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Bau eines Kelvingenerators - Physikalisches Projektpraktikum ...

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Protokoll<br />

der<br />

Gruppe 7<br />

des<br />

<strong>Projektpraktikum</strong>s im Wintersemester 2005/06<br />

an der<br />

Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

(<strong>Physikalisches</strong> Institut)<br />

bestehend aus<br />

Daniel Göring<br />

Sandy Peterhänsel<br />

Johannes Reinhard<br />

Christian Scholz<br />

Markus Spanner<br />

Ralph Wiegner<br />

Betreuer: Carsten Richardt<br />

zum Thema<br />

<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> <strong>Kelvingenerators</strong><br />

c○<br />

Dezember 2005


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 2/20 ppg7<br />

¢¡¤£¦¥¤§©¨�����������������£¤¡¤���<br />

1 Einleitung 3<br />

2 Theorie 3<br />

2.1 Grundsätzlicher Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2.2 Influenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

2.3 Funktionsweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3 Versuch 4<br />

3.1 Unser Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3.2 Probleme beim Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

3.3 Gemessene Parameterabhängigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

3.4 Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

4 Auswertung 9<br />

4.1 Kalibrierung der Elektroskope . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

4.2 Messungen am Kelvingenerator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

4.2.1 Bestimmung einer geeigneten Fitfunktion . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

4.2.2 Anwendung der Fitfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

4.2.3 Zusammenhang der Parameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

5 Zusammenfassung 19


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 3/20 ppg7<br />

¡ � ¡¤§�����¨£¢¤¡¥¤<br />

Es gibt viele Wege Hochspannung zu erzeugen, aber kaum jemand wird auf die Idee kommen,<br />

man könnte mit Wasser und einem einfachen Aufbau hohe Spannungen erzeugen.<br />

Doch genau das haben wir in diesem Projekt getan.<br />

Der so genannte Kelvingenerator nutzt dabei die Influenzierung von Wassertröpfchen zum<br />

Spannungsaufbau aus. Dieses Konzept geht ursprünglich auf den theoretischen Physiker<br />

William Thomson zurück. Er lebte im 19. Jahrhundert und ist besser bekannt unter seinem<br />

späteren Namen Lord Kelvin. Zwar hat der Kelvingenerator auf Grund seiner niedrigen<br />

Leistung keine Bedeutung für die großtechnische Stromgewinnung, er stellt aber einen<br />

interessanten Versuch zum Influenzeffekt dar. Wir wollen im Folgenden die Funktionsweise<br />

dieses Generators genauer untersuchen.<br />

¦ § £ �©¨ � ���<br />

������������� ��������������� ��������� � �<br />

�£���<br />

Aus einem Wasserreservoir fließt über 2 Düsen ein dünner Wasserstrahl. Dieser durchquert<br />

anschließend auf beiden Seiten einen Influenzring und wird in einem Becher aus Metall<br />

aufgefangen. Die Ringe sind jeweils durch ein Kabel mit dem gegenüberliegenden Becher<br />

leitend verbunden. Der Aufbau ist also symmetrisch (Abb. 1)<br />

leitende<br />

Verbindung<br />

Abbildung 1: Genereller Aufbau<br />

Reservoir<br />

Düse<br />

Ring<br />

Becher


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 4/20 ppg7<br />

�¢¡ � � � � �£���<br />

Unter Influenz versteht man die Verschiebung von Ladungen innerhalb <strong>eines</strong> Körpers im<br />

elektrischen Feld. Dadurch kommt es zur räumlichen Trennung von positiven und negativen<br />

Ladungen. In Abb. 2 kann man diesen Effekt am Beispiel der Ringe des <strong>Kelvingenerators</strong><br />

sehen.<br />

Abbildung 2: Influenz der Wassertropfen in den Ringen<br />

�£�¤£ ¥ ���§¦ � �©¨ � ��� ���� �<br />

Die Wasserauslässe werden so eingestellt, dass jeweils erst ein durchgehender Strahl aus der<br />

Düse austritt, der dann aber knapp über dem Ring in Tropfen zerfällt. Durch nicht näher<br />

zu bestimmende Störeinflüsse aus der Umgebung wird einer der beiden Ringe irgendwann<br />

auf einem etwas höheren elektrischen Potential liegen als der andere (Initialladung). Ohne<br />

Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass der linke Ring minimal positiv, der<br />

rechte Ring dagegen negativ geladen ist. Dadurch tritt im Wasser Influenz auf, und zwar<br />

sammeln sich im Feld des linken Ringes bevorzugt negative Ladungsträger, im rechten<br />

positive. Wenn sich nun links ein Tropfen ablöst, ist dieser negativ geladen und transportiert<br />

dadurch negative Ladungen zum linken Becher. Da sich im Inneren des Metallbechers<br />

keine Ladungen halten können, verteilen sich die negativen Ladungen auf der Außenseite<br />

des Bechers oder fließen durch das Verbindungskabel auf den rechten Ring über. Dadurch<br />

wird der rechte Ring etwas stärker negativ geladen und der rechte Wasserstrahl künftig<br />

stärker positiv influenziert, sodass stärker positiv geladene Wassertropfen in den rechten<br />

Becher fallen, was wiederum den linken Ring weiter positiv auflädt. Gute Isolation des Systems<br />

vorausgesetzt, kann sich die Spannung zwischen den Ringen so auf mehrere Kilovolt<br />

aufschaukeln (Abb. 3).<br />

� � ����� ¢ ��£<br />

££��� � ��� � � ������� � �<br />

Bei dem bereits in der Vorlesungssammlung vorhandenen Kelvingenerator haben wir festgestellt,<br />

dass sich der Spannungsaufbau mit der Zeit, d.h. nach langem Wasserdurchlauf,


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 5/20 ppg7<br />

Abbildung 3: Im Aufladevorgang<br />

verschlechtert. Unsere Vermutung ist, dass dieser Effekt darauf beruht, dass sich abgelenkte<br />

Wassertropfen an den Ringen entladen. Deshalb haben wir versucht den Aufbau<br />

in dieser Hinsicht zu verbessern. Dazu haben wir die Ringe mit einem hochisolierenden<br />

