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Vor 60 Jahren - Landsmannschaft der Deutschen aus Russland eV

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nach Spaska und weiter bis Fantana Zenala und Kardal auf eine große Fähre für 200 Fuhren ver-<br />

Ismail. Im gag<strong>aus</strong>ischen Dorf Derben<strong>der</strong>i Karaladen.tschan blieben wir sieben Tage und feierten dort Die Donau ist an dieser Stelle etwa zwei Kilome-<br />

Ostern.<br />

ter breit; unsere Fähre brauchte nur 15 Minuten<br />

Am 15. April erhielten wir die Anweisung, nach bis Isny (Isaccea) unweit <strong>der</strong> Stadt Tulcea, die<br />

Norden zu fahren. Wir überquerten den Pruth bei zur rumänischen Dobmdscha gehört.<br />

Kagul o<strong>der</strong> Falciu und zogen über die rumäni- So verließen wir Bessarabien, bevor wir drei<br />

schen Karpaten nach Ungarn.<br />

Tage in Nikolitel verbrachten und dann die Do-<br />

Weiter bewegte sich <strong>der</strong> Treck in Richtung Mosnau entlang nach Süden durch die Dobmdscha,<br />

covcii. Wir fuhren von 5 Uhr morgens bis 8 Uhr Bulgarien und die Walachei (Alt-Rumänien) bis<br />

abends, schafften aber nur die Hälfte <strong>der</strong> Strecke. in das Banat zogen.<br />

Es war ein sehr schwerer Feldweg, den wir nach Am 22. Juni 1944 verließen wir die letzte Über-<br />

dem langen Regen antrafen. Wir übernachteten nachtungsstelle auf rumänischem Boden. Um 3<br />

mitten auf dem Feld in einem Tal zwischen zwei Uhr bewegte sich <strong>der</strong> Treck vom Aufenthaltsort<br />

beachtlich hohen Bergen. Der Treck <strong>aus</strong> Großlie- Belobreschi (Diritsch) zur Grenze. Zwei Kilomebental<br />

war bereits vor uns dort, und die Leute ter nach <strong>der</strong> rumänisch-serbischen Grenze fuhren<br />

warnten uns davor, Feuer zu machen, da wir uns wir durch das schöne große Dorf Rotkirchen, das<br />

in Feindesnähe befanden. Es dauerte auch nicht zur Hälfte von deutschen Banatern besiedelt war.<br />

lange, bis wir ein Flugzeug hörten, das sich uns Dann ging es sieben Kilometer weiter zum Sam-<br />

näherte. Bald krachte es einmal und dann noch mellager Jassenowo in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Bahnstation<br />

einmal. Es ist unmöglich zu beschreiben, wie vor Weißkirchen.<br />

allem die Frauen und die Kin<strong>der</strong> schrieen, was Sonntag, 25. Juni 1944: Wir sind in einem Eisen-<br />

für eine Panik folgte! Die Pferde wieherten, zerrbahnzugund fahren in Richtung Warthegau...<br />

ten an den Leinen. Dann wurde alles still.<br />

Wir blieben drei Tage in Moscovci, wo sich die<br />

Trecks <strong>aus</strong> Alexan<strong>der</strong>hilf, Neuburg und Marien-<br />

XVI.<br />

tal sammelten. Man teilte uns mit, dass die Brü- Ende März 1944. Aufbruch <strong>der</strong> Gemeinde Selz.<br />

cke über den Pruth bei Kagul gesprengt worden Bericht von Eduard Stephan, 2000.<br />

sei und russische Panzertruppen im Norden nicht Dass die Lage <strong>der</strong> Flüchtlinge Ende März 1944<br />

allzu weit von uns operierten. Jede Nacht sahen immer brenzliger wurde, konnte man am Bei-<br />

wir, wie Galatz bei Nacht vom Licht <strong>der</strong> Scheinspiel <strong>der</strong> Gemeinde Selz sehen. Selz gehörte zum<br />

werfer und Leuchtkörper beim Bombardement Rayon Kutschurgan und wurde vom BK 23 be-<br />

<strong>der</strong> Stadt durch sowjetische Flieger taghell wurtreut. Die sowjetische Armee hatte den Bug überde.quert<br />

und dann nördlich von Dubossary den<br />

Am frühen Morgen des 21. Aprils fuhren wir in Dnjestr und schließlich auch den Pruth in <strong>der</strong><br />

südlicher Richtung weiter. Wir bemühten uns, Nähe <strong>der</strong> Stadt Jassy. Es kam fiir die Flüchtlinge<br />

von <strong>der</strong> Front wegzukommen, da man den Kano- zu großen Stauungen an den Dnjestr- und Limannendonner<br />

schon deutlich hörte. Nach einer Fahrt überquerungen. Die Partisanen wurden immer<br />

von 30 Kilometern kamen wir in <strong>der</strong> moldaui- aktiver und leisteten gute <strong>Vor</strong>arbeit fiir die Rote<br />

schen Siedlung Kuzawoda an, die in <strong>der</strong> Nähe Armee.<br />

von Vulcanesti liegt. Das Futter für Pferde und Als8elz von deutschen Soldaten als letztes Dorf<br />

Kühe war sehr teuer. Ein Kilo Mais kostete 20 des BK 23 mit <strong>der</strong> Fähre bei Majaki über den<br />

Lire. Wir blieben sechs Tage in Kuzawoda. In Dnjestr geschleust wurde, tauchten plötzlich am<br />

dieser Zeit sammelten sich dort die Fuhren <strong>aus</strong> Ostufer unbekannte Truppen auf und feuerten auf<br />

sechs Schwarzmeerdörfern und Odessa. die Fähre. Ein großer Teil <strong>der</strong> Selzer, die am<br />

Am 28. April wartete eine Wehrmachtsfahre in IUfer noch auf ihre Überfahrt warteten, wurde<br />

Kargatschi auf uns, um uns über die Donau zu festgenommen und zurück nach Selz gebracht,<br />

bringen, und am nächsten Tag wurden wir in wo sie bis Kriegsende blieben. Nach dem 9. Mai<br />

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