<strong>Die</strong> Metzler-<strong>Orgel</strong> von 1969 Pfarrarchiv kath. Kirchgeme<strong>in</strong>de <strong>Frauenfeld</strong> 16 Bullet<strong>in</strong> <strong>OFSG</strong> 25, Nr. 1, 2007
17 <strong>Die</strong> Idee, dass <strong>der</strong> <strong>Orgel</strong>klang <strong>der</strong> Barock<strong>in</strong>strumente das zu erreichende «Ideal» darstelle, hatte sich zwar schon seit längerer Zeit –<strong>St</strong>ichwort «<strong>Orgel</strong>bewegung» – durchgesetzt. Der Weg zu diesem Ziel führte über mehrere Etappen. Zuerst än<strong>der</strong>te man die Dispositionen, baute Pr<strong>in</strong>zipalpyramiden und hohe Klangkronen; Barockisierung nannte man dies. Dann erkannte man die Vorzüge weiter und variabler Mensuren, <strong>der</strong> Schleifladen und mechanischen Trakturen, die Funktionen geschlossener Gehäuse, die Belebung des Klanges durch «frei atmenden W<strong>in</strong>d», die Charakteristiken älterer, nicht temperierter <strong>St</strong>immungen. <strong>Die</strong> Firma Metzler & Söhne war zweifellos auf diesem Weg an<strong>der</strong>n <strong>Orgel</strong>bauern e<strong>in</strong>en Schritt voraus. <strong>Die</strong> personelle Konstellation im Betrieb, die im Umgang mit alten <strong>Orgel</strong>n gewonnenen Erkenntnisse und nicht zuletzt die Kompromisslosigkeit, mit <strong>der</strong> Metzler <strong>in</strong> jenen Jahren von Instrument zu Instrument auf das «Ideal» <strong>der</strong> norddeutsch-holländischen Barock<strong>in</strong>strumente h<strong>in</strong>arbeitete, bewirkten, dass aus se<strong>in</strong>em Atelier e<strong>in</strong>e Anzahl hervorragen<strong>der</strong> Werke hervorg<strong>in</strong>g. <strong>Die</strong> Frauenfel<strong>der</strong> <strong>Orgel</strong> lehnt sich <strong>in</strong> Prospektgestaltung, Registerauswahl und Pfeifenaufstellung an <strong>Orgel</strong>werke von Arp Schnitger (1648–1719) und beson<strong>der</strong>s an die Jacobi-<strong>Orgel</strong> <strong>in</strong> Hamburg (1693) an. Im Frauenfel<strong>der</strong> Instrument kulm<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>e lange Entwicklungsreihe von Metzler-<strong>Orgel</strong>n sowohl was handwerkliche Fertigung, Intonation und aesthetische Gestaltung anbetrifft. Dass ausser e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igung (1992) <strong>in</strong> den bald 40 Jahren ihres «Lebens» ke<strong>in</strong>erlei Reparaturen anfielen, spricht deutlich für die Qualität aller Teile des Werks. E<strong>in</strong>zig <strong>der</strong> Elektromotor des Gebläses machte e<strong>in</strong>mal Schwierigkeiten! Es soll nicht verschwiegen werden, dass auch die für <strong>Orgel</strong>musik höchst geeignete Akustik des Kirchenraums am imposanten, charaktervollen Klangbild massgeblichen Anteil hat. Altmeister Hansueli Metzler bezeichnete kürzlich diese <strong>Orgel</strong> als «wohl se<strong>in</strong> liebstes K<strong>in</strong>d». Dass sie auch das Liebl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>d von Josef Holtz war, <strong>der</strong> noch zahlreichen weiteren neuen <strong>Orgel</strong>n verschiedener Firmen als <strong>Orgel</strong>berater «zur Geburt verhalf», ist klar. Er verstand es auch <strong>in</strong> kurzer Zeit, e<strong>in</strong>e Reihe illustrer Interpreten zu Konzerten nach <strong>Frauenfeld</strong> zu holen. Gastorganisten (Auswahl) Ala<strong>in</strong>, Marie-Claire, Paris, 1973 und 1981 Litaize, Gaston, Paris, 1979 Balli, He<strong>in</strong>z, Bern, 1979 Manz, André, Amriswil, 1972 Billeter, Bernhard, Dr., Zürich, 1971 Meyer, Hannes, Soazza, 1985 Bovet, Guy, 1977 Meyer, Rudolf, W<strong>in</strong>terthur, 1981 Eben, Petr, Prag, 1993 Neumann, Peter, Köln, 1980 Görges, He<strong>in</strong>z, Aachen, 1975 Raas, Karl, Luzern/<strong>St</strong>. Gallen, 1972 Gubser, Felix, Zürich, 1988 Radulescu, Michael, Prof., Wien, 1978 Haller, Hans-Jakob, Ulm, 1974 Rütti, Carl, Aegeri, 1997 Heiller, Anton, Prof., Wien, 1970 Schuba, Konrad Philipp, Konstanz,1970 Hildenbrand, Siegfried, <strong>St</strong>. Gallen, 1974 Vaate, Marco bij de, Harlem, 1993 Käser, Theodor, Schaffhausen, 1970 Zehn<strong>der</strong>, Jean-Claude, 1972 * <strong>Die</strong> Frauenfel<strong>der</strong> Metzler-<strong>Orgel</strong> ist ke<strong>in</strong> «grosses Universal<strong>in</strong>strument». Ihre stilistische Ausrichtung bevorzugt e<strong>in</strong>deutig die Wie<strong>der</strong>gabe barocker Musik. Werke norddeutscher Komponisten (Buxtehude, Lübeck usw.) können hier ideal dargestellt werden. Dass sie sich für Johann Sebastian Bachs Musik <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise eignet, zeigt alle<strong>in</strong> schon die Tatsache, dass <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternational bekannte Organist Wolfgang Rübsam dieses Instrument für e<strong>in</strong>en Grossteil se<strong>in</strong>er Bach-Gesamtwerk-E<strong>in</strong>spielung Bullet<strong>in</strong> <strong>OFSG</strong> 25, Nr. 1, 2007
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