Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas
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Ao. Univ. Prof. Dr. Georg Gombos<br />
Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />
Slowenisch hier in Kärnten betreffen: eine Person, die einen Kärntner Slowenen geheiratet hat<br />
wünscht sich Slowenisch an ihre Seite <strong>und</strong> möchte sich auf die Sprache einlassen können<br />
auch wenn sie Fehler macht. Die andere Person, die slowenischsprachige Vorfahren hat,<br />
spricht davon, sich mit ihrer „windischen Seite“ versöhnen zu wollen, sich dem Slowenischen<br />
wieder nähern zu wollen, inneren Frieden <strong>und</strong> Zufriedenheit zu finden <strong>und</strong> sich „r<strong>und</strong>er“<br />
fühlen zu wollen.<br />
Wir haben mit all diesen 14 Personen gearbeitet – in 13 Fällen in Seminaren, in einem Fall in<br />
6 St<strong>und</strong>en Einzelberatung. In allen Fällen wurde eine so genannte Systemische<br />
Strukturaufstellung® durchgeführt. Systemische Strukturaufstellungen® sind ein<br />
Gruppensimulationsverfahren, das Matthias Varga von Kibéd <strong>und</strong> Insa Sparrer entwickelt<br />
haben. Dabei werden Personen vom Anliegenbringer bzw. der Anliegenbringerin im Raum<br />
aufgestellt. Diese so genannten RepräsentantInnen können Personen, Orte oder Objekte<br />
darstellen. Die aufgestellten Personen, RepräsentantInnen werden nach ihren körperlichen<br />
Wahrnehmungen – der so genannten repräsentierenden Wahrnehmung befragt. Das<br />
Verblüffende an diesen Aufstellungen ist, das die Beziehungen der aufgestellten Elemente<br />
zueinander sichtbar bzw. wahrnehmbar werden. Regelmäßig berichten die<br />
AnliegenbringerInnen, dass das Ausgangsbild dem entspricht oder dem sehr nahe kommt, was<br />
sie innerlich erleben. Dazu müssen die aufgestellten Personen keinerlei Informationen über<br />
das System haben, einzig aus den Rückmeldungen über körperliche Wahrnehmungen<br />
erschließt sich das Bild. In der Folge kann der Aufstellungsleiter bzw. die Leiterin – auch<br />
Gastgeber/in genannt – Veränderungen im System anregen <strong>und</strong> testen. Es wird eine<br />
Verbesserung des Systems, eine „Lösung“ im Sinne einer Lösung der bisherigen<br />
Konstellation, einer Lösung der bisherigen, meist leidvoll erlebten Starre angestrebt. Das<br />
Abschlussbild, in das der/die AnliegenbringerIn am Ende eintritt, stellt so eine mögliche<br />
Variante für Veränderungen dar. Erfahrungsgemäß wirken sich derartige Aufstellungen<br />
verändernd für die AnliegenbringerInnen aus. In diesem Sinne möchte ich jetzt einige<br />
Fallbeispiele anführen – allerdings betonen, dass es bei allen AnliegenbringerInnen zu<br />
positiven Veränderungen gekommen ist.<br />
2.1 Fallbeispiel Irene: Die Muttersprache besser schreiben können (München)<br />
Irene ist eine Französin, die seit vielen Jahren in Deutschland lebt. Wir haben sie bei<br />
Aufstellungsseminaren kennen gelernt <strong>und</strong> sie war interessiert, mit uns an ihrem Anliegen zu<br />
arbeiten, welches nicht etwa ihre deutsche Sprache betraf, sondern ihre Erstsprache, oder<br />
Muttersprache Französisch.<br />
Anliegen (Vorinterview) Veränderungen (Nachinterview)<br />
• Muttersprache Französisch<br />
(Frankreich mit 17 verlassen)<br />
• Berufliche Sozialisation – Deutsch<br />
• Problem: Kann Gefühle, Emotionen<br />
nicht mehr schriftlich in Französisch<br />
ausdrücken; fühle mich nicht mehr zu<br />
hause in Französisch;<br />
• Früher habe ich viel in Französisch<br />
geschrieben – dann nach Projekt mit<br />
Ehemann aufgehört, nun verwende<br />
ich Französisch nur für noch für<br />
Studienzwecke;<br />
• Ich möchte gerne wieder die Sprache<br />
• Nach Aufstellung Eindrücke von<br />
Landschaft auf Fahrt ins Allgäu in<br />
Französisch notiert.<br />
• Praktikumsbericht <strong>und</strong> Arbeit<br />
geschrieben ging alles problemlos!<br />
• Die Freude an der Sprache war<br />
wieder da! ich habe überlegt, wie<br />
kann es feiner besser formuliert<br />
werden in Französisch.<br />
• Auch die Rechtschreibung in Deutsch<br />
ist einfacher geworden – die Arbeit<br />
hat auch eine Auswirkung auf die<br />
deutsche Sprache gehabt.<br />
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