ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG
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Liebe St. Galler Orgelfreundinnen und Orgelfreunde<br />
<strong>ST</strong>. <strong>GALLER</strong> <strong>ORGELFREUNDE</strong><br />
<strong>OFSG</strong><br />
BULLETIN <strong>OFSG</strong> 21, NR. 3, 2003<br />
Rickenbach, im Juli 2003<br />
für die Orgelfahrt vom Samstag, 30. August 2003 haben Jürg Brunner und Gerda Poppa<br />
insgesamt 5 interessante Orgeln im Vorarlberg ausgewählt:<br />
09:00 h Kirche St. Corneli Feldkirch-Tosters (Pflüger 1994) [S. 35]<br />
11:00 h Propsteikirche St. Gerold (Enzenhofer 1988, 1990, 2000) [S. 38]<br />
15:30 h Pfarrkirche Bludesch (Bergöntzle ca. 1804) [S. 45]<br />
Die Orgel in der Pfarrkirche Bludesch ist ein historisches Instrument aus dem Elsass mit einer<br />
sehr beeindruckenden Geschichte. Tosters besitzt eine neue kleine, aber sehr beachtliche Orgel<br />
in einem alten Gehäuse. Die drei Orgeln in St. Gerold wurden vollständig neu gebaut: Obwohl<br />
sie auf traditionellen Konzepten aufbauen, sind sie Instrumente unserer Zeit mit einem<br />
originellen Charakter. Alle 5 Instrumente präsentieren ein breites Spektrum an klanglichen und<br />
orgelstilistischen Eindrücken, auf die wir gespannt sein dürfen.<br />
Die Einladung zur Orgelfahrt haben Sie bereits erhalten. Bitte vergessen Sie nicht, sich bis<br />
Ende Juli anzumelden (Jürg Brunner, Tel/Fax 031 - 311 18 50; jbrunner@dplanet.ch). Auf<br />
Wunsch kann individuell auch ein anderer Treffpunkt vereinbart werden, und<br />
selbstverständlich finden wir auch eine Lösung für jene, die nicht wandern möchten oder<br />
können.<br />
Nicht als Alternative, sondern als krönende Ergänzung unserer Orgelfahrt möchten wir die<br />
Beilage verstanden wissen, nämlich das Programm zur Orgelreise ins Südtirol vom 6.–10.<br />
Oktober 2003 (André Manz/Hansjörg Grädel), zu der auch unsere Mitglieder eingeladen sind.<br />
Ich grüsse Sie herzlich im Namen des Vorstandes und freue mich, Sie an der Orgelfahrt<br />
anzutreffen<br />
Sekretariat und Redaktion Bulletin <strong>OFSG</strong><br />
Franz Lüthi, Rainstrasse 8, 9532 Rickenbach<br />
Fax 071 923 46 85 E-Mail: franz.luethi@hin.ch<br />
Internet: http://home.tiscalinet.ch/ofsg Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
Veranstaltungshinweise<br />
34<br />
Nächster Anlass <strong>OFSG</strong><br />
Dienstag, 23. Sept. 2003, 19:30 Uhr<br />
kath. Kirche Wangs<br />
Orgel von Späth 1999 (II/P/30)<br />
Vorführung durch Stefan Thomas, Chur<br />
So 27.07.03 17:30 h Frauenfeld-Oberkirch: Orgelmusik zum Sonntagabend<br />
Stephan Fuchs, Kesswil<br />
Werke von S. Wesley, J. H. Knecht, C. Ph. E. Bach<br />
Fr 01.08.03 12:15 h St. Laurenzen, St. Gallen: Jürg Brunner<br />
Vaterländische Musik zum Bundesfeiertag<br />
So 03.08.03 17:30 h Frauenfeld-Oberkirch: Orgelmusik zum Sonntagabend<br />
Livio Vanoni, Brione<br />
Werke von J. S. Bach<br />
Fr 08.08.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Karl Raas<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
So 10.08.03 17:30 h Frauenfeld-Oberkirch: Orgelmusik zum Sonntagabend<br />
Hans Zumstein, Baden<br />
Werke von J. Kuhnau, W. Wehrli, K. Kolly, R. Lutz<br />
Fr 15.08.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Jakob Wittwer<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 22.08.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Rudolf Lutz<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 29.08.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Christoph Albrecht<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 05.09.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Jean-Jacques Kasel<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 12.09.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Verena Förster<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 19.09.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Irene Greulich<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
Fr 26.09.03 18:30 h St. Laurenzen, St. Gallen: Andreas Meisner<br />
Orgelmusik zum Feierabend<br />
So 26.10.03 17:00 h Kirche Linsebühl, St. Gallen: Karl Maureen<br />
Romantische Orgelmusik<br />
So 07.12.03 17:00 h St. Mangen, St. Gallen: Jürg Brunner<br />
Adventskonzert<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
35<br />
Die Orgel in der alten Kirche St.Corneli in Feldkirch-Tosters 1<br />
Pflüger 1994<br />
Franz Lüthi<br />
Ausserhalb Tosters, eingebettet zwischen der Burgruine Tosters und dem Schellenberg,<br />
befindet sich die alte Pfarrkirche St. Corneli und Cypriani. Heute wird sie Filialkirche oder<br />
Wallfahrtskirche St. Corneli genannt. Vermutlich schon im 11. Jahrhundert erbaut, gehört<br />
sie zu den ältesten Kirchen des Landes. Urkundlich erwähnt ist sie erstmals im Jahre 1178<br />
als Besitz des Frauenklosters Schänis (Schweiz). Aus archäologischen Untersuchungen<br />
anlässlich der Restauration von 1989 weiss man, dass der romanische Vorgängerbau<br />
einen geraden Chorschluss, einen Wandaltar und bereits einen Turm besass. Ausserdem<br />
entdeckte man dabei auch Spuren der späteren gotischen Kirche: Die Fundamente eines<br />
Hoch- und eines Seitenaltars sowie eines Triumphbogens konnten freigelegt werden. Die<br />
Laibungen der gotischen Spitzbogenfenster wurden 1989 rekonstruiert und sind heute<br />
noch an der Aussenwand des Chores sichtbar. Diese frühere Kirche war bedeutend kleiner<br />
als die jetzige, deren äussere Erscheinung seit der Umgestaltung und Vergrösserung im<br />
späten 17. Jahrhundert bis heute erhalten geblieben ist. Die Westempore wurde 1685<br />
errichtet; der mächtige Holzpfeiler, der sie stützt, trägt noch diese Jahreszahl. Die Kanzel<br />
geht auf das Jahr 1720 zurück. Aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammen die Bilder<br />
mit den 12 Aposteln an der Emporenbrüstung. Damals wurde auch das Langhaus<br />
abgebrochen und neu aufgebaut, die Sakristei erweitert, der Turm erhöht und eine neue<br />
Empore eingebaut.<br />
Bereits seit 1370 besass Tosters einen eigenen Pfarrer, der anfänglich in Feldkirch und<br />
erst ab 1836 in Tosters selbst wohnte. Weil gerade zur Winterszeit der Weg zur ausserhalb<br />
des Dorfes gelegenen Kirche für die Bewohner und für den Pfarrer recht beschwerlich war,<br />
baute man 1879 im Dorf eine neue Pfarrkirche (mit den gleichen Kirchenpatronen), die<br />
mittlerweile – nach knapp 100 Jahren – wiederum einem Neubau weichen musste.<br />
Die Kirche St. Corneli ist seit Jahrhunderten auch ein Marienwallfahrtsort. An der<br />
nördlichen Friedhofsmauer von St. Corneli steht eine Eibe, die als ältester Baum<br />
Österreichs gilt. Ihr Stamm hat am Fuss einen Umfang von mehr als fünf Metern (also<br />
einen Durchmesser von rund 3.2 Metern). Die Legende erzählt, dass die Gottesmutter<br />
Maria in Kriegszeiten auf dem Weg von Einsiedeln nach St. Gerold bei dieser Eibe Rast<br />
gemacht habe. Daher schrieb man der Rinde des Baumes eine heilende Wirkung bei<br />
allerhand Krankheiten zu. Viele Besucher schnitten daher von diesem ehrwürdigen Baum<br />
Rinde ab, was ihm sehr schadete. Ein Blitzschlag fügte vor ca. 20 Jahren weiteren<br />
Schaden zu. Eine seit Jahren eingeleitete Sanierung der "Tausendjährigen Eibe“<br />
gewährleistet nun, dass dieser Baum, der untrennbar zu St. Corneli gehört, noch viele<br />
Jahre erhalten bleibt.<br />
Aufgrund eines Vermächtnisses aus einem Testament erhielt die Kirche St. Corneli<br />
und Cypriani im Jahre 1811 eine Orgel, die von einem Rankweiler, wahrscheinlich<br />
dem Orgelbauer Johann Adam Amann, erbaut wurde. Weitere Angaben über diese<br />
Orgel fehlen. Eine kleinere Reparatur ist aus dem Jahre 1861 belegt. Anlässlich der<br />
amtlich angeordneten Prospektpfeifen-Ablieferung im Jahre 1917 erwähnt der<br />
damalige Organist folgende Disposition:<br />
Disposition der Orgel von 1811 (gemäss Inventar 1917)<br />
Gedakt 8' Quint 2 2 /3'<br />
Dolceflöte 8' Octav 2'<br />
Principal 4' Terz 1 3 /5'<br />
Piccolo 4' Mixtur<br />
Flöte 4'<br />
1 Korrekturen / Ergänzungen siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 4, 2003, Seite 58 www.ofsg.org/bulletins/bull_034.pdf<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
In einer Notiz von 1958 wird das Orgelgehäuse wie folgt beschrieben:<br />
36<br />
[...] derbe volkstümliche Arbeit. Die Figuren, König David harfenspielend und zwei Engel, sind aus<br />
Brettern geschnitten und bemalt. Die Pfeifen ausgebaut. 18. Jahrhundert [zit. nach 4].<br />
.<br />
Weiterhin der Prospektpfeifen beraubt und unspielbar, dürfte diese ursprüngliche<br />
Orgel zu Beginn der 1960er Jahre abgebrochen worden sein. Zum krönenden<br />
Abschluss der neuesten sorgfältigen Restauration erhielt das Kirchlein 1994 eine<br />
kleine, künstlerisch wertvolle Orgel von Orgelbau Pflüger mit einem aus<br />
Innerösterreich stammenden historischen Gehäuse von Josef Breinbauer aus den<br />
1880er Jahren.<br />
Josef Breinbauer (1807–1882) und sein Sohn Leopold aus Ottensheim (Oberösterreich)<br />
sind bedeutende Vertreter der romantischen Bewegung im österreichischen Orgelbau.<br />
