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Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas

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Ao. Univ. Prof. Dr. Georg Gombos<br />

Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />

Georg Gombos<br />

<strong>Sprachblockaden</strong>: <strong>Hintergründe</strong> <strong>und</strong> Lösungsmöglichkeiten<br />

Ich möchte in einem ersten Teil die Frage der <strong>Sprachblockaden</strong> oder auch der<br />

Sprachlernblockaden in einen gesamteuropäischen Kontext der Mehrsprachigkeit stellen. In<br />

einem zweiten Teil werde ich Ihnen von Beispielen für Sprach(lern)blockaden <strong>und</strong> ihrer<br />

Auflösung im Rahmen unserer Arbeit in den so genannten Babylon-Seminaren berichten <strong>und</strong><br />

versuchen herauszuarbeiten, welche <strong>Hintergründe</strong> <strong>Sprachblockaden</strong> haben können. Im dritten<br />

<strong>und</strong> letzten Teil möchte ich Ihnen die Arbeit in den Babylon-Seminaren erläutern – auch in<br />

der Hoffnung, dass Sie vielleicht ein Interesse entwickeln, selbst an einem solchen Seminar<br />

hier in Tainach/Tinje im Februar teilzunehmen.<br />

1. Sprachenlernen im europäischen Kontext<br />

Die europäische Union ist ein Projekt, das dem Zusammenwachsen <strong>und</strong> der Stärkung Europas<br />

in der Welt dient. Eine ganz wesentliche Motivation für dieses Projekt war die Erkenntnis<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg, dass Friede in Europa eine wesentliche Bedingung für eine<br />

gedeihliche Entwicklung darstellt. Daher fußt das europäische Projekt auf der Aussöhnung<br />

<strong>und</strong> Zusammenarbeit früherer Feinde, allen voran Deutschland <strong>und</strong> Frankreich. Inzwischen<br />

hat die Europäische Union 25 Mitgliedsstaaten, die sich alle an diesem Projekt beteiligen, das<br />

man auch als ein Vereinheitlichungsprojekt verstehen kann. Es gibt allerdings Bereiche, in<br />

denen eine Vereinheitlichung nicht vorstellbar bzw. nicht wünschenswert erscheint, im<br />

Bereich der Sprachen <strong>und</strong> Kulturen nämlich. Die Europäische Union der Zukunft wird nicht<br />

eine Sprache sprechen <strong>und</strong> sie wird nach wie vor viele Kulturen beheimaten, die auf ihre<br />

Traditionen Wert legen <strong>und</strong> sie pflegen. Daher bleibt ein wesentliches bildungspolitisches<br />

Ziel, dass wir aufeinander zugehen können <strong>und</strong> miteinander kommunizieren können, um die<br />

anstehenden Probleme zu lösen. Dazu bedarf es einer Offenheit <strong>und</strong> der Kenntnis von<br />

Sprachen. Hier fordert die EU, ebenso wie der Europarat, dass die Europäerinnen <strong>und</strong><br />

Europäer der Zukunft mindestens drei Sprache in ihrem Leben lernen sollten: die<br />

Staatssprache, eine überregionale, internationale Sprache (Englisch in erster Linie) <strong>und</strong> eine<br />

weitere Sprache – idealer Weise eine Nachbarschafts- bzw. Minderheitensprache. Diese Liste<br />

sagt nichts darüber aus, wann man die Sprachen lernen soll. Sie meint auch nicht, dass man<br />

sich mit drei Sprachen begnügen soll oder muss.<br />

Wir wissen inzwischen aus wissenschaftlichen Forschungen, dass der Mensch potentiell<br />

mehrsprachig ist, d.h. dass er prinzipiell in der Lage ist, im Laufe des Lebens mehrere<br />

Sprachen – auch gleichzeitig – zu lernen. Wir wissen auch, dass sich die Fähigkeit, Sprachen<br />

zu lernen über die Jahre verändert <strong>und</strong> das ein wichtiger Faktor die Frage ist, ob jemand schon<br />

früh mindestens zwei Sprachen gelernt hat. Lernt jemand mehr als eine Sprache über einen<br />

längeren Zeitraum hinweg <strong>und</strong> erreicht auch Lese- <strong>und</strong> Schreibkompetenzen, dann sind<br />

positive Effekte für das Erlernen weiterer Sprachen zu erwarten – dies sagt uns etwa die<br />

Hirnforschung. Das heißt für die Bildungspolitik: Wir sollten möglichst früh mit dem<br />

Angebot für Sprachen beginnen, diese qualitativ gut <strong>und</strong> über einen längeren Zeitraum<br />

hinweg anbieten. Wir sollten darüber hinaus Menschen dazu ermuntern auch nach der<br />

Schulzeit weitere Sprachen zu lernen – die EU sieht dafür verschiedene Projekte <strong>und</strong><br />

Aktivitäten vor.<br />

Es gibt allerdings einen Aspekt des Sprachenlernens, der vernachlässigt wird – <strong>und</strong> der im<br />

Zentrum meiner bzw. unserer Überlegungen steht: Es gibt immer wieder Menschen, die unter<br />

<strong>Sprachblockaden</strong> bzw. Sprachlernblockaden leiden, obwohl – wie sie selbst sagen – „schon<br />

alles probiert haben“. D.h. es gibt Menschen, bei denen es in erster Linie nicht um bessere<br />

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Methoden des Lernens oder des Lehrens geht, sondern bei denen die Gründe für Blockaden<br />

eher in ihren biographischen Erfahrungen <strong>und</strong> ihren Umgang mit diesen zu suchen sind.<br />

2. <strong>Sprachblockaden</strong><br />

Im Folgenden möchte ich einige Beispiele aus unserem Babylon-Projekt bringen. Kurz gesagt<br />

haben wir – Henriette Lingg, Georg Senoner <strong>und</strong> ich mit Menschen gearbeitet, die<br />

verschiedenste <strong>Sprachblockaden</strong> beschrieben haben <strong>und</strong> versucht, mit ihnen gemeinsam diese<br />

Blockaden aufzulösen. Wir waren dabei – wie ich noch zeigen werde – sehr erfolgreich. Wir<br />

haben die TeilnehmerInnen an unseren Seminaren bzw. Personen, die zu uns in die Beratung<br />

gekommen sind, über ihr Anliegen interviewt <strong>und</strong> einige Wochen nach der Arbeit sie<br />

nochmals befragt, ob sich etwas verändert hat. Zur Zeit haben wir 14 Personen ausgewertet<br />

<strong>und</strong> wir können sagen, dass sich bei allen Personen Verbesserungen ergeben haben <strong>und</strong> dass<br />

sich bei allen die Blockade gelöst hat <strong>und</strong> sie ihrem persönlichen Ziel näher gekommen sind.<br />

Unser Ansatz kann für jegliche Sprache in Anspruch genommen werden. Von den 14 hier<br />

vorgestellten TeilnehmerInnen (11 Frauen <strong>und</strong> 3 Männer) betraf das Anliegen<br />

• einmal die Muttersprache (einer Französin, die in Deutschland lebt)<br />

• achtmal eine Fremdsprache, d.h. eine Sprache, die im Wohngebiet der Person nicht<br />

als Zweitsprache anerkannt ist – dies waren Englisch (5), Deutsch (1), Französisch<br />

