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ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG

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Für diese Annahme sprechen folgende Tatsachen [nach 2] :<br />

- Die Auslieferung und der Aufbau der Orgel in Bludesch erfolgten sehr schnell.<br />

- Die verwendeten Pfeifen sind, gemäss Orgelbauer Stemmer, von unterschiedlicher<br />

Qualität, zwar wohl von der Hand Bergöntzles, aber offensichtlich später<br />

entstanden und handwerklich weniger schön gearbeitet als die ursprünglichen.<br />

- Man findet Pfeifen unklarer Herkunft und solche, deren Stimmtonhöhe nachträglich<br />

verändert wurde.<br />

- Während die Windladen der beiden Manualwerke gleich gebaut sind,<br />

unterscheiden sich die Pedalwindladen deutlich und stammen aus einer andern<br />

Werkstatt und aus einer andern Zeit .<br />

- Auch die Schnitzereien am Hauptwerksgehäuse unterscheiden sich gegenüber<br />

dem Positivgehäuse und müssen zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sein.<br />

Soviel zur Entstehungsgeschichte der Bergöntzle-Orgel. 1830–1846 nahm Orgelbauer<br />

Amann aus Rankweil wiederholt kleinere Reparaturen vor, besonders an den<br />

Blasebälgen. 1846 erfolgte eine grössere Reparatur der Pfeifen und der<br />

Windversorgung durch den Immenstädter Orgelbauer Remigius Haaser. Der Ersatz<br />

der Superoctav 2‘ im Hauptwerk durch eine Gamba 8‘ dürfte in den 1890er Jahren<br />

durch Gebr. Mayer aus Feldkirch-Altenstadt erfolgt sein. 1917 wurde die<br />

Pfarrgemeinde von der Verpflichtung zur Ablieferung der Prospektpfeifen dispensiert.<br />

Die Restaurierung der Bergöntzle-Orgel – eine beschwerliche Geschichte<br />

Ende der 1920er Jahre begannen die Bemühungen, für die mittlerweile sehr<br />

gebrechlich gewordene Bludescher Orgel eine gültige Lösung zu finden. Sie sollten<br />

erst nach gut 40 Jahren zu einem befriedigenden Abschluss gelangen. Im Jahre 1929<br />

erstellte Orgelbauer Josef Behmann einen ausführlichen Kostenvoranschlag zur<br />

Restaurierung der "althystorischen Orgel".<br />

Josef Behmann (1880–1932) aus Schwarzach trat 1895 als Lehrling in die Werkstatt<br />

seines Vaters, Anton Behmann, ein und lernte später bei Friedrich Weigle (Echterdingen)<br />

den neuesten Stand der Pneumatik. Seit 1901 wieder im Betrieb des Vaters tätig,<br />

übernahm er 1911 den väterlichen Betrieb, der zeitweise bis 24, in der schwierigen Zeit<br />

nach dem Ersten Weltkrieg nur noch 5 bis 6 Arbeitskräfte beschäftigte, darunter auch die<br />

beiden Brüder Ignaz und Alois Behmann. Josef Behmann lieferte Orgeln vor allem in den<br />

Vorarlberg und ins Tirol, aber auch nach Württemberg, Liechtenstein und in die Schweiz.<br />

Er blieb ledig und hatte keine Nachkommen; die Firma erlosch nach seinem Tod. Behmann<br />

bevorzugte die pneumatische Kegellade und verwendete manchmal gleichzeitig in einer<br />

Orgel auch Taschenladen. Die grossen Instrumente erhielten eine elektropneumatische<br />

Steuerung. Er hatte eine Vorliebe für alles Technische – jegliche Art von Koppeln und<br />

mehrfache Ausnutzung des Pfeifenbestands durch Transmissionen und Extensionen –<br />

legte aber, wie sein Vater, zugleich grossen Wert auf eine ausgefeilte Intonation. In seinen<br />

Dispositionen griff er auch Anregungen aus der Elsässischen Orgelreform auf. Zu den<br />

bekanntesten Werken Behmanns gehören die Orgeln in Dornbirn, St. Martin von 1927<br />

(III/67; 1928 zusätzlich 5 Hochdruckregister) 11 und die Orgel in Bregenz, Herz Jesu, 1930–<br />

31 (III/74). 12<br />

Behmanns Zustandsbericht von 1929 ist eine eindrückliche Würdigung der Orgel in<br />

Bludesch und zeugt – trotz seiner bekannten Vorliebe für die moderne Technik im<br />

11 Dornbirn: siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 5, Nr. 2 (1987), S. 33–40 www.ofsg.org/bulletins/bull872.pdf<br />

12 Bregenz: siehe Bulletin <strong>OFSG</strong> 16, Nr. 2 (1998), S. 23–35 www.ofsg.org/bulletins/bull982.pdf<br />

Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003

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