Beide schufen handwerklich wie klanglich hervorragende Instrumente, etwa in der Kirche<br />
St. Maria Magdalena Chvalšiny (Josef Breinbauer), in der Klosterkirche Vyšší Brod und in<br />
der St. Nikolaus-Kirche Rožmberk nad Vltavou (Leopold Breinbauer).<br />
Begründet wurde die Firma im Jahre 1832 durch Josef Breinbauer in Freinberg<br />
(Österreich) bei Passau mit dem Neubau der Orgel in dieser Kirche. 1840 verlegte er seine<br />
Werkstatt nach Ottensheim. In den Jahren 1857–1867 besorgte er den Umbau der<br />
grossen Chrisman-Orgel von 1785 im alten Linzer Dom unter der fachlichen Leitung des<br />
zuständigen Domorganisten Anton Bruckner. 1880 romantisierte er die Orgel in der<br />
Stiftskirche Zwettl. Die Werkstatt wurde von seinem Sohn Leopold Breinbauer d. Ä.<br />
(1859–1920) weitergeführt, später dann von Wilhelm Zika übernommen, der schon Ende<br />
der 1920er Jahre wieder mechanische Schleifladen baute. Die Nachfolge übernahm<br />
dessen Sohn Wilhelm Zika jun.. 1956 wurde die Firma umbenannt in "Oberösterreichische<br />
Orgelbauanstalt GmbH" (Inh. Helmut Kögler mit dessen Sohn Christian).<br />
Abb. Orgel zu St. Corneli in Feldkirch-Tosters (Martin Pflüger, Gisingen 1994)<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
37<br />
Disposition der Orgel zu St. Corneli in Feldkirch-Tosters<br />
Martin Pflüger, Gisingen 1994<br />
Manual C–g 3 Pedal C–f '<br />
Principal 8' 80% Zinn Subbass 16' Fichte<br />
Holzflöte 8' Kirschbaum Gedacktbass 8' Fichte<br />
Octav 4' 60% Zinn<br />
Rohrflöte 4' Orgelmetall gehämmert<br />
Quint 2 2 /3' Orgelmetall gehämmert<br />
Terz 1 3 /5' Orgelmetall gehämmert<br />
Waldflöte 2' Orgelmetall gehämmert<br />
Quint 1 1 /3' 60% Zinn<br />
Mixtur 3f 2' 60% Zinn<br />
Principal 2' Vorabzug aus Mixtur<br />
Tremulant<br />
Manualregister mit Schleifentrennung in Bass und Diskant<br />
2 Auszüge<br />
Schleifwindlade mit mechanischer Spiel- und Registertraktur<br />
Stimmung ungleichstufig<br />
Gehäuseoberbau von Josef Breinbauer ca. 1884<br />
Gehäusefassung: Walter Amann, Schlins<br />
Anfertigung und Spende der Mixturpfeifen:<br />
Orgelbauer Bruno Schwind, Gisingen<br />
Die Firma Pflüger Orgelbau GmbH in Feldkirch-Gisingen wurde 1979 durch<br />
Orgelbaumeister Martin Pflüger (geb. 1941) gegründet. Pflüger hatte in den Jahren 1956–<br />
1960 die Orgelbaulehre bei E. F. Walcker & Cie. absolviert und war dort mehrere Jahre<br />
tätig, später bei Rieger in Schwarzach und zuletzt bei Orgelbau Späth in Rapperswil. 1995<br />
wurde das Einzelunternehmen zusammen mit den drei Söhnen Bernhard, Hans-Jörg und<br />
Michael in eine GmbH umgewandelt. 2001 übernahmen die Orgelbaumeister Bernhard und<br />
Hans-Jörg Pflüger die Geschäftsführung. Der Orgelbaubetrieb mit seinen heute rund 10<br />
Mitarbeitern baut Orgeln aller Grössen in Österreich und Deutschland, in der Schweiz, in<br />
Italien, Japan und Polen.<br />
Das kleine Instrument zu St. Corneli besticht durch seine hohe klangliche und<br />
handwerkliche Qualität. Obwohl es nur 1 Manual aufweist, sind die<br />
Registriermöglichkeiten dank einer Diskant-Bass-Teilung der Register recht vielseitig.<br />
Die Mixturpfeifen wurden angefertigt und spendiert von Bruno Schwind, einem mit der<br />
Familie Pflüger durch Heirat verwandten Orgelbauer. Mit ihrem historischen Gehäuse<br />
passt die neue Orgel ausgezeichnet in die Kirche St. Corneli.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
Die Propstei St. Gerold<br />
38<br />
Die Orgeln in der Propsteikirche St. Gerold 2<br />
Enzenhofer 1988/1990/2000<br />
Franz Lüthi<br />
Das ursprüngliche Kloster geht auf den Einsiedler Gerold zurück, dem der Graf von<br />
Jagdberg-Montfort im 10. Jahrhundert Land für eine Klause und eine Kapelle geschenkt<br />
haben soll. Gerold wurde Klausner, und seine Söhne Kuno und Ulrich traten im Kloster<br />
Einsiedeln in den Benediktiner-Orden ein. Bei seinem Tod im Jahre 978 schenkte Gerold<br />
seine Siedlung der Abtei Einsiedeln, die bis heute die Propstei leitet und verwaltet. Um<br />
1220 wird erstmals ein Kloster erwähnt. Vermutlich um 1313 und wiederum 1590 wurde<br />
eine neue Kirche gebaut. 1779 entstand eine Pfarrei. Nach der Klosteraufhebung im Jahre<br />
1802 kaufte die Abtei Einsiedeln das Kloster im Jahre 1840 wieder zurück. Bis 1939<br />
wohnte in den Räumlichkeiten mehr oder weniger konstant eine kleine Benediktiner-<br />
Gemeinschaft. Bereits während und besonders nach den Weltkriegen zerfiel das Kloster<br />
aber zusehends. Seit 1960 erfuhr die verwahrloste Propstei eine schrittweise<br />
Wiederherstellung. Bei den Erdarbeiten im Zuge der Renovation in den 1960er Jahren<br />
entdeckte wurden nicht nur die Grundmauern der ersten Kirche entdeckt, sondern auch<br />
das Grab des Einsiedlers Gerold. 1965/66 wurde die Klosterkirche erneuert und für heutige<br />
Bedürfnisse ausgestattet (unter anderem Chorraumgestaltung von Ferdinand Gehr).<br />
Über ihre klösterlich-gottesdienstliche Tätigkeit hinaus basiert die Gemeinschaft auf der<br />
Tradition der klösterlichen Selbstversorgung, betreibt Land-, Milch- und Forstwirtschaft,<br />
ausserdem Gemüse- und Kräuteranbau sowie eine Imkerei. Vor allem versteht sich die<br />
Propstei heute als Haus der Begegnung mit entsprechend vielfältigen Möglichkeiten:<br />
religiöse und meditative Tagungen, aber auch Ferien- und Erholungsangebote bis zu<br />
Ausstellungen und Geschäftsseminarien – mit entsprechend anspruchsvoller Hotellerie.<br />
Eine Stiftung ermöglicht auch Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen<br />
kostenlosen Ferienaufenthalt in einer erholsamen Umgebung. 1997 wurde der<br />
preisgekrönte Bau der Anlage für Hippotherapie vollendet<br />
Künstlerisch und musikalisch existiert ein breites Angebot von Sakralmusik, Klassik und<br />
Jazzkonzerten, Kleinkunstveranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen. Die Propstei<br />
verfügt auch über die entsprechende Infrastruktur: verschiedene Proberäume, Klaviere,<br />
drei Flügel, davon ein grosser Bösendorfer im Konzertsaal, drei Orgeln, Meditationsraum,<br />
Schwimmbad, Sauna und Reithalle.<br />
Zur Orgelgeschichte<br />
Die erste Orgel war ein Positiv, das durch den Einsiedler Pater Pius Kreuel zunächst<br />
für die eigene Stiftskirche erbaut, dann aber kurz danach – wohl ebenfalls von ihm<br />
selbst – im Jahre 1676 in die Klosterkirche St. Gerold übertragen wurde. Rund<br />
hundert Jahre später lieferte Johann Liberat Amann aus Rankweil um 1760 ein<br />
neues Instrument mit 1 Manual und 8 Registern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
diskutierte man über eine Erweiterung durch ein Pedal mit 2 Registern, was<br />
spätestens 1830 realisiert wurde. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts dürfte die<br />
Orgel im Übrigen die mehr oder weniger ursprüngliche Disposition von Johann Liberat<br />
Amann behalten haben:<br />
2 Korrekturen / Ergänzungen siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 4, 2003, Seite 58 www.ofsg.org/bulletins/bull_034.pdf<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
39<br />
St. Gerold: Mutmassliche Disposition um ca. 1830<br />
Manual Pedal<br />
Gedeckt 8' Subbass 16'<br />
Dolce 8' Trompete 8'<br />
Principal 4'<br />
Flöte 4'<br />
Quint 5 1 /3' ab fis' Octav 2'<br />
Quint 2 2 /3' ab fis' Octav 2'<br />
Octav 2' ab fis' Quint 1 1 /3'<br />
Octav 1' ab cis' 2'<br />
1895 offerierten die Gebr. Mayer, Feldkirch eine neue Orgel mit 14 Registern nach<br />
pneumatischem System und als Variante mit mechanischem Kegelladensystem. Der<br />
Einsiedler Fürstabt Columban Brugger (1855–1905), oberster Herr des Klosters St.<br />
Gerold und gleichzeitig ein bekannter Orgelfachmann, empfahl entschieden eine<br />
Röhrenpneumatik mit Membranladen nach System Weigle. Orgelbauer Anton<br />
Behmann aus Schwarzach erfuhr davon und riet von diesem System ab. Schliesslich<br />
liess er sich doch von Abt Columban Brugger überzeugen und erhielt den Auftrag zum<br />
Neubau einer Orgel im Jahre 1901. Sie entstand nach Plan und Disposition von<br />
Fürstabt Columban Brugger und besass 12 Register auf 2 Manualen. Auf Vorschlag<br />
von Behmann wurden nachträglich Windladen und Spieltisch anders konzipiert und<br />
nach den Kuhn-Patenten Nr. 15924 und 16672 ausgeführt, da man sich davon eine<br />
haltbarere Stimmung versprach.<br />
Disposition der Behmann-Orgel 1901<br />
I. Manual C–f''' II. Manual C–f''' Pedal C–d'<br />
Principal 8' Concertflöte 8' Subbass 16'<br />
Gedeckt 8' Salicional 8' Violoncello 8'<br />
Gamba 8' Aeoline 8'<br />
Octav 4' Voix céleste 8'<br />
Mixtur 3-4f 2 2 /3' Spitzflöte 4'<br />
(ohne Rep., mit Terz)<br />
Pneumatische Spiel- und Registertraktur<br />
Pedal und II. Manual mit ausgebauter Superoktave<br />
3 Normalkoppeln<br />
Suboktavkoppel II/I, Superoktavkoppel II/I, Superoktavkoppel im Pedal<br />
Schwelltritt, Crescendo<br />
Die Orgel wurde durch die Stiftorganisten der Klöster Engelberg und Einsiedeln<br />
abgenommen und ein Jahr später durch Abt Columban Brugger selbst geprüft. 1917<br />
mussten die Prospektpfeifen an das Kriegsministerium abgeliefert werden. Josef<br />
