Dopplersonographie in der Geburtshilfe - Frauenarzt
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DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
970<br />
PERINATALE DIAGNOSTIK<br />
<strong>Dopplersonographie</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Geburtshilfe</strong><br />
Teil 1: Grundlagen<br />
Ivo Markus Heer, Alexan<strong>der</strong> Strauss<br />
Die Untersuchung des Feten mittels Dopplerultraschall hat<br />
weit gehenden E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Kreislaufverhältnisse des gut<br />
versorgten, aber vor allem des gefährdeten K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> utero<br />
ermöglicht. In großen Studien wurde gezeigt, dass zwar die<br />
Untersuchung des fetoplazentaren Blutflusses bei <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eüberwachung<br />
ke<strong>in</strong>en Vorteil br<strong>in</strong>gt (1), im Risikokollektiv dagegen<br />
die Doppleruntersuchung zu e<strong>in</strong>er signifikanten Reduktion<br />
<strong>der</strong> per<strong>in</strong>atalen Mortalität und zur Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung geburtshilflicher<br />
Interventionen führt (2). Im folgenden Beitrag<br />
werden die physikalischen Grundlagen des Verfahrens, <strong>der</strong><br />
Messvorgang, die Gerätee<strong>in</strong>stellungen, die Fehlerquellen sowie<br />
die Wirkungen von Dopplerultraschall im Gewebe (Nebenwirkungen)<br />
dargestellt.<br />
Die Untersuchung von Gefäßflüssen<br />
beruht auf dem Dopplerpr<strong>in</strong>zip. Das<br />
im Alltag beobachtbare Phänomen,<br />
dass bewegliche Schallquellen für<br />
den ruhenden Beobachter ihre Frequenz<br />
än<strong>der</strong>n, wurde bereits 1842<br />
von Christian Johann Doppler <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Schrift „Über das farbige Licht<br />
<strong>der</strong> Doppelsterne“ erklärt. Werden<br />
von e<strong>in</strong>em sich auf den Beobachter<br />
zu bewegten Objekt Schall- o<strong>der</strong><br />
Lichtwellen emittiert, so nimmt dieser<br />
Beobachter e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>der</strong><br />
Frequenz im Verhältnis zur eigentlich<br />
abgegebenen Frequenz wahr.<br />
Umgekehrt verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich die wahrnehmbare<br />
Frequenz, wenn sich das<br />
emittierende Objekt vom Beobachter<br />
wegbewegt. Da die so wahrnehmbare<br />
Frequenzän<strong>der</strong>ung proportional<br />
zur Geschw<strong>in</strong>digkeit des<br />
wellenemittierenden Objekts ist, lässt<br />
sich aus <strong>der</strong> Frequenzän<strong>der</strong>ung die<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit des Objekts errechnen.<br />
Mit Hilfe dieses Dopplerpr<strong>in</strong>zips kann<br />
auch die Blutflussgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong><br />
Gefäßen berechnet werden, wobei für<br />
die Frequenzverschiebung <strong>in</strong>travasale<br />
Korpuskeln (v.a. Erythrozyten)<br />
FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 11<br />
während ihres Durchflusses als Reflektoren<br />
<strong>der</strong> Ultraschallwellen dienen.<br />
Da die Frequenzän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Reflektoren jedoch nur auftritt, wenn<br />
die Korpuskeln (Erythrozyten) sich<br />
vom Beobachter (= Schallkopf) wego<strong>der</strong><br />
auf diesen zu bewegen, können<br />
vorwiegend Flüsse untersucht werden,<br />
die e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Abweichung<br />
von <strong>der</strong> Lotrechten im Ultraschallbild<br />
(Insonationsw<strong>in</strong>kel
Abb. 1: Spektralkurve (A. Strauss, Ultraschallpraxis Spr<strong>in</strong>ger).<br />