Lötstopplack beschichtet. Die Außenseiten der Becher haben wir aus dem selben Grund<br />

ebenfalls lackiert.<br />

Es hat sich später noch gezeigt, wie wichtig eine gute elektrische Isolation aller Komponenten<br />

für die Funktion des <strong>Kelvingenerators</strong> ist. Daher haben wir die Becher zusätzlich<br />

auf Styroporplatten gestellt, um den Ladungsabfluss über die Tischplatte zu verringern.<br />

Den kompletten Aufbau kann man in Abbildung 4 sehen.<br />

Da wir möglichst viele Messparameter variieren wollen, verwenden wir Influenzringe mit<br />

verschiedenen Durchmessern. Zusätzlich sind sie höhenverstellbar und drehbar aufgehängt.<br />

Die Oberkante der von uns verwendeten Ringe ist abgeflacht. Dieses Merkmal haben wir<br />

uns vom Wilbert’schen Kelvingenerator abgeschaut [1]. Auch der in [2] verwendete Generator<br />

ist ähnlich konstruiert. Wir vermuten, dass sich diese <strong>Bau</strong>weise auf die Form des<br />

elektrischen Feldes um die Ringe günstig auswirkt. Dies soll überprüft werden, indem wir<br />

bei einigen Messungen die Ringe um 180 ◦ gedreht (also mit der abgeflachten Seite nach<br />

unten) montieren.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 6/20 ppg7<br />

Abbildung 4: Unser Aufbau<br />

�� ¨ � ��¢¡ � � ���£¡ ������� � �<br />

££���<br />

Unser erster Durchlauf mit dem oben beschriebenen Aufbau verlief zunächst erfolglos. Wir<br />

vermuteten zunächst, dass möglicherweise die Auslaufdüsen leitend miteinander verbunden<br />

werden müssten. Als dies auch nicht zur Funktionsfähigkeit führte, waren wir zunächst<br />

ratlos. Mit den vorhandenen Messgeräten ließ sich keine leitende Verbindung zwischen den<br />

beiden Ringen oder den beiden Bechern feststellen. Auch die Kabel schienen ausreichend<br />

isoliert. Dennoch zeigte sich kein Spannungsaufbau.<br />

Auf das wahre Problem machte uns schließlich ein persönlicher Tipp von Jürgen Wilbert<br />

[1] aufmerksam. Er empfahl uns, zu überprüfen, ob unsere Ringe überhaupt Ladung halten<br />

können. Schnell fanden wir heraus, dass dies nicht der Fall war.<br />

Die Ringe wurden dazu mit einem Hochspannungsnetzteil aufgeladen und anschließend die<br />

an den Ringen anliegende Spannung mit einem Elektroskop stromfrei gemessen. Während<br />

uns kurz nach dem Aufladen der Elektrometerausschlag noch eine vorhandene Spannung<br />

signalisierte, war dieser nach kürzester Zeit wieder verschwunden. Letztendlich ersetzten<br />

wir die Metallstangen der Ringaufhängung durch Plastikstangen. Des Weiteren verkürzten<br />

wir die Kabel zwischen Ringen und Bechern, sodass diese nicht mehr auf der Tischplatte<br />

auflagen.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 7/20 ppg7<br />

Diese Verbesserung zeigte Wirkung und führte dazu, dass die Ringe hohe Spannungen<br />

halten konnten und der Kelvingenerator auch Hochspannung erzeugen konnte. Schließlich<br />

stellte sich dann die leitende Verbindung zwischen den Auslaufdüsen als belanglos für die<br />

Funktion des Generators heraus und wurde wieder entfernt.<br />

Als weitere Verbesserung stülpten wir einen Pappkarton mit ausgeschnittenen Löchern<br />

unter den Ringen über die Becher, sodass die Isolierung der Becher gegen den Untergrund<br />

nicht durch abgelenkte Wasserspritzer verloren ging, da auch hier die Lackisolierung nicht<br />

ausreichte. Unser nächstes Problem stellte die quantitative Spannungsmessung dar. Die<br />

Spannung musste ohne Stromfluss gemessen werden, da bei der geringen Leistung des<br />

<strong>Kelvingenerators</strong> selbst kleine Ströme ausreichen um die komplette Ladung abfließen zu<br />

lassen. Hierfür kam deswegen nur ein Elektroskop in Frage.<br />

Eine weitere Idee die Spannung stromlos zu messen bestand darin, das elektrische Feld<br />

um die Ringe zur Steuerung <strong>eines</strong> MOSFETs (Metalloxid-Silizium-Feldeffekt-Transistor)<br />

zu nutzen. Leider konnten wir aber in einigen Vorversuchen keine brauchbaren Messwerte<br />

erhalten, da der Transistor schon bei relativ geringen Feldstärken komplett durchsteuerte<br />

und sich zudem sehr leicht von anderen elektrischen Feldern in der Umgebung beeinflussen<br />

ließ.<br />

Wir besorgten uns also für jeden Ring ein Elektroskop aus der Vorlesungssammlung und<br />

kalibrierten diese für unseren Spannungsbereich (siehe unten). Leider erreichten wir mit<br />

dem Kelvingenerator sehr früh die maximale Spannung, die auf dem Elektroskop ablesbar<br />

war. Deshalb konnten wir die aufgebaute Spannung in Abhängigkeit von der Zeit nur<br />

im ablesbaren Bereich messen. Aus Genauigkeitsgründen wurde die Messung dazu per<br />

