsischen<br />

Konzeptes das Curriculum zur schulergänzenden Sprachförderung<br />

konkretisieren <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell unterstützen.<br />

"Dieses Modellprojekt wird e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Empfehlungen<br />

des b<strong>und</strong>esweiten Integrationsprogramms im Handlungsfeld sprachliche<br />

Bildung am Übergang Schule/Ausbildung leisten", betont Präsident Schmid.<br />

"Für die Integration <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt s<strong>in</strong>d die vom Land geförderten Module<br />

Berufsorientierung, Berufspraktika, Unterstützung bei der Ausbildungsplatzsuche<br />

<strong>und</strong> das Coach<strong>in</strong>g beim Übergang <strong>in</strong> den Beruf von entscheidender Bedeutung",<br />

so M<strong>in</strong>ister Schünemann.<br />

Die <strong>Jugendliche</strong>n werden über e<strong>in</strong>en Zeitraum von zwei Jahren gefördert. Die Kosten<br />

für die wissenschaftliche Begleitung <strong>und</strong> Evaluierung werden jeweils anteilig<br />

vom B<strong>und</strong>esamt für Migration <strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> dem Land Niedersachsen getragen.<br />

Schünemann <strong>und</strong> Schmid hoben hervor, dass mit diesem übergreifenden Ansatz<br />

des Projektes e<strong>in</strong> erfolgversprechender Schritt zur besseren Integration von<br />

<strong>Jugendliche</strong>n mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> getan wurde.<br />

M<strong>in</strong>ister Schünemann: "Unser niedersächsisches Modell wird Schule machen.<br />

Andere B<strong>und</strong>esländer haben bereits ihr Interesse signalisiert."<br />

Quelle: PM des MI Niedersachsen vom 5. Mai 2008<br />

Neuausschreibung des b<strong>und</strong>esweiten Wettbewerbes<br />

„Teilhabe <strong>und</strong> Integration von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> durch<br />

bürgerschaftliches Engagement“<br />

Mit der vierten Auflage des b<strong>und</strong>esweiten Wettbewerbes will die Stiftung Bürger<br />

für Bürger die Teilhabe <strong>und</strong> Integration von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> durch<br />

bürgerschaftliches Engagement fördern.<br />

In der bisherigen Praxis der Integrationsarbeit s<strong>in</strong>d <strong>Migranten</strong> oft nur Objekte sozialer<br />

Arbeit <strong>und</strong> bürgerschaftlichen Engagements. Es kommt noch zu selten vor,<br />

dass <strong>Migranten</strong> selbstverständlich <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützigen Organisationen der<br />

Mehrheitsgesellschaft neben E<strong>in</strong>heimischen <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> aus anderen Ländern<br />

<strong>und</strong> Kulturen ehrenamtlich mitwirken.<br />

Mit dem b<strong>und</strong>esweiten Praxis- <strong>und</strong> Ideenwettbewerb soll auf e<strong>in</strong>e weitere positive<br />

Veränderung dieser Situation h<strong>in</strong>gewirkt werden. Vorbildhafte Praxis <strong>und</strong><br />

realisierbare <strong>in</strong>novative Ideen sollen mit dem Wettbewerb identifiziert, anerkannt<br />

bzw. ausgezeichnet <strong>und</strong> zur Nachahmung oder erstmaligen Realisierung angeregt<br />

werden.<br />

Kriterien für die Prämierung<br />

Vorbild: Praxisprojekte, die erfolgreich aber bislang noch vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d, jedoch<br />

e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite Verbreitung <strong>und</strong> viele Nachahmer verdienen.<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

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Innovation: Praktikable Ideen, die e<strong>in</strong>e erstmalige Erprobung <strong>und</strong> Umsetzung (als<br />

Pilotprojekt) verdienen.<br />

<strong>Migranten</strong> als Subjekte: <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> engagieren sich selbst für e<strong>in</strong><br />

gesellschaftlich relevantes Anliegen.<br />

Grenzüberw<strong>in</strong>dung: Migrations- bzw. Kulturgrenzen werden überw<strong>und</strong>en:<br />

<strong>Migranten</strong> engagieren sich geme<strong>in</strong>sam mit E<strong>in</strong>heimischen. <strong>Migranten</strong><br />

unterschiedlicher nationaler oder ethnischer Herkunft engagieren sich geme<strong>in</strong>sam.<br />

Über Selbsthilfe h<strong>in</strong>aus: Das Engagement geht über die Selbsthilfe – etwa zur<br />

Verbesserung der Migrationssituation – h<strong>in</strong>aus.<br />

Migrationsstatus ist nachrangig: Bei der Anlage der Engagementprojekte ist der<br />

Migrationsstatus der Beteiligten nachrangig gegenüber ihrem Status als Bürger<br />

des Geme<strong>in</strong>wesens <strong>in</strong> dem oder für das sie sich engagieren.<br />

Preise<br />

Die Auszeichnung der Preisträger erfolgt durch:<br />

Geldpreise: 1. Preis: 2.500 EUR, 2. Preis: 1.500 EUR, 3. Preis: 1.000 EUR – diese<br />

sollen vor allem zur Weiterentwicklung bzw. Verbreiterung guter Praxis bzw. zur<br />