<strong>der</strong> def<strong>in</strong>ierten Fenster („Sample Volume“)<br />
stammen. Da durch die <strong>in</strong>termittierende<br />
Verarbeitung des Signals<br />
die gleichzeitige Darstellung des<br />
B-Bildes möglich ist, ist e<strong>in</strong>e Detailanalyse<br />
e<strong>in</strong>zelner Gefäße und e<strong>in</strong>e<br />
zweidimensionale Visualisierung<br />
von Gewebe mit se<strong>in</strong>en Gefäßen unter<br />
Sicht möglich. Dies erklärt die<br />
breite Anwendung des PW-Verfahrens.<br />
Da sich die Korpuskeln <strong>in</strong> den Gefäßen<br />
mit unterschiedlichen Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
bewegen (am Gefäßrand<br />
langsam, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefäßmitte<br />
schnell), erfassen die piezoelektrischen<br />
Elemente (= Kristalle) des<br />
Schallkopfes nicht nur e<strong>in</strong>e Frequenz<br />
(= e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit), son<strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong> den unterschiedlichen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
des Gefäßes<br />
entsprechendes Frequenzgemisch.<br />
E<strong>in</strong>e Analyse dieses Frequenzspektrums<br />
berechnet e<strong>in</strong>zelne<br />
Frequenzen als Bildpunkte auf dem<br />
Schirm auf e<strong>in</strong>er horizontalen Zeitund<br />
e<strong>in</strong>er vertikalen Frequenzachse,<br />
wobei die verschiedenen Frequenzen<br />
auf dem Monitor übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> dargestellt<br />
werden. Jede Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
respektive jede Frequenz wird<br />
also durch e<strong>in</strong>en Bildpunkt dargestellt.<br />
Die Intensität <strong>der</strong> Darstellung<br />
steigt mit <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> angezeigten<br />
Frequenz (s. Abb. 1).<br />
� Color-Flow-Mapp<strong>in</strong>g-Verfahren<br />
(CF-Doppler)<br />
Dieses Verfahren ermöglicht die<br />
gleichzeitige Darstellung aller im B-<br />
Bild vorhandenen Informationen, wobei<br />
die Frequenzän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Reflektoren<br />
(Erythrozyten) farbkodiert<br />
und direkt <strong>in</strong> das B-Bild e<strong>in</strong>geblendet<br />
werden. Hierbei werden Flüsse auf<br />
den Schallkopf zu (= Frequenzsteigerung)<br />
rot, Flüsse vom Schallkopf weg<br />
(= Frequenzerniedrigung) blau dargestellt.<br />
Flüsse, die lotrecht zu den<br />
Schallwellen verlaufen (also parallel<br />
zum Schallkopf, horizontal im Bild),<br />
verän<strong>der</strong>n ihre Reflektionsfrequenz<br />
nicht und werden daher nicht farb-<br />
kodiert, s<strong>in</strong>d mith<strong>in</strong> nicht darstellbar.<br />
� Indizes<br />
Die aus dem Frequenzgemisch errechnete<br />
Kurvenamplitude (Höhe <strong>der</strong> Hüllkurve)<br />
<strong>der</strong> Spektraldarstellung ist proportional<br />
zu den tatsächlichen Strömungsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
im betrachteten<br />
Gefäß. Indizes erlauben e<strong>in</strong>e<br />
Bewertung dieser Spektralkurven. Zum<br />
E<strong>in</strong>satz kommen hierbei Indizes, die<br />
auf Dopplerfrequenzen, Beschleunigungen,<br />
Zeitstrecken o<strong>der</strong> Hüllkurven<br />
beruhen. Im kl<strong>in</strong>ischen Alltag durchgesetzt<br />
haben sich <strong>der</strong> Resistance-Index<br />
(RI; 3), <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong><br />
maximalen Geschw<strong>in</strong>digkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Systole und <strong>der</strong> m<strong>in</strong>imalen Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diastole <strong>der</strong> Dopplerfrequenzen<br />
beruht, und <strong>der</strong> Pulsatilitäts<strong>in</strong>dex<br />