Videokamera aufgenommen und im Nachhinein abgelesen.<br />

� �¢¡ � � � � � � � � � ¡ � � � � � � � � � � ¡ � ¡ ¦ ���� � �<br />

££�¤£<br />

Wir wollten vor allem den Einfluss verschiedener Parameter auf die Funktion des <strong>Kelvingenerators</strong><br />

bestimmen. Wir untersuchten deshalb:<br />

1. Abhängigkeit des Spannungsaufbaus vom Durchmesser der Influenzringe:<br />

Dazu verwendeten wir Ringe mit drei verschiedenen Durchmessern, die ansonsten<br />

aber alle vollkommen identisch waren.<br />

2. Abhängigkeit des Spannungsaufbaus von der Höhe der Influenzringe:<br />

Dazu brachten wir die mittleren Ringe auf unterschiedlichen Höhen zwischen Auslaufdüsen<br />

und Bechern an.<br />

3. Abhängigkeit des Spannungsaufbaus von der Drehung der Influenzringe:<br />

Wir verdrehten hierfür die Ringe gegenüber der normalen Position (abgeflachte Seite<br />

nach oben), Drehung um 30 ◦ und Drehung um 180 ◦ gegen die Ausgangsposition.<br />

4. Abhängigkeit des Spannungsaufbaus von der Leitfähigkeit des Wassers:<br />

Zu diesem Zweck betrieben wir den Kelvingenerator mit NaCl-gesättigtem Wasser<br />

an Stelle des bei den anderen Messungen verwendeten normalen Leitungswassers.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 8/20 ppg7<br />

Zu guter Letzt, wollten wir noch testen, ob auch mit Salatöl eine Spannung erzeugt werden<br />

kann, da sich Salatöl im Gegensatz zu Wasser kaum polarisieren lässt und vor allem keine<br />

Ionen enthält.<br />

££�¡ ¢ � � � ��� ¡<br />

Als erstes mussten wir die Skala der Elektroskope kalibrieren, nachdem sich diese bei einer<br />

ersten Messung als sehr unzuverlässig erwies. Dazu benutzten wir ein Hochspannungsnetzgerät.<br />

Wir legten an das Elektroskop genau die Spannung an, die nötig war, um einen<br />

Ausschlag von einem Skalenteil zu erreichen. Diesen Vorgang wiederholten wir in Schritten<br />

von jeweils einem Skalenteil. Leider hatten wir kein digitales hochspannungsgeeignetes<br />

Spannungsmessgerät, sodass wir uns beim Bestimmen der nötigen Spannung auf die unpräzise<br />

Anzeige (0.1 kV) der Spannungsquelle verlassen mussten. Immerhin ließ sich bis<br />

1.0 kV mit den vorhandenen Multimetern nachprüfen, dass die Anzeige richtig kalibriert<br />

war.<br />

Wir nahmen für jedes Elektroskop vier Messreihen auf und konnten dann mit den Mittelwerten<br />

einen Zusammenhang zwischen Zeigerausschlag der Elektroskope und anliegender<br />

Spannung ermitteln. Sicherheitshalber prüften wir noch nach, dass die Polarität der Spannungsquelle<br />

keinen Einfluss auf den angezeigten Wert hat.<br />

Nach dem Kalibrieren der Elektroskope konnten wir zu den Messungen am Kelvingenerator<br />

selbst übergehen. Um über alle Messungen hinweg vergleichbare Messwerte zu bekommen,<br />

musste man immer mit dem gleichen Wasserfluss arbeiten, sodass sich der Wasserstrahl<br />

auch immer an der gleichen Stelle in Tropfen zersetzt.<br />

Das realisierten wir dadurch, dass wir die Auslassventile einmal zu Beginn einstellten und<br />

dann nicht mehr veränderten. Statt die Ventile zuzudrehen, steckten wir Gummistopfen<br />

auf die Auslassdüsen. Auch auf gleichen Wasserdruck an den Auslässen war zu achten,<br />

weshalb wir vor jeder einzelnen Messung das Wasserreservoir immer wieder bis zu gleichen<br />

Markierung auffüllten. Wie man in Abbildung 5 gut erkennen kann, hatten wir die Düsen<br />

so eingestellt, dass zuerst ein durchgehender Wasserstrahl austrat, der dann oberhalb der<br />

Ringe in einzelne Tropfen zerfiel.<br />

Es zeigte sich, dass der Spannungsanstieg sehr schnell (innerhalb von etwa 20 Sekunden)<br />

abläuft, sobald der Kelvingenerator eine messbare Spannung aufgebaut hat. Da es schwer<br />

war, in so kurzen Zeitintervallen ausreichend viele Messwerte abzulesen, nahmen wir die<br />

Messungen mit einer Videokamera auf und extrahierten anschließend die Messwerte in<br />

Ruhe aus den Kamerabildern am Computer. Mit einer Framerate von 25 fps ergibt sich eine<br />

Zeitauflösung von 0.04 s. Im Vergleich zur Messgenauigkeit der Elektrometer ist eine solche<br />

Auflösung aber unverhältnismäßig, weshalb wir nur alle 0.4 s einen Messwert aufnahmen.<br />

Weiterhin wäre es interessant, die erzeugte Maximalspannung zu bestimmen. Leider sind<br />

die benutzten Elektroskope für diese Spannungsbereiche nicht mehr geeignet, sodass wir<br />

auf diese Messwerte leider verzichten mussten.<br />

Wir nahmen nach der beschriebenen Vorgehensweise insgesamt 36 Messreihen auf:<br />

• 5 Messungen mit den großen Ringen (� 80 mm)


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 9/20 ppg7<br />

Abbildung 5: Auffächerung des Wasserstrahls und Weg durch die Ringe in die Becher<br />

• 5 Messungen mit den mittleren Ringen (� 60 mm)<br />

• 5 Messungen mit den kleinen Ringen (� 40 mm)<br />

• Referenzmessung (mittlere Ringe, normale Position, nicht verdreht)<br />

• 3 Messungen, mittlere Ringe, um ca. 30 ◦ gedreht<br />

• Referenzmessung (mittlere Ringe, normale Position, nicht verdreht)<br />

• 3 Messungen, mittlere Ringe, um 180 ◦ gedreht (abgeflachte Seite nach unten)<br />