Behmann, der Sohn des Erbauers, setzte 1922 einen Ersatzprospekt aus Zinkpfeifen<br />
ein und verbesserte die Windversorgung. Anlässlich der Neugestaltung des<br />
Kircheninnern im Jahre 1965 wurde die Behmann-Orgel abgetragen und das<br />
Orgelgehäuse entsorgt. Das Orgelwerk selbst wurde revidiert durch Edmund Hohn<br />
aus Dornbirn und die Disposition im II. Manual ergänzt durch ein Principal 2' und<br />
einen Tremulanten. Nach Modernisierung des Prospektes – entsprechend der<br />
damaligen Ästhetik – stellte man die hiemit "ausgenüchterte" Orgel wieder auf.<br />
Anlässlich des Orgelneubaus durch Christoph Enzenhofer 1989 wurde die alte Orgel<br />
von 1965 entfernt. Die Pfeifen konnten bei der Einweihung der neuen Orgel dem<br />
Publikum verkauft werden; der Rest der Orgel wurde entsorgt.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
40<br />
1984 erhielt die Propsteikirche zusätzlich ein Positiv der Firma August Laukhuff,<br />
Weikersheim, mit folgender Disposition:<br />
Holzgedeckt 8' Principal 2'<br />
Rohrflöte 4' Quint 1 1 /3'<br />
Dieses Instrument mit einem Tonumfang von C–d''' steht heute im Innenhof der<br />
Propstei und ist seit längerer Zeit nicht mehr spielbar. Für den Innenhof ist ein neues<br />
Positiv mit drei Registern vorgesehen, wobei das alte repariert werden und der<br />
Orgelbaufirma als Ausleihinstrument dienen soll.<br />
Die drei neuen Orgeln<br />
Die Propstei besitzt heute mit den drei von Christoph Enzenhofer in den letzten 15<br />
Jahren erbauten Orgeln ein ideal abgestimmtes Ensemble. Alle drei Instrumente sind<br />
zusammen spielbar. Man entschied sich für eine ungleichstufige Stimmung, im<br />
Speziellen für die weniger gebräuchliche Stimmung nach Werkmeister V, modifiziert<br />
nach dem Organisten Johannes Hämmerle (J.H.). Augustinus Franz Kropfreiter schuf<br />
im Jahre 2000 eine Komposition für diese drei Instrumente.<br />
Die Stimmung nach Werkmeister V ist eine "wohltemperierte" Stimmung. Sie besitzt<br />
im Gegensatz zur mitteltönigen Stimmung mit 8 reinen Terzen nur etwa deren 6, kann<br />
dafür aber für Tonarten mit mehr Vorzeichen besser gebraucht werden. Trotzdem<br />
besitzt die Werkmeister-V-Stimmung noch eine deutlich hörbare<br />
Tonartencharakteristik: C-Dur und Kreuztonarten bis E-Dur tönen ziemlich rein,<br />
ebenso B-Tonarten bis B-Dur. Ab H-Dur, bzw. ab Es-Dur, haben wir ungefähr<br />
gleichstufige Verhältnisse und weiter entfernt im Quintenzirkel (ab Fis-Dur bzw. Des-<br />
Dur) dann zunehmend weniger harmonische Terzen.<br />
Um sich eine Vorstellung von den absoluten Tonhöhen in den verschiedenen<br />
Stimmungen machen zu können, diene die folgende Tabelle mit den Tonfrequenzen<br />
für 4 verschiedene Stimmungen (bezogen auf a' = 440 Hz).<br />
C C# D D# E F F# G G# A B H<br />
Mitteltönig 263.4 274.7 294.3 315.3 328.9 352.4 367.5 393.8 410.7 440.0 471.5 491.6<br />
Werckmeister III 262.5 278.4 294.3 312.2 330.0 351.2 371.3 392.4 416.2 440.0 468.3 495.0<br />
Werckmeister V 262.5 276.5 294.3 312.2 330.0 350.0 369.7 393.7 414.8 440.0 466.7 495.0<br />
Gleichstufig 261.6 277.2 293.7 311.1 329.6 349.2 370.0 392.0 415.3 440.0 466.2 493.9<br />
Helmut Binder schreibt über die Orgeln in der Propsteikirche St. Gerold: 3<br />
Grosse Orgel und Chororgel St. Gerold: "Ein Eintauchen in eine ganz eigene,<br />
faszinierende Klangwelt". So empfinde ich es, wenn ich ein Enzenhofer Instrument<br />
spielen oder hören kann. Für Orgelbaumeister Christoph Enzenhofer ist eine Orgel ein<br />
Gesamtkunstwerk, bei dem der klangliche, handwerkliche und architektonische Aspekt<br />
in gleichem Masse wichtig ist. Schon seine handwerkliche Präzision und sein<br />
architektonisches Feingefühl zeichnen Enzenhofer als vielseitig begabten Menschen<br />
aus. Vor allem aber ist er Musiker, der unbeirrt, beinahe hartnäckig versucht sein<br />
Klangideal zu verwirklichen, auch wenn er manchmal darum ringen muss.<br />
Dieser klangliche Aspekt soll nur im Vordergrund stehen, wenn ich versuche,<br />
Hörerlebnisse an den Orgeln von St. Gerold und Batschuns zu schildern.<br />
3 aus: http://www.orgelbau-enzenhofer.at<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
6<br />
41<br />
Jedes einzelne Register ist liebevoll intoniert und hat Charisma. Die Lebendigkeit des<br />
Klangs ist hier ein Markenzeichen, das auch viele historische Instrumente auszeichnet.<br />
An der Wärme und grundtönigen Fülle des Prinzipal 8’ kann man sich kaum satt hören.<br />
Hier beginnt die Musik zu leben, ja richtig aufzublühen! Die leisen, oftmals dunklen<br />
Flöten 8’ lassen aufhorchen und animieren auf Grund ihrer Charakteristik zum<br />
aufmerksamen Hinhören. Der dezente, aber sehr typische Klang einer Quintade, aber<br />
auch der leichtfüssige Charme der 4 Fuss Flöten werden auch in der Diskantlage nie<br />
schreiend und können solistisch wunderbar verwendet werden.<br />
Ganz für intonierte Aliquotstimmen ermöglichen eine Fülle an mitunter auch<br />
unkonventionellen Soloregistrierungen. Die selbst angefertigten kurzbechrigen<br />
Zungenregister aus Holz, manchmal ganz zart und schlank, mitunter auch humorvoll<br />
deftig, bewähren sich besonders in der alten Musik. Der Plenoklang ist sehr<br />
transparent und trotz der Klangfülle nie grob oder aufdringlich.<br />
Weitere klangliche Schönheiten sollen hier unerwähnt bleiben, denn beim Verfassen<br />
dieser Zeilen ist mir bewusst geworden, wie unzulänglich Worte sind, um<br />
Klangeindrücke zu beschreiben. Dennoch hoffe ich, die Neugierde geweckt zu haben,<br />
diese eindrucksvollen Instrumente, die so viel zu sagen haben, kennenzulernen.<br />
1. Die Muttergottesorgel in der Propsteikirche St. Gerold<br />
Christoph Enzenhofer, Bludesch 1990<br />
I. Manual C–g 3 II. Manual C–g 3<br />
1 Principal 4' Zinn 80%; Prospekt 11 Principal 8' Zinn 80%; Prospekt<br />
2 Octave 2' Zinn 60% 12 Octave 4' Zinn 60%<br />
3 Octave 1' Zinn 60% 13 Octave 2' Zinn 60%<br />
4 Mixtur 2-fach 2 /3' Zinn 60% 14 Quinte 1 1 /3' Zinn 60%<br />
5 Gedacktflöte 8' Fichte; ab d° Zinn 20% 15 Mixtur 2-fach 1' Zinn 60%<br />
1<br />
6 Koppelflöte 4' Zinn 20% 16 Mixtur 3-fach<br />
/3' Zinn 60%<br />
7 Gemshorn 2' Zinn 20% 17 Principalschwebung ab c' 8' Zinn 60%<br />
8 Flöte 1 1 /3' Zinn 20% 18 Rohrgedackt ab c° 16' Zinn 20%<br />
4<br />
9 Terz /5' Zinn 20% 19 Holzflöte 8' Fichte<br />
10 Krummhorn 8' Zinn 60% 20 Spitzflöte 4' Zinn 20%<br />
Tremulant 21 Nasat 2 2 /3' Zinn 20%<br />
III. Manual (Regalwerk) C–g 3<br />
22 Flöte 2' Zinn 20%<br />
23 Terz 1 3 /5' Zinn 20%<br />
24 Trompete 8' Zinn 60%<br />
Tremulant<br />
Pedal C–f '<br />
25 Flöte 2' Fichte; ab d'' Zinn 20% 29 Principalbass 8' Zinn 60%<br />
26 Qualterio 16' Eibe gedrechselt 30 Choralflöte 4' Zinn 60%<br />
[Rankett 16'] 31 Octave 2' Zinn 60%<br />
27 Vox Eva 8' Eibe gedrechselt 32 Mixtur 2-fach 1 1 /3' Zinn 60%<br />
[Vox humana 8'] 33 Subbass 16' Fichte<br />
28 Clementinchen 4' Eibe gedrechselt 34 Bleigedackt 8' Zinn 20%<br />
[Trompet'l 4'] 35 Rohrflöte 4' Zinn 20%<br />
Koppeln: I/II I/P II/P III/P<br />
Winddruck: 53mm WS<br />
Stimmung: ungleichschwebend: Werkmeister V [J.H.]<br />
36 Fagott 16' Zinn 60%; Prospekt<br />
37 Trompete 8' Zinn 60%; Prospekt<br />
38 Zink 4' Zinn 60%; Prospekt<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
42<br />
Abb. Muttergottesorgel in der Propsteikirche St. Gerold (Christoph Enzenhofer 1990)<br />
Die Register-Reihenfolge in dieser Disposition ist bei uns weniger gebräuchlich. Sie<br />
richtet sich nicht primär nach der Fussgrösse, sondern nach den Registerfamilien:<br />
Prinzipale, Flöten und Zungen. Im Regalwerk stossen wir auf einige ungewohnte<br />
Registernamen. Damit hat es eine besonders liebenswürdige Bewandtnis. Christoph<br />
Enzenhofer schreibt dazu: 4<br />
Vox Eva 8’ ist Eva Landis, Qualterio 16’ ist Walter Landis gewidmet. Diesen beiden<br />
Menschen sind wir für ihre finanzielle Unterstützung beim Bau der Chor- und<br />
Muttergottesorgel sehr dankbar. Das Clementinchen 4’ ist die alte Klosterköchin<br />
Klementine Schnetzer. Klementine starb kurz vor der Einweihung der Muttergottesorgel;<br />
auch ihr sind wir für ihre Unterstützung sehr, sehr dankbar. Das 4-Fuss ist bei Klementine<br />
besonders gültig, sie musste seit vielen Jahren 2 Stöcke zum Gehen verwenden. 2 Füsse<br />
und 2 Stöcke sind daher 4’.<br />
Die Bezeichnungen sind frei gewählt und sind ausschliesslich bei kurzbecherigen und<br />
handgedrechselten Zungenregistern in Enzenhofer-Orgeln zu finden, nicht nur in St.<br />
Gerold.<br />
4 pers. Mitteilung 30.06.03<br />
2. Das Chorpositiv in der Propsteikirche St. Gerold<br />
Christoph Enzenhofer, Bludesch 1988<br />
Manual C–d'''<br />
Bleigedackt 8' Fichte; ab c° Zinn 15%<br />
Rohrflöte 4' Zinn 40%<br />
Principal 2' Zinn 75%; Prospekt<br />
Quinte 1 1 /3' Zinn 75%; Prospekt<br />
Regal 8' Ahorn, gedrechselt<br />
Diskant-Bass-Schleifenteilung bei c'/cis'<br />
Winddruck 53mm WS<br />
Stimmung: ungleichschwebend: Werkmeister V [J.H.]<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
43<br />
Abb. Chorpositiv in der Propsteikirche St. Gerold (Christoph Enzenhofer 1988)<br />