(PI; 4), <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> maximalen<br />
und mittleren Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>in</strong> Systole und Diastole basiert. Dabei<br />
werden jeweils <strong>der</strong> höchste systolische<br />
Punkt <strong>der</strong> Hüllkurve A und <strong>der</strong> niedrigste<br />
Punkt <strong>der</strong> diastolischen Hüllkurve<br />
B gemessen. Die Indizes RI werden<br />
durch (A–B)/A und beim durch PI<br />
(A–B)/Vmean errechnet (s. Abb. 2). Weniger<br />
gebräuchlich ist die AB-Ratio<br />
(5), die dem Verhältnis von systolischem<br />
Maximum zu enddiastolischem<br />
Maximum (A/B) entspricht. Die Aussage<br />
ist identisch zum RI, wobei die<br />
Werte nicht zwischen 0 und 1, son<strong>der</strong>n<br />
zwischen 0 und ∞ liegen.<br />
B<br />
Diastole<br />
A<br />
Systole<br />
Null-L<strong>in</strong>ie<br />
Abb. 2: Darstellung <strong>der</strong> Spektralkurve mit Vmax Systole und Vmax Enddiastole mit Nulll<strong>in</strong>ie<br />
(I. Heer, Frauenkl<strong>in</strong>ik Großha<strong>der</strong>n).<br />
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Zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Indizes besteht<br />
bei normalen Gefäßwi<strong>der</strong>ständen<br />
ke<strong>in</strong> Unterschied. Erst bei pathologischen<br />
Flusswerten ergeben sich deutliche<br />
Unterschiede bei <strong>der</strong> Berechnung,<br />
wobei hier <strong>der</strong> PI die Flüsse besser erfasst.<br />
Gleiches gilt für mehrgipflige diastolische<br />
Verläufe, die vom PI mit Berechung<br />
<strong>der</strong> mittleren diastolischen<br />
Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit genauer errechnet<br />
werden können.<br />
Messvorgang<br />
Die Erfassung des Dopplersignals und<br />
se<strong>in</strong>e Auswertung mit Hilfe <strong>der</strong> oben<br />
dargestellten Indizes erfolgt gewöhnlich<br />
<strong>in</strong> den immer gleichen Arbeitsschritten:<br />
Zunächst wird im B-<br />
Bild das zu untersuchende Gefäß aufgesucht<br />
und so positioniert, dass e<strong>in</strong><br />
möglichst kle<strong>in</strong>er Insonationsw<strong>in</strong>kel<br />
(
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nen mitunter nicht genügend Signale<br />
reproduziert werden, um die Spektralkurve<br />
abzubilden. Physikalisch gilt,<br />
dass die PRF m<strong>in</strong>destens doppelt so<br />
hoch se<strong>in</strong> muss wie die zu messende<br />
maximale Dopplerfrequenz, da es<br />
sonst zu e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>baren Umkehrung<br />
<strong>der</strong> maximalen Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
unter die Nulll<strong>in</strong>ie kommt. Ist<br />
dies <strong>der</strong> Fall, werden schnelle Flüsse<br />
auf den Schallkopf zu (eigentlich rot<br />
kodiert) blau angezeigt. („Alias<strong>in</strong>g-<br />
Phänomen“). Pr<strong>in</strong>zipiell wird die PRF<br />
vom Untersucher für hohe Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
hoch und für nie<strong>der</strong>e Flussgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
niedrig e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Zusätzlich wird die PRF tiefer e<strong>in</strong>gestellt,<br />
wenn das zu untersuchende Gefäß<br />
tief im Gewebe liegt.<br />
� Hochpassfilter<br />
(Wall-Motion-Filter)<br />
Die Untersuchung <strong>der</strong> fetomaternalen<br />
Gefäße ist häufig durch Bewegungen<br />
des zu untersuchenden Objektes<br />
erschwert. Diese Bewegungen<br />
erzeugen bei <strong>der</strong> Untersuchung im<br />
Pulse-Wave-Verfahren deutlich sichtbare<br />
Signale im nie<strong>der</strong>frequenten Bereich,<br />
die die eigentlichen Zielfrequenzen<br />