Erprobung praktikabler Idee e<strong>in</strong>gesetzt werden. Schon bei der E<strong>in</strong>reichung von<br />

Wettbewerbsbeiträgen sollte nachvollziehbar herausgearbeitet werden, <strong>in</strong> welcher<br />

Weise das Preisgeld s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden würde.<br />

Öffentlichkeit: Alle Preisträger <strong>und</strong> möglichst auch die nicht preisgekrönten jedoch<br />

ebenfalls nennenswerten Beiträge sollen e<strong>in</strong>e größtmögliche Öffentlichkeit<br />

erfahren: durch e<strong>in</strong>e entsprechende öffentliche Preisträgerveranstaltung sowie<br />

durch e<strong>in</strong>e attraktive Präsentation im Internet.<br />

Kontakte: Die Stiftung wird – geme<strong>in</strong>sam mit weiteren Unterstützern – den Preisträgern<br />

bei der Weiterentwicklung oder erstmaligen Realisierung mit der Vermittlung<br />

von Kontakten zu kompetenten Unterstützern <strong>und</strong> relevanten<br />

Entscheidungsträgern behilflich se<strong>in</strong>.<br />

Netzwerk <strong>und</strong> gegenseitige Hilfe: Von den Wettbewerbsteilnehmern wird erwartet,<br />

dass sie ihre Erfahrungen <strong>und</strong> ihr Know how mit den anderen Beteiligten sowie mit<br />

weiteren ehrlich Interessierten teilen, etwa bei gelegentlichen regionalen oder<br />

themenorientierten Netzwerktreffen.<br />

E<strong>in</strong>sendeschluss ist der 30. November 2008.<br />

Formlose Bewerbungen mit weiteren Infos wie Projektbeschreibung, Pressebeiträgen,<br />

DVDs / Filmen, Publikationen <strong>und</strong> Internetverweisen s<strong>in</strong>d zu richten an die<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

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Stiftung Bürger für Bürger, Herrn Bernhard Schulz, Friedrichstr. 94, <strong>10</strong>117 Berl<strong>in</strong>,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@buerger-fuer-buerger.de, Tel. 030 / 24 31 49-0.<br />

Der Wettbewerb wird unterstützt von der DFB-Stiftung Egidius Braun.<br />

Informationsportal zur Anerkennung ausländischer Berufs- <strong>und</strong><br />

Studienabschlüsse<br />

Zur Anerkennung von ausländischen Berufs- <strong>und</strong> Studienabschlüssen gibt es e<strong>in</strong><br />

Informationsportal für MigrantInnen, Arbeitsvermittler, Berater <strong>und</strong> Unternehmen,<br />

s.u. http://www.berufliche-anerkennung.de/.<br />

Aktuell ist e<strong>in</strong>e Studie veröffentlicht: "Die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen<br />

ist auf europäischer Ebene von wachsender Bedeutung. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des prognostizierten Fachkräftemangels <strong>und</strong> bevorstehender<br />

demographischer Veränderungen s<strong>in</strong>d die Volkswirtschaften Europas <strong>in</strong><br />

zunehmendem Maße auf die Potenziale von <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong><br />

angewiesen. In Deutschland verh<strong>in</strong>dern defizitäre gesetzliche Regelungen häufig<br />

e<strong>in</strong>e Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen. Das wertvolle<br />

Humankapital qualifizierter <strong>Migrant<strong>in</strong>nen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migranten</strong> wird vergeudet - e<strong>in</strong>e<br />

Lose-lose-Situation für alle Beteiligten.<br />

Andere europäische Länder haben schneller auf diese wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

gesellschaftlichen Anforderungen reagiert <strong>und</strong> ihre Integrationsprogramme<br />

reformiert, um sich im Wettbewerb um zugewanderte Fachkräfte frühzeitig zu<br />

positionieren - e<strong>in</strong> Schritt, der <strong>in</strong> Deutschland noch aussteht.<br />

Die vorliegende Studie analysiert erstmals umfassend die Anerkennung<br />

ausländischer Qualifikationen <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> zieht Vergleiche zur<br />

Anerkennungspraxis anderer Länder. Neben der Analyse von Rechtsgr<strong>und</strong>lagen,<br />

Anerkennungszuständigkeiten <strong>und</strong> -möglichkeiten werden empirische Ergebnisse<br />

aus zwei Befragungen vorgelegt, die für die Identifikation von strukturellen<br />

Problemen <strong>und</strong> Verbesserungspotenzialen von zentraler Bedeutung s<strong>in</strong>d."<br />

Infos <strong>und</strong> Download s.u. http://www.berufliche-anerkennung.de/bra<strong>in</strong>-waste.html<br />

Quelle: Lutz Gottwald, Leitstelle für Integration - 20L - Stadt Delmenhorst<br />

Lahusenstr. 5 27749 Delmenhorst Tel.: 04221/ 58 73 62 Fax: 04221/ 58 73 65<br />

Mail: lutz.gottwald@delmenhorst.de<br />

pro-aktiv-team<br />

Kopernikusstr. 3, 30167 Hannover<br />

Tel.: 05 11/ 1 21 73-0 Fax: 05 11/ 1 21 73-37<br />

e-mail: pro-aktiv@jugendsozialarbeit.de<br />

erstellt von:<br />

gefördert durch:<br />

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