Die Orgel in der Stadtkirche St. Nikolaus Frauenfeld - OFSG - St ...
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Auf e<strong>in</strong>e neue <strong>Orgel</strong> musste Josef Holtz aber noch e<strong>in</strong>e Weile warten. Da e<strong>in</strong>e<br />
umfassende Renovation <strong>der</strong> <strong><strong>St</strong>adtkirche</strong> <strong>in</strong> absehbarer Zeit bevorstand, war klar, dass<br />
die Anschaffung e<strong>in</strong>es neuen Instruments nur im Zusammenhang mit diesem<br />
Bauvorhaben geschehen konnte. <strong>Die</strong> damals enorm langen Lieferfristen für neue<br />
<strong>Orgel</strong>werke liessen es aber angeraten ersche<strong>in</strong>en, schon am 8. September 1964 e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Orgel</strong>kommission e<strong>in</strong>zusetzen, welche zu 6 Sitzungen zusammentrat und sich auch<br />
mehrere Instrumente verschiedener <strong>Orgel</strong>bauer (Kuhn, Späth, Mathis) anhörte und<br />
anschaute. <strong>Die</strong> hervorragende Qualität, welche die <strong>in</strong> jenen Jahren erstellten Metzler-<br />
<strong>Orgel</strong>n sowohl <strong>in</strong> klanglicher wie <strong>in</strong> handwerklicher H<strong>in</strong>sicht zeigten, und e<strong>in</strong>e<br />
mo<strong>der</strong>ate Preisgestaltung rückten diese Firma bald <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund. Metzler hatte<br />
1958 die <strong>Orgel</strong> im Münster Schaffhausen (III / P, 44) und 1960 die <strong>Orgel</strong> im<br />
Grossmünster Zürich (IV / P, 67) gebaut, aber auch hervorragende (<strong>Frauenfeld</strong><br />
vergleichbare) Werke vorzuweisen: Mollis (1962 II / P, 27), Romanshorn (1964 III / P,<br />
36), Teufen (1960 III / P, 34), Wil <strong>St</strong>. Peter (1961 III / P, 37). <strong>Orgel</strong>baumeister Hansueli<br />
Metzler schlug <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>baukommission den Bau e<strong>in</strong>er <strong>Orgel</strong> vor, <strong>der</strong>en Anlage er<br />
selbst <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Bernhardt H. Edskes, se<strong>in</strong>em damaligen Mitarbeiter,<br />
entworfen hatte. Herr Metzler zeigte sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch ke<strong>in</strong>eswegs bereit, an<br />
«se<strong>in</strong>em» Projekt irgendwelche Verän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> Anpassungen vorzunehmen.<br />
Das zeigte sich beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage von Spielhilfen. Freie Komb<strong>in</strong>ationen o<strong>der</strong><br />
elektrische Speicherungen wies er kategorisch von sich. <strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong>kommission,<br />
vollständig überzeugt von den klanglichen Qualitäten e<strong>in</strong>er Metzler-<strong>Orgel</strong>, g<strong>in</strong>g darauf<br />
e<strong>in</strong>, nicht zuletzt weil auch Josef Holtz, <strong>der</strong> es als Organist ja wissen musste, auf die<br />
evidenten Vorteile h<strong>in</strong>wies und sich zum eloquenten Sprecher <strong>der</strong> Metzlerschen<br />
Vorschläge machte. <strong>Die</strong> Baukommission beschloss hierauf am 22. Januar 1965, den<br />
Auftrag unter Vorbehalt <strong>der</strong> Zustimmung durch die Kirchgeme<strong>in</strong>de <strong>der</strong> Firma Metzler<br />
zu erteilen.<br />
12<br />
In den nächsten Monaten arbeitete die <strong>Orgel</strong>baufirma ihre Vorstellungen konkret aus<br />
und verhandelte mit Josef Holtz weiter. Das Protokoll vom 20. Januar 1966 hält dann<br />
fest: «<strong>Die</strong> <strong>Orgel</strong>kommission hat e<strong>in</strong>en schriftlichen Bericht mit Antrag e<strong>in</strong>gereicht. […]<br />
Man habe sich auf die Variante mit 44 stat 49 kl<strong>in</strong>genden Registern gee<strong>in</strong>igt. […]<br />
Beim vorgeschlagenen Werk handelt es sich um e<strong>in</strong>en historisierenden Typus.<br />
Neuzeitliches ist <strong>in</strong> diesem <strong>Orgel</strong>bau nicht enthalten. An Metzler mussten<br />
Konzessionen gemacht werden». Vor allem wird notiert, dass Metzler den Auftrag nur<br />
unter <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gung des E<strong>in</strong>baus e<strong>in</strong>er mechanischen Traktur annehme. <strong>Die</strong><br />
Kommission sei aber überzeugt, es sei besser, e<strong>in</strong> mechanisches Werk von Metzler<br />
anzunehmen, als e<strong>in</strong> Werk mit Setzerkomb<strong>in</strong>ationen irgend e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>n Firma.<br />
In <strong>der</strong> ausserordentlichen Kirchgeme<strong>in</strong>deversammlung vom 8. Mai 1967 stimmten die<br />
Anwesenden mit 151 Ja gegen 91 Ne<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kredit von 2 Millionen Franken für die<br />
Gesamtrenovation <strong>der</strong> Kirche zu; dar<strong>in</strong> enthalten war auch <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>neubau mit Fr.<br />
275 000.–. <strong>Die</strong> Abrechnung von 1969 lautete dann auf Fr. 305 619.–.<br />
Nachdem 1967/68 die Turm- und Aussenrenovation abgeschlossen war, begannen im<br />
Frühl<strong>in</strong>g 1968 die Arbeiten im Innern. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche e<strong>in</strong>e neue Empore erstellt<br />
wurde, entstanden im Atelier <strong>in</strong> <strong>Die</strong>tikon die verschiedenen Teilwerke <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>. E<strong>in</strong>e<br />
im Massstab 1:1 aufgestellte Lattenattrappe (siehe Abb. auf Seite 19) zeigte erstmals<br />
die Dimensionen des Gehäuses im Raum. Im Spätsommer 1969 setzte Metzler die<br />
<strong>Orgel</strong> <strong>in</strong> <strong>Frauenfeld</strong> auf; Intonation und E<strong>in</strong>regulierungen beanspruchten mehrere<br />
Wochen –teilweise <strong>in</strong> Nachtarbeit. Auf Weihnachten 1969 war das fertige Werk<br />
spielbereit. <strong>Die</strong> offizielle E<strong>in</strong>weihung mit e<strong>in</strong>em Konzert von Josef Holtz fand aber erst<br />
am 19. April 1970 statt (Programm auf Seite 14).<br />
Bullet<strong>in</strong> <strong>OFSG</strong> 25, Nr. 1, 2007