überdecken können. Um diese<br />
nie<strong>der</strong>frequenten Artefakte wegzufiltern,<br />
wird <strong>der</strong> Wall-Motion-Filter<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser elim<strong>in</strong>iert jedoch<br />
nicht nur die nie<strong>der</strong>frequenten Bewegungsartefakte,<br />
son<strong>der</strong>n auch die<br />
diastolisch nie<strong>der</strong>frequenten Gefäßflüsse<br />
an <strong>der</strong> Gefäßwand. Damit kann<br />
bei zu großer Filterung e<strong>in</strong>e niedrige<br />
enddiastolische Flussgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
fälschlicherweise als Nullfluss ersche<strong>in</strong>en<br />
und zu gravierenden Fehl<strong>in</strong>terpretationen<br />
führen.<br />
Fehlerquellen<br />
Durch e<strong>in</strong> unsauberes Dopplersignal<br />
kann es bei <strong>der</strong> Beurteilung des fetalen<br />
Zustandes zu Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />
kommen. Tendenziell überschätzen<br />
unerfahrene Untersucher bei<br />
schlechten Signalen die Gefahr, was<br />
zu e<strong>in</strong>er unnötigen Verunsicherung<br />
<strong>der</strong> Schwangeren führen kann. Folgende<br />
Fehlerquellen können für e<strong>in</strong><br />
schlechtes Signal verantwortlich se<strong>in</strong>:<br />
FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 11<br />
� E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel<br />
Da bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Blutflussgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
trigonometrische<br />
Funktionen Anwendung f<strong>in</strong>den, ist <strong>der</strong><br />
W<strong>in</strong>kel zwischen Schallstrahl und Blutfluss<br />
von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung.<br />
Dieser Insonationsw<strong>in</strong>kel sollte 30°<br />
nicht überschreiten, da sowohl die<br />
quantitative (zunehmen<strong>der</strong> Messfehler)<br />
wie auch die qualitative Signalanalyse<br />
(flachere Hüllkurve, ger<strong>in</strong>gere<br />
Pulsatilität) erschwert werden (6).<br />
Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist dies bei<br />
diastolischen Flussverlusten, bei denen<br />
wenige W<strong>in</strong>kelgrade über Normalbefund<br />
o<strong>der</strong> Pathologie entscheiden<br />
können.<br />
� Fetale Atembewegungen<br />
Fetale Thoraxbewegungen führen bei<br />
<strong>der</strong> „Inspiration“ zu e<strong>in</strong>er Abnahme<br />
und bei <strong>der</strong> „Exspiration“ zu e<strong>in</strong>er Zunahme<br />
<strong>der</strong> systolischen und diastolischen<br />
Flussgeschw<strong>in</strong>digkeiten. Dies<br />
ist bei grenzwertigen Befunden zu beachten.<br />
� Fetale Herzfrequenz<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>standsmessungen<br />
s<strong>in</strong>d nur für e<strong>in</strong>en fetalen<br />
Herzfrequenzbereich zwischen 110<br />
und 150 Schlägen pro M<strong>in</strong>ute vergleich-<br />
und verwertbar. Bei e<strong>in</strong>er Tachykardie<br />
führt dies zu e<strong>in</strong>er Abnahme,<br />
e<strong>in</strong>e Bradykardie führt zu e<strong>in</strong>er<br />
Zunahme des Flusswi<strong>der</strong>standes im<br />
gemessenen Gefäß.<br />
� Gefäßlumen<br />
Haben beide Nabelschnurarterien unterschiedliche<br />
Gefäßlum<strong>in</strong>a, so kann<br />
die Wi<strong>der</strong>standsmessung im kle<strong>in</strong>eren<br />
Gefäß pathologische Werte ergeben.<br />
E<strong>in</strong>e Mehrfachmessung, möglichst<br />
<strong>in</strong> beiden Arterien, ist daher<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei auffälligen Dopplerbefunden<br />
notwendig.<br />
� Hoher Schallkopfdruck<br />
Durch Kompression des k<strong>in</strong>dlichen<br />
