ÖVP setzt Gratis-Kindergarten um

Die Schneeschmelze soll vor 200 Jahren
um die Osterzeit eingesetzt haben.
Niemand ahnte, welch militärisches
Ereignis gerade in diesen Tagen in Kollerschlag
sich anbahnte. Das österreichische
Kaiserreich war in den vorangegangenen
Jahren wiederholt den Kriegszügen
Napoleons ausgesetzt. Kein Wunder,
dass sich Österreich von dieser ständig
drohenden Gefahr mit einem Kriegszug
gegen Frankreich schützen wollte.
Dieser Krieg musste daher gut vorbereitet
werden. Dazu wurden alle Männer im
Alter von 17 bis 50 Jahren auf örtlicher
Ebene zu einer neuen Kampftruppe zusammengefasst,
genannt Landsturm. Die
gesamte männliche Bevölkerung sollte
zum Kampf gegen Napoleon und seine
Verbündeten aufgeboten werden, um einen
Sieg zu erringen. Als im Jahr 1809 die
kaiserliche Armee verstärkt durch den
Landsturm eine gewaltige Streitmacht
darstellte, wagte der Kaiser von Österreich
Napoleon den Krieg zu erklären.
Im Krieg 1809 gegen Napoleon und gegen
das mit ihm verbündete Königreich
Bayern erhielt der Landsturm aus dem
Mühlkreis den Befehl, Ostbayern und
Passau zu erobern und zu besetzen. Dabei
wurde dem Dorf Kollerschlag die fast
nicht zu bewältigende Aufgabe zuteil, als
Sammelplatz für den Landsturm Quartier
und Kost den Truppen vor dem Angriff
auf Wegscheid zur Verfügung zu stellen.
Landsturmbataillone zogen mit ihren Soldaten
und Pferdewagen in Kollerschlag
ein oder lagerten in Zelten ringsum.
Zuerst trafen die Landsturmmänner aus
Sarleinsbach ein. Sie bildeten zusammen
mit den Kollerschlager Soldaten drei
Kompanien. Kollerschlager und Sarleinsbacher
hatten zuvor jedes Wochenende
gemeinsam exerziert, nun waren sie auch
im Kampf vereint. Zwei Kompanien wurden
von den Sarleinsbachern, den Leinenhändlersöhnen
Jetschgo und Pesl
kommandiert, die dritte vom Kollerschlager
Bäckerwirtssohn (heute Haus Haider).
Den Landsturmkompanien wurde ein
Kommandeur übergeordnet, genannt
General. Er war Adeliger so wie sein Adjutant,
der Major. Am 10. April 1809 gab
dieser den Befehl zum Einmarsch in Wegscheid.
Voran marschierten die Fahnen-
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Unsere Heimat
Ostern 1809 in Kollerschlag
von Prof. Fritz Winkler
träger und Trommler. Hundertschaften an
Landsturmmännern folgten singend ihren
Kommandanten. In der Mitte der nicht
enden wollenden Kolonne ritt der General
gefolgt von seinen Lanzenreitern. Das
Ende bildete die Artillerie, die jedoch nur
zwei Kanonen mitführte. Aber im Tross
kamen unzählige Pferdewagen mit ihren
nicht uniformierten Hilfsmannschaften,
Marketenderinnen und Feldkuraten.
Wegscheid setzte dieser Übermacht keinen
Widerstand entgegen. Die Artillerie
ging auf dem Hügel Ponzaun hinter dem
Markt in Stellung. Ringsum wurden Zelte
aufgeschlagen. Der General nahm in
einem Zelt Quartier, der Major hingegen
im Pfarrhof. Jeder Bauer oder Marktbürger
musste mindestens zwanzig Landsturmmännern
Quartier geben. Weil alles
auf einen Angriff hindeutete, mussten
die Wagen bespannt und die Pferde
gesattelt bleiben. So befahl es der General.
Viele Kollerschlager die den Wegscheidern
bekannt waren, gehörten dem
Landsturm an und sie waren erbost über
ihr Benehmen und die Forderungen. An
den folgenden Tagen musste die Pfarre
Wegscheid den Österreichern 28 Eimer
Bier, 1000 Laib Brot und zwei Zentner
Fleisch liefern. Der vorbereitete Angriff
zur Eroberung von Passau musste unterbleiben,
denn gegen Ende des Monats
näherten sich fünf bayerische Husarenregimenter
und 350 Reiter. Sie vertrieben
die Österreicher und lagerten im Weißgerbergarten
zu Wegscheid. Was zuvor
die Pfarre Wegscheid den österreichischen
Landsturm liefern musste, war im
Vergleich zu den bayerischen Truppen
gering, denn die verlangten am Tag 200
Laib Brot, etliche Eimer Bier und 10 Liter
Branntwein. Durchmärsche von bayerischen
und französischen Truppen nach
Österreich rissen in den Jahren 1809 und
1810 nicht ab und die Pfarren mussten
die feindlichen Truppen versorgen und
zur Nacht in Quartier nehmen. Ende Mai
1809 stand Napoleon mit seinen verbündeten
Truppen vor Wien. In den Schlachten
von Aspern, Esslingen und Wagram
erlitten die österreichischen Armeen trotz
Verstärkung mit ihrem Landsturm Niederlagen.
Dem Kaiser von Österreich war der
erhoffte Sieg über Napoleon versagt und
er musste sich dem Friedensdiktat sei-
April 2009
nes Gegners beugen. Der Landsturm
blieb jedoch auch in den folgenden Jahren
bestehen. Die Gliederung nach Pfarren
blieb aufrecht. In Kollerschlag bestand
eine Kompanie, die dem Bataillon
Sarleinsbach angehörte und von dort aus
befehligt wurde. Die Kollerschlager bildeten
Korporalschaften, die von den Bäckerwirtssöhnen
Luger und Dorfrichter
Martl angeführt wurden. Allmählich vervollständigte
der Landsturm seine Ausrüstung,
die aus einem Vorderlader Steinschlossgewehr
mit aufgesetztem Bajonett,
einem umgehängten Munitionssack
und einem Brotbeutel bestand. Als Uniform
trug der Landsturmmann einen langen
braunen Rock und einen großen runden
Hut als Kopfbedeckung. Man vermutet,
dass sich aus dem Kollerschlager
Landsturm die Bürgergarde entwickelte.
Während in anderen Pfarreien allmählich
das Interesse am wöchentlichen Exerzieren
verloren ging und der Landsturm sich
auflöste, ist in Kollerschlag die Verteidigungsbereitschaft,
vornehmlich der Dorfschutz,
erhalten geblieben (Quelle: Chronist
aus Wegscheid).
Uniformierung und Adjustierung eines Landsturmsoldaten.
Kollerschlag aktuell