3. Die Truhenorgel in der Propstei St. Gerold 5<br />
Christoph Enzenhofer, Bludesch 2001<br />
5 Ein gleiches Instrument befindet sich auch im Konservatorium der Stadt Wien und in Feldkirch-<br />
Levis, St. Magdalena.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
44<br />
Abb. Die Truhenorgel in der Propstei St. Gerold<br />
Manual H/C – f'''<br />
Gedacktflöte 8' Eiche<br />
Rohrflöte 4' Eiche<br />
Offenflöte [ab cs'] 3' Eiche<br />
Offenflöte 2' Eiche<br />
Diskant-Bass-Schleifenteilung bei c'/cis'<br />
Winddruck 53mm WS<br />
Stimmung: ungleichschwebend: Werkmeister V [J.H.]<br />
Transponierbar: 415 Hz - 440 Hz - 460 Hz<br />
Diese Orgel wird bei Bedarf in die Propsteikirche gebracht und befindet sich sonst in<br />
einem Nebenraum. Sie ist gegenüber der Normaltonhöhe von 440 Hz einen halben<br />
Ton nach oben oder nach unten transponierbar. Im Hinblick auf die ungleichstufige<br />
Stimmung müssen dabei einzelne Töne nachgestimmt<br />
werden. Bei den Gedackten ist dies ohnehin problemlos<br />
möglich. Zur bequemen Nachstimmung der offenen<br />
Holzpfeifen existiert hier eine elegante Vorrichtung mit<br />
hölzernen Stimmplättchen. Ihre Breite ist 0.1 bis 0.2 mm<br />
grösser als die Innenbreite der jeweiligen Pfeife: die<br />
Länge entspricht der Innentiefe der jeweiligen Pfeife.<br />
Das Stimmplättchen ragt zu einem Drittel aus der Pfeife<br />
und wird beim Tieferstimmen schräger gestellt und<br />
umgekehrt beim Höherstimmen.<br />
Johannes Hämmerle beschreibt die Truhenorgel Enzenhofers wie folgt: 6<br />
Truhenorgel - "Ein kräftiger, brillanter Orgelklang!"<br />
Mit den Pfeifenbauformen Holzgedeckt, Holzrohrflöte und offene Holzflöte sind drei<br />
wichtige Aspekte des Orgelklanges in diesem Instrument repräsentiert.<br />
Gleichzeitig zeichnen sich die Register durch einen enorm hohen Grad an<br />
Verschmelzungsfähigkeit aus – die verschiedenen Klangkomponenten finden keinerlei<br />
Niederschlag in klanglicher Schärfe. Dies verleiht dem Instrument eine besondere<br />
Geschlossenheit und erweist sich gerade in bezug auf Kammermusik als ausschlaggebend<br />
für die musikalischen Möglichkeiten.<br />
Das Achtfuss-Register bietet der Orgel ein sehr tragfähiges Fundament; es spricht präzise<br />
bis zu den tiefsten Pfeifen, ermöglicht andererseits jedoch eine ganz sanfte Ansprache bis<br />
hin zum Legatissimo.<br />
Die Holzrohrflöte 4´ ist schlank und beweglich. Zusammen mit dem Achtfuss entwickelt sie<br />
einen warmen, fülligen Klang, sodass auch Achtfuss und Vierfuss gemeinsam<br />
hervorragend zum Continuospiel geeignet sind.<br />
Die Offenflöte 2´ offenbart in vielleicht eindrücklichster Weise die Meisterschaft Christoph<br />
Enzenhofers in Bau und Intonation von Holzpfeifen: auch dieses Register ist über den<br />
gesamten Klaviaturumfang solistisch spielbar – selbst die kleinsten Pfeifen sprechen<br />
absolut fein und delikat an. Der Klang der drei genannten Register zusammen ist packend<br />
– ein kräftiger, brillanter Orgelklang, dabei voller Wärme und Charme. Die Quinte 2 2 /3´ im<br />
Diskant ermöglicht dank der Schleifenteilung einerseits Soloregistrierungen, andererseits<br />
verleiht sie dem Instrument im Tutti zusätzliche Fülle.<br />
6 aus: http://www.orgelbau-enzenhofer.at<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
45<br />
Die Orgel in der Pfarrkirche Bludesch 7<br />
Martin und Joseph Bergöntzle ca. 1780/rest. Ferdinand Stemmer, Zumikon 1997/99<br />
Franz Lüthi<br />
Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Bludesch geht auf das Jahr 830 zurück.<br />
1570 wurde eine Pfarrei errichtet. Nach dem Abbruch der alten Kirche entstand in den<br />
Jahren 1650–1652 die heutige Pfarrkirche St. Jakobus – die erste von Michael Beer<br />
geplante Barockkirche. Die Gemeinde zählt heute gut 2000 Einwohner.<br />
Eine erste Orgel erhielt die Pfarrkirche Bludesch vermutlich um 1662 durch ein<br />
Vermächtnis eines 1655 verstorbenen Landvogts des Klosters Weingarten, Johann<br />
Rudolf von Halden. Aus der Tatsache, dass die Orgel 1802 an die Gemeinde Stallehr<br />
verkauft werden konnte, wo sie vermutlich durch Joseph Bergöntzle montiert wurde,<br />
war sie sicher noch ordentlich brauchbar – dies offensichtlich bis gegen 1900. Es ist<br />
daher nicht ganz klar, warum man sich in Bludesch um 1801 mit einem Orgelneubau<br />
befasste. Zu dieser Zeit arbeitete der elsässische Orgelbauer Joseph Bergöntzle im<br />
benachbarten Thüringen (Vorarlberg), den man nun auch mit dem Auftrag für eine<br />
neue Orgel in Bludesch betraute. Bergöntzle stellte diese Orgel mit 21 Registern auf<br />
zwei Manualen und Pedal im Jahre 1804 fertig. Das aus der ersten Orgel von 1662<br />
stammende Wappen der Familie von Halden wurde dabei offensichtlich auf den<br />
Mittelturm der heutigen Orgel übertragen.<br />
Joseph Bergöntzle und die elsässische Orgelbautradition<br />
Joseph Bergöntzle (1754–1819) (im Elsass als "Bergäntzel" geschrieben), 8 ist geboren und<br />
gestorben in Ammerschweiher oder Ammerschwihr/Elsass. Sein Vater, Martin Bergöntzle<br />
(1722–1803), war eigentlich Kunsttischler, hat aber für den berühmten Elsässer Orgelbauer<br />
Louis Dubois hervorragende Gehäuse gefertigt und sich vermutlich so auch die Kenntnisse<br />
im Orgelbau angeeignet. Von Vater und Sohn Bergöntzle sind mehrere Arbeiten im Elsass<br />
nachgeweisen, aber nur sehr wenige erhalten. In den Wirren der Französischen<br />
Revolution, vor allem auch wegen finanzieller Schwierigkeiten bei insolventer Kundschaft,<br />
wanderte Joseph Bergöntzle nach Vorarlberg aus. Bereits 1798 wurde er aber schon<br />
wieder zu Aufträgen ins Elsass gerufen.<br />
In der Schweiz sind folgende Arbeiten von Bergöntzle bekannt: 1795 vermutlich Neubau in<br />
der Klosterkirche Gnadenthal, 1796 Umbauten in Reiden und 1797 in Einsiedeln. 1798<br />
Neubau in Truns-Acladira. Im Vorarlberg sind die wichtigsten Arbeiten ein Neubau in<br />
Thüringen 1801 und 1815/16 der Neubau in Tschagguns (III/38; restauriert 1994). Über<br />
Bergöntzle hörte man nur positive Urteile. In Einsiedeln war man mit seiner Arbeit sehr<br />
zufrieden. Auch das Kloster Muri hat sich scheinbar um ihn beworben, da er speditiv<br />
arbeitete, wenn auch scheinbar etwas weniger preisgünstig als Orgelbauer Liberat Amann<br />
aus Rankweil.<br />
Zweifellos die bekanntesten Orgelbauer im Elsass waren jene der Familie Silbermann: Der<br />
Vater Andreas Silbermann (1678–1734), 1699 von Sachsen ins Elsass ausgewandert,<br />
machte in der Zeit von 1704–1706 gewissermassen eine Zusatzausbildung bei Thierry in<br />
Paris. Dessen Bruder Gottfried Silbermann (1683–1753) folgte ihm ins Elsass und lernte<br />
dort das Orgelbauhandwerk, kehrte aber wieder früh nach Sachsen zurück.<br />
Der ältere Sohn von Andreas Silbermann, Johann Andreas Silbermann (1712–1783)<br />
übernahm den väterlichen Betrieb im Elsass, während sein jüngerer Bruder, Johann<br />
Daniel Silbermann (1717–1766) in das Geschäft seines Onkels Gottfried in<br />
Freiberg/Sachsen einstieg.<br />
7 Korrekturen / Ergänzungen siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 4, 2003, Seite 58 www.ofsg.org/bulletins/bull_034.pdf<br />
8 Man findet noch weitere verschiedenste Schreibweisen: Bergansel, Bergensel, Bergenzel, Bergenzle,<br />
Bergönzle, Birgaentzle, Birgänsel, Birgänzle, Bürgantzel.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
46<br />
Eine weitere, für unsere Betrachtung wichtige elsässische Orgelbautradition stand etwas<br />
im Schatten der Silbermanns und geht auf Joseph Waltrin (1679–1747) zurück. Waltrin,<br />
1707 von Pruntrut ins Elsass ausgewandert, hatte bei seinem Vater gelernt und vererbte<br />
die Werkstatt seinem ältesten Sohn Jean Baptiste Waltrin (1708–1753). Dieser etablierte<br />
sich später in Ensisheim und wurde 1750 Bürger von St Ursanne. Dort beschäftigte er zwei<br />
hervorragende Orgelbauer: Louis Dubois (1726–1766) und Jacque Besançon (1735–<br />
1811) (historische Orgel in St. Ursanne 1776). Louis Dubois stammte, wie Bergöntzle<br />
übrigens auch, aus Ammerschwihr und wohnte später in Kaysersberg. Seine<br />
Orgelgehäuse kommen aspektmässig den klassischen Gehäusen des Dom Bédos deutlich<br />
näher als jenen von Johann Andreas Silbermann. Der Kunsttischler Martin Bergöntzle<br />
(1722–1803), im Zweitberuf Orgelbauer, hatte regelmässig für Dubois gearbeitet und führte<br />
die Tradition von Waltrin und Dubois weiter. Nachdem Dubois 1776 den Betrieb<br />
aufgegeben hatte, übernahm Martin Bergöntzle die Werkstatt in Ammerschwihr,<br />
zusammen mit seinem Sohn Joseph Bergöntzle (1754–1819), der daraufhin seine<br />
Ausbildung im Priesterseminar abbrach. Die Waltrin-Dubois-Linie fand ihren Höhepunkt in<br />
Valentin Rinkenbach (1792–1862), der als Neffe des unverheirateten und kinderlosen<br />
Bergöntzle 1819 dessen Werkstatt übernahm und seinen ehemaligen Meister an<br />
Bedeutung wesentlich übertraf. Von Martin und Joseph Bergöntzle sind vorwiegend<br />
Gehäuse erhalten geblieben. Beide vertreten einen ganz eigenständigen elsässischen Stil<br />
mit einem gegenüber Silbermann besonderen Charakter.<br />
Abb.<br />