(1), Italienisch (1)<br />

• fünfmal eine Zweitsprache, d.h. eine Sprache die im Wohngebiet der Person als<br />

Zweitsprache anerkannt ist – das waren Deutsch in Südtirol (2), Italienisch in<br />

Südtirol (1), Slowenisch in Kärnten (2, davon eine Person, die als Erwachsene<br />

zugewandert ist <strong>und</strong> jetzt Slowenisch lernt <strong>und</strong> eine Person, die<br />

slowenischsprachige Vorfahren hat)<br />

Die Anliegen betrafen in erster Linie das Sprechen einer zweiten bzw. fremden Sprache, in<br />

einem Falle das Schreiben in der Muttersprache. Zum Sprechen wurden folgende Anliegen<br />

formuliert:<br />

• ungehemmt, fließend mit Italienern sprechen<br />

• Englisch im Beruf anwenden können (2)<br />

• Panik beim Englischsprechen<br />

• Spontaner, weniger hölzern, geläufig <strong>und</strong> natürlich Italienisch sprechen<br />

• Von einer Sprache in die andere wechseln können (Italienisch, Deutsch), mich<br />

wohl fühlen, wenn ich Deutsch spreche<br />

• Frei <strong>und</strong> spontan Deutsch sprechen<br />

• Flüssig Französisch sprechen<br />

• Gefühl für die Sprache bekommen, sowohl für Deutsch, aber primär für Englisch<br />

• Ohne Stress Englisch sprechen können<br />

• Ich möchte Slowenisch auf meiner Seite haben. Ich möchte mich auf die Sprache<br />

einlassen können, auch wenn ich Fehler mache.<br />

• Mit der windischen Seite in mir versöhnen; dem Slowenischen wieder nähern;<br />

inneren Frieden <strong>und</strong> Zufriedenheit finden; mich „r<strong>und</strong>er fühlen“<br />

Wie Sie sehen, zentrieren sich die Aussagen in erster Linie um ein befreites, spontanes<br />

Sprechen wollen, aber auch in manchen Fällen auf Anliegen wie „die Sprache wechseln<br />

können“ oder „Gefühl für die Sprache bekommen“. Interessant sind auch die beiden Fälle, die<br />

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Slowenisch hier in Kärnten betreffen: eine Person, die einen Kärntner Slowenen geheiratet hat<br />

wünscht sich Slowenisch an ihre Seite <strong>und</strong> möchte sich auf die Sprache einlassen können<br />

auch wenn sie Fehler macht. Die andere Person, die slowenischsprachige Vorfahren hat,<br />

spricht davon, sich mit ihrer „windischen Seite“ versöhnen zu wollen, sich dem Slowenischen<br />

wieder nähern zu wollen, inneren Frieden <strong>und</strong> Zufriedenheit zu finden <strong>und</strong> sich „r<strong>und</strong>er“<br />

fühlen zu wollen.<br />

Wir haben mit all diesen 14 Personen gearbeitet – in 13 Fällen in Seminaren, in einem Fall in<br />

6 St<strong>und</strong>en Einzelberatung. In allen Fällen wurde eine so genannte Systemische<br />

Strukturaufstellung® durchgeführt. Systemische Strukturaufstellungen® sind ein<br />

Gruppensimulationsverfahren, das Matthias Varga von Kibéd <strong>und</strong> Insa Sparrer entwickelt<br />

haben. Dabei werden Personen vom Anliegenbringer bzw. der Anliegenbringerin im Raum<br />

aufgestellt. Diese so genannten RepräsentantInnen können Personen, Orte oder Objekte<br />

darstellen. Die aufgestellten Personen, RepräsentantInnen werden nach ihren körperlichen<br />

Wahrnehmungen – der so genannten repräsentierenden Wahrnehmung befragt. Das<br />

Verblüffende an diesen Aufstellungen ist, das die Beziehungen der aufgestellten Elemente<br />

zueinander sichtbar bzw. wahrnehmbar werden. Regelmäßig berichten die<br />

AnliegenbringerInnen, dass das Ausgangsbild dem entspricht oder dem sehr nahe kommt, was<br />

sie innerlich erleben. Dazu müssen die aufgestellten Personen keinerlei Informationen über<br />

das System haben, einzig aus den Rückmeldungen über körperliche Wahrnehmungen<br />

erschließt sich das Bild. In der Folge kann der Aufstellungsleiter bzw. die Leiterin – auch<br />

Gastgeber/in genannt – Veränderungen im System anregen <strong>und</strong> testen. Es wird eine<br />

Verbesserung des Systems, eine „Lösung“ im Sinne einer Lösung der bisherigen<br />

Konstellation, einer Lösung der bisherigen, meist leidvoll erlebten Starre angestrebt. Das<br />

Abschlussbild, in das der/die AnliegenbringerIn am Ende eintritt, stellt so eine mögliche<br />

Variante für Veränderungen dar. Erfahrungsgemäß wirken sich derartige Aufstellungen<br />

verändernd für die AnliegenbringerInnen aus. In diesem Sinne möchte ich jetzt einige<br />

Fallbeispiele anführen – allerdings betonen, dass es bei allen AnliegenbringerInnen zu<br />

positiven Veränderungen gekommen ist.<br />

2.1 Fallbeispiel Irene: Die Muttersprache besser schreiben können (München)<br />

Irene ist eine Französin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Wir haben sie bei<br />

Aufstellungsseminaren kennen gelernt <strong>und</strong> sie war interessiert, mit uns an ihrem Anliegen zu<br />

arbeiten, welches nicht etwa ihre deutsche Sprache betraf, sondern ihre Erstsprache, oder<br />

Muttersprache Französisch.<br />

Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />

• Muttersprache Französisch<br />

(Frankreich mit 17 verlassen)<br />

• Berufliche Sozialisation – Deutsch<br />

• Problem: Kann Gefühle, Emotionen<br />

nicht mehr schriftlich in Französisch<br />

ausdrücken; fühle mich nicht mehr zu<br />

hause in Französisch;<br />

• Früher habe ich viel in Französisch<br />

geschrieben – dann nach Projekt mit<br />

Ehemann aufgehört, nun verwende<br />

ich Französisch nur für noch für<br />

Studienzwecke;<br />

• Ich möchte gerne wieder die Sprache<br />

• Nach Aufstellung Eindrücke von<br />

Landschaft auf Fahrt ins Allgäu in<br />

Französisch notiert.<br />

• Praktikumsbericht <strong>und</strong> Arbeit<br />

geschrieben ging alles problemlos!<br />

• Die Freude an der Sprache war<br />

wieder da! ich habe überlegt, wie<br />

kann es feiner besser formuliert<br />

werden in Französisch.<br />

• Auch die Rechtschreibung in Deutsch<br />

ist einfacher geworden – die Arbeit<br />

hat auch eine Auswirkung auf die<br />

deutsche Sprache gehabt.<br />

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spielerisch nutzen können –also wie<br />

