Zum Jahresbericht 2009 - Fachbereich - Bauingenieurwesen ...
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Aber sicher!<br />
J ü rgen S ch n e ll | Wo l fgang Kurz | Alexander Fisch e r | M a r kus Loch<br />
Der Umgang mit bestehender Bausubstanz hat deutlich an<br />
Bedeutung gewonnen, seitdem der Wiederaufbau nach dem<br />
II. Weltkrieg und der Ausbau einer zeitgemäßen Infrastruktur<br />
weitgehend abgeschlossen ist. Bauen im Bestand gehört<br />
deshalb heute zu den bedeutendsten Aufgabenfeldern für<br />
Bauingenieure. Vorrangigste Aufgabe ist es dabei, auch bei<br />
Bestandsveränderungen die Standsicherheit der Tragwerke<br />
jederzeit sicherzustellen.<br />
Alle Bemessungsregeln und -normen zielen fast ausschließlich<br />
auf die Errichtung von Neubauten. Sie führen dort bei<br />
konsequenter Umsetzung zu einer Standsicherheit, die den<br />
definierten Anforderungen gerecht wird. Bei Instandsetzung<br />
und Umnutzung vorhandener Bausubstanz ergibt sich aber<br />
eine Vielzahl von Fragestellungen, die im bauaufsichtlich<br />
eingeführten Regelwerk ohne Antwort bleiben. Dies betrifft<br />
die Bewertung der Eigenschaften vorhandener Werkstoffe<br />
genauso wie Bemessungsansätze zur Ermittlung der Standsicherheit<br />
historischer Bauelemente.<br />
An der TU Kaiserslautern wird deshalb gleich in mehreren<br />
Forschungsvorhaben versucht, die Grundlagen für ein sicheres<br />
Bemessen existierender Baukonstruktionen zu schaffen.<br />
Dies erfordert die Umbewertung von in historischen Normen<br />
verwendeten Kenngrößen auf Kenngrößen des aktuellen<br />
Regelwerkes, die Erarbeitung statistischer Methoden zur<br />
Ermittlung von Eigenschaften anhand von in-situ ermittelten<br />
Stichproben und insbesondere auch die probabilistische<br />
Auswertung zusätzlicher Informationen, die im Bestand –<br />
anders als bei der Neubauplanung – am Tragwerk gewonnen<br />
werden können. Zusätzlich gilt es, im aktuellen Normenwerk<br />
enthaltene Konstruktionsregeln hinsichtlich ihrer Relevanz<br />
für Bestandsbauten zu bewerten. In Zusammenarbeit mit<br />
der Fachhochschule Kaiserslautern (Prof. Bindseil) wurden<br />
im Rahmen eines Förderprogrammes des Landes Rheinland-<br />
Pfalz zusätzliche Erkenntnisse auch zu Konstruktion und<br />
Bemessung von Verstärkungsmaßnahmen gewonnen.<br />
Ein wesentliches Ziel ist es, Hilfsmittel zu erstellen, die in<br />
der Praxis eine zugeschärfte Bemessung ohne vertiefte<br />
Kenntnis stochastischer Verfahren ermöglichen. Damit soll<br />
es gelingen, unnötigen Abbruch oder aufwendige Verstärkungsmaßnahmen<br />
möglichst zu vermeiden: Ein Beitrag zur<br />
Nachhaltigkeit im Bauwesen.