• Referenzmessung (mittlere Ringe, normale Position, nicht verdreht)<br />

• 3 Messungen, mittlere Ringe, um ca. 2 cm nach oben verschoben<br />

• Referenzmessung (mittlere Ringe, normale Position, nicht verdreht)<br />

• 3 Messungen, mittlere Ringe, um ca. 2 cm nach unten verschoben<br />

• Referenzmessung (mittlere Ringe, normale Position, nicht verdreht)<br />

• 4 Messungen, mittlere Ringe, mit gesättigtem Salzwasser<br />

Zum Abschluss wurde der Kelvingenerator noch mit Salatöl betrieben, es zeigte sich keinerlei<br />

Spannungsaufbau, weshalb wir hier keine Messdaten aufnehmen konnten.<br />

¡ ¢��£¢ ��� ¨£¢¤¡¥¤<br />

��� ¤ ����� ��� ��� ����� ¡ � � �¦¥ ��� ¦ � � ¨ � ¦ ¨¨§��<br />

Für jedes der beiden Elektroskope trugen wir die Messwerte unserer Kalibriermessungen<br />

in einem Diagramm U(N) - N in Skalenteilen st - auf (Abb. 6 und 7). Dabei fiel auf,


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 10/20 ppg7<br />

dass alle Punkte einer Messreihe (mit Ausnahme des ersten und letzten Wertes) auf einer<br />

Geraden liegen. Beim letzten Messwert lässt sich die auftretende Verschiebung dadurch<br />

erklären, dass hier jeweils der Maximalausschlag des Elektroskops erreicht ist und evtl.<br />

Abstoßungseffekte zwischen der Begrenzung der Skala und dem Zeiger auftreten, weshalb<br />

zu wenige Skalenteile für die angelegte Spannung angezeigt wurden.<br />

Lässt man nun von Gnuplot [3] eine Geradengleichung durch die Mittelwerte der 4 Messungen<br />

fitten, erhält man:<br />

• für das am linken Ring angeschlossene Elektroskop ( ” EL“):<br />

U(N) = N · 0.1952 kV + 0.2436 kV<br />

• für das am rechten Ring verwendete Elektroskop ( ” ER“):<br />

Spannung U in kV<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Linearer Fit<br />

Messung 1<br />

Messung 2<br />

Messung 3<br />

Messung 4<br />

U(N) = N · 0.1007 kV + 0.2618 kV<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

Anzeige N in Skalenteilen st<br />

Abbildung 6: Kalibrierung von ER<br />

Wie man sieht, gibt es offenbar bei beiden Elektroskopen eine Verschiebung nach oben,<br />

weshalb der Punkt (0, 0) nicht auf der Fitfunktion liegt. Das stört aber nicht weiter, da<br />

wir uns ohnehin dazu entschieden haben, Messwerte erst ab einem Ausschlag von 3 st bei<br />

EL bzw. 4 st bei ER auszuwerten, da es für niedrigere Werte keine Skalenstriche auf den<br />

Elektroskopen gibt.<br />

Aus den genannten Gründen haben wir den ersten (0) und letzten Wert im Fit vernachlässigt.<br />

Wir waren nun in der Lage, die aus dem Video abgelesenen Zeigerausschläge der beiden<br />

Elektroskope in Spannungen der Kelvingeneratorringe gegen Masse umzurechnen.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 11/20 ppg7<br />

Spannung U in kV<br />

4.5<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Linearer Fit<br />

Messung 1<br />

Messung 2<br />

Messung 3<br />

Messung 4<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18<br />

Anzeige N in Skalenteilen st<br />

Abbildung 7: Kalibrierung von EL<br />

¢ � � � ��� ¡ � � �¢¡ ¤ ��� �� � ¡ � � � � � ��¨ �<br />

���<br />

Durch die Art der Spannungsmessung ist es leider nicht möglich, das Vorzeichen der Ladung<br />

der beiden Ringe zu bestimmen. Wir können aber den für uns interessanten Verlauf<br />

des Spannungsanstiegs durch Diagramme |U(t)| für beide Ringe darstellen.<br />

¡£¢¥¤¦¢¨§ ©������������������������������������ ��������������� ������������� ���<br />

Es ist zu erwarten, dass der Spannungsanstieg anfangs exponentiell verläuft, da die influenzierte<br />

Ladung der Wassertropfen und damit die Zunahme der Ladung auf den Bechern<br />

direkt proportional zur bereits auf den Ringen liegenden Spannung sein sollte. Es ist also<br />

das kleine Ladungspaket auf einem Tropfen ∆Q(t) ∝ Q(t). Für einem kleinen Zeitabschnitt<br />

∆t erhalten wir:<br />

Q(t + ∆t) = Q + ∆Q<br />

⇒ Q ′ (t) =<br />

Q(t + ∆t) − Q(t)<br />

(t + ∆t) − t<br />

= ∆Q(t)<br />

∆t<br />

= α Q(t)<br />

∆t<br />

Q(t) ist also seine eigene Ableitung multipliziert mit einer Konstanten. Das führt uns auf<br />

die intuitiv schon vermutete Exponentialfunktion.<br />

Andererseits wird die Spannung an den Ringen irgendwann einen Maximalwert Umax erreichen,<br />

wenn sich ein Gleichgewicht aus Ladungszunahme über die Tropfen und Ladungsabnahme<br />

durch Entladung über die Luft erreicht ist. Dieser Maximalwert wird zwar nie<br />

erreicht werden, da ein Überschlagen von Ladungen an nicht ausreichend isolierten Teilen<br />

des Aufbaus die Spannung zusätzlich begrenzt. Des Weiteren begrenzt die Tatsache, dass<br />

bei höheren Spannungen die Wassertropfen vom Feld der Becher abgestoßen werden und


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 12/20 ppg7<br />

deshalb die Becher immer öfter verfehlen, die erreichbare Maximalspannung. Da unsere<br />

Messwerte aber alle im Bereich bis 5 kV liegen können wir dies außer Acht lassen.<br />

Wir suchen also eine Funktion, die anfangs exponentiell steigt und dann gegen einen<br />

Maximalwert konvergiert. Ein solches Verhalten zeigt z. B. die Funktion f(x) =<br />

Verallgemeinert und auf unseren Versuch übertragen erhält man:<br />

U(t) =<br />

Umax<br />

e a(to−t) + 1<br />

Wie man leicht erkennen kann, hat diese Funktion die gesuchten Eigenschaften:<br />