früher Gefühle ausdrücken können,<br />

auch Blockade, alles was mit<br />

Gefühlen zu tun hat, darf ich nicht in<br />

Französisch sagen;<br />

• Alles was mit Gefühlen, Beziehungen<br />

<strong>und</strong> sprachlicher Beziehung zu tun<br />

hat, ist eher Deutsch;<br />

• Negative Gefühle kann ich auch in<br />

Französisch ausdrücken, nur positive<br />

nicht!<br />

• .. Also so als ob ich ein Klavier hätte<br />

<strong>und</strong> die unterste Oktave würde nicht<br />

zur Verfügung stehen na <strong>und</strong> das ist<br />

frustrierend<br />

• Ich denk mir es hat auch mit anderen<br />

Dingen zu tun, auch mit meiner<br />

Familiengeschichte oder Biographie.<br />

• Also was mir vermittelt wurde, unter<br />

anderem von meiner Mutter; Sich<br />

einlassen, die Kontrolle verlieren<br />

usw. ist gefährlich. Ja, <strong>und</strong> das sind<br />

die Dinge die Anteile, die also unter<br />

anderen mit Gefühle <strong>und</strong> Emotionen<br />

unter anderen zu tun<br />

• Spanisch habe ich in Spanien gelernt,<br />

Portugiesisch <strong>und</strong> Portugal <strong>und</strong><br />

Deutsch in Deutschland. Und ich<br />

funktioniere dann so, wenn ich dann<br />

in einen anderen Land bin, auch wenn<br />

ich die Sprache nicht kenne fange ich<br />

relativ schnell, fange ich dann an,<br />

dass bisschen das ich kenne auch<br />

gedanklich anzuwenden, also ich<br />

funktioniere nicht nach den Motto,<br />

ich denke was weiß ich in<br />

Französisch, übersetze es dann in<br />

Englisch, Spanisch oder was auch<br />

immer, sondern es ist eher so, das<br />

kindliche na so das vom Erleben <strong>und</strong><br />

also Gefühle langsam erweitern.<br />

Also Deutsch hab ich auch so gelernt<br />

durch Fernsehen oder so.<br />

• wenn ich die Sprache in<br />

verschiedenen Schubladen hätte, (…)<br />

möchte ich, dass die Schublade wo<br />

Französisch drin ist, wenn ich<br />

bestimmte Ideen im Kopf habe, sich<br />

leicht öffnet, damit ich alles daraus<br />

nehmen kann was ich will.<br />

• Kann mich ans Vorgespräch gut<br />

erinnern!<br />

• Lockere Umgangsweise mit meiner<br />

Mutter seit dem!<br />

• Überrascht war ich über die<br />

Verbindung von Körpergefühl – ich<br />

hatte überhaupt keine<br />

Spannungsprobleme mit<br />

Kopfschmerzen <strong>und</strong> so. Trotz<br />

vermehrter körperlicher Belastung<br />

(Umzug) – keine körperlichen<br />

Probleme – ich war einfach locker.<br />

• Eigentlich ist es jetzt so, als ob es das<br />

Problem nie gegeben hat <strong>und</strong> es jetzt<br />

wieder ein natürlicher Zustand ist.<br />

• Und alles, was damit verb<strong>und</strong>en war<br />

ist verschw<strong>und</strong>en.<br />

• Wie lange gab es das Problem? Min.<br />

zwei Jahre – Umgang mit franz.<br />

Sprache!<br />

• Das Gefühl nicht ganz zu Hause zu<br />

sein in Deutschland <strong>und</strong> / oder in<br />

Frankreich ist schon länger da<br />

gewesen.<br />

• Das Gefühl in beiden Ländern<br />

beobachtet zu werden – ist nicht mehr<br />

beständig da – nur wenn ich es<br />

möchte – kann wählen.<br />

• Es ist dann ein im hier <strong>und</strong> jetzt zu<br />

sein da. Wenn ich in Frankreich bin,<br />

bin ich daheim <strong>und</strong> in Deutschland<br />

fühle ich mich daheim.<br />

• Ich kann mich überhaupt nicht an die<br />

Aufstellung erinnern! Nur an eine<br />

Mauer o. ä.<br />

• Was hat wie gewirkt? Es war wie ein<br />

Puzzle, bei dem etwas fehlte <strong>und</strong><br />

dadurch war das ganze Bild nicht<br />

stimmig. Oder wie ein Rädchen, das<br />

nicht r<strong>und</strong> läuft <strong>und</strong> ich hatte das<br />

Gefühl es betrifft nur diesen Bereich,<br />

aber eigentlich hat es alles betroffen<br />

<strong>und</strong> nun der Rest auch r<strong>und</strong>er <strong>und</strong><br />

geölter läuft.<br />

• Ich übernehme eine Homepage von<br />

meinem Bruder (ist in Französisch,<br />

Spanisch, Portugiesisch) ich mache<br />

sie in Deutsch <strong>und</strong> muss da mit<br />

Sprachen arbeiten.<br />

• Weitere Veränderung – leicht <strong>und</strong><br />

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einfach ein Haus (gemeinsam mit<br />

früherem Mann) verkauft <strong>und</strong> mit<br />

neuem Lebenspartner ein neues<br />

gekauft. Das war klar <strong>und</strong> einfach<br />

<strong>und</strong> ging klack – klack.<br />

2.2 Fallbeispiel 2: Daniela – Seminare auf Englisch halten (München)<br />

Daniela, die wir ebenfalls bei den Systemischen Strukturaufstellungsseminaren kennen<br />

gelernt hatten, braucht Englisch im Beruf, hat aber – trotz guter Englischkenntnisse -<br />