Orgelprospekte von Bergöntzle und Silbermann<br />
Die Prospektskizzen vergleichen die Orgel in Bludesch mit<br />
zwei J.A. Silbermann-Orgeln. Das prächtige Gehäuse im<br />
Dom zu Arlesheim mit 5 Türmen und 4 Zwischenfeldern<br />
sowie einem Rückpositiv mit 3 Türmen ist in der<br />
Peterskirche Basel etwas einfacher ausgeführt (drei Türme<br />
und zwei Zwischenfelder) bei einem mehr oder weniger<br />
gleichen Rückpositiv in verkleinerter Form. Lässt man am<br />
Hauptgehäuse der Arlesheimer Orgel die beiden<br />
Zwischentürme weg, so kommt man auf die Gehäuseform<br />
der Bergöntzle-Orgel in Bludesch: Ein Mittelturm und zwei<br />
Aussentürme, dazwischen je zwei Zwischenfelder. Das<br />
Rückpositiv von Bludesch entspricht etwa jenem in der St.<br />
Peterskirche in Basel, ist jedoch etwas weniger elegant<br />
ausgeführt. Die Orgel in Tschagguns (Bergöntzle 1815/16;<br />
Gehäuse von früher) folgt dem gleichen Prinzip.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
47<br />
Entsprechend seiner elsässischen Herkunft fühlte sich Bergöntzle der französischen<br />
Orgelbautradition verpflichtet mit französischem Gehäuse und französisch beeinflussten<br />
Dispositionen: im Hauptwerk 16', Cornet décomposé und Cornet 5-fach, Zungen 8' und 4'<br />
im Pedal. Auch die Bauart der Metallpfeifen und die starken Wandungen aus niedrig<br />
legiertem, gehämmertem Orgelmetall entsprechen der französischen Bauweise. 9<br />
Allerdings vertritt Bergöntzle als elsässischer Orgelbauer weniger die vornehmere<br />
Silbermann-Linie, sondern eher die rustikale Variante von Valtrin-Dubois, was sich in etwas<br />
bescheideneren Dispositionen und in teilweise einfacheren Konstruktionen zeigt. Auch die<br />
Gehäuse sind bei Bergöntzle weniger kühn als bei Johann Andreas Silbermann und<br />
entsprechen in der Form eher dem "älteren Modell" von Vater Andreas Silbermann. Zudem<br />
weist das kurze Pedal auf eine Ähnlichkeit mit Waltrin, Dubois oder Besançon (St.<br />
Ursanne), während Johann Andreas Silbermann meist grosse Pedale baute – für<br />
anspruchsvollere Organisten.<br />
Die Bergöntzle-Orgel von 1803/1804<br />
Über den Auftrag zum Bau einer Orgel, den die Pfarrgemeinde an Bergöntzle erteilte,<br />
sind keine Schriftstücke erhalten. Es bleibt daher offen, ob das Gehäuse nach<br />
Angaben Bergöntzles an Ort geschaffen wurde oder ob es aus einem anlässlich der<br />
Revolution aufgehobenen Kloster im Elsass stammt [4, 2]. Zwar entspräche die<br />
Verwendung von Hartholz (Eichenholz), wie sie hier am Gehäuse erfolgte, nicht nur<br />
der Vorliebe Bergöntzles, sondern wäre auch für die Region typisch. Es fällt aber auf,<br />
dass die Orgel in Bludesch innert kürzester Zeit besorgt und aufgestellt war, dies in<br />
einer Zeit, zu der Bergöntzle alle Hände voll zu tun hatte. So ist eher<br />
unwahrscheinlich, dass das Orgelgehäuse am Ort von Bergöntzle selbst oder nach<br />
dessen Anleitung von einem Schreiner aus der näheren Umgebung gebaut wurde<br />
[Jussel, 2]. Schon Krauss hat in den 1940er Jahren aufgrund des Gehäuses und der<br />
Bauweise von Pfeifen und Windladen das Werk als typische Silbermann-Arbeit aus<br />
der Zeit von 1720–30 10 beurteilt. Anhand von Spuren am Rückpositiv-Gehäuse gilt<br />
heute als gesichert, dass sich die Orgel vorher an einem andern Ort befand und 1803<br />
von Bergöntzle für die Kirche Bludesch angepasst wurde. Vermutlich war sie in den<br />
Jahren 1780–85 erbaut und noch vor der Französischen Revolution aus dem Elsass<br />
als "Gebrauchtinstrument" ins Vorarlberg transportiert worden.<br />
Bis zur Restauration 1997–1999 war man auch der Ansicht, dass zumindest das<br />
Innere der Orgel von Bergöntzle eigens für Bludesch erbaut wurde. Dazu G. Jussel:<br />
Im Zuge des Abbaues der Orgel und insbesonders der Bearbeitung durch Ferdinand<br />
Stemmer hat sich herausgestellt, daß die Bludescher Bergöntzle-Orgel keineswegs ein<br />
Orgelwerk darstellt, welches für Bludesch gearbeitet und 1803/1804 in der Pfarrkirche St.<br />
Jakob eingebaut wurde. Diese Orgel ist [...] unbestritten älter; sie wurde auch nicht „aus<br />
einem Stück in einer Orgelwerkstatt gebaut“, sondern besteht aus mehreren Teilen<br />
unterschiedlicher Herkunft. Dies ist vielleicht auch der Grund, warum kein Werkvertrag, der<br />
an sich schon vor Silbermanns Zeiten zum Orgelbauen gehört, auffindbar ist [2].<br />
9 Die Orgel in Bartholomäberg (Montafon/Vorarlberg) wurde lange Zeit auch Bergöntzle<br />
zugeschrieben. Da Bergöntzle zur Erbauungszeit 1792 noch im heimatlichen Elsass weilte und erst<br />
später vor den Franzosen fliehen musste, kann diese Zuschreibung nicht stimmen, vgl. [1].<br />
Ausserdem besitzt Bartholomäberg nicht die ausgeprägten französischen Merkmale wie Bludesch.<br />
Bartholomäberg stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Erbauer der grossen Orgel von 1779 in<br />
der Klosterkirche Neu St. Johann, nämlich Joh. Michael Grass (vgl. Bulletin <strong>OFSG</strong> 7, Nr. 1, 1989).<br />
10 Es wäre allerdings zu beachten, dass die Waltrin-Dubois-Tradition auch später noch Gehäuse im<br />
älteren Stil baute (F.L.).<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
48<br />
Für diese Annahme sprechen folgende Tatsachen [nach 2] :<br />
- Die Auslieferung und der Aufbau der Orgel in Bludesch erfolgten sehr schnell.<br />
- Die verwendeten Pfeifen sind, gemäss Orgelbauer Stemmer, von unterschiedlicher<br />
Qualität, zwar wohl von der Hand Bergöntzles, aber offensichtlich später<br />
entstanden und handwerklich weniger schön gearbeitet als die ursprünglichen.<br />
- Man findet Pfeifen unklarer Herkunft und solche, deren Stimmtonhöhe nachträglich<br />
verändert wurde.<br />
- Während die Windladen der beiden Manualwerke gleich gebaut sind,<br />
unterscheiden sich die Pedalwindladen deutlich und stammen aus einer andern<br />
Werkstatt und aus einer andern Zeit .<br />
- Auch die Schnitzereien am Hauptwerksgehäuse unterscheiden sich gegenüber<br />
dem Positivgehäuse und müssen zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sein.<br />
Soviel zur Entstehungsgeschichte der Bergöntzle-Orgel. 1830–1846 nahm Orgelbauer<br />
Amann aus Rankweil wiederholt kleinere Reparaturen vor, besonders an den<br />
Blasebälgen. 1846 erfolgte eine grössere Reparatur der Pfeifen und der<br />
Windversorgung durch den Immenstädter Orgelbauer Remigius Haaser. Der Ersatz<br />
der Superoctav 2‘ im Hauptwerk durch eine Gamba 8‘ dürfte in den 1890er Jahren<br />
durch Gebr. Mayer aus Feldkirch-Altenstadt erfolgt sein. 1917 wurde die<br />
Pfarrgemeinde von der Verpflichtung zur Ablieferung der Prospektpfeifen dispensiert.<br />
Die Restaurierung der Bergöntzle-Orgel – eine beschwerliche Geschichte<br />
Ende der 1920er Jahre begannen die Bemühungen, für die mittlerweile sehr<br />
gebrechlich gewordene Bludescher Orgel eine gültige Lösung zu finden. Sie sollten<br />
erst nach gut 40 Jahren zu einem befriedigenden Abschluss gelangen. Im Jahre 1929<br />
erstellte Orgelbauer Josef Behmann einen ausführlichen Kostenvoranschlag zur<br />
Restaurierung der "althystorischen Orgel".<br />
Josef Behmann (1880–1932) aus Schwarzach trat 1895 als Lehrling in die Werkstatt<br />
seines Vaters, Anton Behmann, ein und lernte später bei Friedrich Weigle (Echterdingen)<br />
den neuesten Stand der Pneumatik. Seit 1901 wieder im Betrieb des Vaters tätig,<br />
übernahm er 1911 den väterlichen Betrieb, der zeitweise bis 24, in der schwierigen Zeit<br />
nach dem Ersten Weltkrieg nur noch 5 bis 6 Arbeitskräfte beschäftigte, darunter auch die<br />
beiden Brüder Ignaz und Alois Behmann. Josef Behmann lieferte Orgeln vor allem in den<br />
Vorarlberg und ins Tirol, aber auch nach Württemberg, Liechtenstein und in die Schweiz.<br />
Er blieb ledig und hatte keine Nachkommen; die Firma erlosch nach seinem Tod. Behmann<br />
bevorzugte die pneumatische Kegellade und verwendete manchmal gleichzeitig in einer<br />
Orgel auch Taschenladen. Die grossen Instrumente erhielten eine elektropneumatische<br />
Steuerung. Er hatte eine Vorliebe für alles Technische – jegliche Art von Koppeln und<br />
mehrfache Ausnutzung des Pfeifenbestands durch Transmissionen und Extensionen –<br />
legte aber, wie sein Vater, zugleich grossen Wert auf eine ausgefeilte Intonation. In seinen<br />
Dispositionen griff er auch Anregungen aus der Elsässischen Orgelreform auf. Zu den<br />
bekanntesten Werken Behmanns gehören die Orgeln in Dornbirn, St. Martin von 1927<br />
(III/67; 1928 zusätzlich 5 Hochdruckregister) 11 und die Orgel in Bregenz, Herz Jesu, 1930–<br />
31 (III/74). 12<br />
Behmanns Zustandsbericht von 1929 ist eine eindrückliche Würdigung der Orgel in<br />
Bludesch und zeugt – trotz seiner bekannten Vorliebe für die moderne Technik im<br />
11 Dornbirn: siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 5, Nr. 2 (1987), S. 33–40 www.ofsg.org/bulletins/bull872.pdf<br />
12 Bregenz: siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 16, Nr. 2 (1998), S. 23–35 www.ofsg.org/bulletins/bull982.pdf<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
49<br />
Orgelbau – von einer denkmalpflegerisch erstaunlich fortschrittlichen Sichtweise, die<br />
