genossenschaften in bayern - Genossenschaftsverband Bayern
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Anmerkungen zur F<strong>in</strong>anzkrise<br />
Interview mit Dr. h.c. Stephan Götzl<br />
Mit weltweiten Verlusten von mehreren Billionen Euro belastet die <strong>in</strong>ternationale F<strong>in</strong>anzkrise<br />
die Weltwirtschaft. Im Interview erklärt der Präsident des <strong>Genossenschaftsverband</strong>s<br />
<strong>Bayern</strong>, Dr. h.c. Stephan Götzl, warum die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
weitgehend unbeschädigt davon das Vertrauen der Kunden behalten haben und was ihren<br />
Erfolg <strong>in</strong> der Krise ausmacht. Er warnt darüber h<strong>in</strong>aus vor den Gefahren, die für die stabile Bankengruppe<br />
von wettbewerbsverzerrenden staatlichen Maßnahmen ausgehen und erläutert,<br />
was künftig getan werden muss, um den F<strong>in</strong>anzmarkt wieder zu stabilisieren.<br />
Die F<strong>in</strong>anzkrise hat Deutschland<br />
und se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzwirtschaft<br />
voll erfasst. Wie erleben<br />
die bayerischen Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken die<br />
derzeitige Marktsituation ?<br />
Die <strong>in</strong>ternationale F<strong>in</strong>anzkrise<br />
gilt als e<strong>in</strong>e Verkettung verfehl <br />
ter Geschäftsstrategien und<br />
politischer Fehle<strong>in</strong>schätzungen.<br />
Was bedeutet das E<strong>in</strong>greifen<br />
des Staates für das Gleichgewicht<br />
am deutschen Ban kenmarkt<br />
?<br />
»Für die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
zahlt sich jetzt aus, dass sie <strong>in</strong> der Vergangenheit solide<br />
gewirt schaftet haben. Während so manche Geschäfts- und<br />
Lan des bank wankt, trägt unser genossenschaftliches Geschäfts<br />
mo dell auch <strong>in</strong> der Krise. Wer sich allerd<strong>in</strong>gs mit der<br />
genos senschaftlichen Geschichte befasst hat, den kann das<br />
gleichwohl nicht verwundern. Unsere Organisation ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
der wirtschaftlichen Situation des 19. Jahrhunderts. Wir haben<br />
alle Krisen des 20. Jahrhunderts überstanden und wir gehen<br />
auch gestärkt aus dieser F<strong>in</strong>anzkrise hervor. Entscheidend ist<br />
am Ende, wer das Vertrauen der Kunden behält. Wir haben<br />
treue Stammkunden und auch viele Neukunden brachten ihr<br />
Geld 2008 zu den Genossenschaftsbanken. Der Anstieg der<br />
Kundene<strong>in</strong>lagen bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
im Jahr 2008 spricht da e<strong>in</strong>e deutliche Sprache.<br />
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken s<strong>in</strong>d sicher. Das wissen<br />
unsere Kunden und das honorieren sie.«<br />
»Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken tragen<br />
mit ihrer Kreditpolitik aktuell e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil zur<br />
Stabilisierung des F<strong>in</strong>anzsystems und damit der Wirtschaft im<br />
Freistaat bei. Bei allen politischen Entscheidungen und Maßnah<br />
men ist es deshalb wichtig, uns nicht <strong>in</strong> unserer Ge schäftstätigkeit<br />
e<strong>in</strong>zuschränken oder zu beh<strong>in</strong>dern. Banken, die solide<br />
wirtschaften und ohne Staatshilfen auskommen, dürfen gegenüber<br />
staatsseitig unterstützten Banken nicht benachteiligt<br />
werden. Deshalb ist es wichtig, dass gestützte Institute dazu<br />
verpflichtet werden, mit marktüblichen Konditionen am Wettbewerb<br />
teilzunehmen. Auf ke<strong>in</strong>en Fall kann akzeptiert werden,<br />
dass jene, die staatliche Hilfe erhalten, das für Dump<strong>in</strong>gkondi-<br />
90 88 – 89<br />
90<br />
Welche Konsequenzen soll<br />
ten Staat und Banken Ihrer<br />
Me<strong>in</strong>ung nach aus der<br />
F<strong>in</strong>anzkrise ziehen ?<br />
tionen im Markt nutzen. Es wäre zudem völlig kontraproduktiv,<br />
wenn der Staat se<strong>in</strong>en neuen E<strong>in</strong>fluss dazu missbrauchen<br />
würde, betroffene Banken zu e<strong>in</strong>er staatlich verordneten Konjunktur-<br />
und Kreditpolitik zu drängen. E<strong>in</strong>e erneute Anhäufung<br />
schlechter Risiken erhöht die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zukünftiger<br />
Verwerfungen bei diesen Banken. Und das kann niemand ernsthaft<br />
wollen.«<br />
»Wir brauchen auf allen Seiten neue Denkansätze und Verhaltensweisen,<br />
um die globale F<strong>in</strong>anzarchitektur wieder dauerhaft<br />
zu stabilisieren. Vor allem aufseiten der Geschäfts- und<br />
Landesbanken ist e<strong>in</strong>e klare Rückbes<strong>in</strong>nung auf die Tugenden<br />
e<strong>in</strong>es seriösen und nachhaltig arbeitenden Bankiers unverzichtbar.<br />
Kurzfristige Gew<strong>in</strong>norientierung muss durch nachhaltiges<br />
Bankgeschäft ersetzt werden. Aufseiten des Staats benötigen<br />
wir endlich feste und klare Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er<br />
strengen Bankenaufsicht. Das, was wir heute haben, wird diesem<br />
Anspruch nur bed<strong>in</strong>gt gerecht. Nicht nur die USA haben<br />
sich zu lange gegen e<strong>in</strong>e abgestimmte Bankenregulierung gewehrt.<br />
Auch <strong>in</strong> Europa wurde deren Notwendigkeit nicht rechtzeitig<br />
erkannt. Doch die <strong>in</strong>ternationalen Verflechtungen im Kapitalwesen<br />
machen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Bankenaufsicht und e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>heitliches Aufsichtsniveau sehr wohl notwendig. Dafür müssen<br />
wir aber auch <strong>in</strong> Deutschland unsere Hausaufgaben machen.<br />
Beispielsweise hat sich das Nebene<strong>in</strong>ander von BaF<strong>in</strong><br />
und Bundesbank nicht bewährt. E<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Zuständigkeit<br />
der Deutschen Bundesbank wäre wesentlich zielführender.«