Schwierigkeiten mit Menschen auf Englisch zu kommunizieren.<br />

Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />

• Problem mit Englisch – müsste<br />

Englisch im Beruf anwenden können<br />

(EDV-Dozentin), ich bekomme<br />

interessante Einladungen in alle<br />

möglichen Länder – ich kann kein<br />

Training in Englisch halten – ich<br />

könnte es genauso als Aufgabe<br />

nehmen, wie andere auch – doch<br />

irgendetwas hindert mich. Mir fehlt<br />

pragmatischer Zugang.<br />

• In Schule Englisch von der 7 – 13.<br />

Klasse – Sowohl zu Englisch als auch<br />

Französisch katastrophale Beziehung<br />

– Italienisch selbst gelernt (deutsche<br />

/italienische Bücher) Abschlussarbeit<br />

auch in Italienisch. Italienisch<br />

unbelastet!<br />

• Bei Englisch habe ich das Gefühl ich<br />

verstehe die anderen, sie mich nicht –<br />

dies ist bei Italienisch anders – ich<br />

kann keinen Satz in Englisch von mir<br />

geben. Kann Klang sehr gut<br />

übernehmen – ich weiß, dass ich es<br />

kann, doch im Englischen ist das<br />

nicht möglich. Ich finde es schön,<br />

dass eine Sprache annähernd in dem<br />

Klang gesprochen wird, wie sie ist –<br />

doch egal, ob ich es perfekt<br />

aussprechen würde oder nicht,<br />

Englisch ist blockiert.<br />

• Ich komme nicht zu einer<br />

pragmatischen Einstellung – also ich<br />

komme nicht dazu zu definieren, was<br />

ich brauche <strong>und</strong> lernen müsste, mich<br />

gut ausdrücken zu können.<br />

• Mir wird übel bei der Vorstellung vor<br />

24 Leuten zu stehen <strong>und</strong> in Englisch<br />

Habe es gerne ausprobiert (Anfang Aug.<br />

bereits eine Anfrage/ jetzt Auftrag für Ende<br />

Nov. 5 Tage in Englisch angenommen)<br />

Paradigmenwechsel, wie ich draufschaue: 5<br />

Tage von 9 – 17.00 auf Englisch ist schon<br />

eine ziemliche Herausforderung; die<br />

Überlegungen sind anderes – ich will wissen<br />

wo ich stehe; Es ist nicht so, dass ich sage<br />

das geht gut – meine Überlegungen sind jetzt<br />

anders -mehr sachliche Überlegungen – hat<br />

mit Wortschatz zu tun – sind Muttersprachler<br />

– versteh ich die; sind jetzt sachliche<br />

Überlegungen! Dann weiß ich, wo ich stehe<br />

<strong>und</strong> ich kann mir überlegen was ich tue –<br />

vorher war das anders - meine Haltung dazu<br />

hat sich verändert! Fühle mich jetzt in<br />

Englisch, wie ich im Vorgespräch für das<br />

Italienisch beschrieben habe – jetzt bin ich<br />

willens das Risiko einzugehen.<br />

Schlimmstenfalls bestellen sie nie wieder ein<br />

Training. Ohne die Arbeit wäre das nicht<br />

möglich gewesen.<br />

Vorbereitung läuft jetzt ganz neben bei; z.B.<br />

im Auto vor mich hererzählen. Das<br />

Englische ist eine Zeit zum Überleben –<br />

nicht zum Brillieren!<br />

Wenn ich Englisch schreibe, überlege ich<br />

nicht bei jedem Wort, ob es richtig ist – mehr<br />

Leichtigkeit <strong>und</strong> Fehlertoleranz;<br />

Beim Sprechen eine höhere Spontaneität!<br />

Bild, mein Englisch ist ein sehr schönes Bild!<br />

2) An was erinnerst Du Dich:<br />

Wichtig war das Bild mein Englisch /<br />

strahlend schönes Englisch (schöne<br />

Erinnerung) <strong>und</strong> Bezogenheit auf K<strong>und</strong>en<br />

(sagten: mach das!) <strong>und</strong> das Erkennen, wie<br />

unbeschädigt mein „jüngeres Ich“ ist – muss<br />

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zu sprechen <strong>und</strong> dann kommen noch<br />

die Fragen, dass ich die nicht<br />

verstehe. Der Block ist da, in dem<br />

Moment, wo die anderen beginnen zu<br />

reden – wie eine Mauer zwischen<br />

uns. Ich vergesse immer wieder<br />

Vokabeln – kann sie mir nicht<br />

merken – habe aber gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

kein Problem mir etwas zu merken<br />

(z.B. Inhalte). Bild: Fliesen, die von<br />

der Wand fallen – haften nicht –<br />

fallen runter.<br />

• Familie/Schule: Bruder ist an<br />

Englisch in der Schule gescheitert;<br />

Eltern hätten auch nicht helfen<br />

können; 7. Klasse mit 6 in Englisch, 5<br />

in Deutsch durchgefallen –<br />

wiederholt. Neuer Lehrer – ok;<br />

Normaler Fremdsprachenunterricht<br />

Buch/Vokabeln usw. wenig sprechen<br />

• Wenn ich an Englisch in der Schule<br />

denke: Traurigkeit; fühle mich wie 13<br />

jährige; war in der Schule gekränkt,<br />

gedemütigt bzgl. Englisch in der<br />

Schule.<br />

• Seminar: Gefühl, einfach Angst –<br />

Angst dem nicht gewachsen zu sein<br />

von innen her, der Interaktion.<br />

Könnte mich vorbereiten – habe<br />

jedoch dann Angst wie eine 13-<br />

jährige. Also könnte einen Vortrag in<br />

Englisch halten – schwierig ist die<br />

Interaktion.<br />

• Wenn Italiener einen Workshop in<br />

Italienisch anfragen würden – wäre<br />

ich unbelastet <strong>und</strong> von daher wäre es<br />

einfacher<br />

• Bisher kein ernsthafter Versuch mich<br />

vorzubereiten – jedoch das ist Stress.<br />

• Keine Berührung der Familie im<br />

Krieg mit Engländern, Amerikanern<br />

es gar nicht trösten (verblüffende Erkenntnis)<br />

– nehme ich so an – das Thema ist abgelegt –<br />

die Arbeit war also nicht nur für Sprache<br />

hilfreich.<br />

Es gab eine spannende Ähnlichkeit in<br />

Wortwahl <strong>und</strong> Tonfall zwischen dem<br />

Repräsentanten <strong>und</strong> meinem echten Bruder,<br />

die er mir auch bestätigt hat.<br />

Habe bereits im Vorgespräch gemerkt, dass<br />

da auch ein starkes inneres Ich da ist.<br />

3) Was waren die wichtigsten<br />

Informationen?<br />

Jüngeres Ich = stark<br />

Prozess der Differenzierung von Englisch<br />

des Bruders <strong>und</strong> meinem Englisch (das<br />

ursprüngliche Englisch ging zu ihm <strong>und</strong> es<br />

war eine Lücke da, in der mein Englisch<br />

auftauchte).<br />

4) In welcher Weise war oder könnte die<br />

Information hilfreich sein?<br />

Befreiendes Moment / empfinde mein<br />

Englisch als unbelastet / schön;<br />

Führt zu dem Gefühl potentiell ist alles<br />

möglich!<br />

Veränderung des Bildes von den abfallenden<br />

Kacheln (taucht nicht mehr auf) zu einem<br />

Puzzle.<br />

Aufstellung war so etwas wie ein<br />

Befreiungsschlag, der etwas trennt <strong>und</strong> dann<br />

ist wie ein Neubeginn mit einer Sprache <strong>und</strong><br />

mit weniger Angst zu tun hat.<br />

Mein Englisch steht bei dem Workshop in<br />

der Ecke <strong>und</strong> schaut mich an!<br />

Skala in Bezug auf das Ziel beruflich aktiv<br />

verwenden:<br />

a) vor der Arbeit: 0 (wäre in jeder<br />

Hinsicht vollkommen ausgeschlossen<br />

gewesen)<br />

b) jetzt 7. 11.04 : 9 (rein von der<br />

Möglichkeit zu tun – nicht 10, weil<br />

ich immer noch Momente hatte,<br />

jemanden anderen zu finden, der den<br />

Workshop durchführt – jedoch: ich<br />

will !! Ich habe Lust dazu!!<br />

Scala Nutzen des Seminars (0 sinnlos 10<br />

optimal)<br />

10 – es ist so unglaublich anders<br />

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Erfolgsfaktor für den Workshop: Überleben<br />

= komme durch ohne, dass der K<strong>und</strong>e einen<br />

Regress macht – wäre bereits ein absoluter<br />

Erfolg. Alles andere wäre schon eine<br />

Steigerung! Es ist nicht die Zeit zu brillieren<br />

– es ist die Zeit durchzukommen.<br />

Unterschied zu normalen Aufstellungen:<br />

Vorgespräch sehr lang – wegen<br />

Forschungsprojekt<br />

Aufstellung selbst kein Unterschied;<br />

Auswirkungen – die Frage war ja sehr<br />

konkret.<br />

2.3 Fallbeispiel 3: Alberto – frei <strong>und</strong> spontan Deutsch sprechen (Bozen)<br />

Alberto ist ein erfolgreicher italienischer Geschäftsmann, der in der Schweiz lebt. Er ist von<br />

der deutschen Kultur fasziniert <strong>und</strong> möchte frei <strong>und</strong> spontan Deutsch sprechen.<br />

Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />

Mein Ziel ist es frei <strong>und</strong> spontan Deutsch zu<br />

sprechen. Bin von der deutschen Kultur<br />

fasziniert kann aber nicht richtig teilhaben<br />

Ich möchte die Sprache soweit beherrschen,<br />

dass ich sie im täglichen Umgang verwenden<br />

kann.<br />

Ich habe diese Schwierigkeit, dass ich zur<br />

Perfektion neige <strong>und</strong> nicht den Mut habe,<br />

mich zu blamieren.<br />

Ich möchte den Knoten lösen, möchte Leute<br />

kennen lernen <strong>und</strong> mit ihnen kommunizieren.<br />

Ich möchte das Niveau erreichen, das ich im<br />

Englischen <strong>und</strong> Französischen erreicht habe.<br />

Ich würde mit jemandem Deutsch sprechen<br />

<strong>und</strong> es erst nachher merken.<br />

Würde in der Früh aufwachen <strong>und</strong> hätte im<br />

Traum Deutsch gesprochen <strong>und</strong> würde weiter<br />

Deutsch sprechen.<br />

Gespräch nach 4 Wochen: Ich war kurz nach<br />

der Aufstellung auf einem Seminar am<br />

Chiemsee. Ich habe mich wohl gefühlt <strong>und</strong><br />

mit den Teilnehmern auf Deutsch<br />

geradebrecht <strong>und</strong> gescherzt. Ich war viel<br />

gelassener <strong>und</strong> ruhiger. Ich will die Sprache<br />

auch besser lernen, ich habe mich schon nach<br />

einem Kurs in Köln erk<strong>und</strong>igt. Ich will mich<br />

noch vor Weihnachten einschreiben. Es hat<br />

sich für mich ein Knoten gelöst: ich muss<br />

nicht Deutsch sprechen, aber ich kann es tun,<br />

wenn es nützlich <strong>und</strong> sinnvoll ist.<br />

Gespräch nach 4 Monaten: Es hat sich so viel<br />

in meinem Leben geändert. Die Sprache ist<br />

etwas in den Hintergr<strong>und</strong> gerutscht.<br />

Wenn ich in der Schweiz mit Leuten reden<br />

muss, die nur Deutsch verstehen, z.B. mit<br />

den Handwerkern, dann geht es problemlos.<br />

2.4 Fallbeispiel 4: Gerlinde – Slowenisch an meiner Seite (Klagenfurt)<br />

Gerlindes Fallbeispiel bringt uns erstmals nach Kärnten <strong>und</strong> in Kontakt mit der slowenischen<br />

Sprache hier. Gerlinde hat einen Kärntner Slowenen geheiratet <strong>und</strong> ist aus einem anderen<br />

B<strong>und</strong>esland zugezogen. Sie hat während ihrer Studienzeit in ihrer Heimatstadt bereits<br />

Slowenisch gelernt. Dort fanden es ihre Bekannten interessant <strong>und</strong> toll, dass sie eine<br />

slawische Sprache lernte. Eine ihrer ersten Erfahrungen in Kärnten war, dass das hier nicht so<br />

war, dass sie immer wieder auf Verw<strong>und</strong>erung <strong>und</strong> auch Ablehnung stieß.<br />

Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />

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Ich möchte Slowenisch auf meiner Seite<br />

haben. Ich möchte mich auf die Sprache<br />

einlassen können, auch wenn ich Fehler<br />

mache. Mein Mann ist Kärntner Slowene <strong>und</strong><br />

mir ist es ein Anliegen, seine Sprache auch<br />

ein stückweit zu lernen <strong>und</strong> zu reden, etwas<br />

von dieser Lebenswelt kennen zu lernen. Ich<br />

bekomme ähnliche Widerstände, wie in der<br />

Schulzeit. Ich sage in den Kursen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich nichts, weil in meinem Kopf<br />

muss der Satz grammatikalisch perfekt sein.<br />

Ich weiß, dass man sich auf eine Sprache<br />

einlassen muss, aber ich schaffe es einfach<br />

nicht. Ich würde Sätze einfach sagen, egal ob<br />

die Fälle passen, etc. Es wäre kein so ein<br />

Stress, es perfekt können zu müssen. Ich<br />

hätte ein angenehmeres Gefühl, wenn ich<br />

Leuten etwas auf Slowenisch sage. Ich würde<br />

die Sache normaler angehen. Jeder Mensch<br />

kann Fehler machen. Ich habe das Gefühl<br />

„besser nicht reden, weil dann eckt man an“.<br />

Ich würde einfach das, was mir auf<br />

Slowenisch einfällt, zu meinem Mann sagen.<br />

Was mir einfällt, das würde ich so sagen.<br />

Verw<strong>und</strong>erung am nächsten Montag: der<br />

Bibliothekar hat mich dieses Mal auf<br />

Slowenisch begrüßt <strong>und</strong> ich habe wie aus der<br />

Pistole geschossen auf Slowenisch gefragt,<br />

ob er den Film da hat, den ich gebraucht habe<br />

– ich war verw<strong>und</strong>ert. Er hat mir auf<br />

Slowenisch erklärt, was mit dem Film ist. Ich<br />

war selber ein bisschen perplex, dass die<br />

Kommunikation plötzlich auf Slowenisch<br />

war.<br />

Das Slowenisch-Lehrbuch hat wieder einen<br />

positiven Reiz.<br />

Ich glaube mein Mann merkt es. Dass ich<br />

ungezwungener drauflos rede im Alltag - <strong>und</strong><br />

auch in seiner Familie – ich habe das Gefühl,<br />

ich bin selbstbewusster. Ich entscheide jetzt<br />

darüber, wann Slowenisch geredet wird. Es<br />

ist stressfreier geworden.<br />

2.5 Fallbeispiel 5: Nora – mit der „windischen“ Seite in mir versöhnen<br />

Zu Nora muss ich eine kleine Vorbemerkung machen: ich hatte meine Studentinnen <strong>und</strong><br />

Studenten an der Universität eingeladen, auch am Seminar teilzunehmen. Sie kam als einzige<br />

<strong>und</strong> machte zwei Erfahrungen, die sie schließlich veranlassten, ihr Anliegen in einer<br />

Beratungssituation zu klären: die eine Erfahrung war, dass jemand, der in einer Übung<br />

namens „Tango lingue“ für sie Slowenisch repräsentierte sie fre<strong>und</strong>lich anblickte <strong>und</strong> die<br />

andere Erfahrung machte sie als sie in einer Aufstellung für jemand anderen Repräsentantin<br />

sein durfte. Inzwischen schreibt sie ihre Diplomarbeit zu diesem Thema.<br />

Für uns hier ist Noras Fall deswegen besonders interessant, weil sie<br />

• eine von sehr vielen ist, die slowenischsprachige Vorfahren hat,<br />

• selbst die Sprache nur wenig in der Schule gelernt hat <strong>und</strong> sie heute nicht mehr spricht<br />

