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5 Stereotype, Stigma und Vorurteile

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zu einer sozialen Gruppe dazugehörig aufgefasst, sondern in eine andere eigene<br />

verschoben (vgl. Link & Phelan, 2001, S. 363ff.).<br />

Die Wirkung eines <strong>Stigma</strong>s findet in unterschiedlichen Bereichen ihren Ausdruck.<br />

So kann sich eine stigma-bedingte Diskriminierung in einer öffentlichen oder<br />

strukturellen Diskriminierung manifestieren. Öffentliche Diskriminierung wird von<br />

Personen des öffentlichen Lebens vollzogen, die eine bestimmte Relevanz für den<br />

Lebensvollzug des psychisch Kranken haben. Bei der Suche nach Wohnungen<br />

oder einer Arbeitstelle können öffentliche Benachteiligung von Vermietern oder<br />

Personalchefs gegen den/die TrägerIn einer psychischen Krankheit ausgeübt<br />

werden. Die strukturelle Diskriminierung bezieht sich auf Regeln <strong>und</strong> Prozesse<br />

des sozialen Lebens, deren Systematik zur Benachteiligung von Menschen mit<br />

einer psychischen Krankheit führt. Ein Beispiel struktureller Diskriminierung ist die<br />

Benachteiligung von psychisch Kranken im Krankenversicherungssystem (vgl.<br />

Corrigan zit. nach Rüsch, 2010, S. 287).So fordern einige Gesellschaften z.B.<br />

höhere Prämien für Menschen mit einer psychiatrischen Vorgeschichte (vgl.<br />

Rüsch, Angermeyer & Corrigan, 2005, S. 227). Eine weitere entscheidende<br />

Dimension in der die negative Wirkung des <strong>Stigma</strong>s einer psychischen Erkrankung<br />

stellt die Selbststigmatisierung durch die Betroffenen selbst dar. Die<br />

Selbststigmatisierung bezeichnet eine Abwertung der eigenen Person aufgr<strong>und</strong><br />

des Merkmals der psychischen Erkrankung (vgl. Rüsch, 2010, S. 287).<br />

Die <strong>Stigma</strong>tisierung psychisch kranker Menschen kann sich implizit <strong>und</strong> explizit<br />

äußern. In Forschungen im Bereich der Sozialpsychologie kommt den automatisch<br />

<strong>und</strong> unbewusst ablaufenden Einstellungsbildungen eine immer größere Rolle zu.<br />

Die automatischen <strong>und</strong> weitgehend unreflektierten Reaktionen auf <strong>Stigma</strong>ta<br />

werden implizit genannt. Implizite Einstellungen entstehen durch unbewusste<br />

Assoziation von sozialen Kategorien mit negativen Attributen. Solche impliziten<br />

Einstellungen äußern sich auch im Verhalten <strong>und</strong> manifestieren sich insbesondere<br />

in nonverbalen Reaktionen. Explizite Einstellungen sind reflektierte <strong>und</strong><br />

durchdachte Schlussfolgerungen. Bei der Äußerung expliziter Einstellungen<br />

spielen andere gr<strong>und</strong>sätzliche Einstellungen <strong>und</strong> soziale Erwünschtheit eine Rolle.<br />

Explizite <strong>und</strong> implizite Einstellungen müssen nicht übereinstimmen. So kann<br />

implizit die Diagnose Schizophrenie mit Gefahr assoziiert werden, wobei dies<br />

explizit so nicht gedacht oder geäußert würde. Die Diskrepanz zwischen impliziten<br />

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