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Lebenslange Sorge - Lebenshilfe Esslingen

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TITELTHEMA 7<br />

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Spontane Aktivitäten sind unmöglich<br />

Das Leben mit einem schwerst mehrfach behinderten Erwachsenen<br />

fordert viel Kraft - Der Tagesablauf ist ganz auf Ines eingestellt<br />

Text: Waltraud Breuning<br />

Unsere Tochter Ines ist 29 Jahre<br />

alt und leidet seit ihrer Geburt an<br />

sogenannter Spastischer Tetraplegie.<br />

Sie kann nicht sprechen,<br />

sitzen oder stehen, sondern nur<br />

auf dem Boden robben. Sie muss<br />

gefüttert, gewaschen und gewickelt<br />

werden. Trotzdem nimmt<br />

sie viel wahr. Für mich war es<br />

nie ein Problem, dass Ines nicht<br />

sprechen kann. Ich merke trotzdem,<br />

was sie möchte oder wenn<br />

es ihr nicht gut geht. Wie stark<br />

ihre geistige Behinderung ist,<br />

konnte man nie testen.<br />

Ein schwerst mehrfach behindertes<br />

Kind zu haben bedeutet,<br />

dass die Verantwortung, <strong>Sorge</strong><br />

und Fürsorge - anders als bei<br />

nicht behinderten Kindern - ein<br />

Leben lang wie bei einem Kleinkind<br />

oder sogar Baby bleibt. Man<br />

muss immer, sieben Tage die<br />

Woche, präsent sein.<br />

Wir haben immer versucht, Ines‘<br />

beiden älteren Geschwistern Melanie<br />

(36) und Ingo (34) nicht zu<br />

viel Verantwortung aufzubürden.<br />

Doch das ging oft nicht. Außerdem<br />

mussten sie viel auf Ines<br />

Rücksicht nehmen. So müssen<br />

im Haus immer alle Türen geschlossen<br />

sein, damit Ines nicht<br />

Ines mit ihren Eltern Waltraud und Richard Breuning<br />

wegkrabbelt. Und die Kinder<br />

mussten abends immer ganz<br />

still sein, bis Ines tief schlief, weil<br />

sie sonst die ganze Nacht wach<br />

gewesen wäre. Ich bin überzeugt,<br />

dass Ines‘ Geschwister<br />

dadurch viel sozialer eingestellt<br />

sind.<br />

Unser Tagesablauf hat sich<br />

schon seit vielen Jahren ganz<br />

auf Ines eingestellt. Das heißt,<br />

jeden Morgen früh aufzustehen<br />

und sich vor dem Frühstück immer<br />

erst um die Belange unserer<br />

Tochter zu kümmern. Allein eine<br />

dreiviertel Stunde brauche ich,<br />

um Ines zu waschen und anzuziehen.<br />

Sie besucht den Förder-<br />

und Betreuungsbereich der WEK.<br />

Wenn sie um 16 Uhr nach Hause<br />

gebracht wird, muss immer<br />

jemand da sein.<br />

Das gilt natürlich auch für Kleinkinder<br />

mit Behinderungen. Doch<br />

als Eltern einer erwachsenen<br />

Tochter sind wir um Jahrzehnte<br />

älter. Das ganze Umfeld hat<br />

sich verändert, bei Bekannten<br />

und Freunden sind die Kinder<br />

inzwischen selbständig. Bei uns<br />

sind spontane Einladungen oder<br />

Kurzurlaube nicht möglich. Alles

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