• sich nicht zur slowenischen Minderheit zugehörig fühlt<br />

• den Ausdruck „Windisch“ eher gebraucht, als Slowenisch <strong>und</strong><br />

• schließlich starke Emotionen mit der Sprache bzw. mit SprecherInnen verbindet bzw.<br />

– wie wir jetzt sehen werden – verband.<br />

Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />

Ich möchte mich mit der windischen Seite in<br />

mir versöhnen; dem Slowenischen wieder<br />

„Versöhnung“ mit dem Großvater.<br />

nähern; inneren Frieden <strong>und</strong> Zufriedenheit Kann mich alleine auf öffentlichen Plätzen<br />

finden; mich „r<strong>und</strong>er fühlen“<br />

aufhalten, ohne mich dabei unwohl oder<br />

Ein W<strong>und</strong>er wäre:<br />

Mich nicht mehr ständig rechtfertigen zu<br />

beobachtet zu fühlen.<br />

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Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />

müssen; mich „zugehörig fühlen“; besser<br />

erkennen, wer ich bin; weniger Vorurteile<br />

haben; offener sein;<br />

Anders wäre:<br />

Ich würde vor Problemen nicht davonlaufen;<br />

meine Standpunkte stärker verteidigen, mich<br />

unangenehmen Situationen stellen; mehr<br />

Vertrauen, weniger Misstrauen anderen<br />

Personen gegenüber haben; keine<br />

Aggression spüren wenn ich die slowenische<br />

Sprache höre;<br />

Das Gefühl der Beklemmung ist<br />

verschw<strong>und</strong>en. Als wäre ich von einem<br />

Druck befreit.<br />

Empfinde keine Aggressionen mehr, wenn<br />

ich Leute slowenisch sprechen höre.<br />

„Trenne“ die Sprache von den Personen.<br />

Kann besser „nein“ sagen <strong>und</strong> fühle mich<br />

generell selbstbewusster <strong>und</strong> stärker.<br />

Interesse für Fremdsprachen ist wieder<br />

höher. Wenn ich englische Lieder höre<br />

versuche ich, diese zu verstehen nicht nur zu<br />

hören.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass – so wie bei den hier vorgestellten Fallbeispielen – es<br />

bei allen KlientInnen zu positiven Veränderungen, ihr Anliegen betreffend gekommen ist. In<br />

mehreren Fällen ist es zusätzlich zum Anliegen zu weiteren positiven Veränderungen<br />

gekommen. Dabei handelt es sich um Veränderungen, die die Klienten nicht beim Anliegen<br />

geschildert haben, die sozusagen außerhalb des Beratungsauftrages waren. So berichtet<br />

• Irene davon, dass<br />

o für sie auch die Rechtschreibung in Deutsch einfacher geworden ist, d.h. dass<br />

die Arbeit auch eine Auswirkung auf die deutsche Sprache gehabt hat;<br />

o sie seit dem lockerer mit ihrer Mutter umgehen kann;<br />

o sich ihr Körpergefühl verändert hat <strong>und</strong> sie keine Probleme mit<br />

Spannungsgefühlen <strong>und</strong> Kopfschmerzen mehr habe. Sie fühle sich trotz<br />

vermehrter körperlicher Belastung durch einen Umzug lockerer:<br />

o sie „leicht <strong>und</strong> einfach“ ein Haus (gemeinsam mit früherem Mann) verkauft<br />

habe <strong>und</strong> mit neuem Lebenspartner ein neues gekauft habe. Das sei klar <strong>und</strong><br />

einfach gewesen.<br />

• Nora berichtet davon, dass<br />

o das Gefühl der Beklemmung ist verschw<strong>und</strong>en sei, so als wäre sie von einem<br />

Druck befreit;<br />

o könne besser „nein“ sagen <strong>und</strong> fühle sich generell selbstbewusster <strong>und</strong> stärker;<br />

o ihr Interesse für Fremdsprachen sei wieder höher. Wenn sie englische Lieder<br />

höre versuche sie, diese zu verstehen nicht nur zu hören.<br />

Mit anderen Worten: die Arbeit zeitigt in manchen Fällen auch Nebenwirkungen – in den<br />

allermeisten Fällen erwünschte <strong>und</strong> positive. In einem Fall stellte sich durch die Arbeit am<br />

Sprachenthema heraus, dass die Klientin mit einem wesentlichen Konflikt in ihrem jetzigen<br />

Leben zu konfrontieren hat. Die Nicht-Beschäftigung mit dem Thema hat auf das<br />

Sprachenthema ausgestrahlt, die Bearbeitung des Sprachenthemas hat einerseits eine<br />

wesentliche Verbesserung gebracht – sie konnte stressfrei Englisch sprechen – ihr andererseits<br />

auch gezeigt, dass sie sich mit einem wesentlichen Lebensthema auseinander zu setzen hat<br />

(was sie dann auch tat).<br />

2.6 <strong>Hintergründe</strong> für Sprach(lern)blockaden<br />

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Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />

Unsere bisherigen Erfahrungen lassen sich folgender Maßen zusammenfassen: Menschen sind<br />

komplexe Wesen, die in komplexen Beziehungen leben, wo es viele Themen gibt, die sich<br />

miteinander vermischen können, die einander überlagern können, die das eine im<br />

Vordergr<strong>und</strong> erscheinen lassen, während ein anderes Thema unbewusst im Hintergr<strong>und</strong><br />

stehen kann. Dies gilt selbstverständlich auch für die Sprach(lern)blockaden unserer<br />

TeilnehmerInnen: sie erleben eine Blockade, können sich nur schwer erklären, woher sie<br />

kommt, haben schon alles Mögliche zu ihrer Behebung probiert <strong>und</strong> wissen nicht weiter. Die<br />

lösungsfokussierte Arbeit ermöglicht es, dass die TeilnehmerInnen sich mit den dahinter<br />

liegenden Themen auseinandersetzen <strong>und</strong> eine Lösungsmöglichkeit finden, die sich dann im<br />

Alltag in der einen oder anderen Form umsetzen lässt. Es lassen sich einige Muster<br />

beobachten:<br />

• ist eine Sprache durch negative biographische Erfahrungen besetzt, so wird sich der<br />

Klient/die Klientin schwer tun, locker <strong>und</strong> kreativ mit der Sprache umzugehen.<br />

Negative biographische Erfahrungen sind immer durch Menschen vermittelt. D.h. zum<br />

Beispiel, dass ein kränkender, abwertender, streng beurteilender Sprachenlehrer sich<br />

zwischen den Klienten bzw. der Klientin schieben kann. Hier muss eine symbolische<br />

Trennung passieren, damit der Klient bzw. die Klientin die Sprache unbelastet erleben<br />

kann <strong>und</strong> für sich entscheiden kann, ob <strong>und</strong> wie er bzw. sie damit umgehen möchte.<br />

Das weiter oben präsentierte Fallbeispiel Nora zeigt dies: die „windische“ Sprache war<br />

mit dem strengen Großvater verb<strong>und</strong>en (er sprach immer von „Windisch“, während<br />