• lim<br />

t→∞ U(t) = lim<br />

t→∞<br />

• t ≪ to : U(t) =<br />

Umax<br />

ea(to−t) = Umax<br />

+ 1<br />

Umax<br />

e a(to−t) + 1<br />

= Umaxe at<br />

e ato + e<br />

e<br />

Umax<br />

≈ eat<br />

at ato<br />

1<br />

exp(−x)+1 .<br />

Es gilt also, 3 Parameter aus den Messwerten zu bestimmen, die folgende physikalische<br />

Bedeutung haben:<br />

• Umax: Maximalspannung, die sich theoretisch nach unendlicher Zeit einstellen würde,<br />

wenn vorher keine Ladungen in die Umgebung abfließen, Reservoir sowie Becher<br />

unendliches Volumen hätten und alle Tropfen in die Becher treffen würden.<br />

• a: Konstante, die die Geschwindigkeit des Spannungsanstiegs repräsentiert<br />

• to: Zeitpunkt, zu dem U = 1<br />

2 Umax wäre (obige Idealbedingungen vorausgesetzt)<br />

¡£¢¥¤¦¢¥¤ �¢¡ ���¤£������¥£���� �¦� ������������� ���<br />

� �<br />

Wir ließen uns also von Gnuplot [3] die Funktion U(t) = Umax ea(to−t) −1<br />

+ 1 durch die<br />

vorher auf Spannungen umgerechneten Messwerten fitten. Dabei zeigte sich, dass to scheinbar<br />

deutlich größer wird als unsere gemessen Zeiten, wobei dann U(t) = Umaxe−atoeat eine<br />

sehr gute Näherung darstellt. Die eigentlich von uns gewünschte Funktion U(t) lässt sich<br />

dagegen in diesem Bereich nicht mehr sinnvoll fitten, denn Umax und to können in diesem<br />

Bereich quasi frei gewählt werden, solange Umaxe−ato dabei nicht geändert wird.<br />

Deshalb gingen wir dazu über, eine normale e-Funktion Uoe at durch unsere Messwerte<br />

legen zu lassen. Ein typisches Ergebnis ist in Abbildung 8 zu sehen.<br />

Da uns besonders die Geschwindigkeit des Spannungsanstiegs abhängig von den von uns<br />

veränderten Parametern interessiert, verwenden wir anschließend die Werte für den Parameter<br />

a für die weitere Auswertung. Die von Gnuplot [3] ermittelten Werte sind in den<br />

Tabellen 1 und 2 dargestellt.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 13/20 ppg7<br />

