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ST. GALLER ORGELFREUNDE OFSG

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Sahler machte seinem Ärger Luft mit einer Inschrift an der Innenseite des<br />

Orgelgehäuses:<br />

Restauriert durch Leopold Stadelmann aus Bregenz 1932, welcher durchgebrannt ist, ohne<br />

fertig zu machen. Gott sei ihm in Südtirol gnädig. S' Geld hat er mitgenommen. R.I.P. 17<br />

Adolf Böhler hat durch gehalten.<br />

Gebr. Rieger, Schwarzach 1947<br />

1946 war die Orgel wieder unspielbar, so dass man an die frisch etablierte<br />

Orgelbaufirma Gebr. Rieger in Schwarzach 18 gelangte. Dieser Orgelbauer wurde<br />

aufgrund einer Empfehlung durch Ing. Egon Krauss, den Beauftragten des<br />

Bundesdenkmalamtes, gewählt. Möglicherweise beabsichtigte Krauss, der neuen<br />

Firma über die Anfangsschwierigkeiten hinwegzuhelfen; vielleicht betrachtete er sie<br />

auch gewissermassen als Erbin des bereits 1932 verstorbenen Joseph Behmann, der<br />

gegen Ende seines Lebens eine Kooperation mit Rieger in Betracht gezogen hatte.<br />

Die Firma Orgelbau Rieger 19 wurde 1845 in Jägerndorf (früher Österreichisch-Schlesien,<br />

später Tschechoslowakei) gegründet von Franz Rieger (1812–1885). Im Jahre 1873<br />

änderten seine Söhne Otto Rieger (1847–1903) und Gustav Rieger (1848–1905) den<br />

Firmennamen auf "Franz Rieger & Söhne". Ein Zweigwerk entstand 1873 in Budapest. Um<br />

die Jahrhundertwende arbeiteten an die 200 Mitarbeiter im Betrieb, der sich nun "Gebrüder<br />

Rieger" nannte. Otto Rieger jun. (gest. 1920) führte den Betrieb ab 1904 weiter, der nach<br />

dem Ersten Weltkrieg zur Tschechoslowakei gehörte. Es folgte eine schwierige Phase der<br />

Anpassung. In dieser kritischen Zeit starb Otto Rieger kinderlos. Dipl. Ing. Josef von<br />

Glatter-Götz (senior) (1880–1948) übernahm nun den Betrieb, nachdem er als<br />

Schulfreund von Otto Rieger bereits zwei Jahre in dieser Firma gearbeitet hatte. 1924 ging<br />

die Orgelbaufirma in seinen Besitz über und beschäftigte bereits wieder 100 Personen.<br />

1936 traten die Söhne Egon (1911–1940), der im Polenfeldzug starb, und Josef von<br />

Glatter-Götz jun. (1914–1989) in das Unternehmen ein. 1939 zählte die Firma 340<br />

Mitarbeiter. 1945 wurde das Filialwerk Mocker (Oberschlesien, nunmehr Polen) durch Krieg<br />

zerstört und das Werk Budapest von Ungarn, jenes in Jägerndorf von der CSSR enteignet<br />

und verstattlicht. Aufgrund des Potsdamer Abkommens verlor der Inhaber den ganzen<br />

Besitz; die Belegschaft wurde vertrieben.<br />

Josef Glatter-Götz jun. erhielt vorübergehend eine Anstellung als Betriebsleiter bei<br />

Kempner (Lübeck). Da der 1932 verstorbene Orgelbauer Anton Behmann aus Schwarzach<br />

bereits früher eine Kooperation mit den Gebrüdern Rieger offeriert hatte, trat man mit<br />

dessen Erben in Verhandlung, so dass die ehemalige Werkstatt Behmanns in Schwarzach<br />

von der neu errichteten Firma bezogen wurden – mit bescheidensten Unterkünften für die<br />

Belegschaft. Unter schwierigsten Verhältnissen (vgl. Bludesch) erhielt Rieger einige<br />

Aufträge für Restaurierungen. Im Übrigen hielt sich die Werkstatt durch den Bau von<br />

Handwebstühlen und Fenstern über Wasser, sowie dem Betrieb einer öffentlichen Sauna,<br />

wo sich Josef von Glatter-Götz jun. als Masseur betätigte. Obwohl dieser nur mangelhafte<br />

kaufmännische Fähigkeiten besass, erholte sich die Firma auch diesmal und entfaltete<br />

zunehmend eine internationale Tätigkeit, hatte aber immer etwas Mühe, in Österreich<br />

selbst Fuss zu fassen. 1972 konnte ein ebenerdiger Betriebsneubau von 2000 m² mit<br />

einem 14 m hohen Montagesaal bezogen werden. 1984 trat dipl. Ing. Josef Glatter-Götz in<br />

den Ruhestand. Zur neueren Generation gehören: Caspar Glatter-Götz (*1945),<br />

Betriebsleiter bei Rieger bis 1992, seit 1993 selbständig in Überlingen; Raimund Glatter-<br />

Götz (*1948), seit 1977 freischaffender Orgeldesigner für die Firma Rieger; sowie<br />

Orgelbaumeister Christoph Glatter-Götz (*1951), seit 1977 Geschäftsführer der Firma<br />

und bekannt als Übersetzer der Schriften von Dom Bédos und Cavaillé-Coll.<br />

17 R.I.P. = Requiescat in pace (= Grabinschrift: Er ruhe in Frieden)<br />

18 Leitung: Dipl. Ing. Josef von Glatter-Götz jun. (1914–1989)<br />

19 www.rieger-orgelbau.com<br />

Bulletin <strong>OFSG</strong> 21, Nr. 3, 2003

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