Slowenisch mit dem Onkel verb<strong>und</strong>en war. Die Klärung der Erfahrungen mit den<br />

beiden Männern führte dazu, dass sie Slowenisch nun hören kann, ohne Aggressionen<br />

zu bekommen <strong>und</strong> dass sie nun ihrem Wunsch nachgehen kann, sich der Sprache<br />

wieder zu nähern. Wie bereits erwähnt ist es bemerkenswert, dass durch diese Arbeit<br />

auch Energien frei wurden, die die Klientin selbstbewusster werden lassen.<br />

• Während der erste Fall eine Überlagerung darstellt, bei der eine negative Erfahrung<br />

mit einer Bezugsperson im Vordergr<strong>und</strong> steht, gibt es andererseits auch Fälle, in denen<br />

aus Loyalität zu einer Person die eigenen (Lern-)Interessen leiden können. Dafür ist<br />

Daniela ein Beispiel: Ihr Bruder war an Englisch in der Schule gescheitert. Im<br />

Nachinterview sagt sie, dass der Prozess der Differenzierung von Englisch des<br />

Bruders <strong>und</strong> ihrem Englisch (In der Aufstellung ging das ursprüngliche Englisch zu<br />

ihm <strong>und</strong> es war eine Lücke da, in der ihr Englisch auftauchte). Ihre unbewusste<br />

Loyalität zum Bruder, gepaart mit ihren schlechten Schulerfahrungen, Englisch<br />

betreffend (sie fühlte sich gedemütigt), hat sie massiv dabei behindert, ihre passiven<br />

Englischkenntnisse auch aktiv in ihrem Beruf umzusetzen.<br />

3. Lösungsmöglichkeiten: Das Konzept der Babylon-Seminare<br />

Während wir bei den ersten Seminaren hauptsächlich für einzelne KlientInnen Systemische<br />

Strukturaufstellungen® durchführten, haben wir nun ein Seminarkonzept entwickelt, dass es<br />

uns erlaubt, mit allen SeminarteilnehmerInnen gleichzeitig an den jeweiligen Themen zu<br />

arbeiten. Wir verwenden dazu Elemente aus der Gestaltpädagogik <strong>und</strong> Gestalttherapie <strong>und</strong><br />

integrieren sie in einen systemischen Ansatz. Systemisch meint hier, dass wir den KlientInnen<br />

die Möglichkeit geben, sich das System oder die Systeme anzusehen, die für ihre<br />

biographischen Erfahrungen, Sprachen betreffend, maßgebend waren. Dabei gilt es die<br />

Beziehungen, die Verhältnisse der einzelnen Systemelemente zu betrachten <strong>und</strong> auf<br />

Veränderungsmöglichkeiten hin zu prüfen. In den Seminaren findet somit einerseits eine<br />

Reflexion der biographischen Erfahrungen unter systemischen Gesichtspunkten statt,<br />

andererseits werden Veränderungsmöglichkeiten angedacht <strong>und</strong> probehandelnd umgesetzt.<br />

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Wir nutzen dazu unsere Erfahrungen mit Systemischen Strukturaufstellungen® ebenso wie<br />

mit anderen Aufstellungsformen (etwa Siegfried Essens Autopoetische Aufstellungen), sowie<br />

Erfahrungen mit Gestaltpädagogik <strong>und</strong> Gestalttherapie.<br />

Wir werden im Februar ein Babylon-Seminar hier in Tainach/Tinje anbieten. Wir hoffen sehr,<br />

dass wir wieder unterschiedlichste Anliegen bearbeiten können. D.h. wir laden Menschen ein,<br />

die etwas an ihrem Umgang mit einer Sprache – sei es ihre Muttersprache, sei es eine<br />

Fremdsprache oder sei es eine Minderheitensprache – ändern wollen. Mein besonderes<br />

Interesse hier in Kärnten gilt allerdings Menschen, die ihren Zugang zur zweiten Sprache<br />

Slowenisch verbessern wollen – ähnlich wie dies Nora im obigen Fallbeispiel formuliert hat.<br />

Ich bin überzeugt davon, dass es in Kärnten sehr viele Menschen gibt, deren Vorfahren<br />

Slowenisch gesprochen haben <strong>und</strong> die insofern gespalten sind, als dass ein Teil von ihnen den<br />

Zugang zu Slowenisch sucht, während ein anderer Teil sie dabei behindert. In den Babylon-<br />

Seminaren trachten wir danach, Überlagerungen zu entflechten, Loyalitäten wertschätzend zu<br />

bearbeiten, damit die Menschen frei werden, ihren Zugang zu Slowenisch selbst zu wählen.<br />

Wenn ich davon spreche, dass „ein Teil von ihnen“ sie behindert, dann meine ich keinesfalls,<br />

dass diese Menschen Schuld daran hätten. Ich meine viel eher, dass sie in privaten, aber auch<br />

in gesellschaftlichen Systemen aufgewachsen sind <strong>und</strong> leben, die ihren Zugang zur Sprache<br />

ihrer Vorfahren zum Teil beträchtlich erschweren. Es ist unser Anliegen, diesen Menschen zu<br />

helfen, ihre eigenen Ressourcen zu stärken, damit sie individuelle, persönliche Lösungen<br />

finden können <strong>und</strong> ihren Lebensweg befreiter, kreativer, selbstbestimmter gehen können. Dies<br />

ist keine Absage oder Abkehr vom Anspruch, über gesellschaftliche Missstände der<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> der Gegenwart aufzuklären <strong>und</strong> an einer Verbesserung dieser Verhältnisse<br />

mitzuwirken. Es ist nur ein anderer Weg, der besonders jene ansprechen soll, die in ihren<br />

biographischen Erfahrungen verstrickt sind, aber einen Wunsch, eine Sehnsucht nach der<br />

Sprache ihrer Vorfahren verspüren. Dabei können schmerzhafte Erfahrungen in den Familien<br />

wachgerufen werden <strong>und</strong> behutsam einer Klärung, einer Versöhnung, einer seelische Heilung<br />

zugeführt werden.<br />

In den Babylon-Seminaren arbeiten wir nach einander auf sechs Ebenen. Auf allen Ebenen<br />

werden der Ist-Stand an Erfahrungen <strong>und</strong> die Muster des Umgangs mit Sprache(n) reflektiert<br />

<strong>und</strong> es werden Lösungsmöglichkeiten gesucht <strong>und</strong> erprobt. Die sechs Ebenen sind:<br />

Die Biographie: Wir erk<strong>und</strong>en, welche Erlebnisse aus der Lebensgeschichte der<br />

TeilnehmerInnen sich als Hindernis im Umgang mit fremden Sprahen<br />

auswirken <strong>und</strong> welche Fähigkeiten sie erworben haben, die für das<br />

Lernen <strong>und</strong> Sprechen einer fremden Sprache nützlich sein können.<br />

Der Kontext: Wir betrachten das Umfeld, in dem die TeilnehmerInnen die Sprache<br />

verwenden wollen <strong>und</strong> entwickeln Ideen, wie sie Gelegenheiten<br />

schaffen <strong>und</strong> finden können, wo es ihnen Freude macht, die Sprache zu<br />

üben.<br />

Die Vision: Die TeilnehmerInnen entwickeln eine klare Vorstellung, welchen<br />

Nutzen ihnen die neue Sprache bringt <strong>und</strong> welche Ansprüche sie an ihre<br />