Köpfchens kann es zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>trazerebralen<br />
Druckanstieg kommen, <strong>der</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em Reverse Flow <strong>der</strong> Arteria cerebri<br />
media führen kann. Durch weniger<br />
Druck auf den Schallkopf wird<br />
<strong>der</strong> Fluss <strong>in</strong> aller Regel normal.<br />
� S<strong>in</strong>gultus<br />
Der fetale Schluckauf ist durch wie<strong>der</strong>kehrende,<br />
unregelmäßige systolische<br />
und diastolische Inzisuren gekennzeichnet<br />
und sollte nicht mit fetalen<br />
Arrhythmien (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Extrasystolen)<br />
verwechselt werden. Im<br />
Extremfall kann <strong>der</strong> S<strong>in</strong>gultus e<strong>in</strong>en<br />
Reverse Flow vortäuschen.<br />
� Extrasystolen<br />
Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spektralkurve gut durch<br />
die verlängerte Refraktärzeit erkennbar.<br />
Bioeffekte und Risiken<br />
<strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong><br />
40 % aller Ultraschalluntersuchungen<br />
werden im geburtshilflichen Bereich<br />
durchgeführt (7). Die <strong>in</strong> den<br />
letzten 20 Jahren deutlich verbesserten<br />
Untersuchungsmöglichkeiten<br />
durch den Ultraschall und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
dieser Bildgebung <strong>in</strong> das<br />
Konzept <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge<br />
haben zu e<strong>in</strong>er deutlich vermehrten<br />
Exposition von Feten mit Ultraschall<br />
geführt (8). Diese häufige Anwendung<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Beweis für<br />
die Ungefährlichkeit <strong>der</strong> Methode,<br />
wiewohl bis zum heutigen Tag ke<strong>in</strong>erlei<br />
H<strong>in</strong>weise existieren, dass im<br />
Rahmen <strong>der</strong> normalen Diagnostik<br />
durchgeführte Ultraschalluntersuchungen,<br />
gleich welcher Art (B-Bild,<br />
M-Mode, gepulster Doppler, Farbdoppler),<br />
negative Auswirkungen auf<br />
den Feten, das <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>e Wachstum,<br />
den Outcome o<strong>der</strong> die Entwicklung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheit haben (9).<br />
Gerade <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong> stehen<br />
Patient<strong>in</strong>nen manchmal skeptisch<br />
gegenüber, da sie zum Beispiel aus<br />
<strong>der</strong> Laienpresse erfahren, dass hier<br />
höhere Energien verwendet werden als<br />
bei „normalem“ Ultraschall und diese<br />
Energien als potenziell schädlich<br />
für das zu untersuchende K<strong>in</strong>d angesehen<br />
werden. Um die diesbezüglichen<br />
Fragen beantworten zu können<br />
und um die sich daraus ergebenden<br />
Verhaltensregeln für die Anwendung<br />
des Dopplerultraschalls abzuleiten,<br />
s<strong>in</strong>d Kenntnisse zur Wechselwirkung
von Ultraschall mit dem untersuchten<br />
Gewebe erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Die von den piezoelektrischen Elementen<br />
des Ultraschallkopfes ausgesendeten<br />
Schallwellen treffen auf<br />
das zu untersuchende Gewebe und<br />
unterliegen dort den physikalischen<br />
Phänomenen Absorption, Dämpfung,<br />
Beugung, Brechung und Reflexion.<br />
Dabei setzen die Wellen das Gewebe<br />
unterschiedlichen Schalldrücken<br />
aus, was zur Freisetzung mechanischer<br />
Energie (Wärme) führt. Die Ausbreitung<br />
<strong>der</strong> Schallwellen im Gewebe<br />
unterliegt dabei e<strong>in</strong>er stetigen<br />
Abschwächung (Absorption), wobei<br />
die verschiedenen Körpergewebe den<br />
Schall unterschiedlich stark abschwächen.<br />
Körperflüssigkeiten<br />
