Stuart Hall Introduction. Who needs Identity ... - Thomas A. Bauer

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zuvor herrschenden Paradigma, dass sich durch Dekonstruktion zum Weiterbestand
verhilft. So kann jedes Konstrukt durch Überlegung dekonstruiert werden. 17
Schon vor mehr als einem Jahrzehnt war Butler der Überzeugung, dass Identität
durch Differenz entsteht. 18 Die Unterscheidung kann in einer Gesellschaft, die
multikulturell, komplex und kompliziert ist, ein sinnstiftendes Ergebnis der
Kommunikation sein, denn Kommunikation ist die Vergemeinschaftung von
Unterschieden und die Verteilung von Gesellschaftlichkeit. 19
Die Kultur wurde im letzten Jahrzehnt generell zu einem entscheidenden
Identitätsfaktor. Menschen definieren sich und ihre Geschichte über die
Zugehörigkeit zu einer Kultur. Jedoch wird heute Differenz zu einem großen Teil
mit „fremder“ Kulturzugehörigkeit gleich gestellt. Eine Version der Auffassung von
Kultur als in sich abgeschlossenes System und Ordnungsprinzip für die Welt vertritt
Samuel Huntington in seinem Buch „The Clash of Civilization“ 20 . Kulturkreis in
Verbindung mit Territorium ist für Huntington das Differenz- und Ordnungsprinzip
für die Welt. Huntington ist der Überzeugung, dass Unterschiede zwischen
verschiedenen Kulturen die Zivilisation spalten. Die kulturellen Identitäten
unterscheiden sich bei Huntington in Hinblick auf Geschichte, Sprache, Tradition
und vor allem Religion. 21
Der Begriff der Identität, der in so vielerlei Hinsicht umschrieben werden kann,
hat also schon eine Vielzahl namhafter Wissenschafter beschäftigt. Um die
Komplexität der Identität nur annähernd zu umreißen, hat Hall in seinem Vorwort
sehr interessant gezeigt, aus welch verschiedenen Perspektiven man sich an die
Beantwortung der kritisch betrachteten Identitätsfrage herantasten kann. Und
dennoch bleibt sie unbeantwortet, die Mutter aller Fragen: „Who needs Identity?“
17 Vgl. Bauer (VO 24.11.2004)
18 Vgl. Butler (1990) zitiert nach Hall (1996)
19 Vgl. Bauer (VO 17.11.2004)
20 Vgl. Huntington (1996)
21 Vgl. Huntington (1996)