Sprachkenntnisse stellen.<br />

Die Werte: Die TeilnehmerInnen erforschen Ihre (Vor-)Urteile <strong>und</strong> Glaubenssätze<br />

in Bezug auf die verschiedenen Sprachen, die sie kennen <strong>und</strong> entdecken<br />

neue Aspekte der fremden Sprache <strong>und</strong> Kultur.<br />

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Die Kommunikationsprozesse: Die TeilnehmerInnen erk<strong>und</strong>en, erweitern <strong>und</strong> optimieren<br />

ihre Lernstrategien, um alle ihre Ressourcen besser zu nutzen.<br />

Die Ziele: Sie planen die konkreten Lernschritte, die zur gewünschten<br />

Sprachkompetenz führen.<br />

Dieses Seminarkonzept wird ebenfalls evaluiert, d.h. wir machen auch hier wieder Vor- <strong>und</strong><br />

Nachinterviews. Die bisherigen Rückmeldungen zeigen, dass wir ganz ähnlich gute<br />

Ergebnisse erreichen. Gestatten Sie mir, dass ich Ihnen eine solche erste schriftliche<br />

Rückmeldung auf Italienisch vorlese <strong>und</strong> übersetze. Die Dame wollte endlich Englisch lernen.<br />

Im Seminar meinte sie auch noch scherzhaft, sie hätte gerne einen „fidanzato americano“, also<br />

einen amerikanischen Verlobten. Auf diese Aussage spielt sie zu Beginn ihrer e-mail-<br />

Nachricht an:<br />

„Carissimi tutti, ho voglia di scrivervi rispetto al "post seminario", perchè mi sembra<br />

interessante, anche per dare un feed-back agli insegnanti - visto quante parole in inglese??? ☺<br />

Il fidanzato americano ancora non si vede all'orizzonte, ma io non perdo la speranza, ma<br />

quello che mi sta accadendo è molto interessante. Da qualche giorno mi sento molto<br />

coraggiosa rispetto al parlare e scrivere in inglese. Certo, sotto il profilo grammaticale e<br />

sintattico le cose non sono cambiate, ma quello che non ho più è la paura di agire. Ho fatto<br />

una telefonata in inglese, ho scritto diverse mail, anche ai miei insegnanti, insomma mi sento<br />

intraprendente. Sì, quello che sicuramente è cambiato è che non ho più il timore: di non saper<br />

parlare, di non riuscire a capire. Effettivamente continuo a non capire e non sapermi<br />

esprimere compiutamente, ma non è più un ostacolo.<br />

Ho comprato l'abbonamento a SKY, uno dei miei primi passi, e presto inizierò con le lezioni<br />

di inglese, ho bisogno del budget - notare anche qui l'inglese per favore! ☺ - necessario per<br />

avviare una diecina di lezioni individuali.<br />

Un carissimo saluto a tutti e spero di leggervi presto.” (e-mail vom 2.11.2005) 1<br />

4. Zusammenfassung<br />

Ich fasse kurz zusammen:<br />

Mit dem Babylon-Ansatz können wir Menschen helfen, ihre Sprach(lern)blockaden zu lösen<br />

<strong>und</strong> ihre vorhandenen Ressourcen besser <strong>und</strong> freier zu nutzen. Sie kommunizieren<br />

anschließend anders <strong>und</strong> freier, sie können ihre Ziele in Bezug auf Sprache merkbar besser<br />

verfolgen. Darüber hinaus lassen sich auch immer wieder positive Nebeneffekte beobachten,<br />

d.h. dass sich die Lösung der Blockade auch auf andere Lebensbereiche positiv auswirkt.<br />

1 „Liebe alle, ich möchte Euch betreffend das „post-Seminar“ schreiben, weil mir das interessant scheint – auch<br />

um den Seminarleitern ein feedback zu geben – merkt ihr wie viele englische Worte? ☺ Der amerikanische<br />

Verlobte ist noch nicht am Horizont zu sehen, aber ich verliere die Hoffnung nicht, aber das, was mit mir<br />

passiert, ist sehr interessant. Seit einigen Tagen fühle ich mich sehr ermutigt, Englisch zu sprechen <strong>und</strong> zu<br />

schreiben. Sicherlich, auf der Ebene der Grammatik <strong>und</strong> des Satzbaus haben sich die Dinge nicht verändert, aber<br />

was ich nicht mehr habe, ist die Angst zu handeln. Ich habe ein Telefonat auf Englisch geführt, habe diverse emails<br />

geschrieben, auch an meine Lehrer, alles in allem: ich fühle mich unternehmungslustig. Ja, das was sich<br />

sicherlich verändert hat ist, dass ich keine Angst mehr habe, nicht sprechen zu können, nichts verstehen zu<br />

können. In Wirklichkeit verstehe ich noch immer nicht alles <strong>und</strong> kann mich noch immer nicht vollständig<br />

ausdrücken, aber es ist kein Hindernis mehr. Ich habe ein SKY-Abonnement gekauft – das war ja einer meiner<br />

ersten Schritte – <strong>und</strong> bald werde ich mit Englischlektionen beginnen, ich brauche ein Budget – beachtet bitte<br />

auch hier das Englisch, bitte! ☺ - um so an die 10 Einzelst<strong>und</strong>en zu nehmen. Einen herzlichen Gruß an alle <strong>und</strong><br />

ich hoffe, bald von Euch zu lesen!“<br />

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Ao. Univ. Prof. Dr. Georg Gombos<br />

Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />

In einem Europa von morgen brauchen wir Menschen, die miteinander in möglichst vielen<br />

verschiedenen Sprachen kommunizieren können. Viele Menschen in Europa haben<br />

biographische Erfahrungen gemacht, die es ihnen erschweren, ihre vorhandenen, aber<br />

verschütteten Ressourcen voll für das Lernen <strong>und</strong> Anwenden von Sprachen zu nutzen. Mit<br />

dem Babylon-Konzept sind wir bestrebt, Menschen in ihrem Vorhaben miteinander mehr <strong>und</strong><br />

besser in verschiedenen Sprachen zu kommunizieren zu unterstützen.<br />

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit <strong>und</strong> freue mich auf ein Wiedersehen bei<br />

Literatur:<br />

Schlötter, Peter: Wer hat Angst vor der Wissenschaft? Über die neueste Forschung zur<br />

empirischen Begründung von Systemaufstellungen. Ein Forschungsprojekt schlägt neue Wege<br />

ein. In: Systemische AufstellungsPraxis 1/05, S. 30-32<br />

Sparrer, Insa: W<strong>und</strong>er, Lösung <strong>und</strong> System. Lösungsfokussierte Systemische<br />

Strukturaufstellungen für Therapie <strong>und</strong> Organisationsberatung. Carl-Auer-Systeme Verlag,<br />

Heidelberg 2 2002<br />

Varga von Kibéd, Matthias/Sparrer, Insa: Ganz im Gegenteil. Tetralemmaarbeit <strong>und</strong> andere<br />

Gr<strong>und</strong>formen Systemischer Strukturaufstellungen – für Querdenker <strong>und</strong> solche, die es werden<br />

wollen. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg 4 2003<br />

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