sich weit von dem absetzt, was zeitgenössische Berufskollegen darüber dachten. Ein<br />
Ausschnitt daraus:<br />
Die Orgeln von Bergöntzle zeichnen sich durch einen herrlich glanzvollen, und dabei doch<br />
mild gesättigten Ton aus, durch eine edle Klangwirkung, wie man sie an neueren leider<br />
nicht mehr findet. Die Bauart der Schleifladen, der Klaviaturen und der Mechanik, die<br />
Dispositionsweise, die Mensurierung der Pfeifen, bei Metallpfeifen deren Legierung und die<br />
Anwendung der gehämmerten Zinnplatten, bei den Holzpfeifen die Kernspalten und das<br />
Annageln der Vorschläge, der übliche Winddruck von 60-65 mm Pressung, die Bälge mit<br />
breiten, einwärtsgehenden Falten u. Spannfedern, deren Flechsung und deren Ventile,<br />
kurzum gar alle Ausführungsdetails sind bei den Bergöntzle Orgeln haargenau gleich, wie<br />
bei den zur gleichen Zeit erbauten Orgeln des berühmten Strassburger Orgelbauers<br />
Johann Andreas Silbermann, 13 mit dessen Person und dessen wenigen heute noch<br />
erhaltenen Werken förmlich Kult getrieben wird und den man als den grössten Orgelbauer<br />
des XVIII. Jahrhunderts bezeichnet.<br />
Diese vollständige Gleichheit und Ebenbürtigkeit der Orgeln von Bergöntzle mit den Orgeln<br />
des genannten Silbermann machen uns heute die wenigen Reste die von Arbeiten<br />
Bergöntzle's noch vorhanden sind, doppelt interessant und historisch wertvoll.<br />
Erwähnensert sind auch die schönen, schwungvoll ausgeführten Orgelgehäuse von<br />
Bergöntzle. Tschagguns und besonders Bludesch suchen ihresgleichen, Letzteres<br />
besonders weil es im zierlichen Style französischer Renassaince 14 in masivem 15<br />
Eichenholz gearbeitet ist und mit dem in der Brüstung stehenden Positive ein<br />
Schmuckstück bildet, wie man es weit und breit nicht antrifft.<br />
Leider sind im Laufe der Jahre die meisten Orgeln von Bergöntzle einer unverständigen,<br />
pietätlosen Neuerungssucht, gewissenlosen Pfuscherhänden und geschäftstüchtigen<br />
Orgelbauern die in einer interessanten alten Orgel eben nur ein "Glump" erblicken, an<br />
dessen Stelle sie lieber eine neue Orgel verkaufen möchten, zum Opfer gefallen. Am<br />
ehesten von allen Orgeln Bergöntzles in Vorarlberg ist heute noch die Orgel in Bludesch<br />
unversehrt erhalten, aber auch bei derselben wurde die Disposition um Mitte der 1890 er<br />
Jahre durch Einsetzung einer neuen Gamba 8' an Stelle der Oktave 2' verändert;<br />
gleichzeitig wurde das Werk auch gereinigt und gestimmt, welche Arbeit die ausführende<br />
Firma aber ganz zwei jungen, unerfahrenen Orgelbaugehilfen überliess, denen die nötige<br />
Erfahrung ohnehin und zudem der Sinn für pietätvolles Erhalten eines wertvollen<br />
historischen Werkes völlig fehlten [nach Nadler, 4].<br />
Im Weiteren stellt Behmann in seinem Bericht von 1929 fest, dass die Orgel<br />
"grenzenlos verwahrlost", ihr Klang matt und verstimmt sei. Besonders schlimm stehe<br />
es um das Pfeifenwerk, wo etwa 70 Pfeifen völlig fehlten. Behmann führt in seinem<br />
Zustandsbericht weiter aus: Die grösste Principal 8'-Pfeife im Prospekt wurde<br />
irgendwann durch eine Zinkpfeife ersetzt; das ebenfalls später eingesetzte Register<br />
Gamba 8' ist mangelhaft befestigt und in schlechtem Zustand. Die Hauptwerksregister<br />
Quint, Terz und Pfeiflein 1' sind unvollständig, die Trompete 8' in schlechtem Zustand.<br />
Auch im Rückpositiv fehlen viele Pfeifen. Die beiden Zungenstimmen im Pedal, das<br />
mit 13 Tönen von C–c° reicht, stehen wie bei Silbermann ausserhalb des Gehäuses<br />
und befinden sich in schlechtem Zustand. Die Windladen aus Eichenholz sind nicht<br />
gerade schön, aber haltbar verfertigt. Da die Kanzellen in der Tiefe eher eng sind, wird<br />
die Spielart durch die schmalen Ventile zwar relativ leicht. Bei vollem Spiel hat die<br />
Orgel in der Tiefe aber zu wenig Wind, wodurch die Stimmung bei den tiefen Tönen<br />
absinkt. Ventile, Federn Belederung und Pulpeten sind schadhaft, die Mechanik und<br />
Abstrakten dagegen robust gebaut, arbeiten dafür etwas geräuschvoll. Behmann<br />
empfiehlt ein elektrisches Gebläse und aus ästhetischen Gründen den Ersatz der<br />
unschönen Zink-Prospektpfeife C, obwohl er schon damals der Meinung ist, dass<br />
13 J.A. Silbermann aus Strassburg lebte eine Generation früher, nämlich von 1712–1783. F.L.<br />
14 wohl Druckfehler, F.L.<br />
15 do.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
50<br />
klanglich die Verwendung von Zinn oder Zink keinen Unterschied macht. Bei der<br />
Reparatur soll an Kernen, Kernspalten und Aufschnitten gemäss Behmann nichts<br />
verändert werden, um den ursprünglichen Klang von Bergöntzle möglichst zu erhalten.<br />
Im Gegensatz zu Behmann empfahlen zu dieser Zeit alle andern Fachleute einen<br />
Umbau oder Neubau der Bergöntzle-Orgel:<br />
- Orgelbauer Franz Gattringer aus Rorschach sieht in seiner Offerte von 1929 den Wert der<br />
Orgel, geht aber mit der Erhaltung ihres Konzeptes weniger schonend um. Er empfiehlt,<br />
die nicht ursprüngliche Gambe zu ersetzen und eine neue "Trompete harm. 8' "<br />
einzusetzen, eine Erneuerung und Erweiterung des Pedals auf 27 Tasten mit leichter<br />
Umdisposition sowie den Ersatz der Mixtur im Rückpositiv durch eine Vox humana. In<br />
dieser Ausführung wäre "der alte Charakter [...] voll und ganz gewahrt".<br />
- Die Salzburger Orgelbaufirma Dreher & Flamm schlägt 1930 eine erhebliche Änderung<br />
der Disposition vor. Sie soll in der Ergänzung mit Registern wie Salicional Äoline, Vox<br />
coelestis, in Zink ausgeführt, bestehen. Weiter soll eine Erweiterung des Pedal- und<br />
Manualumfangs vorgenommen werden. Durch den Umbau auf pneumatische Traktur mit<br />
Kegelladen und sehr vielen Spielhilfen war man überzeugt, dass damit<br />
das neue Werk in seiner äusseren Gestalt und Klangwelt wieder in der ursprünglichen<br />
Schönheit erstehen soll, wobei sich die neuen Register mit dem alten sehr gut verbinden<br />
werden [nach Nadler, 4]..<br />
- Orgelbau Gebr. Mayer, Feldkirch rät 1930 zu einer ähnlichen Orgel wie Dreher und<br />
Flamm, aber als Neubau. 1932 – bereits nach dem Tod von Behmann – reichte die Firma<br />
nochmals eine Offerte ein für einen Orgelneubau mit mehr oder weniger gleichem Konzept,<br />
aber eher neobarocker Disposition.<br />
- Schliesslich empfiehlt 1931 noch Leopold Stadelmann aus Schwarzach, der einige Zeit<br />
bei Behmann und bei Gebr. Link in Giengen/Brienz gearbeitet hatte, im Prinzip auch eher<br />
ein schonendes Vorgehen, allerdings teilweise mit Erhaltung des gewachsenen Zustandes<br />
(Gambe 8') und eventueller Erweiterung des Pedals, neuen Koppeln, pneumatischer<br />
Traktur und festen Kombinationen.<br />
Im Jahre 1932 bemühte sich Behmann nochmals um Unterstützung für seine<br />
Restaurierungsbestrebungen, obwohl er wegen seines unterdessen schlechten<br />
Gesundheitszustandes nur noch reduziert arbeitete. 16 Leider starb er am 5. März<br />
1932. Scheinbar erhielt kurz danach Leopold Stadelmann den Auftrag zur<br />
Restauration, wohl nicht zuletzt wegen einer kostengünstigen Offerte.<br />
Leopold Stadelmann 1932<br />
Stadelmann mietete nach Übernahme des Auftrages Werkstatträume und Maschinen<br />
des verstorbenen Orgelbauers Behmann und stellte zwei seiner ehemaligen<br />
Mitarbeiter dazu ein. Er arbeitete an der Orgel vom 1. Juni bis 12. Dezember. Wegen<br />
grosser finanzieller Schwierigkeiten stellte er eine Nachrechnung: Kursverluste wegen<br />
Einfuhr aus Deutschland und Mehrleistungen an der Orgel schienen nicht einmal die<br />
Unkosten gedeckt zu haben. Offensichtlich hatte Stadelmann auch den<br />
Kostenvoranschlag völlig falsch berechnet. Trotz umfangreicher Korrespondenz und<br />
Streitigkeiten auch mit dem Ortspfarrer Dr. Sahler ist über den Ausgang der<br />
Nachforderung nichts bekannt. Nachdem man sich vorerst zwecks Behebung der<br />
Mängel im Jahre 1933 wieder an Franz Gattringer aus Rorschach gewandt hatte,<br />
kümmerte sich dann doch einer der beiden Mitarbeiter von Stadelmann, Adolf Böhler,<br />
darum. Die Orgelabnahme im November 1933 durch einen Organisten des<br />
Lehrerseminars in Feldkirch, Prof. Gottlieb, fiel jedenfalls günstig aus. Pfarrer Dr.<br />
16 Josef Behmann. Josef Bergöntzle und die Orgel in Bludesch. In: Zeitschrift für Instrumentenbau 52,<br />
1931/32, S. 241-243.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
51<br />
Sahler machte seinem Ärger Luft mit einer Inschrift an der Innenseite des<br />
Orgelgehäuses:<br />
Restauriert durch Leopold Stadelmann aus Bregenz 1932, welcher durchgebrannt ist, ohne<br />
fertig zu machen. Gott sei ihm in Südtirol gnädig. S' Geld hat er mitgenommen. R.I.P. 17<br />
Adolf Böhler hat durch gehalten.<br />
Gebr. Rieger, Schwarzach 1947<br />
1946 war die Orgel wieder unspielbar, so dass man an die frisch etablierte<br />
Orgelbaufirma Gebr. Rieger in Schwarzach 18 gelangte. Dieser Orgelbauer wurde<br />
aufgrund einer Empfehlung durch Ing. Egon Krauss, den Beauftragten des<br />
Bundesdenkmalamtes, gewählt. Möglicherweise beabsichtigte Krauss, der neuen<br />