Spannung U in kV<br />

4.5<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

Groß 1<br />

Groß 2<br />

Groß 3<br />

Groß 4<br />

Groß 5<br />

0.5<br />

0 2 4 6 8 10 12 14<br />

Zeit t in s<br />

Abbildung 8: Werte und Fits zur Messung ” große Ringe“<br />

Tabelle 1: Fitparameter für die Messungen an ER<br />

Messung a/ 1<br />

s<br />

∆a/ 1<br />

s<br />

U0/kV<br />

große Ringe 1 0.139 0.0018 0.671<br />

große Ringe 2 0.141 0.0013 0.647<br />

große Ringe 3 0.133 0.0014 0.616<br />

große Ringe 4 0.134 0.0015 0.641<br />

große Ringe 5 0.130 0.0017 0.603<br />

mittlere Ringe 1 0.164 0.0028 0.612<br />

mittlere Ringe 2 0.182 0.0085 0.621<br />

mittlere Ringe 3 0.154 0.0017 0.653<br />

mittlere Ringe 4 0.144 0.0017 0.687<br />

mittlere Ringe 5 0.133 0.0026 0.705<br />

kleine Ringe 1 0.147 0.0020 0.683<br />

kleine Ringe 2 0.144 0.0015 0.688<br />

kleine Ringe 3 0.122 0.0015 0.628<br />

kleine Ringe 4 0.109 0.0009 0.673<br />

kleine Ringe 5 0.125 0.0014 0.579<br />

normal (Referenz) 1 0.113 0.0010 0.610<br />

normal (Referenz) 2 0.107 0.0009 0.693<br />

normal (Referenz) 3 0.0807 0.00147 0.528<br />

schräg 1 0.148 0.0017 0.407<br />

schräg 2 0.138 0.0020 0.636<br />

schräg 3 0.124 0.0015 0.648<br />

umgedreht 1 0.0887 0.00229 0.635


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 14/20 ppg7<br />

Tabelle 1: Fortsetzung<br />

Messung a/ 1<br />

s<br />

∆a/ 1<br />

s<br />

U0/kV<br />

umgedreht 2 0.0785 0.00049 0.665<br />

umgedreht 3 0.0761 0.00067 0.652<br />

+0 cm (Referenz) 1 0.0807 0.00147 0.528<br />

+0 cm (Referenz) 2 0.103 0.0013 0.703<br />

+0 cm (Referenz) 3 0.0980 0.00092 0.656<br />

+2 cm 1 0.217 0.0063 0.608<br />

+2 cm 2 0.182 0.0027 0.610<br />

+2 cm 3 0.157 0.0019 0.597<br />

-2 cm 1 0.0708 0.00048 0.628<br />

-2 cm 2 0.0662 0.00058 0.628<br />

-2 cm 3 0.0679 0.00046 0.652<br />

Salz 1 0.173 0.0026 0.662<br />

Salz 2 0.150 0.0016 0.729<br />

Salz 3 0.165 0.0032 0.715<br />

Salz 4 0.174 0.0016 0.707<br />

Tabelle 2: Fitparameter für die Messungen an EL<br />

Messung a/ 1<br />

s<br />

∆a/ 1<br />

s<br />

U0/kV<br />

große Ringe 1 0.147 0.0046 0.639<br />

große Ringe 2 0.142 0.0043 0.662<br />

große Ringe 3 0.200 0.0053 0.240<br />

große Ringe 4 0.149 0.0043 0.557<br />

große Ringe 5 0.137 0.0028 0.541<br />

mittlere Ringe 1 0.181 0.0052 0.549<br />

mittlere Ringe 2 0.162 0.0046 0.782<br />

mittlere Ringe 3 0.162 0.0039 0.595<br />

mittlere Ringe 4 0.140 0.0040 0.709<br />

mittlere Ringe 5 0.140 0.0038 0.626<br />

kleine Ringe 1 0.202 0.0106 0.326<br />

kleine Ringe 2 0.146 0.0027 0.689<br />

kleine Ringe 3 0.167 0.0037 0.321<br />

kleine Ringe 4 0.120 0.0020 0.538<br />

kleine Ringe 5 0.112 0.0026 0.752<br />

normal (Referenz) 1 0.108 0.0020 0.638<br />

normal (Referenz) 2 0.0934 0.00184 0.850<br />

normal (Referenz) 3 0.0704 0.00218 0.708<br />

schräg 1 0.124 0.0028 0.608<br />

schräg 2 0.133 0.0040 0.697<br />

schräg 3 0.134 0.0039 0.540<br />

umgedreht 1 0.104 0.0023 0.434<br />

umgedreht 2 0.0777 0.00112 0.595<br />

umgedreht 3 0.0739 0.00130 0.621


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 15/20 ppg7<br />

Tabelle 2: Fortsetzung<br />

Messung a/ 1<br />

s<br />

∆a/ 1<br />

s<br />

U0/kV<br />

+0 cm (Referenz) 1 0.0704 0.00218 0.708<br />

+0 cm (Referenz) 2 0.0943 0.00190 0.776<br />

+0 cm (Referenz) 3 0.0938 0.00132 0.629<br />

+2 cm 1 0.201 0.0050 0.855<br />

+2 cm 2 0.175 0.0069 0.583<br />

+2 cm 3 0.152 0.0053 0.490<br />

-2 cm 1 0.0713 0.00121 0.586<br />

-2 cm 2 0.0753 0.00116 0.461<br />

-2 cm 3 0.0634 0.00096 0.688<br />

Salz 1 0.205 0.0077 0.463<br />

Salz 2 0.147 0.0051 0.650<br />

Salz 3 0.159 0.0041 0.713<br />

Salz 4 0.202 0.0069 0.439<br />

Wie man deutlich sieht, sind die Werte von ER zuverlässiger als die Werte von EL. Das<br />

liegt zum einen daran, dass die Mechanik von EL bei niedrigen Spannungen etwas hakt,<br />

zum anderen daran, dass ER eine feinere Skaleneinteilung besitzt und somit genauere<br />

Messpunkte aufgenommen werden konnten. Wir werden deshalb unsere weitere Auswertung<br />

auf die Werte beschränken, die wir über die Messwerte von ER erhalten.<br />

¡£¢¥¤¦¢¡ ¢ ���¤£ ��� ���¦¥§£ ���¥£����©¨�£ ��£ � �������<br />

Der Einfluss der während der Versuchsdurchführung veränderten Parameter auf die Geschwindigkeit<br />

des Spannungsanstiegs soll nun genauer untersucht werden:<br />

a) Ringdurchmesser<br />

Um eine Abhängigkeit des Spannungsaufbaus vom Durchmesser der Ringe zu untersuchen,<br />

haben wir je 5 Messreihen mit unterschiedlichen Ringgrößen aufgenommen. Die<br />

Ringe waren immer auf der selben Höhe montiert. Betrachten wir die Mittelwerte unserer<br />

Spannungsanstiegskonstanten a, so erhalten wir:<br />

ā(d = 4 cm) ≈ 0.129 s −1 ∆ā ≤ 0.0142 s −1<br />

ā(d = 6 cm) ≈ 0.155 s −1 ∆ā ≤ 0.0168 s −1<br />

ā(d = 8 cm) ≈ 0.135 s −1 ∆ā ≤ 0.0040 s −1<br />

Wie bei allen folgenden Messungen auch, wurde als Fehler die Standardabweichung von a<br />

verwendet.<br />

Man sieht also (Abb. 9), dass unser Kelvingenerator am besten mit den mittelgroßen<br />

Ringen funktioniert. Es scheint also eine ideale Ringgröße zu geben, wobei von unseren


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 16/20 ppg7<br />

Exemplaren die 6 cm großen Influenzringe diese am besten treffen. Bei größeren Ringen<br />

macht es sich bemerkbar, dass die Ringwände weiter vom Wasserstrahl entfernt sind und<br />

damit die elektrische Feldstärke, die auf das Wasser wirkt, geringer ist. Bei kleineren<br />

Ringdurchmessern könnte die Abschwächung darauf beruhen, dass die Ringe dann eine<br />

kleinere Oberfläche haben und deshalb die Ladungen zu einem größeren Anteil auf den<br />

Bechern zurückbleiben. Geht man also davon aus, dass die Fläche der Ringe und damit<br />

der an den Ringen anliegende Anteil der Gesamtladung linear mit dem Ringdurchmesser<br />

zunimmt (Oberfläche der Ringe ≪ Oberfläche der Becher), hingegen das elektrische Feld<br />

mit dem Abstand und damit auch mit dem Ringdurchmesser quadratisch abnimmt, kann<br />

man die beobachtete Abhängigkeit erklären. Ebenso könnte es einen Einfluss haben, dass<br />

bei kleineren Ringen mehr abgelenkte Wassertröpfchen die Ringe treffen, was die Funktion<br />

des Generators hemmt (Entladung der Tropfen am Ring).<br />

b) Verkippung der Ringe und Abflachung der oberen Ringkante<br />

Wir haben die mittleren Ringe um 30 ◦ verdreht aufgehängt, um zu sehen, ob ein Verkippen<br />

der Ringe einen Einfluss auf die Funktion des <strong>Kelvingenerators</strong> hat. Aus den 3 Messkurven<br />

hierfür erhalten wir:<br />

ā(ϕ = 30 ◦ ) ≈ 0.137 s −1 ∆ā ≤ 0.0098 s −1<br />

Natürlich wollten wir auch wissen, ob die Abflachung der oberen Ringkante auch tatsächlich<br />

wie erhofft den Kelvingenerator verbessert. Um das zu testen wurden die Ringe testweise<br />

um 180 ◦ verdreht, sodass die abgeflachte Seite nach unten zeigt. Es wurden ebenfalls 3<br />

