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Faszination Chemie - FChO

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und Dinge aus logischer Sicht anzugehen. Diese Fähigkeiten<br />

kommen mir nun auch in meinen Forschungen in der Zellbiologie<br />

zu Gute.<br />

Ein Chemiker in der Molekularbiologie - keine Zauberei!<br />

Im <strong>Chemie</strong>studium hat man auch das Handwerkszeug gelernt,<br />

um mit lebenden Zellen und ganzen Organismen zu arbeiten.<br />

Einzig die Abzüge sind gewöhnungsbedürftig: sie blasen Luft in<br />

den Raum, statt sie abzusaugen.<br />

Als Chemiker in die Lebenswissenschaften<br />

Mit einem <strong>Chemie</strong>diplom in den Lebenswissenschaften zu<br />

promovieren, ist vielleicht nicht das Naheliegendste und eine<br />

ungewisse Herausforderung, die jedoch reizvoll und definitiv<br />

machbar ist. Also warum habe ich diesen Weg eingeschlagen?<br />

Als Schüler hat mich Biochemie wenig interessiert, da die<br />

behandelten Moleküle einfach zu groß waren. Der Knoten<br />

ist in den Grundvorlesungen, die wir Chemiker hörten,<br />

geplatzt. Der menschliche Stoffwechsel ist die<br />

faszinierendste Mehrstufenreaktion! Damit war klar, dass<br />

ich mich für das Haupstudium in biologischer <strong>Chemie</strong><br />

spezialisieren würde. Teil meines Vertiefungsfaches war<br />

ein vierwöchiges Pflichtpraktikum in der Biochemie. Ich<br />

habe dieses in einem Krebsforschungslabor absolviert. Dort<br />

konnte ich feststellen, dass die biochemisch/zellbiologische<br />

Arbeit viel abwechslungsreicher als die Laborarbeit, die<br />

man z. B. aus der organischen <strong>Chemie</strong> kennt, ist. Den etwas<br />

einfältigen Rhythmus aus Reaktionsplanung, -durchführung<br />

und -aufarbeitung kennt ein Molekularbiologe nicht. Jeder<br />

Tag ist anders (sogar heute noch). Dieser permanente Wandel<br />

ohne Momente der Langeweile war genau das, was ich mir<br />

für die Zukunft vorstellen konnte. Daher wurde auch aus dem<br />

Uni & Karriere - Karriere<br />

25<br />

als Stippvisite geplanten Pflichtpraktikum ein ernsthaftes<br />

Projekt über acht Monate. Während dieser Zeit habe ich<br />

viele molekularbiologische Techniken im Schnellverfahren<br />

gelernt. An Vorlesungen habe ich nur die Pflichtvorlesungen<br />

gehört, jedoch viel in Eigenregie in den einschlägigen<br />

Büchern gelesen. Ich denke, das hat mir den Einstieg<br />

erleichtert, aber ich kann heute sagen, dass Molekular-<br />

biologen auch nur mit Wasser kochen.<br />

Natürlich wurde man als Chemiker und Quereinsteiger<br />

belächelt, aber man kann auch müde zurücklächeln, wenn die<br />

Kollegen einen dann um Rat beim Herstellen eines Phosphatpuffers<br />

fragen. Nach den Diplomprüfungen stand für mich<br />

fest, dass ich weiterhin „Bio“ bleiben möchte und wählte für<br />

die Diplomarbeit eine Gruppe am MPI für Biochemie, in der<br />

ich ein biologisches Thema mit Anwendung in der <strong>Chemie</strong><br />

bearbeiten konnte. (Offensichtlich hat niemand in der<br />

<strong>Chemie</strong>-Fakultät meine Arbeit gegengelesen, denn ich hatte<br />

kein einziges Molekül darin).<br />

Und für die Promotion? Ich wählte auch hier wieder Gruppen<br />

aus, die sich mit biologisch und medizinisch relevanten<br />

Sachverhalten auseinandersetzten. Letztendlich habe ich<br />

mich für eine Gruppe an der ETH Zürich entschieden, die<br />

ein breites Spektrum von absoluter Grundlagenforschung in<br />

der Krebsbiologie bis hin zum Patienten abdeckt. Eine ideale<br />

Spielwiese für mich! Konkret beschäftige ich mich mit einer<br />

ur-chemischen Fragestellung, nämlich der Mechanismenaufklärung:<br />

Wie führt das Ausschalten von einem einzigen<br />

Gen zu einer Kaskade von großflächigen Veränderungen im<br />

Erbgut? Die Neugierde, Ausdauer und Denkweise, die ich im<br />

<strong>Chemie</strong>studium entwickelt habe, hat mich weitergebracht<br />

und wird das sicher auch weiter tun.<br />

Michael Hell<br />

michael.hell@cell.biol.ethz.ch

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