5 Stereotype, Stigma und Vorurteile
5 Stereotype, Stigma und Vorurteile
5 Stereotype, Stigma und Vorurteile
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass <strong>Stereotype</strong> im wesentlichen<br />
kognitive Strukturen in Form von Vorstellungsinhalten <strong>und</strong> Schemata sind (vgl.<br />
Jussim, Manis, Nelson & Soffin, 1995, S. 228ff.), welche der Rationalisierung der<br />
Wahrnehmung <strong>und</strong> Verarbeitung der Außenweltreize dienen (vgl. Macrae &<br />
Bodenhausen, 2001, S. 239) <strong>und</strong> sowohl durch Deduktion, als auch durch<br />
Induktion aktiviert werden können (vgl. Jonas, 2002, S. 41). Außer der kognitiven<br />
Funktion haben <strong>Stereotype</strong> noch soziale Funktionen, wie etwa die der Selektion<br />
<strong>und</strong> Ausgrenzung von Personen zum eigenen Statuserhalt. Darüber hinaus bilden<br />
<strong>Stereotype</strong> die kognitive Basis für <strong>Stigma</strong>tisierung <strong>und</strong> <strong>Vorurteile</strong> (vgl. Jonas,<br />
2002, S. 7ff.) <strong>und</strong> werden in dieser Funktion für die vorliegende Arbeit relevant<br />
sein. In der kognitiven Definition des <strong>Stereotype</strong>nkonzeptes können die<br />
Vorstellungsinhalte sowohl negativer, als auch positiver Ausprägung sein <strong>und</strong> sind<br />
nicht zwangsläufig mit schädlichen Konsequenzen für das betroffene target Objekt<br />
verb<strong>und</strong>en. Es kann also zwischen negativen <strong>und</strong> positiven <strong>Stereotype</strong>n<br />
unterschieden werden (vgl. Angermeyer & Matschinger, 2004, S. 1050). Wann<br />
<strong>und</strong> unter welchen Bedingungen der Einfluss von <strong>Stereotype</strong>n in der Bewertung<br />
<strong>und</strong> Wahrnehmung von Personen <strong>und</strong> Gruppen negativ wirksam wird, soll im<br />
Kapitel über das <strong>Stigma</strong> näher erläutert werden.<br />
2.1 <strong>Stereotype</strong> bezüglich psychisch kranker Menschen<br />
In diesem Kapitel soll es darum gehen, welche <strong>Stereotype</strong> bezüglich der Gruppe<br />
psychisch kranker Menschen existieren <strong>und</strong> weniger darum, wie bzw. ab wann es<br />
zur Kategorisierung eines Menschen in diese Gruppierung kommt. Das bedeutet,<br />
dass die Wirksamkeit deduktiver <strong>Stereotype</strong> im Vordergr<strong>und</strong> dieses Abschnittes<br />
stehen wird, um die bestehenden Glaubenssätze in der Gesellschaft besser<br />
identifizieren zu können.<br />
Gegenüber psychisch kranken Menschen bestehen sowohl negative als auch<br />
positive <strong>Stereotype</strong>. Ein positives Stereotyp über psychisch kranke Personen ist<br />
beispielsweise, dass Menschen dieser Kategorie mit Genialität assoziiert sind (vgl.<br />
Genie <strong>und</strong> Wahnsinn). Zentrale negative <strong>Stereotype</strong> bezüglich psychisch kranker<br />
Menschen sind, dass Menschen, welche dieser Kategorie zugeordnet werden,<br />
erstens gefährlich seien, zweitens selber für das Vorliegen ihrer Kondition<br />
14