23.01.2013 Aufrufe

genossenschaften in bayern - Genossenschaftsverband Bayern

genossenschaften in bayern - Genossenschaftsverband Bayern

genossenschaften in bayern - Genossenschaftsverband Bayern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anmerkungen zur F<strong>in</strong>anzkrise<br />

Interview mit Dr. h.c. Stephan Götzl<br />

Mit weltweiten Verlusten von mehreren Billionen Euro belastet die <strong>in</strong>ternationale F<strong>in</strong>anzkrise<br />

die Weltwirtschaft. Im Interview erklärt der Präsident des <strong>Genossenschaftsverband</strong>s<br />

<strong>Bayern</strong>, Dr. h.c. Stephan Götzl, warum die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

weitgehend unbeschädigt davon das Vertrauen der Kunden behalten haben und was ihren<br />

Erfolg <strong>in</strong> der Krise ausmacht. Er warnt darüber h<strong>in</strong>aus vor den Gefahren, die für die stabile Bankengruppe<br />

von wettbewerbsverzerrenden staatlichen Maßnahmen ausgehen und erläutert,<br />

was künftig getan werden muss, um den F<strong>in</strong>anzmarkt wieder zu stabilisieren.<br />

Die F<strong>in</strong>anzkrise hat Deutschland<br />

und se<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzwirtschaft<br />

voll erfasst. Wie erleben<br />

die bayerischen Volksbanken<br />

und Raiffeisenbanken die<br />

derzeitige Marktsituation ?<br />

Die <strong>in</strong>ternationale F<strong>in</strong>anzkrise<br />

gilt als e<strong>in</strong>e Verkettung verfehl ­<br />

ter Geschäftsstrategien und<br />

politischer Fehle<strong>in</strong>schätzungen.<br />

Was bedeutet das E<strong>in</strong>greifen<br />

des Staates für das Gleichgewicht<br />

am deutschen Ban kenmarkt<br />

?<br />

»Für die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

zahlt sich jetzt aus, dass sie <strong>in</strong> der Vergangenheit solide<br />

gewirt schaftet haben. Während so manche Geschäfts- und<br />

Lan des bank wankt, trägt unser genossenschaftliches Geschäfts<br />

mo dell auch <strong>in</strong> der Krise. Wer sich allerd<strong>in</strong>gs mit der<br />

genos senschaftlichen Geschichte befasst hat, den kann das<br />

gleichwohl nicht verwundern. Unsere Organisation ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

der wirtschaftlichen Situation des 19. Jahrhunderts. Wir haben<br />

alle Krisen des 20. Jahrhunderts überstanden und wir gehen<br />

auch gestärkt aus dieser F<strong>in</strong>anzkrise hervor. Entscheidend ist<br />

am Ende, wer das Vertrauen der Kunden behält. Wir haben<br />

treue Stammkunden und auch viele Neukunden brachten ihr<br />

Geld 2008 zu den Genossenschaftsbanken. Der Anstieg der<br />

Kundene<strong>in</strong>lagen bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />

im Jahr 2008 spricht da e<strong>in</strong>e deutliche Sprache.<br />

Die Volksbanken und Raiffeisenbanken s<strong>in</strong>d sicher. Das wissen<br />

unsere Kunden und das honorieren sie.«<br />

»Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken tragen<br />

mit ihrer Kreditpolitik aktuell e<strong>in</strong>en wesentlichen Teil zur<br />

Stabilisierung des F<strong>in</strong>anzsystems und damit der Wirtschaft im<br />

Freistaat bei. Bei allen politischen Entscheidungen und Maßnah<br />

men ist es deshalb wichtig, uns nicht <strong>in</strong> unserer Ge schäftstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>zuschränken oder zu beh<strong>in</strong>dern. Banken, die solide<br />

wirtschaften und ohne Staatshilfen auskommen, dürfen gegenüber<br />

staatsseitig unterstützten Banken nicht benachteiligt<br />

werden. Deshalb ist es wichtig, dass gestützte Institute dazu<br />

verpflichtet werden, mit marktüblichen Konditionen am Wettbewerb<br />

teilzunehmen. Auf ke<strong>in</strong>en Fall kann akzeptiert werden,<br />

dass jene, die staatliche Hilfe erhalten, das für Dump<strong>in</strong>gkondi-<br />

90 88 – 89<br />

90<br />

Welche Konsequenzen soll­<br />

ten Staat und Banken Ihrer<br />

Me<strong>in</strong>ung nach aus der<br />

F<strong>in</strong>anzkrise ziehen ?<br />

tionen im Markt nutzen. Es wäre zudem völlig kontraproduktiv,<br />

wenn der Staat se<strong>in</strong>en neuen E<strong>in</strong>fluss dazu missbrauchen<br />

würde, betroffene Banken zu e<strong>in</strong>er staatlich verordneten Konjunktur-<br />

und Kreditpolitik zu drängen. E<strong>in</strong>e erneute Anhäufung<br />

schlechter Risiken erhöht die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zukünftiger<br />

Verwerfungen bei diesen Banken. Und das kann niemand ernsthaft<br />

wollen.«<br />

»Wir brauchen auf allen Seiten neue Denkansätze und Verhaltensweisen,<br />

um die globale F<strong>in</strong>anzarchitektur wieder dauerhaft<br />

zu stabilisieren. Vor allem aufseiten der Geschäfts- und<br />

Landesbanken ist e<strong>in</strong>e klare Rückbes<strong>in</strong>nung auf die Tugenden<br />

e<strong>in</strong>es seriösen und nachhaltig arbeitenden Bankiers unverzichtbar.<br />

Kurzfristige Gew<strong>in</strong>norientierung muss durch nachhaltiges<br />

Bankgeschäft ersetzt werden. Aufseiten des Staats benötigen<br />

wir endlich feste und klare Regeln <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>er<br />

strengen Bankenaufsicht. Das, was wir heute haben, wird diesem<br />

Anspruch nur bed<strong>in</strong>gt gerecht. Nicht nur die USA haben<br />

sich zu lange gegen e<strong>in</strong>e abgestimmte Bankenregulierung gewehrt.<br />

Auch <strong>in</strong> Europa wurde deren Notwendigkeit nicht rechtzeitig<br />

erkannt. Doch die <strong>in</strong>ternationalen Verflechtungen im Kapitalwesen<br />

machen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Bankenaufsicht und e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>heitliches Aufsichtsniveau sehr wohl notwendig. Dafür müssen<br />

wir aber auch <strong>in</strong> Deutschland unsere Hausaufgaben machen.<br />

Beispielsweise hat sich das Nebene<strong>in</strong>ander von BaF<strong>in</strong><br />

und Bundesbank nicht bewährt. E<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Zuständigkeit<br />

der Deutschen Bundesbank wäre wesentlich zielführender.«

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!