Firma über die Anfangsschwierigkeiten hinwegzuhelfen; vielleicht betrachtete er sie<br />
auch gewissermassen als Erbin des bereits 1932 verstorbenen Joseph Behmann, der<br />
gegen Ende seines Lebens eine Kooperation mit Rieger in Betracht gezogen hatte.<br />
Die Firma Orgelbau Rieger 19 wurde 1845 in Jägerndorf (früher Österreichisch-Schlesien,<br />
später Tschechoslowakei) gegründet von Franz Rieger (1812–1885). Im Jahre 1873<br />
änderten seine Söhne Otto Rieger (1847–1903) und Gustav Rieger (1848–1905) den<br />
Firmennamen auf "Franz Rieger & Söhne". Ein Zweigwerk entstand 1873 in Budapest. Um<br />
die Jahrhundertwende arbeiteten an die 200 Mitarbeiter im Betrieb, der sich nun "Gebrüder<br />
Rieger" nannte. Otto Rieger jun. (gest. 1920) führte den Betrieb ab 1904 weiter, der nach<br />
dem Ersten Weltkrieg zur Tschechoslowakei gehörte. Es folgte eine schwierige Phase der<br />
Anpassung. In dieser kritischen Zeit starb Otto Rieger kinderlos. Dipl. Ing. Josef von<br />
Glatter-Götz (senior) (1880–1948) übernahm nun den Betrieb, nachdem er als<br />
Schulfreund von Otto Rieger bereits zwei Jahre in dieser Firma gearbeitet hatte. 1924 ging<br />
die Orgelbaufirma in seinen Besitz über und beschäftigte bereits wieder 100 Personen.<br />
1936 traten die Söhne Egon (1911–1940), der im Polenfeldzug starb, und Josef von<br />
Glatter-Götz jun. (1914–1989) in das Unternehmen ein. 1939 zählte die Firma 340<br />
Mitarbeiter. 1945 wurde das Filialwerk Mocker (Oberschlesien, nunmehr Polen) durch Krieg<br />
zerstört und das Werk Budapest von Ungarn, jenes in Jägerndorf von der CSSR enteignet<br />
und verstattlicht. Aufgrund des Potsdamer Abkommens verlor der Inhaber den ganzen<br />
Besitz; die Belegschaft wurde vertrieben.<br />
Josef Glatter-Götz jun. erhielt vorübergehend eine Anstellung als Betriebsleiter bei<br />
Kempner (Lübeck). Da der 1932 verstorbene Orgelbauer Anton Behmann aus Schwarzach<br />
bereits früher eine Kooperation mit den Gebrüdern Rieger offeriert hatte, trat man mit<br />
dessen Erben in Verhandlung, so dass die ehemalige Werkstatt Behmanns in Schwarzach<br />
von der neu errichteten Firma bezogen wurden – mit bescheidensten Unterkünften für die<br />
Belegschaft. Unter schwierigsten Verhältnissen (vgl. Bludesch) erhielt Rieger einige<br />
Aufträge für Restaurierungen. Im Übrigen hielt sich die Werkstatt durch den Bau von<br />
Handwebstühlen und Fenstern über Wasser, sowie dem Betrieb einer öffentlichen Sauna,<br />
wo sich Josef von Glatter-Götz jun. als Masseur betätigte. Obwohl dieser nur mangelhafte<br />
kaufmännische Fähigkeiten besass, erholte sich die Firma auch diesmal und entfaltete<br />
zunehmend eine internationale Tätigkeit, hatte aber immer etwas Mühe, in Österreich<br />
selbst Fuss zu fassen. 1972 konnte ein ebenerdiger Betriebsneubau von 2000 m² mit<br />
einem 14 m hohen Montagesaal bezogen werden. 1984 trat dipl. Ing. Josef Glatter-Götz in<br />
den Ruhestand. Zur neueren Generation gehören: Caspar Glatter-Götz (*1945),<br />
Betriebsleiter bei Rieger bis 1992, seit 1993 selbständig in Überlingen; Raimund Glatter-<br />
Götz (*1948), seit 1977 freischaffender Orgeldesigner für die Firma Rieger; sowie<br />
Orgelbaumeister Christoph Glatter-Götz (*1951), seit 1977 Geschäftsführer der Firma<br />
und bekannt als Übersetzer der Schriften von Dom Bédos und Cavaillé-Coll.<br />
17 R.I.P. = Requiescat in pace (= Grabinschrift: Er ruhe in Frieden)<br />
18 Leitung: Dipl. Ing. Josef von Glatter-Götz jun. (1914–1989)<br />
19 www.rieger-orgelbau.com<br />
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52<br />
Dipl. Ing. Josef von Glatter-Götz jun., nunmehr Geschäftsführer der neu in<br />
Schwarzach angesiedelten Firma Rieger, erkannte die Orgel in Bludesch als die<br />
historisch wertvollste Orgel Vorarlbergs. Er identifizierte sich mit dem Gutachten von<br />
Behmann aus dem Jahre 1932 und schlug ebenfalls vor, die Orgel auf den<br />
ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Allerdings wollte er – als einzigen<br />
Kompromiss – den bereits erweiterten Pedalumfang beibehalten oder eher noch<br />
vergrössern mittels Einbau einer neuen mechanischen Schleiflade, da der<br />
beschränkte Pedalumfang von nur 13 Tasten schon bei Bergöntzle ein Fehler<br />
gewesen sei und Silbermann nie ein so kurzes Pedal gebaut habe. Das Pedal sollte<br />
demnach auf 30 Töne (C–f') erweitert werden, eine Pedalkoppel zum Rückpositiv und<br />
im Rückpositiv ein schwacher Tremulant eingebaut werden. In der Meinung, die<br />
Erwähnung einer 4'-Zunge im Pedal sei damals von Behmann irrtümlich erfolgt, schlug<br />
Glatter-Götz statt dessen eine Bombarde 16' vor. Neu zu konstruieren waren nach<br />
ihm die Regulierbälge, die Windkanäle, ein Tremulant, die Pedal-Ergänzungsladen,<br />
die Spiel- und Registertraktur, der Spielschrank, 5 Register, davon 3 Zungenstimmen<br />
sowie die fehlenden Subbass-Pfeifen. Der vorhandene Vertrag zur Restaurierung ist<br />
datiert vom 24. Februar 1947 und von der Orgelbaufirma Gebr. Rieger unterschrieben;<br />
eine Gegenzeichnung fehlt.<br />
Während Ing. Egon Krauss in seinem Empfehlungsschreiben für die Restauration<br />
noch einen Betrag von 8000–10'000 Schilling vorgesehen hatte, lautete der<br />
Kostenvoranschlag von Rieger einige Monate nach Beginn der Arbeiten auf 36'030<br />
Schilling. Nach korrigierenden Beanstandungen durch Krauss einigte man sich auf<br />
18'000 Schilling. Krauss ahnte offensichtlich die zu erwartenden Schwierigkeiten des<br />
wenig erfahrenen jungen Orgelbauers und begleitete die Restauration eingehend und<br />
sorgfältig. Unter anderem gab er für jedes Register eine detaillierte Anweisung im<br />
Sinne der damaligen Erkenntnisse zur kernstichlosen Intonation auf vollem Wind. 20<br />
Die Fürsorglichkeit des Experten Krauss schien gelegentlich das gute Mass zu<br />
überschreiten, wenn er etwa Josef Glatter-Götz ermahnte, einen umgänglicheren Ton<br />
mit den Arbeitern zu pflegen oder wenn er scheinbar gutmeinend auch banale<br />
Ratschläge gab, die den Fachmann zuweilen wohl beleidigen mussten. Auch wenn<br />
Krauss an Glatter-Götz bei der endlich erfolgten Einweihung im Oktober 1947 – ohne<br />
Zungenregister und mit einigen Mängeln – ein auffallend überschwängliches (vielleicht<br />
als Aufmunterung gedachtes?) Lob zollte, war er im Endeffekt mit der Arbeit von<br />
Glatter-Götz, mit seinem charakterlichen Verhalten, mit der Zusammenarbeit und<br />
schliesslich mit der Qualität der Leistung unzufrieden. Orgelbauer Glatter-Götz<br />
seinerseits war durch diese Arbeit nicht nur in fachliche, sondern offensichtlich auch in<br />
grosse finanzielle Schwierigkeiten geraten: Er sei viel zu schlecht entlöhnt worden,<br />
und vom vereinbarten Honorar sei ihm aufgrund des Währungsschutzgesetzes nur<br />
noch rund ein Drittel geblieben.<br />
Ein Einbau der fehlenden, bereits bei Giesecke bestellten Zungenregister erfolgte<br />
nicht, da sie vom Experten Krauss abgelehnt wurden, ebenso wenig eine Behebung<br />
der Mängel. Die von Krauss deswegen angefragte Firma Kuhn in Männedorf offerierte<br />
Zungen "in Normalausführung" für Bludesch. Nun fehlte aber zusätzlich der Pfarrei<br />
das Geld für die noch fehlenden Register. Der Abschlussbericht von Krauss vom<br />
Oktober 1948 an das Bundesdenkmalamt empfiehlt, die Weiterführung der Arbeiten<br />
durch Rieger zu sperren "nach deren Verhalten" und wegen ihrer "unverschämten<br />
Verrechnungsforderungen" und ausserdem weil "das letzte fachmännische Können"<br />
fehle. Für die weitere Betreuung der Orgel schlägt er den Götziser Orgelbauer Hubert<br />
20 siehe: Nadler, Hans. Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. Band II, S. 238–244: Besonders<br />
interessant als Dokument für die Idealvorstellung der damaligen Intonationspraxis.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
53<br />
Neumann in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Orgelbaumeister Wilhelm Zika vor.<br />
Ohne eigentlichen Abschluss fanden damit die Aktivitäten des Bundesdenkmalamtes<br />
bezüglich der Bludescher Orgel vorerst ein Ende. In der Zeit von 1952 bis 1962 sind<br />
auch keine Tätigkeiten von Neumann an der Orgel vermerkt.<br />
Bereits 1957 war die Orgel in einem schlechten Zustand und zeigte ernsthafte<br />
Mängel, die man aber von Seiten der Pfarrei (finanzielle Gründe) oder von Seiten des<br />
Bundesdenkmalamtes nicht durchführen wollte. Mit der Innenrestaurierung der<br />
Bludescher Kirche im Jahre 1969 musste auch die Orgelfrage angegangen werden.<br />
Sie war in schlechtem Zustand, und zudem fehlten ja immer noch die<br />
Zungenstimmen. Da man scheinbar zu dieser Zeit in Österreich keiner Orgelbaufirma<br />
eine fachgerechte Restauration in Bludesch zutraute, wurde vom Bundesdenkmalamt<br />
als einzig in Frage kommend die Schweizer Orgelbaufirma J. Neidhart & G. Lhôte 21<br />
in St.Martin NE bezeichnet. Sie erhielt folgenden Auftrag: Entstaubung der Orgel,<br />
Reinigung und Reparatur der Holz- und Metallpfeifen, Reinigung von Windkasten<br />
und Windladen,<br />
Abb. Die Bergöntzle-Orgel in Bludesch (nach 1970)<br />