Messreihen aufgenommen.<br />

ā(ϕ = 180 ◦ ) ≈ 0.081 s −1 ∆ā ≤ 0.0055 s −1<br />

Als Referenzwert wurde vor, nach und zwischen den Messungen mit verdrehten Ringen je<br />

eine Messung mit normal aufgehängten Ringen gemacht.<br />

ā(ϕ = 0 ◦ ) ≈ 0.100 s −1 ∆ā ≤ 0.0140 s −1<br />

Wir konnten feststellen, dass die Abflachung der oberen Ringkante durchaus sinnvoll ist.<br />

Bei gleicher Ladung ist das elektrische Feld offenbar so ausgebildet, dass das Wasser stärker<br />

influenziert wird, sprich das angreifende Feld am Punkt der Tropfenablösung stärker ist<br />

und damit der Kelvingenerator schnelleren Spannungsaufbau zeigt. (Abb. 10)<br />

Bei den um 30 ◦ verdrehten Ringen liegen Teile des Rings näher am Wasserstrahl und<br />

dem Punkt, in dem der Wasserstrahl zerfällt, sodass das elektrische Feld an dieser Stelle<br />

ebenfalls stärker ist (vgl. Ringhöhenveränderung).<br />

c) Ringposition<br />

Hier haben wir die mittleren Ringe (� 6 cm) je 3 mal in der zuvor verwendeten Höhe, 2 cm<br />

höher und 2 cm tiefer aufgehängt. Für die Mittelwerte von a erhalten wir hier nun:<br />

ā(∆h = −2 cm) ≈ 0.068 s −1 ∆ā ≤ 0.0190 s −1


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 17/20 ppg7<br />

ā(∆h = ±0 cm) ≈ 0.094 s −1 ∆ā ≤ 0.0095 s −1<br />

ā(∆h = +2 cm) ≈ 0.185 s −1 ∆ā ≤ 0.0246 s −1<br />

Die Position der Influenzringe hat also erhebliche Auswirkungen auf den Spannungsaufbau.<br />

Durch ein Verstellen der Ringe um 2 cm nach oben können wir den höchsten Wert für<br />

den Parameter a über alle Messreihen hinweg erreichen, wohingegen ein Verschieben der<br />

Ringe um 2 cm nach unten zum niedrigsten Wert von a führt (Abb. 11). Um eine maximale<br />

Influenz der Wassertropfen zu erreichen muss eine Ringposition gefunden werden, an der<br />

das Maximum des vom Ring ausgehenden elektrischen Feldes mit dem Tropfenablösepunkt<br />

zusammenfällt. Diese Position liegt offenbar höher, als die von uns gewählte Ringhöhe.<br />

d) Ionengehalt des Wassers<br />

In [1] wurde gemutmaßt, dass die influenzierten Ladungen in den Wassertropfen rein aus<br />

der Eigendissoziation des Wassers stammen würden und deshalb die Geschwindigkeit des<br />

<strong>Kelvingenerators</strong> unabhängig von der Ionenkonzentration wäre. Dieser Behauptung wollten<br />

wir natürlich nachgehen. Deshalb haben wir eine gesättigte Kochsalzlösung hergestellt<br />

und damit 4 Messkurven aufgenommen. Die Sättigungskonzentration von NaCl liegt laut<br />

[4] bei 358 g/l, was einer Gesamtionenkonzentration von ca. 12 mol/l entspricht. Bei uns<br />

lag die Salzkonzentration wohl eher ein gutes Stück niedriger.<br />

Als Mittelwerte für die Konstante a erhalten wir:<br />

ā(c (Σ Ionen) � 12 mol/l) ≈ 0.166 s −1 ∆ā ≤ 0.0096 s −1<br />

Als Vergleich dazu können die Werte der letzten Referenzmessung mit der Konfiguration<br />

” mittlere Ringe, normale Höhe, nicht verdreht“ dienen. Hier sollten die Konzentrationen<br />

gelöster Ionen in etwa den Werten entsprechen, welche die Erlanger Stadtwerke auf ihrer<br />

Website [5] veröffentlichen. Umgerechnet in eine Gesamtionenkonzentration (mehrwertige<br />

Ionen mehrfach gezählt) erhält man 8.3 mmol/l.<br />

ā(c (Σ Ionen) ≈ 8.3 · 10 −3 mol/l) ≈ 0.094 s −1 ∆ā ≤ 0.0095 s −1<br />

Wir können also feststellen, dass der Ionengehalt des Wasser sehr wohl einen Einfluss auf<br />

die Funktion des <strong>Kelvingenerators</strong> hat. Es ist zwar richtig, dass sich eine kleine Veränderung<br />

der Ionenkonzentration kaum auswirken wird, aber sehr deutliche Konzentrationsunterschiede<br />

(bei uns Faktor � 1000) können unseren Parameter a dann doch fast verdoppeln.<br />

Da wir die Konzentration großzügig nach oben abgeschätzt haben, ist zu erwarten, dass<br />

der tatsächliche Effekt noch größer ist.<br />

Zu erklären ist das dadurch, dass der hohe Ionengehalt die Leitfähigkeit und damit offenbar<br />

auch die Polarisierbarkeit des Wassers erhöht. Weitere Erkenntnisse über den Einfluss von<br />

freien Ionen könnte man bekommen, wenn man die Konzentration von Natrium- und<br />

Chloridionen im von den Bechern aufgefangenen Wasser genau bestimmt. Daran könnte<br />

man dann erkennen, ob das Aufladen des <strong>Kelvingenerators</strong> teilweise darauf zurückzuführen<br />

ist, dass sich durch Influenzeffekte auf der einen Seite vermehrt Natrium-Ionen mit den<br />

Tropfen ablösen, wohingegen Chlorid-Ionen an den Düsen zurückbleiben, auf der anderen<br />

Seite umgekehrt. Eine derartige Messung würde aber erheblich mehr Aufwand erfordern<br />

und ist deshalb im Rahmen des <strong>Projektpraktikum</strong>s nicht möglich.