schwächen den Schall kaum ab,<br />
Weichteilgewebe absorbiert den<br />
Schall deutlich vermehrt, und Knochen<br />
absorbieren am meisten Schallenergie.<br />
Die Energieabsorption kann<br />
abhängig von <strong>der</strong> Untersuchungsdauer,<br />
<strong>der</strong> gewählten Verstärkung<br />
und <strong>der</strong> gewählten Schallfrequenz zu<br />
Bioeffekten im Gewebe führen. Unterschieden<br />
werden dabei Primäreffekte,<br />
die unmittelbar durch die physikalische<br />
Wechselwirkung <strong>der</strong> Ultraschallwellen<br />
mit dem Gewebe zustande<br />
kommen, und die sekundären<br />
Wirkungen, wobei die Ultraschallwellen<br />
Prozesse <strong>in</strong> Gang setzen (chemische<br />
Reaktionen, Mutationen), die<br />
mittelbar zur Schädigung des Untersuchungsobjekts<br />
führen können.<br />
� Gewebserwärmung<br />
Knochen absorbiert Ultraschallenergie<br />
40fach stärker als Weichteilgewebe<br />
(10). Beson<strong>der</strong>s an Grenzflächen<br />
von Gewebearten niedriger zu hoher<br />
Absorption (z.B. Flüssigkeit zu Knochen)<br />
ist e<strong>in</strong>e Temperaturerhöhung zu<br />
erwarten. H<strong>in</strong>ter dem Schädelknochen<br />
ist tierexperimentell e<strong>in</strong>e Gewebserwärmung<br />
von bis zu 6 °C festgestellt<br />
worden. E<strong>in</strong>e embryonale/fetale Temperaturerhöhung<br />
von 4 °C s<strong>in</strong>d daher <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Embryonalperiode als bedenklich anzusehen.<br />
Unter ungünstigen Voraussetzungen<br />
(Grenzfläche Flüssigkeit zu<br />
Knochen, schräger Insonationsw<strong>in</strong>kel,<br />
Schallkopf mit hoher Frequenz,<br />
hohe Schallenergie, Doppler-, Triplexmode,<br />
kle<strong>in</strong>es Sample Volume mit<br />
Fokussierung <strong>der</strong> Schallenergie, lange<br />
Untersuchungsdauer) werden diese<br />
Temperaturverän<strong>der</strong>ungen tatsächlich<br />
erreicht. Daher stellt maternales<br />
Fieber e<strong>in</strong>e relative Kontra<strong>in</strong>dikation<br />
zur hochenergetischen,<br />
langdauernden Untersuchung von h<strong>in</strong>ter<br />
Knochen liegenden Gefäßen wie<br />
<strong>der</strong> Arteria cerebri media dar (12).<br />
� Kavitation<br />
Trifft e<strong>in</strong>e Ultraschallwelle auf gasfreies<br />
Gewebe, kann es zur kurzzeitigen<br />
Ausbildung flüssigkeitsleerer<br />
Hohlräume kommen. Dieser Effekt<br />
wird als Kavitation bezeichnet. Bei<br />
<strong>der</strong> nachfolgenden Welle kollabieren<br />
die Hohlräume wie<strong>der</strong>, wobei es durch<br />
den dann entstehenden Unterdruck<br />
zu Gewebszerreißungen kommen<br />
kann. Dies ist jedoch nur experimentell<br />
für negative Spitzendrücke von<br />
>1 MPa (Megapascal) nachgewiesen,<br />
da <strong>in</strong> vivo die hierfür notwendigen<br />
Schallenergien auch unter ungünstigen<br />
Umständen nicht erreicht werden.<br />
Der Energiegrenzwert wurde auf<br />
100 mW/cm 2 für e<strong>in</strong>e Beschallungszeit<br />
von
DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />
976<br />
Sichere Durchführung e<strong>in</strong>er Doppleruntersuchung<br />
� Geräteausgangsleistung möglichst niedrig e<strong>in</strong>stellen<br />
� Empfangsverstärkung möglichst hoch e<strong>in</strong>stellen<br />
� Pulsrepetionsfrequenz (PRF) bedarfsgerecht adaptieren<br />
� E<strong>in</strong>satz nie<strong>der</strong>frequenter Schallköpfe bei größerer Untersuchungstiefe<br />
� E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong> nur bei gegebener Indikation<br />
� Dopplerfunktion erst zuschalten, wenn Gefäß im B-Bild identifiziert ist<br />
� PW-Doppler zeitlich möglichst eng begrenzen (ALARA-Pr<strong>in</strong>zip)<br />
� Beschallung ZNS-Strukturen