21 Georges Lhôte war seit 1949 Intonateur bei Orgelbau Genf und seit 1957 selbständiger Intonateur.<br />
1957–1961 regelmässige Zusammenarbeit mit Rieger und ab 1961 mit Schwenkedel (Strasbourg).<br />
Seit 1965 eigene Firma mit J. Neidhart in Saint-Martin NE.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
54<br />
Reparieren der Windzuführungen, Überprüfen der Trakturen auf Verschleiss,<br />
Demontage der Mechanik mit Neueinstellung, inkl. Spieltisch, schliesslich Einbau der<br />
drei fehlenden Zungenstimmen (Trompete 8' in Manual und Pedal, Clairon 4' im<br />
Pedal). Ferner sollte die Orgel unter Beibehaltung des bisherigen Charakters intoniert<br />
und in der bestehenden Tonhöhe gestimmt werden. Die Arbeiten begannen 1970 und<br />
wurden ausgeführt durch OBM Siegfried Jehmlich, der mit Neidhart & Lhôte eine enge<br />
Zusammenarbeit pflegte, während Georges Lhôte selbst die Rekonstruktion der<br />
Zungenstimmen und ihre Intonation übernahm. Diese Restauration fand ihren<br />
festlichen Abschluss in einem Einweihungskonzert am 20. August 1970 durch Jean-<br />
Claude Zehnder. Somit konnte die seit Jahrzehnten unvollendete Restauration<br />
glücklich abgeschlossen werden.<br />
Disposition der Bergöntzle-Orgel in Bludesch im Lauf der Zeit<br />
Von Nadler [4] als Rückrestauration<br />
ursprünglich vermutet: Zustand 1970 Stemmer 1997-99<br />
Hauptwerk C–d''' Hauptwerk C–d''' I. Hauptwerk C–d'''<br />
Bourdon ab c° 16' Bourdon 16' Bourdon ab c° 16'<br />
Principal 8' Principal 8' Montre 8'<br />
Copel 8' Coppel 8' Bourdon 8'<br />
Octav 4' Octav 4' Prestant 4'<br />
Quinte 2 2 /3' Quint 2 2 /3' Nazard 2 2 /3'<br />
Superoctav 2' Superoctav 2' Doublette 2' vorw. neu<br />
Terz 1 3 /5' Terz 1 3 /5' Tierce 1 3 /5'<br />
Octav 1' Pfeiflein 1' Sifflette 1'<br />
Cornett 5f ab c' 8' Cornett V ab g 8' Cornet V<br />
Mixtur 3f 1 1 /3' Mixtur III 1 1 /3' Fourniture III<br />
Trompete 8' Trompete 8' Trompette 8' neu<br />
Tremblant fort<br />
Rückpositiv C–d''' Rückpositiv C–d''' II. Rückpositiv C–d'''<br />
Copel 8' Coppel 8' Bourdon 8'<br />
Principal 4' Principal 4' Montre 4'<br />
Quint 2 2 /3' Quint 2 2 /3' Nazard 2 2 /3'<br />
Octav 2' Octav 2' Doublette 2'<br />
Terz 1 3 /5' Terz 1 3 /5' Tierce 1 3 /5'<br />
Mixtur 3f 1' Mixtur III 1' Cymbale III vorw. neu<br />
Tremulant Tremblant doux<br />
Pedal C - c° Pedal C-f ' Pedal C - c°<br />
Subbass 16' Subbass 16' Soubasse 16'<br />
Octavbass 8' Octavbass 8' Flûte 8'<br />
Trompete 8' Trompete 8' Trompette 8' neu<br />
Clairon 4' Clairon 4' Clairon 4' neu<br />
Koppel RP/HW? Koppel HW/Pedal Schiebekoppel II / I<br />
Restauration Stemmer 1997–1999<br />
2 neue Keilbälge<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
55<br />
Nachdem die Mechanik und die beweglichen Teile der Orgel in den 1990er Jahren<br />
erneut reparaturbedürftig waren, gelangte man im Jahre 1995 mit der Frage einer<br />
neuerlichen Restauration an Jürgen Ahrend (Leer/D). Er empfahl, die Orgel wieder<br />
auf eine zumindest gemässigte ungleichstufige Stimmung einzurichten, die<br />
Stimmtonhöhe auf die ursprüngliche Originaltonhöhe herabzusetzen und das Pedal<br />
auf den ursprünglichen Umfang von 13 Tönen zurückzubauen. Bekanntlich war<br />
bereits Krauss 1946 für den ursprünglichen, kurzen Pedalumfang eingetreten, hatte<br />
dann aber aus praktischen Gründen einer Erweiterung zugestimmt. Nach Ahrend war<br />
mit dem von ihm vorgeschlagenen Rückbau-Konzept bedeutend mehr vorzusehen als<br />
lediglich eine Reinigung mit mechanisch-technischen Reparaturen. Daher seine<br />
Vorschläge:<br />
- Reinigung und Umbau der Windlade in Eiche mit neuen Ventilen und Windkästen<br />
nach der Art von Bergöntzle mit neuen Lederpulpeten, Stöcken und Rasterbrettern<br />
- Neue Registermechanik für Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal aus massivem<br />
Eichenholz, mit handgeschmiedeten Eisenärmchen.<br />
- Spielschrank mit zwei neuen Klaviaturen aus Eichenholz, neue Pedalklaviatur mit<br />
13 Tasten aus Eichenholz, neue Orgelbank.<br />
- Wellenbretter für die Manuale aus Fichte, Holzwellen aus Eiche, Arme aus<br />
Nussbaum, Stecher und Wippen für das I. Manual aus Eiche, Abstrakten aus<br />
feinjähriger Fichte.<br />
- Neue Keilbälge und neue Windkanäle; je einen neuen Tremulanten für Hauptwerk<br />
und Rückpositiv<br />
- Metallpfeifen reinigen, ausbessern und mit der Originallegierung auf die alte<br />
Stimmtonhöhe verlängern.<br />
- Alle nicht von Bergöntzle stammenden Pfeifen durch neue in Bergöntzles Art<br />
ersetzen. Holzpfeifen reparieren und auf originale Länge verlängern.<br />
- Eichengehäuse reinigen und fehlende Gehäuseteile ersetzen. Rückpositivgehäuse<br />
den verlängerten Pfeifen anpassen und etwas erhöhen, Schnitzereien ausbessern<br />
und fehlende Teile erneuern.<br />
Jürgen Ahrend konnte zu dieser Zeit den Auftrag zur Restauration nicht übernehmen,<br />
so dass man mit der Restauration an Orgelbauer Ferdinand Stemmer aus Zumikon<br />
(Schweiz) gelangte, wohl auch wegen seiner Beziehungen zu Georges Lhôte, dem<br />
Restaurator von 1970, der auch bei der Restaurierung der Bergöntzle-Orgel in<br />
Tschagguns 1994 massgeblich mitgewirkt hatte und nach wie vor das Vertrauen der<br />
Bludescher genoss.<br />
Ferdinand Stemmer hat sich in jüngster Zeit für Denkmalorgeln in Rumänien sehr verdient<br />
gemacht und ist Präsident der von ihm 1999 gegründeten Schweizerischen Stiftung für<br />
Orgeln in Rumänien, die unter seiner Leitung im kommenden Herbst in Honigberg eine<br />
Lehrwerkstatt für Orgelbau eröffnen wird. 22<br />
Die Restauration erfolgte wiederum im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt.<br />
Das Pedal wurde in der vorgesehenen Weise reduziert. Obwohl ursprünglich<br />
beabsichtigt war, die 1969/70 ergänzten Zungenstimmen beizubehalten, wurden sie<br />
scheinbar (gemäss Angaben in der Disposition) erneuert. Die Registerschilder sind<br />
heute – statt wie bis anhin in deutscher Sprache – entsprechend dem elsässischen<br />
Gebrauch auf Französisch beschriftet. Die ursprüngliche (tiefere) Tonhöhe wurde bei<br />
22 www.messe-schweiz.ch/maurmerpost2/admin/pdf/8_2003.pdf<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003
56<br />
der Restauration wieder hergestellt, was sichtbar ist am Rückpositiv, dessen Pfeifen<br />
angelängt wurden. 23<br />
Kennzeichnend für die Orgel ist ihr unverkennbar französischer Klang.<br />
Charakteristisch sind die etwas ruppigen Zungenregister französischer Art: Das Spiel<br />
auf einem 8'-Zungenregister tönt ebenso stark wie das übrige Plenum. Etwas allzu<br />
kräftig imponiert die 8'-Trompete im Pedal, die das Plein Jeu im Manual nahezu<br />
übertönt. Empfindlich reagiert die Orgel mit anhaltender Windstössigkeit, wenn<br />
windverbrauchende Akkorde zu plötzlich oder gar repetierend angeschlagen werden.<br />
Die ungleichstufige Stimmung des Instrumentes wird mit zunehmender Entfernung<br />
von C-Dur deutlich hörbar.<br />
LITERATUR<br />
[1] Bucher, Konrad Th. Die grosse Orgel von Neu St. Johann. Männedorf 1987.<br />
[2] Jussel, Guntram. Bludescher Orgelgeschichte. Typoskript 1997.<br />
[3] Nadler, Hans. Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. Band I: Dispositionen mit Kurzbeschreibung<br />
(Alberschwende bis Wolfurt; Fürstentum Liechtenstein). Dornbirn o.J. (ca. 1986).<br />
[4] Nadler, Hans. Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. Band II: Dokumentationen<br />
(Alberschwende bis Fussach). Dornbirn o.J. (ca. 1986).<br />
[5] Nadler, Hans. Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. Band III: Dokumentationen<br />
(Gaissau bis Wolfurt; Fürstentum Liechtenstein). Dornbirn o.J. (ca. 1986).<br />
[6] Nadler, Hans. Orgelbau in Vorarlberg und Liechtenstein. Band IV: Orgelbauer.<br />
Dornbirn o.J. (ca. 1986), nicht pag.<br />
[7] Programm zum Orgelkonzert Günther Fetz in der Wallfahrtskirche St. Corneli, Tosters<br />
vom Sonntag, 3. Juli 1994, 17 Uhr.<br />
WEBOGRAPHIE<br />
Bergönztle/Elsass http://perso.wanadoo.fr/eisenberg/bergantzel.htm 05.07.03<br />
Enzenhofer Orgelbau http://www.orgelbau-enzenhofer.at 28.06.03<br />
Pflüger Orgelbau http://www.pflueger-orgelbau.at 28.06.03<br />
Stemmer Orgelbau www.messe-schweiz.ch/maurmerpost2/admin/pdf/8_2003.pdf 09.06.03<br />
St. Gerold, Propstei http://www.st-gerold.at/Navigation/Propstei/Haupt.htm 03.07.03<br />
Tosters, Pfarrei http://members.vol.at/pfarretosters/St.Cornelius&Cyprian.doc 09.06.03<br />
Werkmeister Stimmung http://www.webcom.com/jawknee/Mirage/UPWARD/multitempdocs.html 28.06.03<br />
HERZLICHEN DANK<br />
- Herrn Dr. Guntram Jussel, Bludesch, für die Überlassung seines Typoskriptes zur Bludescher<br />
Orgelgeschichte und seine zusätzlichen Auskünfte<br />
- Herrn OBM Christoph Enzenhofer für die Angaben zu den Orgeln in St. Gerold<br />
- Orgelbau Pflüger GmbH, Feldkirch-Gisingen für die Angaben zu Tosters<br />
23 Wegen Landesabwesenheit von OBM Stemmer konnte eine genaue Begründung dafür nicht<br />
ausgemacht werden. Ebenso fehlten mir Unterlagen, woraus hervorgeht, was vom Projekt Jürgen<br />
Ahrend tatsächlich realisiert wurde.<br />
Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003