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 18/20 ppg7<br />

Bei den nachfolgenden Diagrammen wurde der Anschaulichkeit halber Uo für alle Kurven<br />

auf 0.5 kV gesetzt und die theoretischen Kurven für die unterschiedlichen ā’s geplottet:<br />

Spannung U in kV<br />

Spannung U in kV<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Große Ringe<br />

Mittlere Ringe<br />

Kleine Ringe<br />

0<br />

0 5 10<br />

Zeit ab Messbeginn t in s<br />

15 20<br />

Abbildung 9: Vergleich ā verschiedener Ringgrößen<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Ringe normal<br />

Ringe schräg<br />

Ringe gedreht<br />

0<br />

0 5 10<br />

Zeit ab Messbeginn t in s<br />

15 20<br />

Abbildung 10: Vergleich ā verschiedener Drehungen<br />

Spannung U in kV<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Ringe +2cm<br />

Ringe 0cm<br />

Ringe −2cm<br />

Salzmessung<br />

0<br />

0 5 10<br />

Zeit ab Messbeginn t in s<br />

15 20<br />

Abbildung 11: Vergleich ā verschiedener Ringhöhen / Salz


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 19/20 ppg7<br />

¡ ¢�� ¥£¢¤¢ ��¡¦¥ ¥ � � ¢¤¡¥¤<br />

Wir haben also unser Ziel erreicht einen funktionsfähigen Kelvingenerator zu konstruieren<br />

und konnten uns den Influenzeffekt in Wasser zu Nutze machen um Hochspannung<br />

zu erzeugen. Wir konnten zahlreiche Parameterabhängigkeiten messen und haben teilweise<br />

die selben Untersuchungen wie Jürgen Wilbert [1] angestellt. Es liegt daher nahe, die<br />

Ergebnisse zu vergleichen. Während das Ergebnis für die Ringhöhe weitgehend übereinstimmt,<br />

haben wir im Gegensatz zu Jürgen Wilbert mit unseren Methoden feststellen<br />

können, dass die Ionenkonzentration sehr wohl eine große Rolle spielt. Eine mögliche Erklärung<br />

für die unterschiedlichen Ergebnisse könnte sein, dass Wilbert bei seinem Aufbau<br />

Reservoir, Düsen und Zuleitungen aus Metall verwendet hat, also die Düsen elektrisch<br />

leitend verbunden waren. Bei uns waren diese Teile dagegen alle aus Kunststoff, sodass<br />

sämtlicher Ladungsaustausch zwischen den Düsen über das Wasser erfolgen musste. Beim<br />

Wilbert’schen Kelvingenerator konnten sich Influenzladungen in den Düsen und Rohren<br />

ausbilden und dann auf das Wasser übertragen werden, bei uns musste die Influenz direkt<br />

im Wasser erfolgen und war deshalb evtl. stärker von dessen Leitfähigkeit abhängig. Dass<br />

die Leistung des <strong>Kelvingenerators</strong> bei längerem Betrieb nachlässt, können wir wiederum<br />

nur bestätigen und ist auch an den Messwerten zu erkennen (bei den Referenzmessungen<br />

gut zu sehen). Einem Vergleich des äußeren Erscheinungsbildes der beiden Generatoren<br />

wollen wir jedoch besser aus dem Weg gehen... �<br />

Sehr herzlich danken wollen wir abschließend:<br />

• Carsten Richardt für die kollegiale Zusammenarbeit<br />

• der Werkstatt für die Ringe und die Becher<br />

• Jürgen Wilbert für die Tipps und die ” Designvorlage“


<strong>Bau</strong> <strong>eines</strong> Kelvingenerator 20/20 ppg7<br />

¡¡ ¢ � §¤£ ¢¤¡¥¤�������������� ��£¤¡¤���<br />

1 Genereller Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

2 Influenz der Wassertropfen in den Ringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

3 Im Aufladevorgang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

4 Unser Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

5 Auffächerung des Wasserstrahls und Weg durch die Ringe in die Becher . . 9<br />

6 Kalibrierung von ER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

7 Kalibrierung von EL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

8 Werte und Fits zur Messung ” große Ringe“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

9 Vergleich ā verschiedener Ringgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

10 Vergleich ā verschiedener Drehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

11 Vergleich ā verschiedener Ringhöhen / Salz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

§ ¥ ��§ §���¡ ��������������£¤¡¤� �<br />

1 Fitparameter für die Messungen an ER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2 Fitparameter für die Messungen an EL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

¥ ��¨ ��� ¥ ¨£¢¤� �¦������������£¤¡¤� �<br />

[1] Jürgen Wilbert,<br />

Zulassungsarbeit ” Der Kelvin-Generator als Demonstrationsexperiment zur Elektrostatik“<br />

[http://pi2.physik.uni-erlangen.de/publikationen/dateien/pdf/wilbert_za.pdf]<br />

[2] TU Ilmenau, Jan Treiber et al,<br />

Video ” Versuche zur Elektrostatik - Der Kelvingenerator“<br />

[http://get-16.e-technik.tu-ilmenau.de/taskweb/daten/kelvin1.rm]<br />

[3] Thomas Williams et al,<br />

Programm ” Gnuplot“<br />

[http://www.gnuplot.info]<br />

[4] Merck KGaA<br />

Sicherheitsdatenblatt Natriumchlorid 99,99% (Artikel-Nr. 106406)<br />

[http://de.chemdat.info/documents/sds/emd/deu/de/1064/106406.pdf]<br />

[5] Erlanger Stadtwerke AG online<br />

Tabelle ” Inhaltsstoffe des Erlanger Trinkwassers in mg/l“<br />

[http://www.estw.de/news.asp?folder_id=1596&mainfolder_id=1581&news_id=82]

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